I remember the time von Kleiner_Diamant (Vergangenes vergessen...) ================================================================================ Kapitel 1: Das Mädchen ohne Stimme ---------------------------------- Strahlend blauer Himmel soweit das Auge reicht, warmer Sonnenschein auf der Haut, ein lauer Wind weht durch das Haar und lässt die Blätter leise rascheln. Es war einer dieser Tage, die man als "perfekt" interpretieren würde. Sofern man nicht "anderst" war... "Hey Chiharu! Was machst du denn da oben?" Die Angesprochene schwieg. "Vielleicht bereitet sie irgendwelche Weissagungen vor!", lachte eine zweite Stimme. Immernoch blieb das Mädchen namens Chiharu stumm. Sie saß seelenruhig auf einem Felsen, der dreimal so hoch und breit wie sie selbst war und flocht aus einem Strauß Gänseblümchen einen Kranz für ihr Haar. Was die beiden Personen dort unten auch riefen oder taten, hier oben war sie sicher. Niemand konnte ihr hierher so leicht folgen. Jedenfalls niemand, der noch lebte... "Die ignoriert uns!", hörte sie die erste Stimme wieder sagen. "Gleich nicht mehr...", antwortete die zweite. Für einen kurzen Moment herrschte daraufhin Stille, danach rief einer der beiden wieder: "Hey Chiharu! Schau mal!" Chiharu hob den Kopf. Genau in diesem Moment knallte ein Stein mit voller Wucht gegen ihre Stirn. Sie stieß einen kläglichen Laut aus, hob die Hände an die Stirn und ließ dabei den Kranz fallen. Diesser rollte quer über den Fels davon. (Ist etwas ungewöhnlich, aber naja ^^) "Ah...!" Als sie dies sah, sprang Chiharu sofort auf und lief ihm nach. Doch zu spät! Der Kranz fiel bereits von der Felskante. Mit einem Satz warf sie sich nach vorn, um ihn noch zu fangen, verfehlte ihn jedoch knapp. Ein leises Platsch verkündete, dass der schöner Blumenkranz im Bach, der neben dem Fels herfloß, gelandet war. Binne weniger Sekunden war er davongespült worden. Das kleine Mädchen sah ihm traurig nach. Hinter sich hörte sie Schritte auf sich und die beiden anderen Personen zukommen und schon sagte eine vertraute Stimme: "Was tut ihr zwei Rotzlöffel da schon wieder? Wenn ihr Chiharu ärgert, dann könnt ihr was erleben!" "Mist, Meister Suko! Verschwinden wir!", murmelte die zweite person wieder. Danach waren eilige Schritte zu hören, die sich entfernten. Doch Chiharus Blick galt immernoch dem Bach, inden ihr geliebter Blumenkranz gefallen und verschwunden war. Sie seufzte. "Alles in Ordnung Chiharu?", fragte jemand und endlich drehte sie sich um. Meister Suko stand vor ihr und sein ganzer Körper verdeckte die Sonne, sodass sie in sein freundlich-besorgtes Gesicht schauen konnte. Sie nickte zögerlich. "Was ist denn passiert? Die blutest an der Stirn.", bemerkte er und hockte sich zu ihr herunter. Chiharu sah ihn aus unschuldigen Augen ins Gesicht, dann zeigte sie auf den Bach unter sich. "Hm?" Meister Suko folgte ihrem Zeigen. "Ist dir da was reingefallen?" Wieder nickte das Mädchen. "Und was?" Diesmal deutete sie auf etwas hinter Meister Suko. Er wandte den Kopf um und sah auf den Rest des Blumenstraußes, den Chiharu für den Kranz verwendet hatte. "Hast du wieder einen Kranz geflochten?" Erneutes Nicken. "Und der ist dir ins wasser gefallen und vom Bach fortgespült worden, hm?" Und wieder Nicken. Er seufzte. Obwohl er nicht dabei war, konnte Meister Suko sich denken was passiert war. Die Jungs aus dem Dorf ärgerten Chiharu immer wenn sie allein war. Und sie wehrte sich nie dagegen, geschweige denn sagte sie etwas dazu. Chiharu war, seit sie vor zwei Jahren ins Dorf gekommen war, stumm geblieben. Man sah ihr auch nie an, wenn es ihr schlecht ging. Das Einzige, was jeder wusste, war, dass sie es liebte Kränze aus verschiedenen Blumen zu flechten. Besonderst aus Gänseblümchen. Kein Wunder also, dass sie mehr über den verlorenen kranz als um die Wunde an ihrer Stirn trauerte. "Na komm.", sagte Meister Suko nach einer Weile und nahm sie auf den Arm. "Du kannst morgen ja ein paar neue Blumen pflücken gehen und machst einen neuen Kranz. Einen noch schöneren, okay?" Er lächelte sie freundlich an. Chiharu musterte sein Gesicht kurz mit großen Augen, dann lächelte auch sie und nickte. Meister Sukos Haus lag etwas abseits des kleinen Dorfes Bakoru. Es war nicht das größte, doch der Platz reichte für die drei Personen, die dort lebten allemal. Neben Meister Suko, wohnten dort noch Chiharu und Aihara, die Haushälterin. Eine nette alte Dame, die sehr gut kochen konnte und Chiharu als eine Art Enkelin ansah. Sie sorgte sich sehr um sie und versuchte alles, damit sie sich wohl fühlte und glücklich war. Nun, da sie die beiden auf das Haus zu laufen sah, lächelte sie und ging ins Haus um das Abendessen aufzusetzen, das sie schon vorbereitet hatte. Nach dem Essen saßen sie noch eine Weile bei Tisch zusammen. Aihara hatte Chiharus Wunde auf der Stirn versorgt und ein Pflaster darüber geklebt und Meister Suko hatte ihr erzählt, wo er Chiharu aufgegabelt hatte. "Hm...es wird immer schlimmer mit diesen Bengeln aus dem Dorf.", sagte die alte Dame nachdenklich. "Wenn das so weiter geht, bezweifel ich, dass ich Chiharu noch mal aus dem Haus gehen lasse." Meister Suko stellte seinen Teebecher ab. "Wir können sie hier nicht einsperren, Aihara. Auch wenn Chiharu nicht mehr redet, seit sie hergekommen ist, so liebt sie es doch draußen rumzulaufen und Blumen für ihre Kränze zu sammeln." "Das weiß ich.", erwiederte die Haushälterin ernst. "Doch die Kinder aus dem Bakoru werden sie nicht in Ruhe lassen. Heute sind sie abgehauen, weil sie gekommen sind Meister Suko. Das nächste Mal ist dies vielleicht nicht der Fall." Bei diesem Satz sah Chiharu, die während des Gespräches stumm auf ihrem Schoß mit ihren Händen gespielt hatte, auf. Meister Suko bemerkte es und schloss das Gespräch. "Wir reden später darüber. Chiharu für dich ist es Zeit ins Bett zu gehen." Sie sah ihn an, nickte und stand auf. "Ich komm gleich zu dir ans Bett, okay?", meinte Aihara und lächelte sie an. Chiharu erwiderte das Lächeln und nickte erneut. Dann tapste sie schnell aus dem Esszimmer und eine Treppe hoch. Nach nicht mal 10 Minuten lag sie im Bett und Aihara saß bei ihr auf der Bettkante. Sie strich dem mädchen über die Stirn. "Schlaf gut, Chiharu. Morgen sieht alles schon wieder anderst aus. Vielleicht passiert dir da etwas wunderbares." die Haushälterin gab ihr noch einen Kuss auf den Haaransatz, stand dann auf, schaltete das Licht aus und schloss die Tür hinter sich. Eine ganze Weile lag Chiharu allein in ihrem Bett und starrte auf den Mond, der sein kaltes Licht durch ihr Fenster warf. In ihr machte sich plötzlich ein Gefühl der Leere und Einsamkeit breit. Egal wie freundlich oder gemein sie hier alle waren, Chiharu fühlte sich allein. Tränen liefen ihr die Wangen herunter. Und dieses Gefühl würde sich vermutlich auch niemals ändern... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)