Bis zu meinem letzten Atemzug von DhalaElenaAngel (Die Folgen der letzten Schlacht) ================================================================================ Kapitel 5: Geneinsame Zukunft ----------------------------- Zwei Wochen. Inzwischen waren zwei Wochen vergangen. Sesshoumaru starrte den Berg an, das Loch in der Wand. Er konnte den Zauber schimmern sehen, der auf dem Eingang lag. Dahinter war er. Er wusste es einfach. Hier wurde Inu Yasha gefangen gehalten und er war noch am Leben! Langsam zog Sesshoumaru das Schwert, dass Lord Kishoru ihm anvertraut hatte. Am liebsten wäre er einfach losgestürmt, doch er wusste nur zu gut, dass das ein riesiger Fehler gewesen wäre. Er musste vorsichtig sein, wenn er das Leben seines Geliebten nicht riskieren wollte. Sehr vorsichtig. Er musste erst diesen Zauber überwinden, um Naraku dann überraschen zu können. Es war ein starker Schutzzauber, ähnlich des Bannkreises um sein eigenes Schloss. Es war schwer, solche Sprüche nicht auszulösen. Er würde etwas Zeit brauchen. ‚Halt durch, saiai,’ flüsterte er leise, hoffte, dass Inu Yasha es vielleicht doch verstehen würde. ‚Ich bin bald da.’ Mit diesen Worten lief Sesshoumaru einige Schritte zurück, wo sein Beutel lag. Auch sein Diener, der ihn unbedingt hatte begleiten wollen, stand da. „Herr?“ „Er ist hier. Hinter einem starken Bannkreis. Wenn ich doch nur Mitternachtskraut dabei... Jekken?“ Sein Diener hatte in den Beutel gegriffen, zog ein Bündel Kräuter heraus. „Wird das genügen, Lord?“ „Du scheinst an alles gedacht zu haben,“ stellte Sesshoumaru überrascht fest. Er selbst hatte einfach aufbrechen wollen, nur mit dem Schwert. Sein Diener zuckte nur die Schultern: „Das ist meine Aufgabe, Lord Sesshoumaru. Ich habe einmal versagt, noch einmal wird mir ein solcher Fehler nicht unterlaufen.“ „Du konntest gar nichts tun.“ „Ich hatte die Verantwortung für Euren Gefährten,“ gab Jekken nur zurück. „Braucht Ihr noch etwas?“ Der Dämon starrte auf die Kräuter. Eigentlich hätte er mindestens eine weitere nacht verloren, um sie zu ernten, wenn sie hier überhaupt gewachsen wären. Er schüttelte den Kopf, setzte sich und griff nach der Schüssel, die Jekken benutzt hatte, um Wasser aus einer nahem Quelle zu holen. Er goss die Flüssigkeit einfach weg, legte die Kräuter, die er vorher zerbröselte, hinein. Denn biss er sich selbst ins Handgelenk, dorthin, wo Inu Yasha schon bei der Zeremonie gebissen hatte, ließ Blut auf die Blätter tropfen. Nicht zu wenig. Erst dann gestattete er der – diesmal nicht schmerzenden – Wunde, wieder zu heilen. Leise sprach er einige Worte über dem seltsamen Gemisch, bevor er es an die Lippen setzte und trank. Dann wartete er. Wartete, bis die Dunkelheit hereinbrach. Immer wieder musste er sich selbst davon abhalten, nicht einfach loszustürmen und alles noch schlimmer zu machen. Aber kaum erschien der Mond am Himmel, sprang Sesshoumaru in die Höhe, griff nach dem Schwert neben sich. Ohne ein Wort machte er sich auf, lief auf das Loch im Felsen zu, spürte den kurzen Wind, als er Schild widerstandslos durchschritt. Dank der Anwesenheit seines Geliebten erkannte das Schild ihn nicht als Feind, sondern als Inu Yasha selbst. Er war noch nie so froh darüber gewesen, die alte Zeremonie durchgeführt zu haben, denn nur sie ermöglichte ihm das gerade. Es war dämmrig im Inneren. Einige Lichtpunkte, Fackeln, waren an der Wand befestigt, brachten aber kaum wirklich Licht hier hinein. Denn der Berg war von Innen so dunkel, wie von Außen – und er absorbierte einen Großteil der Magie, die um ihn herum gewirkt wurde. Was eine Erklärung dafür sein konnte, dass er nicht hatte mit Inu Yasha reden können. Lautlos schlich Sesshoumaru über die nackten Steine. Schon jetzt konnte er eine fremde Stimme hören, die herumschrie. Narakus neuer Körper. Davon musste er ausgehen. Und dieser war gerade dabei, seinen Geliebten zu beschimpfen! Und was er noch alles tat... Mühsam um seine Beherrschung ringend ballte Sesshoumaru seine Faust um das magische Schwert, hoffte, dass das Juwel der Seelen auch hier stark genug sein würde, schlich weiter. Immer stärker wurde der Geruch nach Blut – nach Inus Blut. Seine Aggressivität wurde immer heftiger. Und dann sah er den Anderen. Naraku erhob sich gerade, lachte kalt auf: „Na, wieder mal bewusstlos? Na, dann muss ich das Ganze eben wiederholen, wenn du wieder wach bist!“ „Das glaube ich weniger!,“ knurrte Seshsoumaru kalt, schwang die Klinge, streifte Narakus Amr. „Was... wie...! Sieh einer an. Da will wohl wieder Jemand den Arm verlieren. Es war ein Fehler. Ein Fehler, hierher zu kommen. Ohne dein heiß geliebtes Schwert! Hier habe ich allein die Macht!“ Ein Blitz kam aus der Hand. Sesshoumaru machte sich nicht einmal die Mühe, auszuweichen, ließ ihn gegen seine Klinge prallen. Diese absorbierte die Magie, das Juwel begann, vor sich hinzuleuchten, als würde es sich selbst aufladen. „Auch diese Klinge wird dir nichts halfen!“ „Abwarten,“ knurrte Sesshoumaru, sah in dem Moment die zusammengekauerte Gestalt seines Bruders, der sich nicht regte. Das war das Letzte! Er merkte, wie seine Kraft immer mehr außer Kontrolle lief, wusste, seien Augen waren nun purpurn. Sein innree Dämon übernahm die Kontrolle über sein Handeln. Ohne nachzudenken, hob er sein Schwert, ging auf den Schuldigen los, der immer wieder versuchte, auszuweichen, bis er mit dem Rücken an einer Wand stand. Auf einmal grinste er böse, der Körper sackte zusammen, ohne das Sesshoumaru ihn berührt hätte. Der aber reagierte sofort, riss die Klinge, die zu leuchten begann, herum, stieß in die leere Luft. Bis ein schriller Schrei in den Wänden wiederhallte. Er hatte getroffen. Niemand, niemand würde auch nur versuchen, vom Körper seines Geliebten Besitz zu ergreifen! Niemand! Und schon gar nicht ein dahergelaufener Irrer, der mit schwarzer Magie spielte! Umrisse erschienen in der Luft. „Leide,“ zischte Sesshoumaru kalt, drehte die Klinge ein weiteres Mal herum, bevor er das Schwert an seinem Gürtel befestigte und auf die Gestalt am Boden zuhastete: „Inu?“ Keine Reaktion. Aber dafür etwas Anderes. Die Stirn seines Geliebten war heiß. Er lag außerdem vollkommen nackt auf dem kalten Stein und am nächsten Tag war Neumond. Er musste seinen Gefährten sofort zurück bringen, in sein Schloss. Mit Inu Yasha, den er in sein Fell gewickelt hatte, auf den Armen, trat er hastig aus der Höhle, rannte zu Yakken, verwandelte sich. Sein Diener legte wortlos den Gefährten seines Herrn auf dessen Rücken, kletterte mit drauf, hielt den Bewusstlosen fest, während Sesshoumaru losraste.... Selbst als Sesshoumaru den Dreck endlich von seinem Geliebten abgekratzt hatte, bot er noch einen schrecklichen Anblick. Über und über mit Wunden und blauen Flecken übersät und weiterhin bewusstlos. Er reagierte auf nichts. Weder auf Seshsoumarus Stimme, noch auf sein leises, konstantes Rufen im Kopf. Er lag einfach nur da, mit schmerzverzerrtem Gesicht und vor dem Bauch verschränkten Armen. Sesshoumaru hob seinen Bruder wieder auf seine Arme, brachte ihn zurück in sein eigenes Schlafzimmer. Jakken hatte sein Bett wieder neu bezogen, die Seidenlaken ein weiteres Mal gegen Felle ausgetauscht. Dankbar nickte der Dämon, legte seinen Bruder vorsichtig hin. „Wo bleibt die Heilerin?“ „Meisterin Chio wird sicher bald eintreffen.“ Mit einem leisen Knurren nahm Sesshoumaru das zur Kenntnis, setzte sich zu seinem Geliebten, hob dessen Kopf in seinen Schoß, sah entsetzt, wie Inu Yasha erneut vor jeder Berührung zurückzuckte. Bei Kami! Wenn es nur einen schmerzvolleren Weg gegeben hätte, Naraku zu töten! Sanft, sich selbst zur Ruhe zwingend, strich der Ältere durch Inus noch feuchte Haare, am liebsten hätte er auch über dessen Bauch gestrichen, doch schon beim Waschen hatte er gemerkt, welche Angst sein Gefährte dann bekam. Also ließ er es. Sein Gefühl sagte ihm, dass das verdammt ungut wäre. „Was, bei allen Göttern, ist denn hier geschehen!?“, rief in dem Moment eine wohl bekannte Stimme. Chio stand ratlos vor dem Bett ihres Herrn, betrachtete das weiße und doch glühende Gesicht Inu Yashas, während ihre Assistentin erschrocken zurückstolperte. Niemand hatte sie darauf vorbereitet, was sie hier vorfinden würden. „Hilf ihm,“ gab Sesshoumaru nur kalt als Antwort, ohne mit dem Streicheln aufzuhören. Er behielt die Heilerin genau im Auge, als diese ans Bett trat und begann, den Jüngeren zu untersuchen, wobei sich ihr Gesicht immer weiter verfinsterte. Als sie an dessen Bauch fassen wollte, begann Inu Yasha auf einmal zu wimmern, seine Arme schlugen in die Luft, er versuchte, sich zusammen zu rollen. „Lord, haltet Euren Gefährten fest! Ich muss ihn untersuchen!“ Unwillig, aber doch einsehend, dass es sein musste, packte Sesshoumaru die Arme seines Bruders, drückte ihn zurück aufs Bett, begann, dem Jüngeren beruhigende Worte zuzuflüstern, die der aber offensichtlich gar nicht wahr nahm, weiter versuchte, um sich zu schlagen und dem Griff zu entkommen. Die Heilerin sah kurz auf: „So hat es keinen Sinn. Seine Panik könnte eine Fehlgeburt auslösen und das ist nicht gut für den Nachwuchs. Was ist geschehen, Lord?!“ „Ich weiß es nicht! Ich habe ihn so gefunden, verdammt!“ Chios Augenbrauen wanderten in die Höhe, aber sie erkannte, dass es vollkommen sinnlos sein würde, weiter zu fragen. Sesshoumaru war selbst viel zu panisch, um konkrete Antworten geben zu können. Im Moment galt es, Schadensbegrenzung zu treiben. „Wann hat er das letzte Mal etwas gegessen?“ „Ich weiß es nicht!“ „Das ist nicht gut, er scheint viel zu schwach zu sein,“ murmelte Chio, sah auf den nun wieder reglos da liegenden Körper. Es sah verdammt schlecht aus. Nicht regelmäßig gegessen, mit Sicherheit nicht geschlafen. „Er muss etwas zu sich nehmen.“ „Und wie?“, fragte Seshsoumaru verzweifelt. „Er wacht ja nicht auf!“ „Blut.“ „Was?“ „Gebt ihm Euer Blut. Das wird ihm erst einmal helfen und den Kleinen auch.“ „Den Kleinen?“ „Es müssen wohl zwei sein,“ gab die Heilerin grübelnd von sich. Für eines hatte sie gerade zu viele Glieder gespürt. Erneut und ohne zu zaudern biss Sesshoumaru sich in sein Handgelenk, presste es auf Inus bleiche Lippen, beobachtete, wie Chio mehrere Schluckreflexe auslöste, bevor sie ihm Einhalt gebot. „Das sollte ihn erst einmal stabilisieren. Wir müssen ihn irgendwie wach bekommen.“ „Und wie?“ „Ich weiß es nicht.“ „Diese Nacht ist Neumond!,“ rief Sesshoumaru panisch. „Und?“ „Verdammt noch mal, er ist Hanyou! Er wird...!“ In dem Moment begriff Chio. „Er wird.. zu einem Menschen werden?“ Das war nicht gut, gar nicht gut. Schon so war Inu Yasha viel zu schwach. Wie würde es erst sein, wenn er auch noch einen menschlichen Körper annehmen würde? „Ich werde einen Zauber um ihn weben, der ihn in dieser Zeit stabilisieren wird, mehr kann ich nicht tun,“ seufzte sie. „Der Rest liegt allein an ihm.“ „An ihm?“ „Es sieht so aus, als wolle er nicht aufwachen. Ich weiß nicht, warum, aber das ist die einzige Erklärung. Er mag ja schwach sein, aber so schwach auch nicht. Das hätte nicht geschehen dürfen.“ Mühsam hielt Sesshoumaru einen Schrei zurück. Die Heilerin konnte schließlich auch nichts dafür. „Was soll ich tun?“ fragte er stattdessen hilflos. „Gebt Eurem Gefährten in regelmäßigen Abständen etwas von Eurem Blut, um ihn zu stabilisieren. Wenn seine Kraft weiter abnimmt, könnte das die Geburt auslösen und er ist nicht in der Verfassung, das jetzt zu überleben. Und die Kleinen wahrscheinlich auch nicht. Mehr kann im Moment niemand tun. Wir müssen abwarten. Ich werde nun den Bann vorbereiten,“ mit diesen Worten verabschiedete die Heilerin sich und zog sich zurück. Sie war immer noch erschüttert. So etwas hatte sie noch nie zu Gesicht bekommen... ‚Saiai,’ bat Sesshoumaru sanft. ‚Komm schon, antworte mir! Ich bin’s! Niemand wird dir je wieder etwas antun! Ich verspreche es! Ab jetzt lasse ich dich nicht mehr alleine! Bitte! Komm zu dir! Komm schon!’ Kurz stöhnte Inu Yasha auf. Es war ein schmerzerfüllter, ängstlicher Laut. Er warf seinen Kopf auf dem Schoss seines Gefährten herum, als versuche er, etwas von sich fern zu halten, dann wurde er wieder ruhig, lag einfach nur so da. ‚Bitte....’ Nein! Er wollte nicht! Er wollte bleiben! Hier, in der warmen Dunkelheit! Hier, wo ihm nichts geschehen konnte, wo er sicher war. Er wollte nie wieder zurück und mitbekommen, was Naraku mit seinem Körper tat – schon wieder und so unendlich viel grausamer, als beim ersten Mal! Er wollte nicht daran denken müssen, was mit seinen Kindern geschehen würde, mit Sesshoumaru! Er wollte nur hier bleiben, in der Dunkelheit, die so weich war, die ihm schützte. Nie wieder aufwachen, sich der Wirklichkeit stellen müssen. Hier wollte er bleiben... für immer... Und doch merkte er wie er weiter nach oben gedrängt wurde, unaufhaltsam, wie schon die Male zuvor. Zurück auf den eisigen Steinboden, zurück zu den Schlägen, zu dem Wissen, was ihm bevor stand. Zu Narakus Gemeinheiten, er würde erneut die Gesichter seiner Freunde sehen müssen, die ihn ansahen und lachten, immer lauter, je mehr der Andere seinen Körper missbrauchte. Weil er lebte... Sesshoumaru... Er merkte, dass er wieder wach war. Scheiße! Weg aus der warmen Finsternis. Automatisch rollte er sich etwas zusammen, um der Kälte, die gleich mit voller Wucht auf ihn einschlagen würde, zu entkommen. Seine Hand strich über den Untergrund, ohne ihn wahr zu nehmen. Sie waren nur noch zwei offene, schmerzende Wunden. Auch die Augen bekam er nicht auf. Zu groß schien ihm diese Anstrengung, die so unnötig war. Was wollte er ansehen? Die Schatten, die die Fackeln an die Wände warfen? Sicher nicht... „Inu?“ Was..? Diese Stimme! Nein! Das konnte nur ein weiterer, seltsamer Wachtraum sein. Naraku hatte ihm schließlich immer wieder gesagt, dass Niemand ihn würde finden können, dass er dafür gesorgt habe. Was würde nun folgen? Würde auch Sesshoumaru ihm Vorhaltungen machen? Er hätte jedes Recht dazu... Und doch... Alles tat immer noch so weh. Nein, es schien schlimmer geworden zu sein. Nein! Scheiße! Er wusste auf einmal, diese Nacht würde er nicht überleben. Er musste seine Augen nicht öffnen, um die pechschwarzen Strähnen seines Haares zu sehen. Seine Hand verkrampfte sich um seinen Bauch. Er hatte versagt... einmal mehr. ‚Es... tut mir leid,... Sess...’, dachte er, wartete auf den Schmerz, der nicht mehr lang auf sich warten lassen würde. „Inu! Du... Hörst du mich? Bist du wach?“ Was? Erneut diese Stimme! Flehend und ganz in der Nähe! Träumte er? Wenn, dann war es endlich mal wieder ein schöner Traum. Ja, die Kälte, sie blieb immer noch aus und etwas lag angenehm kühl auf seiner heißen Stirn. Aber – seit wann ließ Naraku zu, dass das was er sah, so schön war? Er hatte ihm immer und immer wieder nur seine Freunde gezeigt, die ihn – zurecht – so hassten! Warum sollte er ihm nun so etwas Schönes gewähren? „Inu! Komm schon! Sag was!“ Sesshoumaru hielt den Jüngeren immer fester, immer noch nicht verstehend, wofür sein Geliebter sich gerade hatte entschuldigen wollen. Er musste zumindest halb wach sein! Auch hatte der Jüngere sich doch wieder zusammengerollt! „Sess...?,“ Inu Yasha war über den Klang seiner eigenen Stimme entsetzt. So kratzig und rau. So... kaputt... „Inu! Otouto!,“ es fehlte nicht mehr viel und Seshsoumaru hätte vor Erleichterung das Heulen angefangen. „Versuch, die Augen auf zu machen,“ bat er schließlich sanft, strich mit seinen Händen über Selbige. Verwirrt richtete Inu Yasha seinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, gerade, als er die sanfte Berührung spürte. Konnte das... konnte das wirklich sein? Er musste es einfach wissen! Mit aller Gewalt zwang er sich, die Augen zu öffnen. Wenigstens etwas. Erkennen konnte er allerdings fast nichts. Nur einen silberweißen Fleck über sich. Ein seltsamer Traum... Sesshoumaru erkannte, wie die Augen seines Geliebten sich ein winziges Stück öffneten, gerade genug, um das Gold darunter matt schimmern zu sehen. Bei allen Göttern! Er war wach! „Inu,“ flüsterte er erleichtert, richtete den Jüngeren etwas auf, drückte ihn an sich. Der Jüngere merkte, wie er bewegt wurde. Er hatte nicht die Kraft und den Willen, sich zu wehren. Außerdem ekelte ihn diese Berührung nicht. Auch fehlte ihr jegliche Gewalt. Es war... wie eine Umarmung? Er wollte seine Augen wieder schließen. „Nicht einschlafen!,“ rief Sesshoumaru alarmiert. ‚Warum...?,’ gab Inu Yasha nur müde zurück. ‚Du... bist doch wieder... verschwunden, wenn... wenn ich aufwache. Es... es tut mir so... leid...’ Er wusste, sein nächstes Erwachen würde er nicht überleben. „Was...? Wovon redest du, saiai? Du, du bist doch wach! Und ich werde sicher nicht verschwinden! Ich bin hier!“ „Traum,“ nuschelte Inu Yasha nur, erschrak aber, als seine eine Hand von seinem Bauch gezogen wurde, er brach in hilflose Panik aus. „Ruhig,“ bat Sesshoumaru, der das sofort merkte. Er hielt einfach nur die Hand seines Geliebten, spielte mit dessen Fingern: „Spürst du mich?,“ fragte er, als er über die bandagierten Finger strich, die teilweise bis aufs Fleisch offen gewesen waren. „Ich bin wirklich da, ich bin kein Traum. Du bist in Sicherheit. Naraku – er wird nicht wiederkommen – nie wieder. Ich habe seine Seele getötet.“ ‚Sess... blieb... bleib da... lass... mich nicht allein!’ Inu krümmte sich in die schützende Umarmung, nicht wissend, wie lange dieser Traum noch dauern konnte, der so echt wirkte. Es war so schön warm hier... „Ich lasse dich nie wieder allein,“ gab Sesshoumaru sanft zurück, strich über Inus Seiten, sah, wie Tränen aus den nun wieder geschlossenen Lidern quollen. Er merkte aber auch, wie kurz der Jüngere wieder davor war, wegzudriften. Hastig biss er sich ein weiteres Mal ins Handgelenk, presste die Wunde an Inus Mund: „Trink,“ befahl er leise. Irritiert stellte Inu Yasha fest, dass etwas in seinen Mund lief. Ein bekannter uns vertrauter Geruch stieg ihm in die Nase, etwas, dass er sogar mit der Nase eines Menschen überall erkannt hätte. Er wollte nicht schlucken, doch Finger, die seine Kehle entlang glitten, zwangen ihn dazu, mehrfach, bevor etwas von seinen Lippen weggezogen wurde. Sesshoumaru seufzte. Es war klar, dass der Jüngere gleich wieder schlafen würde. Er war immer noch viel zu schwach und es würde wohl auch noch eine ganze Weile dauern, bis sich das wieder ändern würde. Aber immerhin – er war wieder wach. Sanft strich er über die Augen des Jüngeren. „Schlaf. Ich bin da.“ Es war immer noch herrlich warm, stellte Inu Yasha fest, als sein Verstand das nächste Mal vage Vorstöße machte. Die eisige Kälte schien verschwunden zu sein. Der Boden kam ihm nicht mehr so halt und scharf vor. Kein Stein bohrte sich schmerzhaft in seinen Bauch oder seine Seite. Zwar pochte ein dumpfer Schmerz durch seinen Körper, aber gleichzeitig blieben neue Tritte einfach aus. Sesshoumaru merkte, wie der Jüngere in seinen Armen langsam ein weiteres Mal erwachte. Nachdem er über vierundzwanzig Stunden geschlafen hatte. Er war die gesamte Zeit hier geblieben, hatte das Bett nicht verlassen. Er lächelte erleichtert, strich durch dessen dichte Haare. „Inu?“ Da war sie wieder! Die Stimme! Über ihm, beruhigend, einfach da. Sein Traum – war er zurückgekehrt? Langsam öffnete Inu Yasha die Augen. Es schien ewig zu dauern, bevor er in der Lage war, wieder einigermaßen klar zu sehen. „Sess..!“, keuchte er überrascht. „Sess...!“ „Ganz ruhig. Ja, ich bin da, keine Angst. Du bist in Sicherheit. Das habe ich dir doch gesagt.“ Wie? Wie hatte sein Bruder es nur geschafft, die Sperre aufzuheben, die Naraku errichtet hatte, so, dass sie nicht einmal mehr miteinander hatten reden können? Er musste sich beeilen! Bevor diese Verbindung wieder riss! ‚Die Dämonen... die Aura... ich hatte... hatte Recht...’, stockte er. „Ganz ruhig. Das ist unwichtig, saiai. Bleib ruhig liegen und reg dich nicht auf. Es könnte die Wehen auslösen und du bist zu schwach, um eine Geburt durchzustehen,“ beschwor er den Jüngeren. ‚... Naraku... ich.. in einer Höhle! Ich weiß... weiß nicht, wo, aber...!’ „Inu, bitte! Hör auf damit! Du bist nicht mehr bei ihm! Du bist in Sicherheit! Ich habe dich gefunden.“ Aber auch das erreichte Inu nicht, er redete hastig weiter: ‚Dort.. hat er einen... Zauber errichtet! Er verstärkt.. die... die Kraft der... Viecher, die ins Nordreich einfallen...! Du... musst die Kristalle... zerstören..:!’ Nach diesem Akt sackte Inu wieder in sich zusammen. „Baka,“ murmelte Seshsoumaru. Sein Bruder dachte immer noch, er wär ein der Hand dieses... Schweins! Und das Einzige, an was er dachte, war der beschissene Krieg und wie er beendet werden konnte! So ein Dickkopf! Vorsichtig richtete er den Jüngeren weiter auf, bis dessen Kopf an seinem Hals lehnte: „Noch mal ganz langsam,“ begann er. „Du bist wieder in Sicherheit. In unserem Schloss. Sieh dich um. Und beruhige dich, bei allen Göttern!“ Kurz ließ Inu Yasha auf diesen Befehl hin tatsächlich seinen Blick schweifen, erkannte verschwommen den Raum, in dem er sich befand. Sesshoumarus – ihr gemeinsames Schlafzimmer. Er lag in ihrem Bett, auf Fellen. Und auf seinem Bruder, dessen Hände beruhigend seine Seiten entlang fuhren. „Sess...?“ Seufzend legte er den Jüngeren auf die Kissen, beugte sich anschließend über seinen Geliebten, strich ihm einige Haare aus dem Gesicht. „Ich bin hier, direkt bei dir. Immer noch.“ Ohne lange zu überlegen, presste er seine Lippen auf die des Anderen, merkte, wie der sich erst einmal versteifte, bevor er sich in den Kuss fallen ließ. Sanft glitten seine Hände weiter, auf Inus Bauch. Diesmal begann er wenigstens nicht, um sich zu schlagen. „Drei,“ meinte er, als sie den Kuss unterbrechen mussten. „Es sind drei Junge. Ich habe die ganze Zeit gesessen und euren Herzen zugehört. Es sind drei außer deinem,“ meinte er auf einmal. Ja, damit hatte er seine Zeit verbracht. Erst war es nur der flache Herzschlag seines Geliebten gewesen, der langsam wieder etwas stabiler geworden war, dann hatte er auch die Anderen gehört, besser gesagt, sie bewusst wahr genommen. „Drei,“ flüsterte Inu Yasha, legte seine Hand über die des Älteren, kuschelte sich an ihn. Er war so... müde. „He, du hast genug geschlafen!,“ fuhr Sesshoumaru ihm augenblicklich in die Parade. „Komm, du musst endlich was essen. Du bist am Ende! Und nur mein Blut wird es auch nicht besser machen!“ Augenblicklich flatterten die Goldenen Augen wieder auf. „... Blut...?“ “Irgendwas musste ich dir schließlich geben,” antwortete Sesshoumaru ruhig. „Es hat geholfen. Aber jetzt brauchst du etwas Anderes.“ Der Ältere richtete Inu Yasha ein weiteres Mal auf, diesmal so, dass Dieser von einem Haufen Kissen gestützt wurde. Er war froh, dass Jakken gerade eben erst sein eigenes Essen gebracht hatte, griff nach dem Tablett, setzte es auf die Decke und begann, das Fleisch darauf in kleine Stücke zu schneiden und den Jüngeren zu füttern, der das brav über sich ergehen ließ. Es war schon fast unheimlich. Erst, als fast das gesamte Fleisch weg war, wandte der Jüngere seinen Kopf ab. „Schon gut,“ murmelte Sesshoumaru, strich über das immer noch unheimlich bleiche Gesicht. „Es ist in Ordnung. Du musst nicht mehr essen.“ Insgeheim wusste er, dass es zu wenig gewesen war, aber dagegen konnte er wohl erst einmal nichts tun. ‚Sess...?’ „Was, saiai?,“ fragte er, froh, dass sein Bruder offensichtlich etwas sagen wollte. ‚Ich... gomen...’ „Wofür, bei allem, was recht ist, entschuldigst du dich?,“ fragte er irritiert. Das hatte Inu schon beim letzten Mal getan! ‚Ich... es war dumm... nur, weil ich nicht aufgepasst hab... ich hätte es eher merken müssen...dann wäre nichts... nichts passiert....’ Erneut begannen Tränen über das bleiche Gesicht zu laufen. „Baka,“ gab Sesshoumaru nur zurück, wischte die Tränen zärtlich fort. „Gar nichts hättest du tun können. Wir haben gedacht, Naraku wäre tot und dass Kirunam ihm auch noch freiwillig helfen würde... Mach dir bloß keine Vorwürfe, hast du mich verstanden? Und reg dich nicht auf. Es ist gefährlich, solange du noch so schwach bist... Es kann nichts passieren, ich bin da.“ Er hatte auch nicht vor, diesen Raum oder dieses Bett in absehbarer Zeit zu verlassen, nicht, bevor Inu sich zumindest wieder aus eigener Kraft würde aufsetzen können. Er würde seinen Gefährten sicher nicht einfach schutzlos irgendwo liegen lassen! Das hatte er einmal gemacht! Er hatte aus seinem Fehler gelernt – verdammt schnell... Das würde ihm nie, nie wieder passieren... Diese Worte brachten Inu Yasha schnell dazu, dem aufkommenden Schlaf wieder nachzugeben... Kaum hatte Inu Yasha seine Augen wieder geschlossen, richtete Sesshoumaru sich auf, klingelte nach Jakken, der nur nach Sekunden im Raum stand: „Lord?“ „Schick einen Boten zu Lord Kishoru in den Norden. Er soll ihm mitteilen, dass sich in der Höhle, in der wir Inu Yasha gefunden haben, irgendwo Kristalle befinden, die zerstört werden müssen. Damm sollte sich die Sache mit den Dämonen auch wieder erledigt haben.“ „Sehr wohl, mein Lord.“ Es verging eine weitere Woche, in der Inu Yasha immer mal wieder aufwachte, um dann sofort weiter zu schlafen. Doch seit ihm klar war, dass er sich in Sicherheit befand, kehrten seine Alpträume zurück. Mehr, als einmal musste Sesshoumaru seinen Geliebten wecken, um zu verhindern, dass Schlimmeres geschah. Die Heilerin ließ er gar nicht erst an sich heran. Nicht, solange er wach war. Zwar stimmte er immer erst einer Untersuchung zu, doch sobald sie ihn dann anfassen wollte, ging er jedes Mal vor Angst fast unangespitzt durch die Decke. So, dass Chio ihn nur untersuchen konnte, wenn er schlief. Aber die Zeit, in der er wach war, wurde auch langsam länger... „Satt?,“ fragte Sesshoumaru, als er merkte, wie sein Geliebter sich wieder an ihn kuschelte. Inu Yasha sah einfach zu süß aus, wenn er das tat. Es war auch wieder etwas Farbe in sein Gesicht zurückgekehrt. Der Jüngere nickte nur. Zum Sprechen war er viel zu faul. Stattdessen genoss er die Finger, die durch seinen Haare fuhren. Das seltsame Ziehen in seinem Magen ignorierte er weiterhin. As piesackte ihn schon den gesamten Morgen. Scheinbar spielten seine Kleinen gerade Krieg mit ihm als Gegner oder so. Hoffentlich hatten die solche Sachen nicht auch vor, wenn sie mal draußen waren! Er legte seine Hand, wie um die Kleinen zu beruhigen, auf seinen Bauch. Etwas, dass normalerweise auch half. Nur diesmal beschlossen die Kleinen, das einfach mal zu ignorieren. „Bist du müde?“ „Etwas,“ murmelte Inu, kuschelte sich weiter an seinen Geliebten. Am liebsten hätte er auf einem Baum geschlafen, aber mit der Begründung, dass jede überflüssige Bewegung vielleicht die Geburt auslösen konnte, wurde er ja hier im Bett gehalten. Na gut, solange er nicht allein war... „Dann schlaf,“ ermutigte Sesshoumaru seinen Bruder, der endlich nicht mehr wie eine Leiche aussah, streichelte über dessen entspanntes Gesicht. „Ich... hgn...!“ Verdammt! Jetzt übertrieben die es aber! „Inu! Was..:!“ „Nichts. Deine Kinder meinen nur, in meinem Bauch Krieg spielen zu müssen,“ grummelte der Jüngere. Mit hochgezogenen Augenbrauen legte Sesshoumaru selbst eine Hand auf den nun deutlich gerundeten Bauch seines Gefährten. Nichts. nur von Zeit zu Zeit ein kleines Stupsen, kaum mehr, als sonst. Sie schienen sich wieder be... „Verdammt,“ zischte Inu Yasha wütend. „Warum lassen sie das nicht sein?!“ „Was?“ „Sag mal, merkst du das nicht? Die spielen da doch was weiß ich für Schlachten nach!“ „Inu – sie haben sich nicht um einen Millimeter bewegt,“ gab Sesshoumaru ruhig zurück. „Und du willst das... hgn... wissen, oder wie!,“ polterte der Jüngere gereizt. „Seit wann machen sie das?“ „Seit heute.... verdammt es reicht, ihr Drei!!.. Nacht!“ „Inu! Sie spielen nicht! Das sind... oh bei Kami! Das sind Wehen!“ Seshsoumaru spürte eine leichte Kontraktion unter seinen Fingern. Und das war mit Sicherheit keines der Jungen. Augenblicklich wurde Inu Yasha bleich? „Wehen?,“ fragte er irritiert. Sollte das nicht noch etwa zwei Wochen Zeit gehabt haben? „Ich rufe Chio!“ Hastig glitt seine Hand zu einer speziellen Glocke, mit der er schellte. „Nein!“ „Inu, sei nicht albern! Du..:!“ „Wenn... es das ist, was du denkst, kann ich das sehr wohl auch allein!“ Seshsoumaru schüttelte nur wortlos den Kopf. Erst vor einigen Stunden hatte die Heilerin gesagt, dass Inu immer noch zu schwach war, um es selbst schaffen zu können, dass man auf jeden Fall mit Magie würde arbeiten müssen. Das, was da aus seinem Geliebten sprach, war schlicht nur dessen Panik. „Herr?“ „Schick sie weg, Sess!“ Ohne auf Inu zu achten, rief er: „Es... es geht los!“ Sofort veränderte sich das freundliche Gesicht der Heilerin, Sorge machte sich darin breit. „Das habe ich befürchtet,“ murmelte sie dunkel. „Gut, wir...“ „Schick sie weg! Ich will sie nicht hier haben!“ „Der Lappen, Mylord. Schnell! Er liegt..:!“ Noch während die Heilerin sprach, spürte Inu Yasha, wie ihm etwas auf Nase und Mund gedrückt wurde. Ein seltsamer Geruch stieg um ihn herum auf, er merkte, wie seine Lider zu gezwungen wurden. „Nein...,“ wimmerte er noch, bevor er in der Schwärze versank. „Er...“ „Ja, er schläft,“ stimmte die Heilerin, die dank Jakken endlich wusste, warum ihr Patient unter einer panischen Berührungsangst litt, zu. Nur durch dieses Schlafmittel würde die Sache über die Bühne gehen, ohne dass ihr Patient durchdrehen würde. „Wir müssen uns beeilen.“ Rasch packte sie weitere Kräuter aus, holte ein Messer und sprach einen kurzen Zauber aus: „Haltet ihn fest, egal, was passiert...“ Panisch fuhr Inu aus seinem seltsamen Schlaf auf, nur die Hände, die ihn mit aller Macht zurück drückten, vermochten ihn daran zu hindern, aus dem Bett zu springen. „Ich... bring dich um!,“ brüllte er, als seine Hand über den Bauch glitt. Geschockt hielt er inne. „Wo... wo...?“ „Ruhig,“ beschwor Sesshoumaru seinen Geliebten, konnte diesen gerade noch von einer neuen Dummheit abhalten. Sie hatten es gerade rechtzeitig geschafft, das letzte Junge aus seinem Gefährten herauszuholen und die Wunde wieder zu schließen. „Es ging nicht anders, das weißt du so gut, wie ich,“ fuhr er mit beruhigender Stimme fort. „Du hättest es nicht ohne Hilfe geschafft – nicht in deinem Zustand.“ „Wo sind die Kinder,“ knurrte Inu Yasha wütend, sein Blick durchbohrte seinen Geliebten, während er weiterhin versuchte, sich loszureißen. „Es geht ihnen gut, allen Dreien,“ gab Sesshoumaru zurück. „Sie...“ Er wurde von lautem Gebrüll unterbrochen. „Wo...?“ „Hier, mein Lord,“ antwortete ihm eine weibliche Stimme und ein winziges Bündel wurde ihm auf den Bauch gelegt. Sofort verrauchte seine Wut und seine Panik, als Sesshoumaru seine Hände losließ, schloss er das winzige Etwas in die Arme, bevor er die Decke zurückschlug, in die das Kind gewickelt war. Auf der Stirn trug es eine Mondsichel. Ein kleiner Junge mit goldenen Augen, der wütend brüllte. „Was.. hat er?,“ fragte Inu unsicher. „Hunger,“ kam die sofortige Antwort. „Sess... was? Ich hab doch keine Milch!!“ „Milch? Inu, das sind doch keine Menschen! Dass sind fast reinblütige Youkai! Die werden kaum von Milch überleben,“ lachte Sesshoumaru leise, hielt dem Kleinen einen seiner Finger hin, spürte den kurzen Stich, als die winzigen Fänge seine Haut durchbohrten. Sofort herrschte Ruhe, der Kleine saugte. „Sie brauchen Blut, um zu wachsen.“ Überrascht sah Inu Yasha zu seinem Geliebten auf. Okay? Das war neu. Man hätte ihn ja wenigstens mal warnen können! „Wo sind die Anderen?,“ fragte er auf einmal. Sofort wurden ihm zwei weitere Bündel gebracht, die er erst einmal kurz auswickelte. Ein weiterer Junge, ohne den Mond, dafür aber mit den Streifen auf der Wange. Auch er begann zu protestieren, als die kühle Luft über ihn strich. Das andere Kind dagegen sah ihn einfach nur mit seinen goldenen Augen an, ohne einen Mucks von sich zu geben. Es trug ebenfalls den Mond und es hatte die Streifen. Es war ein Mädchen. Sie ballte ihr winziges Fäustchen, scheiterte bei dem Versuch, es sich in den Mund zu stopfen. Liebevoll zog Inu es ihr weg, ersetzte es durch seinen Finger... „Sango, Inu, Korun!” Inu Yasha blickte suchend in den Garten. Er wusste, seine zwei Lausebengels und die Kleine, die um exakt keinen Deut besser war, mussten sich hier verstecken. Alles Andere hatte er schon abgesucht. Schrecklich! Wer hatte diesen Flöhen nur das Laufen beigebracht? Ach ja – das war er auch noch selbst gewesen... Ah! Da! In dem Baum! Blitzschnell hüpfte er hoch, packte alle Drei an den Kragen ihrer Kleidung, die unter dem Schmutz kaum noch als Solche zu Erkennen war und nahm sie mit, ohne auf das Toben zu achten. Erst bei der heißen Quelle ließ er sie wieder los: „Badezeit, ihr Drecksschleudern,“ stellte er liebevoll fest. Drei goldene Augenpaare musterten ihn vorwurfsvoll: „Jetzt schon, Dada?“, fragte Sango. Die, der er oft mal mehr durchgehen ließ, als ihren Brüdern. Warum auch immer. Wahrscheinlich wegen des seltsamen Blicks, den sie ihm bei ihrer Geburt schon zugeworfen hatte. Sie war einfach nur zu goldig mit ihren silberweißen, langen, glatten Haaren und der schlanken, fragilen Figur. „Es ist gleich sieben Uhr abends. Ja, jetzt,“ gab Inu seelenruhig zurück, während er die Kinder von den Kleidern befreite. Sie zählten inzwischen etwa zwanzig Menschenjahre, was in Etwa dem Alter eines vierjährigen Kindes entsprach. Und so benahmen sie sich auch. Einfach nur unmöglich. Mosernd glitten alle Drei ins Becken, aber bald war das vergessen. Sie bespritzten und tauchten sich gegenseitig. Zumindest jeweils die Beiden, die für eine Weile ihrem Vater und dessen flinken Händen entkamen, während der Dritte geschrubbt wurde, bis die Haut unter dem Dreck und den Schlamm wieder auftauchte. Als alle Drei endlich wieder Inu-Kindern und keinen kleinen Monstern mehr glichen, steckte Inu Yasha sie in die frischen Nachtsachen, die ein Diener ihm gebracht hatte, sammelte die Kleinen wieder ein und trug sie in ihr gemeinsames Zimmer, verteilte sie in ihre Betten, gab Jedem von ihnen einen Kuss und deckte sie zu. „Oh, ihr seid ja mal pünktlich im Bett,“ erscholl in dem Moment eine weitere Stimme. „Papa!,“ krähte Inu Taisho, der nach Sesshoumarus und Inus Vater benannt worden war, begeistert. Und auch Korun und Sango streckten ihre Ärmchen aus. Rasch ging auch Sesshoumaru durch die Reihe der Bettchen, küsste jedes der Kinder. „Und nun wird geschlafen! Oder der Ausflug morgen fällt ins Wasser.“ „Ooooch...!“ „Ah! Keine Widerrede!,“ lachte Sesshoumaru, zwinkerte. „Schlaft gut, ihr Monsterchen.“ „Wir sind aber doch keine Monsterchen!“ „Stimmt,“ korrigierte Inu Yasha unbeeindruckt. „Ihr seid schon richtige Monster.“ Die Kinder lachten vergnügt, legten sich aber dann tatsächlich brav auf ihre Kissen. Es dauerte keine fünf Minuten, bis sie schliefen. Sie waren vollkommen kaputt von der Toberei des Tages und keiner von ihnen wollte es verpassen, auf Papas Rücken zu einem Picknickplatz zu reiten, während Dada sie festhielt, damit sie nicht herabfielen. „Puh, Flöhe alle wieder in ihren Säcken,“ stellte Inu Yasha erschöpft fest, gegen seine eigene Müdigkeit ankämpfend, während er sich in sein und Sesshoumarus Bett fallen ließ. „Na, die Drei scheinen dich ja heut ganz schön auf Trab gehalten zu haben,“ lachte Sess, setzte sich neben seinen Geliebten, strich ihm die Haare aus dem Gesicht und küsste ihn zärtlich. „Wer ist eigentlich auf die tolle Idee gekommen, dass sie zu alt für ihren Mittagsschlaf wären?“ „Sie selbst.“ „Wer hat ihnen das erlaubt,“ beschwerte Inu sich weiter, seufzte auf und ließ seine Augen zufallen. Der Ältere lachte leise. „Das haben Kinder so an sich...“ Der Jüngere grummelte nur. „Hast du was?;“ fragte Sesshoumaru nun doch etwas aufmerksamer. „Ich bin müde! Nur, falls es dir entgangen sein sollte!“ Er Ältere zog eine Augenbraue in die Höhe. „Und Außerdem habe ich das dringende Bedürfnis, dich zu kastrieren,“ fügte Inu Yasha nach einer Weile, in der der Ältere schon gedacht hätte, Inu wäre eingeschlafen, hinzu. „Nett,“ kommentierte der nur. „He, ich konnte nichts für diese dumme Endlossitzung! Und du wolltest nicht...!“ „Davon rede ich auch nicht!“ „Ach?“ „Dank dir ist mir schon wieder schlecht!“ „Wa...?“ In Seshsoumarus Kopf ratterte es. „Ich sollte dich unangespitzt durch die nächste Decke befördern!,“ fügte Inu nur trocken an. „Du bist...?“ „Ja, ich bin.“ „Saiai...“ Mit aller Gewalt zog Sesshoumaru seinen Geliebten in die Arme, küsste ihn. „Das macht es auch nicht besser,“ murrte Inu Yasha nur, bevor er in der Umarmung einschlief..... ________________________ Sesshoumaru Aniki–Elder Brother baka – Idiot, Trottel Saiai–Beloved, Ningen - Mensch Aishiteru–I love you, Otouto- Little brother Hai- Yes Onegai- Please Itai – au Hanyou – Halbdämon Youkai - Dämon Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)