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Something called Love

Albel x Fayt
von

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Das Schwert der Blutroten Geißel

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So, das erste Kapitel, wie gesagt basierend auf dem Crimson Scourge PA.

Ich bin nur bedingt zufrieden damit. Gut, es mag daran liegen, dass ich teilweise gezwungen war, abzuschreiben, was ich nicht gerne tue, aber ich werds früher oder später wohl nochmal überarbeiten.

Uwah, und das Übersetzen war der Horror. Nicht, dass ichs nicht verstanden hätte, aber wenn der König nicht wie ein König spricht und du dir das auf deutsch dann versuchst irgendwie zurechtzubiegen...nee, nicht schön. XD

Dafür mag ich Kapitel II umso mehr.

Kapitel I iz auch noch Shonen-Ai los, enthält nur,wie drück ich's aus..the usual albelness. XD

Nya, würd mich über Feedback freuen. ^-^

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Schnee. Lange Zeit war dieses Naturschauspiel nicht mehr als eine holographische Projektion für ihn gewesen. Nun erschien ihm die beißende Kälte, die selbst unter den dicksten Mantel kroch, die von Kaminrauch geschwängerte Luft und die eisige Berührung der Flocken auf seiner Haut schon fast alltäglich – so oft hatten sie diesen Ort schon aufgesucht. Zumindest musste er glauben, dass dies hier alles wirklich war, wenn er nicht wollte, dass die Wahrheiten, welche sie alle erfahren hatten, seinen Verstand zerstörten.

Der Blick des blauhaarigen Jugendlichen wanderte vom ewiggrauen Himmel auf den schmalen Rücken des jungen Mannes, der vor ihm durch die verschneiten Straßen Ariglyphs stapfte.

Albel wirkte heute ungewohnt angespannt.

Sein Zynismus, mit welchem er dem Leben sonst gegenübertrat, war bisher kaum zu spüren gewesen, seine spöttischen Bemerkungen über alles und jeden hatten sich auf ein Minimum reduziert.

Der Elicoorianer hatte sie sogar gebeten – nun, eigentlich war es mehr einem Befehl gleichgekommen – hier zu landen und Fayt konnte nur ahnen, wie viel Überwindung es den Anführer der Schwarzen Brigade gekostet haben musste, dies zu tun.

„Was ist, Abschaum?“, knurrte Albel, blieb stehen und sah den Erdling mit feurig funkelnden Augen an. Fayt war sich sicher, wenn der Schwertkämpfer einen Weg gefunden hätte, die unterschwellige Wut darin zu materialisieren, dann hätte er den Jugendlichen damit getötet. Er musste sein Starren gespürt haben, dachte der Neunzehnjährige und beschloss, den Krieger nicht noch mehr zu provozieren, antwortete kleinlaut: „Nichts.“

Albel schnaubte abfällig und setzte seinen Weg fort, sein Ziel schien die düstere Festung am anderen Ende der Stadt zu sein. Dunkel und bedrohlich ragte sie aus dem Fels und bildete somit das genaue Gegenteil zu dem prachtvollen Schloss Aquarias. Es war schwer zu glauben, dass diese beiden Bauwerke ob ihrer Unterschiedlichkeit auf dem gleichen Kontinent lagen und Fayt fiel es nicht schwer, die Eifersucht der Einwohner Ariglyphs zu verstehen.

Wen er allerdings niemals vollkommen verstehen würde war Albel.

In gewisser Weise ließ sich der Elicoorianer mit seiner Geburtstadt vergleichen. Beide waren rau und uneinnehmbar. Wie der ewige Schnee die Straßen Ariglyphs bedeckte, so hielt auch Albel seine Gefühle uneinsichtig in seinem Inneren versiegelt.

Alles, was Fayt von ihm wusste – und das war zugegeben nicht gerade viel – hatten andere ihm berichtet.

Bevor der Elicoorianer selbst etwas aus seiner Vergangenheit offenbarte müsste wohl die Hölle zufrieren.
 

„Was er hier wohl will?“ hörte Fayt Nels nachdenkliche und mit Misstrauen gefüllte Stimme hinter sich.

„Uns in den Kerker werfen und foltern, was sonst?“ war Cliffs lockere Antwort, aber das nahezu entsetzte Ausatmen der Assassine ließ vermuten, dass sie den Scherz nicht als solchen verstanden hatte.

„Hör auf Cliff, über so was macht man keine Witze“, rügte Maria den Klausianer , bevor dieser sein Spiel weiter treiben konnte und Nel noch auf dumme Gedanken kam.

„Ist ja gut. Ich bin doch auch nicht gerade scharf auf weiteren Besuch dieses feuchten Lochs“, beschwichtigte Cliff die um mehrere Jahre jüngere Frau und hob abwehrend die Hände.

Fayts Gedanken weilten jedoch bereits wieder bei Albel, der herzlich wenig Interesse an dem Streitgespräch zeigte, gerade so viel Abstand hielt, dass die anderen ihm zwar noch folgen konnten, er sie aber nicht mit anhören musste.

Was hatte der Elicoorianer vor?
 

Wenig später erreichten sie die Festung.

Angenehme Wärme empfing die Gruppe beim Eintreten, verströmt von den zahlreichen Kohlebecken, doch der Anführer der Schwarzen Brigade ließ ihnen keine Zeit, sie zu genießen, schritt wortlos die Stufen zum Thronsaal hinauf.

Nahezu nichts hatte sich seit ihrem letzten Aufenthalt dort verändert, Ariglyphs König schien den steinernen Thron niemals verlassen zu haben, genauso wie die beiden Krieger der Drachenbrigade immer noch zur Linken und Rechten des mächtigen Mannes standen

Selbstbewusst baute sich der Vierundzwanzigjährige vor Ariglyph XIII. auf, als wäre er der Herrscher dieses Landes und nicht sein Gegenüber. Angespannte Stille herrschte zwischen den beiden, welche der König schließlich durchbrach.

„Es ist einige Zeit seit unserem letzten Treffen vergangen, Albel. Und natürlich beklagte auch Woltar das Verschwinden solch eines jungen und zudem fähigen Mannes, der eigentlich dem Königreich hätte dienen sollen. Sag mir, wohin hat es dich verschlagen?“

Seine Miene verriet Missgunst und unterschwelliger Zorn schwang in seiner Stimme.

Albels vorläufige Antwort gestaltete sich aus einem Schulterzucken, das man irgendwo zwischen Ratlosig- und Gleichgültigkeit einordnen konnte und nicht unbedingt dazu beitrug, die Stimmung zu lockern. Umso mehr taten dies seine Worte.

„Erlaubt mir, mich dafür zu entschuldigen. Wenn die Notwendigkeit besteht, mich zu bestrafen, dann sei es so...

Aber es gibt etwas, was ich zuvor noch tun muss. Ich muss Euch darum bitten, mir das Schwert zu leihen.“

Fayt wusste nicht, was ihn mehr erstaunte: Die Tatsache, dass tatsächlich so etwas wie eine Entschuldigung über die Lippen des Elicoorianers gekommen war oder die scheinbare Gleichgültigkeit, mit der er seinem König gegenübertrat.

Letzteres schien zumindest einem Soldaten der Drachenbrigade zuzusetzen, erzürnt mischte sich der Schwarzgerüstete neben dem Thron in das Gespräch ein.

„Wie kannst du es wagen, Seine Majestät in solch einer respektlosen Art und Weise anzureden? Eine derartige Unverschämtheit ist unentschuldbar. Erinnere dich daran, mit wem du sprichst.“

„Es ist nicht von Belang“, widersprach ihm sein Gebieter.

„Ja, Eure Majestät“, antwortete der Ritter. Der Tonfall, in dem er den folgenden Satz sprach, ließ die leidvolle Miene hinter seinem Visier erahnen. „Ich verstehe, aber er ist so...“

„Ich sagte, dass es nicht von Belang ist. Ich habe kein Problem mit seiner Haltung“, entgegnete der König, diesmal mit etwas mehr Nachdruck.

„Ja, Eure Majestät. Bitte vergebt mir“, entschuldigte sich das Mitglied der Drachenbrigade, doch die Aufmerksamkeit des Mannes, in dessen Händen die Geschicke Ariglyphs lagen, galt bereits wieder voll und ganz Albel.

„ ,Das Schwert’ sagtest du. Und welches Schwert könnte das sein?“

Seine Betonung und der Ansatz eines verschlagnen Lächelns um seine Lippen ließen vermuten, dass er die Antwort bereits kannte, mit dem Anführer der Schwarzen Brigade ein Katz-und-Maus-Spiel austragen wollte, aber der Vierzwanzigjährige war anscheinend nicht gewillt, sich darauf einzulassen.

„Ihr wisst welches. Das Schwert der Blutroten Geißel. Sollte es etwa ein anderes geben?“

Wieder mischte sich der Schwarzgerüstete in das Gespräch ein:

„Bist du wirklich so ein großer Narr? Das Schwert ist der Staatschatz unseres Landes. Glaubst du tatsächlich der König würde es einem dermaßen unverschämten Dummkopf wie dir geben?!“

Durch ein strenges Kopfschütteln gebot der Monarch dem Mann zu schweigen, dann richtete er das Wort wieder an den braunblonden Elicoorianer.

„Es ist vielleicht ein wenig zu spät für diese Frage... aber erlaube mir, sie trotzdem zu stellen:

Bist du vollkommen wahnsinnig geworden?“

Albel zog seine schmalen Schultern in der für ihn so typischen Art und Weise nach oben.

„Noch nicht einmal das kann ich beantworten. Doch um die Wahrheit zu sagen haben wir keine andere Wahl. Die Macht des Schwertes schnellstmöglich zu gebrauchen ist die einzige Lösung, die mir einfällt.“

„Du sagtest Macht... Du willst es gegen diese Monster einsetzen, die unser Land heimsuchen?“

Der Krieger schüttelte verneinend den Kopf, legte dann symbolisch die rechte Hand auf seine Waffe.

„Mein eigenes Schwert ist mehr als ausreichend für sie. Aber es existieren weitaus größere Bedrohungen als diese Ungeheuer.“

„ Größere Bedrohungen?“, wiederholte Ariglyphs Herrscher nachdenklich, als versuche er die Bedeutung hinter Albels Worten zu ergründen, zwang dann seine Aufmerksamkeit aber schnell zu ihrem Gespräch zurück.

„Es ist in der Tat eine Waffe von unvergleichlicher Stärke. Es wäre eine mehr als große Unterstützung, wenn du die Meisterschaft über es erlangen könntest.“

Der König machte eine bedeutungsvolle Pause.

„Wie auch immer...bist du fähig, es zu bezwingen?

Soweit ich weiß ist die einzige Person, welche das magische Schwert jemals als seinen Herrn anerkannt hat, dein Vater, Glou Nox.

Zwar versuchte Vox ebenfalls, es zu führen, fiel aber teilweise unter dessen Bann.

Was ist, wenn du den Wettstreit gegen das Schwert verlierst und es am Ende deinen Geist beherrscht?“

Den Elicoorianer schien die Gefahr entweder zu verkennen oder sie war ihm schlicht und einfach egal, mit einer gleichgültigen Bewegung der Schultern tat er die Worte des Königs ab.

„Dann bedeutet es wohl, dass ich nicht dafür geschaffen war, unsere Welt zu retten. Diese Außenseiter“, sagte er und deutete auf die Gruppe, „ werden das sicherlich für mich übernehmen.“

Der König wirkte nachdenklich.

„Es scheint, als läge eine schwierige Entscheidung vor uns. Ich wünsche mir wahrhaftig nicht, dich zu verlieren, selbst wenn es zum Wohle unseres Königreichs ist. Aber wir haben wohl keine andere Wahl.“

Mit diesen Worten erhob sich der braunhaarige Elicoorianer aus seinem Thron und blickte dem Anführer der Schwarzen Brigade ernst in die Augen. Die beiden wechselten ein einvernehmliches Nicken, dann wandte Albel sich zum Gehen.

Auch Ariglyph XIII. war auf dem Weg, den Thronsaal zu verlassen, als er ein letztes Mal zurück zu der Gruppe hinter Fayts Rücken blickte, in der leise tuschelnd Vermutungen aufgestellt worden, was es wohl mit diesem geheimnisvollen Schwert, von dem die beiden Elicoorianer so respektvoll gesprochen hatten, auf sich hatte und welchen Wert man dieser Waffe zumessen sollte.

Seine Augen fanden ihr Ziel schließlich in dem blauhaarigen Erdling und ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen des mächtigen Mannes.

„Du bist doch so etwas wie der Anführer dieser Truppe, habe ich recht?“ fragte er.

„Nun ja, ganz so würde ich es nicht ausdrücken“, erwiderte der Neunzehnjährige mit einer Spur Unbehagen. Vielleicht war er tatsächlich eine der treibenden Kräfte in ihrer Gemeinschaft, aber er konnte sich nur schwerlich mit dem Gedanken anfreunden, über seinen Freunden stehen zu sollen.

„Willst du dabei zusehen?“ bot der König ihm an, sehr zum Leidwesen Albels, aus dessen Richtung ein leises Grummeln drang.

Doch Fayt nahm die Wut des Kriegers in Kauf, denn er war keineswegs so dumm das Angebot des Monarchen abzulehnen. Wenn er auf seinen Reisen eines über fremde Planeten gelernt hatte, dann war es jene Regel, sich den Gesetzten jener Welt zu fügen. Und in diesem Land lenkte jener Mann die Geschicke seines Reiches, verkörperte das Gesetz, weswegen der Jugendliche durch stilles Nicken zustimmte.
 

Die Winterkälte hielt den kleinen Raum in ihrem eisigen Griff und der heiße Atem der wenigen Anwesenden schlug sich in feinen, weißen Wölkchen in der kalten Luft nieder, Eiskristalle bedeckten die dunklen Wände.

Trübes Tageslicht sickerte durch das hochangelegte Fenster, erhellte die Kammer nur spärlich und ließ die Decke im Halbdunkel versinken.

Man hatte jedoch keine Fackeln gezündet, um den Raum auszuleuchten, das helle Schimmern aus der Vertiefung, welche zuvor eine Falltür bedeckt hatte, ersetzte die Arbeit der Flammen.

Gold glänzte in der Senke und ein Katana war senkrecht in den Schatz gerammt wurden.

Albel war davor in Stellung gegangen und wirkte hoch konzentriert.

„Hey...wa-warum leuchtet das Ding so?“ fragte Fayt den König neben sich, ein wenig unsicher darüber, was er von dem allen halten sollte.

„Weil es das Schwert der Blutroten Geißel ist“, erklärte der braunhaarige Elicoorianer, seine Stimme verriet Stolz über den Besitz der Waffe, aber gleichzeitig auch eine gewisse Ehrfurcht.

„Es ist ein legendäres, magisches Schwert das über die Zeitalter vom Alten Königreich Aquor bis hin zu unserem Königreich weitergegeben worden ist. Es heißt, wenn es von jemanden geführt wird, der es wert ist, sein Meister zu sein, sei das Schwert in der Lage, sogar den Himmel entzwei zu teilen.“

„Wert es zu führen? Was hat das zu...“ setzte der Neunzehjährige an, aber der König fiel ihm ins Wort.

„Es hat genau das zu bedeuten. Das Schwert selbst wählt denjenigen, der es führen soll. Konsequenzen höchst unerfreulicher Art befallen jene Unwürdigen, die versuchen würden, es zu benutzen.“

„Was genau sind diese ‚unerfreulichen Konsequenzen’, von denen Ihr sprecht?“

„Bestenfalls übernimmt das Schwert den Geist des Trägers...schlimmstenfalls verschlingt es sowohl Körper als auch Seele.“

Fayt spürte, wie sich sein Magen vor Sorge um Albel unangenehm zusammen zusammenzog und seine smaragdgrünen Augen wanderten rasch zu dem Vierundzwanzigjährigen. Auch wenn der Krieger oft unausstehlich war, verlieren wollte Fayt ihn nicht.

„Wie grauenvoll...“ flüsterte er.

„Ruhe!“, wies ihn Ariglyph XIII. plötzlich an, und er hatte den Blick fest auf den Anführer der Schwarzen Brigade gerichtet. „Es hat bereits angefangen.“
 

„Oh Schwert der Blutroten Geißel. Ich befehle dir, mich als deinen Meister anzuerkennen. Und ich befehle dir, mir deine Macht zu leihen!“, hallte Albels tiefe Stimme durch den kleinen Raum. Die Worte hingen bedeutungsschwer in der kalten Luft.

Der Mantel der Stille senkte sich erneut über die kleine Kammer, während der Krieger ungeduldig auf eine Reaktion der Waffe wartete, sich auf die Lippen biss um nicht einen entnervten Fluch darüber zu entkommen lassen.

Aber dann endlich konnte er die Veränderung spüren, dem Krieger war, als würde der Raum sich verdunkeln und das pulsierende Geräusch eines Herzschlags, der nicht sein eigener war, erfüllte seinen Kopf.

„Jener, der du nach Macht suchst...Was hasst du?“ antwortete ein tiefer Tenor, die Vibration der magischen Stimme durchlief seinen gesamten Körper.

„Hass? Was meinst du damit?“, fragte Albel, der nicht wusste, worauf die Waffe hinauswollte und schüttelte irritiert den Kopf.

„Hass ist die Wurzel aller Stärke. Die, welche sich gegen den Willen jemand anderen richten, müssen mit Gewalt zurückgeschlagen werden.“

Die Augen des Elicoorianers verengten sich zu schmalen Schlitzen, seine Hand wanderte wütend zu seinem Schwert.

„Was für ein ausgemachter Schwachsinn! Ich habe keine Zeit für dumme Fragen! Was willst du mir sagen?“

„Es gibt keinen Konflikt ohne Hass“, erklärte das Katana und langsam entspannte sich Albel wieder.

„Empfindest du Hass gegenüber den Monstern, die dich verletzten wollen? Empfindest du Hass für wertlose Untergebene, die nicht deinen Erwartungen entsprechend leben? Empfindest du Hass gegenüber dem feigen Bürger, der nicht gewillt ist, bis zum Tode zu kämpfen? Empfindest du Hass für den König, der über dir steht und selbstsüchtige Befehle herabreicht? Empfindest du Hass gegenüber jenem arroganten Drachenritter, der immer auf dich herabsieht? Empfindest du Hass für die, welche besser sind als du und von den Massen geliebt werden? Oder...

Empfindest du Hass gegenüber jenem Monster, das deinen Vater in den Tod getrieben hat?“

Mit jener letzten Frage schien die magische Waffe einen empfindlichen Punkt in Albel berührt zu haben. Erzürnt trat er einen Schritt zurück und bewegte dabei den Kopf heftig hin und her, versuchte den ungebetenen Gast aus seinen Gedanken zu vertreiben.

„Genug!“ schrie er. Der Krieger befreite mit einem Ruck sein Schwert aus der Scheide und zerteilte mit wütenden Schlägen die ihn umgebende Luft.

„Genug, habe ich gesagt!“, brüllte er erneut und der fremde Herzschlag verstummte.

„Ich hasse mich selbst!“ erwiderte der Vierundzwanzigjährige und es war schwer zu sagen, ob sich seine Wut in seiner Stimme gegen das Schwert oder den Elicoorianer selbst richtete.

„Ich hasse mich für die Unerfahrenheit, die mich im Kampf scheitern lässt. Ich hasse mich für die Selbstsüchtigkeit, die es mir nicht erlaubt, andere zu akzeptieren. Ich hasse mich für die Arroganz, welche mich auf jene herabblicken lässt, die schwächer sind als ich. Ich hasse mich für das mit Zweifeln gefüllte Herz, welches dem König misstraut. Ich hasse mich für meine rebellische Natur, die mich davon abhält, mit anderen zusammenzuarbeiten. Ich hasse mich für den Neid, der mich eifersüchtig auf die macht, die über mir stehen. Und...“

Albel holte tief Luft, Schmerz und Enttäuschung zeichneten sich auf seinem sonst abweisenden Gesicht ab.

„Ich hasse mich für den Tod meines Vaters, den ich durch meine eigene Inkompetenz verschuldigt habe!“

„Dies ist also deine Antwort?“, fragte das Schwert und Albel antwortete mit einem bestätigenden, verbitterten Nicken.

„Ja! Ich hasse nichts mehr als mich selbst!“

Ein blendendes Licht erfüllte den Raum und der Anführer der Schwarzen Brigade musste die Augen schließen, um nicht geblendet zu werden. Benommen fasste er sich an den Kopf.

„Verdammt...was war das für eine Stimme?“ murmelte er, sein Verstand kämpfte immer noch darum, die Geschehnisse zu begreifen, zu begreifen, was er gerade getan hatte.

Dann mischte sich die Stimme des Katana wieder in seine Gedanken.

„Dir ist es erlaubt, mich in die Hand zu nehmen, Krieger des starken Herzens. Ich beuge mich deinem Willen. Zusammen werden wir alle Wesen zerstören, die meine Klinge zerteilt. Und was wir töten, wird auf ewig vom Antlitz dieser Welt verbannt.“

Albel griff nach dem Heft des Schwertes, schwang es einige Male prüfend durch die Luft und spürte die Macht, die ihm innewohnte. Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf seine Lippen ab und er hatte seine Wut vergessen. Für diese großartige Waffe war es den Ärger wert gewesen.
 

Ein undeutliches Murmeln des Königs riss Fayt aus seinem Staunen und als er zu ihm blickte, verriet die Miene des Monarchen vollste Zufriedenheit.

Aber die Aufmerksamkeit des Erdlings galt schnell wieder Albel, er trat neben ihn.

„Alles in Ordnung?“ fragte der Jugendliche.

Die rotschimmernden Augen des Kriegers schielten zu ihm herüber, mit einer Spur Verwunderung darin, während des Gesprächs mit dem Schwert hatte der Elicoorianer Fayts Anwesenheit vollkommen vergessen.

„Ein wenig Kopfschmerzen, aber es geht“, tat Albel die Frage ab, obwohl sich sein Schädel eher so anfühlte, als hätte ihn jemand mental vergewaltigt und ihm anschließend ein Schwert zwischen die Augen gerammt, aber bevor der Vierundzwanzigjährige dies gestand, musste schon das Ende aller Tage anbrechen.

Dann sah er vollends zu dem Jugendlichen und eine Kälte mischte sich in seinen Blick, die den eisigen Raum geradezu warm erscheinen ließ.

„Komm bloß nicht auf die Idee, den anderen davon zu erzählen“, knurrte er und das drohende Funkeln in seinen blutfarbenen Augen versprach unvorstellbare Qualen.

„Schon gut, ich hab’s verstanden“, verteidigte sich Fayt gegen Albels vernichtende Argumente.

„Es wäre zumindest besser für dich“, erwiderte der Anführer der Schwarzen Brigade, während er sich an dem Neunzehnjährigen vorbeischob und dem Raum verließ.

Fayt seufzte und fühlte sich in seiner Vermutung mehr als bestätigt. Er würde Albel niemals ganz verstehen.

Persönliche Dämonen

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@Ageba

Danke, ich dachte schon, die FF würde vollkommen kommilos bleiben. ^-^
 

Und dann will ich mal gerne weiterposten. X3

Ich will zur Yaoi-Szene kommen. X3

Auch, wenn ich das Kapi hier auch mag. ^-^

Endlich wieder alles meins. X3

Oke~, bis auf die Chars, die sind Squeenix..leider. XD

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Die blutfarbenen Augen des Flugdrachen waren lauernd. Die gesamte Haltung des Tieres drückte Missgunst aus, sein schwarzgeschuppter Körper verharrte vollkommen bewegungslos, als stände seine Beute vor ihm und nicht der Mann, dessen Partner es werden sollte.

Auch wenn Albel es niemals zugegeben hätte, er war nervös.

Das Ritual der Flammenwürde war alles andere als einfach, viele Männer hatten bei dem Versuch, es zu vollziehen, bereits ihr Leben gelassen.

Aber die Führung der Drachenbrigade lag seit Jahrzehnten in den Händen seiner Familie niemanden, am wenigsten sich selbst, enttäuschen.

Sein Blick wanderte kurz zu seinem Vater. Stolz zeichnete ein leichtes Lächeln auf das Gesicht des Mannes und bestätigend nickte er seinem Sohn zu.

Die Augen des Jugendlichen fixierten wieder jene gleichfarbigen des Drachen.

Er schwitzte unter der schweren Rüstung, sein langes, braunblondes Haar hatte er zu einem Zopf in seinem Nacken zusammengefasst. Der Elicoorianer atmete tief durch, kämpfte seine Aufregung nieder und schritt voran.

Es hatte begonnen.
 

Sofort spürte Albel, wie der Drache den Zugang zu seinem Geist suchte, wissen wollte, was den jungen Mann vor ihm dazu bewegte, in sein Territorium einzudringen.

Er sollte sich ihm öffnen, hatte man Albel immer wieder eingebläut, seine Gefühle darlegen und die Prozedur über sich ergehen zu lassen, bevor er dem Tier sein Anliegen unterbreitete.

Aber plötzlich sträubte sich etwas in dem Fünfzehnjährigen, wollte nicht, dass der Flugdrache in seinen Gedanken herumwühlte. Er stemmte sich gegen das Gefühl, vor allem, weil er das Misstrauen des Monsters erwachen spürte. Aber die aufwallende Angst war übermächtig und das Tier kratzte wütend an den Mauern seines Geistes, verlangte Einlass.

Warte, du dummes Monster, dachte er – ohne das er es verhindern konnte – und es war ein Gedanke, den er bereits bereute, bevor er ihn beendet hatte.

Die Atmosphäre in der Höhle änderte sich schlagartig.

Albel hatte nur den Bruchteil eines Augenblicks um zu realisieren, dass das Ritual fehlgeschlagen war.

Erzürnt bäumte sich der Flugdrache auf, brüllte und leuchtendrotes Feuer sammelte sich in seinem Rachen.

Der Jugendliche stolperte panisch zurück, wusste, dass auf Scheitern der Tod stand.

Dann riss ein heftiger Ruck ihn von den Füßen und bestialischer Schmerz durchfuhr seinen linken Arm.

Albel schrie, wälzte sich auf dem Boden und umklammerte das verbrannte Stück Fleisch, das einmal sein Unterarm gewesen war. Das einzige Gefühl, das noch zu existieren schien, war das heiße Brennen, das wie das Drachenfeuer selbst seine Nerven entlang jagte, seinen ganzen Körper in einen Ort unerträglicher Schmerzen verwandelte.

Aber da waren noch andere Schreie, die sich mit seinen vermischten. Ein schrilles Kreischen, welches man kaum noch als menschlich bezeichnen konnte.

Der Fünfzehnjährige spürte, wie ihn jemand versuchte aufzuheben und zwang sich, die Augen zu öffnen.

Verschwommen nahm er die zahllosen, schwarzgerüsteten Soldaten wahr, die versuchten, die wildgewordene Bestie zu bändigen. Daneben eine Flammensäule.

Nein, halt, das war ein Mensch, den der Drachenatem in einen Feuerball verwandelt hatte und der dort verbrannte.

„Sir Nox!“ schrie einer der Männer und eilte dorthin.

Mit einem Mal waren seine eigenen Schmerzen vergessen.

Nein, diese lebende Fackel konnte nicht sein Vater sein. Nein, das war nicht wahr. Nein...
 

„NEEEIIIN!“

Albel schrie immer noch, als die Realität seinen Alptraum vertrieb und er schweißgebadet hochschreckte.

Irritiert blinzelte er, brauchte Zeit um sich zu erinnern, dass er sich auf der Diplo und nicht im Hort des Flugdrachen befand, konnte sogar jetzt noch den Geruch von verbranntem Fleisch und Knochen und dem kochenden Metall wahrnehmen. Sein Atem ging stoßweise und er fühlte sich erschöpfter, als ein schwerer Kampf an ihm zu zehren vermocht hätte.

Mit einem Seufzen ließ er sich ins weiche Kissen zurücksinken.

Schon lange hatten seine Alpträume ihn nicht mehr mit solcher Härte heimgesucht und er selbst hatte geglaubt, mit diesem Ereignis abgeschlossen hatte.

Aber das Gespräch mit dem Schwert hatte diese grauenvollen Erinnerungen wieder aufgewühlt. Unwillkürlich wanderte sein Blick zu seiner Kralle, die seinen linken Unterarm ersetzte. Nach der Attacke des Drachen war dieser nicht mehr zu retten gewesen und man hatte eine Prothese an den vernarbten Stumpf angebracht, die jetzt im schwachen Sternenlicht ein wenig schimmerte.

Mächtige symbologische Energie ließ sie ihn wie eine perfekte Kopie seines verlorenen Armes gebrauchen und im Kampf war sie vielleicht sogar effektiver, als es eine gesunde Hand je gewesen wäre. Doch gleichzeitig war sie ihm ein ewiges Mahnmal für seine Unfähigkeit, führte ihm jeden Tag seinen Fehler, der sich niemals wiederholen durfte, vor Augen.

Das leise Surren der elektrischen Schiebetür und die eiligen Schritte danach hinter seinem Rücken sagten ihm, dass er nicht mehr allein in seinem Zimmer war.

„Albel?“

Der Elicoorianer erkannte die Stimme als jene Fayts und blickte zum Eingang, erkannte den Umriss des Jugendlichen im Halbdunkel.

„Du has geschrieen. Ist alles...?“

„Mir geht es gut. Und jetzt verschwinde“, unterbrach ihn der Vierundzwanzigjährige barsch und rollte sich wieder auf die andere Seite.

„Ist...?“

Albel stöhnte. War dieser Kerl wirklich so begriffsstutzig oder einfach nur taub?

Der Krieger hob die Hand und machte eine Bewegung, als wolle er ein lästiges Insekt verscheuchen.

„Hörst du schlecht? Verschwinde.“

Albel war sich ziemlich sicher, das Fayt entnervt grummelte und das Letzte, was er von dem Erdling hörte, war ein: „Warum mach ich mir überhaupt die Mühe?“

Beinah erleichtert atmete der Anführer der Schwarzen Brigade auf, als die Schritte des Neunzehnjährigen im Gang verhallten. Er brauchte niemanden, der sich um ihn sorgte, erst recht nicht jemand wie Fayt. Er wusste, wohin so etwas führte. Und es war besser, wenn sich so etwas nicht wiederholte. Nie wieder.
 

***
 

Albel kam einmal mehr zu dem Schluss, dass dieses Raumschiff zu klein war, als er direkt vor ihm auf dem Gang Fayt erblickte. Der ihn mit diesem Blick anstarrte, den der Elicoorianer so sehr hasste, mit dem er früher so oft angesehen worden war und ihm erst recht das Gefühl gab, auf ganzer Linie versagt zu haben. Ihn an die hinter vorgehaltener Hand gemachten Bemerkungen über sein ‚schweres Schicksal’ erinnerten.

Seit Tagen ging das nun schon so.

Zuerst versuchte Albel es zu ignorieren, schritt schweigend an dem Neunzehjährigen vorbei, aber er konnte förmlich spüren, wie sich diese traurigen Augen direkt in seinen Rücken bohrten und blieb stehen. Seufzte und schloss entnervt die Lider.

„Hör endlich auf, mich zu bemitleiden“, entgegnete der Anführer der Schwarzen Brigade, den Kopf lediglich ein Stück zur Seite gedreht und mit einer Schärfe in der Stimme, die keinen Widerspruch duldete und ausgereicht hätte, manchen Mann ängstlich zurückweichen zu lassen.

Aber Fayt zählte nun mal nicht zu dieser Sorte Mensch, wie der Krieger unglücklich feststellte.

„Ich bemitleide dich nicht! Es ist nur...“

Der Erdling verstummte, als suchte er nach den richtigen Worten.

„Nur was?“ erwiderte Albel und lächelte schmallippig, während er sich umdrehte. Doch dann vertrieb Wut jeglichen Funken Freundlichkeit aus seinem Gesicht.

„Du tust es. Hör auf damit. Ich brauche dein Mitleid nicht“, befahl er lakonisch und wollte gehen, als Fayt es erneut wagte, ihm zu widersprechen. „Aber es ist doch nur natürlich, wenn man sich um einen Freund Sorgen macht.“

Einen Moment verharrte Albel still, dann lachte er trocken auf. „Freund?“

Die grünen Augen des Jugendlichen blickten den Elicoorianer entschlossen an.

„Ich weiß nicht, was wir für dich sind, aber ich sehe dich nach all den Abenteuern als einen Freund und Kameraden an.“

Der Krieger zuckte geradezu belustigt mit den Schultern.

„Deine Dummheit sucht wirklich ihresgleichen“, spottete Albel und drehte sich herum, doch Fayt heftete sich klettengleich an dessen Fersen. Nein, dachte der Vierundzwanzigjährige, dieser Kerl war schlimmer als eine Klette – diese lästigen Pflanzen sprachen zumindest nicht.

„Sind Spott und Verachtung eigentlich die einzigen Gefühle, die du in deinem Selbsthass noch hervorbringen kannst?“ erwiderte der Jugendliche, der in den letzten Tagen viel über Albels Verhalten nachgedacht hatte und zu einigen Schlüssen gekommen war. Seiner Stimme wohnte ein unüblich wütender Unterton inne. „Denkst du, es ist damit getan, immer alle auf Distanz zu halten und dir die Schuld zu geben? Willst du...“

Mit einem lautem Klirren schlug Albel seine Klaue gegen die Metallwand neben Fayts Kopf, was den Erdling unwillkürlich zusammenzucken und seinen Redefluss versiegen ließ.

„Sei still!“, brüllte der Anführer der Schwarzen Brigade. Seine feuerfarbenen Augen waren nicht mehr als zwei schmale Schlitze und glichen denen einer gefährlichen Bestie, die man aus ihrem Schlaf geweckt hatte.

„Nur weil du dieses Gespräch mit dem Schwert mitangehört hast, maßt du dir an, mich zu kennen? Zu wissen, was ich will? Was ich fühle? Glaubst du wirklich, dass es so einfach ist? Verblendete, unwissende Weltverbesserer wie du widern mich an!“

Albel schnaubte wütend und entfernte sich von dem eingeschüchterten Jugendlichen, trat einige Schritte zurück.

Aber nun hatten sich Fayts nahezu unerschöpfliches Maß an Freundlichkeit und seine Geduld verbraucht. „Und wie soll man dich dann kennen lernen?“ schrie er verzweifelt, weil er drohte am sturen Schädel des Kriegers zu scheitern. „Wie soll man diesen Kreislauf durchbrechen, wenn du immer vor der Veränderung davonrennst?“

„Halt den Mund, Abschaum!“ hörte er die erboste Stimme des Elicoorianers und bevor er wusste, wie ihm geschah, wurde er unsanft gegen die Wand gestoßen. Er taumelte, doch ehe er stürzen konnte, drückte ein starker Arm ihn gegen die Metallverkleidung.

„Du willst, dass ich mehr Gefühle zeige?“ fragte Albel mit bedrohlich ruhiger Stimme und hob Fayts Kinn ein wenig an, sodass der Neunzehnjährige direkt in dessen Gesicht blicken musste. Ein Gesicht, das so nahe war, dass Fayt den Atem des jungen Mannes auf seiner Haut spüren konnte.

Albel beugte sich noch ein wenig weiter vor, war mit dem Erdling nun auf gleicher Höhe, sein Mund zu einem süffisanten Lächeln verzogen.

„Wenn du so brennend darauf bestehst...“

Damit senkten sich die Lippen des Kriegers auf jene Fayts und der Jugendliche spürte eine Zunge, die Einlass forderte. Und der erschreckte Laut, den Fayt ob dieses Gefühls ausstieß, öffnete ihr den Weg.

Die smaragdfarbnen Augen des Neunzehnjährigen flatterten panisch umher und er versuchte, den Elicoorianer wegzudrücken, doch Albel war eindeutig der Stärkere von ihnen beiden und machte jeden dieser Versuche zunichte, presste Fayt erbarmungslos gegen die Korridorwand.

Die Zunge des Vierundzwanzigjährigen erforschte jeden Winkel von Fayts Rachen, strich sanft über den feuchten Muskel des Wissenschaftlersohns, der sich immer wieder vergeblich deren Einfluss zu entziehen versuchte. Selbst als Fayt in seiner Verzweiflung auf Albels Zunge biss und das Blut des Kriegers in seinem Mund schmeckte, ließ der Anführer der Schwarzen Brigade nicht locker.

Albel spielte mit ihm, aber es war ein Spiel, an dem Fayt nicht bereit war, teilzunehmen und doch hatte er keine andere Wahl, scheiterte jedes Mal kläglich, sich aus der Umklammerung des Elicoorianers zu befreien.

Seine Lungen begannen zu brennen, schrieen nach Luft. Albel jedoch schien noch nicht einmal daran zu denken, seinem Tun ein Ende zu bereiten.

Das Herz des Neunzehnjährigen hämmerte schmerzhaft gegen seinen Brustkorb, wollte die ihm gesetzten Grenzen sprengen und seine Ohren waren erfüllt vom Rauschen seines eigenen Blutes.

Fayt fühlte die Kraft aus seinen Beinen schwinden. Seine Finger gruben sich in den Stoff von Albels Top, aber boten ihm keinen Halt, denn der Schwertkämpfer sank mit ihm zu Boden. Sein Blick verschwamm, wurde getrübt von flimmernden Punkten. Er hatte mittlerweile aufgegeben und wehrte sich nicht mehr. Ließ es einfach nur noch über sich ergehen.

Dann endlich ließ Albel von ihm ab.

Keuchend schnappte der Jugendliche nach der Luft, die seine ausgezehrten Lungen verlangten, und blickte benommen nach oben. Nahm undeutlich den Krieger über sich wahr.

Albel wischte sich mit einem überlegenen Lächeln den Speichel von den Mundwinkeln und ohne ein weiteres Wort drehte er sich um; ging und ließ einen zutiefst verwirrten Fayt in den Gängen der Diplo zurück.
 

***
 

„Fayt!“

Der Angesprochene zuckte bei der Nennung seines Namens erschreckt zusammen, blickte irritiert in Sophias von leichtem Ärger gezeichneten Züge. „Hör mir gefälligst zu, wenn ich mit dir rede“, beschwerte sie sich, ihre blassgrünen Augen sahen den Neunzehnjährigen vorwurfsvoll und ein wenig enttäuscht an.

„Entschuldige...“, murmelte Fayt kleinlaut. Während sie beide sich in ihrem Zimmer unterhalten hatten, waren seine Gedanken wieder zu dem alles beherrschenden Thema in seinem Kopf gewandert.

Albels Kuss.

Hatte er ihn damit wirklich nur zum Schweigen bringen wollen? Oder steckte vielleicht mehr dahinter?

Seine Finger wanderten abwesend zu seinen Lippen. Er war wirklich von einem Mann geküsst worden. Von Albel. Der Gedanke allein reichte aus, um sein Herz rasen zu lassen und erneut das Rot auf seine Wangen zurückzubringen.

„Fayt!“

Reumütig blickte er zu Seite, als dem Jugendlichen bewusst wurde, was er getan hatte. Sophias Gesicht hingegen verriet nun Sorge.

„Irgendetwas ist doch los“, stellt sie fest.

Nein, es war alles in bester Ordnung – Albel hatte ihn hier auf der Diplo nur solange geküsst, bis er beinah ohnmächtig geworden wäre und einen Sturm höchst verwirrender Gefühle in ihm entfesselt. DAS würde er mit Sicherheit nicht sagen.

„Ach, ich kann nur immer noch nicht glauben, dass unser gesamtes Universum nur ein Spiel einer anderen Welt sein soll“, erwiderte er ausweichend. Er log nicht, der Gedanke machte ihm noch immer zu schaffen, wenngleich er ihm unbedeutend schien, sobald er an das undurchsichtige Verhalten des Elicoorianers dachte. Er hätte all sein Wissen um das 4D-Space gegeben, wenn er dadurch Albel verstehen könnte.

„Mir geht es genauso“, stimmte Sophia zu und blickte zu ihren Händen, welche zusammengefaltet auf ihrem Schoss ruhten und Stille breitete sich in dem kleinen Raum aus.

Eine für Fayt verhängnisvolle Stille, die erneut die Bilder jenes Augenblicks mit Albel vor seinen Augen hinaufbeschwor, besonders als er sich mit der Zunge über die plötzlich trocknen Lippen fuhr und sich daran erinnerte, dass die Zunge eines bestimmten Mannes dies ebenfalls vor nicht allzu langer Zeit getan hatte.

Verdammt, sie brauchten dringend ein neues Gesprächsthema.

„Sag mal, Sophia...findest du nicht auch, dass Albel sich irgendwie seltsam verhält, seitdem wir von Elicoor II zurück sind?“, verließ die Frage seinen Mund, bevor er überhaupt richtig nachgedacht hatte und verwünschte sich kurz darauf gedanklich selbst. War der Krieger eigentlich das Einzige, woran er noch denken konnte?

„Wie kommst du denn jetzt darauf?“

„Einfach so...“, erwiderte Fayt. Es konnte doch durchaus sein, dass Albel sich in letzter Zeit nicht nur ihm gegenüber ungewöhnlich verhielt und der Kuss nur eine Laune gewesen war, zumindest versuchte der Jugendliche sich das einzureden.

„Ich mag diesen ungehobelten Kerl nicht. Er ist die ganze Zeit gemein zu mir. Und in letzter Zeit ist er sogar noch unausstehlicher“, erklärte Sophia mit dem Gesichtsausdruck eines schmollenden, kleinen Mädchens.

Also hatte Albel ihn anscheinend wirklich nur geküsst, um ihn ruhig zu stellen. Der Erdling hätte erwartet, unendlich erleichtert darüber zu sein, aber stattdessen spürte er sein Herz sinken. War...war das etwa Enttäuschung, die er da fühlte?

Er nahm wahr, wie Sophias Finger sich auf seine Hände legten und blickte auf. Im Gesicht der Siebzehnjährigen spiegelte sich erneut Sorge, aber auch eine Form von Verständnis wider.

„Wir hören besser auf. Du siehst blass aus und solltest dich ausruhen“, sagte seine Freundin aus Kindheitstagen sanft. Fayt seufzte und fühlte sich schuldig, hatte ihren Worten aber nichts entgegenzusetzen. Er war tatsächlich erschöpft, seine Nerven glichen seit dem Ereignis mit Albel zerbrechlich dünnen Fäden und dies schlug sich offensichtlich bereits in seiner Erscheinung nieder .

„Du hast recht. Danke“, erwiderte er zustimmend und stand auf.

„Keine Ursache“, antwortete Sophia mit einem offenherzigen und aufmunternden Lächeln, das geradezu ansteckend war und auch die Mundwinkel des Neunzehnjährigen wieder etwas nach oben wandern ließ.

„Bis später“, verabschiedete er sich und trat hinaus auf den Gang.

Nur um sich zu wünschen, dass er dies nicht getan hätte.

Denn der Mensch, dem er im Moment am wenigsten begegnen wollte, befand sich am anderen Ende des Flurs.
 

Albel konnte seine Überraschung nur schwer verbergen, als aus einer der Türen in seiner Nähe Fayt trat, stellte dann aber schnell fest, dass sein Kuss die erwünschte Wirkung erzielt hatte, als er den panischen, nach einem Fluchtweg suchenden Blick des Erdlings bemerkte.

Der Vierundzwanzigjährige grinste wissend und fuhr sich mit der Zunge über die Oberlippe. Der Krieger konnte genau beobachten, wie Fayts Gesicht alle erdenklichen Schattierungen der Farbe Rot durchlief und es schließlich mehr einer überreifen Kirsche mit blauem Haar denn einem Kopf glich. Während der Anführer der Schwarzen Brigade vorüberschritt, wandte der Jugendliche den Blick schamerfüllt ab.

Es war besser so.

Fayts Zugeständnis, dass er den jungen Mann als Freund ansah, hatte Albel mehr als nur überrumpelt, aber wenn er ihn vor diesem Hintergrund ob seines Kusses noch mehr hasste, umso besser.

So konnte der Neunzehnjährige zumindest nicht auf die törichte Idee kommen, sein Leben für das des Kriegers hinzugeben. Albel wollte das nicht noch einmal erleben.

Denn so sehr er auch versuchte, Fayt lediglich als einen Kampfgefährten anzusehen, hatte er diesen verrückten Kerl, dessen Idealismus schon beinah so blauäugig war, dass es schmerzte, doch ins Herz geschlossen.

Es war besser, wenn Fayt ihn hasste.

Game Over?

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Getreu nach dem Motto: "Wenn ich schon nix schreibe, kann ich wenigstens was uploaden" stell ich nun das III. Kapi on. XD

(Bin grad zu sehr mit meinem Cos beschäftigt, um zu schreiben..^^'')

Eigentlich hätt ich das auch schon früher getan, aber ich konnt mich einfach für keinen Kapiteltitel entscheiden. Zur Wahl stand noch "Alptraum ohne Erwachen"..aber der aktuelle hat dann doch mehr zu SO3 gepasst. ^^

Ich mag dieses Kapitel, und ganz besonders Albel Art hierin. X3

Zwar hab ich das Gefühl, dass Fayt mir etwas ins OoC-tum abrutscht, aber ich kanns mir auch einbilden...XD

Achja, Executioners hab ich mit Henker übersetzt, damits nich zu denglisch wird. ^^

Nya, viel Spaß beim Lesen. ^^

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Gemity. Diese Stadt der aufgesetzten Freude, die trotz der Elemente aus ihrer Heimat so fremd und surreal wirkte, wie sie es mehr nicht hätte tun können, war einmal mehr Ausgangspunkt ihrer Rückkehr.

Marias Hände flogen über die Tasten des Terminals, um den Weg zwischen den beiden Dimensionen erneut zu ebnen und Fayt war immer wieder erstaunt, welche Fingerfertigkeit die junge Frau dabei bewies.

Dann spürte der Neunzehnjährige dieses seltsame Ziehen, als wenn man seinen Körper auf eine unnatürliche Art und Weise streckte und zusammengepresste und für einen kurzen Moment nur noch sein Bewusstsein zu existieren schien, ehe sich die trostlose Umgebung Styx um ihn herum materialisierte.

Der Planet hatte durch die Angriffe der Henker große Zerstörung erfahren. In dem trüben Licht eröffnete sich Fayt eine triste Szenerie. Lange Risse durchzogen die Oberfläche aus braunem Gestein, klafften auf in bodenlose Tiefen. Anklagend ragten zerbrochene Gesteinspfeiler in den Himmel, den ein beständiger Schleier braunen Staubes bedeckte, und ein trockner, sandiger Wind brachte den Geruch von Gefahr und Tod mit sich.

Doch es war nicht die unmittelbare Bedrohung durch die Monster dieses Planeten, welche den Anflug von Panik in dem Erdling aufwallen ließ, er war immerhin ein fähiger Kämpfer. Nein, der Grund war ein anderer.

Er sollte eigentlich gar nicht hier sein!
 

Das Surren, welches Fayts Transport in ihre Dimension begleitete, verband sich mit dem Geräusch schnell gedrückter Tasten im sonst stillen Raum, einen Moment später verschwand auch Albels Körper mit dem gleichen Laut in einem hellen Lichtstrahl, dann jener Cliffs – nur um Sekunden später laut schreiend wieder zurück in die Terminalumgebung geschleudert zu werden.

Alle Blicke richteten sich auf den blonden Klausianer, der sich benommen den Kopf rieb.

„Cliff?“ fragte Mirage besorgt und kniete sich neben den Faustkämpfer.

„Aua...hat sich irgendjemand die Nummer von dem Raumkreuzer aufgeschrieben?“ murmelte er verstört und als sich das Gewicht der fragenden Blicke in der angespannten Stille schon beinah spürbar auf ihn senkte, fügte er hinzu:

„Es hat sich angefühlt, als wäre ich gegen eine Wand geprallt. Eine sehr harte Wand.“

„Verdammt!“ fluchte Maria fast zeitgleich mit Cliffs Worten, ihre grünen Augen fixierten die Projektion des Bildschirms.

„Was ist passiert?“ fragte Nel und trat neben die junge Frau, versuchte erfolglos der ihr immer noch so fremden Technik Informationen abzuringen.

Anstatt Maria beantwortete eine weibliche Stimme aus den allgegenwärtigen Lautsprechern die Frage der Elicoorianerin.

„Sehr geehrte User von ‚Eternal Sphere’ – wir entschuldigen uns vielmals für die Unannehmlichkeiten, aber aufgrund eines Fehlers im Transportsystem ist dieses bis auf weiteres außer Kraft gesetzt. Wir bedanken uns für ihr Verständnis. Bei Fragen wenden sie sich bitte an den nächsten Infostand.“

Aber Cliff, der seine Benommenheit abgeschüttelt hatte und nun wieder stand, schien nicht sehr interessiert daran, den Anweisungen der Durchsage Folge zu leisten, wandte seine Frage direkt an die blauhaarige Frau vor dem Terminal.

„Was ist mit Fayt und Albel?“

Einen Moment lang war nur wieder das elektrische Klicken der Tastatur zu hören, dann verzog Maria in einem Lächeln voller Ungläubigkeit und Zweifel das Gesicht.

„Sind bereits drüben“, erwiderte sie, sichtlich unsicher über die Richtigkeit ihrer eigenen Worte.

„Dann ist doch alles super. Entspann dich.“

„Freu dich nicht zu früh, Cliff. Sie sind nicht auf der Diplo“, erwiderte die Führerin von Quark ernst.

„Wo ist Fayt?“, mischte sich Sophia besorgt in das Gespräch ein.

„Auf Styx.“

„Auf Styx?! Wie kommen die dahin?“ platzte Cliff heraus, worauf Maria nur mit einem hilflosen Schulterzucken antworten konnte.

„Kannst du die Verbindung wieder herstellen und uns auch rüberbringen?“ fragte der Klausianer und lehnte sich über ihre Schultern.

Die Neunzehnjährige nickte stumm, wandte sich wieder dem Bildschirm zu und ihre Lippen wurden ob der hohen Konzentration zu einem schmalen Strich.

Der Flug ihrer Finger stoppte für einen kurzen Augenblick, nur um dann mit mehr Verbissenheit ihre Arbeit fortzuführen.

„Probleme?“

„Eine Firewall“, murmelte sie, aber als wie zur Gruppe blickte, zeigte ihr Gesicht zum ersten Mal Zuversicht. „Aber keine, die ich nicht knacken könnte.“
 

Fayts Augen streiften immer noch über die zerklüftete Landschaft Styx, als sich durch ein helles Surren das Erscheinen einer weitern Person ankündigte.

Der Jugendliche drehte seinen Kopf in die Richtung des Geräusches und sah, wie sich Albels Körper wenige Meter neben ihm materialisierte.

Schnell zwang Fayt das Feuer der verwirrenden Empfindungen in seinem Inneren nieder, dessen Hitze erneut drohte, seine Wangen rot zu färben. Blickte schnell in eine andere Richtung und gab vor, den Elicoorianer nicht bemerkt zu haben. Dem Erdling war klar, dass Albel ihn seit ihrem Kuss in der Hand hatte, und dieser Gedanke löste etwas in ihm aus, was hilfloser Wut am nächsten kam. Aber jeder seiner Versuche, die Situation zu klären, wurde von ihm selbst zunichte gemacht, weil er sich in der Gegenwart des Kriegers seit Neustem in einen stotternden Vollidioten verwandelte.

„He, anstatt Löcher in die Luft zu starren sag mir lieber, warum wir hier sind“, tönte Albels tiefe Stimme hinter ihm und ein Reflex überlistete Fayts Willen, den Anführer der Schwarzen Brigade nicht anzuschauen.

In den blutfarbenen Augen des jungen Mannes, welche hinter in Misstrauen zusammengekniffen Lidern halb verborgen lagen, leuchtete Verwirrung und eine Spur von Wut, während er über den ausgetrockneten Boden schritt.

„Keine Ahnung“, stieß Fayt etwas schneller hervor, als ihm lieb gewesen wäre. Es war ihr erstes Gespräch seit ihrem Streit auf der Diplo und seine Nervosität darüber ließ sich schwer unterdrücken. „Wir sollten auf die anderen warten.“

„Keine Zeit“, zischte Albel angespannt. Seine Hand wanderte zum Heft des magischen Schwertes, schob es mit den Fingern etwas aus der Scheide und der Krieger ging in seine geduckte Kampfhaltung.

Auch der Neunzahnjährige spürte die überwältigende Feindseeligkeit, die ihnen gleich eines heftigen Sturms entgegenströmte und tat es Albel gleich, zog seinen Zweihänder.

„Wie viele? Sechs?“, fragte Fayt, während er nach Anzeichen ihrer Gegner suchte.

Der Elicoorianer schüttelte verneinend den Kopf.

„Nein, mehr. Mindestens neun.“

Kurz darauf traten die Henker aus ihrer Deckung. Die engelsgleichen Wesen, welche sich selbst als Verkünder proklamierten, machten mit ihren wallenden, weißen Gewändern und den sechs leuchtenden Schwingen nicht den Eindruck, als wären sie gute Kämpfer. Aber sowohl Fayt als auch Albel wussten nur zu gut, dass dieses erste Bild täuschte.

„Zehn“, verbesserte der Wissenschaftlersohn den Anführer der schwarzen Brigade und schob alle Gefühle, welche seit Tagen seine Gedanken bei einem bestimmten Schwertkämpfer hielten, beiseite. Hier war weder Zeit noch Ort dafür.

Albel zuckte mit den Schultern. „Unwichtig“, erwiderte der Vierundzwanzigjährige gelassen, dann grinste er in kämpferischer Vorfreude. „Nachdem ich mit ihnen fertig bin, werden sie ohnehin nicht mehr als eine winselnde, blutige Masse sein.“

Fayt war stark versucht, Mitleid für die Monster zu empfinden, denn er zweifelte nicht daran, dass der Krieger die Worte ernst meinte. Er seufzte.

„Solange du sie besiegst...“

Der Elicoorianer nickte, während weine Augen das erste Opfer suchten, doch dann ließ ihn etwas inne halten, seine Lippen verließ ein halb unterdrückter Fluch. Mindestens die gleiche Anzahl an Henkern tauchte auf einer Hügelkuppe hinter ihnen auf.

„Immer noch so überzeugt von dir selbst?“ fragte Fayt angespannt, jedoch mit eine Spur Genugtuung lag in seiner Stimme.

„Pah, die Maden da oben sind genauso verdammt wie die anderen.“

Aber ihrer beider Augen hatten ein anderes Abkommen geschlossen als ihre Worte. Zwanzig Gegner, die eine nicht gerade geringe Macht beaßen, waren selbst für zwei gut trainierte Kämpfer wie sie zu viel. Albel und Fayt mussten die Monster voneinander trennen und einzeln besiegen. Die smaragdgrünen Augen des Neunzehnjährigen wanderte zu einer Stelle im Kreis der Henker, den ihre Gegner mit tödlicher Präzision um sie zu schließen begonnen hatte. Der Anführer der Schwarzen Brigade gab einen zustimmenden Laut von sich.

Auf ein beidseitiges Nicken stürmten die zwei Männer los.

Eines der Monster wurde von einem leuchtenden Strahl grüner, symbologischer Energie aus Albels künstlichen Arm umgemäht, ein weiterer strauchelte unter einer Salve heller Luftklingen, welche Fayt wirkte.

Anscheinend verwirrt über die plötzliche Wehrhaftigkeit ihrer Beute verging ein Moment, bevor die Verkünder zum Gegenangriff ansetzten, doch diese kurze Zeitspanne war für den Elicoorianer und den Erdling genug, um durchzubrechen.
 

„Und wie sieht der Fortgang deines glorreichen Planes aus?“, fragte Albel mit schwerlich unterdrückter Wut über ihre Flucht, obwohl er wusste, dass sie bei einem Bleiben jetzt bereits als verkohlte Masse zwischen den Monstern schwelen würden. Der Elicoorianer ließ sich ein kleines Stück zurückfallen, um einen Angriff in den Pulk aus Henkern zu jagen, der ihnen folgte – ein amorpher Klumpen aus Körpern, Stoff und Flügeln.

Fayt erwiderte nichts, auch dann nicht, als der Anführer der schwarzen Brigade wieder zu ihm aufgeschlossen hatte, seine Augen streiften hastig über die Oberfläche Styx. Der Neunzehnjährige hatte sich so sehr auf ihre Flucht konzentriert, dass er zunächst nicht weiter gedacht hatte, und nun war eine Lösung mehr als dringlich.

Dann fiel etwas in sein Blickfeld, dass ihre Rettung sein konnte.

„Hier lang!“ keuchte Fayt und griff nach dem Arm des Kriegers, der dem Jugendlichen verwirrt folgte. Der Wissenschaftlersohn führte sie zu einer Wand aus verkeilten Steinen, die einen Spalt in ihrer Mitte freiließen, gerade groß genug für einen Menschen, aber zu klein für die Monster hinter ihnen. Jenseits des Risses schien eine kleine Höhle zu existieren.

Albels rote Augen verengten sich zu schmalen, wütenden Schlitzen und seine Lippen öffneten sich in einem Protest, der zu einem Schrei wurde, als ihn Fayt heftig durch die Öffnung stieß, um einen Moment später selbst hindurchzuschlüpfen.
 

Der Vierundzwanzigjährige hatte sich bereits wieder aufgerappelt, als Fayt sich in die bauchige Höhle zwängte und plötzlich hatte der Erdling das dringende Verlangen, sie wieder zu verlassen, so schwer und bedrohlich – beinah schon greifbar – hing Albels Groll in der stickigen Luft des kleinen Raumes.

„Großartig! Wie Ratten in der Falle!“ knurrte der Anführer der Schwarzen Brigade und rammte zornig sein Schwert in den Boden.

„Was hätten wir denn sonst tun sollen? Uns zu Tode hetzen lassen?“ keifte Fayt zurück, während der erste Angriff auf die Außenwand ihres Versteckes niederging, die Höhle erzittern und feine Gesteinsbrocken auf ihre Köpfe rieseln ließ. „Wir müssen auf die anderen warten! Allein haben wir keine Chance!“

Der Elicoorianer blickte den Jugendlichen finster an, zog es dann aber vor zu schweigen und lehnte sich grummelnd an die unebene Wand, da er Fayts einfachen, aber logischen Argumenten nur schwerlich etwas entgegenzusetzen hatte.
 

Mit monotoner Beständigkeit krachten die Angriffe der Henker auf die Begrenzung der Höhle nieder, ließen ihren Schutz bedrohlich schmelzen.

„Mir reicht es!“ fauchte Albel und stieß sich vom Stein ab, zerbrach die Stille, die sich zwischen ihn und den Neunzehnjährigen gesenkt hatte. Er hielt dieses Nichtstun nicht mehr aus.

Der Krieger zog sein Schwert aus dem Boden, drehte sich zum Spalt.

„Ich gehe!“

Er trat einen Schritt vor, doch Fayt griff nach dem Arm des Elicoorianers, hielt ihn zurück.

„Was soll das, Abschaum? Lass mich los!“ fuhr er den Wissenschaftlersohn an und versuchte, sich aus Fayts Hand zu befreien, während erneut eine Attacke der Monster auf die Steine vor der Höhle niederging.

„Nein!“ brüllte der Erdling über die Explosion hinweg.

„Du willst es nicht einsehen, oder?!“ schrie Albel zurück, beugte sich nun so weit vor, dass ihre Gesichter unmittelbar vor einer Berührung standen.

„Wir können uns nicht ewig hier verstecken! Die anderen werden nicht kommen, das weißt du genau! Einer von uns wird mit Sicherheit sterben!“

Der Anführer der Schwarzen Brigade lächelte müde und verbittert. Seine Augen entzogen sich einer Kornfontration mit dem strahlenden Grün des Teenagers, indem er sie abwendete und zur Seite blickte.

„Und da mich ohnehin niemand vermissen würde...“

Fayt ließ Albel nicht aussprechen, stoppte seine Worte mit einer wütenden Ohrfeige.

„Hör auf damit! Hör endlich auf damit so zu tun, als wäre dein Leben nichts wert! Als würde dich jeder hassen! Ich zumindest tue das nicht. Ich mag dich... sehr sogar!“ fügte der Neunzehnjährige nach einem kurzen Zögern hinzu, seine Wangen in ein feuriges Rot getaucht, von dem er selbst nicht sicher war, ob es allein von seiner Wut herrührte.

„Ich will nicht schon wieder einen Menschen verlieren, der mir wichtig ist!“

Albel schien über den plötzlichen Ausbruch des Jugendlichen so erstaunt, dass jegliche Idee auf einen Kampf seine Gedanken verlassen zu haben schien, seine blutfarbenen Augen Fayt fassungslos anstarrten.

Aber der Erdling war sich nicht sicher, ob der Krieger wirklich verstanden hatte. Sein Blick huschte zum Kampffeld und mit einem unmerklichen Nicken festigte sich sein Entschluss.

Ein entschuldigendes Lächeln legte sich um seine Lippen und er hob langsam die Hand. Bevor Albel sich auch nur fragen konnte, was Fayts Geste zu bedeuten hatte, ließ dieser sie rasch wieder herunterfahren und entlud mit einem lauten „Shotgun Blast!“ die darin angesammelte Energie.

Die Druckwelle schleuderte den Krieger gegen einen der nahen Steine, ließ ihn benommen daran heruntersinken.

Der Jugendliche verlor keine Zeit, schwang sich aus der Deckung und stürmte auf die Henker zu, welche die Höhle belagert hatten.

Albel war nun einmal jemand, der auf die harte Art lernte, und wenn es nötig war, dann würde Fayt diesen Preis zahlen.
 

Der Anführer der Schwarzen Brigade stöhnte, schüttelte den Kopf, um sich seiner Benommenheit zu entledigen.

Dann bemerkte er, dass Fayt verschwunden war.

Albel blickte sich rasch um, entdeckte den blauhaarigen Jugendlichen, wie dieser gerade einen selbstmörderischen Angriff auf die Feinde vor ihrem Versteck startete.

Der Elicoorianer fluchte, während er das Gefühl hatte, sein Herz würde sich auf direktem Kurs mit seinem Magen befinden, dort mit aller Macht einschlagen und in Hunderte Stücke zerspringen.

Es passierte wieder...

Nein, ein solches Ereignis durfte sich um keinen Preis wiederholen, nicht wenn er es verhindern konnte.

Er jagte Fayt nach, um den Neunzahnjährigen davon abzuhalten, eine Dummheit zu begehen.
 

Fayt tauchte unter dem Angriff eines Todesengels hinweg, stieß ihn mit einem heftigen Tritt zurück. Er nutzte den Schwung, um sein Schwert in den Körper eines anderen Monsters zu rammen und tief in dessen Fleisch zu versenken. Er umklammerte das Heft mit beiden Händen, schwang seinen Unterkörper in die Luft, wobei er einen Gegner gleich einer Wand benutzte und mit einem Überschlag über den Henker die Waffe aus der Brust seines Feines riss, eine tiefe Wunde dort hinterließ.

Sobald seine Füße wieder den Boden berührten, verletzte ein gezielter Fernangriff verletzte ein Monster links von ihm, anschließend stürzte er sich auf den Henker vor ihm.

Aber das kurze Aufflackern von Fayts Vorteil verlosch schnell, die Gegner waren einfach zu zahlreich und zu stark, als dass er allein gegen sie hätte bestehen können.

Mit Mühe gelang es ihm zwei synchronen Angriffen auszuweichen und landete dabei fast in der tödlichen Umarmung eines dritten Angreifers.

Der Jugendliche sprang nach vorne, landete einen schwachen Treffer und tänzelte aus dem Radius eines verheerenden Flächenangriffs.

Er wandte sich einem anderen Verkünder zu... der von einem magischen Angriff, welcher das Erscheinungsbild eines wütenden Drachen hatte, zu Boden geworfen wurde.

Fayt blickte in die Richtung, aus welcher die Attacke erfolgt war und konnte Albel erkennen, der ihn zornig anfunkelte.

Schnell war der Krieger bei ihm.

„Bist du fertig mit deinen Kunststückchen?“ knurrte der Vierundzwanzigjährige, während er Fayts Rücken deckte.

„Du bist doch nur neidisch“, erwiderte der Wissenschaftlersohn grinsend, bevor er seinen nächsten Angriff begann.

Albels Mund entkam ein ungläubiges Schnauben und fast hätte er gelächelt, dann tat er es seinem Partner gleich und konzentrierte sich auf den Feind.
 

Der Elicoorianer war jene ausgleichende Kraft gewesen, welche dem Kampf gefehlt hatte, mit seiner Hilfe gelang es Fayt, den Nachteil in einen leichten Vorteil zu verwandeln.

Aber sie mussten die Auseinandersetzung schnell beenden, dachte Fayt, wenn er und Albel ermüdeten, dann...

Der Erdling führte den Gedanken nicht zu Ende, als er bemerkte, wie ein Henker hinter Albels Rücken eine mächtigen, magischen Angriff auf den Anführer der Schwarzen Brigade konzentrierte.

„Albel, pass auf!“ brüllte Fayt und stieß den Krieger aus dem Wirkungsbereich des abgefeuerten Lichtstrahls.
 

Fayts Schrei zeriss die staubige Luft über Styx und durchfuhr Albels Herz wie einen Dolchstoß.

Die Zeit schien ihren Fluss zu verlangsamen und der Krieger beobachtete wie gelähmt den Sturz des Neunzehnjährigen,. Den von grausamer Schönheit geprägten Tanz des blauen Haares. Das langsame Schließen der smaragdfarbenen Augen. Die feinen Rauchfäden, die aus dem Körper des Jugendlichen aufstiegen.

Unfähig, in diesen quälend langen Sekunden etwas zu tun, fixierte Albels Blick Fayt und seine Welt zerbrach erneut in Stücke.

„NEIIIIN!“ schrie der Anführer der Schwarzen Brigade, wollte die Geschehnisse nicht wahrhaben, starrte fassungslos auf Fayts reglose Gestalt.

Dann schwankten zwei – in einem feurigen Rot lodernde – Augen die Tod und Verderben forderten, zu den Henkern.
 

Nun gab es für Albel nichts mehr, was ihn halten konnte. Gnadenlos brach er über die Henker herein – ein entfesselter Sturm des Unheils, welchen die Monster durch ihre Taten auf sich hinanbeschworen hatten.

Er stürmte direkt in die Mitte der Todesengel, entlud seinen Schmerz mit einer Welle symbologischer Energie und einem verzweifelten Schrei.

Seine Kralle griff nach dem Gesicht eines Henkers, zerfetzte es.

Irgendetwas schnitt tief in das Fleisch seines Schwertarms, aber der Krieger spürte es kaum, zog mit seiner Klinge eine klaffende Wunde in den Unterleib des Angreifers.

Gleich einer Bestie wütete Albel unter seinen Feinden, die unter der blinden Wut des Vierundzwanzigjährigen einer nach dem anderen fielen.

Bald schon war er der einzige, der noch auf dem Kampffeld stand, bedeckt vom Blut seiner Gegner und seinem eigenen und hackte verzweifelt auf die leblosen Körper ein. Heiße Tränen, deren Ursprung er nicht verstand, zogen ihre Spuren über sein Gesicht.

Albel bemerkte die sich nährenden Schritte und die entsetzten Aufschreie nicht, jagte nur immer wieder sein Schwert in das Fleisch der toten Engel. Wollte ihnen die gleichen Qualen zufügen, die er gerade durchlitt.

Ihm war, als würde jemand seinen Namen rufen, aber er ignorierte es, wollte allein sein.

„Albel?“ fragte die Stimme ein zweites Mal, drang nur schwerfällig durch die Wolke des Zorns, welche die Gedanken des Elicoorianers umnebelte und sich erst allmählich klärte.

Der Anführer der Schwarzen Brigade zuckte zusammen und fuhr herum, als etwas seine Schulter berührte, sein Schwert stoppte nur wenige Zentimeter vor dem Hals der jungen Frau.

Maria blickte etwas blasser als sonst auf die Klinge neben ihrer Kehle, anschließend dem jungen Mann eindringlich in die Augen.

„Fayt lebt“, sagte sie, doch das Gesicht ihres Gegenübers blieb ausdruckslos, war zu einer Maske unendlichen Schmerzes erstarrt, weswegen sie ihre Worte wiederholte, schockiert über die Verfassung des Kriegers.

„Fayt lebt, hast du mich verstanden? Er ist auf der Diplo und wird versorgt. Wir sollten auch gehen. Du bist verletzt“, erklärte sie und bot Albel ihre Hand an.

Ein leichtes Verstehen zeichnete sich in den Zügen des Vierundzwanzigjährigen und er senkte langsam das Schwert. Doch ansonsten zeigte er keinen Willen, sich zu bewegen, worauf Maria sein Handgelenk fasste und den gebrochenen Schwertkämpfer hinter sich herzog.
 

Albel saß schweigend im Krankenzimmer der Diplo.

Eines der Crewmitglieder war gerade damit beschäftigt, seine Wunden zu versorgen, aber für den Anführer der Schwarzen Brigade wirkte das alles weit entfernt. Seine roten Augen ruhten nur auf dem Körper des Neunzehnjährigen, der in der Renerationskapsel neben ihm schlief.

Es war schon wieder passiert.

Erneut hatte ein Mensch, der ihm wichtig war, sein Leben für einen von Albels Fehlern aufs Spiel gesetzt. Warum nur war er so unfähig, eine geliebte Person zu beschützen?

Warum?

Zwar lebte Fayt und Albel war – wenngleich unfähig es zu zeigen – unbeschreiblich erleichtert darüber, aber es änderte nichts an den Tatsachen. Tod und Verderben begleiteten wie ein Schatten und befielen jeden, der ihm zu nahe kam, wie eine Krankheit.

Es war unendlich naiv von ihm gewesen zu glauben, dass ein anderes Leben als ein jenes in Einsamkeit möglich war.

Es war besser, wenn er dahin zurückkehrte.
 

Die Ärztin, welche Albel behandelte, blickte verwirrt auf, als sich ihr Patient unvermittelt erhob und wortlos in Richtung Tür schritt. „H -hey!“ protestierte sie, zutiefst irritiert über das Verhalten des Elicoorianers, der jedoch nicht auf ihren Ruf reagierte und im Gang verschwand.

Bekenntnisse

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So, da die Arbeit an Kapitel VI ordentlich voranruckt, dachte das Sari, sie könnte euch mal mit dem nächsten Kapi beglücken. ^-^

(Und weil gewisse Leute darauf drängeln, ich solle endlich mal zu Kapitel V kommen...XD)

Was gibt's groß dazu zu sagen, außer das ichs mal wieder mag, besonders die zweite Hälfte und die Gespräche darin? X3

Eigentlich nichts, deswegen viel Spaß beim Lesen ^-^

(Achja, etwas doch noch: Go for your love, Fayt, go! XD *fähnchen schwenk* )

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Jeder Muskel seines Körpers schmerzte und er hatte das Gefühl, als hätte man ihm die Knochen aus dem Leib gerissen, mehrmals gebrochen und an den falschen Stellen wieder eingesetzt.

Fayt schlug orientierungslos die Augen auf, wusste nicht wo er war, aber das unerträgliche grelle Neonlicht, welches ihn seine Lider augenblicklich wieder zusammenkneifen ließ, legte die Vermutung nahe, dass er sich auf einem Raumschiff befand.

Er versuchte sich zu erinnern, was passiert war. Die Bilder in seinen Gedanken zu einer befriedigenden Erinnerung zusammenzufügen.

In dem schmerzhaften Chaos seines Kopfes fand sich kein Hinweis darauf, wie er hierher gelangt war, nur vereinzelte Bruchstücke über den Kampf, den er mit Albel gegen die Henker geführt hatte. Ansonsten herrschte eine unerträgliche und vollkommene Schwärze.

Der Neunzehnjährige stöhnte und versuchte erneut die Augen zu öffnen, doch der laute Ruf einer vertrauten Männerstimme, der Tausende von schmerzvollen Explosionen in seinem Schädel zündete, vereitelte auch diesen Ansatz.

„Hey, Fayt ist gerade wieder von den Toten auferstanden!“ schallte Cliffs Stimme durch die Gänge der Diplo.

Fayt konnte die Schritte des Faustkämpfers auf dem Metallboden hören und irgendjemand in seiner Nähe erhob sich von einem Stuhl.

Widerwillig klappte eines seiner Lider nach oben und gab die tiefgrüne Pupille dahinter preis.

Gegen das helle Licht zeichneten sich die Konturen des Klausianers und jene Nels ab.

„Wie fühlst du dich?“ fragte die Elicoorianerin sanft.

„Grauenvoll“, antwortete der Jugendliche schwach und heiser.

„Ich glaub ’s dir aufs Wort. Wir dachten zuerst, du wärst tot, als wir dich fanden“, kommentierte Cliff.

„Um tot zu sein tut es viel zu sehr weh“, erwiderte Fayt mit einem leichten Lächeln.

Er richtete sich entgegen aller Proteste seines Körpers ein wenig auf.

„Was genau ist...“

Der Rest seiner Frage ging in dem Lärm vieler Schritte und Stimmen unter, die sich schnell näherten und in den sich das elektrische Surren der Tür mischte.

„Fayt!“ rief Sophia und Sekunden später drückte den Neunzehnjährigen das Gewicht eines Mädchenkörpers zurück ins Bett.

Unter einer wahren Salve von Schluchzern konnte er etwas verstehen, das ursprünglich einmal „Ich habe mir solche Sorgen gemacht“ geheißen haben mochte.

„Sophia“, murmelte Fayt und legte seiner Freundin aus Kindheitstagen beruhigend eine Hand auf das braune Haar.

„Ich bin in Ordnung“, besänftigte er das Nervenbündel auf seiner Brust. Der Wissenschaftlersohn stemmte sich hoch, schob sie ein Stück von sich.

„Hör auf zu weinen, ja?“

Sophia nickte stumm und blickte ein wenig beschämt über ihren Gefühlsausbruch zur Seite. Gab sich alle Mühe, sich zusammenzureißen.

Dann ließ Fayt seinen Blick über die versammelte Gruppe, in deren aller Mienen Erleichterung geschrieben stand, schweifen.

„Leute...“ sagte er mit einem dankbaren Lächeln, gerührt von ihrer Sorge. Doch dann wurde sein Gesicht ernst.

„Was genau ist eigentlich passiert?“ beendete Fayt seine Frage von zuvor.

„Ich hoffte, das könntest du uns sagen“, erwiderte Maria mit einem leichten Seufzen, aber als sie den fragenden Blick des Erdlings bemerkte, entschloss sie sich, ihre Version der Geschichte zu erzählen.

„Durch einen Bug im Transportsystem von ‚Eternal Sphere’ sind du und Albel irgendwie auf Styx gelandet. Wir wären euch gefolgt, aber unmittelbar nach Albels Transport haben die Systemadministratoren eine Firewall hochgezogen.

Und als wir schließlich zu euch beiden kamen, lagst du reglos auf dem Boden und Albel...“

Sie stockte.

„Was war mit Albel?“ fragte Fayt. Plötzlich fiel es ihm schwer zu atmen, Furcht und Schmerz schnürten ihm die Brust zu, unwillkürlich hielt er die Luft an. Er erinnerte sich wieder daran, dass er den Elicoorianer vor einem Angriff der Henker bewahrt hatte, an das Entsetzen auf Albels Gesicht, bevor Dunkelheit ihn umfangen hatte. Was war danach gewesen?

„Er war... nicht mehr er selbst. Albel hat vollkommen blindwütig auf die toten Henker eingeschlagen und dabei...geweint. Als wir auf die Diplo zurückkehrten, hat er kein einziges Wort gesprochen. Er war wie ein Zombie.“

Jetzt bemerkte Fayt auch das Fehlen des Kriegers unter den Anwesenden.

„Wo ist er?“ fragte der Jugendliche unsicher. Ihm war übel von einer Angst um den Vierundzwanzigjährigen, deren Heftigkeit er selbst nicht erklären konnte.

Schweigen.

„Wo ist er?“ wiederholte Fayt, seine Stimme gewann an Stärke.

„Verschwunden. Seit zwei Tagen. Keiner von uns weiß wohin“, erwiderte schließlich Nel und unterdrückte jegliches bissiges Kommentar über ihren persönlichen Erzfeind, da dem Neunzehnjährigen die Sorge nur allzu offensichtlich ins Gesicht geschrieben stand.

Das war nicht das, was Fayt hatte hören wollen. Entschlossen setzte er sich auf und schwang die Beine aus dem Bett.

„Ich muss...“, begann er, wurde dann aber von Mirage, die sich rasch durch die Gruppe nach vorne geschoben hatte, mit sanfter Gewallt wieder zurück auf die Matratze gedrückt.

„Du musst liegen bleiben“, wies sie ihn an. „Du bist noch lange nicht wieder so gesund, wie du dich fühlst. Du kannst froh sein, dass du überhaupt noch lebst.“

Der Jugendliche versuchte, sich zu wehren, musste aber bald einsehen, dass die blondhaarige Frau die Stärkere war und ließ sich mit einem Grummeln zurück ins Kissen sinken.

Mit einem unschuldigen und äußerst selbstzufriedenen Lächeln richtete sich die Klausianerin wieder auf.

„Schön, dass wir uns verstehen.“

Dann drehte sich zu Gruppe, wobei dieses schon nahezu unheimliche Lächeln immer noch ihr Gesicht zierte,

„Und wir gehen jetzt ebenfalls. Fayt braucht Ruhe.“

Seltsamerweise wagte es niemand, ihr zu widersprechen.
 

Mit verschränkten Armen und Beinen saß Fayt an die Rückwand des Bettes gelehnt, starrte wütend auf einen unbestimmten Punkt in seiner Umgebung und machte seinem stetig wachsenden Ärger durch ein entnervtes Grummeln Luft.

Diese Ungewissheit machte ihn noch wahnsinnig!

Das, was er über Albel gehört hatte, war alles andere als beruhigend gewesen.

Der Erdling war sich sicher, dass es dem Vierundzwanzigjährigen schlecht ging und er selbst einen großen Teil der Schuld dazu beitrug. Dieser Gedanke ließ seine Reuegefühle zu einer erdrückenden Last anwachsen und die Tatsache, Albel nicht helfen zu können, steigerte seine Unruhe und Sorge nur noch mehr.

Denn Fayt war ein Gefangener in seinem eigenen Zimmer. Ein Zustand, den er nicht länger ertrug.

„Cliff!“ rief der Jugendliche und die Tür öffnete sich leise. „Sie lassen dich mich tatsächlich bewachen“, stellte der Neunzehnjährige fest, als der blondhaarige Mann neben sein Bett trat.

„Mirage kann sehr überzeugend sein. Sorry“, erwiderte Cliff mit einem entschuldigenden und leicht verlegenen Grinsen.

„Ich versteh schon. Mir tut es auch leid“, entschuldigte sich Fayt, während er die Finger auf das Handgelenk seines Freundes legte und mit diesen Worten den darin festgehaltnen Schlafzauber entließ.

Erstaunen und Fassungslosigkeit flackerte über das Gesicht des Klausianers, bevor seine Gesichtsmuskeln erschlafften und sein Körper in sich zusammensackte.

Fayt fing den fallenden Mann so gut es ging auf, zog ihn auf die Matratze und murmelte erneut eine Entschuldigung.

Es kratzte ein wenig an seinem Gewissen, zu solch hinterhältigen Mitteln greifen zu müssen, aber die Sorge um Albel war schier übermächtig und seine Freunde ließen ihm keine andere Wahl.

Er suchte schnell seine Kleidung zusammen, schlüpfte hinein und spähte vorsichtig hinaus in den Gang um sich zu versichern, dass niemand darauf zu sehen war.

Dann schlich Fayt, der sich wie ein Sträfling auf der Flucht fühlte, langsam voran. Sein Ziel war der Teleporter.

Der Anführer der Schwarzen Brigade konnte sich unmöglich noch auf Diplo befinden, ansonsten hätte man ihn schon längst gefunden.

Nein, Albel suchte die Einsamkeit und ein unbestimmtes Gefühl ließ den Jugendlichen vermuten, dass der Elicoorianer auf seinen Heimatplaneten zurückgekehrt war, in dessen Orbit die Diplo nun wieder kreiste. Keiner hatte nach den schrecklichen Vorfällen auf Styx mehr in der Nähe des von Henkern bevölkerten Sterns beleiben wollen.

Aber wo sollte er mit der Suche beginnen?

Fayt zerbrach sich immer noch den Kopf über diese Frage, als er den kleinen Raum des Raumschiffs erreichte, welcher den Teleporter beherbergte.

Es gab so viele Orte, so viele Möglichkeiten wo Albel sein konnte. Gedanklich rief er sich die Plätze in Erinnerung, welche sie auf ihrer langen Reise besucht hatten, versuchte sich in den Krieger hineinzuversetzen.

In einer plötzlichen Eingebung blickte er auf. Elicoor II war zweifelsohne groß, aber es gab nur einen Ort auf dem Planeten, über den Albel vollkommene Kontrolle – die er über seine restliche Umwelt augenscheinlich verloren hatte – besaß. Seine ‚Jagdgründe’.
 

Die Schreie aus Wut und Verzweiflung waren Fayts Wegweiser. Albels tiefe Stimme hallte gut hörbar durch die leeren Gänge der Trainingsfakultät, deren Nutzung die Schwarze Brigade mit dem Verschwinden ihrer beiden Anführer eingestellt hatte.

Der Jugendliche konnte sich nicht helfen, aber für ihn glich dieser Ort nahe der Bergarbeiterstadt Kirlsa glich einem Spiegelbild von Albels Seele.

Einsam, verlassen, zerstört.

Wahrscheinlich waren es mitunter auch diese Parallelen gewesen, die Fayt den Vierundzwanzigjährigen hier vermuten lassen, seine Schritte an diesen Ort geführt hatten. Der Erdling wünschte sich, dass er Erleichterung über Albels Finden gespürt hätte, doch jeder dieser leiderfüllten Schreie jagte Fayt einen eisigen Schauer über den Rücken und ließ sein Herz schwer werden, fast so als wäre die Trauer des Elicoorianers seine eigene.

Äußerlich mochte Albel vielleicht in Ordnung sein, aber unter seiner abweisenden Oberfläche musste er unvorstellbare Qualen durchleiden.

Der Neunzehnjährige setzte seinen Weg durch die ausgestorbenen Tunnel fort und er rieb sich die nackten Arme, aber es war nicht allein die Kälte der fensterlosen Gänge, die ihn zittern ließ.

Für Fayt hatte die verlassene Fakultät etwas Unheilvolles. Er verband keine guten Erinnerungen mit ihr.

Hier war sein Vater tödlich verwundet worden, hatte bei dem Versuch, ihn zu retten sein Leben gelassen und auch Albel hatte im selben Kampf gegen die Vendeeni schwere Verletzungen davongetragen.

Aber war nicht auch Albels Vater umgekommen, als er seinen Sohn hatte beschützen wollen?

War das womöglich der Grund...?

Ein neuer Schrei riss Fayt aus seinen Gedanken und ließ ihn zusammenfahren. Er musste den Elicoorianer schnell finden.
 

Der Weg des Neunzehnjährigen endete auf der höchsten Ebene des Gebäudes, auf den in strahlenden Sonnenschein getauchten Kampfplatz, welcher gleichzeitig das Dach der Trainingsfakultät bildete.

Fayt blieb im Schatten des Ganges stehen, als er Albels Gestalt in dessen Mitte erblickte.

Der Krieger hatte ihm den Rücken zugewandt, atmete heftig. Auf seiner blassen Haut, die Spuren von noch nicht ganz verheilten Wunden zeigte, glänzte Schweiß.

Mit einem wütenden Aufschrei schleuderte er seine Kralle nach vorne, ein Strahl symbologischer Energie zerstörte ein weiteres Stück der steinernen Mauer, welche Albels vorangegangne Attacken bereits stark verwüstet hatte.

„Air Slash!“ brüllte der Anführer der Schwarzen Brigade und jagte mehrere Angriffe seines Schwertes in den behauenen Fels.

Die Prozedur wiederholte sich scheinbar endlos, und mit jedem Mal schmerzte Fayts Brust mehr als zuvor, bis er das Gefühl hatte, sein Herz müsste zerspringen. Er legte seine Hand auf die mit quälender Wildheit pochende Stelle.

Dann taumelte Albel und rammte erschöpft sein Schwert in den Boden, ging in die Knie und stütze sich darauf.

Der junge Mann keuchte, war am Ende seiner Kräfte.

„Albel“, flüsterte Fayt bedrückt.

Diese leise Aussprache genügte, damit Albel seinen Kopf in die Richtung des Erdlings wandte. Im Gesicht des Schwertkämpfers mischten sich Erstaunen und Erleichterung und etwas, das Angst sein mochte. Ein langen Moment starrte er den Jugendlichen hinter sich einfach nur an und schien einen inneren Kampf auszufechten. Doch schließlich lächelte er resigniert und blickte zur Seite.

„Du bist schlimmer als die Pest. Noch nicht mal hier ist man vor dir sicher.“

Fayt tat einige Schritte vor, trat hinaus ins Licht.

„Tut mir leid. Ich konnte nicht anders. Ich habe mir Sorgen gemacht.“

„Pah, Sorgen. Sprich nicht so leichtfertig von Dingen, deren wirkliches Ausmaß du nicht kennst“, erwiderte Albel ernst.

Ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen des Neunzehnjährigen, als der Elicoorianer auf seine ganz eigene Art ausdrückte, dass er sich auch um ihn gesorgt hatte.

„Ich bin nicht allwissend.“

„Aber du hältst dich dafür.“

Fayt wollte widersprechen, aber Albel ließ es nicht dazu kommen. „Dann sag mir, was einen Menschen auf die irrsinnige Idee bringt, sein Leben für das eines anderen zu opfern.“

Der Jugendliche blinzelte ob dieser unerwarteten Frage, dann schloss er für einen Moment die Augen und dachte nach. Steckte die Hände in die Hosentaschen und blickte anschließend in den strahlendblauen Himmel.

„Egoismus. Denn wir Menschen sind, egal von welchem Planeten oder Rasse, allesamt furchtbare Egoisten.“

Der Elicoorianer hatte wohl mit allem gerechnet, nur nicht mit dieser Antwort, seine blutroten Augen zeigten Unverständnis. „Was meinst du damit?“

„Wir wollen uns den Schmerz ersparen, den wir durch den Verlust eines geliebten Menschen erfahren würden und wählen stattdessen selbst den Tod. Ohne auf die Gefühle jener Personen zu achten, die uns wahrscheinlich genauso liebt wie wir sie.

Mein Vater war ein solcher Egoist, deiner genauso, ich bin es auch... nur du...“

„... ich bin ein genauso großer Egoist. Wahrscheinlich sogar der Größte von allen“, unterbrach Albel Fayt, während er sich schwankend aufrichtete.

Sein Mund hatten sich zu einem schwachen Lächeln verzogen und er steckte seine Waffe zurück in die Scheide.

„Du scheinst doch nicht so ein großer Idiot zu sein wie ich immer dachte“, erwiderte der Vierundzwanzigjährige und zuckte auf seine für ihn so typische Art mit den Schultern.

Er bewegte sich in Fayts Richtung. Als er dem Erdling vorüberschritt, hielt er kurz inne und legte er eine Hand auf dessen Schulter.

„Danke... Fayt.“

Erstaunt über Albels Dank und dir Tatsache, dass der Krieger ihn vielleicht zum ersten Mal überhaupt beim Namen nannte, drehte sich der Jugendliche um. Doch nur um zu beobachten, wie Albel entkräftet zusammenbrach.

Der Elicoorianer selbst registrierte den Sturz noch nicht einmal, und auch der schmerzhafte Zusammenstoß seiner Wange und dem kalten Steinboden beschwor lediglich das Gefühl in ihm, das irgendetwas nicht so war, wie es sein sollte.

„Albel!“ rief Fayt bestürzt, kniete sich erschreckt neben Albel nieder.

Der Anführer der Schwarzen Brigade stöhnte. „Muss gestolpert sein...“ murmelte er benommen, während er sich auf die Seite rollte.

„Kannst du aufstehen?“ fragte Fayt und beobachte darauf, wie der Krieger sich mit seinen kraftlosen Gliedern erfolglos versuchte aufzurichten.

Helfend bot der Erdling ihm eine Hand an, erwartet ob Albels Stolz aber nicht, dass der Vierundzwanzigjährige sie annahm.

Um so verwunderter war Fayt, als Albels Finger tatsächlich seine eigenen umschlossen.

„Was ist? Brauchst du erst eine schriftliche Einladung?“, schnaufte der Schwertkämpfer, welcher das Zögern des Neunzehnjährigen bemerkte.

Fayt schüttelte rasch den Kopf, zog den Elicoorianer nach oben auf seine Schulter und ein wenig wankend kamen beide zum Stehen. Fayt war erstaunt, wie leicht Albel für seine Größe war, obwohl der Anführer der Schwarzen Brigade mit seinem gesamten Gewicht auf ihm lag, empfand er ihn nicht als schwer. Trotzdem durchlief ein leichtes Zittern die Beine des Wissenschaftlersohns, als Albel seinen Kopf erschöpft gegen sein blaues Haar lehnte und Erinnerungen daran wachrief, als sie sich das letzte Mal so nah gewesen waren.

„He...ein dummes Kommentar und du bist tot“, brummte der junge Mann schläfrig. Es war eine leere Drohung und Fayt wusste das, Albel war viel zu schwach für irgendwelche kriegerischen Handlungen. Der Erdling zog den Vierundzwanzigjährigen etwas fester an sich, als er begann, sich und den erschöpften Schwertkämpfer zurück in das Halbdunkel des Ganges zu bewegen.

„Verstanden“, erwiderte Fayt. Und anderes als noch vor einigen Tagen in Ariglyph, wo er ähnliche Worte schon einmal benutzt hatte, hatte der Jugendliche diesmal das Gefühl, Albel ein großes Stück mehr zu verstehen.
 

Das große Zimmer, in dem sich Küche und Gemeinschaftsraum verbanden, war von einer wohligen Wärme erfüllt, die aus den Flammen der Öfen und Kohlebecken entsprang. Der einstige Rückzugsrot der Soldaten war in ein flackerndes Licht getaucht, die Feuer waren in dem fensterlosen Raum das einzige, was das Dunkel vertrieb.

Fayt hatte Albel auf eine der Schlafmatten gebettet, welche die Männer der Schwarzen Brigade hier zurückgelassen hatten, und kurze Zeit später war der Elicoorianer – bedeckt von groben Leinenstoff – darauf eingeschlafen, erholte sich nun.

Der Neunzehnjährige hatte die Arme um seine angewinkelten Beine geschlungen, saß neben Albel und beobachtete, wie sich die Decke unter dem gleichmäßigen Atem des jungen Mannes hob und senkte.

Fayt hatte sich bewusst dagegen entschieden, mit dem Krieger in diesem Zustand auf die Diplo zurückzukehren. Das wäre nicht in Albels Sinne gewesen, mit dem Stolz des Elicoorianers unverträglich.

Der Erdling mochte nicht von sich behaupten, den Anführer der Schwarzen Brigade voll und ganz zu verstehen, aber seitdem er wusste, welcher Selbsthass unter der unnahbaren Oberfläche des Vierundzwanzigen schwelte, war er sich mehr als sicher, das Albel mehr war als der herzlose Kerl, den er immer vorgab zu sein.

Ein leises, unruhiges Murmeln zog Fayts Aufmerksamkeit wieder zurück auf den schlafenden Schwertkämpfer.

Der Neunzehnjährige löste sich aus seiner Haltung und kniete sich neben Albel, sodass er dessen Gesicht sehen konnte, das selbst im Schlaf keinen Frieden zu finden schien.

Ob er wieder Alpträume hatte?

Fayt strich einige verschwitze Strähnen von der Stirn des Kriegers und lächelte, als sich Albel etwas entspannte. So sehr der junge Mann auch behauptete, er brauche niemanden – unbewusst suchte selbst er die Nähe.

Die Finger des Jugendlichen wanderten weiter über Albels leicht erhitzte Haut zu dessen Wange, strichen in einer liebevollen Geste darüber.

Dann streiften Fayts Augen Albels schmale Lippen. Lippen, die Ursprung eisiger Worte waren und sich doch mit unleugbar sanfter Wärme auf die seinen gelegt hatten. Lippen, in Bitterkeit verzogen und selten ein ehrliches Lächeln hervorbringend, selten aus etwas anderem als Kampfeslust lachten, aber obgleich dieser Umstände dennoch nicht nur Hass zeigten. Lippen, denen Fayt plötzlich so nahe war, dass sich sein eigener Atem mit dem Albels vermischte.

Mit rasendem Herzen schreckte der Neunzehnjährige hoch, verwirrt über sein eigenes Handeln.

Doch eine Hand, welche seinen Arm umgriff, verhinderte, dass sich der Erdling zu weit vom Anführer der Schwarzen Brigade entfernte.

Fayt beobachte, starr vor Überraschung und Schock, wie sich die Lider des Vierundzwanzigjährigen öffneten, das dunkle, vom Schlaf getrübte Rot sich langsam klärte und den Erdling fixierte. Der Wissenschaftlersohn war unfähig sich zu bewegen, war gelähmt vor Angst vor dem, was Albel mit ihm tun würde, wenn der Elicoorianer herausfand, was Fayt zu tun versucht hatte. Der Jugendliche kniete immer noch gebeugt über Albel, ihre Gesichter immer noch in intimer Nähe.

Aber das abfällige Kommentar, welches Fayt erwartet hatte, blieb aus und das Knistern der Flammen war weiterhin das einzige Geräusch, welches die Stille im Raum durchbrach. Stattdessen schloss der junge Mann die Augen erneut für einen tiefen Atemzug lang, und als er sie öffnete, lag etwas Undefinierbares in den blutfarbenen Pupillen.

Ein heftiger Ruck an seinem Arm ließ Fayt seine Frage vergessen und das Gleichgewicht verlieren, ihn auf Albels Brust fallen.

„Albel, was...“, setzte der Neunzehnjährige an, aber er verstummte, als sich Arme des Elicoorianers auf seinen Rücken legten und ihn fester an sich pressten.

„Sei still, Dummkopf. Ich versuche gerade, etwas zu sagen...“ murmelte Albel. Fayt wagte ohnehin nicht, sich zu rühren, lag steif wie ein Brett in jener Position, in der er auf dem Körper des Kriegers gelandet war. Wenn sich etwas in seinem Körper bewegte, dann war es sein Herz, das allerdings auch jeden Moment wie ein Projektil seinen Brustkorb durchschlagen würde, wenn es weiterhin mit solcher Heftigkeit dagegen hämmerte.

Nur der dünne Stoff der Decke trennte sie jetzt noch von einer vollkommenen Berührung.

„Ich.. ich hatte... A...An...“, begann Albel, warf dann mit einem frustrierten Stöhnen den Kopf in den Nacken und fluchte.

„Ich hatte eine verdammte Angst um dich“, stieß der Schwertkämpfer hervor und der Erdling konnte spüren, wie viel Kraft den Anführer der Schwarzen Brigade dieses Geständnis kostete, ein Zittern dessen Körper durchlief.

„Tut mir leid“, flüsterte Fayt, der das Gefühl hatte, sein Kopf würde in Flammen stehen. Ein solches Geständnis aus Albels Mund war für die Verhältnisse des Elicoorianers ein größeres Bekenntnis von Nähe, als es ihr körperlicher Kontakt je hätte sein können.

„Das sollte es dir auch. Du bist meine Beute. Nur ich darf dich töten. Vergiss das nicht“ wies ihn der Krieger und klang wieder etwas sicherer mit jenen Worten, welche ihm vertraut waren und worauf Fayt nur stumm nicken konnte. Seine Kehle fühlte sich zugeschnürt und trocken an.

„Aber es wäre besser gewesen, wenn du überhaupt nicht gekommen wärst“, murmelte Albel. Der Anweisung fehlte jegliche Kälte, die ihr Überzeugungskraft verliehen hätte, der Stimme des Vierundzwanzigjährigen wohnte eine ungewohnte Wärme und Schwäche inne.

Aber für Fayt war – unabhängig vom Tonfall des jungen Mannes – die einzig mögliche Antwort ohnehin ein entschlossenes „Das denke ich nicht“ gewesen. Diesmal wollte er den Albel nicht hinter seine selbstgeschaffenen Mauern der Einsamkeit zurückkehren lassen.

Der Elicoorianer fasste ihn unvermittelt hart an den Schultern und bewegte ihn in eine Position, die ihre Gesichter auf eine gleiche Höhe brachte.

„Du willst es nicht verstehen, oder? Jeder der in meine Nähe kommt ist des Todes“, knurrte er, Verzweiflung ließ seine Stimme zittern.

Fayt jedoch konnte nicht anderes, als zu lächeln. „Ja, ich will es nicht verstehen. Du hast es schließlich selbst immer wieder gesagt: Ich bin ein Dummkopf.“

Seinem außer Kontrolle geratenen Puls zum Trotz schob er eine Hand unter Albels braunblondes Haar und die andere unter den Rücken des Vierundzwanzigjährigen, dessen tiefrote Augen zum einen Resignieren an Fayts Halsstarrigkeit zeigten und zum selben Zeitpunkt den Wissenschaftlersohn anflehten, es nicht sagen, nicht zu tun – ahnten, was folgen würde.

Der Erdling ließ sich davon nicht beirren, schenkte dem Anführer der Schwarzen Brigade erneut ein warmes Lächeln.

„Ich sagte, ich mag dich und daran hat sich nichts geändert und wird sich auch nichts ändern, egal wie oft du mich beleidigst oder wie viele Gemeinheiten du mir antust. Wenn deine Nähe Gefahr bedeutet, dann gehe ich das Risiko gerne ein.“

Die Luft entkam den Lungen des Schwertkämpfers in einem ungläubigen Keuchen, und der Jugendliche spürte, wie Albel sich mit aller Macht gegen das stemmte, was sein Herz wollte: Nachgeben.

Und Fayt wollte auch diesen letzten Widerstand brechen. Er war sich bewusst, wie ungewöhnlich und verrückt seine Empfindungen waren, aber gleichzeitig war er sich vollkommen sicher, dass er das Richtige tat, als er einen Kuss auf Albels Lippen legte.

Seelenheilung

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kleine Schritte

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Rückkehr

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Nun gut, mittlerweile hat der April seine Mitte schon erreicht, aber gut... fertig ist fertig. XD

Entschuldigt, dass ich so lang gebraucht, um das Kapi hier fertig zu stellen, aber... es war ja nicht so, dass ich nicht wusste, wie es weitergehen soll, eher hat ich viel zu viele Möglichkeiten, weswegen das Kapi nach etwa 70% Fertigung auf meinem PC vor sich hindmüpelte. ^^''

Die änderte sich allerdings vor wenigen Tagen, nämlich zu jenem Zeitpunkt, als meine Augen diese göttliche Illu von Voodoo-Lou zum 5. Kapi von ScL erblicken durften. *____*

Ich hatte nen Instant-Flash und mich danach gleich ans Schreiben gemacht. X3

Deswegen widme ich dieses Kapitel auch ihr. X3

Erstaunlichwerweise ist es mal nicht adult..aber ich heiß auch nicht jantra und muss net in jedem Kapi hirnzellenschmelzenden Buttsex haben. XD

Ich mags auch so. XD (Und Fayt ist auch - glaub ich - nicht mehr so ganz OoC wie im letzten... XD)

Ich hab einiges verworfen, was ich gern drin gesehen hätte und werd wohl einiges verwerfen müssen, was ich reinbringen wollte... aber hab entschieden dass es so am besten ist. ^-^

Logik geht immer noch vor Fangirl. XD

Nyu~, ich bin mir auch selbst noch nicht ganz sicher, aber ich hab zudem das Gefühl, dass ich mich langsam aber sicher dem großen Finale nähere..nya, mal sehen..aber ich laber eindeutig schon wieder zu viel. XD

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Der rote, unstete Schein der Flammen zeichnete ein scharfes Rechteck in die sie umgebende Dunkelheit und lockte mit Wärme und Licht.

Obwohl Fayt die trostlosen Gänge der Fakultät nie als sonderlich gut beheizt empfunden hatte, spürte er bei ihrem Betreten, wie ausgekühlt er eigentlich war. Sein Körper schien vollkommen taub von der beißenden Kälte der Nachtluft geworden zu sein, ein beständiges Zittern durchströmte seine Glieder und er suchte instinktiv die Nähe der flackernden Fackeln.

Der Neunzehnjährige konnte praktisch spüren, wie Albel die blutroten Augen hinter seinem Rücken verdrehte und starrte zurück über seine Schulter. „Sag, was du nicht lassen kannst. Aber wenn es ein gewisser Krieger heute Nacht nicht so verdammt eilig gehabt hätte, dann...“

„Deinem Stöhnen nach schien es dir durchaus gefallen zu haben“, stellte der junge Mann ungerührt fest und raubte somit Fayts Argument die Kraft.

Der Erdling versuchte erst gar nicht, den verbalen Kampf mit dem Anführer der Schwarzen Brigade aufzunehmen, denn er wusste, dass er hier auf verlorenem Posten stand.

Stattdessen drehte er sich vollends in Albels Richtung und wählte einen anderen Ansatz für ihr Gespräch.

„Aber was ziehe ich nun eigentlich an? So kann ich unmöglich auf die Diplo zurückkehren.“

Dabei deutete der Teenager auf seinen entblößten und zerschundenen Oberkörper. Dies würde mehr als nur einige, unangenehme Fragen aufwerfen.

Der Vierundzwanzigjährige zog seine Schultern auf die für ihn so typische Art und Weise nach oben. „Ich habe auf meinem Zimmer noch Kleidung“ erklärte Albel, aber Sekunden später verzog sich sein Mund zu einem schmallippigen Lächeln, das etwas Wölfisches an sich hatte.

„Oder du gehst nackt. Die Maden würden den Unterschied wahrscheinlich noch nicht mal bemerken“

Und sein Tonfall ließ vermuten, dass ihm die Vorstellung nicht missfiel.

„Nur damit du deinen Spaß hast? Nein“, gab Fayt zurück, doch das glühende Rot auf seinen Wangen und das Niesen, welches seinen Satz beendete, nahmen den Worten ihre Ernsthaftigkeit und Überzeugungskraft. Waren Albels Kommentare schon immer dieser Art gewesen und er hatte sie nur nicht als solche wahrgenommen oder war er der Schlüssel zu jener Seite des Kriegers gewesen, die es durch ihre Worten mit Leichtigkeit schaffte, dem Erdling das Blut ins Gesicht zu treiben?

Fayt kam zu dem Schluss, dass es die letzte der beiden Möglichkeiten sein musste. Auch wenn die Momente, in denen es sich zeigte, noch selten waren, etwas in Albel hatte sich verändert, das sich mehr nur allein in der schwindenden Gleichgültigkeit seiner roten Augen wiederspiegelte.

Ein Schnaufen des Elicoorianers ließ den Gedankenstrom des Jugendlichen abreißen und Albels Gesichtsausdruck strahlte ein mehr als geringes Interesse aus, Fayts Überlegungen hören zu wollen. Der Teenager ließ resigniert die Schultern sinken, als ihm bewusst wurde, dass er schon wieder dabei gewesen war, Albels Verhalten zu analysieren und seine Schlüsse daraus zu ziehen. Aber so war er nun mal – der Sohn von Wissenschaftlern und sich selbst den Studium der Symbologie verschrieben. Er konnte nur schwerlich aus seiner Haut und ihm wurde immer mehr bewusst, welche Kraft und welchen Willen Albel seine Veränderung kosten musste.

Weiterhin schweigend deute der Vierundzwanzigjährige mit einer leichten Kopfbewegung in die Dunkelheit des verlassenen Ganges, es war eine Geste und Aufforderung, ihm zu folgen. Fayt beließ es dabei, erwiderte die Bewegung mit einem Nicken und ließ sich von Albel durch die labyrinthartigen Wege der Fakultät leiten.
 

Die minimalistische und prunklose Möblierung verlieh dem – für einen Anführer einer Streitmacht erstaunlich kleinen – Raum eine Aura von schlichter Eleganz. Kein übermäßiger Schnörkel fand sich an der vornehmlich hölzernen Einrichtung. Weder an dem schmalen Bett aus dunkler Kirsche und hellem Pinienholz, das den Eindruck erweckte, als wäre es schon seit Ewigkeiten nicht mehr benutzt worden, noch an der kleinen Kommode gleicher Machart daneben oder dem durchgelaufenen Teppich, welcher den kalten Steinboden bedeckte. Es war das Zimmer eines Kriegers, der für den Kampf lebte und nicht für das Gold und den Ruhm,

den man dabei ernten konnte. Dessen einzig für ihn gültiger Lohn die blutfarbenen Rosen zu den Füßen seiner Feinde waren, welche seine scharfe Klinge zum erblühen brachte.

Dieser Raum, der vom warmen Licht des soeben von Albel angezündeten Kerzenleuchters erhellt wurde, war ein kurzer Rückzugsort von all dem, nicht mehr und nicht weniger.

Doch während der Vierundzwanzigjährige damit begann, eine kleine Kommode nach passender Kleidung für Fayt zu durchwühlen, nahm etwas anderes als der ahnsehnliche Elicoorianer den Blick des Wissenschaftlersohns gefangen.

Eingefasst in einen schlichten, goldenen Rahmen zierte eine Seite der Wand ein großer Spiegel. Unter Einwirkung von destruktiver Energie war er zersprungen und gesplittert in zahllose Bruchstücke, die in Fayts Herz schnitten und es mit jedem seiner Atemzüge schmerzen ließen. Unweigerlich festigte sich vor seinem Auge ein Abbild Albels in jenem Moment, wo er das reflektierende Glas zerstört haben musste. Es schien beinah so, als habe er sich mit dieser Tat selbst vernichten wollen.

„Ich kann ihren Anblick nun einmal nicht ertragen“, knurrte der junge Mann wütend und beendete somit Fayts Gedankengänge abrupt. Grob drückte er dem Erdling einige Kleidungsstücke in die Arme und schob sich an ihm vorbei.

Fayt blinzelte und seine Augen wanderten erneut auf den Spiegel, welcher den vernichtenden Schlag auf Kopfhöhe erfahren haben musste. Ihren Anblick... meinte Albel etwa das blutige Rot seiner Augen? In der Farbe jenes verhängnisvollen Elementes, das mit seiner schweren Vergangenheit verflochten war? Er musste rasch irgendetwas erwidern, was dem Schwertkämpfer nicht noch mehr Nahrung für seinen Selbsthass gab.

„Aber Feuer kann auch andere Dinge als bloße Zerstörung bewirken“, platzte Fayt hervor und wünschte sich im nächsten Moment, dass er seine Worte weniger blumig gewählt hätte. Er klang wie eine verliebte Grundschülerin. Als jedoch ein fragender Schimmer den zornigen Blick des Anführers der Schwarzen Brigade trübte, beschloss der Neunzehnjährige, den gewählten Weg beizubehalten.

„Feuer kann ebenso Leben spenden. Wärme.“

Fayt konnte beobachten, wie Albels Augen für einen kurzen Moment zu den Überresten des Spiegels huschten, als wollte der Krieger den Wahrheitsgehalt jener Worte überprüfen, dann aber mit gleicher Verachtung auf den Teenager zurückkehrten.

„Bah, sentimentales Gebrabbel...“ grollte Albel geringschätzig und wandte dem Neunzehnjährigen den Rücken zu, um danach schnell in den dunklen Gängen zu verschwinden.

Fayt seufzte leise in der Einsamkeit des kleinen Raumes, in welcher ihn der Vierundzwanzigjährige zurückgelassen hatte.

Wie lange würde es noch dauern, bis Albel sich endlich zu jenen Dingen bekannte, die er ohnehin schon längst bewiesen hatte?
 

Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein?

Zornig schritt Albel durch die Tunnel der Fakultät, welche durch die schwachen Flammen, denen die Kraft fehlte, die Dunkelheit vollkommen zu vertreiben, in rötlichem Zwielicht lagen.

Er hasste es, wenn Menschen es wagten zu behaupten, ihn zu erkennen und doch nichts verstanden. Aber was noch schlimmer war: Fayt verstand ihn und seine Aussagen waren wie ein Spiegel für den Elicoorianer, in den er nicht schauen wollte, weil er um die gnadenlose Ehrlichkeit seiner Reflektion wusste.

Er hatte das Gefühl, dass zwei von Grund auf verschiedene Personen um die Vorherrschaft in seinem Körper stritten. Das gefühlskalte Monster, welches er jahrelang gewesen war, und jene, welche mit Fayts Kuss aus der Asche seines Herzens wieder auferstanden war und in der wachsenden Heftigkeit des Kampfes drohte er sich selbst zu verlieren. Etwas, wovor er Angst hatte.

Albel neigte dazu, seine Probleme und Ängste mit dem Schwert zu lösen, denn der kalte Stahl war etwas, worauf er sich verlassen konnte und was ihm Sicherheit gab. Er stellte keine dummen Fragen, wenn er ihn gebrauchte.

Aber in dieser Schlacht war eine Klinge physischer Art vollkommen unnütz und diese Hilflosigkeit erfüllte ihn mit Wut. Fayt war derjenige, der diesen Zorn zu spüren bekam und vor einigen Wochen hätte es den Anführer der Schwarzen Brigade sogar noch mit Genugtuung erfüllt, den Teenager so niedergeschlagen zu sehen. Oder zumindest mit Erleichterung , dass der Erdling Distanz wahrte, um nicht noch weiter mit in den Strudel des Verderbens gezogen werden, den Albel als sein Schicksal sah.

Doch warum... warum brannte sein Herz plötzlich mit solcher Heftigkeit, wenn er das helle Strahlen des tiefen Grüns von Traurigkeit getrübt wurde und das Lächeln auf Fayts Gesicht verlosch?

Hatte er sich tatsächlich schon so sehr...?

Sein Blick wurde zu einer der Fackeln gezogen, die tanzende Schatten an die Steinwände zeichneten. Er spürte ihre angenehme Wärme und ihm kamen erneut die Worte des Jugendlichen in den Sinn.

Uneinsichtig schüttelte er den Kopf, um die Vision zu vertreiben. Es wurde wirklich Zeit, dass sie diesen Ort verließen, hier hatte er viel zu viel Zeit, um über sein Handeln nachzudenken. Wenn er sich sein letztes bisschen Verstand bewahren wollte, würde er wohl oder übel zu diesen Idioten auf dem Raumschiff zurückkehren müssen und sich jener Aufgabe stellen, welche ihm sein König aufgetragen hatte. Alles war besser als Nichtstun und Nachdenken.
 

***
 

„Du bist dir sicher?“, fragte Fayt den Anführer der Schwarzen Brigade neben sich. Vor ihnen ragte die mächtige Mauer der Aquarias Hauptstadt auf und das Morgenlicht ließ ihr Weiß mit blendender Helligkeit erstrahlen. Das saftige Gras und die blühenden Bäume, dessen Anblick jeden Wanderer in dieser der idyllischen Umgebung erfreute, wiegten sich im Wind einer leichten Brise und das ferne Rauschen eines Flusses vermischte sich mit dem Gesang der Vögel.

Die grünen Halme zu den Füßen der Männer hielten den Teleportkreis, den man hier für den Rücktransport auf die Diplo angebracht hatten, wohl verborgen für unwissende Augen.

„Ja. Außerdem habe ich einen Auftrag und ohne meine Kampfkraft ist diese Truppe von Narren ohnehin verloren“, antwortete Albel ohne eine Spur aufgesetzter Eitelkeit in der Stimme. Er meinte die Worte tatsächlich ernst.

„Du solltest dir die Frage besser selbst stellen“, fügte der Krieger hinzu.

Fayt wusste, worauf Albel anspielte. Die Zustimmung des Wissenschaftlersohns zu ihrer Rückkehr war nur allzu zögerlich über dessen Lippen gekommen.

Zwar nagte die Schuld seiner übereilten Flucht seit Kurzem wieder mit neuer Stärke an seinem Gewissen, aber gleichzeitig hatte er Angst, dass der junge Mann neben ihm unter anderen Menschen schnell wieder in seine alten Muster verfallen würde. Aber das Risiko musste er eingehen, sie waren lange genug vor der Realität geflüchtet.

„Ich bin mir sicher“, erwiderte der Jugendliche ein wenig verstimmt und bevor eine Erwiderung Albels Mund verlassen konnte, hatte Fayt diesen am Handgelenk gefasst und mit sich in das gleißende Licht des Teleportstrahls gezogen.
 

Fayt war sich sicher, Nels sonst so beherrschte Züge noch niemals dermaßen fassungslos und entgleist gesehen zu haben, als sie aus der Tür des hochentwickelten Transportsystems traten. Er spürte, wie den Elicoorianer hinter ihm eine Welle des Selbstbewusstseins durchlief und er sich rasch aus dem Griff des Neunzehnjährigen wand.

„Wir sind echt. Aber für eine so ‚geübte Kriegerin’ sollte es eigentlich ein Leichtes sein, Illusion von Realität zu unterscheiden. Oder lehrt man euch aquarischen Abschaum noch nicht mal das?“, erwiderte Albel kühl, doch seine Lippen hatten sich zu einem spöttischen, schmalen Lächeln verzogen.

Nels Unterlippe zitterte vor unterdrückter Wut und in ihren Augen brannte ein zorniges Feuer. Sie atmete tief aus und die spürbare Spannung im Korridor nahm etwas ab.

„Wo wart ihr?“ fragte sie mit erzwungener Ruhe und entschied sich somit, den Anführer der schwarzen Brigade schlicht und ergreifend zu ignorieren.

„Auf Elicoor II. Ich habe Albel gesucht“, erklärte Fayt in der Hoffnung, dass der Assassine diese Aussage genügen würde. Er war sich nicht sicher, ob er schon bereit war zu erklären, was nach dem Wiederfinden des Schwertkämpfers geschehen war.

„Das sehe ich“, entgegnete Nel mit einem abfälligen Blick auf den Vierundzwanzigjährigen. Als ihre Augen schließlich auf Fayt ruhten, der ein Top von Albel trug, welches ihm an einigen Stellen zu weit war und an anderen wiederum spannte, blieb das Grün unleserlich. Doch dann lächelte sie ein wenig.

„Du hast hier mit deiner abenteuerlichen Flucht für ganz schönen Trubel gesorgt.“

„Ich hatte eine gute Lehrerin“, gab der Teenager das Kompliment zurück.

Ein sanftes Kichern verließ als seltener Gast die Kehle der Elicoorianerin, bevor ihr Gesicht wieder ernst wurde.

„Mirages Verhalten ist selbst Cliff nicht mehr geheuer, Maria könnte mit ihrem finsteren Starren selbst einen Basilisken töten und Sophia hat sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und will niemanden sehen. Ich glaube, sie weint sehr viel. Du solltest zu ihr gehen.“

Schuldbewusst senkte Fayt den Blick und richtete ihn einige Augenblicke später fragend auf Albel.

„Geh schon“, murrte der Vierundzwanzigjährige. Irgendetwas an seinem Tonfall ließ den Jugendlichen aufhorchen. War das etwa Eifersucht in seiner Stimme?

Aber selbst wenn dieses unausgesprochene, kleine Bekenntnis nicht nur seiner eigenen Einbildung entsprang und ihm deswegen eigentlich Anlass zur Freude gegeben hätte, gab es jetzt doch Angelegenheiten, die wichtiger waren als seine eigenen, egoistischen Gefühle. Er hatte einiges wieder gut zu machen. So antworte er lediglich mit einem dankbaren Nicken in die Richtung der beiden Elicoorianer, dann machte er sich auf den Weg zu Sophias Zimmer.
 

Der Raum lag fast vollkommen in Schatten gehüllt, nur wenige Lichter kleiner Knöpfe und Schalter fochten ihren aussichtlosen Kampf gegen die Dunkelheit. Auf dem Bett konnte er das menschgewordene Elend ausmachen, das sich traurig an ein Kissen klammerte und auf dessen Wangen frische Tränen im einfallenden Licht des Ganges glänzten.

Die Niedergeschlagenheit im Raum griff auch nach Fayt, er konnte spüren wie sein Herz schwer wurde und er fühlte sich schuldiger als je zuvor. Sophia schien ihn noch nicht einmal zu bemerken, selbst dann nicht, als er einige Schritte in den Raum tat.

Der Neunzehnjährige ließ sich auf der Bettkante nieder.

„Es tut mir leid“, flüsterte er.

Ein erschrecktes Aufatmen erfüllte die Stille des Zimmers.

„Fayt?!“

Zwei blassgrüne, gerötete Augen blickten ihn ungläubig an und füllten sich dann erneut mit Tränen, während die junge Frau in einer schon fast erschreckten Geste die Hände vor ihren Mund legte.

„Bist du es wirklich?“ fragte sie und selbst bei diesen wenigen Worten überschlug sich ihre zitternde Stimme mehrmals.

Der Wissenschaftlersohn grinste matt und bestätigend, um der Situation etwas ihrer belastenden Traurigkeit zu nehmen.

Arme flogen um seine Schultern und Nacken und schlossen ihn in eine innige Umarmung und er konnte ihre warmen Tränen auf seiner Haut fühlen. Die Erleichterung, ihn wiederzusehen.

„Tu so etwas nie wieder! Lass mich nicht immer so allein!“ schluchzte sie.

„Ich werde es versuchen“, versprach Fayt, während er beruhigend seine Handfläche zwischen ihren Schultern rieb.

„Du bist der einzige hier, den ich wirklich kenne. Die anderen sind zwar auch nett, aber.. aber...“

Ihre Stimme verlor sich im Beben ihres Körpers, als ihre Trauer sich erneut ihres Verstandes bemächtigte und heißes Salzwasser über ihre Wangen perlen ließ.

Fayt legte eine Hand auf ihr Haar und drückte sie noch ein wenig fester an sich. Er wusste, dass sie seine Nähe jetzt mehr als alles andere brauchte, wie zerbrechlich ihre strahlend fröhliche Fassade doch eigentlich war und wie verloren sie sich fühlen musste.

„Shhh.. ich verstehe schon“, murmelte er und wisperte weitere beruhigende Worte, bis seine Freundin sich langsam zu entspannen begann.

„Danke, Fayt“, erwiderte sie mit tränenrauer Stimme. Doch als sie dann plötzlich über den Stoff vom Oberteil des Teenagers zu fingern begann, fühlte Fayt sich plötzlich mehr als unwohl in seiner Haut. „Sophia?“

„Was ist das eigentlich für Kleidung?“ fragte Sophia, den Sinn hinter Ausspruch des Neunzehnjährigen verstehend.

„Von Albel“, erwiderte Fayt ausweichend.

„Von Albel? Was ist mit deiner eigenen passiert?“

Ihr Jugendfreund lachte heiser und war froh, dass die Siebzehnjährige sein Gesicht nicht sehen konnte, das in feuriges Rot getaucht war – so glühend um schon fast den dunklen Raum erhellen zu können. Er erinnerte sich genau daran, wie es zum Ende seines T-Shirts gekommen war.

Plötzlich hatte er das Gefühl, jemand würde ihm drohend einen Dolch an die Kehle halten und bei der ersten falschen Silbe erbarmungslos zustechen. Nein, dachte der Erdling, er war definitiv noch nicht bereit, von jenen gemeinsamen und intimen Stunden mit Albel zu erzählen.

Er räusperte sich und wünschte, Cliff wäre hier. Der Klausianer war nie um eine gute Ausrede verlegen.

„Das ist, weil...“

Ein Grund. Ein Königreich für einen plausiblen Grund.

„Ähm...“

Er musste denken. Schnell! Wofür war er eigentlich der Sohn zweier Wissenschaftler, wenn sein Verstand bei solchen Situation einfach aussetzte?

„Weil...“

Hilfe!

„Sag bloß, du kannst dich nicht erinnern“, hörte er Sophias misstrauische Stimme neben seinem Ohr.

Das war es!

„Doch. Auf der Suche nach hatte ich einen Schwächeanfall und bin ohnmächtig geworden. Als ich wieder zu mir gekommen bin, war mein Oberteil weg“, erklärte er mit gespielter Verlegenheit. Er konnte nur hoffen, das die Siebzehnjährige ihm das abkaufte und den Köder schluckte.

„Tatsächlich?“

Bingo!

„Ja.“

„Du solltest mehr an dich selbst denken“, meinte Sophia vorwurfsvoll, worauf Fayt stumm und betreten nickte und zudem das dringende Verlangen unterdrücken musste, nicht erleichtert aufzuatmen.

„Aber nett von Albel.. Er scheint doch nicht so ein schlechter Kerl zu sein“, gab die Jugendliche zu.

„Nein, absolut nicht“, erwiderte der Teenager und seine Gedanken schweiften zurück zu den letzten Stunden und zu jener so anderen Seite des Schwertkämpfers als die, welche er seiner übrigen Umwelt immer zeigte. Ließen ihn lächeln.

Dann schob er Sophia langsam von sich. „Kommst du allein klar? Ich muss zu den anderen“, fragte er und seine Jugendfreundin nickte.

„Jetzt ja“, entgegnete sie mit einem Lächeln, welches Fayt noch erwiderte, bevor er den Raum verließ.
 

Mit einem leisen Surren schloss sich die Zimmertür hinter dem Neunzehnjährigen und leise Geräusche drangen durch das Metall, welche verrieten, dass Sophia sich vermutlich zurechtmachte.

Das Smaragdgrün seiner Augen wanderte den Gang entlang in Richtung der Brücke, wo sich vermutlich ein Großteil der Gruppe aufhielt und ihn seine Schritte als nächstes führen würden. Diesmal würde ihm der Weg nicht so einfach fallen, obwohl er sich wirklich wünschte, seine Freunde wiederzusehen.

Doch mit seiner Flucht hatte er nicht nur ihr Vertrauen missbraucht, sondern sich auch der Verantwortung entzogen, welche auf seinen Schultern laste und stillschweigend in Kauf genommen, dass Luthers Henker während seiner Abwesenheit weiterhin Menschen töteten und ganze Zivilisationen auslöschten.

Er war Teil jener wenigen Personen, die dem ein Ende setzten konnte – dafür hatte sein Vater gründlich genug gesorgt. Fayt konnte förmlich das Blut der Opfer dieses Kampfes an seinen Händen spüren.

Und nicht nur das. Was sollte der Teenager sagen, wenn die Sprache auf ihn und Albel kam?

Der Vorfall mit Sophia hatte ihm klar gemacht, dass es ihm keineswegs so einfach fiel, sich zu seinen Gefühlen zu bekennen. Vielleicht auch wegen Albel. Er konnte die Stimme des Schwertkämpfers schon in seinen Ohren hören, die jüngsten Ereignisse nicht vor diesen „Maden“ und „Idioten“ hinauszuposaunen und obwohl er den Standpunkt des Kriegers verstehen konnte, hatte er ob dieses Wissens das Gefühl, als würde sein Brustkorb in schweren Eisenketten liegen und sein Herz sandte bei jedem Schlag während dieser Gedanken einen stechenden Schmerz durch seinen Körper.

Denn Albel sah Liebe immer noch als eine Schwäche an, für die es in seiner Welt des Stärkeren keinen Platz gab. Fayt hatte damals gesagt, dass er kein Problem mit dieser Einstellung hätte, aber immer mehr kamen ihm seine Worte von jener Nacht wie eine Heuchelei vor. Seitdem ihm seine Gefühle für den Elicoorianer bewusst geworden waren, fiel es ihm immer schwerer, Albels egoistische Lebensweise zu akzeptieren.

Doch wenn es bloß der Vierundzwanzigjährige allein gewesen wäre... seine Freunde würden ihn ohnehin für verrückt erklären – ihm selbst kam die ganze Situation ja immer noch ein wenig surreal vor – und kein Verständnis gegenüber seiner Liebe für den Anführer der Schwarzen Brigade aufbringen können, dessen war er sich sicher. Dafür hatte Albel mit seinem ganzen Wesen und seiner Einstellung einfach einen zu schweren stand bei seinen Kameraden.

Mit einem schicksalsergeben Seufzer machte er sich auf den Weg zur Brücke.

Schlussendlich war ohnehin alles Grübeln vergebens, wenn er es nicht an der Realität austestete. Es wurde wirklich mehr als Zeit, dass er seine Gefährten wiedersah.
 

Auf der Brücke herrschte das gleiche, geschäftige Treiben wie immer. Neben den angeregten Unterhaltungen war das beständige, helle Surren und Klicken der mechanischen Gerätschaften zu hören, die dafür sorgten, dass die Diplo nicht ziellos im Sternenmeer herumtrieb, dessen Ebenbild auf die riesigen Monitore projiziert wurde, und immer wieder einmal erhob sich ein Crewmitglied, um seine Arbeit kurz zu unterbrechen und auszuspannen.

Schnell fanden Fayts Augen Maria. Sie hatte sich auf ihrem Platz niedergelassen – die Hände sanft auf den Lehnen ruhend – und war augenscheinlich in ein Gespräch mit Cliff vertieft. Lässig stützte sich der blonde Klausianer auf der Oberkante ihres Sitzes und blickte beim Geräusch der sich öffnenden Tür lediglich kurz zurück.

„..und außerdem.. oh, hallo Fayt“, erwiderte er abwesend und setzte erneut zu Unterhaltung mit Quarks Oberhaupt an, bevor er sich schockiert umwandte.

„.Fayt!?“

Was als erstaunter Ausruf des Sechsunddreißigjährigen begonnen hatte, fiel nun als Stimmenchor auf den Teenager zurück.

„Hallo“, entgegnete der Angesprochene verhalten in die angespannte Stille hinein, die sich wie eine Mauer um ihn herum aufbaute und nur darauf zu warten schien, dass ihr jemand den Anstoß gab, damit sie strafend über Fayt zusammenbrechen konnte.

Seine smaragdgrünen Augen ruhten auf einem unbestimmten Punkt in der Umgebung, weil es ihm schwer viel, den anderen in die Augen zu sehen. Besonders in jene von Cliff.

Der Wissenschaftlersohn wusste, dass er nicht unbedingt richtig gehandelt hatte, doch er war ebenso bereit, die Konsequenzen seiner Taten zu tragen.

Er hörte Schritte auf den metallenen Boden widerhallen, zu leichtfüßig für einen Mann – also wahrscheinlich jene Marias. Er sah seine Vermutung als betätigt, als die Neunzehnjährige unmittelbar vor ihm stehen blieb und es ihm so praktisch unmöglich machte, ihrem Blick auszuweichen.

„Ist dir eigentlich klar, wie verantwortungslos du gehandelt hast? Wir sind die einzigen, die Luther aufhalten können und ohne uns ist dieses Universum verloren. Ich hätte dir eigentlich etwas mehr Voraussicht zugetraut,“ begann sie ihre Rüge.

Ihre tiefgrüne Augen, welche den seinen so ähnlich waren, schienen ihn zu durchbohren.

„Was wäre gewesen, wenn dir etwas zugestoßen wäre? Sollte dann etwa alles, wofür wir bisher gekämpft haben, umsonst gewesen sein?“

Stillschweigend wartete sie auf eine Antwort von Fayt, ihr Blick kalt und hart wie das tiefgrüne Kristall, dessen Farbe ihre Pupillen wiederspiegelten.

„Ich weiß es“, antwortete der Teenager und stieß zeitgleich einen tiefen Atemzug aus, von dem seine Worte getragen wurden.

„Ich weiß, dass es ein Fehler war, einfach so auf eigene Faust loszuziehen und es tut mir Leid, aber...“

Verzweifelt suchte er nach einer Antwort, die nicht zu viel vom Verhältnis zwischen ihm und Albel offenbaren würde – zu schwach war noch das feine Band des Vertrauens, das Albel zu ihm geknüpft hatte, als dass er es durch eine unbedachte Aussage wieder zertrennen wollte. Nachdem er jedoch keine fand, versagte ihm die Stimme und er blickte betreten zu Boden. Schwieg, selbst wenn das bedeutete, dass er mit noch heftigeren Zurechtweisungen zu rechnen hatte.

„Das was alles, was ich hören wollte. Lass das bloß nicht zur Gewohnheit werden“, mischte sich Marias Stimme in seine düsteren Gedanken und als er aufsah, konnte er ein versöhnliches Lächeln auf ihren Lippen erkennen, welches dem Jugendlichen gleichzeitig ein auf sich Beruhen lassen ihrer vorangegangnen Frage versicherte.

„Willkommen zurück, Fayt. Wir sind froh, dass du wieder da bist.“

Erleichtert erwiderte der Neunzehjährige es.

„Danke. Ich auch.“

Konflikte

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OMG, wie lange habe ich da drauf gewartet? Endlich wieder den Update-Button bei dieser FF drücken zu können? X3

Und nein, eure Augen täüschen euch nicht, ich meld mich schreibtechnisch bei dieser FF wirklich wieder zurück. *g*
 

Verzeiht, dass ich euch über ein halbes Jahr auf auf ein neues Kapitel hab warten lassen. ;__;

(Und dann ist noch nicht mal hemmungsloses Yaoi frin, Schande über mich! XD)

Ich will nich alle Schuld auf's Cosplay schieben, was mir einiges an Zeit geraubt hat.. mir gings ne lange Zeit nervlich nich wirklich gut, was ein KreaTief extremen ausmaßes nach sich zog.

Seit nem Monat allerdings geht's mir wieder relativ gut und ich hab meine Freizeit hauptsächlich mit dem schreiben des folgenden Schätzchens zugebracht.

Wobei, ich sollte dieses Monster aufhören zu verniedlichen... zumal es ursprünglich noch länger geplant war. Es war sowieso ursprünglich so vieles anders geplant in diesem Kapitel.. ich hab noch nie so viele meiner Vorschriebe verworfen, glaub ich. XD

Auch einiges, was ich gern drin gesehen hätte. Aber alles in allem bin ich doch sehr zufrieden damit, in welche Richtung sich das ganze entwickelt hat (vor allem, weil DIE Szene dafür jetzt drin ist X3 *squeal*..und Fayt langsam wieder iC wandert XD)..auch wenn ich nach den ersten 3000 wörtern etwas ins hängen geriet, weil ich plötzlich so viele Möglichkeiten hatte. XD

Aber unter dem Aspekt, das ich das nächste Kapitel als finales plane, war die hier für meine Planung am besten. Und bezüglich des Kapi-Endes...ich weiß, ich bin ein Sadist...und hab nen unheimlichen Spaß dabei. XD
 

Und ja, das nächste Kapitel soll das letzte werden. Wer jetzt aufschreit und fragt, wie ich es innerhalb eines Kapis schaffen will, Albel in Mr. Nice Guy zu verwandeln.. vergesst es, das will ich nich und hat ich nie vor. XD

Alles andere am endgültigem Ende der FF, greift jetzt zu weit, warum. ^^

Im letzten Kapi werd ich nochmal alle Register ziehen... wahrscheinlich auch mit Yaoi~... (haltet nach roter adult-schrift ausschau XD). <3
 

Aber nun viel spaß beim lesen, hab eh genug gelabtert. Und nochmal danke für eure vielen, lieben Kommentare, die haben mich echt angespornt. X33

Und achtet um Weihnachten übrigens mal auf meine FF-Section. ^-~

(Und jah~, ich hab Albel studiert bis zum..nya..XD)

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Fayt verließ den Teleporterraum und rieb sich mit zusammengekniffenen Lidern die schmerzenden Oberarme. Wenn es jedoch nur seine Arme gewesen wären, durch die beständig winzige Flammenkaskaden zu laufen schienen, hätte er sich glücklich geschätzt.

So aber schien sich mehr oder weniger sein gesamter Körper in einen Zusammenschluss stechender Muskeln verwandelt zu haben und der Jugendliche hatte einen guten Eindruck davon bekommen, was es hieß, sich mit einem verärgerten Klausianer anzulegen. Und wünschte sich gleichzeitig, er wäre um diese Erfahrung verschont geblieben.

Andererseits hatte Fayt – rückblickend auf seine Flucht – dem Faustkämpfer den Kampf unmöglich absagen können und bereitwillig zugestimmt. Obwohl es nicht viel kombinatorischen Geschicks bedurft hatte, um den Ausgang dieser soeben beendeten Trainingsstunde auf Elicoor II vorhersehen zu können, der eigentlich bereits mit Cliffs Aufforderung besiegelt gewesen war.

Mit seinem blonden Haar, den eisigen, tiefblauen Augen und dem ebenso kühlem Lächeln hatte der Klausianer nicht nur wie ein grausamer Racheengel ausgesehen – er war diesem Eindruck in keinerlei Weise nachgestanden.

Sicher, nach der vernichtenden Niederlage des Erdlings hatte ihm sein Freund eine Versöhnung angeboten und der Neunzehnjährige war froh, dass Cliff ihm seinen zugegeben hinterhältigen Schlafzauber nicht mehr nachsah, aber dennoch...

Fayt biss die Zähne aufeinander, nachdem sein Bein gegen einen scheinbar zu kraftvollen Schritt protestierte – musste der Klausianer immer gleich so übertreiben?
 

Der Weg des Wissenschaftlersohns führte ihn in Richtung von Albels Zimmer. Der Jugendliche hatte den Elicoorianer nicht mehr gesehen, seitdem sie vor wenigen Stunden auf die Diplo zurückgekehrt waren.

Seine Gefährten hatten die Kunde über die Rückkehr des Schwertkämpfers eher stillschweigend hingenommen. Die Überschwänglichkeit, welche Fayts eigene Rückkehr begleitet und ihm glücklicherweise weitere, unangenehme Fragen erspart hatte, war in Albels Fall ausgeblieben. Zum Teil beruhte dies wohl auf Gegenseitigkeit. Seine Kameraden kümmerten sich nicht um die Angelegenheiten des Kriegers und sahen seine Anwesenheit als notwendiges Übel an und der Teenanger war sich mehr als sicher, dass der junge Mann die gleichen Gefühle für seine Freunde hegte.

Diese Erkenntnis half jedoch wenig dabei, den unterschwelligen Schmerz zu lindern, den Fayt ob dieser Situation empfand. Ihm war bewusst, dass es niemals zu einem wirklich harmonischen Verhältnis zwischen der Gruppe und Albel kommen würde. Dazu waren ihre Weltanschauungen einfach zu verschieden. Er wünschte sich lediglich etwas mehr gegenseitiges Verständnis.

Das Geheimnis, welches die Beziehung zwischen ihm und dem Anführer der Schwarzen Brigade umgab, machte die Sache dabei nicht unbedingt einfacher.

Es kam einer Sünde gleich, von der niemand wissen durfte.

Im Moment fühlte er sich – und er konnte nicht verhindern, dass seine Erinnerung ein bestimmtes Buch seiner Schulliteratur zurück in seinen Geist rief – wie Shakespeares Romeo, der sich verbotenerweise zu seiner Julia schlich. Nur, dass der Schwertkämpfer auf eine seltsame Art und Weise Julia und die Familie Capulet gleichzeitig in sich vereinte.

Der Erdling stutzte bei dem zugegeben seltsamen Bild, dass dies vor seinem inneren Auge beschwor, kam aber nicht umhin zuzugeben, wie sehr es doch die Realität beschrieb.

Und er wusste noch genau, wie das Stück aus alter Zeit geendet hatte.

Unweigerlich würde jemand zu Schaden kommen, wenn sie weiter jenen Pfad der englischen Tragödie beschritten.

Etwas, dass Fayt um jeden Preis verhindern musste.

Wenngleich er nicht wusste, wie. Albel war....

Erstaunt blickte er auf, als sich eine vertraute Tür in sein Blickfeld schob und er realisierte, dass er bereits am Eingang zu Albels Raum angelangt war.

Der Jugendliche öffnete sie nicht sofort.

Er hatte Angst vor dem, was ihn hinter dieser Tür erwarten könnte. Fürchtete, die kleinen und harterkämpften Erfolge der letzten Tage wieder verloren zu sehen. Wieder jenem Mann zu begegnen, der einst auf nichts anderes als Stärke vertraut hatte. Gewohnheit konnte ein heimtückisches Monster sein.

Aber schlussendlich würde er um die wahre Beständigkeit von Albels Gefühlen nur erfahren, wenn er sich selbst davon überzeugte und somit trat Fayt ein.
 

Der Vierundzwanzigjährige saß auf der Kante seines Bettes. Das Gewicht der Rüstung, welches normalerweise auf dem linken Arm des Elicoorianers lastete, sorgte nun dafür, dass die Metallplatten ein gutes Stück in der weichen Matratze versanken, auf der sie ruhten. Eine fleckige Bandage lag zusammengeknüllt daneben.

Ohne es verhindern zu können wanderten Fayts Augen zu jener Stelle, welche sonst immer von dem silbernen Panzer verdeckt wurde; auf den verkohlten Stumpf und das Verbindungsstück der Prothese.

Narben und abgestorbene Haut bildeten ein groteskes, schwarzes Meer mit Wellen aus dunklem Rot und ließen das helle Alabaster von Albels Haut krankhaft weiß wirken. Die Verletzung erschien selbst nach so vielen Jahren noch erschreckend frisch – wie wohl auch die Vergangenheit, die dadurch beständig in den Gedanken des jungen Mannes weilen musste.

An mehreren Stellen drang breiter Silberdraht in das tote Gewebe des verstümmelten Oberarms ein und ein kaum wahrnehmbares Leuchten umgab das hochwertige Metall. Es war ein Indiz dafür, dass es als Kanal für die symbologische Energie fungierte, welche die Kralle erfüllte und es dem Schwertkämpfer erlaubte, sie wie eine vollwertige Hand zu benutzen.

Der Krieger spuckte das eine Ende des straffgespannten Verbandes wieder aus, den er zwischen den Zähnen gehalten hatte, um ihn besser um den Stumpf zurren zu können. Das finstere Funkeln, welches dem hereinkommenden Erdling daraufhin zuwarf, war vernichtend.

Fayt, dem plötzlich bewusst wurde, wie ungeniert er auf Albels zernarbte Wunde gestarrt hatte, wandte sich rasch ab und kehrte dem Anführer der Schwarzen Brigade den Rücken zu.

„Entschuldige. Ich komme besser später noch mal wieder“, stammelte er und hatte bereits einen Schritt in Richtung Gang getan, als ihn die Stimme des Elicoorianers stoppen ließ.

„Halt, Made. Wenn du schon mal hier bist, mach dich auch nützlich.“

Unsicher schaute der Erdling zurück. Albels Blick war immer noch eisig wie der erste Frost des Winters und ein wütendes Leuchten lag in dem intensiven Rot, während seine Lippen zu einem schmalen, verärgerten Strich zusammengeschrumpft waren.

Hatte er sich diese Worte etwa gerade nur eingebildet?

Es sprach alles dafür. Eine Bitte an den Teenager hier zu bleiben hätte von der Seite des Kriegers unter diesen Umständen ohnehin wenig Sinn gemacht. Der Neunzehnjährige wusste um den Kampf, den sein Gegenüber tagtäglich mit der Vergangenheit focht und wie wohlversiegelt er jene hielt. Es wäre närrisch gewesen zu glauben, dass der Schwertkämpfer jetzt schon bereit gewesen wäre, sie mit ihm zu teilen.

Allerdings unterstrich die Erklärung des Vierundzwanzigjährigen, dass die vorangegangenen Worte tatsächlich seinen Mund verlassen haben mussten.

„Es ist schließlich deine Schuld, dass ich sie jetzt wechseln muss.“

Die Augenbrauen des Jugendlichen wanderten in Richtung seines blauen Schopfes. Seine Schuld?

Das war mit Abstand eine der fadenscheinigsten Ausreden, welche er in der letzten Zeit gehört hatte. Machte der Anführer der Schwarzen Brigade jetzt etwa ihn dafür verantwortlich, dass bei ihrem nächtlichen Bad vor der Fakultät Meerwasser und Sand in die Verbände gedrungen war? Wer von ihnen beiden war denn so kurzentschlossen und von der Kälte unberührt in die Fluten gewatet?

Dennoch war Fayt unsicher, wie er mit dieser Aufforderung umgehen sollte.

Wie harsch der Befehl auch ausgesprochen sein mochte, hinter all der Härte verbarg sich ein unbegreiflich großes Vertrauen in den Wissenschaftlersohn. Das war weitaus mehr denn die vorangegangen, zaghaften Annährungsversuche des Vierundzwanzigjährigen. Mit einem Mal befand Fayt sich in einem Teil von Albels Welt, von dem er geglaubt hatte, ihn nie betreten zu können. Oder zumindest nicht so rasch. Nun aber hatte der Anführer der Schwarzen Brigade ihm unvermittelt Einlass gewährt und aus Angst, einen falschen Schritt zu tun und wieder zurückgestoßen zu werden, zögerte er.

Das rubingleiche Rot verschwand hinter sich verengenden Lidern. „Muss ich erst mit meinem Schwert nachhelfen, damit du dich in Bewegung setzt?“

Der Teenager schüttelte hastig den Kopf und trat tiefer ins Zimmer, näher zu Albel.

„Was...?“ setzte Fayt an, worauf ihm der Krieger wortlos eine saubere Bandage in die Hand drückte.

„Eigentlich bräuchte ich deine Hilfe gar nicht“, fügte der Elicoorianer in einem unmissverständlichen Ton hinzu, fast so als hätte er Angst, der Wissenschaftlersohn könne diese Aufforderung als ein Zeichen von Schwäche sehen.
 

„Ich weiß...“, erwiderte der Neunzehnjährige mit einem Nicken und ließ sich auf der Bettkante neben Albel nieder.

„Gut“, grummelte der Schwertkämpfer, während er seinen linken Arm ausstreckte. Fayt bemerkte das kurze Innehalten ebenso wie es der Anführer der Schwarzen Brigade vermied, den Stumpf direkt anzusehen und seinen Blick auf einen unbestimmten Punkt im Zimmer richtete.

Es war offensichtlich, wie sehr Albel unter seiner Nemesis litt und welche Qualen ein Verbandswechsel für ihn immer wieder aufs Neue bedeuten musste. Wie schwierig es ein Vergessen machte. Selbst wenn der Krieger diesen Umstand immer wieder durch sein Gebaren verneinte.

Stets war Albel bemüht, die Illusion des starken Kämpfers gegenüber seiner Umwelt aufrecht zu erhalten. Nur selten verrutschte diese nahezu perfekte Maske, und wenn, dann nur für wenige Augenblicke. Nun jedoch trug er jene Schwäche, die er selbst so verabscheute, offen zur Schau.

Dies war vielleicht der größte – unausgesprochene – Liebesweiß, welchen der Anführer der Schwarzen Brigade ihm jemals hatte erbringen können

Fayt konnte nicht verhindern, dass sein Herz ob dieser Erkenntnis begann, schneller zu schlagen und seine Wangen in sanftes Rot tauchte.

Die Worte des Elicoorianers mochten auf dem Raumschiff wieder rauer geworden sein. Aber seine Empfindungen schienen unverändert. Tatsächlich hatte der Neunzehnjährige zum ersten Mal seit seinem Geständnis an jenem Tag das Gefühl, dass Albel diese Beziehung ebenfalls ernst war.
 

Während Fayt den Verband anlegte, achtete er peinlich genau darauf, seine Finger nicht das Narbengewebe jenseits des weißen Linnens berühren zu lassen. Womöglich hätte der Schwertkämpfer sogar einen Kontakt zugelassen, doch Fayt ließ lieber etwas zu viel Vorsicht walten als zu wenig. Zu zerbrechlich war dieser Moment um ihn durch eine unbedachte Handlung zu zerstören.

Deutlich spürte der Teenager, wie sich feine Unregelmäßigkeiten gegen den Stoff abzeichneten und starrte gedankenverloren auf die tote Haut, die ein erkaltetes Abbild jener Flammen zu sein schien, die sie einst verbrannt hatten.

Es war dieser Makel, welcher sich wie eine Krankheit über die Seele des Schwertkämpfers gelegt hatte und sie dieser äußeren Form angepasst zu haben schien – ihn zu dem gemacht hatte, der er jetzt war. Und trotzdem, Fayt konnte nicht...

„Wie ist es wenn sich der ‚Märchenprinz’ vor den eigenen Augen in ein hässliches Monster verwandelt?“,

Albels Stimme ließ ihn aufschrecken und den Teenager von dem Verband auf in das Gesicht des Schwertkämpfers schauen.

Da war es wieder. Dieses spöttische Lächeln, hinter dem sich aller Selbsthass und alle Selbstverachtung des Anführers der Schwarzen Brigade vereinte.

Gleich einem Dolch bohrte es sich in Fayts Herz.

Der Neunzehnjährige konnte es nicht ertragen, wie sich der Mann, den er liebte, damit immer wieder selbst bestrafte und verletzte. Wie es die Unbeschwertheit aus Albels Zügen raubte und ihm ein wirkliches Glücklichsein verbot.

Für einen kurzen Moment verspürte Fayt ernsthaft den Drang, es einfach mit einem kräftigen Schlag von den Lippen des Elicoorianers zu wischen. Langsam aber allmählich hatte er diese Einstellung satt. Wenn Albel schon solche Zugeständnisse machte, wie die Anwesenheit des Erdlings in solch einem intimen Moment zu dulden.. warum in aller Welt konnte er sich nicht endlich selbst akzeptieren?!

Aber dann besann Fayt sich. Obwohl die Wahrheit in Albel einzuprügeln im Fall des Elicoorianers vielleicht sogar effektiv gewesen wäre, so war es nicht der Weg, den er beschreiten wollte.

„Du bist kein hässliches Monster. Es gibt nicht an dir, was ich abstoßend finden würde“, erklärte der Teenager ernst und mit ehrlicher Überzeugung.

„Du scheinst nicht nur ein Narr zu sein, sondern auch blind“, erwiderte der Schwertkämpfer geradezu überheblich.

„Ich sehe deine Narben ganz genau, Albel.“

Mit diesen Worten ließ Fayt seine Finger vom Verband und sanft über die verbrannte Haut gleiten. Er sah stummes Entsetzen die tiefroten Seen von Albels Augen aufwühlen und spürte, wie Anspannung durch den Körper des Elicoorianers brandete, als die Handfläche des Jugendlichen den Stumpf vollends umschloss.

Fayts Brust schmerzte unter dem raschen und unsteten Rhythmus, mit dem sein Herz sein Blut zum tanzen brachte. Unsicherheit und Furcht machten es unmöglich, seinen regelmäßigen Takt wiederzufinden.

Es war wahrlich ein Spiel mit dem Feuer, das als zitterndes Licht in den Rubinen des Vierundzwanzigjährigen flackerte. Jeden Moment konnte es zu einem Meer lodernder, alles vernichtender Flammen werden.

Dennoch unterbrach der Wissenschaftlersohn sein Tun nicht. Ebenso wenig verließ sein Blick, der entgegen all seiner Angst feste Entschlossenheit zeigte, Albels Züge.

Fayt wollte dem Anführer der Schwarzen Brigade beweisen, wie ernst er diese Worte tatsächlich meinte.
 

In einer liebevollen Geste strich der Neunzehnjährige über das Narbengewebe. Die tote Haut fühlte sich kühl und glatt unter seiner Berührung an und das sanfte Prickeln der symbologischen Energie, welche unter der Oberfläche pulsierte, in seinen Fingerspitzen sandte ein wohliges Schaudern durch seine Venen.

Nein, auch wenn der junge Mann diesen Teil seiner Selbst bis aufs Blut verabscheute, konnte Fayt ihn unmöglich hassen

Langsam beugte der Teenager sich vorwärts. In jeder dieser endlos langen Sekunden rechnete er damit, dass Albels Faust ihn von seinem Vorhaben abringen würde. Er war im Begriff, ein Sakrileg in der Welt des Kriegers zu begehen.

Doch die Vergeltung dafür blieb aus. Die Anspannung, welche das Blut des Erdlings in einen donnernden Strom verwandelte, schien auch den Anführer der Schwarzen Brigade erfasst zu haben und ihn zu lähmen. Die Brust des Schwertkämpfers hob und senkte sich stoßartig unter den flachen Atemzügen , während sein Gesicht grenzenlose Fassungslosigkeit zeigte.

Dann löschte die Dunkelheit seiner sich schließenden Lider Fayts Umwelt aus, als der Jugendliche seine Lippen auf die Verbrennungen senkte und einen Kuss auf die unebene Oberfläche presste.

Winzige Kristalle aus Meeressalz hafteten der geschmolzenen Haut immer noch an und kitzelten seine Zunge. Das bittere Aroma, welches der Staub des Schlachtfeldes scheinbar unwiderruflich auf die Lippen des Kriegers gelegt hatte, fehlte dieser wohlgeschützten Stelle von Albels Körper hingegen vollkommen. Der beinah schon süße Geschmack wirkte zudem widersprüchlich zum Bild des rauen Schwertkämpfers – gänzlich unpassend in Anbetracht Albels harscher Art – und spiegelte doch geradezu perfekt die verborgene Seite jener Person wieder, an die er sein Herz verloren hatte.
 

Plötzlich zuckte die Schulter des Elicoorianers zurück. Heftig genug, um die Verbindung zu unterbrechen, zu schwach jedoch, um sich dem Griff des Neunzehnjährigen entwinden zu könnten. Fayt spürte, wie Albel versuchte, das Zittern zu unterdrücken, welches eine Reaktion auf den warmen Atem des Wissenschaftlersohns war, der über den Oberarm des Schwertkämpfers fächerte. Ein verächtliches Schnauben aus der Richtung des jungen Mannes folgte, als der Teenager seinen Mund erneut auf die Narben legte.

„Du widerst mich an.“

Die smaragdgrünen Augen öffneten sich und fixierten die Züge des Vierundzwanzigjährigen. Wenngleich auch die eisige Kälte und Abscheu in Albels Gesicht unzweifelhaft echt waren, so hatten diese Gefühle im rubingleichen Rot des Anführers der Schwarzen Brigade einen aussichtlosen Kampf geführt. Die blutfarbenen Seelenspiegel zeigten eine vollkommen andere Empfindung denn Geringschätzung, ihr Blick war frei vom jeglicher Überheblichkeit. War der eines in die Enge getriebenen Tieres.

Fayt platzierte einen finalen Kuss auf dem verkohlten Stumpf, bevor er den Kopf ein Stück anhob.

„Wovor hast du eigentlich Angst, Albel?“

Sekundenbruchteile nachdem er die Frage ausgesprochen hatte, befreite der Schwertkämpfer seinen linken Arm mit einem heftigen Ruck aus der Hand des Jugendlichen. Ein atemloses Keuchen entkam den Lippen des Erdlings, als sich das kühle Metall der Kralle erbarmungslos um seine Kehle legte und die Luftzufuhr zu seinen Lungen fast völlig unterbrach.

Aber Fayt wich nicht zurück. Nicht dieses Mal.

„Wovor?“ wiederholte er röchelnd, während seine Smaragde die unausgesprochene Forderung nach einer Antwort an den Elicoorianer stellten. Dann zog Albel seinen Griff fester.

Fayt hustete und schloss gequält die Lider. Die spitzen Klauen in seinem Nacken schnitten in seine Haut und ließen stechenden Schmerz ins Unerträgliche wachsen. Heiße Feuer brannten in seinen Lungen und leckten nach seinem flatternden Herzen, welches wohl unter dieser flammenden Hitze jeden Moment verglühen musste. In einer ausweichenden Bewegung presste der Teenager seinen Hals gegen die Handfläche der mechanischen Prothese und kämpfte mit seinem Gleichgewicht, als sein Bewusstsein mehr und mehr der Ohnmacht entgegen zu gleiten begann. Trotz der Finsternis, die ihn ob seiner zusammengekniffenen Augen schon umgab, hatte Fayt das Gefühl, alles um ihn herum würde sich drehen.

Er wimmerte gepeinigt und endlich ließ der Druck nach.

„Davor..“ knurrte Albel und zog seine Kralle zurück.

Der Wissenschaftlersohn sackte in sich zusammen und schnappte reflexartig nach Luft, wobei eine seiner Hände seine schmerzende Kehle stützte. Sein Herz trommelte wild gegen den Käfig seiner Rippen und seine Brust bebete unter heftigen Atemzügen. Nur langsam gewann er die Kontrolle über seinen zitternden Körper zurück.

Die harte Gegenwehr des jungen Mannes hatte jedoch nicht jene einschüchternde Wirkung besessen, die sich der Krieger vielleicht gewünscht hätte. Dem Teenager war bewusst gewesen, auf welche schmale Gratwanderung er sich mit seiner Tat begeben hatte und dieses berechenbare Verhalten des Anführers der Schwarzen Brigade seine Entschlossenheit nicht brechen können.

Erwartungsvoll richtete er seinen Blick auf Albel, welcher ihm die Worte in einem wütendem Grollen entgegenschmetterte.

„Davor, dass ich zu einem verweichlichten Schwächling verkomme!“

Leichtes Erstaunen überzog das Gesicht des Jugendlichen. Zwar war es eine Antwort, wie sie für den Elicoorianer nicht typischer hätte sein können und Fayt somit nicht verwundern sollen. In Anbetracht des verschlossenen Wesens des Vierundzwanzigjährigen war er allerdings der Überzeugung gewesen der junge Mann würde ihm diese Erklärung schuldig bleiben; selbst nach all den Schritten, die er bereits auf Fayt zugetan hatte. Aber Freude über dieses weitere, kleine Stück Entgegenkommens konnte dennoch nur in geringem Maße empfinden.

Es war nicht, als ob er es nicht geahnt – vielmehr sogar gewusst – hätte, doch gerade weil ihm der Schwertkämpfer seit kurzem mit solcher Offenheit und Vertrauen begegnete, trafen ihn diese Worte umso härter; wirkten wie ein Rückschritt. Denn sie bestätigten entgegen aller Hoffnungen, dass Albel immer noch jene Gefühle bekämpfte, die er offensichtlich für den Erdling hegte.

Ohne das er es verhindern konnte, mischte sich die Enttäuschung in den verständnisvollen Blick, welchen er Albel entgegenbrachte, und in seine Stimme, als Fayt sich wieder aufrichtete und sprach.

„Wäre das wirklich so schlimm?“

Die behandschuhte Faust auf dem Schoss des Kriegers ballte sich zusammen.

„Wie soll ich dich dann...!“

Unvermittelt riss der tiefe Bariton des Elicoorianers ab und das Blutrot weitete sich erschreckt. Was immer er hatte sagen wollen, es musste eine Wahrheit sein, die für niemandes Ohren bestimmt war. Noch nicht einmal die Fayts. Vielleicht sogar noch nicht einmal für jene Albels, da sie besiegeln würde, was er selbst so oft leugnete.

Der Anführer der Schwarzen Brigade wich dem fragenden Smaragdgrün aus, indem er seinen Kopf zur Seite wandte.

„Vergiss es, Idiot“
 

Albel konnte selbst nicht glauben, welches Geständnis ihm um haaresbreite über die Lippen gekommen wäre; wie schnell er seine Fassung gegenüber dem Wissenschaftlersohn verlor.

Egal wie sehr er sich dem auch zu entziehen versuchte, immer wieder drang Fayts Licht in seine selbstgeschaffene Dunkelheit vor und warf seinen Schein auf Empfindungen und Gedanken, die er mit aller Macht in jener Finsternis versiegelt hatte, nachdem er ihnen vor neun Jahren abgeschworen hatte.

Es erschreckte ihn gleichermaßen wie es ihn verärgerte, dass sie nach all der Zeit immer noch solche Kraft besaßen und ihn auf dem Pfad, den er einst eingeschlagen hatte, nun ins Wanken brachten.

Der Anführer der Schwarzen Brigade wollte den Neunzehnjährigen dafür hassen und verabscheuen, doch einmal mehr verweigerte ihm sein Herz ein Gefühl, welches über bloße Wut hinausging.

Er schnaubte säuerlich. Verfluchte stillschweigend diesen Umstand und richtete seine Frustration gegen sich – wenn er es bei diesem Idioten schon nicht konnte. In wie weit hatte diese Schwäche namens Liebe tatsächlich schon Besitz von ihm ergriffen?
 

Albel spürte, wie der Erdling das Verbinden des zernarbten Stumpfes wortlos wieder aufnahm, zuerst zaghaft, dann mit wachsendem Selbstvertrauen und energischer, als der Elicoorianer ihn gewähren ließ.

Wenigstens etwas, wofür dieser Narr gut war, dachte Albel und hielt den Blick dabei weiterhin von der Arbeit des Jugendlichen abgewandt.

Kürzlich war ihm aufgefallen, dass es ihm zunehmend schwerer fiel, die alten Brandmale anzusehen. Von einem bloßen Mahnmal waren sie zu einer greifbaren Drohung von dem geworden, was erneut geschehen konnte, sollte er erneut scheitern.

Dass Fayt jetzt die Bandage über jene verhasste Stelle legte, linderte dieses Gefühl und die Erinnerungen zumindest etwas. Und auch wenn er es nicht gerne zugab: So aufreibend die Anwesenheit des Neunzehnjährigen manchmal war, sie hatte auch ihre guten Seiten.

Allerdings stand der Krieger kurz davor, dieses kleine Zugeständnis wieder zu revidieren, nachdem der Wissenschaftlersohn das letzte Stück des weißen Linnens fest verzurrt hatte und eine lästige Eigenschaft des Erdlings zutage trat.

Die Anspannung, mit der Fayt jene Gedanken zurückzuhalten versuchte, die sein Mund bereits formen wollte, war im gesamten Raum spürbar. Unmöglich zu ignorieren und unerträglich erdrückend.

„Raus mit der Sprache“ zischte Albel, der dieses krampfhafte Schweigen seines Gegenübers nicht länger aushielt.

Der Neunzehnjährige blies die Luft in einem langgezogenen, schwerfälligem Sto0 aus den Lungen, bevor er sprach.

„Sie haben dir damals die Schuld gegeben, nicht wahr? Gesagt, dass es deine Schwäche war, durch die dein Vater zu Tode gekommen ist?“
 

Albel erstarrte. Woher konnte Fayt das wissen?
 

Das Erste, das nach diesem furchtbaren Vorfall in seine erwachenden Sinne gedrungen war, waren gemurmelte Schuldzuweisungen hinter halbgeschlossenen Türen gewesen. Mit beständiger Regelmäßigkeit hatten sie sich wiederholt; als wütende, offene Affront oder zusammen mit Mitleidsbekundungen hinter seinem Rücken.

Albel hatte nicht widersprochen.

Denn er selbst hatte die Wahrheit als solche anerkannt. Hätte er auch nur etwas mehr Stärke bewiesen, wäre sein Vater sicherlich als alter Mann gestorben. Vielleicht auch als strahlender Held auf dem Schlachtfeld. Aber nicht einen solch sinnlosen Tod während des Versuchs, seinen Sohn zu retten.

Es war Duke Vox gewesen, der ihm die endgültige Bestätigung für diese Überzeugung gegeben hatte. Die Erinnerung war sogar heute noch lebendig, die Stimme des älteren Mannes unverändert klar.

‚Was für eine Schande. Ich hatte gedacht, du würdest es zu mehr bringen als dein armseliger Vater. Aber offensichtlich fällt der faule Apfel doch nicht weit vom Stamm.’

Der unfreiwillige Kuss mit dem kalten Pflaster der Straßen Ariglyphs war dem Angriff des jungen Schwertkämpfers gefolgt und hatte ihm die eigene Schwäche einmal mehr vor Augen geführt.

Von jenem Tag an war er dem Pfad des Stärkeren gefolgt... doch warum wusste der Erdling davon? Wer...
 

„Es hat mir niemand erzählt“, antwortete der Wissenschaftlersohn als erahnte er die Gedanken des Elicoorianers. Die Rubine des Kriegers wanderten in Fayts Richtung und stoppten an seiner Kralle, auf welche die Finger des Jugendlichen ruhten. Er hatte die Berührung nicht gespürt – wie auch auf diesem empfindungslosen Stück Metall? – doch sah nun, wie sich die schlanke Hand durch Unsicherheit verkrampfte.

„Ich ...ich habe in letzter Zeit nur selbst oft das Gefühl, für so viel Schreckliches verantwortlich sein, was in diesem Universum geschieht.. einfach nur schon deswegen, weil ich existiere. Der Tod meines Vaters, der Angriff auf die Aquaelie und auf die Erde... alles, weil sich zuerst meine Familie und nun wir uns gegen Luther auflehnen. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich mich nicht schuldig fühlen würde.“

Erst als schwarze Schatten sein Blickfeld trübten, stieß der Anführer der Schwarzen Brigade den Atem aus, den er in seinem Unglauben unbewusst angehalten hatte. Wie konnte es sein, dass jemand, der so grundverschieden von ihm war, von Gefühlen verfolgt wurde, die seinen eigenen so ähnlich waren?

Nachdem der Vater des Erdlings gestorben war, hatte sich zwar eine neue Bestimmtheit in Fayts Auftreten gefunden, das stimmte. Doch ungeachtet dessen hatte der Teenager bisher nicht so gewirkt, als würde er diese Empfindungen mit dem Schwertkämpfer teilen.

Die folgende Erkenntnis traf ihn härter als es irgendeine Waffe je vermocht hätte und betäubt starrte er den Neunzehnjährigen an. Sollte das etwa der Grund sein, warum der Jugendliche ihn so erschreckend gut verstand?

Ein schwaches Lächeln trat auf Fayts Lippen und vertrieb den Schmerz, der sich darauf manifestiert hatte.

„Aber ich weiß auch, dass es Menschen gibt, die mir ungefragt vergeben, egal ob meine Schuldgefühle nun berechtigt sind oder nicht. Und selbst wenn du dir niemals für damals vergeben kannst und es auch kein anderer tut... ich tue es. Ich vergebe dir.“

Nur wenige Sekunden, nachdem die Worte des Jugendlichen verklungen waren spürte Albel, wie sich ihre Wirkung gleich einem reinigenden Feuer in seinem Inneren unaufhaltsam fortsetzte. Eis und Kälte unter sich begrub und sie in Wärme verwandelte. Unsichtbare Fesseln zu Asche zerfallen ließ, die er bis zu jenem Moment noch nicht einmal wahrgenommen hatte.

Ein feuchter Schleier legte sich über seine Augen, die unvermittelt angefangen hatten zu brennen, und ließ seine Umgebung verschwimmen. Er wischte sich mit dem Handrücken über die Lider um sich ihm zu entledigen, wobei sich jedoch einige der salzigen Tropfen lösten und nun immer mehr von ihnen nachperlten.

Er schüttelte energisch den Kopf und mit einem weiteren Reiben versuchte er ihren Fluss zu stoppen, doch vergeblich.

„Verdammt“, fluchte er mit tränenerstickter Stimme.

Er wollte das nicht. Er wollte nicht so schwach sein. Wollte nicht, dass ihn jemand so schwach sah, wo er noch nicht einmal selbst den Grund seiner Trauer kannte. Aber war es wirklich Trauer? ... und wenn nicht... warum weinte er dann? Und warum konnte er diese verfluchten Tränen nicht zurückhalten?
 

Albel fühlte die warme Hand des Jugendlichen sich sanft über seine rechte Gesichtshälfte legen und versuchte sich abwenden, doch mit einem sanften Druck zog der Teenager den Kopf des Eliccorianer näher an sich und hauchte einen sanften Kuss auf seine feuchte Wange, gefolgt von einem weiteren auf seine Lippen.

Dann zog Fayt sein Gesicht etwas zurück und sein Blick suchte jenen des Vierundzwanzigjährigen.

Die schimmernden Seelenspiegel aus Smaragd zeigten kein Urteil, verlangten keine Rechenschaft. Sie forderten rein gar nichts und stellten auch keine Erwartungen an den jungen Mann vor ihnen. Waren einfach nur da und verstanden.

Und plötzlich verstand auch Albel.

Lange Zeit hatte er auf das Wort Vergebung nur hinabgesehen. Es war etwas für Schwächlinge gewesen. Jene, die nicht den Mut besaßen, den entscheidenden Schlag auszuführen oder nicht stark genug waren, um die Wahrheit zu ertragen. Für die gleichen Maden, die auf dem Schlachtfeld um Gnade winselten.

Der Krieger selbst hatte niemals nach Vergebung gefragt und ebenso hatte sie ihm niemand gegeben Er hatte sie nie für nötig befunden. Zumindest war dies seine bisherige Überzeugung gewesen.

Aber als sich nun Fayts Lippen ein weiteres Mal auf seine senkten, erfuhr er zum ersten Mal, welch ein erlösendes Gefühl dieses selbstlose Verzeihen sein konnte.
 

Es hatte für den Neunzehnjährigen immer noch etwas Surreales an sich, die ungleichen Hände Albels zur selben Zeit auf seinem Körper zu spüren. Die Kühle der auf seiner Schulter zur Ruhe gekommen Kralle und die lebendige Wärme der Finger, welche liebkosend über seine Hüften strichen und in ihrer Gegensätzlichkeit zusammen eine ganz eigene Art von Perfektion kreierten.

Die Empfindung des Glücks war jedoch zu rein und echt, um ihren Ursprung in irgendeinem Traum gefunden zu haben und er ließ sich widerstandslos von diesem herrlichen Gefühl umspülen; es seine Venen durchfluten und seinen Geist in diesem grenzenlosen Ozean der Freude versinken.

Es waren auch nicht mehr besitzergreifenden Bewegungen eines Jägers, die Albels Hand wandern ließen. Wenngleich weit davon entfernt, zurückhaltende Scheue zu zeigen, wohnte ihnen eine neue Zärtlichkeit inne, die den Wunsch verriet, den Körper den Teenagers zu befriedigen und erforschen anstatt ihn nur zu besitzen.

Eine Welle des Entzückens durchlief Fayts Körper ob dieser Wahrnehmung und verwandelte sich in ein Schaudern wissender Vorfreude, als die Handfläche des Schwertkämpfers über seine Schenkel rieb und für einen kurzen Moment den hochempfindlichen Raum dazwischen streifte.

Albels heißer Atem benetzte die Lippen des Wissenschaftlersohns mit warmer Feuchtigkeit, während sich ihre Münder sich langsam trennten.

Fayt platzierte einen hungrigen Kuss auf der nackten Haut der Schulter des Kriegers und ließ seine Finger über die trainierte Bauchmuskulatur des Elicoorianers gleiten; fühlte Verlangen als gieriges Feuer darunter pulsieren. Zeitgleich strichen die Hände des Vierundzwanzigjährigen über die Arme des Erdlings und rissen zahllose, unsichtbare Wunden auf, aus denen Begehren blutete.

Ein leises Stöhnen löste sich aus der Kehle des Neunzehnjährigen und er steigerte die Intensität seiner Berührungen, doch als der Anführer der Schwarzen Brigade es ihm nachtat und unwissentlich seine Kralle gegen einen der Blutergüsse presste, die Fayt während der Trainingsstunde mit Cliff davongetragen hatte, gelang es dem Teenager nicht, ein Wimmern und Zusammenzucken zu unterdrücken.

Albel hielt inne und zwei fragende Rubine begegneten dem Jugendlichen.

Dieser schüttelte nur den Kopf und lächelte beruhigend. Er wollte nicht, dass dieses wunderbare Gefühl verebbte und dieser kostbare Moment endete.

Sanft umschloss er die verschiedenartigen Hände des Kriegers mit, die sich ein Stück von Fayts Körper entfernt hatten, mit seinen eigenen und führte sie zu seiner Taille.

Der Elicoorianer verstand die Aufforderung ohne Worte. Leidenschaft hatte seine Tränen längst getrocknet und ein verlangendes Leuchten lag in den blutfarbenen Pupillen, als sich die Arme des Schwertkämpfers um den Rücken des Erdlings schlangen und ihn auf seinen Schoß zogen.

Myriaden von Sternen leuchteten vor dem Dunkel der rasch geschlossenen Augen des Teenagers, während er den Herzschlag des Vierundzwanzigjährigen gegen seinen spürte und die Strähnen Albels Haar gleich kühlender Seide über seine erhitzen Wangen tanzten und winzige Eiskristalle darauf zu hinterlass schien, aus der das Feuer der Lust in salzige Perlen erschuf.

Die angenehme Wärme des Atems seines Gegenübers ließ die falschen Kristalle auf den Wangen des Teenagers in feinen Dampf zerstieben, bevor Albel einen weiteren Kuss von seinen Lippen stahl.

Glücklich verschränkte Fayt die Arme im Nacken des Elicoorianers und genoss den Augenblick ungetrübten Glücks. Das gesamtes Bewusstsein des Wissenschaftlersohns war ausnahmslos darauf ausgerichtet, sich in Albels Berührungen zu verlieren... sodass das leise und alarmierende Surren der Tür in seinem Rücken erst gar nicht in seine Wahrnehmung eindrang.
 

„Fayt? Maria meinte, du wärst...“

Die vertraute Mädchenstimme ließ Fayts Bewegungen gefrieren und seinen Kopf – verbunden mit einer gewaltsamen Trennung von den Lippen des Schwertkämpfers – in Richtung des Eingangs schnellen.

Deutlich sah er, wie das Leuchten in dem blassen Grün von Sophias Augen erlosch und die sich nunmehr stumpfen Seelenspiegel mit Tränen füllten. In einer fassungslosen Geste wanderte die Hand des Mädchens zu ihren Lippen. Sie schluckte und schüttelte den Kopf, während sie zurückstolperte und sich umdrehte.

Ein scharfer Stich jagte durch Fayts Brustkorb.

Er entzog sich Albels Umarmung und schob den Anführer der schwarzen Brigade von sich.

Ein fragender und zudem verletzter Ausdruck lag in den Zügen des Vierundzwanzigjährigen, doch dem Teenager fehlte nun die Zeit für lange Erklärungen. Er presste dem Anführer der Schwarzen Brigade einen hastigen Kuss auf den Mund

„Es tut mir Leid, Albel...“

Das und ein entschuldigender Blick musste genügen. Dann war er auf den Beinen und hastete der aufgelösten Siebzehnjährigen.
 

„Sophia! Warte!“

Sein Ruf verhallte ohne Reaktion. Der zierliche Mädchenkörper entfernte sich immer weiter von ihm und war kurz davor, hinter der nächsten Gangecke zu verschwinden.

Panik durchflutete den Wissenschaftlersohn. Das durfte nicht passieren. Er konnte Sophia nicht so ziehen lassen.

Fayt setzte zu einem Spurt an. Obwohl es für einen trainierten Sportler und Kämpfer wie ihn kein wirkliches Problem darstellte, die unkonditionierte Siebzehnjährige einzuholen, kam es ihm trotz seines erhöhten Tempos eher vor, als würde er mit unerträglicher Langsamkeit durch zähes, brackiges Moorwasser waten. Zwischen den einzelnen Sekunden, in welchen er die Distanz zwischen ihnen beiden beständig verringerte, schien eine endlose Spanne an Jahren zu vergehen.

Endlich hatte er sie erreicht und ein schneller Griff um ihr Handgelenk stoppte Sophias Lauf ruckartig.

Das lange, braune Haar hatte sich wie ein undurchdringlicher Schleier vor ihr Gesicht geschoben und verdeckte es gänzlich. Die salzigen Tropfen, welche ohne Zahl den Boden zu ihren Füßen benetzten, versuchte es jedoch vergeblich zu verbergen.

„Sophia, ich...“ setzte Fayt an und wollte sich erklären, doch die zitternde Stimme seiner Freundin unterbrach ihn mit von ihr ungekannter Heftigkeit.

„Sei still! Ich will kein Wort davon hören!“

„Aber..!“

Sophia wirbelte herum. Tränen zeichneten ihre feuchten Spuren über ihre enttäuschten Züge und ihr gebrochener Blick spiegelte die Scherben ihres Herzens mit geradezu schmerzhafter Klarheit wieder.

„Ich hasse dich, Fayt!“ schrie sie mit aller Kraft, die ihre Lungen hergaben.

Die gefühllosen Finger des Jugendlichen rutschten von ihrem Handgelenk.

Die Siebzehnjährige verlor keine Zeit und nutzte den Moment, um ihre Flucht fortzusetzen während Fayt spürte wie das, was er einmal heile Welt genannt hatte, über ihm zusammenbrach.

Mitten ins Herz

Los, Hand hoch... wer hat noch dran geglaubt, dass es mit dieser FF jemals weitergehen wird?

*gespannt in die Runde schau*

(Außer dem kleinen Kreis der Auserwählten, der’s eh schon seit ein paar Wochen weiß? XD)

Erstmal tut es mir wirklich aufrichtig weit, dass ich euch mit so einem Cliffhanger im letzten Kapitel über ein Jahr lang auf die Fortsetzung hab warten lassen.

Aber von kreativer Krise bis schlicht einfach keine Zeit war so ziemlich alles dabei, was mich nicht hat weiterschreiben lassen. *seufz*

Doch nachdem ich auch schon AECC fortgeführt hab, kann ich ScL ja wohl kaum vernachlässigen, nicht wahr?
 

Auch wenn ich sie mit diesem Kapitel eigentlich abschließen wollte. Aber entgegen aller Ankündigungen ist das hier nicht das letzte Kapitel, sondern das nächste. Diesmal endgültig. XD

Eigentlich war das hier ursprünglich auch Teil des letzen Kapitels. Aber dann hab ich mich doch dazu entschieden, ihn abzusplitten und daraus ein eigenständiges Kapitel zu machen.

Weil ich euch nicht mit einem 10.000 Wörter-Klotz erschlagen wollte. ^^’’

Weil... darauf wär es sonst hinausgelaufen... nachdem ich gestern die 8.600 Wörter-Grenze geknackt hatte und immer noch kein wirkliches Ende abzusehen war. XD

(Ich bei der geplanten Yaoi-Szene im letzten Kapitel noch nicht mal bei den Lemon-Parts, verdammt... dafür steht das Ende schon. XD)
 

Sicher, ich hätte die Auflösung mit Sophia auch auf einige, wenige Sätze komprimieren können (ja, ich kann das Mädchen immer noch nicht sonderlich leiden XD ) und so doch alles in einem Kapitel posten können, aber das.. wollte ich nicht.

Weil ich das Gefühl hatte, dass es für Fayt wichtig ist. Das Gespräch für ihn etwas war, was sich nicht einfach so zusammenfassen lässt.

Und schlussendlich bin ich ganz froh, das ich zugunsten meines blauhaarigen Idioten entschieden hab. <3

Aber genug der Vorrede. ^-^
 

Mir bleibt nur noch zu sagen, dass die Widmung dieses Kapitels and Ai_Mikaze geht. Das ständige ENSen während des Schreibens hat mich ungemein motiviert. Soll heißen, motiviert mich immer noch. *g*
 

... und Cliff tut mir ja schon irgendwie leid. XD
 

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‚Ich hasse dich, Fayt!’

Immer noch hallten Sophias Worte mit unverminderter Lautstärke in seinen Gedanken wider und ein jedes Mal trieb ihr Echo Tausende feiner Nadeln in sein Herz, sodass er meinte, es müsse jeden Moment unter all diesen feinen Rissen zerspringen, die sich schmerzhaft über seine Oberfläche zogen und bei jedem Schlag zu spüren waren.

Aber es tat einfach nur weh, war eine nicht enden wollende Pein für die es keine Linderung zu geben schien.

Seine Finger gruben sich tiefer in seinen blauen Schopf, als könne er damit ihre Stimme aus seinem Kopf vertreiben, und sein zusammengekauerter Körper sank noch ein wenig mehr in sich zusammen.
 

Wie hatte er nur so blind sein können?

Wann war es passiert?

Wann.. wann hatte sich Sophia in ihn verliebt?
 

Es gab keine andere Erklärung für ihre heftige Reaktion. Soweit er zurückdenken konnte war die Siebzehnjährige eine verständnisvolle Freundin gewesen, mit der er über alles hatte reden können. Niemals wäre es ihm auch nur in den Sinn gekommen, dass da mehr sein könnte. Zumindest bis vor wenigen Stunden. Doch nun...

Er dachte an das gebrochene Leuchten in ihren Augen. An all diese enttäuschte Wut und das Unverständnis darin.

Der Wissenschaftlersohn kam sich vor, als hätte er einen schweren Verrat an ihrer Freundschaft begangen. Als hätte er mit dem Verschweigen seiner jungen und noch so fragilen Beziehung zu dem Anführer der Schwarzen Brigade ihr Vertrauen missbraucht.

Vielleicht wäre ihre Reaktion weniger heftig ausgefallen, wenn er ihr es in aller Ruhe erklärt hätte. Vielleicht hätte sie sogar verstanden. Vielleicht.. vielleicht.. vielleicht... immer und immer wieder kreisten seine Gedanken um dieses Wort. Es war wie ein Teufelskreis, aus dem es kein entkommen gab.

Er hatte Sophia noch nie so verzweifelt und aufgebracht erlebt.

Verdammt! Was sollte er jetzt bloß tun?
 

Fayt registrierte unterbewusst, wie sich die Tür zu seinem Zimmer öffnete, doch seine Smaragde starrten weiterhin nur apathisch die weißen Laken des Bettes an, auf das er sich zurückgezogen hatte und waren blind für alles andere außer den Splittern von dem, was einmal ein glücklicheres Leben gewesen war, und die dort zu seinen Füßen lagen.

Erst als sich die eintretende Person äußert geräuschvoll gegen den Türrahmen lehnte und ein unangenehmes Schaben von Metall auf Metall folgte, zwang er sich, den Kopf zu heben.
 

Albel. Der Elicoorianer stand dort im Eingang seines Raumes, die Arme vor der Brust verschränkt, und kein Wort verließ seine Lippen, die sich zu einem schmalen Strich verformt hatten. In den prüfenden Seelenspiegeln des Mannes, den er liebte, fand er keine Wärme oder Sympathie, noch sonst irgendetwas, das ihm Trost gegeben hätte.

Der Anführer der Schwarzen Brigade machte keinen Hehl daraus, wie sehr ihm ihn dieses offensichtliche Zeugnis von Schwäche missfiel, doch gleichzeitig ließ er das zu erwartende, bissiges Kommentar darauf vermissen.

Vielmehr umgab Albel eine erwartungsvolle Stille, die er auch dann nicht ablegte, als er vollends eintrat und sich schweigend auf einem der Hocker in der Nähe niederließ.

Offensichtlich wartete er auf etwas. Es schien nicht in seiner Absicht zu stehen, etwas zu sagen, bevor der Teenager nicht selbst mit dem Grund für sein Verhalten aufkam. Einzig das Rubin seiner Augen, welches unverwandt auf dem Erdling ruhte, sprach eine stumme Sprache. Das flackernde Feuer der Ungeduld vermischte sich mit dem schwachen Leuchten eines unterschwelligen Zorns.

Beschämt wich Fayt dem stechenden Blick der blutroten Iriden aus, konnte ihn nicht ertragen. Konnte dem Krieger nach dem, was soeben passiert war, nicht in die Augen sehen.

Dennoch war es unmöglich, Albel zu ignorieren. Seine Präsenz war geradezu greifbar. Erdrückend.

Schließlich gab der Jugendliche nach.

„Ich mache alles kaputt“, jammerte er. Wütend auf sich selbst, umschlang der Neunzehnjährige seine Beine und ballte die Hände zu Fäusten.

„Nichts, was mir wichtig ist, kann ich beschützen. Ständig müssen Menschen meinetwegen leiden und ich kann nichts dagegen tun. Für was bin ich eigentlich gut? Vielleicht ist es wirklich besser wenn ich...“

„Schwachsinn!“ bellte Albel und ließ den Teenager ruckartig aufsehen. Der Krieger hatte sich erhoben und schritt auf das Bett des Wissenschaftlersohns zu.

„Aber...“

„Ich will kein Wort mehr dieses Schwachsinns aus deinem Mund hören“, befahl der Anführer der Schwarzen Brigade und lehnte sich über Fayt. Die Hand des Vierundzwanzigjährigen grub sich in den Stoff von Fayts Oberteil und zwang ihn, seine zusammengekauerte Haltung aufzugeben, indem er ihn in eine aufrechtere Position zog, während er sich selbst mit seiner Kralle gegen die Wand abstütze. Das Gesicht des Schwertkämpfers war dem Jugendlichen so nah, dass er den warmen Atem des Elicoorianers auf seinen Wangen spüren konnte und goldene Strähnen seine Haut berührten.

„Ich werde dir nicht das Vergnügen geben, in deinem Selbstmitleid zu versinken, Made.“

Albels Stimme wurde von einer kühlen Wut getragen, die Fayt schaudern ließ.

„Du redest groß über Vergebung und was für eine tolle Sache sie doch ist. Du stellst meine komplette Welt auf den Kopf und hast irgendetwas in mir aufgeweckt, von dem ich fast glaube, dass es Liebe ist.. um dann feige vor deinen eigenen Worten und den Konsequenzen davonzulaufen?

Bist du wirklich so naiv zu glauben, dass ich damit durchkommen lasse?“

Fayt starrte Albel fassungslos an.
 

Dann blinzelte der Wissenschaftlersohn. Einmal. Zweimal.
 

Hatte... hatte der Vierundzwanzigjährige gerade tatsächlich gesagt, dass er ihn liebte?
 

In Ordnung, es war weit davon entfernt, ein Geständnis klassischer Art zu sein, aber man konnte Albel in solchen Dingen ohnehin nicht nach üblichen Maßstäben messen. Es war unzweifelhaft ein Bekenntnis – der erste gesprochene Beweis – dass der Elicoorianer für Fayt ebenso empfand wie dieser für ihn. Dass jene Gefühle, welche den Krieger in seinen Berührungen bereits schon lange verrieten und derer er sich so vehement geweigert hatte zu akzeptieren, endlich einen Platz in Albels Welt gefunden hatte, die keine Schwäche tolerierte.

Starr vor Unglauben rutschte Fayt an der Wand hinter ihm hinunter, nachdem der Schwertkämpfer von ihm abgelassen hatte.

Diese unerwartete Offenbarung übertraf alle Erwartungen, die er im Stillen jemals an den jungen Mann gestellt hatte, bei Weitem. Sie ließ sein Herz jubilieren und die Freude vermischte sich mit dem Schmerz, den Sophias Worte darin verlassen hatten, zu einer bittersüßen Symphonie.

Zudem kämpfte sein Verstand schwer damit, die ganze Tragweite dieses Geständnisses zu begreifen.

Dann jedoch bemerkte er, wie sich der Anführer der Schwarzen Brigade auf den Weg in Richtung Tür machte und Fayt nahm sich zusammen.

„Warte! Wohin willst du?“

Albel bog den Kopf leicht zurück und legte seine Hand auf das Heft seines Katana.

„Ein Problem aus der Welt schaffen.“

Irgendwo zwischen den lässigen Worten des Kriegers hatte der Wissenschaftlersohn das Gefühl, dass sein Herz sich aus der Verankerung löste und zu einem wilden Amoklauf durch seinen Körper ansetzte; wie ein Geschoss prallte es schmerzhaft gegen jedes einzelne seiner Organe. Der Tonfall des jungen Mannes ließ nur einen Schluss zu, was er mit diesen Worten meinte und mittlerweile kannte er die Eigenarten des Vierundzwanzigjährigen schon zu gut um nicht zu wissen, dass er keine Scherze machte. Erschreckt und mit einem Anflug von Panik stürzte Fayt aus dem Bett. Schwankend kam er auf die Beine.

„Nein, geh nicht!“

Als Albel innehielt und sich ihm zuwandte, fügte er etwas ruhiger und mit einem reumütigen Lächeln hinzu: „Ich gehe selbst. Und es tut mir leid, ich war ein Idiot.“

Der Teenager meinte eine Spur von Enttäuschung über die Züge des Elicoorianers blitzen zu sehen. Doch gleichzeitig war da etwas neben der üblichen, herablassenden Miene Albels, welche diesen flüchtigen Eindruck ablöste, was sich als ...Zufriedenheit? ... Erleichterung?... deuten ließ. Auch wenn es sich in der Stimme des jungen Mannes wie so oft in keiner Weise wiederfand.

„Hmpf. Wenn du das selbst erkennst, ist wohl doch noch nicht alle Hoffnung bei dir verloren.“

Der Neunzehnjährige zog die Schultern nach oben.

„Ich kann in solchen Dingen ja schlecht hinter dir zurückstehen“ konterte Fayt selbstischer, ein Lächeln seine Lippen umkräuselnd, welches sich ein wenig ausbreitete, als er beobachtete, wie sich die Augenbrauen des Anführers der Schwarzen Brigade zuerst in Verwirrung, dann in leichtem Missmut zusammenschoben, nachdem Albel die Anspielung des Jugendlichen auf dessen eigene Veränderung erkannte. Ein kaum verständliches Grummeln verließ seine Kehle. Obwohl sich Fayt sicher war, dass der Anführer der Schwarzen Brigade ihn soeben ‚Made’ genannt hatte.

Bei dem Gedanken daran, welcher schwere Gang ihm jedoch in Kürze bevorstand, schwand das Lächeln aus den Zügen des Neunzehnjährigen. Mit einem tiefen Atemzug stählte er sich.

„Ich gehe jetzt zu Sophia“, entgegnete der Teenager und wartete auf eine Reaktion von Albel. Es war schwer zu sagen, ob der säuerliche Ausdruck auf dem Gesicht des jungen Mannes immer noch von Fayts kleinem Wortgefecht herrührte oder ob dies Albels Meinung zu der Erklärung des Wissenschaftlersohns war.
 

Wahrscheinlich beides.
 

Immerhin widersprach der Elicoorianer ihm nicht und das musste wohl heißen, dass er die Entscheidung des Erdlings akzeptierte. Er kehrte dem Schwertkämpfer den Rücken zu und war bereits einige Schritte gegangen, als er meinte, die Stimme des Kriegers hinter ihm zu hören.

„.... nichts vorzuwerfen.“

Verwundert wandte der Neunzehnjährige sich um.

„Hast du etwas gesagt, Albel?“

Der Vierundzwanzigjährige wirkte verärgert. Offensichtlich über die Tatsache, dass etwas seine Lippen verlassen hatte, was dahinter hätte versiegelt bleiben sollen.

Es wäre dumm von Fayt gewesen, auf eine Wiederholung dieser ungewollten Aussprache zu warten. Bevor der Krieger offen zu seinen Gefühlen stand und seine Gedanken laut aussprechen würde, schwor Albel eher noch jeder Kampfhandlung für immer ab und wurde zum Pazifisten.

Wie nicht anders zu erwarten verschränkte der Vierundzwanzigjährige die Arme und schob ein anderes Thema als Grund für seine plötzliche Redseligkeit vor.

„Ich weiß nicht, was du an dieser Göre findest. Sie ist nervig, übelkeitserregend nett und zu nichts zu gebrauchen.“

Wäre es nicht gerade seine Freundschaft zu Sophia, die bei dieser Sache zu zerbrechen drohte, hätte Fayt über die Ironie des Ganzen gelacht. Die Leidenschaft, mit der Albel und Sophia einander nicht mochten, war unvergleichlich – aber was den Erdling betraf, so unterschieden sich ihre Gefühle doch kaum.

Dennoch glitt ein mildes Lächeln über Fayts Züge.

„Sie ist eine gute Freundin, die ich nur ungern verlieren möchte.“

Der Anführer der Schwarzen Brigade legte den Kopf ein wenig zur Seite; seine Haltung unverändert abweisend wie zuvor.

„Was tust du dann noch hier? Hast du nichts besseres zu tun?“

Der Teenager drehte sich erneut um. Dieses Mal zeigte sein Gesicht wesentlich mehr Zuversicht denn zuvor. Selbst wenn Albel mit dieser verbalen Auseinandersetzung nicht die Absicht verfolgt hatte, dem Wissenschaftlersohn Mut zu machen, so war allein schon dieses Stückchen Normalität in dem Trümmerhaufen von Fayts Welt genug gewesen, um seine Niedergeschlagenheit nahezu komplett auszulöschen.

„Ich bin schon auf dem Weg“, erwiderte der Jugendliche mit dem Ansatz eines Grinsens.

Die roten Iriden des Schwertkämpfers verschwanden hinter sich verengenden Lidern und in seinen Worten schwang eine ernstgemeinte Drohung.

„Wage es nicht, winselnd zu mir zurückzukommen.“

Den Neunzehnjährigen beeindruckte dies jedoch wenig. Keine Spur von Scheu oder Angst über die unausgesprochenen Konsequenzen eines Scheiterns fand sich in seiner Stimme, als er den harschen Unterton in Albels Stimme mit einer simplen Frage entschärfte.

„Vertraust du mir etwa nicht?“

Der Vierundzwanzigjährige machte eine verächtliche Kopfbewegung.

„Bah, als ob ich mich vor jemanden wie dir rechtfertigen müsste.“

Fayt ließ diese Aussage unerwidert. Für gewöhnlich machte der Schwertkämpfer keine Zugeständnisse, die über solch simple Andeutungen hinausgingen und nun war auch nicht der richtige Moment, um diese selbstgesteckten Grenzen Albels zu dehnen.

Fayt konnte das Unvermeidliche nicht noch länger vor sich herschieben. Es wurde Zeit zu gehen.

„Es führt wohl kein Weg daran vorbei“ stellte der Teenager angespannt fest und blickte in die andere Richtung des Korridors, dann wieder zurück. Der Elicoorianer nickte, hatte verstanden.

Langsam lösten sich die Smaragde des Erdlings von der Gestalt des jungen Mannes und er machte sich auf den Weg. Wenngleich er die Hoffnung, welcher er eben geschöpft hatte, bereits wieder schwinden spürte.
 

Zögernd stand Fayt vor dem Eingang zu Sophias Zimmer. Sicherlich schon seit mehreren Minuten, er wusste es nicht genau. Hatte irgendwo auf der Suche nach den richtigen Worten die Zeit aus den Augen verloren.

Eine Last drückte auf seinen Brustkorb, die ihm das Atmen schwer machte.

Er hatte Angst. Mehr als alles andere – selbst mehr als den finalen Kampf gegen Luther, in denen ihrer aller Leben auf dem Spiel stand – fürchtete er das folgende Gespräch. Dass es das Ende der Freundschaft zwischen ihm und der Siebzehnjährigen sein könnte.

Seit seiner Kindheit war sie an seiner Seite gewesen und wenn er sich eine Schwester hätte wünschen können, so wäre es sie gewesen. Ungefragt und in stummen Einverständnis hatte er die Rolle ihres großen Bruders übernommen. Hatte sie beschützt wenn Gefahr drohte und ihre für ein Mädchen so typischen Macken nachgiebig ertragen.

Selbst wenn ihr Weg nicht immer ein und derselbe gewesen war – er hatte immer auf sie zählen können.

Deswegen war die Vorstellung, dass es in Zukunft kein ‚wir’ mehr zwischen ihnen geben könnte – auch wenn sie erschreckend nahe lag – etwas, an dem sein Verstand scheiterte. Er wollte und konnte diesen Gedanken nicht akzeptieren.

Er legte die Hand auf das metallene Portal und senkte den Kopf.

„Sophia? Ich bin es, Fayt. Bitte mach auf. Ich möchte mit dir reden.“

Auf der anderen Seite der Tür reagierte weiterhin die Stille. Nichts außer dem rotschimmernden Licht der Verrieglung deutete darauf hin, dass sich die Siebzehnjährige überhaupt auf ihrem Zimmer befand. Aber so einfach würde Fayt nicht aufgeben.

„Sophia, bitte. Es.. es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzen.““

Erneut vergingen quälende Minuten der Wortlosigkeit, in denen das Erdenmädchen jenseits des Portals offensichtlich über den Fortgang ihrer Freundschaft entschied.

„Ich will dich aber nicht sehen!“ antwortete sie schließlich. Sie klang wütend.

Trotzdem schlug Fayts Herz wieder ein wenig leichter. Wenigstens redete sie wieder mit ihm.

„Willst du es mich wenigstens erklären lassen?“

„Ich habe gesagt, ich will dich nicht sehen!“, wiederholte sie. Dieses Mal lag deutlich mehr Nachdruck in ihrer Stimme. Entschlossen nicht nachzugeben, richtete der Wissenschaftlersohn sich auf. Ehe das zwischen ihnen nicht geklärt war, würde er sich keinen Millimeter von der Stelle bewegen.

Er entschied, es mit einem Kompromiss zu versuchen.

„Ich kann das auch hier draußen vor...“

Die Tür öffnete sich, bevor er ausgesprochen hatte.
 

Sophia sah elend aus. Dunkle Ränder unter ihrem Augen zeugten davon, dass sie ihrer Trauer freien Lauf gelassen hatte und Strähnen ihres ungeordneten Haares standen wüst ab. Ein ungesundes, fleckiges Rot lag gleich einem Schleier, den Wut und ungezählte Tränen gewoben hatten, über ihren Wangen.

Ein scharfes Schwert der Reue bohrte sich mitten in Fayts Herz und betreten wich er dem Blick ihrer blassgrünen Seelenspiegel aus. Es tat weh, sie so zu sehen.

„Komm rein“, erwiderte sie matt.

Wortlos schritt er an ihr vorüber und blieb in der Mitte des Zimmers stehen, während sie die Tür hinter ihm schloss.

Sophia stand immer noch am Eingang des Raumes, als der Wissenschaftlersohn sich zu ihr umwandte, und ihre Augen fixierten einen unbestimmten Punkt auf dem Boden.

Fayt schluckte, um seine raue Kehle zu befeuchten. Keines der Worte, welche er sich vorhin erdacht hatte um diese prekäre Situation zu entspannen, schien mit einem Mal nicht mehr stark genug, um diese schwere Stille zwischen ihnen zu brechen. Bleiern lagen sie auf seiner Zunge und weigerten sich, diese zu verlassen.

„Sophia, ich...“ setzte er an, weil er das Gefühl hatte, zumindest irgendetwas sagen zu müssen, doch die Siebzehnjährige hob die Hand und gebot ihm so Einhalt.

Es verging ein weiterer Moment des Schweigens, in dem sie Luft holte und ihre Hände sich an der Seite ihres Körpers zu Fäusten ballten. Immer noch hielt sie den Kopf gesenkt und braune Strähnen verdeckten einen Teil ihres Gesichtes. Die Wut in ihrer Stimme hingegen war nur allzu deutlich sichtbar.

„Warum er? Warum nicht jemand anders? Hätte es nicht zumindest ein Mädchen sein können, das viel hübscher als ich ist? Er ist griesgrämig und gemein und.. und.. er hat dich nicht verdient, Fayt!“

Ob dieses unerwarteten Ausbruchs konnte der Teenager nicht anders, als seine Sandkastenfreundin irritiert anzustarren. Dies hatte absolut nichts mehr mit der milden, freundschaftlichen Eifersucht zu tun, welche sie ab und an zu Tage legte. Dies hier war eine lodernde Flamme der Missgunst und eine Seite an ihr, die Fayt solcher Art noch nie erlebt hatte.

Aber hatte er sein eigenes Verhalten bisher als einzigen Grund für ihren Hass gehalten, verrieten ihre Worte nun einen anderen. Er runzelte die Stirn.

„Warte. Du meinst es liegt an Albel?“

Sophias Lippen teilten sich zu einer Antwort, doch dann verlosch das wütende Feuer in ihren Augen und Erkenntnis trat an seines Stelle.

Es schien, als würde sie etwas realisieren und die Worte, welche sie hatte sprechen wollen, zu verwerfen.

Niedergeschlagenheit ließ ihre angezogenen Schultern erschlaffen und beschämt blickte sie zur Seite.

„Nein... an mir. Ich würde immer irgendeinen Grund finden, warum ich besser für dich bin als irgendjemand anderes. Ich...“
 

Sie fuhr sich mit dem Handrücken über die tränennassen Lider.

Sie war so dumm. So unendlich dumm.

Wieso hatten sie nicht einfach Freunde bleiben können, wie es immer gewesen war?

Warum musste sie es so kompliziert machen? Warum konnte nicht alles wie früher sein, bevor die Vendeeni Hyda IV angegriffen hatten? Bevor Fayt diese beiden Male verschwunden war und sie krank vor Sorge gewesen war... und entdeckte, dass diese Angst ihn womöglich niemals wiederzusehen, bei weitem jenes Maß überstieg, was sie als Freundin hätte empfinden dürfen.

Sie hatte Stillschweigen gewahrt, um ihrer Freundschaft willen.

Doch in jenem Moment, in dem sie auf der Suche nach dem Neunzehnjährigen das Zimmer dieses Schwertkämpfers betreten hatte und Bilder gesehen hatte, die sie selbst jetzt noch verfolgten, hatte ihre Welt alle Farbe verloren.
 

Sie spürte, wie sich Fayts Hand tröstend auf ihre Schulter senkte.

Einem Impuls folgend warf sie sich an seine Brust und schob die Arme auf seinen Rücken. Seine Nähe tat so unendlich gut, aber die Schuld in seiner Stimme verwandelte den gleichmäßigen Schlag ihres gebrochenen Herzens erneut in ein quälendes Pochen.

„Es tut mir leid. Ich hätte dir früher etwas sagen sollen.“

Nun legte auch der Wissenschaftlersohn seine Arme um sie. Für einen kurzen Moment gab sich Sophia der Illusion hin, dann ertrug sie den Selbstbetrug nicht mehr. Scham schälte sich unter ihrer Trauer hervor – ein tiefes Beschämen, dass sie ihren liebsten Freund so sehr verletzt hatte und sich nun an seiner Schulter ausweinte, obwohl er sich genauso zerrissen fühlen musste wie sie.

Dennoch lies sie eine Frage nicht los. Den Grund für seine Wahl.

„Ich verstehe es nur nicht. Warum gerade er?“, fragte sie, ohne sich aus ihrer Position zu lösen.

Fayts Stimme war nur wenig lauter als ein Flüstern.

„Er braucht mich...“, wisperte er. Obwohl so leise gesprochen, wohnte den Worten ein Nachdruck inne, der sie unumstößlich machte.
 

Sophia blickte zu ihm auf und das blasse Grün ihrer Augen zeigte Verwirrung.

„Warum gerade dich? Warum nicht irgendjemand anderen? Warum musst es gerade du sein?“

Es war offensichtlich, dass ihr die Begründung des Jugendlichen nicht genügte und ihr keinen Frieden gab. Zwar war der Ausdruck der Anklage aus ihren Zügen gewichen, aber neben dem Schmerz lag immer noch ein forderndes Leuchten in ihren Seelenspiegeln.

Ihr Herz kämpfte immer noch eine aussichtslose Schlacht um seine Gefühle. Es würde nicht eher zur Ruhe kommen, bis sie endgültige Gewissheit hatte.

Fayt setzte zu einer Erwiderung an, dann jedoch zögerte er. Denn plötzlich war er nicht mehr sicher, wie er dieser Frage begegnen sollte.

Konnte er wirklich so selbstsüchtig sein zu behaupten, dass es niemanden anderen gab, der Albel so verstand wie er? Es klang fast schon wie eine Entschuldigung, die er benutze, um mit dem Elicoorianer zusammen zu sein.

Aber... das war sie nicht wirklich, oder? Da war mehr. So viel mehr.
 

„Er hat in der Vergangenheit viel durchgemacht und ich...“

Ein neuerlicher Erklärungsversuch, der ihn jedoch ebenso ins Stocken brachte wie jener davor.

Er wusste einfach nicht, wie er in Worte fassen sollte, warum er sich in Albel verliebt hatte.

Es war viel mehr als nur die Verbindung zweier Seelen, die sich einander so ähnlich waren. Viel mehr als nur der bloße Wunsch, dem Krieger zu helfen und die Schatten der Vergangenheit, welche die Zukunft des Kriegers in dunkle Wolken hüllten, von ihm zu nehmen. Viel mehr als nur das Bedürfnis nach der Nähe des Vierundzwanzigjährigen.

Es war etwas, das sich nicht mit Rationalität erklären ließ. Das ließ sich Liebe nie.

Und er liebte Albel.

Punktum.
 

Er spürte, wie Sophia sich von ihm löste.

„Ich habe aber auch viel durchgemacht!“ quengelte sie, doch bevor Fayt etwas erwidern konnte, änderte sich ihre Laune schlagartig. Sie legte die Hände im Rücken zusammen und blickte zu Boden.

„Das hätte ich wahrscheinlich gesagt, wenn ich nicht verstehen würde.“

Sie wandte den Kopf zur Seite. Reue lag in dieser Geste – und zurückgehaltener Schmerz.

„... wenn mir deine Gefühle egal wären“, hauchte sie, sah dann den Erdling wieder an.

„Wenn ich nicht sehen würde, wie sehr du...“

Die Mundwinkel der Siebzehnjährigen zuckten ein wenig und rasch blinzelte sie die Tränen weg, die in ihren Augenwinkeln schimmerten. Verbissen kämpfte sie um den Erhalt dieser allzu brüchigen und durchsichtigen Maske erzwungener Ruhe; wollte ihre Trauer nicht noch einmal die Oberhand gewinnen lassen.

Dies musste wohl schlussendlich der Grund gewesen sein, warum sie davon abließ, jene Wahrheit auszusprechen, die sie selbst nur so schwerlich akzeptieren konnte. Stattdessen wählte sie andere Worte, um ihre Rede fortzuführen.

„Weißt du... du hast dich wirklich verändert, seitdem wir damals auf Hyda getrennt worden sind. Du bist erwachsener geworden. Vielleicht... vielleicht wird Zeit für mich, das selbe zu tun.“

„Sophia...“ erwiderte Fayt, der nicht länger mit ansehen konnte, wie sich seine Freundin wegen ihm so sehr quälte.

Sie hingegen lächelte darauf nur. Aber es war ein Lächeln ohne Strahlen, ohne Licht. Es wirkte falsch und gezwungen. Sie log, und das mehr als nur offensichtlich.

„Es ist in Ordnung, wirklich. Ich komm schon irgendwie drüber hinweg. Nur...“

Die Jugendliche schluckte kurz, ehe sie weitersprach.

„..könntest du mich jetzt vielleicht ein wenig alleine lassen? Ich muss etwas nachdenken.“

Fayt nickte stumm; wollte den mühsam errungen Entschluss des Erdenmädchens nicht durch ein falsches Wort ins Wanken bringen. Er konnte nur ahnen, welche unvorstellbaren Ausmaße das Opfer besaß, das Sophia zu erbringen bereit war. Und wenn er ihr den größten Wunsch ihres Herzens schon nicht erfüllen konnte, so wollte er wenigstens dieser Bitte nachkommen.

Er wandte sich zum Gehen, doch auf der Türschwelle stoppte er seine Schritte. Eine Hand auf den metallenen Rahmen bettend, blickte er zurück über die Schulter. Immer noch quälte ihn die gleiche Ungewissheit wie bereits zu Beginn des Gespräches und jene Frage, vor dessen Antwort er die größte Furcht empfunden hatte.

Der Wissenschaftlersohn wusste, dass er gerade jetzt viel von seiner Kindheitsfreundin verlangte, aber er brauchte Gewissheit.

„Aber wir bleiben Freunde... oder?“

Verwirrung wischte den Ausdruck falscher Freude von ihrem Gesicht und nahm die düsteren Schatten aus ihren Augen. Einen Moment lang waren ihre Züge bar jeglicher anderer Empfindung, dann wich die Leere einem sanften Leuchten. Ihre Mundwinkel kräuselten sich in ehrlicher Erleichterung und obwohl das Jadegrün ihrer Seelenspiegel nun neuerlich von einem feuchten Schleier überzogen wurde, war es nicht mehr wirklich von Kummer erfüllt.

„Natürlich!“

Endlich löste die Angst Fayts Brustkorb aus ihrer eisernen Umklammerung.

Der Schmerz, der sich mit jedem Atemzug tiefer seine Brust gefressen hatte, schwand allmählich, bis nur noch ein kleiner Teil davon in seinem Herzen zurück blieb. Nicht mehr peinigend, jedoch allgegenwärtig.

Es war der Preis, den er ob seiner Unfähigkeit Sophias Gefühle zu erwidern zahlte – Manifestation der Trauer darüber, sie nicht glücklich machen zu können – aber er tat es bereitwillig. Die Jugendliche hatte ihm etwas weitaus Wertvolleres geschenkt. Vielmehr zurückgegeben.

Ihre Freundschaft.

Selbst wenn es wohl noch einige Zeit dauern würde, bis sich die Verhältnisse zwischen ihnen wieder normalisiert hatten, er und Sophia würden auch weiterhin aufeinander zählen können.

Der Gedanke allein ließ sein Herz bereits wieder unbeschwerter schlagen und mit Leichtigkeit gelang es ihm, ihr Lächeln zu erwidern – das letzte was er sah, als er einen Schritt nach vorne trat und ihre Gestalt hinter der sich schließenden Tür verschwand.
 

Seine Freude hatte jedoch keinen langen Bestand, als seine Gedanken sich wieder der nahen Zukunft zuwendeten. Es wäre eine Lüge gewesen zu behaupten, dass ihn der Ausgang des Gespräches mit Sophia nicht erleichterte. Gleichzeitig wusste er jedoch auch, dass es damit nicht getan war.

So wie die Siebzehnjährige nun um das Verhältnis zwischen ihm und Albel wusste, hatten auch Fayts übrige Freunde ebenfalls ein Anrecht darauf zu erfahren , wie es zwischen dem Wissenschaftlersohn und dem Elicoorianer stand.

Dem Anführer der Schwarzen Brigade mochte es vielleicht egal sein, was die anderen davon dachten, doch der Neunzehnjährige wollte nicht mehr länger ein Geheimnis daraus machen. Nicht noch einmal jemanden damit verletzten.

Ehe jenes Wort, welches in seinem genetischen Code gleich einem Fluch niedergeschrieben war, ein weiteres Mal aufgrund dieses Geheimnisses seine Kraft entfaltete und die innere Welt einer seiner Kameraden in Trümmern legte, zog er dem eine Reihe ausgedehnter und unangenehmer Erklärungen vor.

Nach allem, was sie miteinander und zum Teil auch gerade wegen ihm durchgemacht hatte, war es ihnen mehr als schuldig.
 

Fayt entschloss sich, sein Glück als erstes auf der Brücke zu versuchen, da er mit Sicherheit sagen konnte, dass sich Cliff und Maria sich dort befanden. Mit ein wenig Glück waren Mirage und Nel bei ihnen und er würde jenes offenbarende Gespräch auf einige, wenige Male begrenzen können.

Aber just in dem Moment, als er nur noch wenige Schritte von der Tür zum Steuerraum entfernt war, öffnete sich der elektronische Schiebemechanismus und Albel trat ihm entgegen.

„H-hey..! Warte!“

Cliffs fassungslose Stimme wurde von den wieder zusammengleitenden Elementen des Brückenportals abgeschnitten.

Albels Grinsen war hingegen beinahe schon diabolisch. Es war deutlich, dass er einen mörderischen Spaß hatte. Es fehlte nicht mehr viel und er würde in finsterer Genugtuung auflachen, dessen war sich Fayt bei dem Anblick des Elicoorianers sicher.

„Was hast du getan?“ fragte der Wissenschaftlersohn verwirrt und mit einem unguten Gefühl in der Magengegend. Es bedeute selten etwas Erfreuliches wenn der Schwertkämpfer in solcher Hochstimmung war.

Die blutfarbenen Augen des Kriegers wanderten ich Richtung des Erdlings und er zog die Schultern leicht nach oben.

„Dir lediglich etwas Arbeit abgenommen.“

Genauso gut hätte Albel stumm bleiben können; die Antwort des jungen Mannes erklärte alles und nichts gleichzeitig und veranlasste Fayt zu einer weiteren Frage.

„Was meinst du damit?“

Ein vielsagendes Lächeln glitt über die schmalen Lippen des Vierundzwanzigjährigen, dann schritt er weiter.

Gefangen zwischen dem Wunsch, Albel zu folgen und dem Bedürfnis, auf der Brücke nach dem Rechten zu sehen, wechselten seine Seelenspiegel noch mehrmals zwischen der Rückansicht der jungen Mannes und der Tür hin und her. Ehe er sich schlussendlich doch entschied zu überprüfen, welches Chaos der Anführer der Schwarzen Brigade angerichtet hatte.
 

Das Erste, was Fayt auffiel, als er den Raum voller Schaltpulte betrat, war Cliff. Der Klausianer war leichenblass und noch mehr der ohnehin schon wenigen Farbe wich aus seinem Gesicht, nachdem er den Wissenschaftlersohn bemerkt zu haben schien. Tatsächlich wirkte er ein wenig grün.

Was immer der Elicoorianer erzählt haben musste, es hatte das Weltbild des hochgewachsenen Mannes schwer erschüttert. Sein Tonfall lag irgendwo zwischen einem Stöhnen und einem Flehen, als er sich an den Jugendlichen richtete.
 

„Junge, bitte sag mir, dass der Kerl gerade gelogen hat.“
 

Fayt spürte, wie glühend heißes Blut seine Wangen zum Erröten brachte. Plötzlich fiel es ihm nicht mehr schwer zu erraten, was Albel soeben hier verkündet hatte. Er wollte sich die genaue Wortwahl des Anführers der Schwarzen Brigade noch nicht einmal genau ausmalen. Cliffs Erschütterung nach zu urteilen fiel sie ohnehin in die Kategorie ‚schockierend’. Das allein reichte schon aus, um Fayt seine Gesicht mit einem tiefen Seufzer der Resignation in seiner Hand vergraben lassen zu wollen.

Soviel also zu seinem Plan, es den anderen schonend beizubringen.

Natürlich, ein Teil von ihm war gleichsam irgendwo unendlich glücklich darüber, dass der Vierundzwanzigjährige sich öffentlich zu ihm bekannte, aber wenn sich solcherlei Zugeständnisse derart desaströs gestalteten, konnte er gut und gerne auch darauf verzichten.

Da war ihm die Gleichgültigkeit des Kriegers fast noch lieber.

Damit konnte er zumindest nicht so viel Schaden anrichten.

Doch was geschehen war, war geschehen. Vorerst konnte sich der Teenager nur darauf beschränken, das Chaos etwas einzudämmen.

Und so richtete sich Fayt, den Elicoorianer im Stillen verfluchend, darauf ein, dass dies wohl ein sehr, sehr langer Nachmittag auf der Brücke werden würde.

Zukunft

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Kommentare zu dieser Fanfic (38)
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Von:  Tsune-chan
2010-11-19T17:30:44+00:00 19.11.2010 18:30
oh mein Gott!!! ich hatte schon gar nicht merh mit einer Fortsetzung gerechnet, deswegen les ich das jetzt erst so spät, aber: es ist super-mega-toll!!!!! Ich libe diese Geschichte. Albels Charakter ist dir einfach zu gut gelungen, er ist perfekt!
hach...*albel anschmacht*
Von:  Ai_Mikaze
2010-03-23T17:49:46+00:00 23.03.2010 18:49
Wow. *_*
Ich hab noch nie so eine gut detailierte Adultszene gelesen. Ich finde die ist dir wirklich perfekt gelungen. :3
Irgendwo waren auch zwei Fremdwörter mit denen ich nichts anfangen konnte, aber die such ich jetzt nicht mehr. *lol*

Jedenfalls kam ich jetzt endlich zum lesen und ich hätte es schon viel früher machen sollen. u.u

Das Ende ging auch etwas schnell, aber ich denke du warst froh, als du das endlich hattest? Mit dem letzten Satz hast du es auch super beendet. So aww~ ;_; <3
Von: abgemeldet
2010-03-21T20:17:35+00:00 21.03.2010 21:17
Ah~ endlich! xD
Ich hab während des letzten Jahres bestimmt eine Million mal nachgeguckt, obs hier weitergeht und hatte schon echt Angst, dass die einzige und beste Albel/Fayt-fic aufgegeben worden ist. Aber ist sie ja zum Glück nicht :D

Naja, ich finds auf jeden Fall gut, dass du Sophia nicht einfach so abgefertigt hast mit diesen 'drei Sätzen' - egal, wie sehr wie sie alle nicht ausstehen können - denn das hätt der Story nicht gut getan. Und Fayt wohl auch nicht, wie du schon gesagt hast. ;3 Und ich schließe mich den KOmmentaren unter mir an: Ich hoffe man erfährt noch, was genau er jetzt gesagt hat. Ich würd mich zu gern bei der Vorstellung von Cliffs Gesichtsausdruck, während Albel ihm die Fakten erleutert weglachen xD''

Jetzt hast du auch noch eine zufriedene Lesrin mehr~ <3
Von: abgemeldet
2010-02-23T22:03:02+00:00 23.02.2010 23:03
wuhuh~ x3 ein happy end!! *freu*
hach war ne schöne zeit mit der fanfic wenn auch ne lange =D

ich mochte deine albel sehr und fayt war nicht zu
"pazifistich" sondern genau richtig!*gg*

Von: abgemeldet
2010-01-31T13:39:13+00:00 31.01.2010 14:39
muahaah xDDDD

Endlich weiter!!
Albels grinsen boah ihc kann mir das sogut vorstellen *lach*
Göttlich!!!
Nur zugern möchte ich seine genaue wortwahl wissen xDD

UNd cliff~ hehehe~
tehehe~ ich freue mich . Spontan nochma die ganze FF gelesen xD
Von: abgemeldet
2010-01-30T16:02:19+00:00 30.01.2010 17:02
Es geht weiter!! *hui*
Ich dachte schon, du hast diese FF vergessen.
Ich liebe Albel am Ende. Herrlich. Er ist ja so ein kleines Miststück. Total genial. Hoffentlich gibts den genauen Wortlaut von ihm noch dazu.
:))

Weiter so!
Von:  Touma
2010-01-29T09:25:22+00:00 29.01.2010 10:25
Es geht weiter * _ *
+umknuddel+ dankeee xD
du hast uns echt lange lange warten lassen x.x
aber dir sei verziehen xP

Zum Kapitel

Da ich Sophia nicht mag tut sie mir auch nicht leid xD

Einfach nur geil XDDD
Ich kann mir richtig vorstellen was nen Fun Albel haben
musste die Welt von Cliff auf den Kopf gestellt zu haben xD
Albel, du bist ja so fies x]
darum lieben wir dich auch so xD
Und Fayt darf nun den Kopf hinhalten und das irgendwie bewältigen XD
Von:  K-Doberitzsch
2010-01-28T21:44:08+00:00 28.01.2010 22:44
ach was ist schon ein Jahr ^^ das geht doch schnell vorbei
und ja das kapi war auch sehr schick ;)
und ich bin auch mal gespannt wie Fayt die sache auf der Brücke bewältigt :D
Von:  Ai_Mikaze
2010-01-28T20:23:04+00:00 28.01.2010 21:23
Aww ... ;_; Danke für die Widmung! Und freut mich, dass ich dir doch irgendwie helfen konnte. x3

Aber endlich ist die Fortsetzung da. <3 Das mehr oder mindere Liebesgeständnis von Albel war so ... unerwartet. >.< Aber toll~

Ich mag Sophia übrigens auch nicht. XD
Das Ende hat mich dann aber auch überrascht. Das Albel einfach mal so zu den anderen hin geht und das erzählt? Wow. x_x
Naja ... jedenfalls wieder toll geschrieben. Wie immer. >o< Freu mich schon aufs nächste~ <3
Von:  Gino
2010-01-28T18:39:52+00:00 28.01.2010 19:39
Erstmal tut es mir wirklich aufrichtig weit, dass ich euch mit so einem >>Cliff<<hanger im letzten Kapitel über ein Jahr lang auf die Fortsetzung hab warten lassen.


|D

kein problem liebes
XD
*weglach*


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