Blut auf dem Mond von Fellfie ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Blut auf dem Mond Kapitel 5 Marvolo nahm sich Zeit beim Aufwachen, denn er wusste, dass in der heutigen Nacht nichts Besonderes anstand. Obwohl Harry bei ihrem letzten Treffen nicht weniger enthusiastisch gewesen war als sonst, hatte er sehr müde gewirkt. Marvolo wusste, dass der Junge nicht wie er selbst den Tag verschlafen konnte, sondern stattdessen im Haushalt mithelfen musste, deshalb hatte der Vampirfürst ihnen beiden ein paar Tage Pause verordnet, damit der Junge auch mal wieder ein wenig Schlaf bekam und nicht einfach irgendwann zusammenbrach. Jetzt bereute er seinen Entschluss beinahe, denn vor ihm lag eine lange, dunkle Nacht, die er alleine verbringen musste. Vielleicht konnte er den Jungen einfach zu Hause besuchen und in seinem Bett zu Tode erschrecken. Marvolo lachte leise. Ja, der Gedanke hatte etwas. Andererseits, wie sollte er Harry erklären, dass er seine eigene Bestimmung gebrochen hatte? Er würde dem Jungen mit Sicherheit nicht sagen, dass er ihn vermisste. Weder mit Worten noch mit Taten. Ausgeschlossen. Also würde er diese Nacht alleine verbringen. Er hatte lange kein gutes Buch mehr gelesen und die Schlossbibliothek war voll davon. Ja, überlegte Marvolo, als er sich langsam aufrichtete, das war eine gute Idee. Es wurde Zeit, dass er mal wieder ein Buch in die Hand bekam, sonst würde er am Ende noch genauso dumm wie viele seine Mitbewohner in den anderen Flügeln. Vielleicht stieß er bei Lesen ja auf etwas, das auch Harry interessieren könnte- Stopp. Nein. Diese Nacht gehörte ihm allein und Harry hatte gar nichts damit zu tun. Anscheinend hatte er den Jungen schon viel zu sehr in sein Leben integriert. Er dachte zu oft an ihn. Ein paar Tage Urlaub von dem Menschenkind würden ihm sicher gut tun und solche Gedanken verschwinden lassen. Beunruhigt über diese Anwandlungen erledigte Marvolo seine Morgentoilette, putze die Zähne und duschte kurz, bevor er in sein Schlafzimmer zurückkehrte, um zum an den Nebenraum angrenzenden Ankleidezimmer zu gehen. Doch kaum hatte er sein Schlafgemach betreten, hielt er sofort inne und schnupperte erneut, um sicher zu gehen, dass er sich nicht geirrt hatte. Aber nein. Das Zimmer roch ganz eindeutig nach Harry, was de facto unmöglich war. Mit gerunzelter Stirn musterte er seinen Raum aufmerksam und schließlich blieb sein Blick an einer zusammengerollten Gestalt auf seinem Sofa hängen. Marvolo blinzelte. Einmal. Zweimal. Dann zog er die Vorhänge auf, um das Mond- und Sternenlicht in den Raum zu lassen und entzündete die Fackeln und Kerzen in seinem Raum. Anschließend blickte er erneut zum Sofa und es blieb dabei. Zusammen gerollt und friedlich schlafend auf dem dunkelgrünen Leder lag die schwarzhaarige Schönheit, die in seinen Gedanken in letzter Zeit viel zu viel Platz einnahm. Wie war das möglich? Wann war der Junge hier hinein gelangt und vor allem wie? Ah, richtig, er hatte Harry ja den Ring gegeben. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, sein Menschenkind tatsächlich einmal bei sich im Schloss anzutreffen. Als er näher an die Couch trat, fiel ihm ein weiterer Geruch auf. Süß und klebrig. Eindeutig Blut. Wieso roch Harry nach Blut? Was war am Tage, während er geschlafen hatte, geschehen? Behutsam berührte er Harry an der Schulter und dabei fiel sein Blick auf das getrocknete Blut auf dem Rücken des Jüngeren und heiße Wut kochte in ihm hoch. Die Striemen erzählten ihm die Geschichte auf ihre eigene Weise. Nicht die ganze Geschichte vielleicht, aber genug, um Marvolo jedes Recht zu geben, diese unsägliche Familie, bei der sein Menschenkind gewohnt hatte, vom Erdboden zu tilgen. Harry murrte bei der Berührung, schob zunächst müde den Kopf unter den Arm, offensichtlich um dem schwachen Licht im Raum zu entkommen, und schreckte dann plötzlich hoch. „Ich habe nicht geschlafen! Ich bin wach!“ „Ich bin entzückt“, erwiderte Marvolo ironisch und Harry sah ihn verwirrt an. Er wusste im ersten Moment offenbar nicht, wo er sich befand. Dann wurden die Augen des Jungen kugelrund, er lief tiefrot an und wandte seinen Blick blitzschnell dem grünen Leder des Sofas zu. Richtig, Marvolo war immer noch nicht dazu gekommen, sich anzuziehen und das schien Harry ziemlich nervös zu machen. Der Vampirfürst hätte beinahe gelacht. Doch stattdessen fragte er: „Was verschafft mir die Ehre?“ Unruhig bewegte sich der Junge auf dem Sofa. „Ähm… könntest du dir vorher etwas anziehen?“ „Du platzt mitten am Tage in mein Schlafgemach, machst es dir auf meinem Sofa bequem und nun möchtest du mir auch noch vorschreiben, was ich in meinen eigenen Gemächern trage?“, fragte er Vampir mit hochgezogener Augenbraue. „Nein, ich... Entschuldigung“, murmelte Harry unbehaglich. Dass Harry sich unwohl fühlte war nun nicht gerade Marvolos Ziel. Um die Stimmung wieder etwas aufzulockern, lehnte der Vampir sich zu ihm hinunter und hauchte ihm ins Ohr: „Du könntest dich auch ausziehen. Dann hätten wir Gleichstand.“ Der Junge erschauerte und starrte Marvolo entsetzt an. Dieses Mal lachte der Vampirfürst wirklich. „Nicht? Schade.“ Er meinte, was er sagte. Zwar hatte er sich eben noch vorgenommen gehabt, Harry in paar Tage nicht zu sehen, aber nun war er froh, den Jungen hier zu haben. Und trotz seines erbärmlichen Zustandes sah er in seinem halbbekleideten Zustand einfach zum Anbeißen aus. Vielleicht, überlegte Marvolo, sollte er sich tatsächlich etwas anziehen, bevor sein Körper zu viel von seinen Gedanken verriet. „In Ordnung. Komm mit ins Nebenzimmer. Du kannst es dir dort schon mal gemütlich machen, während ich mir etwas anziehe.“ Harry folgte ihm gehorsam, den Blick auf den Teppich fixiert. Erst im Nebenzimmer, dessen Kerzen tragender Kronleuchter und Kandelaber schon von irgendjemandem entzündet worden waren, hob er seine Augen wieder, um sich umzusehen. Marvolo war indes in ein weiteres angrenzendes Zimmer verschwunden. Der Raum, in dem Harry nun stand, stand dem Schlafgemach in Sachen Größe um nichts nach, war aber eindeutig als Lese- und Arbeitsraum gedacht. An den Wänden standen bis unter die Decke Regale mit Büchern- Harry sah zum ersten Mal in seinem Leben welche- und ein großer Schreibtisch. Im Zentrum des Raumes gruppierten sich eine luxuriös große Couch mit hoher Lehne und zwei Ohrensessel, die überaus komfortabel aussahen. Alles lud zum Entspannen und Lesen ein, Harry bedauerte, dass er es nie gelernt hatte. Ähnlich wie im Schlafzimmer waren die vorherrschenden Farben hier schwarz und dunkelgrün. Harry entschied, dass er diese Farbkombination mochte Beeindruckt und ein wenig eingeschüchtert nahm Harry auf dem Sofa Platz und fühlte sich unheimlich fehl am Platz. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen herzukommen. Sein Blick wanderte hinüber zu der Tür, hinter der sein Gastgeber verschwunden war und er wurde augenblicklich wieder feuerrot, als er versuchte nicht daran zu denken, wie gut der Vampirfürst ohne seine Sachen ausgesehen hatte. Harry mochte seine breiten Schultern, die schmale Taille und die wohldefinierten Brust- und Bauchmuskeln. Angestrengt versuchte er die Erinnerung zu verdrängen, wie kurz davor er gewesen war, einfach die Hand auszustrecken und sie neugierig über den Brustkorb des Anderen gleiten zu lassen. Mit einem Seufzen schloss Harry die Augen und ließ sich gegen die Sofalehne sinken. Er saß weit genug vorn auf dem Sofa, dass nur der obere Teil seiner Schultern das Leder berührte und der verletzte Teil seines Rückens nicht damit in Kontakt kam. Er seufzte erneut leise und lehnte seinen Kopf nach hinten. Seine Verwandten hatten wohl all die Jahre doch Recht gehabt. Er war ein Freak. Er war anders und für ihn musste man sich schämen. Wieso war es für ihn so einfach, für einen anderen Mann so zu empfinden, wenn es so falsch war? Er würde darauf achten müssen, dass Marvolo nichts davon mitbekam, wenn er nicht sofort auf der Straße sitzen wollte. Andererseits… hatte der Vampir nicht auch schon ähnliches Interesse bekundet? Ständig hatte er solche Andeutungen gemacht, ständig hatte er Harrys Nähe gesucht und sie hatten sich sogar geküsst! War das alles ein Spaß gewesen? Fest stand, solange Harry nicht wusste, wie ernst der Andere es meinte, würde er seine Absichten verbergen. „Nun erzähl, Harry. Was treibt dich in mein Schloss?“ Erschrocken zuckte der Junge zusammen und setzte sich wieder aufrecht hin. Marvolo saß ihm gegenüber in einem Sessel und hielt ein Glas mit einer roten Flüssigkeit in der Hand. Verwirrt fragte sich Harry, wann er den Raum wieder beteten hatte. „Oh nein, lehn dich ruhig wieder zurück. Ich mochte deine entspannte Haltung.“ Der Vampir lächelte. Harry versteifte sich und erinnerte sich an den Vorsatz, den er gerade gefasst hatte. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass seine Augen musternd über Marvolos Kleidung glitten. Er trug eine einfache, eng anliegende schwarze Hose, die seine schlanken, muskulösen Beine hervorragend betonte und ein weißes Hemd, mit an den Enden leicht ausgestellten Ärmeln, dessen Ausschnitt bis zum Ende seines Sternums reichte und so eine Menge seiner schneeweißen Haut zeigte. Die Kleidung sah teuer aus und Harry mutmaßte, dass das wohl Marvolos Vorstellung von legerer Freizeitkleidung war. Mit einiger Mühe wandte er seine Augen wieder dem Gesicht seines Gastgebers zu. Unter der kühlen Fassade des Vampirs schien es zu brodeln und Harry fragte sich, ob er etwas falsch gemacht hatte. Hätte er lieber vor der Tür seines Schlafgemachs warten sollen? Hatte er Marvolo verärgert, indem er in seine Privatsphäre eingedrungen war? „Ich. Zu viel. Verwandten“, erklärte er und in den Augen des Vampirfürsten blitzte es amüsiert auf. Harry stutzte und ließ das Gesagte noch einmal Revue passieren. Stöhnend vergrub er sein Gesicht in seinen Händen und nahm sich vor, Marvolo nie wieder anzusehen, wenn er vorhatte, einen vernünftigen, zusammenhängenden Satz heraus zu bringen. Was war nur los? Lag irgendetwas in der Schlossluft, das seine Sinne verwirrte? „Ich wollte sagen: Ich habe ein bisschen zu viel geschlafen in letzter Zeit. Tag und Nacht wach zu sein ist wohl doch ein wenig anstrengend. Jedenfalls sind meine Verwandten misstrauisch geworden und haben mir eine Falle gestellt. Sie haben die Tür präpariert und ich habe es nicht gemerkt. Mein Onkel hat mich heute zur Rede gestellt und wir hatten eine kleine… Auseinandersetzung.“ „Das sehe ich“, sagte Marvolo ruhig und musterte ihn. Wieder fiel Harry auf, dass er mit seine abgetragenen, übergroßen Kleidung hier völlig fehl am Platz war. Und seine Wangen brannten auch schon wieder vor Verlegenheit. „Keine Sorge. Ich werde dafür sorgen, dass sie nicht ungeschoren davon kommen.“ In seiner Stimme lag mehr als eine unterschwellige Drohung. Es war ein düsteres Versprechen. Harry hatte nicht gewagt, sich Marvolos Reaktion auf seine Geschichte auszumalen, aber dass der Vampir ihn offensichtlich beschützen wollte, weckte etwas Warmes, Flauschiges in seinem Bauch. „Danke“, sagte er, den Blick immer noch auf den Teppich fixiert. „Aber das kommen sie ohnehin nicht. Dass sie mich all die Jahre versteckt haben, hat sich nun gerächt. Kannst du dir vorstellen, wie die Leute geschaut haben, als ich so auf die Straße gerannt kam?“ Er lachte leise. Ja, hier oben, sicher in Marvolos Schloss, kam ihm die Episode schon fast ein wenig komisch vor. „Die Leute im Dorf werden sich für Wochen die Mäuler darüber zerreißen. Diese Geschichte wird die Dursleys bis ans Ende ihrer Tage verfolgen. Ihr guter Ruf ist hinüber. Ich denke, härter kann man sie kaum treffen.“ Er blickte dem Vampirfürsten wieder ins Gesicht und sah das kleine, kaum sichtbare Lächeln, das seine Lippen umspielte, als er an seinem Glas nippte. Das kleine, flauschige Ding in Harrys Magen machte einen freudigen Überschlag. Unruhig rutschte er auf seinem Platz hin und her. „Also ist es in Ordnung, wenn ich erst einmal hier bleibe? Ich meine, bis ich irgendwie… irgendwas…“ Mit einem ratlosen Schulterzucken ließ er den Satz in der Luft hängen, denn er hatte sich noch überhaupt keine Gedanken gemacht, wie es weiter gehen sollte. All sein Denken war zunächst darauf fixiert gewesen, Marvolo wiederzusehen. „Nicht doch, Harry. Du musst keine übereilten Entscheidungen treffen.“ Marvolos blutrote Augen bohrten sich in Harrys und einen Moment vergaß der Junge das Atmen. „Du bist hier solange willkommen wie du möchtest.“ Mit einem Zug leerte er den Rest seines Glases und erhob sich mit einer eleganten Bewegung. „Lass mich deine Wunden sehen.“ „Ah, das ist nichts Schlimmes, wirklich nicht“, wiegelte Harry verlegen ab, doch unter dem unnachgiebigen Blick seines Gastgebers erhob er sich schließlich doch und drehte dem Vampir den Rücken zu. Marvolos Augen begutachteten die gerade verschorften Striemen und eine Hand strich abwesend über Harrys Schulter und Oberarm. Der Junge biss die Zähne zusammen, um sich zu zwingen, nichts zu fühlen, doch er hatte keinen Erfolg. Diese kleinen, gedankenverlorenen Liebkosungen fühlten sich einfach zu gut an. Nachdem ihm in seinem Leben nie Beachtung oder gar Liebe geschenkt wurde, trank er die Aufmerksamkeit des Vampirfürsten nun in sich hinein wie ein Verdurstender. Auch Marvolo entging nicht, wie sich die Muskulatur des Jungen unter seinen Fingern entspannte und wie sich der kleinere Körper ein ganz klein wenig, fast unwillig, zurücklehnte, um mehr Kontakt zu ihm zu suchen. Fasziniert beugte er sich vor, lehnte seinen Kopf gegen Harrys und atmete dessen frischen, natürlichen Geruch ein. Sein Geruch, der heute mit Blut vermengt war. Süßes, reines Blut, das nur wenige Zentimeter entfernt unter seiner hellen Haut pulsierte… Abrupt trat der Vampirfürst zurück, wandte sich ab und ging zum Klingelzug neben der großen Eingangstür. Das gab ihm genügend Zeit seinen inneren Tumult wieder unter Kontrolle zu bringen und als er sich wieder zu Harry herumdrehte, sah man ihm nicht mehr an, dass er um ein Haar die Kontrolle verloren hätte. „Ich habe einen Diener gerufen, der dich verarzten wird und dann sehen wir mal, was wir mit deiner Kleidung machen können.“ „Aber das… das ist nicht nötig“, stammelte Harry erschrocken. „Doch ist es. Ich kann dich als meinen Gast nicht in Lumpen herumlaufen lassen. Vorausgesetzt, du möchtest überhaupt Kleidung tragen“, sagte Marvolo, erlaubte sich eine bedeutungsvolle Pause mit hochgezogener Augenbraue und Harry wurde erneut hochrot, „Bestehe ich darauf, dass du annehmbar aussiehst.“ Ein Klopfen an der Tür lenkte beide ab. „Herein!“, rief der Vampir und durch die Tür hinkte der hässlichste Mann, den Harry je gesehen hatte. Er ging gebeugt und unter seinem einfachen, sandfarbenen Hemd zeichnete sich ein großer Buckel ab. Eines seiner Glubschaugen war halb von einem herabhängenden Augenlid verdeckt und schielte nach innen, während das andere seinen Herrn und Meister fixierte ohne Harry zu beachten. Darüber war der Junge auch sehr froh, denn im ersten Moment hatte er einen instinktiven Schritt zurück gemacht. Dafür schämte er sich sogleich, denn schließlich konnte der Mann nichts für sein Aussehen. Und hatte er nichts selbst am eigenen Leib erfahren, wie weh es tat, wenn man als Aussätziger behandelt wurde? Der Diener seiner Lordschaft verschwand kurz, um gleich darauf mit Salben und Verbänden zurück zu kehren. Harry zwang sich nicht einmal mit der Wimper zu zucken, als sich ihm der bucklige Diener mit misstrauischem Blick nährte und überraschend sanft seine Wunden versorgte. Marvolo kehrte zum Tisch zurück und schenkte sich ein neues Glas Blut ein. Seine aufmerksamen, roten Augen verließen Harry dabei jedoch kaum eine Sekunde. Und während er beobachtete, wie der Junge unter der vorsichtigen Behandlung immer wieder ein wenig vor Schmerz zusammen fuhr, obwohl er versucht, sich nichts anmerken zu lassen, wurde Marvolo bewusst, dass ihm die Demütigung der Dursleys als Vergeltung nicht ausreichen würde. Im Stillen schwor er sich, dafür zu sorgen, dass sie denselben Schmerz erfuhren, den sie ihrem Pflegekind angetan hatten. Denselben Schmerz und noch ein wenig mehr. „Wegen der Sachen…“, begann Harry zaghaft, als sie wieder alleine waren. „Mir ist natürlich klar, dass ich etwas zum Anziehen brauche, aber… ich weiß nicht, wie ich das bezahlen soll.“ Wieder umspielte ein Lächeln die Lippen des Vampirs, als er sein halbleeres Glas abstellte. Mit raschen Schritten nährte er sich Harry, zog den Jungen an sich und schnupperte probehalber an ihm. Ja, der Geruch nach Blut war fort, ersetzt durch den scharfen, medizinischen Geruch der Heilsalben. Gut. Nun lief er nicht mehr Gefahr, die Kontrolle zu verlieren. „Du könntest mit deinem Körper bezahlen“, flüsterte er dem Jungen zu, sein Atem strich über Harrys Ohr. Der Junge in seinem Arm erschauerte und gab einen protestierenden Laut von sich. Natürlich, dachte Marvolo, zu so etwas würde sich sein Menschenkind niemals herablassen. Dafür war Harry viel zu stolz. Und gerade jetzt, wo er endlich seine Freiheit zurückerlangt hatte und über sich selbst bestimmen könnte, würde er sich sicher nicht gleich wieder verkaufen. Schon gar noch für so etwas Banales wie Kleidung. Marvolo lachte leise. „Das war nicht ernst gemeint, Harry.“ Dennoch ließ er den Jungen nicht los, aber Harry machte auch keine Anstalten mehr, sich zu wehren. Den Kopf gegen die Schulter des Vampirfürsten gelehnt, konzentrierte er sich einfach nur auf das Gefühl der Hand, die geisterhaft auf seinem Rücken auf und ab streichelte, kaum fühlbar durch die Bandagen, die ihm angelegt worden waren, und durch die schmerzstillenden Salben, die die Haut betäubten. Dann wanderte die Hand über seine Schulter, den Oberarm und die überraschend empfindsame Innenseite seiner Unterarme zu seiner eigenen Hand und umfasste sie. Fasziniert und bewegungslos beobachtete Harry wie Marvolo seine Finger nacheinander küsste und seine Lippen dann gegen die Handinnenfläche drückte. Überrascht zuckte Harry zurück. „Das kitzelt“, sagte er leise und Marvolos Griff um seine Hand wurde fester, bevor der Vampir sich zu ihm hinunter beugte und ihn ungestüm küsste. Einen Moment setzte Harrys Herz aus, um dann aufgeregt weiter zu flattern. Ihr erster und einziger Kuss war lange her und danach hatte es eine ziemlich hässliche Szene gegeben. Doch jetzt… jetzt standen keine ungeklärten Fragen mehr zwischen ihnen… nichts hielt ihn davon ab, den Kuss einfach zu genießen… Seine Augen fielen zu und seine Zunge stupste fragend gegen Marvolos Unterlippe. Der Vampir ließ sich nicht zweimal bitten. Sofort fand sich der Junge in ein leidenschaftliches Zungenspiel verstrickt, das ihm den Atem raubte. Es dauerte nicht lange, bis Harry eine sehr eindeutig Reaktion darauf zwischen seinen Beinen spürte. Er wusste, das war falsch, es gehört sich nicht, aber es fühlte sich so gut an… so gut… Als er ein Stück von Marvolo abrückte, um zu verhindern, dass der Andere etwas von seiner Erregung mitbekam, reagierte der Vampir sofort, indem er den Jüngeren an den Hüften eng an sich heranzog. „Nicht“, keuchte Harry, aber es war zu spät. Verlegen wandte er den Blick ab. Eng aneinander gepresst wie sie standen, musste Marvolo einfach mitbekommen, wie es um ihn stand. Und er würde ihn auslachen, sich angewidert abwenden… „Ah!“, stöhnte der Junge auf, als die schlanke Hand des Vampirfürsten zwischen ihre Körper glitt und seinen Schritt massierte. Er riss sich los und stolperte erschrocken zurück, stieß gegen die Couch in seinem Rücken und fiel. Marvolos Hand in seinem Nacken bremste den unkontrollierten Sturz jedoch rechtzeitig und legte ihn sanft auf dem dunkelgrünen Leder ab, sodass Harry seine Verletzung nicht spürte. Nur Sekundenbruchteile später kniete Marvolo über ihm und Harry drückte sich unsicher enger gegen das Leder. „Wovor fürchtest du dich, Harry?“, wisperte der Vampir und im Hals des Jungen bildete sich ein Kloß, der es ihm unmöglich machte zu sprechen. „Hiervor?“ Und wieder war die Hand in seinem Schritt und massierte ihn durch seine Hose hindurch. Aufkeuchend bog sich Harry der Berührung entgegen, unfähig dem erregenden Gefühl zu widerstehen. „Das ist… nicht richtig...“, brachte der Junge schwer atmend heraus, während er seinen Unterkörper schamlos gegen die verlockende Hand rieb. „Nicht richtig? Obwohl es sich so gut anfühlt?“, hauchte Marvolo, überwand die stoffliche Barriere und umfasste Harrys Erektion in seiner Hose. „Wie kann das hier falsch sein?“ Mit leuchtenden Augen beobachtete, wie sich der Junge atemlos unter ihm wand, als er seine Erektion massierte, die Wangen erhitzt und gerötet. Jung wie er war, brauchte Harry nicht lange um zum Orgasmus zu kommen. Marvolo stöhnte leise auf, als Harry in seiner Hand zu zucken begann und seine Hand mit jedem Zug die Essenz seines Höhepunktes verteilte, doch der Junge war zu sehr in dieser neuen Erfahrung gefangen, um es zu bemerken. Er war zu sehr mit all den unbekannten Gefühlen beschäftigt, um zu erkennen, wie sehr er den Vampir erregte. Was Marvolo nur Recht war. Die Macht, die der Junge über ihn hatte, erschreckte ihn selbst. Er hatte nicht vor, Harry auch noch mit der Nase darauf zu stoßen. Langsam zog der Vampirfürst seine Hand zurück und während er sie gewissenhaft sauberleckte, ließ er Harry, der langsam wieder zu Atem kam, keine Sekunde aus den Augen. „Du möchtest vielleicht mein Badezimmer benutzen“, sagte er schließlich mit einem kleinen Grinsen und richtete sich auf. „Ich werde dir in der Zwischenzeit saubere Sachen raussuchen.“ Harry blinzelte, rappelte sich auf und flüchtete mit hochrotem Kopf aus dem Raum. „Die Tür neben meinem Bett“, rief Marvolo ihm noch hinterher und lachte dann leise. Während er in seinem Ankleidezimmer verschwand, revidierte er, was er zuvor beim Aufwachen gedacht hatte. Er hatte den Jungen nicht in sein Leben integriert. Harry hatte sein Leben ohne zu fragen regelrecht infiltriert. -wird fortgesetzt- So, das war's für heute =) Ich hoffe, ihr könnt euch dazu aufraffen, die Autorin mit Kommis zu füttern ^.~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)