Blood Heritage von abgemeldet (1st Arc - Nerima im Wandel) ================================================================================ Kapitel 4: Auf dem richtigen Weg -------------------------------- Teil 4 – Auf dem richtigen Weg Ranma-chan saß am Ufer des kleinen Sees, mit dem Neko ihn bekannt gemacht hatte, und meditierte. Sie war besorgt, denn irgendetwas konnte mit ihrem Körper nicht stimmen. Während der letzten Trainingswoche waren die Schlafpausen extrem kurz gewesen – zusammengenommen höchstens fünfzehn Stunden – aber dennoch fühlte Ranma-chan keine Müdigkeit. Nun saß sie ganz entspannt da und horchte in sich hinein, um eine Bestandsaufnahme zu machen und dabei hoffentlich eine Erklärung für dieses Phänomen zu finden. °Ob ich irgendwelche Aufputschmittel bekommen habe?°, überlegte sie, verwarf den Gedanken jedoch wieder, weil sie bezweifelte, daß sie so lange nur unter dem Einfluß von Drogen hätte fit bleiben können, ohne irgendwelche Nebenwirkungen zu bemerken. Ihre letzte Meditationssitzung war schon eine Weile her, mehrere Wochen bevor sie Yui kennengelernt hatte. Deshalb stellte sie mit ziemlicher Verblüffung fest, daß ihre Wahrnehmungsfähigkeit für den Ki-Fluß in ihrem Körper im Vergleich zu früher um ein Vielfaches an Sensitivität gewonnen hatte. Fasziniert verfolgte sie die Energiebahnen in ihrem Körper, die sie vor ihrem geistigen Auge in Form verschlungener blauer, roter, gelber und weißer Fäden wahrnehmen konnte, die ein komplexes Muster bildeten. Die Deutlichkeit, mit der die die einzelnen Fäden wahrnehmbar waren, änderte sich mit ihrer Intensität, und Ranma-chan stellte nach einer gewissen Zeit der Beobachtung fest, daß die verschiedenen Energiebahnen in gewissen Rythmen pulsierten. Nachdem sie diesen Effekt eine Weile staunend beobachtet hatte, konzentrierte sie sich auf einzelne Stränge, dann auf die Fasern, aus denen sie aufgebaut waren, und entdeckte dabei, daß auch die Fasern noch aus kleineren Subeinheiten bestanden. Neugierig versuchte die Rothaarige, in immer kleinere Dimensionen vorzudringen, stieß jedoch nach kurzer Reise auf eine durchscheinende Membran. Die Intensität des einfallenden Leuchtens ließ vermuten, daß eine enorme Quelle auf der anderen Seite der Membran liegen mußte, aber egal wie sehr Ranma-chan sich bemühte, sie konnte die Membran nicht durchdringen. Sie versuchte es an einigen anderen Stellen, aber am Fakt der Unpassierbarkeit änderte sich nichts. Etwas enttäuscht über den Mißerfolg zog Ranma-chan ihre Aufmerksamkeit aus ihrem Selbst zurück und richtete ihre Sinne wieder nach außen auf das Hier und Jetzt. Überrascht bemerkte sie, daß Mari keine zwei Meter von ihr entfernt auf dem weichen Gras kniete und schweigend wartete. "Oh. Hi, Mari. Tut mir leid, ich habe dich gar nicht bemerkt." "Schon in Ordnung, Ranma. Ich hatte den Eindruck, daß du gerade etwas wichtiges zu tun hattest." "Ich habe meditiert, um herauszufinden, wieso mein Körper anscheinend problemlos eine Woche fast ohne Schlaf auskommt." "Warum hast du nicht einfach gefragt?", erkundigte der blonde Succubus sich lächelnd. "Jeder hier im Haus hätte dir auf diese Frage eine Antwort geben können." "Oh. Das wußte ich nicht. Und was ist dann die Antwort?" "Das Training zeigt langsam Wirkung und das Bannsiegel wird tatsächlich schwächer.", antwortete Mari erfreut. "Ich verstehe den Zusammenhang nicht ganz." "Nun, dein Körper hat begonnen, während des Trainings das freiwerdende Ki der anderen Succubi zu absorbieren. Das hält dich fit, so daß du Schlaf nur benötigst, damit dein Bewußtsein ein wenig Pause machen und dein Unterbewußtsein ein paar Dinge in deinem Oberstübchen reorganisieren kann." "Oh. Heißt das, ich brauch ab jetzt fast keinen Schlaf mehr?" "Nur solange du regelmäßig Ki absorbierst.", schränkte Mari ein. "Aber jetzt haben wir genug Zeit vertrödelt. Mistress Yui wünscht deine Anwesenheit im Haupthaus." Ranma-chan nickte. "Okay. Dann lass uns gehen. Sonst wird Sensei noch sauer." Als Mari Ranma-chan ins Haupthaus führte, konnte der Rotschopf lange vor Erreichen von Yuis Studierzimmer, welches das Ziel der Reise war, die überwältigende Präsenz eines unglaublich mächtigen Wesens im Haus spüren. "Du spürst ihre Anwesenheit auch, nicht wahr?", erkundigte Mari sich leise, als sie die unbehaglichen Blicke ihrer Begleiterin bemerkte. "Wer ist das, Mari?", wisperte Ranma-chan beinahe ehrfürchtig. "Ich habe noch nie eine so starke Aura gespürt." "Das ist Hild-sama." "Die...Magna-Dingsbums?" "Magna-Regentin, Ranma-chan.", korrigierte Mari leise aber nachdrücklich. "Tu in ihrer Gegenwart nichts, was sie auch nur annähernd als Beleidigung auffassen könnte, oder du wirst für den Rest deines dann sehr kurzen Lebens in Schwierigkeiten stecken." Ranma-chan nickte langsam. Sie hatte diese Hild noch nicht gesehen, empfand aber bereits jetzt mehr Respekt vor ihr, als sie je zuvor für jemanden empfunden hatte. Ranma wußte, daß er eigentlich nicht der Typ war, der anderen Leuten leicht Respekt zeigte, und gerade deshalb war ihm diese Reaktion doppelt unheimlich. Als sie dann das Studierzimmer betraten, konnte Ranma-chan es sich trotz aller guten Vorsätze nicht verkneifen, die ihm unbekannte Person, die Yui gegenüber in einem bequemen Ledersessel nahe des Kamins saß, fassungslos anzustarren. Hild war ein vielleicht zwölfjähriges Mädchen mit gebräunter Haut und langen, silberblonden Haaren. An Stelle der dreieckigen Dämonenmale trug sie genau wie auf der Stirn fünfzackige rote Sterne. Gekleidet war sie in ein knielanges Kleid aus schwarzer Seide in chinesischem Stil. Aus den Augenwinkeln nahm Ranma-chan zur Kenntnis, daß irgendwann im Laufe ihrer gründlichen Musterung Hilds Mari in eine knieende Position gewechselt war und sich so tief verneigt hatte, daß ihre Stirn den Boden berührte. "Mistress Yui, Hild-sama, wie verlangt bringe ich euch Ranma, Kind von Nodoka." Yui kommentierte das mit einem knappen Nicken, während Hilds Blick von Maris Respektsbezeugung spekulativ zu Ranma-chans selbstbewußt vor ihr stehender Figur wanderte. Erst als Hild in einer demonstrativen Geste eine Augenbraue hob und ihren Blick von der Rothaarigen kurz zu der knieenden Blonden wandern ließ, begann Ranma-chan zu verstehen, daß sie wohl schon wieder in ein Fettnäpfchen getreten war, indem sie die oberste Höllenfürstin nicht mit angemessenem Respekt begrüßt hatte. Maris Warnung kam ihr plötzlich wieder in den Sinn, und in einer Mischung aus Sorge und Unsicherheit, röteten sich ihre Wangen, während sie ein verlegenes "Uhm... Hi, ich...ähm...bin Ranma S-Saotome.", stammelte. "Wenn du wieder in der Welt der Sterblichen bist, Ranma-chan,", erklang Hilds samtige Stimme mit einem leicht schnurrenden Unterton, der dem Rotschopf eine Gänsehaut verursachte, "dann solltest du dich von No-chan unbedingt in korrekten Formen des Verhaltens unterweisen lassen." "Ähm...tschuldigung." "Es ist offensichtlich, welcher deiner Elternteile für deine Erziehung bisher verantwortlich gewesen ist, und du tust gut daran, diese Lektionen schnellstmöglich zu vergessen.", erwiderte Hild ruhig und erstaunlich freundlich, während aus ihren Augen pure Verachtung für Genma sprach. "Wäre deine Mutter jetzt hier anwesend, wäre sie angesichts deines Mangels an Manieren sicher vor Scham im Boden versunken. Aber ich will nicht weiter darauf herumreiten. Dafür ist unsere Zeit nämlich zu knapp." Ranma-chans Blick wechselte von Unsicherheit zu Verwirrung. "Setz dich erst mal.", forderte Yui sie auf. "Mari, lass uns allein." "Jawohl, Mistress." Mari verschwand aus dem Raum, während sich Ranma-chan auf dem dritten Sessel, dem einzigen freien Sitzplatz im Raum, niederließ. "Ich nehme an, jetzt ist der Zeitpunkt, wo ich endlich erfahre, wieso ich wirklich hierhergebracht wurde und diesem sogenannten Training unterzogen worden bin." "Ich habe dir über deine Ausbildung nie die Unwahrheit gesagt.", korrigierte Yui ihren Schüler. "Ich habe dir aber auch gesagt, daß du Details über einige Entscheidungen, die du treffen musst, erst am Ende deines Trainings erfahren würdest." Ranma-chan nickte. "Ja. Ich erinnere mich." "Nun, dieser Punkt hat sich gerade geändert. Gewisse Ereignisse machen es notwendig, dich jetzt schon mit diesen Dingen zu konfrontieren. Aber bevor wir beginnen, habe ich eine Frage: Was hast du da vorhin am See gemacht?" "Ich habe meditiert, Sensei. Und dabei habe ich die Ki-Bahnen in meinem Körper genauer betrachtet." "Und ist dir dabei etwas ungewöhnliches aufgefallen?" "Hmm. Ich habe noch nie so sehr in die Tiefe geschaut wie dieses Mal, also weiß ich nicht, ob es ungewöhnlich ist. Aber ich bin auf so etwas wie eine durchscheinende Membran gestossen, die ich nicht durchdringen konnte." "Das war dein Bannsiegel.", warf Hild an dieser Stelle ein. "Und auch wenn es vorteilhafter wäre, das Siegel langsam aufzulösen, so wie Yui es bisher getan hat, fehlt uns die Zeit dafür. Dein Training wird also ab sofort massiv beschleunigt werden müssen, damit du deine Aufgabe erfüllen kannst." "Wovon zum Teufel redet ihr?", schnappte Ranma-chan und erbleichte augenblicklich angesichts des plötzlichen Ausbruchs von Hilds Aura. "...ähm...Hild-sama...", setzte sie daher hastig hinzu, um die Magna-Regentin zu beschwichtigen. Offenbar war heute Ranmas Glückstag, denn das Manöver gelang. "Du hast ihn noch nicht informiert, Yui?" Hilds wütender Blick wechselte das Ziel. "Ich habe Ranma versprochen, daß ich ihm helfen würde, sein Leben in den Griff zu bekommen, weil er zur Familie gehört, Hild-sama.", erklärte Yui daraufhin, hoffend, daß ihre Herrscherin jetzt keinen Wutanfall kriegen und sie in ein Häufchen Asche verwandeln würde. "Ich wollte nicht, daß er denkt, ich würde ihm nur helfen, weil wir eine Gegenleistung wollen." "Wenn wir keinen Erfolg haben, wird es kein Leben geben, daß er in den Griff bekommen müßte.", zischte Hild verstimmt. "Also spar dir in Zukunft diese elende Gefühlsduselei." "Könnte mir jemand erklären, worum es geht?", warf Ranma-chan vorsichtig ein. "Da Yui es versäumt hat, das zu tun, wäre es wohl reichlich sinnlos, wenn wir fortfahren würden, ohne dir eine Erklärung gegeben zu haben.", schnaufte Hild. "Aber hör gut zu, denn ich erkläre das nur ein einziges Mal." Ranma-chan nickte eifrig. "Die universellen Kräfte, also Kräfte wie Gut und Böse, Leben und Tod, Ordnung und Chaos, befinden sich in einem Zustand des konstanten Konflikts, wobei die tatsächlichen Kämpfe von lokalen Champions ausgetragen werden, die im Namen der Kraft, die sie vertreten, gegen Champions der entgegengesetzten Kraft kämpfen. Die mächtigeren dieser Champions treten unter der Bezeichnung Avatar auf, was ihnen einen besonderen Status einräumt und ihnen eine Vielzahl von besonderen Fähigkeiten verleiht. Eine Kraft kann dabei gleichzeitig viele Champions aber zu jeder gegebenen Zeit immer nur einen einzigen Avatar haben. Eine weitere Regel besagt, daß in jeder Region, die zum Kampfplatz zwischen zwei Kräften erklärt wird, jede beteiligte Kraft nur einen Champion einsetzen darf, damit es ein fairer Kampf eins gegen eins bleibt.", begann Hild ihre Erklärung. "Normalerweise stellen wir Dämonen Champions für die Seiten von Chaos, Tod, Böse und anderen sogenannten negativen Kräften, während die Kami die sogenannten positiven Kräfte mit Champions versorgen. In Regionen, in denen Kami und Dämonen noch den Einsatz von Helden, also Nachkommen mit Sterblichen, die kein Bannsiegel tragen, praktizieren, können auch diese Helden als Champions eingesetzt werden." Ranma-chan blinzelte überrascht. Plötzlich machte sich ein Verdacht in ihrem Kopf breit. Eine Idee, wieso es für diese Dämonen so wichtig war, daß Ranmas Bannsiegel aufgelöst wurde. "Ihr...wollt, daß ich als Champion für euch kämpfe, stimmts?", fragte die Rothaarige mit einer Miene, die wenig Begeisterung ausdrückte. "Entweder das, oder wir riskieren das Ende der Welt.", gab Hild grimmig zurück. "Und ich bin genausowenig begeistert darüber wie du, Ranma. Oder glaubst du, ich lege mein Schicksal und das von ganz Nifelheim gern in die Hände eines in dieser Art von Konflikt völlig unerprobten Kämpfers?" Ranma-chan überdachte diesen Einwand sorgfältig. "Wieso dann?", wollte sie schließlich wissen. "Wie ich sagte, stellen Dämonen normalerweise die Champions für die negativen Kräfte. Aber manchmal kommt es vor, daß ein Dämon sich entschließt, Champion einer positiven Kraft zu werden, genauso wie es manchmal vorkommt, daß ein Kami sich entschließt, für eine negative Kraft zu streiten. Die Ergebnisse sind in jedem dieser beiden Fälle stets fatal." "Warum das?" "Weil es eine generelle spirituelle Inkompatibilität zwischen diesen Paarungen gibt.", antwortete Hild darauf. "In unserem speziellen Fall geht es um einen Dämon, der als Champion der Ordnung antritt." "Also ich kann ja verstehen, daß euch das nicht passt, wenn ein Dämon eure Ideale verrät, aber..." "Kami-sama persönlich hat mich über dieses Individuum informiert und mich gebeten, Maßnahmen zu ergreifen.", unterbrach Hild Ranma an dieser Stelle. "Spirituelle Inkompatibilität bedeutet, daß das Individuum nicht in der Lage ist, den wahren Kern der Sache zu begreifen, die es vertritt, und daher dann eine verzerrte Form der ursprüngliche Philosophie anwendet. In diesem Fall will besagter Dämon den Zustand völliger Ordnung herstellen, indem er alles vernichtet, was Unodnung verursachen könnte." "Nani?!" "Er hat unter anderem das Tau Ceti-System entvölkert und dabei auch die dortigen Gegenstücke von Asgard und Nifelheim ausradiert.", stellte Hild grimmig fest. "Und jetzt ist er auf demWeg hierher nach Midgard." "Oh." Ranma-chan war sichtlich betroffen. "Aber...wie soll ich ein Wesen aufhalten, das die Macht hat, ein ganzes Sonnensystem zu vernichten? Und wäre es nicht eine Aufgabe für Kami, einen wildgewordenen Dämon zu vernichten?" "Normal ja.", gab Yui zurück. "Aber da dieser Dämon Champion einer universellen Kraft ist, müßten der oder die Kami ebenfalls als Champions antreten, und zwar als Champions der entgegengesetzten Kraft." "Und ein Kami, der als Champion des Chaos kämpft, ist eben wegen der spirituellen Inkompatibilität ein genauso großes Problem wie ein Dämon, der als Champion der Ordnung antritt.", knurrte Hild. "Ich verstehe. Aber trotzdem..." "Es gibt bereits Mächte in Midgard, die gegen ihn und seine Schergen antreten werden. Sterbliche mit besonderen Fähigkeiten.", erläuterte Hild. "Aber ihre Chancen auf einen Sieg liegen nach unserer Einschätzung bestenfalls bei fünfzig Prozent. Sollten sie verlieren, bedeutet das unser aller Ende." "Verstehe. Ich soll diesen Kämpfern beistehen, um ihre Chancen zu verbessern." "Exakt." "Aber wieso muß ich dafür ein Dämon werden? Wieso muß ich dieses Bannsiegel verlieren?" "Weil wir nicht das Risiko eingehen können, daß du im Endkampf plötzlich einen Tick zu schwach bist.", erklärte Yui. "Und weil du als Dämon eine Reihe von Talenten hast, die diesen Helden dabei helfen könnten, den Feind zu schlagen.", setzte Hild hinzu. "Ich weiß, daß dir die Andeutung nicht gefällt, du könntest zu schwach sein. Aber angesichts dessen, was auf dem Spiel steht, ist für Ego-Streicheleinheiten kein Platz." Ranma-chan nickte einsichtig. "Wieso haben sie mir das nicht sofort gesagt, Sensei?" "Wir sind hier in Nifelheim und nicht in Bushido-Land, Ranma. Wenn du zustimmst zu helfen, wird das dein gesamtes zukünftiges Leben verändern, und deshalb darf deine Hilfe nicht auf reinem Pflichtgefühl basieren. Du wirst uns nicht einfach den Rücken zukehren können, sobald diese Aufgabe gelöst ist.", antwortete Yui bedächtig. "Du hast nun die Chance, die ich dir am Ende deines Trainings ohnehin gegeben hätte. Du hast die Chance, unter den gerade genannten Bedingungen deine Hilfe zu verweigern. Wir haben ausreichende Ressourcen, um uns nach einem Ersatz für dich umzusehen." "Bevor ich darauf antworte, wüßte ich gern, was mich zu eurer ersten Wahl gemacht hat.", erwiderte Ranma-chan. "Doch sicher nicht nur meine Herkunft, oder?" "Deine bisherige Kampfkunstausbildung. Deine Anpassungs- und Lernfähigkeit, die dir hoffentlich helfen werden, dir das nötige Wissen schnellstmöglich anzueignen. Deine absolute Loyalität, wenn du von der Richtigkeit eines Weges überzeugt bist. Deine Fähigkeit, dich emotional belastenden Situationen zu stellen, ohne an ihnen zu zerbrechen. Und die Tatsache, daß du nun fast siebzehn Jahre als Mensch gelebt hast.", zählte Yui auf. "Wenn es um Stärke oder Macht geht, wären wir besser dran, wenn wir einen vollwertigen Dämon mit Erfahrung schicken würden.", ergänzte Hild. "Aber einen reinblütigen Dämon würden die, die du unterstützen sollst, wahrscheinlich als Feind ansehen und ebenfalls bekämpfen. Allein durch die Aufspaltung ihrer Kräfte würden sich ihre Siegchancen gegen das wahre Übel noch mehr verringern. DU jedoch hast gute Chancen, sie davon zu überzeugen, daß du auf ihrer Seite stehst." "Verstehe. Und was genau meinen sie mit Änderungen meines zukünftigen Lebens, Sensei?" "Wenn du diese Aufgabe akzeptierst, wenn du einer von uns wirst, dann gibt es kein Zurück.", antwortete Hild an Yuis Stelle. "Als Dämon hat deine Loyalität zuallererst Nifelheim zu gehören. Man wird dir gemäß deiner Macht und deiner Fähigkeiten Aufgaben und Verantwortung zuweisen und als Magna-Regentin erwarte ich, daß du deine Aufgaben erfüllst und dir deiner Position im Gefüge des Universums bewußt bist." "Was ist mit den Leuten in Nerima? Pops, den Tendos, Ucchan, den Amazonen..." "Yui sagte, du kennst ihre Divinationskammer bereits.", antworte Hild darauf lächelnd. "Lass uns dort hin gehen und einen Blick auf das Labyrinth der Möglichkeiten werfen." "Yui kann mit ihren Kräften und Befugnissen in die Gegenwart und Vergangenheit sehen.", erklärte Hild vor dem großen Divinationsspiegel. "Mächtigere Dämonen wie meine Wenigkeit sind außerdem noch in der Lage, 'Was wäre wenn?'-Fragen zu untersuchen oder bestimmte für das Auge normalerweise unsichtbare Effekte sichtbar zu machen." "Ich nehme an, das ist nützlich, wenn man Pläne machen will.", meinte Ranma-chan nachdenklich. "Das ist es.", bestätige Hild. "Obwohl es natürlich kein Mittel ist, mit dem man Erfolgsgarantien bekommen kann. Aber es ist ebenso nützlich, um Argumente mit Beweisen zu unterstützen." "Wie meinen sie das?" "Nun, du fragst dich doch sicher inzwischen, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn Yui niemals dein Bannsiegel geschwächt hätte, nicht wahr?" "Der Gedanke ist mir gekommen.", gab Ranma-chan zu. "Zumindest hätte ich dann meinen Jusenkyo-Fluch nicht." "Nun, mal sehen was dann passiert wäre.", erwiderte die Magna-Regentin. "Ich habe mich darauf vorbereitet, dir einige Situationen so zu zeigen, wie sie ohne Yuis Eingriff wahrscheinlich verlaufen wären." Hild erteilte dem Spiegel dann mit einer Reihe von Worten und Gesten, die Ranma völlig unverständlich waren, Befehle. Kurz darauf zeigte der Spiegel eine Ranma sehr gut in Erinnerung gebliebene Situation. Es war der Tag seiner Ankunft bei den Tendos. Akane hatte ihr Sparringmatch gegen Ranma haushoch verloren und war stinkwütend geworden. Später, nach einem in dieser Fassung ereignislosen Bad des fluchfreien Jungen, erklärte Soun Tendo, Ranma solle sich nun seine Verlobte auswählen, woraufhin Akane erneut einen Streit vom Zaun brach. Der Ranma im Spiegel setzte sich mit einem Schnauben auf die Veranda und erklärte, ohne sich zu ihr umzudrehen, sie bräuchte sich keine Sorgen machen. So ein streitsüchtiges, unhübsches Machoweib, das noch dazu flach wie ein Brett wäre, würde er ganz sicher nicht heiraten wollen. Ranma-chan verzog das Gesicht zu einer mitfühlenden Grimasse, als die Akane im Spiegel den dortigen Ranma unter dem Wohnzimmertisch begrub. "Warum kommt er nicht raus?", wunderte Ranma-chan sich nach einer Weile. "Das ist relativ schwierig, wenn man einen zertrümmerten Schädel und ein gebrochenes Genick hat.", bemerkte Hild trocken und schnippte einmal mit dem Finger. Das Bild, das sich dem schreckensbleichen Kampfsportler nun zeigte, war eine Szene beim Abendessen. "Diese Szene setzt voraus, daß du die Begegnung mit dem Tisch vermieden hast.", erklärte Hild. Ranma-chan erkannte mit Grauen, daß der Ranma im Spiegel in Kürze Bekanntschaft mit Akanes sogenanntem Essen machen würde. Ein Essen, das besagtem Ranma nach anfänglicher und sehr verständlicher Verweigerung von einer wütenden Akane mit Gewalt eingeflößt wurde. Eine Geste Hilds beschleunigte an dieser Stelle den Zeitablauf der Darstellung bis zu einem späteren Punkt, als Ranma krank, geschwächt und von Krämpfen geschüttelt in seinem Bett lag. Die Variante 'Tod durch Vergiftung' fand Ranma-chan noch furchtbarer anzuschauen als die Variante 'Tod durch zertrümmerten Schädel'. "Ich könnte noch einige Dutzend Beispiele von Situationen zeigen, die du ohne Schwächung des Siegels und die damit einhergehende Verbesserung deiner Heilungsrate und Giftimmunität nicht überlebt hättest.", stellte Hild fest. "Man könnte also durchaus sagen, daß wir dir das Leben gerettet haben." "Ihr?" "Ich hätte dir ohne Hilds Erlaubnis nicht helfen dürfen.", erklärte Yui. Ranma-chan nickte verstehend. "Dann schulde ich euch beiden mehr, als ich mit Worten ausdrücken kann." "Freut mich, daß du das einsiehst.", gab die oberste Höllenfürstin grinsend zurück. "Und nun lass mich dir zeigen, wie meine etwas mißratene Tochter dein Leben beeinflußt hat." Mit diesen Worten ließ Hild den Spiegel eine Reise in die Vergangenheit antreten und Ranma-chan genau zeigen, wie, wo und wann Urd jeweils verschiedene Menschen manipuliert hatte, um ihm die Mehrheit der unglaublichen Zahl von einundzwanzig Verlobten zu verschaffen. Zwei der Mädchen waren dabei Ausnahmefälle. Kodachi war Opfer der von Urd offenbar nicht einkalkulierten verstärkenden Wirkung von Kodachis Rosenextrakten, mit denen sie an sich selbst experimentierte, auf eines von Urds Liebeselixieren. Und in Shampoos Fall hatte Urds Einfluß sich auf den kurzen Regenschauer kurz vor Ranmas Besuch im Amazonendorf beschränkt. Auf diese Weise hatte sie sichergestellt, daß es wirklich zu Ranmas Kampf mit Shampoo kommen und Genma für seinen 'Angriff' auf den Siegespreis des Turniers nicht sofort Bekanntschaft mit ein paar unangenehm scharfen Amazonenspeeren machen würde. "Wenn du als Mann in das Dorf gekommen wärst, hätten sie den Kampf mit dir entweder komplett verweigert, oder du hättest bereits vor Beginn des Kampfes von diesem furchtbar altmodischen Brauch mit dem Kuß der Heirat erfahren.", stellte Hild klar. "Das sagen zumindest meine Simulationen dieser Situation." Ranma-chan nahm das mit großem Interesse zur Kenntnis. Momentan hoffte sie für Urd, daß die Göttin ihr niemals in die Finger geraten würde. Dann fiel ihr jedoch eine Bemerkung Hilds wieder ein. "Was meintet ihr, als ihr von eurer mißratenen Tochter spracht, Hild-sama?" "Urd ist meine und Kami-samas Tochter.", antwortete die Magna-Regentin darauf geradeheraus. "Sie hat sich entschlossen, für Kami-sama tätig zu sein und ist deshalb als Göttin gelistet, obwohl sie zur Hälfte Dämonin ist. Ihre rebellische Art und Disziplinlosigkeit bringen ihr dort ständig Ärger, aber bisher weigert sie sich beharrlich, meinem Ruf zu folgen und nach Nifelheim überzusiedeln." Sie zuckte mit den Schultern. "Was soll's? Früher oder später wird sie hoffentlich vernünftig werden." "Bedeutet das, ihr werdet eingreifen, wenn ich ihr für ihr Verhalten eine Lektion erteilen werde?" "Warum sollte ich?", gab Hild grinsend zurück. "Je mehr Schwierigkeiten sie bekommt, desto früher wird sie erkennen, daß sie für den Job als Göttin nicht geschaffen ist." Diese Worte trugen wesentlich zu dem Gefühl der Zufriedenheit bei, das die Rothaarige momentan empfand. Bisher waren die Ursachen für die ständig neuen Probleme in ihrem Leben oft nebulös gewesen. Jetzt hatte sie endlich jemanden, den sie tatsächlich für ihr Schicksal verantwortlich machen konnte. °Ich wußte ja gleich, daß Pops zu dumm ist, um all den Mist auszuhecken, mit dem ich mich ständig rumärgern muß.°, dachte sie bei sich. °Wenn ich mit Yui-Senseis Training fertig bin und Neko mich von meiner Angst vor K-Ka-diesen Dingern befreit hat, werde ich mich um den Rest kümmern. Es wird Zeit, daß ich endlich die Kontrolle über mein Leben wieder an mich nehme.° "So wie ich das momentan sehe, gibt es drei Mädchen, deren Verlobungen aktuell sind.", riß Yui den Rotschopf aus seinen Gedanken. "Akane Tendo, Ukyo Kuonji und Xian Pu von den Amazonen." "Danke, daß sie Kodachi nicht mitgezählt haben, Sensei." "Würde mir nicht im Traum einfallen.", erwiderte Yui grinsend. "Aber von dir hätte ich jetzt gerne eine Antwort auf die Frage, was mit diesen Verlobungen geschehen soll." "Bevor du darauf antwortest, Ranma, denke daran, daß es für alle drei Verbindungen Wege gibt, sie ohne Ehrverlust zu lösen, wenn du das willst.", setzte Hild hinzu. "Dieser Schritt verlangt allerdings eine gehörige Portion Vorausplanung deinerseits." "Wenn sie das wissen, dann kennen sie doch auch die Lösung, nicht wahr?" Hild lächelte süßlich. "Natürlich." "Und...sagen sie sie mir?" "Natürlich nicht." "Warum nicht? Das würde doch vieles einfacher machen.", schmollte die Rothaarige ein wenig mürrisch. "Weil du mir beweisen sollst, daß du deinen Kopf auch zum Denken und nicht nur als Sandsack- oder Amboßersatz verwenden kannst.", erwiderte die Magna-Regentin. "Wenn du in der Hierarchie aufsteigen und dein Leben nicht als Laufbursche der höherrangigen Dämonen verbringen willst, dann mußt du mir demonstrieren, daß du eigenständig Probleme analysieren und lösen kannst." "Hmm. Jetzt weiß ich wenigstens, wieso Neko darauf bestanden hat, daß ich Schach lerne.", schnaufte Ranma-chan, als sie das hörte. "Und um ihre Frage zu beantworten, Sensei: Ich kann kein Mädchen heiraten, wenn Liebe und Vertrauen fehlen. Alle Drei zeigen mir auf ihre Art, daß sie mir nicht vertrauen, und Shampoo demonstriert zudem regelmäßig, daß ich ihr auch nicht trauen kann. Ukyo wird für mich nie mehr sein als meine beste Freundin oder eine Schwester. Shampoos Anspruch basiert auf einem Wettkampfbetrug, weshalb ich ihn nicht anerkennen kann. Und Akane..." Sie seufzte traurig. "Manchmal denke ich, wir könnten das perfekte Paar werden. Aber ich kann und will keine Beziehung führen, in der ich mich ständig vor körperlichen Angriffen fürchten muß. Zumal diese Angriffe meist ohne ersichtlichen Grund stattfinden." "Gute Entscheidung.", stellte Hild kurz und bündig fest. "Ich wollte es vorher nicht ansprechen, weil ich deine Entscheidung nicht beeinflussen wollte, aber eine Beziehung mit Akane hätte ohnehin nicht funktioniert." "Warum das nicht?" "Lass es mich so formulieren: Sobald du Yuis Training beendet hast, wofür ich dir noch eine Woche gebe, wirst du als Klasse-3-Dämon registriert werden, was die niedrigste mögliche Einstufung für Dämonen mit Rang und das absolute Minimum für einen Einsatz als Champion ist.", antwortete Hild. "Das wird bei weitem nicht ausreichen, um deinen Rettungseinsatz erfolgreich zu absolvieren, aber es reicht, um dir ein paar grundsätzliche Möglichkeiten zu eröffnen. Du bekommst danach zwei Wochen, um deine Angelegenheiten in Nerima zu regeln und Nekos Training zu beginnen, bevor deine eigentliche Mission beginnt." "Das beantwortet meine Frage aber nicht, Hild-sama." "Natürlich nicht, Dummkopf.", gab die Angesprochene zurück. "Eine deiner ersten Aufgaben als Klasse-3-Dämon wird sein, zu beweisen, daß du deinen Kopf zum Denken benutzen kannst. Mit anderen Worten: Du wirst das Geheimnis um Akane Tendo eigenhändig lösen müssen. Und vergiß nicht: Überzeugende Leistungen im Einsatz sind der einzige Weg zur Beförderung und damit zu mehr Macht." Ranma-chan nickte knapp. "Gut." Hild wandte sich an Yui. "Ich komme in einer Woche wieder. Dann erwarte ich, daß Ranma zur Initiation bereit ist." "Ich werde euch nicht enttäuschen, Hild-sama." Das silberhaarige Mädchen grinste bedrohlich. "Ich weiß." Nach diesen Worten ließ sie Ranma-chan und Yui allein. Und natürlich verschwendete der blauhaarige Succubus keine Zeit und beorderte Ranma-chan sofort in den Trainingsraum. "Und wie geht's jetzt weiter, Sensei?" "Du hast ja gehört, daß wir dein Training beschleunigen müssen.", erwiderte Yui mit einem Seufzer auf den Lippen und wandte sich ihrem Schüler zu. "Das bedeutet, wir werden dich mit Dingen, an die du besser langsam herangeführt worden wärst, in einem Tempo konfrontieren müssen, bei dem ich nur hoffen kann, daß es nicht zu viel für deine Psyche ist." Ranma musterte den Succubus aus zusammengekniffenen Augen. "Ich hab früher schon verrückte Trainingsmethoden überlebt. Aber sie sind der erste Sensei, der sich ehrliche Sorgen um mich macht. Ich weiß das mehr zu schätzen als sie ahnen können, aber wenn ich Hild-sama richtig verstanden habe, haben wir keine Wahl, oder?" "Nein, Ranma. Haben wir nicht.", bestätigte Yui. "Aber bisher orientierte sich das Tempo des Trainings an der Geschwindigkeit, mit der du dich an neue Reize anpassen und neue Sichtweisen verstehen konntest. Diesen Luxus haben wir jetzt nicht mehr und ich fürchte, das wird dein Training auf psychischer Ebene für dich nun erstmal ziemlich unangenehm machen." "Wie gesagt...nichts, woran sie oder ich etwas ändern könnten." "Behalte im Hinterkopf, daß alles, was wir hier tun, letztlich nicht gegen deine eigentliche Natur ist. Sei neuen Emotionen und Sinneseindrücken gegenüber aufgeschlossen, anstatt dich vor ihnen zu verstecken. Und, und das ist besonders wichtig, versuche auf jeden Fall, so viel Spaß wie möglich während deiner letzten Trainingswoche zu haben." "Sensei. Erst erklären sie mir, daß das Training unangenehm werden wird, und jetzt sagen sie mir, ich soll Spaß dabei haben? Ein wenig seltsam, oder?" "Wie man's nimmt, Ranma.", erwiderte Yui darauf mit einem schmalen Lächeln. "Ich werde dir jetzt eine neue Ki-Technik demonstrieren." "Succubi lernen auch Ki-Techniken?", rief die Rothaarige in einer Mischung aus Verwunderung und Begeisterung. "Sicher. Es gibt eine ganze Reihe von Ki- und Shiatsu-Techniken, die speziell für ein sexuelles Umfeld optimiert worden sind. Diese hier heißt 'Passion Touch'." Bevor Ranma den Inhalt dieser Aussage komplett verdaut hatte, hatte Yui bereits eine Hand auf eine von Ranma-chans Brüsten gelegt. Der Rotschopf spürte, wie Ki über diese Verbindung in ihren Körper strömte. Im nächsten Moment... "GAAAAAAAAAAAAAAAAAH!", rief Ranma-chan mit weit aufgerissenen Augen. Dann sackte sie zu Boden, als ihre Knie weich wurden und bunte Lichter in ihrem Kopf zu explodieren schienen. Ihr ganzer Körper zitterte, als ob er an eine Stromleitung angeschlossen worden wäre. Jeder Versuch einen klaren Gedanken zu fassen erwies sich als unmöglich, während ihr Körper minutenlang die Nachwehen eines extrem starken Orgasmus erlebte. "W...w-was...war'n das?", murmelte Ranma-chan schließlich nach einer Weile mit schwacher Stimme. "Weisst du noch, was du über erogene Zonen gelernt hast?" Ranma-chans Kopf deutete ein Nicken an. Zu mehr fühlte sie sich im Augenblick nicht im Stande. "All diese erogenen Zonen deines Körpers sind logischerweise mit dem Lustzentrum in deinem Gehirn verknüpft. Und die gerade demonstrierte Technik sendet einen starken Ki-Impuls über jede beliebige dieser erogenen Zonen direkt in besagtes Lustzentrum und sorgt dort für maximale Stimulation.", erklärte Yui ihre Technik. "Je größer oder empfindlicher die ausgewählte erogene Zone ist, desto mehr Ki lässt sich übertragen und desto stärker ist der Effekt.", fuhr sie fort. "Außerdem sendet das derart stimulierte Lustzentrum Reize zu allen anderen für sexuelle Belange relevanten Bereiche deines Körpers." Ranma-chan machte große Augen, als sie das Gehörte zu begreifen begann. Ein Vorgang, der nun bei weitem nicht mehr so viel Zeit in Anspruch nahm wie er es noch zu Beginn des Trainings getan hätte. Wieder einmal wurde Ranma bewußt, wieviel er in den vergangenen Wochen über sich und seinen Körper gelernt hatte. Und obwohl es sein weiblicher Körper war, über den er nun so gut Bescheid wußte, stellte er fest, zumindest wenn er ehrlich war, daß ihn dieser Umstand nicht mehr wirklich störte. Noch während er so über diese neue Erkenntnis nachdachte, merkte er, daß sein Sensei wieder zu reden begonnen hatte. "Sorry, Sensei. Was war das?", unterbrach er Yuis Erklärung, da er nicht zugehört hatte. "Ich sagte, daß die gerade demonstrierte Technik recht einfach zu lernen und anzuwenden ist, und daß sie sexuelle Erfüllung für jeden potentiellen Partner garantiert.", wiederholte der Succubus geduldig. "Aber diese Technik hat einen Haken." "Oh. Und der wäre?" "Denk daran, daß wir Succubi uns durch sexuelles Überschuß-Ki ernähren, Ranma. Wenn du gleich zu Beginn diese Technik einsetzt, wird die von deinem Partner beim Höhepunkt freigesetzte Energie bestenfalls die für diese Technik aufgewandte Energie ausgleichen.", erläuterte sie. "Außerdem ist es auf Dauer unbefriedigend, ja sogar beleidigend für deinen Partner, wenn du ihn lediglich durch eine simple Berührung zum Höhepunkt bringst und es dabei bewenden lässt." "Aber ich bin kein vollblütiger Succubus.", wandte Ranma ein. "Und ich bevorzuge richtige Mahlzeiten." "Lass es mich anders formulieren, SCHÜLER: Die Kenntnis dieser Ki-Technik ist für dich keine Entschuldigung, nicht zu lernen, für die gegenseitige Erfüllung auf die gute alte traditionelle Art und Weise zu arbeiten. Betrachte die Ki-Technik als eine Abkürzung für Notfälle, nicht als die anzuwendende Norm." Nach diesen Worten schnippte Yui demonstrativ mit den Fingern, woraufhin mehrere Tentakel, ähnlich denen, die in den Ranma-chan so vertrauten Sessel eingebaut waren, aus der Zimmerdecke herabschossen und sich um Ranmas Arme, Beine und ihren Unterleib wickelten. "Hey, was...?", konnte der Rotschopf gerade noch rufen, bevor er etwas über einen Meter in die Höhe gehievt und in eine waagerechte Position gebracht wurde. Frei im Raum hängend drehte Ranma-chan ihren Kopf, bis sie Yui gefunden hatte, die mit zwei ihrer Bediensteten irgendwo hinter ihr stand und leise ein paar Worte wechselte. "Was soll das werden, Sensei?", erkundigte sie sich mit einem leichten Beben in der Stimme, das Unsicherheit vermittelte. "Nun, Ranma, bisher hat dein Training daraus bestanden, anderen bei ihren Aktivitäten zuzuschauen und dich daran zu gewöhnen.", erklärte Yui sachlich. "Nun wird es Zeit, daß du eine etwas aktivere Rolle übernimmst, findest du nicht?" "Hä? Aktivere...Moment...AAAAH!" Der Aufschrei resultierte nicht etwa aus der Erkenntnis, was Yui mit ihren Worten meinte. Er resultierte aus der Überraschung, die Ranma-chan empfand, als zwei Handpaare, zwei sehr kundige Handpaare obendrein, damit begannen, Ranma-chans anatomische 'Besonderheiten' genauer zu erkunden. Überraschung, die schon recht bald einem weiten Spektrum anderer Emotionen zu weichen begann. Die letzte Phase von Ranma-chans Training in den besonderen Künsten der Succubi hatte begonnen... Ranma-chan war so nervös wie nie zuvor in ihrem Leben, als sie das Vorzimmer von Hilds Büro betrat. Auch der freundliche Empfang durch den blonden Succubus, der dort Dienst tat, änderte an ihrer Nervosität nicht viel. "Du kannst gleich durchgehen, Ranma.", erklärte die Blondine lächelnd. "Der Boß erwartet dich bereits." "Wie beruhigend.", murmelte die Rothaarige mit gespielter Begeisterung. "Oh, keine Angst. Wenn du nach deinem Besuch bei Hild-sama Aufmunterung brauchst..." Sie lehnte sich weit genug vor, daß Ranma-chan einen Blick tief in den Ausschnitt der semitransparenten dunkelroten Bluse werfen konnte, bevor sie weitersprach. "...dann komm einfach zu mir." Ranma-chan atmete einmal tief durch. "Mal sehen, wie es sich da drin entwickelt.", erwiderte sie dann mit einem höflichen Lächeln, nickte der Blondine noch einmal kurz zu und öffnete dann die Tür zu Hilds Büro. Nachdem sie eingetreten war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, verneigte sie sich tief vor der Magna-Regentin, die auf der anderen Seite eines breiten Schreibtisches aus Chrom und Glas saß. "Guten Tag, Hild-sama. Ihr habt mich rufen lassen." Hild lächelte Ranma-chan freundlich zu und deutete auf einen Sessel vor ihrem Schreibtisch. "Schön daß sich deine Manieren verbessert haben, Ranma. Setz dich doch." Ranma kam der Aufforderung nach und wartete dann darauf, daß die Magna-Regentin sich mit ihm befassen würde. Hild beendete einige Eintragungen in einem offenbar holographischen Computerdisplay, bevor sie eine auf ihrem Schreibtisch liegende Aktenmappe aufschlug. "Weisst du, was ich hier in der Hand halte, Ranma?" "Woher sollte ich das wissen, Hild-sama?", gab er irritiert zurück. "Stimmt. Woher solltest du das wissen?", stimmte Hild ihm zu. "Ich habe hier deine Dienstakte." Ranma-chan blinzelte verblüfft. "Dienstakte?" "Glaubst du, wir in Nifelheim kennen keine Bürokratie?", fragte sie schmunzelnd. "Jeder Dämon der hier arbeitet hat eine Akte, in der seine Aktivitäten verzeichnet werden. Berichte über besondere Leistungen, aber auch über Fehler.", erläuterte sie. "Wenn es gut für dich läuft, werden sich hier drin Belobigungen ansammeln. Und wenn eine gewisse Zahl von Belobigungen erreicht ist, werden Beförderungsempfehlungen ihren Weg in diese Mappe finden." Ihr Lächeln wurde eine Spur bedrohlicher. "Solltest du allerdings wieder und wieder versagen, dann werden sich in dieser Mappe Rügen und Degradierungsempfehlungen wiederfinden und man wird dir über einen mehr oder weniger langen Zeitraum wirklich unangenehme Arbeiten aufhalsen, bis du deinen Wert unter Beweis gestellt oder dich irgendwie rehabilitiert hast." Nun wechselte Hilds Lächeln von bedrohlich zu finster. "Glaube mir, Ranma, wenn ich dir sage, daß es in deinem ureigenen Interesse ist, nicht zu versagen. Verstehen wir uns?" Ranma-chan schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter. "V-Vollkommen, Hild-sama.", antwortete sie nickend. "Sehr schön." Hilds Lächeln war nun wieder strahlend und freundlich. "Dann können wir ja nun zu den wichtigen Dingen kommen. Du hast dein Training unter Yui erfolgreich abgeschlossen, nehme ich an?" "Einige sehr spezielle Dinge haben wir noch nicht behandelt, aber Yui-Sensei ist zuversichtlich, daß ich mir dieses Wissen in naher Zukunft mit Hilfe eines Tutors aneignen kann. Aber sonst habe ich das Training erfolgreich beendet." "Ah ja, ihren Antrag für einen Tutor habe ich heute schon gesehen." Hild musterte Ranma-chan erwartungsvoll. "Wenn du dein Training wirklich beendet hast, dann müßtest du dich ja nun ohne Probleme in deine andere Form transformieren können." Ranma-chan schloß die Augen, konzentrierte sich kurz und wurde binnen weniger Augenblicke zu Ranma-kun. "Zufrieden, Hild-sama?" "Für den Moment ja. Aber dir muß bewußt sein, daß das hier erst der Anfang für dich ist. Um die bevorstehende Aufgabe bewältigen zu können, hast du noch einen weiten Weg vor dir." "Das ist mir bewußt, Hild-sama. Und ich verspreche, daß ich mein Bestes geben werde." "Sehr schön. Damit greifst du fast schon der traditionellen Zeremonie vor, aber egal." Hild erhob sich von ihrem Platz und trat um ihren Schreibtisch herum. "Knie nieder." Ranma gehorchte. "Ranma Saotome. Bist du bereit, aus freiem Willen und in vollem Bewußtsein der damit verbundenen Verantwortung deine bisherigen Verpflichtungen als halbsterblicher Bewohner Midgards hinter dir zu lassen, deine Position im kosmischen Kreislauf aufzugeben und in den Dämonenstand überzutreten, alle dir von deinen Vorgesetzten übertragenen Aufgaben nach besten Kräften und zum Wohle Nifelheims zu erfüllen, und dich an die Vorschriften und ethischen Richtlinien, wie sie für Dämonen gültig sind, zu halten? Dann sage: Ich bin bereit." Hild wartete gespannt auf die rituellen Worte, während Ranma sich den ihm abverlangten Eid durch den Kopf gehen ließ, bevor er antwortete. Schließlich war er eindringlich genug davor gewarnt worden, keine vorschnellen Versprechen mehr abzugeben. "Ich bin bereit.", erklärte er schließlich mit fester Stimme, nachdem er einige Minuten lang das Für und Wider abgewogen und sich so seine Gedanken über den Eid und seine Bedeutung für sein gesamtes weiteres Leben gemacht hatte. Hild legte ihm daraufhin die linke Hand auf das gesenkte Haupt und ließ ihre Kraft fließen. Ranma seinerseits hatte für einen kurzen Augenblick das Gefühl, als würde sich ihm das gesamte Universum öffnen. Es war ein wundervolles Gefühl, das ihn in Erstaunen versetzte und ihn mit Ehrfurcht erfüllte. Er begriff nun, was Yui gemeint hatte, als sie Dämonen und Kami als zwei Seiten derselben Münze bezeichnet hatte. Er begriff nun, daß Dämonen tatsächlich eine genauso wichtige Rolle im Gefüge des Kosmos spielten wie die Kami. Und er begriff noch so viele andere Dinge, die er in dem kurzen Augenblick gar nicht in Worte zu fassen im Stande war. Dann war dieses Gefühl, dieser magische Augenblick, vorbei und wich erst extremer Desorientierung, dann totaler Schwärze. Als Ranma wieder zu sich kam, plagten ihn bohrende Kopfschmerzen und er fand sich auf einem weichen Ledersofa in einer Ecke von Hilds Büro wieder. "Oh, mein Kopf.", brummte er mürrisch. "Ah, du bist wieder wach.", meldete sich Hild zu Wort. Wenig später wurde Ranma ein Glas an die Lippen gesetzt. "Trink." Ranma gehorchte, hätte die scheußlich schmeckende Brühe jedoch am liebsten nach dem ersten Schluck wieder ausgespuckt. Dies jedoch ließ Hild nicht zu und zwang ihn stattdessen, das ganze Glas in einem Zug zu leeren. Bereits nach weniger als einer Minute ließen die Kopfschmerzen deutlich nach. Zurück blieb lediglich ein leichtes Brennen, das von seiner Stirn auszugehen schien. Er konnte es zwar nicht sehen, aber er trug nun ein rotes Symbol auf der Stirn. Ein Symbol, das wie ein Rad mit acht Speichen mit langen Spitzen aussah. Ranma wußte es zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht, aber dieses Symbol war das Zeichen des Ungeteilten Chaos, der vier Mächte, die ihn zu ihrem Avatar bestimmt hatten. "Wow. DAS nenne ich mal nen Kopfschmerzmittel.", freute er sich. Als er sich aufsetzte, saß Hild bereits wieder hinter ihrem Schreibtisch und hatte wieder Ranmas Dienstakte in der Hand. "Fühlst du dich schon im Stande, mir zuzuhören?" "Klar." "Gut. Denn was du jetzt hören wirst, solltest du dir gut merken." Diesen Hinweis nahm der frischgebackene Dämon sehr ernst. "Fangen wir mit den einfachen Sachen an. Fragen kannst du stellen, wenn ich fertig bin.", begann Hild. "Dein Titel ist: Ranma, Dämon dritter Klasse mit Beschränkungen. Talente: Sex und Kampf. Einflußbereich: Wandel. Transportmedium: Wasser. Primäre Energiequelle: Sexuelles Ki. Sekundäre Energiequelle: Eiscreme. Schwachpunkt: Katzen." Hier endete Hild ihre Aufzählung und schaute Ranma fragend an. "Also um ehrlich zu sein...ich versteh nur Bahnhof." Hild schmunzelte. "Hatte ich auch nicht anders erwartet. Schließlich ist es das erste Mal, daß du mit diesen Fachbegriffen konfrontiert wirst. Also gehen wir alles der Reihe nach durch." Ranma nickte gespannt. "Deine Klasse gibt an, wie mächtig du bist, also wie hoch dein Kraftniveau ist.", begann die Herrscherin Nifelheims ihre Erläuterungen. "Die meisten Dämonen sind nicht mächtig genug, um überhaupt eine Rangeinstufung zu haben. Klasse Drei ist die niedrigstmögliche Kategorie der Dämonen mit Rangeinstufung. Innerhalb eines Ranges gibt es dann noch die Unterscheidung in mit und ohne Beschränkungen. Diese Einstufung ergibt sich aus der Fähigkeit des Dämons mit der Macht, die er aufgrund seiner Klasse erhält, umzugehen. Anders gesagt: Sobald du im Umgang mit deinen Kräften geübt bist und einen hohen Grad an Präzision erreicht hast, wirst du als unbeschränkt eingestuft. Bis dahin werden dir Beschränkungen auferlegt, die unter anderem bestimmen, wieviel Kraft du auf einmal einsetzen kannst." Ranma nickte verstehend. Auch wenn er noch keine Vorstellung von den Ausmaßen seiner Fähigkeiten hatte, so erschien es ihm sinnvoll, unerfahrenen Neulingen Beschränkungen aufzuerlegen, damit sie keine Gefahr für sich selbst darstellten oder versehentlich ganze Landstriche in die Luft sprengten. "Deine Talente ergeben sich aus deiner Herkunft. Sex, da du zum Teil ein Succubus bist, und Kampf aufgrund deiner bisherigen Ausbildung in Kombination mit deinem Katzendämonenerbe.", fuhr Hild fort. Einflußbereich beschreibt das Konzept oder den Aufgabenbereich, dem du zugeteilt bist. Es ist auch der Bereich, in dem deine Kräfte, insbesondere Magie, sich am leichtesten anwenden lassen. Und nebenbei bemerkt ist Wandel einer der üblichsten Bereiche, denen ein Dämon des Chaos zugeteilt wird." Bei dieser Erklärung schaute Ranma ein wenig verständnislos drein. "Es ist wie bei den Kami.", erklärte Hild daraufhin. "Die Göttin der Jagd beispielsweise kann Einfluß auf alles nehmen, was auch nur im entferntesten mit der Jagd zu tun hat. Der Gott des Donners kann in gewissen Grenzen das Wetter beeinflussen, zumindest wenn Gewitterwolken in der Nähe sind. Und so weiter." "Das bedeutet, ich kann jetzt als Zauberer auftreten und mit Leichtigkeit Mohrrüben in den Hut stecken und dafür Karnickel rausholen.", brummte Ranma. "Genau.", meinte Hild lachend. "Toll. Genau was ich brauche." "Wandel ist einer der Aspekte des viergeteilten Chaos. Tzeentchs Aspekt, um genau zu sein.", warf die Magna-Regentin ein. "Es macht auch den Wechsel zwischen deinen beiden Formen wesentlich leichter für dich. Es ist zudem ein sehr vielseitiger und flexibler Aspekt, der, bei intelligenter Anwendung, enorm mächtig sein kann." "Und wozu ist das gut?", fragte Ranma zurück. "Um Wasser brauche ich mir doch jetzt keine Gedanken mehr zu machen. Das bedeutet also, ich brauche mich nicht mehr zu verwandeln." "Das ist so nicht ganz richtig, Ranma.", widersprach Hild kopfschüttelnd. "Beide Formen sind ein Teil von dir. Und wenn du keinen spirituellen Schaden davontragen willst, musst du Zeit in beiden Formen verbringen. Du hast es jetzt lediglich in der Hand, WANN du in welcher Form unterwegs bist." "Wenigstens etwas.", seufzte der junge Kampfsportler ein wenig enttäuscht. "Mach dir nicht so viele Gedanken um etwas, was du nicht ändern kannst.", riet Hild ihm. "Aber weiter im Text. Dein Transportmedium ist die Substanz, die du brauchst, wenn du teleportieren willst." "Ausgerechnet Wasser?!", protestierte Ranma naserümpfend. "Du kannst auch ohne Wasser teleportieren, aber das kostet dich eine Menge Energie. Außerdem kannst du so keinen Ort aufsuchen, an dem du noch nie gewesen bist. Wenn du jedoch eine Wasserquelle in der Nähe hast, kannst du von dort zu jeder beliebigen anderen Wasserquelle teleportieren, ohne dabei allzuviel Energie zu verbrauchen." "Verstehe." "Damit kommen wir zu einem sehr wichtigen Punkt: Energie. Nidheg leitet allen Dämonen Energie zu. Wenn du jedoch besondere Kräfte über einen längeren Zeitraum einsetzen musst, oder wenn du sehr energieaufwendige Kräfte, wie beispielsweise Kampfmagie, in größerer Menge einsetzen musst, dann kann Nidheg diese Energie nicht so schnell ersetzen, wie du sie verbrauchst." "Das Ergebnis dürfte dann so ähnlich ausfallen, wie wenn ich meine Ki-Reserven verbrauche, richtig? Ich kann dann nicht mehr kämpfen." "Schlimmer, Ranma. Wenn du deine Energie verbraucht hast, kippst du einfach um und fällst in einen schlafähnlichen Zustand, aus dem du erst wieder erwachst, wenn deine Energie wieder aufgeladen ist.", korrigierte sie ihn. "Deshalb ist es wichtig, daß du dich unter allen Umständen aus einer gefährlichen Situation zurückziehst, bevor es dazu kommt. Die primäre oder sekundäre Energiequelle kannst du dann als eine Art Schnelllademechanismus benutzen, der dir einen kurzen Energieschub gibt. Aber die so gewonnene Energie verbraucht sich schneller als die über Nidheg gelieferte. Der Effekt ist in etwa mit einem starken Aufputschmittel vergleichbar. Falls du übrigens eine weitere Motivation brauchst, um auf eine Beförderung hinzuarbeiten, solltest du wissen, daß je höher dein Rang ist, desto größer deine Reserven sein werden und desto mehr Energie Nidheg dir regelmäßig zur Verfügung stellen wird." Ranma zog eine Grimasse als er das hörte. Das ganze klang verdächtig nach Doping. "Nun zu deinem Schwachpunkt." "Meine Angst vor Katzen sollte ich doch mit Nekos Hilfe loswerden.", wunderte Ranma sich. "Das mag sein.", meinte Hild dazu. "Aber der Schwachpunkt hat nicht zwangsläufig etwas mit Angst zu tun." "Womit dann?" "Das ist von Dämon zu Dämon verschieden.", erwiderte Hild schulterzuckend. "Ich kenne eine Dämonin, die anfangen muß zu tanzen, wenn sie Diskomusik hört. Welchen Effekt die Nähe einer Katze auf dich hat, wirst du unglücklicherweise selbst herausfinden müssen. Und dann rate ich dir, diesen Effekt als dein größtes Geheimnis zu betrachten. Insbesondere gegenüber anderen Dämonen, da diese deine Schwäche im Falle eines Streits sonst gegen dich verwenden könnten." Ranma nickte zustimmend. "Das werde ich mir merken, Hild-sama." "Gut. Dann bleibt mir jetzt nur noch, dich mit Neko und deinem Tutor zurück nach Midgard zu schicken.", erklärte Nifelheims Herrscherin zufrieden. "Du wirst beide bei deinem Sensei antreffen." Ranma nickte bestätigend und erhob sich von seinem Platz. "Dann wünsche ich dir viel Erfolg bei deinem ersten Auftrag." "Ähm...was ist mein erster Auftrag?", wunderte Ranma sich. "Hab ich dir doch schon mal gesagt, Baka.", seufzte Hild kopfschüttelnd. "Ich habe Akane Tendos Akte für dich sperren lassen. Deine Aufgabe wird sein, dennoch das Geheimnis aufzudecken, welches dieses Mädchen umgibt und mir somit zu beweisen, daß du deinen Kopf zum Denken benutzen kannst." Sie lächelte schmal. "Wie du auf Nidheg zugreifen kannst und was du sonst noch so für Fähigkeiten besitzt, dies sind Dinge, die dir dein Tutor genauer erklären wird." "Geht klar." "Und wenn du mit deinem Training unter Neko fertig bist, solltest du dich mit dem Gedanken anfreunden, dir eine Waffe zuzulegen." "Waffe?" Ranma rümpfte die Nase. "Waffenbenutzer sind schwach. Nimmt man ihnen ihre Waffe weg, sind sie erledigt. Das ist ein Weg, den ich nicht gehen möchte." "Blödsinn.", widersprach Hild. "Die Schwäche, die du ansprichst, besteht nur dann, wenn du von der Verwendung einer Waffe abhängig wirst. Waffen sind nützliche Werkzeuge, Ranma." "Aber..." "Kein aber. Dein Kampfstil trägt doch frei übersetzt den Namen Anything goes, richtig?" "Ja. Und?" "Wo bitte ist das 'Anything', wenn du eine Unmenge von Kampftechniken von vornherein ausschließt?" Ranma öffnete den Mund, um zu antworten, schloß ihn jedoch sofort wieder, als er erkannte, daß es kein vernünftiges Gegenargument gab. "Na schön.", grummelte er schließlich mit hängenden Schultern. "Ich kann's ja mal versuchen." "Sehr schön. Dann wäre es das jetzt. Viel Spaß in Midgard. Und grüß No-chan von mir, wenn du sie triffst." "Ihr kennt meine Mutter?", fragte Ranma, von der vertraulichen Anrede sichtlich überrascht. "Aber sicher. Wenn sie gerade keinen Urlaub in der Welt der Sterblichen macht, sitzt sie im Rat der höchstrangigen Dämonen Nifelheims, wo sie eine wichtige Ratgeberin für mich ist." Das war eine Information, die Ranma erst einmal verdauen mußte. Als Ranma später am Tag zu Yuis Villa zurückkehrte, wartete neben Yui, Neko und Ranmas Bettgefährtinnen der letzten Tage, Sylvie und Mari, auch ein junges Mädchen auf den frischgebackenen Dämon. Zunächst erkannte er das Mädchen nicht, doch nach einigen Augenblicken des Nachdenkens fiel ihm ein, daß es das Mädchen war, das ihn direkt nach seiner Ankunft in Nifelheim angesprochen hatte, weil es ein Fan seiner Mutter war. °Und dann war da ja auch noch dieser Kuß.°, überlegte er. Ein Kuß, der ihn in einen hirnlosen Zombie verwandelt hatte, zumindest im übertragenen Sinne. Irgendwie war ihm der Gedanke daran peinlich. Nachdem er die 'Passion Touch'-Technik kennengelernt hatte, vermutete er allerdings, daß dieser Kuß auch Teil einer speziellen Technik sein mochte. °Sicher wird Yui-Sensei dafür sorgen, daß ich im Laufe der Zeit noch viel mehr dieser Techniken lerne.°, überlegte er zuversichtlich und voller Vorfreude. Yuis Training war auf seine Weise genauso verrückt wie alles, was er unter Genma, Cologne und anderen Meistern durchgemacht hatte, aber es machte nun, wo er endlich seine anerzogenen Hemmungen überwunden hatte, wesentlich mehr Spaß. Nun, genaugenommen war das nicht ganz korrekt. Kampfsporttraining machte ihm noch genauso viel Spaß wie zuvor und war ihm sehr wichtig. Diese neue Art von Training machte halt auf eine andere Art und Weise Spaß. "Was macht das Mädchen hier, Sensei? Eine neue Schülerin?" "Das ist Miki, Ranma. Du erinnerst dich vielleicht noch an sie?" "Klar. Sie ist das Schulmädchen, das mir einen Kuß gegeben hat, kurz nachdem ich hier in Nifelheim angekommen war." "Richtig.", bestätigte Yui. "Sie ist außerdem dein Tutor.", fügte sie grinsend hinzu. "Sie...WAAAAS?!" "Sie ist eine der besten Schülerinnen ihres Jahrgangs. Als solche wird sie nun nach Midgard gehen und dort ein wenig praktische Erfahrung im Leben unter Menschen sammeln. Das ist so ähnlich wie bei Studenten in Midgard, die zwischendurch ein Auslandssemester absolvieren, um ihren Horizont zu erweitern. Und genau wie bei diesen Studenten verbessert praktische Erfahrung in Midgard Mikis spätere Karrierechancen hier in Nifelheim.", erläuterte Yui gelassen. "All die Basistechniken, die du noch lernen mußt, beherrscht sie perfekt. Und zusammen mit Neko wird sie dir beibringen, was du als Dämon unbedingt wissen mußt." "Hmm. Okay.", gab Ranma sich geschlagen, da er genau wußte, daß er kein wirkliches Argument vorbringen konnte, das gegen den jungen Succubus als Tutor sprach. "Aber wenn du jetzt sagst, sie soll mit mir bei den Tendos wohnen, Sensei, dann wird jemand dafür leiden. Und dieser Jemand werde ausnahmsweise mal nicht ich sein." "Nur keine Sorge, Ranma.", warf Neko beruhigend ein. "So unterhaltsam es auch wäre, Miki bei den Tendos einzuquartieren...", er kicherte bei der Vorstellung, wie Akane auf den Gast reagieren würde, "für deine Ausbildung wäre es eher kontraproduktiv." "Und wo wird Miki dann wohnen?" "Yui-sama hat erlaubt, daß ich als ihre Tochter auftreten darf.", antwortete Miki darauf fröhlich. "Ich werde also bei meiner Tante wohnen, liebster Cousin." Ranma blinzelte verblüfft, zuckte dann jedoch mit den Schultern. Wenn seine Mutter damit einverstanden war, und nachdem sie zehn lange Jahre allein gewesen war, würde sie sich sicher nicht dagegen streuben, ein junges Mädchen unter ihre Fittiche zu nehmen, hatte er dies zu akzeptieren. Nicht daß er damit ein Problem hatte, solange seine Mutter nicht versuchte, ihn mit Miki zu verkuppeln. "Gut. Nachdem das geklärt ist, Ranma, könnt ihr euch ja auf den Weg machen.", bestimmte Yui und umarmte Ranma zum Abschied. "Komm bald mal wieder vorbei und besuch mich, Neffe." "Werde ich machen, Tante Yui.", antwortete der junge Kampfsportler darauf, während er die Umarmung erwiderte. Yui lächelte glücklich. Das war das erste Mal, daß Ranma sie Tante genannt und damit ihr Verwandtschaftsverhältnis akzeptiert hatte. "Ranma.", wandte Neko sich an den frischgebackenen Dämonen. "Was gibt's, Neko?" Der andere Dämon gab ihm daraufhin eine Kopfnuß. "Ab sofort bin ich dein Meister. Zumindest bis du die Neko-Ken gemeistert hast. Also etwas mehr Respekt, klar?!" "Sorry. Was wollt ihr von eurem unwürdigen Schüler, Sensei?" "Naja, in den Arsch kriechen brauchst du mir nun auch wieder nicht.", schmunzelte der Katzendämon. "Ich werde uns drei gleich nach Midgard teleportieren, und ich möchte, daß du dabei meine Aura im Auge behältst, damit du eine Idee bekommst, wie es gemacht wird." "Hild-sama sagte, ich könnte schon teleportieren.", warf Ranma daraufhin ein wenig verständnislos ein. "Baka.", brummte Miki darauf nur. "Das ist wie mit einem kleinen Kind und dem Laufen.", erklärte sie. "Die Fähigkeit zu haben es zu können, bedeutet nicht, daß du es nicht lernen mußt, bevor du es tatsächlich tun kannst." "Oh." "Teleportiere unter keinen Umständen allein, solange Neko-sama oder ich nicht sagen, daß du dazu bereit bist.", warnte der Succubus mit dem bis zum Po reichenden fliederfarbenen Haar ihn eindringlich. "Wenn dir ein Fehler unterläuft, könntest du mitten in einer Wand landen, was verdammt schmerzhaft ist." Ihre türkisfarbenen Augen fingen Ranmas Blick ein und ließen ihn erst wieder los, als Miki sicher war, daß ihr Schützling die Warnung ernst nehmen würde. Neko legte seine Hände auf Ranmas und Mikis Schultern und fragte ein letztes Mal, ob beide bereit wären. Nachdem er von beiden eine Bestätigung erhalten hatte, schloß er die Augen, konzentrierte sich auf seinen Zielort einer- und die Unterwerfung kosmischer Energien unter seinen Willen andererseits. Dann verschwanden er und seine Begleiter in einer stinkenden Schwefelwolke, um fast im gleichen Augenblick im Hinterhof von Nodokas Haus wieder aufzutauchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)