Atemus Reise durch Kemet von Isahra (Eine Reise beginnt mit dem Ersten Schritt) ================================================================================ Kapitel 50: Phase 47 – Atemus Vergangenheit ------------------------------------------- Phase 47 – Atemus Vergangenheit „Hm? Namo!“, Atemu drückte seinen Bruder von sich weg, der ihn im Schlaf zum Kissen erklärt hatte. Hätte Atemu gewusst, das Namo alles ihm Schlaf umarmte, hätte er ihn auf einer Schilfmatte schlafen lassen. Was im Moment noch schlimmer war, war das Anknamon einfach nicht aufwachen wollte. Namo kuschelte sich auch noch enger an Atemu und sabberte ihn etwas an. „Iihh!“, Atemu kniff die Augen zusammen und schaffte es dann sich zu befreien: „Ist das eklig! Namo! Wach auf!“ „Hm!“, schmatzte Anknamon und drehte sich im Bett um und rollte sich wie eine Katze zusammen. „Oh je…“, Ati machte abwertende Winkbewegung, wischte sich mit einem Tuch, die Brust ab und ging zum Fenster. Es war noch immer stockdunkel. Es war ungewöhnlich für ihn, um diese Zeit schon wach zu sein und auch alle Gestirne am Himmel schienen von Nut verschluckt zu sein. Ein unbehagliches Gefühl machte sich in dem Kronprinzen breit. Alles war so dunkel geworden, in den letzten Tagen, es hatte mit dem Tod seines Vaters begonnen und nun war was Licht, dass ihm so wichtig war, nicht mehr greifbar. Isahra war in seinen Augen nicht nur die Tochter der Sonne, sondern sein Licht in der Dunkelheit geworden, das immer für ihn scheinte, doch es war nicht mehr da. Gedankenverloren griff Atemu nach dem Schurz der vergangenen Tages, band ihn sich um und trat auf den verlassenen Flur hinaus. Die wenigen Wachen auf dem Gang interessierten Atemu nicht, sein Weg führte ihn in den Garten, wo um diese Zeit die Luft kühl und frisch war. Er atmete die kalte Luft der Nacht ein, der Boden hatte sich schon sehr weit abgekühlt, dass Atemus Füße auf dem Gras leicht fröstelten. Aber das war gut so, es erfrischte ihn und klärte seine schweren Gedanken. Morgen um diese Zeit würde er entweder der ungekrönte Pharao sein, oder Ramoses hätte sein Ziel erreicht. Er dachte an seinen Zeit im Kemet und wie seine Reise begonnen hatte. Ihr Kennen lernen, wie Isahra damals in ihn gebrannt war und wie ihr Lächeln ihn sofort angezogen hatte. Wie sie über und über mit Goldstaub gedeckt gewesen war und sich um ihn gekümmert hatte, als er wegen dem Sandbiest nicht aufstehen durfte. Das Sandmonster, er wusste bis heute nicht, woher es gekommen war und wer sein Herr gewesen war. Es war ein Ka und sicher nicht wirklich tot, wem es auch immer gehörte, er hatte es damals schon auf die Königsfamilie abgesehen oder nur auf einer bestimmte Person? Je länger Atemu sich darüber Gedanken machte, umso mehr kam er zu dem Entschluss, dass dieses Ka ihm oder seinem Vater hatte den Tode bringen sollen. Ramoses Ka war ein anders, er hatte ein löwenähnliches Ka, mit Gehörn, aber nichts, dass dem Sand gleichkam. Ramoses war ein Sonnenanbeter und er verehrte Ra und Horus, also war es nicht dessen Ka gewesen und so ein Mächtiges konnte er sich der nicht kontrollieren, wenn es nicht seines war. Aber sonst gab es sicher Keinen der es auf den Tod von Akunumkanon oder seinem abgesehen haben könnte. Atemu verscheuchte die Gedanken und ließ das vergangene Jahr weiter Revue passieren. Vor seinem inneren Auge hatte der die Nacht in der Isahra mit Tepi die Rollen getauscht hatte und er sie haben dufte, die ernsten Tage, die dann folgten und seine Reise begann. Der beschwerliche und mühsame Anfang, als er gehen und auf dem Boden schlafen musste. Die Pyramiden und das Geheimnis, dass er im Inneren des steinernen Wächters erfahren hatte. Die Schatzkammern mit dem ganzen alten Wissen und den Reichtümern, die nun ihm alleine gehörten. Damit konnte er Ägypten wirklich retten, aber dorthin zu gehen schien ihm im Moment sehr abwegig, es war zu weit weg und das Wissen musste er wohl oder übel im Kopf abrufen, auch wenn er nicht viel gelesen hatte. Nofretetes Aufzeichnungen wären jetzt sehr hilfreich, aber keiner den er im Moment zur Verfügung hatte, würde schnell genug sein, mal ganz davon angesehen, das er dieses Geheimnis nicht weitersagen durfte. Chephren wäre sicher in der Lage so schnell zu handeln… Seine Gedanken schweiften weiter zu dem alten Tosiris und seine Einbildung, dass Isa seine Frau wäre… Innerlich grinste Atemu vor sich hin, damals hatte er noch alle Hände voll zu tun Isahra für sich einzunehmen. Sie hatte ihn zwar gern, aber sich nicht auf ihn einlassen wollen. Diese Zeit schien so weit weg, genau wie das Fischerdorf und das kleine Kind, das er mit Isa gerettet hatte. Der Weg durch die Wüste, die Löwen, mit denen er gekämpft hatte… Atemus Hand glitt über seinen Narben auf der linken Schulter. Sie waren immer noch sehr deutlich spürbar und für einen Moment glaubte er zu fühlen, wie sich die Krallen des Löwen erneut tief in seine Haut gruben. Damals hatte er mit seinem Tod gerechnet und Horus hatte ihn mehr oder weniger gerettet. Arai hatte er dann kurz darauf kennen gelernt und Neues über die Rebellen erfahren. An Arais Gesicht konnte er sich schon gar nicht mehr erinnern, aber nur zu gut daran, dass Isahra wieder mal für seine Verpflegung hatte arbeiten müssen. Diese Zwangspause wegen seiner Verletzung hatte ihm schon gut getan, nur dass er Isahra hatte arbeiten lassen, war unwürdig gewesen, aber er war der Letzte sich darüber hatte beschweren dürfen, war es doch seine Schuld gewesen, dass sie nicht gleicht weiter gekonnt hatten. Die Karawane kam ihm in den Sinn und das Mädchen, dass sich in ihn verkuckt hatte, da er wohlhabend war. Eine lustige Zeit, auch wenn er hart hatte arbeiten müssen… Das Karawanenleben und die Verantwortung die der alte Karawanenführer gehabt hatte, waren härter gewesen, als er gedacht hatte. Das Allerschönste an diesem Reiseabschnitt war und blieb jedoch das er Isahra endlich näher gekommen war. Atemu richtete den Blick in den Himmel, und dachte weiter nach, was war denn gekommen? Genau El-Farafra, die Oase in der Mahado getroffen hatte und für kurze Momente wieder ein Prinz war. Frisch gebadet und mit sauberen Königsleinen, war er mit ihm in der Schenke gewesen, doch dann hatte Isahra sie dort gefunden und ihm eine Szene gemacht. Alle hatten sie für seine Frau gehalten und leider hatte sie Recht behalten und er hatte sich zu weit vorgewagt, denn als sie wieder unterwegs gewesen waren, hatten die Rebellen wie verfolgt und auch gefunden. Mitten in der Wüste… Isahras Kraft … Ihre Flammen sah er wieder vor sich, wie sie einen der Männer verzehrten und wie er sich selbst davor erschrocken hatte. Seine Gefühle hatten sich nicht geändert, doch es war einfach etwas anderes gewesen zu wissen, dass sie so was konnte. Dann musste er Bauer werden… Im Nilschlamm Acker bewässern und Pflanzen säen. So schmutzig war er noch nie gewesen und auch nie so alleine, nachdem Isahra in dort allein gelassen hatte. Warum noch mal? Ach ja, Chephrens Rat und seine eigene Lust auf ihren Körper hatten ihn dazu gebracht sich über sie herzumachen und das war der Preis gewesen. Eine Nacht, wie er sie sich gewünscht hatte, hatte ihm mehrere Wochen Einsamkeit beschwert. Nun ja, so einsam war es ja nicht gewesen. Diese Ägypterin hatte alle Register gezogen ihn zu verführen und in sein Bett zu kommen. Es hatte Atemu sehr viel Kraft gekostet standhaft zu bleiben, doch seine Liebe hatte ihn vor diesem Fehler bewahrt. Als Isahra dann zurück war, brachen sie auch schnell auf und sie erzählte ihm alles, was es über die Götter-Mensch-Kinder zu wissen gab. Die Halbkinder, die mit den laufenden Sagen und Märchen in Ägypten nichts mehr zutun hatten und sie war eines. Die Tochter eines großen und beliebten Gottes und einer Menschenfrau… Weder das eine noch das Andere, und dennoch so menschlich und zerbrechlich in ihrem Herzen. Seinen Geburtstag hatten sie in einer Stadt gefeiert und er durfte entscheiden was sie taten. Es wäre so schön gewesen, hätten sie sich nicht gestritten und hätte es keine Frauenhändler dort gegeben. Sie wollten Isahra haben, das war für Atemu kein Wunder, denn Isahra war nun mal eine der schönsten Frauen die Ägypten je hervorgebracht hatte. Die drei Nubier… Isahra hatte sie umgebracht, zum Grossteil aus Notwehr und um Atemu zu schützen… Atemu wurde in diesem Moment erst richtig bewusst, das Isahra schon viel Blut an ihren Händen kleben hatte… und das nur seinetwegen. Er wollte aber noch soviel mehr von ihr. Ihre Unsterblichkeit, ihre Jungend und ihre Liebe… Ihre Liebe hatte er an der Nacht für sich gewonnen, als die Frauenhändler tot waren. Sie hatte seinem Freien nachgegeben und sich eingestanden, dass sie ihn liebte. Eine herrliche, schweißtreibende Nacht, die von ihm und ihr gewollt gewesen war und so berauchend war, dass er sich wie betrunken gefühlt hatte. Nur dumm, dass sie so abrupt geendet hatte, da man sie als Mörder hinstellte, doch das hatten sie schnell klären können. Er seufzte und ihm kam der Tag in den Sinn in dem er mit Isahra in Elephantine gewesen war… Er hatte dort seinen Vater das Letzte mal getroffen und seine ganze Familie. Die Zeit hatte er ausgekostet, aber nicht bist zum Schluss… Horus hatte ihn geholt, da Isahra von einer Schlange gebissen worden war und zu streben drohte. Fast hätte Ati sie verloren, hätte er sich nicht an das Medikament erinnert, das Isahra bei sich getragen hatte. Er hatte sie nicht mehr aus den Augen gelassen, bis sie wieder bei Bewusstsein gewesen war. Er wünschte sich, er hätte sich nicht mit seinem Vater gestritten und sie wären nicht so auseinander gegangen, denn schon kurz nachdem sein Vater und der Rest der Familie wieder auf dem Weg nach Theben gewesen waren, wurde ein Vater zu einem Osiris… Isahra hatte versucht es ihm schonend beizubringen, aber der Tod war nichts, für das es einen passenden Zeitpunkt gab. Er hatte sich in sich selbst zurückgezogen und dabei Isahra vor den Kopf gestoßen und sie verloren, wenn sie nicht per Zufall bei Tosiris gelandet, und der Alte ihm wieder auf den Boden der Tatsachen geholt hätte. Immer noch betete Atemu zu den Göttern, dass sein Vater ihm vergeben hatte, aber nicht mehr so oft und er vergaß nicht, dass die Lebenden nun mal wichtiger als die Toten waren. Abschied zu nehmen, wie es sich gehört hätte, war ihm ja verboten gewesen, aber er hatte sich das Grab angesehen und noch geholfen es zu erreichten. Auch das Grab seiner Mutter hatte er da zum ersten Mal betreten… Wieder hatte es einen Unfall gegeben und sein Bein war verletzt worden, dann waren noch die Schlangen gewesen, die ihn und Isahra fast getötet hätten… die hatten das Dorf der Arbeiter verlassen müssen, aber Atemu hatte erfahren, dass Akunumkanon ihm noch erlaubt hatte, seine Frau selbst zu wählen. Er hatte Isahra also als Königin bekommen… die Tochter seiner Ziehmutter und damit war Isahra ja eigentlich seine Schwester… Atemu grinste plötzlich, hatte er nicht immer gesagt, dass er niemals seine eigene Schwester heiraten wolle? Doch das hatte er getan… Indem er Isahra als Weib angenommen hatte, hatte er sozusagen eine seiner Schwestern zu seiner Gemahlin gemacht. Auch wenn sie nur seine Stiefschwester war und sie nicht dieselben Eltern hatten, so teilten sich doch einen Bruder und eine Schwester. Mut und Amun, die Zwillinge und Kinder von seinem Vater und ihrer Mutter. Atemu und Isahra waren also durch Heirat vergeschwistert worden. Doch das störte Atemu sicher nicht. Er würde um Isahra kämpfen und sie Ra und den anderen Göttern wegnehmen, damit er sie hatte, als Frau, Geliebte und Freundin. Eine tolle Frau, die ihn in ein Spezialtraining geschickt hatte. Die Zeit mit Shenti und den anderen Gesandten der Fremdländer hatte er nur Isahra und Chephren zu verdanken. Atemu musste zugeben, dass es ein gutes Training gewesen war. Er war sehr hart gewesen, aber es hatte sich gelohnt. Atemu beherrschte die Sprachen so gut, dass er sich verständigen konnte, auch wenn er daran noch viel zu feilen hatte. Die Geschichte des Landes war ihm weitgehend geläufig. Die Gesetzte leierte ihm Schlaf herunter. Lebensweisen und Führungsqualitäten und Ratschläge hatte er verinnerlicht und das Kampftraining war erfolgreich gewesen und auch alles andere, was sie ihm beigebracht hatten, hatte seine Berechtigung gehabt. Atemu war sich bewusst, das er alle Vorraussetzungen erfüllte die er als Pharao brauchen würde. Sicher waren sie nicht perfekt, aber das Grundwissen hatte er und die nötigen Kontakte und Verbündeten. Er hatte sich richtig erschrocken als Isahra ihm gebeichtet hatte, dass sie alle Könige der Grenzländer waren und sich ein Bild von ihm hatten machen wollten. Sie hatten so normal auf ihn gewirkt, als wären sie einfache Beamte die ihren Dienst nicht mehr ausüben wollten, oder so was. Niemals hätte er ihnen allen eine Krone aufsetzten können. Aber eines hatte es ihm auch gezeigt, das Könige und Königinnen immer noch einfache Menschen waren, die ihre Talente und ihr Wissen richtig einzusetzen wussten. So wollte er auch werden, nicht so abgehoben wie es andere Könige waren, sondern ein Pharao, der sein Volk liebte und sich nicht als etwas Besseres ansah und vergaß, das man nur dem Volk verdankte, so etwas Großes sein zu dürfen. Nur Uro war ihm noch immer ein Rätsel. Atemu setzte sich auf eine der Stufen und sah in den See… Er war wieder zuhause… wieder ein Prinz und kein Reisender mehr. Jetzt musste er für das kämpfen, dass sein Vater ihm hinterlassen hatte. Ein ganzes Reich, das noch an so vielen Enden und Ecken Hilfe brauchte. Auf seinem Weg hatte er Isahra gehabt, die ihm in das Leben der Menschen des Kemet eingeführt hatte und ihm für so viele Monate zu einem einfachen Menschen gemacht hatte. Ein wunderschönes ruhiges Leben, wenn Atemu ehrlich war, würde es ihm reichen, wenn er Isahra bei sich haben könnte. Ein Feld am Nil, genug zum Leben, Kinder, Freunde und die Liebe… Doch das würde ihm in dieser Form immer verwährt bleiben. Das Gute daran war, das er sicher niemals Hunger haben würde, aber auch viel weniger Zeit. Ramoses war es gewesen, der es ihm damals gesagt hatte, dass er als Pharao kaum noch freie Zeit haben würde. Das er immer für die Höflinge, Beamten und Priester da sein müsse, wenn sie etwas wollten und ständig in Bereitschaft zu sein habe. Feldzüge gegen angreifende Länder und politische Reisen würden ihn von seinen Geschwistern, Müttern, seiner Frau und seinen Kindern fernhalten. Sicher konnte er sich ein Mädchen aus dem Harem mitnehmen, aber den würde er nicht haben. Sein Vater war immer sehr beschäftigt gewesen und er hatte nie viel Zeit gehabt. Wie oft hatte Akunumkanon ein Essen mit der Familie, oder nur einen Besuch verschoben, da ihn das Amt als Pharao so sehr eingespannt hatte. An der Geburtstagen hatte Akunumkanon sich wirklich immer eine Stunde Zeit genommen, das war schön, aber es war sehr schwer gewesen. Atemu hatte ihn öfters gesehen, da Akunumkanon ihn öfters mitgenommen hatte, wenn es um Politik ging. Alles im Allen waren die Tage mit seinem Vater sehr Wenige gewesen und ihm würde es genauso gehen… Gut er hatte auch Wesire und Beamte, die ihm Vieles abnehmen sollten, aber am Ende musste er dennoch immer alles absegnen und anhören. Viel Arbeit, die er noch nicht kannte würde ihm Zeit stehlen… Rami hatte ihn damals auch mit nach Theben genommen. Das Nachtleben… Viel zu viel Wein und Bier, junge hübsche Mädchen im Überfluss. An einen Tag erinnerte sich Atemu noch sehr genau, er war gerade fünfzehn geworden und Ramoses hatte die Zeche übernommen. Er hatte ihn in ein Freundhaus gebracht, dass Größte das es in Theben gab und das immer gut besucht war. Die Mädchen hatten unbekleidet getanzt und sich an den jungen Körpern von Atemu und Ramoses geschmiegt. Ihm immer mehr und mehr Wein eingegossen, bis er lustig geworden war. Atemu hatte sich sicher fünf Mädchen ausgesucht, alle noch unberührt und willig. Seine Gier nach Sex war damals entflammt, als das erste Mädchen ihn angefasst hatte. Damals hatte er das erste Mal eine Frau gehabt und es hatte ihm so sehr gefallen, dass er seit seinem sechzehnten Lebensjahr dann jedem Tag fast täglich mit Ramoses dort gewesen war. Seinen Namen hatten die Mädchen schon gekannt. Er war dort sehr beleibt gewesen und jetzt musste er sich wundern, dass er in der ganzen Zeit noch keine Kinder gezeugt hatte. Mehr als zwanzig Monate hatte er dort Vergnügen erfahren, doch kein Kind war entstanden. Er misste diese Leichtigkeit der vergangen Zeit zwar, aber nicht die ganzen Frauen und den Wein, er hatte in Isahra seine große Liebe gefunden, die von ihm absolute Treue verlangte. Er gab sie ihr ja gern, doch irgendwann musste er mit ihr nach Theben ins Nachtleben, bevor er der Pharao war. Seine Jungendsünden musste er ihr noch zur Gänzlichkeit beichten und er musste sich vergewissern, dass er wirklich keine Kinder in die Welt gesetzt hatte. Wenn doch, dann würde er sie herholen müssen sich um sie kümmern, auch der Mutter einen Platz in der Residenz geben. Immer mehr kam in Atemu hoch, als er auf das klare Wasser des Sees starrte. Mit Siebzehn hatte er einen Jungen im Bett gehabt, aus Neugierde, und Isa wusste das auch schon, aber daran musste er dennoch denken. Er erinnerte sich an den Namen nicht mal mehr, aber es war… nicht wirklich schön gewesen. Diese Erfahrung ging auch auf Ramoses Konto, denn er hatte Ati einmal erzählt wie schön es war, sich einen Jungen zu nehmen, der so ganz anderes als eine Frau war. Das war es auch gewesen… Sicher hatte es einen Reiz gehabt, aber wirklich erbaulich, war es nun nicht. Er hatte es einfach abgehackt, genau wie Tatsache, dass er ein lüsterner Lustmolch war… Er kratzte sich am Hinterkopf, Isahra hatte es zu spüren bekommen, aber auch schon so Viele vor ihr. Er war zum Haare raufen, dabei hatte er immer gedacht ein anständiger Kerl zu sein, der sich im Griff hatte. Als Kind war das noch alles soweit weg gewesen. Er hatte sich gefreut als Nefert Anknamon und Mana bekommen hatte. Das war richtig ausregend gewesen, auch wenn er damals nicht verstand woher sie gekommen waren und was es Nefert für Anstrengungen gekostet hatte diese beiden Baby zu bekommen. Zukucken hatten er und Ramoses natürlich nicht dürfen, aber er erinnerte sich an seinen Vater, der wie ein Tiger auf und abmarschiert war. Nervös wie kein Anderer und bei jedem Schrei war er zusammengezuckt. Der Pharao hatte Atemu und Ramoses natürlich nicht erklärt, warum Nefert zu geschrieben hatte, dazu waren sie noch zu klein gewesen, erst als Ahmea dann Amunhotep und Mutanch geboren hatte, hatte Akunumkanon seine beiden ältesten Söhne aufgeklärt. Atemu wusste noch, das er sich geschworen hatte, einer Frau niemals so was anzutun, denn er hatte Mitleid mit seinem Stiefmüttern gehabt, die so fix und fertig gewesen waren. Außerdem fand er es ekelhaft, was man dazu machen musste. Akunumkanon hatte Atemu damals die Hand auf den Kopf gelegt, in sanft angelächelt und gesagt: „In deinem Alter fand ich das auch noch ekelig, aber wenn du groß bist, wirst du es verstehen. Wenn du ein Mädchen findest, das du bedingungslos lieben kannst und ihre Liebe dein Eigen nennst, dann wirst du feststellen, dass Dinge die du jetzt noch weit von die schiebst, da du denkst, das sie ekelhaft sind, urplötzlich ganz anderes sehen.“ „Aber das doch nicht!“, schüttelte Atemu den Kopf und sah zu seinem Bruder. Ramoses schauderte: „Aber da kommt doch das Pipi raus… soll ich dann…“ „Nein!“, Akunumkanon lachte auf: „Nein, Rami. Hört zu, macht euch darüber keine Gedanken. Noch seid ihr sehr jung und solltet eure Zeit mit Schlammringen und Spielen verbringen, anstatt euch darüber Gedanken zu machen. Wenn ihr reif seid und zu Männern werdet, dann werdet ihr selbst sehen und fühlen, was ich meine. Ihr werdet noch früh genug erwachsen werden.“ „Ich will aber gleich erwachsen sein, Vater!“, wehrte sich Ramoses und packte die Robe seines Vaters: „Ich möchte jetzt so Groß sein wie du! Dann kann ich genauso Pharao sein und du wärst immer bei mir!“ „Ja, das wäre doch toll! Dann könntest du immer mit uns spielen! Ich will auch schon groß sein!“, stimmte Atemu eifrig zu. Akunadin stand im Hintergrund und sah sich das Schauspiel an. Er biss sich auf die Unterlippe, denn der sah es nicht so gern, wenn sein Bruder sich pflichtvergessen mit seinen Söhnen unterhielt. Er selbst hatte auch kaum Zeit für einen eigenen Sohn, Seth, und deshalb schmerzte es ihn, wenn Atemu und Ramoses ihren Vater so vergötterten. Seth liebte ihn zwar, aber so ausgelassen war er leider nicht… „Rami…“, Akunumkanon legte ihm die Hand auf die Schultern und sah ihn sanft an: „Es tut mir leid und du weißt es doch, dass du nicht der nächste Pharao sein kannst. Ich liebe dich mein Sohn und ich will dich nicht hinter Atemu stellen. Doch es ist nun mal so, dass Atemu der Sohn ist, den mir meine geliebte Schwester geschenkt hat. Er ist wie Horus, der Sohn zweier Geschwister und großen Herrscher. Du bist der Sohn der Frau, die ich aus Herzensliebe zu meiner zweiten Gemahlin nahm, darum stehst du in der Thronfolge hinter Atemu. Du wirst ein Wesir werden oder ein Hohepriester, was du willst.“ Ramoses sah beleidigt zu Boden: „Aber ich bin der Ältere von uns… Onkel Akunadin sagt, das der Erstgeborne zum Pharao berufen ist und nicht der Zweitgeborene.“ „Akunadin? Nun Ramoses, das stimmt, wenn der Pharao von seiner großen Königlichen Gemahlin mehrere Kinder geschenkt bekommen hat, aber selbst dann, liegt es in seinem Ermessen die Thronfolge festzulegen. Ich habe mich entschieden, dass Atemu mir auf den Thron folgen soll. Wenn ihm etwas zustößt, oder er einfach nicht will, dann du, nach dir Anknamon, dann Amunhotep, dein neuer Bruder, ihm nach würde Mana kommen und nach ihr deine Halbschwester Mutanch. Ich bitte dich mein geliebter Sohn, dass zu verstehen“, versuchte der Pharao seinen Erstgeborenen zu erklären, aber in dessen Augen sah er, das er es nicht verstehen wollte. Rami war durch die Zeit, die Akunadin ihm schenkte schon weit vor Atemus Bildungsstand, aber er war auch älter. „Mein Bruder, wir müssen wieder!“, mischte sich Akunadin ein. „Was? Aber Vater! Bleibst du noch bei uns? Bitte! Wir wollen dir unsere Fortschritte im Bogenschießen zeigen!!“, bettelte Atemu und sah seinen Vater mit großen Kulleraugen an. „Atemu…!“, Akunumkanon wandte sich Akunadin zu: „Was meinst du? Ein wenig Zeit sollten wir noch haben, du hast doch wegen der Geburt alle Termine abgesagt. Ich würde mich gerne meinen Kindern widmen bis Ahmea wieder wach ist. Die Zwillinge werden von den Ammen versorgt und ich möchte sie mir erst ansehen, wenn Ahmea wieder zu sich gekommen ist.“ „Kanon…“, Akunadin seufzte und hielt sich den Kopf: „Es wäre besser wenn du…“ „Das hat doch noch eine Stunde Zeit. Ich habe meinen Söhnen noch nie beim Bogenschiessen zugesehen und würde es gerne nachholen. Aku…, bitte!“ „Also gut… Aber ich will, dass du dich bewusst machst, dass du Verantwortung zu tragen hast. Ich bin dein Wesir, aber du bist der Pharao!“, wandte Akunadin etwas angesäuert ein. „DANKE!“, Atemu umarmte zum Dank das Bein seines Onkels und sah zu ihm auf: „Ich hab dich lieb! Kommst du auch mit?“ „Oh ja! Bitte Onkel Aku! Du kannst uns auch zusehen!“, nickte Ramoses. „Meinetwegen, wenn die Arbeit sowieso schon still liegt…“; gab Akunadin nach. Atemu hatte sich sehr gefreut, da sein Vater ihn sehr gelobt hatte, aber ihm fiel auf, das Ramoses damals schon nach der Krone hatte greifen wollen, auch wenn er es nie so ganz offen zugeben würde. Immer mehr kam aus seinen Erinnerungen hoch, wie auch der Tag, an dem er das erste Mal Ramoses Überredungskünsten nachgegeben hatte: Es klopfte an der Türe von Atemus Gemächern. Der Kronprinz war eben fünfzehn geworden und die Feier hatte ihn müde gemacht, doch das Klopfen wurde immer lauter und schließlich öffnete Oba die Türe und kam dann zu Atemu. „Euer Bruder, Ramoses, wünscht euch zu sprechen. Ich sagte ihm ihr schliefet schon, aber das wollte er nicht hören…“, erklärte sich der Diener und verbeugte sich tief. „Schon gut, lass ihn rein, dann bist du für heute entlassen!“, lächelte Atemu seinen Getreuen an und knotete sich ein Leinentuch um die Hüften. „Wie ihr meint!“, Oba verneigte sich mit gekreuzten Armen und verließ das das Gemach und Ramoses trat ein. Er war nicht zur Feier gekommen, da er sich verspätet hatte. Ramoses hatte im Tempel von Abydos ein Jahr zugebracht, um doch das Priesteramt zu studieren. „ATI!“, Ramoses drückte seinen Halbbruder an sich: „Schön dich zu sehen. Verzeih, dass ich zu spät bin und die Feierlichkeiten verpasste. Ich habe es wirklich nicht geschafft, dabei hatte ich mich schon darauf gefreut mit dir wieder zu lachen und zu feiern.“ Atemu erweiterte die Umarmung und wies dann auf eine Gruppe Sitzkissen: „Es ist schön, das du heute überhaupt noch gekommen bist. Setzt dich doch, du musst durstig sein, nach dem langen Ritt durch das Kemet.“ „Danke und so weit war der Ritt ja nicht. Abydos liegt doch nur… Entschuldige, ich vergaß das du die Residenz noch nicht verlassen hast, außer um nach Karnak zu gehen und dort zu lernen. Du musst aber unbedingt mal mit in die Stadt. Sie ist wunderschön und groß.“ „Das weiß ich, ich seh sie mir oft dem Balkon aus an!“, meinte Atemu und goss seinen Bruder einen Becher kühles Bier ein, er selbst blieb bei Wasser. „Das ist nicht zu vergleichen! Danke!“, Rami nahm den Becher und leerte ihn in seinem Zug: „Du kennst die Menschen nicht. Sie sind alle so freundlich und aufmerksam. Es ist lustig sich mit ihnen zu unterhalten und man erfährt sehr viele Dinge. Zum Beispiel das bald wieder eine Karawane aus Punt eintreffen wird und die Stadtbewohner sind schon ganz nervös deswegen, da sie alle hoffen etwas von den Gewürzen und Stoffen zu bekommen. Auf dem Markt kann man alles selber kaufen und sich im Feilschen versuchen. Es gibt immer etwas über das man Lachen kann. Es pulsiert das Leben in den Straßen und du weißt gar nichts davon. Zum Beispiel, wenn die Gesandten der Fremdländer kommen, dann kucken alle ganz neugierig und wollen wissen wer und warum er hier ist.“ Ramoses untermalte seine Worte mit ausschweifenden Bewegungen und leerte gleich wieder einen Becher Bier. „Das hört sich wirklich interessant an, aber ich darf doch nicht in die Stadt. Ich habe auch gar keine Zeit, den Shimon und die anderen meiner Lehrer lassen mir nur sehr wenig Zeit. Wenn ich jemanden brauche, dann habe ich Namo und Mana zum Reden und die Zwillinge wollen ab und zu, dass ich mit ihnen spiele. Auch kommen von Zeit zu Zeit junge Priester hierher, die man zu meinem zukünftigen Rat erklärt hat. Ihre Namen sind Karim, Mahado, Isis, Shada und unser Cousin Seth. Sie sind alle jetzt schon sehr fachkundig und ich verstehe mich ihnen. In Karnak sehen wir uns oft“, winkte Atemu ab und trank von seinem Wasser: „Doch sag mal, wie war es in Abydos?“ „Na ja… Ruhig, ich habe meinst mit dem altem Priester in einer Kammer gelernt und nur wenig freie Zeit gehabt. Aber die Wenige wusste ich zu nutzten!“, grinste Ramoses wissend und zog eine Augenbraue hoch: „Du kannst es dir sicher denken.“ „Nein kann ich nicht!“, gab Atemu zurück. „Was? Du machst dich lustig über mich, mein Bruder? Du bist auch ein Mann und willst mir sagen, das dir keine der Dienerinnen, die ihre wunderbaren Körper zur Schau stellen, in dir unzüchtige Gedanken weckt?“, Ramoses legte den Kopf schief: „Du hast auch eine Frau in deinem Rat, nicht? Isis nanntest du sie, sie ist sicher sehr anziehend.“ Atemu sah Ramoses an und stellte den Becher ab: „Ich muss dich enttäuschen. Isis ist Karim versprochen und mal ganz davon abgesehen, weiß ich nicht, was du wirklich meinst. Ich habe noch keine Frauen berührt und ich sehe auch keinen Grund dafür.“ „Die Lust hat dich noch nicht angesteckt… Mein kleiner Bruder, du verpasst etwas!“ „Das glaube ich dir nicht. Was sollte ich denn verpassen? Ich bin eigentlich sehr froh, dass mich die Frauen noch nicht beeinflussen und umgarnen können. Ich sehe sie als Menschen und nicht anderes als die Männer. Warum sollte ich mein schönes ruhiges Leben wegen so etwas ändern?“, wandte Atemu ein: „Frauen machen einem das Leben nur schwerer als es ist, also lass ich sie in Ruhe und begnüge mich mit dem, was ich habe.“ Rami seufzte: „Frauen sind zur Unerhaltung gut. Und du musst nicht ihrem Charme erliegen, das sollte andersherum sein. Dass sie Deinem erliegen. Ich sehe sie als Mittel zum Zweck und sie wissen was sie tun, wenn sie einem Mann die Freuden schenken. Du solltest es versuchen. Niemand wird von dir Verlangen, dich gleich zu binden, mein Bruder.“ „Nein… das muss ich nicht haben!“, Atemu kratzte sich am Haaransatz und seufzte: „Dich haben die Weiber wohl schon betört, oder warum bist du so scharf, dass auch ich in ihren Bann gerate?“ „Ich betöre sie, das ist ein Unterschied!“, stellte Ramoses klar: „Und ich möchte lediglich das du, mein Bruder, dir die Fleischeslust zu eigen machst. Es ist wunderbar eine Frau zu haben. Weißt du was? Ich werde es dir beweisen!“ Atemu sah ihn schief an: „Nein danke!“ „Doch!“ „Rami, ich mag nicht. Hier gibt es eh kein Weib, das mir gefallen würde. Alle sind so… einsinnig oder zu gehorsam. Was will ich mit einer Dienerin, die mir einfach nur zu Willen ist, weil ich der Kronprinz bin. Dann könnte ich Vater gleich bitten, mir eine Frau zu geben“, widersprach Atemu. Er wollte es wirklich nicht und er verstand nicht, das Rami nicht lockerließ. Hätte er damals schon gewusst, dass ihn die Liebe irgendwann den Verstand komplett vernebelte und doch erhellte, dann wäre er niemals auf Ramoses eingegangen sondern hätte gewartet, doch hier und jetzt waren Ramsoes Worte wie süßes Gift, dass ihn verführen wollte. „Keine Dienerin, ein Freudenmädchen. Die müssen nicht wissen wer du bist, nur das Gold zählt. Gib ihr einen Goldring und sie bringt dir die körperliche Liebe bei. Vertrau mir nur, Ati, es wird dir gefallen! Du wirst dich sogar fragen, warum es nicht schon früher getan hast. Mir ging es so. Was meinst du? Es ist dein Geburtstag…“, Ramoses lächelte ihn an: „Ich wollte mir heute sowieso wieder etwas Gutes tun.“ Atemu nickte: „Also gut...“ Heute war es für Atemu unvorstellbar, das er sich damals so leicht hatte überreden lassen. Na ja, immerhin hatte er Rami damals auch noch für seinen Bruder gehalten, der ihn liebte und nicht hinter seinem Rücken versuchte auf den Thron zu kommen. Das Wasser des Sees lag immer noch schwarz da und der Kronprinz versuchte zu verstehen, warum sein Leben so verlaufen war. Es hätte alles so viel einfach sein können. Wenn sein Vater nur niemals ihn, sondern Ramsoes zum Pharao erkoren hätte, dann wäre es sicher so gekommen, dass sie Rami zu einem guten Herrscher erzogen hätten. Es wäre zu keinem Neid gekommen… „Atemu… Was machst du denn hier?“, unterbrach Atemu eine bekannte, vertraute Stimme. „Shimon…“, Atemu wandte sich seinem alten Lehrer zu: „Warum seid ihr zu dieser Stunde noch wach?“ „Das fragte ich mich, als ich Euch hier sah, mein Prinz. Aber dennoch denke ich, dass wir aus dem selbem Grund keinen Schlaf finden. Die Tage der Ära unsers geliebten Osiris-Akunumkanon sind vergangen und nun steht es nur ihm Buche der Götter, ob es eine neue goldene Zeit mit euch als Pharao wird, oder eine dunkele Ära anbricht, in der Ramoses die Kronen trägt…“, Shimon ließ sch neben Atemu nieder: „Hat man Chephren und Isahra schon gefunden?“ „Nein…!“, Atemu schüttelte den Kopf: „Wäre es so, wäre sich nicht alleine hier. Und ich bitte dich nicht von goldenen Zeiten zu sprechen, in denen ich Pharao sein soll. Ich weiß nämlich nicht, ob ich das wirklich so gut machen kann, wie es mein Vater und Onkel Akunadin vorgelebt haben.“ „Aber auch Diese war nicht perfekt“, wandte der alte Shimon ein: „Das weiß ich nur zugut. Dein Vater, Atemu, war der wohl gutherzigste Mensch, den ich je kennen lernen durfte. Er wollte keine Kriege und ohne deinen Onkel, wären wir wohl oft verloren gewesen. Auch wenn ich deinen Vater als Pharao sehr geschätzt habe, so fehlte ihm eine starke Hand um die Maat allein durchsetzen zu können. Das hat er nur zu gerne Akunadin überlassen. Du jedoch bist da anderes. Du hast ein warmes und liebendes Herz und die Kraft ein Urteil zu sprechen, das der Maat gerecht werden kann.“ „Du siehst zu viel in mir, alter Freund. Ich bin auch nur ein Mensch und habe meine Laster. Ich bin mir auch sicher, dass ich versagen werde, wenn ich Isa nicht bald wieder neben mir weiß. Sie gab mir die Kraft zu sein, was man von mir erwartet hatte, aber ich glaube nicht das ich genügend Kraft habe mich Aton und Ramsoes zu stellen, die richtigen Worte zur rechten Zeit zu finden, um mich richtig dazustellen. Vermutlich werde ich die Fallen dankend annehmen und in Fettnäpfchen treten…“ „Oh nein, das tue ich nicht. Weißt du, menschliche Schwächen hat Jeder. Die Kunst sie zu verbergen, wenn man auf dem Thron sitzt, ist das, was man zu lernen hat. Du hast so viel gelernt. Ich habe dich kaum wieder erkannt, als ich dich sah und reden hörte. Atemu, Isahra mag ein Teil von dir sein, aber sie macht dich nicht aus. Deine Sorgen kann ich nachvollziehen, aber es gehört auch dazu, sie in den Hintergrund treten zu lassen. Vergiss nicht, das Isahra und Chephren in diesem Moment unsterblich sind. Ihre Wunden und Krankheiten heilen schnell. Wenn die Götter dich nicht verlassen haben, wirst du sie zurückbekommen. Ich vertraue auf dich, Kronprinz Atemu. Mach dir im Herzen bewusst, dass du alles erreichen kannst, aus eigener Kraft. Deine Frau hat sie freigelegt und dich Dinge gelernt, die du nur noch umsetzen musst. Auch wenn du sie liebst, so darfst du dich nicht von ihrer Nähe abhängig machen“, versuchte Shimon dem Pharao Mut zu machen. „Shimon, das mach ich nicht, aber das wissen, dass ich nicht weiß, was ihr zugestoßen ist… Wenn sie einfach nur nicht da sein könnte, weil sie in einem Tempel ist, dann wäre es anders, aber so…“, Ati brach ab. Shimon hatte ja Recht, es ging hier um so Vieles mehr, als nur seine Gefühle und Sorgen. Das Land brauchte ihn, um Ramsoes die Krone vorzuenthalten. Isahra würde es ihm sicher auch sagen und er konnte ohnehin nichts tun. „Diese Ohnmacht macht dir zu schaffen, nicht? Das geht uns allen Mal so, doch dieser Zustand wird vergehen, wenn du einsiehst, dass es manchmal diese kleinen Dinge sind, die das Leben so wunderschön machen. Denk lieber daran, wie es sein wird, wenn sie wieder bei dir ist. Ihr werdet sicher viele Kinder haben…“ „Da bin ich mir nicht so sicher…“, widersprach Ati und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Eine schmerzliche Ahnung hatte ihn beschlichen, als er an die vielen Frauen gedacht hatte. „Wie meint ihr das?“, wundert sich Shimon. „Nun ja, Ramoses nahm mich doch immer mit in die Freudenhäuser. Ich habe so viele Frauen gehabt, dass ich nicht mehr im Stande bin sie zu zählen, doch in dieser ganzen Zeit, habe ich kein Kind gezeugt. Realaistisch gesehen, ist es nahezu unmöglich, wenn man so viele Weiber hatte, kein Kind dabei in die Welt zu setzen“, begann Atemu: „Was wenn die Götter es mir verwähren jemals Kinder zu haben. Isahra ist aus anderen Gründen noch immer ohne ein Kind in ihrem Schoß, aber den vielen Anderen hätte ich sicher eines geschenkt, wenn ich kein Handikap hätte.“ Shimon dachte eine Weile nach: „Ich verstehe was ihr meint, aber das würde sich prüfen lassen und ich bin mir auch sehr sicher, das ihr bei den Göttern um ein Kind bitten könnt. Auch eure Frau hat genug Einfluss auf die Götter. Ich bin mir sehr sicher, dass die Frauen sich einfach schützten.“ „Ich danke dir Shimon!“, Atemu erhob sich und lächelte: „Ich werde nun zurück in meine Gemächer gehen und versuchen schlaf zu finden. Namo ist bei mir, da er Angst hatte und ich denke, dass er nicht allein sein möchte.“ „Schlaft gut und erholt euch, mein Prinz“, meinte Shimon und sah ihm nach. Er wusste was Atemu fühlte und wie sich mit der Ungewissheit die Dunkelheit im Herzen breit machen konnte. Für Atemu hatte er bis heute kaum eine Zeit gegeben, in der er sich so ohnmächtig gefühlt haben musste. Der Tod seines Vaters vielleicht, aber ansonsten waren diese Tage hier wohl die Dunkelsten für ihn. Ob Atemu Isahra zurückbekam oder nicht, konnte der alte Mann beim besten Willen nicht ahnen. Er hatte in Karnak mit einem Gott versucht zu sprechen, doch nicht mal sein Ka hatte sich rufen lassen. Atons Macht war im Begriff alles zu überfluten und das Licht in den Herzen Menschen mit einem neuen Glimmen zum Erlöschen zu bringen. Wenn die Menschen sich von den Göttern abwenden würden, dann gäbe es sicher eine ganz neue Ära, die der von Echnaton nachkam und im Chaos enden würde. Die Menschen hatten sich ihre Götter gewählt und Aton würde ihnen diese Möglichkeit nehmen, dass wäre auch für den alten Shimon ein Grauen, denn er betete jeden Tag zu Osiris. Atemu ging leise durch die Flure zu seinen Gemächern. Er wusste nicht was es war, aber etwas schien anderes zu sein. Es war aber ein sehr angenehmes Gefühl, dass ihn im Moment beschlich, auch wenn es etwas unheimlich war. „Entschuldigung! Du bist doch Atemu, der Kronprinz von Ägypten, oder?“, fragte ein kleiner Junge, er urplötzlich vor Atemu stand und zu ihm aufgrinste. Er sah Atemu verblüffend ähnlich, zu ähnlich für seinen Geschmack. „Ja, bin ich… und du bist?“, nickte Ati verdutzt und kniete sich zu dem Kind, das sicher nicht älter als fünf oder sogar nur vier Jahre alt war. „Meine Eltern rufen mich Kai!!“, strahlte er Atemu an: „Aber das ist nicht mein ganzer Name. Hier, mein Opa meinte, dass ich dir das hier geben soll. Du würdest es brauchen… Ich kann zwar schon ein wenig lesen, aber diese alten Zeichen verstehe ich noch nicht…“ Er hielt Atemu eine Schriftrolle hin, die dieser ihm auch gleich abnahm. „Dein Großvater?“, fragte Atemu nach. „Ja! Er kann nicht kommen und daher soll ich das machen. Aber ich muss los! Wir sehen uns sicher wieder!“, lachte Kai und rannte den Flur hinunter und verschwand hinter einer Ecke. „Ah…“, Atemu hatte gar nicht so schnell reagieren können, wie der Kleine weg war. Er erhob sich langsam und sah sich die Schriftrolle an. Seine Augen weiteten sich, als das Siegel mit der Kartusche sah: Nofretete… ~ Phase 47 End ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)