You are my Dahlia von Hakkyo ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Atsushi starrte die Wand an und fand an dieser Tätigkeit immer noch genauso viel Gefallen wie vor zwei Stunden, als er damit angefangen hatte. Gar keinen. Genervt von sich selbst stand er auf und trat ans Fenster, sah hinaus auf das nächtliche Tokio und fragte sich noch immer, was er nun tun sollte. Er könnte mehr trinken, das war eine Option. Aber am nächsten Tag mit dem Gefühlschaos und einem Kater aufzuwachen würde grausam sein, das wusste er inzwischen aus Erfahrung. Sein Blick wanderte umher, blieb an einem Haus in einiger Entfernung haften. An einem Fenster, das dunkel war, die ganze Etage war dunkel, niemand schien da zu sein... Doch dann flammte Licht auf und Atsushi war einen Moment fast wie erstarrt, doch dann griff er zum Telefon und wählte eine Nummer, die er schneller im Kopf hatte als seine eigene, lauschte dem Klingelzeichen. Aber nicht lange, schon nach dem vierten Klingeln kam eine ihm bekannte Stimme aus dem Hörer. Bekannt, aber doch nicht die, die er hören wollte. „Moshi-moshi, um die Uhrzeit ruft nur einer hier an. Atsushi?“ Er schmunzelte, na klasse.... „Ja. Was machst du in seiner Wohnung, Imai?“ „Blumen gießen, den Briefkasten leeren, was man eben so macht. Hast du ihn angerufen?“ „Hm hm. Vorgestern. Warum?“ Er wußte genau was der andere meinte, aber... Vielleicht hatte er ja Glück. „Du bist ein Idiot. Wir sehen uns die Tage im Studio, bis dahin.“ Und es macht Klick, Imai hatte wirklich aufgelegt. Atsushi wandte sich vom Fenster ab, sah sich in seinem Wohnzimmer um, auf der Suche nach irgendwas. Egal was, nur etwas womit er sich beschäftigen konnte! Als sein Blick an einem Bild hängen lieb, seufzte er und trat ans Regal, besah sich das Foto genauer. Das schöne Gesicht lächelte ihn an, zwinkerte ihm zu. Verdammt... „Komm endlich zurück!“ das Bild zeigte sich völlig unbeeindruckt von seinem Gefühlsausbruch und er ließ sich wieder in den Sessel fallen. ~Ich bin ein Idiot...~ Atsushi griff sein Glas und ließ den Whisky einen Moment darin kreisen, bevor er einige Schlucke trank. ~Was solls, lieber ein Idiot als das hier noch länger.~ Resignierend griff er erneut zum Telefon und wählte eine andere Nummer als gerade eben, diesmal musste er nicht warten. Überrascht sah er auf das Bild, als schon nach dem ersten Klingeln jemand abnahm. „Hallo. Warst du im Studio oder kommst du aus einer Bar?“ Atsushi lächelte. „Aber nicht doch, ich bin stocknüchtern.“ „Noch. Was ist los?“ Die Stimme schien amüsiert, aber da klang noch mehr mit. „Hier wie immer nichts. Hast du wieder die letzten Tage durchgearbeitet? Hat jemand darauf geachtet, ob du schläfst oder isst?“ „Alles ist okay. Ich bin nur etwas müde, weil ich die letzte Nacht durchgearbeitet habe. Nur die letzte Nacht.“ Ein Seufzen. „Du kennst mich zu gut... Also, warum rufst du an? Das machst du sonst nur, wenn du aus der Bar kommst und noch nicht ins Bett willst.“ Atsushi sah wieder aus dem Fenster. „Nichts. Wie spät ist es bei dir jetzt?“ „Acht Uhr morgens, du bist mein Weckruf.“ Verdammte Zeitverschiebung! „So früh? Was hast du heute vor?“ Er hatte vergessen, wie weit Los Angeles in der Zeit hinterher ist und das bereitete ihm ein schlechtes Gewissen. Er hatte ihn geweckt. „Eine Besprechung, dann noch ein Treffen mit Bekannten, mehr nicht. Sehr lange werde ich nicht mehr hier sein, also noch den Rest erledigen. Und du?“ Atsushi lächelte „Ich? Nichts, es ist ein Uhr morgens und ich gehe gleich in mein Bett. Und sogar ganz allein.“ Er hatte es geschafft, die Stimme lachte. „Warum das denn?“ Aber klang die Stimme nicht auch etwas erleichtert? „Weil ich nur noch alleine ins Bett gehen werde. Es lohnt sich nicht mehr. Yoshiki, warst du mal wieder verliebt? So wie damals?“ Einige Sekunden war nur Schweigen zu hören, dann ein leises Seufzen. „So wie damals nicht, nein.“ „Aber?“ Atsushi blickte weiter auf das nächtliche Tokio und wartete. „Du willst ein Aber? Nicht so wie damals, sondern schlimmer. Und bevor du weiterfragst, schlimmer weil es einseitig ist und immer einseitig bleiben wird.“ Seine Stimme klang normal, aber Atsushi kannte Yoshiki nun schon sehr lange. Da war mehr, Traurigkeit, Resignation und Schmerz. Und es zerriss ihm das Herz. „Wer ist so dumm und weißt dich zurück? Oder bist du auf Nummer sicher gegangen und hast es für dich behalten?“ „Atsushi, bitte. Es ist eindeutig zu früh für solche Gespräche.“ „Also hast du es für dich behalten.“ Wieder ein leises Seufzen. „Ja. Bist du nun zufrieden? Ich muss bald los.“ „Nein. Aber vergiss nicht was zu frühstücken. Und vielleicht kann ich dich ein wenig ablenken... Mir geht es wie dir.“ Nun schwiegen beide, man hörte einige lange Sekunden nur ruhiges Atmen auf beiden Seiten, bis die Neugier überwog. „Du liebst jemanden? Und sagst es ihr nicht? Warum nicht, A-chan?“ Ein tiefes Luftholen, dann ein Seufzen von Atsushi. Warum tat er das noch mal? Ach ja... „Weil es keine sie ist. Und weil es aussichtslos ist.“ „Du... Du hast dich in einen Mann verliebt? In wen? Kenne ich ihn? Und warum ist es aussichtslos, weißt du das bestimmt?“ „Ja, habe ich. Ja, du kennst ihn. Und ja, ich weiß es mit Bestimmtheit. Er selbst hat es gesagt.“ Atsushi hörte, wie Yoshiki seufzte. „Wie dumm von ihm. Es tut mir leid, A-chan. Wirklich.“ „Ich weiß, Yoshi. Geh was essen, ich leg mich hin.“ Hinlegen? Wozu? Er würde doch nicht schlafen können. „Gleich. Wer ist es, Atsushi?“ Und wieder hörte man nur Schweigen, endlose Sekunden lang, bis eine besorgte Nachfrage kam. „Atsushi? Bist du noch da?” „Ja. Denkst du dran, mir den Whisky mitzubringen?“ „Sakurai Atsushi! Den habe ich schon längst gekauft, aber ich kann ihn auch ganz zufällig hier im Hotel vergessen!“ Der Sänger von Buck-Tick lachte leise. „Ganz zufällig, natürlich. Bis bald, Yoshi.“ Es wäre wirklich besser, wenn er nun auflegen würde. Das alles führte zu nichts.... Doch die Stimme hielt ihn auf, Yoshiki klang plötzlich so verlassen und traurig. „A-chan.... Sind wir keine Freunde mehr?“ „Gerade weil wir es sind. Das macht es so unmöglich, so aussichtslos. Gerade das macht dich so unerreichbar, Yoshiki.“ Dieses mal war das Schweigen nur kurz und die Stimme des anderen war überrascht, aber zaghaft. „Wie meinst du das?“ „Nur so. Schon gut. Bis bald, Yoshi, okay? Es ist echt Zeit fürs Bett, ich schlafe schon fast.“ Eine Lüge, aber eine notwendige Lüge. Oder? „Atsushi! Was ist los mit dir? Wovon redest du?“ „Davon, das ich dich liebe, Yoshiki. Ich liebe dich.“ Er lies dem anderen keine Zeit zu antworten, sondern legte einfach auf und starrte wieder die Wand an. ~Ich bin ein Idiot!~ Atsushi war nun also wieder da, wo er schon vor einiger Zeit war. Und doch hatte sich alles geändert. Wenn er Pech hatte, hat er nun einen guten, eigentlich fast den besten Freund verloren. Und da er heute beim Pokern gewonnen hatte, kann er ja nur Pech in der Liebe haben... Doch sein Handy ließ ihn nicht in den trüben Gedanken versinken, sondern piepte unglaublich laut in der Stille und veranlasste Atsushi dazu, die eingegangene Nachricht zu lesen. ~Gedulde dich nur noch einige Tage, ich bin bald wieder in Tokio. Und dann erwarte ich, das du mir sagst seit wann du mich liebst, damit ich weiß wie viel Zeit wir verschwendet haben. Bis dahin, in Liebe, Yoshiki.~ Wie man sieht, konnte man Glück im Spiel und in der Liebe haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)