Take me to paradise von GlaringDream (The new Story of Rock'n' Roll Kids) ================================================================================ Kapitel 9: Ein Anruf mit Folgen ------------------------------- Yakko eilte die Treppe hinunter, da sie das Klingeln gehört hatte. Wer mochte nur um diese Zeit noch anrufen? Gerade, als sie den Flur betreten hatte, sah sie, dass Shigemaru ihr zuvor gekommen war. Mit grimmigem Gesicht nahm er den Hörer ab. „Hallo? Wer wagt es, uns um diese Uhrzeit zu stören? Sie haben ja wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank.“ Das Gesicht von Shigemaru änderte sich plötzlich von einer Sekunde zur nächsten von normaler Hautfarbe in weiß bis hin zu knallrot. „Du wagst es hier anzurufen?“ Yakko erschrak. So aufgebracht hatte sie ihren Vater schon lange nicht mehr gesehen. Sie ging auf ihn zu und tippte mit ihrem Zeigefinger an seine Schulter. Shigemaru fuhr herum und blickte seine Tochter an. „Was hast du Yakko?“ „Ich wollte nur wissen, wer am Telefon ist.“ „Oh, das kann ich dir sagen. Der Kerl mit der Klobürstenfrisur ist dran. Er wollte dich sprechen.“ Yakko erschrak. Joe war am Telefon? Was wollte er? Tat ihm seine Reaktion von neulich Leid oder rief er aus einem ganz anderen Grund an. Sie musste es einfach herausfinden. „Gib mir den Hörer Paps“, forderte Yakko ihren Vater auf. Shigemaru sah seine Tochter mit großen Augen an. Nur ungern wollte er seiner geliebten Tochter den Hörer geben, da er genau wusste, wie traurig sie gewesen war. „Kommt nicht in Frage, Yakko. Ich will nicht, dass du wieder so traurig bist. Niemand soll meiner kleinen Yakko wehtun. Auch die Klobürste nicht.“ „Paps, halt dich daraus. Ich weiß ja, dass du immer nur das Beste für mich willst, aber diese Sache geht nur Joe und mich etwas an. Also gib mir jetzt bitte den Hörer.“ Yakko sah ihren Vater leicht grimmig an und stemmte ihre Hände in die Hüften. Nur widerwillig reichte Shigemaru seiner Tochter den Hörer, um sich danach noch grimmiger als vor dem Anruf in Richtung Küche zu verziehen. Yakko hielt den Hörer an ihr Ohr:“ Hallo?“ Am anderen Ende der Leitung atmete jemand erleichtert auf. „Yakko, Gott sei Dank. Ich dachte schon, dein Vater legt auf.“ „Das hätte er auch beinahe getan“, grummelte Yakko. „Also, warum rufst du an? Tut es dir Leid wegen neulich? Wenn ja, dann kann ich nur sagen, dass ich wahnsinnig traurig und enttäuscht von dir bin. Dachtest du tatsächlich, dass Sammy und ich uns geküsst haben? Wenn ja, dann hast du jedenfalls falsch gelegen.“ „Ich weiß. Es tut mir auch wirklich Leid und ich weiß auch nicht, wie ich das wieder gut machen soll. Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich dich wirklich sehr gerne habe.“ „Wie soll ich dir das glauben, wenn du so reagierst?“. Yakko war den Tränen nahe. „Yakko, weinst du etwa?“, fragte Joe erschrocken. Yakko wischte sich eine Träne aus dem Auge. Von einem Augenblick zum nächsten war sie wieder total aufgewühlt. „Was wäre, wenn es so ist? Es tut halt weh. Bist du wirklich so blind Joe?“ „Was meinst du damit?“ „Kannst du dir das nicht denken?“ „Nein, also was willst du mir damit sagen?“ „Na, das liegt doch wohl auf der Hand. Ich mag dich sehr Joe. Vielleicht noch ein bisschen mehr.“ Joe konnte kaum fassen, was er da eben gehört hatte. Yakko mochte ihn? Mochte ihn vielleicht sogar ein bisschen mehr? Was meinte sie mit „ein bisschen mehr“? Hatte sie ihn sehr gern? Liebte sie ihn vielleicht sogar? Yakko bemerkte, dass Joe verstummt war. „Ist er wirklich so feige oder tut ihm alles nur sehr Leid?“ Als Joe nach ein weiteren paar vergangenen Sekunden immer noch nicht geantwortet hatte fragte Yakko:“ Bist du jetzt so feige und sagst nichts mehr? Das hätte ich nicht von dir erwartet. Nun, wenn das so ist, ist dieses Gespräch hiermit beendet.“ Sie knallte den Hörer auf den Apparat, ehe Joe noch etwas sagen konnte. Yakko war wütend. Ihr liefen erneut Tränen übers Gesicht. Sie konnte nicht verstehen, wieso Joe so plötzlich verstummt gewesen war. Hatte es damit zu tun gehabt, dass sie ihm gesagt hatte, dass sie ihn so mochte? „Joe, was bist du nur für ein Dummkopf!“, rief Yakko durchs Haus. Shigemaru kam angerannt. Er war in größter Sorge um sein Töchterchen, da er sie weinen gehört hatte. „Yakko, mein Engel, was ist denn los? Du siehst ja schon wieder so traurig aus. Hat dir die Klobürste schon wieder wehgetan? Sag es mir. Ich werde höchstpersönlich zu ihm gehen und ihm die Meinung sagen.“ Yakko konnte ihre Tränen nun nicht mehr zurück halten und fing bitterlich an zu weinen. Shigemaru nahm seine Tochter in den Arm und versuchte sie zu trösten, was bei weitem aber leider nicht so einfach war. Nach ein paar Minuten löste sich Yakko von ihrem Vater und sagte:“ Danke für den Troste Paps. Jetzt geht es mir wieder etwas besser. Ich werde jetzt schlafen gehen. Morgen sieht vielleicht wieder alles anders aus.“ Mit diesen Worten wünschte sie ihrem Vater eine gute Nacht und ging die Treppe hoch in Richtung Zimmer. Shigemaru blieb am Treppenabsatz stehen und sah seiner Tochter nach. Plötzlich überkam ihn eine Riesenwut. „Dieser Kerl hat jetzt schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage meine Tochter unglücklich gemacht. Irgendwann ist auch meine Geduld zu Ende. Ich kann doch nicht mit ansehen, wie mein liebstes Töchterchen in ihr Unglück läuft. Jetzt werde ich die Sache in die Hand nehmen. Dieser Joe kann was erleben.“ Ohne lange zu überlegen ging Shigemaru zum Telefon und griff zum Hörer. Er drückte auf die Taste, die die Telefonnummern kürzlich erhaltener Anrufe zeigte und keine fünf Sekunden später erschien Joe’s Nummer auf dem Display…. Szenenwechsel! „Was habe ich nur getan?“ Joe hielt noch immer den Telefonhörer in seiner Hand und starrte ihn an. Wieso hatte er eben kein Wort heraus gebracht? War er wirklich so dumm, wie Yakko es gesagt hatte. „Verdammt, jetzt schein ich es mir wirklich verscherzt mit ihm zu haben. Wieso hab ich Esel auch nicht meinen Mund aufgemacht?“ Joe legte den Hörer zurück auf die Telefongabel und schmiss sich auf sein Bett. Da lag er nun. Joe fühlte sich mies und eine innere Leere überkam ihn. Was sollte er jetzt nur machen? In wenigen Tagen war der Songcontest und der Song für diesen Wettbewerb war immer noch nicht fertig. Jetzt war auch noch Yakko sauer auf ihn. Was würde wohl als nächstes passieren? Schlimmer konnte es doch bei Weitem gar nicht mehr kommen. Da klingelte sein Telefon. Joe sprang auf. War das vielleicht Yakko? Wollte sie doch noch einmal mit ihm reden? Joe’s Herz klopfte wie verrückt. Er eilte zum Telefon und nahm den Hörer ab. „Hallo?“ Joe hielt den Hörer von seinem Ohr mit, denn durch das Telefon drang eine erschreckend laute Stimme. „Hier ist Shigemaru Mitamura, der Vater von Yakko. Was hast du mit meiner Tochter gemacht? Sie weint nur noch. Was bist du nur für ein Flegel. Verdrehst allen Mädchen den Kopf und haust dann einfach ab. Das lasse ich mir nicht gefallen. Du kannst etwas erleben.“ Joe hielt den Hörer noch weiter weg, solange, bis die Stimme von Shigemaru sich etwas beruhigt hatte. Dann wagte Joe langsam etwas zu sagen. „Hören Sie Herr Mitamura. Ich wollte Yakko niemals wehtun. Das ist alles ein riesengroßes Missverständnis. Bitte glauben Sie mir.“ „Missverständnis? Das ich nicht lache. Ihr Kerle von heute seid doch alle so. Damals, zu meiner Jugendzeit, da hat ein Junge einem Mädchen noch den Hof gemacht, um es zu erobern. Aber so was ist bei euch wohl heutzutage ein Fremdwort. Schämen solltet ihr euch.“ „Herr Mitamura, bitte hören Sie mir doch erstmal zu!“, schrie Joe nun in den Hörer. Shigemaru verstummte augenblicklich. Mit diesem Wutausbruch von Joe hatte er nicht gerechnet. Er war sehr überrascht, aber blieb ruhig. Nun erzählte Joe Shigemaru die ganze Geschichte. Von dem vermeintlichen Kuss, vom Streit mit Yakko, seiner Verzweifelung, dem Alkohol, dem Wettbewerb, davon, dass er den Song immer noch nicht fertig hatte und schließlich auch vom Telefonat mit Yakko, bei dem er vor Verwunderung und teilweise auch Hilflosigkeit kein Wort mehr heraus bekommen hatte und Yakko deshalb aufgelegt hatte. Als Joe seine Geschichte beendet hatte, wurde auch er unsagbar traurig. Shigemaru stockte. Aus dieser Sicht hatte er die Geschichte noch nicht betrachtet und er schämte sich, dass er Joe so beschimpft hatte. Es kam ihm mit jeder Sekunde mehr so vor, als wenn Joe sehr verliebt in Yakko war, seine Tochter davon aber nichts wusste und nun unendlich sauer und wütend auf ihn war. „Joe, hör mal. Ich wusste nicht, dass ihr beide so große Probleme miteinander seit Tagen habt. Du weißt aber auch, dass ich mich immer um das Wohl meiner Tochter bemühe.“ „Natürlich weiß ich das. Yakko hat oft davon gesprochen. Aber glauben Sie mir, ich habe ihre Tochter sehr gern und ich würde niemals wollen, dass es ihr wegen mir so schlecht geht.“ „Das ist mir nach dieser Geschichte bewusst geworden. Nun ja, ich denke, wir sollten irgendetwas unternehmen.“ „Aber was?“, wollte Joe wissen. „Lass den alten Shigemaru nur mal machen. Du kümmerst dich als erstes Mal um deinen Songtext für den Wettbewerb oder willst du ohne ein Lied dort antreten?“ Joe war von der Reaktion von Yakko’s Vater sichtlich überrascht. „Das werde ich. Aber ich glaube kaum, dass ich ihn in so kurzer Zeit fertig bekommen werde. So ein Songtext braucht seine Zeit.“ „Kein Wenn und Aber. Sieh zu, dass du ihn fertig bekommst.“ Mit diesen Worten beendete Shigemaru das Gespräch mit Joe und legte den Hörer auf. Shigemaru machte sich auf den Weg in sein Bett. Auf der Treppe blieb er stehen und überlegte:“ Die Beiden sind ganz schöne Sturköpfe. Aber ich hätte nicht gedacht, dass Joe meiner Yakko wirklich nichts getan hat. Ich habe mich wohl getäuscht. Hoffentlich reißen sich die beiden zusammen. Ich will schließlich nicht jeden Morgen in ein Trauerkloßgesicht blicken.“ Szenenwechsel! Joe war sichtlich erleichtert, dass wenigstens Yakko’s Vater ihm glaubte, nur, wie sollte er Yakko beweisen, dass er sie auch mehr als nur gern hatte, vielleicht sogar liebte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)