Find your light again von abgemeldet (Folge deinen Träumen, es gibt nichts was du nicht tun kannst!) ================================================================================ Kapitel 4: Unheilsame Wendung ----------------------------- I wish I had your pair of wings Had them last night in my dreams I was chasing butterflies Till the sunrise broke my eyes Tonight the sky has glued my eyes Cause what they see?s an angel hive I?ve got to touch that magic sky And greet the angels in their hive Sometimes I wish I were an angel Kapitel 4 Den Rest des Unterrichts an diesem Tag hatte Marron geschwänzt. Sie hatte sich mit einem Mal so schrecklich einsam gefühlt, dass sie die Anwesenheit von so vielen anderen Schülern, welche nie so fühlen konnten wie sie, nicht hatte ertragen wollen. Da sie aber ahnte, dass Miyako nach ihr suchen würde, wanderte sie zunächst ziellos durch die große Parkanlage, um irgendwo ein stilles und angenehmes Plätzchen zu finden. Wenn sie einen solchen nicht finden konnte, dann konnte sie noch immer zu den Apartments zurückkehren. Da Marron sich nicht auskannte, blieb ihr nichts weiter übrig als ziellos den kiesbestreuten Wegen zu folgen. Um wenigsten in irgendeiner Weise eine Richtung zu haben, schritt sie immer neben dem kleinen Bach her, der sich auf jede erdenkliche Weise über das Gelände schlängelte. Hier und da sah man Schüler, die anscheinend eine Freistunde genossen und sie bemerkte zwei Gärtner, die ihrer Arbeit nachgingen. Plötzlich nahm Marron einen ihr wohlbekannten Geräuschpegel wahr. Irritiert blieb sie stehen und wandte sich zu jeder Seite. Wie blöd, dass hier nirgendwo Schilder waren, die den Weg wiesen. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als sich auf ihre Ohren zu vertrauen. Einige Minuten lief Marron unbestimmt in ein und dieselbe Richtung, den Bach in ihrem Rücken. Sie hatte die Augen halb geschlossen, um sich auf die Geräusche zu konzentrieren die sie vernahm. Dann sah sie es. Riesige Gitterwände, die mindestens vier Meter in die Höhe reichten und hinter denen weitverzweigte Zwergbäumchen zu erkennen waren. Marron beschleunigte ihre Schritte. Der Lärm wurde immer lauter und Marron spürte ein unbestimmbare Erregung. Dieses Internat hatte Volieren! Als sie um die Ecke kam, betrat sie eine Art Rondell, ein Platz um den sich vier abgeteilte Käfige wanden. Fasziniert blickte sie von einem zum anderen. Links von ihr befanden sich mehrere Kakaduarten die laut kreischten und sich auf viele kleine Futternäpfe stürzten. Anscheinend war soeben Futterzeit gewesen. Rechts von Marron befand sich eine kleinere Vogelart, die ihr jedoch durchaus bekannt war. Unzertrennliche! Diese Vögel fanden einen Partner fürs Leben und sollte einer sterben, so ging der andere auch ein. Vielleicht nicht die beste Art, dachte Marron sich, aber das nannte man Liebe. Nun wandte Marron sich den beiden Volieren zu die ihr gegenüber waren. Erfreut erkannte sie ihre beiden liebsten Papageiarten. Amazonen und Graupapageien! Die Graupapageien schrieen nicht, plapperten aber munter vor sich hin, während die Amazonen träge auf ihren Ästen saßen und das Spektakel der Kakadus missbilligend beobachteten. Entzückt lauschte Marron den Grauen, die die unterschiedlichsten Sachen sagten. An ihrer Ausdrucksweise erkannte man aber, dass es sich hier um einen Ort handelte, der von vielen Jugendlichen besucht wurde. Immer wieder hörte sie Sätze und Wörter wie: Idiot; Du bist ja blau; Scheiße! Ein großer Grauer saß genau auf Augenhöhe mit Marron und beäugte sie zunächst misstrauisch. Marron pfiff eine Melodie, woraufhin sich der Kopf des Papageien bedenklich zur Seite neigte. Da richtete er sich wieder auf, sah Marron in die Augen und sagte in einer dunklen, wohltönenden Stimme: „Spinnst du?“ Marron brach in schallendes Gelächter aus. Der Papagei lachte mit. Nach einiger Zeit musste Marron erst einmal tief Luft holen, um sich überhaupt wieder zu beruhigen. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und zwinkerte dem Vogel zu. „Ja, da hast du Recht!“ Plötzlich spürte sie jemanden hinter sich. Erschrocken fuhr sie herum. Marron blickte in ein freundliches Gesicht, umrahmt von roten Haaren, welche durch ein Gummiband zurückgehalten wurden. Er war älter als Marron, doch sie schätzte ihn auf Mitte zwanzig. Er lächelte Marron an und stellte sich neben sie. „Ganz tolle kleine Tiere, nicht wahr?“ Marron nickte, doch sie starrte weiterhin diesen Mann an. Wer war er und was noch wichtiger war, wieso verspürte sie nicht den sonst so starken Drang zu fliehen? Der junge Mann spürte Marrons forschenden Blick und drehte sich nun zu ihr um und hielt ihr seine Hand hin. „Hijiri Shikaido, ich bin der neue Refrendar für Biologie und Sport, hier an diesem Internat.“ Marron schüttelte freundlich seine Hand, erwiderte aber nichts. Shikaido überging dies aber und sprach gleich weiter. „Ich kümmere mich jetzt um diesen Bestand an Tieren und gebe im nahe gelegenen Stall Reitunterricht.“ Pferde gab es hier auch? Marron schwirrte der Kopf. „Du scheinst aber auch etwas von diesen Vögeln zu verstehen.“ Marron nickte. Sie merkte wie sich ihre Zunge löste und sie begann mit diesem fremden Menschen zu sprechen. „Ich habe in dem Internat, in dem ich vorher gewesen bin, die Aufgabe gehabt, einige Jungvögel großzuziehen. Es war unglaublich und ich habe viel gelernt.“ Shikaido nickte, dann schien ihm ein Gedanke zu kommen. „Wie wäre es, wenn du mir hier ein wenig zur Hand gehen würdest? Ich habe viel zu viel zu tun und ebenfalls einige Jungvögel, die viel Zuneigung brauchen.“ Statt das sich Freude auf dem Gesicht der Schülerin breit machte, entdeckte Shikaido so etwas wie Unsicherheit und Misstrauen. Er hatte die Begeisterung in den Augen dieses Mädchens gesehen, als sie die Papageien gemustert hatte, doch kaum war er aufgetaucht, hatte sich dieses Funkeln gelegt. Nachdenklich beobachtete er die Schülerin, die nun starr in den Käfig blickte und sich kaum rührte. Er war eine offene Person und die Menschen begegneten ihm nie mit Argwohn oder so zurückhaltend wie dieses Mädchen. Marron zog sich immer mehr zurück und das blieb dem Sensei nicht verborgen. In einem beinahe unbeschwerten Ton begann Shikaido das Beste aus der Situation zu machen. „Pass auf, du kommst wenn du Lust hast und hilfst mir. Das ist kein Muss, es war nur ein Angebot, aber ich würde mich freuen.“ Er wartete auf eine Reaktion seitens Marron und sie nickte auch bedächtig. „So, nun muss ich aber wieder zu den Küken. Ich habe im Moment ein kleines Sorgenkind!“ Damit verabschiedete Shikaido sich und verschwand durch eine kleine Tür hinter den Volieren. Marron atmete kaum merklich auf. Wie sollte sie erklären, dass sie sich schrecklich eingeengt und bedroht fühlte, wenn sie mit einem Mann alleine war? Shikaido hatte ihr nicht solch eine Angst eingejagt, wie es womöglich andere Männer gemacht hätten. In einer anderen Situation wäre sie panisch geworden, am Rande einer Hysterie. Doch es hatte ihr hier „nur“ die Sprache verschlagen. Für sie nichts, unbedeutend gegen die Alpträume die sie festhielten und die Angst die sie hatte. Gedankenverloren schlenderte Marron zurück zum Bach. Ohne diesen Anhaltspunkt würde sie nicht zurück zu den Apartments finden. Sie beobachtete die anderen Menschen um sich herum. Junge Leute die beieinander saßen und lachten und Paare die sich sonnten und dabei verliebt tuschelten. Marron wäre so gerne so gewesen wie sie. Sie war ein normales Mädchen, äußerlich, doch in ihrem Inneren lebte sie ein Leben, welches nicht im Takt der Zeit lief, wie das der anderen. Sie wurde nicht reifer oder lernte neue Leute, neue Dinge kennen. Sie fühlte sich alt und ausgelaugt und ihre einzige Zukunft lag im Vergessen. Sie konnte sich nicht vorstellen von einem Menschen berührt zu werden, wusste nicht wie sie mit der Situation umgehen sollte, sollte jemand ihre Narben sehen. Innerlich wie Äußerlich. So ging sie weiter und hätte wahrscheinlich nichts bemerkt, wenn sie diese tiefe Stimme nicht an ein Geschehnis von vor wenigen Stunden erinnert hätte, an dem sie sich wie eine Furie benommen hatte. Marron vernahm Geflüster und dann stöhnte jemand leise. Alles in ihr schrie, dass sie weitergehen sollte, doch es ging nicht. Lautlos folgte sie den Lauten, darauf bedacht kein Geräusch zu verursachen, welches sie verraten könnte. Die Beiden hatten sich hinter einer dichten Reihe von Brombeergestrüpp versteckt. Marron sah wie die Blondine quasi in Chiakis Umarmung dahin schmolz, während dieser anscheinend vollkommen in seinem Element zu sein schien. Sein Hemd war aufgeknöpft, von dem Mädchen konnte Marron nicht viel erkennen. Chiaki lag auf der Seite, vollauf beschäftigt und er hätte nur aufsehen müssen um Marron zu entdecken. Marron fühlte sich schrecklich und sie wusste nicht was sie dazu brachte auf diese Szene zu blicken. War es weil sie solche Berührungen nicht kannte und nicht kennen lernen wollte, da ihr dazu das Vertrauen fehlte? Oder lag es an der Neugierde, die sie überkam wenn sie versuchte zu verstehen, was diese naiven Mädchen in Chiaki sahen? Die Blondine schien dies jedenfalls ganz genau zu wissen. Sie räkelte sie unter seinen Berührungen. Gerade in dem Moment, in dem Marron sich abwenden wollte, blickte Chiaki plötzlich auf. Seine Augen weiteten sich zunächst vor Schrecken, doch als er sie erkannte, sah sie wie Belustigung seine Züge entspannte. Marron hielt nur einen Augenblick seinem Blick stand, dann fuhr sie herum und ging. Marron schämte sich für ihre Neugierde, schalt sich aber bald darauf eine Närrin. Sollte Chiaki doch denken was er wollte. All das konnte ihr letztendlich nichts anhaben. Sie hatte ihn bei einem Stelldichein erwischt und das kam sicherlich täglich vor. Auch ihn würde das mit Sicherheit nicht weiter stören. Marron erreichte die Gabelung zu den verschiedenen Schlafgebäuden und hatte das gerade Gesehene schon fast vergessen. Nun dachte sie wieder an die Papageien und es wurde ihr warm ums Herz. Diese Tiere waren einfach wunderbar einzigartig und sie wäre dumm, wenn sie das Angebot des Sensei nicht annahm. „Marron!“ Eine Gänsehaut strich über Marrons Körper. Wieder diese Stimme. Keuchend kam Chiaki neben Marron zum Stehen. Marron riss sich zusammen und sah mit anteilnahmsloser Miene auf den aufgekratzten Chiaki herab, welcher sich um Atem ringend auf den Oberschenkeln abstützte. Als er sich aufrichtete, hob sie keck eine Augenbraue, wartend auf das was jetzt kommen sollte. „Bitte erzähl es niemanden!“ Marron fiel förmlich alles aus dem Gesicht. Damit hatte sie nicht gerechnet. Bevor sie etwas antworten konnte, ergriff Chiaki jedoch wieder das Wort. „Sie ist die Nichte der Direktorin und die weiß sehr genau von meinem Ruf. Sie macht mir die Hölle heiß, wenn das rauskommt!“ Marron hätte am Liebsten losgeprustet. Chiaki hatte Angst, dass seine Affäre herauskam. ER, der sich durch und durch arrogant und unnahbar gab. Anscheinend war nicht nur sie jemand, der nicht das war, was er vorgab. „Glaub mir, ich habe keinerlei Interesse daran mit irgendjemanden über dich oder dieses Mädchen zu sprechen. Ist nicht mein Ding und nicht mein Stil!“ Chiakis Augen verengten sich. „Was wolltest du überhaupt da?“ Das war die Frage! „Ich habe mich verlaufen. Das hier ist ein einziger Scheiß- Irrgarten!!!“ Chiakis Mund verzog sich wieder zu einem amüsierten Grinsen. Der Mund, der gerade noch so innig mit dem der Nichte der Direktorin verschmolzen gewesen war. Marron schüttelte den Gedanken ab. „Hast du nach mir gesucht?“ Marron runzelte die Stirn. „Warum sollte ich mir die Mühe machen dich zu suchen?“ „Womöglich weil du auch gerne einmal so beglückt werden willst.“ Bei diesem Satz zog sich Marron der Magen zusammen. Dieser Mistkerl. Wofür hielt er sich? °Bleib ruhig, Marron. Gib dir ja keine Blöße!° Chiaki jedoch hatte bemerkt wie Marron blass geworden war. Was ging in diesem Mädchen nur vor? Als Marron sich gefasst hatte, troff ihre Stimme nur so vor Gift. „Nicht einmal wenn du der letzte Mensch auf dieser Welt wärst, würde ich mich von dir auch nur berühren lassen.“ Chiaki ahnte nicht wie nah sie an der Wahrheit und wie wenig Hohn in diesem Satz war. Er spürte nur diese ungeahnte Kälte, die er nicht kannte. Von keinem Mädchen, dass er kannte, außer vielleicht Miyako. Marron fuhr herum und lief eiligen Schrittes auf das Apartmenthaus der Mädchen zu. Sie war nah daran die Fassung zu verlieren. Wie sie diese Männer hasste. Dieses selbstgerechten Mistkerle. Diesen Spaß den sie in seinen Augen gesehen hatte. Er mochte die Macht, die er über Frauen hatte. Auch ihr Onkel hatte diese Macht genossen. Und jeder Beweis, dieser Macht, hatte gebrannt und geblutet. Wie vor den Kopf gestoßen blickte Chiaki Marron hinterher. Was war denn in die gefahren? Er hatte doch nur ein wenig flirten und necken wollen. Sonst nichts. Und sie reagierte darauf, als wenn er sie hier und jetzt nehmen wollen würde. Ungläubig schüttelte er den Kopf. Diese Frau war wirklich eine Marke für sich. Die musste er nicht verstehen. An ihm vorbei flog schon fast seine momentane kleine Affäre. Auch wenn sie es geheim halten wollten, sie hatte sich total in ihn verschossen und das würde die Harouno bald spitz kriegen. Vor allen Dingen, weil Ayame sich sehr auffällig verhielt. Chiaki zwinkerte ihr zu und sie kicherte, während sie weiterhin auf das Gebäude der Mädchen zuging. Er musste die Kleine loswerden. Es war an der Zeit sich einem neuen Projekt zu zuwenden. Wieder sah er zu den Apartments. Diese Marron war schwierig und undurchsichtig. Er wollte mehr über sie wissen, oder es würde ihm keine Ruhe mehr lassen. Erschöpft öffnete Marron die Zimmertür und trat ein. Sie fühlte sich ausgelaugt, mehr mental als körperlich. Sie brauchte eine Dusche und Schlaf. Marron schaute auf ihren Wecker im Schlafzimmer, gerade einmal 17 Uhr. Zu früh um zu schlafen, aber für ein gutes Buch wäre es genau richtig. Ächzend schälte Marron sich aus der Schuluniform und warf diese unordentlich auf ihr Bett. Nun stand sie nur in Unterwäsche vor ihrem Kleiderschrank und suchte das Bequemste heraus, was sie besaß. Leise summte sie vor sich hin, dasselbe Lied, welches sie dem Graupapagei vorgepfiffen hatte. Marron hörte weder die Tür, noch Miyakos Schritte. Miyako hatte den ganzen Tag über immer wieder nach Marron gesucht. Miss Harouno hatte dafür gesorgt, dass Marrons Schwänzen vorerst ohne Konsequenzen blieb. Doch Marron musste sich dringend zusammen reißen. Miyako musste dieses Mädchen für diese Welt öffnen. Als sie in ihr gemeinsames Schlafzimmer kam, erschrak sie fast zu Tode. Überdeutlich erkannte sie die Male von den unterschiedlichsten Misshandlungen. Miyako konnte sich weder vorstellen, noch wollte sie sich ausmalen, was Marron diese vielen eigenartigen Narben zugefügt hatte. Doch es war schrecklich. Als hätte jemand ihr den Stempel für seine Macht aufgedrückt, welche sie den Rest ihres Lebens würde sehen müssen. Wie konnte man so etwas je vergessen? Miyako musste die Luft zu scharf eingezogen haben, denn Marron erstarrte und wandte sich langsam, mit einem T-Shirt in der Hand zu Miyako um. Erschrocken, mit fast panisch aufgerissenen Augen blickte sie in Miyakos Gesicht. Sah womöglich all die Gefühle, die sie zu überschwemmen drohten. °Oh, mein Gott! Sie weiß es!° Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)