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Sunset over Egypt

Even if tomorrow dies
von

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Zurückweisung

Nur langsam rieselte der Sand zurück gen Boden, den die Hufe der Pferde aufwirbelten, während sie in einem unglaublichen Tempo scheinbar durch die Wüste flogen. Das Flussbett hatten sie lange hinter sich gelassen, ebenso all die Orte, die so sehr an die Schmach der letzten Niederlage erinnerten. Jetzt war es nur noch der Hass, der sie vorwärts trieb, der Hass und Shada, dessen Hass noch wesentlich unbändiger war. Die Verachtung, die in seinem Herzen wohnte, kannte keine Grenzen mehr.

Die Ungeduld kroch in seinem Herzen hoch, brachte sein Blut zum kochen. Es juckte ihm heftig in den Fingern, endlich die Klinge auszuprobieren, die er einem Toten abgenommen hatte, eine Waffe, die ebenso wie er nach Vergeltung schrie. Kurz nur verweilte sein Blick am Himmel, dort, wo er den Violetthaarigen vermutete, doch für den Moment störte er sich nicht an dessen Anwesenheit. Ganz im Gegenteil. Die Finsternis, die sein Nebel über das Land brachte, hatte durchaus seinen Reiz, einen Reiz, den er nicht verleugnen konnte. Die Mystik des Unbekannten lag darin, doch viel mehr noch interessierten ihn die Klänge, die darin eingewoben waren. Die Klänge, die die Verzweiflung und die Schreie wiederhallen ließen, nach der er sich im Augenblick so sehr sehnte und die er über das Königreich, das einst seine Heimat gewesen war, bringen wollte. Er lachte innerlich auf.

Seth würde leiden. Er würde bezahlen für das, was er getan hatte, würde alles bereuen noch ehe das Ende kam. Er würde leiden und seine kleine Hure ebenfalls. Oh ja, er würde sie sich noch einmal vornehmen. Er freute sich auf die Schreie. Seth würde schreien. Und Mana würde es miterleben dürfen, wie ihr lächerlicher Held vor ihren Augen zerbrach. Und danach war sie an der Reihe. Sie hatten noch eine Rechnung offen, und die gedachte er zu begleichen. Nichts hatte sie erzählen dürfen, hatte schweigen sollen, doch sie hatte ihr jämmerliches Versprechen gebrochen noch bevor sie selbst verstanden hatte, worum es ging. Sie war an allem Schuld, nur sie ganz allein. Sie trug die Verantwortung und nur ihretwegen würde das Königreich in den Schatten versinken. Letztendlich hatten sie also recht mit der Einschätzung, die sie gemacht hatten, als sie ihr kleines, libysches Geheimnis aufgedeckt hatten. Die Vergangenheit holte einen immer wieder ein, egal wie weit man vor ihr davonlief.

Shada atmete die finstere Luft tief ein. Sie alle würden mit dem Leben bezahlen. Er konnte es kaum noch erwarten. Die Stadtmauer war nun bereits in seinem Blickfeld, auch wenn er sie durch den Nebel nur erahnen konnte, so wusste er doch genau, dass sie da war. Sie hatten ihr Ziel fast erreicht. Und noch immer war die Stimmung unter seinen Männern blutrünstig und unglaublich eisig. Sie trieben sich gegenseitig zur Eile an, die Ungeduld als ständiger Begleiter.
 

Wie viel Hoffnung hatte sie in diese Begegnung gelegt? Sie konnte es selbst nicht sagen. Kisara strich gedankenverloren über ihr langes Haar, ehe sie es wagte, Seth wieder in die Augen zu sehen.

Eisige Augen ohne Liebe oder Zuneigung.

„Vielleicht hat der Pharao einfach andere Dinge zu tun?“, sagte sie leise und ließ ihre Worte damit im Raum stehen. Es tat weh. Ein schwerer Kloß verschloss ihre Kehle, machte es ihr zur Qual, ruhig zu bleiben. Wieder war sie also nur dazu da um IHR zu helfen. Zu mehr war sie wohl nicht mehr gut. Eine einfache Dienerin. Das war wohl ihr Schicksal... Sie nickte resignierend. „Aber natürlich“, stimmte sie Seth zu, wusste aber eigentlich gar nicht, was sie jetzt mit Mana anfangen sollte. Hätte sie vielleicht einfach nicht herkommen sollen? Aber wohin hätte sie sonst gehen sollen? Sie hatte doch keine andere Heimat...

„Ich danke dir“, sagte der Hohepriester aufatmend, schenke ihr allerdings sonst keine Aufmerksamkeit. Er schien überhaupt nicht zu wissen, was er da verlangte. Stattdessen ging er auf ihre – eigentlich nebensächliche – Bemerkung ein. „Atemu hätte wenigstens etwas sagen können.“

Doch das Drachenmädchen hörte nicht weiter zu. Sollte er sich doch über seine Arbeit beschweren, sie hatte jetzt keinerlei Interesse daran.

Mana hatte sie bereits mit großen Augen in ihren kindlichen Bann gezogen und trotz der vielen Dinge, die zwischen ihnen standen, hatte sie das starke Bedürfnis, sie vor allem und jedem zu beschützen.

Erwartungsvoll lief das Mädchen um sie beide herum, konnte das Grinsen nicht unterdrücken. „Und was machst du?“, fragte sie an Seth gewandt, wartete aber dessen Antwort nicht ab, sondern drehte sich ohne zu zögern zu Kisara. „Und was machen wir? Gehen wir in den Garten?“ Sie kicherte. Offenbar amüsierte es sie sehr, nicht mehr bei des Hohepriesters Arbeit zusehen zu müssen.

Doch Kisara zögerte. Der Garten? Sollte sie sie wirklich so schnell schon wieder hinaus lassen? Es konnte nicht gut für sie sein, wieder auf die Erinnerungen zu stoßen, die sie doch nicht fassbar machen konnte. „Du willst in den Garten?“ Unsicher blickte die Gefragte zu Seth, dessen Blick sofort ernst geworden war. Unauffällig schüttelte er den Kopf. Na also. Das hatte sie sich doch gedacht. Seth wollte das Mädchen aus dem Garten fernhalten. Es war durchaus verständlich, auch wenn sie sich insgeheim fragte, wie er es schaffen wollte, sie für immer vor der Wirklichkeit zu schützen. „Was hältst du von Senet?“, fragte die Weißhaarige, nachdem sie einen Moment darüber nachgedacht hatte, welche Alternativen ihr blieben unter der Voraussetzung, Manas Erinnerungsvermögen nicht zu fördern. Da blieb nicht viel. Aus den Augenwinkeln heraus erkannte Kisara, dass Seth lächelte, ehe er sich wieder an seinen Tisch setzte, dieses Mal jedoch auf den Stuhl, so wie es immer hätte sein sollen. Es schien also eine gute Idee gewesen zu sein. Immerhin. Wenigstens das konnte sie noch leisten. Es war an sich schon traurig, dass sie jetzt für alles offensichtlich seine Erlaubnis einzuholen hatte.... Wer war er denn? Er war nicht der Pharao...

Die Verbitterung, die in ihrem Herzen aufflammte, versuchte sie wieder hinunterzuschlucken und mit Manas Hilfe, die interessiert zu ihr blickte und dabei scheinbar angestrengt nachdachte – zwei Finger gegen ihre Lippen tippend – gelang es ihr auch relativ gut.

„Senet?“, fragte das Mädchen, „Was ist das?“

Auch das hatte sie sich gedacht, nur deswegen hatte sie es vorgeschlagen. Sie lächelte sie an, trat auf die andere Seite des Gemachs und kramte ein Spiel heraus. Es hatte seine Vorteile, wenn man sich in den Räumen auskannte und diesen hier kannte sie ganz genau. „Das ist Senet“, sagte sie und breitete das Spielfeld vor Mana auf dem Boden aus, weit genug entfernt von Seth um ihn nicht zu stören und auch um sich selbst einen Gefallen zu tun. Sie sah Mana lächelnd an, deren aufgeregter Blick das Spielfeld fixierte. „Soll ich dir erklären, wie das geht?“

Mana nickte, strich kurz über einen blauen Stein. „Ja, bitte“, sagte sie und drehte eine der Figuren in ihren Händen.

Es schien unglaublich spannend zu sein, zumindest Manas Reaktion zufolge. Sie war schon süß. Während Kisara also die Regeln von Senet erklärte, hing Mana regelrecht an ihren Lippen. Ihr Wissensdurst war fast ansteckend, die Begeisterung echt. Trotzdem konnte das Drachenmädchen es nicht fertig bringen, ihre Stimmung zu teilen. Immer wieder fiel ihr Blick auf Seth, jedes Mal konnte sie es nur knapp verhindern zu seufzen. Er beachtete sie überhaupt nicht. Sie war ihm völlig egal...

Lediglich Mana schenkte er hin und wieder einen Blick, er glaubte wohl, es wäre unauffällig gewesen, doch da hatte er sich getäuscht. Mana hibbelte vor ihr herum. „Ich habe es verstanden“, freute sie sich und strahlte sie an, was auch Kisara wieder ein Lächeln abgewinnen konnte, „Kann es losgehen?“

Etwas verwundert sah die Weißhaarige sie an. Sie hatte es wirklich verstanden? Eigentlich konnte es doch gar nicht möglich sein, dass sie so schnell wusste, worum es ging, oder? War sie einfach nur ungeduldig?

„Dann lass uns loslegen.“ Kisara wandte ihren Blick von Seth ab und stellte die Figuren auf. Sie musste sich jetzt auf Mana konzentrieren um wenigstens ihr den Spaß nicht zu verderben. „Du darfst anfangen.“

Das Spiel begann – und war schneller vorbei, als das Drachenmädchen je erwartet hätte. Zug für Zug spielten sie und am Ende hatte Mana gewonnen. Kisara war mehr als überrascht, fast schon entsetzt.

„Es sind alle vor dir ins Ziel gekommen! Ich habe gewonnen!“, rief Mana freudig aus, was sogar Seth für einen kurzen Augenblick aufsehen ließ.

Verdutzt starrte Kisara auf das Spielfeld, doch ein Fehler war ausgeschlossen. Sie hatte verloren. Es war eigenartig. Sie hatte wieder gegen Mana verloren. War sie so wenig bei der Sache? So wenig konzentriert? Es machte doch glatt den Eindruck. Sie hätte wirklich nicht gedacht, dass Mana gleich beim ersten Mal gewinnen konnte. Nicht, dass sie zu eitel war, die Niederlage einzugestehen, nein... Sie war nur so furchtbar überrascht, wie wenig sie von dem Spiel mitbekommen hatte. Verlegen lächelte sie Mana an. „Ich habe es anscheinend gut erklärt“, sagte sie und machte für das Mädchen ein schmollendes Gesicht, „Da hast du mich doch glatt geschlagen.“ Natürlich war sie ihr nicht böse, wenigstens Mana sollte sich amüsieren und das war ihr ganz offensichtlich gelungen. Sie stellte die Figuren wieder auf ihre Ausgangspositionen und grinste herausfordernd. „Noch eine Runde?“, fragte sie und vermied es, noch einmal Seths höchst irritierenden Blick aufzufangen. Schnell schüttelte sie den Kopf um die Gedanken an ihn wieder zu vertreiben.

Die Brünette strahlte. „Dieses Mal fängst du an, vielleicht hast du dann eine Chance“, sagte sie frech und wartete auf den ersten Zug, den die Ältere setzte, bevor sie beide durch den Hohepriester abgelenkt wurden, der aufgestanden war, kurz gedankenverloren auf das Spielfeld gestarrt hatte und mit den Worten: „Ich bin gleich wieder da“, den Raum verließ ohne sich noch einmal umzusehen.

Verwirrt und skeptisch blickte Kisara ihm hinterher, wusste kaum, was sie ihm entgegnen sollte. Sie musste sich stark zusammenzureißen, ihm nicht hinterherzulaufen oder einfach nur den Raum und damit Mana zu verlassen. Es kostete eine Menge Überwindung, doch sie blieb. Ein Blick zu der Kleineren zeigte ihr deutlich, dass sie das Mädchen nicht allein lassen konnte, das ihr alles genommen hatte.

Aber war es wirklich sie gewesen?

Kisara tippte auf das Spielfeld, was schließlich auch Mana dazu brachte, sich wieder auf die laufende Partie zu konzentrieren. Sie musste diesem Mann wirklich bedingungslos vertrauen... Doch dieses naive Vertrauen zeichnete Manas Liebe zu Seth ohnehin aus, den Schluss hatte Kisara schon vor einiger Zeit gezogen. Und so ging das Spiel weiter, Zug um Zug bewegten beide die Figuren, bis dieses Mal die Weißhaarige als Siegerin übrig blieb.

„Wie gemein!“, meckerte Mana, „Das war aber fies!“ Trotzdem lächelte sie. Sie beklagte sich, aber sie hatte Spaß dabei – ganz im Gegenteil zu Kisara, die nun, seit Seth sie beide hier einfach zurückgelassen hatte, wesentlich weniger Interesse daran hatte, hier zu bleiben und auf das Kind aufzupassen. Sie seufzte tief, konnte es nicht unterlassen, obwohl sie wusste, dass es Mana nicht verborgen bleiben konnte. Ihre Selbstbeherrschung war arg zusammengeschmolzen, ohne die strenge Aufsicht, die Seth geführt hatte, solange er anwesend gewesen war.

„Hast du nun keine Lust mehr?“, fragte Mana beunruhigt – genau die Reaktion, die man von ihr erwartete. Das kleine, wissenshungrige Mädchen, vor dessen neugierigen und aufmerksamen Augen wahrlich nichts verborgen bleiben konnte.

Seth...

Was nur hatte ihn so sehr an dieses Mädchen gefesselt? Sie konnte es nicht verstehen, konnte nicht begreifen, was den Zauber ausmachte, der von der frechen Göre ausgegangen war, die sie einst einmal gewesen war. „Nein“ – sie versuchte sich in einem Lächeln, scheiterte jedoch kläglich dabei – „habe ich nicht.“ Die Offenheit und die Ehrlichkeit, die jetzt von diesem Kind ausging, konnte wahrlich nicht der Grund gewesen sein, denn diese Eigenschaften hatte sie doch zuvor nicht gehabt, oder?

Mana sah sehnsüchtig zur Tür, Kisara konnte es ihr nicht verübeln. Wie oft hatte sie diesem Mann hinterher gesehen? Sie legte ihre Hand auf Manas Arm, hielt sie mit sanfter Gewalt zurück. „Bleib‘ besser hier...“, sagte sie freundlich und mit einer Traurigkeit in den Augen, die nicht an das Mädchen adressiert war, „Das ist Seth wahrscheinlich lieber.“

Sie konnte einem wirklich leid tun, dachte das Drachenmädchen voller Mitleid, musterte Mana kurz und trat dann ans Fenster. Aber wenigstens war sie Seth nicht egal...

Alle anderen waren unwichtig...

Sie selbst war unwichtig... völlig bedeutungslos und unwichtig...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2011-02-13T13:41:02+00:00 13.02.2011 14:41
>>Sie hatte wieder gegen Mana verloren. << Och Mensch Kisara xD Is doch nur ein Spiiel xD Gut, du hast deinen Freund an sie verloren und am Ende auch dein Leben uns alles xD Aber hey! Man muss ja nicht immer alles schwarz sehen xD

>>Was nur hatte ihn so sehr an dieses Mädchen gefesselt?<< Zuerst Faszination und dann Schuldgefühle? XD Irgendwie würde das am Besten passen xD
Von: abgemeldet
2010-04-12T14:09:26+00:00 12.04.2010 16:09
Seth haut einfach ab? Das ist ja fies Oo und Kisara wird ja auch so kalt zu Mana. Man kann es ihr nicht wirklich verübeln, aber so krass das is doch auffällig oder nicht? Die beiden tun mir wirklich leid. Aber Senet kannte ich auch noch nicht ^-^° Was ist das? Muss man das kennen? XD Okay, dass es ein spiel ist habe ich inzwischen erkannt. ^^° Hast du dir das ausgedacht?



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