Gryffindorkomplexe und Slytherinmanien von mystique (∼ PotterxMalfoy ∼) ================================================================================ Kapitel 1: Everyday ... ----------------------- Titel: Gryffindorkomplexe und Slytherinmanien Pairing: PotterxMalfoy/ MalfoyxPotter Disclaimer: Mir gehört nichts, sondern einzig und alleine Joanne K. Rowling =) Edit: Da ich von einer aufmerksamen Leserin (Danke an dieser Stelle!) sehr freundlich darauf hingewiesen wurde, möchte ich anmerken, dass mir ein Logikfehler unterlaufen ist. Normalerweise würde Harry im entsprechenden Schuljahr kein Wahrsagen mehr haben, da er es im Buch abgewählt hat. An dieser Stelle berufe ich mich also auf meine Freiheit als Autor, um zu überdecken, dass ich einfach nicht aufgepasst habe *hust* Außerdem möchte ich an dieser Stelle noch darauf hinweisen, dass ich bewusst den Krieg und die ernste Bedrohung durch Voldemort kaum bis gar nicht erwähne, weil diese Geschichte der puren Unterhaltung dient und in diesem Sinne etwas AU ist. Kapitel 1:Everyday ... Es war einer dieser Tage. Einer dieser Tage, die sich bemerkbar machten durch das unangenehme Erwachen aus einem schönen Traum und das anschließende Hetzten in den Waschraum auf einem Bein - weil das andere sich bei dem Versuch, die Hose in Eile überzustreifen, in dem Stoff verheddert hatte. Durch das viel zu kalte Wasser, dass sich an diesem Tag nie dazu erbarmte, auch nur wenige Grad wärmer zu werden – erst in der glühenden Hitze des Hochsommers schien es dafür in Stimmung zu kommen. Durch den flüchtigen Blick in den Spiegel, der an einem dieser Tage einen erneuten Riss aufwies und somit die Frage aufwarf, ob man sich einfach zu nachlässig um ihn gekümmert hatte oder ob es eine Trotzreaktion des Spiegels war, der sich von dem Bild, das sich ihm bot, schlichtweg beleidigt fühlte. Durch das Stolpern über diverse Fußballbanner im Schlafsaal - nur um ein Minimales wacher - und durch die leisen Flüche, gerichtet an Seamus und Dean, die ihre akkuraten Diskussionen darüber, ob Fußball im Gegensatz zu Quidditch überhaupt eine Zukunft hatte, auf dem Schlafsaalboden hatten führen müssen. Und nicht zuletzt wurde einer dieser Tage gekennzeichnet, durch die strenge Stimme der besten Freundin und das gequälte und gleichsam mitfühlende Grinsen auf den Zügen des besten Freundes. oOo Harry Potter, gleichsam bekannt unter dem Namen Der-Junge-der-lebte-und-sich-standfest-weigerte-zu-sterben-mochte-Voldemort-nach-siebzehn-Jahren-noch-so-oft-versucht-haben-etwas-an-diesem-Zustand-zu-ändern, hatte schlechte Laune. Er saß zusammen mit Ron und Hermine in der großen Halle von Hogwarts am Gryffindortisch und starrte finster auf sein Frühstück hinab, als hätte er die Absicht, das Rührei durch seinen Blick ein weiteres Mal zu rösten und gleichzeitig dem danebenliegenden Stück Toast ein neues Muster zu geben. Seine Stirn war vor Konzentration verzogen, während er sein derzeitiges Opfer – das Frühstück – keine Sekunde aus den Augen ließ. Ganz so, als wolle er es für seine Probleme büßen lassen. „Noch etwas länger, und der Tisch hat ein Loch, Harry“, bemerkte Dean und grinste, während er zu ihm herüberschielte und sich einen Bissen von seinem Toast gönnte. Für den Bruchteil einer Sekunde haftete der Blick des Schwarzhaarigen auf ihm, dann wurde er wieder rigoros auf das unschuldige Rührei gerichtet, das von Sekunde zu Sekunde einen dunkleren Ton anzunehmen schien. „Was ist los mit dir, Harry?“, fragte Hermine und stellte ihre Tasse beiseite. „Du bist den ganzen Morgen über schon so still.“ Wenige Augenblicke spielte Harry mit dem Gedanken, ihr anzuvertrauen, dass heute einer dieser Tage war, doch so unvermittelt, wie dieser Geistesblitz entstanden war, verwarf er ihn wieder. Hermine war Realistin und auch wenn sie Magierin war und dementsprechend in ihrem Schulleben in Hogwarts mit reichlichen Merkwürdigkeiten konfrontiert worden war, so war sie durch einen dieser Tage nicht zu beunruhigen. Er entschied, zu schweigen und so zu tun, als habe er sie nicht gehört, auch wenn es wusste, dass es kindisch war anzunehmen, Hermine würde ihm dieses Verhalten ungestraft abnehmen. Er hob die Hand mit der Gabel und ließ sie erbarmungslos auf seinen Teller niederfahren. Sämtliche Schüler im Umkreis von zwei Metern zuckten zusammen, als er ohne mit der Wimper zu zucken den bisher unberührten Speck aufspießte. Kaum merklich neigte Ron sich zu Hermine. „Ich glaube, er hat wieder einen dieser Tage.“ Die junge Hexe verdrehte die Augen. „Nicht schon wieder.“ oOo „Er hat noch immer kein einziges Wort von sich gegeben.“ „Wundert es dich? An einem dieser Tage schrumpft sein Vokabular auf fünf.“ „Ist es nicht verdächtig, dass es – wenn es passiert - immer an den Tagen ist, an denen wir Zaubertränke haben?“ „Hermine, wir reden hier von Harry, dem Helden der Zaubererwelt. Dem Repräsentanten von Gryffindor schlechthin, den man in die Kerker schickt, um zwei Stunden in Gesellschaft der Schlangen und Snape zu verbringen, um Gift zu brauen. Wäre ich an Harrys Stelle ... - ich frage mich immer noch, wie er die letzten Jahre überstanden hat.“ „Du übertreibst, Ron.“ Das Gemäuer wurde dunkler und feuchter, je weiter sie die Treppen hinab stiegen und je tiefer sie kamen. Fenster wurden ersetzt durch Kerzenleuchter die in das Gestein eingelassen waren und die Gänge in dämmriges Licht tauchten. Harrys Blick lag auf den Stufen zu seinen Füßen, während er seinen besten Freunden lauschte. Seine Laune sank zunehmend, umso näher sie dem Klassenzimmer für Zaubertränke kamen. Irgendwo tropfte es und er fragte sich angewidert, wie man es freiwillig in den Kerkern aushalten konnte. Sie waren genauso einschüchternd, wie die in Muggelbüchern beschriebenen Kerker in Burgen, nur dass es in Hogwarts keine Verliese und Folterkammern gab. Obwohl Harry bei dieser Annahme noch immer argwöhnte, dachte er an Filchs Drohungen bezüglich ungehorsamer Schüler und den daraus resultierenden Strafen, gepaart mit der Tatsache, dass Snape hier unten lebte. Nein, wahrscheinlich waren die Kerker in ihren dunkelsten Winkel genauso, wie die Kerker in Muggelburgen ausgestattet. Filch besaß seine eigene Folterkammer und Snape war der Herr über die Verliese. Harry lief ein kalter Schauer über den Rücken und unmerklich beschleunigte er seine Schritte. Das Klassenzimmer für Zaubertränke erschien ihm mit einem Mal erschreckend einladend. Sie näherten sich dem Stimmengewirr ihrer Mitschüler, die sich vor dem Raum versammelt hatten und darauf warteten, dass Snape die schwere Holztür öffnete. „Und ich sage dir, Hermine, ich habe die Hausaufgaben nicht von dir abgeschrieben.“ „Ich habe deinen Blick gespürt, Ronald Weasley, erzähl mir also keine Lügen.“ „Das war nur ein ganz flüchtiger Blick, ich wollte sehen, ob ich die Anwendung richtig beschrieben habe ...“ Seine besten Freunde ließen sich in ihren Ausführungen nicht stören, während sie dem Gedränge unaufhaltsam näher kamen. Harrys Schritte wurden merklich kleiner, seine Bewegungen erlahmten. Abseits der Schüler blieb er stehen, Ron und Hermine taten es ihm gleich, jedoch ohne ihre Diskussion zu unterbrechen. „Wenn ich dir bei den Hausaufgaben helfen soll, dann sag es mir, anstatt einfach abzuschreiben.“ „Mine, ich hab doch gesagt, dass ich es alleine versucht habe.“ „Ron ...“ Fröstelnd zog Harry seinen Schulumhang enger. Es war kalt in den Kerkern und wer immer behauptet hatte, die Schulumhänge würden wärmen, war ein elender Lügner gewesen. Sie waren dünn und in den feuchten Kerkergemäuern mehr als nur unpraktisch. Harry kannte nur eine Person, die sich davon nicht stören ließ und die Eigenschaften der Umhänge zunutzen machte: Snape. Niemand außer ihm schaffte es, mit bauschendem Umhang in das Klassenzimmer zu rauschen und den Eindruck einer Fledermaus zu erwecken, die gleichsam gefährlich wie gerissen war. Niemand abgesehen von Snape, der ohne Umhang wahrscheinlich nicht einmal mehr ein Schatten seiner selbst war. „Wen haben wir denn da? Potter, was für eine Überraschung, dich pünktlich hier zu sehen.“ Harrys Nackenhaare stellten sich beim schnarrenden Klang dieser nur zu vertrauten und gleichsam verhassten Stimme auf. Seine Haltung versteifte sich merklich und sein Blick suchte reflexartig ihren Besitzer. Dieser, unmöglich zu übersehen, hatte sich aus der Schülermasse gelöst und ihnen genähert. Ron und Hermine unterbrachen ihre Debatte, bei der es sich längst nicht mehr um Zaubertränke, sondern um ein ernsthaftes Beziehungsgespräch handelte, in dem Hermine den Standpunkt vertrat, dass Ron sich als ihr Freund ihr zuliebe etwas mehr anstrengen sollte, Ron hingegen der Ansicht war, dass Hermine als seine Freundin durchaus etwas nachsichtiger mit ihm sein sollte. „Zieh ab, Malfoy“, knurrte Ron und machte einen instinktiven Schritt auf den Slytherinprinzen zu, welcher sich, flankiert von Crabbe und Goyle – slytherinsche Leibgarde von Draco Malfoy mit dem Verstand von Kürbis und einem Vokabular, das tatsächlich geringer war, als das von Harry an einem dieser Tage – vor ihnen aufbaute. Auf den Zügen des Malfoyerben lag ein blasiertes Lächeln, die stechenden grauen Augen waren auf Harry gerichtet. „Ich erinnere mich nicht, mit dir gesprochen zu haben, Weasley“, bemerkte Malfoy ohne Ron auch nur eines Blickes zu würdigen. „Meines Erachtens nach, habe ich Potter und nicht Wiesel gesagt.“ Harry sah aus den Augenwinkeln, wie Ron die Fäuste ballte. Er selbst schwieg, erwiderte Malfoys Blick stumm und voller Gleichgültigkeit, bevor er sich abwandte und ihm den Rücken kehrte. Draco Ich-bin-der-beste-das-muss-man-mir-nicht-erst-sagen-ich-verlange-aber-trotzdem-dass-man-es-tut Malfoy war nach Snape der Letzte, den er heute gebrauchen konnte. Er wusste, dass Malfoy nicht mit dieser Reaktion gerechnet hatte, denn es war keine Seltenheit, dass er es nach einer gewissen Zeit und mit den richtigen Worten schaffte, nicht nur Ron, sondern auch Harry zu provozieren. Und Harry hätte Genugtuung verspürt, erfolgreich gegen Malfoys Erwartung gehandelt zu haben, wäre er nicht an einen Punkt gelangt, an dem ihn nichts kümmerte, abgesehen von seiner schlechten Stimmung und dem Wunsch nach einem raschen Ende dieses Tages. „Interessant, Potter. Du bist heute nicht wirklich gesprächig. Manieren sind scheinbar ein Fremdwort für dich, wenn du nicht einmal den Anstand besitzt, deinen Gesprächspartner anzusehen, geschweige denn, zu antworten.“ Harry gab seinen Freunden mit einer knappen Kopfbewegung zu verstehen, dass sie zu den anderen gehen sollten. Ron nickte grimmig und warf Malfoy im Vorbeigehen einen finsteren Blick zu. „Wer von uns hat hier bitte weder Manieren, noch Anstand, Frettchen?“ Harry hatte selbst erst einen Schritt getan, da erklang eine scharfe Stimme unmittelbar hinter ihm. „Fünf Punkte Abzug für Gryffindor, Weasley, für das Beleidigen eines Mitschülers.“ Keinen Augenblick später spürte der einen scharfen Luftzug neben sich, hörte das Rascheln von Stoff und bekam den Saum eines Umhangs ins Gesicht. Snape hatte die Kerker betreten und war so dicht an Harry vorbei geschritten, dass dieser vor Überraschung beinahe einen Satz zur Seite getan hätte. Keuchend stolperte er nach vorne und wäre beinahe gestürzt, hätte Ron nicht geistesgegenwärtig gehandelt und ihn am Arm gepackt. Snape blieb stehen und blickte unbeteiligt und kalt auf sie hinab. „Und weitere zehn Punkte Abzug, weil Sie sinnlos im Weg herumstehen, Potter.“ Mit einem Schlenker seines Zauberstabes schwang die Holztür zum Klassenzimmer auf und er betrat den Raum. Erst dann folgten die anderen Schüler. „Das hast du davon, Potter“, zischte Malfoy ihm im Vorbeigehen zu, während Harry fassungslos auf die nun offene Tür starrte. Ron ruckte zaghaft an seinem Arm. „Komm schon, Harry, sonst zieht Snape uns noch mehr Punkte ab, weil wir trödeln.“ Harrys Miene verfinsterte sich und sein Blick wurde düster, während er sich wortlos von Ron in den Klassenraum ziehen ließ, dicht gefolgt von Hermine. Oh ja, heute war einer dieser speziellen Tage. Snape zog ihnen mit Freuden weitere Punkte ab. Zunächst dafür, dass sie die Tür nicht ordnungsgemäß hinter sich geschlossen hatten, anschließend, weil Ron Anstalten machte, zu protestieren und schlussendlich, weil Harry die Unverschämtheit besaß, nichts zu sagen. Die Zaubertrankstunde dauerte keine fünf Minuten, da hatte Gryffindor bereits einen Verlust von vierzig Punkten zu verbüßen. Ein neuer Rekord, der seitens der Gryffindors im Raum mit bösen Blicken in Richtung Snape bestraft wurde. „In Ihrer Hausaufgabe haben Sie sich bereits mit der Wirkung und Anwendungen des Veritaserums beschäftigt. Heute werden wir uns dem praktischen Teil zuwenden und einen Wahrheitstrank brauen.“ Hermines Hand schoss in die Höhe. Snape verzog abfällig den Mund. „Einen Wahrheitstrank, kein tatsächliches Veritaserum. Wie Sie in der Hausaufgabe erarbeitet haben sollten“ – hierbei richteten sich seine schwarzen Augen auf Hermine – „braucht Veritaserum einen vollen Monat, bevor seine Herstellung beendet ist. Hinzu kommt, dass sein Nutzen ausschließlich dem Ministerium zur Verfügung steht.“ Hermine ließ ihre Hand sinken. „Wie Sie bereits wissen sollten, ist jedoch selbst Veritaserum, welches als stärkstes aller Wahrheitstränke gilt, nicht unangreifbar. Man kann sich seiner Wirkung durchaus entziehen. Personen, die wissen, was auf sie zukommt, können einen Zauber anwenden, der ihren Hals verschließt und anschließend so tun, als würden sie unter der Wirkung des Serums stehen. Des Weiteren können Personen, die Okklumentik gut beherrschen“ – bei diesen Worten richteten sich seine undurchdringlichen Augen auf Harry, dessen Mund sich abfällig verzog – „kann diese Fähigkeit dazu nutzen, seine Gedanken gegen die Wirkung des Serums abzuschotten. Allerdings besitzen diese Fähigkeit nur wenige“ – seine Lippen verzogen sich hämisch, sein Blick ruhte noch immer auf Harry – „und von den Magiern, die es beherrschen, schafft es eine noch geringere Menge, sich der starken Wirkung des Serums zu entziehen.“ Sein Lächeln verblasste und er ließ seinen Blick durch das Klassenzimmer schweifen. „Sie sehen also, dass Veritaserum zwar nicht unfehlbar ist, jedoch auch nicht unterschätzt werden sollte. Darum werden Sie heute lediglich einen schwachen Ableger des Wahrheitstranks brauen.“ Ein Schwenker seines Zauberstabs und die Liste der Zutaten erschien fein säuberlich an der Tafel. „Sie haben bis zum Ende der nächsten Stunde Zeit, weitere Anweisungen finden Sie in Ihrem Buch für Zaubertränke.“ Harry atmete kaum hörbar auf. Bis jetzt hatte er voller Anspannung verharrt, in der festen Überzeugung, dass Snape ihn jeden Moment einem Slytherin als Partner zuteilen würde, doch offenbar hatte er heute Glück. Unerhörtes Glück – er wusste doch, dass es einen Haken gab – denn das bedeutete, dass er mit Neville zusammenarbeiten musste. Snape hatte offenbar doch absichtlich so gehandelt oder auch nicht gehandelt. Stühle schabten, als die Schüler sich erhoben, die Zutaten zusammentrugen und es dauerte keine zehn Minuten, da war der Raum gefüllt mit Rauch, dem Geruch von brennendem Holz und dem beißenden Gestank bereits misslungener Tränke. Natürlich war der Trank von Harry und Neville ein Urheber dieses Gestanks. „Ich glaube, das wird nichts“, bemerkte Neville kurz vor Ende der Stunde und wirkte bedrohlich zittrig, während seine Augen immer wieder zu Snape huschten, der die Reihen abschritt und die Zubereitung des Tranks überwachte, sich ihnen dabei stetig näherte. „Der Trank ist eine Katastrophe. Laut dem Buch sollte er lavendelfarben sein, unserer ist aber orange!“ Harry schwieg. Er hatte noch kein Wort von sich gegeben, jedoch nach der Hälfte des Zaubertrankunterrichts die Hoffnung aufgegeben, zum Ende der Stunde ein annehmbares Ergebnis vorweisen zu können. Er wartete bereits auf Snapes herablassenden Kommentar und saß schweigend auf seinem Platz, den Blick auf Zaubertränke für Fortgeschrittene gerichtet. „Ah, Potter und Longbottom, wie ich sehe haben Sie sich nicht einmal die Mühe gegeben, zu versuchen, die Aufgabe zu bearbeiten.“ Snape hatte sie erreicht. Er schien sie sich absichtlich für den Schluss aufgehoben zu haben, um sich an ihrem Elend zu laben. Harry widerstand dem Drang, angewidert das Gesicht zu verziehen. Snapes Lippen kräuselten sich und Harry wurde klar, dass er bereits vom ersten Augenblick der Stunde an verloren gehabt hatte. „Testen, Potter.“ Er brauchte nicht erst nachzufragen, um zu wissen, was Snape meinte. Er sollte den Trank probieren. Snape verlangte allen Ernstes von ihm, ihren Trank zu trinken. Snape hatte bereits mehrmals verlauten lassen, dass er Harry liebend gerne vergiften würde. Heute, an einem dieser Tage, war er zweifellos wieder in Vergifte-Harry-Potter-und-genieße-diesen-Augenblick-Laune. „Ja, Sir.“ Es waren die ersten Worte, die Harry heute von sich gab und am Nebentisch zuckten Hermine und Ron zusammen. Harry griff nach einer Phiole, träufelte einige Tropfen des knallig orangefarbenen Tranks hinein, bevor er allen Zweifeln zum Trotz die Augen schloss und sie in einem Zug leerte. Ron schnappte nach Luft, während Harry den Geschmack zu ignorieren versuchte. Es schmeckte nach alten Socken. Sekunden verstrichen. Snape schwieg, seine dunklen Augen ruhten auf Harry. Neville stand zitternd neben ihm. Harrys Blick war nachdenklich. Er spürte keine Veränderung. „Zehn Punkte Abzug für Gryffindor.“ Snape wandte sich ab und ließ sie stehen. Harry hätte erwartet, dass es ihn verärgern würde, dass nichts passiert war, doch Snape hatte seinem Missfallen abgesehen von seinen Worten durch keine Mimik nach Außen dringen lassen. Und Harry war selbst zu erleichtert darüber, dass nichts passiert war, um sich Gedanken über Snapes Verhalten zu machen. Nevilles Fähigkeit, den Trank unwirksam zu machen und ihn nicht giftig werden zu lassen, hatten ihn vor einer Vergiftung bewahrt. Wenn das keine Ironie des Schicksals war. „Harrys Lächeln ist unheimlich, Mine.“ „Stell dich nicht so an, Ron. Wir sollten froh sein, dass der Trank wirkungslos zu sein scheint.“ „Bist du dir sicher? Das Lächeln könnte bedeuten, dass der Trank zu wirken beginnt. Was, wenn er Harry verändert?“ „Ich bezweifle, dass Harry und Neville zufällig einen Wandlungstrank brauen konnten, der den Charakter verändert. Die Chancen dafür sind so gering, dass –“ „Ja, schon gut. Hab’s verstanden.“ oOo Harry Potter, Der-Junge-der-lebte-und-dem-dunklen-Lord-auch-nach-unzähligen-Versuchen-nicht-den-Gefallen-seines-Ablebens-getan-hatte, hatte noch schlechtere Laune, als zu Zeiten des Frühstücks. Alle zehn Sekunden wanderte sein Blick zur Seite und richtete sich auf Draco Malfoy. Seine Augenbrauen zogen sich jedes Mal von Neuem zusammen, seine grünen Augen, die Lily Potter ihrem Sohn als einzige bleibende Erinnerung an sie hinterlassen hatte, blitzten auf und der Mund des Auserwählten verzog sich vor Abscheu. Potter, was ist los mit dir? Schaffst du es nicht einmal, einen Trank zu brauen, der irgendetwas bewirkt? Scheint so, als hätten du und Longbottom es tatsächlich geschafft, Wasser mit Farbe herzustellen. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich von dir beeindruckt bin. Du bist wahrlich der Retter der Zauberwelt. Kommt her, ihr dummen Fanatiker des Auserwählten, und kostet von Pottys Wunderwasser! Hätte er die Möglichkeit dazu gehabt, er hätte Malfoy liebend gerne sein so genanntes Wunderwasser eingeflößt. Eigenhändig. Und er hätte es genossen. Als hätte Malfoy seine Gedanken gehört, wandte er den Kopf und schenkte Harry einen hämisch herablassenden Blick, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Professor Binns zukommen ließ, der gleichmäßig vor der Tafel auf und ab schwebte und dabei sämtliche Daten des Zwergenaufstands vor zweihundert Jahren nannte. Harry verdrehte die Augen. Er wusste, dass Malfoy ihn provozieren wollte, doch an Tagen wie diesem war es schwieriger. Seine Laune besserte sich trotzdem nicht. Er ließ seinen Blick desinteressiert durch die Klasse streifen. Hermine schrieb mit. Keine Überraschung und Harry wusste, dass er es spätestens zu den Prüfungen bereuen würde, es ihr nicht gleich getan zu haben. Ron hatte die Hände auf seinem Tisch verschränkt und schlief. Harry meinte, ihn leise schnarchen zu hören. Dean und Seamus machten sich einen Spaß daraus, eine verirrte Fliege zu verhexen, sodass sie alle paar Sekunden eine andere Farbe annahm. Binns ließ sich von ihrem unterdrückten Lachen nicht stören. Neville war darum bemüht, seine Kröte bei sich zu behalten, da das Tier erneut Anstalten machte, weg zu springen. Notgedrungen erreichte Harrys wandernder Blick die Slytherins. Nott beschoss einige Gryffindors, die den Fehler gemacht hatten, sich eine Reihe vor ihn zu setzen, mit Papierkügelchen. Sein Zauberstab leuchtete bei jedem Treffer grün auf. Crabbe und Goyle schliefen. Harry wandte sich rasch von diesem wenig appetitlichen Anblick ab. Parkinson versuchte mitzuschreiben. Dieses Unterfangen wurde jedoch alle paar Sekunden von ihren schmachtenden Blicken auf den Slytherinprinzen unterbrochen, bis sie es schließlich ganz aufgab. Harry schluckte schwer und unterdrückte einen gequälten Laut. Zabini tat nichts. Absolut nichts. Schließlich kam Harrys Blick wieder auf Malfoy zur Ruhe. Und Malfoy sah ihn an, direkt und ohne Umschweife, während ein süffisantes Grinsen auf den schmalen Lippen lag, als ob es dort und nirgendwo sonst hingehörte. Für wenige Augenblicke spielte Harry mit dem Gedanken, Malfoy mit einer eindeutigen Handbewegung zu verstehen zu geben, was er von seiner eingebildeten Art hielt, doch Malfoy kam ihm zuvor. Mit dem feinen Unterschied, dass er nicht das tat, was Harry vorgehabt hatte. Er griff in seinen Umhang und zog seinen Zauberstab. Er griff nach einem leeren Blatt, tippte es mit dem Stab an und murmelte etwas, das Harry nicht verstand. Es faltete sich von selbst. Harry konnte nicht erkennen, was genau es war, aber er erkannte vier Beine. Dann setzte sich das gefaltete Papier mithilfe eben jener Beine in Bewegung. Wie eine Spinne krabbelte es über Malfoys Tisch und ließ sich über den Rand fallen. Harry registrierte mit Schrecken, dass das Papier-Gespinst direkt auf ihn zulief und ein flüchtiger Blick zu Malfoy selbst bestätigte seine Befürchtung. Welchen Zauber Malfoy auch über das Papier ausgesprochen hatte, er war wirksam. Harry fluchte und trat nach dem krabbelnden Papier, doch es war flink und schneller als er. Ehe er sich versah, hatte es seinen Fuß erreicht, wich dem nächsten Tritt aus und erklomm seinen Schuh. Anschließend sein Bein. Harry versuchte es mit der Hand zu erwischen, doch wieder erwies sich das verhexte Papier als überlegen. Es machte einen Satz, landete auf Harrys Hand, verharrte wenige Momente, als wolle es ihm sagen ‚Schau her, wie gut ich bin! Du hast nicht die geringste Chance - und das gegen ein Stück Papier!’ , dann sprang es weiter und landete vor Harry auf dem Tisch. Harry holte zum Schlag aus, doch so oft er es auch versuchte, er schaffte es nicht einmal, das käferähnliche Papier zu streifen, geschweige denn zu treffen. Er warf Malfoy einen vernichtenden Blick zu. Der Blonde hatte ihn nicht aus den Augen gelassen und lächelte verächtlich. „Was denn, Potter?“, flüsterte er, sodass seine Worte von Binns monotoner Stimme übertönt wurde, Harry ihn jedoch hören konnte. „Ist jetzt sogar ein Stück Papier zuviel für dich?“ Mit einem Ruck fuhr Harrys Hand auf das Papier hinab und zerdrückte es. Ron schreckte aus seinem Schlaf und sah sich irritiert um, sinnlose Worte auf den Lippen. Hermines Feder brach, als sie vor Schreck zu stark aufdrückte. In den hinteren Reihen gab es einen Knall, als die Fliege explodierte. Binns verstummte und richtete seinen Blick auf Harry. „Mister Potter“, meinte er in gedehnten Tonfall. (Aus den Augenwinkeln sah Harry, dass Ron bei dem alleinigen Klang der Stimme wieder zu gähnen begann.) „Gibt es ein Problem?“ Harry ballte die Faust um das Stück Papier. „Nein, Sir.“ „Gut.“ Binns gab sich damit zufrieden – er war der einzige Lehrer, der das tat, aber wer die gesamte Zeit seines Nachlebens ausschließlich in diesem Klassenzimmer verbracht hatte, würde sicher nicht beginnen, plötzlich zimperlich zu werden – und setzte seine Ausführungen fort. „Wie ich also eben im Begriff war zu erzählen, haben die Zwerge nach der Wiederaufnahme ihres zunächst verstoßenen Oberhauptes ...“ Hermine bedachte Harry mit einem forschenden Blick, dann murmelte sie ein leises Reparo, bevor sie mit der nun wieder heilen Feder begann, ihre Notizen zu ergänzen. Harry überzeugte sich davon, dass seine Mitschüler entweder wieder in ihren Dämmerzustand abgedriftet waren oder sich mit sich selbst beschäftigten – Dean und Seamus spielten jetzt unter ihren Bänken Snape explodiert – dann zückte er ebenfalls seinen Zauberstab und deutete auf das nun zerknüllte Stück Papier, das nur noch kaum merklich zuckte. Keinen Augenblick später ging es in Flammen auf und fand zitternd sein Ende als kleiner Aschehaufen auf dem Tisch von Harry Potter, dem Jungen-der-lebte-und-selbst-bei-kleinen-Papierkäfern-keine-Ausnahme-machte-schon-gar-nicht-wenn-Malfoy-ihr-Erschaffer-war. Und Harry Potter genoss es, Malfoy in diesem Moment schlucken zu sehen. oOo „Weißt du“, meinte Dean Thomas mit fachmännischer Miene an Harry gewandt, als sie gemeinsam in der großen Halle beim Mittagessen saßen, „du musst nicht unbedingt auf dein Essen einstechen. Du kannst dem Leid auch endlich ein Ende setzten und es essen.“ Harrys Antwort war dieselbe, die er seinem Freund und Klassenkameraden beim Frühstück gegeben hatte: Ein flüchtiger Blick, bevor die Aufmerksamkeit wieder auf das langsame und genüssliche Massakrieren des Auflaufs gerichtet wurde, der nun mehr einem Schlachtfeld der Zwergenaufstände, als einer Mahlzeit glich. „Du musst es auch nicht essen, Harry“, warf Seamus ein, der – genau wie Dean – nicht akzeptieren wollte, dass man mit Harry an einem dieser Tage nicht reden konnte. „Aber es besteht auch kein Grund, es so respektlos zu behandeln.“ Als sämtliche skeptische Blicke der Gryffindors sich auf ihn richteten, fügte er schnell hinzu: „Der Auflauf kann doch auch nichts dafür, dass du heute einen deiner Tage hast.“ „Da haben wir’s, jetzt drehen alle durch“, stöhnte Ron und verschluckte sich beinahe an seinem Stück Fleisch. „Hermine setzt sich für die Hauselfen ein und jetzt fängt Seamus auch noch an, das Essen zu verteidigen. Ihr solltet euch zusammentun. BELFER adé, von nun an heißt es BELFUER.“ „Es heißt nicht BELFER, Ron, sondern B. Elfe. R. Und was soll überhaupt BELFUER bedeuten?“ „Bund für Elfen- und Essens-Rechte.“ Ron nahm genüsslich einen weiteren Bissen Fleisch. Harry widerstand dem Drang, sich mit seiner Serviette zu ersticken. Was er nicht mitbekam, war, dass am anderen Ende der Halle, ein Dialog stattfand, in dem es um ihn ging und der für den weiteren Verlauf seines Tages noch von Bedeutung sein würde. Zabini, wo bist du gewesen? Hab die Gryffindors belauscht. Du glaubst nicht, was für lächerliche Themen die beim Mittagessen haben ... Wieso, bei Salazar, belauschst du Gryffindors?! Warum so geschockt? Weil es die Gryffindors sind, von denen wir hier reden. Jetzt sag bloß noch, du hast Sankt Potter und seine – Hab ich. Blaise! Du wirst nicht glauben, was ich herausgefunden habe. Potter hat seine Tage. ... Draco? Bist du vollkommen verrückt? Was redest du da?! Wenn du schon lauscht, dann tu es gefälligst ordentlich! He, ich kann nichts für das, was ich gehört habe! Sei gefälligst still. Ich glaube mir wird schlecht. Hier, du kannst mein Mittagessen haben. Sieht lecker aus. Was ist das? Auflauf? Untersteh dich, hier grün anzulaufen, Draco. Behalte deinen Teil des Mittagessens in dir. Klappe, Zabini. Guten Appetit! Doch davon ahnte Harry Potter zu diesem Zeitpunkt noch nichts. oOo Harry Potter, Der-Junge-der-lebte-und-dies-auch-noch-viele-weitere-Jahre-tun-würde-ganz-gleich-was-diverse-Slytherin-sich-auch-wünschen-mochten, war ratlos. Schwerer Parfümgeruch vernebelte seinen Verstand, verlangsamte das Denken, beeinträchtigte das Verhalten und erweckte in ihm den verzweifelten Wunsch, die Fenster des Turms aufzureißen und dieser Verzweiflung Luft zu machen. Professor Trelawny rauschte durch die Reihen und war einzig durch das Klimpern ihrer Armreifen und die Reflektionen, die diese wiedergaben zu erkennen und von den Schülern des Wahrsageunterrichts zu unterscheiden. Harry hockte auf einem der besonders weichen Kissen, hatte von Sekunde zu Sekunde mehr das Gefühl in ihm zu versinken, während er ratlos auf die klare Kristallkugel vor sich starrte und sich in seinem Kopf Visionen von ihm selbst - verschollen in den Untiefen eines Sitzkissens - ausbreiteten. „Ah, Mister Potter“, drang Sibbyl Trelawnys rauchige Stimme an sein Ohr und ihn überkam der übermächtige Drang, zu husten. „Ihrem Gesichtsaudruck nach zu Urteilen, hatten Sie soeben eine Vision. Möchten sie uns mitteilen, was sie sahen?“ Harry hatte folgende Antworten zur Auswahl: Einen langsamen qualvollen Tod. Einen kurzen schmerzlosen Tod. Einen plötzlichen Tod. Einen lang erwarteten Tod. Während er jede einzelne abwog und sich überlegte, für welche von ihnen Professor Trelawny ihm wohl die beste Note geben würde, kam ihm ein anderer Gedanke. Sein Blick wanderte zu Malfoy. Was ist Potter? Ist jetzt sogar ein Stück Papier zuviel für dich? Dies war der Moment, in dem ihm seine Note in Wahrsagen, sofern es den möglich war, so egal wurde, wie selten zuvor. „Ich sehe Malfoy.“ Der Lärmpegel im Turmzimmer sank in den Minusbereich. Draco Malfoys stechender Blick bohrte sich in Harrys. „Er verliert gegen mich im Quidditch. Wieder einmal. Na wenn das keine Vision ist.“ Ein triumphierendes Lächeln erschien auf seinen Lippen und die Gryffindors brachen in schallendes Gelächter aus. Die Slytherins zischten und knurrten. Harry spürte, wie Ron ihm lachend auf die Schulter klopfte, ihn dabei für diese Vision beglückwünschend. Doch sein Blick lag weiterhin auf Malfoy, der für wenige Momente überrascht, dann fassungslos und anschließend mehr als nur wütend wirkte. Harry setzte bereits zu einem abfälligen Kommentar an, da änderte sich Malfoys Gesichtausdruck unvermittelt. Wut wich Gleichgültigkeit und die Lippen, die noch vor Momenten zu schmalen Strichen aufeinander gepresst worden waren, verzogen sich zu einem herablassenden Lächeln. Harry hätte gerne gewusst, was in diesem Moment in Malfoys Slytherinkopf vor sich gegangen war, doch er sollte es nicht erfahren. Er sollte es nie erfahren. oOo Harry Potter, Der-Junge-der-lebte-und-bereits-soviel-übrlebt-hatte-dass-selbst-die-erfahrendsten-Zauberer-bei-dem-alleinigen-Gedanken-daran-noch-blasser-wurden-als-Ron-Weasley-wenn-er-sich-mit-einer-Kolonie-Spinnen-konfrontiert-wurde, war verwirrt. „Halten Sie Ihre Zauberstäbe ... ja, genau so. Schwenken Sie sie in einer gleichmäßigen Geste. Schleifenförmig und mit Gefühl. Mit Gefühl Mister Weasley. Es sei denn, Sie bezwecken es, Ihr Objekt vor der Verwandlung zu zerteilen. Sehen Sie, diese Bewegung.“ Ein grellgelber Lichtblitz erhellte für wenige Momente das Klassenzimmer. „Professor ...“ „Longbottom!“ „Professor McGonagall, Neville hat seinen Kerzenleuchter zum Schmelzen gebracht.“ „Das sehe ich selbst, Mister Finnigan, viele Dank für die Aufklärung. Helfen sie Mister Longbottom lieber beim Beseitigen des Chaos.“ „Ja, Miss.“ „Mister Finnigan!“ „Ich meine, ja Ma’am.“ Harry hörte dem Geschehen um ihn herum nicht zu. Wenige Wortfetzen drangen an seine Ohren, doch er interessierte sich nicht dafür. Seine antike Blumenvase hatte bereits lange Löffelohren, Barthaare und einen puscheligen Schwanz, doch mehr tat sich nicht, abgesehen von der Tatsache, dass sie unruhig vor ihm auf dem Tisch hin und her ruckelte. Er wusste, dass er sie in dieser Stunde nicht zu einem Kaninchen würde verwandeln können, darum hielt sich seine Begeisterung über die Lebenszeichen der Vase in Grenzen. Stattdessen begnügte er sich damit, sie gelangweilt mit der Spitze seines Zauberstabs anzustupsen und schließlich mit regem Interesse ihre Reaktion zu beobachten. Er hörte Professor McGonagall hinter sich rumoren, als sie andere Schüler auf ihre Mängel hinwies. Hermines Kaninchen hoppelte munter durch das Klassenzimmer, dicht gefolgt von den anderen vier, die sie zum Üben ebenfalls verwandelt hatte. Bald würde sich hier eine Kaninchenfamilie bilden. Es schepperte, als Rons halbverwandelte Teekanne auf die Idee kam, Hermines Kaninchen zu folgen und vom Tisch fiel. Mühsam rappelte sie sich auf und lief auf vier Kaninchenpfoten den anderen Tieren hinterher, dicht gefolgt von Ron, der versuchte, sie wieder einzufangen. Unter der Decke flogen vereinzelte Kaninchen mit Fledermausflügeln – Ergebnisse einiger Slytherins die entweder nicht vollkommen konzentriert gewesen waren oder sich einen Scherz erlaubt hatten. Harry warf einen flüchtigen Blick auf Malfoy, der auf seinem Platz saß und abwesend auf das schneeweiße Albinokaninchen hinab sah, welches auf seiner Tischplatte saß, sich hingebungsvoll putzte und von all dem Chaos im Klassenzimmer für Verwandlung keine Notiz zu nehmen schien. Malfoy begegnete Harrys Blick und schenkte ihm ein mitleidig, spöttisches Lächeln gepaart mit einer abfälligen Handbewegung. Harrys Griff um seinen Zauberstab verkrampfte sich. Die Ohren seiner Vase zuckten und verschwanden. Malfoy, dieses widerliche Frettchen! Der Puschelschwanz wurde Funken sprühend länger, bis er so lang war, wie Harrys Stab und nervös umher peitschte. Vier Beine schlängelten sich aus dem Porzellan der Vase und ein Kopf begann sich zu bilden. Ehe Harry sich versah hatte er ein graues Frettchen vor sich auf dem Tisch, welches interessiert zu ihm aufblickte, nur um anschließend zu beginnen, seinem eigenen Schwanz hinterher zu jagen. Sprachlos blickte Harry auf das Tier hinab. Das war keinesfalls beabsichtigt gewesen. Er hörte Malfoy lachen und anschließend einige weitere Slytherins mit einstimmen. „Ein Kaninchen, Mister Potter, kein Frettchen“, meinte Professor McGonagall und schob sich ihre strenge Brille hoch, während ihr Blick auf dem Tier ruhte, welches nun die Jagd nach seinem Schwanz aufgegeben hatte und sich gemütlich auf dem Tisch räkelte. „Na ja, immerhin haben sie ihr Objekt verwandelt, was man von anderem in diesem Klassenzimmer nicht behaupten kann.“ Sie ging weiter und richtete ihre Aufmerksamkeit nun auf Ron, der noch immer seiner flüchtenden Teekanne hinterher rannte. Harry musterte das Frettchen skeptisch, dann streckte er die Hand aus, um es zu streicheln. Sekunden später zog er sie fluchend zurück. „Au!“ Das Tier hatte ihn gebissen. Es war genauso verlogen wie Malfoy, der noch immer lachte. Grob packte Harry das Frettchen im Nacken, erhob sich und trug es hinüber zu den Reihen der Slytherins. Je näher er ihnen kam, desto mehr von ihnen hörten auf zu lachen. Schließlich beließ es auch Malfoy dabei, ihn belustigt zu mustern. „Was ist, Potter? Was treibt dich hierher? Willst du uns dafür verantwortlich machen, dass du nicht einmal eine ordentliche Verwandlung zustande bringst?“ Harry ging nicht auf diese Worte ein, sondern hielt ihm das zappelnde Frettchen entgegen. „Hier, ich glaube das Tier ist ein Seelenverwandter von dir, Malfoy. Es ist genauso verlogen und durchtrieben wie du. Nimm es, ihr werdet euch sicher verstehen. Und überhaupt“, fügte er hinzu und lächelte süßlich, „ist mir die Verwandlung nur gelungen, weil ich an deine Visage gedacht habe. Du siehst ja, was dabei herauskam.“ Malfoys Gesicht verzog sich vor Abscheu. „Verzieh dich, Potter.“ Harry blieb standfest. „Nimm es, Malfoy.“ Das Frettchen gab es auf, zu zappeln. Sein Blick huschte von Malfoy zu Harry, sein Schwanz pendelte sacht vor und zurück, während seine Barthaare zuckten. Schnurrend schmiegte es sich an Harrys Hand. Der Schwarzhaarige, von dieser Geste überrumpelt, hätte das Tier beinahe fallen gelassen. Malfoy lachte. „Von wegen, das Tier ist wie ich. Das ist ja widerlich. Geh mir weg damit, Potter, es könnte in seinem Verhalten ansteckend sein.“ Harry starrte ihn an, dann ließ er das Frettchen kurz entschlossen vor Malfoy auf den Tisch fallen. Es fauchte kurz, dann begann es, Malfoys Kaninchen interessiert zu mustern. „Ich nehme es garantiert nicht mit, Malfoy.“ Sein Blick war abweisend. „Ich hasse Frettchen, und dir sollte klar sein, weshalb.“ Mit diesen Worten wandte er sich ab und kehrte zu seinem Platz zurück. Den Rest der Stunde spürte er Malfoys stechenden Blick auf sich, doch er verdrängte das penetrante Gefühl, genauso wie das kaum merkliche, dennoch störende Bedauern darüber, dass er ihm das Frettchen überlassen hatte. Und Harry Potter, Der-Junge-der-lebte-und-Frettchen-in-Wahrheit-nicht-so-hasste-es-aber-niemals-offen-zugeben-würde, vergrub frustriert stöhnend das Gesicht in seinen Händen. Er hasste diese Tage! [tbc] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)