Flucht vor Sesshoumaru von astala7 (Veränderung) ================================================================================ Kapitel 7: Gerechte Strafe -------------------------- Wow, zwei neue Kommischreiber! Ihr seit klasse! Ich freu mich immer sehr über eure Kommentare, das spornt mich an weiter zu schreiben. Sechs Kommis zu einem Kapitel ^^ *freu* Ich hoffe ihr schreibt mir auch zu diesem Kapitel so viele, das wär super von euch! XxX "Wir sollten gehen!" sagte sie leise. Kagome war irritiert. "Sofort! Packt eure Sachen zusammen, schnell!" rief sie entsetzt. Miroku und Sango erwachten als erste aus ihrer Starre. Ohne Widerworte befolgten sie Anis' Aufforderung. Auch Kagome packte ihren Rucksack zusammen. Sie konnte keine Gefahr spüren, doch Anis hatte so eindringlich, ja fast panisch geklungen, das sie nicht daran zweifelte, dass sie einen Grund hatte. Inuyasha stand wie eine Salzsäule in der Mitte des Lagers, welches die Menschen jetzt abbrachen. Er reckte seine Nase in alle Himmelsrichtungen. Mit jeder Sekunde schien er verwirrter zu werden. "Da ist nichts!", sagte er laut. Doch Anis schien etwas zu spüren und ihre Angst ließ auch den Hanyou nicht kalt. Er wurde immer nervöser, weil er einfach keinen Feind wahrnehmen konnte. "Wenn Inuyasha nichts riecht, dann ist da auch nichts." Diese Aussage kam überraschenderweise von Shippo. Anis beugte sich zu dem Kitzune herunter und flüsterte bedrohlich: "Willst du es drauf ankommen lassen?" Shippo sah sie erschrocken an und schüttelte hastig den kopf. "Dann sollten wir jetzt losgehen." Mit diesen Worten griff sie nach Kagomes Rucksack. Kagome hätte das Ding wahrscheinlich nicht einmal anheben können, doch Anis schien damit keinerlei Probleme zu haben. Mit Leichtigkeit hob sie ihn hoch und setzte sich an die Spitze der Truppe, die sich nun auf den Weg zu - ja wohin eigentlich? "Anis, sollten wir nicht in der Nähe von Musashi bleiben? Lass uns in die andere Richtung gehen!", versuchte es Kagome. "NEIN! Ich meine... Wir gehen hier entlang", sagte Anis heftig. Kagome schüttelte verständnislos den Kopf und folgte ihr. Seit einer halben Stunde führte Anis sie jetzt quer durch die Botanik. Oft hatten sie sie gefragt, wieso sie es so eilig gehabt hatte, doch Anis schwieg beharrlich. Sie war ein noch schlimmerer Sturkopf als Inuyasha. Kagome wurde das Gefühl nicht los, das sie hier nicht mehr auf der Jagt nach Naraku waren, sondern viel mehr auf der Flucht vor jemandem waren. Doch wer sollte sie schon verfolgen? Kagome viel schon eine Person ein, doch die würde sie doch nicht diese Mühe machen - oder? * Sesshoumaru schnaubte verächtlich. Diese dummen Menschenwürmer konnten sich doch nicht tatsächlich einbilden, ihm entkommen zu können! Er roch ihn bereits, diesen schmutzigen Hanyou und seine dreckigen Freunde. Er war zwar noch nicht nah genug, als das Inuyasha ihn hätte riechen können, doch seine Nase - die Nase eines vollblütigen Inuyoukai - war einfach besser. Deswegen wunderte sich Sesshoumaru doch ein wenig, das die Menschen schon jetzt vor ihm flüchteten. Sie konnten doch gar nicht wissen, dass er sich ihnen nährte. Denn das sie flüchteten, stand für ihn außer Frage. Sie bewegten sich nämlich für Menschenmaße außergewöhnlich schnell von ihm weg. Doch das würde ihnen auch nicht weiterhelfen. Sesshoumaru - der ja immer noch eine Energiekugel war, um sich schneller fortzubewegen - verwandelte sich jetzt wieder zurück. Zu Fuß würde es zwar ein wenig länger dauern sie einzuholen, aber es wäre ein würdevolleres Auftreten. * "Kagome, warum beeilen wir uns denn so?", fragte Shippo. Kagome warf einen unsicheren Blick auf Anis, die mit jeder Minute schneller wurde. Miroku und Sango, die nicht mehr hatten mithalten können, saßen auf Kiraras Rücken. Inuyasha hatte Kagome, auf dessen Schulter der Fuchsdämon saß, auf den Rücken genommen. Anis jedoch lief allein. Obwohl sie Kagomes Rucksack trug, war sie schneller als der Hanyou! Eine solche Geschwindigkeit war einfach unmenschlich! Zumal sie kein bisschen müde zu werden schien. Für Kagome stand jetzt ganz eindeutig fest, dass Anis flüchtete. Und alle glaubten, den Verfolger zu kennen. Doch niemand sagte etwas. Alle warteten darauf, dass Inuyasha ihre Vermutungen zur Gewissheit machen würde. Tatsächlich wurde Inuyasha plötzlich langsamer. "Was ist?", fragte Kagome, obwohl sie die Antwort schon wusste. "Ich rieche Sesshoumaru. Er kommt." Da war sie, die Gewissheit. Wenn es nach Kagome gegangen wäre, hätte sie noch eine Weile auf sich warten lassen können. Anis blieb abrupt stehen. Auch Inuyasha hielt an. Sango und Miroku, die die Worte des Hanyous ebenfalls gehört hatten, kamen jetzt mit Kirara nach unten. "Wieso gehen wir nicht weiter? Jetzt sollten wir uns doch gerade beeilen!", rief Shippo. "Nein. Wenn er schon so nah ist, das Inuyasha als Hanyou ihn riechen kann, dann ist es bereits zu spät. Er würde uns so oder so einholen", stellte Anis mit erstaunlich ruhiger Sachlichkeit fest. "Davon mal abgesehen werde ich ganz bestimmt nicht vor diesem Affen fliehen. ...sag mal was soll das denn heißen: das Inuyasha als Hanyou ihn schon riechen kann?! WAS BILDEST DU DIR EIGENTLICH EIN?!", schrie Inuyasha. Anis stöhnte nur. "Jetzt fang nicht wieder damit an. Ich hab lediglich die Fakten festgelegt. Wenn du das nicht hören willst, dann steck dir Watte in die Ohren." Während Inuyasha nach dieser bodenlosen Frechheit noch nach Luft schnappte, versuchte Miroku die beiden Streithähne zu beruhigen: "Nun hört endlich auf damit. Auch ich kann Sesshoumaru jetzt spüren. Er ist wirklich schon sehr nah." Tatsächlich hörten die beiden jetzt auf zu streiten und Inuyasha zog schon mal sein Schwert. "Mischt euch hier nicht ein! Sesshoumaru gehört mir!", rief Inuyasha. "Unsinn, wir werden alle gemeinsam kämpfen, bis zum letzten Mann!", schaltete sich wieder Miroku ein. "Mann? Ich sehe keine Männer. Nur einen Mönch, der wegen seiner Frauenbesessenheit dringend zur Therapie muss und einen kleinen Jungen mit Hundeohren, der seinen Halbbruder nicht leiden kann", schnaubte Anis verächtlich. Daraufhin warfen ihr alle böse Blicke zu, außer Shippo, der sich fragte, was wohl eine Therapie sein könnte. Zum Glück kam es jedoch nicht gleich wieder zu einem Streit. Der Grund dafür war allerdings weniger glücklich: Sesshoumaru tauchte auf. Sesshoumaru musterte die einzelnen Personen vor ihm. Außer Anis zielten alle mit ihren Waffen auf ihn. Ein Pfeil, drei Bannzettel und ein Stab, ein Knochenbunerang und Tessaiga. Lächerlich! Da war er mal ausnahmsweise nicht wegen einem Kampf mit seinem Halbbruder gekommen und dieser Trottel wollte sich trotzdem mit ihm anlegen. Aber damit hatte er ja gerechnet. Es hätte den Youkai schon sehr gewundert, wenn Inuyasha einfach so zuließ, dass er Anis wieder mitnahm. Er hing eben an Menschen. Doch eigentlich hatte er nicht vor gehabt, seine kostbare Zeit mit sinnlosem Gemetzel zu verbringen. Aber vielleicht... Anis war manchmal genauso weich wie alle anderen Menschen. Möglich, dass sie freiwillig mit ihm kam, um ihre Freunde zu schützen. Das hatte sie auch beim letzten Mal getan. Langsam, um die Geste noch bedrohlicher zu machen, zog er seine Schwert Tokjin. "Diesmal werde ich sie alle töten. Es sei denn, du machst mir keine Schwierigkeiten und kommst mit mir." Seine Worte waren direkt an Anis gewandt. Tatsächlich wirkte sie einen Moment unschlüssig. Doch Inuyasha kam ihr zuvor: "Keh! Als ob wir vor dir Angst hätten! Wir werden dir Anis bestimmt nicht freiwillig aushändigen!", sagte Inuyasha laut und stürmte ihm mit erhobenem Schwert entgegen. Lässig wehrte Sesshoumaru seinen ungelenken Schlag ab. In Sachen Schwertkampf hatte er sich um keinen Deut gebessert. "Oh, du wirst sie mir geben", flüsterte Sesshoumaru leise. Er hatte bereits einen Plan ausgeheckt, wie er das ganze hier verkürzen konnte. Während der Youkai mit Tokjin auf Inuyashas Kopf zielte, hörte er das Zischen einer Bogensehne. Aus den Augenwinkeln beobachtete er Kagomes Bannpfeil. Doch er machte sich nicht einmal die Mühe, ihm auszuweichen. Aus Angst, nicht ihn, sondern Inuyasha zu treffen, hatte sie meterweit daneben geschossen. Auch der Knochenbumerang der Dämonenjägerin war nicht zu gebrauchen. Er war um einiges größer als ein Pfeil und selbst wenn sie gut zielte, würde sie in jedem Fall auch den Hanyou verletzen. Die Übrigen hielten sich ebenfalls aus dem Kampf heraus. Wenn sie zwischen die aufeinander krachenden Klingen geraten würden, wäre ihr Leben nicht mehr von langer Dauer. Aber wie schon erwähnt, hatte Sesshoumaru auch nicht vor, diesen Kampf sonderlich in die Länge zu ziehen. Inuyasha holte zu einem wuchtigen Schlag aus, als wollte er Sesshoumaru der Länge nach in zwei Hälften teilen. Der Inuyoukai hätte darüber fast lachen können. Er wusste genau, dass sein Halbbruder jetzt die Windnarbe einsetzen wollte. Er war so berechenbar! Durch die geschärften Sinne eines vollwertigen Inuyoukais sah er Tessaiga wie in Zeitlupe auf sich zukommen. Inuyasha war ein Trottel, dass er das Schwert zum Zuschlagen hoch über den Kopf hob. Das gab Sesshoumaru nämlich die Möglichkeit, ihm Tokjin durch die Brust direkt ins Herz zu stoßen. Doch eben weil er diese Möglichkeit sah, zögerte er einen Augenblick. Einen Augenblick zu lang. Tessaiga hatte die Wunde des Windes - die auch er selbst deutlich vor sich sah - fast erreicht. Jetzt konnte er nur noch seitlich ausweichen, was er auch sofort tat. Eine Sekunde später hörte er das Donnern der Windnarbe, doch er kümmerte sich nicht darum. Mit einem weiteren Satz war er hinter Inuyasha. Dessen Attacke rauschte wirkungslos in den Wald und zerfetzte ihn. Sesshoumaru hielt sich nicht, im Gegensatz zu Inuyasha, lange damit auf, in die Luft zu starren, sondern ließ sein Schwert auf die Hand seines Halbbruders niedersausen. Inuyasha stieß einen markerschütternden Schrie aus. Tokjins Spitze war genau zwischen seine Handfläche und Tessaigas Griff gefahren. Die Klinge schnitt ihm dabei tief ins Fleisch. Verzweifelt versuchte er, sein eigenes Schwert festzuhalten, doch das war unmöglich. Sesshoumaru hebelte ihm das Schwert geradezu aus der Hand und der Stoßzahn segelte durch die Luft. Plötzlich hörte Inuyasha einen entsetzten Aufschrei. Kagome! Er war für einen Moment abgelenkt und bemerkte Sesshoumarus Hand erst spät, die bereits grün aufleuchtete. Er schaffte es gerade noch so, unter dem Hieb hinweg zu tauchen, indem er sich zu Boden warf. Die Augen seines Halbbruders waren voller Kälte. Er stand jetzt zwischen ihm und Tessaiga. Wieder hörte er Kagome seinen Namen rufen. Sie kam auf ihn zugerannt! "Kagome, komm nicht näher!", schrie er ihr entgegen. Doch plötzlich - entgegen seiner früheren Erfahrungen mit seinem Halbbruder - wandte sich Sesshoumaru von ihm ab! Kagome rannte auf Inuyasha zu. Sie wollte nur noch zu ihm und achtete überhaupt nicht auf Sesshoumaru. Jedenfalls so lange nicht, bis sie Tokjins Klinge an ihrem Hals spürte. Schreckensbleich sah sie zu dem Youkai hoch. Sein Haar war weiß wie Schnee und genau so kalt war auch sein Blick, mit dem er sie kurz ansah. Inuyasha knurrte. Noch nie hatte sie ihn so bedrohlich knurren hören. Der Hanyou hatte sich aufgerappelt und fuhr bereits seine Krallen aus, um seinen Halbbruder zu zerreißen. Doch der blieb die Ruhe selbst und sagte dann mit warnender Stimme: "Einen Schritt weiter und das Mädchen stirbt." Sofort blieb Inuyasha wie angewurzelt stehen. Auf der Lichtung wurde es mit einem mal totenstill. Keiner konnte fassen, was Sesshoumaru da gerade gesagt hatte. So etwas war doch überhaupt nicht seine Art! "Anis, nimm Tessaiga und verschwinde hier", sagte Sesshoumaru, ohne seinen Blick von Inuyasha zu nehmen. Nichts passierte. Jetzt wandte er sich doch um, Tokjins Klinge ruhte immer noch am Hals des Mädchens. Anis rührte keinen Finger und starrte ihm trotzig ins Gesicht. Erneut war er fasziniert von ihrem Dickschädel, der jetzt wirklich nicht angebracht war. Sie hatte ihm Gehorsam entgegen zu bringen! "Du willst nicht? Ist dir das Leben deiner schmutzigen Freundin so wenig wert? Durchaus lobenswert. Dann macht es dir sicher nichts aus, ihren Kopf vor deinen Füßen liegen zu sehen." Er wusste genau, dass es nicht so war. Die Frage war nur, ob sie wusste, dass er das wusste. "Es ist mir wichtig, einen Fehler kein zweites Mal zu machen", antwortete sie ausdruckslos. "Wenn du meinst..." Sesshoumaru fuhr mit der Klinge quälend langsam am Hals des Mädchens entlang. Ein dünner Schnitt durchzog jetzt Kagomes Haut und ein feiner Blutfaden rinnte daraus hervor. "Hör auf damit!", rief Inuyasha, der jetzt schon ganz blass war, sich aber nicht weiter traute. Er wurde ignoriert. "Bist du sicher, dass du deine Meinung nicht noch einmal ändern willst?", fragte Sesshoumaru und setzte Tokjin direkt an die Wunde. Durch die bösen Energien des Schwertes war dies für das Mädchen besonders an der offenen Wunde sehr schmerzhaft. Wie zur Bestätigung keuchte das Menschenweib kurz erschrocken auf. Inuyasha knurrte erneut. Sesshoumaru fand langsam Gefallen an diesem Spiel. Doch Anis rührte sich noch immer nicht. Ihr Blick war fest und sie strahlte eine unheimliche Unnahbarkeit aus. Doch Sesshoumaru meinte für einen Moment ein leises Zähneknirschen zu hören. Was er hier tat, ließ sie keineswegs kalt. Sie würde ihre Freunde nicht sterben lassen, um ihr Gesicht zu wahren! "Nun gut", sagte Sesshoumaru, "Dann töte ich eben erst dieses Mädchen, dann die beiden Menschen dort drüben, vielleicht noch den Kitzune... Mal sehen, wie lange du das durchhältst." Anis wurde blass. "Das... Das würdest du nicht tun!", rief sie, jetzt mit unverhohlenem Entsetzen in der Stimme. "Willst du es herausfinden?" Ohne auf eine Antwort zu warten, ließ er Tokjin direkt auf Kagomes Herz zurasen. "HALT!", drang Anis' Schrei an seine Ohren. Normalerweise wäre es schon zu spät gewesen, die Klinge noch abzuwenden. Doch Sesshoumaru hatte ganz genau gewusst, dass Anis im letzten Moment noch einen Rückzieher machen würde. Tokjins Spitze kam wenige Millimeter vor Kagomes Brust zum Stillstand. Sesshoumaru hörte, wie das Herz des Mädchens für einen Moment aussetzte, nur um dann mit der doppelten Geschwindigkeit weiter zu rasen. Hinter ihm seufzte Inuyasha laut auf. Was für ein Weichei! Er war ganz vernarrt in dieses Menschenweib. Es war noch schlimmer als damals mit dieser Miko, die jetzt als Untote durch die Gegend streifte. Wie war noch gleich ihr Name? Kiko? Egal! Sesshoumaru senkte das Schwert, steckte es aber nicht weg. "Du hast es dir anders überlegt?" Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Als keine Antwort kam, wandte er seinen Blick wieder zu Anis. Sie hatte die Augen zu Boden gerichtet und biss sich auf die Lippe. "Ich mach ja was du sagst. Aber tu Kagome nicht weh", flüsterte sie kaum hörbar. Langsam ging sie auf Tessaiga zu. Sesshoumaru beobachtete sie dabei genau. Mit der vorsichtigen Haltung und den wachsamen Augen wirkte sie ganz wie eine erfahrene Kriegerin. Sie wusste, wann sie aufgeben musste. Solche Krieger schätzte er. Aber sie war eben keine Kriegerin, sie war eine Frau. Und doch sah er in Anis, seit sie sich zum ersten Mal begegnet waren, eine Kämpferin. Erst jetzt wurde ihm diese Tatsache bewusst. Aber das war doch Unsinn! Ein Dämon wie er, ein Daiyoukai, sollte in ihr nur ein verachtungswürdiges Weib sehen! Er bemühte sich tatsächlich, dem nachzukommen, doch es gelang ihm nicht. Im Gegenteil. Gerade weil sie eine Frau war, wuchs seine Achtung vor ihr. Eine Frau, die einen würdigen Gegner im Kampf darstellte, das gab es nicht oft. Anis ging sehr langsam. Sesshoumaru hatte Tokjin noch immer nicht weggesteckt. Alle Blicke waren auf sie gerichtet. Sie wollte dieses verfluchte Tessaiga nicht einmal berühren, aber hier ging es um Kagomes Leben. Unsicher warf sie einen Blick zu Inuyasha. Kaum merklich nickte der Hanyou. Kagomes Leben war ihm wichtiger als Tessaiga. Das hätte sie ihm, ehrlich gesagt, gar nicht zugetraut. Vielleicht sollte sie seine Meinung über ihn noch einmal überdenken. Irgendwann einmal. Anis hob das Schwert auf. Sie spürte das Knistern der unruhigen Energien. "Inuyasha, wenn du so freundlich wärest, Anis deine Schwertscheide zu geben...?", sagte Sesshoumaru an den Hanyou gewandt und keiner zweifelte daran, dass diese Worte keine Bitte, sondern ein Befehl waren. Sowohl sein Halbbruder als auch Anis warfen ihm giftige Blicke zu, doch Inuyasha warf der jungen Frau tatsächlich die Schwertscheide zu. Anis war im ersten Moment ziemlich überrascht darüber und fing die Scheide mehr aus Reflex als aus Achtsamkeit auf. Kagome musste ihm wirklich viel bedeuten, wenn er dafür freiwillig Tessaiga hergab... Sesshoumaru stand noch immer neben Kagome. Sein Schwert war zu Boden gerichtet. Einen Augenblick überlegte sie, ob sie jetzt angreifen sollte, doch sie verwarf den Gedanken schnell wieder. Sesshoumaru war in der perfekten Stellung, um Kagome töten zu können, noch bevor sie den ersten Schritt gemacht hätte, ob nun beabsichtigt oder nicht. Ihre Augen glitten noch einmal über Sango, Miroku, Shippo und Kirara. Ihr Blick streifte Inuyasha und schließlich auch Kagome. Stumm nahm sie Abschied von ihnen. Langsam entfernte sie sich rückwärts gehend in den Wald hinein. Sie hatte das ungute Gefühl, die kleine Gruppe für sehr lange Zeit nicht mehr wieder zu sehen. Vielleicht sogar nie wieder. Denn das Sesshoumaru sie so einfach davon kommen lassen würde, das bezweifelte sie doch sehr stark. * Sesshoumaru lief durch den Wald. Dünne Äste zerbrachen unter seinen Schritten. Mit dem Wind, der in den Blättern der Bäume rauschte, war dies das einzige Geräusch, das zu hören war. Alle Tiere schienen geflohen zu sein. Falsch: Sie waren tatsächlich geflohen. Kein Wunder, Sesshoumaru hatte sein Youki voll hochgefahren. Er war wütend und er hatte auch keinen Grund, das geheim zu halten. Anis sollte ruhig wissen, dass sich ihr Untergang nährte! Er konnte - wie immer - ihren Geruch nirgendwo aufspüren. Vielleicht hatte sie doch noch einen letzten, verzweifelten Versuch gestartet, ihm zu entkommen. Doch das würde ihr nicht das Geringste bringen. Er spürte ihre Anwesenheit. Sie war hier irgendwo, das wusste er einfach. Wie um seine Ahnung zu bestätigen, hörte er in der Ferne leise Schritte. Das mochte noch nicht unbedingt heißen, dass sie in der Nähe war, denn seine Ohren waren sehr gut. Dennoch würde er sie schnell erreichen. Wie Vieh würde er sie jagen! Denn dumm wie Vieh war sie auch gewesen, wenn sie sich tatsächlich eingebildet hatte, sie könne vor ihm fliehen! Niemand legte sich ungestraft mit ihm an! Nicht, das ich wirklich wütend nur wegen diesem unwürdigem, dummem, hinterhältigem Biest wäre, dachte sich Sesshoumaru, während sich seine Augen leicht rot färbten, Aber diese Respektlosigkeit, hinter meinem Rücken niederträchtige Fluchtpläne geschmiedet zu haben, kann ich nicht dulden! Das wird sie teuer bezahlen! Sesshoumaru erhöhte seine Geschwindigkeit. Bald darauf wurden auch die Schritte derjenigen, die er verfolgte, schneller. Doch das hielt nicht lange an. Kurze Zeit später verstummten die Geräusche der knackenden Zweige auf dem Waldboden. Die Fliehende war stehen geblieben. Sesshoumaru zerriss mit seinen Klauen die letzten Büsche, die ihm im Weg waren. Anis stand mitten zwischen den Bäumen und sah ihm ohne Furcht ins Gesicht. ihre Gelassenheit machte ihn rasend. Dieses Weibsbild hatte ihn hintergangen und betrogen! "Und nun zu dir. Wie kannst du es wagen mich so täuschen zu wollen!? Wie kannst du es wagen, mich so zu verraten?!" Ohne es zu wollen, ja ohne es überhaupt zu merken, war er dabei laut geworden. "Ich habe dich nie verraten", stellte sie fast schon sachlich fest. Diese Dreistigkeit war selbst für Sesshoumaru zu viel. "Du willst doch nicht allen Ernstes leugnen, was du getan hast?", sagte er etwas ruhiger. Langsam kam er näher, bis er genau vor ihr stand. Noch immer zeigte sie keinerlei Furcht. "Ich könnte euch gar nicht verraten. Schließlich hast du mir nie vertraut", sagte sie leise und schaffte es dabei irgendwie, das in ihrer Stimme ein leiser Vorwurf mitklang. Wie konnte sie es wagen! "Vertrauen ist die erste Voraussetzung für einen Verrat. Ihr wart sicher davon überzeugt, dass ich fliehen würde. Demzufolge habe ich mich lediglich bemüht, euren Anforderungen zu entsprechen", fügte sie voller Ernst hinzu. Sie meinte das tatsächlich ernst! Kein Sarkasmus, keine Ironie war zu hören. Das war doch ungeheuerlich! Sie war so was von ... Nein, dafür gab es kein Wort. Das ging einfach zu weit! Auch Anis durfte sich nicht alles erlauben! Seine Augen nahmen eine leuchtend rote Farbe an. Jetzt endlich blitzte ein Funken Furcht in ihrem Gesicht auf. Doch nun war es zu spät für Einsicht. Jetzt würde sie ihre gerechte Strafe erhalten! Seine Hand schnellte vor und schlug Anis heftig ins Gesicht. Durch die Wucht des plötzlichen Angriffs wurde sein Opfer mehrere Meter nach hinten geschleudert. Sie krachte gegen den Stamm eines großen Baumes und blieb regungslos darunter liegen. Sesshoumaru ging auf sie zu. Sein Schlag und der nachfolgende Sturz hatten sie übel mitgenommen. Ein dünnes, rotes Rinnsal bahnte sich den Weg über ihre Stirn. Das Bild hatte etwas Befriedigendes für ihn. Doch zu seiner Überraschung rappelte sich Anis jetzt wieder auf. Sesshoumaru hinderte sie nicht daran. "Deine bodenlose Frechheit ist einfach unerhört", sagte der Youkai kalt. Anis stand jetzt aufrecht. Die Angst war wieder aus ihrem Blick verschwunden. Ihre Augen waren leer. Ausdruckslos. "Und das sagt ausgerechnet jemand, der hilflose Menschenmädchen bedrohen muss, weil er mit seinem kleinen Hanyou-Halbbruder nicht fertig wird", sagte Anis leise. Was bezweckte sie damit? Das ging doch nun wirklich zu weit, das musste selbst sie wissen. Wie auch immer, diese Worte würde sie jetzt bereuen! Noch einmal schnellte Sesshoumarus Hand vor, doch diesmal leuchteten seine Krallen grün. Sein Dokkasso würde sie zur Vernunft bringen! Anis versuchte noch im letzten Moment, seiner Attacke auszuweichen und ließ sich zu Boden fallen, doch es war schon zu spät. Sesshoumarus Krallen schrammten an ihrem Rücken entlang und hinterließen einen tiefen Schnitt. Ihre Haare wehten dabei zur Seite und gaben den Blick auf eine lange Schwertscheide frei. Er hatte nicht gewusst, dass sie selbst ein Schwert besaß. Noch etwas, was sie ihm verschwiegen hatte! Anis landete wieder auf der Erde. Sie versuchte verzweifelt, noch einmal auszustehen, blieb dann aber vor Schmerz bebend liegen. Durch das Gift entzündete sich die ohnehin schon sehr grässlich anzusehende Wunde vor Sesshoumarus Augen in einem atemberaubenden Tempo. Blut. Lächelnd betrachtete er seine Krallen und schnupperte an der roten Flüssigkeit. Anis mochte ihren Geruch noch so gut verbergen, doch an ihrem Blut würde er sie erkennen. NEIN! Das durfte doch einfach nicht wahr sein! Dieses Blut roch nach Blumen! Wie war es ihr gelungen, sogar ihrem Blut einen anderen Geruch zu verpassen?! Das war doch nicht möglich! Wütend ließ er seine blutbefleckten Finger knacken. Irgendwann würde er es herausfinden! Das konnte nicht ewig anhalten. Das durfte es nicht! Sesshoumaru sah auf sie herab. Sein Zorn, der sich eben noch gesteigert hatte, verrauchte plötzlich, als er die zusammengekrümmte Gestalt dort in ihrem eigenem Blut auf dem Boden sah. Sie war so schwach, so hilflos. Zweifellos würde sie an dieser Wunde sterben. Jetzt vermochte ihn dieses Bild ihn nicht mehr zu besänftigen. Er hätte nicht so überreagieren sollen. Es war nicht seine Absicht gewesen, sie zu töten. Aber er verletzte nun einmal sehr selten ein Wesen, wenn er nicht wollte, dass dieses starb. Doch Anis hatte ihre Lektion jetzt sicher gelernt. Sie war genug bestraft. Aber wollte er sie wirklich wieder mitnehmen? Er könnte sie auch einfach hier liegen lassen. Sie würde dann irgendwann an dem Blutverlust sterben. Doch diesen Gedanken verwarf er rasch wieder. Sein schändlicher Halbbruder würde sonst kommen und sie versorgen. Er konnte sie also nicht hier lassen. Nachher würde sie noch allen erzählen, dass sie ihm tatsächlich entkommen sei! Vielleicht sollte er ihr lieber gleich den Gnadenstoß geben und sie sofort töten. Unsinn, er war doch nicht gnädig! Aber er würde garantiert auch nicht abwarten, bis Anis endlich abkratzte. Die war nämlich erstaunlich zäh, das wusste er. Was also sollte er jetzt tun? Nun, als erstes sollte er wohl überprüfen, ob sie nicht vielleicht doch schon tot war. Also drehte er erst einmal vorsichtig ihren Körper um, um ihr Gesicht zu sehen. Ihr Brustkorb hob und senkte sich ungleichmäßig. Tot war sie nicht. Aber wirklich lebendig auch nicht mehr. Anscheinend hatte sie das Bewusstsein verloren. Nunja, mit dieser Wunde war das kein Wunder. „Ich...bin dir...entkommen...”, flüsterte Anis leise, kaum hörbar. „Was?”, sagte Sesshoumaru. Sie war doch nicht bewusstlos? „Du...hast meinen Tod...nicht gewollt. Aber ich...werde sterben. Letztendlich...bin ich dir doch noch...entkommen.” Ihr Gesicht verzerrte sich bei diesen Worten vor Schmerz, dennoch schien sie dem Tod mit nicht halb so viel Furcht entgegen zu sehen, wie es sich gehörte. „Du wirst mir nie entkommen! Ich bestimme, wann du stirbst!“, sagte er ärgerlich. Es war schon das zweite Mal, dass Anis kurz vor dem Tode stand und noch immer unerträglich frech war. Nein, sie sollte noch nicht jetzt sterben. Er packte sie an der Schulter und zog sie hoch. Anis keuchte vor Schmerz erschrocken auf. Als sie keinen Versuch machte, eigenständig zu stehen, hob er sie einfach hoch. Anis lag jetzt in seinen Armen, als trüge er ein Kind. Sesshoumaru stieß sich leicht vom Boden ab. Er wirkte den Zauber, der ihn in die Lüfte heben würde und flog dann mit Anis über die grünen Wipfel des Waldes hinweg. Der Youkai bewegte sich sehr schnell vorwärts, ohne dabei etwas von seiner Eleganz zu verlieren. * Sesshoumaru vermied es, Anis ins Gesicht zu schauen. Sie wehrte sich nicht gegen den Flug und schwieg auch die ganze Zeit über. Doch auch ohne Aussprach schien sich eine große Spannung zwischen ihnen aufzubauen. Mehrmals versuchte er das Schweigen zu brechen, doch jedes Wort blieb ihm im Halse stecken. Ihre Verletzung muss sehr schmerzhaft für sie sein..., dachte er sich. Doch er empfand keine Reue. Nie hatte er etwas bereut. Sie hatte es verdient, so zu leiden! Dennoch bedauerte er den Lauf der Dinge. Er hätte sich nicht dazu hinreißen lassen dürfen, sie dermaßen zuzurichten. Er hatte doch nie wirklich vor gehabt, sie ins Jenseits zu schicken. Weshalb sonst hätte er Inuyasha Tessaiga wieder abnehmen sollen? Es war eine Selbstverständlichkeit gewesen, dass er sie zurückholen würde, auch wenn ihm das erst jetzt klar wurde. Ihr derzeitiger Zustand würde aus einem kurzen Flug eine lange Reise machen, die Tage dauern mochte. Er hätte nicht so fest zuschlagen dürfen! Welch eine Zeitverschwendung er damit heraufbeschworen hatte! Wie es Rin und Jaken wohl inzwischen ergangen war...? Wen interessiert’s! Ein Beben lief durch Anis’ Körper. Sesshoumaru sah jetzt doch auf sie herab. Sie litt große Schmerzen. Er sah es in der Qual in ihren Augen. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt, ihre Fingernägel gruben sich tief in das Fleisch ihrer Handballen. Sie würde das nicht mehr lange durchhalten. Sesshoumaru verringerte seine Geschwindigkeit ein wenig und suchte in dem schier endlosen Wald nach einer Lichtung. Es dauerte eine Weile, bis er Erfolg hatte und tiefer sank. Leichtfüßig landete er auch dem moosbedecktem Boden. Misstrauisch sah der Youkai sich um, konnte aber keine Gefahr ausmachen. Wie immer waren bei seiner Ankunft alle Singvögel und andere Kleintiere verstummt oder geflohen. Es war ruhig. Zu ruhig. Wieso war Anis’ keuchender Atem nicht mehr zu hören?! War sie etwa...? Vorsichtig legte er die junge Frau auf den Boden. Sie rührte sich nicht. „Anis?” Es war das erste Mal, dass er sie beim Namen nannte. Doch er wusste, dass sie ihm nicht mehr antworten würde. Nicht mehr antworten konnte. Ihr Gesicht war ebenmäßig, ihr Körper entspannt. Die Augen nicht schmerzverzerrt zusammengekniffen, sondern friedlich geschlossen. Sie wirkte zufrieden. XxX Tja, ich hab euch ja gewarnt, das sie leiden wird. Das nächste Kapitel wird allerdings noch warten müssen. Ich hab es erst zur Hälfte fertig und ich will nicht immer so kurze reinstellen. Es tut mir herzlich leid für euch, aber ihr werdet in Zukunft immer ein paar Tage warten müssen, bis das nächste Kapitel kommt, sorry. Aber ich schick allen Kommischreibern eine ENS wenn das neue Kappi da ist. (Es sei denn natürlich mir schreibt keiner. Dann könnte hier auch schon Schluss sein, auch wenn es ein trauriger Schluss wäre...) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)