Flucht vor Sesshoumaru von astala7 (Veränderung) ================================================================================ Kapitel 48: Der achte Fluchtversuch ----------------------------------- Und schon wieder eine Flucht. Schon die achte in dieser ff! Diesmal ist es jedoch nicht Kuraifaia, die sich aus dem Staub macht... XxX Auf Makos Gesicht hatte sich ein bösartiges Grinsen breit gemacht. Er liebte diesen Job! Hier, in den Kerkern des Schlosses, fühlte er sich beinahe wie zu Hause. Die Peitsche in seiner Hand schmiegte sich warm an seine Finger, während vom anderen Ende das Blut herunter tropfte. Dort befanden sich spitze Eisenstachel, die schon allein einen Dämon mit einem gezielten Treffer töten konnten. Aber er war vorsichtig, wollte er doch nicht seinen neuesten Kunden so schnell wieder verlieren. Sein Blick ruhte voller Genugtuung auf dem Dämon, der vor ihm zusammengekauert auf dem Boden mehr lag als saß. Seine Hände waren mit magischen Fesseln an die Mauer hinter ihm gekettet und wohl das Einzige, was ihn noch halbwegs aufrecht hielt. 'Was hältst du von ihm?', fragte Mako, ohne das jemand die Worte hören konnte. 'Hm... Er hält sich gut. Besser als jeder andere, mit dem wir zu tun hatten', antwortete die Stimme seines Bruders in seinem Kopf. 'Das war aber auch erst die erste Phase', erwiderte er. Es gab zwei Gründe, die Gefangenen im Schloss zu foltern. Entweder, sie waren Verbrecher und es geschah zu ihrer Bestrafung. Oder aber sie waren, wie dieser hier, Kriegsgefangene und man versuchte, Informationen aus ihnen heraus zu bekommen. Makos Aufgabe war es also keineswegs, sie nur so schmerzvoll wie möglich umzubringen. Die Verbrecher musste er meist am Leben lassen, denn einige wurden sogar wieder freigelassen, wenn sie genug für ihre Missetaten bezahlt hatten. Diejenigen, die jedoch ein zu schweres Verbrechen begangen hatten, wurden zusammen mit den Kriegsgefangenen, die alles preisgegeben hatten oder nichts mehr preisgeben würden, auf einem Platz nahe des Schlosses hingerichtet, damit ihre Leichen nicht das Schloss selbst beschmutzten. Sie durften also nur so gefoltert werden, dass sie hinterher noch laufen konnten und Mako war so ziemlich der Einzige, der diese Kunst so präzise beherrschte. Allerdings nahm er sich fast allen Gefangenen an und folterte sie einfach nach Lust und Laune, bis er sich bei den Westlern überhaupt bemühte, Informationen zu erlangen. Seiner Meinung nach mussten diese erst einmal ein wenig weichgeklopft werden. Doch sein Blutdurst war für heute vorerst gestillt. Jetzt konnte er sich an die Befragung machen. Makos Hand schnellte vor, packte den weißen Haarschopf des Unterlegenden und zog daran, sodass der Andere ihn ansehen musste. "Also, du winselndes Hündchen, hast du mir irgendetwas zu sagen?", fragte er lächelnd. Der Mann öffnete den Mund, ein dünnes Rinnsal Blut sickerte aus seinen Mundwinkeln hervor. "Du... bist ein verdammter Bastard!", stieß er schließlich mühevoll hervor. Mako grinste nur noch breiter und ließ ihn los. "Das scheint das beliebteste Schimpfwort bei euch im Westen zu sein. Aber ich muss dich enttäuschen, die Ehe meiner werten Eltern läuft vorzüglich und im Gegensatz zu euren Landsleuten ist man sich in meiner Familie durchaus treu", versicherte er, seine Worte auf die Goldwaage legend. "Was... wisst ihr schon von Treue?!", sagte der Youkai verächtlich. "Ach, weißt du, ich weiß eine ganze Menge davon." Man sehe sich nur mal seine Beziehung zu Toko an, schließlich war er ihm in gewisser Weise in den Tod gefolgt. 'Hey, ich hab dich nicht drum gebeten!', protestierte ebendieser, welcher alle seine Gedanken mitverfolgen konnte. "Zunächst einmal solltest du wissen, dass deine Loyalität jetzt überhaupt niemandem mehr hilft. Du weißt es vielleicht noch nicht, aber der Süden hat erst kürzlich einen großen Sieg bei Yatohama errungen. Und das ist erst der erste Schritt", sagte er und genoss es dabei sichtlich, wie das Gesicht des Weißhaarigen zunehmend blasser wurde. "Unsere allseits geliebte Prinzessin hat eurem ach so kühlem Lord einen deftigen Tritt in den Allerwertesten verpasst, wie findest du das?" Makos Augen blitzten tückisch. Die Augen des Unterlegenden weiteten sich. Dann fragte er: "Seit wann hat euer Fürst eine Tochter?" "Seit ein paar Jahren... Sie ist übrigens meine Schwester, und- Hey, Moment mal! Ich führe hier das Verhör! Abgesehen davon, dass du ohnehin nicht mehr in der Lage sein wirst, irgendwelche Informationen weiterzugeben. Du und dein ach so geliebter Lord könnt euch sonstwohin scheren! Euer Führer ist sowieso keinen Pfifferling wert, wo er bei der Schlacht so feige den Rückzug befohlen hat, obwohl er noch nicht einmal ganz verloren hatte..." Diese Beleidigungen waren zu viel. Der Gefangene sprang auf und wollte sich zornentbrannt auf ihn stürzen, nur die Ketten hielten ihn noch an Ort und Stelle. Mit einem Mal hatte der Inuyoukai sein Schwert gezückt und hielt es geradewegs an die Kehle seines westlichen Feindes. Hass blitzte in den Augen des Gestellten auf. "Willst du mir nicht erst einmal sagen, wie du auf die verrückte Idee kommst, hier so einfach herein zu spazieren? Ich bezweifle, dass dich jemand eingeladen hat", schlug Mako in diplomatischem Tonfall vor. "Du wirst von mir nichts erfahren!", zischte der Westler, doch sein Körper, über und über mit blutigen Striemen der Peitsche überzogen, sacke wieder in sich zusammen. "Nun komm schon! Du musst doch etwas wissen. Die Stärke eurer Armee, euer nächstes Angriffsziel... Die Pläne der Obrigkeit, nun mach endlich!" Ungeduldig geworden schwang Mako sein Schwert und ritzte dem Dämon die Haut unterhalb des Oberarmes auf. Ein gellender Schrei ertönte, als der Schmerz eintraf, und der Dämon wand sich unter schrecklichen Qualen, als die Wunde sich bis auf seine Knochen hinunter brannte. Das magische Schwert des Hundedämonen, welches selbst den südlichen Lord bezwungen hatte, fand hier eine grausame Verwendung. "Na, was ist jetzt?" "Meine... Befehle sind Jahre alt... ich habe keine Ahnung!", schrie der Weißhaarige, während sich die Wunde ausbreitete. 'Frag ihn was Kleineres. Sein Name oder so', drängte Tokos Stimme ihn. 'Gute Idee', pflichtete er ihm bei. "Hör mal, ich hab auch nichts dagegen, dir nur mit Worten weh zu tun. Also sag mir mal rasch wie du heißt, damit ich dich besser beleidigen kann", formulierte er die Frage. Der Angesprochene jedoch schwieg und starrte nur mit weit aufgerissenen Augen zu den bleichen Knochen, die sein Schwerthieb freigelegt hatte. Mako seufzte und hob erneut sein Schwert. "Chikara! Ich heiße Chikara!", sagte der Westler überstürzt, aus Furcht vor weiterem, unerträglichem Schmerz. "Also schön, Chikara", meinte er befriedigt und ging vor ihm in die Hocke, um in gleicher Augenhöhe mit ihm zu sein. "Du hast also Befehle erhalten, eine Mission, und bist daraufhin in den Süden gekommen. Du bist aber jetzt schon seit Jahren unterwegs, ja? Vermutlich seit Anfang des Krieges. Ist es vielleicht möglich, dass du etwas Bestimmtes gesucht hast?" Anhand des Entsetzens in Chikaras Augen machte Mako fest, dass er ganz richtig lag. Vorsichtig spekulierte er weiter: "Von wem hast du deine Befehle bekommen? Von einem der Räte? Von einem Heerführer? Oder gar vom Lord selbst?" Chikara versuchte sichtlich sich zu beruhigen, sich nicht von seinen Gefühlen überwältigen zu lassen. Er atmete tiefer, versuchte den Schmerz zu verdrängen und eine gleichgültige, nichtssagene Miene aufzusetzen. Mako erhob sich. "Du hast einen Komplizen", sagte er schlicht und die Maske des Westlers fiel in sich zusammen. "Er befindet sich in der Nähe des Schlosses und wartet auf deine Rückkehr." "Woher...", begann Chikara, brach dann jedoch ab. "Woher ich das weiß? Ich weiß es überhaupt nicht, ich hab geblufft. Aber du hast meine Vermutung soeben bestätigt", erwiderte er und der Gefangene sah aus, als würde er sich am liebsten selbst die Zunge abbeißen. "Also, wie lautet dein Auftrag?", fragte er nochmals. Chikara schwieg verbissen. "Vielleicht wird es deine Zunge lockern, wenn wir deinen Komplizen herholen lassen und ihm vor deinen Augen den Kopf abschlagen...", meinte er gespielt nachdenklich. Doch auch jetzt schwieg er noch und Mako runzelte die Stirn. Die meisten Dämonen waren bereit ihr Leben für ihre Sache zu opfern, aber meist doch nicht das Leben ihrer Freunde. "Na schön, dann werde ich jetzt halt schmerzvollere Methoden zu Rate ziehen... Du bist inzwischen seit drei Tagen hier drin und dabei, einen neuen Rekord was den Widerstand betrifft aufzubauen, das kann ich nicht zulassen." Er zückte ein Messer. "Pass auf, der Termin für deine Hinrichtung ist für heute Mittag angesetzt. Das ist in..." Er tat, als schaue er auf seine Armbanduhr, obwohl er gar keine besaß, "Oh, das ist schon in einer Stunde! Da muss ich mich aber beeilen. Weißt du, jetzt kann ich dir ein paar lebensgefährliche Wunden zufügen, die besonders schmerzvoll sind, wo der Tod als Folge jedoch noch so lange wartet, bis der Henker sich deiner annimmt. Wie viel Schaden ich dir zufüge, hängt davon ab, wie redselig du in den letzten Momenten deines Lebens noch bist...", erklärte er ausführlich und kam mit dem Messer seinem Gesicht gefährlich nah. "Also, noch ein letztes Wort?", fragte er. "Bevor jemand wie du die Geheimnisse des Westens von mir erfährt... nehme ich sie lieber mit ins Grab!", keuchte er erstickt. Ungerührt ließ Mako sein Messer niederrasen. Ein Schrei wie nicht von dieser Welt hallte in dem Verließ wider. Er Schwall Blut floss auf der durchstochenen Augenhöhle des Dämons und ergoss sich über Makos Hand. Er hörte die Schädelknochen unter seinem Hieb knacken. Ein Mensch wäre sofort tot gewesen, doch selbst jetzt hielt sich Chikara noch am Leben. "Willst du deine Meinung wirklich nicht mehr ändern?" Es wäre jammerschade. Er hatte kaum etwas aus dem Burschen heraus bekommen und er könnte seinen Ruf verlieren, wenn er sich dieses Dämons drei Tage lang annahm und ihn dennoch zu keinem vernünftigen Geständnis bewegen konnte. "Nie... Niemals!", fauchte der Gequälte und spuckte Blut vor seine Füße. Mako verzog das Gesicht und hieb mit dem Messer erneut auf ihn ein. Auch aus der zweiten Augenhöhle floss jetzt Blut, der nun blinde Youkai schwankte kurz und brach dann vollkommen in seinen Ketten zusammen. Scheinbar vollkommen unberührt trat Mako zu ihm heran und hob leicht seinen Kopf an, um an der Halsschlagader des Gefolterten festzustellen, ob dieser noch am Leben war. Erleichtert stellte er fest, dass Chikara nur bewusstlos war. Hätte er ihn hier getötet, hätte er doch den Henker um seinen Job gebracht. Zufällig kannte er diesen persönlich. Der arme Kerl hatte Frau und Kinder im Krieg verloren und niemand konnte es ihm verübeln, wenn er wütend war, den Tod der Kriegsgefangenen, an denen er wenigstens noch ein bisschen Rache fand, einem Anderem überlassen zu müssen. Mako konnte es ihm nicht verübeln, waren seine Motive doch weniger verständlich. 'Du bist einfach nur blutrünstig', murmelte Toko halb belustigt, halb neckend. 'Sicher, aber in der Tiefe meiner Brust schlägt ein gutes Herz', meinte Mako daraufhin scherzhaft. 'Dann pass bloß auf, dass dir niemand aus Rache dieses ach so gute Herz herausreißt!', lachte sein Bruder im Stillen und Freude erfüllte Mako. Wenn Toko aufrichtig und auf tiefstem Herzen lachte, gewann er manchmal etwas von seinem Frieden zurück. 'Ich bin von deiner Bruderliebe gerührt, aber du solltest langsam dafür sorgen, dass dieser Leichnam hier weggeschafft wird', sagte Toko etwas ernster, der die Gefühle seines Bruders durchaus mitbekam. 'Noch ist er kein Leichnam. Ich gebe ihm noch etwa drei Stunden... Minus die zwei, die der Henker ihm stehlen wird', meinte Mako belustigt. Er trat aus der Zelle heraus, den Ohnmächtigen nicht weiter beachtend, und rief nach ein paar Wachen, die Chikras Überreste heraus schaffen sollten. Er würde sich jetzt mal auf die Suche nach seinem geheimnisvollen Komplizen machen. Vielleicht bekam er aus dem mehr heraus... * Auf dem Hof... Kuraifaia und der Rest des Heeres waren soeben auf dem Schloss angekommen. Die Soldaten zogen gleich weiter zum offiziellen Stützpunkt etwas weiter östlich, denn natürlich passten nicht alle von ihnen in die Anlage. Akakage war voraus gelaufen und kehrte mit der Heilerin Zairyou zurück, die sich um die Verwundeten kümmern sollte. Es waren nicht viele gefallen, wenn man Vergleiche zum Westen zog. Kuraifaia jedoch überließ es Ryo-jin, die Verluste auszuwerten und den Rat zu informieren. Sie selbst wusste nicht genau, was sie tun sollte und entschied sich schließlich dafür, dem Fürsten Bericht zu erstatten. Auf ihrem Weg kam sie an den Ställen der Reittiere vorbei, von wo aus ihr der große Maulwurfshund, mit dem Akakage sie aus dem Schlachtfeld gerettet hatte, fröhlich zu bellte. Das Geräusch ging fast unter in dem allgemeinem Lärm, den die anderen Reitdämonen veranstalteten. Langsam ging sie auf den Youkai zu und streichelte sanft über seine Schnauze, als ihr plötzlich ein merkwürdig bekannter Geruch in die Nase stieg. Alarmiert schritt sie die Reihen entlang und blieb dann wie angewurzelt stehen, als sie die Ursache des Duftes ausgemacht hatte. Dort, in einer der größten Boxen, stand ein großer, graubrauner Drache mit grünlicher Haarmähne und sah sie aus trauen Augen an. Kein Zweifel, das war eindeutig Ah-Uhn. Geschockt, wie in Zeitlupe ging sie auf den Youkai zu und streckte zaghaft die Hand nach ihm aus. Das Tier drückte seine Schnauze vertrauensvoll in ihre Handfläche. Jemand hatte ihm die Maulkörbe abgenommen, damit er fressen konnte. Sein linker Kopf stieß ein wohliges Brummen aus. Die Prinzessin wirbelte herum und mit einem Satz war sie am anderen Ende des Stallungen, wo sie den menschlichen Knecht anfuhr: "Seit wann ist dieser Drache da?! Und wer hat ihn hergebracht!?" Ah-Uhn war Sesshoumarus persönliches Reittier, er würde es niemals so einfach weggeben. War der Lord etwa hier, auf dem Schloss? Dieser Gedanke machte es schwer sich zu beherrschen und sich nicht entsetzt umzusehen. Es war unmöglich, nicht so kurz nach der Schlacht, und doch... und doch... Könnte es dem Dämon nicht gelingen, noch vor ihr hier zu sein? Immerhin war sie mit einem kleinen Heer zusammen gereist und ihre Geschwindigkeit war dementsprechend eingeschränkt geworden. "E...Eine Botin kam auf ihm her, sie... Sie sagte, sie bringe Nachricht von der Schlacht und... Ich sollte mich nur um den Drachen kümmern, ihn versorgen...", stammelte der Mensch, leichenblass unter Kuraifaias durchdringenem Blick. Diese wiederum wurde stutzig. Eine Botin? Wohl kaum. Erstens hatten sie keinen Drachen bei sich gehabt und zweitens kam Ah-Uhn ja wohl definitiv aus dem Westen. Allerdings würde niemand Fragen stellen, wenn eine Frau, die von der Schlacht wusste und so offen hier her und an den Wachen vorbei kam. Zudem noch auf einem Reitdrachen, denn diese durften nur Dämonen in besonders hohem Rang benutzen. Demzufolge gab es nur eine Erklärung: Die vermeidliche Botin war eine Spionin, die vielleicht nicht dauerhaft, aber doch für einige Stunden im Schloss verweilen sollte, um ganz bestimmte Informationen zu sammeln. Mit Schrecken wurde Kuraifaia klar, dass diese Youkai eigentlich nur einen Auftrag gehabt haben konnte: Den Tod des Fürsten. Dieser war schwer erkrankt und kaum in der Lage sich zu wehren. Ja, das war die einzig logische Erklärung. "Wohin ist sie gegangen, sag schon!", befahl sie dem Menschen, welcher mit zitternden Finger auf einen der großen Torbögen deutete, von dem aus eine Treppe nach unten ging. Kuraifaia runzelte die Stirn, denn wenn das stimmte, dann war die Fremde geradewegs in die Kerker gegangen. Sie ließ von dem Knecht ab und hielt einen anderen Menschen an, der gerade dabei war, möglichst unauffällig den Hof zu putzen. "Hey, du, hast du hier in letzter Zeit irgendetwas Ungewöhnliches bemerkt? Einen Aufruhr oder ähnliches?", fragte sie, doch der Mann schüttelte nur den Kopf, nachdem er sich fast bis zum Boden verneigt hatte. Bei dem nächsten Menschen den sie ansprach, hatte sie jedoch Glück: "Ich weiß nicht ob es wichtig ist, aber... Vor einigen Tagen gab es einen Streit zwischen Dämonen. Es ging um irgend etwas Belangloses. Einer von ihnen trug eine Art Kopftuch und der eine Youkai riss ihm dieses herunter. Sie haben ihn ganz komisch angestarrt und ihn dann zusammengeschlagen, gefesselt und in die Kerker geschleppt", erzählte er, während auch er sich eilig verneigte. "An dem, den sie zusammengeschlagen haben... Ist dir an ihm irgendetwas aufgefallen?", hakte Kuraifaia nach. "Nun, also... Er hatte weiße Haare...", war die Antwort. Damit war die Sache klar. Die Prinzessin wusste, dass sich Sesshoumaru selbst niemals von ein paar gewöhnlichen Soldaten würde überwältigen lassen. Aber anscheinend hatte er jemand anderen aus dem Westen mit Ah-Uhn hier her geschickt. Dieser war aber aufgeflogen und seine Komplizin hatte sich, als er lange nicht zurückkehrte, auf gemacht, um ihn zu befreien. Sie hatte sich als eine Botin ausgegeben und war so unbemerkt in die Kerker gekommen. Eigentlich hatten die Wächter am Tor die Aufgabe, jede einzelne Person ordentlich zu durchsuchen, um festzustellen, ob diese wirklich ungefährlich war und Kuraifaia war es ein Rätsel, wie sie an den Männern vorbei gekommen war. Wichtiger war jetzt aber, in den Kerkern nach dem Rechten zu sehen. Kuraifaia sprintete los, doch sie ahnte, dass sie nur wenig Chancen auf Erfolg hatte, die Eindringlinge reichzeitig zu erwischen, denn das Gefängnis unter dem Schloss war in so vielen Gängen verschachtelt, dass man sich nur schwerlich zurecht fand. Hastig eilte sie die Treppe hinunter. Hinter der nächsten Biegung sollten eigentlich zwei Wachen stehen, aber niemand war da. Dafür entdeckte sie in der ersten Zelle zwei Bewaffnete, bewusstlose Dämonen. Anscheinend hatte sie es mit einem Profi zu tun. Es führten viele Eingänge in die Kerker, wenn auch wenige wieder heraus. Die Gefangenen wurden je nach Verbrechen weiter unten eingeschlossen. Kuraifaia musste sich wohl oder übel sehr weit hinunter wagen, denn ein Westler, der sich direkt auf das Schloss begab, würde sicher in einem der Hochsicherheitsverließe stecken. Immer weiter lief sie also nach unten, gelegentlich stieß sie auf Wachen, die sich hastig verneigten. Sie ließ sich von ihnen sagen, wo der Neuankömmling zu finden war. Immer weiter hastete sie, der strenge Geruch von Schmutz und Blut überdeckte alles Andere. Unwillkürlich fragte sie sich, wie Mako es hier unten aushalten konnte. Die Gefangenen in den Zellen schenkten ihr keinerlei Beachtung, die meisten waren ohnehin zu schwach, um sich überhaupt zu bewegen. Dann stieg ihr der Geruch ihres Bruders in die Nase, vermengt mit einer unwahrscheinlich großen Menge Blut und sie erinnerte sich, dass Mako durch den Spiegel von einem weiteren Gefangenen berichtet hatte. Die Zeit würde hinhauen... Ein wenig außer Atem kam sie an der Zelle an, doch ihr Bruder war bereits fort. Zwei Männer waren damit beschäftigt, einen blutüberströmten Körper aus der Zelle zu ziehen. Als sie die Prinzessin sahen, fielen sie auf die Knie. "Wer ist das?", fragte sie und deutete auf den mehr toten als lebendigen Mann auf dem Boden, obwohl sie die Antwort eigentlich schon kannte. "Ein Westler, der sich vor drei Tagen hier eingeschlichen hat. Euer werter Bruder hat sich seiner angenommen und wir sollen ihn jetzt rausbringen", erzählten sie. Also sollte dieser Dämon jetzt hingerichtet werden. Ein kurzer Blick bestätigte, dass sich die Brust des Gefolterten noch leicht hob und senkte. "Lasst mich kurz mit ihm allein, ich will ihm noch ein paar Fragen stellen", befahl sie. Die Youkai nickten und einer von ihnen nahm einen Wassereimer, den er bereitgestellt hatte, und schüttet ihn über den Kopf des Gequälten. Ein Zittern lief durch seinen Körper, das Blut wurde von seinem gesicht geschwemmt und gab den Blick auf zwei durchstochene Augenhöhlen frei. Kuraifaia sog zischend die Luft ein. "Verschwindet jetzt", befahl sie und die Männer entfernten sich. Sie packte den Westler am Kragen und lehnte ihn an die Kerkermauer. Das einst weiße Haar des Mannes war von seinem eigenem Blut befleckt und er stöhnte unter grauenvollen Schmerzen, doch er hatte sein Bewusstsein wiedererlangt. Die Prinzessin packte ihn erneut am Saum seines Oberteils, welches zum guten teil zerrissen war und zog ihn zu sich heran. "Was war dein Auftrag!?", zischte sie bissig und legte so viel Feindseligkeit wie möglich in ihre Stimme, denn von ihrem Gesichtsausdruck würde sich der Blinde kaum noch einschüchtern lassen. Der Gefangene schüttelte nur benommen den Kopf und in Kuraifaia stieg langsam Panik auf. Wenn sie den Dämon nicht dazu bringen konnte, ihr mehr zu verraten, stand vielleicht das Leben des Fürsten auf dem Spiel! Plötzlich hörte sie eilige Schritte und wandte sich erneut der Tür zu. Jemand kam herbei gerannt, stoppte kurz, und stürzte dann in die Zelle hinein. Kuraifaias Augen weiteten sich, als sie ihre Schwester erkannte. "Mitsura, was zum Teufel-" Doch die Youkai schenkte ihr keinerlei Beachtung und stürzte sofort zu ihnen herüber. Erschrocken ließ Kuraifaia den Gefangenen los und sofort war ihre Schwester herbei, um ihn aufzufangen. "Chikara, Chikara, was hast du nur getan!?", flüsterte sie dabei und die Prinzessin war geradezu geschockt, auf ihrem Gesicht Tränen zu sehen, als sie den Kopf des Weißhaarigen in ihren Schoß hob und ihm sanft über die leeren Augenhöhlen strich. "Mi...Mitsura...", stöhnte der Gefolterte. "Mitsura, was ist hier los, was-", wollte sie eine Erklärung fordern, doch in diesem Moment hörten sie erneut Schritte und einen Moment später stand Mako in der Tür. Vollkommen lässig stand er da und schien überhaupt nicht überrascht, Mitsura hier anzutreffen. "Ah, ich hab mich schon gewundert. Dort hinten stehen ein paar Wachen und sind kräftig am fummeln, ich hab mir gedacht, die müssen doch schwul sein. Aber hey, das ist eine von deinen Illusionen, Mitsura, nicht wahr? Wirklich clever. Beide glauben, sie würden mit ner Frau rummachen und kriegen überhaupt nicht mit, dass sie stattdessen ihren Kameraden begrabschen. Deine Anwesenheit erklärt vieles. Du bist die Komplizin dieses Westlers, nicht wahr?", fragte er geradezu herausfordernd. Kurz huschte etwas wie Unsicherheit über das Gesicht der älteren Schwester. "Mitsura, was redet er? Was hast du mit diesem wandelnden Fleischberg zu tun und was war sein Auftrag!?", fauchte Kuraifaia aufgebracht, "Wolltet ihr den Fürsten töten?!" Mitsura sah sie verwirrt an. "Nein, Unsinn, um den ging es nicht! Es war-" "Mitsura!", sagte Chikara schwach, "Verrat ihnen nichts!" "Das ich nicht lache! Wen hier überhaupt irgendjemand irgendwas verrät, dann wird das auf jeden Fall Mitsura sein!", sagte Mako. Alle sahen ihn an. "Mitsura, du bist in den Westen gegangen, um unsere Schwester, Kuraifaia zu suchen, so ist es doch? Wir haben es doch abgemacht. Du gehst in den Westen, ich in den Süden", meinte Mako und ignorierte Kuraifaias empörten Blick. "Nachdem du festgestellt hast, dass sie nicht im Westen ist, war deine Aufgabe erledigt! Du hättest sofort zu uns kommen müssen, um an unserer Seite zu kämpfen! Wir haben dir ja sogar einen Brief geschickt, erinnerst du dich? Warum bist du dennoch auf ihrer Seite geblieben? Warum hast du dich mit IHM", er deutete auf Chikara, "zusammengetan?" Er schüttelte enttäuscht den Kopf, doch es wirkte aufgesetzt. "Du warst noch nie eine ehrliche Person. Du konntest alles heucheln, Liebe und Freundschaft, Trauer und Schmerz, Wut und Empörung. Du bist eine geborene Verräterin und du hast uns verraten, indem du dich auf seine Seite gestellt hast." Er breitete theaterisch die Arme aus: "Aber wir wollen mal nicht so sein. Wir können dich noch immer wieder bei uns aufnehmen. Du hast sicher eine Menge Informationen über den Westen. Entscheide dich endlich für eine Seite und gib dein ewiges Doppelspiel auf!" Mitsura zitterte vor Wut und auch wenn an Makos Worten durchaus etwas Wahres dran war, konnte Kuraifaia es ihr nicht verübeln. Dennoch war auch sie zornig, dass ihre Geschwister hinter ihrem Rücken ein Netz geflochten hatten, um sie einzufangen, die Lage immer zu ihren Gunsten zu wenden und dabei keinerlei Rücksicht auf sie genommen hatten. Makos Verhalten war da nicht weniger verwerflich. Mitsura war jetzt aufgesprungen. "Du willst, dass ich mich für eine Seite entscheide? Für eine Seite, in diesem Krieg!? Wie kannst du das von mir verlangen!?", zischte sie ihren Bruder an. Jetzt aber wurde es auch Kuraifaia zu viel. "Nun hört endlich auf mit diesem kindischem Benehmen! Ihr seid doch verrückt, alle beide!" Sie wandte sich an ihre Schwester: "Mitsura, Mako hat in gewisser Weise Recht. Du hast dich nie auf eine Seite geschlagen, du hast immer deine eigene gebildet. Aber hier geht es um mehr, als nur um uns drei! Hier geht es um zwei Länder, die im Krieg liegen, verdammt noch mal! Das hier ist mein Volk! Wie kannst du dich auf die Seite meiner Feinde stellen und meine Kameraden und Freunde töten!? Ich weiß nicht, was ihr für einen Auftrag hattet, aber ich muss mich doch sehr wundern, dass du anscheinend nichts unversucht lässt, um ihn auszufüllen!" "Verdammt, wir sollten doch nur dich finden!", schrie Mitsura, "kapierst du es denn nicht? Wir hatten keine besondere Mission im Auftrag des Krieges oder so, wir wurden einfach nur ausgeschickt, um zu sehen, wie es dir geht! Sesshoumaru vermisst dich, okay? Ist es das, was du hören wolltest? Der große Lord hat eine Schwäche, und die bist du!" Erneut herrschte Stille, während sich die beiden Frauen anstarrten, dann ergriff wieder Mako das Wort: "Da hast du es, Kuraifaia. Sie hat sich auf die Seite deines Verlobten geschlagen! Und weißt du noch was? Ich glaube, sie hat diesen Auftrag nur ausgeführt, weil sie sich in den da verguckt hat!", meinte er und deutete vielsagend auf Chikara. "Darf ich dir dann mit Freuden mitteilen, dass ich es war, der ihn so zugerichtet hat?" "Mako, halt dein verdammtes Maul!", rief Kuraifaia genauso wütend wie zuvor. "Mitsura hat einen Fehler gemacht und ich bin verdammt noch mal stinkwütend auf sie, aber auch wie du sie behandelst, ist nicht in Ordnung! Ich glaube ihr, dass sie nur das Beste für uns alle im Sinn hatte. Seid Tokos Tod hast du dich verändert, du gerätst außer Kontrolle!", rief sie. Mitsura ließ sich kraftlos zu Boden sinken und starrte sie an. "Toko ist tot?", flüsterte sie. Mako winkte ab. "Halb so wild. Er labert mich immer noch die ganze Zeit voll." "Ja, und er scheint dir den Verstand geraubt zu haben", fügte Kuraifaia hinzu. Mitsura nickte steif. Das wiederum machte Mako wütend: "Wollt ihr euch jetzt alle gegen mich verschwören?! Kuraifaia, Mitsura hat uns für dieses bisschen Dreck da verraten!" Er deutete anklagend auf Chikara, "Sie will dich Sesshoumaru ausliefern!" Mit einer entschlossenen Geste zog er sein Schwert. "Ich werde das nicht zulassen! Ich habe keine Ahnung, wie meine Methoden auf Mitglieder meiner Familie wirken, aber ich denke, es ist an der Zeit, das jetzt mal auszuprobieren!" Drohend kam er auf Mitsura zu. Grob packte er sie am Arm, während die junge Frau viel zu geschockt war, um sich noch irgendwie bewegen zu können. "Ich werde sie in die Zelle nebenan bringen - Kuraifaia, du bringst den Westler zu seiner Hinrichtung. Es wird höchst Zeit!" Ohne eine Antwort abzuwarten, zerrte er die betäubte Mitsura aus der Zelle heraus. "Aber-" wollte die Prinzessin protestieren, aber Mako warf ihr nur einen warnenden Blick zu und verschwand dann. Kuraifaia blieb allein zurück und konnte nicht glauben, was eben passiert war. Etwas in ihr wollte den beiden nachstürzen und ihrer Schwester helfen - aber dann fiel ihr Blick auf Chikara und sie überlegte es sich anders. Sie trat aus der Zelle heraus, wo sie feststellen musste, dass sich dort ein gutes Dutzend Wachen versammelt hatten, die wohl den Aufruhr und ihr ganzes Geschrei gehört hatten. Sie befahl einem von ihnen, den Halbtoten aus seinem Kerker zu holen und hinauf zu den Henkern zu bringen. Wortlos gehorchten sie. Chikara litt noch immer unheimliche Schmerzen. Er schwebte in einem Dämmerzustand zwischen Wachen und Bewusstlosigkeit. Seine Augen brannten wie die Hölle und er konnte rein gar nichts sehen. Sein Arm fühlte sich abgestorben an, der konnte ihn nicht mehr bewegen und sein Rücken peinigte ihn noch zusätzlich mit den Schmerzen der Peitschenhiebe. Dennoch rasten seine Gedanken und sein Gehirn versuchte vergeblich, mit der Fülle an neuen Informationen fertig zu werden. Sein Folterknecht, Mako, hatte gesagt, dass seine Schwester die Prinzessin sei. Aus dem nachfolgendem Geschehen hatte er erfahren, dass seine Schwestern Mitsura und Kuraifaia, alias Anis waren. Mitsura war die ganze Zeit im Westen gewesen, also musste Kuraifaia die Prinzessin sein. Dann aber setzte er irgendwie aus. Er verstand die Dinge nicht richtig, über die sie gesprochen hatten. Mitsura hätte auf ihrer Seite gestanden und hätte den Süden verraten, aber... Makos Vorwürfe erschienen ihm unberechtigt. Mitsura konnte den Lord ebenso wenig leiden, wie Sesshoumaru Zuneigung zu ihr empfand. Außerdem hatte sie auf den Befehl der beiden hin den Westen verlassen und ganz offensichtlich seine Mission überwacht, damit er nicht auf Kuraifaia traf. Mitsura hatte ihre Geschwister keineswegs verraten, sondern viel mehr den Westen selbst. Aber es machte keinen Sinn, warum Mako sie nun bestrafen wollte. Seine eigene Schwester! Und er wusste nur zu gut, wozu dieses Monster fähig war. Noch unlogischer erschien es ihm, dass Kuraifaia selbst nichts, aber auch wirklich gar nichts unternommen hatte, um ihr zu helfen. Er selbst hielt Mitsura für unschuldig und als der erste, ferne Schrei einer Frau an sein Ohr drang, zuckte er unwillkürlich zusammen. Mit einem Mal traf es ihn, dass er sie nicht verlieren wollte. Als er sie an der Mauer geküsst hatte, da waren seine Gefühle aufrichtig gewesen. Nun, da er ihre Pläne kannte und ihr Verhalten erklärt sah, tat die Gewissheit ihres Todes viel mehr weh, als die Gewissheit seines eigenen. Er war aus, vorbei, ihre Mission war gescheitert. Und in gewisser Weise hatte er Sesshoumaru damit verraten. Mitsura zuckte unter dem erneuten Peitschenhieb zusammen. "Warum machst du das, Mako?", flüsterte sie gequält. Ihr Bruder hieb ungerührt ein zweites Mal zu. "Hast du die vielen Wachen nicht gesehen? Und die Zellen sind voll von Gefangenen, die alles mitbekommen haben, was wir gesagt haben. Jetzt aber sind alle mit Kuraifaia mitgegangen. Wenn wir leise genug sind, werden wir hier ungestört reden können." Erneut sauste die Peitsche herab und ein weiterer Schrei hallte durch das Verließ. "Hör auf damit", flüsterte Mitsura, "Sie sind jetzt bestimmt weit genug weg." Mako ließ von der Dämonin ab, die an Ketten gefesselt an der Mauer hing und trat zu seiner Schwester, die in der entgegengesetzten Ecke kauerte und die andere Youkai beäugte. Diese war bewusstlos geworden. "Okay, ich denke, sie hat laut genug geschrien. Die Wachen werden glauben, ich hätte dich ran genommen", sagte Mako befriedigt und legte die Peitsche nieder. "So, und jetzt erklärst du mir bitte noch einmal, was hier vorgefallen ist." "Chikara hatte die Aufgabe, Kuraifaia ausfindig zu machen. Sesshoumaru schien sie sehr zu vermissen und will wenigstens wissen, dass es ihr gut geht. Zur gleichen Zeit kam euer Brief bei mir an und ich ergriff die Gelegenheit und folgte ihm auf die Mission, so war ich weg vom Westen und konnte verhindern, dass Chikara Kuraifaia zu schnell findet", murmelte sie. "Zu schnell?", wiederholte Mako und hob eine Augenbraue. Mitsura lächelte schwach. "Du weißt doch, dass ich es mir zum Ziel gesetzt habe, die beiden zu verkuppeln. Sieh mal, wenn Kuraifaia die Prinzessin und Sesshoumaru der Lord ist, könnten sie doch heiraten, um den Krieg zu belegen! Dazu muss Sesshoumaru aber erst einmal wissen, dass sie die Prinzessin ist", erklärte sie. "Ach, und deswegen willst du diesen Chikara mit den Informationen entkommen lassen?", sagte er missmutig. "Genau, das hatte ich vor." Er schnaubte. "Du hattest überhaupt nichts vor. Du hast dich in diesen Typen verknallt, gib's doch zu. Das ich das noch erleben darf... " "Wie kommst du denn darauf?", fragte sie ehrlich erstaunt. "Das Ganze war auf jeden Fall nicht von dir geplant. Du wusstest ja schließlich auch nicht, dass Kuraifaia vom Fürsten adoptiert worden ist, nachdem ich Keisushiro getötet habe. Es scheint mir die einzig logische Erklärung, warum du ihn retten willst", erklärte er. Mitsura senkte den Kopf. "Was wird jetzt aus ihm?" "Ich hoffe doch mal, dass Kuraifaia meinen Plan ebenfalls durchschaut hat, spätestens als sie die vielen Wachen sah. Ich werde später noch einmal mit ihr reden. Zunächst einmal will ich dir aber sagen, dass ich überhaupt nichts von deiner Verkupplungstechnik halte. Allerdings bin ich mir inzwischen auch nicht mehr so sicher, was genau das Beste für Kuraifaia ist...", flüsterte er, selbst etwas niedergeschlagen. "Wenn du es tatsächlich schaffst, die Geschehnisse soweit voranzutreiben, das eine Heirat wirklich kurz vor der Tür steht und wenn unsere Schwester selbst Zweifel hat, ob es wirklich das Richtige ist, diesen Krieg weiterzuführen und Sesshouamru umzubringen, dann....." Er seufzte schwer, "Sollten alle diese Bedingungen erfüllt, der unwahrscheinlichste Fall eintreten.... Dann werde ich ihnen nicht im Weg stehen. Sollte sie eine Zustimmung tatsächlich in Erwägung ziehen und mich um Rat fragen, werde ich ihr zur Hochzeit raten." Mitsura fühlte sich unendlich erleichtert und ehe Mako es verhindern konnte, war sie ihm um den Hals gefallen. "Ich danke dir, Mako, du wirst es bestimmt nicht bereuen! Wenn du jetzt noch sagst, dass wir hoch gehen und Chikara retten, hast du echt was gut bei mir!", versprach sie ihm überschwänglich. "Nun mach mal halblang! Was glaubst du, warum ich diese Show da drüben abgezogen habe? Wenn, und ich sage WENN, ihr entkommt, dann muss das heimlich geschehen! Ich werde behaupten, dass du hier in den Kerkern umgekommen bist. Du aber gehst jetzt hoch und schleichst dich aus dem Schloss, ich werde dafür sorgen, dass dir niemand im Wege steht. Sobald die Henker außer Sichtweite der Torwachen sind, kannst du Chikara befreien und dich vom Acker machen. Du musst die Henker so ablenken, dass sie nicht sehen, WER Chikara da rausgeholt hat. Sie werden zu beschämt sein, um zuzugeben, dass ihnen ein Halbtoter noch entkommen ist, dass sie nicht auf eine zweite Person, einen Komplizen bestehen werden, wenn meine Aussage dagegen steht, dass du tot bist. Abgesehen davon werden wir es so einrichten, dass sie Kuraifaia Bericht erstatten und sie wird den Rest zurecht biegen. Der einzige weitere Zeuge", er zog demonstrativ sein Schwert, "ist diese Frau dort." Er deutete auf die Gefangene, die er ausgepeitscht hatte, um die Wachen glauben zu lassen, er würde Mitsura foltern. Sein Schwert stieß herab und fuhr in die Kehle der Youkai. "Sie wird nichts verraten und ich werde ihre Leiche so verstümmeln, dass sie gefahrlos als Mitsura Vanderobe durchgeht." Er grinste. "Sehr witzig", murmelte Mitsura eingeschnappt. Mako klopfte ihr auf die Schulter. "Also los, geh deinen Liebsten retten." Mitsura lächelte ihn dankbar an und ging zur Tür. Dann jedoch wandte sie sich kurz um und sagte: "Mako, verzeih mir. Ich habe wirklich für einen Moment geglaubt, du hieltest mich für eine Verräterin." Mako lächelte nachsichtig. "Schon okay. Ich hätte dich einweihen müssen, aber das Ganze kam mir so authentischer vor." Er kniete sich zu der Leiche und fügte hinzu: "Außerdem war dein Gesicht zum Schießen." Zehn Minuten später presste sich Mitsura dicht in die Lücke zwischen der Schlossmauer und den Ställen. Sie duckte sich in den Schatten und beobachtete voller Grauen, wie Chikara von einigen Inuyoukai aus den Kerkern getragen wurde. Mako, der dieses Gebiet inzwischen wie seine Westentasche kannte, hatte ihr einen schnelleren Weg nach oben gezeigt, sodass sie jetzt einen Vorsprung hatte. "Sieh mal einer an. Hab mir doch gedacht, dass Mako schon wieder etwas ausheckt", ertönte plötzlich eine Stimme, und Mitsura wirbelte herum. Dort, neben der ersten Box, stand ihre Schwester. "Ich habe gewusst, dass er einen Plan hatte. Es wäre besser gewesen, mich einzuweihen, aber gut. So kannst du jetzt wenigstens unbemerkt entkommen." Sie stieß sich von der Holzwand ab und stellte sich direkt vor sie. "Ich will nicht zu Sesshoumaru. Was er denkt und fühlt, hat mich nicht zu interessieren. Er wollte, dass ich neu anfange, und das habe ich getan. Er muss mit den Konsequenzen selbst zurecht kommen. Er hat nicht das Recht, mich jetzt noch beanspruchen zu wollen. Es ist schlimm genug, dass der Krieg den ER ausgelöst hat, all meine Freunde und Kameraden umbringt. Weißt du, was ich soeben erfahren habe? Gerade kam ein Bote vorbei, gleich nachdem ich aus den Kerkern raus war. Man hat mein gesamtes Rudel tot im Wald aufgefunden. Die Spuren besagen eindeutig, dass es westliche Hundedämonen waren, die sie getötet haben. Glaub mir, das werde ich ihm nie verzeihen. Ich weiß, dass es ihm nicht reichen wird zu erfahren, dass ich lebe und dass ich glücklich bin. Er versucht dauernd mein Leben zu zerstören. Sesshoumaru hätte sich nie dazu hinreißen lassen dürfen, so leichtfertig einen Krieg zu beginnen. Er hat gut ein Dutzend meiner Freunde auf dem Gewissen! Er wird versuchen, mich zurück zu holen und wenn er da ist, dann bin ich bereit. Egal was er ausheckt, ich werde mich nicht unterkriegen lassen. Ich bin kein Eigentum, mit dem er machen kann was er will! Das er erst fort wirft, nur um es sich dann anders zu überlegen und es wieder zurück zu verlangen! Merke dir das, Mitsura. Ich weiß, du kannst nicht anders, als jetzt in den Westen zu gehen, weil man dich hier für tot halten wird. Aber ich rate dir: Wehe du greifst noch einmal in den Krieg ein und tötest meine Freunde!" Mit diesen Worten drehte sie sich um, und lief hinter den Ställen zurück. Mitsura glaubte, sie wolle ins Schloss zurück, doch zu ihrer Überraschung betrat sie eine der Boxen und während sich Mitsuras Augen weiteten, holte die Prinzessin Ah-Uhn aus dem Stall und führte ihn zu ihr. "Du hast Glück, dass alle mit dem Einmarsch der Soldaten beschäftigt sind. In dem ganzen Durcheinander hat irgendjemand vergessen, die Tür zur Box dieses Drachens zu schließen, der Dämon wurde von den Soldaten verschreckt und ist ausgerastet." Sie reichte Mitsura Ah-Uhns Zügel. "Sorg dafür, dass die Wachen wirklich nur einen Reitdrachen sehen, dem eine Laus über die Leber gelaufen ist und der Youkai auf seinem Rücken, die ihnen ihren Gefangenen abgenommen hat, keinerlei Beachtung schenken", sagte sie augenzwinkernd und nahm so ihrer vorrangegangenen Rede eine Menge von ihrer Schärfe. Mitsura nahm die Zügel entgegen. "Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll." "Sorg einfach dafür, dass ich es nicht bereuen muss, die große Liebe meiner Schwester nicht dem Tod überlassen zu haben." Die Dämonin nickte und schwang sich in den Sattel. "Ach, und Mitsura", sagte Kuraifaia noch, "das war das letzte Mal, dass ich dir aus der Patsche geholfen habe!" Mitsura deutete eine Verbeugung an und sagte halb im Spaß, halb ernst: "Sehr wohl, Prinzessin." * Drei Tage später... Chikara wusste nicht mehr genau, was passiert war, als die Wachen ihn aus dem Schloss geführt hatten. Die Youkai hatten seine Hände mit normalen Seilen zusammengebunden. Die sollten nicht wirklich dafür sorgen, das er nicht entkam, sie sollten ihn eher führen. Er war nämlich nur noch in der Lage gewesen, halb besinnungslos hinter ihnen her zu torkeln. Der Schmerz seines geschunden Körpers hatte es unmöglich gemacht, auch nur den geringsten Versuch einer Gegenwehr zu tätigen. Dann aber ertönte ein lautes Fauchen und die Wachen schrien auf. Er spürte einen Ruck an seinen Fesseln und konnte seine Hände wieder frei bewegen. Doch seine Beine trugen ihn nicht lange und er war wieder in sich zusammen gesunken. Er spürte noch, wie ihn jemand auffing, dann verlor er wieder das Bewusstsein. Nun war er wieder wach, aber noch immer konnte er nicht sagen, was da passiert war und warum er noch am Leben war. Eines aber wusste er: Der Schmerz war verschwunden. Sein Arm, der doch nur noch aus Knochen bestanden hatte, war jetzt genauso unverletzt wie vor der Folter und als er mit seiner Hand darüber strich, spürte er unversehrte Haut. Etwas Kühles, es musste eine Art Salbe sein, bedeckte seinen Rücken. Selbst sein Kopf tat nicht mehr weh, obwohl dieser Dämon ihm fast den Schädelknochen zertrümmert hatte. Mühsam richtete er sich auf und bemerkte erst da, dass er auf dem Boden gelegen hatte. „Chikara? Chikara, du bist ja endlich wieder wach!“, ertönte eine Stimme, die er nur mit einiger Mühe identifizieren konnte. „Mitsura? Was... Was ist hier los?“ Sein Kopf fühlte sich seltsam an. Als er sich mit seiner Hand über die Stirn fahren wollte, fühlte er einen Verband, der erst knapp über seiner Nase endete. „Wir haben dich rausgeholt. Ah-Uhn hat die Wachen abgelenkt und ich hab dich weggebracht. Er ist hier, ihm ist nichts passiert. Wir sollten aber nicht zu lange hier bleiben, sondern lieber schnell weiter fliegen. Wer weiß, ob sie uns nicht doch verfolgen.“ Er spürte zwei Hände, die ihn sanft zurück auf den Boden drückten. „Aber jetzt leg dich erst mal weder hin.“ „Aber du... Und dein Bruder-“ „Es war nur ein Trick. Er hat mir nichts getan.“ Und dann erzählte sie ihm, von all den Zuhörern die sie nicht bemerkt hatten, und wie Mako so getan hatte, als wenn er sie foltern würde. Wie sie sich herausgeschlichen hatte und auch was ihre Schwester gesagt hatte. Wie sie Ah-Uhn auf die Wachen gehetzt und ihn schließlich hier her gebracht hatte. „Also ist deine Schwester tatsächlich die Prinzessin der südlichen Länder?“, versicherte er sich nochmals. „Ja“, sagte sie leise, „ich wusste es auch nicht. Sie weigert sich, zu Sesshoumaru zurückzukehren.“ Kurz schwieg sie, dann meinte sie fast hoffnungsvoll: „Aber das braucht uns ja nicht zu interessieren. Wir haben unsere Informationen, nicht wahr? Lass uns zurückkehren!“ Chikara drehte den Kopf in die Richtung, aus der er Mitsuras Stimme hörte. „Ich dachte, du wolltest nicht mehr zurück.“ „Wie kommst du denn darauf?“, fragte sie, es klang überrascht. „Du weißt, was ich meine. Deine Familie lebt im Süden... Hättest du es nicht dort viel besser?“ Er konnte nicht alle Bitterkeit aus seiner Stimme verbannen. Mitsuras Familie waren seine Feinde und sie gehörte ebenfalls dazu. Dennoch schaffte er es nicht, sie so zu hassen, wie er eigentlich sollte. Wäre es nicht Verrat, sich mit ihr einzulassen? Sesshoumaru hatte ihn vor ihr gewarnt. War der Lord nicht immer die einzige Person gewesen, der er bedingungslos vertraute? Jetzt aber hatte er das Gefühl kurz davor zu sein, sich auf die Seite seiner Feinde zu stellen. „Chikara, ich habe es schon einmal gesagt. Der Westen ist genauso wenig mein Land, wie Sesshoumaru mein Herr ist. Vielleicht hast du Recht und ich sollte bei meinen Geschwistern im Süden bleiben. Aber... Aber ich kann dich jetzt nicht allein lassen! Das die Wachen dich gefangen haben, ist meine Schuld, weil ich dich nicht begleitet habe. Es tut mir Leid und ich will es wieder gut machen! Bitte gib mir eine Chance!“ So aufrichtig ihre Worte auch klangen, er konnte sie nicht glauben. Mit einem Ruck richtete er sich auf und schlug ihre Hand, die leicht seinen Arm berührt hatte, unwirsch beiseite. „Wie kann ich dir denn je wieder vertrauen, Mitsura?! Warum hätten sie dich gehen lassen sollen, anstatt dich zu überreden, bei ihnen zu bleiben, wenn du wirklich bereit wärst, mit mir in den Westen zu gehen?! Warum hätten sie dir auch noch helfen sollen, mich zu retten!? Warum, frage ich dich, warum!?“ Wieder antwortete ihm nur Schweigen und nach einer Weile ließ er sich wieder zurücksinken. „In unserer Familie laufen die Dinge anders“, sagte Mitsura dann mit zitternder Stimme. „Wir sind Geschwister und wir haben uns geschworen, immer füreinander da zu sein. Die Anderen immer zu beschützen, egal was kommt. Mako hat den Job eines Folterknechtes angenommen und er hat dir sehr weh getan – das nehme ich ihm übel. Aber ich stehe trotzdem zu ihm. Kuraifaia verstrickt sich selbst immer mehr in ihrem Schicksal, welches sie sicher unglücklich machen würde. Sie sträubt sich gegen jede Hilfe und will alles allein durchstehen und trotzdem gebe ich nicht auf und will sie retten. Natürlich sind wir uns nicht immer einig und natürlich streiten wir uns auch manchmal. Aber weder Mako noch Kuraifaia würden tatenlos zusehen, wie mein Leben den Bach runter geht. In den Kerkern wurde laut genug deutlich, dass ich mit einem Auftrag aus dem Westen kam und nach den Gesetzen des Südens hätten sie mich töten müssen. Sie wussten, ich musste in den Westen zurückkehren. Und sie wussten auch, dass mir viel daran lag und so gaben sie mir die Chance, dich zu retten. Für sie und den Verlauf des Krieges spielte es ohnehin keine Rolle,ob ich nun mit oder ohne dir zu Sesshoumaru ginge.“ Sie verstummte und Chikara versank in tiefes Nachdenken. Konnte er ihr trauen? Sagte sie die Wahrheit? Aber warum hätte sie ihn retten und seine Wunden versorgen sollen? Am Hof würde es zweifellos einen besseren Eindruck machen, wenn sie mit ihm zurückkehrte, aber... „Chikara, ich bitte dich, glaube mir! Ich habe viel in meinem Leben falsch gemacht, ich habe gelogen und betrogen. Aber heute, hier und jetzt meine ich es Ernst: Ich liebe dich! Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dein Vertrauen. Ich kann um meiner Geschwister willen nicht im Krieg kämpfen, aber ich werde am Schloss als Heilerin arbeiten. So kann ich wenigstens von Nutzen sein.“ Ihre zarten Hände fuhren über seine Wangen. Er spürte sie kaum. „Ich gestehe, mir ist egal, was aus dem Westen wird. Aber um deinetwillen werde ich dort bleiben. Ich bitte dich nur, gib mir eine Chance!“ Chikara erhob sich langsam. Durch den Verband konnte er nichts sehen und so fuhr er langsam mit den Händen an ihren Armen empor und legte sie schließlich auf ihre Schultern. Ganz langsam, vorsichtig zog er sie näher zu sich. Konnte er dieser Frau trauen? Seine Vernunft führte ihm immer wieder all die Dinge an, die dagegen sprachen. Sein Herz aber wollte nicht anderes, als Mitsura ihre Bitte zu erfüllen und ihr eine Chance zu geben. Und zum ersten Mal in seinem Leben hörte er nicht auf seine Vernunft. Zärtlich umarmte er die Youkai, die sich erleichtert an ihn drückte. „Ich sollte es wohl nicht tun, aber... Ich gebe dir eine Chance. Vielleicht ist es dumm, aber ich glaube... Ich glaube, ich empfinde genauso wie du“, sagte er stockend. Zögernd gab er sie wieder frei. „Mitsura, bitte mach mir den Verband ab. Ich möchte dich ansehen...“, sagte er leise. „Oh, Chikara!“, flüsterte die Youkai und plötzlich klang sie sehr traurig. „Was... Was ist?“ „Ich habe deine Wunden so gut es ging versorgt, aber... Oh es tut mir so Leid, doch...“, sprudelte es aus ihr hervor, doch Chikara, den eine unschöne Vorahnung ergriffen hatte, zerrte schon an dem Stoff über seinen Augen. „Bitte lass das, ich habe dir ein Schmerzmittel eingeflößt, aber wenn du so daran ziehst-“, protestierte Mitsura, doch der Dämon hörte nicht auf sie. Mit einem Ruck durchtrennten seine Klauen den Stoff. Er öffnete seine Augen und – er sah nichts. Vorsichtig blinzelte er, einmal, zweimal. Doch um ihn herum blieb es schwarz. Ein Zittern ergriff ihn. Ihm wurde einmal mehr deutlich, dass er eigentlich nicht mehr leben sollte. Mako hatte ihm beide Augenhöhlen durchstochen, schon allein das war tödlich. Und doch hatte Mitsura es geschafft ihn zu retten, und den Wunden ihre Härte zu nehmen. Ohne das Schmerzmittel wäre er vermutlich immer noch bewusstlos, aber so spürte er nichts. „Wird es... wieder gehen? Irgendwann...?“, fragte er leise, noch zu geschockt von seiner Erkenntnis. „Ich wünschte, ich könnte dir Hoffnung machen, aber... Es wird nie wieder so sein wie früher. Vielleicht finden wir eine andere Art der Wahrnehmung! Meine Schwester beherrscht die Aurasicht, und-“ „Aber ich werde nie wieder sehen können“, fasste er erstaunlich ruhig zusammen. Er strich mit der Hand sanft über Mitsuras Wange und roch ihre Tränen, die seine Finger benetzten. „Ich werde dich nie wieder sehen.“ „Es tut mir so Leid, Chikara! Es ist alles meine Schuld! Bitte verzeih mir, ich habe versagt“, flüsterte die Dämonin erstickt. Der Weißhaarige schüttelte langsam den Kopf. „Du hast alles getan, was du konntest. Ich bin dir dankbar, dass du mein Leben gerettet hast. Und dass du trotz allem bei mir bleiben willst.“ Ohne sein Augenlicht war er kein wahrer Krieger mehr. Er würde viele Jahre brauchen, um mit dieser Behinderung klar zu kommen. Aber auf keinen Fall wollte er, dass sich Mitsura die Schuld an seinem Schicksal gab. Er brauchte sie jetzt mehr denn je und er war froh, dass sie ihm bereitwillig zur Seite stand. Erneut schloss er sie in die Arme, in stiller Trauer ob ihrer schweren Zukunft vereint. Ohne Misstrauen, ohne Hintergedanken hielten sie sich einfach nur am jeweils Anderen fest, um sich gegenseitig zu trösten. Chikara hatte sein Augenlicht verloren, doch er hatte auch eine wunderbare Liebe gewonnen und mit dieser würde es sehr viel leichter sein, sein schweres Los zu ertragen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)