AfterLife von abgemeldet (Totgeglaubte leben länger) ================================================================================ Kapitel 7 --------- Ein paar Kilometer vor der Stadt hatte Camuel den Van abgestellt. Den Rest mussten die beiden wohl oder übel zu Fuß zurücklegen. Jez war müde und komplett ausgelaugt, Camuel sah es ihr an. Nach sieben Kilometern ging es bei ihr nicht mehr weiter, dabei hatten sie die Stadtgrenze bereits hinter sich gelassen. Jez ließ sich auf den Boden fallen. „Ich kann nimmer…“, jammerte sie leise. Camuel murrte nur und beugte sich dann zu ihr runter. Kurz darauf trottete Camuel mit Jez auf den Armen weiter. Es war sehr selten, dass er sich so umfassend um sie kümmerte und Jez war der Meinung, dass man das nutzen musste, solange es ging. So kam es, dass Camuel sie bis vor ihre Wohnungstür trug. Jez schob die Türe auf und streckte den Kopf durch die Öffnung. Es herrschte nur ihr übliches Chaos, nichts ließ auf ihren ungebetenen Besuch schließen. Erleichtert atmete sie auf und betrat ihre Wohnung. Sie hielt die Tür auf für Camuel, der zögernd eintrat. Am liebsten wäre er gleich wieder verschwunden, aber das hätte Jez wohl nicht zugelassen. „Kaffee? Oder Tee?“ Jez sah ihn fragend an. „Danke, nein“ Jez zuckte nur mit den Schultern und verschwand in Richtung Küche, während Camuel sich auf das Sofa fallen ließ. Jez Hand zitterte, als sie Wasser für die Kaffeemaschine abfüllte. Sie stellte den Wasserbehälter ab, stützte sich mit beiden Händen auf ihrer Arbeitsfläche ab und atmete tief durch. Ihr ganzer Körper zitterte, kalter Schweiß brach ihr aus jeder Pore. Eine späte Reaktion auf den ganzen Stress heute, nichts weiter. Jez wurde leicht übel, sie schloss für einen Augenblick die Augen, ehe sie sich traute, sich wieder aufzurichten. Es war vorbei, sie war wieder zu Hause. Aber irgendwie konnte sie trotzdem nicht glauben, dass jetzt alles wieder gut werden würde. Jez kam mit einer dampfenden Tasse Kaffee wieder ins Wohnzimmer. Sie setzte sich in ihren Lieblingssessel, der, wie sollte es auch anders sein, genau gegenüber von ihrem Sofa stand. Jez trank einen kleinen Schluck und ließ die heiße Flüssigkeit ihre Kehle hinunterrinnen. Sie brauchte nicht zu erwähnen, dass sie einen guten Schuss Rum zu ihrem Kaffee dazugetan hatte. „Nett hast du’s hier…“, murmelte Camuel leise. Jez sah in ihre Tasse und murmelte ein leises Danke. „Sag mal, Camuel, warum bist du zurückgekommen…“ Jez sah von ihrer Tasse auf und Camuel direkt in die Augen, beziehungsweise in das eine Auge, das nicht von Haaren verdeckt wurde. Camuels Miene wurde spiegelglatt, so dass Jez nun gar nicht mehr darin lesen konnte. „Wie meinen?“ „Du weißt genau, was ich meine… Warum bist du zurückgekommen? Die hätten dich nie gefunden, wenn du nicht von selbst aufgetaucht wärst“ „Wär’s dir lieber gewesen, ich wäre nicht gekommen? Denk mal drüber nach, wo du dann noch wärst“, knurrte Camuel sie leise an. „Immer noch besser als jetzt. Camuel verdammt, die werden dich jagen, bis du wieder in irgendeinem verdreckten Labor liegst und sie an dir rumschnippeln können!“ Jez stand auf, sie musste sich beherrschen, damit sie ihn nicht anschrie, denn das Echo hätte sie unter Garantie umgehauen. Camuel sah sie trotzig an. „Ich hab immer noch einen Deal“ Jez schnitt ihm das Wort ab. „Komm mir jetzt bitte nicht auf die Tour. Der Deal ist hinfällig, das hast du selbst gesagt, als ich New York verlassen habe“ Jez lief auf und ab, wie ein Tiger im Käfig. Sie wartete immer noch auf eine Antwort von Camuel. Der allerdings saß ganz gemütlich auf ihrem Sofa, was Jez noch rasender machte. Camuel hätte ihr eine Antwort liefern können, aber es ließ sich schwer in Worte fassen. Er hatte New York verlassen, weil er leben wollte. Aber unter Menschen konnte er nicht leben, es war zu riskant, zu gefährlich. Deshalb hatte er sich in die Einsamkeit der Berge zurückgezogen. Doch auch dort war er Jez begegnet. Sie hatte es nicht gemerkt, nicht einmal gewusst, dass er in der Nähe war. Und Camuel hatte es auch so gelassen. Es hatte ihm gereicht zu wissen, dass sie in Sicherheit war. Und so war er weiter gezogen, während Jez versuchte wieder in ein normales Leben zurückzufinden. Schließlich war er in den Rockys zur Ruhe gekommen, aber etwas nagte an ihm. Er wollte selbst wieder in ein normales Leben, aber diese Möglichkeit war für ihn ausgeschlossen, egal wie sehr er sich danach verzehrte. Als er dann hörte, dass Jez in San Francisco war und dass die Jagd auf sie eröffnet war, hatte er die perfekte Ausrede gefunden, selbst wieder in eine lebendige Stadt zu ziehen. Der Puls der Stadt hatte ihn berührt, ihm das Gefühl gegeben selbst wieder ein Teil des Lebendigen zu sein. Und natürlich war da dann auch noch Jez. Er hatte irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft sie ihn damals gebeten hatte, die Stadt und damit den Tod und Zerfall hinter sich zu lassen. Letztendlich war er ihrer Bitte gefolgt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)