Father Dest's Erbe von Pansy (Fortsetzung zu "Sinnlose Versprechen") ================================================================================ Kapitel 24: - 24 - ------------------ - 24 - Flatternde Dunkelheit umspielte seine Sicht. Schleichende Kälte kroch durch seine Glieder, während sich seine Finger in den harten Boden zu krallen versuchten. Fröstelnd schlug er die Augen endgültig auf und horchte weiterhin auf die ewige Stille, die ihn umgab. Er wusste nicht recht, wie lange er hier schon lag, ohnehin hatte er sein Zeitgefühl - in den letzten Stunden? - gänzlich eingebüßt. Obwohl er Xander richtig eingeschätzt hatte, so bereute er gerade ein wenig, ihn derart provoziert zu haben, denn jeder Atemzug löste eine erneute Schmerzenswelle in seinem Körper aus. Aus diesem Grund zog er es vor, noch ein wenig liegen zu bleiben und sich so wenig wie möglich zu rühren. Das Ausmaß seiner Verletzungen war ihm noch nicht bekannt und noch war er auch nicht darauf erpicht, näheres über sie zu erfahren. Auch wenn die Sorge um Lance, Holly und Eddy stetig wuchs, er konnte einfach noch nicht aufstehen und… Ein Keuchen zu seiner Linken riss ihn aus den Gedanken. Schlagartig setzte er sich auf und unterdrückte einen Schrei des Schmerzes, der ihm durch Mark und Bein fuhr. Er hatte gewusst, warum er eigentlich hatte liegen bleiben wollen! Seine Augen brauchten noch etwas, ehe sie sich richtig an das dämmrige Licht gewöhnten, das hier vorherrschte. Jason vermutete, sich in einer Art Kellergewölbe zu befinden, und die kalten, nackten Steine, der raue, harte Untergrund sowie die vergitterten Fenster, auf die er wenig später blickte, bestätigten seine Vermutung. Sein Blick glitt nun nach links und was er dort erblickte, ließ sein Herz schneller schlagen. “Holly!”, brach aus ihm hervor und er stürzte regelrecht auf seine Freundin zu. Sanft legte er seine Hände um das schlafende Gesicht und mit einem Mal umspielte ein erleichtertes Lächeln seine blutverkrusteten Lippen. Ihre tadellose Kleidung, ihre reine Haut und ihr ganzes Erscheinungsbild deuteten eindeutig darauf hin, dass es ihr den Umständen entsprechend gut ging und Tyrone die Finger von ihr gelassen hat. “Holly, wach auf”, streichelte er über ihre Wangen. Zaghaft öffneten sich ihre Lider. “Jason?”, wurden ihre Augen mit einem Mal groß. “Gott sei dank, Jason!”, fiel sie ihm um den Hals. “Nicht so fest”, stöhnte er nach einer Weile und verbiss sich einen weiteren Schrei, der sich in seiner Kehle aufstaute. Abrupt ließ Holly von ihm ab und betrachtete ihn sich. “Was haben die Mistkerle dir nur angetan?” Ihre Stimme war nicht mehr als nur ein Wispern. “Nur das, was ich wollte”, zuckte er mit den Schultern. Sie bettete eine Hand auf seiner Stirn. “Du scheinst ganz schön was abbekommen zu haben.” Er lächelte. “Mein Hirn funktioniert noch einwandfrei, glaub mir.” “Bist du dir da sicher?” “Ja, bin ich”, wurde er ernster. “Ich musste Xander reizen, um hier runter zu kommen.” “Was ist passiert? Wo ist Lance?” Irritation überzog Hollys Gesichtszüge und ihr Blicke schnellten durch den Raum. “Er ist nicht hier”, entgegnete Jason leise. “Und ich weiß auch nicht, wie wir hier wieder rauskommen”, fügte er tonlos an. Ehe Holly darauf reagieren konnte, legte er ihr beschwichtigend die Hände auf die Schultern. “Aber ich kann dir erzählen, was passiert ist. Okay?” “Okay.” Sie nickte, doch ihr Blick verriet die Unsicherheit, die sie verspürte. Vorsichtig setzte sich Jason neben die Journalistin und ächzte leise, als er sich mit dem Rücken gegen die Wand lehnte. “Die haben dich ganz schön zugerichtet.” “Danke für die Blumen”, lächelte er sie etwas gequält an. “Nur die Wahrheit”, war es dieses Mal an ihr, mit den Schultern zu zucken, doch sie streckte eine Hand aus, um sich eine von Jasons zu greifen, die sie anschließend immer mal wieder drückte. “Nun, mit Xander zu spielen hat eben so seine Konsequenzen.” “Könntest du mir endlich der Reihe nach erzählen, was vorgefallen ist, und warum du hier nun blutverschmiert neben mir sitzt?” Allmählich reizte sie seine stoische Gelassenheit. “Das meiste hast du selbst mitbekommen”, begann er einige Sekunden später ihrer Bitte nachzukommen. “Ich hätte wissen müssen, dass sie dich schnappen und uns dies zum Druckmittel wird. Und ich weiß immer noch nicht, was sich Lance dabei gedacht hat, dich dieser Gefahr auszusetzen.” “Es hätte auch anders kommen können”, warf sie ein. “Dann wäre die Polizei nun hier und -” “Die Polizei!”, zischte der junge Sartaren. “Die korruptesten Leute der Stadt? Damit sie uns zusammen mit Tyrone heimlich entsorgen wie all die anderen?” Holly sah Jason von der Seite nur an, doch sagte nichts. Auch sie wusste, dass er recht hatte. “Wenn wir mal davon absehen, wie aberwitzig unsere Situation ist, dann können wir nur versuchen, das Beste draus zu machen. Tyrone hat es verdient, zu büßen, und das weiß jeder in Asht-Zero, nur keiner traut sich, sich gegen ihn aufzulehnen. Und diejenigen, die es tun, landen hier… Nur wollte ich keinesfalls, dass auch du hier bist.” “Könntest du mal zur Sache kommen?” Er seufzte kurz. “Schon gut. Also, als du abgeführt wurdest, mussten wir uns einen langweiligen Vortrag von Xander über die Schlossarchitektur anhören. Der Kerl hat einfach nicht kapiert, dass uns sein Gerede nicht interessierte, aber zuguterletzt hat er uns dann geradewegs zu Tyrone geführt. Zundersby hat eine erstaunliche Büchersammlung und frage lieber nicht, wie er sich diese wohl finanziert haben mag. Jedenfalls sahen Lance und ich uns ziemlich in die Enge getrieben. Und dann begann der ganze Wahnwitz erst so richtig. Du wirst es nicht für möglich halten, aber sowohl Xander als auch Tyrone höchstselbst können den Anblick nicht ertragen, wenn Lance und ich uns nahe kommen.” Verschmitzt begann er zu lächeln, doch als seine funkelnden Augen Hollys ernst dreinblickenden begegneten, erlosch sein Lächeln. “Wir turtelten ein bisschen, um zu testen, ob wir damit wirklich recht behielten”, fuhr er fort, “und die beiden verließen tatsächlich fluchtartig den Raum. Dies kam uns sehr gelegen, nur hatten wir natürlich ein paar Aufpasser. Um die kümmerte sich Lance…” Da Jason einfach verstummte und nicht den Anschein machte, gleich weiterzureden zu wollen, drückte Holly noch einmal seine Hand, ehe sie sie losließ und sich aufrichtete. Kurzerhand zog sie ihre Jacke und den Pullover, den sie unter ihr trug, aus. Nachdem sie sich die Jacke wieder übergestreift hat, zerrte sie am Ärmel des smaragdgrünen Stoffes. “Darf ich dir helfen?”, schmunzelte Jason. Sie rollte mit den Augen, gab den Pullover aber weiter. Jason riss ihn mühelos entzwei, auch wenn er dabei sein Gesicht vor Schmerzen verzog. Seine rechte Schulter hatte anscheinend einiges abbekommen. “Xander hatte wohl kein Erbarmen”, versuchte er Hollys anklagendem Blick zu entgehen. Ehe sie ihm den Befehl erteilen konnte, streifte er sein Hemd und sein Shirt von den Schultern oder zumindest die Fetzen, die davon übrig geblieben waren. Er sah an sich hinab. “Ja, er hat ganz Arbeit geleistet.” “Du hast dich ganz schön verändert, Jason”, meinte Holly, als sie damit begann, die roten Striemen und blutigen Wunden zu begutachten. “Tyrone ließ mir keine andere Wahl.” Zum Ende hin verebbte seine Stimme. “Ich meinte das nicht negativ.” Behutsam tastete Holly die schwarz-rot leuchtende Schulter ab. “Vielmehr bin ich froh, dass du erstarkt bist. Ich hatte mir große Sorgen um dich gemacht und ich hatte keine Ahnung, wie du deine Niederlage bei der Bürgermeisterwahl und die Kenntnis über die wahre Todesursache deines Vaters wegstecken würdest. Monatelang hatte ich Angst um dich. Ich konnte ja nicht wissen, dass du dich nicht aufgegeben hast, sondern…” Sie sah ihn an und begann zu lächeln. “Es war eine schwere Zeit, für uns alle. Und ich bin einfach glücklich darüber, dass du jetzt so bist wie du bist.” Mit geschickten Handgriffen bandagierte sie Jasons verletzte Schulter. “Lance hatte irgendwelche Insiderinformationen.” Nachdenklich senkte Jason den Kopf und reagierte nicht auf Hollys Worte. Er fragte sich immer noch, warum Lance ihm nichts über Shahar erzählt hatte. “Vielleicht wollte er sie schützen…” “Wärst du so gütig, mich endlich aufzuklären?” Sachte stupste sie ihn an und ließ sich dann wieder neben ihm nieder. “Lance wollte mich unsichtbar machen, indem er die Wachen ablenkt. Den Vorteil nutzend, selbst einmal für Tyrone gearbeitet zu haben, ging er auf sie zu und sprach einen von ihnen namentlich an. Er entschuldigte sich die ganze Zeit und brachte Arif - so heißt sein ehemaliger Kollege - in arge Bedrängnis. Anscheinend hielten alle seine Frau für tot, die sie als Verräterin erachten. Als Lance ihre wohl gemeinsame Tochter erwähnte, waren plötzlich alle alarmiert. Wenn ich nun so darüber nachdenke, heißt das, dass wir eine Verbündete dort draußen haben -” “- die garantiert aus Sorge um ihr Kind nichts unternehmen wird”, beendete Holly den Satz, ehe Jason es tun konnte. “Was ist eigentlich mit Eddy?” Die Frage schien in Holly etwas auszulösen, das sie bis dato verdrängt hatte. “Ich weiß es nicht.” Sie neigte den Kopf zur Seite und rang um Fassung. “Ihm geht es bestimmt gut.” Sanft strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Verächtlich schnaubte sie. “Kannst du das beschwören?” Sein Gesichtsausdruck sagte alles. Natürlich konnte er das nicht. Vielmehr befürchtete er das exakte Gegenteil, genau wie sie. “Was hat Xander nun mit der ganzen Sache zu tun?”, versuchte sie von ihrem Freund abzulenken und deutete auf Jasons misshandelten Körper. “Tyrone und Xander tauchten plötzlich wieder auf und ließen Lance abführen. Ich blieb allein in der Bibliothek zurück. Ich dachte die ganze Zeit, dass Lance mich genau dort haben wollte, damit ich das finde, wofür wir überhaupt hier sind. Ich ging sogar so weit zu glauben, dass ich urplötzlich einen Geheimgang finde”, er musste immer noch über sich selbst lachen, als er daran dachte. “Wie es nicht anders zu erwarten war, blieb meine Suche erfolglos. Und als Xander dann plötzlich in der Tür stand, wusste ich, worauf Lance in Wahrheit abgezielt hatte. Zwar habe ich noch keine Ahnung, wie er das planen konnte, aber wie du siehst, befinde ich mich nun ja hier.” Noch immer verständnislos hob sie die Brauen. “Ich habe Xander provoziert und glaube mir, bei ihm hat man damit wirklich keinerlei Mühe. Man muss ihm nur ein wenig nahe kommen und ihm was vorsäuseln. Darauf reagiert er wie ein seit Jahren unbefriedigter…” Nur leider fand er keinen Vergleich. “Wie auch immer. Ich habe ihn eiskalt abblitzen lassen.” Ungläubig warf Holly ein: “Xander steht auf dich!?” Jason verdrehte lediglich die Augen. Er wollte gar nicht daran erinnert werden. “Das war meine Waffe”, meinte er dann. “Und seine waren wohl Fäuste.” “Ich habe ihn vielleicht ein klein wenig zu sehr provoziert.” “`Ein klein wenig`, sehe ich.” “Immerhin tobte er sich nur mit Schlägen an mir aus.” Vielsagend blickte er sie an und er sah ihr Frösteln. Sie hatte also verstanden, auf was er anspielte. “Ergo, es hätte schlimmer kommen können.” “Jetzt verstehe ich allmählich deine Gelassenheit.” Sie musste sich wohl gerade vorstellen, wie Xander leidenschaftlich über Jason herfiel, denn sie schüttelte sich regelrecht. “Und was glaubst du hier unten zu finden?” “Ich stelle gerade fest, dass Lance auch euch einiges verschwiegen hat. Als ich mich mit euch plötzlich im Wohnzimmer konfrontiert sah, dachte ich, ihr wüsstet über alles Bescheid. Bisher habe ich keinen Gedanken daran verschwendet, dass ihr vielleicht gar nicht wisst, was wir uns zu finden erhoffen.” Er nickte. “Klar. Wenn wir euch diese absurde Idee im Detail offenbart hätten, wärt ihr sofort wieder gegangen.” “Jason!” Ihr Stimme klang anklagend. “Ich wusste, dass ihr verrückt seid, aber ich hätte euch niemals im Stich gelassen. Und nun sage mir endlich, nach was wir suchen, damit wir Tyrone der Öffentlichkeit ausliefern können.” Jason musste bei dem Gedanken, den Plan laut auszusprechen, lachen. “Es ist so wahnwitzig”, meinte er nach seiner kleinen Lachsalve nur. “Obgleich du es vorhin abgestritten hast, nun glaube ich tatsächlich, dass dein Kopf auch so einiges abbekommen hat.” Mit ernster Miene stand sie auf und begann, sich näher umzusehen. Für einen Moment kam sich Jason total lächerlich vor, aber dann tat er es Holly gleich und erhob sich ebenfalls. “Tut mir leid. Vielleicht hat Xander das ein oder andere Mal doch zu fest zugeschlagen.” Doch dann zuckte er nur die Schultern. “Hast du schon mal von Terry’s factory gehört?” Während Holly überlegte, tastete ihre Rechte die hintere Wand aus kalten, kargen Steinen ab. “Nein, ich kann mich nicht entsinnen, den Namen jemals gelesen zu haben.” “Und das offenbart mir eine Journalistin.” Er konnte es sich einfach nicht nehmen lassen, sie zu necken. Es war nicht der passende Ort und auch nicht der geeignete Zeitpunkt für solche Aufziehereien, doch als er ihre gespielt beleidigte Reaktion sah, durchzuckte ihn eine Welle der Erleichterung. Er war erleichtert, dass sie unbeschadet war. Und er war erleichtert, dass das Band der Freundschaft immer noch zwischen ihnen existierte. Nachdem er ihr das wenige, aber entscheidende, was er über Terry’s factory wusste, erzählt hatte, fügte er an: “Ein unfruchtbares Unterfangen also.” “Tyrone hat noch mehr Menschenleben auf dem Gewissen? Warum wundert mich das nur nicht…” “Das Netz der Korruption ist in Asht-Zero weitgesponnen. Ohne die Hilfe aus den Reihen der Polizei und der Judikative hätte er es niemals geschafft, seinen Namen aus allem herauszuhalten.” “Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was er noch alles zu verantworten hat.” “Weißt du, an was ich gerade denken muss?” Holly sah Jason fragend an, der antwortete: “Ich wollte Bürgermeister werden, um in dieser Stadt etwas zu bewegen. Mit völliger Naivität und auch Unschuldigkeit stürzte ich mich in die Kandidatur und mein einziges Ziel war, die Menschen ein wenig wachzurütteln und ihre Lebenssituation aufzuwerten. Ich wollte eine Gemeinschaft bilden, die hinter mir steht und mit der ich zusammen etwas Gutes erschaffen kann. Doch anstatt auch nur irgendwas zu erreichen, musste ich erfahren, wer mein Vater wirklich war. Ich musste erfahren, dass ihr, du und Lance, mich jahrelang belogen habt. Und ich musste am eigenen Leib erfahren, wie es ist, wenn plötzlich eine ganze Stadt gegen dich ist. Aber das ist nichts im Gegensatz zu der Tatsache, dass der Mann, der hier die Fäden spinnt, meinen Vater ermordet und dafür nie die gerechte Strafe erhalten hat.” Er schüttelte ihre Hand ab, die sie ihm auf die Schulter gelegt hatte. “Ist schon gut, Holly. Ich wollte dir damit eigentlich was ganz anderes sagen. Sobald man die Augen öffnet und sich dafür einsetzt, etwas zum Guten zu verändern, landet man selbst im Sumpf des Verbrechens. Das ist schon irrwitzig, nicht wahr?” “Gäbe es diese Menschen aber nicht, würde alles nur noch schlimmer werden. Stell dir vor, es gäbe keinen Gegenpol, der der Macht der Korruption Einhalt gebietet. Jedes Auflehnen, jedes Bemühen hat auch eine gute Seite. Der ein oder andere Faden wird ausgelöscht, das Gleichgewicht wird gestört. Jason, du hast viel bewegt. Ich bin mir sicher, dass sich dein Bestreben in dem einen oder anderen Kopf verankert hat. Und es wird weitere Personen geben, die deinem Beispiel folgen werden. Wir werden nie in der Lage sein, die Ungerechtigkeit zu besiegen, aber durch unseren Kampf verhindern wir, dass wir gänzlich als Marionetten enden, die ihre Arme und Beine ausschließlich durch den Einfluss einer höheren Macht bewegen können. Verstehst du, was ich meine, Jason? Wir durchtrennen einzelne Fäden! Womit wir in der Lage sind, wieder etwas eigenständig zu handeln und hoffentlich auch etwas Gutes zu bewirken.” “Selbst wenn ich vor der Entscheidung stünde, die Wahrheit über meinen Vater und alles, was mit ihr verbunden ist, zu kennen oder nicht, ich würde mich immer für sie entscheiden. Mir sind die damit verbundenen Schmerzen lieber als in Unwissenheit unbeschwert zu leben.” Jason ging auf eines der kleinen Fenster zu, vor dem parallele Eisenstäbe ein Gitter bildeten. “Seit ich weiß, wer mein Vater wirklich war, habe ich vieles begriffen. Nun weiß ich, was er mir mit seinen Worten mit auf den Weg geben wollte. Er wollte, dass ich hinter die Fassaden blicke und auch das erkenne, was auf den ersten Blick nicht sichtbar ist. Auch wenn er mich meinen eigenen Weg bestreiten ließ und vor mir sein zweites Gesicht verbarg, so hoffte er doch stets, dass ich auf meine Weise seinen Weg bestreite. Er hat niemals gewollt, dass ich mit Tyrone in Kontakt gerate und mir mit ihm einen Kampf liefere, so wie er es tat; ich denke, er wollte einfach, dass ich meine Augen nicht vor dem Offensichtlichen verschließe. Hätte ich in der Tat in seine Fußstapfen treten sollen, hätte er mir nicht all das verschwiegen, wofür er lebte… Doch auch wenn nun alles so gekommen ist, wie es ist, bin ich glücklich darüber, dass ich nun weiß, wer mein Vater wirklich war. Ich bin ihm näher als jemals zuvor.” “Er war ein guter Mensch, auch wenn er in der Stadt… verpöhnt ist.” “Ja, das war er.” Jason hatte alle Mühe, nicht die Bilder des verschandelten Grabes in sich aufsteigen zu lassen. “Und er wäre sehr stolz auf dich.” Damit sprach Holly das aus, was er immer noch bezweifelte. Sie wusste nicht, was er getan hatte, darum konnte sie das behaupten. Doch er hielt es für besser, sie darüber in Unwissen zu lassen. Er wollte die Szene nicht noch einmal mit Worten durchleben, es genügte, dass er nachts davon träumte. Langsam schloss er die Augen und hielt sie eine ganze Weile lang geschlossen. “So sehr ich es mir auch wünsche, ich kann nicht zu Ende bringen, was er begonnen hat.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)