Raftel (1) von sakemaki (When Spirits Are Calling My Name ...) ================================================================================ 55 - Kalis Kinder ----------------- Wenn Tashigi von der Berganhöhe hinunter über die unzähligen Reisfeldterrassen von Rice Island blickte, erfüllte sie innerste Harmonie und Zufriedenheit. Alle Strapazen von Namida City bis hierher schienen so unglaublich weit fern und vergessen, dass ihr die Metropole auf der Regennachtinsel in ihren Erinnerungen nur wie ein schlimmer Traum vorkam. Wie ein großer Schirm spannte sich ein knallazurblauer Himmel mit kleinen Schäfchenwolken und strahlendem Sonnenschein über das gesamte Areal. Die Luft wehte Mensch und Tier in angenehmen Böen um die Nase und war voll an frischem Sauerstoff. Man sog ihn ein, als hätte man nie etwas Besseres zum Atmen bekommen können. Rice Island bestach durch seine herrlich vielfältigen Naturressourcen. Es war eine Frühlingsinsel mit mildwarmen Klima, ausgewogenen Wetterwechseln und langem Sonnenstand. Ganz besonders aber an dieser Insel war es, dass hier alle Jahreszeiten innerhalb von sechs Monaten vorüber zogen. So hatte man also in einem kompletten Jahr jede Jahreszeit zweimal. Auch Felder wurden zweimal im Jahr bestellt und abgeerntet. Die Wechsel geschahen so schnell in wenigen Wochen, dass man der Natur bei dieser überdimensionalen Kraftanstrengung zusehen und bestaunen konnte. Hohe, steile Berge mit sanften Kuppen bildeten den Inselkern. In den genau dreizehn langgezogenen und schmalen Tälern säumten sich an den Berghängen über und über ungezählte Terrassenfelder mit Reispflanzen. Viele Quellflüsse mit klarstem Wasser und ein ausgeklügeltes System an Bewässerungsgräben, Windmühlpumpen und Kanälchen speisten sie. Dazwischen schmiegten sich kleine, einfach Dörfer mit knallbunten Häusern und engen Gassen. In den Bauergärten wuchsen Gemüse, Obst und Edelkräuter. Die emsigen, aber besonnenen Einwohner hatten ihren eigenen Tagesablauf und steckten mit ihrer Ausgeglichenheit förmlich jeden Inselbesucher an. Einige wenige hielten von ihnen Ziegenherden und hier und da auch mal ein oder zwei Kühe. Außergewöhnliche Waren gab es in dem kleinen und einzigen Kolonialwarenladen. Zwar hatte Rice Island niemals auch nur je eine einzige Kolonie erobert, aber das interessierte eigentlich niemanden auf dieser Insel. Hauptsache die Auswahl des Geschäfts war extrem vielfältig und ungewöhnlich. Palmen und Bambus wechselten sich in ihrer Vegetation ab. Sie zwängten sich an den Gräben und Wegen nahe der Reisfelder entlang und bildeten schattige Alleen, auf denen man lange Spaziergänge unternehmen konnte. Umrundet wurde die Insel von breiten, weißen Sandstränden. Es hatte etwas von einem Paradies auf Erden. Obgleich die Strohhutbande erst vor guten vier Wochen hier angekommen war, hatte sich Tashigi bereits bei der Ankunft Hals über Kopf in diese Naturpracht verliebt. Viele schöne Orte hatte sie schon gesehen, aber keiner war wie dieser. Aber vielleicht lag es auch einfach nur allein daran, dass Rice Island einen kompletten Kontrast zu Namida City darstellte. Die letzten Inseln ihrer Route waren beschwerlich mit finsterstem Wetter gewesen, welches einem aufs Gemüt schlug. Die vergangenen Aufgaben und Kämpfe hatten kostbare Reserven verbraucht. Da war diese grüne Oase wahrer Balsam für die geschundenen Seelen und ausgemergelten Körper. Wenn sie an die Flucht aus der Großstadt und die Überfahrt hierher dachte, empfand sie es mehr als ein Wunder, überhaupt angekommen zu sein. Als die schwarzen Panzerriesen ihre Schlacht begannen, hatte es sich nicht mehr verhindern lassen, dass eine Massenpanik ausbrach und das gesamte Stadtleben im Chaos versank. So schlimm es auch war, so war es doch die einzige Möglichkeit gewesen, sich heimlich aus dem Staub zu machen. Niemand von ihnen hätte ahnen können, dass nur wenige Seemeilen später heftigste Orkanstürme auf der Grandline tobten und die Thousand Sunny kurz vor dem Kentern stand. Harte vier Wochen lang waren sie in diesem Weltuntergangssturm unterwegs gewesen. Die ersten Tage versuchten sie noch gemeinsam, den Kurs zu halten, danach ließen sie sich einfach ihrem Schicksal ergeben dahin treiben. Man hoffte, nicht auf ein Riff oder eine Sandbank aufzulaufen, während man die Wassermaßen pausenlos über Bord schöpfte. Irgendwann ungezählte Tage später beruhigte sich der Sturm wieder und ob es nun ein Zufall war oder nicht, trieb dieser sie an die Ufer von Rice Island, denn der Logport wies eher einen ganz anderen Weg. Der erste Schock saß tief, als man erfuhr, dass sich der Logport nur sehr langsam aufladen würde. Man müsste mindestens mit gute drei Monate rechnen. Zuerst gab es unter den Mannschaftsmitgliedern ein betretendes Schweigen, welches dann in genervte Ratlosigkeit umschlug. Drei Monate? Solange? Es war Franky, der dann aber einwarf, dass ihr heißgeliebtes Piratenschiff nach den Strapazen gewartet und repariert werden müsste und daher so ein Zeitraum nicht im Mindesten zu wenig wäre. Und so begann dann jeder für sich, seinen Weg allein oder zu mehreren zu gehen, mit welchem man für sich dann die Zeit sinnvoll vertrieb. Der Schiffsbauer besserte wie angekündigt die Sunny aus und hatte mit Usopp einen treuen Gehilfen. Robin hatte sich Nami angeschlossen. Während die Navigatorin sich den Smutje als Vermessungsgehilfen für ihre Kartenarbeit geschnappt hatte und die Insel durchkämmt, wollte die Archäologin nach einem Porneglyph Ausschau halten. Luffy wiederum schloss sich dieser Truppe an, da er von Langeweile geplagt war und sich eine Schatzsuche inklusive Abenteuer erhoffte. Manchmal sah man sie tagelang nicht, dann waren sie wieder für wenige Nächte zurückgekehrt, um ihre Daten auszuwerten und ihre Abenteuer zum Besten zu geben. Brook war mal hier mal da. Ihm gefiel die Akustik zwischen den Bergen und lauschte andächtig dem Echo, welches von ihnen widerhallte. Und so probierte er viele verschiedenen Ort zum Musizieren aus. Oft trug der Wind einen Hauch seiner gefiedelten Melodien herbei. Einer ganz anderen Aufgabe hatte sich Chopper gewidmet. Immer noch trug er den von Yurenda geschenkten Beutel mit Samen in seinem Rucksack durch alle Höhen und Tiefen ihrer Reise spazieren. Die Samen wogen schrecklich viel, nahmen verschwenderisch viel Platz weg und nervten mittlerweile das Rentier. Es wusste weder, was daraus einmal erwachsen würde, noch ob es jemals dafür in seinem kurzen Leben den besten Boden der Welt finden würde. Und als dann auch noch Zoro einmal einwarf, dass es sowieso keine Argumente gäbe, für eine derart falsche Schlange wie Yurenda irgendwelche Böden zu suchen, um Saat auszustreuen, fühlte sich der kleine Arzt nur noch mehr in dem Beschluss gestärkt, endlich diesen elendigen Ballast loswerden zu wollen. Hier auf Rice Island war nun ein günstiger Moment dafür gekommen. Mit einem Stock bewaffnet schritt er die Wege zwischen den Reisfeldern ab und bohrte Löcher in den Boden, in welche er jeweils einen Samen warf. Ob und wann die Saat zu kleinen Pflänzchen anlaufen würde, konnte niemand sagen, aber mit jedem Schritt wurde der Rucksack leichter und Chopper zufriedener. Lange hatte Tashigi die Pflanzaktion bezweifelt. Als sie die Insel erreichten, lag die Natur noch in einem Winterschlaf. Das Wasser auf den Reisfeldern blickte ihnen wie schwarze Augen entgegen. Dazwischen hatten sich feine Eisschollen um Gräser gelegt, die den feuchten Flächen eine respektable Tiefe vorgaukelten. Zwar vertrieben nach einigen Tagen die ersten Sonnenstrahlen der Frühlingssonne den Winter, doch nachts war es immer noch bitterkalt. Tashigi befürchtete, die Saat würde im kalten Boden erfrieren. Auch die Inselbewohner schüttelten noch amüsiert den Kopf. Doch schon bald wurden auch die Nächte milder und die Regenzeitwoche setzte ein. In großen lauen Tropfen prasselte es vom Himmel und füllte die halbgefüllten Terrassenbecken auf. Danach strömten die Reisbauern auf die Felder und setzte Steckling um Steckling in den matschigen Boden. Und so vergingen die ersten vier Wochen seit ihrer Ankunft, in der die beiden nichts Weiteres taten, als Samen in Bodenlöcher zu vergraben und ganz nebenbei selbst Teile der Insel zu erkunden. Manchmal war der Schwertkämpfer bei ihnen, manchmal auch nicht. Zoro hatten einen ganz eigenen Rhythmus von Trainingsphasen und Schlafenszeit. Zu den Trainingsphasen gehört auch ein ausgiebiger Marathonlauf einmal um die ganze Insel. Dann sah Tashigi ihren Freund tagelang nicht. Es lag aber nicht an der Länge der Strecke, sondern da allein daran, dass Zoro es selbst schaffte sich zu verlaufen, obwohl er nur immer am Strand entlanggelaufen war und schlussfolgernd bei einer Insel eigentlich einen Kreisweg beschreiben müsste. Aber manche Menschen waren einfach hoffnungslose Fälle und der Schwertkämpfer gehörte dazu. Tauchte er mal wieder auf, hielt er sich ganz in der Nähe der beiden bei der nächstbesten Schlafgelegenheit auf. Chopper entrutschte einmal der laute Gedanke, wie Tashigi mit jemanden zusammen sein könnte, den man nie sah oder der nur schlafen würde, doch sie hatte nur lachend geantwortet, dass es doch recht praktisch wäre. So könnten sie sich gegenseitig nicht nerven. Das Rentier nickte erstaunt über solch eine Schlussfolgerung und kramte aus seiner Doktorentasche sein Stethoskop hervor. Nicht nur für eine Schwangere, sondern auch für einen Arzt war eine Schwangerschaft unglaublich spannend und nun, wo Tashigi bereits im vierten Monaten war, ließ es sich auch nicht mehr verbergen. Aufgeregt hörten sie Herztöne ab und beobachteten jede neue Entwicklung. Und auch Zoro, der jedes Mal sehr unbeeindruckt von diesem Wunder der Natur tat, fragte stets wie es der jungen Mutter gehen würde. Sie war sehr froh, die schwierigen ersten drei Monate überstanden zu haben. Es ging ihr nun deutlich besser und auch die Übelkeit war fast ganz verblasen. Die Crew hatte das freudige Ereignis positiv aufgenommen und für Luffy war es die Gelegenheit gewesen, bei Sanji ein großes Festessen zu ordern. Dieser wiederum war sich nicht so sicher, ob es vorteilhaft wäre, demnächst von noch mehr solchen Grünhaarigen umgeben zu sein. Ein „Zoro“ allein würde doch schon reichen. Und wieder verging eine Woche ins Land und eine Weitere. Es war ein früher Morgen, wo sie alle gemütlich beisammen unten an dem weißen Strand saßen, eine große Picknickdecke mit Leckereien ausgebreitet hatten und genüsslich schlemmten. Die Sonne war bereits aus der Dämmerung hervorgekrochen und wärmte langsam den Sand auf. Oben an den Hängen schossen die frischen Frühblüher mit weiteren Geästen und Gräsern um die Wette. Es war ein Morgen, an welchem der Gummijunge verkündete, dass es Zeit für ein neues Abenteuer wäre. Ein Tal hätten sie nämlich noch nicht näher durchsucht und da sollte die Reise nun endlich einmal hingehen. Es hatte ihn mehr als neugierig gemacht, dass die Inselbewohner dieses „dreizehnte Tal“ mieden, denn dort würden nach deren Aussage nur „die Verrückten“ wohnen. Also machten sie sich alle gemütlich auf den Weg. Das Tal lag nicht weit. Alle außer Luffy gingen von einem kurzen Abenteuer aus, von welchem sie wohl am Abend wieder zurück sein würden. Die Wanderung glich einem gemütlichen Spaziergang durch die gerade erwachende Natur. Sanft wogen Äste im Wind. Sonnentaler blitzten zwischen den Blätterschatten auf den Wegen. Lange würde es nicht mehr dauern und die ersten Sommertemperaturen würden den Spätfrühling weiterschicken. Unterwegs redeten sie von Belanglosem. „Dein Strohhut ist schon ganz abgewetzt. Meinst du, der hält noch, bis du jemals Shanks wieder triffst?“ „Klar tut er das!“ „Was macht dein Garten, Chopper?“ „Och, da hat sich noch nichts getan. Ich weiß ja nicht, wann und ob die Saat aufgeht.“ „Sanji, ich hab Hunger!“ „Du hast eben doch schon gefressen!“ „Zoro, wach auf! Wir müssen da lang!“ So schwirrten ihre Stimmen umher und niemand bemerkte, wie schnell sie sich dem Tal näherten und die Zeit verstrich. Es war bereits Mittag und die Sonne stand hoch über ihren Köpfen am Himmel. Gnadenlos heiß schien sie herab und die Gruppe entschied sich zu einer schattigen Rast. Dabei schweiften ihre Blicke in die Ferne. Nichts Ungewöhnliches gab es hier zu sehen. Die Berghänge lagen wie zur Siesta rechts und links gestreckt vor ihnen. Die Reisterrassen waren jedoch nicht so akribisch genau bestellt worden, wie in den anderen Tälern. Vielleicht nahm man es hier nicht so genau. Jedoch gab es dazwischen schon die ein oder andere Kuriosität. Franky wunderte sich sehr über eine Schneckenschraube, um Wasser anzuheben. Nur leider würde diese Schraube niemals funktionieren, denn ihre Schraubblätter lagen genau falsch herum. An einer Kreuzung gab es einen Wegweiser, doch dieser war verdreht und stand gar auf dem Kopf. Hinter der nächsten Wegbiegung tat sich eine eigenwillige kleine Ansiedlung auf. Häuser ohne Dach. Wände ohne Fenster. Türen gingen falsch herum auf. Treppen führten in den Himmel. Aber auch die Einwohner hier rannten einher, als wären sie allesamt närrisch geworden. Sie trugen Lampenschirme auf dem Kopf, verschiedene Schuhe an den Füßen oder gar Regenmäntel bei Sonnenschein. Vor sich her schob eine Frau eine Schubkarre als Kinderwagen. In einem Goldfischglas steckte ein Kohlkopf. Weiter weg hielt jemand eine Katze in einem Vogelkäfig fest und trällerte ihr Lieder vor. Alle strömten umher, als wären sie eilig beschäftigt. Doch ihre Handlungen waren wirr. Doch eines war ihnen gemeinsam: Sie waren ein Volk von Grünhaarigen. Die Strohhutbande staunte mit großen Augen vor sich her und beobachtete stumm das Treiben. Es ging ununterbrochen so weiter. Usopp nahm sich ein Herz und versuchte, einen der Passanten anzusprechen. Vergeblich. Niemand nahm Notiz von ihm, sondern zog hastig weiter, als wäre die Langnase aus Glas. „Gib dir keine Mühe. Sie können nicht mehr mit dir reden“, rief eine Stimme zu der Crew herüber. „Wah, die Giraffe kann reden!“ Chopper setzte sich vor Schreck auf den Hosenboden. „Du doch auch!“ entgegnete diese freundlich lachend. Dankbar, einen Ansprechpartner in diesem Tollhaus gefunden zu haben, traten sie an das Savannentier heran. Langsam beugte es seinen langen Hals und seinen riesigen Schädel zu ihnen herunter und begutachtete die Besucher aus sanften Augen. „Hast du wie Chopper eine Teufelsfrucht gegessen? Und warum reden diese Einwohner nicht?“ bohrte Robin. Die Archäologin witterte eine heiße Spur. „Das hab ich sehr wohl. Aber verzeiht meine Unhöflichkeit. Mein Name ist Esra. Ich bin hier, sagen wir es mal so, der Aufseher dieses Tals. Was führt euch zu mir?“ „Was ist mit ihnen?“ Robin ließ nicht locker und deutete auf die emsigen Einwohner. „Sie wissen nichts mehr. Sie haben alles vergessen. Ihnen fehlen alle Erinnerungen. Und irgendwann kommen sie dann hierher. Bis jetzt sind sie alle hierhergekommen.“ Ersa hob seinen Kopf und blickte über zwei schräge Zäune hinweg auf einen Mann, der versuchte mittels einer Fischerangel Fliesen an die Hauswand zu hängen. Die Giraffe seufzte. Hoffentlich stürzte das Männlein nicht ab. „Wisst ihr, sie wollten vieles. Zu vieles. Nach und nach haben sie ihre Macht und somit ihre Erinnerungen verbraucht. Und dann landeten sie hier, weil hier das Magnetfeld auf der Grandline dem der alten Heimat am ähnlichsten ist. Kalis Kinder landen alle hier.“ „Würde ich auch hier landen?“ Zoro trat nachdenklich hervor. „Früher oder später sicherlich. Es sind schon lange keine mehr hergekommen. Das hat mich gewundert. Aber es wunderte mich noch mehr, dass du jetzt schon herkommst. Du bist noch nicht so weit.“ „Wann wäre denn der Zeitpunkt, dass ich herkommen müsste?“ „Schwer zu sagen, aber ich denke schon sehr bald.“ „Ok, dann weiß ich genug. Auf Wiedersehen!“ sprach der Schwertkämpfer und wandte sich ab. „Auf Wiedersehen, Roronoa Zoro!“ grüßte Esra zurück. „Hey, wohin willst du?“ riefen die anderen ihm nach und folgten ihm. Sie konnten sein Verhalten nicht nachvollziehen und versuchte ihn am Weggang zu hindern. Immerhin könnte die Giraffe doch so einiges preisgeben. Doch Zoro ließ sich nicht daran hindern. Wütend über seine eigene Lebenslage, aus der es wohl kein Entrinnen gab, stapfte er voran. Niemand seiner Nakama konnte ahnen, das der Schwertkämpfer tatsächlich mehr wusste. Aber dazu später. Die Mannschaft zerstreute sich zeitweilig. Nur Tashigi war ebenso wie Robin stehen geblieben, dachte traurig nach und wandte sich dann an Esra. Höflich wandte sich der große Giraffenkopf ihr zu. „Sag mir, Esra. Du kennst alle von Kalis Kindern, oder? Können sie die Gefühle der anderen lesen?“ „Das ist eine gute Frage. Nein, können sie nicht. Zumindest habe ich es noch nie beobachtet und diese Seelen hier sind allesamt leer.“ „Wie können wir Zoro helfen?“ Die Giraffe machte traurige Augen. „Das weiß ich leider nicht.“ „Sagt dir der Kerzenmacher etwas?“ „Der Name sagt mir etwas. Aber leider kann ich die Schrift auf seinem Grabstein nicht lesen. Vielleicht könnt ihr das ja.“ Ein Grab? Die Giraffe beschrieb ihnen den Weg. Sie müssten wieder zurück zum Strand und dann dort eine gute Stunde weitergehen. Dort gäbe es einen kleinen Pfad zwischen Dattelpalmen entlang, zwischen welchen das gesuchte Ziel wäre. Sie bedankten sich bei Esra und machten sich auf den Weg hinter ihrer bereits davongezogenen Gruppe auf. Als sie wieder bei ihrem Picknickplatz am Strand ankamen, hatte sich schon der Abendhimmel über das Szenario gesenkt. Als glutroter Feuerball versank die Sonne im tiefblauen Meer. Weniger fröhlich als sonst aßen sie zu Abend. Durch die Vorkommnisse des Tages war die Stimmung gedämpft. Erst im Laufe des Abends lockerte sich die angespannt Haltung. Es war schon weit nach Mitternacht als Zoro mit einer Fackel in der Hand Robin ansprach. Der Rest der Crew lag schlummernd auf Kissen und Decken und bemerkte nichts. „Liest du mir den Stein vor? Tashigi sprach davon.“ Die Archäologin gab ihre Antwort mit einem abenteuerlustigen Lächeln und erhob sich von ihrem Platz. Zügig gingen sie durch den noch warmen Sand. Über ihnen funkelten die Sterne eines bevorstehenden Sommernachthimmels. Seichte Wellen rauschten an den Strand. Tatsächlich fanden sie das Grab wie beschrieben und zur Freude der Archäologin war es auch das seit Wochen gesuchte Porneglyph. Nur war es auf der Karte vollkommen falsch verzeichnet gewesen. Da hätte sie noch lange suchen können. Im Feuerschein von Zoros Fackel las sie vor. Der Kerzenmacher war nicht eine einzelne Person, sondern ein Priesteramt, welches von Generation zu Generation durch eine harte Ausbildung weitergegeben wurde. Mittels eines Rituals war es einem Kerzenmacher möglich, eine magische Kerze zu erstellen und auf der achten Route zu wandeln. Für den Schwertkämpfer war es das, was er geahnt hatte: Die Kerze eines Kerzenmachers hätte eine Alternative sein können. Doch in diesem Falle war es nur eine Sackgasse. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)