Das Schloss der lahmen Schnecke von Saedy ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Vielen Dank für die lieben Kommentare. Ich freu mich immer, wenn ich was von euch höre^^. Ach ja, die Karten aus dem letzten Kapitel waren: Die Fallgrube (schwer zu erraten^^), der Pinguinsoldat und der Flammen Manipulator. So und jetzt geht' s weiter: “Ts, da lässt man dich mal für einen Augenblick allein und schon bringst du dich in Schwierigkeiten”, stellte eine tadelnde Stimme fest, die von oberhalb der Öffnung kam. Kaiba stellte sich auf seine Füße und blickte nach oben, wo er die Umrisse einer schattenhaften Gestalt erkennen konnte. Anhand der igelartig in die Luft stehenden Frisur, der schlanken Statur und der Stimme konnte es sich jedoch um niemand anders als Yami handeln. “Was du nicht sagst”, erwiderte Kaiba unbeeindruckt und verschränkte die Arme vor der Brust. “Dir hat es wohl einen Heidenspaß bereitet, mich so an der Nase herumzuführen und mir weis zu machen, in diesem merkwürdigen Gemäuer spuke es.” “Ach, dann hast du also festgestellt, dass es hier gar nicht spukt?”, zog Yami eine Augenbraue hoch. “Also, das wäre mir neu.” “Willst du etwa behaupten. . .”, fuhr Seto wütend auf. “Tja, eigentlich wollte ich dich vor dieser Erkenntnis bewahren, aber du wolltest ja unbedingt im Schloss bleiben.” “Pa! Ich glaube nicht an Geister. Und schon gar nicht an welche, die aussehen wie Duel-Monster.” “Ach, diese lieben, kleinen Geister gehören eigentlich zu der harmlosen Sorte. Nenn sie einfach meine Hausgeister. Und wie Duel-Monster sehen sie nur deshalb aus, weil sie wissen, dass ich dieses Spiel sehr gerne spiele. Sie wollen mir eine Freude bereiten, in dem sie die Gestalt der Monster annehmen - allerdings würden die meisten Geister das niemals zu geben, dazu sind sie einfach zu stolz.” “Pfa, Unsinn! Du hast hier irgendwo Holoprojektoren installiert und wolltest mir einen Schrecken einjagen. Aber das hat nicht funktioniert. Das einzige, was ich jetzt habe, sind verdammte Rücken- und Kopfschmerzen.” “Oh, das tut mir aber leid, mein Engel. Soll ich dich wieder gesund pflegen?” “Nein, du verdammter Bastard!”, schrie Seto und hätte geschworen, stünde Yami nicht außer Reichweite, hätte er ihn jetzt garantiert erwürgt. “Komm bloß hier herunter!”, rief er wütend und ballte die Hände zu Fäusten. “Ich glaube, es ist besser, du kommst zu mir herauf. Nimm die Treppe da!”, wies er Seto ganz ruhig an und ignorierte gekonnt dessen Wutausbruch. Dieser guckte nicht schlecht, als sich plötzlich eine vorher nicht vorhandene Treppe vor ihm auftat. Doch versuchte er, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen und setzte forsch seine Füße darauf - was ihm angesichts der Rückenschmerzen nicht ganz gelingen wollte. “Nun, ich hoffe es geht dir gut?”, erkundigte sich Yami freundlich und legte eine Hand auf Setos Schulter. Dieser zuckte zusammen - vor Schmerz. Yami grinste ihn spöttisch an, als wisse er genau, wie er sich fühlte. “Bestens, danke der Nachfrage”, erwiderte Kaiba eingeschnappt. “Gut, dann kannst du das Schloss ja jetzt wieder verlassen - falls es noch nicht zu spät ist”, merkte Yami ominös an. Doch das wollte Kaiba nun auch wieder nicht. Erstens hatte er keine Lust, zu seinem verhassten Adoptiv-Vater zurückzukehren und zweitens wollte er trotz seiner Verärgerung doch noch mehr über diesen mysteriösen und attraktiven Jungen neben sich herausfinden. In diesem Augenblick wünschte er sich irgendeine Anleitung herbei, wie man einen jungen Mann verführte. Seinen Ärger vergessend, grinste er still vor sich hin, während er neben Yami herging. Schließlich meinte er: “Nein, ich werde nicht gehen. Du weißt ja. . .” “Du hast kein Zuhause, ich weiß”, meinte Yami, aber seine Stimme klang ein wenig zweifelnd. “Sag mal, wer hält eigentlich dieses ganze Schloss so sauber und in Ordnung? Bisher habe ich niemanden außer dir gesehen und für dich alleine dürfte das doch etwas zu viel sein. Wo sind denn diese Hilfskräfte, von denen du gesprochen hast?” “Ach, zwei von denen bist du schon begegnet”, erklärte Yami schmunzelnd. “Nur, dass sie in dem Moment wohl mehr Spaß daran hatten, dich zu ärgern, statt das Schloss in Ordnung zu halten. Es kommt immerhin nicht oft vor, dass wir Besuch bekommen.” “Aha, verstehe”, meinte Kaiba, aber seine Worte klangen, als glaube er kein Stück davon. Doch wenn er Yami widersprach und sich mit ihm anlegte, wie sollte er ihm dann näher kommen? Auch, wenn er verrückt zu sein schien, so minderte das seine Schönheit doch nicht und so wollte Kaiba ihm erstmal freundlich gegenübertreten, damit dieser ihn an sich heran ließ. “Ich glaube, es ist Zeit für das Mittagessen”, stellte Yami fest und Kaiba guckte nicht schlecht, als sie schon nach kurzer Zeit wieder im Speisesaal ankamen. Er selbst war eine Ewigkeit von dort spaziert - offenbar hatte er sich vorhin doch verlaufen. “Was ist das nur für eine seltsame Architektur?”, wunderte er sich. “Ich habe keine Ahnung. Leider weiß ich nicht, von wem dieses Schloss erbaut wurde, oder warum es schneckenförmig konstruiert wurde. Allerdings habe ich da so eine Vermutung, was das letztere betrifft.” “Und das wäre?” “So können die überschüssigen Energien besser abfließen.” “Von welchen Energien sprichst du denn?” “Von den Energien der Dimension neben unserer. Manche nennen sie auch Geisterwelt, Unterwelt oder sogar Hölle. Allerdings nicht zu verwechseln mit dem Reich der Toten.” “Aha”, meinte Kaiba und fragte sich, wie verrückt Yami eigentlich wirklich war. “Ich sehe schon, du glaubst mir kein Wort”, schmunzelte der, ohne beleidigt zu sein. Offenbar war er das gewohnt. “Aber ich muss dich schließlich darauf vorbereiten, da du länger hier bleiben willst. Zumindest scheinst du einen starken Geist zu besitzen, da dich die beiden Duel-Monster Imitationen ja nicht besonders beeindruckt haben. Das ist schon mal eine gute Voraussetzung.” “Danke”, lächelte Kaiba, diesmal ehrlich geschmeichelt. “Sag mal, woher kommt eigentlich der merkwürdige Name des Schlosses? Heißt es wegen der seltsamen Architektur so? Aber wieso dann nicht nur Schnecke, sondern lahme Schnecke?” Yami zuckte mit den Schultern. “So lange ich hier auch lebe, das habe ich leider noch nicht herausgefunden. Ich kenne den Namen des Schlosses auch nur von einer Inschrift im Keller. Aber frag mich nicht, warum diese im Keller angebracht ist.” Kaiba ließ es dabei bewenden und staunte nicht schlecht, als im Speisesaal bereits alles angerichtet war. “Das ist ja ein richtiges Festmahl”, stellte er überrascht fest. “Tja, meine Freunde dachten wohl, sie müssten sich diesmal besonders Mühe geben, weil ich Besuch habe.” “Mit Freunde meinst du wohl diese Geister?”, erkundigte sich Kaiba abwertend. “Stimmt genau”, damit war für Yami das Thema beendet und er setzte sich an den Tisch. Kaiba wollte gar nicht erst wissen, warum die Geister Yami bekochten und sein Schloss sauber hielten. Besser war es, nicht weiter auf diese Verrücktheiten einzugehen und ihm in dem Glauben zu bestärken, dass es seine Geisterfreunde wirklich gab. Allerdings fragte er sich auch, ob man da wirklich noch etwas bestärken konnte, da Yami ohnehin fest überzeugt davon zu sein schien. Das führte Kaiba nun zu der Frage, wer sich tatsächlich um das Schloss und das Essen kümmerte. Wenn es Yamis Eltern oder Bedienstete waren, war es doch merkwürdig, dass er diese noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Aber vielleicht hielt sich das Personal auch nur sehr bedeckt und versuchte, immer möglichst unsichtbar zu sein? Außerdem war das Schloss schon so riesig, dass sich ein paar Leute locker darin verlieren konnten. “Hm, köstlich”, stellte Yami fest, der gerade das Hähnchen kostete. “So gut haben sie wirklich lange nicht mehr gekocht. Obwohl man auch nicht sagen kann, dass es sonst schlecht schmecken würde.” “Na dann, guten Appetit!”, wünschte Kaiba trocken und stach seine Gabel in den Salat. “Oh, entschuldige! Ich hatte so lange keinen Besuch mehr, dass ich ganz vergessen habe, wie man sich benimmt. Ich wünsche dir auch einen guten Appetit”, erklärte er, wobei seine Stimme einen merkwürdig eindringlichen Ton annahm und seine rötlichen Augen sich in seine zu bohren schienen. “Was ist?”, erkundigte sich Kaiba schroff und versuchte zu vertuschen, dass er gerade schlucken musste und ihm ganz anders wurde. “Oh, du erinnerst mich nur irgendwie an jemanden”, stellte Yami mit einem warmen Ton in der Stimme fest. “Hm, ja, doch leider weiß ich nicht, an wen.” Nachdenklich geworden, aß er weiter und auch Kaiba war nicht nach mehr Unterhaltung zumute. Dieser Morgen hatte ihn doch ganz schön gestresst. Trotzdem war er neugierig und erkundigte sich noch nach Yamis Eltern. Dieser schmunzelte jedoch nur traurig und erklärte, dass er schon lange keine Eltern mehr habe. Am Nachmittag war Yami leider auch schon wieder mit der Erklärung verschwunden, dass er sich an seine Arbeit machen müsse. Genau wie letztes Mal, war er so schnell weg, dass Kaiba ihm nicht mehr zu folgen Imstande war. Der Frage, was genau Yami arbeite, war dieser ausgewichen. Er hatte nur gemeint, er müsse das Schloss in Ordnung halten. Aber das taten ja schon die “Hilfskräfte”, falls es jene überhaupt gab. Entschlossen, sich diesmal nicht so leicht von seinem Vorhaben abringen zu lassen, trat Kaiba erneut den Weg durch die verrückt angelegten Schlossgänge an - wobei er tierisch aufpasste, nicht wieder in eine Fallgrube oder ähnliches zu geraten. “Aha, du musst Seto sein”, stellte ein braunes Fellknäuel, welches urplötzlich aus dem Boden aufgetaucht war, so dass Kaiba beinahe darüber gefallen wäre, fest. “Ein Kuriboh!”, bemerkte er verblüfft. Doch dann rief er sich zur Ordnung und sagte sich, dass das bloß ein Hologramm sei - ein sehr gutes, wohlgemerkt. Das “Hologramm” schwebte auf ihn zu und ließ sich auf seiner Schulter nieder. Überrascht stellte er fest, dass er das flauschige Fell an seiner Wange spüren konnte. Vor Schock erstarrte er. Dann war das doch echt. . . “Endlich hat Yami einen anderen Menschen gefunden, der bei ihm ist. Er hat sich nämlich ganz schön einsam gefühlt, weißt du. Er hat zwar uns, aber niemanden, der ist wie er. Also, wenn ich das einzige Kuriboh hier wäre, dann wäre ich bestimmt auch ganz schön einsam. Deshalb hoffe ich, dass du noch länger bleibst. Du magst Yami doch oder?”, redete das Wesen auf ihn ein, während Kaiba in seinem erstarrten Zustand zuhörte und nur die Hälfte mitbekam. “Ja, ich mag Yami”, brachte er schließlich heftig atmend hervor. “Oh, das ist toll!”, rief das Kuriboh begeistert aus und schmiegte und rieb sich an seiner Wange, womit er Kaiba heftig im Gesicht kitzelte, so dass dieser schließlich niesen musste. Die braune Pelzkugel konnte auch mal wieder eine Entstaubung vertragen. . . “Wo ist Yami denn?”, erkundigte er sich, nachdem er sich von seinem Schock einigermaßen erholt hatte - was nicht hieß, dass er wirklich begriffen hatte, was hier vorging. “Oh, soll ich dich zu ihm bringen?” “Ja, bitte tu das”, meinte Kaiba zerknirscht und fragte sich gleichzeitig, ob das Pelzknäuel wirklich dazu in der Lage war. Sie folgten einigen kreisrunden Gängen, wie es auch Kaiba zuvor getan hatte. Doch diesmal kamen sie schon nach kurzer Zeit zur obersten Etage des Schlosses und es war ihm ein Rätsel, wieso er nicht ebenfalls hier angelangt war, war er doch beim letzten Mal genau den gleichen Weg gegangen. Vor ihnen öffnete sich eine Tür in einen riesigen, kreisförmigen Saal über dem sich ein großes, gläsernes Kuppeldach wölbte, welches den Blick auf die Sterne freigab. ‘Merkwürdig, ich bin mir sicher, dass eben erst früher Nachmittag war’, wunderte sich Seto. Hatte ihn sein Zeitgefühl so sehr getäuscht? Genau in der Mitte des Saales bemerkte er Yami, der dort in einer Stellung kniete, dass es aussah, als bete er. Seto blinzelte, als er regenbogenfarbene, fließende Bögen aus Licht erblickte, die sich um Yamis schlanken Körper wanden wie Schlangen, die ihn einhüllen wollten. Diese Energiebögen, wie Seto sie unwillkürlich für sich nannte, flossen über Yami hinweg und in die Spitze des Kuppeldaches hinauf. Oder war es umgekehrt? Jedenfalls war Seto fasziniert von diesem Anblick, wie der schlanke Junge von den Energiebahnen umhüllt und umtanzt wurde, als wollten sie seine Schönheit unterstreichen. Und über ihm das Sternenzelt. Kaiba war so gebannt von dem Bild, dass ihm erst nach einer ganzen Weile die Merkwürdigkeit der Situation zu Bewusstsein kam. Doch plötzlich wurde die Harmonie des Augenblicks durchbrochen, als Yamis Gesicht einen schmerzerfüllten Ausdruck annahm und er sich krümmte und schließlich vor Anstrengung zu keuchen begann. Die Arme hatte er um den Leib geschlungen und zitterte. Einem Instinkt folgend, lief Seto los und beachtete die Energiebögen gar nicht, als er Yami in seine Arme schloss und aus der Mitte des Saales wegzog. “W-was hast du getan?” Anklagend und mit vor Anstrengung bebender Stimme, blickte Yami zu ihm auf. “Was meinst du? Ich habe dich von diesen Energien befreit”, stellte er klar. “Sie haben dich verletzt.” “Nein, bring mich sofort zurück in die Mitte des Saales!”, befahl Yami. “Kommt nicht in Frage, du bist zu erschöpft. Sieh dich doch an, du kannst nicht mal mehr selbst auf deinen Beinen stehen.” “Du hast ja keine Ahnung, du Trottel! Lass mich sofort los, oder es wird noch viel Schlimmeres passieren, als dass ich nicht mehr aufrecht stehen kann!”, rief Yami in Panik. “Nein!”, mit diesen Worten folgte Seto noch einmal seinem Instinkt und küsste Yami einfach, bemerkte dabei, dass er sich schon die ganze Zeit danach gesehnt hatte, dies zu tun. Der junge Mann in seinen Armen wehrte sich nur schwach, da er für mehr nicht die Kraft hatte - aber offensichtlich noch genug Kraft, um ihm kräftig in die Lippe zu beißen. Seto fuhr mit einem kleinen Schrei auf. “Was fällt dir eigentlich ein, du Lustmolch!”, keifte Yami und brachte es aufgrund seiner Wut sogar fertig, sich von ihm loszureißen und auf eigenen Füßen zu stehen. Zornbebend wandte er sich ab, wollte sich wieder den Energiebögen zuwenden, als eine riesige Kreatur plötzlich genau an dieser Stelle wie aus dem Nichts erschien und ihn aus golden glühenden Augen anstarrte. Das Wesen hatte eine dunkelgrüne Haut und sah aus wie eine Mischung aus einem Dinosaurier und einem Drachen, da seine Flügel verkümmert waren. Riesige Klauen zierten seine vier Füße und ein langer, breiter Schwanz stand aufrecht in die Höhe, wie bei einer Katze, die einen Buckel macht. Aus seinem riesigen Maul, welches es nun öffnete, ragten spitze Zähne, die größer als eine Hand waren. Die Ohren waren spitz zulaufend und um den Hals wand sich ein gezackter Kranz, der ebenfalls aufgerichtet war. Mit der spitzen Zunge stieß es ein gefährlich klingendes Fauchen aus und machte im nächsten Augenblick einen Satz auf Yami zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)