Flucht vor Sesshoumaru von astala7 (Veränderung) ================================================================================ Kapitel 28: Ein Dutzend Messer ------------------------------ Soa, nach zwei Wochen Thailandurlaub bin ich jetzt endlich auch wieder am Start! Es war wirklich anstrengend dieses Kapitel in nur zwei Tagen niederzuschreiben, aber da ich im Urlaub genug Zeit hatte um mir über den Ablauf Gedanken zu machen, habe ich es dennoch geschafft. ich weiß das ich an einer besonders fiesen Stelle aufgehört haben, doch nun werde ich die Spannung lösen. Dennoch habe ich das Unmögliche geschafft und es schon wieder NICHT geschafft, die finale begegnung zwischen Sesshoumaru und Makotoko reinzubringen. Vielleicht kommt die auch gar nciht, wer weiß...? XxX „Bist du tatsächlich so lebensmüde, dich mit mir anlegen zu wollen?”, meinte Sesshoumaru spöttisch an Mitsura gewandt. „Ich bezweifle, dass du sehr viel dagegen einzuwenden hättest”, erwiderte diese scharf. „Ich hab aber was dagegen einzuwenden!”, schaltete sich nun Anis ein, was alle gleichermaßen zu überraschen schien. Sesshoumaru beobachtete argwöhnisch, wie Mitsura sich zu ihrer Schwester wandte und diese ansprach: „Ich glaube nicht, dass du in der Lage bist, das zu entscheiden. Es wäre für alle das Beste, wenn du dich hier heraushältst und die Fliege machst, jedenfalls solange der Kampf dauert. Hier werden nämlich gleich die Fetzen fliegen.” „Ja, ganz genau, und zwar DEINE Fetzen! Vielleicht solltest du dir das tatsächlich nicht anschauen”, meinte Sesshoumaru daraufhin selbstgefällig. Mitsura ließ nur ein verächtliches Schnauben hören. „Ich werd auf keinen Fall-”, setzte Sesshoumarus Geliebte an, doch die beiden Streithähne unterbrachen sie gleichzeitig: „Anis?” „Was?” „Verschwinde!”, riefen sie wie aus einem Mund. Empört wandte sich Anis zuerst zu Sesshoumaru, dann zu ihrer Schwester, doch beide schüttelten entschlossen den Kopf. Die Schwarzhaarige hatte jetzt gründlich die Nase voll. Sie warf dem ungleichem Paar einen bitterbösen Blick zu, gab sich jedoch von der Mehrheit geschlagen und marschierte in den Wald hinein. Doch schon nach wenigen Schritten musste sie sich bemühen, die Tränen zurück zu halten. „Soll’n die sich doch gegenseitig die Köpfe einschlagen!, dachte sie zornig, doch im Grunde wünschte sie sich das Gegenteil. Wie man es auch drehte und wendete, sie mochte Sesshoumaru und das Letzte was sie wollte, war im Streit mit ihm auseinander zu gehen. Von ihrer Schwester ganz zu schweigen. Wer würde den anstehenden Kampf gewinnen? Und wie schlimm mochte der Verlierer zugerichtet sein? Am meisten sorgte sie sich um Sesshoumaru. Falls der Fall eintreten würde, das er Mitsura besiegte - was schon allein unwahrscheinlich genug war - dann würde er es früher oder später mit Makotoko zu tun bekommen und das würde mit Sicherheit seine letzten Kraftreserven aufbrauchen. So unbesiegbar er auf den ersten Blick auch schien, DAS würde er nicht überleben. Und ich selbst auch nicht, dachte sie bestürzt, wenn ich unter die Klingen gerate... In sofern war es vielleicht auch ganz gut, das sie nicht bei den Kämpfenden geblieben war. Es wäre sinnlos, die beiden davon abzuhalten, aufeinander loszugehen. Sie musste das Ende des Kampfes ganz einfach abwarten. Wenn Sesshoumaru gewann, nun, Mitsura hatte sicherlich irgendein Mittel um ihn davon abzuhalten, sie zu töten. Aber wenn ihre Schwester siegte, bestand wenig Hoffnung, das Sesshoumaru es überlebte. Sie ließ selten Verletzte zurück. Hinzu kam, dass Anis keine Ahnung hatte, wie stark ihre Schwester in den letzten Jahrhunderten geworden war. Es war gut möglich, dass sie in dieser Zeit das Stadion einer Daiyoukai erreicht hatte. Allerdings konnte es ebenso gut möglich sein, dass Sesshoumaru durch einen reinen Zufall überlebte. Wenn sie nämlich mit ihrer Vermutung tatsächlich Recht hatte und Sesshoumaru sich in sie verliebt hatte, dann waren Mitsuras stärkste Gifte nicht mehr zu gebrauchen. Andererseits könnte sie in den letzten zwei Jahren auch neue Kampftechniken mit ihren Messern erlernt haben, was eine äußerst erschreckende Vorstellung war, da sie auch vorher schon unvorstellbar gut gewesen war. In dieser Hinsicht musste Anis einfach hoffen, dsas Sesshoumaru den Kampf überlebte. Die Chancen dazu standen schlecht und im Grunde hoffte sie auf ein Wunder, doch das Mitsura dabei ihr Leben lassen musste, war weitaus unwahrscheinlicher. Ihres Wissens nach besaß ihre Schwester etwa siebenhundert verschiedene Gifte. Nur etwa zweihundert davon zeigten überhaupt eine Wirkung auf einen Daiyoukai. Dreißig galten nicht für Inuyoukai... Wenn sie dann aber davon ausging, dass Sesshoumarus Körper anders auf Gifte reagierte - darauf brachte sie die Giftattacke Dokkasso - blieben nur etwa hundert Gifte übrig, die in die engere Auswahl kamen. Circa zwanzig davon trug Mitsura ständig bei sich, die großen Wert auf Qualität legte. Davon waren die Hälfte Liebestränke, die bevorzugten Waffen ihrer Schwester. Sieben wirkten nur unter der Bedingung, dass sich das Opfer selbst zu keiner Anderen hingezogen fühlte. Übrig blieben nur drei Tränke, jeder äußerst wertvoll und schwer herstellbar. In diesem Moment war Anis sehr froh, so gut über ihre Schwester Bescheid zu wissen. Diese war in sämtlichen Schmugglergeschäften Japans Stammkundin, natürlich immer unter falschem Namen. Die Giftmischerei war Mitsuras große Leidenschaft und nichts hatte sie daran hindern können, unter der Villa ihrer Eltern ein geheimes Tunnelsystem zu erbauen, wo sie in speziell geschützten Laboratorien die in zwielichtigen Spelunken gekauften Zutaten unter hochexplosiven Bedingungen zusammenbraute. Mitsura hatte Anis einmal dort mit hinunter genommen, was zur Folge gehabt hatte, dass das gesamte Haus beinahe in die Luft geflogen war. Doch falls Sukerumaru und Kantashira wussten, dass sie auf einer tickenden Zeitbombe saßen, störte es sie herzlich wenig. Wahrscheinlich wären sie, wenn sie zugeben würden es zu wissen, gezwungen gewesen, Mitsura die ganze Sache zu verbieten (was nichts bringen würde, da diese eben einen anderen Weg gefunden hätte, um weiter zu machen) und wollten ihr einfach nicht den Spaß verderben. Wie auch immer, wenn Mitsura eines dieser drei Gifte einsetzte - und das würde sie zweifellos irgendwann tun - war die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, das es Sesshoumaru zumindest heftig widerstreben sollte, sie zu töten. Was allerdings zur Folge hätte, das Mitsura den Inuyoukai umbringen würde... Sollte wider Erwarten dieser Fall nicht eintreffen, war der Einzige der das Blatt noch wenden könnte Makotoko. Er würde den - nach dem Kampf zweifellos schwer verletzten - Sesshoumaru mit Leichtigkeit besiegen können. Genau deshalb war es jetzt auch so wichtig, das Anis ihn fand, bevor er mit Sesshoumaru zusammentraf, denn das wäre sein endgültiger Tod. Es war nicht viel, aber es war im Moment das Einzige, was sie tun konnte. * Sesshoumaru und Mitsura standen sich stumm gegenüber, beide warteten, bis Anis außer Hörweite war. Sobald dies geschehen war, begann der Kampf. Sesshoumaru griff als Erster an. Tokjin wirbelte hinunter, doch Mitsura ließ sich fallen, rollte sich zur Seite weg und kam hinter Sesshoumaru wieder zum Stehen. Dieser drehte sich mit Lichtgeschwindigkeit um, ließ die Klinge wieder auf seine Gegnerin herabfahren und musste erneut feststellen, das die junge Frau abtauchte. Zornig ließ er seine Energiepeitsche hervorschnellen. Mit dem Schwert von oben und dem Licht von unten kommend war die Dämonin gezwungen, einen äußerst akrobatischen Salto aus dem Stand heraus vorzuführen. Ihre Augen blitzten, als sie einige Meter weiter entfernt auf dem Boden aufkam. Sesshoumaru hatte das Problem schnell erkannt. Da er selbst sehr groß war, griff er mit dem Schwert immer von oben an. Mitsura jedoch war klein, wendig und flink. Da sie kein Schwert benutzte, war Tokjin in diesem Kampf nicht mehr wert als ein Stock. Die Youkai schien eine Strategin zu sein. Sie hatte bisher noch nicht angefangen zu kämpfen, war nur ausgewichen. Ein schlauer Zug, zuerst einmal die Kampftechniken des Gegners zu erforschen, um ihm den Überraschungseffekt streitig zu machen. Aber das würde ihr nichts nützen... Sesshoumaru hielt Tokjin schräg vor sich und verharrte in dieser Verteidigungsposition. Er musste diese Dämonin aus ihrem Schneckenhaus heraus locken, sonst hatte das alles hier für ihn keinen Sinn. Tatsächlich schien diese nun doch eher auf einen Angriff aus zu sein. Vorhin hatte sie in jeder Hand einen Dolch gehabt, doch nun hatte sie ein gutes Dutzend Messer zwischen ihre Finger geklemmt. Es sah ein wenig so aus, als hätte sie zu groß geratene Krallen. Mit dem Unterschied, dass sie diese Krallen auf ihn werfen konnte. Dennoch - glaubte sie wirklich, ihn mit einem schlichten MESSER besiegen zu können?! Nach einigen Minuten musste er diese Meinung überdenken. Diese Youkai eröffnete ihm ein völlig neues Kapitel in der Kunst des Messerwerfens. Sesshoumaru hatte sein Schwert wieder eingesteckt, um nun seinerseits Mitsuras Kampftechniken auszutesten. Nun war er es, der ständig ausweichen musste. Ihre Angriffe kamen so schnell, dass er momentan nicht einmal in der Lage gewesen wäre, selbst die Hand gegen sie zu erheben. Sesshoumaru biss die Zähne zusammen und drehte sich zur Seite. Dennoch verfehlte ihn die Klinge nur knapp und ein weiterer Riss in seinem Kimono gesellte sich zu den bereits vorhandenen hinzu. Diese Frau war gut, sehr gut. Obwohl sie selbst schon viele kleine Wunden davon getragen hatte, war noch nicht das kleinste Bisschen ihrer Siegesgewissheit gewichen. Der Daiyoukai hatte das ungute Gefühl, dass sie tatsächlich nur darauf aus war, ihn mit einem Messer zu treffen und es folglich einfach immer wieder probierte. Auch ging ihre Munition nicht zur Neige. Ihre Finger waren wohl auf magische Weise mit den Messern verbunden und sobald sie ihr Ziel verfehlt hatten, machten sie - meist noch mitten in der Luft - kehrt und flogen rückwärts in ihre Hand zurück. Sesshoumaru hatte auch feststellen müssen, dass diese Messer eigentlich gar keine Messer waren, denn sie hatten keinen Griff. Das andere Ende war ebenfalls zu einer Klinge zugespitzt und als Sesshoumaru diese Tatsache zum ersten Mal hatte feststellen müssen, hatte ihn die Wurfnadel beinahe von hinten durchbohrt. Die Zielgenauigkeit der Youkai war wirklich so perfekt, dass sie nur noch von Sesshoumarus Reflexen, Kampferfahrung und jahrhundertelangem Training im Ausweichen übertroffen wurde. Nur seine Kleider ließen immer Schnitte erkennen, was seine Gegnerin mit äußerster Genugtuung beobachtete. „Strampel noch ein bisschen weiter, mein Hündchen, bald hab ich dich ausgezogen...”, gurrte Mitsura und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. Sesshoumaru glaubte sich verhört zu haben. „Was bildest d-” Doch Mitsura gehörte nicht zu den Frauen, die ihre Opfer ausreden lassen. Wo andere - und sicher auch anständigere - Gegner sich jetzt ein heißes Wortgefecht geliefert hätten, sah sie die Chance ihren Feind endlich zu treffen und den Kampf für sich zu entscheiden. Mit einer blitzschnellen Bewegung warf sie ein halbes Dutzend ihrer Wurfnadeln auf einmal. Ihr Plan ging auf. Obwohl Sesshoumaru noch im allerletzten Moment zur Seite sprang, konnte er nicht verhindern, dass sich eine der Klingen in seinen linken Arm bohrte. Wütend riss er sie aus dem Fleisch, doch es war nicht die Wunde, die ihn so zornig machte. Es war Mitsuras selbstgefällige Miene. Sie sah aus, als glaubte sie ihren Sieg schon fest in der Tasche und das gefiel ihm überhaupt nicht. * Anis war noch immer damit beschäftigt, sich ihren Weg durch Bäume, Sträucher und Unterholz zu kämpfen. Wahrscheinlich machte sie einen Lärm wie eine ganze Elefantenherde, aber das war ihr nur recht. Schließlich war die Wahrscheinlichkeit, dass Makotoko sie zuerst fand, deutlich höher, als das es umgekehrt passierte. Und tatsächlich - schon nach zehn Minuten ertönte eine Stimme, irgendwo aus den Baumwipfeln: „Suchst du etwas Bestimmtes, Herzblatt?” Anis’ Blick raste nach oben und fiel auf den Youkai, der dort in den Ästen saß, einen großen gefleckten Hund auf der Schulter, von dem man gar nicht angenommen hätte, das er dort Platz fand. Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht der untenstehenden Frau aus. „Makotoko, da seid ihr ja endlich! Wo habt ihr denn die ganze Zeit gesteckt?!”, rief Anis ihm zu. „Sehr höfliche Begrüßung...”, murmelte Makotoko und landete mit einem gekonntem Sprung vor der jungen Frau. „Wo ist Mitsura?” „...ist das nicht klar...?”, antwortete Anis mit einer Spur von Bitterkeit. „Ah, dann war sie es also, die dich da raus geholt hat. Schade, ich hatte gehofft dass ich dein Lebensretter sein würde...”, erwiderte der Youkai grinsend. „Unsinn, das war ganz anders, Sesshoumaru-” Sie brach ab. Sie konnte Makotoko doch nicht erzählen, dass ihr Entführer sie liebte, das würde alles nur noch schlimmer machen. Und wenn man es ganz genau betrachtete, war sie sich in diesem Punkt ja nicht einmal hundertprozentig sicher. „Wie auch immer, Herzblatt, wir gehen jetzt am besten gemeinsam zum Kampfplatz und unterstützen deine große Schwester.” Er deutete auf sich und dann auf seinen Hund, der bereits voller Vorfreude auf ein blutiges Gemetzel glücklich mit dem Schwanz wedelte. „Du bleibst hier und rührst dich nicht von der Stelle.” In den letzten Worten schwang eine unverhohlene Warnung mit. „Das könnt ihr gleich vergessen, ich-” Doch Makotoko trat energisch an sie heran und legte ihr einen Finger auf den Mund. Anis verstummte sofort und ihr fiel schlagartig ein, dass sie noch vor ein paar Minuten in einer ähnlichen Pose mit Sesshoumaru verharrt hatte und wurde rot. „Du tust was ich dir sage, klar?”, flüsterte Makotoko mit einem Ernst in der Stimme, den man so selten bei ihm beobachten konnte, dass die junge Frau unwillkürlich nickte. „Gut...”, wisperte der Dämon vor ihr und seine Züge wurden etwas weicher, „Es ist nur zu deinem eigenem Besten, Herzblatt...” * Mitsura wurde zunehmend unruhiger. Wieso passierte nichts? Natürlich brauchte das Gift eine gewisse Zeit, um sich im Körper zu verteilen, aber doch nicht so lange! Wieder wich sie einem Schwerthieb aus, sprang hoch in die Luft und stieß sich dabei an einem Baum ab. Mit Hilfe des Federflugs gelangte sie auf die andere Seite der Lichtung auf einem mehr oder weniger stabilem Ast, fünf Meter über dem Boden. Sesshoumarus Wunde war bereits wieder verheilt und die Wirkung war überfällig! Es sei denn... Nein, Mitsura konnte es sich beim besten Willen nicht vorstellen, aber es gab keine andere Möglichkeit mehr: Sesshoumaru musste verliebt sein...! Aber in wen? Mitsura verlor den Boden unter den Füßen, als die Energiepeitsche des Daiyoukai den Ast, auf dem sie stand, sauber zerteilte. Er war doch die ganze Zeit über mit Anis zusammen gewesen, oder? Aber das würde bedeuten - hastig huschte sie unter Sesshoumarus Schwert hindurch - das Sesshoumaru und Anis - die Energiepeitsche traf sie an der Schulter, ihre Konzentration war schlichtweg nicht mehr vorhanden und die Youkai sah sich gezwungen, den Federflug abzubrechen und sich ihrem Gegner zu stellen, der mit erhobener Waffe auf sie zu kam. Plötzlich fiel ihr ein in welcher... Pose sich die beiden befunden hatten... Sollte sie diese falsch gedeutet haben? Nun, wenn dem tatsächlich so war, war Mitsuras stärkste Waffe unbrauchbar. Ärgerlich, aber nicht zu ändern. Mit einem gewaltigen Satz brachte sich die Youkai vor ihrem Gegner in Sicherheit und gewann so einige Sekunden für sich. Hastig öffnete sie eine Tasche an ihrer Hose und zog ein kleines, feuchtes Tuch heraus. Eigentlich war es nur für den Notfall gedacht, aber das hier ging auch locker als solcher durch. In Windeseile hatte sie einige ihrer Messer mit dem giftgetränkten Tuch bestrichen. Gleich darauf musste sie auch schon wieder einer ungeduldigen Lichtpeitsche ausweichen. Der Angreifer hatte es wohl satt, das sie sich auf den Bäumen versteckte. Vielleicht wollte er auch nur möglichst schnell zu seiner Geliebten zurück... Mitsura holte tief Luft und machte sich für ein kompliziertes Manöver bereit. Kaum hatten ihre Füße den Boden berührt, da raste sie auch schon los, einen senkrechten Baumstamm hinauf, sprang wieder hinunter, stieß sich erneut von der Erde ab und landete wieder auf einem großen Ast. So ging es eine ganze Weile weiter, Sesshoumaru stand nur unten, drehte sich im Kreis und bemühte sich, sie nicht aus den Augen zu verlieren. Er ahnte jedoch nicht, dass das scheinbar nutzlose Herumgehüpfe seiner Feindin durchaus einen Sinn hatte. Er sah die doppelklingigen Wurfnadeln nicht, die Mitsura im Kreis auf den Bäumen verteilte. Die scharfen Klingen waren tief ins Holz gerammt und als alle zwölf Waffen an ihrem Platz waren, schien auch Sesshoumaru zu begreifen, das dies eine Falle war. Doch diese Erkenntnis kam zu spät. Mitsura ließ sich genau in die Mitte der Lichtung fallen, direkt neben Sesshoumaru, stieß sich erneut ab, bevor er sie richtig erfassen konnte, schwebte durch die Luft und verharrte, fast schwerelos, hoch über ihrem Gegner. Dann ballte sie ihre Hände zu Fäusten und zog sie eng an den Körper. Der Zauber, den sie heimlich ausgelegt hatte, aktivierte sich. Von der Stelle wo sie mit ihrem merkwürdigen Tanz angefangen hatte - in der Mitte der Lichtung auf dem Boden, sieben Meter unter ihr - aus, spannten sich unsichtbare Fäden zu jedem der Messer und dann wieder zu Mitsuras Händen. Von überall her um den kahlen Fleck zwischen den Bäumen rasten die Waffen auf diesen Punkt am Boden zu, und genau dort stand Sesshoumaru. Den ersten drei Messern konnte er noch ausweichen, doch dann traf ihn eines in die Seite und betäube für einen Wimpernschlag seine Bewegungen. Dieser winzige Moment reichte vollkommen aus und während er noch zwei weitere Messer von der anderen Seite abwehrte, traf ihn ein halbes Dutzend Klingen in den Rücken und ließ ihn vor Schmerz aufstöhnen. Mitsura sah es mit Genugtuung und landete - allerdings in einem weiten Sicherheitsabstand von dem Verletzten entfernt. Die sechs abgewehrten Wurfnadeln zischten in die Hand der Dämonin, doch Sesshoumaru rührte sich nicht. Noch immer stand er aufrecht, doch wie lange dieser Umstand noch anhalten mochte, war mehr als unklar. Mitsura beobachtet ihn wortlos und wartete darauf, dass er zusammenbrach. Die Wunden mussten ihn ganz fürchterlich schmerzen, es war seit Urzeiten in ihrer Familie vererbt, dass von ihnen zugefügte Wunden das Fleisch verbrannten und auffraßen. Selbst die Knie des stärksten Daiyoukai mussten unter diesen Schmerzen einknicken. Das er gut die Hälfte ihrer Wurfmesser hatte abwehren können, war zwar bedenklich, aber jetzt nicht mehr von Bedeutung. Das Gift, das den Messern zusätzlich anhaftete, war lediglich eine Versicherung für sie selbst. Sesshoumaru würde sterben, ja, aber somit hatte sie auch noch dafür gesorgt, dass er sie nicht würde mit ins Jenseits reißen... wollen. Doch dann geschah etwas Seltsames, ja geradezu Unheimliches: Sesshoumaru richtete sich mit einem Ruck zu seiner vollen Größe auf und starrte sie aus rotglühenden Augen an. Sein Blick hatte etwas Glasiges und die Youkai wusste, dass dies von dem Gift herrührte, welches seinen Verstand benebelte. Nur mühsam schien er sein dämonisches Selbst zurückzuhalten, doch den Hass konnte auch der trübende Nebel nicht aus seinen Augen vertreiben. Den Hass eines wilden Tieres auf alles, was ihn auch nur in kleinster Weise am Überleben hindern könnte und im Moment waren das Mitsuras Wurfmesser in seinem Rücken. Die Youkai erschauderte unter dem loderndem Blick. Das Einzige was sie wohl noch vom Tod trennte, war die kleine, von ihr selbst in sein Hirn eingepflanzte Stimme, die ihm nun sicher riet, sie in Ruhe zu lassen. Eine Gänsehaut kroch ihr über die Haut auf dem sich die Nackenhaare aufstellten als sie erkannte, welche unerschöpfliche Kraft in dieser Kreatur, diesem Dämon steckte und dessen machtvolle Aura die Luft zum Knistern brachte. Mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Erschrecken begriff sie, dass dieser Dämon sie schon viel früher hätte besiegen, töten können. Doch warum hatte er es nicht getan? Weil sie Anis’ Schwester war? Vielleicht. Vielleicht wusste er aber auch gar nicht umzugehen mit dieser gewaltigen Menge an Energie. Nun, in diesem Fall hatte sie wirklich unverschämtes Glück gehabt. Sesshoumaru fühlte sich grässlich. Orientierungslos. Alle Geräusche drangen nur gedämpft zu ihm vor und er konnte kaum atmen, als würde ihm jemand die Luft abschnüren. Der Youkai konnte keinen klaren Gedanken fassen, sie entschwanden immer sofort, sobald er danach greifen wollte. Aber am schlimmsten war der Schmerz. Noch nie hatte er einen so großen Schmerz gespürt. Es fühlte sich an, als würde er bei lebendigem Leibe verbrennen. Jede Zelle seines Körpers krümmte sich zusammen, sein Rücken stand in Flammen und machte jede Bewegung zu einer Höllenqual. Er wusste, er musste etwas machen, seine Feindin stand noch immer genau vor ihm. Doch obwohl er einerseits den unbändigen Wunsch verspürte, das Einzige zu töten, was er noch klar vor sich sah, flüsterte ihm etwas zu, dass er es lieber bleiben lassen sollte. Sie war nicht seine Feindin, sondern eine Freundin. Aber stimmte das auch? Er versuchte sich zu erinnern, doch das Einzige was passierte war, dass ein anderes Bild vor seinem inneren Auge auftauchte. Es war ebenfalls eine Frau und sie glich der Person vor ihm auf merkwürdige Weise, dennoch waren sie beide ganz unterschiedlich. Dann erkannte er dieses Bild und ärgerte sich für einen Moment über sich selbst, dass er so lange gebracht hatte. Anis. Wie hatte er sie nur vergessen können? Seine Sicht klarte etwas auf, der Druck auf seinen Ohren schwand ein wenig. Dafür spürte er den Schmerz in seinem Rücken jetzt um so deutlicher und es dauerte eine Weile, bis die Erinnerung an den Kampf ihn wieder einholte. Trotzdem verspürte er nicht die geringste Lust, die Schuldige dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Doch er musste es tun, sonst würde sie ihn wieder angreifen und mehr Schmerzen würde er einfach nicht ertragen können. Mitsura hielt den Kampf für beendet, die übrigen Messer steckten bereits wieder in ihrem Gürtel. Dennoch trat sie noch einmal an den Inuyoukai heran, um sich von ihrem Sieg zu überzeugen. Ein Fehler. Mit einer Bewegung - so schnell das kein Auge ihr hätte folgen können, weder menschlich noch dämonisch - zielte Sesshoumaru mit dem Schwert in ihre Richtung und eine Sekunde später lag es auch schon an ihrem Hals an, bereit sie sofort zu töten, sollten sie auch nur einen Finger rühren. Der Daiyoukai atmete etwas schneller und zu seinen Füßen bildete sich eine Blutlache, aber es war nichts mehr von dem Wahnsinn zu sehen, der eben noch aus seinen Augen gesprochen hatte. Dennoch zögerte er den entscheidenden Schlag durchzuführen, der einzige Umstand, der Mitsura klarmachte, dass das Gift noch immer wirkte. Dann sprach er und es war diese eisige Stimme mit dem vernichtenden Ton, der ihr Angst machte: „Wenn du jetzt aufgibst... Werde ich dich am Leben lassen. Du würdest nicht schnell genug an deine Waffen heran kommen...” Verdammt, da hatte er sogar Recht! Oder... Vielleicht... „So, glaubst du, ja?”, flüsterte sie mit einem bösartigen Grinsen. Dann ballte sie ihre freie Hand zur Faust... Sesshoumaru konnte einen schmerzerfüllten Aufschrei nicht mehr unterdrücken, als die Messer in seinem Rücken sich mit einem Ruck wieder bewegten und dann direkt durch seinen Leib stießen, um in die Hand ihrer Besitzerin zurückzukehren. Danach spürte er nur noch Schmerz. Nun schienen auch seine Eingeweide zu brennen, doch er wusste es besser: Sie waren vollkommen zerrissen. Es klang nicht ab, wurde immer schlimmer, während er keuchend zu Boden sank, das Schwert fiel ihm aus der Hand, doch der erlösende Tod wollte nicht kommen, nicht einmal die Bewusstlosigkeit, die allem ein Ende bereitet hätte und - Moment mal. Sehnte er sich da gerade nach dem Tod?! Das ging ja wohl nicht an! Wie aus weiter Ferne klang da plötzlich eine Stimme, die sagte: „Ich gebe auf, Sesshoumaru. Ihr habt gewonnen..." Gewonnen, ja klar. Aber vorher hatte sie ihn noch schön so zugerichtet, dass er kaum noch den nächsten Tag überleben würde. Toller Sieg!, dachte er mit einem Anflug von Galgenhumor, was für ihn doch sonst so untypisch war. Er sah seinen Tod schon vor sich, auch wenn dieser ihn noch leiden ließ. Und während Mitsura ihm noch einen letzten, kaltblütigen Blick zu warf und sich dann wortlos umwandte und die Lichtung verließ, da spürte Sesshoumaru in seinem Herzen, dem einzigen Organ das wie durch ein Wunder unbeschädigt geblieben war, einen schmerzhaften Stich. Er hatte noch so viel vorgehabt... Doch nun war es zu spät. Er würde Anis nie sagen können, wie sehr er sie liebte... Mitsura überlegte angestrengt, was sie jetzt machen sollte. Zuerst einmal musste sie wohl Anis wieder finden, doch durch das ganze Blut, das auf der Lichtung, die sie gerade verlassen hatte, verteilt war, konnte sie ihren Geruch nicht feststellen. Nun, in diesem Fall wäre es wohl am besten, einfach in die Richtung zu gehen, in die sie sich ohne Zweifel wenden würde, nachdem sie mit Makotoko zusammengetroffen war: nach Süden, zum Dorf Musashi, wo der Knochenfressende Brunnen stand. Also machte sie sich auf den Weg, ohne Eile in der Hoffnung, dass vielleicht doch noch einer der beiden auf sie treffen würde. Tatsächlich stieg ihr einige Minuten später Makotokos Geruch in die Nase. Sie blieb stehen und wartete, bis er hinter einigen nahen Büschen hervorgetreten war. Sein Hund lugte hinter seinen Beinen hervor. „Mitsura, was machst du denn hier?”, fragte er, offensichtlich überrascht sie hier anzutreffen. „Das selbe könnte ich euch fragen! Wieso seid ihr nicht bei Anis?”, konterte Mitsura unwirsch. Nicht das sie ihrer Schwester nicht zu getraut hätte, sich gegen eventuelle Gegner zu verteidigen, aber sie dürfte doch noch etwas aufgelöst von ihrem plötzlichem Auftauchen sein. „Anis geht es gut, sie wartet nicht weit von hier auf mich. Aber was ist mit dir? Hast du Sesshoumaru erledigt?”, forschte er nach. „Natürlich! Er dürfte gerade so langsam vor sich hin sterben... Jedenfalls wird er uns nicht mehr in die Quere kommen”, erwiderte sie. Doch ihr Gegenüber schien über diese Aussage nicht sehr erfreut zu sein: „Soll das etwa heißen, dass du mir REIN GAR NICHTS von ihm übrig gelassen hast?!”, schimpfte er, doch ein breites Grinsen nahmen seinen Worten die Härte. Mitsura zuckte mit den Schultern. „Ihr wisst, dass ich schon lange nach jemanden suchte, an dem ich meine neue Kampftechnik ausprobieren konnte. Sie hat übrigens perfekt funktioniert.” „Ach Gott, da tut mir der Ärmste schon fast wieder ein bisschen Leid. Das hat sicher eine Menge Blut gegeben, was?”, fragte der Youkai, sah allerdings überhaupt nicht so aus, als ob ihm irgendetwas Leid täte. Wieder ein Achselzucken. „Damit muss er leben.” „Leben? Glaubst du etwa, dass er es überleben könnte?”, erkundigte er sich ungläubig. Mitsura zögerte. „Ich weiß nicht, aber... Für einen kurzen Moment, da... Er hat einfach so eine unglaubliche Macht ausgestrahlt. Es war unheimlich... Ich habe ihn irgendwie...”, wieder zuckte sie mit den Schulten, „zu leicht besiegt, versteht ihr? Ich hätte nicht in der Lage sein sollen, ihn zu töten. Das schien nicht richtig.” Falls ihre Worte den Dämon vor ihr beunruhigt haben sollten, zeigte er das nicht. „Damit müssen wir uns jetzt nicht weiter abgeben. Sobald wir wieder in der Neuzeit sind, werden wir über diese Sache nur noch lachen!” Mitsura zweifelte nicht daran, dass ER über diese Sache lachen würde. Sie hatte einfach ein ungutes Gefühl bei der Sache. Als wäre der ganze Ärger noch lange nicht vorbei, sondern würde jetzt erst richtig anfangen. Sie würde wohl tatsächlich erst wieder aufatmen können, wenn sie wieder in ihrer Zeit waren... „Und was machen wir jetzt?”, fragte Mitsura etwas unschlüssig. „Wir? Gar nichts! Du gehst am besten schon mal vor, zu diesem Knochenfressenden Brunnen, während ich noch schnell Anis abhole”, sagte Makotoko daraufhin. Mitsura nickte langsam. Mit einem aufmunterndem Lächeln wandte sich der Youkai um und - immer seinen Hund an den Fersen habend - entschwand rasch aus ihrem Sichtfeld. Doch die junge Frau war keineswegs beruhigt. Sie hatte eine Vorahnung, eine schlechte. Je länger sie diese auf sich einwirken ließ, desto mehr fühlte sie sich beobachtet. Es schien ein drohendes Unheil zu nahen, etwas, was sie nicht in Worte fassen konnte. Ob es etwas mit Sesshoumaru zu tun hatte und der unheimlichen Macht, die er ausgestrahlt hatte? Auf einmal war sie sich gar nicht mehr so sicher, dass er wirklich keine Gefahr mehr darstellte. Es war unlogisch, ja, aber das änderte nichts daran, dass ihr ihr Instinkt sagte, das die Gefahr noch längst nicht vorbei war. Beunruhigt sah Mitsura noch einmal hinter sich, doch dort waren nur Bäume zu sehen. Natürlich, was hatte sie auch anderes erwartet? Sesshoumaru war tot, basta. Und das war verdammt noch mal auch gut so! Entschlossen wandte Mitsura sich wieder um und lief in den Weg weiter entlang. Sie wurde immer schneller, rannte schließlich; der Fahrtwind peitsche ihr ins Gesicht und wischte die unglückseligen Gedanken aus ihrem Kopf. Dann stieß sie sich ab, schwebte durch die Luft im Federflug und nichts war mehr wichtig. Die Freiheit um sie herum tat gut. Der Kampfplatz, auf dem so viel Blut geflossen war, wurde immer kleiner und verschwand schließlich ganz in der Ferne. Mitsura drehte sich nicht um. XxX *schluchts* Ich wollte es nciht soweit kommen lassen... Ich hatte es wirklich nicht vor... Aber es ist nunmal passiert... gut, wie ihr vielleicht bemerkt habt, das letzte Stückchen mit Mitsura und makotko hab ich nur mit reingebracht, um das Kapitel voll zu kriegen. Naja, an Aktion hats diesmal wohl nicht gemangelt, was? *smile* Es ist übrigens meine erste richtige Kampfszene bei der ich absolut gar keine Hilfe in Anspruch genommen hab. Obwohl, dafür darf ich jetzt wohl kein Lob erwarten, was? Ihr wollt mich sicher sowieso wegen der Sache mit Sesshoumaru umbringen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)