Gefangen in der Dunkelheit von Erdnuss91 (ohne Fluchtweg in einer fremden Welt) ================================================================================ Kapitel 6: Die Hoffnung erlischt -------------------------------- Vor uns geht die Sonne auf, es sieht so aus als wolle sie uns Hoffnung geben. Dabei ist es sinnlos, wie alles keinen Sinn mehr hat. Ich war die Woche wieder im Krankenhaus und jetzt sitze ich hier mit Reita und warte darauf, dass es Zeit wird zu gehen. Ich will nicht, dass es Uruha erfährt. Mir ging es gut, mir ging es wirklich gut. Aber die Schmerzen wollten nicht nachlassen und letztendlich hat sich mein Körper wieder gegen das Leben gewehrt. Kurz bevor ich endlich gehen durfte, bin ich zusammengebrochen. Die Ärzte meinen es war nur seelisch, ich solle mir keine Sorgen machen. Immer wieder redeten sie auf mich ein, merkten nicht, dass kein Wort mich erreichte. Erst als Reita kam ging es mir etwas besser. Die Ärzte entließen mich, weil ich es wollte. Manchmal wünsche ich es würde enden. Wenn ich wieder knapp am Tod vorbei bin, möchte ich nur leben, nichts mehr vom Tod hören. Gedanken die ich selbst nicht verstehe, Gedanken die mich von Tag zu Tag mehr erdrücken. Nachdem Zusammenbruch habe ich lediglich Schmerztabletten und Beruhigungsmittel verabreicht bekommen. Als es mir wieder besser ging bin ich mit Reita in den Park. Hoffentlich bekommt Uruha keinen Schrecken wenn er mich wieder so blass sieht. Eigentlich soll ich zu Reita, aber Uruha meint es ist besser wenn ich bei ihm bleibe. Auch wenn er die meiste Zeit nicht da ist. Leise schleicht sich die Flüssigkeit aus meinem Auge. „Reita? Können wir bitte jetzt schon gehen?“, frage ich unsicher. Meine Stimme klingt fürchterlich, fast so als würde sie jeden Moment brechen. Ich erinnere mich wieder, ist dieses doch der Park wo die Dunkelheit wieder Besitz von mir nahm. „Klar können wir. Auch wenn Uruha nicht so begeistert davon sein wird. Soll ich dich tragen?“, bietet mir Reita an. „Iie, geht schon“, meiner Meinung nach. Leicht wische mir mit dem Hemdärmel über das Gesicht. Fast geräuschlos stehe ich auf und trotte schweigend neben Reita her, welcher über die Geschehnisse der letzten Woche redet. Er erwartet noch nicht einmal eine Antwort… Uruha fiel förmlich aus allen Wolken, als er mich zu Gesicht bekam. Reita hatte ihn einfach achtlos bei Seite geschoben und mich nach hinten zu seinem Zimmer geführt. Dort habe ich mich direkt in den Futon gemümmelt und war auch wenige Minuten später im Reich der Träume. Manchmal schäme ich mich selbst vor mir. Was muss ich auch mitten in der Nacht aufwachen wegen einem Alptraum? Ein Alptraum der nur um die Geschehnisse der letzten Zeit gehandelt hat. Und danach hatte ich einen kleinen Nervenzusammenbruch. Ok klein ist untertrieben, da die Ärzte mich ans Bett fest gekettet hatten und mir jegliches Zeug in die Arme gespritzt haben danach. Irgendwann war ich wieder etwas ruhiger und ich wurde wieder losgemacht. Danach habe ich einfach nur noch herum gelegen und geräuschvoll mein Kissen mit Tränen bedacht. Es war fast wie eine Ewigkeit, bis ich eine Hand auf meinen Schultern spürte und die Worte von ihm hörte: „Ruki, die Ärzte meinten ich soll kommen, da du die ganze Zeit meinen Namen genannt hast?“ Bei diesen Worten habe ich mich nur noch Reita um den Hals geschmissen und es dauerte lang genug, bis auch die letzten Tränen ihren Tod gefunden hatten. Daraufhin ging es alles sehr schnell, die Ärzte entließen mich früher und gaben mir noch ein paar Beruhigungsmittel mit, die ich jetzt regelmäßig holen muss. Reita wollte unbedingt mit mir in den Park. Wir konnten nicht zu Uruha, weil es noch zu früh war und zu Reita wollte ich auch nicht, am liebsten wäre ich keiner Menschen Seele die nächsten Stunden unter die Augen getreten. Als ich einmal von meinem damaligen besten Freund zurück kam, schlug mich mein Großvater fast bewusstlos. Nur wegen einer Minute, nur wegen einer Minute Verspätung. Erst schubste er mich nur herum, beschimpfte mich wie sonst was. Dann kamen Backpfeifen, Tritte in den Magen. Irgendwann war mein Bruder dazwischen gegangen, der mich letztendlich auch in mein Zimmer getragen und den Arzt geholt hat. An mehr erinnere ich mich nicht mehr, wie ein Filmriss. Danach weiß ich nur noch, dass mich ein paar Schläge ins Gesicht geweckt haben. Ein Schlag mitten ins Gesicht reißt mich aus meinen Gedanken, aus meinem Schlaf. Ich spüre den kalten Schweiß auf meiner Stirn und wie schnell mein Herz schlägt. Ich versuche etwas meine Atmung zu beruhigen, richte mich dabei leicht auf. Blicke dabei Uruha mitten ins Gesicht. „Gomen, ne?“ und schon drückt er mir ein Glas Wasser in die Hand und eine Tablette. Als ich sie zu mir genommen habe, fühlt Uruha meine Stirn. „Hab ich irgendetwas im Schlaf gesagt?“, frage ich vorsichtig nach. „Hai, sogar sehr viel. Irgendetwas wie „Nein Großvater, hör auf. Willst du mich umbringen? Was habe ich denn getan? Bitte sag es, dann ändere ich es“ und halt so etwas“, druckst Uruha vor sich her, „und am Schluss hast du ganz laut „iie!“ geschrieen. Du wolltest beim besten Willen nicht wach werden.“ Mein Gesicht vergrabe ich in den Händen. Warum habe ich nur so etwas im Schlaf gesagt, warum? Mühsam versuche ich mich zu beruhigen, mir nicht wieder so viele Vorwürfe zu machen, nicht vor Uruha. „Am besten du bedankst dich bei der Klassenlehrerin“, Uruha ist echt Meister im plötzlichen Themenwechsel, „Sie hat sich zweimal als deine Mutter ausgegeben, ansonsten hätten sie dich im Krankenhaus nicht behandelt. Und… ist es in Ordnung für dich alleine zu sein? Ich mach mir Sorgen.“ „Hai, danke Uruha“, rede ich fast unhörbar in meine Hände. „Du kannst auch zu Reita, aber da du die letzte Zeit öfters alleine sein wolltest… Habe ich gedacht du bleibst besser hier, solange du nichts anstellst. Du wirst doch nichts anstellen?“, wieso sollte ich etwas anstellen? Warum hat er nur so viel Vertrauen? Meine Hände leg ich auf die Bettdecke und starre sie an. „Ich denke nicht“, antworte ich lediglich. Ein Lächeln erscheint auf seinem Gesicht, müde wuschelt er durch meine Haare. „Du brauchst Zeit, dann wird es schon wieder. Und sobald du wieder regelmäßig in die Schule gehst, vergisst du die vergangenen Dinge. Gib dir die Zeit und erhole dich etwas okay? Wenn irgendetwas ist, wir sind immer für dich da. Vertrau uns ein wenig, wir werden dich auch nicht drängen. Du bist einfach zu lieb… Kann ich noch etwas für dich tun?“, beendet er seine Rede. Ich schüttele nur den Kopf und schaue ihm in die Augen. „Wenn du heute Abend weg bist… Kann Reita dann kommen?“, leicht nickst du. „Warum auch nicht? Solange ihr beiden keinen Unsinn macht. Versuch einfach an etwas anderes zu denken oder mit Reita darüber zu reden. Naja und nimm dir die Scherze nicht zu Herzen, auch wenn er sich bei dir noch zurückhält, im Gegensatz zu Aoi. Halte einfach die Ohren steif“, grinst er mich an. Ein wenig wandern meine Mundwinkel nach oben: „Werde ich tun.“ Er tätschelt leicht meinen Kopf und drückt mir einen kleinen Kuss auf die Stirn. „Schlaf jetzt etwas. Oder willst du etwas lesen oder schreiben? Oder an den PC? Ich hab auch meine Gitarre da…“, bietet er mir an. „Iie, ich finde schon Beschäftigung. Schlaf du ruhig noch etwas. Ich… Nehme mir jetzt meinen Block und setze mich in die Küche“, meine ich noch bevor ich samt Block und Stift den Raum verlasse. Ein letzter Blick verrät mir, dass er die Situation überhaupt nicht versteht, zu niedlich aber auch. Es kommt mir wie Stunden vor. Gedankenlos sitze ich am Küchentisch und zeichne einen Totenkopf. Ich male einige Blutflecken und Risse, bis ich endlich alle Details habe. Kritisch mustere ich es und ich bin zufrieden. Es ist genauso geworden, wie ich es mir vorgestellt habe. „hit me, ‚’til nothing is left“ schreibe ich noch unter das Bild. Ich schlage eine neue Seite auf, beginne ein paar Sachen aufzuschreiben, die mir durch den Kopf gehen. „Gefängnis meiner Gedanken Kein Weg raus, kein Weg rein Sinnlos abzuhauen Muss mich ihnen stellen Immer wieder sie ertragen Darf nicht aufgeben Zu viel steht auf dem Spiel Zu verlieren mein Leben Ist nicht drin“ Ich schmunzle leicht und fange an zu lachen. Es ist naiv, zu naiv. Aber ich werde seinen Worten glauben schenken, ihm vertrauen. Dieses eine Mal werde ich alles wieder aufs Spiel setzen und wenn es das letzte Mal sein wird. „Ich möchte vertrauen, möchte Freunde finden will erleben wie es ist geliebt und gebraucht zu werden. Wie es ist wenn jemand an einen denkt, will nicht mehr alleine sein will nicht sterben ohne einen Moment Glück erlebt zu haben“ Jemand umarmt mich von hinten, schnell schlage ich den Block zu und schmiege mich etwas an ihn. „Verschmust unter Tabletteneinfluss, hm?“, meint er scherzhaft. „Hai. Mir ist etwas kalt…“, lache ich leicht vor mir her. Es ist ein bitteres, man hört es direkt heraus. „Was ist denn los? Warte ich hab hier Reis und alles“, direkt ist er wieder in Sorge. Eine kleine Schale erscheint vor mir, der Block wurde achtlos von Uruha bei Seite geschoben. Nachdem ich den Reis aufgegessen habe, schaue ich Uruha an. „Weiter schmusen?“, lächelt er mich an. „Iie… Ich fühl mich nicht gut…“, rutscht es aus mir heraus. Schnell schlage ich die Hand vor den Mund und wünsche mir nie sprechen gelernt zu haben. Seine Miene verfinstert sich, besorgt schaut er mich an. Er steht auf und zieht mich am Arm hoch. Ich schüttele den Kopf und er nimmt mich in den Arm. „Ganz ruhig… Hol am besten noch eine Tablette. Ich muss gleich los zur Schule… Soll ich dich zu Reitas Eltern bringen?“, fragt er. Ich nicke leicht als Antwort. „Dann zieh dich am besten jetzt um… Und nimm dir etwas zur Beschäftigung mit“, weist er mich an. Tränen bahnen sich ihren Weg über mein Gesicht. Sie sind zu lieb, ich habe es nicht verdient. Warum sind sie so? „Shhht, ganz ruhig“, flüstert er. Leicht streicht er mir durch die Haare während ich mich etwas mehr an ihn schmiege. Die Tränen versiegen wieder, langsam. Ich schaue auf und gucke in seine Augen. Ein Lächeln ziert meine Lippen. „Du musst nicht lächeln, wenn du nicht willst. Komm jetzt machen wir uns langsam fertig“, meint er und führt mich in sein Zimmer. Schweigend packe ich meine Sachen in meine Schultasche und gehe anschließend mit ihm zur Tür wo wir uns unsere Jacken und Schuhe anziehen. Er drückt mir die Tablettenschachteln in die Hand und ich verstaue sie wortlos in meinen Rucksack. „Vielleicht wäre es besser wenn du jetzt noch eine nimmst?“, ich schüttele nur den Kopf. „Ich möchte nicht… Ansonsten wird es nie besser. Gesellschaft wird gut tun denke ich…“, auf jeden Fall hoffe ich dieses. Bei Reita angekommen werde ich in sein Zimmer gebracht. Er meint ich soll etwas schlafen und wenn etwas ist, seine Mutter sei im Haus. Ich soll einfach nach ihr rufen. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hat, ziehe ich meinen Schlafanzug an und kuschle mich in sein Bett. Zufrieden mit mir selbst schlafe ich ein. Gegen Abend weckt mich ein ziemlich besorgter Reita. „Habe ich schon wieder irgendetwas im Schlaf gemacht?“, lache ich. „Iie. Gomen das ich so spät komme. Nur Uruha ist krank… Er ist hier im Gästezimmer und ich war bis eben bei ihm. Der Arzt war auch schon da und naja…“, heute Morgen ging es Uruha doch noch ganz gut, oder? „Was ist mit ihm?“, Besorgnis schwingt in meiner Stimme mit. „Ihm ging es nicht gut in der Schule und da hat ihn meine Mum abgeholt. Er hat hohes Fieber und irgendetwas mit dem Ohr… Aber der Arzt hat gemeint in einer Woche ist er spätestens ok“, er lächelt, „Wie geht es dir? Ich hab die Hausaufgaben für dich.“ „Mir geht es gut. Ich mach sie später“, sein Lächeln erwidere ich. „Die Lehrer vermissen dich. Sie meinen du bist ganz schön wertvoll, weil man dich ja kaum zu Gesicht bekommt. Wir sollen unser Eigentum auch mit den Lehrern teilen, deshalb wollen sie, dass du so schnell wie möglich wiederkommst“, wir beide bekommen einen Lachanfall. Mit Tränen in den Augen schaue ich ihn an. „Wie nett. Ich will aber nicht geteilt werden. Reicht schon wenn ihr mich ständig begrabscht und Aoi nur Witze über mich reißt. Da überstehe ich nicht auch noch Folterungen, dass ist zu viel für meinen ‚großen’ Körper“, lache ich vor mir her. „Da hast du Recht. Willst du mit einkaufen kommen? Ist auch nicht weit weg. Und danach können wir ja noch irgendetwas machen“, bietet er mir an. Ich nicke nur als Bestätigung. Ich stehe auf und ziehe mich um. Schweigend machen wir uns auf den Weg zum Supermarkt. Die Stille ist unerträglich, auch wenn ich sie sonst so mag. „Reita denkst du es ist in Ordnung wenn ich morgen zur Schule gehe?“, frage ich. „Klar wieso auch nicht?“, er lächelt mich an. „Keine Ahnung… Ok dann komm ich morgen mit“ ~ „Aber Herr Lehrer, sie wollen mir doch nicht ernsthaft verkaufen, dass Neuseeland nicht zu England gehört? Die beiden Länder sind doch neben einander“, ruft Reita in die Klasse. „Suzuki-san stören sie nicht den Unterricht“, meint der Lehrer nur. „Nur zu ihrer Information, ich mache sie lediglich auf einen Fehler aufmerksam“, motzt Reita. „Ich weiß ja nicht ob sie so blind sind, aber sehen sie sich doch einmal die Weltkarte an. Neuseeland liegt neben Australien und nicht neben England!“, was für einen Ton hat bitte schön der Lehrer drauf?! „Das kann aber absolut nicht sein! Ich bin mir hundertprozentig sicher! Vielleicht ist die Karte auch falsch! Auf jeden Fall habe ich Recht!“, Reit ist richtig stur. „Na klar. Suzuki-san, stellen sie nicht immer alles in Frage was in Lehrbüchern steht“, gibt der Lehrer seelenruhig zurück. „Tue ich doch gar nicht! Ich kann ja auch nichts dafür, dass das Lehrbuch so viele Fehler enthält“, und einfältig ist Reita auch noch. „Sie können nicht immer Recht haben, wenn ihnen etwas nicht passt“, und wieder einmal hat der Lehrer Recht. „BAKA, ich habe immer RECHT! Niemand hat das „RECHT“ MIR Fehler zu unterstellen!“, und jetzt wird Reita auch noch abfällig. Es ist richtig witzig den beiden beim Streiten zu lauschen. „Suzuki-san ab auf den Flur und neben sie ihren kleinen Freund direkt mit!“, meint Lehrer etwa mich?! Jemand packt mich am Arm und schleift mich mit auf den Flur. Kurz vor der Tür entfährt mir ein lautes „Itaiiiii!“, als Reita mich an eine der vielen Prellungen unsanft berührt. Wütend wirbele ich herum und gebe ihm eine schallende Ohrfeige. Erst schaue ich auf den roten Abdruck auf Reitas Wange und dann auf meine ebenfalls gerötete Hand. Über meine eigenen Füße stolpernd ergreife ich die Flucht Richtung Toiletten. Tränen steigen in meine Augen, ich habe wieder versagt. Ich bin nicht besser wie mein Großvater, wenn ich schon beginne andere zu schlagen. Kurz bevor ich die Toilettentür erreiche werde ich von hinten an der Schulter gepackt. Ich versuche sie ab zu wimmeln, doch ich scheitere. Ich bleibe stehen und drehe mich langsam um. „Ruki? Was ist los?“, fragt mich Ayumi, die Klassensprecherin. „Nichts, was soll den sein?“, erwidere ich und erhebe trotzig meinen Kopf um ihr in die Augen sehen zu können. „Lüge dich nicht selber an. Du bist ziemlich blass. Wie geht es dir?“, fragt sie besorgt. „Mir ist ein wenig schlecht… Geht aber schon“, sage ich und senke meinen Kopf wieder etwas. „Komm wir gehen wieder zurück in die Klasse. Ich denke mal es wird nicht viel Ärger geben. Vielleicht kommst du ja mit Nachsitzen davon“, ein Lächeln erscheint auf ihren Lippen. Schweigend gehen wir zurück zum Klassenraum. Neben der Tür lasse ich mich auf den Boden nieder und lehne mich an die Wand. Von Reita ist weit und breit keine Spur. „Beruhige dich wieder etwas Ruki. Dann bis gleich“ und schon ist sie verschwunden. Ich ziehe meine Knie an und schlinge meine Arm darum. Wenn Reita jetzt sauer ist, wo soll ich dann hin? Uruha ist krank und ich bin mir sicher, er ist auch sauer auf mich, wenn er es erfährt. Was ist wenn sie mich jetzt von der Schule deshalb schmeißen? Hoffentlich nicht, ich will noch etwas hier bleiben. „Ruki-chan?“, spricht mich auf einmal Reita an. Ich blicke auf und schaue in sein Gesicht. Ein kleines Lächeln bildet sich auf seinem Gesicht und ich springe direkt auf um ihm im nächsten Moment um den Hals zu fallen. Leicht legt er seine Arme auch um mich und Tränen flüchten über mein Gesicht. Ich spüre wie er mich hoch hebt und den Gang runter trägt. Mein Gesicht schmiege ich an seine Halsbeuge und warte darauf, dass wir endlich ankommen. Langsam werde ich auf einen kalten und gefliesten Boden abgelassen. Meine Augen schließe ich. Nach einiger Zeit wird mit einem feucht-kalten Tuch über mein Gesicht gewischt. Ohne es zu bemerken waren meine Tränen schon längst versiegt. „Reita…“, flüstere ich, „gibt das keinen Ärger?“ „Wir finden schon eine Ausrede… Geht es dir jetzt besser?“, fragt er. „Hai, etwas“, aber auch nur ein kleines Stück. Ein Stück weit öffne ich die Augen um mich umzusehen. Reita steht an einem der Waschbecken und macht irgendetwas. „Du siehst überhaupt nicht gut aus. Soll ich dich aufs Krankenzimmer bringen?“, langsam kommt er näher. „Mir war eben schlecht, aber es geht langsam wieder“, versuche ich ihn zu beruhigen. „Wenn du meinst. Naja sagen wir dem Lehrer dir war plötzlich schlecht und deshalb sind wir zu den Toiletten“, er ist perfekt in Sachen Ausreden. „Machen wir das“, antworte ich lediglich. „Er wird sicherlich wütend sein wenn er uns nicht mehr vor der Tür findet“, lacht Reita schadenfreudig. Plötzlich geht die Tür auf und unser Klassensprecher steht in der Tür. „Was ist los Ta-kun?“, fragt Reita mit einem ziemlich dummen Gesichtsausdruck. „Reita dreimal darfst du raten“, meint unser Klassensprecher nur genervt. „Du musst auf Klo?“, ich glaube dieses mal liegst du schon wieder falsch Akira. „Falsch gedacht. Ich war euch suchen. Und wieso liegt Ruki darum? Ihr habt doch nicht etwa“, was denkst du bitte von uns Ta-kun?! „Hey keine falschen Gedanken, das ist nicht fair!“, versucht sich Reita zu verteidigen. „Okay. Auf jeden Fall soll euch sagen, ihr sollt augenblicklich zurück in die Klasse kommen“, überbringt uns Ta-kun diese nicht freudige Nachricht. „Und wieso sollten wir?“, Reita ist anscheinend immer noch ziemlich mies gelaunt. „Reita mach die Sache nicht noch schlimmer! Ruki kommst du mit wenigstens mit?“, und schon wieder liegt alle Aufmerksamkeit auf mir. Schwankend stehe ich auf und folge ihm, zurück lassen wir einen völlig verdutzten Reita. Erst klopft er und dann treten wir in den Klassenraum, alle Blicke sind auf uns gerichtet. Ein Glück, dass ausgerechnet in diesem Moment die Schulklingel geht und die Klasse laut wird. Schlurfend gehe ich zum Lehrerpult. „Sumimasen Sensei“, beginne ich mit einer Verbeugung, „mir ging es eben plötzlich überhaupt nicht gut und deshalb hat mich Reita zu den Toiletten gebracht. Weil es mir so schlecht ging, wollte er nicht noch einmal zurück und ihnen Bescheid sagen, sumimasen. Es ist meine Schuld und bitte bestrafen sie ihn nicht.“ „Das werden wir ja sehen Matsumoto-san“, mit diesen Worten lässt er mich alleine vorne stehen und verlässt den Raum. Toll jetzt steckt Reita wegen mir in der Klemme. Ohne mich würde er garantiert nicht noch mehr Ärger bekommen, es ist alles meine Schuld. Warum musste ich ihn auch nur wegen einer kleinen Berührung schlagen? Ich hätte nicht über reagieren dürfen. Ich bin dumm, töricht. Mir dürfen keine Fehler mehr unterlaufen, zu viel steht auf dem Spiel. Ich habe keine Lust mehr. Die Woche hat schlecht angefangen und bevor ich hier mir noch mehr meine Zukunft verbaue gehe ich. Eilig packe ich meine Sachen zusammen und beim raus gehen werde ich von jemanden unsanft an den Schultern festgehalten. „Was ist los Ruki? Wohin willst du?“, dringt eine Stimme an mein Ohr. „Weg, siehst du das nicht?“, keife ich ihn an. „Komm reg dich ab, es war doch nur eine Frage“, meint der Klassensprecher entschuldigend. „Lass mich doch einfach alle in Ruhe“, schreie ich und renne den Gang zu den Fachräumen entlang. Dort schließe ich mich in einer der Toilettenkabinen ein, wohl wissend, dass mich hier am ehesten niemand finden wird. Ich setze mich auf den Toilettendeckel und beginne meinen Rucksack zu durchsuchen. Früher wurde ich durch meinen Großvater bestraft, danach durch mich und jetzt fehlt es mir. Mir fehlt die verdammte körperliche Strafe für mein Verhalten. Das seelische ist mir nicht genug, ich brauch es körperlich, die Schmerzen. Ich finde meine Papierschere, ob es etwas bringt weiß ich nicht. Leicht schiebe ich meinen Hemdärmel hoch und beginne zu zeichnen. Ich zeichne das Geschehene auf meine Haut, wie ich es sonst auch immer auf Papier tue. Ein Strich, ein zweiter, Blut verlässt meinen Arm. Es ist nicht genug, ich will mehr, spüre die Schmerzen doch kaum. Fester drücke ich auf den ersten Strich, mehr Blut quillt hervor. Es fängt an zu pochen, die Hand wird taub. Genießerisch fahre ich mit der Zunge drüber. Es fängt an zu brennen. Ich schließe meine Augen halb und starre einfach vor mir her, Wege des Schmerzes am genießen. „Ruki-san bist du hier drinnen?“, haben sie mich jetzt schon gefunden? Ich schweige, hoffend die Person verschwindet wieder. Falsch gedacht, sie hämmert fünf Minuten auf die Kabinentür ein bevor sie geht und mich alleine lässt. Kurz darauf höre ich Reitas Stimme. „Ruki bitte stell jetzt nichts Dummes an. Wir können über alles reden hörst du? Du hast einen besseren Todesort als die Schultoilette verdient“, habe ich das? „Was ist denn gewesen?“, das Leben ist gewesen, ist es immer noch. „Komm bitte antworte mir. Lebst du noch?“leicht trete ich mit meinem Fuß gegen die Kabinentür und ich höre ein auf seufzen. „Glaub mir ich habe dich eben nicht auf die Schultoilette getragen damit du jetzt in einer stirbst. Bitte komm raus, tue mir diesen einen Gefallen“, seine Stimme zittert. Wie kann ich sicher sein? „Ruki, bitte!“, seine Stimme wirkt hysterisch, „komm raus, zeig mir wenigstens dein Gesicht! Bitte!“ Du musst ein auf schluchzen unterdrücken, man hört es genau. „Warum willst du sterben? Warum willst du nicht an eine glückliche Zukunft denken? WARUM?“, zum Ende hin wird deine Stimme immer lauter. „Reita ich kann nicht mehr! Deshalb will ich sterben“, schreie ich. „Ruki dann hättest du es schon längst fertig gebracht! Komm bitte mach dir Tür auf, ich möchte dich gerne beim Reden ansehen“, fordert er mich abermals auf. „Nein, nein! Ich bleib hier drinnen! Gleich geht sowieso die Kerze aus!“, presse ich verzweifelt hervor. „Ruki bitte. Ich möchte dich beim Reden ansehen!“, fordert mich Reita wieder auf. „Ich komm hier nicht raus! Geht, lasst mich in Ruhe…“, meine Stimme droht zu brechen, „Bitte geht…“ Sie versagt, ich hab keine Kraft mehr. Weinend breche ich zusammen, nicht mehr wissend was ich tun soll. „Ruki ich hab die anderen weggeschickt. Ich bin alleine, bitte komm raus“, auch in seiner Stimme schwingt Verzweiflung mit. Soll ich raus kommen? Nein lieber nicht. Ich will ihm nicht mein verheultes Gesicht zeigen, ich will nicht in seine Auge sehen müssen. „Beruhige dich wieder Ruki, bitte. Bitte tue mir den Gefallen und komme raus, tue es bitte. Du brauchst auch nicht reden, aber bitte komm raus“, fleht er mich an. Wenn sie mich hassen, wieso kümmern sie sich dann um mich? Wieso? Sie haben doch keinen Grund. Ausnutzen kann man mich nicht mehr, ich bin leer, verbraucht. Ich wurde schon ausgebeutet. Ich kann ihnen nichts mehr bieten. „Ruki bitte ich will nicht die Tür eintreten müssen, bitte mach sie jetzt auf. Ansonsten gibt es noch mehr Ärger, bitte. Du weißt nicht welche Strafen sie hier haben, du willst es nicht wissen. Bitte komm raus“, er bettelt ja richtig fällt mir gerade auf. An meiner alten Schule gab es noch die Prügelstrafe, nicht dass es sie auch hier gibt. „Schließe wenigstens die Tür auf, ich komme auch nicht rein, versprochen!“, kannst du dein Wort auch halten? Langsam schließe ich sie mit dem Drehknopf auf. Ich nehme meine Wasserflasche aus der Tasche und tränke damit Klopapier um den Boden und meine Hand zu säubern. Es muss ja niemand das Blutbad sehen welches ich angerichtet hatte. „Ruki was machst du?“, höre ich Reita vor der Tür. „Ähm… Boden säubern?“, erwidere ich. „Dafür gibt es Putzfrauen. Was hast du nur angestellt?!“, fragt er entsetzt. „Ähm… Das kannst du dir denken!“, erwidere ich etwas zu schnell. Langsam steigt in mir Übelkeit auf, wegen der Angst und des Blutverlustes. Und die Tatsache, dass ich seit gestern Abend nichts mehr gegessen habe, gibt mir dem Rest. „Gleich ist die vorletzte Stunde um, wenn wir uns beeilen schaffen wir es noch zur letzten und dann heißt es nachsitzen und auf die richtige Strafe warten“, versucht er vom Thema abzulenken. Das Klopapier spüle ich runter und packe alles wieder ein. Ich stehe auf und öffne die Tür. Reita packt vor Schreck die Hände vor den Mund und guckt mich nur schockiert an. „Es ist okay, komm wir gehen“, meine ich und gehe an ihm vorbei Richtung Klassenzimmer. Nach einer kurzen Zeit hat er mich eingeholt und bekommt vor Schock immer noch kein Wort heraus. Bis er endlich seine Stimmbänder wieder findet. „Du hast Blut im Gesicht… Was hast du gemacht?!“, fragt er erschüttert. Ich wische mir mit dem Hemdärmel ein paar Mal über das Gesicht. „Ist weg, aber dein Hemdärmel sieht auch nicht besser aus“, weist er mich daraufhin. Augen rollend krempele ich ihn hoch und verdecke somit die blutige Stelle. Leise klopfe ich an und betrete das Klassenzimmer. Nachdem ich mich mehrfach entschuldigt habe, gehe ich samt Reita zurück zu unseren Sitzplätzen. Blicke der anderen liegen immer noch auf uns, doch es ist mir egal, völlig egal. ---------- Disclaimer: keiner von ihnen gehört mir und geld gibts auch keins Warnung: Svv eigentlich will ich mir noch ein schönes buch über depressionen antun, bevor ich die nächsten kapitel schreibe, aber momentan fehlt mir die zeit... und dieses mal kein richtiges gedicht... nur gedankn aufschreiben is für mich nicht dichtn... deshalb ^^" ich bin kein befürworter von svv! es gibt immer andere mittel und wege um schmerz zu vergessn(kein suizid!). wege die im grunde gar nicht weh tun. 11.07: 4136 -> 4445 Wörter =D Hosted by Animexx e.V. 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