Another Chance I von SerinaCorvus (A Marauder Tale) ================================================================================ Kapitel 57: Lauf, Padfoot, lauf ------------------------------- 57 Lauf, Padfoot, lauf Sirius hatte sich heute Morgen mühsam aus seinem Bett gequält und war duschen gegangen. Das warme Wasser brannte auf seiner Haut, doch das störte ihn nicht, denn es zeigte ihm, dass er am Leben war. Seine Eltern hatte sich noch nicht von der Nachricht beruhigt, dass er jetzt wirklich mit der Tochter eines Aurors, eines Blutsverräters zusammen war, aber immerhin hatte sie ihn seit drei Tagen nicht mehr verflucht, sobald er ihnen über den Weg lief. Regulus hatte es ihnen gleich nach ihrer Ankunft im Grimmauldplace erzählt und sein Rücken war von den vielen Flüchen ganz Wund geworden und an einigen Stellen war die Haut aufgeplatzt. Er vermutete, dass sie ihn nur wegen dem Geburtstag seiner Mutter in den letzten Tagen verschont hatten, damit er überhaupt aufrecht gehen konnte und die Gäste keinen unangenehmen Fragen stellten würden. Sobald die Besucher allerdings weg waren, wollte er ihnen lieber wieder aus dem Weg gehen und sich notfalls auf dem Dachboden verstecken. Sirius fühlte sich einsam und nicht mal die Briefe seiner Freunde, sogar Lily hatte ihm geschrieben, konnten ihn trösten. Sie hatten ihm fast alle das Selbe geschrieben, nämlich dass er durchhalten müsste und keine Dummheiten machen sollte, aber was wussten seine Freunde schon? Sie waren zu Hause bei ihren Familien, bei denen sie sich geborgen und geliebt fühlten. Und er? Er saß eingesperrt im Grimmauldplace und zählte die Tage bis zum Schulanfang, wie ein Schwerverbrecher, der auf den Tag seiner Entlassung wartete. Er hatte Serinas letzten Brief noch einmal gelesen und musste wieder lächeln. Sie hatte ihm von ihrem nächtlichen Ausflug berichtet und er konnte sich gut vorstellen, wie sie im Mondlicht durch die Wüste flog. Sie hatte ihm jedoch nicht verraten, warum sie das getan hatte. Sie schrieb nur, dass sie eine Überraschung für ihn hätte, wenn sie sich wieder sehen würden und er war beim Lesen vor Neugier fast geplatzt. Jetzt faltete er den Brief wieder sorgfältig zusammen und legte ihn zu den anderen in das Versteck unter seinem Fußboden und versiegelte das Dielenbrett darüber. Er wollte nicht, dass sie jemand fand, denn sein Bruder würde diese Briefe sicher gegen ihn verwenden wollen und seine Mutter würde noch mehr ausflippen. Sirius richtete sich auf, strich seine Robe glatt und atmete tief durch. Dann verließ er sein Zimmer und ging die Treppe herunter ins Erdgeschoß. ~~~ ~~~ ~~~ Walburga Black sah, wie ihr ältester Sohn den Salon betrat und sie beobachtete ihn mit Argusaugen, doch zu ihrer Verwunderung verhielt er sich unauffällig und gab ihr keinen Grund sich aufzuregen. Ihre Schwägerin Druella schwärmte gerade von ihrem angehenden Schwiegersohn, als Sirius hinzukam. “Lucius ist ja ein so wohlerzogener junger Mann und seine Familie ist über jeden Zweifel erhaben. Narzissa hätte keine bessere Wahl treffen können, nicht wahr, Walburga?“ Walburga stimmte ihr begeistert zu. „Natürlich nicht! Ihr könnt so stolz auf eure Töchter sein.“ Sie blickte Sirius finster an, als dieser die Augen verdrehte. Druellas Mann Cygnus nickte. „Das sind wir auch, liebe Schwester. Noch so eine Schande wie mit Andromeda hätten wir auch nicht geduldet.“ Sirius musste grinsen. Seine Cousine hatte gleich nach der Schule den muggelstämmigen Zauberer Ted Tonks geheiratet, von dem sie schwanger geworden war. Seine kleine Nichte Nymphadora müsste jetzt mittlerweile drei Jahre alt sein. Allerdings hatte Sirius sie noch nie gesehen, da Andromeda offiziell nicht mehr zur Familie gehörte. Ihr Name war aus dem Familienstammbaum entfernt worden und er war sich sicher, dass ihm eines Tages das gleiche Schicksal blühen würde. Jedoch machte ihn diese Gewissheit nicht gerade traurig. Sein Onkel Cygnus sah ihn prüfend an. „Und Sirius? Wie sieht deine Zukünftige aus? Wirst du der Familienehre treu bleiben?“ Sirius grinste, doch ehe er antworten konnte, spürte er die schwere Hand seines Vaters auf seiner Schulter. “Natürlich wird er das. Sirius weiß schließlich, wem er verpflichtet ist, nicht wahr, mein Sohn?“ Er blickte Orion mit einem falschen Lächeln an. „Selbstverständlich, Vater.“ sagte er und verzog das Gesicht, denn der Griff seines Vaters verstärkte sich und dessen Finger bohrten sich in seine Schulter. “Warum gehst du nicht zu deinem Bruder und kümmerst dich mit ihm ein wenig um deine Cousinen, Sirius?“ Orions Stimme war bestimmend und Sirius nickte nur. Er wusste, dass sein Vater keinen Widerspruch dulden würde und so verließ er schnell den Salon und ging zu Regulus Zimmer hinauf. Er hörte das schrille Gelächter seiner Cousine Bellatrix bereits im Flur, als er die Treppe herauf kam. Er hatte keine Lust, seine Zeit mit ihr und den anderen zu vergeuden, aber wenn er nicht einen erneuten Wutausbruch seiner Eltern riskieren wollte, musste er sie ertragen. Er rieb sich über die Augen, unter denen dunkle Schatten lagen und atmete tief durch. Er wusste, wer sich alles in diesem Zimmer befand und jetzt brauchte er alle Kraft, um das durchzustehen. Er straffte seine Schultern und trat in das Zimmer seines Bruders ein. ~~~ ~~~ ~~~ Fünf Augenpaare starrten ihn überrascht an, als er eintrat und die Stimmen verstummten. Sirius blickte einen nach dem anderen an. Bellatrix stand mit ihrem Mann Rodolphus an einem der Fenster und ihre Schwester Narzissa saß in Regulus Sessel mitten im Raum. Er fand, dass seine Cousine traurig aussah. Lucius stand hinter ihr. “Wenn man vom Teufel spricht!“ sagte er und grinste Sirius breit an. “Was willst du denn her?“ fragte sein Bruder und baute sich vor ihm auf. Sirius lächelte ihn an. „Ich wollte nur mal sehen, ob du dich auch angemessen um unsere Gäste kümmerst, Brüderchen.“ Regulus schnaubte verächtlich und Lucius Augen blitzen gehässig. “Lass ihn ruhig, Regulus. Ich bin mir sicher, dass könnte lustig werden.“ Der Jüngere blickte zu Lucius und trat dann beiseite, um Sirius ganz herein zulassen. „Vielleicht kann dein Bruder mir ja eine Frage beantworten.“ Sirius sah den ehemaligen Slytherin fragend an. „Ach. Und was ist es, das dich so brennend interessiert, dass du ausgerechnet mich fragen willst?“ Lucius lachte höhnisch und trat hinter dem Sessel hervor. „Nun, Black, wir alle wissen, wie ehrenhaft und anständig du immer tust. Doch ich frage mich, wie du es da mit dieser Blutsverräterin aushalten kannst? Wo sie doch anscheinend … Geschmack … an den dunkelsten Künsten hat!“ Sirius runzelte verständnislos die Stirn. „Wovon redest du, Malfoy?“ Regulus grinste und stellte sich neben Lucius. „Ich schätze, er weiß es nicht, Lucuis. Anscheinend hat seine tolle Freundin Geheimnisse vor ihm!“ Sirius umrundete die beiden und dachte angestrengt nach. Wovon redeten die Zwei? Lucius Grinsen wurde breiter. „Dann frage ich mich aber, warum sie es ihm nicht gesagt hat, Regulus.“ Sirius wurde unruhig. Diese Unterhaltung gefiel ihm gar nicht. Er wusste nicht, um was es ging und wie er sich verhalten sollte. Ob sie den Streich meinten, den sie ihr im letzten Schuljahr gespielt hatten? Aber das ergab für Sirius keinen Sinn, denn Serina hatte ihm doch versichert, dass dabei nichts weiter passiert wäre. Bellatrix fing hinter ihm an zu kichern. „Wahrscheinlich hat es ihr gefallen, wie du sie mit dem Crucio bekannt gemacht hast, Lucius.“ Sirius wirbelte erschrocken herum, er war schlagartig bleich geworden. „WAS?“ “Oh, er wusste es tatsächlich nicht!“ sagte Lucius belustigt und er genoss den Ausdruck in Sirius Augen. “Du widerlicher Abschaum.“ zischte Sirius ihn an und seine Stimme bebte vor Zorn. „Was hast du ihr angetan?“ Lucius lehnte sich entspannt gegen den Sessel, in dem Narzissa saß, und lächelte ihn kalt an. Narzissa starrte auf den Boden und vermied es, die anderen anzusehen. „Lucius, bitte.“ sagte sie leise. „Lass es gut sein.“ Rodolphus schüttelte den Kopf. „Warum denn Narzissa? Er will es doch wissen. Dann soll Lucius ihm ruhig erzählen, worauf seine geliebte Blutsverräterin in Wirklichkeit abfährt.“ Lucius nickte. „Ich finde auch, wir dürfen den armen Jungen nicht im Unklaren darüber lassen. Er soll wissen, mit was er sich da einlässt.“ Dem Griffindor rauschte das Blut in den Ohren und seine Gedanken kreisten wirr umher. Stimmte das etwas? Sagte Bellatrix die Wahrheit? Aber warum hatte Serina ihm nichts davon erzählt? Er zitterte am ganzen Körper und knirschte mit dem Zähnen. “Black, Black, Black … Du musst noch eine Menge über die Frauen lernen. Außerdem ist die Frage nicht, was ich mit ihr getan habe. Meine kleinen Flüche hat sie nämlich richtig genossen, sie hat ja nicht mal geschrieen!“ Er blickte in Sirius Augen und weidete sich an dem Hass, den er darin sah. „Die eigentliche Frage ist doch, wie sie Regulus Einsatz fand!“ Er legte die Hand auf die Schulter des jungen Blacks und Sirius sah seinen grinsenden Bruder mit aufgerissenen Augen an. “Oh, keine Sorge, lieber Bruder. Es hat ihr auch gar nicht wehgetan!“ “Weil du versagt hast, Cousin!“ rief Bellatrix ihm zu. Sie hatte die Geschichte schon vorher gehört und sich geärgert, dass sie nicht dabei gewesen war. Regulus blickte sie finster an. „Das war nicht meine Schuld. Wenn der Fluch richtig funktioniert hätte …“ Er ließ den Rest ungesagt und griff nach seinem Zauberstab. „Willst du wissen, was ich mit gemacht hätte, BRÜDERCHEN“? Er spukte das letzte Wort förmlich in Sirius Gesicht und trat auf seinen Bruder zu. Sirius Blick huschte von einem zum anderen. Er wollte nicht glauben, was er hier hörte. Seine Hand fuhr zu seinem eigenen Stab und Regulus lachte. “Den wirst du nicht brauchen, Sirius. Ich tu doch meinem eigenen Bruder nicht weh … KREACHER!“ reif er nach dem Hauself, der auch prompt in dem Zimmer erschien. “Ja, Master Black, Sie haben gerufen?“ Kreacher war ein alter Hauself, den Walburga mit in die Ehe gebracht hatte. Er war schon zu ihrer Kindheit in der Familie gewesen und hatte sich immer um ihre Belange gekümmert. Walburga hing sehr an ihrem Hauself, der ihr immer treu ergeben war. “Dein Master möchte uns gerne etwas demonstrieren, und du sollst ihm dabei assistieren. Tust du das für Master Black, Kreacher?“ Bellatrix Augen blitzen bei den Worten und der Hauself drehte sich zu ihr um. “Aber natürlich tu ich das, Miss Lestrange.“ Regulus stellte sich neben seinem Bruder. „Sieh gut hin, Sirius. So ergeht es bald allen Blutsverrätern und Muggelfreunden in diesem Land.“ sagte er leise und richtete seinen Zauberstab auf den Rücken des Hauselfs. „Sectumsempra!“ Der Blitz schoss aus dem Stab des Jungen und traf den Hauself, der augenblicklich aufschrie. Kreacher trug ein Kissenbezug aus Samt, der sofort an mehreren Stellen aufriss, und sein Blut spritze auf den Fußboden. Der Hauself drehte sich erschrocken zu den beiden Brüdern um und brach zusammen. Bellatrix schrie vor Begeisterung auf und Lucius lachte, als er Sirius entsetztes Gesicht sah. Narzissa war noch bleicher geworden und hielt sich die Hand vor den Mund. “Was hast du getan?“ wisperte Sirius und er packte seinen Bruder an den Schultern und schüttelte ihn. „Was hast du getan, verdammt noch mal?“ brüllte er ihn an und Regulus sah erschrocken auf den blutenden und vor Schmerzen wimmernden Hauselfen. “So viel … Blut.“ sagte Regulus schockiert und hielt sich an dem Schreibtisch hinter sich fest. Er fürchtete, bei dem Anblick ohnmächtig zu werden, darum schloss er kurz die Augen und atmete tief ein und aus. Sirius stürzte zu dem Hauselfen und sah ihn hilflos an. „Wir brauchen Hilfe. Bei Merlin, tut doch was!“ Er kniete sich neben Kreacher und versuchte, die Blutungen mit seinen Händen zu stoppen. “TU ENDLICH WAS, REGULUS!“ brüllte er seinen Bruder an und der nickte benommen. Er wollte gerade zur Tür gehen, als diese aufgerissen wurde und seine Mutter wutschnaubend in das Zimmer gestürzt kam. “Was ist das hier für ein Gebrüll?“ fuhr sie ihren jüngsten Sohn an, der sie kreidebleich anstarrte. Sie sah an Regulus vorbei und ihr Gesicht wurde aschfahl bei dem, was sie erblickte. Kreacher lag wimmernd in einer immer größer werdenden Blutlache am Boden und ihr ältester Sohn kniete Blutbesudelt über ihm. “Warum haben Sie das getan, Master Black?“ Kreachers Stimme war schwach und er starrte an die Decke über sich. “DU!“ keifte Walburga hasserfüllt und trat in den Raum. Sirius drehte seinen Kopf und sah zu seiner Mutter auf. „Was? Nein, ich war das nicht, Mutter.“ sagte er kopfschüttelnd. Bellatrix unterdrückte ein Kichern, als sie sprach. „Natürlich bist du daran schuld. Das ist nur deinetwegen geschehen!“ Sein Kopf fuhr zu ihr herum. „NEIN! Das …“ “Du nichtsnutziges Balg!“ schrie seine Mutter ihn an. Sie riss Sirius hoch und schleuderte ihn gegen die Zimmerwand, wo er zu Boden fiel. Er stand langsam wieder auf und hob beschwichtigend seine Hände, die voller Blut waren. „Mutter, bitte glaub mir. Das war ich wirklich nicht. Regulus hat …“ Sie schlug ihm hart ins Gesicht und seine Wange brannte wie Feuer. „Hör auf deinen Bruder zu beschuldigen.“ unterbrach sie ihn. „Diesmal bist du zu weit gegangen, du Nichtsnutz. DAFÜR WIRST DU BEZAHLEN!“ Ihre Stimme wurde immer kreischender. Er hörte Narzissa, die einige Beschwörungen murmelte. Wahrscheinlich versuchte sie gerade, das Leben des Hauselfen zu retten, doch er wagte nicht, den Blick von seiner Mutter abzuwenden. Walburga hatte ihren Zauberstab auf ihn gerichtet und er bewegte sich langsam auf die Zimmertür zu. “DU ABSCHAUM WOLLTEST MEINEN KREACHER TÖTEN!“ Ihre Stimme überschlug sich und er sah eine Träne über ihre Wange laufen. Das verwirrte ihn, denn er hatte seine Mutter noch nie weinen sehen. Nicht einmal bei der Beerdigung ihrer eigenen Eltern. Sirius hatte die Tür fast erreicht, als sein Vater hereinkam und ihm den Weg versperrte. “Walburga was geht hier … Bei Salazar, was ist geschehen?“ fragte Orion, als er Sirius und all das Blut sah, doch seine Frau beachtete ihn gar nicht. Ihre Lippen formten die Worte und Sirius Augen weiteten sich vor Angst, denn diesmal meinte seine Mutter es ernst. Er sprang schnell beiseite und der grüne Blitz traf die Wand hinter ihm. “WALBURGA! Was in Salazars Namen tust du?“ schrie Orion entsetzt und riss den Arm seiner Frau herunter. “Ich hätte diesem Bastard gleich nach seiner Geburt ersäufen sollen. Er ist ein Verräter und Lügner … und ein Mörder!“ keifte sie ihren Mann an und riss sich los. Sirius hatte sich vom Boden hoch katapultiert und rannte um sein Leben. Er war aus dem Zimmer gestürzt und schon auf der Treppe, als er seine Mutter erneut den Fluch kreischen hörte. “AVADA KEDAVRA!“ Er ließ sich fallen und stürze die restlichen Stufen herunter, doch dafür schlug der Blitz anstatt in ihn in das Treppengeländer ein. Er sah die Eingangstür bereits vor sich und hechtete darauf zu. Seine Eltern waren jetzt ebenfalls auf der Treppe und Orion versuchte noch immer, seine Frau zu beruhigen. Walburga schrie und stieß ihren Mann von sich, als die Eingangstür hinter ihrem Sohn ins Schloss fiel. Sie sprang die Treppe, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, herunter und rannte durch die Eingangshalle. Druella und ihr Mann Cygnus blickten dem Neffen kalt lächelnd hinterher. “Recht hat sie, das Selbe hätten wir mit damals mit Andromeda auch machen sollen, dann wäre uns diese Schande erspart geblieben!“ Ein schwarzhaariger Mann hinter ihnen schüttelte den Kopf. „Wie könnt ihr nur so etwas sagen. Das sind eure Kinder! Jemand muss Walburga aufhalten, ehe sie etwas Unüberlegtes tut!“ “Du hast ja keine Ahnung, Alphard!“ sagte Cygnus zu seinem Bruder. „Du hast keine Kinder, die dir Ärger bereiten können. Also halte du dich da raus.“ Alphard Black wand sich von der Tür ab und ging in den Salon zurück. Er hat immer gewusst, dass seine Geschwister die Ehre des Blutes viel ernster nahmen als er selbst, aber das hier ging entschieden zu weit. Er sah, wie seine Schwester Walburga die Haustür erreichte und apparierte ohne ein weiteres Wort nach Hause. Walburga registrierte die Blicke ihrer Geschwister nicht. Sie riss die Haustür auf, doch Sirius war nicht mehr zu sehen. Sie sah nur einen großen, schwarzen Hund, der in einer Seitengasse verschwand. ~~~ ~~~ ~~~ Es wurde dunkel in London und ein großer Hund lief einsam durch den Regents Park. Er kam an den See, der in diesem Park angelegt worden war, und stillte seinen Durst. Eine Ente schwamm an ihm vorbei doch er nahm keine Notiz von ihr. Es hatte leicht zu nieseln begonnen und sein Fell glänzte feucht. Er sah die Leute in dem Park an, doch die wenigsten beachteten ihn. Er kroch in ein Gebüsch in der Nähe des südlichen Eingangs und verwandelte sich zurück. Sirius trat aus den Büschen heraus und überlegte, was er nun tun sollte. Nach Hause konnte er auf keinen Fall zurück, denn dann würde seine Mutter sicher beenden, was sie begonnen hatte. Er verließ den Park und ging eine breite Hauptstraße entlang. Sirius sah den Kings Cross Bahnhof vor sich, doch hier konnte er auch nicht bleiben. Es waren noch fast zwei Wochen bis zum Schulanfang, und wenn er die auf dem Bahnhof verbringen würde, würde er sicher auffallen. Ein Lächeln huschte über Sirius Gesicht, denn ihm war eine Idee gekommen, wer ihm helfen könnte, und so ging er in Richtung der Themse weiter. Er erreichte eine heruntergekommene Strasse und gegenüber einer mit Graffiti beschmierten Wand stand eine rote, demolierte Telefonzelle. Er trat ein, nahm den Hörer ab und starrte die Wählscheibe an. James hatte ihm mal von diesem Eingang ins Ministerium erzählt, aber er hatte vergessen, wie er dorthin kommen konnte. Sirius schüttelte verzweifelt den Kopf, als sich die Tür öffnete und ein Mann, vielleicht ein Paar Jahre älter als er selbst, eintrat. Er hatte abstehende, rotbraune Haare und sah nicht sehr Vertrauenserweckend aus. “Hey Kleiner.“ sagte der Mann. „Geht’s hier heute noch mal Abwärts? Ich hab gleich einen dringenden Termin im Ministerium.“ Sirius zuckte mit den Schultern. „Ich hab dummerweise die Nummer vergessen.“ sagte er kleinlaut und der andere lachte. “Na, wenn es weiter nichts ist.“ Er trat in die Telefonzelle und wählte 62442. “Willkommen im Zaubereiministerium. Bitte nennen Sie ihren Name und ihr Anliegen.“ ertönte eine freundliche Stimme in der Telefonzelle. Der junge Mann grinste. „Siehst du, geht doch. Äh, Mundungus Fletcher, Anhörung in der Abteilung für Magische Strafverfolgung.“ sagte Mundungus und Sirius blickte ihn fragend an. „Hey, es war nicht meine Schuld! Ich hab mich wirklich in der Haustür geirrt! Ich wollte da gar nicht einbrechen!“ Sirius schüttelte lachend den Kopf. Der Typ hier war eindeutig nicht ganz sauber. “Sirius Black.“ sagte er. „Ich will in die Aurorenzentrale … ach, und mein Anliegen ist privat.“ Mundungus blickte ihn an. „Black, häh? Ich hab schon von eurer Familie gehört. Seit ihr wirklich so stinke …“ Ein klingelndes Geräusch unterbrach ihn und in dem Münzsprecher klapperte es. “Bitte entnehmen Sie ihre Besucherausweise und tragen Sie sie gut sichtbar an ihrer Robe. Einen schönen Tag noch.“ Sirius nahm die beiden metallenen Marken heraus und gab eine an Mundungus weiter. „Hier, das ist wohl deine.“ sagte er, als sich die Telefonzelle in Bewegung setzte und wie ein Fahrstuhl nach unten glitt. “Und? Was treibt dich her? Hast auch Probleme mit den Behörden?“ fragte Mundungus und Sirius blickte ihn an. “Nicht ganz. Ich will nur … einen Bekannten um etwas bitten.“ Die Telefonzelle kam zum Stillstand. “Zaubereiministerium, achter Stock. Willkommen im Atrium. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.“ „Ja Danke, Süße.“ rief Mundungus grinsend der unsichtbaren Stimme zu. „So, ich muss mich beeilen, bin spät dran. Das finden die hier nämlich nicht so witzig, wenn man sich verspätet! Wir sehen uns sich mal wieder, Kleiner. Wenn du Probleme hast, dann frag im Tropfenden Kessel einfach nach Mundungus, die kennen mich da.“ Der Mann verließ die Telefonzelle und verschwand in einem der Aufzüge. Sirius sah sich in dem unterirdischen Atrium bewundernd um. Er war noch nie hier gewesen und fand vor allem den Springbrunnen sehr beeindruckend. Langsam ging er um ihn herum, als er denjenigen entdeckte, wegen dem er hier war. Sirius sah Alastor Moody in Begleitung drei junger Männer, von denen ihm einer bekannt vorkam. Sie gingen auf der anderen Seite des Brunnens vorbei und Sirius bemühte sich, hinter ihnen herzukommen. Als er endlich hinter ihnen war, konnte er Teile des Gesprächs der vier mit anhören. “Ihr klemmt euch sofort hinter die Akten. Ich will alles wissen, was ihr herausbekommen könnt. Ich werde mich mit Razul in Verbindung setzten. Serina darf es unter keinen Umständen von jemand anderes erfahren, dass werde ich ihr selbst sagen müssen.“ “Warum wurde er nicht getötet, Alastor?“ Moody zuckte mit den Schultern. „Wer weiß schon, was in den Köpfen von diesem Abschaum vor sich geht. Also los jetzt, wir müssen noch …“ Sirius blieb stehen und starrte den Männer fassungslos hinterher. Sie wussten es also bereits und glaubten die Lügen, die sein Bruder mit seinen Freunden verbreitete. Er drehte sich um und versteckte sich schnell in einer der Nischen, wo sich die Kamine befanden. Jetzt steckte er wirklich in der Klemme, denn wenn Serinas Dad ihm nicht helfen konnte, wer dann? Wahrscheinlich würde ihn morgen bereits die halbe Zauberergemeinschaft suchen, und das, wo er gar nichts getan hatte. Er rannte durch das Atrium zu der Telefonzelle zurück und als sie oben ankam war er bereits wieder in den Hund gegangen und verschwand in der Dunkelheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)