Some Shorties von abgemeldet (klitzekleine Szenen aus dem Leben zweier alter Bekannter) ================================================================================ Kapitel 10: Drei kleine Worte - oder: Träume sind Schäume bis man sie von jemandem erfüllt bekommt -------------------------------------------------------------------------------------------------- Es war Anfang Dezember, als du es mir das erste Mal sagtest. Ich war so überrascht, dass mir die Kippe aus dem Mund fiel und ich dich einfach nur stillschweigend anstarrte. Du wirktest unruhig und ich sah dir an, dass du dich nicht wohl fühltest in deiner makellosen, hellen Alabasterhaut. Kein Wunder. Hingegen ein Wunder war für mich, dass ich diese Worte an einem leicht schneebedeckten Wintermorgen aus deinem Wund vernehmen durfte. Und es würde nicht das einzige Mal bleiben. Ich hätte es gern gleich noch einmal gehört, aber ich bat dich nicht darum. Es wäre unfair dir gegenüber gewesen. Ich wusste, was es dir bedeutete und abverlangte. Fakt war dennoch, dass wir nun schon seit Monaten in so einer stillen Übereinkunft zusammengelebt hatten. Ich hatte es dir schon oft gesagt. Mehr als oft, eigentlich ständig. Ich spürte ständig das Bedürfnis, dich wissen zu lassen, was ich dachte und fühlte. Ich mochte es, wenn du dann lächeltest. Du schweigst diese Sachen hingegen gerne aus. Solche Themen scheinen dir einfach nicht zu liegen. Und ich kann es dir schlecht verübeln. Aber ich arbeite hart daran, es dir abzugewöhnen. Ich wollte dir viel, viel Zeit geben und warten, bis es von allein irgendwann einmal kam. Ich wollte, dass du es mir sagtest, wenn du auch so fühltest und nicht einfach nur um der Worte willen, damit ich zufrieden war. Ich wusste ja, dass du gut heucheln konntest, als Geschäftsmann. Aber ich war kein Geschäft und ich wollte nicht, dass du mich zu einem machtest, mich als eines empfandest. Ich konnte in deinen Augen lesen, was ich hören wollte. Du musstest es mir nicht sagen. Und dennoch begehrte ich deine Stimme, deine Worte, deine Sehnsucht, dein Verlangen. Ich hätte ja nie gedacht, dass es kein leerer Traum war, den ich da manchmal träumte. Du wusstest immer, was ich wollte, wonach ich nich sehnte. Ich liebe dich dafür, dass du dir solche Mühe gibst, mir alle meine Ziele immer näher zu schieben und wenn sie sich nicht bewegen lassen, dann würdest du mich noch hintragen. Nur für mich tust du das, für mich ganz alleine. Und wenn ich mich strahlend bedanke, bekomme ich ein kleines Lächeln dafür. Und du schweigst. Früher, bevor das mit uns richtig anfing, hast du nie geschwiegen, selbst wenn ich mit tödlicher Stimme und gefletschten Zähnen „Halt endlich deine dreckige Fresse!“, schrie und dich anfunkelte, wie den Teufel persönlich. Du bliebst niemals still. Wenn du in der Nähe warst, spieltest du immerzu den Kommentator meines Lebens. Und meistens gefiel es mir nicht, was du über mich zu sagen hattest. Und jetzt tust du alles für mich. Du sprichst und schweigst und lachst und machst mir Frühstück und trägst mich auf den Armen ins Bett, wenn ich vor dem Fernseher oder über den Hausaufgaben weggenickt bin. Dich habe ich noch nie vor dem PC wegpennen sehen. Ich wünsche mir eine Gelegenheit, dir etwas Gutes zu tun, doch du bist zu selbstständig für mich, du brauchst keine Hilfe, du lehnst immer ab. Du arbeitest die ganze Nacht durch, findest keinen Schlaf, wenn du es endlich ins Bett schaffst, und trotzdem bist du so, wie du bist. So kräftig und unnahbar. Ich fragte mich, wie du das machst. Es muss ein Trick dahinter stecken. Gib es zu! Du lächelst leicht, küsst mich im Vorbeigehen auf die Nase und antwortest knapp „Es gibt keinen Trick, den du nicht schon lange kennst“ auf deine niedliche, poetische und irgendwie so erwachsene Art, bevor du das Zimmer verlässt. Ich schaue auf die leere Tür, die du hinterlässt, doch dann steckst du den Kopf noch einmal ins Zimmer und sagst mir, was ich so gerne von dir höre. Dass du mich liebst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)