AfterLife von abgemeldet (Totgeglaubte leben länger) ================================================================================ Kapitel 4 --------- Jez träumte. Sie saß auf einem Baum mitten im Central Park von New York, unter ihr ein Rudel mutierter Hunde, die immer wieder hochsprangen, um nach ihren Knöcheln zu schnappen. Jez ärgerte sie, ließ die Beine baumeln und warf immer wieder kleine Äste auf die Köpfe der Hunde. Das Szenario war ihr so vertraut wie kein anderes. Sie hatte das alles schon so oft in ihren Träumen erlebt. Jez beobachtete die Hunde, wartete auf eine bestimmte Reaktion. Es waren drei Hunde. Früher waren es wahrscheinlich einmal Dobermänner gewesen, aber das ließ sich jetzt nicht mehr genau sagen, dafür waren ihre Körper bereits zu stark verwest. Jez wartete darauf, dass alle drei gleichzeitig den Kopf drehen würden. Und tatsächlich. Nachdem einer noch einmal nach ihrem Knöchel geschnappt hatte, wandten die drei ihre Köpfe wie auf Kommando in Richtung Westen. Einer knurrte noch kurz, aber nur Sekundenbruchteile später gaben alle drei Fersengeld. Jez grinste und sah eine menschliche Gestalt in der Ferne auf sich zukommen. Sie wollte gerade von dem Baum herunterklettern, als der Traum sich veränderte. Der Baum fing an zu vibrieren, Jez verlor den Halt und stürzte. Dann war nur noch Schwärze um sie herum. „Hey chica, wach auf… Bitte, wach endlich auf!“ Elly schüttelte sie sacht an der Schulter. Die Worte sickerten nur langsam in ihren Verstand. Sie brauchte ein paar Sekunden um sie zu verstehen. Ihr Kopf fühlte sich an, als sei eine Herde Elefanten über sie hinweggetrampelt. Jez hatte die Augen noch geschlossen, gab aber Lebenszeichen von sich. Sie stöhnte, bewegte sich etwas und schlug dann die Augen aus. „Wo sin wir?“, nuschelte sie leise. Elly musste sich nach vorne beugen um sie überhaupt zu verstehen. „No lo sé. In einem Lieferwagen, glaub ich zumindest“ Jez gab einen unartikulierten Laut von sich. Das würde zumindest das Rumpeln und Vibrieren erklären. Sie schob sich in eine sitzende Position. Weder war sie angekettet, noch hatte sie Handschellen an. Jemand war sich anscheinend ziemlich sicher, dass sie keinen Fluchtversuch wagen würden. Mit einem kurzen Blick zu Elly versicherte sie sich, dass es der Halbspanierin gut ging. „Alles in Ordnung bei dir?“, fragte Jez sie leise. „In Ordnung? Wie kannst du das fragen!? Nichts ist in Ordnung!“ Elly hörte sich leicht hysterisch an. Aber etwas daran stimmte nicht. In Jez Gedanken blitzten noch einmal die letzten Bilder vor ihrem Zusammenbruch auf. Elly, die grinste. Jez schüttelte den Kopf, um den Gedanken abzustreifen. Nein, das konnte nicht sein. Elly hatte nichts mit der ganzen Sache zu tun. Sie war eine einfache Büroangestellte, nichts weiter. „Reva, was wollen die von uns?“ Ellys Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, aber Jez hatte diese Frage bereits erwartet. Sie seufzte hörbar, lehnte den Kopf gegen die Wand des Wagens und schloß für einen Moment die Augen. „Von dir wahrscheinlich überhaupt nichts. Du hattest nur das Pech mir begegnet zu sein“ „Corazon, was redest du da?“ Elly zog die Augenbrauen zusammen, sie verstand es nicht. Noch nicht. „Mein Name… ist Jezebel. Jezebel Sparks… Ich habe früher in New York gelebt.“ Jez hielt inne. Sollte sie ihr wirklich die ganze Geschichte erzählen? Nun ja, Elly steckte eh schon mit drin. Und sie hatte ein Recht darauf zu erfahren, warum. Als Jezebel anfing zu erzählen, konnte sie regelrecht spüren, wie eine schwere Last von ihr genommen wurde. Es war das erste Mal überhaupt, dass sie jemandem erzählte, was wirklich mit New York geschehen war. Elly war eine gute Zuhörerin, sie unterbrach Jez nicht ein einziges Mal. Beide schwiegen für eine Weile, nachdem Jez geendet hatte. Sie fühlte sich erschöpft und emotional total ausgelaugt. Es war, als hätte sie den Alptraum ein zweites Mal durchstehen müssen. Nur mit einem essentiellen Unterschied. Diesmal war sie allein. Im Moment wünschte sie sich nichts sehnlicher, als das Camuel jetzt bei ihr wäre. Er wüsste, was zu tun wäre. Er würde sie wieder sicher von hier fortbringen können. Die Fahrt wurde immer holperiger, anscheinend hatten sie die normale Straße verlassen. „Was glaubst du, wo bringen die uns hin?“ Jez zuckte nur mit den Achseln. „Vielleicht in eine der alten Minenanlagen, die es hier gibt. Umbrella hat sich bestimmt etwas Nettes für uns einfallen lassen…“ Plötzlich hielt der Wagen an. Sie hatten wohl ihren Zielort erreicht. Jez konnte hören, wie die Fahrertür geöffnet wurde und wie jemand den Van umrundete. Innerlich machte sie sich schon auf einen Kampf gefasst, aber es kam nicht dazu. Denn kein geringerer als Bret öffnete die Tür. Jez fühlte sich mies. Sie schwankte irgendwo zwischen Wut, Enttäuschung und einer unglaublichen Leere. Wie im Traum bewegte sie sich vorwärts, wurde getrieben von den Soldaten in ihrem Rücken. Bret lief vor ihr und Jez musste sich zusammenreißen, dass sie ihm nicht einfach einen Arschtritt verpasste. Elly trottete neben ihr. Jez machte sich Sorgen um sie. Elly kannte Bret schon seit Jahren, und jetzt murmelte sie auf spanisch leise Verwünschungen gegen ihn. Sie betraten eine Halle von den Ausmaßen eines kleinen Footballfeldes. Jez erstaunte es einmal mehr, über was für Mittel Umbrella verfügte. Von außen konnte man nur einen alten Mineneingang sehen. Niemals hätte man gedacht, dass sich hinter dieser Fassade ein modern eingerichtetes Forschungslabor mit angeschlossener Trainingseinrichtung befand. Das ganze Gelände musste sich in Privatbesitz befinden, ansonsten wäre es bestimmt schon längst aufgeflogen. Bret blieb stehen und drehte sich langsam zu Jez und Elly um. Er breitete die Arme zu einer einladenden Geste aus. „Willkommen in Hell’s Kitchen.“ Bret grinste breit. Doch das verging ihm, als Elly ihm mitten ins Gesicht spuckte. „Jetzt weißt du, was ich von dir und deiner Hell’s Kitchen halte, cabrón“ „Tse, tse, das war aber nicht gerade die feine englische Art“ Bret wischte sich mit einer Hand scheinbar ungerührt über das Gesicht. „Aber gut, wenn du nicht hier sein willst, werde ich das natürlich respektieren… Bringt sie weg“ Einer der Soldaten packte Elly grob am Arm und wollte sie schon wegziehen, als Leben in Jez kam. „Nein, das könnt ihr nicht machen!“ Jez schrie Zeter und Mordio, aber Bret hatte sie bereits um die Hüfte herum gepackt und hielt sie fest. Jez trat und schlug um sich, aber es half alles nichts. Elly wurde durch eine Tür nach draußen geschleift. Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, hörte Jez den Todesschuss. Augenblicklich verließen sie ihre Kräfte und sie hörte auf sich zu wehren, was es Bret leichter machte sie festzuhalten. „Mach dir nichts draus. Du solltest dir jetzt lieber um dich selbst Sorgen machen“ Sein Mund war direkt neben ihrem Ohr. Ein kaltes Schaudern lief ihr über den Rücken. Sie musste ihre Tränen herunterschlucken, damit sie darauf überhaupt etwas erwidern konnte. „Wenn Camuel wüsste, was hier los ist, könntest du schonmal dein Testament machen…“, flüsterte Jez leise. „Aber er ist nicht hier. Und bis er hier auftaucht, werde ich mich natürlich gerne ein wenig um dich kümmern…“ Seine Hand glitt von ihrem Bauch in Richtung Oberschenkel. Bret hatte Jezebel in eine der Zellen geschleift. Obwohl sie den Ton abgeschalten hatte, konnte sie Jezebel in ihrem Kopf schreien hören. Es widerte sie an und faszinierte sie dennoch zur gleichen Zeit, dass sie das alles auf den Überwachungsbildschirmen mitverfolgen konnte. „Tja, Porno zum Nulltarif…“, murmelte sie nur. Auf eine verstörende Art und Weise machte sie das Zusehen an. Ein Soldat tippte ihr leicht auf die Schulter und sie wandte den Blick von dem Monitor ab. „Miss Johnson, wir haben einen neuen Besucher… Sollten wir nicht lieber Mister Anderson verständigen?“ Der Soldat sah sie fragend an. Sie lachte kurz auf und musterte ihn dann mit einem durchdringenden Blick. „Nein, ich denke wir sollten Mister Anderson nicht verständigen. Er wird es noch früh genug merken. Außerdem… wollen Sie derjenige sein, der ihn stört?“ „Nein, Ma’am.“ „Na also“ Sie wandte sich wieder den Überwachungsmonitoren zu. Etliche waren in der kurzen Zeit bereits ausgefallen. Aber der für sie im Moment wichtigste funktionierte noch. Zum Glück, denn die B.O.W. hatte soeben den Schauplatz betreten. Elly grinste. „Carnicería“, murmelte sie voller Vorfreude auf das was noch kommen sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)