Meine wilden Jahre von Eris_the-discord (Für alle C18 Fans) ================================================================================ Kapitel 8: Mein verrückter Professor ------------------------------------ „Grundgütiger!“ C18 nickte nur und zog ihr Hemd wieder über ihre Schulter, bevor Mutenroshi draußen etwas mitbekam und anfing die Scheibe voll zu sabbern. „Wie du siehst habe ich eine stattliche Narbe von diesem Tag davongetragen. Ein Wunder das es nur diese ist.“, sagte sie und knöpfte ihr Hemd zu. „Oh Mama, das tut mir ja so Leid…“ C18 schüttelte nur verneinend den Kopf. Ihre Tochter hatte keinen Grund sich für etwas zu entschuldigen. Niemand war dafür verantwortlich bis auf eine Person. „Wie dem auch sei“, fuhr C18 fort. „Dieser Unfall war der größte Wendepunkt in meinem Leben. Ich kann nicht glauben das mein Bruder und ich ihn überlebten.“ „Wie kann man so etwas überhaupt überleben?“, flüsterte Marron beinahe ehrfürchtig. „Ich habe keine Ahnung Liebes“, und es entsprach der Wahrheit. „Dieser Unfall… Er ist wie ein riesiger trüber Tümpel in meinem Kopf. Manche Dinge habe ich so klar vor mir aber von einer Minute auf die andere bin ich mir nicht mehr sicher ob ich sie wirklich gesehen habe. Ich kann mich nur schemenhaft an einige Dinge erinnern. Ich weiß nicht einmal in welcher Reihenfolge ich sie gesehen habe. Bin ich ohnmächtig geworden nachdem die Scheibe geborsten ist? Habe ich geschrien? Mein Zeitgefühl war, “ C18 schnipste kurz, „ vollkommen weggeblasen! Als ob ich in einem nie enden wollenden Alptraum steckte.“ „Gibt es nicht eine Kleinigkeit an die du dich erinnerst?“ C18 überlegt angestrengt und massierte sich mit zwei Fingern an der rechten Schläfe. „Doch. Etwas weiß ich noch ganz sicher. Nach dem Absturz bin ich noch einmal aufgewacht…“ Ein abartiges Stechen bohrte sich in ihren Rücken und stöhnend schlug C18 die Blut verkrusteten Augenlieder auf. Mit dem erlangen ihres Bewusstseins wurde sie augenblicklich von einer Welle aus Schmerzen überrascht, die sich qualvoll in jedes ihrer Körperteile zog. Hätte sie jemand gefragt wäre C18 in diesem Moment nicht in der Lage gewesen zu sagen was passiert war. Ihre Gedankengänge hatten sich auf ein Minimum reduziert und einzelne Wortfetzen spukten in ihrem Kopf. „Schmerzen… Blut… Kälte… Dunkelheit…“ Verstört nahm C18 mit ihrem benebelten Geist ihre Umgebung war. Überall lagen Scherben, sie selbst lag auf dem Rücken und über ihr hingen die Sitze des Wagens. Wäre sie bei klarem Verstand gewesen hätte sie allein deshalb bemerkt, dass das Auto auf dem Dach liegen musste. In ihrer üblichen Leichtsinnigkeit hatte sich keiner der Zwillinge angeschnallt und so waren sie bei ihrem Absturz, wie Würfel in einem Becher, im Wagen herumgestoßen worden. Ächzend hob C18 ihren Arm und wischte sich mit der vor Kälte zitternden Hand über die Stirn, dabei verschmierte sie das Blutrinnsal, das aus ihrer Kopfwunde hervortrat. Es vergingen etliche Minuten bis ihr klar wurde, dass sie nicht alleine im Wagen gewesen war. Zwar wollte ihr der Name ihres Mitfahrers nicht mehr einfallen, trotzdem brachte sie die Kraft auf, ihren Kopf zum Fahrersitz zu drehen. Doch dort war niemand. Der lädierte Sitz hing schräg von der Decke und dort wo die Fahrertür gewesen war, klaffte ein riesiges Loch. Die spitzen Felsen des Abhangs hatten bei ihrem Absturz das Auto an zahlreichen Stellen aufgeschnitten - wie ein Dosenöffner eine Konserve. Der scharfe Geruch von Benzin lag in der Luft und C18 hustete Blut. Irgendwann bemerkte sie, dass sie ihre Beine nicht mehr spüren konnte, sah mit letzter Kraft an sich herab und ließ ihren Kopf anschließend seufzend zurückfallen. C18 hatte genug gesehen um zu erkennen, dass sich das Polster ihres Sitzes gelöst hatte und sich die Metallstücke des Kopfteils nun tief in ihr Fleisch bohrten. Traurig schloss sie ihre Augen und fand sich mit ihrem Schicksal ab – sie würde sterben. Das Einzige worauf sie noch hoffen konnte war das es schnell ging. Knack… Träge öffnete C18 noch mal die Augen und drehte ihren Kopf langsam in die Richtung, aus der sie ein Rascheln vernahm. Erst jetzt bemerkte sie, dass um den Wagen herum Bäume und Gebüsch wucherten. Dicht neben ihrem deformierten Autofenster raschelte es hinter einem kleinen Buchsbaum. Dann wurde der Stamm des jungen Gewächses grob zur Seite gerissen und ein Paar Füße hielt kurz vor C18s Fenster. Kurz darauf folgte eine weitere Person aus der Finsternis, eindeutig größer als ihr Vorgänger und zog mit schweren mechanischen Schritten etwas hinter sich her. C18 riss entsetzt die Augen auf als sie das Häufchen Elend, dass der Fremde hinter sich herzog als ihren Bruder identifizierte. Ein Schluchzen entwich ihr, als er rücksichtslos auf den Boden fallen gelassen wurde und sein leichenblasses Gesicht in ihrem Blickfeld erschien – die toten Augen direkt auf sie gerichtet. „Hol sie raus!“, befahl eine barsche Stimme. „Und dann bringst du beide in mein Labor! Beeil dich, der Junge ist schon seit einigen Minuten tot! Zehn Minuten länger und ich kann ihn abschreiben…“ „Und sein anderer Arm?“ „Den lässt du im Wald. Er wird später ohnehin keine Verwendung mehr für ihn haben. Falls dem Mädchen auch etwas fehlt lässt du es liegen - bis auf den Kopf und ihren Torso! Die brauche ich.“ Dann verschwand das kleinere Fußpaar wieder zwischen den umliegenden Büschen in der Dunkelheit. Nun griff der zurückgebliebene Fremde mit zwei riesigen Fäusten nach unten. Seine Hände schoben sich unter das Metall des Daches, packten dabei so fest zu, dass es sich unter seinem Griff verbog und zwei Sekunden später, wurde das Auto hoch geschleudert und landete wieder auf den Reifen. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte C18 erneut das Bewusstsein verloren. Ein nerviges Piepsen hatte sich seit geraumer Zeit in C18s Unterbewusstsein geschlichen. Um sie herum war nur Schwärze, doch anders wie zuvor im Autowrack, spürte sie diesmal keine Schmerzen. Sie fühlte rein gar nichts. Zaghaft gelang es ihr ihre Augen zu öffnen. Zu ihrem erstaunen umfing sie weder kalte Bergluft, noch eine dunkle Waldlandschaft – stattdessen nur ein spärlich beleuchtetes Laboratorium. Dem Anschein nach lag sie auf einem Labortisch. „Wie eine Leiche die seziert wird“, schoss es ihr kurz durch den Kopf und eine Gänsehaut zog sich über ihre Arme. „Bloß runter hier“, war ihr nächster Gedanke, der sich aber schwerer gestaltete als erwartet. An ihren Armen waren Infusionsschläuche befestigt die direkt in ihren Venen endeten und es ihr somit unmöglich machten von der unbequemen Bettstatt loszukommen. Zumindest hatte sie angenommen, dass es eine Infusion war, doch ein zweiter Blick belehrte C18 eines besseren. Die Substanz die geradewegs in ihre Venen lief war schwarz und für einen lächerlichen Augenblick hatte sie tatsächlich angenommen es sei Öl. Mit einen Kopfschütteln verwarf sie diesen Gedanken, setzte sich auf und tat sich daran eine Nadel nach der anderen herauszuziehen, bis sie hinter sich eine Tür aufgehen hörte. „Ich sehe du bist aufgewacht.“ C18 drehte sich im sitzen um und erblickte einen alten Mann im Ärztekittel vor sich. Er erinnerte sie an einen ergrauten streunenden Wolf, denn sein Haar wirkten verfilzt und sie vermochte nicht zusagen wie viele Falten er besaß. Dazu trug er noch einen dieser altmodischen Schnauzbärte, die ihr Bruder gerne mal als Rotzbremse bezeichnete. „Wer sind sie?“, fragte sie geradeheraus. „Zuerst einmal würde ich dir abraten die Schläuche abzunehmen. Ich bezweifle das du schon bereit bist dein Bett zu verlassen.“ Im ersten Moment wollte C18 zickig entgegnen, dass man diesen Tisch nicht als Bett bezeichnen konnte, verkniff sich aber ihr Kommentar. „Und Zweitens bin ich der Mann dem du dein Leben verdankst mein Kind.“ „Mein Leben?“, wiederholte C18, dann überfielen sie die Bilder vom Unfall. In ihrem inneren Auge sah sie erneut, wie ihr Wagen auf die Leitplanken der Straße zuraste und hindurch brach. Der Moment in dem das Auto zu schweben schien, bevor sich sein Fronteil in die tiefe schwarze Kluft beugte… Die Hand ihres Bruders die sie verzweifelt umklammerte. „Mein Bruder!“, entfuhr es ihr. „Wo ist er?“ „Der junge Mann?“, fragte der Arzt. Dann sprach er mehr zu sich selbst. „Dein Bruder also. Ich hatte mir so etwas schon gedacht.“ „Ich will nicht wissen was sie sich gedacht haben ich will wissen wo er ist?!“ Es kam herrischer aus ihrem Mund als sie vorhatte, doch C18 verlor die Geduld mit diesem Mann. Konnte er nicht verstehen dass sie haufenweise Fragen hatte und verwirrt war? Scheinbar nicht, denn sein Ton wurde sofort bissig. „Junge Dame, vergiss nicht dass du es mir verdankst, dass du hier sitzt! Du könntest genauso gut noch in eurem Autowrack eingequetscht sein und verbluten!“ C18 verstummte und in ihr breitete sich tatsächlich etwas wie Reue aus. Es war nicht oft vorgekommen dass jemand ihr bereitwillig geholfen hatte, sie war schließlich nur ein Gossenkind. Ihr Gegenüber schien ihr Schweigen als stummes Eingeständnis zu nehmen und trat an einen niedrigen Schrank mit Schulbladen, der an der Wand stand. Eine davon zog er auf und kramte nach einpaar Gegenständen, dabei fuhr er fort. „Sei unbesorgt. Deinem Bruder geht es bestens. Auch wenn es ihn schlimmer erwischt hat als dich.“ C18 schluckte und der alte Mann zog einen hohen Stuhl zu ihr vor den Tisch und nahm darauf Platz. „Das sah wirklich nicht gut aus für euch beide.“, fuhr er fort, griff nach ihrer rechten Hand und begann ihren Puls zu messen. „Dein Bruder wurde bei eurem Absturz wohl aus dem Wagen geschleudert. Ich war der festen Annahme dass er sterben würde. Mehrere Knochenbrüche, tiefe Schnittwunden, innere Blutungen, seinen rechten Arm verlor der bedauernswerte Junge gänzlich. Folge mit deinen Augen dem Licht!“ C18 zog bei diesen Sätzen scharf die Luft ein, während der Arzt mit einem kleinen Lämpchen vor ihren Augen von rechts nach links schwenkte. „Und du warst auch nicht in beneidenswertem Zustand. Ihr armen Kleinen hattet Glück das mein Labor hier in der Nähe ist.“ „Sind wir in einem Labor?“, kam C18s Frage. Ein Nicken ihres Gegenübers war die Antwort, mehr nicht. Es folgte eine unangenehme Stille in der C18 beobachtete wie der Professor seiner Arbeit nachging. Er prüfte ihre Reflexe, hörte ihre Atemwege ab, stach die Infusionsschläuche zurück in ihre Venen und aus einem ihr unerfindlichem Grund, hielt er ihr ein merkwürdiges Gerät an die Brust, mit einem kleinen Display. Kaum berührte sie der kalte Metalldetektor rasten auf der Anzeige einpaar Zahlen vorbei. Irgendwann nahm der Zahlenwechsel ein unglaubliches Tempo an und der Arzt zog erstaunt das Gerät von ihr, als plötzlich ein lauter Knall ertönte. Eine kleine Rauchwolke hüllte beide ein und C18 musste husten. „Fabelhaft“, hörte sie den Professor triumphieren, während er die rauchenden Überreste des Geräts in seiner Hand begutachtete. „Was war das?“ „Nichts was dich vorerst interessieren sollte mein Kind.“ Der Arzt erhob sich und stellte den Stuhl wieder zurück an seinen Platz. „Ich habe euch neue Kleidung besorgt. Leider ist das Emblem meiner Firma darauf, aber ich denke, dass ist das kleinste Übel. Du wirst dich jetzt ausruhen. Die Eingriffe die ich an dir und deinem Bruder vorgenommen habe waren recht… einschneidend und werden sicherlich bald ihre Auswirkungen zeigen.“ „Sie meinen wir werden Nebenwirkungen haben.“ „Gewiss. Doch bestimmt nicht solche wie du vermutest.“ „Wie meinen sie das?“ „Alles zu seiner Zeit. C03! Komm rein! Sofort!“ Die automatische Schiebetür ging erneut auf und C18 erschrak, als ein Hüne von einem Mann plötzlich in den Raum eintrat. Er hatte dicke Arme, Beine wie ein Elefant und sein Körper erinnerte sie einfach nur an einen Schrank. Vollkommen fehl am Platz erschien dagegen sein Kopf, der viel zu klein wirkte und schon jetzt darauf schließen ließ, dass er nicht viel Inhalt besaß. „C03! Kümmere dich gut um C18 und sorge dafür dass sie sich ausruht. Nebenbei schaust du noch nach C17. Beide sollen ihre Räume erst verlassen wenn ich es ihnen erlaube. Hast du das verstanden?!“ „Ja Professor.“ Der Arzt quittierte die Antwort mit einem Nicken und wandte sich ab. Doch seine Patientin hielt ihn noch einmal zurück. „C18? Ich heiße nicht so. Ich heiße…“ „Ich nenne dich C18. Jeder meiner Patienten besitzt einen Namen, der auf einer Buchstaben und Zahlenformation basiert. Da wirst du auch keine Ausnahme machen!“ „Wahrscheinlich weil du schon so alt wirkst, dass dein Erinnerungsbereich in deiner Birne zerbröselt“, ging es C18 durch den Kopf. Doch stattdessen fragte sie: „Und wie ist ihr Name? Oder soll ich sie Professor ABC-Nullachtfünfzehn nennen?“ „Nein. Ich heiße Dr. Gero und wünsche nicht so respektlos von dir angesprochen zu werden. Behalte immer im Hinterkopf wer dich vor dem Tod gerettet hat, kleines Mädchen!“ Damit schien für den Professor das Thema erledigt. Er drehte C18 den Rücken zu und ließ sie mit dem lächerlichen Verschnitt eines Igors im Raum zurück. Ratlos sah sie sich im Zimmer um, bis ihr Blick auf ein ordentlich zusammengefaltetes Kleiderbünden auf der Ablage des Schranks fiel. Sie sah an sich hinunter und musste beim Anblick des typischen Patientenkittels würgen. „Hässlich!“, dachte sie, sprang vom Tisch auf und zog die Infusion mit ihrem Gestell zum Schrank. Prüfend nahm sie das oberste Kleidungsstück in die Hände. Es war eine blaue ärmellose Weste, gar nicht mal so schlecht. Nur das Emblem gefiel ihr nicht. Es sah aus wie eine rote kantige Schleife, in deren Schlaufen jeweils ein weißes R gestickt war. Die nächsten Tage zogen sich schleppend und ereignislos dahin. Wie der Professor es befohlen hatte, machte C18 keine Anstalten ihr Zimmer zu verlassen, doch nach dem dritten Tag begann ihre Umgebung um sie herum unerträglich zu werden. Die Wände ihrer Bleibe besaßen etwas Erdrückendes und es gab keinerlei Möglichkeiten sich abzulenken. Bald begann sie sich nach ihrem Bruder zu sehnen, doch der Professor war strikt gegen ein Treffen. Täglich kam er dreimal am Tag ins Zimmer geschneit, entnahm ihr Blutproben, unterzog sie seltsamen Tests und verlies sie so schnell wie er gekommen war, aber mit hochzufriedener Miene. Auch C03 konnte der Langeweile keine Abhilfe schaffen. Tatsächlich verströmte er noch mehr davon, als es das Zimmer jemals könnte. Immer wenn er kam stellte er sich neben die Tür, sprach kein Wort und sah mit leerem Blick vor sich her und C18 schickte einen Dank an den Himmel wenn er ging. Die Zeit in ihrem Zimmer schien ihr wie ein Gefängnis und die Eintönigkeit ließ ihr keine andere Wahl, als ihren Gedanken nachzuhängen. War dieser Unfall eine göttliche Strafe dafür, dass die Zwillinge so ein kriminelles Leben geführt hatten? Was war ihnen denn anderes übrig geblieben? Ihre Eltern hatten sie nie gefördert, nicht einmal gewollt! Wie hätten sie jemals ein Studium, geschweige denn die Bücher dafür bezahlen sollen? Zudem besaßen sie keinerlei Vorbildung. Sie hatten Glück dass sie intelligent genug waren, um sich wenigstens Lesen und Schreiben selbst beizubringen. Rechnen war nie ein Problem gewesen. Wenn man so gerne Geld zählte wie die Zwillinge kam das von ganz alleine. C18 konnte sich gut vorstellen, dass ihnen eine tolle Zukunft bevorgestanden hätte, wären ihre Eltern mit ihrem Selbstmitleid nicht so überfordert gewesen. Doch so schnell diese Gedanken kamen, so schnell wurden sie wieder verbannt, denn in diesem Moment wurde C18 immer schlagartig klar, das sie kurz davor war es ihren Eltern gleich zu tun. Niemals wollte sie sich so bemitleiden wie diese Schwachköpfe! Sie war ein Mensch der in die Zukunft blicken konnte und in der Gegenwart lebte – sie war klüger und selbstbewusster! Diese Erkenntnis bestärkte C18 in den Tagen ihrer Isolation von der Außenwelt. Doch am vierten Tag bemerkte sie eine erste Veränderung an sich. Sie wurde nicht müde! Anfangs hatte sie angenommen, dass es an den Strapazen der letzten Tage lag, die sie nicht zur Ruhe kommen ließen. Doch egal wie ausgeglichen sie sich auf ihre Bettstatt legte, ihr fehlte die normale Erschöpfung die jeder Mensch am Ende eines langen Tages verspürte. Zwei Tage darauf kam eine weitere und auch erstaunlichere Entdeckung – sie empfand das erste Mal etwas wie Hunger, doch erst am sechsten Tag seit ihrem Erwachen in Dr. Geros Labor! Niemand verbrachte sechs lange Tage ohne auch nur ein Anzeichen von Hunger oder Durst. Das war nicht normal! Zuerst dachte C18 ihre Appetitlosigkeit rührte von der Infusion her. Doch die wurde ihr einpaar Tage davor abgenommen. Nun achtete sie seit dieser Absonderlichkeit umso mehr auf merkwürdige Veränderungen und wurde mit jedem weiteren Tag fündig. Bei einem Sehtest mit dem Professor, war sie imstande auf der gegenüberliegenden Wand projizierte Buchstaben zu lesen, die nicht einmal größer als ein Stecknadelkopf waren. Später stellte sie fest, dass ihre Reflexe um ein vielfaches zugenommen hatten und sie konnte problemlos ein altes fleckiges Magazin in Sekunden durchlesen und den Inhalt wortwörtlich wiedergeben. Bei dem Versuch aus einem Glas Wasser zutrinken, bemerkte sie das erste Mal ihren Kraftanstieg. Als sie nach dem Gefäß griff zerbrach es in ihren Händen in kleine Splitter. Ratlos hatte C18 auf den Scherbenhaufen geblickt bis ihr auffiel, dass keiner der Splitter ihr auch nur einen kleinen Kratzer in den Handflächen zugefügt hatte. Keine dieser Entdeckungen hatte C18 verunsichert. Vielmehr war sie positiv überrascht und schon bald begann sie mit allem was sie in ihrem spärlich eingerichteten Zimmer finden konnte herum zu experimentieren. Sie verbog die Werkzeuge des Professors die in den zahlreichen Schubladen der Kommode zu finden waren, testete ihr Sehvermögen auf größeren Distanzen und schaffte es problemlos eines der Stahlbeine des Stuhles, den Dr. Gero für gewöhnlich verwendete, herauszubrechen und eine Schleife daraus zu formen. Zu ihrem erstaunen schien der Professor nicht einmal erbost darüber zu sein, er lobte sie sogar für ihren Wissensdurst und stellte ihr weitere Gegenstände zur Verfügung, die sie allesamt demolierte. Irgendwann war es dann soweit. Der Professor entschied, dass es an der Zeit war C18 wieder in die Außenwelt zu lassen. An einem herrlichen Frühlingstag stand C18 vor dem Laboreingang, hielt sich eine Hand über die Augen, um sich vor dem gleißenden Sonnenlicht zu schützen und betrachtete die weite Berglandschaft die sich vor ihr erstreckte. Die frische Luft war ein Seeleinheil für ihren Körper und mit wohlwollen atmete sie einpaar Mal durch, um so viel wie möglich davon zu bekommen. „Wundervoll!“, schoss es ihr durch den Kopf und vor lauter Glück, breitete sie die Arme aus und drehte sich wie ein kleines verspieltes Kind einpaar Mal im Kreis, vollkommen gleichgültig darüber denkend, was Igor, alias C03 von ihr halten sollte. Dieses Gefühl der Freiheit war zu schön um es nicht auch angemessen zu genießen. Was C18 nicht wusste war, dass C03 sie beobachte und sich für einen kurzen Augenblick, die Leere in seinem Blick verflüchtigt hatte. Doch kurz darauf zerstörte seine monotone Stimme C18s Glücksrausch. „Komm mit.“ „Ich will noch etwas die Aussicht genießen!“, bockte C18, hielt in ihrer Bewegung inne und sah C03 vorwurfsvoll an. „Komm mit“, wiederholte er nur, drehte sich mit schweren Schritten zu einem kleinen Trampelpfad links vom Laboreingang um und fügte noch hinzu. „Der Professor wartet.“ Dann trottete er langsam den Abhang hinunter. C18 zog eine Schnute. Doch schließlich folgte sie C03s Aufforderung, allerdings nicht bevor sie sich noch einmal umgesehen hatte. Dabei fragte sie sich, warum der Professor sein Labor auf einem fast unzugänglichen kleinen Bergplateau, inmitten einer gewaltigen Bergkette errichtet hatte. Doch wer sollte aus dem Professor schon schlauer werden? Später waren ihre Gedanken über den skurrilen alten Mann jedoch wie weggeblasen. Als C18 und C03 nämlich auf einem kleinen grasüberwucherten Hügel inmitten des Waldes ankamen, sah sie schon von weitem eine Gestalt, die sie unter Tausenden sofort erkannte. Ihr den Rücken zugewandt mit verschränkten Armen, stand ihr Bruder einpaar Schritte von Dr. Gero entfernt. Seine typische Masche wenn er mit jemanden einpaar Minuten verharren musste, obwohl er den Anwesenden zum Kotzen fand. Auch seine Kleidung hatte sich geändert. Er trug eine blaue zerschlissene Jeans, ein weißes Hemd, worüber er sich ein schwarzes T-Shirt gestreift hatte und um den Hals ein rotes Halstuch. C17s bockiges Auftreten ließ C18 grinsen, denn auch sie brachte dem Professor nur deshalb so etwas Ähnliches wie Respekt entgegen, weil sie wusste was sie ihm schuldete. Doch es änderte nichts daran, dass sie den alten Kauz nicht ausstehen konnte. Als sie und C03 den Hügel hinauf schritten, drehte sich C17 das erste Mal um und ein Lächeln stahl sich über sein Gesicht, als er seine Schwester sah. Die Geschwister hatten sich in ihrem ganzen Leben nie umarmt. Es gehörte zu einem absoluten Tabu für beide. Doch die Freude den jeweils anderen unversehrt und unentstellt vorzufinden ließ sie für einen winzigen Augenblick ihre persönlichen Anstandsregeln vergessen. Es war wohl der einzige Tag an den sich C18 gerne zurückerinnerte, wenn sie an den Aufenthalt bei Dr. Gero zurückdachte. Denn an den darauf folgenden Tagen änderte sich alles Schlag auf Schlag. Die über alles geliebte Unabhängigkeit und Freiheit der Zwillinge wurde plötzlich in ihre Schranken gewiesen – und das ausgerechnet durch den widerlichen alten Kauz den sie maßlos unterschätzt hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)