Blood Heritage von abgemeldet (1st Arc - Nerima im Wandel) ================================================================================ Kapitel 7: Avatar ----------------- Vorbemerkungen @Ghost6: Danke für das Lob. Und ja. Englische Fanfics. Da haben wir dann so Dinge wie: - Nabiki spielt mit ihrem PC, landet durch einen Bug im Yggdrasil-System, hält es für nen Jux und macht Ranma ("versehentlich") zu einer Göttin 1. Klasse, 1.Kategorie, ohne Beschränkungen. - Ranma war schon immer ein Kami (Bruder der 3 Göttinnen aus OMG) und erfüllt bei den Tendos/Saotomes nur einen Vertrag aufgrund eines Wunsches. - Kami-sama beschließt, daß er sowohl für Heilung als auch für Martial Arts neue Kami braucht, legt beide Positionen mal eben so zusammen und sucht sich unter allen Sterblichen, die er befördern könnte, ausgerechnet Ranma aus. uvm ^^"" @Phibrizo: Vielen Dank. Und natürlich ist es extrem, aber ich habe mir da schon was bei gedacht (auch wenn es nicht nett klingt, ihre Vergewaltigung ist nicht einfach nur ein Mittel, um euch Leser zu schocken, sondern es ist wirklich ein wichtiges Puzzleteil für die spätere Story; insbesondere Arc 4). Ich stimme dir zu, daß es für sich genommen als Grund für ihre Haltung nicht ausreicht. Eine genaue Erklärung der Zusammenhänge wird es erst mit der Zeit geben (Ranma wird Zeit und Gelegenheit brauchen, um mehr Informationen zu sammeln). Da es in Arc 1 hauptsächlich darum geht, daß Ranma sich mit seiner neuen Position anfreundet und Vorbereitungen trifft, um Nerima verlassen zu können, und da Arc 2 für Trainingsmissionen reserviert ist, muß ich alle Leser um Geduld bitten. @Umi: Wir diskutieren ja zur Zeit fleißig per ENS, also spare ich mir hier, alles zu wiederholen, was ich schon gesagt habe ^__^ Nur eines noch: Sein Erziehungs-Training bestand keineswegs nur aus Theorie. Ist so wie ich es geschrieben habe, wohl nicht ganz klar, also werde ich dazu noch was schreiben (vielleicht als Flashbacks in Arc 2, mal sehen). @illustrious: Danke. Wenn dir Ranmas Interaktionen mit den Senshi bisher gefallen haben, dann warte mal auf das 9. Kapitel ^__^ Und ich wußte nicht, daß es sowas wie Deadlines für Kommis gibt ^_~ Egal ob eine Stunde, einen Tag oder ein Jahr nach Veröffentlichung, ich freue mich über jeden Kommi (aber das versteht sich ja eigentlich von selbst, oder?) Oh, und als Klarstellung für alle, die es nicht offensichtlich finden: Wenn Ranma in seiner männlichen Form unterwegs ist, benutze ich Ranma und er. Ist Ranma in seiner weiblichen Form anzutreffen, heißt es Ranko und sie. ======================== Teil 7 – Avatar Ranko stapfte wütend durch die Straßen Tokyos. Momentan war sie in einem Zustand, in dem sie kaum klar denken konnte, und wäre sie von einem ihrer üblichen Rivalen überfallen worden, hätte sie ihn vermutlich getötet, bevor sie realisiert hätte, was geschehen war. In diesem Zustand befand sie sich, seit sie das Timegate und dann das Haus von Setsuna, Haruka und Michiru verlassen hatte. Für Ranko war ihr augenblicklicher Zustand ungewohnt. Nie zuvor hatte sie den Drang verspürt, einfach irgendjemanden finden zu wollen, den sie zu Muß schlagen konnte. Nie zuvor hatte sie so viel angestaute Wut und so viel Haß in sich verspürt wie in diesem Augenblick. "Zeit, daß ich mir ein paar Antworten hole.", knurrte sie finster vor sich hin. Zwischen zwei Schritten wechselte Ranko ihre äußere Form und wurde wieder zu Ranma. Der nächste Schritt brachte ihn direkt in eine Pfütze, wo seine Form sich unter dem leisen Plopp von Luft, die einen plötzlich leeren Bereich füllt, in Nichts auflöste. Ranma tauchte auf dem Vorplatz vor Hilds Festung über einem kleinen Brunnen, der aus dem Maul eines Gargoyls gespeist wurde, wieder auf. Von dort aus stapfte er weiter unbeirrt und in gerader Linie auf den Eingang des Gebäudes zu. Hild hatte ihm diese Aufgabe gestellt. Sie hatte Akanes Akte gesperrt. Also mußte sie bereits gewußt haben, was Ranma finden würde, wenn er in Akanes Vergangenheit herumschnüffelte. Und sie hatte ihn blind in dieses Horrorszenario hineinstolpern lassen, ohne den Hauch einer Warnung. An diesem Punkt war es Ranma egal, ob Hild die Magna-Regentin war. Er würde ihr für diese Aktion gründlich die Meinung sagen. Entschlossen griff er nach dem Griff der Eingangstür, um das schwere Portal aufzudrücken, als plötzlich von hinten ein Schatten über ihn fiel. Ranma hielt in der Bewegung inne und erblickte hinter sich eine furchteinflößende Gestalt, die mehr als doppelt so groß war, wie er selbst. Für einen Moment wunderte er sich, warum der penetrante Blutgeruch, den dieser Dämon verbreitete, ihn nicht schon früher auf dessen Anwesenheit aufmerksam gemacht hatte. "Ich schätze deinen Mut, auch wenn es an selbstmörderischen Wahnsinn grenzt, zu tun, was ich denke, was du tun willst.", grollte die tiefe Stimme Khornes. "Aber es wäre für uns alle kontraproduktiv, wenn du dich mit Hild-sama anlegst, solange du deine Aufgabe noch nicht erledigt hast." "Und ich hatte gedacht, gerade deshalb wäre der Zeitpunkt passend.", gab Ranma giftig zurück. "Schließlich werde ich gebraucht, also kann sie mich jetzt nicht abservieren." "Narr!", gab Khorne kopfschüttelnd zurück. "Unabhängig von deinen Pflichten kann Hild-sama es sich nicht erlauben, dich einfach so davonkommen zu lassen, wenn du sie beleidigst. Andere Untergebene könnten auf den gleichen Gedanken kommen, und das wäre schlecht für ihre Position. Aber ich weiß, was dir helfen wird, einen klaren Kopf zu bekommen." Mit diesen Worten packte der riesige Dämon Ranma mit einer seiner gewaltigen Pranken und schleppte den protestierenden Jungdämon zu einem weiteren Gargoyl-Brunnen, der jedoch mit Blut statt Wasser gefüllt war. Von dort teleportierte Khorne sich und seinen Schützling in eine gewaltige Arena aus Basalt und Onyx, die dem römischen Kollosseum nachempfunden war. Die Ränge waren besetzt mit kreischenden Dämonen, die ausgelassen die Kämpfer in der Arena anfeuerten. Andere Dämonen, die ihr Bestes gaben, sich gegenseitig spektakulär mit Klauen, Zähnen, Äxten, Schwertern und anderen Waffen in Stücke zu hacken, füllten den Kampfplatz im Zentrum des zehntausende von Zuschauern fassenden Runds. Als Khorne, der Herr des Schlachtens, mitten im Zentrum des Kampfplatzes erschien, wurde es schlagartig totenstill und die Kämpfe rundherum erstarben in angespannter und ehrfürchtiger Erwartung dessen, was Lord Khorne, der Herr und Meister der hier Anwesenden, nun tun würde. Ranma schaute sich ein wenig verunsichert um. "Warum sind wir hier?" Khorne grinste belustigt. "Hier kannst du in aller Ruhe ein wenig Dampf ablassen, Kleiner. Und du kannst mir zeigen, aus welchem Holz du geschnitzt bist." "Huh?" "Viel Spaß.", grollte Khorne jedoch nur als Antwort. Dann breitete er seine ledrigen Schwingen aus, ohne Rücksicht auf die Horden kleinerer Dämonen zu nehmen, die er damit umherschleuderte, und erhob sich geschickt in die Luft. Nach kurzem Flug landete er auf einem breiten Beobachtungspodest, von dem aus er den besten Blick auf das Geschehen hatte. Dort breitete er seine muskulösen Arme aus und schaute erwartungsvoll in die Runde. "MÖGEN DIE SPIELE BEGINNEN!", röhrte er. Die Menge antwortete mit frenetischem Jubel. Lauter und lauter werdende Sprechchöre skandierten das Motto ihres Herrn: "BLUT FÜR DEN BLUTGOTT!" "BLUT FÜR DEN BLUTGOTT!" "BLUT FÜR DEN BLUTGOTT!" Khorne setzte sich auf den Schädelthron, der die Hälfte des Podests besetzte, und grinste zufrieden. Ranma hatte unterdessen keine Zeit mehr, sich über seinen unerwarteten Auftritt in dieser Arena zu wundern. Die Dämonen rund um ihn herum fauchten und zischten aggressiv. Waffen wurden bereit gemacht, und plötzlich, wie auf ein unsichtbares Zeichen, stürzte sich die wilde Horde auf den jungen Kampfsportler in ihrer Mitte. Ranma konterte mit Blocks und Attacken, die den Gegner so sanft wie möglich ausschalten sollten, so wie er es bisher immer mit seinen Gegnern getan hatte. Mit dieser Taktik fertigte er die Dämonen gleich im Dutzend ab, aber für jeden ausgeschalteten Gegner kamen drei neue an die Front. Khorne lehnte sich zurück und beobachtete amüsiert, wie die ersten Treffer Ranmas Deckung durchbrachen. Er spürte die Verzweiflung seines Avatars über die scheinbar nicht enden wollende Flut von Klingen, Klauen und Zähnen, die nur ein Ziel kannten: Ihn in Stücke zu reißen. Sengender Schmerz durchzuckte Ranmas Körper, als ihn eine klauenbewehrte Hand erwischte und eine blutige Spur auf seinem Rücken hinterließ. Abgelenkt von dieser Verwundung schaffte er es nicht, einem Schwert mit Sägezahnklinge auszuweichen, das tief in seinen linken Oberschenkel schnitt und dank der gezackten Klinge Fleisch in Fetzen herausriß. Ranma schrie gepeinigt auf. Sollte er hier in dieser Arena draufgehen? Als Attraktion für eine geifernde Menge? Nein! So würde es nicht enden! Ranmas Schrei wechselte die Tonlage und die Ursache. Ranma sah Rot. Und Khorne lachte aus vollem Halse über das Spektakel, das sein Avatar der Menge nun bot, als er endlich die sprichwörtlichen Samthandschuhe auszog und die Nekoken-Klauen manifestierte, mit denen er sich in einer ebenso gedankenlosen wie unterhaltsamen Orgie der Vernichtung durch seine Gegner metzelte, bis das Blut knöcheltief den Boden der Arena bedeckte, und nicht ein einziger der niederen Dämonen auf dem Platz mehr am Leben war. Halbwegs durch das Massaker wechselten die Sprechchöre der Menge mehr und mehr vom üblichen "BLUT FÜR DEN BLUTGOTT!" zu einem frenetischen "RANMA!" "RANMA!" Erst als ihn niemand mehr angriff, erwachte Ranma aus seiner Berserker-Trance und wurde sich bewußt, was er getan hatte. Über sich selbst entsetzt, wurde er von einer plötzlichen Schwächewelle gepackt, und er wäre vermutlich in dem See aus Blut um ihn herum zusammengebrochen, wenn Khorne nicht neben ihm gelandet wäre und ihn mit einer Hand, die fast so groß wie Ranmas Brustkorb war, festgehalten hätte. Nicht daß er sich über sturzbedingte Blutflecken auf seiner Kleidung hätte Sorgen machen müssen. Immerhin war er von Kopf bis Fuß mit Blut und undefinierbarer Dämonenmasse bedeckt. "Nun?", fragte Khorne gut gelaunt. "Steht dir der Sinn immer noch nach einer Konfrontation mit Hild-sama?" Ranma schüttelte matt den Kopf. Das Verlangen nach einer Konfrontation war ihm gründlich vergangen. Nun fühlte er sich erschöpft und emotional ausgelaugt, wunderte sich allerdings darüber, daß seine im Kampf erlittenen Verletzungen verschwunden waren. "Gut. Dann verabschiede dich von deinen Fans. Wir haben zu tun." "Fans?", gab er fassungslos zurück. "Mach keine Witze. Glaubst du, ich wollte dieses...dieses Massaker anrichten?" "Gegenfrage: Glaubst du, daß die Antwort auf diese Frage für irgendeinen dieser Dämonen hier eine Rolle spielt?" Ranma seufzte fatalistisch. "Wohl nicht." Khorne beschloß, das Gespräch an einem ruhigeren Ort fortzusetzen und teleportierte sich und Ranma aus der Arena in den Vorhof einer gewaltigen Burg aus dunkel schimmerndem Stein. "Alles was für die Menge in der Arena von Bedeutung ist, ist, daß du deine überlegene Position als Kämpfer unter Beweis gestellt und dir damit den Respekt der niederen Dämonen des Kriegs-Aspekts verdient hast." "Und dafür mußten hunderte von ihnen sterben?" "Dämonen, junger Avatar, sterben nie wirklich, außer unter sehr besonderen Umständen.", antwortete Khorne darauf gelassen. "Deine heutigen Opfer werden also früher oder später wieder da sein. Und dann werden sie es sich dreimal überlegen, ob sie es wagen wollen, dich herauszufordern." "Aber..." "Ranma.", unterbrach Khorne seinen Protest im Ansatz. "Es ist eine Sache, ob du dem Namen nach mein Avatar und der Avatar meiner Brüder bist. Wirklich respektieren wird man dich in dieser Rolle erst, wenn du bewiesen hast, daß du der Position auch gerecht werden kannst." "Dann war die Szene in der Arena also eine Art Test.", erwiderte er nach kurzem Schweigen. "Du brauchtest eine Möglichkeit, Streß abzubauen. Warum das also nicht mit einem Test kombinieren? Abgesehen davon wollte ich dir dabei helfen, einen großen Schwachpunkt loszuwerden." "Was für einen Schwachpunkt?" "Du bist ein guter Kämpfer, aber dein Zögern, einen Feind zu töten, kann in manchen Situationen fatale Folgen für dich haben. Oder für die, die du schützen willst.", erläuterte der Dämonenlord geduldig. "Wenn es nur nach mir ginge, würde ich sagen, vernichte jeden, der sich dir in den Weg stellt. Aber damit wären meine Brüder nicht unbedingt einverstanden. Da dieser Weg zudem zu einer merklichen Persönlichkeitsveränderung bei dir führen könnte, müßte ich mich dann auch vor deiner Mutter und eventuell sogar Hild persönlich verantworten." "Oh." "Und deshalb reicht es mir, wenn du einen Killerinstinkt entwickelst, der funktioniert, wenn immer die Situation es erfordert. Dann aber ohne Zögern oder Reue." Ranma nickte verstehend. Khorne war nun mal ein blutrünstiger Dämon, also sollte er sich wohl über seine Ansichten nicht wundern. Eigentlich konnte er die Gründe für sein Handeln sogar verstehen, auch wenn ihm nicht gefiel, daß er so überraschend mit einer Arena voller blutrünstiger Killerdämonen konfrontiert worden war. Aber anscheinend war es für diese hochrangigen Dämonen normal, Dinge zu tun, ohne dabei Rücksicht auf die Befindlichkeiten ihrer Untergebenen zu nehmen. Wenn das tatsächlich die Art und Weise war, wie die Dinge hier in Nifelheim geregelt wurden, dann konnte er wohl auch Hild nicht mehr wirklich böse für ihr Vorgehen sein. "Noch irgendwelche Fragen?", riß Khorne ihn aus seinen Gedanken. "Ja. Was ist aus meinen Verletzungen geworden? Und wo sind wir hier?" "Sobald du deine Kräfte kontrollieren kannst, wirst du in einem Kampf Wunden heilen können, indem du deine Feinde eliminierst.", erklärte der Dämonenlord daraufhin. "Bis dahin wird diese Fähigkeit von deinem Unterbewußtsein aktiviert werden, wenn du in Berserkerwut gerätst, was immer dann der Fall sein wird, wenn du dich in einem lebensbedrohlichen Kampf befindest." "Heißt das, ich werde von nun an in jedem Kampf möglicherweise die Kontrolle über mich verlieren?", gab Ranma wenig begeistert zurück. "Es ist so ähnlich wie mit der Nekoken. Wenn du die Technik gemeistert hast, behältst du auch im Berserkerzustand die Kontrolle über dich. Anstatt unaufhaltsamer Wut wirst du dann eine klarere, erweiterte Wahrnehmung des Kampfes haben, fast so, als wenn du einen Kampfcomputer im Kopf hättest." "Verstehe." "Und zu der Frage, wo wir hier sind..." Der Dämon stieß ein leicht angewidertes Schnauben aus. "Wir befinden uns vor den Toren der Burg meines widerlichen älteren Bruders." "Wer?" "Tzeentch, der Wandler der Wege. Meister der Täuschung und Manipulation." Das schimmernde Hologramm eines reich geschmückten Vogelkopfes erschien plötzlich in der Luft vor ihnen. "Du vergißt mal wieder: Meister der Magie, Bruderherz.", schnurrte die samtweiche, einschmeichelnde Stimme des ältesten der vier Chaosdämonen. "Die einzig wahre Magie ist die Magie einer scharfen Axt, mit der ich meine Feinde in Stücke schlage.", gab Khorne daraufhin zurück. "Wenn du es so siehst, bin ich natürlich wahrlich kein Meister.", gab Tzeentch mit einem gespielt theatralischen Seufzer zurück. "All das Blut und die sinnlose Gewalt schlagen mir einfach viel zu schnell auf den Magen, wie du sehr wohl weißt." "Weichei.", schnaubte Khorne. Ranma gewann zu Recht den Eindruck, daß der Streit um 'die wahre Magie' schon ziemlich lange zwischen den beiden Brüdern wogen mußte. "Ich erwarte euch im Regenbogensaal.", erwiderte der Vogelkopf darauf kurzangebunden und verschwand. "Ich liebe es, ihn aus der Fassung zu bringen.", grollte Khorne schmunzelnd. "Aber warum ausgerechnet der Regenbogensaal?", fügte er mit einem verächtlichen Knurren hinzu. "Was stimmt denn damit nicht?", wollte Ranma wissen. "Der Regenbogensaal ist der Raum, von dem der Wichtigtuer normalerweise seine sogenannte Magie wirkt.", erklärte Khorne verächtlich. "Andere würden es schlicht 'Ritualkammer' nennen, aber so einfache Bezeichnungen sind ja unter seiner Würde." Ranma zuckte einfach mit den Schultern und folgte seinem größeren Begleiter durch ein Labyrinth schrillbunter, surrealistischer und sich ständig in Form, Material und Farbgebung ändernden Gänge. Er selbst hätte sich an diesem die Sinne verwirrenden Ort hoffnungslos verirrt, doch Khorne blieb von der Umgebung völlig unbeeindruckt. Als Ranma den Regenbogensaal betrat, verstand er sofort, woher der Name stammte. Das verwirrende Durcheinander wild umhertanzender Irrlichter in allen nur denkbaren Farben verlieh dem Raum etwas von einem im ständigen Fluß befindlichen Regenbogen. Insgesamt hatte der Saal einen Durchmesser von mehr als einhundert Metern. Der Großteil des Bodens wurde von einem gewaltigen Ritualkreis eingenommen, während eine Vielzahl breiter Nischen an den Wänden, die jede einen Durchmesser von mehreren Metern hatte, mit Büchern und Vorräten für Rituale angefüllt war. Alle bis auf zwei nebeneinanderliegende Nischen, von denen eine einen Spiegel und die andere eine zwei Meter durchmessende flache Schale enthielt. Ranma kannte diese Utensilien bereits aus Yuis Anwesen. Offensichtlich Divinationsräume. "Ah, wie schön, daß ihr den Weg gefunden habt.", begrüßte der vogelköpfige Dämonenlord seine Gäste gut gelaunt. "Und wie ich sehe, hatte unser Avatar einen ereignisreichen Tag.", setzte er, Ranma von Kopf bis Fuß musternd, amüsiert hinzu. Ranma folgte dem Blick und wurde sich erst jetzt wieder bewußt, daß er noch immer mit Dämonenblut aus der Arena bedeckt war. "Wie zum Teufel konnte mir das entgehen?", wunderte er sich. "Aus dem gleichen Grund, aus dem das Labyrinth der Veränderungen dich nicht in den Wahnsinn getrieben hat.", erwiderte Tzeentch. Ein Wink mit einem seiner krallenbewehrten Arme ließ die Risse und Schnitte in Ranmas Kleidung verschwinden und reinigte sowohl die Kleidung als auch ihn selbst. "Blutvergießen ist eine Ausdrucksform des Chaos-Aspekts, für den mein Bruder hier steht, so wie Wandel einer meiner Aspekte ist.", fuhr er fort. "Und da du unser Avatar bist, sind all unsere Aspekte nun auch ein Teil von dir, was dir nicht nur eine gewisse Resistenz verleiht, wenn du den Effekten einer derartigen Kraft ausgesetzt bist, sondern dir auch, nach ausreichendem Training natürlich, gestattet, selbst diese Kräfte einzusetzen." "Da du jedoch noch ein Neuling bist und noch nicht all unsere Aspekte kennst, mußt du dich natürlich erst mit ihnen vertraut machen.", ergriff Khorne an dieser Stelle das Wort. "Na das kann ja heiter werden.", brummte Ranma. Die Aussicht darauf, neue Dinge an sich zu entdecken, die seine Persönlichkeit verändern mochten, schien ihm nicht gerade reizvoll. Andererseits...war Wandel nicht sein persönlicher Einflußbereich als Dämon? Sollte er dann nicht versuchen, diese neue Entwicklung zumindest zu akzeptieren? "Als Avatar, also Repräsentant von uns, ist es deine Pflicht.", warf der Blutdämon grollend ein. "Das verstehe ich ja.", erwiderte Ranma mürrisch. "Es ist nur so viel auf einmal." Khorne schlug ihm aufmunternd eine seiner gewaltigen Pranken auf die Schulter, was Ranma für einen Moment in die Knie zwang. "Glaub mir, wir würden es langsamer angehen lassen, wenn wir die Zeit hätten." "Wenn wir nicht überzeugt wären, daß du dem beschleunigten Training gewachsen wärst, hätten wir dich nicht gewählt.", setzte Tzeentch hinzu. "Ich habe übrigens dein Gespräch mit den Senshi verfolgt. Für einen Anfänger wie dich eine hervorragende Leistung als Manipulator." Ranma musterte den Dämon nachdenklich. "Manipulation ist auch eines deiner Gebiete, richtig?" "Das ist korrekt." "Andere zu täuschen war noch nie eine meiner Stärken, vor allem weil es sich irgendwie falsch und unehrenhaft anfühlte.", erwiderte Ranma darauf. "Trotzdem hatte ich keine Probleme oder Bedenken, als ich die Tricks, die Mara mir beigebracht hat, bei den Senshi angewandt habe. Liegt das auch daran, daß ich euer Avatar bin?" "Ich wußte, deine Auffassungsgabe würde mich nicht enttäuschen.", antwortete Tzeentch darauf mit einem gewissen Stolz in der Stimme. "In der Tat wirst du feststellen, daß dir alle Dinge leichter fallen werden, die irgendwie mit mir und meinen drei Brüdern in Verbindung gebracht werden können." "Verstehe." "An deiner Beobachtungsgabe mußt du allerdings noch ein wenig feilen." "Wie meinst du das?" "Folgt mir." Tzeentch führte seine Gäste durch eine andere Tür in eine Art Studierzimmer, eine kugelförmige Blase aus buntem glasartigen Material mit abgeflachtem Boden, die offenbar direkt an eine ausgedehnte Bibliothek aus meterhohen eng beieinanderstehenden Regalen angegliedert war, die sich schräg unterhalb der Blase in alle Richtungen weiter erstreckten, als Ranma erfassen konnte. "Willkommen in der Schwarzen Bibliothek, Ranma. Setz dich doch.", lud Tzeentch ihn ein und nahm auf einem gemütlichen Sessel Platz. Khorne musterte einen der anderen Sessel naserümpfend. Eher würde die Hölle einfrieren, bevor er sich in einen lächerlichen Plüschsessel zwängte. Sein älterer Bruder reagierte darauf mit offensichtlicher Belustigung und formte aus dem Sessel mit einer Handbewegung Khornes geliebten Schädelthron, auf dem dieser sich dann auch mit einem zufriedenen Grunzen niederließ. Ranma schüttelte angesichts dieser kindischen Darbietung nur mit dem Kopf und nahm auf dem letzten freien Sessel Platz. "Diese Bibliothek, Ranma, enthält alles Wissen, was je von einer Zivilisation dieses Universums angesammelt worden ist. Egal wie trivial es auch sein mag.", gab der Vogeldämon eine Erklärung zu dem Ort, an dem sie sich befanden. "Hinzu kommt alles Wissen, was jemals von einer Zivilisation bis zum Ende des Universums angesammelt werden wird." "Wissen aus der...Zukunft?", rief der junge Avatar staunend. "Zeit, mein Junge, ist an diesem Ort ohne Bedeutung.", entgegnete Tzeentch darauf. "Oder besser gesagt: Sie funktioniert hier nach anderen Regeln. Die Bibliothek selbst unterliegt nicht den lästigen Beschränkungen der Zeit, wenn es um ihren Inhalt geht. Da sie zu jeder Zeit des Universums gleichzeitig existiert, finden natürlich auch Bücher aus jeder Zeit ihren Weg in die nahezu unendlich vielen Regale dort unten." "Okay. Und wo ist der Haken?" "Der Haken, wie du es nennst, ist, daß diese Regel nicht für die Benutzer der Bibliothek gilt. Andernfalls würde ich dich dort runter schicken, und dich alle Bücher dort lesen lassen, aber ich fürchte, selbst so langlebige Wesen wie wir, würden das nicht schaffen, da für uns die Zeit vergeht, während wir lesen." "Also hilft diese Bibliothek nur, wenn man weiß wonach man sucht.", vermutete Ranma. "So ist es." "Könntest du langsam auf den Punkt kommen, Bruder?", warf Khorne ungeduldig ein. "Ich glaube nämlich nicht, daß das, was du zu sagen hast, mit deinem Buchladen da unten zu tun hat. Den zeigst du Ranma doch nur, um anzugeben." "Natürlich." Tzeentch nahm einen faustgroßen Splitter aus rotem Kristall von dem Tisch neben seinem Platz. "Das hier ist ein Gedächtniskristall. Genauer gesagt ist auf diesem Kristall die Szene gespeichert, die dich bei deinem Besuch des Timegates so in Rage versetzt hat." Ranma musterte Tzeentch finster. "Also weiß hier jeder Bescheid, was Akane passiert ist. Und trotzdem habt ihr mich auf diese Schnitzeljagd geschickt, ohne mich zu warnen, was ich finden könnte." "Sicher, rein subjektiv betrachtet, ist das, was dem Mädchen passiert ist, ganz furchtbar.", räumte Tzeentch unbeeindruckt ein. "Aber du solltest die Situation im richtigen Rahmen betrachten, Ranma." "Im richtigen Rahmen? Was soll dieser Mist denn nun wieder heißen?", gab Ranma wütend zurück. "Es soll heißen, Ranma, daß ich dir an jedem beliebigen Tag tausende, wenn nicht zehntausende von Situationen zeigen könnte, in denen Menschen einander Dinge antun, gegen die das, was dieser Akane passiert ist, wie ein gemütliches Picknick wirkt.", lautete Tzeentchs Antwort. "PICKNICK?!", rief Ranma aufgebracht, kurz davor sich auf den Vogeldämon zu stürzen. "Glaubst du ernsthaft, daß das, was ihr geschehen ist, für jemanden, der dies und schlimmeres bereits in millionenfacher Ausführung gesehen hat, dieselbe Bedeutung hat wie für jemanden, der zuvor so gut wie noch nie mit der finstereren Seite menschlichen Seins in Berührung gekommen ist?", fuhr dieser jedoch ungerührt fort und nahm Ranma damit jeglichen Wind aus den Segeln. "Vermutlich nicht.", räumte er kleinlaut ein. "Aber deswegen muß es mir nicht gefallen, in dieser Situation zu stecken." "Natürlich nicht.", stimmte Tzeentch zu. "Aber weshalb solltest du dich damit zufriedengeben? Wandel ist dein direkter Einflußbereich. Dinge zu ändern ist ein natürlicher Vorgang für jemanden wie dich. Mit ein wenig mehr Übung versteht sich." "Was hat er denn nun übersehen?", grollte Khorne ungeduldig. "Ah, richtig." Tzeentch nickte seinem Bruder dankend zu. "Wenn du Divination betreibst, ist es wichtig, daß du dir sämtliche Details einprägst. Nicht nur die offensichtlichen Dinge. Andernfalls hättest du entdeckt, daß sich im Hintergrund der Szene eine männliche Person aufhält, deren Gesichtszüge unerkennbar sind." "Wie bei dem Mann, der bei Akanes Zeugung Souns Stelle eingenommen hat!", rief Ranma überrascht. "Exakt.", stimmte der Vogeldämon zu. "Der Effekt war derselbe. Der Mann jedoch war es nicht. Und wie meine Lieblingssenshi bereits festgestellt hat, gehört der Effekt zu einer Form von Illusionszauber." "Welcher Bastard ist dafür verantwortlich?", knurrte Ranma. "Keine Ahnung. Was ich dir jedoch sagen kann ist, daß ein Zauber, der mächtig genug ist, das Timegate zu täuschen, nicht von einem Sterblichen gewirkt worden sein kann, sondern nur von einem Kami oder Dämon." "Aber ich dachte, wir sind für das Gate ohnehin unsichtbar.", wunderte Ranma sich. "Was unsere Auswirkungen auf Gegenwart und Zukunft betrifft, ja.", klärte Tzeentch ihn auf. "Das Timegate kann weder unsere Aktivitäten in der Gegenwart verfolgen, noch projizieren, wie sich unsere Aktivitäten auf die Zukunft auswirken könnten, da es dafür nicht mächtig genug ist. Das hindert das Gate jedoch nicht daran, nachträglich einen Blick auf Dinge zu werfen, die bereits Fakten sind. Dort wirkt jedoch immer noch der natürliche Verschleierungseffekt, der unsere Identitäten vor dieser Form von Spionage schützt." "Also kann Pluto zwar nicht verfolgen, was ich im Augenblick tue, aber sie könnte mir rückblickend hinterherschnüffeln." "Nein.", beruhigte Tzeentch ihn. "Du bist ein spezieller Fall. Als unser Avatar ist dein Chaosfaktor zu hoch. Solange du dich nicht direkt in Plutos Nähe aufhältst, kann sie dich mit dem Gate nicht wahrnehmen, und selbst wenn du in ihrer Nähe bist, wird sie nicht viel sehen können." "Na das ist mal beruhigend." "Und noch etwas, Ranma.", fuhr der Vogeldämon fort. "Als du im Timegate beobachtet hast, was Akane zugestoßen ist, hast du ein weiteres wichtiges Detail verpasst." "Und welches wäre das?" "Nachdem alles vorbei war, zu einem Zeitpunkt, den du und Sailor Pluto nicht mehr beobachtet hattet, hat der unbekannte Mann noch etwas mit Akane getan." "Nun sag schon. Was hat er getan?", drängte Ranma ungeduldig. Tzeentch seufzte theatralisch und beschloß, daß Geduld etwas war, was er seinem Avatar unbedingt beibringen mußte. "Er hat Akane mit einem Zauber belegt.", antwortete der Dämonenlord. "Soweit ich es beurteilen kann, handelt es sich um einen Erinnerungsblocker." "Du meinst..." "Sie kann sich nicht wirklich daran erinnern, vergewaltigt worden zu sein." "Aber warum sie vergewaltigen lassen, nur um ihr dann die Erinnerung daran zu nehmen? Das ergibt doch keinen Sinn." "Das hängt einzig und allein von den Parametern des Blocks ab.", erwiderte Tzeentch schulterzuckend. "Wenn du zu einem Klasse 2-Dämon befördert wirst, und nach ein wenig Training in der Untersuchung magischer Konstrukte, kannst du dir selbst ein Bild davon machen, was der Blocker genau mit ihrem Kopf anstellt." "Mit anderen Worten: Ich werde noch ein Weilchen warten müssen, bevor ich die letzten Puzzleteile finden und für Akane Rache nehmen kann." "Rache?" Tzeentch runzelte erstaunt die Stirn. "Ich mag Akane nicht heiraten wollen, aber das bedeutet nicht, daß sie mir gleichgültig ist.", erklärte Ranma. "Sicher, es wird Zeit, daß sie ein wenig erwachsener wird und Verantwortung für ihre eigenen Fehler übernimmt, aber was ihr angetan wurde, macht mich sehr, sehr wütend. Und wie es aussieht, kann ich nicht mal mit ihr über das Geschehene reden, weil sie sich nicht mehr daran erinnern kann." "Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem Vorhaben.", kommentierte der Vogeldämon trocken. "Und nachdem das geklärt ist..." Tzeentch nahm einen zweiten Kristall vom Tisch und gab ihn Ranma zusammen mit dem ersten. "Der andere Kristall enthält die Zeugungsszene. Und das hier", er gab Ranma eine Mappe, "sind fotographische Kopien der wichtigsten Szenen für deinen Fall – falls du irgendjemandem einen Beweis für deinen Fund präsentieren willst oder musst." "Danke." "Keine Ursache. Ich hoffe allerdings um deinetwillen, daß du in drei Tagen deine Probleme in Nerima gelöst hast, da dann Hild-samas Frist abgelaufen sein wird, und sie sehr...ungehalten reagieren kann, wenn ihre Anweisungen mißachtet werden." "Das hoffe ich auch. Ich habe schon ein paar Ideen, aber die werde ich später noch mit meiner Mutter und Mara bereden, um zu hören, was die dazu meinen." "Gut. Zögere nicht, von der Erfahrung anderer zu profitieren, wenn du allein nicht vorankommst.", lobte Tzeentch zufrieden. "Allerdings sollte ich dich wohl informieren, daß du in nächster Zeit damit rechnen solltest, von mir, meinen Brüdern und Hild-sama auf überraschende Trainingsmissionen geschickt zu werden, damit du lernst, wie du deine Kräfte und Fähigkeiten am Besten in einer echten Mission einsetzt. Diese Erfahrung ist wichtig für dich, und solltest du die Möglichkeit finden, dabei deinen Wissenshorizont zu erweitern, oder das eine oder andere magische Spielzeug zu erhalten, zögere auf keinen Fall, die Gelegenheit wahrzunehmen." "Das werde ich.", versprach der junge Avatar entschlossen. "Sehr schön. Dann wäre nur noch eine Sache, bevor ich dich nach Midgard zurückschicke." "Und das wäre?" Tzeentch holte aus dem Nichts eine Reihe von Büchern hervor und stapelte sie vor Ranma. "Hier drin findest du eine Reihe von Techniken, die für dich ein absolutes Muß sind. Der Zugriff darauf ist normalerweise für Dämonen unterhalb der Klasse zwo ohne Beschränkungen gesperrt, aber solange ich von Hild-sama keine gegenteiligen Anweisungen erhalte, habe ich hier in Nifelheim das letzte Wort, wenn es um Magie geht." "Wird das dann keine Probleme verursachen?" "Mach dir da mal keine Sorgen, Ranma. Wenn du für Klasse drei zu mächtig wirst, steigt die Wahrscheinlichkeit auf eine schnelle Beförderung.", erwiderte Tzeentch mit einem amüsierten Augenzwinkern. Das inzwischen gewohnte Handwinken öfnete hinter Ranma ein Portal. "Dieser Weg bringt dich ins Haus deiner Mutter. Richte ihr meine Grüße aus und sag ihr, ich freue mich bereits auf den Tag, da sie ihren Urlaub beendet und in den Rat zurückkehrt." Ranma nickte. "Das werde ich. Danke und...bis zum nächsten Mal, schätze ich." "Schau mal wieder in der Arena vorbei.", rief ihm Khorne zum Abschied zu und teleportierte in einer Schwefelwolke aus dem Raum. "Mal sehen, was sich so ergibt.", erwiderte Ranma darauf naserümpfend und trat durch das Portal. Er kämpfte zwar gern, aber nochmal wollte er sich auf ein so blutiges Gemetzel nicht einlassen, wenn es sich vermeiden ließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)