Werden Träume wahr? von Schneefeuer1117 (Vielleicht, wenn man ganz fest an sie glaubt? [Taichi X Yamato]) ================================================================================ Kapitel 3: Was fühlst du wirklich? ---------------------------------- Kapitel 3 Was fühlst du wirklich? ~Matts Sicht~ Ich starrte die Wand vor mir an. Hatte er das gerade wirklich getan? Der Schmerz durchfuhr meine linke Wange und ich musste düster grinsen. Ja. Tai hatte mich geohrfeigt. Doch warum? Ich legte meine Hand auf die pochende Stelle und versuchte, den Schmerz zu lindern, doch es half nichts. Die Wange pochte weiter und ließ die Frage nach dem ‚Warum‘ noch immer offen. Warum hatte er mir eine verpasst? Nur weil ich ihn auf Sora angesprochen hatte? Waren meine Vermutungen also gerechtfertigt? Dass er sie liebte? Meine Sora? Doch irgendwie… Schien mich das nicht zu stören. Der Gedanke daran, dass Tai die gleiche Frau liebte wie ich, beschäftigte mich nicht. Es betraf mich nicht. Seltsam. Sie war doch meine Freundin! Kurz atmete ich durch und beruhigte mich. Ich liebte sie. Also würde das schon werden. Ich redete mir innerlich gut zu und konnte mich schließlich von der Wand abstoßen. Ein leises Keuchen verließ meine Kehle und ich taumelte leicht. „Vielleicht sollte ich mich doch besser ausruhen…“, fragte ich mich selbst und runzelte die Stirn. Ich hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Irgendwas war mit mir geschehen, seitdem ich den Schlag bekommen hatte. Irgendetwas hatte dieser Schlag in mir ausgelöst, nur wusste ich noch nicht was! „Das mach mich noch ganz kirre!" „Junge! Was machst du denn hier! Geh sofort wieder ins Bett! Du bist noch nicht einmal ansatzweise dazu befugt, aufzustehen! Deine Wunden sind tief und schwer! Na los!“ „Jaja.“ Der Doktor. War ja klar. Immer wenn man Ruhe zum Nachdenken brauchte oder einfach nur allein sein wollte, kam immer irgendein Schwachkopf daher und fing an, zu nerven. Dazu hatte Tai ja auch ein besonderes Talent. Mich auf die Palme zu bringen. Immer wenn er mich ansprach, auf seine nervige, penetrante doch irgendwie auch freundliche und liebenswert dämliche Art, reagierte ich genervt. Auf Tai konnte man ja auch nur so reagieren… Ich stutzte. Liebenswert? Hatte ich das gerade wirklich in bezug auf Tai gedacht? Ich schüttelte den Kopf und seufzte. Scheinbar. Und irgendwie hatte sich Tai in letzter Zeit komisch benommen. Er war so oft verlegen oder rot geworden, dass ich es schon gar nicht mehr zählen konnte! Seltsam, wirklich sehr seltsam. Langsam beschlich mich die Ahnung, dass mit Tai irgendetwas nicht stimmte… „Menschlein! Ignorierst du mich?“ Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch. Scheinbar hatte ich noch immer nicht mein Zimmer betreten. Wie man sich doch in etwas verlieren konnte, wenn man nicht aufpasste… „Nein, entschuldigen Sie. Ich war nur nicht ganz bei mir.“ „Das habe ich schon gemerkt!“ So ließ ich mich von dem Doktor ins Zimmer drängen und ins Bett drücken. „Und nun solltest du dich noch etwas ausruhen! Du siehst grässlich aus!“ „Na danke auch“, erwiderte ich knapp, sichtlich beleidigt und drehte mich zur Seite. „Ach Gottchen! Da haben wir ja einen ganz Sensiblen! Da war dein Freund aber um einiges kooperativer!“ Sofort wurde ich hellhörig und wandte ich mich wieder um. Der Alte hatte mein Interesse geweckt. „Kooperativer, wie meinen Sie das?“ Der Doktor schien zu zögern, doch schließlich antwortete er mir: „Nun ja, er erzählte mir im Vertrauen, dass er ohne dich nicht weiterleben könnte und dass du doch sein bester Freund währst. So was halt. Er hat sich echt Sorgen um dich gemacht.“ Ich war überrascht. Tai hatte sich tatsächlich dermaßen viele Sorgen um mich gemacht? Er ging so weit, dass er sagte, dass er ohne mich nicht mehr leben könnte? Und ich hatte gedacht, ich habe es mir eingebildet. „Aha.“ „Ja, und weißt du was? Ich könnte wetten, dass du nicht nur sein bester Freund bist! So wie er dich angeschaut hat! Oder wie er sich Sorgen um dich gemacht hat… Nein, sicher nicht! Aber ich altes Waschweib halt lieber meinen Mund, du solltest ja schlafen!“ Was hatte der Doktor da von sich gegeben? Dieses Geschwafel nach dem ‚Ja, und weißt du was‘? Ich war mehr als überrascht und zugleich perplex. Ich wusste nicht, was ich antworten sollte und starrte den Mann einfach nur an. „Was glotzt du denn so? Noch nie was von Homosexuell gehört?“ „BITTE WAS?!“ Ich fiel aus allen Wolken. Tai sollte schwul sein? Und dann auch noch in mich verknallt sein? Nein, niemals! „Was reden Sie da bitte für einen Unsinn?“ Ich bemühte mich um einen sachlichen Tonfall und räusperte mich. Der durch meinen Schrei noch immer etwas zerstreute Mensch schaute mich entrüstet an. „Ich habe dir nur meine Beobachtungen mitgeteilt, mehr nicht! Entschuldige, dass ich zu ehrlich war! Tz! Die Jugend von heute!“ Und mit diesen Worten verließ der Alte den Raum. Und nun war ich allein. Alleine und verdammt verwirrt. » „Yama-chan? Geht's dir gut?“ „Ach, lass mich doch in Ruhe!“ „Yama-chan?“ „Du bist auch nicht besser als die anderen!“ „Was sagst du denn da? Matt?“ Und ich ging. Ich wusste, dass er mir nachschaute. Doch es kümmerte mich nicht und ich ging nach Hause, Tai zurück lassend… « » „Hey! Matt! Komm hier her! Hier ist noch ein Platz frei!“, grinste Tai zu mir rüber und ich setzte mich neben ihn. Fußball. Wie ich diesen Sport doch hasste. Aber für meinen besten Freund war ich auch zu diesem primitiven Sport mitgegangen. „Matt? Ist dir nicht gut? Du bist so blass.“ Ich hörte Besorgnis in seiner Stimme, auf die ich mit meinem altgewohnten Spott antwortete: „Ich glaube, das Spiel fängt an. Du solltest lieber hinschauen, sonst verpasst du den Anpfiff, Baka!“ Und ich wusste, dass er betrübt war, weil ich mich ihm schon wieder nicht geöffnet hatte. Weil ich ihn schon wieder zurück gewiesen hatte. Weil ich ihn schon wieder einen ‚Baka‘ geschimpft hatte. Dabei gab er sich doch solche Mühe...« » „Sag mal, Matt, wo ist eigentlich TK?“ Schmerz. Diese Frage löste mehr als nur das in mir aus. Sie löste Wut und Zorn in mir aus. Auf Tai und auf TK, weil sie sich beide so sehr in mein Leben einmischten! „Das geht dich gar nichts an, Baka!“ „Warum bist du nur immer so... verdammt egoistisch!! Du denkst immer nur an dich!!“ Ich sah weg und spürte seine Wut auf mich. „Du verstehst gar nichts…“ « » „Mhh.“ „Matt! Ich liebe dich!“, bekam sie zwischen zwei heißen Küssen hervor und ich grinste. Ich machte einfach weiter. Ich wusste, dass es sie nicht stört, ob ich sie auch liebte. Sie wollte nur mich, nicht meine Liebe. „Yama-chan? ich habe Kuchen mitgebracht! Wollen wir-“ Seine Stimme riss mich aus dem Kuss mit Sora und von ihr runter. „Ta-Taichi? W-was machst du hier?“ Ich bemerkte, wie geschockt er war und auch sah ich, wie sich seine Augen mit Tränen füllten. „Ich… mal lieber wieder“, stammelte er, ließ den Kuchen fallen und rannte fort. « „Hmm…“ Seitdem verhielt es sich anders zwischen uns. Ich hatte ihn nicht angeschaut, er mich nicht. Hier in der Digiwelt wurde das wieder anders. Wir schauten einander weder an, lachten, scherzten. Und doch war etwas zwischen uns, was uns verbot, so unbefangen wie sonst miteinander umzugehen. Sora? Warum war er überhaupt mitgekommen? Das machte alles so furchtbar kompliziert! Natürlich freute ich mich, dass mein bester Freund an meiner Seite war, aber schlussendlich war es auch seine Schuld, dass ich nun hier lag. Naja, was hieß seine Schuld. Er hatte mich ja nicht gezwungen, ihn zu beschützen… Ich schloss die Augen, dachte angestrengt über die Erinnerungen nach, die mich überkommen hatten. Damals, als TK mich nicht mehr hatte sehen wollen, da hatte nur er bemerkt, dass es mir schlecht ging. Nicht Sora oder mein Vater. Er hatte mich zum Fußball eingeladen um mich auf andere Gedanken zu bringen. Zugegeben, ich mochte den Sport nicht besonders, aber das war keine Rechtfertigung für meine miserable Laune. Und schlussendlich war da noch der Vorfall mit TK. Ich hatte ihm seine Freundin ausgespannt – meinem eigenen Bruder! Und nur Tai hatte es bemerkt, nur er hatte gewusst, dass etwas nicht stimmte. Ich biss mir auf die Unterlippe, als ich mich an den Weihnachtsabend letztes Jahr erinnerte. An die heiße Nacht mit Sora, bis Tai uns unterbrochen hatte. Nun bekam ich Kopfschmerzen. Meine zuvor geordneten Gedanken überschlugen sich nun fast schon. „War es wirklich wegen Sora?“, hauchte ich, während ich begann, meine Schläfen zu massieren. Seine braunen Augen tauchten wieder vor mir auf. Die Tränen. Der Schmerz und die Wut. Doch sie waren allein auf mich gerichtet, diese Seen aus Qual. „Moment!“ Auf mich?! Das würde ja bedeuten, es war wegen mir und nicht wegen Sora! Oder? Interpretierte ich da jetzt etwas rein? Wahrscheinlich. Schließlich war ich mir beinahe sicher, dass Tai in Sora verliebt war und nicht in mich. Letzteres war so abwegig, dass ich beinahe begann zu lachen. Und dennoch… Keinen Augenblick waren seine Augen von mir gewichen. Sie hatten alleine auf mir gelegen, alleine mich fixiert. Also … doch? „Maaaaaann!" Ich ließ mich ins Bett fallen und versank leicht im weichen Kissen. Solange ich zurück denken konnte, war Tai immer an meiner Seite gewesen und hatte mich immer aufgemuntert mit seiner leicht dümmlichen Art. Er war stets für mich da gewesen, hatte meine Launen ertragen und das ganz ohne Beschwerde. Ich musste heiser lachen. Es war doch seltsam, wie eine Andeutung eines alten Mannes mich aus der Bahn werfen konnte. Doch nun, wo ich gezielt darüber nachdachte, gab es schon viele Hinweise dafür, dass dem so war. Wer ertrug mich denn schon freiwillig mit meinen unberechenbaren Launen? Natürlich, klar, bester Freund, aber auch beste Freunde hatten mal die Schnauze voll voneinander und sahen sich ein paar Tage mal nicht. Dazu kam, dass Tai bei jedem meiner Konzerte gewesen war, immer Kontakt gehalten hatte und doch nie aufdringlich geworden war. Er war nie … zu viel für mich gewesen. Er war immer da, wenn ich Kummer hatte oder wenn ich Trost suchte. Oder auch einfach nur einen Kumpel zum Saufen. War es von seiner Seite also viel mehr als das Aushalten meiner Launen, weil er mein Kumpel war? Ich ließ mich auf den Gedanken ein, spann ihn weiter. Hatte ich ihm Hoffnungen gemacht, wenn das der Fall gewesen wäre? Hatte ich ihm jemals das Gefühl gegeben, dass von meiner Seite aus mehr da sein könnte als bloß Freundschaft? Energisch verscheuchte ich den Gedanken, als mir bewusst wurde, worüber ich da gerade nachdachte. Es war absolut lächerlich zu glaube, Taichi Yagami sei schwul. Und zusätzlich in mich verliebt. Ich war ein egoistisches Arschloch – dass Frauen auf so was standen wusste ich bereits, aber doch keine Männer! Die waren vernünftig, klug genug um sich von sowas fern zu halten. Außerdem konnte ich mir einfach nicht vorstellen das Tai schwul war. Bah, ich könnte diesem Doktor den Hals umdrehen! „Was für ein Blödsinn“, unterstrich ich meinen Gedankengang entschlossen und verschob ihn dann vollkommen. Ich ließ mich von dem sanften Rosenduft, der in der Luft lag, in das Reich der Träume geleiten. Mit Gedanken an meine Sora und an unsere gemeinsame, wundervolle Zeit und an das, was noch kommen mochte, schlief ich ein. Träumte von Auftritten mit der Band, von zahllosen Groupies und einem Eigenheim. Eine treue Frau, die auf mich wartete und keine Ahnung hatte, dass ich meine freie Zeit mit zwanzig Jahre jüngeren Frauen verbrachte. Plötzlich sprang der Traum um. Ich sah Tai, alleine und mit verheultem Gesicht. Er schaute jemanden an. Dieser jemand… war … ich. Was tat ich da? Ich schien ihn fertig zu machen! Immer wieder zuckte Tai zusammen und schluchzte bitterlich auf! Was tat ich da? Verdammt! Ich musste mich aufhalten! „Tai-chan!!!“ Mit diesem Schrei wachte ich auf. Ich war schweißgebadet, mein Herz raste und mein Atem ging nur Stoßweise. „Was… war das?", flüsterte ich, mich selbst nach meinem Traum fragend, bis mir Wörter wie: Schwuchtel, Schwuli und Homo in den Sinn kamen und mein Gesicht sich verdüsterte. War ich wirklich so gemein zu ihm gewesen? Hatte ich ihn, meinen besten Freund, wirklich so runter gemacht? Ich? Ich schnaubte leise und sagte mir selbst, dass es nur ein Traum war. Dass es nicht der Rede wert war. Und es schon gar nicht wer war, von mir Beachtung gezollt zu bekommen! Doch genau die konnte ich ihm nicht verwehren. Es beschäftigte mich, ohne dass ich wusste, warum. Ich dachte darüber nach was passieren würde, wenn der unmögliche Fall eintreffen würde, dass Taichi wirklich schwul war. Er war noch immer mein bester Freund. Und das würde sich nicht ändern! Selbst wenn er in Sora verknallt wäre! Oder selbst wenn er schwul wäre! Er war mein Taichi, da gab es nichts dran zu rütteln. „Selbst wenn Tai schwul wäre… Er hat soviel für mich getan und war stets da, wenn ich ihn brauchte. Es wäre mir egal. Er ist schließlich mein Freund“, bestätigte ich leise meine Gedanken und nickte mir selbst zu. Und so ließ ich mich mit einem leichten Lächeln, doch verwirrtem Herzen wieder in das Kissen sinken und wartete auf Sora. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)