Something called Love von Saria-chan (Albel x Fayt) ================================================================================ Kapitel 4: Bekenntnisse ----------------------- ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, da die Arbeit an Kapitel VI ordentlich voranruckt, dachte das Sari, sie könnte euch mal mit dem nächsten Kapi beglücken. ^-^ (Und weil gewisse Leute darauf drängeln, ich solle endlich mal zu Kapitel V kommen...XD) Was gibt's groß dazu zu sagen, außer das ichs mal wieder mag, besonders die zweite Hälfte und die Gespräche darin? X3 Eigentlich nichts, deswegen viel Spaß beim Lesen ^-^ (Achja, etwas doch noch: Go for your love, Fayt, go! XD *fähnchen schwenk* ) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Jeder Muskel seines Körpers schmerzte und er hatte das Gefühl, als hätte man ihm die Knochen aus dem Leib gerissen, mehrmals gebrochen und an den falschen Stellen wieder eingesetzt. Fayt schlug orientierungslos die Augen auf, wusste nicht wo er war, aber das unerträgliche grelle Neonlicht, welches ihn seine Lider augenblicklich wieder zusammenkneifen ließ, legte die Vermutung nahe, dass er sich auf einem Raumschiff befand. Er versuchte sich zu erinnern, was passiert war. Die Bilder in seinen Gedanken zu einer befriedigenden Erinnerung zusammenzufügen. In dem schmerzhaften Chaos seines Kopfes fand sich kein Hinweis darauf, wie er hierher gelangt war, nur vereinzelte Bruchstücke über den Kampf, den er mit Albel gegen die Henker geführt hatte. Ansonsten herrschte eine unerträgliche und vollkommene Schwärze. Der Neunzehnjährige stöhnte und versuchte erneut die Augen zu öffnen, doch der laute Ruf einer vertrauten Männerstimme, der Tausende von schmerzvollen Explosionen in seinem Schädel zündete, vereitelte auch diesen Ansatz. „Hey, Fayt ist gerade wieder von den Toten auferstanden!“ schallte Cliffs Stimme durch die Gänge der Diplo. Fayt konnte die Schritte des Faustkämpfers auf dem Metallboden hören und irgendjemand in seiner Nähe erhob sich von einem Stuhl. Widerwillig klappte eines seiner Lider nach oben und gab die tiefgrüne Pupille dahinter preis. Gegen das helle Licht zeichneten sich die Konturen des Klausianers und jene Nels ab. „Wie fühlst du dich?“ fragte die Elicoorianerin sanft. „Grauenvoll“, antwortete der Jugendliche schwach und heiser. „Ich glaub ’s dir aufs Wort. Wir dachten zuerst, du wärst tot, als wir dich fanden“, kommentierte Cliff. „Um tot zu sein tut es viel zu sehr weh“, erwiderte Fayt mit einem leichten Lächeln. Er richtete sich entgegen aller Proteste seines Körpers ein wenig auf. „Was genau ist...“ Der Rest seiner Frage ging in dem Lärm vieler Schritte und Stimmen unter, die sich schnell näherten und in den sich das elektrische Surren der Tür mischte. „Fayt!“ rief Sophia und Sekunden später drückte den Neunzehnjährigen das Gewicht eines Mädchenkörpers zurück ins Bett. Unter einer wahren Salve von Schluchzern konnte er etwas verstehen, das ursprünglich einmal „Ich habe mir solche Sorgen gemacht“ geheißen haben mochte. „Sophia“, murmelte Fayt und legte seiner Freundin aus Kindheitstagen beruhigend eine Hand auf das braune Haar. „Ich bin in Ordnung“, besänftigte er das Nervenbündel auf seiner Brust. Der Wissenschaftlersohn stemmte sich hoch, schob sie ein Stück von sich. „Hör auf zu weinen, ja?“ Sophia nickte stumm und blickte ein wenig beschämt über ihren Gefühlsausbruch zur Seite. Gab sich alle Mühe, sich zusammenzureißen. Dann ließ Fayt seinen Blick über die versammelte Gruppe, in deren aller Mienen Erleichterung geschrieben stand, schweifen. „Leute...“ sagte er mit einem dankbaren Lächeln, gerührt von ihrer Sorge. Doch dann wurde sein Gesicht ernst. „Was genau ist eigentlich passiert?“ beendete Fayt seine Frage von zuvor. „Ich hoffte, das könntest du uns sagen“, erwiderte Maria mit einem leichten Seufzen, aber als sie den fragenden Blick des Erdlings bemerkte, entschloss sie sich, ihre Version der Geschichte zu erzählen. „Durch einen Bug im Transportsystem von ‚Eternal Sphere’ sind du und Albel irgendwie auf Styx gelandet. Wir wären euch gefolgt, aber unmittelbar nach Albels Transport haben die Systemadministratoren eine Firewall hochgezogen. Und als wir schließlich zu euch beiden kamen, lagst du reglos auf dem Boden und Albel...“ Sie stockte. „Was war mit Albel?“ fragte Fayt. Plötzlich fiel es ihm schwer zu atmen, Furcht und Schmerz schnürten ihm die Brust zu, unwillkürlich hielt er die Luft an. Er erinnerte sich wieder daran, dass er den Elicoorianer vor einem Angriff der Henker bewahrt hatte, an das Entsetzen auf Albels Gesicht, bevor Dunkelheit ihn umfangen hatte. Was war danach gewesen? „Er war... nicht mehr er selbst. Albel hat vollkommen blindwütig auf die toten Henker eingeschlagen und dabei...geweint. Als wir auf die Diplo zurückkehrten, hat er kein einziges Wort gesprochen. Er war wie ein Zombie.“ Jetzt bemerkte Fayt auch das Fehlen des Kriegers unter den Anwesenden. „Wo ist er?“ fragte der Jugendliche unsicher. Ihm war übel von einer Angst um den Vierundzwanzigjährigen, deren Heftigkeit er selbst nicht erklären konnte. Schweigen. „Wo ist er?“ wiederholte Fayt, seine Stimme gewann an Stärke. „Verschwunden. Seit zwei Tagen. Keiner von uns weiß wohin“, erwiderte schließlich Nel und unterdrückte jegliches bissiges Kommentar über ihren persönlichen Erzfeind, da dem Neunzehnjährigen die Sorge nur allzu offensichtlich ins Gesicht geschrieben stand. Das war nicht das, was Fayt hatte hören wollen. Entschlossen setzte er sich auf und schwang die Beine aus dem Bett. „Ich muss...“, begann er, wurde dann aber von Mirage, die sich rasch durch die Gruppe nach vorne geschoben hatte, mit sanfter Gewallt wieder zurück auf die Matratze gedrückt. „Du musst liegen bleiben“, wies sie ihn an. „Du bist noch lange nicht wieder so gesund, wie du dich fühlst. Du kannst froh sein, dass du überhaupt noch lebst.“ Der Jugendliche versuchte, sich zu wehren, musste aber bald einsehen, dass die blondhaarige Frau die Stärkere war und ließ sich mit einem Grummeln zurück ins Kissen sinken. Mit einem unschuldigen und äußerst selbstzufriedenen Lächeln richtete sich die Klausianerin wieder auf. „Schön, dass wir uns verstehen.“ Dann drehte sich zu Gruppe, wobei dieses schon nahezu unheimliche Lächeln immer noch ihr Gesicht zierte, „Und wir gehen jetzt ebenfalls. Fayt braucht Ruhe.“ Seltsamerweise wagte es niemand, ihr zu widersprechen. Mit verschränkten Armen und Beinen saß Fayt an die Rückwand des Bettes gelehnt, starrte wütend auf einen unbestimmten Punkt in seiner Umgebung und machte seinem stetig wachsenden Ärger durch ein entnervtes Grummeln Luft. Diese Ungewissheit machte ihn noch wahnsinnig! Das, was er über Albel gehört hatte, war alles andere als beruhigend gewesen. Der Erdling war sich sicher, dass es dem Vierundzwanzigjährigen schlecht ging und er selbst einen großen Teil der Schuld dazu beitrug. Dieser Gedanke ließ seine Reuegefühle zu einer erdrückenden Last anwachsen und die Tatsache, Albel nicht helfen zu können, steigerte seine Unruhe und Sorge nur noch mehr. Denn Fayt war ein Gefangener in seinem eigenen Zimmer. Ein Zustand, den er nicht länger ertrug. „Cliff!“ rief der Jugendliche und die Tür öffnete sich leise. „Sie lassen dich mich tatsächlich bewachen“, stellte der Neunzehnjährige fest, als der blondhaarige Mann neben sein Bett trat. „Mirage kann sehr überzeugend sein. Sorry“, erwiderte Cliff mit einem entschuldigenden und leicht verlegenen Grinsen. „Ich versteh schon. Mir tut es auch leid“, entschuldigte sich Fayt, während er die Finger auf das Handgelenk seines Freundes legte und mit diesen Worten den darin festgehaltnen Schlafzauber entließ. Erstaunen und Fassungslosigkeit flackerte über das Gesicht des Klausianers, bevor seine Gesichtsmuskeln erschlafften und sein Körper in sich zusammensackte. Fayt fing den fallenden Mann so gut es ging auf, zog ihn auf die Matratze und murmelte erneut eine Entschuldigung. Es kratzte ein wenig an seinem Gewissen, zu solch hinterhältigen Mitteln greifen zu müssen, aber die Sorge um Albel war schier übermächtig und seine Freunde ließen ihm keine andere Wahl. Er suchte schnell seine Kleidung zusammen, schlüpfte hinein und spähte vorsichtig hinaus in den Gang um sich zu versichern, dass niemand darauf zu sehen war. Dann schlich Fayt, der sich wie ein Sträfling auf der Flucht fühlte, langsam voran. Sein Ziel war der Teleporter. Der Anführer der Schwarzen Brigade konnte sich unmöglich noch auf Diplo befinden, ansonsten hätte man ihn schon längst gefunden. Nein, Albel suchte die Einsamkeit und ein unbestimmtes Gefühl ließ den Jugendlichen vermuten, dass der Elicoorianer auf seinen Heimatplaneten zurückgekehrt war, in dessen Orbit die Diplo nun wieder kreiste. Keiner hatte nach den schrecklichen Vorfällen auf Styx mehr in der Nähe des von Henkern bevölkerten Sterns beleiben wollen. Aber wo sollte er mit der Suche beginnen? Fayt zerbrach sich immer noch den Kopf über diese Frage, als er den kleinen Raum des Raumschiffs erreichte, welcher den Teleporter beherbergte. Es gab so viele Orte, so viele Möglichkeiten wo Albel sein konnte. Gedanklich rief er sich die Plätze in Erinnerung, welche sie auf ihrer langen Reise besucht hatten, versuchte sich in den Krieger hineinzuversetzen. In einer plötzlichen Eingebung blickte er auf. Elicoor II war zweifelsohne groß, aber es gab nur einen Ort auf dem Planeten, über den Albel vollkommene Kontrolle – die er über seine restliche Umwelt augenscheinlich verloren hatte – besaß. Seine ‚Jagdgründe’. Die Schreie aus Wut und Verzweiflung waren Fayts Wegweiser. Albels tiefe Stimme hallte gut hörbar durch die leeren Gänge der Trainingsfakultät, deren Nutzung die Schwarze Brigade mit dem Verschwinden ihrer beiden Anführer eingestellt hatte. Der Jugendliche konnte sich nicht helfen, aber für ihn glich dieser Ort nahe der Bergarbeiterstadt Kirlsa glich einem Spiegelbild von Albels Seele. Einsam, verlassen, zerstört. Wahrscheinlich waren es mitunter auch diese Parallelen gewesen, die Fayt den Vierundzwanzigjährigen hier vermuten lassen, seine Schritte an diesen Ort geführt hatten. Der Erdling wünschte sich, dass er Erleichterung über Albels Finden gespürt hätte, doch jeder dieser leiderfüllten Schreie jagte Fayt einen eisigen Schauer über den Rücken und ließ sein Herz schwer werden, fast so als wäre die Trauer des Elicoorianers seine eigene. Äußerlich mochte Albel vielleicht in Ordnung sein, aber unter seiner abweisenden Oberfläche musste er unvorstellbare Qualen durchleiden. Der Neunzehnjährige setzte seinen Weg durch die ausgestorbenen Tunnel fort und er rieb sich die nackten Arme, aber es war nicht allein die Kälte der fensterlosen Gänge, die ihn zittern ließ. Für Fayt hatte die verlassene Fakultät etwas Unheilvolles. Er verband keine guten Erinnerungen mit ihr. Hier war sein Vater tödlich verwundet worden, hatte bei dem Versuch, ihn zu retten sein Leben gelassen und auch Albel hatte im selben Kampf gegen die Vendeeni schwere Verletzungen davongetragen. Aber war nicht auch Albels Vater umgekommen, als er seinen Sohn hatte beschützen wollen? War das womöglich der Grund...? Ein neuer Schrei riss Fayt aus seinen Gedanken und ließ ihn zusammenfahren. Er musste den Elicoorianer schnell finden. Der Weg des Neunzehnjährigen endete auf der höchsten Ebene des Gebäudes, auf den in strahlenden Sonnenschein getauchten Kampfplatz, welcher gleichzeitig das Dach der Trainingsfakultät bildete. Fayt blieb im Schatten des Ganges stehen, als er Albels Gestalt in dessen Mitte erblickte. Der Krieger hatte ihm den Rücken zugewandt, atmete heftig. Auf seiner blassen Haut, die Spuren von noch nicht ganz verheilten Wunden zeigte, glänzte Schweiß. Mit einem wütenden Aufschrei schleuderte er seine Kralle nach vorne, ein Strahl symbologischer Energie zerstörte ein weiteres Stück der steinernen Mauer, welche Albels vorangegangne Attacken bereits stark verwüstet hatte. „Air Slash!“ brüllte der Anführer der Schwarzen Brigade und jagte mehrere Angriffe seines Schwertes in den behauenen Fels. Die Prozedur wiederholte sich scheinbar endlos, und mit jedem Mal schmerzte Fayts Brust mehr als zuvor, bis er das Gefühl hatte, sein Herz müsste zerspringen. Er legte seine Hand auf die mit quälender Wildheit pochende Stelle. Dann taumelte Albel und rammte erschöpft sein Schwert in den Boden, ging in die Knie und stütze sich darauf. Der junge Mann keuchte, war am Ende seiner Kräfte. „Albel“, flüsterte Fayt bedrückt. Diese leise Aussprache genügte, damit Albel seinen Kopf in die Richtung des Erdlings wandte. Im Gesicht des Schwertkämpfers mischten sich Erstaunen und Erleichterung und etwas, das Angst sein mochte. Ein langen Moment starrte er den Jugendlichen hinter sich einfach nur an und schien einen inneren Kampf auszufechten. Doch schließlich lächelte er resigniert und blickte zur Seite. „Du bist schlimmer als die Pest. Noch nicht mal hier ist man vor dir sicher.“ Fayt tat einige Schritte vor, trat hinaus ins Licht. „Tut mir leid. Ich konnte nicht anders. Ich habe mir Sorgen gemacht.“ „Pah, Sorgen. Sprich nicht so leichtfertig von Dingen, deren wirkliches Ausmaß du nicht kennst“, erwiderte Albel ernst. Ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen des Neunzehnjährigen, als der Elicoorianer auf seine ganz eigene Art ausdrückte, dass er sich auch um ihn gesorgt hatte. „Ich bin nicht allwissend.“ „Aber du hältst dich dafür.“ Fayt wollte widersprechen, aber Albel ließ es nicht dazu kommen. „Dann sag mir, was einen Menschen auf die irrsinnige Idee bringt, sein Leben für das eines anderen zu opfern.“ Der Jugendliche blinzelte ob dieser unerwarteten Frage, dann schloss er für einen Moment die Augen und dachte nach. Steckte die Hände in die Hosentaschen und blickte anschließend in den strahlendblauen Himmel. „Egoismus. Denn wir Menschen sind, egal von welchem Planeten oder Rasse, allesamt furchtbare Egoisten.“ Der Elicoorianer hatte wohl mit allem gerechnet, nur nicht mit dieser Antwort, seine blutroten Augen zeigten Unverständnis. „Was meinst du damit?“ „Wir wollen uns den Schmerz ersparen, den wir durch den Verlust eines geliebten Menschen erfahren würden und wählen stattdessen selbst den Tod. Ohne auf die Gefühle jener Personen zu achten, die uns wahrscheinlich genauso liebt wie wir sie. Mein Vater war ein solcher Egoist, deiner genauso, ich bin es auch... nur du...“ „... ich bin ein genauso großer Egoist. Wahrscheinlich sogar der Größte von allen“, unterbrach Albel Fayt, während er sich schwankend aufrichtete. Sein Mund hatten sich zu einem schwachen Lächeln verzogen und er steckte seine Waffe zurück in die Scheide. „Du scheinst doch nicht so ein großer Idiot zu sein wie ich immer dachte“, erwiderte der Vierundzwanzigjährige und zuckte auf seine für ihn so typische Art mit den Schultern. Er bewegte sich in Fayts Richtung. Als er dem Erdling vorüberschritt, hielt er kurz inne und legte er eine Hand auf dessen Schulter. „Danke... Fayt.“ Erstaunt über Albels Dank und dir Tatsache, dass der Krieger ihn vielleicht zum ersten Mal überhaupt beim Namen nannte, drehte sich der Jugendliche um. Doch nur um zu beobachten, wie Albel entkräftet zusammenbrach. Der Elicoorianer selbst registrierte den Sturz noch nicht einmal, und auch der schmerzhafte Zusammenstoß seiner Wange und dem kalten Steinboden beschwor lediglich das Gefühl in ihm, das irgendetwas nicht so war, wie es sein sollte. „Albel!“ rief Fayt bestürzt, kniete sich erschreckt neben Albel nieder. Der Anführer der Schwarzen Brigade stöhnte. „Muss gestolpert sein...“ murmelte er benommen, während er sich auf die Seite rollte. „Kannst du aufstehen?“ fragte Fayt und beobachte darauf, wie der Krieger sich mit seinen kraftlosen Gliedern erfolglos versuchte aufzurichten. Helfend bot der Erdling ihm eine Hand an, erwartet ob Albels Stolz aber nicht, dass der Vierundzwanzigjährige sie annahm. Um so verwunderter war Fayt, als Albels Finger tatsächlich seine eigenen umschlossen. „Was ist? Brauchst du erst eine schriftliche Einladung?“, schnaufte der Schwertkämpfer, welcher das Zögern des Neunzehnjährigen bemerkte. Fayt schüttelte rasch den Kopf, zog den Elicoorianer nach oben auf seine Schulter und ein wenig wankend kamen beide zum Stehen. Fayt war erstaunt, wie leicht Albel für seine Größe war, obwohl der Anführer der Schwarzen Brigade mit seinem gesamten Gewicht auf ihm lag, empfand er ihn nicht als schwer. Trotzdem durchlief ein leichtes Zittern die Beine des Wissenschaftlersohns, als Albel seinen Kopf erschöpft gegen sein blaues Haar lehnte und Erinnerungen daran wachrief, als sie sich das letzte Mal so nah gewesen waren. „He...ein dummes Kommentar und du bist tot“, brummte der junge Mann schläfrig. Es war eine leere Drohung und Fayt wusste das, Albel war viel zu schwach für irgendwelche kriegerischen Handlungen. Der Erdling zog den Vierundzwanzigjährigen etwas fester an sich, als er begann, sich und den erschöpften Schwertkämpfer zurück in das Halbdunkel des Ganges zu bewegen. „Verstanden“, erwiderte Fayt. Und anderes als noch vor einigen Tagen in Ariglyph, wo er ähnliche Worte schon einmal benutzt hatte, hatte der Jugendliche diesmal das Gefühl, Albel ein großes Stück mehr zu verstehen. Das große Zimmer, in dem sich Küche und Gemeinschaftsraum verbanden, war von einer wohligen Wärme erfüllt, die aus den Flammen der Öfen und Kohlebecken entsprang. Der einstige Rückzugsrot der Soldaten war in ein flackerndes Licht getaucht, die Feuer waren in dem fensterlosen Raum das einzige, was das Dunkel vertrieb. Fayt hatte Albel auf eine der Schlafmatten gebettet, welche die Männer der Schwarzen Brigade hier zurückgelassen hatten, und kurze Zeit später war der Elicoorianer – bedeckt von groben Leinenstoff – darauf eingeschlafen, erholte sich nun. Der Neunzehnjährige hatte die Arme um seine angewinkelten Beine geschlungen, saß neben Albel und beobachtete, wie sich die Decke unter dem gleichmäßigen Atem des jungen Mannes hob und senkte. Fayt hatte sich bewusst dagegen entschieden, mit dem Krieger in diesem Zustand auf die Diplo zurückzukehren. Das wäre nicht in Albels Sinne gewesen, mit dem Stolz des Elicoorianers unverträglich. Der Erdling mochte nicht von sich behaupten, den Anführer der Schwarzen Brigade voll und ganz zu verstehen, aber seitdem er wusste, welcher Selbsthass unter der unnahbaren Oberfläche des Vierundzwanzigen schwelte, war er sich mehr als sicher, das Albel mehr war als der herzlose Kerl, den er immer vorgab zu sein. Ein leises, unruhiges Murmeln zog Fayts Aufmerksamkeit wieder zurück auf den schlafenden Schwertkämpfer. Der Neunzehnjährige löste sich aus seiner Haltung und kniete sich neben Albel, sodass er dessen Gesicht sehen konnte, das selbst im Schlaf keinen Frieden zu finden schien. Ob er wieder Alpträume hatte? Fayt strich einige verschwitze Strähnen von der Stirn des Kriegers und lächelte, als sich Albel etwas entspannte. So sehr der junge Mann auch behauptete, er brauche niemanden – unbewusst suchte selbst er die Nähe. Die Finger des Jugendlichen wanderten weiter über Albels leicht erhitzte Haut zu dessen Wange, strichen in einer liebevollen Geste darüber. Dann streiften Fayts Augen Albels schmale Lippen. Lippen, die Ursprung eisiger Worte waren und sich doch mit unleugbar sanfter Wärme auf die seinen gelegt hatten. Lippen, in Bitterkeit verzogen und selten ein ehrliches Lächeln hervorbringend, selten aus etwas anderem als Kampfeslust lachten, aber obgleich dieser Umstände dennoch nicht nur Hass zeigten. Lippen, denen Fayt plötzlich so nahe war, dass sich sein eigener Atem mit dem Albels vermischte. Mit rasendem Herzen schreckte der Neunzehnjährige hoch, verwirrt über sein eigenes Handeln. Doch eine Hand, welche seinen Arm umgriff, verhinderte, dass sich der Erdling zu weit vom Anführer der Schwarzen Brigade entfernte. Fayt beobachte, starr vor Überraschung und Schock, wie sich die Lider des Vierundzwanzigjährigen öffneten, das dunkle, vom Schlaf getrübte Rot sich langsam klärte und den Erdling fixierte. Der Wissenschaftlersohn war unfähig sich zu bewegen, war gelähmt vor Angst vor dem, was Albel mit ihm tun würde, wenn der Elicoorianer herausfand, was Fayt zu tun versucht hatte. Der Jugendliche kniete immer noch gebeugt über Albel, ihre Gesichter immer noch in intimer Nähe. Aber das abfällige Kommentar, welches Fayt erwartet hatte, blieb aus und das Knistern der Flammen war weiterhin das einzige Geräusch, welches die Stille im Raum durchbrach. Stattdessen schloss der junge Mann die Augen erneut für einen tiefen Atemzug lang, und als er sie öffnete, lag etwas Undefinierbares in den blutfarbenen Pupillen. Ein heftiger Ruck an seinem Arm ließ Fayt seine Frage vergessen und das Gleichgewicht verlieren, ihn auf Albels Brust fallen. „Albel, was...“, setzte der Neunzehnjährige an, aber er verstummte, als sich Arme des Elicoorianers auf seinen Rücken legten und ihn fester an sich pressten. „Sei still, Dummkopf. Ich versuche gerade, etwas zu sagen...“ murmelte Albel. Fayt wagte ohnehin nicht, sich zu rühren, lag steif wie ein Brett in jener Position, in der er auf dem Körper des Kriegers gelandet war. Wenn sich etwas in seinem Körper bewegte, dann war es sein Herz, das allerdings auch jeden Moment wie ein Projektil seinen Brustkorb durchschlagen würde, wenn es weiterhin mit solcher Heftigkeit dagegen hämmerte. Nur der dünne Stoff der Decke trennte sie jetzt noch von einer vollkommenen Berührung. „Ich.. ich hatte... A...An...“, begann Albel, warf dann mit einem frustrierten Stöhnen den Kopf in den Nacken und fluchte. „Ich hatte eine verdammte Angst um dich“, stieß der Schwertkämpfer hervor und der Erdling konnte spüren, wie viel Kraft den Anführer der Schwarzen Brigade dieses Geständnis kostete, ein Zittern dessen Körper durchlief. „Tut mir leid“, flüsterte Fayt, der das Gefühl hatte, sein Kopf würde in Flammen stehen. Ein solches Geständnis aus Albels Mund war für die Verhältnisse des Elicoorianers ein größeres Bekenntnis von Nähe, als es ihr körperlicher Kontakt je hätte sein können. „Das sollte es dir auch. Du bist meine Beute. Nur ich darf dich töten. Vergiss das nicht“ wies ihn der Krieger und klang wieder etwas sicherer mit jenen Worten, welche ihm vertraut waren und worauf Fayt nur stumm nicken konnte. Seine Kehle fühlte sich zugeschnürt und trocken an. „Aber es wäre besser gewesen, wenn du überhaupt nicht gekommen wärst“, murmelte Albel. Der Anweisung fehlte jegliche Kälte, die ihr Überzeugungskraft verliehen hätte, der Stimme des Vierundzwanzigjährigen wohnte eine ungewohnte Wärme und Schwäche inne. Aber für Fayt war – unabhängig vom Tonfall des jungen Mannes – die einzig mögliche Antwort ohnehin ein entschlossenes „Das denke ich nicht“ gewesen. Diesmal wollte er den Albel nicht hinter seine selbstgeschaffenen Mauern der Einsamkeit zurückkehren lassen. Der Elicoorianer fasste ihn unvermittelt hart an den Schultern und bewegte ihn in eine Position, die ihre Gesichter auf eine gleiche Höhe brachte. „Du willst es nicht verstehen, oder? Jeder der in meine Nähe kommt ist des Todes“, knurrte er, Verzweiflung ließ seine Stimme zittern. Fayt jedoch konnte nicht anderes, als zu lächeln. „Ja, ich will es nicht verstehen. Du hast es schließlich selbst immer wieder gesagt: Ich bin ein Dummkopf.“ Seinem außer Kontrolle geratenen Puls zum Trotz schob er eine Hand unter Albels braunblondes Haar und die andere unter den Rücken des Vierundzwanzigjährigen, dessen tiefrote Augen zum einen Resignieren an Fayts Halsstarrigkeit zeigten und zum selben Zeitpunkt den Wissenschaftlersohn anflehten, es nicht sagen, nicht zu tun – ahnten, was folgen würde. Der Erdling ließ sich davon nicht beirren, schenkte dem Anführer der Schwarzen Brigade erneut ein warmes Lächeln. „Ich sagte, ich mag dich und daran hat sich nichts geändert und wird sich auch nichts ändern, egal wie oft du mich beleidigst oder wie viele Gemeinheiten du mir antust. Wenn deine Nähe Gefahr bedeutet, dann gehe ich das Risiko gerne ein.“ Die Luft entkam den Lungen des Schwertkämpfers in einem ungläubigen Keuchen, und der Jugendliche spürte, wie Albel sich mit aller Macht gegen das stemmte, was sein Herz wollte: Nachgeben. Und Fayt wollte auch diesen letzten Widerstand brechen. Er war sich bewusst, wie ungewöhnlich und verrückt seine Empfindungen waren, aber gleichzeitig war er sich vollkommen sicher, dass er das Richtige tat, als er einen Kuss auf Albels Lippen legte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)