Meine wilden Jahre von Eris_the-discord (Für alle C18 Fans) ================================================================================ Kapitel 11: Mein verlorenes Schaf --------------------------------- C18 war in der Waschküche und holte die Wäsche aus dem Trockner, während Marron in der Küche saß und nachdenklich mit einer runden Praline spielte, die sie zwischen ihren Fingern hin und herrollte. Dabei hatte sie ihren Ellbogen auf den Küchentisch gestemmt und den Kopf auf ihre Handfläche gelegt. Wenn sie den Zusammenhang richtig verstand, war C03 eigentlich Pabpoja, ein Schwergewichtsweltmeister und Familienvater. Demnach ein weiterer Cyborg von Dr. Gero. Gut, damit hatte Marron gerechnet. Doch sie hatte bei C18s Erzählungen eher an ein Modell wie C16 gedacht, der gar keinen menschlichen Ursprung besaß. Das eine weitere Seele diesem skrupellosen Wissenschaftler zum Opfer gefallen war, stimmte sie traurig. Mittlerweile hatte sich C18 mit dem Wäschekorb in die Küche gesetzt und begann die Teile auszusortieren, die nicht gebügelt werden mussten. „Du wirkst so nachdenklich.“, warf sie nebenbei ein. „Naja“, sagte Marron und suchte nach den passenden Worten. „Du hast doch gesagt C03 war auch früher ein Mensch. Warum benahm er sich dann nicht wie ihr?“ „Das kann ich dir auch nicht sagen.“, antwortete C18. „Ich kann nur vermuten, dass er Dr. Geros erster Cyborg auf menschlicher Basis gewesen ist. Jeder Prototyp hat die eine oder andere Kinderkrankheit und so war das wohl auch bei C03. Jedenfalls möchte ich nicht wissen, wie viele Fehlläufe Dr. Gero noch hatte bis er uns erschuf. Obwohl… Eigentlich hat er uns zum Schluss auch als fehlerhaft abgestempelt.“ „Was geschah als ihr Dr. Gero zur Rede stelltet.“ C18 überlegte kurz. „Ich glaube das war unmittelbar nach unserem Kampf im Wald.“ Daran konnte C18 sich noch gut erinnern… Als sie im Labor ankamen schäumten beide vor Wut. Trotzig stapften sie den Abhang zum Eingang hinauf und über die aufgebrochene Metalltür hinweg. Es wurde Zeit für einpaar Antworten und die würde ihnen der Professor nun geben! Als sie die Werkstatt betraten zuckte ein Blitz am Himmel und wie ein unheimlicher Dämon stand Dr. Gero mitten im Raum und wurde sekundenlang vom gleißenden Licht erleuchtet. „Was ist geschehen?“, fragte er. Es klang ruhig, keinesfalls außer sich, was C18 anlässlich der zerstörten Decke nicht verstand. „Ihr bescheuerter Roboter ist durchgedreht!“, antwortete C17. „Roboter?“ „C03!“, fuhr C18 den Professor an. „Wir dachten immer er wäre wie wir, aber sie haben ihn zu einer Maschine umfunktioniert! Wie krank ist das?! Er war ein Mensch und jetzt ist er diese Konservendose!“ Der Professor blieb stumm und C17 sprach weiter. „Aber was uns mehr interessiert - haben sie mit uns dasselbe gemacht? Oder hatten sie sogar ihre Finger bei unserem Unfall im Spiel?!“ Es kehrte Stille in den Raum ein. Sogar der Wind schien sich draußen zu legen. Dr. Gero sah die Zwillinge aus unergründlichen Augen an, bis er schließlich seufzte. „Ich hatte befürchtet dass ihr irgendwann dahinter kommen würdet.“ Er legte seine Hände hinter den Rücken und lief gemächlich im Raum umher. Irritiert sahen die Zwillinge einander an. Sie hatten damit gerechnet das der Professor leugnen, lügen oder schreien würde, aber nicht das sein Geständnis so schnell kam. „Was meinen sie damit“, zischte C18 wütend. „Ihr armen Kleinen. Ich wünschte ich hätte euch dieses Schicksal ersparen können.“, fuhr Dr. Gero fort. „Ich bin dafür verantwortlich.“ „Wofür?“, kam es gleichzeitig von den Zwillingen. Der Professor nahm sich einen Stuhl aus einer Ecke des Labors und setzte sich. „Ihr seid heute Nacht hier runtergekommen um zu spionieren, nicht wahr?“ „Und wenn es so war, wir haben allen Grund misstrauisch zu sein!“, blaffte C17 ihn an. Dr. Gero hob beschwichtigend die Hand. In der anderen hielt er C03s Akte. „Natürlich habt ihr das. Immerhin konnte ich euch nicht ewig von der Wahrheit fernhalten. Doch ich wollte euch wenigstens so weit vorbereiten dass ihr dem armen C03 keine Schuld gebt. Er ist nur eine arme missverstandene Seele gewesen, die nicht wusste was er tat. Es ist ein Jammer das es soweit kommen musste.“ Der Professor schüttelte den Kopf und C18 konnte nicht sagen, ob ehrliches Mitleid aus ihm sprach oder nur bloße Theatralik. „Was wollt ihr wissen?“ „Alles!“, kam es wie aus der Pistole geschossen. „Gut.“, Dr. Gero verschränkte die Arme vor der Brust. „Wisst ihr eigentlich auf welchem Gelände ihr seid?“ Die Zwillinge schüttelten verneinend den Kopf. „Dieses Grundstück, dass Labor, die Werkstatt – diese gesamte Einrichtung gehört der Red Ribbon Armee.“ C17 zog überrascht die Brauen hoch. Anscheinend hatte er von der Red Ribbon Armee gehört, worin er seiner Schwester voraus war. Fragend sah C18 ihn an und er deutete ihren Blick richtig. „Die Red Ribbon Armee, Schwesterherz, ist eine Terroristenorganisation. Sie hat ihren Sitz im Norden und schon mehrere Dörfer in dieser Region eingenommen.“ „Dann sind wir im Bunker eines Verbrechers. Toll. Ist ja nicht so als ob wir es mit dem Gesetz so ernst nehmen würden, “ warf C18 gelangweilt ein. „Aber was hat die Red Ribbon Armee mit uns zu tun?" „Ursprünglich nichts. Ich wollte nur ehrlich sein. Jedenfalls bin ich einer ihrer Forscher und meine Aufgabe ist es, den ultimativen Söldner zu erschaffen.“ Demonstrativ hob er die Fetzen von C03s Akte in die Höhe. „C03 oder Pabpoja, wie immer ihr ihn nennen wollt, war einer davon. Er hat sich vor zehn Jahren der Armee angeschlossen und sich freiwillig in das Söldner Programm eingetragen.“ „Wir sind aber nicht freiwillig hier!“, warf C17 ein. „Das ist mir bewusst Junge. Lass mich ausreden!“ Der Professor blätterte in der staubigen Akte herum. Es musste ihn viel Mühe gekostet haben, sie aus den Trümmern zu bergen. „Bevor Pabpoja zu mir kam, hatte ich einige Roboter gebaut, die dem kampflichen Zwecke dienten. Einige davon waren sogar sehr gut, nur hielten sie nicht lange und waren auch recht… dämlich. Deshalb musste ich mich umorientieren. Also stieg ich auf Roboter mit menschlichem Ursprung um – Cyborgs, wie man in meinem Bereich sagt.“ „Dann war C03 einer dieser Cyborgs“, sagte C18. Dann stockte sie. „Einen Moment! Sind wir auch…“ „Bedauerlicherweise ja…“ Wütend ballte C17 die Fäuste und brüllte dem Professor entgegen: „Was soll das, sie Ratte?! Sie können uns nicht gegen unseren Willen in Kampfmaschinen umfunktionieren!“ „Zügle deine Zunge!“, herrschte ihn Dr. Gero an und stand abrupt von seinem Stuhl auf. „Willst du die Wahrheit hören oder nur weiterhin den arroganten Gockel markieren?!“ Dann grinste er böse und fügte noch hinzu. „Außerdem schienst du mir bis vor kurzem nicht sonderlich abgeneigt von deinen neuen Fähigkeiten.“ Hätten Blicke töten können wären beide Männer tot umgefallen. In C17s Augen blitzte blanker Hass und Dr. Gero sah verächtlich und voller Arroganz auf ihn herab. C18 befürchtete das das Fass der Unsympathie kurz davor stand überzulaufen. „Erzählen sie endlich weiter!“, forderte sie den Professor auf. Mit einem verärgerten Schmunzeln drehte er sich zu ihr um. Er war nicht begeistert davon wie respektlos C18 mit ihm sprach, fuhr aber dennoch fort. „Wie ihr wollt, meine Kleinen.“ Seine Hand fuhr zu seinem Schnurrbart und strich darüber. „Es gab einen bestimmten Grund, weshalb Pabpoja seiner Umwandlung zum Cyborg zugestimmt hat. Er erfuhr vor elf Jahren dass er an einer unheilbaren Blutkrankheit litt. Als Professor sah ich es deshalb als meine Pflicht, ihm als Söldner der Red Ribbon Armee eine gesunde Zukunft zu bescheren. Und tatsächlich… Dank meiner überragenden Fähigkeiten erschuf ich meinen ersten funktionsfähigen Cyborg – C03!“ Bei dem Wort funktionsfähig zog C18 die Brauen zusammen. Gab es Menschen die zu Cyborgs umgewandelt wurden und als funktionsuntauglich galten? Doch Dr. Geros Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Die ersten Testreihen liefen optimal. C03 machte schnell Fortschritte. Doch irgendwann…“ „… verloren sie die Kontrolle über ihn.“, beendete C18 den Satz. „Korrekt. Er zeigte abnormale Verhaltensmuster auf. Ich konnte soviel tun wie ich wollte, doch es gelang mir nicht, ihn zu bändigen. So verschob sich der Termin seiner Entlassung immer öfters, bis die Red Ribbon Armee beschloss, dass er aus dem Verkehr gezogen werden sollte.“ „Inwiefern?“, hakte C17 nach. Dr. Gero sah ihn aus unergründlichen Augen an. Dann legte er seinen Zeigefinger an den Hals und fuhr sich langsam quer von einer auf die andere Seite. „Ou. Verstehe…“ meinte C17 knapp angebunden. „Meine Vorgesetzten waren der Ansicht, dass keine weiteren Gelder in C03 investiert werden sollten. Ihrer Meinung nach sollten die Söldner bezahlt werden, die seit Jahren auf Kommandant Reds Befehl hin, einen seltsamen Schatz suchen. Laut meinen Befehlshabern handelt es sich dabei um sieben Kristallkugeln, die uneingeschränkte Macht verleihen. Fragt mich nicht ob an dieser Geschichte etwas dran ist.“ Dr. Gero zuckte die Schultern. Entweder schien er die Meinung seiner Vorgesetzten nicht zu teilen, oder es interessierte ihn schlicht und ergreifend nicht. „Im Endeffekt brachte ich es nicht übers Herz C03 das anzutun. Soviel ich weiß, besaß er Frau und Kinder. Welcher Unmensch könnte sich zu so etwas in der Lage sehen?“ Dr. Gero schüttelte bedauernd den Kopf und das erste Mal keimte in C18 etwas wie Verständnis auf. „Ich sagte dem Hauptquartier dass ich C03 eliminiert hätte. Dann setzte ich alles daran ihn für die Außenwelt wieder herzurichten. Es vergingen Jahre bis ich seine ständigen Tobsuchtsanfälle verringern konnte und weitere bis sie gänzlich ausblieben. Irgendwann dachte ich, er wäre endlich bereit für ein normales Leben. Das war zu dem Zeitpunkt, als die Red Ribbon Armee ihr Hauptquartier im Norden verlor. Für mich war das ein Zeichen des Himmels. Nun konnte ich für C03 endlich den nächsten Schritt planen. Ein Leben ohne die Red Ribbon Armee. Ein Neubeginn mit seiner Familie...“ Die Zwillinge blieben stumm und C18 konnte nicht leugnen das sie von dieser ehrlichen Schuld nicht erstaunt war. Plötzlich sah sie den Professor aus anderen Augen. Womöglich war er nur ein Mann, der für seine früheren Missetaten Reue empfand. Wer war sie das sie von sich behaupten konnte, ihr Leben wie eine Heilige geführt zu haben? C18 erhaschte einen kurzen Blick auf ihren Bruder der noch nicht ganz überzeugt schien. Doch in einem überraschend ruhigen Ton sagte er: „Na schön. Anscheinend dienten ihre Forschungen nicht immer nur ihrem eigenen Zweck. Doch was hat das mit uns zu tun? Wieso sind wir hier?“ „Mein armer Junge“, antwortet Dr. Gero. „Ihr seid hier, weil ich C03 zu früh entlassen habe! Ich hatte mir eingebildet er wäre keine Gefahr mehr für sich und andere. Doch ich war ein Narr! Ich entließ ihn vor sechs Monaten. Am vierundzwanzigsten Januar.“ Beide Zwillinge rissen die Augen auf. Der Tag ihres Unfalls! „Nur fünf Stunden nachdem er seinen ersten Schritt in die Freiheit getan hatte, stand C03 mitten in der Nacht wieder vor meiner Tür. Er berichtete mir dass er einen Rückschlag erlitten habe. Dabei habe er ein Auto mit zwei Jugendlichen attackiert.“ In C18s innerem Auge spielten sich die Szenen ihres Unfalls ab. Sie sah sich mit ihrem Bruder im Auto sitzen. Irgendwo in der Dunkelheit der Nacht hatte C03 gelauert. Verrückt und mit dieser gierigen Mordlust, wie bis vor kurzem im Wald. Es war ihm egal gewesen, wen er angriff, Hauptsache er konnte seinen Bluthunger stillen. Dann wendete sich der gesamte Hass den sie gegen den Professor gehegt hatte auf C03. Wie konnte diese Missgeburt ihr das antun??? Sie hatte Todesängste durchlitten! Ihr waren vor Verzweiflung die Tränen in die Augen gestiegen, weil sie nicht den Gedanken ertragen konnte, dass sie sterben würde! Keiner der nicht in einer ähnlichen Situation war, konnte nachempfinden wie es war, wenn man dem Tod in Form eines tiefen dunklen Bergabhangs auf sich zurasen sah. Das furchtbare Gefühl nichts gegen das Kommende unternehmen zu können! Für C03 waren sie nur wie Puppen in einem Spielzeugauto gewesen - doch für die Zwillinge war dieses Spiel tödlicher Ernst! Dr. Gero hatte den beiden jungen Menschen Zeit gelassen das Gehörte zu verdauen. Er lehnte an einer Wand und sah voller Schuld zu Boden. Bevor er fortfuhr, seufzte er noch einmal. „Als C03 mir die Unfallstelle zeigte, hatte ich nicht mehr damit gerechnet dass ihr noch lebt. Ich war am Boden zerstört. Zwei junge Menschen aus dem Leben gerissen, nur weil ich mich verkalkuliert hatte! Ich dachte ich würde an meiner Schuld zugrunde gehen.“ Dann sah Dr. Gero sie aus hoffnungsvollen Augen an. „Doch wie bei einem Wunder steckte noch ein Hauch von Leben in euch! Und ich packte die Gelegenheit beim Schopf. Ich kann nicht gut machen was C03 getan hat! Es muss ein schreckliches Trauma hinerlassen haben. Doch ich dachte mir, wenn ich schon nicht die seelischen Narben entfernen kann, dann doch sicherlich die Äußerlichen. Und da ihr vollkommen unschuldig in die Sache hinein gezogen wurdet, wollte ich euch etwas geben, das euch Freude bereitet. Aus zertrümmerten, schwächlichen Körpern, sollten starke junge Menschen werden!“ Dr. Gero war auf C17 zugetreten und legte ihm die Hand auf die Schulter. Als ob er zu seinem Sohn sprach, mit dem er nicht immer einer Meinung war, jedoch trotzdem nur das Beste für ihn wollte. „Drei Tage hatte die OP gedauert um euch wieder zu stabilisieren und weitere zwei Wochen bis ich euch mit euren neuen Gaben ausgestattet hatte. Und nun steht ihr hier! Gesund, lebendig, stark und bereit für einen Neubeginn. Obwohl ich nicht sicher bin, ob ihr auch wirklich glücklich darüber seid...“ Dr. Gero nahm seine Hand von C17 und schaute erwartungsvoll in die Runde. Die beiden Zwillinge tauschten vielsagende Blicke aus. Dann lächelte C18 und auch ihr Bruder schloss resignierend die Augen. „Ja Professor“, antwortete C18. „Das sind wir.“ Draußen hatte es aufgehört zu regnen. Verwirrt blickte Marron ihre Mutter an. Alles was sie über Dr. Gero gehört hatte, stand im kompletten Widerspruch zu dem, was sie immer von ihm gedacht hatte. „Ich weiß was du denkst“, sagte C18 und faltete einpaar Socken zusammen. „Oh Dr. Gero! So ein netter Mann! Er wollte doch nur das Beste für die armen kleinen Zwillinge.“ „Aber… wollte er nicht? Das hört sich so an, als ob er nur Buße tun wollte. Du hast selber gesagt, dass ihr auch keine Engel ward!“ Es kam fast schon vorwurfsvoll aus ihrem Mund und C18 blickte ihre Tochter aus großen Augen an. Dann schüttelte sie nur den Kopf und faltete weiter. „Vielleicht war er auch nicht mehr als das berühmte verlorene Schaf.“, warf Marron ein. „Du bist wie ich in deinem Alter. Blond und blöd.“ Marron blähte wütend die Wangen auf. Was sollte das schon wieder heißen?! „Wenn du irgendwann mal so alt bist wie ich, weißt du dass in jedem Schafspelz auch der berühmte Wolf stecken kann.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)