Tanz aus der Reihe von lunalinn (Eine Naruto-OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 21: Zuhause ------------------- Manchmal verging die Zeit so rasend schnell, dass man die Veränderungen im Leben nicht sofort realisierte. Jeder mochte dies anders empfinden, doch gerade für Uchiha Itachi war es schwer zu glauben, dass der Sommer schon wieder vorbei war und der Herbst allmählich in Konoha einzog. Die Temperaturen sanken, es gab gelegentlich Regenschauer und der Wind nahm zu. Nachdenklich betrachtete er die roten und gold gefärbten Blätter, nahm wahr, wie die Farben im Licht der untergehenden Sonne noch mehr zur Geltung kamen. Die Bäume warfen große Schatten auf dem Waldboden, doch bald würden sie in der Dunkelheit verschwinden – die Abendröte läutete nur die Nacht, welche in wenigen Stunden anbrechen würde, ein. „Itachi-san!“ Er riss sich von dem schönen Anblick los, schalt sich im gleichen Moment für seine Gedankenlosigkeit – wie konnte er sich gerade jetzt mit der Natur beschäftigen? Damals hatte er dafür nichts übrig gehabt, was vermutlich daran lag, dass er andere Sorgen gehabt hatte. Bis vor wenigen Monaten hatte er auch nicht das Bedürfnis verspürt, die Welt und ihre positiven Seiten erneut zu erkunden. Wahrlich, die Zeit war schnell vergangen. So schnell, dass ihm seine eigenen Veränderungen erst nach und nach bewusst wurden. Es war Yamanaka Ino, die vor ihm zum Stehen kam und ihn zwar tadelnd, jedoch auch mit unverkennbarer Unsicherheit in ihren blauen Augen fixierte. Das war nichts Neues, denn die Zeit hatte es nicht geschafft, die Skepsis der Bewohner Konohas vollkommen auszulöschen – nicht dass Itachi das erwartet hätte. „Selbst Chouji ist konzentrierter bei der Sache als du! Träumen kannst du auch noch später!“ Eines musste man der blonden Kunoichi lassen – sie besaß Mut, denn nicht viele trauten sich, so mit ihm zu reden. Um ihre Worte zu verdeutlichen, stemmte sie die Hände in die Hüften und schnaubte hörbar. Recht hatte sie jedenfalls, denn dies war eine Mission und wenngleich es sich nur um einen B-Rank-Auftrag handelte, konnte es sich keiner von ihnen leisten, die Aufmerksamkeit zu vernachlässigen. Daher nickte er verstehend und Ino nahm das zufrieden zur Kenntnis, wandte sich um und folgte ihren beiden Teamkameraden, die ihnen bereits weit voraus waren. Itachi tat es ihr gleich; es war eigenartig, nicht mehr mit seinem Partner durch die Gegend zu ziehen. Teamwork konnte man das, was Kisame und er bei ihren Kämpfen geleistet hatten, nicht wirklich nennen. Trotzdem bedauerte er den Tod des Haimenschen gewissermaßen, schließlich hatten sie einige Jahre zusammen verbracht…er wollte nicht so weit gehen, zu behaupten, dass er ihn vermissen würde, denn wie man es drehte und wendete – er war ein Monster gewesen. Nicht der Äußerlichkeiten wegen, darauf gab Itachi nichts…es war sein brutaler Hang zum Blutvergießen gewesen, der ihn zu einer Bedrohung hatte werden lassen. Wobei man sich erzählte, dass Kisame mit seinem Selbstmord Charakterstärke bewiesen hatte…vielleicht hatte er damals Recht gehabt und Menschen zeigten ihr wahres Wesen erst, während sie starben. Itachi fragte sich nicht selten, warum es ihm vorkam, als wäre der Umgang mit Nuke-nin leichter gewesen, als mit einem Team bestehend aus Chu-nin im selben Alter wie er selbst. Dabei hatte er mit Nara Shikamaru, Akimichi Chouji und Yamanaka Ino noch eine relativ umgängliche Truppe zugeteilt bekommen. Die Hokage hatte lange gezögert, ihn überhaupt irgendwo unterzubringen und es war nicht schwer zu erkennen, woran das lag. Bisher hatte er sich von keinem der drei Chu-nin abfällige Bemerkungen anhören müssen, denn sie verhielten sich ihm gegenüber zwar vorsichtig, aber auch neutral und das wusste er zu schätzen. Bei dem einzigen Mädchen des Teams zehn konnte er sich noch vorstellen, dass Sakura ein gutes Wort für ihn eingelegt hatte, immerhin waren die beiden beste Freundinnen und Itachi konnte sich schwer vorstellen, dass sie sich etwas verschwiegen. Der Uchiha hätte es für besser gehalten, wenn sie niemandem davon erzählt hätte, aber er konnte es ihr auch nicht verbieten, nahm es halt hin. Selbst jetzt fühlte es sich ungewohnt an, sich diese Beziehung einzugestehen…nicht unangenehm, nur…gewöhnungsbedürftig. Er hob den Blick, richtete die glutroten Sharingan auf die Yamanaka, welche ertappt zusammenzuckte und infolgedessen beinahe von einem der Bäume abrutschte. Rechtzeitig konnte sie sich mit der anderen Hand festhalten und schwang sich so elegant es eben ging wieder hoch, sprang zum nächsten Ast. Die Röte auf ihren Wangen machte deutlich, dass ihr die Aktion peinlich war und sie nicht gewollt hatte, dass er ihren musternden Blick bemerkte. Eine Reaktion seinerseits blieb jedoch aus und er schaute wieder nach vorn, meinte, ihr erleichtertes Aufatmen zu hören. An der Spitze blieb Shikamaru stehen und Chouji, der mächtig aus der Puste schien, tat es ihm gleich. Prüfend glitten die schwarzen Iriden ihres Teamführers über die einzelnen Mitglieder – nur weil Itachi Sarutobi Asumas Platz für eine Weile einnehmen würde, da er als Jo-nin eingestuft worden war, würde ihm niemand die Führung überlassen. Zwar wussten sie wohl alle, dass er die meiste Erfahrung hatte, aber Itachi kannte seinen Platz und er war klug genug, sich unterzuordnen, bis man entschloss, ihm zu vertrauen. „Wir müssten Inos Späher zu urteilen gleich beim Stützpunkt der Iwa-nin sein“, teilte ihnen Shikamaru mit und warf einen Seitenblick zu der Kunoichi, die zustimmend nickte. Inos spezielle Kunst bestand darin, die Kontrolle über den Geist anderer Wesen zu übernehmen und so war es einfach gewesen, die Shinobi aufzuspüren. Diese hatten eine wertvolle Schriftrolle entwendet und dabei einen Konoha-nin getötet, was den Auftrag deutlich machte. „Wir machen es so wie besprochen…Ino spielt den Lockvogel – riskier dabei nicht zu viel, okay?“ „Ja, ja, so schwach bin ich auch wieder nicht!“, schmollte das Mädchen und verschränkte die Arme. Shikamaru vermied es wohl gerade noch so, die Augen zu verdrehen, erläuterte stattdessen aber lieber weiter seinen Plan – gegen den Sturkopf der jungen Frau kam er sowieso nicht an. „Wir müssen uns beeilen, damit wir den Plan umsetzen können, bevor es Nacht wird…sonst sieht es schlecht mit meinem Kagemane no Jutsu aus. Chouji und Uchiha erledigen den Rest…damit dürften wir Erfolg haben. Noch Fragen?“ Keiner sagte etwas und damit war die Sache entschieden. Der Plan war gut, das musste Itachi zugeben, aber laut Sakuras Ausführungen sollte Shikamaru ja auch ein Genie sein und generell sprach sie nicht ungerechtfertigtes Lob aus. „Dann los!“ Haruno Sakura seufzte still in sich hinein, während sie auf einer Bank in der Nähe des Haupttores saß und dabei zusah, wie die Sonne langsam verschwand. Die Lichtreflexe spiegelten sich in ihrem rosa Haar wieder, ließ dieses beinahe rötlich leuchten und sie strich sich die Strähnen aus dem Gesicht, als der Wind diese aufwirbelte. Bald würde es dunkel sein und Itachi war noch immer nicht zurück – nicht, dass das ungewöhnlich gewesen wäre. Nicht selten blieben Teams über mehrere Tage weg, das war kein Grund zur Sorge…und trotzdem saß sie hier, wartete auf ihn. Wenn es dunkel wurde, würde sie nach Hause gehen, aber bis dahin hoffte sie, dass er vielleicht doch gleich durch dieses Tor marschieren würde. Im selben Moment fragte sie sich, ob sie mit ihrem Verhalten nicht unangenehm auffiel…das Letzte, das sie sein wollte, war aufdringlich zu sein. Das hatte ihr schon die Chancen bei Sasuke verdorben und auch wenn dessen Bruder anders war…sie wollte es nicht herausfordern. Abermals seufzte sie, lehnte sich zurück und schaute in den Himmel, wo ein paar Vögel über sie hinweg flogen…Raben? Möglich…aber das musste nicht heißen, dass es seine Raben waren. Vielleicht war sie wirklich zu fixiert auf den Uchiha, dabei war sie doch in den Jahren unabhängiger geworden und das wollte sie auf jeden Fall beibehalten. Wahrscheinlich machte sie sich nur so viele Gedanken, weil das seine erste Mission war…vorher hatte es nur gemeinsame Trainingskämpfe gegeben. Sakura wusste immer noch nicht, was sie von Tsunades Entscheidung, Itachi in Team zehn zu stecken, halten sollte. Sicher, der Uchiha war anpassungsfähig, ruhig und auf jeden Fall talentiert, doch würde er mit Shikamaru, Chouji und Ino auskommen? Shikamaru war viel zu faul zum Streiten und Chouji so lieb, dass es ihm im Traum nicht einfallen würde, jemanden dumm anzumachen. Die Einzige, die ihr Kopfzerbrechen bereitete, war ihre beste Freundin. Ino war dickköpfig und viel zu direkt und nur weil Itachi gut aussah, würde sie sich nicht zurückhalten – aus dem Alter war sie raus. Zudem war Sakura mit ihm zusammen…oder so ähnlich, sie wusste nicht, wie sie das nennen sollte. Dass sie sich in ihn verliebt hatte, daran bestand kein Zweifel, doch was war mit ihm? Itachi sprach nicht viel und über seine Gefühle erst recht nicht, sie musste ihm eigentlich alles aus der Nase ziehen. Dennoch hätte sie sich nie darüber beklagt, denn sie wusste, wie schwer es ihm fallen musste, ihr überhaupt zu zeigen, dass ihm etwas an ihr lag. Sie hoffte jedenfalls, dass sie ihm am Herzen lag. Und Ino ebenso, weshalb Sakura befürchtete, dass sie versuchen könnte, ihn auszuquetschen. Die Yamanaka hatte sich schon immer wie ihre ältere Schwester benommen und sie hatte bereits angedeutet, dass sie höchstpersönlich überprüfen würde, ob Itachi es auch wert war. Verdammt. Aber davon abgesehen war es wohl doch eine recht kluge Entscheidung von ihrer Meisterin gewesen, Team zehn auszuwählen. Itachi zu jemandem wie Kiba aus Team acht zu stecken, wäre dagegen fatal gewesen, jedoch auch eine mögliche Wahl, da Kurenai voll und ganz damit beschäftigt war, sich um ihr Kind zu kümmern. Beiden Teams hatte eine vierte Person gefehlt und da Itachi auf dem Level eines Jo-nin war, hatte er sich geradezu angeboten. Das Problem lag in der Integration, womit er immer noch seine Schwierigkeiten hatte, schließlich war er jahrelang unter Verbrechern der Klasse S gewesen und da war nur das Überleben wichtig gewesen. Nun galt es zu beweisen, dass er kein skrupelloser Mörder war. Es gab wenige, die das begriffen hatten, darunter Sasuke, Naruto, Kakashi und sie selbst…Tsunade natürlich auch, sonst hätte sie ihm diese Chance niemals gewährt. Sasuke kannte seinen Bruder viel besser als sonst wer und auch wenn das Verhältnis gespannt war, so stand er doch zu ihm. Naruto war dafür bekannt, so gut wie jeden in sein Herz zu schließen und Kakashi war dem Uchiha nicht länger feindlich gesinnt gewesen, als er dessen Geschichte erfahren hatte. Sakura war selbst anfangs sehr misstrauisch gewesen, aber umso mehr Zeit sie mit Itachi verbracht hatte, desto mehr hatte sie von seinem wahren Charakter erfahren. Es war befremdlich gewesen, zu erkennen, dass der berüchtigte Clan-Mörder eigentlich ein sehr liebevoller Mensch war und das hatte ihr die Scheu vor ihm genommen. Zuerst hatte sie das Training mit ihm vorgeschoben, um ihn wieder zu sehen, sie hatten sich viel unterhalten und obwohl der Uchiha meistens nur zugehört hatte, hatte es dem Mädchen nicht viel ausgemacht. Sie hätte nie gedacht, dass sie Sasuke einmal wegen dessen Bruder vergessen würde…ebenso wie sie niemals geglaubt hätte, sich in jemanden wie Itachi zu verlieben. Es war ohne Vorwarnung geschehen, hatte sich ergeben und nachdem sie ihn aus der Reserve gelockt hatte, waren sie einen Schritt weiter gegangen. Sie stützte das Gesicht auf die Handflächen und das Seufzen, das ihr diesmal über die Lippen kam, klang resigniert. Danach war der nächste Schritt gefolgt, ein weiterer…doch es fehlte noch etwas. Sie bezweifelte irgendwie, dass Itachi ihn je gehen würde. Sie sprach nicht etwa von Sex, denn das hatten sie beide bereits hinter sich gebracht und sie war froh darüber. Man musste nicht erwähnen, dass sie in so was keinerlei Erfahrung gehabt hatte – zu ihrer Erleichterung war Itachi genauso angespannt gewesen wie sie selbst. Sie hatte nicht nachgefragt, ob es auch sein erstes Mal gewesen war, aber sie bezweifelte es…er war zweiundzwanzig und noch dazu ein Mann. Männer waren da anders als Frauen, davon war sie überzeugt. Trotzdem war er unglaublich zärtlich zu ihr gewesen, kaum vorstellbar, wenn man bedachte, wer alles unter diesen Händen gestorben war…aber davon redete sie nicht, denn es gab etwas, das ihr viel wichtiger war. In dieser Hinsicht war sie eben doch ein richtiges Mädchen…nicht zu ändern. „Du solltest nach Hause gehen.“ Sie hätte beinahe vor Schreck aufgekreischt, als die Stimme nahe ihrem Ohr ertönte und reflexartig sprang sie auf, fuhr herum. Schwarze Iriden musterten mit dem gewohnten Desinteresse und doch meinte Sakura für einen Moment einen Hauch Belustigung in ihnen wahrzunehmen. Ihre Wangen färbten sich rötlich und sie wich dem Blick ihres Gegenübers aus, da sie nicht vermochte, ihm länger standzuhalten. „Sasuke-kun.“ Der Uchiha schob die Hände in die Hosentaschen und schaute in Richtung des Tores, schwieg eine Weile. „Er wird wohl heute nicht zurückkommen.“ Sie blinzelte, sah ihn mit eindeutiger Überraschung an, denn der Satz erinnerte sie an etwas; noch vor einiger Zeit war es umgekehrt gewesen. Itachi hatte ihr damals immer gesagt, dass sie umsonst warten würde…ein Vorwand, vielleicht um herauszufinden, ob sie wirklich nur wegen ihrem Teamkameraden hergekommen war. „Wahrscheinlich nicht“, stimmte sie leise zu und lächelte enttäuscht. Sasuke maß sie mit einem abschätzenden Blick, dann zuckte er mit den Schultern und wandte sich um. „Komm. Ich bring dich nach Hause.“ Ihr Kopf schnellte hoch und ungläubig starrte sie ihn an, hätte sie doch so ein Angebot nicht von ihm erwartet. Eigentlich hatte sich der jüngere der beiden Brüder nicht verändert, äußerlich, ja, denn er war erwachsener geworden, größer und stärker. Er sah immer noch atemberaubend attraktiv aus und hatte diese coole Art an sich, die den Mädchen stets aufs Neue das Herz stahl…doch sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er nichts auf all das gab. Sasuke hasste es, wenn man um seine Aufmerksamkeit buhlte und seine Ignoranz dafür ließ ihn oftmals arrogant wirken. Inzwischen war auch ihr klar geworden, dass das alles nur Fassade war, um einen guten Kern zu schützen…darin waren sich die beiden Uchihas sehr ähnlich. Sie musste lächeln, nickte dann. „Danke, Sasuke-kun.“ Es war nicht allzu weit zu ihrem Haus, sie hätte auch allein gehen können, aber aus irgendeinem Grund schien Sasuke das Gespräch mit ihr zu suchen. Darin war er genauso unbegabt wie Itachi und deshalb drängte sie ihn nicht, wartete darauf, dass er den Anfang machte. Die Luft wurde langsam ziemlich kühl, weswegen sie ihre Jacke schloss…schade, dass sich der Sommer schon wieder dem Ende zuneigte. Ihre Schritte klangen leise auf dem steinigen Boden wieder, während sie durch das Dorf gingen und sie bemerkte, dass es wohl doch noch nicht so spät sein konnte, denn ein paar Restaurants hatten noch auf. „Ihr beide…“ Sie hielt kurz inne, sah verwundert zu ihm auf, als er tatsächlich ein Gespräch begann. „…ihr…“ „Sakura-chan!!“ Eigentlich mochte sie Naruto sehr gern, doch in diesem Augenblick hätte sie ihn zum Mond prügeln können, denn sein Geschrei hatte Sasuke aus dem Konzept gebracht. Dabei hatte er ihr doch etwas sagen wollen…oder etwas fragen, sie war nicht sicher. Nun standen die Chancen schlecht, dass sie es überhaupt noch mal erfuhr. „Nanu? Was suchst du denn hier?!“ Sasukes Braue zuckte gefährlich nach oben, als der Blonde ihn so unverschämt von der Seite ansprach – manche Dinge änderten sich eben nie. „Ich brauche wohl kaum deine Erlaubnis, um raus zu gehen…Dobe.“ „Ist aber sehr verdächtig, dass du ausgerechnet mit Sakura-chan hier rumspazierst…was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen, Teme?!“ Anklagend zeigte der Uzumaki auf seinen besten Freund, der aussah, als würde er diesen gleich erwürgen…Sakura seufzte schwer und rieb sich die Schläfen – immer das Selbe mit den beiden! „Was willst du mir unterstellen, Usuratonkachi?!“ „Das weißt du genau, du–“ „Hey, Jungs! Wer hat Lust auf Ichirakus, na?“, unterbrach sie den Streit kurzerhand und war froh, als die zwei inne hielten. „Ich bin dabei!“ „…meinetwegen.“ Sie musste ein Grinsen unterdrücken, wollte den Frieden nicht auf die Probe stellen. Nicht selten geschahen Dinge innerhalb von wenigen Sekunden und man war unfähig, diese aufzuhalten. So erging es gerade auch Yamanaka Ino, die nicht in der Lage war, sich zu bewegen und daher nur mit weit aufgerissenen Augen zusehen konnte, wie die Geröllmassen auf sie niederstürzten. Sie hörte Shikamaru ihren Namen brüllen, doch er konnte ihr nicht helfen, rang gerade mit zwei der feindlichen Shinobi. Chouji stieß einen wütenden Schrei aus, als ihn zwei weitere Iwa-nin mit ihren Künsten in Schach hielten und sie…würde sterben. Es gab einen lauten Knall, als das Gestein der aufgetürmten Felswand mit Bäumen und Erdboden kollidierte, alles unter sich zermalmte. Staub wurde aufgewirbelt und nahm ihnen die Sicht auf das Geschehen. Shikamaru zischte leise und die Trägheit war ihm vollständig aus den Knochen gewichen, stattdessen beendete er den Kampf mit den beiden Iwa-nin, die ihn soeben daran gehindert hatten, seiner Freundin zu helfen, indem er sie mit einem Kage Nui no Jutsu durchbohrte. Suchend blickte er sich um, bekam gerade noch mit, wie Chouji seinen Gegnern mit den Fäusten die Knochen zertrümmerte – ihm stand die Panik ins Gesicht geschrieben. „…Sturkopf“, knurrte Shikamaru leise und betrachtete mit wachsendem Unbehagen die Blutspritzer an den Trümmern. Er hatte ihr noch extra geraten, es nicht zu übertreiben, denn auch wenn Ino eine gute Kunoichi war…ihr Spezial-Jutsu schwächte sie jedes Mal wieder. „Wir müssen sie ausgraben! Vielleicht lebt sie noch!“, keuchte Chouji neben ihm und stürzte nach vorn. Ausgraben…wenn Ino wirklich darunter lag, wäre es das Beste gewesen, wenn sie tot war…er spürte die Übelkeit in sich aufkommen. Dann aber erweckte etwas anderes seine Aufmerksamkeit, denn er hatte wieder einmal etwas Entscheidendes verdrängt – sie waren nicht mehr nur zu dritt. Wo war der Uchiha? Shikamaru hatte den Überblick verloren gehabt, nachdem der Plan nicht so aufgegangen war, wie er es sich erhofft hatte. Er hatte nicht erwartet, dass sich zwei von ihren Feinden die ganze Zeit über unter der Erde versteckt gehalten hatten. Seine Hand krampfte sich um die wiedererlangte Schriftrolle, während er hoffte, dass dieser Fehler Ino nicht das Leben gekostet hatte. Er fuhr herum, als er etwas rascheln hörte und warf reflexartig ein paar Kunai in die Richtung, aus der die verdächtigen Geräusche kamen. Stahl prallte auf Stahl, dann wurde es wieder still. Auch Chouji spannte sich an, hörte aber nicht auf, in den Trümmern zu graben…unnötig, wie sich herausstellte, denn die Gestalt, die sich soeben aus einer Baumkrone schwang, war weder fremd noch feindlich gesonnen. Shikamaru fragte sich insgeheim, wie es Uchiha Itachi geschafft hatte, sein Chakra sogar vor ihnen zu verbergen, denn er hatte nichts wahrgenommen, obwohl er ein feines Gespür für so etwas besaß. Allerdings schien er dabei nicht unverletzt weggekommen zu sein, denn der linke Ärmel war sowohl zerrissen als auch blutgetränkt. Selbst aus der nur langsam geringer werdenden Entfernung vernahm Shikamaru den abgehackten Atem und er erinnerte sich daran, was die Hokage ihm erzählt hatte. Schwaches Herz, ohne Sharingan nur noch in der Lage, verschwommen zu sehen…es würde nicht besser werden, sondern schlimmer. Er hatte sich vorgenommen, dies alles nicht seine Urteilskraft trüben zu lassen, er würde objektiv bleiben, denn Mitleid gehörte nicht in ihre Welt. Das Entscheidende war… „Ino!!“, entfuhr es Chouji voller Erleichterung und er sprang auf. Es war schwer zu sagen, ob es ihrer Freundin gut ging, denn sie hing bewusstlos über Itachis unverletzter Schulter…äußerlich hatte sie nur ein paar Kratzer und Schürfwunden abbekommen. Wenn sie wieder zu sich kam, würde sie sich vermutlich am meisten über ihre zerzauste Mähne aufregen. Auch er atmete auf, ehe er es Chouji gleichtat und dem Uchiha die Kunoichi abnahm. „Du hast sie gerettet…danke!“ Shikamaru war es immer zu lästig gewesen, sich groß mit überschwänglichen Reden auseinanderzusetzen – Chouji dagegen sprach sofort aus, was ihm durch den Kopf ging. Eine liebenswerte Eigenschaft von ihm, aber der Nara war nicht so, auch wenn er ebenfalls dankbar war. Itachis Regung bestand darin, zu nicken…kein arrogantes Gehabe über seine Fähigkeiten. Bescheidenheit hätte er ihm nicht zugetraut, aber immerhin machte es diese Eigenschaft leichter, ihn ein Stück weit sympathisch zu finden. „Guter Zug“, meinte er daher anerkennend und der Uchiha wirkte für einen Moment überrascht. Dann legte sich der Ausdruck und ein schwaches Lächeln mischte sich in seine sonst so stoische Mimik – Test für heute bestanden…aber ein Ersatz für Asuma war er noch lange nicht. Würde er auch niemals sein. Aber vielleicht konnte er trotzdem Teil des Teams werden…die Zusammenarbeit schien eine gute Basis zu haben. Es war immer noch selten, dass die drei Chu-nin außerhalb der Missionen etwas zusammen unternahmen. Sasuke und Naruto trainierten zwar fast täglich miteinander, doch sie blieb in dieser Hinsicht außen vor. Das hatte erstens den Grund, dass sie nicht mit den beiden mithalten konnte und daher nicht stören wollte und zweitens…hing sie nun mal die meiste Zeit mit Itachi herum. Nachdenklich rührte sie mit den Stäbchen in den Ramen, warf abwechselnd einen Blick auf den Uchiha und auf den Uzumaki. Sie genoss das Zusammensein mit ihren beiden Teamkameraden…es war anders als früher und doch irgendwie vertraut. Sie lächelte in sich hinein, sagte allerdings nichts – das übernahm Naruto. „Sag mal, Sakura-chan…“ Der Blondschopf stellte die Schüssel, die er soeben noch an seine Lippen gehalten hatte, auf der Theke ab und blickte sie dann ernst an. „Läuft da was zwischen dir und Itachi-san?“ Stille. Sakura bemerkte, wie ihre Wangen heiß wurden, hatte der Uzumaki doch nicht sonderlich leise gesprochen. Warum musste Naruto auch immer alles so direkt aussprechen?! Am liebsten hätte sie ihm dafür eine verpasst, doch sie riss sich – wenn auch schweren Herzens – zusammen und ballte lediglich die Hand an ihrer Seite zur Faust. „Idiot.“ Sasukes Stimme riss sie aus dem peinlichen Schweigen und er klang entnervt, was Naruto sofort auffahren ließ. „Was denn?! Jeder redet doch drüber, aber keiner traut sich zu fragen! Gib es zu, Teme! Du bist genauso neugierig!“ „Im Gegensatz zu dir, erkenne ich das Offensichtliche, Dobe.“ „Also stimmt es? Och man…Itachi-san hat vielleicht ein Glück…“ „Wie man’s nimmt.“ „Was soll das denn jetzt heißen?! Willst du Sakura-chan etwa beleidigen?!“ „Du verstehst nichts.“ „Sag das noch mal, du-“ „Es reicht!!“ Sakuras Ausruf war vielleicht etwas zu laut gewesen, denn nicht nur ihre beiden Kollegen starrten sie irritiert an, sondern auch der Rest der Gäste inklusive Teuchi und seiner Tochter Ayame. Letztere musste ihr Gespräch wohl mit angehört haben, denn ihre Gesichtsfarbe hatte sich ebenfalls um ein paar Nuancen verdunkelt. Sie holte tief Luft, versuchte, nicht vor Scham im Boden zu versinken und stattdessen eine Antwort zu formen. „Da…läuft was“, murmelte sie kaum hörbar und starrte angestrengt in ihren Schoß. Was hätte sie auch anderes sagen können? Sie hatten niemals über ihre Beziehung gesprochen und daher wusste sie nicht, wie sie sich ausdrücken sollte. Sie waren schon irgendwie zusammen, führten eine Art Beziehung…nur welche? Bis jetzt wusste sie nur, was sie fühlte. „Echt? Ich meine…also…das ist gut, denke ich“, brabbelte Naruto neben ihr los und auch seine Wangen wiesen nun eine deutliche Rötung auf. „Eh, Glückwunsch oder so…das ist-“ „Halt die Klappe, Dobe.“ Sie zuckte beim Klang von Sasukes Stimme zusammen, denn sie hatte etwas Schneidendes an sich und dies galt scheinbar ihr. Verwirrt sah sie ihn an, doch er blickte nicht zurück, sondern legte nur das Geld auf den Tisch, um wenig später zu verschwinden. „Warte doch mal! Sasuke!“ Doch der Uchiha reagierte nicht auf Narutos Rufen, war längst weg. Missmutig verschränkte der Kyuubi die Arme und zog die Brauen zusammen, konnte er sich wohl keinen Reim auf das Verhalten seines besten Freundes machen. „Was hat er bloß?! Tse…ich wette, er ist eifersüchtig, weil-“ „Das ist es nicht“, unterbrach Sakura die Schlussfolgerung und erhob sich ebenfalls. Mit einem aufgesetzten Lächeln schaute sie zu ihrem Teamkameraden, der nun völlig durch den Wind zurücksah. „Bezahl doch bitte für mich, Naruto-kun…ich erklär es dir später, ja?“ Sie wartete die Antwort nicht ab, drehte sich sofort um und machte sich daran, dem Uchiha zu folgen…so wie es jetzt war, konnte sie es nicht stehen lassen. Auch wenn es ihr Leid tat, Naruto einfach sitzen zu lassen, sie musste das regeln. Das hatte Sasuke sie also vorhin fragen wollen…jetzt hatte sie es verstanden. „Sasuke-kun!“ Der Uchiha reagierte nicht, ging einfach weiter und das ließ Wut in ihr aufkommen – so was musste sie sich nicht bieten lassen, auch nicht von ihm! Sie nahm die Beine in die Hand, um ihn einzuholen und als sie es geschafft hatte, packte sie ihn an der Schulter, hielt ihn zurück. Schwarze Iriden bohrten sich in Grüne, beide fest und unnachgiebig. „Was ist?“ Als ob Sasuke das nicht wissen würde, aber natürlich konnte er nicht einfach aussprechen, was ihn störte. Manchmal verfluchte sie beide Brüder dafür, dass diese niemals gleich auf den Punkt kommen konnten. „Du…wolltest mich vorhin etwas fragen“, erwiderte sie zögerlich, fuhr dann aber fort. „Ich weiß jetzt, was es war.“ Sasuke antwortete ihr nicht, hob lediglich eine Braue und wartete, dass sie weiter sprach. „Sei ehrlich, Sasuke-kun…du denkst, dass ich nur einen Ersatz in ihm sehe, nicht wahr?“ „Ist es nicht so?“ Es wirkte mehr wie eine Anschuldigung als eine Frage, doch sie ließ sich nicht verunsichern, erwiderte seinen Blick standhaft. „Eigentlich muss ich dir nicht mal Rechenschaft darüber ablegen, was ich für wen fühle, Sasuke-kun…aber nein! So ist es nicht! Das zwischen Itachi und mir…das hat nicht das Geringste mit dir zu tun.“ Es entsprach der halben Wahrheit, denn anfangs war sie ja tatsächlich nur wegen Sasuke bei ihm gewesen. Ohne diesen wäre sie seinem Bruder vermutlich nie so nahe gekommen. Das war aber auch alles, was Sasuke mit dieser Beziehung zu tun hatte. Sie wusste, wo sie hingehörte. „Ich…liebe ihn.“ Es entsprach nicht ihrer Art, Gefühle derart offen preis zu geben – damals als Ge-nin hatte sie es oftmals leichtsinnig von sich gegeben. Ihr Kopf leuchtete wie eine überreife Tomate und trotzdem hatte sie es gesagt, weil es stimmte. Die Kälte war derweil aus Sasukes Blick gewichen und stattdessen wirkte er beinahe ein wenig verblüfft. Eine Weile sagte er nichts darauf, musterte sie nur prüfend…dann nickte er langsam. „Verstehe.“ Mehr konnte man nicht erwarten und sie spürte ihre Anspannung ein bisschen sinken. Dann hatte es sich gelohnt, sich selbst so bloßzustellen…ein kleiner Trostpreis. „Bis dann.“ Verdutzt starrte sie ihn an, als er ihr den Rücken kehrte und wirklich ging…und das, nachdem er vorher noch so wütend auf sie gewesen zu sein schien. Dennoch konnte sie zumindest diese Reaktion nachvollziehen und ihr Verständnis zauberte ihr ein schwaches Lächeln auf die Lippen; anscheinend sorgte sich auch Sasuke mehr um seinen Bruder, als er zugeben wollte. Andernfalls wäre dieses Verhör unnötig gewesen. Typisch Uchiha, dachte sie nur, während sie ihm noch einen Moment nachsah. Es war finstere Nacht, als Team zehn nach Konoha-Gakure zurückkehrte und während sie das Tor passierten, fragte Itachi sich, ob er der Einzige war, der sich unwohl fühlte. Ein bedrückendes Gefühl und vielleicht lag es daran, dass er immer noch Schwierigkeiten damit hatte, das Dorf als seine Heimat zu sehen. Nach allem was passiert war, konnte er nicht einfach vergessen. Trotzdem hatte er heute das erste Mal so etwas wie Zugehörigkeit empfunden, seit er wieder hier war. Tsunades Entscheidung hatte sich als richtig erwiesen, denn er kam unerwartet gut mit den drei Chu-nin zurecht. Shikamaru war ein guter Stratege und Teamführer, zudem war er eher ruhig und ihm gegenüber recht neutral eingestellt. Choujis Stärken lagen im Physischen und nach diesem Tag schien sein Misstrauen endgültig verschwunden zu sein – Itachi nahm an, dass die Chips, die er ihm angeboten hatte, so etwas wie ein Friedensangebot hatten sein sollen. Was Ino anging…so war sie die letzte Hürde. „Itachi-san!“ Er blieb augenblicklich stehen, warf einen Blick zu der Blonden, die sich anscheinend dazu entschieden hatte, doch nicht sofort nach Hause zu gehen. „Also…erstmal danke…wegen heute. Du hast mir das Leben gerettet.“ Er antwortete nicht darauf, wartete, bis sie weiter sprach, denn er konnte sich denken, dass das nicht alles war, was sie ihm sagen wollte. Damit sollte er Recht behalten, denn im nächsten Augenblick trat die selbstbewusste Ino auf den Plan, die die Hände in die Hüften stemmte und ihn warnend anfunkelte. „Aber eines sage ich dir! Wenn du Sakura unglücklich machst, wirst du derjenige sein, dessen Leben gerettet werden muss!“ Er hob eine Braue, war allerdings nicht überrascht, dass sie ihm drohte; Sakura hatte bereits so etwas angedeutet. Die beiden waren beste Freundinnen…er erinnerte sich noch gut an die Zeit mit Shisui und nicht selten vermisste er ihn. Der Altersunterschied zwischen ihnen war nie ein Problem gewesen, obwohl Shisui sich manches Mal wie sein großer Bruder aufgespielt hatte…es war nie lästig gewesen. Umso quälender die Tatsache, dass er ihn auf dem Gewissen hatte. „Ich werde es mir merken.“ Nun war es an Ino, ihn perplex anzuschauen, hatte sie wohl damit gerechnet, dass er sich beleidigt fühlte. Das tat er keinesfalls, viel mehr beruhigte es ihn, dass es jemanden gab, der auf Sakura aufpasste. „Dann ist ja gut!“ Ino schenkte ihm zögerliches Lächeln, ehe sie sich umwandte, zum Abschied die Hand hob. So wie es aussah, hatte er die letzte Hürde gerade überwunden…zumindest fürs Erste. Im Uchiha-Anwesen waren bereits alle Lichter verloschen, als er zurückkam und obwohl er sich keine Mühe machen müssen, verhielt er sich bedacht leise. Eigentlich hasste er dieses große Haus, barg dieses doch zu viele grausame Erinnerungen…aber er würde trotzdem bleiben. Seine Schuld würde er in diesem Leben nicht mehr büßen können und er hielt auch nichts von Selbstbestrafung, dass er noch hier war, hatte andere Gründe. Vielleicht würde er irgendwann in einen Spiegel sehen können und den Menschen darin wieder finden, der er einst gewesen war. Hier zu sein, bedeutete, sich mit der Vergangenheit zu konfrontierten und das war besser als wegzulaufen. Er hörte den holzverkleideten Boden unter seinen Füßen knarren und ging in Richtung Küche. Rot glühende Augen erwarteten ihn aus der Dunkelheit und er blieb in der Tür stehen. „Du bist zurück.“ Itachis Hand ertastete den Lichtschalter, betätigte diesen und erst dann nickte er wortlos, erwiderte Sasukes Blick. „Du bist noch wach.“ Sein Bruder zuckte mit den Schultern, wirkte aber leicht verärgert. „Ich bin kein Kind mehr.“ Dem war nicht zu widersprechen, trotzdem musste Itachi darüber lächeln – er hatte den Trotz durchaus vernommen. „Ich schreibe dir nicht vor, was du zu tun und zu lassen hast.“ „Hm.“ Er beließ es dabei, setzte sich dann ebenfalls an den Tisch, wobei er Sasukes prüfenden Blick auf sich spürte. Vielleicht hatte er ja wirklich auf ihn gewartet…besser, er fragte nicht danach. Ihre Beziehung war immer noch schwierig, nicht zuletzt weil sein Bruder es ihm auch jetzt noch nachtrug, dass er ihn die ganzen Jahre belogen hatte. „Du bist verletzt.“ Er nickte leicht, zeigte nicht, wie überrascht er war, dass Sasuke ihn darauf hin wies – obwohl die Tonlage monoton geklungen hatte, bewies das, dass er sich Sorgen machte. Oder so etwas ähnliches, denn sonst hätte er es einfach ignoriert – so gut kannte er ihn inzwischen. Anfangs hatte er sich fast ein wenig erschrocken, wie sehr sein Bruder sich seit damals verändert hatte…und er war schuld daran. „Nur ein Kratzer.“ Sasuke blickte ihn skeptisch an, sagte aber nichts dazu. Itachi griff das Thema auch nicht wieder auf, denn es war ja wirklich nichts Lebensbedrohliches. Der Tag hatte sein Tribut gefordert und es wäre egoistisch gewesen, Ino zu bitten, das letzte bisschen Chakra, das sie noch hatte, für ihn zu verwenden. „Sie hat wieder auf dich gewartet.“ Verwirrt schaute er auf, wusste allerdings sofort, von wem die Rede war…dass sie gewartet hatte, war auch nicht der Grund. Schließlich ging es ihm nicht anders, wenn sie auf Mission war. Nur…woher wusste Sasuke das? „Du hast sie gesehen?“ Sein Bruder gab nicht sofort die Antwort, musterte ihn stattdessen abschätzend, ehe er schnaubte. „Würde dich das stören?“ Die Gegenfrage war unverschämt provozierend und außerdem kannte Sasuke die Antwort darauf sehr gut. Eifersucht konnte eine Krankheit sein…auch wenn er sich bewusst war, dass der Jüngere kein Interesse an der Kunoichi hegte. Sie waren Teamkameraden, vielleicht auch Freunde, aber mehr lief da nicht. Trotzdem…sie war in ihn verliebt gewesen und das…ja, das stieß bei ihm sauer auf. „Man, du bist wirklich zu oft mit ihr zusammen“, seufzte Sasuke da und er blinzelte irritiert. „Wenn man schon in deinem Gesicht ablesen kann, was du denkst, ist das nicht gerade von Vorteil…Nii-san.“ Itachi wusste nicht, worüber er sich mehr wundern sollte – darüber, dass Sasuke ihm das so direkt sagte oder dass er ihn gerade tatsächlich großer Bruder genannt hatte. Das hatte er lange nicht getan und er hatte es ihm nicht verübeln können. Vielleicht war er ja dabei, ihm zu verzeihen. „Wir auch immer…ich geh schlafen.“ Er sah zu, wie Sasuke sich erhob und zur Tür ging, jedoch ließ Itachi ihn noch einmal innehalten. „Gute Nacht, Ototo.“ Der jüngere Uchiha nickte langsam, drehte sich nicht noch einmal um. „Ja…dir auch.“ Und dann saß Itachi allein in der Küche, schaute seinem Bruder nachdenklich hinterher. Schließlich stand er ebenfalls auf. Sakura wusste, dass man immer mit Überraschungen – unangenehmen wie freudigen – rechnen musste, wenn es um die Uchiha ging. Trotzdem erschrak sie fast zu Tode, als sie sich in ihrem Bett auf die andere Seite drehte und jemanden auf der Kante sitzen sah. Dazu musste man sagen, dass sie sich im Halbschlaf befand und infolge dessen sofort in eine aufrechte Position hochschoss. Rote Augen glimmerten aus der Dunkelheit in ihre Richtung und sie spürte, wie sich ihr Herz allmählich beruhigte – dass sie nicht geschrieen hatte, war sein Glück gewesen, denn ihre Eltern schliefen sicher tief und fest und sie wollte sie bestimmt nicht wecken. „Bist du wahnsinnig?!“, zischte sie ihn an und schlug mit dem Kissen nach ihm. „Es ist mitten in der Nacht!“ Wenn sie ehrlich war, hätte sie das gar nicht gestört – wenn sie eben wach gewesen wäre oder er…nicht einfach hier eingebrochen wäre! Er behielt seine Ruhe bei und wehrte das Kissen mit der Hand ab – viele Wutanfälle ihrerseits hatte er noch nicht miterlebt, aber es schien ihn auch nicht zu schockieren, dass sie ihn wie eine Furie aus ihren grünen Iriden anstarrte. „Soll ich gehen?“ Der Zorn verpuffte rasend schnell angesichts dieser Frage und sie ließ sich gegen das Kopfende ihres Bettes sinken, seufzte auf. Manchmal…ja, manchmal da machte er sie wirklich bekloppt. „Nein…natürlich nicht…“, nuschelte sie und wich seinem Blick aus. „Aber das nächste Mal…sitz nicht einfach da und sieh mir beim Schlafen zu…das ist echt unheimlich! Weck mich lieber…und zwar vorsichtig! Ich hab ein Kunai unterm Kopfkissen, nur damit du’s weißt!“ Als würde sie imstande sein, ihm damit etwas zu tun – er war schließlich um einiges stärker als sie. Er lachte sie nicht aus, auch wenn ihm das ebenfalls bewusst sein musste. Stattdessen nickte er verstehend und sie brachte ein leichtes Lächeln zustande. Sie freute sich ja über seinen Besuch, war erleichtert, dass er wieder da war und… „Du bist verletzt? Geht es dir gut? Was ist mit den anderen?“, sprudelte es aus ihr heraus, kaum dass sie den Verband um seinen Arm entdeckt hatte. Ein wenig überrumpelt war er von ihrem Redefluss schon, doch er nahm es ihr nicht übel – auch nicht die Tatsache, dass sie ihn soeben mit einem Kissen hatte verprügeln wollen. Vielleicht hätte er ja doch bis zum nächsten Tag warten sollen. „Es geht mir gut…und den anderen auch“, beantwortete er ihre Frage und sie stieß merklich erleichtert die Luft aus. „Also war die Mission erfolgreich?“ Er nickte daraufhin nur, doch sie schien seinen Worten zu misstrauen. „Und Ino? Sie hat nichts Komisches gesagt oder?“ Als komisch hätte er das Gespräch mit der blonden Kunoichi nicht bezeichnet, aber etwas sagte ihm, dass er darüber lieber den Mund halten sollte. „Nein. Das hat sie nicht.“ Dies war anscheinend die richtige Entscheidung, denn Sakuras Miene hellte sich augenblicklich auf. „Ich bin froh, dass du zurück bist“, entfuhr es ihr unbedacht und sie errötete leicht. Es gab Momente wie diese, in denen sie nicht wusste, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Er wirkte immer so beherrscht und…perfekt, obwohl er es nicht war. In seiner Gegenwart fühlte sie sich nicht selten wie ein impulsives, kleines Mädchen…dabei war ihr Altersunterschied gar nicht so groß. Sie schaute auf, als er ohne Vorwarnung nach ihrer Hand griff und sie mit seiner eigenen umschloss – raue, dennoch für einen Mann sehr feingliedrige Hände. Sein Blick war wie immer nicht zu lesen, doch vielleicht machte das ja gerade seinen Reiz aus? Sie musste lächeln, rutschte dann näher zu ihm und lehnte sich vorsichtig an ihn. Er ließ es geschehen und Sakura wagte es, die noch freie Hand in seinen Nacken zu legen, durch das lange, dunkle Haar zu streichen. Sie hatte oft daran gedacht, ihr eigenes wieder wachsen zu lassen, so wie damals…bevor sie es sich selbst abgeschnitten hatte. Das hatte zum Teil den Grund, dass sie sich nicht weiblich genug fühlte…wenn sogar Hinata einen größeren Vorbau hatte als sie selbst, war das wirklich deprimierend. Andererseits hatte sie nicht vor, in ihr altes Muster zu verfallen – na und?! Dann war sie halt nicht so hübsch und gut bestückt wie andere Mädchen…Itachi schien das, was sie zu geben hatte, zu reichen und war es nicht das, worauf es ankam? Das zu denken, half jedenfalls, ihr Ego zu stärken. „Warum hast du nicht bis morgen gewartet?“, murmelte sie und lehnte die Stirn gegen seine Halsbeuge. Sie ahnte, dass er sich wünschte, sie hätte nicht danach gefragt – wie gesagt, er hatte es nicht so mit Worten. Er antwortete trotzdem…und es war eine schöne Antwort. „Weil ich zuhause sein wollte.“ Ihre grünen Augen weiteten sich und sie blickte ihm in seine dunklen, fand die Wärme darin, die ihr galt. Sie lächelte sanft, strich über seine Wange, während ihre andere Hand die seine noch fester drückte. „Du hast doch ein Zuhause“, wisperte sie gegen seine Lippen, als er den Kopf nach unten geneigt hatte. „Das war es mal…inzwischen habe ich ein neues gefunden.“ Und da begriff sie, dass sie dumm gewesen war, zu glauben, es würde ihm nichts an ihr liegen, nur weil er ihr nie eine Liebeserklärung oder dergleichen machte. Das, was er ihr hier gerade sagte und zeigte…das war viel mehr wert als solch ein Geständnis. „Bleibst du über Nacht?“, fragte sie leise und hoffte es. Der Kuss, der auf diese Frage folgte, bedurfte keiner weiteren Worte und nur der Mond war Zeuge dessen, wie tief ihre Gefühle wirklich gingen. ______________________________________________________________ Der OS schließt an die beiden vorigen ItaSaku's an und ich hoffe, er hat jemandem gefallen. :) Wenn dem so ist, würde ich mich sehr über ein Kommentar freuen (218 Favouriten und so wenig Feedback, da macht man sich Gedanken...auch wenn ich mich geschmeichelt fühle, dass so viele diese Sammlung mitverfolgen). Itachi in Team zehn zu stecken, finde ich eigentlich eine sehr gute Idee...ich wollte bekannte, bedeutende Charaktere nehmen und Shikamaru, Chouji und Ino halte ich geradezu für perfekt, denn abgesehen vom Menschlichen kann es ja nicht schaden, einen Gen-Jutsu-Nutzer in der Gruppe zu haben. Ich habe mir Mühe gegeben, auch die Itachi/Sasuke-Beziehung ein wenig miteinzubeziehen...und nein, Sasuke will wirklich nichts von Sakura. :) So, hoffe, ihr hattet Spaß! Bis zum nächsten Mal - vermutlich mit KakaIta oder KuzuHidan...man wird sehen. lg Pia Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)