Flucht vor Sesshoumaru von astala7 (Veränderung) ================================================================================ Kapitel 5: Gedanken ------------------- Jaahaaa, endlich sind alle vier Kommischreiber wieder beisammen und haben ihr Kommentar abgegeben. (Ich geb es zu, DAS war es worauf ich gewartet hab!^^) Also extra für euch, hier das neuste Kapitel. Ein wunderbares Gemisch aus Romantik, Drama, und Aktion. *viel zu sehr übertreib* XxX "Los, spuck's aus, was willst du?", fragte Anis giftig. Sesshoumaru aber grinste innerlich. Genau das hatte er erwartet. Sie schien viel mehr sie selbst zu sein, wenn sie schimpfte. Ob sie mit allen so redete? "Warum schläfst du nicht?", fragte der Youkai, doch seine Stimme klang ausdruckslos, ohne jede Emotion. So wie immer eben. Anis starrte ihn mit sarkastischer Überraschung an. "Glaubst du wirklich, ich würde mich in einen solchen Zustand der Achtlosigkeit begeben, wenn ein Massenmörder, der mich selbst versuchte umzubringen und dem ich jeder Zeit zu lästig werden könnte, neben mir sitzt und mich beobachtet?! Bisher war ich vielleicht zu schwach dafür, aber von nun an werde ich gewiss in keiner Nacht mehr schlafen, wenn du in der Nähe bist!" Sesshoumaru hätte viel erwartet, zum Beispiel solch eine lahme Ausrede wie: 'Ich kann nicht einschlafen.' Aber das sie einen wirklichen Grund gehabt hatte...und dann auch noch diesen...Meinte sie das wirklich ernst oder wagte sie es etwa, ihn zu verspotten?! Glaubte sie tatsächlich, er wäre so niederträchtig, eine schlafende Frau zu ermorden?! "Ich werde dir heute Nacht nichts tun. Du hast deine Aufgaben bisher gut erledigt, auch wenn noch kein Dämon aufgetaucht ist. Solange du dich weiterhin angemessen verhältst, brauchst du von mir nichts zu befürchten. Aber... Ich will, das du dich nicht verstellst, jedenfalls nicht wenn wir allein sind." Seine Stimme war noch immer kühl und hatte jetzt auch einen warnenden Unterton. Anis musterte ihn mit einem misstrauischen Blick. Befriedigt stellte der Daiyoukai fest, das er sie aus der Bahn geworfen zu haben schien. "Warum hast du Rin gesagt, ich hätte dir geholfen?", fragte er weiter. Es wäre doch für jeden sofort klar gewesen, das er NICHT aus reiner Nächstenliebe gehandelt hatte. Das grenzte schon wieder fast an einer Beleidigung. Anis zog eine Augenbraue hoch. "Meinst du, ich sollte einem Kleinkind erzählen, dass du mich erst halbtot geschlagen hast, nur um mich dann als Werkzeug zu benutzen, um deinem kleinen Halbbruder eins auszuwischen? Meinst du, ich hätte ihr erzählen sollen, wie grausam und kaltblütig ihr großer Held und Lebensretter ist? Tut mir Leid, aber das hielt ich nicht für jugendfrei", erklärte die Frau und klang dabei ebenso kühl wie Sesshoumaru. Der Youkai dachte etwa eine halbe Sekunde über ihre Worte nach. Tatsächlich wäre es für Rin nicht gerade gut gewesen, hätte sie es aus dieser Sichtweise gehört. Doch er hatte auch noch andere Fragen, Fragen, die ihm schon seit ein paar Minuten auf der Seele lagen. Er dachte dabei keine Sekunde lang daran, dass diese Fragen vielleicht etwas zu persönlich waren... "Warum sind deine Lieder so traurig?" "Wie bitte!? Was zum Geier geht dich denn bitte DAS an?!", sagte Anis erbost. "Ich höre!", antwortete Sesshoumaru mit einem gefährlichem Unterton in der Stimme, der eindeutig besagte, dass seine Geduld sich dem Ende neigte. Er hatte zwar gesagt, dass sie sich nicht verstellen sollte, aber langsam reichte es ihm dann doch! Anis schien jetzt endlich zu begreifen, dass das eine ernstgemeinte Frage war und sie auch ihr Temperament etwas zügeln musste, dann sagte leise: "Meine Lieder klingen immer traurig. Ich weiß nicht warum und ich kann es auch nicht ändern." Sesshoumaru sah sie lange nachdenklich an, auch wenn sein kalter Ausdruck keine Sekunde lang von seinem Gesicht wich. "Vielleicht singst du so traurig, weil du traurig bist", erwiderte der Youkai. Anis stutzte. Solch eine Antwort hatte sie nicht erwartet. Was soll das? So etwas hat er noch nie zu mir gesagt. Klar, das könnte jetzt spöttisch gemeint sein, aber so klang es nicht., dachte sie sich. Natürlich, seine Antwort war vollkommen logisch, aber Anis wusste, dass seine Worte einen tiefgründigeren Hintergrund hatten. Anis dachte an ihre Vergangenheit. Was sollte sie auf ewig so traurig gemacht haben, dass ein solcher Schmerz in ihren Liedern hervortrat? Aber die junge Frau erinnerte sich auch daran, dass dies nicht immer so gewesen war. Sicher hatte es etwas mit dem Tod ihrer kleinen Schwester zu tun. Hastig schob sie den Gedanken beiseite. Das war über zweihundert Jahre her! Doch sie versteckte ihrer Gedanken vor Sesshoumaru. Seine Nähe machte ihr irgendwie Angst. Dieser kalte Ausdruck, der Anis keinen Einblick in seine Gedankenwelt lies... "Warum sollte ich traurig sein, abgesehen davon, das ich hier allein mit dir sitzen muss?!", fragte sie gereizt. Sesshoumaru aber ließ sich jetzt nicht mehr von ihrer vorlauten Art beeindrucken. Im Gegenteil, er hätte fast geschmunzelt. Aber etwas beschäftigte ihn doch. Er wollte nicht so recht wahrhaben, das er mehr als nur Gleichgültigkeit für diese Frau empfand. Doch ihr Gesang... Es schien fast, als hätte er ihm die Augen für eine neue Welt geöffnet. "Liegt ein Zauber in deiner Musik?", fragte er deshalb ruhig. Aber innerlich war er ziemlich aufgewühlt. Er musste die Antwort wissen! Konnten nur zwei Wochen mit diesem Weib wirklich dazu führen, das die jahrhundertelang gefestigte, steinerne Hülle, die sein Herz umgab, so durchlässig geworden war, das ein einfaches Lied ihn berührte? "Ja", antwortete sie auf seine vorherige Frage. Sesshoumaru war erleichtert. Er hatte schon gedacht, er wäre verrückt geworden! Aber es handelte sich tatsächlich um Magie. Er war also nicht so verweichlicht geworden! "Aber ein sehr schwacher. Er soll lediglich die Zuhörenden etwas beruhigen. Doch da du ja ein Daiyoukai bist, hat dich der Zauber höchstwahrscheinlich nicht betroffen", fügte sie hinzu. Und Sesshoumaru fiel aus allen Wolken. Anis musterte den Youkai misstrauisch. Er erwiderte nichts auf ihre Worte, doch sie hätte schwören können, dass sein linkes Augenlid ganz kurz gezuckt hatte. Ansonsten zeigte er keine Reaktion und sein Blick, der wieder aus das Feuer gerichtet war, hatte nichts von seiner unheimlichen Kälte verloren. Es wunderte Anis schon ein wenig, dass er diesen schwachen Zauber überhaupt wahrgenommen hatte. Seine Sinne mussten schärfer sein, als sie gedacht hatte... "Du solltest jetzt schlafen", sagte Sesshoumaru. Das Gespräch schien sich für ihn erledigt zu haben. Anis stand auf, erleichtert, endlich aus seiner Nähe wegzukommen. Doch das schien dem Youkai nicht zu gefallen. "Sofort!", fuhr er sie an. Die junge Frau ahnte, was er meinte und auch, dass er diesmal keine Widerworte dulden würde. Unsicher legte sie sich neben Sesshoumaru auf den Boden. Doch sie schlief nicht. Sie hielt die Augen offen, bedacht darauf, alles nur nicht den Mann neben sich anzusehen. Eine ganze Weile lag sie einfach nur so da. Dann sprach Sesshoumaru wieder: "Du sollst schlafen! Ich habe keine Lust, mir morgen dein Gemeckere anzuhören!" Jetzt reichte es ihr. Sie setzte sich wieder auf und starrte ihn wütend an. "Ich hatte vor, dafür zu sorgen, dass das hier nicht meine letzte Ruhestätte wird!", feuerte sie ihm entgegen. Sesshoumaru stieß ein gefährliches Knurren aus, doch er sagte nichts weiter. Also stand Anis auf und lehnte sich sitzend an einen Baum, der etwas weiter von dem Inuyoukai entfernt war. Die ganze restliche Nacht über spießten sie sich gegenseitig mit giftigen Blicken auf und keiner von ihnen wollte dieses stumme Duell aufgeben. Das warme Gefühl, das Sesshoumaru bis vor kurzem noch verspürt hatte, war gänzlich verschwunden und hatte der üblichen Kälte Platz gemacht. Gut so. * Hätten Blicke töten können, so würde Rin jetzt wohl zwei Leichen vorfinden, als sie am nächsten Morgen erwachte. So aber lief sie geradewegs zu Sessoumaru, um lautstark zu verkünden, sie habe Hunger. Dabei geriet sie direkt in die Bahn, auf der sich Sesshoumarus und Anis' vernichtende Blicke trafen. Obwohl sie nur ein kleines Menschenmädchen war, die nichts von dem Gespräch zwischen ihrer Lehrerin und ihrem Meister mitbekommen hatte, lief es ihr eiskalt den Rücken herab. Das kleine Mädchen wunderte sie allerdings nur kurz, denn ihr Magen begann zu rebellieren. "Ich hab HUNGER!", rief Rin lautstark, da ihr Magenknurren von den beiden Erwachsenen ignoriert wurde. Seufzend stand Anis auf. Sie warf Sesshoumaru einen letzten, geradezu tötenden Blick zu, bevor sie sich Rin zuwandte. Sie nahm das Mädchen mit in den Wald, um einige Beeren und Wurzeln für das Frühstück zu sammeln. Als sie eine Zeit lang unterwegs waren, fragte Rin: " Was war denn da zwischen dir und dem Meister los? Ihr habt euch so komisch angeschaut." Anis sah sie nicht an. "Es war nichts." "Aber du hast ihn immer so ärgerlich angeguckt", protestierte das Mädchen. Ärgerlich ist nicht das richtige Wort, fand Anis, vernichtend kommt der Sache schon näher. "Wir hatte ein sehr aufschlussreiches Gespräch", antwortete sie schließlich. "Aber ihr werdet euch doch wieder vertragen, oder?", erkundigte sich Rin, die sich schon denken konnte, wie dieses aufschlussreiche Gespräch verlaufen war. "Aber sicher werden wir uns vertragen", sagte Anis und fügte in Gedanken hinzu: ...in ein paar Jahren vielleicht. Immer weiter entfernten sie sich vom Lager. Rin wollte unbedingt noch einen Blumenstrauß für Sesshoumaru pflücken. Also suchten sie sich eine schöne Blumenwiese. Diese lag mitten im Wald und war umrahmt von grünen Baumwipfeln. Doch Anis fühlte, dass etwas die Idylle störte. Sie spürte etwas Böses, das von dieser Lichtung, oder besser gesagt von jemandem auf dieser Lichtung ausging. Gerade wollte sie Rin zurückrufen, die fröhlich auf die Wiese hinauf rannte, doch es war bereits zu spät. "AH!", schrie das Mädchen, als sie plötzlich stolperte. Anis kam sofort auf sie zugerannt. Das Ding, das Rin am Weiterlaufen gehindert hatte, stellte sich als ein Schwanz heraus. Als Schwanz einer riesigen, gefiederten Schlange. Es war eindeutig ein Dämon und er war gar nicht glücklich, von einem kleinen Menschenmädchen aus dem Schlaf gerissen zu werden. Zumal Menschen ja auch eine willkommene Mahlzeit waren... Laut brüllend richtete die Schlange sich auf. Rin fiel in das Geschrei mit ein und rannte auf Anis zu. Die junge Frau hob das zitternde Mädchen auf ihre Arme und lief dann selbst los, weg von dem Dämon, der seinen monströs langen Körper jetzt langsam in die Höhe wuchtete. Komplett aufgerichtet war sein Kopf, aus dem eine gespaltene Zunge ragte, in einer Höhe mit den höchsten Baumwipfeln. Das Biest war schrecklich anzusehen. Die schwarzen Federn, die seinen Körper bedeckten, glitzerten wie Stahl im Licht der Sonne. Anis zweifelte nicht daran, das die Ränder der Federn messerscharf waren. Während der Dämon ihre Verfolgung aufnahm, klammerte sich Rin in den Stoff ihres T-Shirts. "Rin!" Die Angesprochene blickte auf. "Pass auf, ich setz dich jetzt ab. Du läufst einfach diesen Weg hier weiter, verstanden? Dreh dich nicht um, egal was passiert!", sagte Anis rasch. Das kleine Mädchen wollte widersprechen, doch Anis setzte sie einfach auf den Boden. Dann drehte sie sich um und sah, dass der Schlangendämon schon recht nah war. "LAUF!", rief Anis, da sich Rin noch nicht bewegt hatte. Tatsächlich gehorchte das Mädchen jetzt endlich und rannte in den Wald hinein. Anis wandte sich wieder dem Dämon zu. Dann zog sie Tessaiga. Es war das erste Mal seit dem Kampf mit Sesshoumaru, das sie die Waffe wieder kampfbereit in der Hand hielt. Sesshoumaru hatte ihr das Schwert gegeben, als sie wieder beide Arme bewegen konnte. Nun würde sie damit ihren ersten Dämon töten. Anis sah, wie sich die rostige Klinge in ihrer Hand in einen riesigen Stoßzahn verwandelte. Die kleinen, fiesen Augen des Dämons betrachteten Anis und Tessaiga spöttisch. Anis rannte auf den Dämon zu, der sich zu wundern schien, das sein zukünftiges Frühstück ihm so bereitwillig entgegen kam und öffnete sein Maul weit genug, um die Schwertkämpferin mit einem Bissen zu verschlingen. Anis achtete nicht auf die vielen, dolchartigen Giftzähne und setzte ihren Weg unbeirrt fort. Kurz bevor sie zwischen den tödlichen Reißzähnen zermalmt werden konnte, sprang sie in die Höhe. Der Dämon, der seine Zähne schon siegessicher in ihr Fleisch graben wollte, bekam nur Moos und Erde zu fassen, als er mit der Schnauzte voran in den Boden stieß. Noch im Flug drehte Anis Tessaiga in der Hand und rammte es dem Ungeheuer mit aller Kraft die sie aufwenden konnte, direkt in die Stirn. Doch Tessaiga wurde von den stahlharten Federn, die wie Schuppen den gesamten Leib des Dämons schützten, abgestoßen! Anis machte einen Salto rückwärts und landete ein wenig unsanft, aber unverletzt, auf dem Boden. Die Schlange war jetzt erst recht gereizt und ließ ihren Schwanz, der ebenso gefährlich schien wie ihr Kopf, auf Anis zurasen. Die machte ein Ausweichmanöver, indem sie hastig einen Sprung beiseite tat. Wieder stieß der Dämon mit seinem Kopf zu. Anis bemerkte, dass sie direkt unter einem Baum stand und sich diesmal nicht durch einen Sprung in die Höhe retten konnte. Noch immer kam ihr das geöffnete Maul entgegen. Doch Anis wusste, dass die Schlange, so hart ihr äußerer Schutzschild auch war, an der Innenseite des Rachens verletzlich sein musste. Ein letztes mal hob sie Tessaiga. Sie konzentrierte sich auf die verschiedenen Energien in ihrem Umfeld und deren Schnittpunkte. Diese Punkte bildeten eine Linie und an genau dieser Linie schwang Anis Tessaiga entlang. Die Windnarbe raste die kurze Strecke auf den Dämon zu. Die Lichtstrahlen trafen direkt in das weit aufgerissene Maul der Schlange. In einer gewaltigen Explosion aus Federn und zerfetzten Fleischstücken wurde die gefiederte Schlange der Länge nach in zwei Hälften geteilt. Doch die Sache hatte auch ein Schlechtes, denn alle Federn wirbelten jetzt in der Luft herum. Anis hielt das große Schwert schützend vor sich, konnte jedoch nicht verhindern, das zahlreiche Federn ihr die Haut aufritzen. Die Wunden waren allesamt nicht sehr schwer und trotzdem taten sie weh. Es dauerte ganze fünf Minuten, bis sich der Wirbel gelegt hatte. Keuchend richtete Anis sich auf. Die Attacke hatte ihr sehr viel Kraft abverlangt. Erschöpft steckte sie Tessaiga in die Schwertscheide zurück. Nachdenklich hob sie eine der Federn auf und steckte sie nach kurzem Betrachten in ihre Hosentasche, darauf bedacht, das die scharfen Ränder den Stoff nicht zerschnitten. Sie würde sicher ein gutes Messer abgeben. * "Anis! Da bist du ja! Ich hab schon befürchtet..." Rin kam auf die junge Frau zugerannt und begrüßte sie stürmisch. Ihr Gesicht strahlte. "Du hast den bösen Dämon erledigt, ja?", fragte Rin freudig, nachdem Anis sich neben ihr an der Feuerstelle niedergelassen hatte. Ihre Antwort bestand nur aus einem knappen Nicken, was Rin jedoch sofort zu einem neuen Redeschwall ermutigte: "Ich hab Sesshoumaru gefragt, ob er dir hilft, aber er meinte nur, das wäre nicht nötig." Anis sah zu Sesshoumaru hinüber. Typisch, von dem hätte ich auch keine Hilfe erwartet, geschweige denn angenommen., dachte sie dabei. Ihr Tod wäre ihm egal gewesen. Wenn sie schon solch einen, noch relativ niederen Dämon nicht erledigen konnte, dann war sie für Sesshoumaru mehr als nutzlos. Sie durfte nur hier - und damit am Leben - bleiben, um in genau solchen Situationen einzuspringen. Andernfalls würde Sesshoumaru sie ohne mit der Wimper zu zucken um die Ecke bringen. Noch immer schaute sie ausdruckslos zu dem Youkai hinüber, der in diesem Moment aufstand und verkündete: "Wir gehen weiter. Wir haben schon viel zu viel Zeit verloren." Anis unterdrückte ein verächtliches Schnauben und folgte Sesshoumaru, der sich bereits in Bewegung gesetzt hatte. Rin ritt auf Ah-Uhn, da sie noch zu erschöpft von der Hetzjagd war. Jaken hielt sich dicht bei seinem Meister, während Anis neben dem zweiköpfigen Drachen herlief. Keiner wagte zu fragen, wo sie überhaupt hingingen. Anis betrachtete den Daiyoukai jetzt näher. Seine Rüstung, die sicher nicht so leicht zu zerstören war, wirkte bedrohlich. Tokjin, das an seiner Seite hing, strahlte Gefahr aus. Die Tödlichkeit dieses Schwertes hatte sie selbst schon am eigenem Leib erfahren müssen. Sogar die Hände des Youkais endeten in scharfen Krallen. Sicher konnte er auch damit seine Gegner mit einem Schlag ins Jenseits befördern. Was er noch so alles für Attacken drauf hatte, wollte sie erst gar nicht wissen. Verstohlen betrachtete Anis ihre eigenen Fingernägel - und wollte unwillkürlich nach ihrer Tasche greifen. Doch da fiel ihr ein, das sie ja sowohl ihre Tasche als auch ihr Schwert in dieser kleinen Hütte gelassen hatte. Nun durchsuchte sie ihre Hosentasche und fand nach einer Weile tatsächlich, was sie suchte: eine Nagelfeile. Für den Notfall hatte sie immer eine in der Hosentasche. Und das hier war ein Notfall! Ihre Fingernägel waren schon geradezu unnatürlich lang, sie musste sie mehr pflegen! Eine Weile beschäftigte sie sich so unauffällig wie möglich damit, ihre Nägel fein säuberlich abzufeilen. Dann hob sie den Blick wieder - und erstarrte. Sesshoumaru hatte sich für einen Moment umgewandt und Anis konnte kurz in seine goldenen Augen sehen. Natürlich, wie hatte sie das vergessen können! Genau diese Augen waren es, die seine ganze Gestalt in ein furchteinflößendes Licht tauchten. Alle unangenehmen Eigenschaften schienen in ihnen enthalten zu sein: Grausamkeit, Verachtung, Gewaltdrang, aber auch Gleichgültigkeit, Arroganz, Überheblichkeit und eine alles überwiegende Kälte. Doch nein, richtig böse war er nicht. Anis sah weder Hinterlist, Tücke noch Brutalität, nicht einen Funken dieser typischen Boshaftigkeit, den sie bei dem Schlangendämon beobachtet hatte, in diesen Augen. Doch das wäre Anis vielleicht sogar noch lieber gewesen. Bei einem waschechten Bösewicht wusste man wenigstens, woran man war. Doch bei Sesshoumaru wusste man nie genau, was er als nächstes vor hatte, geschweige denn, das man es verstand. Irgendwie wurde Anis erst jetzt bewusst, wie gefährlich der Daiyoukai war. Solange sie hier war, schwebte sie in großer Gefahr. Nur eine kurze Bewegung seinerseits und ihr Kopf lag vor seinen Füßen! Anis war auf diesen Handel, mit ihm zu kommen und Tessaiga zu führen zwar eingegangen, doch sie würde sicher nicht im Kampf mit irgendeinem Dämon sterben, sondern früher oder später von Sesshoumaru persönlich zerrissen werden. Ihre Lebenserwartung würde hier möglicherweise nur noch einige Tage umfassen! Wie gerne würde Anis jetzt wieder bei Kagome sein, dort war es verhältnismäßig ungefährlich und es gab trotzdem noch genug Aktion. Anis dachte noch lange über dieses Thema nach. Den ganzen Tag lang sagte sie kein Wort und trottete nur stumm neben Ah-Uhn her. Erst als die Nacht herein brach machten sie halt, weil Rin lautstark quengelte, sie sei ja soooo müde. Anis selbst war nicht wirklich müde, aber doch etwas erschöpft. Sorgsam achtete sie darauf, dass Sesshoumaru das nicht mitbekam. In der letzten Nacht hatte sie schließlich kein Auge zugetan, was allerdings hauptsächlich damit zusammenhing, das Sesshoumaru sie die ganze Zeit über beobachtet hatte. Meist hatte er sie nicht direkt angeschaut, doch ein Daiyoukai wie er kam auch ohne einen seiner Sinne aus und konnte alles mitverfolgen, was sie tat. Um sich wach zu halten, hatte Anis alle Lieder aus ihrem Gedächnis hervorgekramt, die ihr einfielen. Die meisten waren englisch. Obwohl Sesshoumaru unmöglich auch nur ein Wort von ihr hatte verstehen können, hatte er ihr scheinbar doch die ganze Zeit über zugehört, was sie zunehmend nervös gemacht hatte. Mit der Zeit war sie immer wacher geworden. Aber der Kampf mit dem Dämon und die anschließende Marschtour hatten sie doch mehr ausgelaugt, als sie zugeben wollte. Trotzdem war sie entschlossen, auch diesmal nicht zu schlafen. Sie kümmerte sich noch kurz um Rin und sorgte dafür, dass das kleine Mädchen einen angenehme Nacht haben würde. Dann setzte sie sich unter den nächsten Baum und schloss die Augen, gerade so weit, das sie durch einen winzigen Schlitz zwischen ihren Wimpern hindurch noch alles erkennen konnte, was auf der Lichtung geschah. Jaken hatte es geschafft, Ah-Uhn dazu zu bringen, sich endlich niederzulassen. Er schimpfte gerade darüber, wie ungerecht sein Leben doch sei. Gleich darauf warf er sich Sesshoumaru zu Füßen und versicherte ihm, dass er keinesfalls meinte, der Inuyoukai wäre daran Schuld. Zwei Sekunden später zierte seinen Kopf eine große Beule. Anis zweifelte daran, dass Jaken Sesshoumaru tatsächlich beleidigt hatte. Ihm ging wohl einfach nur das Gejammer von dem Krötendämon auf die Nerven. Nachdem auch Jaken sich endlich zur Ruhe gelegt hatte, war nur noch Sesshoumaru selbst übrig. Er hatte sich ebenfalls an einen Baum gelehnt. Ein Bein angewinkelt und eines ausgestreckt, saß er da und beobachtete seine Umgebung mit wachem Blick. Anis fiel auf, dass seine Augen nie auf ihr selbst ruhten. Fast, als wollte er sie nicht ansehen. Wie um diese Theorie zu neutralisieren, schaute er jetzt doch in ihre Richtung und in sein Blick hatte mehr von seiner abweisenden Kälte, als sie es je bei ihm gesehen hatte. Sie war erleichtert, dass dieser schreckliche Blick nur eine Nanosekunde an ihr hängen blieb und sofort weiterwanderte. Ob er wohl dachte, das sie schliefe? Sesshoumaru ließ seinen Blick schweifen. Rin schlief bereits tief und fest. Jaken hatte sich an Ah-Uhn gelehnt und saß in der Haltung eines Wachposten. Doch Sesshoumaru hörte sein gleichmäßiges Atmen und wusste, dass auch er eingeschlafen war. Wahrscheinlich wider Willen. Manchmal fragte er sich wirklich, warum er die beiden in seiner Nähe duldete. Er brauchte keine Gesellschaft! Doch sie störten ihn nicht. Rin war zwar etwas anhänglich und Jaken etwas schleimig, doch das waren nur Kleinigkeiten. Anis war nichts von beidem... Aber sie war frech, vorlaut, respektlos und sie war...! Tja, altbekannte Frage, Was war sie eigentlich? Darauf hatte er noch immer keine Antwort gefunden. Sicher nur ein Mensch, der eben etwas stärker als gewöhnlich war. Vielleicht ja eine Dämonenjägerin? Gut möglich. Das würde auch erklären, woher sie eine Möglichkeit kannte, ihren Geruch vor einem so hochrangigem Inuyoukai wie ihm zu verbergen. Er hätte sie gern jetzt noch einmal gemustert, doch zugleich wollte er sie auch nicht ansehen. Als er das gestern abend gemacht hatte... Lieber nicht daran denken! Wenn er jetzt im Nachhinein darüber nachdachte, war es richtig schrecklich gewesen! Er sollte darauf achten, ihr nicht wieder so nahe zu kommen. Jedenfalls, bis er herausgefunden hatte, was es mit ihr auf sich hatte. Ob sie wohl schlief? Sesshoumaru spitzte die Ohren und lauschte auf ihre Atmung. Er war ruhig und gleichmäßig. Entweder war sie total entspannt, was er sich nicht vorstellen konnte, oder sie war mit ihren Gedanken am anderen Ende der Welt, oder natürlich; sie schlief. Was auch immer: Sie verhielt sich ruhig und das war auch gut so. Es war gut, das sie nicht sang. Auch wenn ein winziger Teil, ganz tief in ihm, es sehr gern gehabt hätte, wenn sie wieder eins ihrer fremdsprachigen Lieder anstimmte. Er hätte sich das nie eingestanden, doch er mochte ihre Stimme. Vorausgesetzt, diese Stimme giftete ihn nicht an. Nachdem sein Blick jetzt fünfmal hintereinander über Rin, Ah-Uhn, Jaken und dem Rest der Umgebung gewandert war, zwang er sich schließlich doch einmal, in Anis' Richtung zu schauen. Nur grob in die Richtung. Falls sie nämlich tatsächlich doch noch nicht schlief, wollte er sich nicht vorwerfen lassen, dass er ihrem Blick ausgewichen wäre! Er legte so viel Kälte wie möglich in diesen Blick, um seine Ablehnung zu verdeutlichen. Bis ihm auffiel, dass Anis die Augen geschlossen hatte. Wie er sich wieder anstellte! Bestimmt schlief sie schon längst! Und wenn nicht, war das auch egal. Was machte er sich überhaupt Gedanken darüber?! War doch völlig egal. Er zwang sich, an etwas anderes zu denken. Vielleicht würde er ja heute Nacht auf einige seiner unausgesprochenen Fragen eine Antwort finden. Erste Frage: Warum konnte Anis Tessaiga führen? Zweite Frage: Was sollte er machen, wenn Anis irgendwann mal einem Dämon gegenüber stand, dem sie nicht gewachsen war? Dritte Frage: Was, wenn ihm Anis tatsächlich einmal zu lästig werden sollte? Vierte Frage: Hatte Anis sich nicht eigentlich schon zu viel geleistet? Fünfte Frage: Wäre es nicht besser, Anis einfach zu töten? Sechste Frage: Wenn er Anis tatsächlich tötete, was sollte er dann mit Tessaiga machen? Siebte Frage: Würde Anis versuchen, zu fliehen? Achte Frage: Wenn Anis wirklich floh oder er sie gar töten musste, was würde Rin dazu sagen? Neunte Frage: Was würde Anis tun, wenn Inuyasha auftauchte und sein Schwert zurückverlangte? Zehnte Frage: Waren Anis und Inuyasha die einzigen Personen, die Tessaiga führen konnten? Moooohoooment mal. Warum zum Teufel kamen in allen Fragen, die ihm einfielen, Anis' Name vor?! Drehte sich etwa plötzlich die ganze Welt nur noch um dieses Weibsbild und er hatte es nur nicht mitbekommen?! Gab es denn keine andere Frage, über die er nachbrüten konnte?! Nun, leider fiel ihm da tatsächlich keine andere ein. Also seufzte er innerlich einmal auf und wandte sich der letzten Frage zu, die wenigstens etwas mit der Beseitigung dieser Frau zu tun hatte. Frage Nummer zehn. Wenn Anis ihr Leben tatsächlich frühzeitig (zum Beispiel durch seine Hand) aushauchen sollte, dann wäre es doch nicht schlecht, einen Ersatz zur Hand zu haben, der Tessaiga ebenfalls für ihn führen konnte. Damit wäre auch Frage Nummer sechs erledigt. Je weniger Fragen, desto besser. Aber woher sollte er denn wissen, wer eventuell noch dazu in der Lage wäre, Tessaiga zu führen? Er könnte jemanden fragen, der es wusste. Als erstes fiel ihm Totosai ein. Er hatte Tessaiga geschmiedet. Doch den konnte er nicht leiden und er ihn auch nicht. Der Alte würde wahrscheinlich auch nichts preisgeben. Dann wäre da noch Myoga. Der Flohgeist war der beste Berater seines Vaters gewesen und wusste sicher darüber bescheid. Aber nein, das kam gar nicht infrage. Erstens konnte er ihn nicht leiden, zweitens war er ein Angsthase, der sich sofort bei seinem Anblick aus dem Staub machen würde und drittens stand er Inuyasha viel zu nahe. Nun, dann blieb nur noch der alte Baumgeist, aus dessen Ästen die Schwertscheiden für Tenseiga und Tessaiga gemacht worden waren. Auch er wusste sicher gut über das Schwert bescheid. Der Wald, in dem der Baum stand, war hier ganz in der Nähe. Vielleicht sollte er zu ihm gehen? Ja, das schien ihm eine gute Idee zu sein. Es wäre besser einen Ersatz für Anis zu haben. Noch duldete er sie in seiner Nähe, doch das konnte sich jeder Zeit ändern. Anis bewegte sich nicht. Sie sammelte Kräfte. Morgen musste sie gut ausgeruht sein! Und auch in den darauf folgenden Tagen. Denn diese Tage mochten über ihre gesamte Zukunft entscheiden. Dann wollte sie bereit sein. Bereit für den Tag, an dem Sesshoumarus Achtsamkeit nachließ. Bereit für den Tag, an dem er die kleine Gruppe für ein paar Tage aus den Augen ließ. Denn in dieser Nacht plante sie ihren ersten Fluchtversuch. XxX Tja, das wäre ja auch langweilig gewesen, kämen die beiden jetzt schon zusammen. Ich habe übrigens überlegt, ob Sesshoumaru Anis nicht doch noch töten soll. Das wäre doch mal etwas abwechslungsreicher. Naja, mal sehen. Ich hoffe ihr haltet das durch und ich kann mich auf eure Kommis verlassen! *auf Knien rumrutsch* Bitteeeee macht weiter so! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)