Flucht vor Sesshoumaru von astala7 (Veränderung) ================================================================================ Kapitel 17: Der dritte Fluchtversuch ------------------------------------ Ihr seid sowas von klasse, jetzt hab ich HUNDERT kommentare zusammen! Das is einfach nur geil, ein großes Lob an euch alle! Ichmuss zugeben, ich war gemein, ich hab extra gewartet bis es wirklich 100 kommis waren, obwohl ich das kap schon fertig hatte!^^Âber jetzt kriegt ihr was zum Lesen: XxX Langsam legte Anis den letzten Stein auf die kleine Erhebung, wo sich Rins Grab abzeichnete. Es war sehr schlicht, denn hier im Wald gab es nicht besonders viele Möglichkeiten. Jaken hatten sie neben dem Mädchen beerdigt, Anis hatte darauf bestanden. Sesshoumaru war die ganze Zeit über sehr still. Er schien in seinen eigenen, trübsinnigen Gedanken versunken zu sein. Die junge Frau versuchte sich zusammenzureißen, damit ihr nicht die Tränen kamen. Rin hatte Blumen so sehr geliebt. Deshalb hatte Anis vorgeschlagen, dass sie doch einige Blumen ausgraben könnten und auf dem Grab einpflanzten. Wider Erwarten hatte Sesshoumaru zugestimmt. Nun stand Anis auf und sah sich nach einigen passenden Blumen um. Zu ihrer großen Überraschung war es jedoch Sesshoumaru, der sie letztendlich aussuchte. „Wir nehmen diese hier”, bestimmte er und deutete auf eine Pflanze neben sich. Erst glaubte Anis einfach, dass er keine Lust mehr zum Suchen hatte, doch dann viel ihr Blick auf das Kraut und sie musste schlucken. „Bist du...sicher? Das sind doch keine Grabblumen. Sie sehen auch nicht besonders gut aus...”, murmelte sie. „Nein. Das sind genau die Richtigen. Dieser Geruch...” Er sprach nicht weiter, doch Anis wusste, was er sagen wollte. Von allen Blumen die hier wuchsen, hatte Sesshoumaru ausgerechnet Lavendel ausgewählt, das Kraut, mit dessen Hilfe sie ihren Geruch überdeckte. Hatte er sie deshalb genommen...? Sesshoumaru beugte sich hinunter und grub seine Krallen in die Erde. Ungewöhnlich vorsichtig hob er das Kraut samt Wurzeln aus dem Boden und brachte es zum Grab hinüber. Dort angekommen ließ er sich nieder und pflanzte die Blumen ein. Anis beobachtete ihn dabei erstaunt. In dieser Stimmung hatte sie ihn noch nie erlebt. Er hatte wohl doch noch viel mehr an Rin gehangen, als er je zugegeben hatte. Sofort wurde er Anis ein ganzes Stück sympathischer, auch wenn die Stille sie sehr nervös machte. Zu Ehren der Toten halten einige Leute eine Schweigeminute ein. Anis und Sesshoumaru schwiegen eine ganze Stunde lang. Sogar Ah-Uhn, der etwas weiter weg auf der Wiese lag, gab keinen Laut von sich. Beide waren in ihren eigenen Gedanken versunken. Anis machte sich große Vorwürfe. Sie fühlte sich schuldig an Rins Tod. Schließlich hätte sie eigentlich bei ihr sein müssen, um auf sie aufzupassen, wenn es nach Sesshoumaru gegangen wäre. Sie hätte das Mädchen beschützen müssen. Aber das hatte sie nicht. Sie hatte Rin verraten, hatte Sesshoumaru verraten. Sie hatte eigentlich alles verraten, was ihr jemals etwas bedeutet hatte. Auch Kagome. In gewisser Weise hatte sie sich auch selbst verraten. Was Anis getan hatte, widersprach allem was sie je gelernt, was ihre Familie ihr je beigebracht hatte. Anis wünschte, sie wäre nie hierher gekommen. Sie wünschte sich, dass sie nie mit Kagura gegangen wäre. Wie sehr sie ihre Taten doch bereute! Sesshoumaru plagten ebenfalls seine Gedanken. Diese jedoch drehten sich hauptsächlich um Rins letzte Worte: „Ihr liebt sie doch...” Er hatte das sofort als Unsinn abgetan, doch nun dachte er noch einmal richtig darüber nach. Konnte es vielleicht tatsächlich sein, dass er sich in Anis verliebt hatte!? Immerhin, es wäre eine Begründung für sein Verhalten ihr gegenüber, welches er sich selbst bis heute nicht hatte erklären konnte. Auch versetzte ihm diese Vorstellung einen nicht annähernd so großen Schock, wie es das vielleicht hätte tun sollen. Sicher, er hatte die Liebe immer als das verachtungswürdigste Gefühl aller verspottet, nicht zuletzt auch, weil sein Vater deswegen gestorben war, wegen seiner Liebe zu einer Menschenfrau. Doch nun, wo er sie selbst zu spüren glaubte, konnte er es ihm nicht mehr verübeln, sein Leben für seine Geliebte und ihr Kind geopfert zu haben. Wer weiß, vielleicht hätte er sich genauso entschieden...? Nun, wenn er sogar schon die Todesart seines Vaters akzeptieren konnte, dann war es wohl tatsächlich um ihn geschehen. Sesshoumaru sah zu Anis herüber. Liebte er sie wirklich? Er betrachtete sie genau, die glitzernden Spuren, die ihre Tränen auf ihrem Gesicht hinterlassen hatten, ihre honigfarbene Haut, die im Sonnenlicht zu schimmern schien und da wusste er plötzlich ganz genau, dass die Antwort ‘ja’ war. Ja, er hatte sich in sie verliebt. Und es machte ihm nicht einmal etwas aus, denn es war ein wunderbares Gefühl, sich diese Tatsache endlich einzugestehen. Es war, als hätte ihm schon immer etwas in seinem Leben gefehlt, etwas, dass ihm nur Anis’ Anwesenheit geben konnte. All seine Vorstellungen von ihr, die einer Verräterin, einer Beute die es zu jagen galt, eines einfachen, schwachen Wesens, einer guten Kämpferin, einem Kindermädchen für Rin - all diese Vorstellungen waren mit einem Mal zerschlagen. Er sah nur noch eine wunderschöne Frau vor sich, eine Frau, in die er sich verliebt hatte. Eine Frau, die er immer bei sich haben wollte, nach deren Nähe er sich sehnte. Ohne die er einfach nicht mehr sein könnte. Seltsam, wie sie ihn verändert hatte... Rin hatte das Eis im Inneren seines Herzens zum Tauen gebracht und nun war er bei Anis vollkommen dahingeschmolzen. Wieso hatte er es so spät bemerkt? Wieso musste erst so etwas Grauenvolles passieren, bis ihm endlich klar wurde, was er für sie empfand? Er hätte es doch wissen müssen! Vielleicht wäre es dann nicht hierzu gekommen, wenn er sich diese Liebe schon früher eingestanden hätte. Vielleicht würde Rin dann noch leben. Doch alle ‘Vielleichts’ der Welt nutzten ihm jetzt überhaupt nichts. Er sollte dem Mädchen lieber dankbar sein, dass es ihm die Augen geöffnet hatte. Und er sollte ihren Rat beherzigen und Anis nicht böse sein für das, was sie getan hatte. Nun, letzteres würde ihm nicht besonders schwer fallen. Wie konnte er ihr überhaupt jemals für irgendetwas böse sein? Nun offenbarte sich ihm jedoch die nächste große Frage: Sollte er Anis sagen, was er für sie empfand? Vielleicht verstand sie ihn dann besser, begriff den wahren Grund, warum er sie bei sich behalten wollte. Bisher hatte sie davon, zum Glück, noch nichts mitbekommen. Hätte sie ihn denn verraten, wenn sie gewusst hätte, wie es um ihn stand? Doch solche Fragen waren unwichtig. Die wichtigste Frage, die er sich stellte war folgende: Gab es Hoffnung, dass Anis ihn auch irgendwann einmal lieben könnte? Sesshoumaru musste schmerzlich feststellen, das die Antwort ‘nein’ war. Wieso sollte sie auch? Es war mehr als dumm, sich solche Hoffnungen zu machen. Sie hatte ihn ja sogar an Naraku verraten... Würde sie dies vielleicht noch einmal tun? Er musste wieder an diesen Menschen denken, der behauptete hatte, Anis würde ihn heiraten. Damals war er ganz furchtbar wütend geworden. Eifersucht... Sesshoumaru eifersüchtig auf einen Menschen! Jeden, der vor einiger Zeit noch so etwas behauptet hätte, den hätte er für verrückt erklärt. Nachdem er ihn getötet hätte, versteht sich... Doch jetzt sah die Sache anders aus. Er hatte bis heute nicht herausgefunden, ob Anis diesen Takeo tatsächlich geheiratet hätte. Ob sie ihn geliebt hatte? Er wusste ja auch nicht einmal, woher sie kam. Hatte sie bei sich daheim vielleicht sogar einen Freund? Ihrem Alter zufolge, welches Sesshoumaru nur schätzen konnte, wäre es sogar möglich, dass sie verheiratet war, möglicherweise besaß sie schon eine eigene Familie! Diese Vorstellung ließ ihn einfach nicht mehr los. Es wäre grauenhaft für ihn, sie bewahrheitet zu wissen. Doch Ungewissheit war noch tausendmal schlimmer! Aber nachfragen wollte er auch nicht. Was würde sie denn sagen, wenn sie von seinen Gefühlen erfuhr? Würde sie wütend werden? Nicht gut. Würde sie wieder fliehen? Schrecklich. Würde sie ihn auslachen? Grauenvoll. Würde sie ihn wie immer behandeln? Das wäre sicher das Schlimmste, was sie ihm antun könnte, denn das hieße ja schließlich, dass er ihr völlig egal war. Nein, es war wohl am wahrscheinlichsten, dass sie wieder abhauen würde. Aber... Würde sie ihn nicht auch so wieder verlassen? Was hatte sie schon für einen Grund, bei ihm zu bleiben? Gar keinen, außer vielleicht der Tatsache, dass sie glaubte, er würde sie umbringen, wenn sie wieder floh. Dabei war das das Letzte, was er tun würde. Aber er konnte wohl vom Glück reden, dass sie das nicht wusste, denn dann würde sie schon lange nicht mehr hier sitzen. Sie war wie ein Vogel, den man nicht einsperren konnte, ohne das er hinaus wollte. Selbst wenn man ihn in einen goldenen Käfig sperren würde... Anis starrte trübsinnig auf das Grab. Doch so traurig ihr Laune auch war, sie wusste, dass es Sesshoumaru noch schlechter als ihr ging. Früher hatte sie nie in seinem Gesicht lesen können und auch jetzt war er für sie ein Buch mit sieben Siegeln. Doch manchmal, wenn sie ihn so unauffällig wie möglich beobachtete, dann sah sie die tiefe Trauer, die er verspürte. Sie sah durch seine Augen, durch den Spiegel der Seele hindurch und hatte das Gefühl, ihm direkt ins Herz zu sehen. Solche Augenblicke gab es sehr selten, aber wenn sie dann einmal da waren, dann konnte sie sehen, dass hinter dieser steinharten Fassade doch ein Herz schlug. Ein Herz, das vielleicht doch nicht nur allein für seinen Besitzer schlug. Anis musste feststellen, dass sie Sesshoumaru falsch eingeschätzt hatte. Er hatte Rin gemocht und selbst wenn das das Einzige war, worin sie sich glichen: Anis fühlte mit ihm. Langsam stand sie auf und ging zu dem Youkai hinüber, der einige Meter weiter weg auf dem Boden saß. Als sie hinter ihm stand, zögerte sie kurz, doch dann legte sie ihm sacht ihre Hand auf die Schulter. Es schien ihr falsch, ihn zu berühren, ihn, Sesshoumaru, der ihr so viel Leid gebracht hatte, der so stark und so mächtig war, der sie jeder Zeit hätte töten können und es doch nicht getan hatte. „Sesshoumaru... Lass uns aufbrechen. Naraku wird für das büßen was er getan hat. Wir werden ihn finden und ihn töten. Lass uns Rin rächen”, startete sie ihren ersten Versuch, zu ihm durchzudringen. Sesshoumaru brauchte eine Aufgabe, ein Ziel, sonst würde er hier festwachsen. „Wir?”, fragte Sesshoumaru stirnrunzelnd. Seit wann sprach Anis von ‘wir’?! „Ich weiß, du brauchst meine Hilfe natürlich nicht und ich bin die Letzte, von der du sie annehmen würdest. Aber auch ich habe Rin gemocht und... Naraku hat mich ausgetrickst... Verdammt, nun sieh mich doch nicht so an, es war doch auch für mich nicht leicht!” Unter seinem Blick schrumpfte Anis immer mehr zusammen. Sie fühlte sich extrem unwohl in ihrer Haut. „Naraku ist bereits außer Reichweite. Sein Geruch ist verschwunden”, antwortete Sesshoumaru gleichgültig. Da war sie wieder, die Kälte in seinen Augen. Fast schon hatte Anis sie vermisst, der Inuyoukai schien nicht er selbst zu sein, ohne diese Kälte. Sie nahm ihre Hand wieder runter. „Du sagtest, es war auch für dich nicht leicht. Was war nicht leicht? Auf Rin aufzupassen? Oder mich zu töten?”, fragte er herausfordernd. Nun war Anis wieder fast den Tränen nah, Tränen der Verzweiflung. „Es war... Es war nicht leicht dich zu verraten....!”, flüsterte sie schließlich. „Verrat...! Du würdest mich doch jeder Zeit wieder verraten. Selbst jetzt verrätst du Naraku. Dir kann man wirklich nicht trauen”, sagte Sesshoumaru kalt, doch Anis bemerkte den bitteren Ton nicht. „Sesshoumaru, bitte! Bitte glaub mir, ich bereue wirklich, was ich getan habe! Ich werde dich nie wieder so verraten, werde nie wieder versuchen, dich zu töten!”, sagte Anis verzweifelt. „So? Warum?” Er klang kalt, doch die Antwort interessierte ihn wirklich. „. . . Rin hätte es nicht gewollt”, flüsterte sie. Natürlich, was sonst. Hatte er wirklich geglaubt, dass sie ihre Tat seinetwegen bereute? Nein, aber er hatte es gehofft... Der Daiyoukai stand auf und ging an ihr vorbei. Doch bereits nach wenigen Schritten hielt er wieder inne. Ohne sich zu ihr umzudrehen fragte er: „Wirst du wieder fliehen?” Eine so einfache Frage, doch Anis konnte sie nicht beantworten. Sie wusste bereits, was sie tun musste, um ihre Schuld an Rin und all den anderen zu begleichen. So viele waren schon wegen ihr gestorben. Rin und Takeo waren nur einige davon. Kagome und deren Freunde hatten leiden müssen, ihre Familie war bestimmt auch schon sauer, dass sie sich so lange nicht gemeldet hatte. Ganz zu schweigen von Inuyasha, dessen Schwert sie noch immer bei sich trug und der sich ohne diese Waffe kaum verteidigen konnte. Sie hatte so viel falsch gemacht und es gab nur eine Möglichkeit, das wieder auszugleichen. Es mochte sein, dass man ihr Vorhaben ‘Flucht’ nennen konnte. Aber darin war sie nun mal am besten, im fliehen. Vielleicht hätte sie öfters einmal da bleiben sollen und gekämpft in ihrem Leben, doch immerhin: So hatte sie bisher überlebt. Doch damit würde bald Schluss sein... „Anis, antworte mir, wirst du wieder fliehen?!”, fuhr Sesshoumaru sie diesmal etwas schärfer an. Anis senkte den Kopf. Sie wollte ihm nicht antworten. Doch das war ein Fehler, wie sich nun herausstellte. Sesshoumaru war verzweifelt. Er hatte ihr Schweigen richtig gedeutet, sie würde ihn erneut verlassen. Nichts wollte er weniger als das und so machte sich nun Verzweiflung in ihm breit. Warum konnte sie nicht einfach bei ihm bleiben? Warum konnte sie nicht einfach das selbe empfinden wie er? Wieso musste alles so kompliziert sein? Anis ließ ihm keine andere Wahl. Er versteckte seine Verzweiflung hinter Jähzorn. Blitzschnell war er bei ihr. Seine Krallen schlossen sich fest um Anis’ Hals. Er hob sie kurzerhand vom Boden ab und nagelte sie an den nächsten Baum. Langsam drückte er zu... Anis starrte ihn entsetzt an. Er war wütend, das spürte sie. Aus seinen Augen sprach eine nie gesehene Kälte. Ihr Hals schmerzte schrecklich, dort wo Sesshoumaru sie gepackt hielt. Er schnürte ihr die Luft ab, sie konnte nicht mehr atmen. „Du wirst nicht entkommen! Nie wirst du mir entkommen!”, rief Sesshoumaru, seine Augen begannen zu leuchten, zu leuchten in einem strahlendem Rot. Anis spürte all die Wunden, die sie vom Kampf davongetragen hatte, jetzt wieder mit aller Macht. Sie wusste, dass dies wohl Sesshoumarus Gift zuzuschreiben war, das nun langsam in ihr Blut überging, da der Inuyoukai seine Krallen bis tief unter ihre Haut gegraben hatte. Verdammt, wieso hatte sie die Wunden nicht vorher verbunden?! Sie war zwar nicht tödlich verletzt, doch auf einen richtigen Kampf konnte sie jetzt gut verzichten. Was auch immer Sesshoumaru gerade für Gedanken im Kopf herumschwirrten, sie waren Anis nicht gut gesinnt. Er ließ ein bedrohliches Knurren hören und grub seine giftigen Krallen noch tiefer in ihr Fleisch. Anis konnte ganz genau spüren, wie sämtliche kleine Wunden an ihrem Körper wieder aufbrachen und zu bluten anfingen. Sie spürte wie sich das Gift durch jede einzelne Zelle ihres Körpers spürte und ihre Kraft schwächte. Plötzlich ertönte nicht weit von ihnen entfernt der Lärm von beschlagenen Pferdehufen, die durch das Unterholz brachen. Sesshoumaru hatte sie schon gerochen, die Menschen. Warum nährten sich hier so viele Reiter? Noch immer hielt er Anis am Baum fest. Er spürte, wie die Kraft aus ihr wich, aber er ließ sie nicht los. Der Geruch der Menschen nährte sich, der Lärm wurde immer lauter. Er fing bereits Gesprächsfetzen auf, einzelne Wörter wie: „Alle verwunden!” oder: „Grauenvoll!” Bald hatte sich die Gruppe, es musste eine sehr große Gruppe sein, an die fünfzig Mann schätzte Sesshoumaru, soweit genährt, dass er mehr verstehen konnte. „Das ganze Schloss ist leer!” „Das muss das Werk von Dämonen sein!” „Unsere Krieger werden das regeln.” „Schloss Tsuwano ist völlig verlassen.” „Hey, seht mal hier, eine Leiche!” „Was? Eine Leiche? Wo?” „Hierher, kommt her! Hier liegt eine tote Frau!” „Sie hat keinen Kopf mehr!” Sesshoumaru hatte genug gehört. Diese Menschen hatten wohl Narakus Schloss gefunden und jetzt Kagura entdeckt. Einige Sekunden später tauchten dann die ersten Menschen hinter den Bäumen auf. Sofort riefen sie ihre Kameraden und innerhalb kürzester Zeit strömten 50 bewaffnete Krieger auf die Lichtung hinaus. Sie zückten sofort die Waffen. Da Sesshoumaru noch immer Anis an den Baum geheftet hielt, glaubten sie wohl, er wollte sie umbringen. Mit seinen weißen Haaren hatten sie ihn schnell als Dämon identifiziert, zusammen mit der Tatsache, dass er eine, ihrer Meinung nach schutzlose und verletzte Menschenfrau bedrohte, war für sie Grund genug anzugreifen. Dank ihrer Überzahl fühlten sie sich ihm gewachsen, was ein fataler Fehler war, wie sich bald herausstellen sollte. Was für Einfaltspinsel!, dachte Sesshoumaru verächtlich. Er ließ Anis wieder herunter, um sich dieser Störung anzunehmen. Diese Würmer sollten wissen, was es bedeutete, einen Daiyoukai zu stören! Anis brauchte etwas länger, um zu verstehen, warum sie Sesshoumarus tödlichem Klammergriff entkommen war. Sie wollte sogleich aufspringen, doch als sie sich erhob, durchzuckte sie ein heftiger Schmerz. Sesshoumarus Gift... Es war nicht so viel wie damals, als er sie von Inuyasha zurückgeholt hatte und es würde wohl auch bald wieder vergehen, aber bis dahin... Anis wurde ganz schwindelig, sie wankte und drohte umzukippen. Sie taumelte noch kurz, doch dann gaben ihre Knie wieder nach. Doch anstatt auf dem harten Boden aufzuschlagen, landete sie weich. Erstaunt hob die Frau den Kopf. Sesshoumaru hatte sie aufgefangen! Sesshoumaru durchzuckte wieder dieses seltsame Gefühl, das er nun endlich identifiziert hatte. Er spürte Anis’ weiche Haut an der seinen und fühlte wieder dieses Verlangen, dieses Verlangen ihr noch näher zu sein, ihre Lippen mit seinen eigenen zu versiegeln. Doch jetzt war keine Zeit. Er musste sich erst einmal um Mutter Natur’s Schöpfungsfehler kümmern, die da auf sie zugerannt kamen. Behutsam setzte er Anis wieder ab, sah sie noch einmal kurz an und wandte sich dann dem lächerlich kleinen Heer zu. Der Heerführer gab das Signal zum angreifen und gut ein Dutzend Krieger stürzten sich auf Sesshoumaru. Der aber fuhr seine Energiepeitsche aus und zerriss sie einfach in der Luft. Nun begann der Rest sie einzukreisen. Langsam kamen sie näher. Einer von ihnen stürzte auf Anis zu und wollte sie fortzerren, wahrscheinlich, um sie vor Sesshoumaru zu retten, doch diese ließ das nicht zu und wehrte sich. Eine Sekunde später war der Inuyoukai höchstpersönlich zur Stelle und der Mann sackte mit einem gurgelnden Geräusch in sich zusammen. Weitere Leute stürzten jetzt auf Sesshoumaru zu und stachen mit ihren zahnstocherähnlichen Schwertern auf diesen ein, doch der Daiyoukai ließ sich davon nicht im Mindesten beeindrucken. Immer wieder versuchten einige Männer Anis wegzuziehen, doch das war nicht in Sesshoumarus Sinne und so stapelten sich die Leichen vor Anis immer höher. Bald schon hatte die junge Frau einen Entschluss gefasst: Sie musste weg. Weg von Sesshoumaru. Der Ausdruck in seinen Augen, als er sie aufgefangen hatte, gefiel ihr überhaupt nicht. Schon allein das es da einen Ausdruck gab, war mehr als unnormal. Eigentlich hatte sie erst vor, ihren Plan später auszuführen, doch eine bessere Gelegenheit als diese, wo Sesshoumaru so gut abgelenkt war, würde es wohl kaum geben. Es tat ihr zwar schon ein wenig Leid um die ganzen Menschen, von denen sicher kein einziger überleben würde, doch sie verspürte nicht das gleiche Grauen, wie damals bei Takeo. Sesshoumarus Gesellschaft hatte sie abgehärtet. Als der Inuyoukai gerade wieder ein paar Männer zerriss, versuchte sie erneut aufzustehen. Diesmal gelang es ihr. Noch wacklig aber trotzdem schon in einem guten Tempo, floh sie aus dem Getümmel. Sesshoumaru war voll und ganz damit beschäftigt, die Menschenmenge immer weiter zu dezimieren, sodass er die Flucht von Anis gar nicht bemerkte. Als schließlich auch der letzte Mensch tot in sich zusammensackte, merkte Sesshoumaru schließlich doch, das Anis nicht mehr da saß, wo er sie zurückgelassen hatte. Vielleicht hatte es doch irgendeiner der Menschen geschafft, sie mitzuschleifen? Nein das konnte nicht sein, er hatte alle ausnahmslos umgenietet. Dann blieb nur noch eine Möglichkeit übrig: Anis musste schon wieder geflohen sein. Aber warum? Diese Frage hallte in seinem Kopf. War er zu aufdringlich gewesen? Sesshoumaru reckte die Nase in den Wind und schnupperte. Allmählich zog der Geruch von Anis’ Blut an ihm vorbei. Nur ganz schwach, so wie immer, größtenteils waren es wieder nur diese Blumen, die er wahrnahm. Er sprang in die Luft und machte sich auf sie zu verfolgen. Diesmal hatte sie keinen großen Vorsprung, diesmal würde er sie schnell finden. Anis spürte, wie sich Sesshoumarus Youki nährte. Die Menschen hatten ihn also doch nicht so lange aufhalten können, wie sie anfangs angenommen hatte. Schade. Aber das änderte nichts. Sesshoumaru konnte ihr ruhig auf den Fersen sein, es änderte überhaupt nichts. Denn diesmal floh sie nicht willkürlich irgendwo hin, diesmal hatte sie ein festes Ziel vor Augen. Sie kannte die Landschaft von Japan, hatte ihre Topografie auswendig gelernt. Sie wusste, wo Gebirge an Wälder grenzten und wo die Flüsse ihren Lauf hatten. Ihr Ziel lag im Yamagatagebirge, wie es hier genannt wurde. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie dort angekommen war, nur noch ein paar Minuten... Sesshoumaru runzelte die Stirn. Er ahnte, wo Anis hin wollte. Doch was genau bezweckte sie damit? In den Yamagatabergen gab es eine besonders tiefe Schlucht, der Todesspalt genannt. Am Grund dieser Schlucht befanden sich meterhohe Stalagmiten, große lange Speere auf Fels, die vom Boden emporwuchsen. Ihre Kanten waren messerscharf. Wer das Pech hatte, in diese Schlucht zu fallen, die so tief war, dass man von oben ihren Grund nicht sehen konnte, der war unweigerlich sofort tot. Entweder getötet durch den harten Aufprall oder - was wahrscheinlicher war - aufgespießt durch die Felsgebilde am Boden. Was also wollte Anis bei dieser Schlucht? Wusste sie vielleicht gar nicht auf was sie da zurannte? In diesem Fall musste er sie so schnell wie möglich einholen! Anis blickte in die Tiefe. Sie stand am Rande der Schlucht, nur wenige Schritte von unvermeidlichen Verderben entfernt. Sie dachte an Rin. An Takeo. An so viele andere. An alle, die wegen ihr gestorben waren, seit sie ins Mittelalter gekommen war. Sie wollte diese Schuld nicht ertragen. Diese Schuld, die wie ein hartnäckiges Geschwür festsaß, tief in ihrem Herzen. Sie hatte beschlossen, ihrem Leben ein Ende zu bereiten. So würde sie die Schuld begleichen, die sie auf sich geladen hatte. Was sollte sie auch sonst tun? Die Variante wäre, weiterhin Sesshoumaru zu begleiten, doch für sie war das keine Variante mehr. Sie hatte ihn verraten und sicher hasste er sie nun dafür, auch wenn er sich das nicht anmerken ließ. Und das Schlimmste war: Er hasste sie zu recht. Aber das war jetzt vorbei, Anis musste sich keine Gedanken mehr machen. Mit leichten Bedauern dachte sie an ihre Eltern: Kantashira und Sukerumaru. Und ihre Geschwister, Mitsura und Makotoko. Kurz dachte sie auch noch an ihre verstorbene Schwester, Natasuchi. Es war lange her, seit sie gestorben war. Anis war damals erst etwa sechshundert Jahre alt gewesen. Natasuchi war noch jünger gewesen. In einigen Jahren hätte Anis ihren achthundertsten Geburtstag gefeiert. Doch nun würde das nicht mehr gehen. Sie würde sterben, hier und jetzt, durch den Sprung von einer Klippe. Es war ein ehrenwerter Tod, wenn man sich selbst das Leben nahm, um einem größerem Übel zu entgehen. Ihre Familie würde ihr verzeihen. Wenn sie denn jemals davon erfuhren. Nun würde sie ins Jenseits eingehen, wo ihre jüngere Schwester auf sie wartete. Sie ließ nichts zurück, in dieser Welt, die ihr so fremd erschien. Das Mittelalter in Frankreich, wo sie gelebt hatte, hatte ganz anders ausgesehen. Sie konnte sich nur vage daran erinnern, denn damals war sie ja nicht einmal vierhundert gewesen und damit noch fast ein Kind, eine Teenagerin. Wie alt Sesshoumaru wohl war? Sicher um die neunhundert, etwas älter als sie selbst. Ja, der Daiyoukai war der Einzige, den sie hier zurückließ. Und darüber war sie auch froh, froh dieses letzte Kapitel ihres Lebens abgeschlossen zu haben und ihn hier zurück zu lassen. In genau diesem Moment hörte sie seine Stimme, die ihren Namen rief. Sie hatte ihn schon lange wahrgenommen, schon lange mitgekriegt wie er ihr gefolgt war. „Anis!”, rief er erneut. Verdammt, was machte sie da?! Sie stand gefährlich nah am Rand der Klippe, wenn sie nicht aufpasste würde sie dort hinunter fallen! Anis drehte sich nicht zu ihm um. „Komm näher, Sesshoumaru. Nur noch ein paar Schritte...”, flüsterte sie leise, doch Sesshoumaru konnte sie ganz genau hören. Der Youkai war verwirrt. Wieso sagte sie er solle näher kommen? Zögernd trat er einen Schritt auf sie zu, doch noch immer war er mehr als zwanzig Meter von ihr entfernt. Doch zu seinem großen Entsetzen trat Anis jetzt ebenfalls einen Schritt vor, allerdings in Richtung Schlucht! Da begriff er ihre Warnung. Je weiter er auf sie zuging, desto weiter würde sie zurückweichen, bis sie irgendwann keinen Boden mehr unter ihren Füßen hatte. „Kannst du sie sehen? Kannst du sie sehen, du, mit deinen scharfen Adleraugen? Kannst du die scharfen Felsen sehen, die dort unten auf mich lauern? Kannst du sie sehen? Nein, das kannst du nicht. Du bist zu weit weg und die Schlucht ist zu tief. Aber ich werde sie sehen, gleich werden ich sie sehen, ganz aus der Nähe”, murmelte Anis, mehr zu sich selbst als zu Sesshoumaru. Langsam fragte sich der Daiyoukai, der natürlich wie angewurzelt an einer Stelle stand, er fragte sich ob Anis nicht vielleicht den Verstand verloren hatte. Sie redete tatsächlich, als wäre sie verrückt! „Anis, was soll das? Du hast doch nicht im Ernst vor zu springen!?”, rief er leicht panisch aus. „Doch, Sesshoumaru. Genau das werde ich tun.” Mit diesen Worten trat Anis noch einen weiteren Schritt auf die Schlucht zu. Sesshoumaru war verzweifelt, alles in ihm schrie danach vorzuschnellen, sie zu packen und von dem tödlichen Abhang wegzuziehen. Doch das durfte er nicht, sonst würde sie erst recht dort hinab springen. Stattdessen versuchte er also, auf sie einzureden: „Anis, lass das! Wieso willst du dein Leben beenden?!” „Weil es mir nichts mehr wert ist.”, sie trat einen weiteren Schritt vor, „Wegen mir sind Leute gestorben, die ich sehr gern hatte. Ich will meinen restlichen Freunden nicht noch mehr Unglück bringen.” „Unsinn, niemand ist wegen dir gestorben! Und wenn du... Wenn du das jetzt machst, dann wirst du ihnen doch nur noch mehr Leid zufügen!” Sesshoumaru geriet in Panik, als Anis noch weiter vor trat. Oh ja, sie würde vielen Leid zufügen wenn sie das jetzt durchzog, ganz besonders ihm selbst! „Von wegen niemand ist wegen mir gestorben! Was ist mit Rin?! Ich hätte bei ihr bleiben sollen! Und Takeo - Auch er ist nur gestorben, weil er mich kannte...”, widersprach ihm Anis. „Nein... Rins Tod ist auch meine Schuld, ebenso wie der dieses Menschen. Ich selbst habe ihn getötet und auch Rins Tod habe ich nicht verhindern können...”, sagte Sesshoumaru leise, aber dennoch laut genug, das Anis es hören konnte, „Bring dich nicht um für etwas, an dem du keine Schuld trägst!” Anis dachte für einen Moment tatsächlich über seine Worte nach. Doch dann fiel ihr etwas Merkwürdiges auf: Seit wann war Sesshoumaru so einfühlsam!? Da musste irgendetwas dahinter stecken. In seiner Stimme fehlte die übliche Kälte! Das war nicht normal, das war absolut nicht normal! Aus seiner Stimme klangen viel zu viele Gefühle und sie war sich doch bisher immer so sicher gewesen, dass er sowas wie Gefühle überhaupt nicht besaß! Sesshoumaru stellte da gerade ihr gesamtes Weltbild auf den Kopf! Anis schüttelte diese Gedanken ab, das war doch lächerlich. Es hatte sie nicht zu interessieren. Dennoch war es komisch und auch irgendwie unheimlich. War es überhaupt Sesshoumaru, der da zu ihr sprach? Vielleicht war es ja irgendein anderer Dämon, der nur so tat, als wäre er ihr verhasster Feind? Naja, wirklich verhasst war ihr Sesshoumaru ja eigentlich nicht mehr, nicht seit der Sache mit Rin. „Anis, komm da weg!”, ertönte wieder seine Stimme. Die Stimme, die so anders klang als sonst immer. Sie klang fast normal, wie eben jemand der beobachtete, wie sich einer umbringen will und der es als ganz selbstverständlich ansieht, denjenigen überreden zu müssen, sein Vorhaben abzubrechen. Ja, er klang fast normal. Nur, das Sesshoumaru eben nicht normal war! Er scherte sich doch einen Scheißdreck um sie! Aber dann sollte er sich auch gefälligst so benehmen. „Sesshoumaru, hör auf damit. Du wirst mich nicht umstimmen können. Meine Entscheidung ist gefällt. Es ist vorbei”, sagte sie leise. Dann trat sie einen großen Schritt vor. Unter ihren Füßen befand sich nun kein Boden mehr. Sie fiel. Die Schlucht war sehr tief und so fiel sie lange. Doch irgendwann würde auch dieser Fall zu Ende sein und mit ihm auch alles andere. XxX jaja, das musste jetzt einfach sein. Sessy ist so richtig schön verzweifelt, und weiß auch endlich was er für Anis fühlt, wurde aberauch Zeit. tja, er wird eben richtig schön weichgeklopft! Aber keine Angst, ich werde ihn nicht zu einem sentimentalen Vollideoten machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)