Chibifluch von Jei (Schuldig x Ken [mit wildest_angel]) ================================================================================ Kapitel 1: Familienzuwachs -------------------------- Titel: Der Chibifluch Autoren: Jei & wildest_angel Pairing. Schuldig/Ken Rating: MA Genre: Comedy Warnungen: öhm... das übliche. Obwohl... eigentlich ganz und gar ned üblich... *überleg* Disclaimer: Die Jungs gehören uns nicht. Bis auf Daisuke, der gehört Jei, wie die ganze Idee. Wir wollen keine Rechte verletzen, sondern nur ein wenig Spaß haben. Und Geld bekommen wir dafür auch nicht. Leider. A/N: Jei brachte mit den Worten „Das is auch ne ff die ich ma schreiben wollte.... Schus ex kommt vorbei und brummt ihm ein Kind auf XD“ ins Rollen. Meine Reaktion darauf war: „Aaaaaaaaaaaaaautsch! DAS wär ja was. das machen wir auch!“ Naja. Das Ergebnis seht ihr hier... Wir wünschen euch soviel Spaß beim Lesen, wie wir beim Schreiben hatten... 1. Kapitel - Familienzuwachs „Nein! Du kannst nicht immer die ganze Zeit im Tor stehen…“ Der blonde Junge von grade mal 12 Jahren kam auf Ken zu gerannt und zerrte ihn dann vom Tor weg. Schmunzelnd ließ der Älteste das mit sich machen und nahm dessen Position auf dem Fußballfeld ein. „Na gut… Dann mal weiter…“ Schon lange hatte er nicht mehr mit voller Kraft gespielt, er wusste nicht mal ob er es noch konnte, doch Ken genoss es viel zu sehr, wie die Jungs sich immer wieder darüber freuten, wenn er ihnen beim Trainieren half, als dass er es auch nur an einem Wochenende verpassen wollte. „Hol ihn dir!“, rief er laut aus und der Ball flog in einem hohen Bogen übers Feld. Doch leider suchte er sich weniger Kens Ziel aus, als den Kopf eines vorbeischlendernden Passanten, den Ken nur zu gut wieder erkannte. Schuldig hatte den schönen, warmen Nachmittag genutzt, um sich wieder einmal Bewegung der anderen Art zu verschaffen - in Form von Spazierengehen. Er guckte gerade einem niedlichen Mädchen mit einem noch niedlicheren Hund hinterher, als plötzlich einige Spaziergänger laut aufschrieen. Verdutzt sah sich der Deutsche um. Ein dummer Fehler, wie er gleich darauf feststellte. Denn dem weißschwarzen Lederball konnte er auf diese Weise nicht mehr ausweichen. Es gab ein dumpfes `Boing!` und der Deutsche kippte um wie ein gefällter Baum. Ken kniff die Augen zusammen und schickte ein Stoßgebet gen Himmel, dass der Ball sein selbst gewähltes Ziel doch bitte verfehlen würde, doch offenbar hatte er Gott in seinem Leben zu selten gedankt, als dass der ihm diesen Gefallen tat. Denn als er die Augen wieder öffnete, lag der Telepath am Boden und rührte sich nicht mehr. Hastig rannte er auf ihn zu und seine Jungs folgten ihm. Schnell bildete sich eine aufgeregte Traube um den Deutschen und während sich Ken zu dem Ballopfer kniete und ihn vorsichtig anstupste, begann um sie herum ein aufgeregtes Tuscheln der Kinder. „Ob er tot ist?“ – „Vielleicht.“ – „Quatsch, der is ohnmächtig!“ – „Ken, wieso hast du ihn abgeschossen?“ Stöhnend schlug Schuldig die Augen auf und ließ sie sofort wieder zufallen, als er jede Menge Leute über sich gebeugt erkannte. Aber damit nicht genug, unter den neugierigen Gaffern befand sich auch noch dieser tollpatschige Weiß... Das musste die Hölle sein. Vorsichtig hob er die Lider ein zweites Mal. Und stöhnte erneut. Der Weiß sollte gesetzlich verboten werden... „Er lebt…“, kam die enttäuschte Feststellung des Jungen, der zuerst gedacht hatte, dass Schuldig diesen Ball nicht überlebt hatte. Langsam aber sicher löste sich die Traube und nur Ken blieb zurück und lächelte Schuldig verlegen an. „Ehm.. Tut mir Leid…“, murmelte er und strich dem Schwarz ein paar Strähnen aus dem Gesicht. „Ist alles in Ordnung? Das wollte ich nicht…“ Schuldig starrte Ken an wie ein Mondkalb, öffnete den Mund, schloss ihn wieder, als er merkte, dass ihm einfach die Worte fehlten. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Zu allem Überfluss fing jetzt sein Kopf auch noch zu toben an, wohl eine Folge des harten Treffers. Erbost schlug er die Finger des Anderen aus seinen Haaren. "Du... du... Vollidiot!", fauchte er unvermittelt los, als er endlich seine Sprache wieder gefunden hatte. Ken lächelte noch immer verlegen und schluckte dann leicht, als Schuldig seine Hand weg schlug. Hastig stolperte er zurück und trat Schuldig dabei aus Versehen auf die Finger. Als er das merkte, ließ er sich prompt nach hinten auf den Allerwertesten fallen. „Fuck… Tut mir leid…“ Er griff nach Schuldigs Hand und streichelte leicht die schlanken Finger. Zu den neongrellen Engelchen, die immer noch von der Bekanntschaft mit dem Ball stammten und fleißig um seinen Kopf flatterten, gesellte sich jetzt auch noch eine heiße Schmerzwelle, die den Arm des Telepathen hinauf schoss. Genervt verdrehte er die Augen, wedelte dann wild mit der Hand, um den Schmerz ebenso zu vertreiben wie das inzwischen wirklich lästige Geflatter der nackten Engel. Ein wenig ungläubig sah er zu, wie Ken seine Hand nahm und darüber streichelte. Vielleicht sollte er sich mal an den Medikamenten des Iren vergreifen, überlegte er unzusammenhängend, er schien ja tatsächlich unter Halluzinationen zu leiden. Ken beobachtete den Anderen und sah ihn bestürzt an. Dann richtete er sich auf und hielt auch dem Telepathen die Hand hin, um ihm aufzuhelfen. Daran, dass er sich wohl grade total zum Affen machte, dachte er nicht wirklich, aber in letzter Zeit war das bei ihm Normalzustand, wenn er auch nur an Schuldig dachte. An diese stechenden grünen Augen und die wundervolle Mähne, die nur danach schrie, dass man mit den Fingern hindurch fuhr, um sich sanft hineinzukrallen. Sein Blick wurde ein wenig verträumt und auf seinen Lippen lag ein schüchternes Lächeln, während er mal wieder in seinen Tagträumen bezüglich des Schwarz-Members versank. Kopfschüttelnd griff Schuldig nach der Hand, die Ken ihm hinhielt, und zog sich in die Höhe. "Boah, jetzt sieh dir mal meine Klamotten an!", schimpfte der Größere, nachdem er gesehen hatte, dass seine schicke neue Jeans voller Sand war und die Krümel sogar über seine Haut schrammten. "Das ist doch echt das letzte!", moserte er munter weiter, drehte sich unsicher um und schlurfte in wackeligen Schlangenlinien davon, wobei er seine Mähne mit Schwung über die Schulter warf und seufzte, als sogar daraus Sand rieselte. Ken seufzte leise und sah dem Mann nach. Enttäuscht ließ er den Kopf hängen. „Ich bin so… blöd…“, hauchte er leise und sah der feuerfarbenen Mähne hinterher. Die Jungs riefen nach ihm, doch er hörte sie nicht wirklich, stand nur da und sah Schuldig nach. „Tut mir Leid…“, murmelte er noch einmal, ohne dass der Telepath es hören konnte. Dann blickte er zu den spielenden Jungs und seufzte nur leise. „Wir sehn uns…“, rief er noch und schlenderte dann mit hängendem Kopf davon. "Hoffentlich nicht...", antwortete Schuldig rasch und wurde vor Entsetzen kalkweiß. Auf noch so eine Begegnung der dritten Art konnte er liebend gerne verzichten. Es reichte schon völlig aus, dass Siberian mit seiner Tollpatschigkeit jeden Auftrag zu einem Glücksspiel machte. Da musste er es nicht auch noch haben, dem fußballverrückten Weiß auch noch privat über den Weg zu laufen... Vor sich hin grummelnd machte sich der Orangehead auf den Weg nach Hause, was aufgrund seiner leichten Desorientierung und seines momentan fehlenden Gleichgewichtssinns ein wenig dauerte. ~+~ Es dauerte keine fünf Minuten, in denen sich Schuldig im Wohnzimmer ausruhte, da klingelte es auch schon wieder. Doch da der Telepath die Klingel offenbar ‚nicht hörte’, erbarmte sich Nagi dazu, aus der Küche zu kommen und die Türklingel vor der Heiserkeit zu retten. Doch als er dastand und den Besuch sah, klappte ihm der Mund auf. Da stand eine schlanke Frau von vielleicht 19 Jahren. Sie hatte langes schwarzes Haar und große blaue Augen. Doch das schlimmste war: Sie hatte ein Kind auf dem Arm, das mit seinen orangen Haaren sehr einem gewissen Deutschen im Wohnzimmer ähnelte. Doch Nagi hatte keine Chance, sie auch nur zu begrüßen, denn schon drängte sie sich an ihm vorbei und stand auch schon im Wohnzimmer. „Schuldig…“, hauchte sie zuckersüß und fast schon in einem gefährlichen Ton. Dabei baute sie sich langsam vor dem Mann auf, hielt weiter den kleinen Jungen auf den Armen. Bei dem Telepathen schrillten alle Alarmglocken, als er die süße Stimme hörte und aufsah. Himmel, wer war DAS denn? Kannte er die Tussi von irgendwoher? Das kleine Kind auf ihrem Arm existierte für ihn gar nicht. Solche kleinen Monster ignorierte er aus Prinzip... "Ja?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue nach. "Kennen wir uns?" „SchuSchu-Schätzchen.. Ich bitte dich… Natürlich kennen wir uns…“, lächelte sie und kam näher. „Ich bin’s… Hikari… Deine wunderschöne und über alles geliebte Affäre vom vorletzten Sommer… Erinnerst du dich?“ Sie zog ebenfalls eine Braue hoch. „Ich erinnere mich an das Arschloch, das mir das hier eingebrockt hat!“ Und damit setzte sie den Jungen auf Schuldigs Schoß ab. Aus grünblauen Augen sah der Kleine zu dem Mann auf und tatschte ihm in das lange Haar. "UWAAAAH!" Geschockt sah Schuldig auf das sabbernde Wesen auf seinem Schoss. "Was ist DAS denn?", wollte er entsetzt von... wie hatte sie gesagt? Hikari? ..wissen. Angeekelt hob er das Kind mit spitzen Fingern hoch und hielt es der Schwarzhaarigen wieder entgegen. "Bäh, jetzt muss ich mir _schon wieder_ die Haare waschen!", lautete sein Urteil, ehe er Anstalten machte, aufzustehen und genau dies zu tun. "Übrigens: Da ist die Tür und vergiss dein Viech nicht, wenn du gehst.", riet er ihr noch über die Schulter hinweg. "War nett, dich mal wieder zu sehen." Auch wenn er absolut keine Ahnung hatte, woher er das Mädchen kennen sollte... Doch Hikari schmunzelte nur teilnahmslos und setzte den Kleinen auf dem Boden ab. „Der gehört jetzt dir… Dieses kleine Monster ist genau so missraten wie du es bist…Ich kümmere mich nicht um so eine Missgeburt…“ Und damit küsste sie Schuldig noch mal auf die Lippen und grinste ihn liebevoll an. „Viel Spaß noch…“ Und damit war sie auch schon wieder verschwunden. Nagi stand noch immer mit geweiteten Augen da und starrte auf das Kind, dann der Frau nach und dann zu Schuldig. Angewidert verzog der Telepath das Gesicht. Nein, das konnte doch gar nicht wahr sein! Vielleicht hatte der Ball vorhin ihn doch härter getroffen, als er geglaubt hatte. Oh, der Weiß würde sich was anhören dürfen! Schulternzuckend wandte sich Schuldig ab, warf allerdings noch einen kurzen Blick zu Nagi, der immer noch wie angewurzelt an der Tür stand. "Bind’s draußen irgendwo an", meinte er kopfschüttelnd, "Aber fass es nicht an. Du weißt nicht, ob’s vielleicht Tollwut hat..." Nagi sah Schu entsetzt an und schüttelte nur den Kopf. „Du Monster… Ist dir klar, dass diese Frau dir grade deinen Sohn vorbeigebracht hat?“, kam es tadelnd, wenn auch leise von Nagi. Er hob den Kleinen hoch und musterte den Sabberbeutel. Dann hielt er ihn Schuldig entgegen. „Schau ihn dir an. Er hat deine Haarfarbe… und das ist auch ganz bestimmt deine Nase in seinem Gesicht... Nur ein wenig kleiner…“ Widerwillig starrte der Telepath auf das merkwürdige Etwas in Nagis Händen und schüttelte sich ab. Okay, es war wohl nicht zu übersehen, dass der Kleine orange Haare hatte. Oder frech blitzende Augen. Aber verdammt noch mal, er hatte doch immer aufgepasst... Was fiel dieser dämlichen Tussi eigentlich ein, ihn zuerst so reinzulegen und ihm jetzt auch noch dieses eklige Balg unterzujubeln? Schuldig fühlte sich wie die Hauptperson in einem schlechten Film. Zweifelnd sah er Nagi an und zuckte dann leicht mit den Schultern. "Naja, dann wünsch ich dir viel Spaß damit", grinste er schief. "Damit hat sich dein Gebettel um ein Haustier ja erledigt." Nagi verengte die Augen und blitzte Schuldig an. „Das kann unmöglich dein Ernst sein… Das ist _dein_ Sohn!“ Er seufzte resigniert und nahm den Kleinen in den Arm. Dieser kuschelte sich leicht an ihn und blinzelte mehr als nur niedlich zu seinem Vater. Wie die Unschuld in Person wirkte er – wäre da nicht die Tatsache, dass alle Beteiligten wussten, wer der Vater dieses Kindes war. Brad nutzte diesen Augenblick, um das Wohnzimmer zu betreten. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch als er Nagi und das kleine Ding in dessen Armen sah, waren seine Worte wie weggefegt und seine Augen weiteten sich leicht. „Was um alles in der Welt ist denn DAS?“, fragte er, als hätte er noch nie in seinem Leben ein kleines Kind gesehen. Abwechselnd starrte er Schuldig und Nagi an. Schuldig wurde auf einmal knallrot und mehr als nur verlegen. So was dummes aber auch! Was musste der nervige Amerikaner auch ausgerechnet jetzt auftauchen? "Öhm... Ja, also... So wie es aussieht... ist das wohl... irgendwie... mein Kind", gestand er dem Älteren stotternd. "Und wehe du fragst jetzt, wie das passiert ist!" Brad starrte Schuldig entsetzt an. „Dass das ein Kind ist, seh’ ich auch!“, fauchte er und ignorierte einfach die Tatsache, dass Nagi den Jungen Schuldig in die Hand drückte und sich auf der Stelle vom Acker machte. „Und ich weiß auch wie so was entsteht!“ Er verschränkte die Arme und zog eine Augenbraue hoch. „Aber wieso ist es hier? Und wieso um alles in der Welt hat es deine Haare?“ "Weil meine Gene dominant sind?" Kaum hatte er zu Ende gesprochen, glotzte er wie ein Bus das Kind auf seinen Armen an, das er automatisch in Empfang genommen hatte. Wenn... seine Gene tatsächlich so dominant waren... dann... Oh Gott. Nein. Das war doch nicht möglich, oder? Vorsichtig tastete sich der Deutsche in den Verstand des Kleinkindes, seine Augen wurden riesengroß und er selbst kalkweiß. "Oh Scheiße!", war alles, was ihm zu dem einfiel, was er entdeckt hatte. Und auch Brad war nicht von schlechten Eltern. Das erste Mal in seinem Leben schienen ihm tatsächlich die Worte zu fehlen und er schüttelte nur ungläubig den Kopf. „Sag mir… dass das nicht wahr ist!“, hauchte er, als hätte er Angst vor der Antwort. Sie konnten hier nun wirklich kein Kind gebrauchen, noch weniger konnten sie den SOHN eines Schwarzmitglieds gebrauchen, und noch viel weniger den Sohn eines Telepathen. Hilflos sah der Orangehaarige seinen Leader an und schluckte hart. Na, wenn DAS mal keine ausgewachsene Katastrophe war... "Er... er hat... er ist... Oh shit!" Wenn er das richtig erkannt hatte, würde der Kleine, wenn er denn erst mal älter war, Schuldigs eigene Telepathie locker in den Schatten stellen - und das, obwohl der Deutsche wohl einer der stärksten Telepathen war, die es gab. Na wunderbar. Brad verdrehte resigniert die Augen. „Na super…“, stöhnte er und schob leicht mit Daumen und Zeigefinger seine Brille hoch, um sich das Nasenbein zu massieren. Dabei schloss er die Augen und versuchte angestrengt, nicht schon wieder Kopfschmerzen zu bekommen. Ratlos musterte er dann den Jungen, der böse zu Schuldig funkelte. Und er konnte sich denken, was da grade zwischen den beiden abging. Der Kleine hatte gemerkt, dass da jemand in seinem Kopf rumspukte und kickte Schuldig mit einem hohen Bogen wieder heraus. Tatsächlich verpasste er dem ach so tollen Telepathen sogar einen Stich in den Schläfen. Bockig zerrte er an dessen Mähne. "Du Satansbraten!", keifte Schuldig den Kleinen an und hob ihn hoch, so dass sein Sohn jetzt mit ihm auf Augenhöhe war. Dabei fiel ihn ein kleines Kettchen auf, das das Handgelenk des Kindes zierte. Mit leicht zusammengekniffenen Augen versuchte er die eingravierte Inschrift auf der Plakette zu lesen. "Daisuke", murmelte er resigniert, sah dann wieder fassungslos zu Brad. "Konnte ihr nicht ein noch albernerer Name einfallen?" Dann guckte er den Kleinen wieder an, ein hinterhältiges Grinsen schlich sich auf seine Lippen. "So, du gehst jetzt mal zu dem Onkel da... Der wird sich um dich kümmern." Damit drückte er dem verblüfften Amerikaner den Jungen in die Hand. "Viel Spaß!", flötete er zuckersüß. "Ich geh mich hinlegen..." Brad nahm den Jungen auf den Arm und lachte dann kalt. Mit einer Hand Daisuke festhaltend, griff er mit der anderen Schuldig im Nacken und zog ihn zurück. „Das glaubst aber auch nur du!“, keifte er, während der Junge mit seinen kleinen Patschehänden nach seiner Brille grapschte. „DU hast dir dieses Schlamassel eingebrockt. Und DU wirst dich nun auch um ihn kümmern, bis uns was eingefallen ist!“ Und damit drückte er den Jungen wieder an den Telepathen und blitzte ihn an. „Und wehe du lässt ihn aus den Augen. Wer weiß, was er für einen Schaden anrichtet, wenn er nun auch noch deine Telepathie beherrscht…“ "Von beherrschen kann noch gar keine Rede sein!", zickte Schuldig augenblicklich und es ging ihm erst hinterher auf, in was er sich da überhaupt hineinredete. Die Augen verdrehend nahm er seinen Sohn wieder in Empfang und sah ihn ein wenig unglücklich an. "Und wo soll er schlafen? Wir haben doch gar keine Hundehütte oder so?" Auf gar keinen Fall würde dieses sabbernde, quäkende Etwas in sein Zimmer kommen... Skeptisch begutachtete er Daisuke noch einmal, bis ihm eine sehr gute Idee kam. "Ich werd mal Farf fragen... Vielleicht hat der in seinem Keller noch ne Ecke", nuschelte er vor sich hin und machte sich dann gleich auf den Weg, seinen Einfall in die Tat umzusetzen. Schuldig war verschwunden, bevor Brad diesen Satz wirklich verarbeiten konnte. Das war doch jetzt nicht Schuldigs Ernst, oder? Naja… Vielleicht würde sich jetzt die Kraft des Jungen beweisen. Denn Brad konnte sich nicht vorstellen, dass Daisuke tatsächlich da unten bleiben wollte. Und wenn der Kleine es schaffte, seinen Vater – wie sollte er sich bloß je daran gewöhnen, Schuldig als Vater zu bezeichnen? – dazu zu bringen, ihn NICHT da unten zu lassen, dann würde Brad einsehen, dass der Kleine irgendwann vielleicht sogar besser als ihr derzeitiger Telepath war. Beschwingt trabte der Telepath mit seinem kleinen Anhängsel die Kellertreppe hinunter und öffnete geschickt die Tür zu Farfarellos Raum. Freudestrahlend, als würde er dem Iren ein ganz besonderes Geschenk machen, schlenderte er auf den Anderen zu und hielt ihm Daisuke entgegen. "Hier, ich hab dir was zum Spielen mitgebracht", giggelte er dem Weißhaarigen entgegen. "Ich hoff, du freust dich..." Der Ire saß mit gesenktem Kopf auf dem Fußboden und sah dann langsam hoch. Das erste, was er sah, waren ein paar grünblauer Augen, die ihn groß ansahen. Er starrte das Kind an und schaute dann langsam zu Schuldig hoch, blickte wieder auf das Kind und wieder zu seinem Kollegen. „Vergiss es… Ich spiel nicht den Babysitter für deinen Sohn…“, kam es dann monoton von ihm und er zog eine Braue hoch. In den Augen des Jungen spiegelten sich Tränen wieder und mit jeder Sekunde, die er den Iren ansehen musste, weil er unmittelbar vor ihm saß, strampelte und zeterte er mehr. „Siehst du. Er hat Angst vor mir. Also bring ihn hier raus, sonst schreit er euch das Haus zusammen.“ Und tatsächlich hatte Daisuke ein unglaublich kräftiges Stimmenorgan. Schreiend und weinend zappelte er und versuchte wieder zurück an die sichere Brust seines Vaters zu kommen. Doch als er merkte, dass das offenbar rein gar nichts brachte, setzte er dazu seine geerbten Fähigkeiten ein, um Schuldig zu manipulieren. Als der Telepath merkte, was sein Sohn da versuchte, sah er ihn geschockt an. "Du Biest!", zischte er ihm zu und zog seine Barrikaden ein wenig höher. "Das nützt dir bei mir gar nichts!", klärte er seinen Sohn auf, wobei ihm gar nicht auffiel, dass er hier mit einem Baby sprach, das wahrscheinlich nicht einmal wusste, was er ihm sagen wollte. Dennoch war das Geschrei des Jungen markerschütternd, wohl hauptsächlich deswegen, weil es von den kahlen Kellerwänden zurückgeworfen wurde. "Farf, bitte... Er wird sich an dich gewöhnen", versuchte er es noch einmal, diesmal flehender. Wenn sich niemand um den Kleinen kümmern wollte... Nein, daran wollte er jetzt gar nicht denken. Doch der Ire schüttelte nur den Kopf. „Nein… Vergiss es ganz schnell wieder und nimm diese Heulboje wieder nach oben!“ Und damit drehte er sich leicht zur Seite und senkte den Blick wieder. Er ignorierte die zwei anwesenden Telepathen einfach, spürte aber, dass Daisuke nicht wirklich Angst hatte. Doch das würde er Schuldig nicht auf die Nase binden. Offenbar lag diese Furchtlosigkeit ihm gegenüber in der Familie. Auch Schuldig hatte nie wirklich Angst vor ihm gehabt. Inzwischen deutlich verzweifelt fiel Schuldigs Blick wieder auf seinen Sohn. Er seufzte vernehmlich. "Was soll ich jetzt mit dem machen?", fragte er mit einem eindeutig panischen Unterton in der Stimme. Wenn auch Farf den Kleinen nicht wollte... Er konnte doch hier nicht auf sein ganzes Leben verzichten, nur weil Hikari so doof gewesen war... Das ging doch nicht! Still und heimlich wollte der Telepath Daisuke auf den Boden setzen und sich davonstehlen. Der Ire und der Kleine würden sich schon zusammenraufen. Und wenn das wirklich sein Sohn sein sollte, würde er ja auch kein Feigling sein. Aber Daisuke schien das nicht mit sich machen zu lassen. Kaum dass er auf dem Boden vor Farf saß und dieser ihn langsam wieder ansah, blickte er zu seinem Vater auf. Eine jähe Welle von Schmerz durchzog den Kopf Schuldigs. Nicht mal die höher gezogene mentale Wand schien den Kleinen davon abzuhalten, seinen Vater zu ärgern. Farf beobachtete das. Der Blick, den Daisuke drauf hatte und mit dem er Schuldig musterte, kam ihm _sehr_ bekannt vor. Denn so sah auch Schuldig auf den Missionen drein, wenn er dabei war seinen Gegnern Kopfschmerzen vom feinsten zu verpassen. Ein leichtes Grinsen schlich sich auf Farfarellos Lippen. Wütend hob Schuldig seinen Sohn wieder hoch und blitzte ihn giftig an, wobei er sich wirklich nur um Haaresbreite beherrschen konnte, den Kleinen nicht einfach durchzuschütteln. "Du Monster!", fauchte er ihn an. "Mach das noch einmal und ich versohl dir deinen kleinen Hintern!" Okay, es hatte wohl keinen Zweck, weiter zu versuchen, das Kind bei dem Iren zu lassen. Ein verächtliches "Feigling!" war noch zu hören, als der Telepath mit Daisuke unterm Arm den Keller verließ. Zurück im Wohnzimmer setzte er den Kleinen auf den Boden vor der Couch, hockte sich auf das Sitzmöbel und sah den Jungen frustriert seufzend an. Niedlich sah er ja schon aus... "Was soll ich nur mit dir machen, hm?", wollte er von dem Baby wissen. "Ich hab doch gar keine Zeit für dich..." Daisuke hörte auf zu schreien, kaum dass sein Vater ihn mit nach oben nahm. Er blickte noch mal über Schuldigs Schulter zu dem Iren. Und dieser kurze Augenblick, der dem erwachsenen Telepathen vollkommen entging, war schon verwunderlich. Farfarello zwinkerte dem Kleinen zu und ein Grinsen, das dem des Schwarz-Playboys verdächtig ähnlich sah, legte sich auf die Lippen des knapp ein Jahr alten Daisuke. Als Dai auf dem Boden im Wohnzimmer saß, sah er seinen Vater aus großen runden Augen an und legte den Kopf leicht schief. Langsam streckte er die kurzen Ärmchen aus, um deutlich zu machen, dass er sich hier unten nicht grade wohl fühlte. Angenervt aufseufzend hob der Deutsche Daisuke auf die Couch und setzte ihn neben sich ab. "Du bist eklig!", erklärte er Stirn runzelnd, wischte seinem Kind dabei mit dessen Jäckchen den Sabber vom Kinn. "Warum wolltest du nicht bei Farf bleiben, hm? Der tut dir nichts. Ehrlich. Er ist eigentlich ein ganz Lieber..." Interessiert sah er zu, wie dem Kleinen langsam die Augen zufielen und er zur Seite kippte. "Pennt einfach ein, wenn ich mit ihm rede...", murrte der Langhaarige Schulterzuckend grinste dann breit, legte sich neben den Kleinen auf die Couch und schlief mit Daisuke im Arm ein. ~+~ tbc ~+~ Kapitel 2: Babyterror --------------------- 2. Kapitel - Babyterror Die Tage verstrichen und jeder – sogar Schuldig – musste einsehen, dass es gar nicht _so_ schlimm war, den kleinen Daisuke im Haus zu haben. Allerdings war es nicht zu übersehen, dass Nagi am meisten von dem Kleinen angetan war. Er besorgte beim Einkaufen sogar immer das Essen für ihn und kümmerte sich darum, dass er sich nicht langweilte, wenn Schuldig sich mittags mal auf Ohr legte. Tatsächlich konnte man sagen, dass sich Daisuke meisterhaft in das Schwarz-Leben eingebracht hatte, und das mit überragender Leistung. Ein Morgen wie jeder andere seit der kleine Telepathensprössling aufgetaucht war. Schuldig schlief noch immer und klein Dai hatte es sich quer über seinem Vater gemütlich gemacht. Denn nach seiner ersten Nacht auf dem Sofa zusammen mit dem Deutschen, hatte Dai beschlossen, dass er auf keinen Fall alleine schlafen wollte. Immer wenn Schuldig versucht hatte, ihn in sein provisorisches Kinderbett (bestehend aus Kissen und Decken, möglichst weit weg von seinem eigenen Bett) unterzubringen, schrie und zeterte er so lange, bis Schuldig die Nerven verlor und ihn ins Bett holte. Brad sass wie jeden Tag in seinem Büro und grübelte über seinen Akten, als wie durch Zauberhand plötzlich die Tür aufging, die er zuvor nur angelehnt hatte. Überrascht blickte er auf, entdeckte niemanden, erhob sich von seinem Sessel und beäugte den Boden. Eine kleine Weile stand er wie erstarrt und konnte nicht glauben, was er da sah; es dauerte ziemliche Zeit, bis er in der Lage war, zu reagieren. "Was machst du denn hier?", fragte er mit einem Anflug von Belustigung, kam um den Schreibtisch herum und hob den kleinen Jungen, der in sein Zimmer gekrabbelt war, vom Boden auf. "Du machst dich ganz schmutzig!", tadelte er Daisuke. "Und wo treibt sich dein verantwortungsloser Vater schon wieder rum?" Was dann passierte, sorgte doch für Erstaunen, denn Daisuke nutzte diesen Moment um zu beweisen, dass es durchaus NICHT sinnlos war, sich mit ihm zu unterhalten. Im Kopf des Schwarz-Leaders blitzten jäh die Bilder des langhaarigen Deutschen auf, wie der mit ausgestreckten Armen und Beinen in seinem Bett lag und genüsslich vor sich hinschnarchte. Dass Dai es war, der Brad diese Bilder schickte, konnte man wirklich nur wissen, wenn man von der Telepathie wusste, denn im Gesicht des Jungen breitete sich ein fröhliches Lachen aus und er tatschte amüsiert und mit kindlicher Unwissenheit über das Gesicht des Amerikaners. Crawford blinzelte, sah den Jungen auf seinem Arm an und versuchte dabei, die kleinen Hände von seiner Brille fernzuhalten. "Er schläft also noch", stellte er folgerichtig fest, ließ sich seine Verwunderung über Daisuke aber sonst nicht anmerken. Himmel, der Kleine war ja jetzt schon eine ganze Nummer fähiger, als er geglaubt hatte. Leise lachte er in sich hinein. "Schuldig, du wirst eine Menge Ärger bekommen, wenn der Kleine erst mal ein wenig älter ist und weiß, was er tut", murmelte er vor sich hin, dann wandte er sich wieder an den orangehaarigen Jungen auf seinem Arm: "Kannst du dich im Gegensatz zu deinem Erzeuger vielleicht auch noch benehmen?" Damit setzte er ihn auf der Schreibtischplatte ab. "Halt dich still und stör mich nicht." Und tatsächlich sah es so aus als wenn Dai in der Lage war, diese Befehle von Onkel Braddy zu befolgen. Doch nicht lange. Kaum dass sich Crawford wieder in seinen Papieren fest gelesen und vertieft hatte, fühlte sich das kleine Schuldig-Imitat auch schon wieder vernachlässigt. Und es war offensichtlich, dass es in der Familie lag, dass man so etwas nicht einfach auf sich sitzen ließ. Mit einer mehr oder weniger eleganten Bewegung schmiss sich Daisuke einfach auf die Papiere, die der Amerikaner grade angestrengt mit seinen dunklen Augen fixierte, und blinzelte ihn strahlend an. "Fuck it!", schimpfte der Amerikaner augenblicklich los. "Musste das sein, verdammt noch mal. Shit! Du hast mir alles durcheinander gebracht, du kleines Biest! Du bist genauso schlimm wie dein Dad!" Mit vor Wut zitternden Händen begann er die wichtigen Unterlagen, die Daisuke mit seiner Aktion wunderbar malerisch durcheinander gewirbelt hatte, wieder zu ordnen und setzte den Jungen dafür mit einer harschen Bewegung zurück auf den Boden. Mit kleinen Tränchen in den großen Kulleraugen starrte er den Mann an und zupfte noch mal vorsichtig an dessen Hosenbein. Doch als er dadurch nur noch ein Stück weiter weg geschoben wurde, ließ er es dann bleiben und krabbelte langsam weg. Nur noch ein leises Schluchzen war zu hören, dann war auch schon nichts mehr von dem Kleinen zu sehen. Das hieß natürlich in keiner Weise, dass er verschwunden war. Oh nein. Stattdessen suchte sich Daisuke nun eine neue Beschäftigung. Und die bestand leider aber Gottes darin, die ersten Laufübungen zu machen, in dem er sich langsam am Regal schräg hinter Crawford hochzog. Entsetzt wirbelte Crawford, der hinter sich ein ungewohntes Geräusch hörte, herum und erstarrte zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit. "Bist du wahnsinnig?", fuhr er Daisuke an und zog ihn ruckartig von dem offenen Regal weg, auf dem dicke Bücher und schwere Aktenordner ihren Platz hatten. Feine Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn, als er den Jungen wieder auf dem Arm hatte. "Du bist genauso unmöglich wie dein Dad!", teilte er dem Kind schroff mit. "DAS hier ist kein Spielplatz!" Damit bugsierte er den Kleinen wieder aus seinem Büro, setzte ihn auf dem Gang auf den Boden und zog bestimmt die Tür hinter sich zu. Daisuke sah den Mann verwirrt an, als wenn er keine Ahnung hätte, was er jetzt schon wieder falsch gemacht hatte. Doch schnell war Brad vergessen. Denn seine Windel, die er nun schon seit gestern Nachmittag trug, wurde langsam unangenehm eng. Es verstrich fast eine ganze Stunde, doch dann hatte der Kleine es geschafft. Denn da er nichts weiter als ein Shirt und diese Windel angehabt hatte, hatte er es tatsächlich fertig gebracht, sich aus dieser zu befreien. Und fast als wenn es ein teuflischer Plan sei, ließ er sie nun direkt vor der Zimmertür des Amerikaners liegen und krabbelte neugierig und voller Tatendrang weiter, um die Villa zu erkunden. Schon bald wurde der Amerikaner von einem penetranten Geruch in seiner Konzentration gestört. Was war denn jetzt wieder los? Absolut genervt riss er die Tür auf - und schrak entsetzt zurück. Seine Augen nahmen ungeahnte Ausmaße an, sein Gesicht wurde leichenblass. "Daisuke! Du kleines Miststück!", fluchte er unbeherrscht los, dann brüllte er ein herrisches "Schuldig! Dein Fexer ist nicht stubenrein!" durch das Haus. Der Telepath zuckte zusammen, als er den wütenden Ausbruch seines Leaders zu hören bekam, und stürzte überhastet aus seinem Zimmer. Allerdings schaffte er es nicht mehr, rechtzeitig abzubremsen, in vollem Lauf rutschte er auf der Windel aus, die sich auf den glatten Marmorboden sofort in eine Rutschbahn verwandelte. Mit rudernden Armen kam Schuldig an der nächsten Wand zu liegen. Und von dem Übeltäter war keine Spur zu sehen. Daisuke hatte sich eine Etage höher in Brads heiliger Bibliothek eingenistet. Ein Raum der nur sehr selten betreten wurde und wenn nur von Brad oder ab und zu von Nagi wenn dieser etwas für die Schule brauchte. Sowie heute. Denn eine verschlossene Tür versperrte Dai nicht den Weg. Nur kurz nachdem der kleine den großen Raum hinter Nagis Rücken betreten – oder besser bekrabbelt – hatte und hinter einem der Regale verschwunden war, verließ Nagi die Bibliothek auch schon wieder und schloss die Tür hinter sich. Von dem kleinen hatte er nichts gesehen. Stattdessen eilte er nun die Treppe hinunter, an Brad und Schuldig vorbei die wie angewurzelt dastanden und beide nicht grade sehr erfreut aussahen, rief ihnen noch einen eiligen Abschiedsgruß zu und verschwand dann aus der Haustür. Schuldig hatte sich mühevoll wieder aufgerappelt und sah seinen Leader unterkühlt an. "Was ist denn jetzt schon wieder los?", wollte er reichlich ungehalten von dem Amerikaner wissen. Der Grund für dessen Geschrei erschloss sich ihm wirklich nicht. Was wäre schon dabei gewesen, wenn der Ältere die Windel einfach aufgehoben und weggeworfen hätte? So ein Ding biss doch nicht... Außerdem war von Daisuke sowieso nicht mal die kleinste orange Haarspitze zu sehen. Wozu also der Aufstand? Brads Augen sprühten Funken. „Du wirst diese Sauerei nun schön wieder sauber machen und dann dafür sorgen, dass das nicht noch mal passiert!“, knurrte er. Die bemühte Beherrschung war ihm deutlich anzusehen. „Ich will nicht noch einmal aus meinem Büro kommen und eine Babywindel vorfinden müssen!“ Seine dunklen Augen fixierten die stinkende Substanz auf dem Boden und er verzog das Gesicht. Dadurch dass Schuldig auf dem weißen Ding ausgerutscht war, hatte er eine schöne Spur aus Kinderdünnschiss über den Marmorboden gezogen. Schaudernd wandte er sich ab. „Beeil dich, dass das Zeug hier wegkommt!“ Und damit verschwand er wieder in seinem Büro und ließ den Deutschen alleine mit dem Schlamassel. Das konnte doch jetzt nicht Brads Ernst sein! Er sollte...? Nie im Leben! Aber GANZ sicher nicht! Schuldig setzte schon an, um nach Nagi zu rufen, als ihm einfiel, dass sich der Kleine ja vor ein paar Sekunden aus dem Staub gemacht hatte. So ein kleiner Verräter aber auch! Mit gerümpfter Nase visierte er die Schleifspur an, die zur Windel führte. Gott, war das eklig! Wieso hatten sie eigentlich keine Putzfrau, schoss es ihm rasch durch den Kopf. Das wär doch endlos praktisch... Vielleicht sollte er einen entsprechenden Antrag mal beim Big Boss stellen. Aber bis dahin konnte er diese Sauerei wohl nicht so lassen, Brad würde ihn ohne mit der Wimper zu zucken einfach lynchen. Also trabte er ins Bad, suchte sich einen Lappen, den er anfeuchtete, um den Boden vor dem Arbeitszimmer zu säubern. Dass es sich dabei in Ermangelung eines vernünftigen Putzlappens um eines von Crawfords geliebten Armani-Hemden handelte, übersah er geschickt. Schuldig war noch nicht ganz fertig mit seiner Arbeit, da war von oben ein Poltern zu hören. Brad Crawford zuckte in seinem Büro stark zusammen. Was war denn jetzt schon wieder los? Doch bei dem leisen Poltern blieb es nicht. Brad lauschte. Stille. Aber dann folgte ein ohrenbetäubendes Scheppern und der Schwarz-Leader hatte das Gefühl, dass ihm gleich die Decke auf den Kopf fiel. Was um alles in der Welt wurde da oben veranstaltet? Brach grade das Dach zusammen? Noch ein letztes ‚Klock’ war zu hören, dann war Ruhe. Brads Herz raste. Nagi war außer Haus, Schuldig putzte hoffentlich den Boden auf dem Flur und Farfarello war in seinem Keller. Über ihm befand sich seine Bibliothek und wenn sich nicht irgendwie ein Einbrecher durch ihr Alarmsystem geschlichen hatte, dann gab es nur eine Person, die da oben so einen Krach machen konnte. Brad bemerkte nicht mal, dass Schuldig grade eins seiner Hemden ruiniert hatte, als er nach oben flitzte und mit zitternden Fingern die Tür zu seinem heiligen Reich öffnete. Doch hier sah es nicht mehr so aus wie zuvor. Der Amerikaner starrte auf drei umgekippte Regale, die wohl dem Dominoeffekt zum Opfer gefallen waren, starrte auf die Bücher, die überall verteilt lagen und sah dann den kleinen rothaarigen Teufel. Daisuke saß in mitten des Chaos und malte mit einem Kugelschreiber krakelige Muster über die zerknitterten und abgelutschten Seiten eines großen Buches. Bei dem dumpfen Poltern war auch Schuldig zur Salzsäule erstarrt. Was zum Geier war denn jetzt los? Nachdem Brad wie angestochen aus dem Büro gerannt und wie ein geölter Blitz nach oben geflitzt war, war Schuldigs angeborene Neugier geweckt. Gemütlicher als sein Chef zuvor trabte er, das ehemals weiße Hemd immer noch in der Hand haltend, hinter dem Schwarzhaarigen her. Ein rascher Blick über dessen Schulter reichte, um das vorlaute Mundwerk des Telepathen in Gang zu setzen. "Ooooops!" Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht, als er in dem ganzen Chaos seinen Sohn entdeckte. Brad war kreidebleich geworden, ein Muskel in der Nähe seiner Schläfe zuckte verdächtig. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und er atmete zittrig durch. Doch als er dann auch noch den äußerst ungünstigen Kommentar von Schuldig hörte, war alles aus. Dass Brad Crawford einmal die Kontrolle verlor und ausrastete, war mehr als nur selten, geradezu unmöglich. Doch wenn es dann mal passierte, dann war wirklich niemand mehr sicher. Lautstark grollte seine wütende Stimme durch den Raum „Verdammte Scheiße noch mal! Du kleines Mistvieh!!!“, brüllte er und stapfte auf den Jungen zu. Daisuke zuckte zusammen, als der Amerikaner den halbnackten Jungen vom Boden hochriss und ihn durchrüttelte. „Was fällt dir eigentlich ein, du kleiner Bastard?? Du bist schlimmer als dein Vater!!!“ Wieder füllten sich Dais Augen mit Tränen und er fing an zu schreien, ließ den Kugelschreiber vor Schreck fallen und schlug um sich. Zu allem Überfluss musste dann auch noch Brads Brille dran glauben, die im hohen Bogen von seiner Nase segelte, als Daisuke sich zu wehren begann. Wieder polterten Flüche über die Lippen des wutentbrannten Amerikaners und nur mit Mühe und Not hielt er sich davon ab, das kleine schreiende Bündel gegen die nächste Wand zu pfeffern. "Hey!", protestierte der Telepath sofort entschieden, sprang auf seinen Leader zu und entriss ihm den kleinen Jungen. "Sag mal, spinnst du? So kannst du doch nicht mit meinem Sohn umgehen!" Okay, das war ihm mehr unbewusst über die Lippen gerutscht, immerhin hatte er die kleine Nervensäge bisher nicht als sein Kind angesehen. Der böse Blick, mit dem er den Schwarzhaarigen bedachte, hätte jeden anderen zu Eis erstarren lassen. "Das sind doch nur ein paar dumme Bücher. Was regst du dich so auf? Du musst dich halt ein wenig mit Daisuke beschäftigen, dann ist er ganz zahm", erklärte er dem Älteren mit einem oberlehrerhaften Ton. Nach dieser Unterrichtsstunde für amerikanische Nicht-Väter drehte sich Schuldig um, warf seine Haare über die Schulter zurück und stakste aus der einst so ordentlichen Bibliothek. Brad stand wie angewurzelt da. Da konnte doch alles nicht mehr wahr sein. Erst verwüstete dieser Zwerg seine Bibliothek und dann meinte Schuldig auch noch, ihm eine Standpauke halten zu müssen? Das ging zu weit. Dieses kleine Biest war eine Plage. Er starrte dem Deutschen nach und eine Welle von Übelkeit überkam ihn, als er sah, WAS Schuldig da außer seinem Sohn in der Hand hatte. Das war doch nicht etwa… „SCHULDIG!“ Mit einem Satz war er bei der Tür. Doch. Es war sein neues Armani-Hemd, das der Deutsche da in der Hand hatte. Und das schöne Weiß war besudelt mit dem Inhalt einer Babywindel. Das konnte doch alles nur ein schlechter Scherz sein, oder? ~+~ Ein paar Tage später saß Schuldig ungewöhnlich früh am Küchentisch und war schwer damit beschäftigt, Daisuke mit Schokobrei zu füttern. Was sich allerdings als ungewöhnlich schwierig erwies, da der Kleine eigensinnigerweise der Meinung war, die Sache mit dem Löffel selber besser zu beherrschen als sein erwachsenes Gegenstück. Durch diesen Vater-Sohn-Machtkampf sah die Küche inzwischen aus wie ein Schlachtfeld. Wohin man sah, pappten braune, klebrig aussehende Spritzer, Schuldigs ehemals weißes Shirt hatte interessante Schokomuster und von Daisuke selbst konnte man nur erahnen, dass es sich um ein menschliches Wesen und nicht etwa um ein Moormonster handelte. Immer wenn Dai es tatsächlich schaffte den Löffel zu ergattern, versuchte er verzweifelt, auch seinem Vater etwas von dem klebrigen Zeug in den Mund zu schieben. Eben so einen Moment nutzte Nagi, um in die Küche zu kommen. Frisch für seinen Schultag hergerichtet stand er da und staunte nicht schlecht, als er die Küche sah. Langsam glitt sein Blick durch den Schokoraum. „Ehm… Ich mach das nicht weg…“, stellte er auf der Stelle klar und wagte es allmählich, die Küche zu betreten. Lächelnd beugte er sich zu Daisuke hinunter, der ihm auch gleich stolz einen Löffel voll Brei entgegenstreckte. Schmunzelnd öffnete Nagi den Mund und nahm das `Geschenk` entgegen. Dann sah er grinsend den verschmierten Vater-Schuldig an und richtete sich wieder auf. „Viel Spaß dir noch, Papa-Schu…“, sang er amüsiert, schnappte sich ein Brötchen und verließ dann schleunigst die Küche. Wenn das mal nicht fies war! Böse starrte Schuldig hinter Nagi her. Da hatte er schon die Arbeit, Dai ernährungstechnisch am Leben zu erhalten, was bei dessen Abwehrversuchen wirklich alles andere als leicht war. Und dann sollte er auch noch die Überreste der Essensschlacht beseitigen? Deutlich schlechter gelaunt als noch vor wenigen Minuten entwand der Deutsche seinem zappelnden Bündel den Löffel wieder. "Himmelherrgottnochmal, halt endlich still und iss deinen verdammten Brei!", knurrte er den Kleinen erbost an. "Und wenn du dich nicht benimmst, tausch ich dich gegen einen Hund ein. Mit dem hab ich wesentlich weniger Probleme!" Der Junge sah seinen Vater aus großen Augen an und wieder begann seine Unterlippe verdächtig zu zittern. Doch die kleine Diva kam nicht dazu, in Tränen auszubrechen. Stattdessen wirbelte sein Kopf herum, als Brad die Küche betrat. Noch nie hatte der Mann so müde ausgesehen wie heute. Erst als Brad mitten in der Küche stand, bemerkte er, wie es hier aussah. Langsam glitten seine braunen Augen durch die schöne teure Küche. Schokobrei…. Schokobrei… Überall klebte Schokobrei. Langsam fanden die blitzenden Augen das Telepathen-Duo und er atmete tief durch. „Schuldig?“ Die Stimme des Schwarzhaarigen war ruhig und leise – zu ruhig und ZU leise. Die Ruhe vor dem Sturm, das war sogar Daisuke klar, denn der presste sich gleich nach hinten an seinen Vater und starrte Brad funkelnd an. Und dann ging das Donnerwetter los. „Was in drei Teufelsnamen veranstaltest du hier schon wieder??! Wenn du zu doof bist, dieses Blag zu füttern und dafür meine ganze Küche einsaust, dann mach den Scheiß gefälligst im Garten!“ Daisuke blinzelte und schaute genauso drein wie sein Vater. Als wenn es Absicht wäre, schielte er noch mal kurz zu dessen Gesicht hoch und legte dann exakt dieselbe Miene an den Tag wie Schuldig. Leise fing er an zu brabbeln, als wenn er etwas auf die Worte des Amerikaners antworten wollte, doch wirklich verstehen konnte man nichts. Doch schließlich, grade als Schuldig ansetzte etwas zu sagen, konnte man ganz deutlich hören, wie die kleinen Lippen ihr erstes Wort formten: ‚Scheiße...’ Entsetzt über dieses Wort aus dem Mund seines Sohnes flog Schuldigs Blick von Brad zu Daisuke. Und wieder zurück. Eine Zornesfalte erschien auf seiner Stirn, er holte tief Luft, um, ohne auf das Kleinkind auf seinem Schoss Rücksicht zu nehmen, loszubrüllen: "Was für einen Mist bringst du eigentlich dem Kleinen bei? Kannst du dich nicht mal in Gegenwart eines Kindes zusammennehmen? Wo bleibt deine Erziehung, Crawford?" Daisuke nutzte diesen Moment, um ebenfalls lauter zu werden. Angesichts der Tatsache, dass auch sein Vater schrie, hielt er das nur für angebracht. Brad sah sich konfrontiert mit einem schreienden und möchtegern-fluchenden Baby und einer weiteren Standpauke von einem Telepathen, der sich in seiner Vaterrolle wohl immer wohler zu fühlen schien. Resigniert fuhr er sich übers Gesicht und rieb sich die Schläfe anschließend. „Es ist nicht meine Schuld dass der Kleine so verzogen ist! Er ist genau wie du. Rotzfrech und zu nichts zu gebrauchen!!“, keifte Brad zurück und warf Daisuke einen funkensprühenden Blick zu, bevor er sich abwandte und aus der Küche stürmte. Hinter Brads Rücken streckte Schuldig ihm die Zunge heraus, als der Schwarzhaarige aus der Küche abdampfte. Dann wandte er sich wieder mit deutlich ernsterer Miene seinem Sohn zu. "Solche Sachen sagt man nicht!", belehrte er ihn. "Vor allem nicht, wenn man sich sonst nicht verständlich ausdrücken und noch nicht mal Papa sagen kann." Entschieden setzte er Daisuke auf einen Stuhl und seufzte schwer. Nachdenklich sah er sein kleines Ebenbild an, stupste ihm dann auf die schokoverschmierte Nase. "Ich hab so das Gefühl, dass wir irgendwie was anders machen müssen, wenn wir nicht irgendwann mal fürchterlichen Ärger kriegen wollen", ließ er seinen Sohn an seinen Überlegungen teilhaben. "Ich hab nur keine Ahnung, was", gab er schließlich auch noch zu. Dai sah ihn aus großen Augen an und legte den Kopf schief. Dass der Kleine schon wieder im Kopf seines Vaters rumspukte, konnte man nur erahnen. Doch ein paar Sekunden des Schweigens später öffnete er wieder den Mund und sagte mit quirliger Stimme: „Papa!“ Ein triumphierendes Grinsen breitet sich auf seinen Lippen aus. „Scheiße…“ Offenbar mehr als nur stolz ob seiner neu errungenen Wörter wiederholte er sie nun immer und immer wieder. Sein Grinsen machte dabei dem seines Vaters schon arge Konkurrenz. Aufgebend schüttelte der Deutsche den Kopf. "Du bist unmöglich!", informierte er den kleinen Jungen, dann allerdings huschte schon wieder ein Lächeln über sein Gesicht. "Sag noch mal Papa!", forderte er Daisuke auf. Das hatte doch was, fand er. Papa. Das klang doch eindeutig... bescheuert. "Wie ist das jetzt? Willst du noch was essen, oder war’s das vorläufig?" Nach einem forschenden Blick auf seinen Sohn schüttelte er den Kopf. Vielleicht sollte er endlich aufhören, mit dem Kleinen wie mit einem Erwachsenen zu reden. Doch von Dai kam keine eindeutige Reaktion mehr. Er lachte und warf mit den Worten ‚Scheiße’ und ‚Papa’ um sich, strahlte und saute sich noch mehr mit dem Schokobrei ein, als ohnehin schon. Oh ja. Der Kleine war wirklich ein Strahlemann. Und genau wie seinen Vater interessierte es ihn gar nicht, was die anderen von seinem Benehmen hielten. ~+~tbc~+~ Kapitel 3: Rauswurf ------------------- 3. Kapitel - Rauswurf Einige Tage und jede Menge durch Daisuke verursachten Ärger später tönte ein schrilles Heulen in der Lautstärke eines Feueralarms durch die morgendlich ruhige Schwarzvilla. Entsetzt schreckte Schuldig in die Höhe und sah sich verwirrt um. Was war denn jetzt los? Angriff auf das Schwarzhauptquartier? Oder war ein Krieg ausgebrochen, von dem er nichts wusste? Mit einem Satz war er aus dem Bett und blieb gleich darauf wie angewurzelt stehen, als sein Blick zufällig auf das Bettchen seines Sohnes fiel, das schwach vom Mondlicht erhellt wurde. Der Kleine war knallrot im Gesicht und schrie wie am Spieß. Eilig nahm der Telepath seinen Sprössling auf und versuchte, ihn irgendwie zu beruhigen. Doch der Kleine schien sich diesmal auch nicht von der Hand seines Vaters zum Schweigen bringen zu lassen. Auch wenn er sich in der letzten Zeit an den Mann gewöhnt hatte. Er hatte die Augen fest zugekniffen und schrie so laut er nur konnte. Sein ganzer Körper war angespannt und offenbar vergaß der Kleine über sein Geschrei auch vollkommen die Atmung. Den Grund konnte man nicht sehen, wenn man nicht grade telepathische Fähigkeiten hatte, denn wie sonst sollte man erkennen, das Daisuke grade einen seiner schlimmsten Alpträume hinter sich hatte? Nagi zog sich das Kissen über den Kopf und stöhnte genervt. Doch Brad, der noch ein paar Türen weiter in seinem Bett saß und versuchte das eigentümliche Geräusch zuzuordnen, blieb nicht einfach in seinem Bett, als er verstand _was_ das war. Nicht darauf achtend, dass er nur in Shorts bekleidet sein Zimmer verließ, stürmte er über den Flur und riss die Tür zu Schuldigs Zimmer auf. Vor Schreck verstummte Dai kurz, schrie dann aber nur noch lauter und panischer. "Spinnst du!", fuhr Schuldig seinen Leader an, wobei er versuchte, das plärrende Bündel auf seinen Armen zu übertönen. "Jetzt hast du ihn erschreckt!" Das war doch echt nicht zu fassen! Kam Crawford wie ein Rachegott in sein Zimmer gestürmt und verängstigte seinen Sohn gleich noch mehr. So ein Flegel aber auch! Doch Brad interessierte es nicht. Auch er versuchte gegen das Geschrei des kleinen Biests anzukommen, womit ein prächtiges Wettbrüllen begann: „Verdammte Scheiße noch mal! Stopf ihm das Maul! Es ist halb vier Uhr morgens!!!“ Doch Daisuke wand sich und zappelte in den Armen seines Vaters, schrie aus voller Kehle und drohte die Nachbarn aufzuwecken, wenn das nicht schon längst geschehen war. Brad raufte sich das Haar. Das konnte doch nicht ewig so weiter gehen. Er hatte wegen dieses Quälgeists schon letzte Nacht nicht schlafen können. "Was soll ich denn tun, verdammt?", brüllte Schuldig aus Leibeskräften zurück. Eines musste man Dai neidlos lassen: Ein penetrant lautes Organ hatte er. Von wem er das wohl geerbt hatte? Aber das war wohl gerade nebensächlich. Hilflos sah er seinen Leader an und war schon versucht, dem Schwarzhaarigen den Kleinen entgegenzustrecken. Schließlich beschwerte sich Brad über die Lautstärke, also sollte der auch zusehen, wie er Daisuke ruhig bekam. "Du bist doch hier der Oberschlau!", brüllte er also weiter. "Dann sag mir doch, was ich tun soll!" „Was du tun sollst?“, brüllte Brad und seine Augen sprühten Funken. „Das sag ich dir!“ Er packte den Mann am Arm und zerrte ihn hinter sich her. Dabei achtete er nicht auf den Jungen, der dadurch nur noch lauter wurde und nun auch noch anfing zu heulen, als würde man ihm die Arme langsam aber sicher aureissen. Grob beförderte der Amerikaner Schuldig samt Sohn vor die Haustür. Dass beide nur spärlich bekleidet waren, war ihm scheiß egal. „Schaff das Gör hier weg, damit ich schlafen kann!“ Und damit knallte er die Haustür zu und sperrte Schuldig erfolgreich aus. Zuerst begriff Schuldig gar nicht, was hier gerade passierte. Doch als es ihm langsam dämmerte, war seine Wut darüber umso größer. "Sei mal nen Moment ruhig!", herrschte er seinen Sohn an, platzierte das kleine Bündel dann auf dem Boden, um kräftig gegen die Haustür zu hämmern. "Drehst du jetzt völlig durch!", brüllte er in voller Lautstärke durch die nächtliche Stille, wobei er gern in Kauf nahm, sämtliche Nachbarn zu wecken, die nach Dais Schreiattacke noch schliefen. Immerhin stand er hier nur in einem Hemd und Shorts, Daisuke trug nur ein Shirt und seine Windel. "Du verdammtes Arschloch, lass mich rein!", forderte er nachdrücklich, auch wenn ihm fast schon klar war, dass das kaum Erfolg haben würde. Der Amerikaner war stur. "Farf! Nagi! Macht die Tür auf!" Und Schuldig behielt Recht. Keiner machte sich die Mühe die Tür zu öffnen und als letzter Brad. Nagi dachte sich nur, dass Schuldig sicher wiederkommen würde und war dankbar, dass nun endlich Stille herrschte, wenn auch noch nicht vollkommen. Und Farf? Selbst wenn er sich erhoben und Schuldig die Tür hätte öffnen wollen, sein Leader schien kein Risiko eingehen zu wollen und schloss im Vorbeigehen einfach die Kellertür ab. Daisuke hingegen saß nun leise wimmernd und am ganzen Leib zitternd auf dem kalten Fußboden. Aus wässrigen Augen blickte er zu seinem Vater auf, der noch immer gegen die Tür schlug. „Papa…“, kam es leise von ihm und er streckte die Arme nach seinem Vater aus. In diesem Moment sah der Kleine so niedlich und harmlos aus wie noch nie und tatsächlich schwamm in seinen Augen – jetzt wo sie beide draußen in der kalten Nacht saßen – ein Hauch von Müdigkeit. Seufzend hob der Telepath den Kleinen wieder auf seine Arme und schaute ihn grübelnd an. "Jetzt haben wir wirklich ein Problem", stellte er völlig überflüssigerweise fest. Er sah, wie sein Sohn so langsam vor Kälte zu zittern begann, knöpfte sein Hemd auf und drückte den Kleinen an sich, um ihm ein wenig Wärme zu spenden. Mit einem letzten bösen Blick zur immer noch verschlossenen Haustür drehte er sich um und trabte aufs Geratewohl in die aufziehende Dämmerung. Es dauerte nicht lange und Daisuke war in den Armen seines Vaters eingeschlummert. Nichts deutete mehr darauf hin, dass er eben noch aus panischer Angst wie ein abgestochenes Schwein geschrieen hatte. Stattdessen nölte er jetzt nur noch leise vor sich, versuchte wach zu bleiben. Doch schließlich fielen ihm die blau-grünen Augen doch ganz zu und er versank gänzlich in einem ruhigen Schlaf. Zuerst einmal setzte sich Schuldig samt dem schlafenden Daisuke auf eine Bank. Auch in ihm kroch langsam eine bleierne Müdigkeit hoch. Doch die eisige Kälte, die er empfand, hielt ihn effektiv davon ab, einfach die Augen zu schließen und einzuschlafen. Ein Plan musste her. Und zwar schnell. Noch einmal tief seufzend schielte er auf den wirren, leuchtenden Schopf seines Sohnes. Das Licht der aufgehenden Sonne wurde heller und wärmer, die Strassen langsam voller. Schuldig war sich wohl noch nie in seinem Leben so bescheuert vorgekommen wie gerade eben – halbnackt, mit einen schlafenden Kind im Arm auf einer Bank am Straßenrand, wie ein Penner. Durch Zufall fiel sein Blick auf eine Blume in dem Grünstreifen vor sich und eine Idee blitzte in seinem übermüdeten Gehirn auf. Es war zwar blöd, aber vielleicht eine kleine Chance... Etwa eine Stunde später stand er, frierend, zitternd und barfuss, aber Daisuke immer noch fest an sich gepresst, vor dem Koneko und hoffte, dass der verdammte Laden bald öffnen würde. Und ausnahmsweise hatte der Telepath Glück. Nur wenige Minuten später ging auch schon Licht an und ein summender Ken kam die Treppe hinunter. Auf dem Weg zu seinem morgendlichen Training fegte er schon mal den Laden durch. Auch wenn das eigentlich jeden Abend gemacht wurde. Gestern hatte er nach seiner Schicht keine Lust mehr gehabt, also erledigte er das jetzt. Er griff zum Besen, summte dabei noch immer vor sich hin. Doch grade als er anfangen wollte, entdeckte er den halbnackten Mastermind vor der gläsernen Ladentür. Überrascht hob er die Brauen und starrte in die grünen Iriden, die ihn müde fixierten. Augenblicklich stellte er den Besen wieder zur Seite und öffnete die Tür. „Was…“ Sein Blick fiel auf den schlafenden Jungen, der sich nah an Mastermind drückte und – genau wie der Telepath – am ganzen Leib zitterte. Am liebsten wäre Schuldig einfach im Boden versunken. Das war ja so was von peinlich! Reichlich verzweifelt starrte er auf den Asphalt vor sich. "Wir sind daheim rausgeflogen...", gestand er so leise, dass er kaum die Hoffnung hatte, Ken würde ihn verstehen, "Weil der Kleine nicht zu beruhigen war." Langsam hob er den Kopf wieder und sah mit rotglühenden Wangen den Braunhaarigen an. "Hättest du vielleicht... wenigstens was zum Anziehen für uns? So können wir schließlich nirgends hin..." Oh Gott, ging es noch erbärmlicher? Ken lauschte der Geschichte des Anderen, musterte abwechselnd Schuldig und den Jungen. Allein der Anblick eines halb nackten Masterminds direkt vor ihm, war etwas, von dem er gedacht hätte, dass er es nie zu Gesicht bekommen würde – nicht außerhalb seiner nächtlichen Träume. Aber jetzt hatte er nicht nur den entblößten und um Hilfe bittenden Telepathen vor sich, sondern der hatte zu allem Überfluss auch noch ein Kind in den Armen, das ihm _verdächtig_ ähnlich sah. Hart schluckte der Weiß und sah in das müde Gesicht des Deutschen. Dann nickte er und lächelte freundlich. „Komm mit…“ Leise schlich er vor. Ihm war klar, dass es mehr als nur Ärger geben würde, wenn Aya den Schwarz entdecken würde, also musste er ihn unbemerkt in sein Zimmer bringen. Auf Zehenspitzen schlich der Deutsche hinter Ken her und betete dabei, dass sich Daisuke nicht gerade diesen Moment aussuchen würde, um aufzuwachen. Aber diesmal tat der Kleine ihm den Gefallen und schlief in aller Seelenruhe weiter. In Kens Zimmer legte er den Jungen auf dessen Bett ab, das er mit einem sehnsüchtigen Blick bedachte. Wann war er das letzte Mal so kaputt gewesen? Egal, er musste sich einfach nur umziehen und dann wieder verschwinden. In ein Hotel vielleicht, um wenigstens ein wenig zu schlafen. Und sich dann auf die Suche nach einer Wohnung machen... Ein müder, aber sehr dankbarer Augenaufschlag ging in Kens Richtung, ebenso wie ein schwaches Lächeln. Zu mehr war er im Augenblick einfach nicht mehr in der Lage. Ken schluckte leicht bei dem Blick der Telepathen und sah schnell zu dem kleinen Jungen. Aya saß in der Küche, und wenn er leise sprach, dann würde selbst der Rotschopf ihn nicht hören können. Doch Ken brachte kein Wort heraus. Stattdessen sah er noch einmal in die müden Augen Schuldigs und biss sich dann leicht auf die Unterlippe. Es dauerte unnatürlich lange, bis er endlich was in dem Schrank gefunden hatte. Entweder ließ er sich soviel Zeit, weil er nicht wusste, was er Schuldig eben sollte, oder aber, weil er nicht wollte, das der wieder ging. Doch schließlich reichte er ihm ein frisches Hemd und nahm eine kuschelige Decke aus dem Schrank. „Du kannst auch… erstmal hier bleiben und….“ Er schluckte wieder und sah zu dem Jungen. Dann wieder zu Schuldig. „…bis ihr euch wieder aufgewärmt habt meine ich… wenn du willst…“ Unsicher lächelte er Mastermind an und wickelte Daisuke in die Decke ein. Dabei fasste er den Kleinen mit Samthandschuhen an und lächelte liebevoll. Interessiert beobachtete der Orangehead den Jüngeren. Hatte er schon jemals einen seines Teams so sanft mit Daisuke umgehen sehen? Gut, Nagi hatte den Kleinen wirklich gemocht, aber selbst er war nicht so liebevoll mit ihm umgegangen, wie Ken das tat. "Du magst Kinder gern, was?", stellte er ein wenig verblüfft fest und machte sich dann an die Beantwortung der Frage: "Ich denke nicht, dass das so eine gute Idee ist... Dai ist ziemlich aufgedreht, wenn er wach ist... Ich will dich nicht in Schwierigkeiten bringen." Denn dass es die geben würde, wenn der Kleine erst einmal munter war, stand außer Frage. Ken lächelte den Jungen an und strich ihm sanft durchs Haar. Kinder? Mögen? Nein.. Er liebte sie. Und es hatte noch nicht ein Kind in seinem Leben gegeben, mit dem er nicht zu recht gekommen war. Vorsichtig und ohne den Kleinen zu wecken, legte er den Jungen wieder aufs Bett. Sanft lächelte er Schuldig an und nickte dann. „Setz dich erstmal… Ich hol dir einen Kaffee… Oder lieber ein Tee?“ Solange würde Daisuke schon noch schlafen. Und wenn nicht, ihm würde schon etwas einfallen. Auf dem Weg zur Tür nahm er noch eine Hose aus dem Schrank und legte sie neben Daisuke aufs Bett. "Kaffee...", stöhnte der Telepath, als wäre gerade sein größter Wunsch in erreichbare Nähe gerückt. Etwas Warmes konnte er jetzt auf jeden Fall gebrauchen. Dankbar nickte er Ken zu und machte sich daran, sich aus seinem schmutzigen Hemd zu schälen und das frische anzuziehen. Der schwache Duft, der von dem weichen Stoff ausging, hüllte ihn ein und brachte ihn zum Lächeln. Er schlüpfte auch in die Jeans und seufzte noch einmal leise. Ken war ein Stückchen kleiner als er - dementsprechend ulkig sah er jetzt in dessen Klamotten aus. Aber immer noch besser so, als nur in Unterhose und Hemd in der Stadt herumzuirren, entschied er. Vorsichtig, um Daisuke nicht zu wecken, setzte er sich auf die Bettkante und blickte in das entspannte Gesicht seines schlafenden Sohnes. Es dauerte eine Weile, doch dann kehrte Ken wieder zurück zu den anderen beiden. Aya hatte ihn recht sparsam angesehen, doch nach Kens mehr oder weniger erfolgreich zusammen gestammelten Ausrede, er fühle sich nicht so und würde sich noch mal hinlegen, hatte auch der skeptische Weiß-Leader nachgegeben. Ken war noch nie sonderlich gut im Lügen gewesen, doch diesmal schien er es ganz gut hinbekommen zu haben. Er schloss die Tür wieder leise hinter sich und drehte den Schlüssel um, sodass nicht irgendjemand plötzlich ins Zimmer platzen konnte. Lächelnd reichte er Schuldig eine große Tasse schwarzen Kaffee. „Die Milch ist alle… ich hoffe.. du trinkst ihn schwarz…“, murmelte er verlegen und ließ sich dann auf dem einzigen Stuhl im Zimmer nieder. Allerdings stellte er ihn so, dass er die Arme vor sich auf der Stuhllehne verschränken und Schuldig problemlos ansehen konnte. "Ja, danke", nuschelte Schuldig, der die Tasse mit aufleuchtenden Augen entgegennahm und erst einmal seine Finger daran wärmte. Er trank einen großen Schluck und genoss die Wärme, die ihn gleich darauf erfüllte. Zufrieden schloss er für eine Sekunde die Augen, jetzt fühlte er sich schon wesentlich besser. Rasch glitt sein Blick inzwischen sehr geübt über Daisuke. Okay, der Junge würde noch eine ganze Weile schlafen. Dann wanderten seine Augen zu Ken und fixierten den Weiß. "Na los, frag schon. Ich seh’ doch, dass du gleich vor Neugierde platzt." Leise musste Ken schmunzeln und musterte wieder den Jungen, dann Schuldig. „Da gibt es…wohl nicht viel zu fragen…“, meinte er dann leise. „Dass der Kleine dir wie aus dem Gesicht geschnitten ist, erklärt ja wohl alles…“ Sanft lächelte er den Jungen an. Ja… Der Kleine sah wirklich exakt aus wie Mastermind, nur eben ein wenig kleiner. „Wie heißt er denn?“, wandte er sich schließlich wieder an den Älteren der beiden. Das altbekannte schiefe Grinsen hielt wieder einmal Einzug auf Schuldigs Gesicht. "Daisuke", antwortete er einfach. "War aber nicht meine Idee. Ich wusste bis vor etwa drei Wochen nicht mal, dass ich ein Kind hab..." Dass seitdem sein Leben wie auf den Kopf gestellt war, brauchte er wohl nicht extra zu betonen. Schließlich sah man das einfach zu deutlich. Sonst würde er wohl auch nicht hier sitzen und ausgerechnet mit Ken über so etwas reden... Wieder nippte er von dem wohlschmeckenden Getränk. "Der ist gut!", lobte er den Jüngeren, um ihm wenigstens einen Teil seiner Freundlichkeit zurückgeben zu können. Ken nickte nur dankbar und schmunzelte dann leicht. „Du wusstest nicht, dass du einen Sohn hast? Und jetzt wurde er dir aufs Auge gedrückt oder wie soll ich das verstehen?“ Als das zustimmende Nicken kam, konnte sich auch Ken ein Grinsen nicht mehr verkneifen. „Mastermind und ein Kind… Welch eine Wendung…“, schmunzelte er und versuchte das aufsteigende Bauchkribbeln zu ignorieren. Seit er Schuldig vor dem Laden gesehen hatte, kam es wieder in ihm auf und wurde immer heftiger. Doch er gab sich alle Mühe, sich nicht wieder bis auf die Knochen zu blamieren wie bei ihrer letzten Begegnung. "Jaja, lach du nur!", gab der Deutsche gutmütig zurück. "Du hast ja dieses Problem nicht." Sein Gesicht verdüsterte sich leicht bei diesen Worten. Doch gleich darauf grinste er schon wieder. "Naja, ich werd mich wohl gewaltig umstellen müssen", erklärte er mehr sich selbst als Ken. "Der Kleine kann ja nichts dafür, dass seine Mutter ihn nicht mehr will..." Schulter zuckend sah er wieder Ken an, stellte dann die Tasse leise auf dem Nachtkästchen neben dem Bett ab. "Freu dich", grinste er dem anderen zu. "Ein Gegner weniger in Zukunft. Zumindest für ne Weile." Ken glaubte nicht, was er da hörte. Sein Kopf, den er gemütlich auf die Arme gebettet hatte, schnellte in die Höhe. „Du gehst nicht mehr auf Mission?“, sprudelte es aus ihm heraus und er vergaß dabei vollkommen, dass sie ja leise sein mussten. Erstens damit Aya sie nicht hörte und zweitens… Doch es war zu spät. Ein leises Quengeln kam von dem Jungen und er blinzelte, sah sich um und versuchte sich aus der Decke zu befreien. Als er das nicht schaffte, begann seine Unterlippe schon wieder verdächtig an zu zittern. "Mist!", fluchte Schuldig leise und bugsierte sich Daisuke wieder auf den Schoss, um ihn ein wenig zu beruhigen. Erst als er sicher sein konnte, dass der Kleine nicht wieder mit seinem penetranten Geschrei anfangen würde, konnte er weiter mit Ken reden. "Nein. Wie denn auch? Soll ich mir den Kleinen im Rucksack umschnallen?" Okay, damit gab er auch gleichzeitig zu, völlig allein mit dem Jungen da zu stehen. Aber auch das war eigentlich ersichtlich, wenn man ein bisschen überlegte. Auf sein Team konnte er ja wirklich nicht hoffen, wenn es um den Kleinen ging. Ken schluckte schwer, als der Kleine weiter leise quengelte, und erhob sich. „Nein.. stimmt schon…“, sagte er leise und setzte sich dann einfach neben Schuldig. Sanft nahm er Daisuke zu sich. Augenblicklich war der Kleine still und sah ihn neugierig an. „Na, Kleiner….“, lächelte Ken und hob Daisuke hoch, sah ihn von unten her an. „Du machst deinem Daddy wohl mächtig Probleme was?“ Er schmunzelte und nahm den leise kichernden Jungen in den Arm. Dann durchzuckte es ihn wie ein Blitz. Der Streit, mit dem Schuldig und Daisuke heute Morgen aus dem Haus gejagt wurden. Erschrocken sah er Daisuke an und blinzelte dann Schuldig an. „Ist er etwa…. Ich meine…“ Ein extrem schweres Seufzen brach aus den Deutschen heraus. Resignierend nickte er, war im Moment einfach zu fertig, um große Erklärungen abzugeben. "Ein verdammt starker noch dazu", brachte er endlich über die Lippen. Daisuke tat ihm jetzt schon leid. Er wusste, was es bedeutete, von anderen Kindern wegen der Andersartigkeit gemieden und gehänselt zu werden. Etwas, das er seinem Sohn gerne erspart hätte. Andererseits wollte er die Kräfte des Jungen auch nicht blocken. Eine PSI-Kraft lahm zu legen war immer gefährlich, erst recht für ein kleines Kind. Ken schmunzelte und während er sich weiter mit Schuldig unterhielt, gelang es ihm tatsächlich, den Kleinen ruhig zu halten und ihn schließlich sogar wieder zum einschlafen zu bewegen. „Naja… er hat einen guten Lehrer…“, lächelte Ken sanft und reichte den Jungen wieder an seinen Vater zurück, als dieser leicht die Arme nach Mastermind ausstreckte. „Du schaffst das schon…“, fügte er noch leise, aber sehr zuversichtlich hinzu. „Und wenn du…. irgendwann… vielleicht… Hilfe brauchst oder so…“ Er lächelte verlegen und eine leichte, kaum sichtbare Röte legte sich von neuem auf seine Wangen. „Du weißt ja, wo du mich findest…“ Fasziniert sah Schuldig zu, wie Daisuke sich bei Ken entspannte und tatsächlich wieder einnickte. Seine Miene wurde wieder nachdenklich, als er den Kleinen in Empfang nahm. Er hatte ja selbst gemerkt, wie anstrengend so ein kleines Kind eigentlich war und er bezweifelte, dass er auf Dauer wirklich immer die nötige Geduld für Dai haben würde. Sein Blick klebte an dem orangen Wuschelkopf des Jungen fest, als er sich endlich zu einer Antwort durchringen konnte: "Ich werd mir eine Wohnung suchen... Und wenn du Lust dazu hast, kannst du dich gern um Dai kümmern." Er blinzelte über sich selbst überrascht. "Zumindest ab und zu, wenn du halt Zeit hast", schwächte er seine Worte schnell ab. Ken sah den Mann an und lächelte sanft. Dann nickte er. „Ja… Gerne… Gib mir nur bescheid…“ sanft strich er durch das kurze Haar des kleinen Telepathen und war kurz versucht, sich hinab zu beugen und ihm einen Kuss aufzuhauchen. Doch grade noch rechtzeitig wurde ihm klar, dass er damit seinem eigentlichen Feind viel zu nahe kommen würde. Also zog er auch die Hand wieder zurück. „Ehm…“ Er erhob sich und kritzelte etwas auf einen kleinen Zettel. „Damit du… nicht wieder herkommen musst…“, murmelte er dann und reichte Schuldig den kleinen Zettel, auf den seine Telefonnummer geschmiert war. Daran, dass der Telepath vermutlich noch nie in seinem Leben Gebrauch von einem Telefon gemacht hatte, weil er sich schließlich viel einfacher mit anderen in Verbindung setzen konnte, dachte er gar nicht. "Danke!", lächelte der Deutsche verlegen, nahm das Stück Papier an sich und sah es einen Moment lang an. Das reichte, um die Nummer auswendig zu können. Da Ken das allerdings nicht wissen konnte, steckte er den Zettel in die Brusttasche des Hemdes, schaute den Anderen dann wieder seufzend an. "Dann sollte ich jetzt wohl besser gehen", stellte er mit einem Anflug von Schwermut fest. "Ist es okay, wenn ich dir die Decke und die Klamotten wiedergebe, wenn ich sie gewaschen habe? Wird allerdings wohl ne Weile dauern." Ihm wurde klar, welche Menge Arbeit jetzt auf ihn zukam. Eine Wohnung finden, sie einrichten und mit allem Nötigen versorgen, und sich dabei gleichzeitig um ein übermütiges Telepathenkind kümmern... Allein diese Aussicht brachte den sonst so leichtfertigen Orangehead beinahe an den Rand seiner Grenzen. Vorbei war’s mit dem unbeschwerten Leben. Ken lächelte noch immer und nickte. Dann senkte er langsam den Blick und schluckte schwer. Es konnte doch nicht so schwer sein, eine einzige Frage zu stellen. Langsam blickte er wieder in die stechenden grünen Augen und meinte dann leise: „Ich… werd dir helfen… Mit der Wohnung und so… Bis 16 Uhr habe ich noch Zeit.“ Unsicher sah er Schuldig an. „Wenn du willst, geh ich mit dem Kleinen auf den Spielplatz oder so, während du euch was suchst…“ Das Angebot war einfach zu verlockend, um so ohne weiteres abgelehnt werden zu können. "Das wär toll!", begeisterte sich Schuldig sofort, dann fiel ihm allerdings auch wieder ein, wie schwierig Daisuke mitunter sein konnte. "Aber wie willst du den Anderen erklären, dass du ein kleines Kind hier hast?" Noch dazu ließ sich die Verwandtschaft zu ihm ja nun wirklich nicht wegdiskutieren. Für Menschen, die ihn kannten - und dass die Weißjungs ihn zur Genüge kannten, war leider eine Tatsache - war auf den ersten Blick ersichtlich, wer der Vater des Kleinen sein musste. Er konnte Ken für die Freundlichkeit, die er von dem Braunhaarigen niemals im Leben erwartet hatte, doch keine Probleme bereiten. Ken schmunzelte leicht. „Ich behalte ihn doch nicht hier… Ich komm jetzt mit euch mit und warte dann mit ihm irgendwo auf dich… Die anderen werden ihn also nie zu Gesicht bekommen…“ Er erhob sich und streckte sich leicht. „Na komm… Wir sollten gehen… nicht dass Aya uns doch noch hört…“ Und tatsächlich gab Daisuke schon wieder kleine warnende Geräusche von sich, die zeigten, dass er bald wieder erwachen würde. Ken lächelte auf den Jungen hinab und ruckte dann Schuldig leicht mit dem Kopf zu, dass er ihm folgen sollte. Lautlos schloss er die Tür auf. Ebenso leise, wie er das Koneko betreten hatte, huschte Schuldig jetzt aus dem Gebäude. Nach der nächsten Ecke, von der aus sie nicht mehr zufällig beobachtet werden konnten, blieb er stehen. "Sag mal", wandte er sich an Ken. "Hast du Geld oder eine Kreditkarte dabei? Ich meine..." Er wurde knallrot. So etwas Peinliches war ihm ja noch nie passiert! "Damit er was zu essen hat und so. Ich muss meine Sachen erst aus der Villa holen." Verlegen brach er ab und wünschte sich ein weiteres Mal, dass sich der Erdboden einfach vor ihm auftun und ihn verschlingen würde. "Du bekommst es natürlich zurück!", versprach er rasch. Amüsiert und fast schon ein wenig erleichtert lauschte Ken dem Gestammel seines Gegenübers. Offenbar war er nicht der einzige, dem die ganze Situation immer noch etwas peinlich war. Mit einem Nicken zog er seinen Geldbeutel aus der Hosentasche. „Sowohl als auch…“ Langsam schlenderte er dann mit Schuldig weiter. „Dann gehen wir jetzt wohl erstmal was Frühstücken, hm?“ Sanft lächelnd blickte er zu Schuldig. „Worauf hast du Appetit?“ Da hatte Ken anscheinend was missverstanden. Doch bevor Schuldig noch richtig stellen konnte, dass er dafür eigentlich gar keine Zeit hatte, knurrte sein Magen so laut, dass er gar nicht anders konnte als ergeben zu nicken. "Mir reicht Kaffee", meinte er dann Schulter zuckend. Er wollte Kens Gutmütigkeit ja nicht ausnützen, sondern einfach nur sicherstellen, dass seinem Sohn für die Zeit, die er ihn bei dem Weiß ließ, nichts fehlte. Im ersten Moment war Ken doch enttäuscht. „Du musst nicht…“, murmelte er dann leise und biss sich auf die Unterlippe. Das fehlte jetzt noch. Endlich hatte er eine Art Kontakt zu Schuldig im Aufbau, den er sich nur erträumt hatte, und nun wurde er zu aufdringlich. „Ich kann auch... mit dem Kleinen alleine Essen gehen… Und du.. machst dich schon mal an die Arbeit…“ Und damit blieben sie vor einem Café stehen, das ein schönes Frühstück anbot. Noch einmal grummelte Schuldigs Magen sehnsüchtig vor sich hin. Doch den eigentlichen Ausschlag gab Kens leicht enttäuschte Miene. "Na, auf eine halbe Stunde hin oder her kommts jetzt auch nicht an", widersprach der Telepath deswegen und betrat das Café. Er steuerte augenblicklich einen der kleinen runden Zweiertische an. Mit einem schon recht geschulten Blick stellte er fest, dass Daisuke mittlerweile hellwach war, allerdings ausnahmsweise einmal die Klappe hielt, was den Deutschen doch schwer wunderte. Stattdessen schien der Kleine Ken zu mustern und war so beschäftigt damit, dass er nichts anderes wirklich mitbekam. Schuldig unterdrückte ein Seufzen. Was wohl nun schon wieder im Kopf seines Sohnes umging? Auch Ken setzte sich nun und beobachtete Daisuke. Leicht lehnte er sich über den Tisch und sah dem Kleinen in die Augen. Sanft stupste er ihm mit dem Finger gegen die Nase und erntete ein freudiges Lachen. „Und was möchtest du essen, kleiner Mann?“ Doch was Daisuke dazu zu sagen hatte, passte nicht so ganz. „Papa!“, quietschte er und streckte die kleinen Patschehändchen nach oben. Auch legte er den Kopf nach hinten und sah zu seinem Vater auf. Dann wurden die Arme nach Ken ausgestreckt und er versuchte, zu ihm zu kommen. Schmunzelnd lehnte sich Ken wieder zurück und besah sich das schöne Bild der beiden Orangeheads. "Ich glaube, er will zu dir", grinste Schuldig und hob den immer noch in die Decke gewickelten Jungen über den Tisch. Interessant, schoss es ihm dabei durch den Kopf, als Ken das fröhlich krähende Kind in Empfang nahm. Daisuke schien den braunhaarigen Weiß instinktiv zu mögen. Mehr, als er seine, Schuldigs, Kollegen gemocht hatte. Da hatte man wieder einmal den besten Beweis für die Unschuld eines Kindes. Immerhin hatte Dai ja keine Ahnung, dass sich sein Vater und dessen Begleiter hier in einer mehr als nur verbotenen und unerwünschten Situation befanden, die sie wohl unter normalen Umständen niemals zustande kommen lassen hätten. "Er mag dich", teilte er dem Anderen mit einem kleinen Lächeln mit; wieder einmal eine absolut überflüssige Ansage, aber das war ihm einfach so herausgerutscht. Insgeheim fragte er sich, wie und was Daisuke wohl in Ken sah. Ken nahm den Jungen auf den Schoß und kitzelte ihn leicht am Bauch, ließ ihn mit seinem Ärmel und seiner Hand spielen, während er wieder zu Schuldig aufsah. „Ja… Scheint so…“, meinte er leise und eine leichte Röte legte sich auf seine Wangen. „Aber eigentlich mögen mich alle Kinder. Frag mich nicht woran das liegt…“ In dem Moment kam auch schon eine grinsende Kellnerin an. Ken blickte auf. Doch noch ehe er etwas sagen konnte, sorgte die frech aussehende junge Frau mit nur einem Satz dafür, dass sein Gesicht die Farbe einer ausgereiften Tomate annahm: „Einen niedlichen Sohn haben Sie beide da…“ Abwechselnd blickte sie dabei von Schuldig zu Ken und wieder auf den Jungen, während sie ihren Kugelschreiber an der Schürze befestigte. „Was kann ich euch bringen?“ "Kaffee", orderte der Schwarz rasch, um die junge Frau von weiteren Sprüchen abzuhalten, die Ken anscheinend in Verlegenheit brachten. "Und eine Tasse warme Milch." Nachdem auch Ken seine Bestellung aufgegeben hatte, richtete Schuldig seine Aufmerksamkeit wieder auf den Jüngeren. "Ich werde nachher gleich mal alles, was ich so brauche, holen gehen. Eine Wohnung zu finden, wird ja wohl nicht so schwer sein..." Besonders, wenn man ein ausgeprägtes Talent dafür hatte, andere Menschen zu "überzeugen". "Ich komme dann so schnell es geht wieder her und erlöse dich von ihm. Okay?" Im Geist machte er sich schon eine Liste, was er unbedingt alles einkaufen musste, um zumindest für ein paar Tage über die Runden zu kommen. Ken schmunzelte leicht und nickte dann. „Schon okay… Er wird mir sicher nicht auf die Nerven gehen… Glaub mir…“ Liebend gerne verbrachte er seine Freizeit mit dem Jungen, in der Hoffnung, so auch näher an Mastermind ranzukommen. Mastermind… Ein leichtes, aber unglaublich glückliches Lächeln lag auf Kens Lippen. „Ich bin sicher, du bekommst das alles hin… Und das mit Daisuke schaffst du auch…“ Wieder hob er den Jungen hoch und ließ ihn von oben auf sich hinunter lachen. Ein seltsames Gefühl der Zufriedenheit und auch des Glücks breitete sich warm in Schuldig aus, als er seinen Sohn so in den Händen des Weiß beobachtete. Dass das Mädchen das bestellte Frühstück brachte, nahm er nur am Rande wahr. Geistesabwesend, da seine Aufmerksamkeit immer noch von dem herumscherzenden Gespann vor sich gefesselt wurde, griff er nach der Tasse und verbrannte sich erst einmal so richtig die Zunge, was ihn natürlich gleich wieder wütend fluchen ließ. Ein dummer Fehler, denn sofort darauf krähte Daisuke das neue Wort munter durch das kleine Lokal. Ken hob die Brauen, setzte Daisuke auf seinen Schoß und sah ihn fest und ernst an. „Fuck!“, quietsche ihm Dai entgegen und Ken schüttelte hart den Kopf. „Nein, Daisuke… So was sagt man nicht. Papa ist ein Schussel, er darf das auch nicht!“, erklärte er dem Jungen langsam und mit viel Geduld. Und Daisuke blickte zu seinem Vater und wieder zurück zu Ken, deutete dann auf Schuldig, der versuchte, seine Zunge zu beruhigen. „Schussel!“, kam es auch gleich von dem Jungen und Ken musste lachen. „Ja.. genau… Papa ist ein Schussel.“ Lachend sah er Schuldig an, hielt dabei Daisuke weiter im Arm, der vor sich hinnölte und schließlich leise und kaum verständlich seinen ersten Satz von sich gab. „Papa ist ein Schussel….“ Das war ja so was von klar gewesen! Auch wenn Schuldig in der ersten Sekunde ziemlich sauer auf Ken war, musste er gleich darauf doch einfach mitlachen. "Ihr beide seid einfach unmöglich!", brachte er in einer Verschnaufpause heraus, und es klang bei weitem nicht so böse wie das, was er sonst immer zu Ken gesagt hatte. "Nimm dich in acht, Dai", ermahnte er seinen Sohn grinsend. "Von Ken lernst du anscheinend nichts Vernünftiges!" Das breite Grinsen strafte seine Worte Lügen. Ken schmunzelte noch leicht und griff dann zu der Milch. Doch rasch stellte er fest, dass sie noch zu warm war, ließ sie also noch eine Weile stehen und brach ein Stück von deiner Waffel ab. „Na? Du auch?“, fragte er an Daisuke gewandt und hielt dem Kleinen das Stück hin. Neugierig nahm der es an und lutschte darauf herum. „Hat er überhaupt schon feste Nahrung bekommen?“, fragte er skeptisch und musterte Schuldig. Daisuke wirkte nicht, als wenn er je zum Essen hatte kauen müssen. „Öhm..." Schuldig war ein wenig überfragt. "In den letzten Wochen nicht..." Nagi hatte eine Riesenpackung Brei angeschleppt und Schuldig hatte Dai das pampige Zeug einfach verfüttert. Was der Kleine davor bei seiner Mutter bekommen hatte, entzog sich völlig seinem Wissen. "Kann er so was denn überhaupt schon essen?" Okay, es sah nicht so aus, als würde es dem Kleinen etwas ausmachen, seine drei hervorblitzenden Zähnchen benutzen zu müssen... Wieder seufzte der Telepath tief auf. Er würde wohl noch eine ganze Menge lernen müssen. Ken musste lachen. „Wenn du es ihm nicht beibringst, wird er es nicht lernen… Wie alt ist er? Ein Jahr?“ Kens Auge schien wirklich sehr geschult zu sein. Warum das so war, wusste er selber nicht so genau, aber wahrscheinlich lag es hauptsächlich daran, dass er sich oft mit jungen Müttern im Park unterhielt. „Je neugieriger sie werden, desto bereiter sind sie… Ich denke, das trifft auf alles zu…“ Ken merkte nicht mal, wie zweideutig er über den Kleinen sprach, doch er widmete sich nun auch wieder dem Jungen, half ihm beim Essen und der Kleine aß auch bereitwillig. Ganz anders wie bei Schuldig immer. Dann musterte er den Telepathen wieder und lächelte sanft, schob den Teller mit den Waffeln dann in die Mitte. „Na iss schon…“ Mehr aus Reflex als aus bewusstem Handeln griff Schuldig nach einer Waffel und schob sie sich in den Mund. "Müff", mümmelte er mit vollem Mund, bis ihm auffiel, dass das wohl ein wenig unverständlich war. Schnell schluckte er, trank Kaffee nach und setzte dann erneut an. "Ich fürchte, das wird alles nicht einfach werden, oder?" Ein wenig verloren sah er direkt in die braunen Augen seines Gegenübers. Ken erwiderte den Blick und schmunzelte dann leicht. Minimal schüttelte er den Kopf. „Nein…“, kam es leise von ihm. Er wollte wieder nach unten schauen, wollte Daisuke weiter füttern, doch die Zeit schien still zu stehen, während er Schuldig so direkt ansah. Zwischen ihnen blinzelte Daisuke hin und her. Es schien zwar unglaublich, dass er verstand was hier vor sich ging, doch wahrscheinlich war er der einzige, der die Situation _wirklich_ begriff. Mit einem schrillen Kreischen holte Daisuke die beiden wieder zurück und erinnerte vor allem Ken daran, dass auch er noch anwesend war und Hunger hatte. Überrascht blinzelte der Orangehead, als er die Realität um sich herum wieder wahrnahm, und stellte die nun leere Tasse mit einem leisen Klacken auf dem Tisch ab. Er räusperte sich leise, bevor er wieder in der Lage war, sich vernünftig zu artikulieren. "Ich geh dann mal. Ich hab ne Menge zu erledigen. Danke für das Frühstück!" Damit schob er seinen Stuhl quietschend nach hinten, stand auf, wuschelte seinem Sohn mit den ermahnenden Worten "Benimm dich, hast du verstanden!" durch die Haare und lächelte Ken noch einmal an. "Bis später dann. Und drück mir die Daumen, ja?" Was er machen wollte, wenn er keine Wohnung für sie beide fand - daran wollte er nicht einmal denken müssen. Ken lächelte nur leicht und nickte. „Natürlich… Viel Erfolg…“, kam es leise von ihm und zusammen mit Daisuke, der seinen Vater mit einem weiteren „Papa ist ein Schussel“ verabschiedete, winkte er ihm noch mal nach. „Ach! Schuldig!“, rief er dann ein wenig verlegen. „Wenn wir nachher nicht hier sind… Sind wir im Park…“, teilte er dem Anderen mit, der noch einmal kurz stehen geblieben war und sich zu ihnen umwandte. Dann machte er sich dann wieder daran, Daisuke zu füttern. Immerhin wollte er nicht den ganzen Tag in diesem Café verbringen. Und es war ja grade mal – Ken blickte zur Uhr – 8 Uhr. Er seufzte und lächelte dann wieder zufrieden. „Da haben wir ja ganz schön viel Zeit für uns, nicht wahr, Kleiner?“ Schuldig joggte in der warmen Morgensonne zurück zu seinem ehemaligen Zuhause. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, die den Telepathen beinahe wahnsinnig machte, bis er Zutritt zur Villa und zu seinem Zimmer bekam. Aber letztendlich hatte er es doch geschafft, sich umgezogen und noch vor Mittag seine Sachen ins Auto gepackt. Der Nachmittag war noch stressiger als der Vormittag, aber um halb vier hielt Schuldig die Schlüssel zu einer recht schönen, geräumigen Wohnung in der Hand. Ein wenig abgehetzt, aber durchaus zufrieden raste er zu dem Park, in dem er Daisuke und Ken finden würde. ~+~tbc~+~ Kapitel 4: Neuanfang -------------------- erstmal bedanken wir uns ganz herzlich für die lieben kommis *smile* und natürlich wird es ne forsetzung geben ;) wir sind ja noch lange nicht am ende angekommen, ne? *gg* Also... weiter geht's *smile* 4. Kapitel – Neuanfang Als Ken an diesem Nachmittag nach Hause kam, strahlte er wie ein Lebkuchenmännchen. Der Tag war toll gewesen und nachdem er Schuldig noch das Versprechen abgenommen hatte, dass der sich bei ihm melden würde, war es perfekt gewesen. Sicher, für Schuldig würde er wohl nur eine Art Babysitter sein, doch es war okay. Er konnte in der Nähe des Telepathen sein und hatte seinen Spaß mit Daisuke. Das Problem war nur: Yohji hatte ein Auge für seine glückliche Miene und versuchte nun vergeblich, irgendetwas aus ihm herauszubekommen. Nachdem sich Schuldig und Daisuke vor dem Park von Ken verabschiedet hatten, setzte der Telepath seinen Sohn in sein Auto und gurtete den Kleinen fürsorglich an. Der Junge sah aus, als würde er jeden Moment einschlafen, und auch Schuldig war reichlich geschafft. Aber ihr Tag war noch lange nicht zu Ende. Sie hatten jetzt zwar eine Bleibe, aber der Telepath hatte keine Lust, mit seinem Sohn auf dem blanken Boden zu schlafen. Also musste zumindest eine Liege oder etwas ähnliches her. Den Rest würde er dann einfach morgen besorgen. Vielleicht... hatte Ken ja auch Lust, ihm zu helfen. Nachdem der Deutsche eine Luftmatratze und Decken organisiert hatte, fuhr er zu seiner Wohnung. Kaum hatte er ihr provisorisches Bett aufgeblasen und Daisuke, der tatsächlich schon tief und fest schlief, darauf abgelegt, zückte er sein Handy und tippte aus dem Gedächtnis Kens Nummer. Fragen kostete schließlich nichts und mit Begleitung würde so eine ausgedehnte Einkaufstour sicher lustiger und leichter ertragen zu sein. Außerdem hätte das den Vorteil, dass er nicht wie ein Luchs auf Dai aufpassen musste. Ken diskutierte grade wild mit Yohji – der ihm inzwischen schon richtig auf die Nerven ging – und verteidigte sich gegen dessen Anschuldigungen, eine feste Freundin zu haben. Ihr Gestreite wurde jäh von einem bekannten Klingeln unterbrochen. „Könntest du jetzt endlich mal die Klappe halten??“, fauchte Ken und verschwand im Hinterzimmer des Ladens, um in Ruhe telefonieren zu können. „Ja?“, meldete er sich leise und goss dabei die Blumen, die schon nach Wasser dürsteten. "Ähm... Hi!", murmelte Schuldig, der sich ein wenig ungemütlich dabei fühlte, einfach so bei Ken anzurufen. Der Weiß klang gerade ganz schrecklich genervt. War ihm der Tag mit Dai doch zuviel gewesen? Dann könnte er sich weitere Hilfe wohl abschminken. "Ich wollte nur fragen, ob du morgen auch Zeit hast", brachte der Telepath endlich sein Anliegen heraus. "Ich muss so eine Menge einkaufen und da dachte ich... Vielleicht würdest du mitkommen und mir helfen, damit ich nicht die Hälfte vergesse?" Doch kaum dass Ken merkte, _wer_ ihn da grade anrief, besserte sich seine Laune auch schon wieder. Yohjis Gesinge im Laden über seine Vermutungen bezüglich Kens Privatleben störten ihn nicht mehr halb so sehr wie eben noch. Lächelnd zog er sich noch etwas weiter nach hinten zurück, sodass Yohji ihn nicht mehr hören konnte. „Sicher…“ Das Lächeln war deutlich in seiner Stimme zu hören. „Sag mir wann und wo und ich werde da sein…“ Sicher würde er sich keinen Tag mit den beiden entgehen lassen. Dazu war es heute viel zu schön gewesen, auch wenn er sich gewünscht hätte, mehr Zeit mit Schuldig verbringen zu können. Doch das würden sie ja dann morgen nachholen. Erleichtert atmete der Telepath auf und schloss für einen Moment dankbar die Augen. Er nannte dem Anderen seine Adresse und meinte dann: "Komm einfach her, wenn du soweit bist. So früh wie es geht, wenn`s dir nichts ausmacht, damit wir auch so viel wie möglich schaffen. Wir warten dann auf dich." Damit war eigentlich alles gesagt und Schuldig wollte das Gespräch schon beenden, als ihm noch etwas einfiel. Schon wieder lief er rot an, als er Ken noch bat: "Ach so, ja... Ich weiß eigentlich gar nicht, was man so alles braucht... Kannst du dir da vielleicht auch mal Gedanken drüber machen?" Immerhin saß er in einer wortwörtlich leeren Wohnung fest und hatte keinen Peil, was wirklich zur Grundausstattung gehörte. Ken musste lachen und nickte dann. „Natürlich.. Ist doch kein Problem… Das machen wir alles morgen… keine Sorge…“, schmunzelte er. Die eigentliche Feindschaft schien vollkommen vergessen und für Ken war es nur noch selbstverständlich, dass er dem gestrandeten Vater unter die Arme griff. Und das nicht nur aus Sorge um das Kind. „Ich komm dann morgen Früh zu euch…“, strahlte er noch. „Schlaf schön…“ Die letzten Worte murmelte er nur noch leise, bevor er schnell auflegte, um eine peinliche Stille oder gar ein Lachen des Telepathen zu vermeiden. Für ihn stand jetzt schon fest, wie der morgige Tag aussehen würde… Auch Schuldig legte nach einem „Du auch!“, das allerdings beim Empfänger nicht mehr ankam, auf und ließ sich durchatmend auf die Luftmatratze sinken. Ungesehen lächelnd deckte er Daisuke anständig zu, damit der in der Nacht nicht wieder losbrüllte, weil ihm kalt war. Müde strampelte er sich die Schuhe von den Füssen, mummelte sich ebenfalls in seine Decke ein und war in Sekundenschnelle eingeschlafen. Erst die Türglocke schreckte ihm am nächsten Morgen aus dem Schlaf, den er so dringend nötig gehabt hatte. Es war neun Uhr, als Ken grinsend vor der Tür stand und in das verschlafene Gesicht des Telepathen schaute. „Morgen….“, kam es fröhlich und hellwach von ihm. Er hielt eine große Tüte hoch. „Ich hab Frühstück mitgebracht… Brötchen und Kaffee… Und ein wenig Aufschnitt vom Markt…“ Der Japaner wirkte nicht so, als wenn es noch früh am Morgen wäre, eher als wenn er schon seit einer Ewigkeit auf den Beinen sei. Wie konnte man um diese Uhrzeit nur so ekelhaft gut drauf sein? Schuldig wuschelte sich verschlafen durch die verstrubbelte Mähne und ließ Ken gähnend eintreten. "Danke!", nuschelte er müde. Er blinzelte noch nicht ganz fit zu seiner provisorischen Schlafstelle. Irgendetwas stimmte doch da nicht, oder? Als ihm aufging, was an dem Bild völlig falsch war, wurde Schuldig schlagartig hellwach. Entsetzt sah er Ken an. "Wo ist Dai?" Ken schloss die Tür und blickte sich um. Im Gegensatz zu Schuldig war er doch vollkommen ruhig und machte sich eher weniger Gedanken. „Keine Sorge, Papa… Er war wahrscheinlich einfach nur vor dir wach…“, grinste Ken und stellte das Essen im ‚Wohnzimmer’ auf dem Boden ab. „Daisuke?“, rief er dann und sah sich um. „Rate mal, wer dir was ganz Tolles mitgebracht hat?“ Doch von dem Kleinen war nichts zu hören. Ken schmunzelte und machte sich gleich daran, die Wohnung nach dem kleinen Frechdachs abzusuchen. Schließlich blieb er in der Badezimmertür stehen. „Hab ich dich….“ Doch statt den Raum zu betreten, lehnte er sich nur an den Türrahmen und grinste. „Komm mal her, Mastermind!“, rief er dann und beobachtete Daisuke, der sich krampfhaft am Klodeckel nach oben zu ziehen versuchte. Auf Kens Ruf hin rannte der Telepath zum Bad, nur um in der Tür wie angewurzelt stehen zu bleiben und ungläubig auf seinen Sohn zu starren. Er kämpfte sehr mit sich, um nicht einfach laut loszuprusten. Das Bild war aber auch wirklich zu niedlich. Kopfschüttelnd machte er einen Schritt auf den Jungen zu, hob ihn aber nicht auf die Arme, sondern zog ihn nur auf die untrainierten Beinchen. "Erinner mich bitte daran, dass wir bei der Möbelwahl drauf achten, dass Dai sich bei solchen Aktionen nicht verletzen kann, ja?", grinste er über die Schulter zu Ken. Als er sah, dass sein Sohn halbwegs sicher auf den eigenen Füssen stand, nahm er dessen beide Hände und führte ihn langsam zu dem Braunhaarigen. "Passt du mal kurz auf diesen übermütigen Kerl auf? Ich möchte mich schnell waschen und umziehen...“ Ken beobachtete die beiden lächelnd und nahm dann die Hände des Kleinen. Dabei trafen seine Finger auf die des Deutschen und er lächelte diesen verlegen an. „Kein Problem…“ Dann wandte er sich widerwillig von den grünen Augen ab und sah auf Daisuke hinab. Sanft und ganz langsam führte er ihn wieder zurück ins Wohnzimmer. Doch schließlich schien es dem Jungen zu anstrengend zu werden und er ließ sich einfach hängen. Lachend nahm Ken ihn hoch. „Du faule Nuss…“, neckte er ihn auch sogleich und trug ihn dann zurück zu der Luftmatratze. Schuldig beeilte sich, um bald nach Ken und Daisuke wieder das Wohnzimmer zu betreten. Ausgeschlafen und frisch gewaschen fühlte er sich gleich viel besser und vor allem so richtig energiegeladen. Hungrig schnupperte er in Richtung der Tasche, die Ken mitgebracht hatte, gleichzeitig fiel ein fast gehetzter Blick auf seine Armbanduhr. "Wenn wir jetzt schnell frühstücken, schaffen wir vor Mittag noch so einiges. Und wenn du magst, gehen wir dann essen. Oder wir ziehen das mit dem Einkaufen gleich durch und gehen heut Abend essen..." Dabei sah er Ken dankbar lächelnd an. Ken hatte den Kleinen auf dem Schoß, der begeistert mit einem kleinen Stofflöwen spielte, den der Orangehead gestern Abend noch gekauft hatte. Nun lauschte er dem frischen Telepathen und überlegte dann kurz. „Ich finde… wir ziehen das alles durch… und essen heute Abend…“ Sanft erwiderte er das Lächeln des Deutschen und öffnete dann die Tüte. Noch warme Brötchen verströmten ihren einladenden Duft und auch der Kaffee war sicher in einer Thermoskanne verstaut, sodass er nicht kalt werden würde. „Dann müssen wir uns mit dem Mittag nicht auch noch stressen, sondern essen einfach unterwegs mal nen Happen…“ Einverstanden nickte der Deutsche und stürzte sich dann heißhungrig auf den Kaffee und das Essen. Immerhin hatte er ja doch schon seit zwei Tagen nichts vernünftiges mehr zwischen die Zähne bekommen, sah man mal von der Waffel gestern morgen ab. Grinsend sah er zu, wie auch Daisuke tapfer auf einem Stück herumkaute, das fast zu groß für ihn schien. Nach etwa einer halben Stunde waren sie dann bereit, den Tag mit seinen Herausforderungen in Angriff zu nehmen. Auf dem Weg zu seinem Wagen fragte Schuldig Ken schon mal aus: "Und, was brauche ich jetzt alles? Wo fahren wir am besten hin?" Ken genoss es richtig, dieses lang vermisste ‚Familienleben’, auch wenn er es sich mit seinem Feind teilte – aber was für einem. Also lächelte er weiter vor sich hin und setzte sich schließlich mit Dai auf den Beifahrersitz des Sportwagens. „Als erstes wohl einen Kindersitz für dein Auto…“; schmunzelte er und schnallte sich mit Dai auf dem Schoß an. „Ansonsten wäre eine Wohnzimmereinrichtung und eine Waschmaschine nicht schlecht… ein Bett und ein Kinderzimmer… Die Küche ist ja eigentlich vollständig da gewesen….“ Nach kurzem Überlegen steuerte Schuldig ein großes Möbelhaus an, in dem sie bestimmt alles Nötige finden würden, das ihm ja schließlich auch noch gefallen musste. Zuerst trabte er zu den Kinderzimmern, um seinen Sohn auszustaffieren. Die Wohnung hatte genug Räume, Daisuke würde also sein eigenes Zimmer bekommen. Und es war sogar ein kleines Gästezimmer vorhanden... Sie wechselten sich immer ab, was das Tragen des Kleinen anging, denn schlauerweise hatte Schuldig noch immer keinen Kinderwagen. Und daran, seine Laufkünste zu proben, dachte Dai sicher nicht. „Hm… was hältst du davon?“, fragte Ken dann und deutete auf ein Hochbett. Dai war auf der Stelle begeistert und streckte die Arme danach aus. Ken musste lachen und setzte den Kleinen darauf ab. Es war grade so hoch, dass ein erwachsener Mann sich nicht strecken musste, um ein Kind darauf absetzen zu können, auch wenn Ken da schon ein paar Probleme mit hatte. Zweifelnd besah sich Schuldig das mächtige Ding. "Meinst du nicht, dass er da rauspurzelt?", wollte er vorsichtshalber von seinem Begleiter wissen, ahnte aber schon, dass Dai seine Einwände so rein gar nicht interessieren würden. Nach einigem Hin und Her hatten Ken und Daisuke Schuldig dann so weit - grummelnd, von einem Weiß und einem Baby überstimmt worden zu sein, gab er nach. Dafür bekam der Kleine aber dann auch einen lustigbunten Schrank und eine ebensolche Kommode aufs Auge gedrückt. Und weil es dem Telepathen langsam zuviel wurde, den Jungen ständig tragen zu müssen, kaufte er auch noch einen Buggy, in den Daisuke auch sofort verfrachtet wurde. Zwar kam sich der Orangehaarige mehr als nur doof dabei vor, den Kinderwagen zu schieben, aber es war allemal besser, als den Jungen, der ja doch schon einiges an Gewicht hatte, herumzuschleppen. Alles in Allem waren sie sehr erfolgreich, was das Kinderzimmer anging. Mit Begeisterung hatte sich Daisuke auch noch so lange an einen ‚Hello Kitty’-Teppich geklammert, bis Ken sich vor Lachen kaum noch auf den Beinen halten konnte, und auch der mitgenommen wurde. Einen merkwürdigen Geschmack hatte Daisuke ja schon, doch Ken quittierte das nur mit einem Grinsen und meinte: „Er kommt ganz schön nach dir... Aber ich schätze seine Kitty-Vorliebe hat er eher von seiner Mutter, oder?“ Das letzte nachfragende Wort kam mit einem neckischen Unterton und Kens leicht freches Grinsen unterstrich auch noch seine unausgesprochene Anschuldigung. Dem Telepathen, der sonst ein Meister der doppeldeutigen Äußerungen war, entging der Sarkasmus in Kens Worten völlig. Entgeistert sah er den Kleineren an. "Natürlich! Denkst du, ich steh auf so nen Kram?", fragte er ehrlich entrüstet. Was dachte Ken da nur von ihm! Kopfschüttelnd trabte er weiter in die Schlafzimmerabteilung. Nachdem Dai nun ausgestattet war, war nun wohl er selbst an der Reihe. Schon nach wenigen Augenblicken hatte er ein absolutes Traumbett gefunden und stand mit offenem Mund davor. Breit, schwarz, Leder... Schuldig hatte Mühe, nicht zu sabbern. "Was hältst du davon?", nuschelte er Ken zu, ohne zu checken, was er da tat. Ken grinste nur weiter vor sich hin. Immer noch amüsiert über die Reaktion des Älteren bezüglich Hello Kitty, folgte er dem offenbar stolzen Vater und sah sich ebenfalls um. Er musterte grade ein schlichtes Holzbett, als er neben Schuldig trat und schließlich die geraunten Worte hörte. Allein die verursachten bei ihm schon eine Gänsehaut, doch als er den Blick ebenfalls zu dem Traum von einem Bett wandte, dachte er, ihm würde nun gänzlich die Luft wegbleiben. Hart schluckte er. Was sollte er dazu nun sagen. „Ehm…“ Rasch befeuchtete er seine trockenen Lippen und versuchte sich wieder zusammenzureißen, doch es ließ sich nicht vermeiden, dass er sich seinen Teil zu diesem Bett dachte. „Ja….“, meinte er schließlich leise. „Es ist… nett…. Und… groß…und…“ "..und gekauft", vollendete Schuldig wie verzaubert den von Ken begonnen Satz. Er konnte sich kaum noch losreißen von diesem Traum. "Oh Gott, wenn ich mir vorstelle, wie man da drin liegt..." Sein Gesicht nahm einen regelrecht schwärmerischen Ausdruck an und für den Moment waren Ken und Daisuke komplett vergessen. Erst ein lautes Krähen seines Sohnes riss ihn aus der andächtigen Betrachtung, er blinzelte kurz und grinste dann seine beiden Begleiter an. "Okay, das Bett haben wir. Jetzt noch einen Schrank und dann das Wohnzimmerzeug..." Ken nickte nur. Den Rest der Zeit war er unglaublich still. Das Bett hatte doch so einiges in ihm entfacht. Und er war so dankbar wie noch nie in seinem Leben, dass ihm nichts anzusehen war. Schließlich hatten sie den Schrank ausgesucht und erreichten die Wohnzimmerabteilung. „Jetzt wird es wohl besonders kostspielig…“, schmunzelte er leicht, auch wenn er bezweifelte, dass irgendwas im Wohnzimmer auch nur annähernd so teuer sein würde wie das ausgesuchte Bett, das ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte. Und Ken sollte Recht behalten. Es war nur beruhigend, dass der Schwarz nicht nur genug Geld hatte, um sich das nicht nur alles leisten zu können, sondern auch um sich und Daisuke ein angenehmes Leben zu gewährleisten, selbst wenn er jetzt mal eine Zeitlang nicht arbeitete. Als sie das Möbelhaus verließen, hatten sie neben dem Kinder- und Schlafzimmer auch eine komplette Wohnzimmereinrichtung mit allen Schikanen gekauft. Mit jedem einzelnen Gegenstand war dem Telepathen ein ganzer Rattenschwanz von Dingen eingefallen, die er auch noch brauchte. So stand er ziemlich geschafft und auch leicht geschockt aussehend am Wagen und fixierte mit weit geöffneten Augen seine beiden Begleiter, während er leise vor sich hinbrabbelte, was er noch alles besorgen wollte. Schließlich hatten sie tatsächlich alles besorgt. Ken schmunzelte nur, legte Schuldig eine Hand auf die Schulter und lächelte ihn an. „Ich denke, fürs erste haben wir alles… Lass uns erst mal wieder zu dir fahren und alles unterbringen.“ Das meiste würde mit einem Möbelwagen und dazugehörigen Möbelpackern geliefert werden, also hatten sie jetzt vorerst keine andere Wahl. „Wir trinken jetzt noch einen Kaffee und dann geht’s ans Einräumen…“ Er zwinkerte und Daisuke gähnte herzhaft. Auch den Kleinen hatte der Tag ganz schön geschafft und er war ungewöhnlich still, was wohl hauptsächlich an der aufgekommenen Müdigkeit lag. Wie in Trance nickte der Deutsche. Irgendwie gefiel es ihm so gar nicht, jetzt aus seinem Einkaufsrausch gerissen zu werden. So setzte er sich also seufzend in seinen Wagen und brauste mit Ken und Daisuke wieder nach Hause. Ihm grauste schon vor der Arbeit, die dann auf sie wartete. Er, der Oberchaot, sollte seine Wohnung einräumen? Na vielen Dank... Das konnte ja nur in heillosem Durcheinander enden... Leiser und weniger vergnügt als zuvor betrat er seine Wohnung, Ken und Daisuke im Schlepptau, bewaffnet mit einer Menge Tüten und Taschen, die den Kleinkram wie Kaffeemaschine, Bettwäsche und so weiter beinhalteten. Ken merkte durchaus, dass sein Begleiter nicht mehr sonderlich gut gelaunt war und seufzte leise. „Was ist los…?“, fragte er während er Daisuke vorsichtig aus dem Buggy hob und auf die Luftmatratze legte. Er deckte ihn zu und der Kleine schlummerte auch gleich ein. Fragend blickte Ken den Orangehead an. War der nun etwa auch müde? Oder hatte er einfach keine Lust mehr? Mit einer leicht verzogenen Miene zuckte der Telepath die Schulter. "Nichts", meinte er gezwungen beiläufig. "Machen wir uns erst mal Kaffee..." Schon trabte er mit der Maschine in die Küche, um ihr einen würdigen Platz zu verleihen und sie dann auch gleich gebührend einzuweihen. Während das Gerät seine Arbeit aufnahm, lehnte sich Schuldig mit dem Rücken gegen die Anrichte und sah seufzend zu Boden. Ihm wurde langsam bewusst, dass er nun zum ersten Mal so wirklich auf sich allein gestellt war. Und das auch noch mit einem Kleinkind am Hals. Ken sah dem Anderen seufzend nach. Dann blickte er zu dem schlafenden Jungen und lächelte leicht. Leise nahm er ein paar der Tüten an sich und folgte Schuldig in die Küche. Er hatte sich gesagt, dass er dem Mann helfen wollte. Und das tat er auch. Leise summend begann er schließlich den ganzen Kram – Besteck, Geschirr und die paar Lebensmittel, die sie schon eingekauft hatten – einzusortieren, während er dem Klang der Kaffeemaschine lauschte. Zwei Tassen wurden schon auf der Anrichte neben Schuldig hingestellt, die anderen in einen Schrank über der Spüle verstaut. Schließlich gelang es dem Telepathen, sich aus seiner Nachdenklichkeit zu reißen. Was sollte das denn auf einmal? Er war doch sonst nicht der Typ, der sich um irgendwas tiefere Gedanken machte. Und er würde jetzt ganz sicher nicht damit anfangen... Er schielte zu Ken, der gerade ordentlich das Geschirr verräumte. Munter grinste er den Weiß an. "Hey, du könntest den Job im Blumenladen sausen lassen und bei mir Haushälter werden. Wär das nichts für dich?" Der Angesprochene hob die Brauen und sah Schuldig an. Dann musste er lachen. „Na dann stell dir mal Ayas Reaktion vor, wenn ich zu ihm gehe und ihm sage, dass ich, statt im Blumenladen auszuhelfen, lieber einen auf Haushälter für einen Schwarz mache!“, grinste er. Sicher. Das Angebot war verlockend… doch war es eben nur ein Scherz, der sich nicht so leicht würde umsetzen lassen. Selbst wenn er es versuchen würde. Aya – und nicht nur er – würde mehr als nur misstrauisch werden. Schuldigs Grinsen wurde noch breiter, als er sich das Gesicht des Rothaarigen bildlich vorstellte. Der würde wahrscheinlich einen Blutsturz bekommen und vom Glauben abfallen. Inzwischen war der Kaffee durchgelaufen, Schuldig stieß sich elegant von seinem Platz ab und kümmerte sich darum, dass sie beide zumindest eine kurze Kaffeepause einlegen konnten, bevor die wirkliche Arbeit begann. Kaum hatte er Ken die Tasse in die Hand gedrückt, setzte er sich mit einem gekonnten Hopser auf die Anrichte. Wobei er natürlich den Abstand zu seiner eigenen Tasse so zielgenau berechnete, dass er sie umstieß. Mit einem lauten Fluchen sprang er auf den Boden und glarte erst einmal die boshafte Tasse zu Tode. Ken nahm die Tasse an und nickte dankend. Grade wollte er an dem schwarzen Gebräu nippen, als er den gewollt eleganten Sprung des Anderen sah und sich ein leises Lachen nicht verkneifen konnte. Schmunzelnd stellte er die eigene Tasse wieder bei Seite und schnappte sich eins von den frisch gekauften Tüchern, das er Schuldig reichte, und ein weiteres, um es auf den vergossenen Kaffee zu legen. „Na super… der schöne Kaffee“, grinste er. Die Jeans des Telepathen hatte ihren Teil abbekommen, aber um die sollte sich der lieber selber kümmern, während sich Ken daran machte, Anrichte und Boden wieder sauber zu machen. Jetzt zeigte sich, dass auch der Deutsche manchmal eine unglaublich lange Leitung hatte. Verblüfft starrte er auf das Tuch, das ihm Ken in die Hand gedrückt hatte, und wollte schon fragen, was er damit solle, als er merkte, dass seine Kehrseite ziemlich warm und gewaltig feucht war. "Verflucht!", schimpfte er los, riss den Reißverschluss auf und strampelte die Hose von den Beinen, die sich auf diese Behandlung hin auch noch um seine Knöchel verhedderte und ihn beinah zu Fall brachte. In letzter Sekunde rettete ihn der Küchentisch vor einer unsanften Landung auf dem gefliesten Boden. Wieder musste Ken lachen. Er konnte einfach nichts dagegen tun. Der Anblick des Telepathen war unverbesserlich. Immer noch vor sich hinschmunzelnd, spülte er den Lappen aus und ließ ihn in der Spüle liegen, bevor er Schuldig einen neuen Kaffee eingoss. Dabei versuchte er so gut es eben ging den Anblick der langen nackten Beine zu ignorieren. Mit einer leichten Gesichtsröte reichte er Schuldig eine weitere Tasse. „Du könntest wohl wirklich ganz gut einen Haushälter gebrauchen, hm?“, schmunzelte er leise und lehnte sich nun seinerseits an die Anrichte. Ihm sollte man noch mal sagen, dass er tollpatschig war. Schuldig bedachte Ken mit einem Blick, der sogar Daisuke vor Neid erblassen lassen würde: er sah ihn mit großen Augen gespielt hilfesuchend an, zog einen Schmollmund und nickte langsam. "Sag ich doch!", strahlte er gleich darauf, schlüpfte nun endgültig aus der Jeans und machte es sich auf dem Küchentisch bequem. Schon wieder besser gelaunt baumelte er mit den Beinen und schlürfte dabei seinen Kaffee und sah im Allgemeinen so aus, als wäre es das natürlichste der Welt, wieder einmal nur in Shorts und einem T-Shirt vor Ken zu sitzen. Ken schmunzelte nur leicht, stand Schuldig gegenüber an der Anrichte und trank seinen Kaffee. Dabei vermied er es, den Anderen anzusehen. Der Schock mit dem Bett war schon schlimm genug gewesen, da musste er sich jetzt nicht auch noch von den schönen schlanken Beinen, die da so aufreizend vor ihm hin und her schwangen, verwirren lassen. Bloß nicht. Ken schluckte leicht. Naja… Ein einziger Blick würde schon nicht schaden. Während er einen großen Schluck aus der Tasse nahm, glitten seine schokobraunen Augen langsam über die Beine der Deutschen. Über die Fesseln, die kräftigen Waden und die muskulösen Oberschenkel. Dann über die Shorts. Und Kens Herz machte einen Satz. Hastig schluckte er die Unmengen an Kaffee runter und begann gleich darauf nach Atem ringend zu husten. Da hatte er sich wohl mehr auf Telepathenbeine statt auf den Kaffe konzentriert und musste nun dafür zahlen. Mit einem einzigen Satz war der Deutsche neben Ken und schlug ihm kräftig auf den Rücken. "Wer ist jetzt hier der Schussel?", wollte er lachend wissen, seine eigene Ungeschicklichkeit total ignorierend. "Sag mal, woran denkst du eigentlich nur immer?" Das war eine Frage, die ihn schon lange brennend interessierte. Auch wenn er sich die Antwort im Grunde schon längst hätte holen und somit seine Neugierde hätte stillen können. Aber er war hier nicht bei einem Auftrag und hatte somit keinen Grund, einfach in Kens Kopf herumzugeistern. Ken wurde augenblicklich noch röter als ohnehin schon. Doch langsam beruhigte er sich wieder. „Ich weiß nicht….“, log er murmelnd und fuhr sich verlegen durchs Haar. Dann sah er in die schönen grünen Augen des Deutschen und lächelte leicht. „Zieh dich besser an… Die Möbelpacker kommen sicher gleich und bringen den Rest….“ Sicher. Schuldig so ohne Hose war ein wundervoller Anblick. Aber erstens mangelte es ihm deutlich an Konzentration, wenn der Telepath weiter so rumlaufen würde, und zweitens wollte er nicht dass die Möbelpacker _seinen_ Schwarz so sahen. Überrascht sah Schuldig an sich hinab und nickte hastig. Rasch kippte er den letzten Rest Kaffee und trabte dann aus der Küche, um sich aus den Kartons, die er aus seinem Zimmer in der Schwarzvilla mitgebracht hatte, eine frische Jeans herauszuwühlen. Kaum hatte er sich fertig angezogen, klingelte es auch schon. Aufgeregt wie ein kleines Kind zu Weihnachten rannte er zur Tür, um die Möbelpacker mit einem freudigen Strahlen zu begrüßen. ~*~ Erschöpft sank Ken auf das grade aufgebaute Sofa und atmete erst mal durch. Der Abend war angebrochen und die Wohnung eingerichtet. Lächelnd blickte sich Ken um und nickte dann leicht. „Das meiste ist geschafft…“, stellte er fest und sah zu dem nicht weniger erschöpft aussehenden Telepathen auf. „Sieht doch schon mal nicht schlecht aus, oder?“ Nun war es nur noch dran, Ordnung in die neue Wohnung zu bringen und den Rest auszupacken und in Schränke und Regale zu verfrachten, um das Werk zu vollenden. Mühsam stemmte sich der Telepath von der wirklich bequemen Couch in die Höhe und sah sich frustriert um. Im Moment sah es einfach nur schlimm aus. Kartons, Kisten und Tüten, wohin man sah. Und das ganze Zeug schrie förmlich danach, verräumt zu werden. Sein Blick fiel dabei auf Daisuke, der von dem ganzen Tohuwabohu hellwach und aufgedreht war und der sich jetzt schon daran machte, die ganzen Schrankfächer zu öffnen und neugierig zu begutachten. Mit einem Seufzen erhob sich auch Ken wieder, schnappte sich eine Tüte mit Kinderspielzeug und klemmte sich Daisuke unter den anderen Arm. „Na komm, Kleiner. Du räumst dein Zimmer ein, hm?“, grinste er und warf noch einen Blick zu Schuldig, ruckte mit dem Kopf, dass der ihm folgen sollte und verschwand dann mit dem Jungen im Kinderzimmer. Dort setzte er ihn auf den Boden und kippte die Tüte vor ihm aus. Neugierig beobachtete er, wie Daisuke darauf reagieren würde. Doch der Junge saß nur da und starrte auf die Spielsachen, sah dann empor zu Ken und wieder auf die Spielsachen. Hastig schüttelte er den Kopf und quietschte. „Papa!!“, rief er laut aus. Folgsam trabte Schuldig hinter Ken her, als der ihn dazu aufforderte. "Vergiss es!", wehrte er schnell ab, als er den flehenden Blick seines Sohnes sah. "Das ist dein Krempel, den wirst du wohl alleine wegräumen können!" Er lehnte sich gemütlich an den Türrahmen, verschränkte die Arme und beobachtete den Jungen, wobei er auch Ken im Blickfeld hatte. Ken schmunzelte bei der Reaktion Schuldigs leicht und hockte sich zu Daisuke. Dabei zog er eine Schublade auf und legte eines der Spielzeugautos hinein. „Siehst du, Daisuke… Ganz einfach…“, sagte er und tatsächlich machte Daisuke es ihm nach und begann nach und nach seine Sachen einzuräumen. Ken erhob sich lächelnd und stellte sich zu Schuldig. „Sei nicht so streng mit ihm. Auch wenn er ein Telepath ist…. Ist er immer noch ein Kind…“ Ken zwinkerte leicht und ging wieder ins Wohnzimmer. Schockiert schaute der Orangehead dem Weiß hinterher und zog für einen Moment die Stirn kraus. "Was hat bitteschön das eine mit dem anderen zu tun?", wollte er von Ken wissen, dem er zurück ins Wohnzimmer gefolgt war. "Oder war das irgendeine Anspielung, von der ich wissen sollte?" Er grinste, packte den Jüngeren von hinten in der Taille und kitzelte ihn. "Na los, sag schon!", forderte er dabei übermütig. Ken zuckte zusammen und wehrte sich auch sofort. Lachend und nach Luft schnappend schüttelte er den Kopf. „Nein… das würde mir… im Traum nicht einfallen…“, presste er hervor und kicherte weiter, versuchte verzweifelt Schuldigs Hände festzuhalten und so das Kitzeln einzustellen. „Hör auf… nicht….ah.“ Doch Schuldig schien so schnell kein Erbarmen zeigen zu wollen. „Schon gut…. Schon gut…“, lachte Ken und drehte sich um, was den Deutschen natürlich nicht davon abhielt, weiterzumachen. Sich nicht mehr auf den Beinen halten könnend, sackte Ken atemlos zu Boden. Der Telepath war gemein genug, sich boshaft grinsend mit auf den Boden sinken zu lassen und Kens hilfloser Mimik lachend zuzusehen. "Du bist ganz schön frech für dein Alter!", stellte er schließlich fest, wobei er den immer noch japsenden Weiß mit strahlenden Augen fixierte. Ken sah zu dem Mann auf und bekam dann endlich seine Hände zu fassen. „Woher weißt du denn, wie alt ich bin?“, fragte er nach Atem ringend und hielt Schuldigs Handgelenke fest im Griff. Wieder war es an ihm, den Versuch zu starten, ihre derzeitige Position zu ignorieren und sich nicht davon beeinflussen zu lassen, dass Schuldig grade über ihm kniete und ihn aus wunderschönen grünen Augen ansah. „Gehörte das mal zu euren Recherchen über uns?“ "Klar!", gab der Schwarz freimütig zu. "Erzähl mir nicht, ihr wüsstest nicht auch alles über uns." Sein Blick sank immer tiefer in die braunen Augen seines Gegenübers, langsam verblasste das Grinsen auf seinem Gesicht und machte einem ungewohnt ernsten und konzentrierten Ausdruck platz. Ein kaum merklicher Schauer huschte über seinen Rücken, doch noch ehe er über die seltsame Spannung, die auf einmal zwischen ihnen herrschte, nachdenken konnte, krähte Daisuke von der Tür her sein lautes und nervenaufreibendes "Papa!" Schuldig schrak hoch und wirbelte zu dem Kleinen herum. Ken schluckte hart und war sich nicht so ganz sicher, ob er nun dankbar oder enttäuscht sein sollte, darüber dass Daisuke diesen Moment unterbrochen hatte. Peinlichen Fragen und noch peinlicheren Antworten war er dadurch entgangen, aber der Nähe des Deutschen auch. Er richtete sich auch wieder halb auf und blickte zu Daisuke. Mit großen Augen starrte der Kleine sie an und wurde dann auf niedliche Weise sehr ernst. Mit seiner kleinen Hand deutete er auf die Tüten und Kisten, um die sich die beiden Erwachsenen eigentlich kümmern sollten. Dabei kam wieder der Schuldig in ihm durch und seine Augen blitzten leicht auf. Es ging schließlich nicht an, dass er arbeiten musste, während sich die beiden Anderen vergnügten. Schwerfällig rappelte sich der Schwarz auf, guckte dabei leicht verlegen drein, als würde ihm erst jetzt bewusst werden, in welcher Lage er sich soeben mit Ken befunden hatte. Er räusperte sich kurz, hielt dann dem Anderen die Hand hin, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Fahrig strich er sich die langen Haare aus dem Gesicht und sah sich dann noch einmal aufseufzend um. „Teilen wir uns das auf?“, fragte er mit einer hoffnungsvoll-flehenden Miene zu Ken gewandt. „Du das Schlafzimmer, ich das Wohnzimmer? Oder andersrum...“ Ken ließ sich auf die Beine helfen und nickte dann leicht. „Klar… Wieso nicht“, lächelte er. „Aber ich denke… Das Schlafzimmer solltest du selber übernehmen…“ Wieder legte sich eine leichte Röte auf seine Wangen und er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ich werde das Wohnzimmer übernehmen…“ Und damit schnappte er sich einen Karton und schleppte ihn zu einem Tisch. Die Anlage war das wichtigste. Dann würden sie wenigstens Musik haben, während sie hier für Ordnung sorgten. "Okay!", gab Schuldig seufzend zurück, packte sich eine Kiste unter den Arm, nahm noch ein paar Taschen in die Hand und machte sich auf zum Schlafzimmer. Als er in der Tür stand, konnte er ein breites Grinsen nicht mehr unterdrücken. Heute nacht würde er in diesem wundervollen Bett schlafen... Er konnte er schon gar nicht mehr erwarten. Während er seine Klamotten im Schrank verteilte und anschliessend das Bett bezog, malte er sich schon in den schönsten Farben aus, wie toll das wohl werden würde. Ken stellte schnell fest, dass es wohl seinen Grund gehabt hatte, wieso Omi sich damals um das Anschließen seiner Anlage gekümmert hatte. Es dauerte eine ganze Weile, doch schließlich hallte Musik durch die Wohnung und grinsend stellte er den Karton in eine Ecke. Wunderbar. Das wäre auch geschafft. Leise mitsingend machte er sich dann daran, den Wohnzimmertisch aufzubauen und auch die anderen Kisten zu entleeren. Bis er schließlich erschöpft auf dem Sofa zusammensackte. Fertig… Das Wohnzimmer war nun bewohnbar. Lächelnd sah er sich um und blickte dann hinab, als etwas an seinem Hosenbein zupfte. „Daisuke… Bist du schon fertig mit deinem Zimmer?“ Lächelnd hob er den Kleinen hoch und der kuschelte sich ebenso müde an ihn. ~+~tbc~+~ Kapitel 5: Rosa-Roter Schwarz ----------------------------- Sorry dass ihr so lange habt warten müssen ^^ aber das 5. Kap is nu auch da *gg* Und der Titel verspricht schon so einiges, wa? ;) *angel angrins* 5. Rosa-roter Schwarz Etwas über eine Woche später kniete Schuldig vor dem kombinierten Wasch-Trockner und fluchte kräftig vor sich hin. Ken war mit Daisuke unterwegs, um ihm einmal ein paar Minuten Verschnaufpause von seinem doch recht anstrengenden Vaterdasein zu verschaffen. Und die hatte er genützt, um sein Bett neu zu beziehen, nachdem er letzte Nacht... Nein, das war gerade nicht der richtige Zeitpunkt, um daran zu denken. Viel wichtiger war die kurze Hose, eigentlich mehr eine Hotpants, die er gerade in den Händen hielt und verzweifelt begutachtete. Okay, es blieb ihm jetzt gar nichts anderes übrig, als das Ding so anzuziehen, wie es war; immerhin herrschten höllische Temperaturen, viel zu warm für normale Jeans. Seufzend schlüpfte er in die enge, mehr als knappe Hose und ein T-Shirt, das eindeutig schon mal grösser gewesen war und machte sich auf in die Küche, um seinen Sohn und den Weiß mit einer besonderen Belohnung zu empfangen. Und tatsächlich dauerte es auch nicht mehr lange, bis die beiden nach Hause kamen. Daisuke war mehr als nur dreckig, aber so war das eben mit Kindern, wenn sie sich auf dem Spielplatz vergnügten. Ken – der einen Hausschlüssel von Schuldig mitbekommen hatte – schloss die Tür auf und rief: „Wir sind wieder da!“ Damit schaffte er Daisuke zunächst einmal ins Badezimmer. Der Kleine brauchte ganz dringend ein Bad. Dort setzte er ihn ab und wies ihn an, kurz zu warten. Dann trugen seine Beine ihn Richtung Küche. Auch er schwitzte sich halb zu Tode, doch als er in der Küchentür stehen blieb und gerade den Mund aufmachen wollte, um zu berichten, dass er Daisuke eben baden würde, stockte ihm der Atem. Da stand Schuldig am Herd, mit nichts weiter an als einer Hose, die mehr als nur knapp war, und einem Shirt, das so eng anlag, dass Ken jeden Muskel darunter erkennen konnte. Die Tatsache, dass Schuldig da in der Wäsche etwas schief gegangen war, war nicht zu übersehen, doch darauf achtete Ken grade weniger. Seine Augen fuhren die Konturen des Prachtkörpers nach und das Blut schoss augenblicklich in seine Körpermitte, nachdem es sein Gesicht schon puterrot verfärbt hatte. Beschwingt wirbelte Schuldig herum, als er hinter sich Schritte hörte und hielt Ken eine Dose und eine Glasflasche entgegen. "Sahne oder Schokososse?", fragte er in aller Unschuld mit großen Augen, strich sich dabei mit dem Unterarm eine vorwitzige Strähne aus der Stirn. Dass sich sein Outfit eben entsetzlich mit seiner Haarfarbe biss und er im Grunde wie ein überdimensionales Bonbon aussah, realisierte er im Moment nicht so wirklich. Ken schluckte schwer. Die Frage ließ ihn noch weichere Knie bekommen. Der Weiß konnte nichts dagegen machen. Seine dunklen Augen glitten die schlanken Beine hinauf, die durch die Hotpants noch länger wirkten, blieben kurz – oder doch etwas länger? – an der engen Hose hängen und musterten hier jede Kontur, die zu sehen war, und wanderten dann weiter hinauf über die kräftige Brust und in das schöne Gesicht. „Ehm….“ Seine Stimme war nur ein raues Krächzen und so räusperte er sich schnell. „S-Sahne….“, kam es vorsichtig von ihm. Hart schlug sein Herz gegen seine Brust und Ken befürchtete, dass Schuldig es hören würde. "Okay!", grinste der Telepath fröhlich und wandte sich wieder zum Herd um, auf dem eine Pfanne mit Pfannkuchen leise vor sich hinbrutzelte. Vergnügt summte er die Melodie aus dem Radio mit, war sich dabei gar nicht bewusst, dass er im Takt der Musik auch mit den Hüften wackelte. Nach einem raschen Blick über die Schulter sah er Ken immer noch wie angewurzelt in der Tür stehen. Verblüfft drehte er sich wieder dem Kleineren zu und blinzelte ihn an. Dann ging ihm ein Licht für das seltsame Verhalten des Weiß auf, seine Miene änderte sich von vergnügt zu verlegen. "Sie war ursprünglich mal weiß", erklärte er bedrückt. "Aber ich hab sie wohl aus Versehen mit der roten Bettwäsche mitgewaschen..." Ken starrte weiter auf die Hose des Anderen und zwangsläufig auf dessen Schritt. Denn viel mehr verbarg die Hose nicht und selbst da war sie so gut wie überflüssig. Zuerst wusste er nicht, was Schuldig mit seinem Kommentar wohl meinte, doch dann klickte es in seinem Hirn ein, und ein Ausweg ob seines Starrens war geboten. „Rosa…“, hauchte er dann. Er wagte nicht, mehr zu sagen. Ken war nicht mal in der Lage wegzusehen, sondern starrte noch immer auf die von der Wäsche rosa verfärbten Klamotten, mal auf das rosa Shirt, dann wieder auf die Pants. „Ein Rosa-Roter Schwarz…“ Beschämt zog Schuldig den Kopf ein. "Ich kann doch auch nichts dafür", verteidigte er sich schwach und leise. Insgeheim verfluchte er diese blöde rote Satinbettwäsche. Warum hatte ihm auch niemand gesagt, dass dieses verfluchte Zeug ausfärbte wie verrückt? "Jaja, lach nur!", grummelte er brummig, musste sich dann aber selber das Lachen verkneifen, als sein Blick auf die neckische Farbe seiner Klamotten fiel, die in diesem Licht noch süßer wirkte als ohnehin schon. Ken hob die Brauen und riss sich von den Klamotten los, um in die grünen Augen seines Gegenübers zu sehen. „Ich…lach doch gar nicht…“, murmelte er leise und schluckte wieder. Daisuke war für diesen Moment vollkommen vergessen. „Du siehst…. Gut aus… auch wenn… es rosa ist…“, stammelte er dann etwas hilflos. Noch immer konnte Ken sich nicht bewegen, stand einfach nur da und sah in die grünen Seen. Einerseits fiel es im schwer, nicht wieder auf den schönen Körper zu blicken, andererseits konnte er den Blick auch nicht von den hinreißenden Augen abwenden. Die letzte Woche war in dieser Hinsicht schon schwer genug gewesen an so manchen Tagen, doch das war nichts im Gegensatz zu diesem Moment. Auf dieses Kompliment hin wusste der Telepath erst einmal nichts zu sagen. Dafür war es eindeutig schon zu lange her, dass er solche Sachen gesagt bekommen hatte. Und von Ken hätte er so etwas sowieso nie erwartet. "Ähm..." Vage deutete er nach hinten zur Pfanne, von der inzwischen eine deutliche Qualmsäule hochstieg, die Schuldig allerdings nicht sehen konnte, da er ja mit dem Rücken zum Herd stand. "Ich hab euch Pfannkuchen gemacht." So wirklich bestand jetzt da kein Zusammenhang, fiel ihm auf, aber das liess sich jetzt auch nicht mehr ändern. Ken nickte leicht und schluckte wieder. „Ja.. ehm… Wir kommen gleich… Ich muss Daisuke nur noch mal kurz… abduschen…“ Verlegen lächelnd deutete er Richtung Bad und wandte sich dann mehr als nur verwirrt wieder ab. „Ich… wir.. kommen dann gleich…“ Fluchtartig verließ er die Küche und stürzte ins Bad, wo Daisuke schon angefangen hatte sich auszuziehen und nun nackt am Badewannenrand stand und ihn abwartend ansah. Ken schloss die Tür hinter sich und lächelte leicht. „Bin schon da, Kleiner…“ Und damit hob er den Jungen in die Wanne und begann ihn mit dem Duschhahn von Sand und Schmutz zu befreien. Wieder tönte ein lautes Fluchen von der Küche aus durch die Wohnung, gefolgt von einem entsetzten Aufschrei: "NEIN!" Schuldig riss die Pfanne vom Ofen und hustete übertrieben. Die heisse Pfanne landete zischend in der Spüle, der Telepath stürzte aus der Küche, um sämtliche erreichbaren Fenster aufzureissen und die Wohnung durchzulüften, bevor der Qualm aus der Küche auf die Idee kam, sich in den Möbeln festzusetzen. Es war wirklich zum Verzweifeln, stellte Schuldig frustriert fest. Anscheinend hätte er heute einfach im Bett bleiben sollen. Aber das war ja auch nicht möglich gewesen, weil auf seiner Bettwäsche verräterische weiße Flecken geprangt hatten... Ken schmunzelte leicht und schaltete die Dusche aus. „Ich geh mal eben nach deinem Daddy schauen, Kleiner…“, grinste er und Daisuke lachte quietschig auf. Ken erhob sich und trat wieder aus dem Bad. Ein beißender Geruch stieg ihm in die Nase. „Was hast du denn schon wieder angestellt?“, grinste er frech und trat in die Küche. Er fand sich augenblicklich in einer dicken Rauchwolke wieder und mit leicht zusammengekniffenen Augen hielt er sich die Nase zu und begutachtete das Desaster. „Oha…“ Zähneknirschend trat der Schwarz hinter Ken in die Küche. "Das... gehört sich so", redete er sich schnell heraus. Oder versuchte es zumindest. Er holte aus einem Schrankfach eine weitere Pfanne und stellte sie auf den Herd. Ein Stück Butter landete in der Pfanne, gleich darauf auch der flüssige Teig. "Du wirst sehen, das wird lecker", versprach er Ken rasch. "Ist Dai schon fertig? Dann hol ihn, das Zeug ist gleich zum Essen." Ken grinste noch immer. „Okay…“, schmunzelte er dann und ging wieder ins Bad. „Daddy hat uns was ganz interessantes zu Essen gemacht, Dai…“, erzählte er dann auch schon, machte den Jungen fertig und verpasste ihm auch gleich noch eine neue Windel. Dann wurde er noch kurz angezogen und schließlich trat Ken mit dem kleinen naserümpfenden Daisuke in die Küche. Fragend sah der Junge Ken an. „Papa Schussel?“ Ken kicherte leise und schielte zu Schuldig, nickte Daisuke dann unauffällig zu. „Aber Papa hat es nur lieb gemeint und uns was schönes zu Essen gemacht…“ Er setzte Dai in seinen Stuhl und ließ sich auf einen anderen nieder. Ab dem zweiten Versuch hatte es mit den versprochenen Pfannkuchen wirklich geklappt und der Deutsche stellte stolz einen Teller, auf dem eine Menge der flachen Dinger schwankend aufeinander gestapelt waren, vor Ken und Daisuke auf den Tisch. Rasch versorgte er die beiden noch mit Tellern und Besteck und setzte sich dann zu ihnen. Grinsend zog er einen der Pfannkuchen auf seinen Teller, löffelte ein wenig Sahne darauf und machte Ken vor, wie die Süßspeise zu essen war. Ken beobachtete das ganze und machte es anschliessend dem Deutschen gleich. Daisuke saß nur da und beobachtete die Szene. „Papa!“, quietschte er dann als Zeichen, dass er auch Hunger hatte und sah seinen Vater wieder mit diesem extrem niedlichen bösen Blick an. Ken schmunzelte und kämpfte mit seinem Sahne-Pfannkuchen. Dabei rann ihm die Sahne das Kinn runter, aber der Japaner war so sehr damit beschäftigt sich auf das leckere Essen zu konzentrieren, dass er das gar nicht wirklich wahr nahm. Schuldig, der eigentlich grade dabei gewesen war, einen Pfannkuchen für seinen Sohn zusammenzurollen und in kleine Stücke zu schneiden, hielt urplötzlich in der Bewegung inne und starrte Ken an. Sämtliche Härchen auf seinen Armen stellten sich in einem raschen Schauer auf, unbewusst hielt er die Luft an. Seine Augen klebten wie festgewachsen an der Sahne, die Ken in einer fantasieanregenden Spur über die Lippen und das Kinn tropfte. Instinktiv leckte er sich über die Lippen und unterdrückte ein sehnsüchtiges Seufzen. Ken leckte sich ebenfalls über die Lippen und merkte in dem Moment auch, dass ihm die Sahne schon bis zum Kinn gelaufen war. Verzweifelt versuchte er sie dann mit der Zunge einzufangen, wobei er den Blick des Telepathen bemerkte. Und prompt wieder rot wurde. Hart schluckte er und senkte den Blick wieder, als wenn er den des Deutschen ignorieren wollte. Schüchtern wischte er sich mit dem Zeigefinger die Sahne mehr oder weniger erfolgreich vom Kinn und leckte sie sich vom Finger. „Schmeckt… wirklich gut“, murmelte er dann verlegen und sah langsam wieder zu dem Telepathen auf, dessen Blick immer noch auf ihm klebte. Oh Gott, auch das noch! Schuldigs Mund wurde schlagartig knochentrocken, das Besteck, das er in den Händen hielt, schwebte vergessen in der Luft, und seine überreizte Fantasie gaukelte ihm vielversprechende Bilder vor. Mit einem kleinen Kopfschütteln brachte sich der Orangehead wieder in die Realität zurück, ihm fiel auf, dass Ken irgendwas gesagt haben musste. "Äh... Was hast du gesagt?", fragte er mit belegter Stimme verlegen nach. Ken lächelte nur leicht und schüttelte minimal den Kopf. „Nur… dass es lecker schmeckt…“, meinte er leise und senkte den Blick wieder, aß weiter und passte nun besser darauf auf, ob ihm Sahne das Kinn hinunterlief. Daisuke saß da und sah von einem zum anderen, quietschte dann wieder ohrenbetäubend. Irgendwie fühlte er sich vergessen. Und das gefiel ihm ganz und gar nicht. Mit aller Konzentration, die er nach Kens Vorführung noch aufbringen konnte, widmete sich Schuldig dem Nahrungsbedarf seines Sohnes. Allerdings huschte sein Blick immer wieder verstohlen zu Ken hinüber und er war wirklich froh, jetzt nicht aufstehen zu müssen. Seine sowieso schon viel zu enge Hotpants schien soeben noch einmal mindestens zwei Nummern kleiner geworden zu sein... Wenn er DAS geahnt hätte, hätte er die verfluchte rote Bettwäsche erst morgen gewechselt. Die frische würde nämlich mit Sicherheit heute nacht auch wieder Flecken bekommen... Und das war der Moment, in dem der Bissen Pfannkuchen Ken zum Verhängnis wurde. Die Luft blieb ihm weg, als in seinem Kopf plötzlich gewisse Bilder aufblitzten. Und in diesem Moment wusste Ken auch, wieso Schuldig die Bettwäsche hatte waschen müssen. Doch das war ihm grade reichlich egal. Stattdessen hustete er sich die Seele aus dem Leib und ließ sein Besteck fallen, während noch immer ein sich windender und leise stöhnender Mastermind in seinem Kopf rumspukte. Das verführerische Bett nahm dabei einen verdammt großen Teil des Bildes ein, doch das wichtigste war der Telepath. Schuldig sprang wie ein Kastenteufel auf und rettete Ken wieder einmal durch brutales Rückenklopfen das Leben. "Geht`s wieder?", erkundigte er sich besorgt, nachdem das röchelnde Husten langsam nachgelassen hatte. Fürsorglich sah er Ken ins Gesicht, indem er sich über dessen Schulter beugte. Ken atmete schwer und nickte leicht. Seine Hose spannte sich schon enorm und er kniff leicht die Augen zusammen. Rasch schickte er ein Stoßgebet gen Himmel, dass Schuldig es nicht bemerken würde. Doch da der ihm grade ziemlich nah war, war die Chance nicht sonderlich groß. Durch die zusammengekniffenen Augen konnte Ken die Bilder nur noch deutlicher sehen, sah, wie Schuldig sich immer mehr wand und sich mit der einen Hand ins eigene Haar krallte, beobachtete, wie die andere ihre Arbeit verrichtete. Ken wimmerte leise auf und schüttelte den Kopf, doch die Bilder wollten nicht verschwinden. Bis Schuldig dann endlich fertig war. Das Stöhnen des Schwarz hallte laut in seinem Kopf wider und um Ken war es nun endgültig geschehen. Verblüfft starrte Schuldig Ken an. Diese seltsame Miene musste wohl am Sauerstoffmangel liegen... „Komm, leg dich ins Wohnzimmer und ruh dich ein wenig aus. Oder willst du lieber in mein Bett?“, schlug er den Braunhaarigen betont locker vor, um seine Besorgnis zu überspielen. Er legte einen Arm um Kens Hüfte und zog ihn in die Höhe, um ihn wahlweise ins Wohn- oder ins Schlafzimmer zu bringen. Ken zuckte zusammen und ließ sich von dem Anderen auf die Beine ziehen. Scharf zog er die Luft ein und sah leicht verklärt in die grünen Augen. Wieder schluckte er. In DAS Bett? Wenn er da jetzt rein kam, würde er wohl an Blutverlust sterben. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch brachte nichts hervor. Also schlossen sich seine trockenen Lippen wieder. Leicht leckte er sich über die Lippen. Er konnte nicht anders, als sich in Schuldigs Armen wohl zu fühlen. Leicht lehnte er sich an den Mann und erstarrte, als er realisierte, dass er nicht der einzige hier Anwesende mit einer viel, VIEL zu engen Hose war. Während der Orangehaarige den Jüngeren ins Wohnzimmer führte und ihm dadurch so unglaublich nahe kam, durchzuckten ihn wieder wilde Blitze heisser Erregung. Verdammt, er hatte es wirklich schon lang mal wieder nötig... Als Ken sich schwerfällig auf die Couch fallen liess, glitt Schuldigs Blick rein zufällig über den muskulösen Körper des Anderen. Und blieb in dessen Schritt hängen. Schuldig blinzelte, um sicher zu gehen, dass er hier keiner Fata Morgana erlag, hob den Kopf dann, um Ken in die Augen zu sehen. In den braunen Iriden erkannte er die gleiche Lust und das selbe Verlangen glühen, das auch er empfand. Ken saß da und sah zu dem Anderen auf, schluckte schwer und leckte sich wieder über die Lippen. Ihm wurde noch heißer als ohnehin schon und ein leichtes Schwindelgefühl ergriff Besitz von ihm. Nun war es raus. Leicht biss sich Ken auf die Unterlippe und senkte den Blick langsam, wobei seine Augen kurz – aber nur ganz kurz – über Schuldigs Schritt glitten. Sein Herz raste, doch er wusste nicht so recht was er tun oder sagen sollte. „Ich…“, begann er dann, ohne zu wissen was denn mit ihm war, was Schuldig nicht eh ganz genau sehen konnte. Weiter liess der Telepath Ken auch gar nicht kommen. Seine Hände glitten durch das weiche braune Haar, dann trafen seine Lippen auch schon den Mund des Weiß. Es überraschte ihn jetzt auch nicht wirklich, dass er auf keinerlei Widerstand stiess, weder durch eine abwehrende Geste, noch durch verschlossene Lippen des Jüngeren. Er beugte sich über Ken, drängte den so dazu, sich nach hinten gegen die Lehne fallen zu lassen. Wie von selbst fand seine Hand den Weg in den angespannten Schritt des Anderen und legte sich sanft und warm über die steinharte Erregung. Ken keuchte augenblicklich auf. Willig ließ er sich nach hinten sinken und öffnete seine Schenkel ein Stück weiter um Schuldig mehr Spielraum zu geben. Heiße Blitze schossen durch seinen Körper. Endlich… So lange hatte er darauf gewartet und endlich war der Mann seiner Träume zum Greifen nah. Kens linke Hand strich das lange Haar des Anderen zurück und krallte sich dann leicht hinein. Seine andere Hand fuhr über den Oberschenkel des Telepathen nach oben und zog diesen schließlich zu sich aufs Sofa. Dunkel keuchte er gegen die verführerischen Lippen und ließ sich auf den Rücken sinken, zog dabei langsam Schuldig mit sich, ohne den Kuss zu lösen. In Schuldig manifestierte sich augenblicklich eine wilde Gier, die wie ein Stromschlag durch seinen Körper zuckte und ihn unbeherrscht in den Kuss stöhnen liess. Langsam sank er auf Ken, atmete scharf ein, als sein Unterleib gegen den des Anderen drückte und er so das harte Glied des Weiß an seiner eigenen Erektion zu spüren bekam. Schwer atmend löste er sich von Ken, sah ihn aus lustverhangenen Augen an, während sich seine vor Erregung zitternden Finger am Reißverschluss von Kens Jeans zu schaffen machten. Ken erwiderte den Blick, leckte gierig über die feuchten Lippen des Deutschen und drängte sich gegen dessen Finger. Seine eigenen fanden ebenfalls ihr Ziel und öffneten die Knopf der rosa Pants. Langsam schob er sie hinab und fuhr mit warmen Fingern über das heiße Glied des Schwarz. Wieder schluckte er schwer, keuchte gegen die verführerischen Lippen. Doch der Spaß sollte nicht lange so weiter gehen, denn grade war auch Kens beachtliche Männlichkeit aus ihrem Gefängnis befreit, ertönte ein schriller und markerschütternder Schrei aus der Küche. „NEIIIIIIN!“, quietschte Daisuke laut. Im selben Moment durchzog die Köpfe der beiden Männer ein unglaublicher Schmerz. Ken ließ einen kleinen Schrei verlauten und kniff die Augen zusammen. „Verdammt, was…“ Überrascht zischte Schuldig auf und sprang förmlich von Ken. "Daisuke! Hör sofort auf!", rief er seinem Sohn erbost zu. Doch es war schon zu spät: Schuldigs gerade noch brodelnde Leidenschaft verpuffte wortwörtlich im Nichts. Zu allem Überfluss hörte er noch einmal das fiepsige "Nein!" des Jungen. Die Augen verdrehend sah er Ken entschuldigend an. "Er hat ein neues Wort gelernt", teilte er dem Braunhaarigen resigniert und wieder einmal völlig überflüssiger Weise mit. Damit hatte Daisuke jetzt etwas, womit er ihn unter Garantie in den Wahnsinn treiben würde. Ken fuhr sich übers Gesicht. Na klasse. Langsam aber sicher waren die Kopfschmerzen wieder am verfliegen, doch Ken hatte ebenfalls jegliche Lust wieder verloren.. Zumindest körperlich. „Ja…“, murmelte er und richtete sich beschämt wieder auf. „Scheint so…“ Er vermied es, Schuldig anzusehen, und seufzte nur leise, schloss seine Hose wieder und stand ganz auf. „Da will wohl jemand nicht alleine sein…“ Schwach lächelte er Schuldig noch mal an und ging dann zurück in die Küche. Dort saß ein ziemlich bockiger Daisuke, der ihn böse ansah. Immerhin hatte er Ken die Bilder nicht gezeigt, damit die anderen beiden ihn alleine in der Küche zurückließen. ~*~tbc~*~ *giggle* Das kann ja noch heiter werden... Kapitel 6: Papa Ken ------------------- 6. Papa Ken Nach diesem Tag, der so überraschend ausgegangen war, folgten noch weitere mehr oder weniger eindeutige Begebenheiten, die allerdings allesamt sehr erfolgreich von Daisuke unterbrochen worden waren. Inzwischen war Schuldig schon so weit, dass er Ken nur ansehen brauchte, um an Sex zu denken und beinahe augenblicklich körperliche Reaktionen zu zeigen. Wie lange war Daisuke nun schon bei ihm? Drei Monate? Vier? Himmel, in der ganzen Zeit hatte er nicht ein einziges Mal Gelegenheit gehabt, seine Lust mit jemand anderem als sich selbst auszuleben. Langsam aber sicher war der Telepath mehr als nur frustriert. Und Ken ging es nicht wirklich anders. Abgesehen davon, dass er schon seit einer sehr, SEHR viel längeren Zeit keinen Sex mehr gehabt hatte. Außer mit seiner eigenen rechten Hand, verstand sich. Doch Schuldigs Nähe brachte ihn immer wieder zum Verzweifeln. Und Daisuke sorgte für den Rest. Der kleine Satansbraten hatte es sich offenbar zum Hobby gemacht, Ken immer wieder zu zeigen, was Schuldig so in seiner nächtlichen Einsamkeit trieb. Ken, der eh schon so gut wie hier eingezogen war, hatte sogar schon überlegt, einfach mal über Nacht zu bleiben, doch bis jetzt hatte ihm der Mut dazu gefehlt. Nun saß er da, auf dem Sofa, und trank sein Glas Wasser, während Schuldig versuchte, seinen Sohn zum Mittagsschlaf zu überreden. Aber Daisuke schien absolut nicht zu wollen. „Nein!“, hörte Ken den Jungen immer wieder streiken und schmunzelte. Seit Daisuke dieses ach so tolle Wort gelernt hatte, nutzte er es regelmäßig, um seinen Vater zur Weißglut zu treiben. Der Telepath war ganz kurz davor, seinen Sohn einfach zu massakrieren. Er konnte Daisukes ständiges „Nein!“ einfach nicht mehr hören. Wo hatte der Kleine nur diesen extremen Sturschädel her? Von ihm ganz sicher nicht, er hatte seinen ja noch. „Dai, bitte!“, flehte er fast schon verzweifelt, seine grünen Augen bohrten sich dabei bestimmend in die blaugrünen seines Sohnes. Wenn der Kleine jetzt wenigstens mal für eine Stunde Ruhe geben würde... wäre er mit Ken so gut wie allein. Bei diesem Gedanken kribbelte wieder einmal sein ganzer Körper. Im Wohnzimmer musste Ken leise schmunzeln. Schließlich erhob er sich und ging zu den beiden Telepathen, die sich einen erbitterten Kampf lieferten. Schuldig, der verzweifelt versuchte, seinen Sohn zum Liegenbleiben zu bewegen und ihn immer wieder zudeckte, und Daisuke, der schmollend und zeternd immer wieder die Decke weg schob und den Kopf schüttelte. „Nein!“ Ken trat hinter Schuldig und legte sein Kinn auf dessen Schulter. „Hey, Daisuke… Du solltest ein wenig schlafen, dann kann Papa nachher mit dir auf den Spielplatz gehen…“ Daisuke blinzelte den Braunhaarigen an und hielt still. Ein gespanntes Schweigen folgte und die beiden Erwachsenen warteten nur darauf, dass sich Daisuke lächelnd hinlegte und einschlief. Aber dann… „Papa Ken?“ Kens Augen weiteten sich und er starrte den Jungen an. Das durfte doch nicht wahr sein. Jetzt wurde er schon als Vater angesehen? Schuldig wandte den Kopf ein wenig und sah Ken, der es sich auf seiner Schulter gemütlich gemacht hatte, mit einem `Erklär-mir-das-bitte!`-Blick an. Dann schaute er wieder zu seinem Sohn. „Ach ja? Und was bin dann ich?“, wollte er grollend wissen. Eigentlich sollte er sich jetzt nicht auf eine Diskussion mit einem Kind einlassen, das er zum Schlafen bringen wollte. Aber die Frage war ihm mehr oder weniger einfach herausgerutscht. Ken seufzte leise und wollte grade etwas sagen, da hob sich die kleine Hand des Jungen und deutete auf Schuldig. „Papa Schussel…“ Ken konnte nicht anders, als kurz leise zu lachen. „Nein, Daisuke. Ich bin Ken… Und das ist Papa…“, versuchte er zu erklären. Daisuke sah ihn an, sah dann zu Schuldig und schüttelte wieder den Kopf. „Nein!“, quietschte er schrill, wobei sein zotteliges Haar ihm um das kindliche Gesicht spielte, als er weiter hastig den Kopf schüttelte. „Papa Ken…“ Er streckte die Arme nach Ken aus und sah ihn aus großen herzerweichenden Augen an. „Aber sonst hast du keine Probleme, was?“, fauchte der Deutsche seinen Sprössling an. Na, das hatten sie ja irgendwie ganz toll hinbekommen. Ein böser Seitenblick aus den funkensprühenden Iriden traf den Braunhaarigen, dann erschien wieder das altbekannte, boshafte Grinsen auf Schuldigs Gesicht. „Es könnte schlimmer sein“, teilte er Ken unterdrückt lachend mit. „Stell dir vor, er würde Mama zu dir sagen...“ „Lieber Mama zu mir als Schussel zu dir…“, grinste Ken und nahm Daisuke dann auf den Arm, wie der es offenbar wollte. Er blickte seufzend das strahlende Bündel an. „Und du bekommst immer was du willst, hm? Liegt wohl in der Familie…“ Er lächelte Schuldig kurz an und setzte sich dann mit Daisuke auf dem Arm auf die Fensterbank. „Ich werde aber nicht für dich singen, damit du einschläfst, Kleiner…“ Sanft wiegte er ihn etwas im Arm und hielt ihn dabei nah bei sich. /Bitte, Dai… Nur für eine Stunde oder zwei… Ein bisschen schlafen…/, dachte er flehend und hoffte, dass Daisuke ihm diesen Gefallen tun würde. Doch anscheinend sah das kleine, sture Schuldig-Imitat gar nicht ein, seinen beiden Vätern diesen Gefallen zu tun. Die Aussicht, auf den Spielplatz zu gehen, hatte bei ihm einen Pawlowschen Reflex ausgelöst – nur dass er hellwach und munter wurde, statt zu sabbern. Völlig entnervt nahm Schuldig dieses Bild, das so schön hätte sein können, wenn er nicht in Kens Gegenwart ständig an andere Dinge hätte denken müssen, in sich auf und seufzte frustriert. Wenn dieser kleine Mistkäfer nicht auf der Stelle schlafen würde...! Die Augen des Telepathen glühten kurz auf und verdunkelten sich, als er zum ersten Mal bewusst tief in den Geist seines Sohnes griff, um die elende Nervensäge kurzzeitig ausser Gefecht zu setzen. Und tatsächlich. Grade wandte Daisuke den Blick zu seinen Vater, den er bei seinem Versuch ertappte, da sackte sein Kopf auch schon zur Seite und er schief ein. Ken hob die Brauen und sah das schlafende Bündel an. Was um alles in der Welt? Doch ein Blick zu Schuldig reichte ihm, um zu wissen, was der getan hatte. Er seufzte leise und erhob sich wieder. „Das ist aber nicht die feine englische Art…“, schmunzelte er leise und legte Daisuke vorsichtig wieder in sein Bett. Dass der Kleine eventuell nicht lange schlafen würde, kam ihm nicht in den Sinn, denn momentan wirkte Daisuke, als wenn er die nächsten Tage nicht wach zu bekommen sein würde. „Weißt du was? Das ist mir gerade sowas von egal...“ Schuldig war hinter Ken getreten und raunte ihm dunkel und mit vor unterdrücktem Verlangen triefender Stimme ins Ohr. Warm legten sich seine Hände auf die Hüften des Jüngeren, wanderten von dort aus langsam vorwärts und strichen über den Bauch und den Hosenbund des Kleineren. Wie von selbst fielen dabei seine Augen zu, er konzentrierte sich nur auf das, was er unter seinen Fingerspitzen fühlen konnte. Ken zuckte leicht zusammen. Sicher, er hatte damit gerechnet, dass Schuldig ihm gleich wieder so nah kommen würde, doch hier? Vor dem Bett seines Sohnes? Aber auch seine Lider senkten sich und sofort schossen Blitze in seine Lenden. „Ha…“ Er legte den Kopf nach hinten und bettete ihn ein weiteres Mal auf der Schulter des Telepathen, drängte sich gegen die wohltuenden Finger. Eine Hand suchte noch Halt am Bettrand, die andere glitt nach hinten und zog Schuldigs Hüfte näher an seine eigene. Dabei bewegte er seine Körpermitte aufreizend gegen Hände und Schritt des Deutschen und vergaß die Anwesenheit des schlafenden Jungen vollkommen. Im Gegensatz zu Schuldig. Er löste Kens Hand von Daisukes Bett und dirigierte ihn leise und behutsam aus dem Kinderzimmer, ohne dabei ihren Körperkontakt zu unterbrechen. Im Gegenteil, je näher sie seinem Schlafzimmer kamen, desto anregender wurden seine Berührungen, seine Hand verschwand flink in der Jeans des Jüngeren und er zog scharf die Luft ein, als er die heiße Härte unter seinen Fingern fühlen konnte. Dunkel stöhnte Ken auf, ließ sich mit geschlossenen Augen von Schuldig führen. Die Vorfreude krauchte wieder in ihm hoch. Wie so oft in den letzten Tagen. Doch noch nie waren sie dem Ziel so nah gewesen. Ken öffnete die Augen, um sich gefahrlos zu dem Mann umdrehen zu können, doch das erste was er sah, als er die Augen aufschlug, war der Blick aus zwei grünblauen Seen, die ihn wässrig anstarrten. Ken erstarrte. Das durfte doch nicht wahr sein. Da saß Daisuke in seinem Bett und schaute durch die offene Zimmertür seinen ‚Eltern’ hinterher. Ken schluckte schwer. „Ehm… Schu?“, kam es leise von ihm und er hielt den Mann am Handgelenk fest, starrte noch immer zu Daisuke, dessen Miene sich schon wieder unheilverkündend verfinsterte. Der Orangehaarige folgte dem Blick des Kleineren und hatte das Gefühl, auf der Stelle umkippen zu müssen. „Ich hasse ihn!“, sprudelte es unwillkürlich aus ihm heraus, während er missmutig seine Finger von Ken nahm. Musste dieses kleine Monster auch noch in der Lage sein, Angriffe abzuwehren, die einen erwachsenen Mann normalerweise für mindestens sechs Stunden lahmgelegt hätten... „Daisuke! Du sollst schlafen!“, giftete er in die Richtung seines Sohnes; die Antwort, die er bekam, war sowas von klar: „Nein!“ Nein, das konnte Ken jetzt nicht glauben. Er schluckte schwer und fuhr sich durchs Haar. „Nein… Du hasst ihn nicht… Sag so was nicht…“, murmelte er und schloss seine Hose wieder. „Geh… am besten einfach mit ihm auf den Spielplatz… dann ist er nachher endlich müde genug…“ Ken schien fast schon beleidigt zu sein. Von einem Kind wurde er nun schon seit TAGEN davon abgehalten, endlich das zu bekommen, wonach er sich schon so lange sehnte. Und er schien es tatsächlich nie zu bekommen. „Vielleicht…soll es einfach nicht sein…“, murmelte er noch und lächelte Schuldig leicht an, ließ sich dann wieder aufs Sofa fallen. Ein leises, wütendes Knurren presste sich aus Schuldigs Kehle. Am liebsten hätte er Daisuke jetzt wirklich einfach erwürgt. Seine Hormone liessen sich im Moment kaum unter Kontrolle bringen und seine Lenden brannten schmerzhaft, was seine Laune auch nicht wirklich hob. Zornig stapfte er auf das Kinderbett zu und hob den Jungen mit einer brüsken Bewegung herunter. „Ich hätte dich doch gegen einen Hund eintauschen sollen!“ zischte er ihm wutbebend und enttäuscht zu, machte sich aber gleichzeitig daran, den Kleinen für einen Spaziergang anzuziehen. „Eines sag ich dir!“, warnte er Dai grummelnd vor. „Du wirst den ganzen Weg laufen!“ Ken blieb alleine in der Wohnung zurück. Seufzend sah er den beiden nach und blickte dann verstohlen zur Schlafzimmertür. Er könnte doch… Nein! Das ginge zu weit. Stattdessen erhob sich Ken und schlug den Weg zum Badezimmer ein. Rasch hatte er sich ausgezogen und war unter der Dusche verschwunden. Kurz war er am zögern. Kalt oder warm? Doch schließlich entschied er sich für eine warme, sehr entspannende Dusche und nutzte die Tatsache, dass er alleine war, vollkommen aus. Dabei begleiteten ihn die Bilder, die er immer mal wieder von Daisuke zugesandt bekommen hatte und die sich in seinem Hirn festgesetzt hatten. ~*~tbc~*~ Kapitel 7: Mission Daisuke -------------------------- 7. Mission: Daisuke Nur wenige Tage und einige wiederum von Dai verpatzte Gelegenheiten später, wurde Schuldig in aller Herrgottsfrüh von dem schrillen Klingeln des Telefons geweckt. Übermüdet, da die letzte Nacht länger als geplant geworden war, weil Daisuke sich schlicht und ergreifend geweigert hatte, ins Bett zu gehen, solange Ken noch da war, kämpfte sich der Telepath aus dem Bett und schlurfte ins Wohnzimmer, um das Telefon zu suchen. Mit nur einem halboffenen Auge nahm er endlich den Hörer, meldete sich knapp und hörte dann dem Anrufer zu. Je länger der sprach, desto wacher wurde der Telepath. Als er nach guten zehn Minuten wieder auflegte, sank er blass auf die Couch. Hatte er gedacht, Daisuke habe ihm bisher Schwierigkeiten gemacht? Was war dann das jetzt? Ihm blieb wirklich nur eine Wahl: Er angelte erneut nach dem Telefon und tippte Kens Nummer. Na, der würde sich freuen, um diese Uhrzeit von solchen Neuigkeiten geweckt zu werden... Ken, der grade dabei war sich anzuziehen, um auf seine morgendliche Joggingtour nicht schon wieder verzichten zu müssen, schielte zum Telefon. Stirnrunzelnd hob er es hoch und erkannte ein Bild von Schuldig mit einem lachenden Dai auf dem Arm, das er mal geschossen hatte, als sie zusammen Eisessen gewesen waren. Lächelnd nahm er ab und schloss mit der anderen Hand die Hose. „Schönen guten Morgen… Du bist schon wach?“, grinste er in das Handy und setzte sich aufs Bett, um sich die Schuhe anzuziehen. „Hat der Kleine dich geweckt und du brauchst nen Babysitter, um mal wieder ausschlafen zu können?“ Kens Laune war unvermeidlich gut. Immer wenn er einen Anruf oder auch mal eine SMS von Schuldig bekam, schlug sein Herz höher und pumpte Adrenalin und Glückshormone durch seinen ganzen Körper. „Wenn`s nur das wäre...“, murmelte Schuldig bedrückt, auch wenn Kens gute Laune seine eigene ein wenig anhob. „Ken, ich hab ein Problem. Ich muss für etwa zwei Wochen einen Auftrag außerhalb Japans erledigen. Crawford sagt, sie können nicht auf mich verzichten.“ Das war zumindest die Kurzfassung, die aber im Grunde wirklich alles sagte. Damit kam er auch schon zum schwierigeren Teil dieses Gesprächs. „Kannst du für die zwei Wochen auf Dai aufpassen? Dir Urlaub nehmen, oder so?“ Ken hob die Brauen. Oha… Na das konnte ja was werden. „Ehm… Ich kann nachfragen… aber ich schätze, das sieht schlecht aus…“ Ken sah zur Uhr und fuhr sich durchs Haar. „Wann musst du weg?“, fragte er dann. Seine braunen Augen waren noch immer auf die Uhr fixiert. Es war grade mal sieben Uhr und Ken konnte sich nur schwer vorstellen, dass Schuldig jetzt gleich los musste. Dennoch… Der Telepath wusste, dass er immer auf Ken zählen konnte. Auch jetzt, wenn es nötig war. „Der Flug geht heute Nachmittag“, gestand der Telepath ein wenig kleinlaut. „Es wäre echt toll, wenn du dich um Dai kümmern könntest. Ich weiß sonst nicht, wohin mit ihm...“ Sowas Dummes aber auch, echt! Als würde Ken nicht schon genug für ihn tun! Und Crawford wusste doch auch ganz genau, dass er eigentlich nicht so einfach mal eben das Land verlassen konnte... Resigniert seufzte Schuldig auf. Ken schmunzelte leicht, nickte dann aber. „Ich komm gegen zwölf vorbei…“, sagte er dann und das sanfte Lächeln auf seinen Lippen war deutlich in seiner Stimme zu hören. „Und dann schau ich, wie ich das regeln kann…“ Er erhob sich und trat ans Fenster. „Mach dir keine Sorgen… Das kriegen wir schon irgendwie hin.“ Trotzdem spürte Ken jetzt schon, dass er den Telepathen mehr als nur vermissen würde. Immerhin stand er seit Monaten so ziemlich jeden Tag mit dem Mann im Kontakt und sah ihn auch praktisch genauso oft. In den letzten Monaten hatte es vielleicht zwei oder drei Tage gegeben, an denen sie sich nicht gesehen hatten, aber keinen einzigen an dem sie nicht telefoniert oder anderweitig kommuniziert hätten. Eine Welle heißer Dankbarkeit flutete durch Schuldigs Körper. Früher hätte er sich nie träumen lassen, dass ausgerechnet einmal ein Weiß sein bester Freund sein würde. Inzwischen gab es aber wirklich keine andere Bezeichnung für Ken mehr. „Danke!“, antwortete er schlicht, lächelte dabei ebenfalls leicht. Bei dem Braunhaarigen war Daisuke in den besten Händen, die man sich nur vorstellen konnte. „Bis nachher!“, murmelte er noch, legte dann auf und machte sich daran, sich um alles Nötige zu kümmern, das er brauchen würde. Ebenfalls auflegend lehnte sich Ken mit der Stirn gegen die kühle Fensterscheibe. Die Sonne schien bereits, war allerdings noch am Aufgehen, sodass sie noch nicht sonderlich viel Wärme spendete. Doch es machte dem Weiß nichts aus. Allein die Stimme des Telepathen sorgte in ihm für jede Wärme, die man sich wünschen konnte. Nach seinem Joggingausflug, den er dazu nutzte, um darüber nachzudenken, wie er es schaffen sollte, zwei Wochen lang auf ein Kind aufzupassen, ohne dass irgendwer von Weiß es mitbekam, kam er zu dem Schluss, dass es unmöglich war. Nervös trat er schließlich aus der Dusche, zog sich an und machte sich ein wenig ängstlich auf den Weg ins Wohnzimmer, wo er Aya wusste. Der Rotschopf hatte es sich mit der Zeitung auf der Couch gemütlich gemacht und genoss in aller Ruhe seinen Kaffee. Lange würde er dazu nicht mehr Zeit haben, in einer halben Stunde musste schließlich das Koneko geöffnet werden. Aber bis dahin... Genervt eine Augenbraue in die Höhe ziehend musterte er über den Rand seiner Lektüre hinweg Ken, der sich so auffällig vor ihm aufgebaut hatte, dass klar war, dass er irgendetwas wollte. „Was los?“, forderte er den Kleineren knapp auf, endlich mit der Sprache herauszurücken. Ken schluckte schwer. Die Laune Ayas sagte ihm gleich, dass es schwer werden würde, tatsächlich zwei Wochen Urlaub zu bekommen. „Ehm… Ich wollte nur fragen.. ob es vielleicht möglichst wäre, dass ich… zwei Wochen Urlaub bekomme…Weil…“ Doch Ayas Blick ließ ihn schon abbrechen. Die violetten Augen sagten ihm eindeutig, dass er diese zwei Wochen nicht bekommen würde. Resigniert ließ er den Kopf hängen. Wäre ja auch zu einfach gewesen. Urlaub? Das Wort kam in Ayas sonst so großem Sprachschatz gar nicht vor. „Wozu willst du Urlaub? Du bist doch eh die meiste Zeit nicht da“, wollte er wissen, wobei unschwer zu erkennen war, dass ihm Kens neue Angewohnheit, jede freie Sekunde außer Haus zu verbringen, sowieso nicht in den Kram passte. „Du siehst nicht aus, als würdest du dringend Erholung brauchen. Was ist also los?“ Verlegen fuhr der Jüngere sich durchs Haar und kratzte sich leicht am Hinterkopf. „Naja… Ein Freund von mir braucht meine Hilfe… Und… Es ist besser, wenn ich für die Zeit bei ihm wohne, weil… es hier wohl nicht sonderlich angebracht wäre…“, versuchte er zu erklären. Unter keinen Umständen wollte er Aya jetzt schon davon in Kenntnis setzen, dass ein KIND hier wohnen würde, wenn er nicht seinen Urlaub bekam. „Es wären auch wirklich nur diese zwei Wochen… Ab heute.. und dann brauche ich erstmal keinen mehr….“ Flehend sah er seinen Leader an. Er wusste, dass das alles in noch viel größeren Stress ausarten würde, wenn er Daisuke einfach herholte, aber anders ging es eben nicht. „Vergiss es. Du weißt genau, dass wir in den nächsten Tagen eine ganze Menge Arbeit haben und auch schon Doppelschichten fahren. Es kommt also gar nicht in Frage, dass dir jetzt einfällt, dass du irgendwem helfen musst. Das kannst du von mir aus machen, wenn die Flaute dann wieder einsetzt, so in vier oder fünf Wochen. So lange wird das wohl noch Zeit haben.“ Das wäre ja noch schöner, wenn Ken sich ausgerechnet jetzt vor seiner Arbeit drücken würde, befand der Weißleader. Ken nickte nur rasch. „Schon okay.. Ich schaff das auch so…“, meinte er hastig und ehe Aya noch etwas sagen konnte, verschwand er aus dem Wohnzimmer und rannte nach oben. Eilig zog er seine Schuhe an. Gut… Dann würde Dai eben eine Weile hier wohnen müssen. Irgendwie würde das schon gehen. Und die meisten ihrer Kunden waren so vernarrt in Kinder, dass er ihn auch problemlos mit in den Laden nehmen konnte. Schnell machte er sich dann auf den Weg zu Schuldig und achtete darauf, dass Aya nicht mitbekam, wie er schon wieder verschwand. Der Telepath war gerade mitten unter dem Kofferpacken, als Ken, der inzwischen selbst einen Wohnungsschlüssel hatte, eintraf. „Ich bin hier!“, rief er ihm aus dem Schlafzimmer zu. Nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet, weil er sich zuvor noch geduscht hatte, tigerte er zwischen dem Schrank und dem Bett, auf dem der offenstehende Koffer lag, hin und her. Daisuke saß ebenfalls auf dem breiten Bett und schaute seinem Vater neugierig und interessiert zu. Bei jedem einzelnen Ding, das der Deutsche in seinem Koffer verstaute, schüttelte er allerdings den Kopf und krähte sein entschiedenes „Nein!“ Ken war etwas außer Atem, doch er war pünktlich gekommen. „Hey ihr zwei…“, hauchte er bei dem Anblick des Telepathen und schluckte wieder hart. Leicht leckte er sich über die Lippen und versuchte, die Stromstöße zu ignorieren, die schon wieder in seine Lenden stoben. Doch Dai lenkte ihn ab. „Keeeeeen!“, rief er sogleich aus und strahlte den Braunhaarigen an. Der Weiß nickte grinsend und kam zu ihm. Ein wenig unsicher ließ er sich auf dem Bett nieder und Daisuke krabbelte sofort zu ihm, um geknuddelt zu werden. Ken hingegen musterte noch immer Schuldig, wie der seinen Koffer packte. Er hatte es aufgegeben, sein Interesse verstecken zu wollen, und so brauchte er auch seine Blicke nicht im Verborgenen halten. Die Blicke, die Ken ihm zuwarf, spürte Schuldig förmlich auf seiner Haut brennen. Wieder einmal entzündete sich ein Feuer in ihm, das sich nur schwer unter Kontrolle bringen ließ. Gedanklich verdrehte der Telepath die Augen. Wieso hatten sie nur immer entweder keine Zeit, oder wurden immer dann gestört, wenn es gerade interessant wurde? Nein, ermahnte er sich selbst, solche Gedanken waren jetzt nicht sonderlich hilfreich. Er musste sich auf seine Arbeit konzentrieren und nicht auf die Auswirkungen, die Kens eindeutige Blicke bei ihm auslösten. Grinsend neigte sich Ken zu Daisukes Ohr. „Einen hübschen Papa hast du da, nicht wahr?“, fragte er leise, als wenn Schuldig ihn nicht hören könnte. Dabei wurde er wieder leicht rot und die Schmetterlinge in seinem Bauch spielten verrückt. Doch er ignorierte das. Daisuke musterte seinen Vater und schüttelte erneut den Kopf. „Nein!“, kam es mal wieder von ihm, was Ken zum Schmunzeln brachte. „Warte nur ab, bis du groß bist…“, grinste er und kitzelte den Jungen leicht, der schrill zu lachen anfing. Kopfschüttelnd beobachtete der Telepath die beiden auf seinem Bett und unterdrückte nur mit Mühe ein schweres Seufzen. Das war das erste Mal, dass Ken überhaupt in seinem Schlafzimmer war... Okay, anderes Thema, entschied er spontan, ehe er mit einigen unüberlegten Handlungen wie seinen Sohn vor die Tür setzen und dann über Ken herfallen wichtige Zeit vergeuden konnte. Statt dessen grinste er Ken zwinkernd an und nuschelte ein viel zu raues „Danke für deine Hilfe!“. Mit mehr Schwung als nötig schloss er den Koffer, drehte sich ein letztes Mal zum Schrank um, um sich eine Jeans und ein Shirt herauszunehmen, und liess das Handtuch von seinen Hüften rutschen. Ein verlegenes Lächeln huschte über Kens Lippen. „K-Kein Problem…“, hauchte er dann, als auch schon Schuldigs Handtuch zu Boden ging. Scharf zog er die Luft ein und hielt Daisuke die Augen zu, schloss die eigenen schnell. Daisuke kicherte leise und schob Kens Hand bei Seite. Das war doch alles nicht zu glauben. Nun saß Daisuke da und streckte die Arme nach seinem Vater aus, blinzelte ihn traurig an, als wenn er genau wüsste, dass Schuldig jetzt gleich gehen würde. Ken atmete tief durch. Wie sollte er es bloß zwei Wochen ohne Schuldig aushalten? Gezwungenermaßen aus dem Fenster blickend, weil alles andere nur der nackte Schuldig gewesen wäre, leckte er sich wieder leicht über die Lippen. Der Schwarz beeilte sich, in seine Klamotten zu schlüpfen und seinen Sohn auf den Arm zu nehmen. „Du bleibst jetzt eine kurze Weile bei Ken, ja?“, lächelte er ihn an, als würde es ihm nichts ausmachen, ihn allein zu lassen. „Und ich beeile mich und bin ganz schnell wieder da.“ Damit tippte er Ken, der immer noch stur aus dem Fenster starrte, auf die Schulter und drückte ihm den Kleinen in die Arme. „Tut mir leid, ich muss los“, meinte er leise; ein Hauch von Traurigkeit huschte dabei über sein Gesicht. „Aber ich ruf euch jeden Tag an. Versprochen!“ Er griff nach seinem Koffer, zog ihn vom Bett und schleppte ihn in den Gang, wo er noch rasch die Schuhe anzog und sich dann auch schon auf den Weg machte. Ken nahm den Kleinen auf den Arm und brachte mit ihm Schuldig noch zur Tür. Er wollte ihn nicht einfach so gehen lassen. Als der Deutsche die erste Treppe schon halb hinter sich hatte, trat er aus der Wohnung und rief: „Schu!“ Ohne so recht zu wissen, was genau er denn wollte. Hart schluckte er und drückte Daisuke leicht an sich, sah in die grünen Augen des Telepathen, die ihn fragend ansahen. „Pass auf dich auf…“, lächelte er schließlich und Daisuke winkte leicht. Ken schmunzelte und winkte ebenfalls. Statt einer Antwort nickte der Orangehead nur grinsend, drehte sich dann um und lief entschlossen weiter. Er wollte die beiden nicht wissen lassen, wie schwer es ihm fiel, sie alleine lassen zu müssen. Erst als er schon in seinem Wagen saß, baute er eine rasche Connection zu Ken auf. /Du auch!/, flüsterte er ihm zu, unterbrach die Verbindung anschließend sofort wieder. Er atmete tief durch und startete das Auto. Für die nächsten beiden Wochen war er ausschließlich ein Schwarz und nichts anderes. Ken atmete noch einmal tief durch, dann betrat er das Koneko. An der Hand ein kleines, langsam neben ihn hertapsendes Daisuke, das sich neugierig umsah. Yohji und Omi waren alleine im Laden. Na immerhin etwas Glück hatte er. So flog er nicht gleich in hohem Bogen wieder raus. Doch es war nur eine Frage der Zeit bis Aya einen Aufstand machen würde. Auf dem Rücken hatte Ken einen Rucksack, voll gestopft mit diversen Klamotten und dem Lieblingsspielzeug des Kleinen. Lächelnd sah er die beiden verblüfften Kollegen an. „Hey… Darf ich vorstellen? Daisuke…“ Omi schoss wie ein geölter Blitz um die Theke herum und kniete sich vor den Kleinen. „Wo hast du den denn aufgegabelt?“, erkundigte er sich strahlend bei Ken, indem er an dem Älteren von seiner Position aus hochschielte. Yohji kam ein wenig zögerlicher auf Ken zu, beäugte Daisuke misstrauisch und sah dann Ken skeptisch an. „Hat dir deine Tussi jetzt ihr Kind aufs Auge gedrückt, oder wie?“ Er war ja noch immer der festen Überzeugung, dass Ken ihm seine Freundin einfach verheimlichte. Ken grinste nur vor sich hin. „Nein… Das ist der Sohn eines Freundes von mir… Er musste für zwei Wochen überraschend… auf Geschäftsreise und hat mich gebeten, auf ihn aufzupassen, weil… es sonst niemand tut…“, sagte der Braunhaarige verlegen und ließ Daisuke langsam los. Dieser strahlte Omi an und es war deutlich zu sehen, dass er jetzt schon begeistert von dem jüngsten Weiß war. Lächelnd beobachtete Ken, wie Daisuke auf Omi zuwackelte und ihn interessiert musterte. „Also irgendwie erinnert mich der an wen...“, grübelte Yohji laut, kam aber anscheinend nicht wirklich darauf, an wen. Dafür grinste er aber auch gleich wieder verführerisch, schnappte sich Daisuke, der auf unsicheren Beinchen immer noch auf Omi zutapste, und stellte sich mit ihm auf dem Arm neben Ken, dem er den freien Arm um die Taille legte. „Guck mal“, forderte er den Kleineren auf und deutete mit dem Kopf auf ein Schaufenster, in dem sie sich spiegelten. „Wir würden so als Familie mit Kind doch echt toll aussehen!“ Ken hob die Brauen und musterte das Bild, nahm den kleinen Orangehead dann wieder an sich und schob Yohji weg. „Sorry, aber dir stehen echt keine Kinder, Yohji!“, sagte er frech grinsend und setzte Daisuke wieder vor Omi ab. Zumindest die beiden schienen schon mal nichts gegen Daisukes Anwesenheit zu haben. Bei Omi vertraute er darauf, dass sich das auch nicht ändern würde, aber bei Yohji… Wenn Dai den Älteren auch nur einmal um seinen Schlaf bringen würde, wäre es aus mit dem Familientraum des Playboys. „Alles nur eine Frage der Gewohnheit!“, lachte Yohji amüsiert. „Und du bist sicher eine wundervolle Ersatzmutter für meine zukünftigen Kinder...“ Grinsend sah er zu, wie Daisuke auf Omi zustolperte und sich unter munterem Gebrabbel an den Blondschopf hängte. Als der Kleine dann allerdings den Kopf zu ihm drehte, ihn aus den unglaublich großen Augen lachend ansah und ein fröhliches „Nein!“ quietschte, konnte sich Yohji nicht mehr halten vor Lachen. Schmunzelnd stellte Ken den Rucksack erstmal ab. „Ich bin für Daisuke eine wunderbare Ersatzmutter… das reicht…“, grinste er, wuschelte dem Kleinen dabei durchs Haar. „Und glaub mir, Yohji, wenn ich dir sage, dass DU sicher keine Kinder haben willst…“ Damit band er sich die Schürze um und warf noch einen Blick zu Omi und Dai. Hoffentlich würde keiner bemerken, dass es sich bei Dai um einen Telepathen handelte, denn dann würde es jedem wie Schuppen von den Augen fallen, WER der Vater dieses Jungen war. Durch den Lärm im Geschäft angelockt, gab sich nun auch Aya die Ehre, nachzusehen, was seine Kollegen schon wieder trieben. Er erstarrte förmlich zur Salzsäule, als er den orangehaarigen Jungen erblickte, seine Augen wanderten so kalt wie nie zu Ken. „Wer ist das und was will er hier?“, richtete er seine Frage an den Fußballer, denn nur der konnte seiner Ansicht nach daran schuld sein, dass es hier auf einmal aussah wie in einer Kinderkrippe. Stille. Daisuke stand da, dicht bei Omi und starrte den Weiß-Leader an. Nein. Ihn mochte Dai gar nicht. Ken schluckte hart und erwiderte den Blick seines Leaders, schaute dann zu Daisuke und wieder zu Aya. Nur um gleich wieder wegzusehen. Dieser Blick würde ihn umbringen, wenn er ihm lange ausgesetzt war. Er schritt zu Daisuke und hob den Kleinen auf die Arme. Und gleich drückte sich der junge Telepath an Ken und funkelte Aya weiter misstrauisch an. „Das… ist Daisuke… der Grund warum ich eigentlich zwei Wochen Urlaub haben wollte…“, sprudelte es aus ihm heraus. Sicher, er hätte auch lang und breit drum herum reden können, doch er sah ein, dass das wohl keinen Sinn hatte. Um Selbstbeherrschung bemüht, schloss Aya die Augen. Das war jetzt aber nicht wahr, oder? „Bring ihn hin, wo du ihn her hast. Das Koneko ist kein Kinderspielplatz!“, befahl er eiskalt, drehte sich um, ging ein paar Schritte Richtung Wohnung, blieb dann aber stehen, wandte sich noch einmal um und musterte das Kind auf Kens Armen eingehend. Er blinzelte, schüttelte den Kopf, begutachtete Daisuke dann ein weiteres Mal. „Irre ich mich, oder sieht der wie Mastermind aus?“ „Das geht nicht!“, protestierte Ken auf der Stelle und von Daisuke kam ein lautes „Neiiin!“ Doch dann blieb Ken das Herz fast stehen. Er schluckte hart und musterte Daisuke von oben bis unten. „Wie… Mastermind?“, fragte er gespielt verwirrt und sah dann Aya wieder an. „Kann sein… Ist mir…noch gar nicht so aufgefallen…“ /Bitte, bitte, bitte, lass es ihn nicht merken… bitte nicht!/ Wenn Aya mitbekam, dass er hier Masterminds Sohn auf dem Arm hatte, dann würden sie wahrscheinlich gleich beide dem erbarmungslosen Katana zum Opfer fallen. Stirnrunzelnd kam Aya wieder einen Schritt näher und fixierte den kleinen Jungen misstrauisch. „Er sieht ihm wirklich ähnlich“, stellte er noch einmal klar. Allerdings liess seine Stimme schon erahnen, dass selbst er so etwas für ausgemachten Blödsinn hielt. Weder einer seines Teams noch einer der Schwarz würde so dämlich sein und sich ein Kind anhängen lassen. Nicht bei DEM Job... „Und jetzt bring ihn weg!“ Doch hatte er nicht mit den vorwurfsvollen Blicken seitens Omi und Yohji gerechnet, die ihn damit förmlich traktierten. Der Rothaarige stutzte, räusperte sich und meinte dann, an den Ältesten und den Weißjüngsten gerichtet: „Ihr könnt doch nicht im Ernst wollen, dass der hier rumkrebst! Wir haben für sowas keine Zeit!“ „Trotzdem!“, schaltete sich Omi ein. „Er kann sonst nirgends hin. Sein Vater ist auf Geschäftsreise…“ Fest sah er seinen Leader an und trat neben Ken. Auch Yohji stellte sich wieder dicht neben Ken und wuschelte Daisuke durchs Haar, der dessen Hand auswich. „Eben… Wir schaffen das schon, Aya… Unsere Kunden werden nichts dagegen haben, wenn hier so ein niedlicher Fratz rumtaumelt.“ Omi und Yohji sahen Aya mit einem Blick an, der kaum zu entkräften war. In diesem Moment war Ken selbst Yohji unglaublich dankbar und nickte. „Nur zwei Wochen, Aya. Dann ist er wieder weg und du musst ihn nie wieder sehen…“ Das ging extrem über Ayas Horizont hinaus. Dass Ken so verrückt war, ihnen ein kleines Kind anzuschleppen, war ja in gewisser Weise noch nachvollziehbar. Auch dass Omi sich auf die Seite des Kleinen schlug, war fast irgendwie noch klar gewesen. Aber dass auch Yohji dafür war, den Jungen hier zu behalten, war mehr, als ein einzelner Leader verkraften konnte. Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Zwei Wochen!“, warnte er Ken vor. „Keine Sekunde länger. Und ihr kümmert euch drum, ich will nichts damit zu tun haben!“ Immer noch fassungslos trabte er aus dem Laden. Überstimmt wegen eines Babys... Soviel zum Thema Autorität. Ken strahlte und Daisuke gähnte herzhaft. Lächelnd drückte Ken dem Jungen einen Kuss auf die Stirn. „Na… Heute ist jemand tatsächlich bereit für einen Mittagsschlaf?“, grinste er und als Antwort kuschelte sich Daisuke dicht an Ken. „Ich verschwinde mal ne Stunde mit ihm nach oben…“ Dankbar sah er noch mal zu seinen beiden Kollegen. „Dann erlöse ich euch nachher…“ Und damit verschwand er samt Rucksack und Schürze nach oben in sein Zimmer, um sich zusammen mit Dai für ein Stündchen hinzulegen. Grinsend sah Omi zu, wie dem Kleinen wirklich im Zeitlupentempo die Augen zufielen, und nickte Ken zu. „Geh nur, wir machen das schon“, strahlte er den Braunhaarigen an. Kaum dass der mit seinem Anhängsel im Wohnbereich verschwunden war, grinste er Yohji an. „Aya hat Recht. Daisuke sieht wirklich beinahe wie Mastermind aus. Und ich dachte, so eine Haarfarbe gibts nur einmal...“ Absichtlich zog er das ein wenig ins Lächerliche, insgeheim nahm er sich aber vor, so bald wie möglich mit Ken über den Jungen und dessen Vater zu reden. Ken ließ sich zusammen mit Daisuke ins Bett sinken. Noch eine kurze SMS an Schuldig, dass sie im Koneko waren und alles glatt gelaufen war bis jetzt und schon schlummerten sie ein. Sicher hielt Ken den Kleinen im Arm. Doch lange sollte Daisuke nicht schlafen. Als Ken noch tief im Land der Träume war, löste sich Dai auch schon von ihm und kullerte mehr schlecht als recht vom Bett. Sich leicht den Hintern reibend, zog er sich schließlich auf die Beine und tapste Richtung Zimmertür. Praktisch, dass Ken sie einen Spalt offen gelassen hatte, denn so konnte Dai ohne Probleme lautlos aus dem Zimmer verschwinden und seinen Weg durch die Wohnung fortsetzen. Der erste, dem er dabei über den Weg lief, war ausgerechnet Aya. Der Rotschopf starrte den kleinen Jungen an und atmete dabei tief durch. Das war ja SO klar gewesen! Bevor der Kleine einen gekonnten Abgang über die Treppe machen konnte – denn danach sah es gerade sehr aus – stürmte der Weißleader die Stufen nach oben und bewahrte das Kind vor einem Flug der besonderen Art. Dass er Daisuke dabei auf den Arm nehmen musste, liess sich leider nicht vermeiden. Ernst sah er in die grünblauen Kinderaugen. „Das solltest du besser lassen, wenn du heil zu deinem Vater zurück willst!“, belehrte er den Kleinen und wunderte sich dabei über den Klang seiner eigenen Stimme, in der im Moment nicht mal der kleinste Hauch Kälte mitschwang. Daisuke blinzelte seinen Retter an und lachte dann wieder mit kindlicher Naivität. Seine kleinen Ärmchen streckten sich nach Ayas Gesicht aus und spielerisch zog er an den roten Strähnen. Seine Augen strahlten so unschuldig wie Kinderaugen nur strahlen konnten und er quietschte wieder erfreut auf. So niedlich war der Kleine schon wieder, dass nicht mal Aya etwas dagegen sagen konnte. Seufzend schaute der Rotschopf das lebhafte Bündel in seinen Armen an. Na ganz toll... Strahlte ihn der Kleine hier an wie ein Christbaum. Zaghaft erwiderte Aya das Grinsen mit einem schmalen Lächeln. „Okay“, meinte er dann resignierend. „Ich glaub, du brauchst erst mal was zu Essen, oder?“ Daisuke immer noch festhaltend, lief er wieder nach unten und stellte den Jungen in der Küche auf den Boden. „Was hältst du von Misosuppe?“, bot er ihm an, das kategorische „Nein!“ verursachte ein kleines Schmunzeln bei ihm. „Na komm, das kennst du sicher“, versuchte er, Dai zu locken, der auch tatsächlich tollpatschig und unsicher auf ihn zu tappte. Tatsächlich ließ er sich nach einigen vergeblichen Versuchen auch dazu durchringen und aß, was ihm aufgetischt wurde. Dabei saute er wie üblich alles in einem Umkreis von zwei Metern ein, inklusive Aya, doch er störte sich nicht groß daran. Immerhin hatte Aya ihn zum Essen verführt, dann musste der nun auch mit den Konsequenzen leben können. Schmatzend und immer wieder quietschend aß er und versuchte Aya auch zu füttern. Wieso sollte er sich dauernd füttern lassen? Sollte der Andere doch auch mal das Angebot annehmen. Gerade als Aya sich dazu durchringen konnte, sich von Daisuke etwas in den Mund schieben zu lassen, bemerkte er, wie der Kleine förmlich grün anlief. Allerdings reagierte er einen Tick zu spät, was zur Folge hatte, dass sämtliche Suppe, die der Kleine gegessen hatte, auf seinem Shirt landete. Frustriert schaute er Rotschopf den Jungen an, das erste, was ihm dazu einfiel, war: „Übertreib nicht so, SO schlecht schmeckt sie auch wieder nicht!“ Leise wimmerte Daisuke und begann dann herzerweichend zu weinen. Er wischte sich mit den schmierigen Fingern übers Gesicht und schmiss bockig seinen Teller vom Tisch. Laut hallte sein Heulen durch die Wohnung, sodass bald Omi auf den Plan gerufen wurde. Entsetzt stand er in der Küchentür. „Was…“ Doch die Frage blieb ihm im Hals stecken, als er sah, was sich ihm da für ein Anblick bot. Beinahe dankbar über Omis Auftritt drückte Aya dem Blonden das schreiende Paket in die Hand. „Stell den da ruhig und dann schau, dass die Küche wieder in Ordnung kommt!“, befahl er dem Kleineren und raste aus der Küche, wobei er sich im Laufen schon das vollgesaute Shirt über den Kopf riss. Hätte der Kleine nicht einfach sagen können, dass es ihm nicht schmeckte? Grummelnd warf er sein Oberteil in die Waschmaschine, die Jeans gleich hinterher und stellte sich dann unter die Dusche. Daisuke hörte augenblicklich auf zu schreien und sah Omi an, grinste dann breit. Wieder ein Grinsen, das arg an den Schwarz-Telepathen erinnerte. Erfreut wieder bei Omi zu sein, schmuste sich der Kleine an den jüngsten Weiß und saute auch ihn mit der Suppe ein, die überall an ihm klebte. Ken hingegen schlief immer noch seelenruhig. Auch ihn hatten die letzten Tage sehr geschafft, sodass er sich jetzt nicht einfach vom Babygeschrei ein Stockwerk tiefer aufwecken ließ. „Du bist ein Ferkel!“, stellte Omi augenblicklich klar, erwiderte dann aber Dais Grinsen, als der wieder sein bestimmtes „Nein!“ verlauten liess. Kopfschüttelnd musterte er den Jungen noch einmal intensiv, stieg dann die Treppen nach oben und stieß die Tür zu Kens Zimmer auf. „Schau dir den Faulpelz an!“, meinte er lachend zu dem Kind auf seinem Arm, stellte sich neben das Bett und rief Ken direkt ins Ohr: „Hey! Dein Kleiner braucht was frisches zum Anziehen!“ Er rümpfte ein wenig die Nase und fuhr dann fort: „Und eine neue Windel.“ Daisuke quietschte erfreut auf und zappelte mit den Armen nach dem Schlafenden. „Keeen!“, rief er wieder aus und grinste noch immer. Der Angesprochene schreckte hoch und starrte die zwei verpeilt an. „Ach je… Dai… Wie siehst du denn aus?“, murmelte er und gähnte herzhaft. Dann grinste er leicht und erhob sich. „Was hast du mit ihm gemacht, Omi?“, fragte er frech und nahm Dai an sich. Er setzte ihn auf dem Boden ab und zog den Kleinen aus. „Versucht ihn zu füttern, hm?“ Omi lachte glockenhell. „Ich nicht. Aya. Und anscheinend hat er Dais Geschmack nicht ganz getroffen...“ Wie es dazu gekommen war, dass ausgerechnet ihr Leader sich um den Jungen gekümmert hatte, wollte er im Moment gar nicht so genau wissen. Statt dessen nutzte er lieber, dass er mit Ken gerade ungestört war. Tsukiyonos Miene wurde ernst, als er sich daran machte, das auszusprechen, was ihm seit vorhin nicht mehr aus dem Kopf gegangen war. „Ken? Daisuke ist Masterminds Sohn, nicht wahr?“ Ken verpasste Daisuke grade schmunzelnd eine frische Windel, als ihn Omis Frage erstarren ließ. Hart schluckte er und sah zu Omi auf. Er wusste, dass er ein schlechter Lügner war. Und erst recht, was Omi anging. Er konnte und wollte seinem besten Freund nicht so gradewegs ins Gesicht lügen. Also atmete er tief durch und nickte dann langsam. „Ja… scheint fast so…“, murmelte er verlegen und schaute Dai an. „Eigentlich ist es doch ziemlich erkennbar, hm?“ Unsicher sah er wieder zu Omi auf und lächelte ihn schwach an, während Dai fasziniert mit einer seiner eigenen kleinen Socken spielte. Okay, irgendwie kam es Omi so vor, als hätte er im Moment lieber etwas anderes als das gehört. „Es lässt sich nicht wegleugnen, nein“, meinte er auf die verblüffende Familienähnlichkeit hin. Über das direkte Geständnis hin setzte er sich reichlich neben der Spur auf Kens Bett und ließ die Schultern hängen. „Wie um alles in der Welt bist du denn DAZU gekommen? Ich meine... Mastermind! Der Schlimmste von allen!“ Ken lächelte wieder und schüttelte den Kopf, während er Daisuke anzog. „Du irrst dich, Omi….“, sagte er sanft und nahm den Jungen dann wieder hoch, setzte sich mit ihm neben Omi aufs Bett. „Mastermind ist nicht schlimm… Genau wie wir macht er einfach nur seinen Job…“ Er seufzte leise und sah Daisuke eine Weile schweigend an. Dann erzählte er Omi die ganze Geschichte, erzählte, wie lange es nun schon so ging und was er schon alles zusammen mit Schuldig und Daisuke erlebt hatte. Dabei ließ er bestimmte Details lieber weg, wie zum Beispiel die Tatsache, dass Dai sie beide immer wieder erfolgreich davon abhielt, wie Tiere übereinander herzufallen, und stellte alles so dar, als wäre nichts weiter als eine Freundschaft zwischen ihm und dem Telepathen entstanden. „Naja... Und jetzt musste Schuldig nun mal für zwei Wochen weg… Und wer hätte sonst auf den kleinen Racker hier aufpassen sollen?“ Als wenn er jedes Wort verstehen würde, übernahm Daisuke den Teil, den Ken ausließ, indem er gewisse Bilder in Omis Kopf aufblitzen ließ. Omi wurde zuerst kalkweiß und sofort darauf knallrot, sein Blick flog zu dem kleinen Jungen und anschließend mit einem eindeutig panischen Ausdruck zu Ken. „Er ist...“, stotterte er entsetzt, bevor ihm aufging, dass etwas anderes wichtiger war. „Du bist... Du hast... Ken, das ist WIDERLICH!“ Ken starrte Omi an und konnte sich schon denken, was geschehen war. Immerhin hatte Dai ihm diesen Streich auch oft genug gespielt. Tadelnd sah er den Jungen auf seinem Schoß an. „Danke, Daisuke… vielen herzlichen Dank…“ Er setzte den Jungen neben sich aufs Bett und erhob sich. „Ja und? Dann findest du es eben widerlich! Auch wenn ich grade von DIR etwas anderes erwartet hätte!“, fauchte Ken und blitzte Omi aus funkelnden Augen wütend an. „Denk dir deinen Teil dazu, oder lass es bleiben… aber verschwinde!“ Nein… Das letzte, was er grade brauchen konnte, war ein ‚bester Freund’, der ihn ‚widerlich’ fand. Daisuke sah ihn traurig an und Ken ließ nur ein abwertendes ‚Pff’ verlauten und wandte sich ab, machte sich daran, die schmutzigen Sachen von Dai zusammenzusammeln. „Nein, so hab ich das doch gar nicht gemeint!“ Omi hatte endlich einen guten Teil seiner Fassung zurückerlangt und konnte sich genau vorstellen, wie sehr Ken ihn missverstanden haben musste. „Ich find`s doch nicht widerlich, wenn dir Jungs lieber sind als Mädchen...“ Wie denn auch, wenn man mit einem Yohji Kudou in einem Haushalt lebte und mitbekam, wie der regelmäßig alles anbaggerte, was bei drei nicht auf den Bäumen war, einschließlich Ken und Omi selbst. „Ich meinte... muss es ausgerechnet ein Schwarz sein?“ Hilflos und bedrückt betrachtete er die Rückansicht seines Freundes, die der ihm beleidigt zudrehte. Ken wirbelte herum. „Ich weiß, dass ich mir niemanden hätte aussuchen können, der unpassender gewesen wäre! Aber ich kann auch nichts für meine Gefühle! Verdammt, Omi! Schuldig ist kein Monster! Er ist auch nur ein Mensch. Und noch dazu Vater von einem wundervollen Jungen!“ In Kens Augen glitzerten Tränen. Omi hatte ihm schmerzlich bewusst gemacht, in was für einer Lage er sich befand. Und für ihn war klar, dass er noch nie nur mit Schuldig hatte schlafen wollen, um dann wieder alleine zu sein. Er wollte diesen Mann ganz und gar. Und er würde nicht aufgeben. Egal mit wem er sich dafür noch alles anlegen musste. Einen Moment erstarrte Omi. Gefühle? Das war aber jetzt nicht Kens Ernst! „Du... du hast dich verliebt?“ Ein Blick in die braunen, warmleuchtenden Augen des Anderen reichte, um Omis Verdacht zu bestätigen. Seufzend schüttelte er den Kopf. „Du hast recht. Du hättest dir wirklich keinen Unpassenderen aussuchen können...“ Es tat ihm in der Seele weh, seinen Freund so zu sehen. „Und was ist mit ihm? Mag er dich auch?“ Wenn dieser Wahnsinn schon sein musste, so hoffte er doch wenigstens, dass es auf Gegenseitigkeit beruhte und der Braunhaarige zumindest glücklich war. Ken zuckte nur leicht mit den Schultern und wandte sich wieder ab. „Das hoffe ich doch…“, murmelte er nur und hob die Sachen hoch, die Daisuke mal wieder so eingesaut hatte. „Ich geh… das jetzt waschen… passt du kurz auf ihn auf?“, fragte er dann leise. Doch er wartete nicht lange auf eine Antwort, sondern verschwand aus dem Zimmer ins Bad, um die Klamotten in die Waschmaschine und die Windel in den Müll zu verfrachten. Daisuke saß da und sah Ken nach, blickte dann zu Omi auf und lächelte wieder mit einer Unschuldsmiene, wie nur er sie drauf haben konnte. Er krabbelte auf den Blonden zu und ließ sich auf dessen Schoß plumpsen, wobei er fast vom Bett kullerte. Nachdenklich sah Omi Ken hinterher. Mitleid und eine dunkle, tiefe Trauer erfüllten ihn. Automatisch hielt er Daisuke fest, als der es sich auf ihm gemütlich machte, aber so wirklich bei der Sache war er nicht. Es dauerte eine ganze Weile, bis Omi sich so weit gefangen hatte, den Sohn des verhassten Telepathen wieder anzusehen. Dabei wurde ihm bewusst, dass gerade er verstehen sollte, dass man Kinder nicht nach deren Vätern beurteilen durfte. Sogar Aya hatte das irgendwann begriffen, wofür Omi ihm heute noch dankbar war. „Mal ehrlich“, wandte er sich an den Kleinen. „Glaubst du, dass das mit ihnen klappt?“ Daisukes Antwort war nicht gerade ermunternd. „Neiiiin“, quietschte es wieder aus dem grinsenden Gesicht des Jungen. Ken nutzte diesen Moment, um zurückzukehren. Er seufzte leise und schloss die Tür wieder hinter sich. „Wenn er nichts für mich empfindet… dann ist das eben so… Aber ich hab den kleinen Teufel da ziemlich ins Herz geschlossen in den letzten Monaten… Und er sollte nichts damit zu tun haben…“ Ken seufzte und setzte sich wieder aufs Bett, nahm Daisuke an sich und sah ihn mit ausgestreckten Armen an. „Auch wenn er sich mehr einmischt als mir recht ist…“ Wieder erklang das schrille „Nein!“ von Daisuke, das Omi so langsam zum Lachen brachte. „Kann der eigentlich auch was anderes sagen?“, wollte er grinsend wissen, kam dann aber auf das ursprüngliche Thema zurück und sah Ken ernst an. „Du kannst mir nicht erzählen, dass es dich nicht stören würde, wenn er dich nicht auch mögen würde“, erklärte er dem Anderen. Sein Blick wanderte wieder zu dem orangehaarigen Jungen, der vergnügt strampelte und scheinbar auf den Boden gestellt werden wollte. „Er ist ein ziemlicher Romantikkiller, was?“ So munter, wie der Kleine war, war es wohl leichter, einen Sack Flöhe zu hüten. Ken schmunzelte leicht und setzte den Jungen ab. „Ja… das ist er in der Tat…“, zwinkerte er Omi zu und beobachtete Daisuke, wie der durchs Zimmer lief. Seine Art zu rennen ließ in einem immer die Sorge aufkommen, dass er jeden Moment hinfallen könnte und immer wieder zuckte Ken leicht, als wolle er aufspringen und Dai vor einem Sturz bewahren. „Ich werde schon sehen, wie sich das alles entwickelt… und dann kann ich immer noch entscheiden, wie ich weiter mache…“ Und ob ihm der Gedanke, dass Schuldig ihn einfach nur vögeln wollte, etwas ausmachte. Doch Ken konnte sich das nur schwer vorstellen. Er wusste nicht warum, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass da mehr war. ~*~tbc~*~ Kapitel 8: Fliegerische Höhepunkte ---------------------------------- 8. Kapitel - Fliegerische Höhepunkte oder Warum Handys in Flugzeugen nicht gern gesehen sind Erschöpft fiel Ken schließlich ins Bett und schloss die Augen. Noch immer spukte ihm das Gespräch mit Omi im Kopf umher. Und der Blonde hatte recht… hätte er sich nicht einfach in jemand anderen verlieben können? In Yohji zum Beispiel? Nein… Yohji war das, wovor Ken bei Schuldig Angst hatte… Hm… Vielleicht in irgendeinen Fremden… doch Ken machte sich nichts vor. Jetzt konnte er eh nichts mehr dagegen tun. Allein der Gedanke an den deutschen Telepathen ließ in ihm alles wärmer werden und befreite die Schmetterlinge. Genau diesen Augenblick suchte sich Schuldig aus, um klammheimlich vom Flugzeug aus bei Ken anzurufen. Es juckte ihn schon die ganze Zeit über, seit er Kens SMS bekommen hatte, mit dem Jüngeren zu reden. Doch er hatte absichtlich gewartet, bis er fast sicher sein konnte, dass Ken mit Dai entweder in seinem Zimmer oder aber in der Wohnung war. Beiläufig hatte er sich erst in der First Class Lounge einen Drink genehmigt und war dann auf die Bordtoilette geschlendert, in der er es sich jetzt zum Telefonieren gemütlich machte. „Hey du!“, begrüsste er Ken mit leicht rauchiger Stimme, als der sich endlich meldete. Ken brauchte eine Weile, bis er endlich sein Handy gefunden hatte, doch dann lächelte er erfreut und nahm ab. „Hey….“, wisperte er leise, als wenn er Angst hätte, dass ihn jemand hörte. „Schon da?“, fragte er auch gleich nach. Immerhin wusste er nicht, wo die Reise seines geliebten Telepathen hinging, das hatte Schuldig ihm verschwiegen. Gedankenverloren lag Ken da, blickte aus dem Fenster, streichelte mit der freien Hand leicht über die weiche Bettwäsche unter sich. „Nein, noch nicht“, erwiderte der Schwarz seufzend. Es war kein Geheimnis, dass er Langstreckenflüge nicht sonderlich mochte. „Morgen Früh irgendwann landen wir, soweit ich weiß. Wie gehts dir und Dai? Gibt es keine Schwierigkeiten, wenn er bei euch zu Hause ist?“ Mit Grausen dachte er daran, was der Kleine alles in der Schwarzvilla angestellt hatte. „Was macht ihr gerade?“ Ken schmunzelte leise. „Keine Sorge… uns geht’s gut. Und wirklich groß was angestellt hat er auch noch nicht.“ Er schluckte leicht und überging die Tatsache, dass Omi nun ALLES wusste, einfach mal. „Er schläft schon… Nebenan im Gästezimmer… Und ich liege im Bett und schau aus dem Fenster…“ Ken lächelte leicht und schloss dann langsam die Augen, lauschte dem Telepathen am anderen Ende der Leitung und leckte sich wieder leicht über die Lippen. „Und bei dir auch alles in Ordnung?“ „Ja, klar“, gab Schuldig schnell zurück. „Ich hab mich eben in ein ungestörtes Eckchen verzogen, um dich anzurufen.“ Wie dieser ruhige Ort aussah, überließ er Kens Fantasie. Seine eigene ging bei dem Klang von Kens Stimme schon wieder einmal gewaltig durch. „Du liegst also jetzt so ganz allein in deinem Bett, ja?“, fragte er nach, wobei man das dreckige Grinsen wortwörtlich heraushören konnte. Ken bekam wieder eine Gänsehaut, musste dann aber schmunzeln. „Ja… Wer sollte denn sonst bei mir sein?“, fragte er leise. Sicher. Da gab es mindestens Yohji hier im Haus, der sich sicher liebend gerne zu ihm legen würde. Ken erhob sich und schritt langsam zur Zimmertür. Leise konnte man auch durchs Telefon hören, wie er die Tür abschloss, bevor er es sich wieder gemütlich machte und die Augen abermals schloss. „Was weiß ich denn, mit wem du deine wilden Nächte verbringst“, raunte Schuldig, der das Geräusch des Schlüssels sehr wohl gehört hatte, Ken dunkel zu. „Mich willst du ja nicht“, stellte er boshafterweise einfach mal in den Raum, auch wenn er genau wusste, dass dem ganz und gar nicht so war. Aber ein wenig Neckerei gehörte einfach dazu. Ken lachte dunkel. „Ach… Dich will ich nicht?“, grinste er und seine Hand fand ihren Weg über seinen Bauch. „Das ist mir jetzt ganz neu…“ Er leckte sich wieder über die Lippen und atmete etwas zittrig durch. Fast wartete er schon darauf, dass im Nebenzimmer das Geplärr anfing, doch es war nichts zu hören. Stille… Nur der Atem Schuldigs am Telefon und seine Hand, die sich langsam ihren Weg unter sein Shirt suchte. „Und was ist mit dir…?“, raunte er dann leise und viel verführerischer, als er es sich selber zugetraut hätte. „Wenn du das noch nicht gemerkt hast, ist dir nicht mehr zu helfen“, lächelte der Telepath und ließ dabei vor seinem inneren Auge die Bilder entstehen, die Ken in den ganzen eindeutigen Situationen zeigten, die sie bisher erlebt hatten. Wilde Erregung flutete wieder einmal seinen Körper und setzte sich hartnäckig in seinen Lenden fest, wodurch seine Stimme noch rauer und heiserer klang. Heiß strömte sein Atem über die halbgeöffneten Lippen, als er sich ausmalte, wie der Weiß jetzt wohl aussehen würde. „Ich bin verdammt geil auf dich!“, untermauerte er seine Aussage von zuvor. Ein dunkles Keuchen kam von Ken. Das war einfach nicht zu unterdrücken. „Hm… Es ist zwar… nicht so, wie ich es mir erhofft hätte… aber wir sind jetzt…ausnahmsweise mal ungestört…“, hauchte er dunkel und spürte, wie auch seine Hose sich langsam aber sicher wieder spannte. Wieder leckte er sich über die Lippen, hielt die Augen geschlossen, hatte die ganze Zeit das Bild von Schuldig vor Augen und stellte sich vor, der Mann würde direkt neben ihm liegen. Auch Schuldigs Hand nahm eine Entdeckungsreise über seinen Körper auf, leise stöhnte er auf, als seine Finger geschickt über sein inzwischen schon wieder steinhartes Glied strichen. „Wenn ich wieder daheim bin...“, brachte er, unterbrochen von leisen Lustgeräuschen, heraus, „... wird sich das ändern!“ Zumindest hoffte er das, denn wenn er noch lange auf Sex mit jemand anderem als sich selbst verzichten musste, würde er ganz einfach irgendwann durchdrehen. Schwer atmete Ken ins Telefon und malte sich aus, was wohl der Grund für Schuldigs mehr als nur erregte Stimme war. „Ach ja…? Wird es das…?“, raunte er und seine Hand fuhr abwärts. „Wirst du… dann endlich beenden, was du schon so oft angefangen hast?“ Er leckte sich wieder über die Lippen, spürte, wie sein Mund rauer wurde, und er schob die Beine willig auseinander. Daisuke war vergessen. Diesmal würde er sie nicht unterbrechen. Hauchzart fuhr er sich über den Schritt und kratzte dann leicht über den gespannten Stoff, was ihm ein weiteres unterdrücktes Stöhnen entlockte. „Ganz sicher!“, versprach der Telepath. Immerhin war es genau das, was er ja schon seit Wochen wollte und versuchte. Und beim nächsten Mal würde ihm Dai aber ganz sicher nicht mehr dazwischenfunken. „Ich will dich endlich richtig spüren“, erklärte er mit lusttriefender Stimme, räkelte sich auf dem Klodeckel in eine bequemere Position und versenkte seine Hand in seiner Jeans. „Tief in dir sein und fühlen, wie heiß und eng du bist...“ „Haa…“ Ken stöhnte dunkel auf und hielt dann kurz die Luft an, um sicher zugehen, dass Schuldig auch hörte, wie er den Reißverschluss seiner Hose öffnete. „Jah… ich will dich endlich in mir haben…“, raunte er und hob die Hüfte an, schob die enge Jeans ein Stück abwärts und klammerte sich mit der anderen Hand ans Telefon. „Tief… und fest…“ Keuchend und bemüht, leise zu bleiben, begann er seine eigene steife Erregung zu massieren, während seine Fantasie immer weiter mit ihm durchbrannte. Leise keuchend legte der Telepath den Kopf in den Nacken und öffnete ebenfalls seine Jeans, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben. „Ich werds dir so fest besorgen, wie du willst“, raunte er verführerisch zurück. Eng schloss sich seine Faust um sein pulsierendes Glied und nahm mit schnellen, harten Bewegungen die Arbeit auf. „Wenn ich dich nur endlich so richtig ficken kann.“ Die Vorstellung, tief in den Braunhaarigen zu stossen, ihn ganz auszufüllen und ihn an den Rand der Realität zu treiben, ließ die Wellen gewaltiger Lust immer höher schlagen. Ken vergaß vollkommen, dass er eigentlich leiser sein sollte, stöhnte laut auf und rieb sich immer schneller und fester. „Ja…fick mich endlich… und hör nie wieder auf…“, presste er hervor, realisierte kaum noch, was er sagte. Alles was wichtig war, war das Stöhnen und Keuchen von Schuldig und seine eigene Erlösung. Es tat so gut, den Mann zu hören, zu wissen, dass der sich grade vor Lust wand und seine Gedanken nur ihm allein galten. Kurz blitzte die Erinnerung an ihr gemeinsames Pfannkuchenessen auf und Ken keuchte wieder dunkel. „Wenn du wieder da bist… verspreche ich dir… den geilsten Blowjob… deines Lebens…“, raunte er verlangend. Kaum hatte Ken das gesagt, entstand auch vor Schuldigs geschlossenen Augen ein wohlbekanntes Bild und er konnte ein langgezogenes Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Gleißende Blitze zuckten durch seinen Unterleib, eine gigantische Kugel glühender Energie wollte unbedingt aus ihm herausbrechen. Hart biss er sich auf die Unterlippe, um nicht das ganze Flugzeug davon in Kenntnis zu setzen, was er hier gerade trieb. „Wenn du das machst... ficke ich dich wirklich so lange, bis du mich anbettelst, aufzuhören, weil du nicht mehr kannst!“ warnte er Ken vor. Dann war es allerdings mit seiner Selbstbeherrschung auch schon vorbei. Ein gepresster, atemloser Schrei drang aus seiner Kehle, als er sich heftig über seine Finger ergoss. Ken hatte sich schon vor Schuldig nicht mehr zusammen reißen können. Die Worte des Mannes hatten ihm den Rest gegeben, kehlig stöhnte er auf. Verklebt und verschwitzt lag Ken da, atmete schwer und seine Hand, die das Telefon hielt, zitterte leicht. Als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte, lächelte er sanft. „Du fehlst mir….“, raunte er leise und leckte sich dann die eigenen Finger ab, wobei er es nicht lassen konnte, sich vorzustellen, es wären Schuldigs Finger. Ohne darüber nachzudenken, antwortete der Schwarz: „Du fehlst mich auch!“ Verwundert über sich selbst sah er kurz das Handy an und schüttelte den Kopf. Na, das war ja mal was ganz neues! Aber da es ja jetzt auch schon egal war, konnte er ja ruhig noch eins draufsetzen, fand er. Ken würde es ohnehin nicht ernst nehmen. „Schlaf gut! Ich freu mich schon auf dich, wenn ich wieder daheim bin!“ Ken lächelte sanft und nickte schwach. „Ja… ich freu mich auch schon… melde dich morgen Mittag mal, dann kannst du mit deinem Sohn sprechen…“, wisperte er leise und entspannte sich vollkommen. „Versuch du auch ein wenig zu schlafen…“ Und damit war das Telefonat auch schon beendet. Nun hatte Ken keine Zweifel mehr daran, dass er Schuldig auch etwas bedeutete. Nach diesen Abschiedsworten. Langsam ließ er das Handy aus seiner Hand auf den Nachttisch gleiten und strampelte sich die Hose vom Leib. Mit einem entspannten Lächeln auf den Lippen, schlief er ein – seine Träume mal wieder beherrscht von einem Mann, der viel zu weit weg war… ~*~tbc~*~ Kapitel 9: Rosenkavalier ------------------------ 9. Rosenkavalier Ausnahmsweise mal ein Morgen, der gut verlief. Ken war bester Dinge, Daisuke aß ohne alles einzusauen und nicht mal Yohjis billige Anmachen störten ihn nicht wirklich. Seine gute und entspannte Laune breitete sich offenbar auf alle Anwesenden aus. Sicher, Omi hatte fast immer gute Laune und Yohji tat auch dasselbe wie eigentlich immer, aber Aya… Irgendwas war anders an ihm, auch wenn Ken nicht so recht wusste was. Der Mann wirkte viel entspannter und nicht so schnell reizbar wie sonst. Nicht mal als Ken vorsichtig anfragte, ob es denn in Ordnung sei, wenn er Daisuke nun mit in den Laden nahm. Also schlenderte er gemütlich mit Daisuke an der Hand und Yohji und Omi im Schlepptau nach unten in den Laden. Omi grinste vor sich hin. So ein kleines Kind im Haus war doch wirklich was Tolles, vor allem weil nun nicht mehr er der Jüngste hier war. Aber auch so war Daisuke ein echter Sonnenschein; man durfte einfach nur nicht daran denken, wessen Sohn er war. Aber Omi hatte sich entschlossen, den Kleinen einfach als Kens Kind anzusehen. Recht viel anders als ein Vater verhielt sich der Braunhaarige schließlich auch nicht. Auch Yohji begutachtete das hübsche Bild vor sich. Ken ging richtig liebevoll und fürsorglich mit Daisuke um, fand er. Der Fußballer war eben ein richtiger Familienmensch. Vielleicht konnte er wirklich über diese Schiene an den Anderen herankommen... In diese und ähnliche Gedanken versunken, zog er die Rollos nach oben. Doch Ken würdigte den Älteren keines Blickes, sondern setzte Daisuke auf die Theke, lächelte ihn sanft an und band sich eine Schürze um. „So mein Kleiner, jetzt bekommst du mal einen Einblick in mein Arbeitsleben… zumindest in einen Teil..“ Er zwinkerte und Daisuke quietschte wieder erfreut. Ken grinste. Er benahm sich wirklich wie ein Vater. Sanft umspielte er Daisukes Nase mit einer kleinen weißen Blume und gab sie ihm dann. Glücklich vor sich hinsummend machte er sich an die Arbeit und achtete dabei immer mit einem Auge auf Dai. Yohji beobachtete den Brünetten verstohlen. Ken sah einfach aber auch zu niedlich aus, mit dem Kleinen beschäftigt und in die großen blaugrünen Augen versunken. Ob er ihn wohl auch irgendwann mit so einem liebevollen Blick bedenken würde? Einen Versuch war es allemal wert... Am liebsten wäre es ihm ja nach einer heißen, hingebungsvollen Nacht. In diese schmachtenden Gedanken versunken, fiel dem Ältesten gar nicht auf, dass er eben dabei war, die Blumen zu ertränken, die er eigentlich nur gießen wollte. Doch im nächsten Moment schaltete sich Ken auch schon ein und nahm Yohji grinsend die Gieskanne ab. „Wo bist du nur schon wieder mit deinen Gedanken?“, schmunzelte er und übernahm nun seinerseits das Gießen der Blumen. Dabei summte er fröhlich vor sich hin. Omi, der jetzt eigentlich gar nicht dran war mit seiner Schicht im Laden, kümmerte sich ein wenig um Daisuke, während er auch die erste Kundin in Empfang nahm. Ken schmunzelte und beobachtete Daisuke, wie dieser neugierig und immer noch etwas wackelig durch den Laden stolperte und alles genau unter die Lupe nahm. Besonderes Interesse schien er an den großen Blumentöpfen zu zeigen. Kichernd hockte er davor und bohrte mit den kleinen Fingern in der feuchten Erde herum. Während Ken die Kundin bediente, die ausnahmsweise zu der aussterbenden Rasse der Käufer gehörte, nahm Yohji seinen Blick nicht eine Sekunde von dem Braunhaarigen. Musste der Andere diese dämliche Tussi auch noch so freundlich anlächeln? Und seine Stimme hörte sich wieder einmal an, als wäre sie aus reinem Samt... Yohji unterdrückte sich mit viel Mühe ein schweres Seufzen. Daisuke tappste giggelnd durch sein Blickfeld, in der kleinen Faust immer noch die weiße Lilie, die Ken ihm gegeben hatte, das Stupsnäschen immer wieder in dem duftenden Blütenkelch versenkend. Eine irrwitzige, kleine Idee leuchtete in Yohjis Bewusstsein auf. „Natürlich… Folgen Sie mir“, lächelte Ken die Kundin an und führte sie zu den Gestecken. Freundlich erklärte er mal wieder einzelne Blumenbedeutungen und schließlich entschied sich die Kundin auch. Ken packte ihr das gewünschte Gesteck ein und winkte dann noch mal freundlich. Nach und nach füllte sich der Laden immer mehr und sie bekamen reichlich zu tun. Wie eigentlich immer. Omi war damit beschäftigt, die nervigen Kunden, die eh nichts kaufen wollten, auf freundliche Art aus dem Laden zu befördern, während Ken sich um die kümmerte, die tatsächlich etwas wollten. Daisuke schien es nicht zu gefallen, dass er immer weniger Beachtung bekam und immer wieder lief er irgendwem vor die Füße. Doch wie Ken schon geahnt hatte, waren die Kunden begeistert von dem Kleinen und immer wieder schenkte man Dai einen Lutscher oder er wurde von einer älteren Dame oder quietschenden Schulmädchen umgarnt und betatscht. Auch Yohji hatte mittlerweile alle Hände voll zu tun. Dennoch kreisten seine Gedanken unablässig um Ken und die Idee, die ihn vorhin einfach so überfallen hatte. Deswegen hatte er heute ausnahmsweise auch gar keinen Blick oder freundlichen Spruch für die Mädchen und jungen Frauen übrig, die ihn wie immer scharenweise umlagerten. Eigentlich nur durch Zufall, da er gerade damit beschäftigt war, ein exotisch anmutenden Strauß zu binden, bekam er mit, dass sich das Ziel seiner Begierde in den Lagerraum begab. Wobei ihm natürlich sofort einfiel, dass er in seinen Strauß unbedingt eine Papageienblume benötigte – und diese nur im Lager zu finden war. Die Kundin, die wegen ihrer Bestellung hier war, sah sich um, während Ken in den Lagerraum verschwand, um den schon vorbereiteten Strauß rauszusuchen. „Na wo steckst du denn?“, murmelte er und suchte weiter. Grade hatte er gefunden, wonach er gesucht hatte, drehte sich um und stieß auch sogleich mit Yohji zusammen. Verwundert blinzelte er ihn an. „Herrje… Erschreck mich doch nicht so…“, schmunzelte er und versuchte, sich an dem Älteren vorbei zu schieben. Doch der schien das nicht so recht zulassen zu wollen. „Ehm… Yohji? Darf ich mal?“ Das allerdings sah der Blonde ja gleich gar nicht ein; statt Ken wie gefordert aus dem Weg zu gehen, trat er noch näher auf ihn zu und sah tief in die großen braunen Augen. Bevor der Andere noch etwas sagen konnte, hielt er ihm eine langstielige, dunkelrote Rose vor die Nase, strich ihm damit leicht über die Wange. Im Zeitlupentempo beugte er sich zu den verführerischen Lippen und nuschelte ein rauchiges „Du bist wirklich perfekt für eine kleine Familie. Wir beide und so ein kleiner Fratz, könntest du dir etwas Schöneres vorstellen?“ Doch noch ehe Ken etwas erwidern konnte, verschloss er ihm den Mund in einem zärtlichen und ausgesprochen gefühlvollen Kuss. Ken hob die Brauen. Doch dann riss er die Augen auf. Im nächsten Moment spürte er auch schon die warmen Lippen seines Gegenübers. Kens Denken raste. Doch einen richtigen Gedanken konnte er nicht mehr fassen. Er gehörte nicht zu den Menschen, die anderen einfach so eine Abfuhr erteilten und sie damit womöglich auch noch verletzten. Minimal erwiderte er den Kuss, wagte es aber nicht, die Augen zu schließen. Aber kaum, dass er spürte, wie Yohji näher kam, legte er eine Hand auf dessen Brust und löste den Kuss wieder. „Yohji… ich…“ Er trat einen kleinen Schritt zurück und strich sich selber leicht mit den Fingerkuppen über die Lippen. Das war doch nicht mehr zu glauben. Meinte Yohji es wirklich so ernst? „Ich… ich muss…“ Er deutete auf den Strauß, den er immer noch in den Händen hielt und schob sich dann hastig und mit weichen Knien an dem Anderen vorbei und zurück in den Laden, wo er sich hastig um die wartende Kundin kümmerte. Ein leises Lächeln umspielte Yohjis Lippen. Kens Reaktion war wesentlich besser als erwartet ausgefallen. Es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis er den Jüngeren endlich soweit hatte, mit ihm ins Bett zu gehen. Ken fuhr wohl wirklich extrem auf diese Familien-Masche ab. Das Grinsen war wie festgefroren in Yohjis Gesicht und ließ sich auch nicht mehr abwischen, als er zurück in den Laden ging. Die Papageienblume war vergessen, dafür zwinkerte er Ken verspielt zu, als der zu ihm herübersah. Kens Aufmerksamkeit war durch die Szene im Lagerraum beträchtlich eingeschränkt. Nachdenklich sah er sich nach Dai um, konnte ihn aber nicht entdecken. Stirn runzelnd reckte er den Hals. „Hat jemand…“ Doch er brach ab, als eine Frau mit panischer Miene aus dem Fenster deutete. „Um Himmels Willen!!“, rief sie aus und Ken folgte ihrem Blick. Das Herz rutschte ihm in die Hose. Daisuke. Er hatte sich aus dem Laden geschlichen und taperte grade mehr als unachtsam und tollpatschig über die viel befahrene Straße. „DAISUKE!!“, schrie Ken laut und stürzte geradezu durch den vollen Laden nach draußen. Reifen quietschten und Metall krachte auf Metall. Erschrockene Schreie und hysterisches Gekreische aus dem Laden. Wie angewurzelt stand Ken vor dem riesigen Haufen aufeinander gefahrener Autos und starrte auf die Straße. Daisuke… Und da saß er. Mitten auf der Straße und blinzelte verwirrt um sich. Autofahrer starrten auf den kleinen Jungen, eines war sogar in das Schaufenster des gegenüber liegenden Geschäfts gebrettert, nur um das Kind nicht zu überfahren. Doch Daisuke war unversehrt. „Daisuke!“ Ken stolperte zu dem Jungen und hob ihn auf der Stelle hoch. „Sag mal hast du sie noch alle? Verdammt noch mal, du kannst hier doch nicht einfach über die Straße laufen!“ Wut, Verzweiflung und unendliche Erleichterung, dass dem Kleinen nichts passiert war, durchströmten seinen Körper und Tränen stiegen in ihm hoch. Fest drückte er Daisuke an sich. „Neiiin“, quietschte der Junge wieder erfreut und lachte, als wenn er das alles mehr als nur amüsant finden würde. Omi und Yohji nahmen Ken und Daisuke in Empfang. Vor allem Omi war leichenblass und zitterte ebenso wie Ken am ganzen Körper. Mit aufgerissenen Augen hob er den kleinen Jungen auf seine Arme und röchelte schwach: „Ich glaube, ich bring ihn besser nach oben...“ Auf das zustimmende Nicken von Ken und Yohji hin beförderte er den vergnügt kichernden Jungen zuerst einmal zurück in den Laden, wo er ihn tadelnd ansah. „Du bist definitiv der gleiche Unruhestifter wie dein Papa, was?“ Dieses Wort brachte Dai dazu, sich auf den Armen des jüngsten Weiß zu winden und Ken die Arme entgegen zu strecken. „PAPA!“, krähte er dem Braunhaarigen dabei durch den immer noch vollen Laden zu. Ken fuhr sich mit einer zitternden Hand übers Gesicht und nahm Daisuke wieder auf den Arm. „Ich bin nicht dein Papa, Kleiner…“, lächelte er sanft und küsste den Jungen auf die Stirn. Doch Daisuke schien das anders zu sehen. Kichernd und erfreut über Kens Küsschen, schmuste er sich wieder an den Mann. „Papa!“, meinte er wieder bestimmend und Ken grinste nur. Fragend blickte er Omi und Yohji an. „Schafft ihr das hier alleine? Ich schau mal ob ich ihn zum schlafen bewegen kann oder so…“ Doch das schien ziemlich aussichtslos, denn Daisuke war mal wieder so überdreht, dass er einem Wirbelwind ähnelte, der sich so schnell nicht legen würde. „Mach du mal eine Pause von ihm und lass mich das übernehmen“, bat Omi schnell, hob dabei den orangehaarigen Quälgeist von Kens auf seine Arme. Er packte den Kleinen sanft an der Nase und zwinkerte ihm zu: „Du magst doch gar nicht schlafen, oder? Wir lassen die großen Jungs jetzt alleine und schauen mal, ob wir Aya ein wenig ärgern können, hm?“ Dai giggelte munter und krähte lauthals quer durch den ganzen Laden: „Papa, Aya ärgern!“ Omi konnte sich nur mit Mühe das Lachen verkneifen. Oh ja, das war eine Lieblingsbeschäftigung von Dais Vater... Warum also sollte der Sohn nicht auf darauf anspringen? Ken musste lachen. Er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte nun mit Yohji alleine den Laden zu übernehmen, aber ein wenig Daisuke-Pause war sicher mal angebracht. „Okay… dann geht ihr Aya ärgern.. ich bleibe hier…“, grinste er und küsste Daisuke noch mal auf die Stirn. „Aber nicht Omi ärgern, okay? Und…“ Er senkte die Stimme und sah Daisuke ernst an. „Behalt deine Fühler bei dir…. Klar?“ Es fehlte noch, dass Aya merkte, wessen verhasste Fähigkeit der Kleine besaß, denn dann wäre Daisuke wohl dem Tode geweiht - und Ken gleich mit ihm. „Klaaaaaaar!“, grinste Daisuke breit zurück, wodurch er schon wieder schrecklich an sein erwachsenes Gegenstück erinnerte. Auch Omi fiel diese bekannte Grimasse auf, er verdrehte mit dem Kommentar „Na toll! Es ist wohl echt nicht zu übersehen...“ die Augen und brachte den Kleinen, der auf das Grinsen hin erst recht von sämtlichen Schulmädchen angehimmelt wurde, aus dem Laden. Oben, im Wohnbereich, stellte der Weißjüngste sein Anhängsel erst einmal auf die eigenen Füße. „Du bist alt genug, um allein zu gehen!“, bestimmte er lächelnd. „Dein Dad und Ken haben dich bisher ganz schön verzogen, was?“ Ken seufzte nur. Also Omi hieß es offenbar immer noch nicht gut, dass Ken seine Hilfe so bereitgestellt hatte. Kurz sah er ihnen noch nach, dann kümmerte er sich rasch weiter um den Laden, der immer voller wurde. Daisuke hingegen stand grinsend vor dem Weißjüngsten und schüttelte hastig den Kopf. „Neiiiin!“, trällerte er sogleich seine Antwort und tapste dann auch schon durch den Flur. Dass er Aya ärgern wollte, hatte er augenscheinlich schon wieder ganz vergessen, doch eben nur Augenscheinlich. Zufrieden schaute Omi Daisuke einen Moment hinterher, folgte ihm dann langsam. Der Telepathensprössling schien tatsächlich unglaublich verwöhnt zu werden. Dass Ken so etwas tat, war klar; was Omi wunderte, war, dass scheinbar der Schwarz da auch keine Ausnahme machte. Der unsichere Gang des Kleinen wies darauf hin, dass der wirklich die meiste Zeit getragen wurde. Allerdings machte es dem Jungen sichtbaren Spaß, durch die Wohnung zu tollen. Omi wurde von Dais freudigem „Aya!“ aus den Überlegungen gerissen. Hastig lief er hinter dem Kleinen her. Dai stand direkt vor dem Leader, der es sich in der Küche gemütlich gemacht hatte und hielt sich an dessen Knie fest. „Aya!!“, quietschte er immer wieder und grinste vor sich hin. Dabei grapschte er neugierig nach dem Buch, das der Rothaarige las. Unbemerkt und vorsichtig tastete er sich in Ayas Kopf vor, um da ein wenig Chaos zu verursachen. „Aya…“ Der Angesprochene sah von seinem Buch auf und blickte in die grünblauen Augen. Das war doch nicht zu glauben. „Was?“, fragte er gereizt. Doch Dai starrte ihn nur noch an, grinste breit und schwieg. Omi stoppte seinen Lauf an der Küchentür und sah mit großen Augen auf die sich ihm bietende Szene. Ein kleines Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als er sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen lehnte. Anscheinend geschah hier gerade ein Wunder: In Ayas Miene war deutlich zu lesen, dass er hin und her gerissen war zwischen Abweisung, weil er in Ruhe weiter lesen wollte, und der Faszination ob des kleinen Wesens vor ihm. Omis Augen weiteten sich noch einmal und nahmen eine selbst für ihn unnatürliche Größe an. Auf Ayas Gesicht erschien ein kleines, schmales Lächeln... „Ayaaaa!“, quietschte Daisuke und streckte die Arme nach dem Mann aus, dass der ihn auf den Schoß nehmen sollte. Aya zögerte kurz. Doch schließlich legte er das Buch bei Seite und hob Daisuke auf den Schoß. „Na, Kleiner… willst du schon wieder was essen?“ Doch Daisuke schüttelte den Kopf und zog abermals an einer der roten Strähnen von Aya. „Neiiiin!“, grinste er und sah Aya weiter tief in die Augen. So intensiv wirkte sein Blick dabei, dass es einem fast Angst machen konnte. Fragend und beinahe wie in Trance erwiderte der Weißleader den für ein Kind ungewöhnlich festen Blick. Geistesabwesend fuhr er mit den Fingern durch die wilde, orange Mähne, die wie Kens Haare in alle Himmelsrichtungen ab stand und kaum zähmbar zu sein schien. Erst jetzt bemerkte er Omi, der immer noch in der Tür stand und aussah, als würde er das Bild vor sich nicht glauben können. „Sag mal“, wandte der Rothaarige sich an seinen kleinen Kollegen. „Hat Ken Bilderbücher dabei? Wenn nicht, sollten wir welche besorgen...“ Omi hob die Brauen. Doch grade wollte er antworten, da schüttelte Daisuke wieder heftig mit dem Kopf. „Nein!“ Dabei grinste er weiter und versuchte an das Buch heran zukommen, das Aya bis eben noch gelesen hatte. Leise quengelnd streckte er die Arme danach aus, sodass Aya ihn festhalten musste, damit er nicht von seinem Schoß kullerte. „Da! Da!“, kam es immer wieder von ihm. Omi lachte und reichte Dai schließlich das Buch. Dieser schlug es auf und hielt es Aya vor die Nase. Verblüfft betrachtete Aya den kleinen Jungen auf seinem Schoß. „Ich glaube nicht, dass dich Krieg und Frieden wirklich interessiert.“ Seufzend sah er auf den kompliziert zu lesenden Text vor sich, schaute dann wieder zuerst zu Dai und dann zu Omi. Entschieden nahm er dem kleinen Jungen das Buch aus der Hand, hob ihn von seinem Schoß und stellte ihn auf den Boden, ohne die kleine Hand loszulassen. „Was meinst du, sehen wir mal nach, ob wir einen Ball für dich finden?“ Dais Augen wurden schon in dem Moment wässrig als Aya ihn auf den Boden stellte. „Neiiin!“, kreischte er dann augenblicklich und ließ sich einfach auf den Hintern fallen. Bockig sah er zu Aya auf und deutete mit der kleinen Hand auf das Buch. Es schien ihn nichts davon abbringen zu können etwas aus diesem Buch hören zu wollen. Aus großen Augen blickte er zu dem Weileader auf und seine Unterlippen begannen leicht zu beben. Frustriert guckte der Rothaarige auf das schreiende Bündel zu seinen Füßen, dann ein wenig hilfesuchend zu Omi, der allerdings nur vage mit den Schultern zuckte und schief grinste. Ergeben setzte sich Aya wieder und hob Daisuke auf seinen Schoss, zog dann das Buch heran und begann, leise vorzulesen. Glücklich kuschelte sich Daisuke an den Mann und lauschte ihm. Dabei begann er wieder ihn zu beobachten, ihn mit seinen ausdrucksstarken Augen zu fixieren. Ein unschuldiges Grinsen – wenn Daisuke überhaupt in der Lage war wirklich unschuldig zu grinsen – legte sich auf seine Züge. Es dauerte nicht lange bis Aya merkte, dass sich etwas veränderte und er ziemlich schnell immer müder wurde. Die Buchstaben vor seinen Augen begann ihre Position zu wechseln und die Wörter ergaben keinen Sinn mehr, sodass Aya immer wieder blinzeln musste und sie einmal sogar über die Augen rieb. Daisuke saß nur da, lächelte vor sich hin und starrte Aya fest an. Aya spürte, wie ihm das Lesen von Sekunde von Sekunde schwerer fiel und ihn eine bleierne Müdigkeit überfiel. Die ganze Situation war überhaupt irgendwie seltsam und auch angenehm. Trotzdem konnte er sich nicht mehr konzentrieren. Angestrengt hob er den Kopf und sah zu Omi. "Nimmst du ihn wieder? Ich glaube... ich muss mich nochmal hinlegen." Daisuke schien mehrere Tonnen zu wiegen, als er ihn hochhob und dem Blonden entgegenstreckte. Diesmal machte der kleine Orangehead kein Geschrei, grinste und kuschelte sich an Omi. Müde blinzelte er und blickte Aya nach wie dieser aus der Küche ging. „Aya!“, quietschte er lachend und sah Omi strahlend an. „Aya ärgern!“ Er wusste, dass der Weißleader das nicht mehr mitbekommen würde und so schmiegte er sich dicht an Omi, lächelte und gähnte herzhaft. Überrascht sah Omi zuerst seinen Leader, dann den kleinen Jungen an, bis es endlich "Klick!" machte. Kaum war Aya außer Hörweite, seufzte der Weißjüngste schwer, sein Blick wurde ein wenig vorwurfsvoll. "Na, es macht wohl müde, einem anderen seinen Willen auf zu zwingen, was?", erkundigte er sich spöttisch bei Daisuke, erwartete aber nicht wirklich eine Antwort. Da musste er wohl noch mal ein ernstes Wort mit Ken reden... Doch das hatte Zeit bis später, entschied er. Zuerst musste der kleine Telepath ins Bett geschafft werden. Omi hielt den Zwerg fest auf den Armen, während er mit ihm sein Zimmer ansteuerte. Von Daisuke kam nur ein leises Murmeln. Doch nichts wirklich Deutliches. Wenn man Daisuke allerdings kannte, dann wusste man, dass es wieder ein gemurmelte ‚Nein’ gewesen sein musste. Doch diesmal kam es nicht so überzeugend rüber. Stattdessen war er schon eingeschlafen, bevor Omi mit ihm sein Zimmer erreichen konnte. Dösend und sich an den Weißjüngsten klammernd, kuschelte er sich dicht an den jungen Mann, lächelte leicht und niedlich von sich hin. ~*~tbc~*~ Kapitel 10: Nächtliches Treffen in der Küche -------------------------------------------- 10. Nächtliches Treffen in der Küche Ohne über die Zeitverschiebung nachzudenken, griff Schuldig um vierzehn Uhr New Yorker Ortszeit zum Telefon und tippte Kens Nummer ein. Stirnrunzelnd wartete er, während es nur klingelte, ohne dass jemand abnahm. Als die Verbindung automatisch unterbrochen wurde, wählte er sofort wieder, wartete, wobei er ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch vor sich tippte. Was war denn nur passiert, dass Ken nicht ans Telefon ging? Erst nach drei weiteren Versuchen hatte Ken das störende Handy dann endlich gefunden. Durch den dunklen Raum krabbelnd zog er das Klingelnde Gerät schließlich aus der Hosentasche seiner am Boden liegenden Jeans und sackte gleich wieder auf den Boden. „Mh?“, murmelte er nur, hatte die Augen nicht wirklich geöffnet. Wer um alles in der Welt rief ihn denn um diese Uhrzeit an?? Erleichtert atmete Schuldig auf. "Hey, wo steckst du denn?", wollte er statt einer Begrüßung von Ken wissen. "Ist bei euch alles klar? Was treibt Dai?" Wieso klang Ken um diese Uhrzeit so seltsam? Es war heller Nachmittag, da konnte er den Anderen ja auch nicht aufgeweckt haben... Ken schreckte hoch. „Schu!“, sprudelte es aus ihm hervor. Sein Blick fand den Wecker und er rieb sich die Augen. „Ich hoffe doch er steckt im Bett und schläft… wie alle um diese Uhrzeit… in Tokyo!“ Er klang leicht tadelnd, auch wenn er ahnte, dass Schuldig die Zeitverschiebung nicht bedacht hatte. „Es ist 4 Uhr morgens, mein Lieber… Dein Sohn schläft noch…“ Okay, soviel zu dem Thema "Ruf mittags wieder an". Auch wenn Ken es nicht sehen konnte, grinste der Schwarz entschuldigend. "Ooops, sorry!", meinte er ein wenig bedröppelt. "Ähm... Wie geht’s euch? Macht er dir keine Schwierigkeiten?" Ken lächelte nur leicht und kroch wieder ins warme Bett, kuschelte sich ein. „Nein.. alles in Ordnung…“, schmunzelte er und schloss die Augen wieder. Jetzt wo er schon mal wach war konnte er sich auch wunderbar mit dem Mann seiner Träume unterhalten. „Und bei dir? Auch alles in Ordnung?“ Er gähnte die letzten Worte mehr als dass er sie aussprach, doch in Anbetracht der Tatsache, dass es 4 Uhr morgens war, war ihm das ja wohl zu verzeihen. "Ja, bis jetzt ist noch alles ruhig", erklärte Schuldig knapp. Ken würde schon verstehen, was er meinte. Es tat ihm unendlich leid, dass er den Weiß so aus den Federn gejagt hatte. "Mh, dann schlaf mal weiter. Ich wollte dich wirklich nicht wecken. Gomen." Irgendwie wollte er das Gespräch noch nicht beenden, aber Kens Schlaf ging ja wohl eindeutig vor. Gerade er verstand das sehr gut. Ken schmunzelte leicht und schüttelte den Kopf. „Jetzt bin ich eh schon wach...“, meinte er leise und streckte sich noch mal, kämpfte sich dann aus dem Bett und schlich sich nach unten in die Küche. „Ich schätze mal du bist nicht befugt mir irgendwas zu erzählen, hm?“ Im Grunde war es zwar unsinnig, weil Ken nichts mit der Mission in Amerika zu tun haben würde, aber er kannte das ja selber. Dennoch quälte ihn die Neugier… "Nicht wirklich", antwortete der Telepath lächelnd. "Aber mach dir keine Sorgen, es ist nichts großartiges. Du wirst schon nicht auf Dai sitzen bleiben." Schuldig überlegte kurz, wie viel er Ken ungestraft sagen konnte. "Es geht um einen Wissenschaftler, der mit ein paar wichtigen Ergebnissen verschwunden ist. Mehr kann ich dir echt nicht sagen, und selbst das ist schon zuviel, Weiß." Das letzte Wort sagte er mit einem deutlich hörbaren Grinsen, damit Ken auch verstand, dass er das nicht böse meinte. Schließlich war er heilfroh, den Jüngeren zu haben. "Und was machst du so?", erkundigte er sich, um vom Thema abzulenken. Dem Telepathen lauschend machte er sich daran einen starken Kaffee anzusetzen. Leise musste er lachen. „Dann behalt deine Geheimnisse nur für dich, Schwarz!“, zischte er mit einem mindestens genauso gut hör baren Grinsen und lehnte sich an die Anrichte. „Ich? Ich steh barfuss in der dunklen Küche, mach mir einen schönen starken Kaffee und telefoniere mit dem schönsten Feind den man haben kann...“, meinte er leise und schielte dabei fast schon ängstlich zur Tür. Doch selbst Aya war um diese Zeit noch nicht wach, also brauchte er sich eigentlich keine Gedanken machen. Bei diesem leisen Kompliment jagte Schuldig ein heißer Schauer über den Rücken und er sog die Luft so scharf ein, dass es Ken sogar bei der Verbindung um den halben Globus hören musste. "Du machst mich wahnsinnig", ließ er den Anderen mit urplötzlich rauer Stimme wissen. "Ich brauch dich nur zu hören, damit meine Hose schon wieder zu eng wird..." Auch wenn Ken es nicht sehen konnte, so konnte er sich sicherlich denken, wohin gerade eine Hand des Telepathen unterwegs war... Ken schluckte schwer, als er die Stimme des anderen hörte. Oha. Es war eindeutig worauf das wieder hinauslaufen würde. „Du bist unglaublich…“, raunte er leise und schob die Küchentür zu. Eine leichte Röte legte sich auf seine Wangen und er lehnte sich an die Küchenanrichte, schloss langsam die Augen. „Du würdest auch nicht davor zurückschrecken mich jetzt hier in unserer Küche zu vernaschen…. Selbst wenn jeden Moment jemand reinkommen könnte, was?“ Die Kälte der Fliesen unter seinen nackten Füßen war vergessen. Nur die heisere Stimme des Telepathen zählte noch – und die Vorstellung was wäre, wenn Schuldig jetzt hier wäre. "Nein, das würde mich nicht abhalten", bestätigte der Telepath. "Dafür bin ich viel zu geil auf dich!" Das war nichts als die reine Wahrheit. Das Verlangen nach Ken tobte mit jedem Tag heißer und wilder in ihm. Mit lustgeschwängerter Stimme flüsterte er dem Braunhaarigen ins Ohr: "Das wär doch dann erst der richtige Kick, oder nicht? Wenn du leise Schritte auf dem Gang hörst, während ich tief in dir bin... Und du dir jeden Laut verbeißen musst, obwohl du vor Lust nur so schreien könntest." Von Ken kam ein leises Stöhnen und er legte den Kopf nach hinten. „Mhh… Jah…“, hauchte er dunkel. Seine Hand glitt abwärts, fand das erregierte Glied und begann es leicht zu massieren. „Aber dazu… musst du erstmal herkommen…“, meinte er neckisch und leckte sich über die Lippen. Er klammerte sich an den Telefonhörer und presste ihn an sein Ohr, als wenn er Schuldig so näher bei sich hätte. „Dann würde ich sicher nicht Nein sagen…“ Die Vorstellung, dass Schuldig es war, der nun leise ankam und ihn hier in der Küche überraschte, wo er ihn doch in Amerika vermutete, schien ihm so Real, dass er die Schritte praktisch hören konnte. „Ich will dich spüren… ich will dich endlich tief in mir…“, keuchte er leise, die Hand in den Shorts vergraben, die Beine leicht gespreizt. Unwillkürlich und unbeherrscht stöhnte Schuldig auf. Seine Finger schlossen sich um seine ungeduldig zuckende Härte und begannen sie fest zu pumpen. "Ich werde ganz tief in dir sein", brachte er unter Keuchen über die Lippen. "Zuerst mit meinen Fingern, die ich dir ganz langsam in deinen geilen Arsch schiebe, bis du nur noch um mehr bettelst..." Mit geschlossenen Augen stellte er sich dieses Gefühl bildlich vor, was sofort ein weiteres, lautes und erregtes Aufstöhnen zur Folge hatte. Ken schob seine Shorts runter. „Ja… Ich kann deine Finger… jetzt schon spüren….“, raunte er. Seine Beine machten Schlapp und er kniete sich breitbeinig auf den kalten Boden, löste die Finger von seiner Erregung und beugte sich leicht vor. Er strich sich selber über den zuckenden Eingang, die Augen noch immer geschlossen. Dann drang er langsam in sich ein. „Auch wenn… sich deine Finger sich viel besser anfühlen als die eigenen…“ So machte er Schuldig deutlich WAS er hier grade tat, WIE willig er doch war. Oh Himmel! Das hielt ja selbst der stärkste Telepath nicht aus! Schuldig wurde vor Lust beinahe schwarz vor Augen, während er sich immer fester rieb. "Oh Gott, Ken, ich will dich... so sehr!" Genau diesen Augenblick suchte sich Yohji aus, um von einer nächtlichen Tour nach Hause zu kommen. Angelockt durch das leise Stöhnen, das gedämpft durch die geschlossene Küchentür drang, öffnete er sie neugierig einen Spalt und lugte vorsichtig ins Halbdunkel. Doch das Licht reichte völlig aus, um ihm schlagartig den Mund trocken werden zu lassen. Leise betrat er den Raum, nahm das wahnsinnige Bild noch eine Sekunde in sich auf, entwand dann Ken das Handy, das der sich zwischen Schulter und Ohr geklemmt hatte, zog gleichzeitig dessen Hand von seinem Eingang und eroberte den Fußballer selbst sofort darauf mit zwei Fingern. "Du brauchst doch keinen Telefonsex, wenn du es so nötig hast!", unterbrach er Kens Stöhnen mit heiser flüsternder Stimme. Klappernd fiel das Telefon zu Boden. Doch aufgelegt hatte Yohji noch nicht. Ken erstarrte und sackte mit der Brust auf den Küchenfußboden. „Hng.. Yohji…“, keuchte er unterdrückt. Das konnte doch nicht wahr sein. Hastig griff er nach dem Handy und drückte auf den roten Hörer. Wenn yohji mitbekam WER das an der Leitung hing, war alles aus. Verzweifelt versuchte er sich aus dem Griff des anderen zu lösen. „Nein... Yohji…hör auf… ich.. aahh...“ Die Finger fühlten sich so verdammt gut an. Doch Ken wollte es nicht – nicht so. Nicht mit Yohji. Der Weißälteste leckte sich über die trockenen Lippen, auf denen ein dreckiges Grinsen erschien. Wieder trieb er seine Finger tief in die heiße Enge, tippte bewusst Kens Sweetspot an. "Ich soll aufhören? Das ist nicht dein Ernst..." Seine andere Hand legte sich fest um die glühende und steinharte Erektion des Jüngeren, er bewegte sie in einem quälend sanften Rhythmus und spürte dabei, wie die ersten Lusttropfen über die geschwollene Eichel rannen. "Du willst es doch... Du brauchst es, Ken. Du willst richtig geil gefickt werden." Ken konnte nicht mehr. Die Behandlung des älteren machte ihn schier wahnsinnig, auch wenn er nur an Schuldig dachte. Zu erregt hatte man ihn hier vorgefunden. Zu lange hatte niemand Ken mehr so berührt, als dass er sich jetzt noch zurückhalten konnte. Mit einem letzten verzweifelten Versuch sich von Yohji zu lösen und dem Mann zu entkommen, stieß er in die warmen Finger und stöhnte laut auf. „Hng.. aahh…“ Und vorbei war es. Heiß ergoss sich Ken über die Hand des älteren und sackte zusammen. Es war… kurz und bedeutungslos… „Ja…“, kam es dann leise von ihm. „aber nicht von dir…“ Mit zitternden Gliedern drehte er sich um, stieß Yohji grob von sich und bedachte ihn mit einem verletzten Ausdruck in den Augen. „Du bist… widerlich…“, wisperte er brüchig und rappelte sich auf. Sein Kaffee war vergessen. Er schnappte sich Shorts und Handy und verließ eilig die Küche. ~*~tbc~*~ YOHJI!!!! Wie kannst du nur?! *auf yohji einprügel* Kapitel 11: Keep Smiling ------------------------ 11. Keep Smiling Ken machte kein Auge mehr zu. Zu sauer war er auf Yohji und zu schnell raste noch sein Herz. Doch das waren weniger die Folgen des Orgasmus als die Tatsache, dass Ken klar war, was alles hätte schief gehen können. Wenn Yohji mitbekommen hätte, wen er da am Telefon gehabt hatte, dann hätte Ken nun mehr als ein Problem am Hals. Kaum dass die Sonne langsam aufging, meldete sich auch schon Dai. Seufzend richtete sich Ken auf und hob den kleinen Quengelbüttel aus seinem Bett, um ihn mit zu sich zu holen. „Na kleiner Mann… Gut geschlafen?“ Als wieder das altbekannte ‚NEIN!’ durchs Zimmer gequietscht wurde, musste Ken leicht schmunzeln. Aya, der gerade eben auf dem Weg ins Badezimmer war, hielt bei dem Klang der hellen Kinderstimme einen Moment inne und grinste verstohlen in sich hinein. Nur gut, dass ihn niemand so sah... Der Kleine war wirklich ein niedlicher Fratz, auch wenn er ihn immer noch unangenehm an einen gewissen Gegner erinnerte. Ohne auch nur mitzubekommen, was er tat, änderte der Rotschopf den Kurs und steuerte die Küche an. Verwundert starrte er kurz die Kaffeemaschine an, in deren Kanne sich eindeutig heißer Kaffee befand, schüttelte den Kopf und machte sich leise pfeifend daran, ein kleines Frühstück für Daisuke und ein etwas größeres für sich herzurichten. Nur wenige Minuten später trat Ken mit dem unsicher tapsenden Daisuke an der Hand in die Küche. „Morgen…“, murmelte er nur leise, hob Dai dann hoch und setzte sich mit ihm auf dem Schoß an den Tisch. „Du hast ihm schon Frühstück gemacht?“, fragte er verdattert, zuckte dann mit den Achseln und streckte sich leicht, ohne Dai dabei loszulassen. „Danke…“ Daisuke streckte quietschend die Arme nach dem rothaarigen aus. „Ayaaaa!“, trällerte er erfreut. Mit der zerzausten orangen Haarmähne, den frechen und wachen Augen und dem weißen Ganzkörperpyjama erinnerte er tatsächlich mal wieder an Schuldig, das fiel diesmal auch Ken auf. Seufzend setzte er Dai auf den Boden, als der versuchte, sich aus seinen Armen zu winden. Augenblicklich stolperte Dai um den Tisch herum, stieß sich fast an einem Stuhl und klammerte sich dann im nächsten Moment auch schon an Ayas Bein. Überrascht sah Aya auf das Bündel, das sich mit Kraft an seinem Bein festhielt und war schon drauf und dran, es abzuschütteln. Doch er überlegte es sich noch einmal anders und bückte sich, um die kleine Nervensäge mit einem irgendwie geistesabwesenden Blick und einem freundlichen Lächeln hochzuheben. Mit dem Kind auf dem Arm drehte er sich zu Ken um und lächelte auch den Braunhaarigen an. "Kein Problem, hab ich doch gern gemacht!", erklärte er ungewohnt sanft, stupste Dai auf die Nase und lachte leise, als der seine pummeligen Händchen in die langen Seitensträhnen klammerte. Ken beobachtete diese befremdliche Szene mit offenem Mund. Zuerst war Aya nicht grade erpicht darauf gewesen, dass Dai hier blieb und jetzt?? Das Bild eines lächelnden Leaders und dass dieser es tatsächlich zuließ, dass Dai ihm an den Haaren zog, wollte einfach nicht in Kens Verständnis hinein. Dieses Bild, dass sich ihm da grade bot, zerstörte jegliche Charaktervorstellung, die er je von Aya gehabt hatte. Als sein Mund trocken wurde, schloss er ihn langsam wieder. „Ehm… guuut…“, sagte er gedehnt und offenbar immer noch nicht wieder Herr seiner selbst. „Dann werde ich… mal eben kurz unter… die Dusche springen…“ Dass Aya ihn ohne Widerworte gehen ließ und erfreut mit Dai zu frühstücken begann, verblüffte Ken noch mehr. Doch er sagte nichts dazu, verließ einfach die Küche Richtung Bad und verschwand darin. So übel war ein Kind gar nicht, befand Aya mittlerweile für sich. Vielleicht sollte er sich auch eines anschaffen. Wenn er nur wüsste, wo er eines herbekommen sollte, wenn er sich nicht gerade mit irgendwelchen Frauen einlassen wollte... Ob er bei Ken einen entsprechenden Antrag stellen konnte, um den Kleinen hier zu behalten? Verträumt grinste der Weißleader vor sich hin und sah zu, wie Daisuke an einem Reisbällchen mümmelte. Es wäre doch schön, den Wonneproppen noch länger bei sich zu haben... Statt zu seiner Tasse mit dem Kaffee griff Aya nach der zweiten Tasse mit dem Kakao, den er für den Kleinen gemacht hatte. Mh, so übel schmeckte das Zeug gar nicht. Süß und sooo schokoladig! Das Grinsen auf seinem Gesicht verbreiterte sich und sah nun, durch einen dezenten Kaba-Bart, erst so richtig strahlend aus. Ken genoss seine morgendliche Dusche. Die Tatsache, dass er noch immer über das nächtliche Küchengeschehen nachdachte, sorgte dafür, dass er mehr als nur dankbar war, dass Aya sich derzeit so begeistert von Dai fühlte. Schuldig…. Er musste Schuldig erreichen und ihm den plötzlichen Abbruch des Telefonates erklären. Nicht das er noch sonst was dachte… Resigniert trat er schließlich aus der Dusche und wickelte sich ein Handtuch um die Hüfte. Hastig machte er sich so auf den Weg in sein Zimmer. Als er dabei auf Yohji traf, hob er nur die Hand, als dieser etwas sagen wollte, sah den Mann nicht mal an, sondern schloss sogleich laut seine Zimmertür. Mit offenem Mund stand Yohji wie angewurzelt da und starrte Kens Zimmertür an, die soeben mit einem Knall ins Schloss geworfen worden war. Er blinzelte ungläubig. War der Kleine etwa immer noch sauer, weil er ihm ein wenig Spaß beschert hatte? Dabei war es doch wirklich sowas von eindeutig gewesen, dass Ken es mehr als nur nötig gehabt hatte... Wie konnte man einem anderen einen Orgasmus nur so übel nehmen? Nein, das ging weit über Yohjis Vorstellungsvermögen hinaus. Grummlig klappte er den Mund wieder zu und steuerte die Küche an, um sich wenigstens seinen verdienten Kaffee zu gönnen, wenn Ken ihm schon kein Dankesschreiben schickte. Yohji betrat also zum zweiten Mal an diesem Tag die Küche, zuckte bei dem Bild, das sich ihm bot, entsetzt zusammen, drehte sich um und trabte aus dem Raum. Seit wann litt er an Halluzinationen? Er zwickte sich kurz in den Oberarm, wandte sich noch einmal zur Küche und linste vorsichtig hinein. Nein, kein Traum... Vielleicht sollte er die Küche für eine Weile ganz meiden. Das war eindeutig besser für seine geistige Gesundheit. Mailbox… Mailbox… Ken wartete einige Minuten. Immer noch die Mailbox. Verdammte Scheiße noch mal. Wieso ging Schuldig nicht ans Telefon? Das war doch nicht zu fassen. Doch Ken schätzte, dass der Telepath entweder beschäftigt oder aber am Schlafen war. Er hatte keine Ahnung wie spät es um diese Zeit bei dem Schwarz war, doch es wurmte ihn irgendwie, dass er den Mann nicht erreichte. Noch schlechter gelaunt als ohnehin schon, zog er sich schließlich an und schob das Handy in die Hosentasche. Als Ken wieder in die Küche trat, war Aya grade dabei sich in einer Kindersprache, die er ihm nie zugetraut hatte, mit Dai über Reisbällchen und deren Herstellung zu unterhalten. Schnell beschloss er, dass er das nutzen wollte, um noch ein wenig Pause von dem Kleinen zu haben. „Ehm… Aya? Ich mach schon mal den Laden auf, okay?“, sagte er dann, während er sich einen Kaffee eingoss. Aya unterbrach die Unterhaltung mit Daisuke, sah Ken verträumt an und neigte den Kopf ein wenig zur Seite, als ob er auf eine innere Stimme hören würde. "Wir können den Laden heute auch zu lassen und alle zusammen auf den Spielplatz gehen!", strahlte er Ken an, als wäre das die beste Idee, die er je gehabt hatte. "Das wird Omi und Yohji doch sicher auch gefallen", setzte er dann aber doch ein wenig unsicher hinzu, wobei er das Gesicht fragend verzog. Er setzte Daisuke auf den Küchentisch und stand auf, um noch mal Kaba-Nachschub zu machen. Fünf gehäufte Suppenlöffel des braunen Pulvers landeten in der Tasse, zu denen dann ein Schuss Milch kam. Vergnügt rührte der Rotschopf um, probierte einen Schluck und leckte sich danach die schokoladenverschmierten Lippen ab. "Ich wusste gar nicht, wie lecker das Zeug ist!", ließ er Ken giggelnd wissen. Ken glubschte seinen Leader nur an. Das konnte nicht wahr sein. Drehten denn jetzt alle durch??? Ein schwaches Nicken kam von ihm, als wenn das Antwort auf alles wäre. Dann schielte er zu Dai und wieder zurück zu Aya. „O-Okay… Laden geschlossen… Spielplatz… is klar…“, wiederholte er mehr als nur ungläubig. „Ich… Ich geh dann mal… Omi wecken…“ Mit einem letzten taxierenden Blick beäugte er Daisuke. DAFÜR gab es wirklich nur eine Erklärung. Und die saß breit grinsend auf dem Küchentisch und mantschte mit einem Reisbällchen herum als wäre es Knetmasse. Hastig machte sich Ken auf den Weg zu Omis Zimmer, klopfte kurz an und stolperte dann herein. „Omi…“ Er setzte sich auf die Bettkante und rüttelte seinen besten Freund vorsichtig wach. „Omi, wach auf… Wir haben ein gewaltiges Problem!“ Verschlafen schlug Omi die Augen auf, blinzelte ein paar Mal gegen das helle Sonnenlicht und gähnte herzhaft. Sich durch die Haare wuschelnd versuchte er, seinen Besucher zu fokussieren, was erst nach einigen Anläufen klappte. "Ken?", nuschelte er, immer noch nicht ganz bei sich. "Waschfürnbroblem?" Was sollte es denn zu dieser nachtschlafenen Zeit für Probleme geben? Omi schielte mit einem halb offenen Auge auf die Uhr. Es war gerade erst mal sechs Uhr morgens... Ken rüttelte weiter, damit Omi ganz aufwachte. „Aya will auf den Spielplatz!“ Er hoffte, dass diese Aussage den Jüngeren von seiner Müdigkeit ablenken und aufwecken würde. „Komm mit… Du musst dir das ansehen!“ Ohne Widerworte zu dulden zog er Omi aus dem Bett, dann aus dem Zimmer, die Treppe hinunter und blieb schließlich mit ihm in der Küchentür stehen. Und sie kamen grade recht. Mit einem Lachen warf Aya Dai leicht in die Höhe und rief „Engelchen fliiiieg!“ Dai kreischte dabei aus vollem Hals und kicherte sich kringelig. „Siehst du, was ich meine?“, flüsterte Ken Omi zu. Okay, damit war für Omi alles klar. Er lag noch immer in seinem Bett und träumte einen absolut widersinnigen Traum. Wortlos drehte er sich um und tappte auf die Treppe zu. Kein Müsli mehr vor dem Schlafengehen, beschloss er für sich. Als ob er nicht so schon mit genügend Alpträumen zu kämpfen hatte - da musste SO ETWAS nicht auch noch dazukommen. Ken blieb alleine zurück und starrte zu Aya und Dai. Dann sah er Omi nach und ließ die Schultern hängen. Okay… Und weiter? Sollten sie nun tatsächlich den Tag auf dem Spielplatz verbringen? Mit einem fröhlichen Aya, einem Yohji, den er nicht mehr sehen konnte, und einem Omi. der meinte, dass er träumte? Ken ließ sich resigniert an der Wand hinab gleiten und beobachtete die Szene in der Küche. „Engelchen fliiiieg!“ Das konnte alles nicht mehr wahr sein. Daisuke stellte echt alles auf den Kopf. Es war dringend notwenig, dass Schuldig wiederkam. „Engelchen fliiiieg!“ Omi war in der Zwischenzeit wieder im Obergeschoss angelangt, tappte mit mehr oder weniger geschlossenen Augen und schon wieder beinahe schlafend auf sein Zimmer zu - bis er über einen achtlos hingeworfenen Rucksack stolperte und der Länge nach auf dem Boden aufschlug. Noch während er stürzte, konnte er von unten her Ayas fröhliches "Engelchen fliiiieg!" hören, das erst verstummte, als er laut auf die Dielen knallte. Damit war der Weißjüngste hellwach, rappelte sich verwirrt in die Höhe und tastete vorsichtig sämtliche Knochen ab, um festzustellen, ob sie noch heil waren. Nach dieser gründlichen Untersuchung ging ihm siedendheiß auf, dass er das, was er vor ein paar Momenten gesehen hatte, dann wohl doch nicht geträumt hatte. Mit entsetzt geweiteten Augen rannte er zurück und die Treppe hinunter. Ken zuckte zusammen und war grade auf dem Sprung die Treppe nach oben, als Omi ihn auch schon umrannte. So überrascht über die Geschwindigkeit des Kleineren, war es Ken nicht mehr möglich das Gleichgewicht zu halten, sodass sie zusammen wieder zu Boden gingen und der Länge nach vor der Küchentür liegen blieben. Nur dass Omi diesmal weich gefallen war und nun auf Ken lag. Leicht lächelte er den Kleineren an. „Papaaaaa~“, quietschte es dann auch schon und Daisuke sah die beiden verwundert blinzelnd an. Ken blickte zu ihm und beobachtete, dass Aya den Kleinen grade absetzte. Ken und Omi hatten keine Zeit mehr sich aufzurichten, da kletterte Dai auch schon auf Omis Rücken und trällerte vergnügt: „Englchn fliiiiiiiiiiiiiieg!“ Omi ächzte überrascht auf, als er das Gewicht auf seinem Rücken spürte, seufzte schwer und blickte Ken an. "Du hast Recht, wir haben ein Problem", stellte er trocken fest. Vorsichtig drehte er sich so, dass Dai ohne Gefahr von seinem Rücken zurück auf den Boden rutschte, wo er erst einmal mit einer Schmollmiene sitzen blieb und dann langsam das Gesicht verzog, um mit seinem Geschrei die Fenster zum Klirren zu bringen. Doch bevor es soweit war, sprang Omi auf, hielt dem Telepathensohn den Mund zu und hob ihn sich auf den Arm. "Ich nehm ihn mit nach oben!", informierte er Ken und brachte den Kleinen somit außer Ayas Reichweite. Vielleicht konnte Daisuke den Rothaarigen nicht manipulieren, wenn er ihn nicht sah... So lautete zumindest Omis leicht abwegige Hoffnung. Ken hatte keine Chance mehr etwas zu sagen, doch er hielt es für eine gute Idee. Auch er rappelte sich schließlich auf und lächelte Aya noch mal kurz an. „Das mit dem Spielplatz verschieben wir besser. Das Wetter soll heute noch schlechter werden…“, meinte er dann hastig und folgte Omi nach oben. Die Tatsache, dass draußen keine Wolke am Himmel war, ignorierte er einfach mal, das tat jetzt nichts zur Sache. Hastig stolperte er zu Omi mit ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Aufatmend ließ sich Omi mit seiner Last in den Armen auf das Bett sinken und sah den Älteren verstört an. "Das kann so nicht weitergehen!", stellte er mit immer noch schockgeweiteten Augen klar. "Wir müssen uns was einfallen lassen..." Die gute Frage war nur: Was? Dai einfach wegschließen konnte man nicht, ebenso wenig konnte man ihn von Aya fernhalten. Die blauen Augen richteten sich fest auf den Braunhaarigen. "Und wenn du dir den Kleinen einfach schnappst und... wo auch immer er zu Hause ist... hingehst?" Ken seufzte und setzte sich neben die beiden, nahm das quietschende Bündel dann an sich und musterte Dai resigniert. „Geht nicht… Aya wollte das ich hier bleibe.. sonst hätte ich das von Anfang an gemacht, dann hätte er Dai nicht einmal zu Gesicht bekommen…“ Er seufzte und ließ sich auf den Rücken sinken. Dai machte es sich auf seinem Bauch gemütlich und grinste vor sich hin, als wenn er genau wüsste, was er für Probleme machte. Frustriert schüttelte Omi den Kopf. "Ganz der Vater", nuschelte er unbewusst seine Gedanken vor sich hin, setzte dabei aber eine eher freundliche Miene auf. Im Grunde war der kleine orangehaarige Quälgeist gar nicht so übel, und Aya mal so zu erleben würde der Blonde wohl sein Leben lang nicht vergessen. Er kicherte leise. "Aber cool war das schon... Hast du Ayas Schokoschnute gesehen?" Verspielt piekste er den Jungen in die Seite, sah dann Ken wieder an. "Wie ihr den vernünftig erziehen wollt, ist mir ein Rätsel." „Ja… Habe ich gesehen..“, grinste Ken leicht und wuschelte dem kleinen Tiger durch die Haare. „Wir gehen irgendwann noch mal mit ihm und Dai auf den Spielplatz... und dann machen wir Beweisfotos..“ Ken bekam das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Wenn er das Schuldig erzählte… Schuldig. Er hatte ihn immer noch nicht erreicht. Seufzend strich er Dai über die Wange, versuchte es dann erneut bei dem Schwarz. Mit Daisuke auf dem Schoss, den er Ken wieder abgenommen hatte, als der Braunhaarige sein Handy gezückt hatte, beobachtete Omi aufmerksam, wie sich die Miene seines Freundes unwillig und enttäuscht verdüsterte. "Was ist los?", wollte er leise wissen, nachdem Ken mit einem resignierten Seufzen das kleine Gerät wieder zugeklappt hatte. So mutlos wie in diesem Augenblick hatte er den Anderen schon seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt. „Ich erreiche Schuldig nicht mehr…“, murmelte er leise und fuhr sich durchs Haar. „Seit… vorhin…“, fügte er noch leiser hinzu und seufzte. Er musterte Dai und strich ihm leicht über die Wange. „Dein Dad ist schon ne Marke..“ Daisuke grinste nur sein spöttischen ‚Nein!’ und ähnelte dabei seinem Vater wie noch nie zuvor. Ken fuhr sich über die Augen. „Ich glaub, es ist echt besser, wenn ich erstmal mit ihm verschwinde… Wenn Aya noch was merkt…“ Ihm grauste vor dem Gedanken, was dann passieren würde. Omi legte die Stirn in Falten. "Wie, du erreichst ihn nicht mehr?", wollte er auf der Stelle wissen. "Seit wann? Was ist passiert?" Er wollte Ken jetzt nicht einfach so gehen lassen. Es hörte sich nämlich gar nicht gut an, was der Braunhaarige sagte. Und auch wie er es sagte, klang so... bedrückt. Als wäre etwas zwischen ihnen vorgefallen. "Habt ihr euch gestritten?", hakte er leise nach. Er würde nicht eher aufgeben, bis er nicht eine zufriedenstellende Antwort erhalten hatte, die die komplette Situation erklärte. Ken seufzte und überlegte kurz. Er richtete sich auf und sah Omi an. „Wir haben vorhin telefoniert…. Er hat mich geweckt, weil er nicht an die Zeitverschiebung gedacht hat… Dann bin ich in die Küche und hab mir einen Kaffee machen wollen… Als Yohji reinkam, musste ich dass Telefonat abbrechen…. Naja… und seitdem…“ Bewusst hatte Ken gewisse Details ausgelassen und hoffte das Omi da nicht weiter nachhaken würde. Der Blonde überlegte kurz und strahlte seinen Freund dann an. "Er schmollt!", verkündete er grinsend, nachdem er Schuldigs Persönlichkeit überdacht hatte. "Also allmählich glaub ich wirklich, dass er dich ganz schön gern hat." Na, wenn das mal keine guten Neuigkeiten waren! Omi freute sich für Ken, auch wenn er an der Partnerwahl des Anderen immer noch ein wenig zu knabbern hatte. "Aber hättest du nicht einfach weiterreden können, ohne seinen Namen zu sagen?" Das wäre, in seinen Augen das einfachste gewesen. Er schaute auf Dai und grinste ihn an. "Ken und dein Dad machen sichs ganz schön schwer, was?" Ken wurde leicht rot und fuhr sich übers Gesicht. „Ehm… nein…“ Die Vorstellung, dass er Schuldig die ganze Zeit an der Leitung behalten hätte und Yohji vielleicht sogar noch Zeichen geben hätte leise zu sein, war doch ziemlich daneben. Dann würde er sich jetzt wahrscheinlich noch dreckiger fühlen als ohnehin schon. „Yohji hat mich.. ziemlich überrumpelt.. und ich hab mich erschocken… ich konnte Schu nicht mal Tschüss sagen…“ Ein langer, prüfender Blick aus blauen Augen fiel auf den Braunhaarigen. Nach einigen Sekunden, in denen Omis Fantasie die Bilder, die er früher von Dai erhalten hatte, mit dem verband, was Ken gerade so stotternd von sich gab, wurde der Weißjüngste selber knallrot. Dabei wollte er sich doch gar nicht so genau vorstellen, bei was Yohji Ken und Schuldig unterbrochen hatte. Rasch biss er sich auf die Unterlippe, um sich einen dummen Kommentar bezüglich diverser Störenfriede zu verbeißen, und kämpfte gewaltig mit seiner Selbstbeherrschung. Einen Lachanfall würde ihm der Ältere wohl übel nehmen, schätzte er. Nach einer Weile, in der er sich wieder halbwegs gefangen hatte, räusperte er sich und wechselte er mit wackliger Stimme, in der immer noch das Lachen steckte, das Thema: "Wir sollten langsam den Laden aufmachen. Aya fällt heute wohl aus, also wird`s an uns hängen bleiben." Als Omi so rot wurde, war Ken schlagartig bewusst, dass der Junge wohl wusste, WOBEI Yohji gestört hatte. Resigniert vergrub er das Gesicht in den Händen und stöhnte leise auf. Doch er sagte nichts mehr dazu. Noch nie war ihm Omi gegenüber jemals etwas so peinlich gewesen wie das. Und er wusste nicht mal warum. Dann sah er, mit immer noch puterrotem Gesicht, auf und nickte leicht. „Und du kommst mit, kleiner Mann… Nicht dass du Aya den Kopf noch ganz verdrehst… wer weiß, was in deinem Köpfchen vor sich geht??“, ermahnte er Daisuke, der ihn nur breit angrinste, aber keinen Widerstand leistete. Omi ging hinter Ken her in den Laden, verzweifelt versuchte er dabei die Bilder aus dem Kopf zu bekommen, die sich ihm unwillkürlich aufdrängten. Fast war er ja ein wenig neidisch auf Ken; er selbst hätte auch gern... Nein, rief sich Omi zur Ordnung, jetzt war nicht der geeignete Moment um darüber zu sinnieren, was in seinem Leben fehlte. Mit geübten Handgriffen machte er sich daran, die Rolläden hochzuziehen, um im hellen Sonnenlicht, das durch die großen Schaufenster fiel, alles weitere herrichten zu können. Während Dai sich wieder einmal daran machte, den ganzen Laden zu inspizieren, um der Langeweile vorzubeugen, half Ken seinem besten Freund. Dabei achtete er allerdings die ganze Zeit mit einem Auge auf den kleinen Rotschopf. Er wollte nicht riskieren, dass der wieder auf die Straße rannte und einen riesigen Unfall verursachte. Immerhin konnte auch einem Telepathensohn mal das Glück verlassen. „Was meinst du, Omi? Soll ich es noch mal versuchen und Aya fragen, ob ich für die letzten Tage zu Schu ziehen kann?“, fragte er dann leise nach der Meinung des Jüngeren. „Bis er wieder da ist…“ Skeptisch seufzend ließ der Blonde die Ereignisse der letzten Tage vor seinem inneren Auge Revue passieren. Vor allem den heutigen Morgen. "Du kannst es versuchen", meinte er leise. "Aber ich hab so irgendwie das Gefühl, dass Aya immer noch nicht davon begeistert sein wird." Und nicht nur Aya, wie Omi im Stillen zugab. Es machte einfach viel zu viel Spaß, den orangehaarigen Wirbelwind im Haus zu haben, auch wenn er hauptsächlich Unsinn anstellte. Als der Weißjüngste endlich soweit fertig war, dass er den Sichtschutz an der Tür hochziehen und damit den Laden öffnen konnte, klappte ihm vor Überraschung der Mund auf. "Birman, was tust du denn so früh hier?", sprudelte es aus ihm heraus, ehe er sich daran hindern konnte. Ken schluckte und wirbelte herum. „Morgen…“, smilte er dann verlegen und band sich die Schürze um. Dai, der ziemlich erfreut schien, mal eine Frau zu Gesicht zu bekommen, rannte mehr schlecht als recht auch gleich auf sie zu. „Birne… Birne…“, quietschte er. Ken wurde noch roter und fuhr sich übers Gesicht, als Dai die Arme um die nackten Beine der Frau schlang und zu ihr aufgrinste. Persias Sekretärin guckte konsterniert auf das sabbernde Etwas, das sich an ihrem Bein festklammerte wie ein Blutegel. "Könnt ihr mir bitte erklären, WAS das soll? Wer von euch war so dumm, sich ein Kind anhängen zu lassen und wieso weiß ich davon noch nichts?" Sie hob Daisuke hoch und studierte ihn eingehend. "Irgendwie sieht der aber keinem von euch ähnlich. Außer Aya hätte etwas mit einer Blondine gehabt", stellte sie stirnrunzelnd fest. Resigniert hob Ken die Hand und kam zu der großen schlanken Frau hinüber. Er nahm ihr Daisuke wieder ab, dem Birman offenbar auf einem Schlag unsympathisch geworden war, denn er taxierte sie nun mit einer finsteren Miene, die schon fast wieder zu niedlich aussah. „Das ist der Sohn von einem Freund von mir… Er musste auf… Geschäftsreise und … ich war der einzige, der ihn nehmen konnte…“, erklärte er leise und zitterte schon fast vor Angst. Wenn Dai sich jetzt nicht zusammen riss und seine Telepathie an Persias Sekretärin anwendete, dann schwebten sie alle in mächtiger Gefahr, denn Birman war nicht auf den Kopf gefallen. Ungläubig zog Birman eine Augenbraue nach oben, schüttelte den Kopf und sah Ken strafend an. "Dann hast du jetzt ein Problem", ließ sie den Fußballer kühl wissen. "Ich habe nämlich einen Auftrag für euch. Und wenn dein Freund nicht bis übermorgen wieder da ist, wird dir wohl etwas einfallen müssen, wo du den Kleinen über Nacht lässt." Als sie sah, wie Ken den Mund öffnete, schnitt sie ihm auf der Stelle das Wort ab. "Nein, vergiss es, ich werden auf gar keinen Fall Babysitter spielen!" Damit schob sie sich an den beiden jungen Männern samt Kleinkind vorbei und stöckelte mit hocherhobenem Kopf auf die Treppe zum Missionsraum zu. "Sagt ihr bitte Aya und Yohji Bescheid? Ich warte so ungern!", kommandierte sie in befehlsgewohntem Ton, ohne sich dabei auch nur ansatzweise umzudrehen. Ken stöhnte leise, als die Frau verschwunden war. „Das kann doch nicht wahr sein…“, wisperte er leise und drückte Dai leicht an sich. Er sah in die frechen Augen und schluckte. „Was machen wir denn jetzt?“ er strich ihm durch die Haare und seufzte, dann sah er Omi an. „Gehst du Yohji holen? Ich schau nach Aya…“, bat er dann. Yohji hatte sich sicher inzwischen wieder hingelegt und das letzte, was er jetzt brauchen konnte, war es, das Zimmer dieses Mannes zu betreten. Omi nickte knapp und machte sich sofort auf den Weg. Auch er war bei Birmans Ansprache leicht blass geworden. Hatte er vorhin gedacht, sie hätten ein Problem? Was war das dann jetzt? Gestresst rieb sich der Blonde über das Gesicht, klopfte kurz bei Yohji an und stieß dann dessen Tür auf. "Los, komm, Birman ist da!", verkündete er laut, um seinen älteren Kollegen aus dem friedlichen Schlummer zu reißen. Als sich der Playboy endlich bewegte, konnte Omi nicht anders als zu grinsen. Unwillkürlich stellte er sich Yohjis Gesicht vor, als der erkannt haben musste, bei was er Ken gestört hatte... Als Omi und Yohji nach unten kamen, saßen Aya und Ken bereits auf einem Sofa. Daisuke hatte es sich auf Kens Schoß bequem gemacht und spielte leise mümmelnd an seinen Socken herum. Kens Herz schlug ihm bis sonst wo. Wie sollte er das Problem lösen? Schuldig würde in zwei Tagen sicher noch nicht zurück sein und alleine lassen konnte er Dai schlecht, wer wusste schon, was der Knirps dann alles anstellte? Kinderkrippe? Babysitter? Irgendeine Möglichkeit musste es doch geben, ein Telepathenkleinkind unterzubringen. ~*~ tbc~*~ Kapitel 12: Schuldigs Erbe -------------------------- 12. Schuldigs Erbe Die Nacht hatte sich über sie gesenkt und auch wenn es draußen bereits stockdunkel war, saßen die vier immer noch in ihrem versteckten Wagen. Vier…? Nein… die Fünf. Daisuke hatte es sich aufgeregt aufs Kens Schoß breit gemacht, der Mühe damit hatte den kleinen Wirbelwind bei sich zu behalten. Denn Dai schien es sehr viel interessanter zu finden, was Omi tat, statt stumpf auf dem Schoß seines Zweitvaters zu hocken. Schnell und flink huschten Omis Finger über die Tasten des Laptops, seine Miene war angestrengt und die sonst so fröhlichen und lebhaften Augen wieso nun nichts als Konzentration auf. Und es war schwer sich zu konzentrieren wenn im Hintergrund ein Telepathen Kind um Aufmerksamkeit bettelte. Endlich hatte der blonde Hacker das Sicherheitssystem des GEbäudes ohne Zwischenfälle geknackt. Erleichtert aufatmend blickte er von seinem Laptop auf und in die Runde. "Es kann losgehen", verkündete er leise, aber unverkennbar stolz, zwinkerte Ken und Daisuke zu. Das würde auf jeden Fall ein interessanter Auftrag werden, ging ihm durch den Kopf. Mit Masterminds Sohn im Schlepptau... Omi fragte sich kurz, was der Deutsche wohl dazu sagen würde, wenn er wüsste, was sie gerade im Begriff waren zu tun. Eilig verdrängte er diese Gedanken, lächelte Ken an und flüsterte: "Hoffentlich hält er die Klappe, während wir da drin sind!" Ken seufzte leise und nickte Omi nur zu. Wenn Daisuke im falschen Moment auch nur einen Mucks von sich gab, könnte ihnen allen das das Leben kosten. Yohji und Aya verschwanden zuerst, dann folgten Omi und Ken, der Daisuke auf dem Arm hatte. Doch Dai hatte offenbar Kens zigmalige Ermahnungen verstanden und war ganz still. Er wehrte sich nicht dagegen die ganze Zeit getragen zu werden und tatsächlich schien er nicht weniger konzentriert zu sein als Ken und Omi. Bei dem Anblick musste Ken leise schmunzeln. Dann setzte er Daisuke schließlich kurz ab, sah ihn an und legte die Finger auf die Lippen, als es darum ging Omi Deckung zu geben, damit dieser unbemerkt in den Keller kommen konnte, wo er seinen Teil der Mission durchzuführen hatte. Omi arbeitete rasch und effizient wie immer. Er vergaß vor lauter Konzentration sogar, dass sie Daisuke bei sich hatten, denn der Kleine verhielt sich auch im weiteren Verlauf einfach nur vorbildlich. Angespannt schob sich der Blonde im Dämmerlicht der Notbeleuchtung in den Gängen des Kellers an den Wänden entlang, sich durch Kens Rückendeckung sicher fühlend. Obwohl es fast unmöglich war, hatte Omi aber trotzdem das Gefühl, ständig beobachtet und überwacht zu werden, was an sich völlig unmöglich war, denn hier unten gab es keine Wachen und die Videokameras hatte er lahm gelegt und in eine Endlosschleife gepackt. Stirn runzelnd versuchte er, das dumme Gefühl zu ignorieren und sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Nicht nur Omi hatte dieses Gefühl. Jeder im Team konnte es spüren, was sie alle wohl nur noch wachsamer machte. Selbst Aya fragte sich, ob sie vielleicht irgendetwas übersehen hatten, irgendeine Kleinigkeit die ihnen noch in die Quere kommen konnte. So vor sich hingrübelnd wurde Aya unachtsam. Doch noch bevor der Schuss fallen konnte, ging der Wachmann, der sich von hinten an den Weiß-Leader angeschlichen hatte auch schon zu Boden. Mit aufgerissenen Augen lag er da, wand sich und presste sich die Hände gegen den Kopf bis… Mit einem letzten erstickten Aufschrei war er tot. Blut rann ihm aus Mund und Ohren. Das unverkennbare Markenzeichen Masterminds. Ken bekam von diesem Geschehen nichts mit, vorerst. Doch als er Daisuke weiter in eine dunkle Ecke schob während er vor der Tür des Keller Wache schob, sollte auch er von dieser merkwürdigen Prozedur gerettet werden. Von beiden Seiten des Ganges kamen Wachmänner in Massen. Ken hörte, wie sie ihre Waffen entsicherten und panisch sah er sich um. So viele?? Da hatten sie wohl tatsächlich etwas übersehen. Der erste Schuss fiel, Ken wich aus und griff an. Der nächste Schuss und Ken spürte brennenden Schmerz im linken Oberarm, zischte auf. Als er die Augen, die er kurz geschlossen hatte, wie öffnete, waren die Wachmänner entwaffnet und lagen am Boden, hielten sich die Köpfe. Nur wenige Sekunden später waren auch sie alle tot und Ken erstarrte. Aya schnappte überrascht nach Luft, als er sich davon überzeugt hatte, dass die Wache wirklich tot war. Gehetzt sah er sich um. Das war eindeutig das Werk von Schwarz gewesen! Wo steckten diese Mistkerle? Während er rascher als zuvor weiterlief, warnte er seine Mitstreiter leise: "Passt auf, Schwarz sind hier!" Yohji erstarrte, als er die Worte seines Leaders hörte und knurrte leise. Mit einem boshaften Grinsen auf den Lippen setzte er dann seinen Weg fort. Sollten ihm die Schwarzbastarde nur kommen! Na, wenigstens hatte sie ihnen Arbeit abgenommen, giggelte er leicht hysterisch in sich hinein, als er über einen weiteren toten Wachposten stieg. Mastermind hatte anscheinend zu einem apokalyptischen Rundumschlag ausgeholt. Was Yohji an der ganzen Sache nur wunderte, war der Fakt, dass zwar alle Wachen umgekommen waren, aber anscheinend keinem einzigen von Weiß etwas geschehen war. Wieso? Wenn Mastermind schon mal dabei war, wäre es doch ein leichtes gewesen, sie auch gleich mit zu erledigen. Entschlossen diese Fragen auf später verschiebend, rannte er nun unvorsichtig laut weiter, seinem Ziel entgegen. Ken hingegen war wohl der einzige, der wusste, dass es gar nicht schwarz gewesen sein konnten. Schuldig war in Amerika. Über die Entfernung einen solchen Schlag auszuführen, war doch sicher auch für Mastermind unmöglich. Langsam glitt sein Blick Daisuke, der sich mit bedröppelter Miene den eigenen Kopf hielt und leicht wankend auf dem Boden saß. Damit war die Sache ja wohl klar. Daisuke… „Oh man…“, wisperte er leise und hob den Jungen hoch. „Du machst Sachen…“ Er lächelte leicht und musterte den Jungen etwas besorgt. Dai sah nun mehr als nur müde aus. Und tatsächlich legte er grade den Kopf aus Kens Schulter, als er auch schon leise schnarchend eingeschlafen war. ~+~ Erst als seine Leute unbeschadet wieder zurück im Koneko waren, konnte Aya aufatmen. Geschafft ließ er sich, ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten, in der Missionskleidung auf die Couch plumpsen und rieb sich müde über das Gesicht. Durchschnaufend legte er den Kopf in den Nacken und versuchte, das Adrenalin, das immer noch durch seinen Körper rauschte, unter Kontrolle zu bringen. "Mein Gott, war das knapp!", murmelte er vor sich hin, ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass Omi, Ken und Yohji ihn hören konnten, da sie sich ebenfalls im Wohnzimmer versammelt hatten. Als er Daisukes leises Schlafschmatzen hörte, hob er den Kopf wieder an und musterte seine Kollegen. Sein Blick blieb an Omi hängen. "Wieso wussten wir nichts davon, dass Schwarz auch dort sein würden?", wollte er unter kühlt von dem Jüngsten wissen. Ken ließ sich auf dem Sessel nieder und bettete Dai in seinem Schoß. „Die waren nicht da… die sind in Amerika…“, nahm er seinen besten Freund auch gleich instinktiv in Schutz und kaum dass er geendet hatte, erstarrte er in seiner Bewegung, starrte den kleinen Daisuke an und spürte wie sein Gesicht heiß wurde. //In Amerika…. Ich darf das gar nicht wissen… wenn keiner hier das weiß, darf ich es auch nicht wissen….//, schoss es ihm durch den Kopf. Er rührte sich nicht, spürte wie sich alle Blicke im Raum in ihn bohrten. Und besonders der Blick seines Leaders schien ihn jeden Moment tot umfallen zu lassen. Ayas Miene ließ erahnen, dass er glaubte, nicht richtig gehört zu haben. "Wie, in Amerika?", hakte er augenblicklich nach. "Und woher willst ausgerechnet du..." Er stockte, seine Augen glitten von Kens Gesicht, das sie bisher sezierend gemustert hatten, auf die kleine, schlafende Gestalt auf dessen Schoss. Ganz automatisch schüttelte er leicht den Kopf, als könne er nicht fassen, was ihm gerade aufging. "Du hast uns Masterminds Sohn ins Haus gebracht", wisperte er entsetzt. Er fand ein weiteres Mal Kens Blick und erwiderte ihn mit einer Kälte, die tiefstem Abscheu und Hass entsprang. Ken schluckte schwer, sah Aya aber nun direkt an und presste Daisuke leicht an sich. „Er hat uns heute allen das Leben gerettet!“, erinnerte er Aya. Er versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass angst in ihm aufstieg. „Er hat keinem von uns was getan, genauso wenig wie Schuldig uns je was getan hat, auch wenn er uns alle mit einem Schlag hätte auslöschen können!“ er würde jetzt nicht kampflos aufgeben. Jetzt hatte Ken die Chance für das grade zu stehen, was passiert war. Und er hatte die Chance zu beweisen, dass er sowohl zu dem Mann stand, den er abgöttisch liebte, als auch zu dessen Sohn. Sichtlich um seine Fassung beherrscht, blinzelte Aya Ken an. Was waren denn das für neue Töne von dem Jüngeren? Beiläufig bemerkte der Rotschopf, wie Daisuke im Schlaf die Nase kräuselte und die Stirn kurz in Falten legte, als würde ihm irgendetwas gegen den Strich gehen. "Du schaffst ihn SOFORT hier weg", befahl er dem Braunhaarigen kalt. "Es ist mir egal, wo er bleibt - hier jedenfalls nicht mehr!" „Weiß du was?? Das werde ich machen!!“, fauchte Ken aufgebracht. „Ich hätte schon längst gehen sollen! Aber wo wärst du jetzt wenn wir Daisuke nicht gehabt hätten? Wo wären wir alle jetzt???“ er wurde immer lauter, brüllte Aya schon an. „TOT!! Er hat uns verdammt noch mal allen das Leben gerettet!!“ Daisuke quengelte leise und öffnete blinzend die Augen. Schützend legte Ken eine Hand auf den Kopf des kleinen und küsste ihn auf die Stirn. Dann sah er Aya wieder an. „du hast doch bloß Angst vor ihm, weil er anders ist. Du hast Angst, weil er dir sogar in diesem Alter schon überlegen ist…“, meinte er provozierend. „Als du noch nicht wusstest, wessen Sohn er ist hattest du ihn noch gerne…. Du hast angefangen ihn zu mögen!“ Leicht schüttelte er den Kopf, schmunzelte abwertend. „Du lebst nur von Vorurteilen und deinem Hass auf einen Menschen den du gar nicht kennst, Aya! DU… bist schwach und dumm…“ Und damit wandte er sich um und verließ das Wohnzimmer. Sicher. Er hatte weiche Knie und das Herz schlug ihm sonst wo, aber er hatte es Aya gegeben und ihm endlich mal die Meinung gesagt. Yohji und Omi starrte ihm nach. Die Kinnladen der beiden klebten schon fast auf dem Fußboden und ihre Augen waren weit aufgerissen, als sie Ken nachsahen. Langsam und fast als wenn sie sich abgesprochen hätten, schlossen sie die Münder wieder und drehten die Köpfe zu Aya, wichen beide etwas zurück, als wenn sie Angst hätten, dass dieser gleich explodieren würde. In diesem Moment geschah etwas, von dem wohl niemand geglaubt hatte, es würde jemals passieren. Aya atmete tief durch, entspannte sich sichtlich und - schmunzelte verstohlen. "So ist das also", murmelte er mehr zu sich als zu den anderen beiden. Wieder nahm sein Gesicht einen leicht verträumten Ausdruck an, der diesmal allerdings nicht lange blieb. Prüfend schaute er Yohji und Omi an, dann ging ein sichtlicher Ruck durch den schlanken Körper. Aya ging zur Tür, legte eine Hand an den Rahmen, als wenn er für das, was er nun sagen würde, Halt bräuchte. "Ken!", rief er laut in das obere Stockwerk. "Komm her und bring diese kleine Pest mit!" Sein Tonfall verriet nichts von dem weichen Lächeln, das sich über seine Lippen gelegt hatte. Doch Ken reagiert gar nicht mehr. Kleine Pest… soweit kam es noch. „Lass mich in Ruhe!“, fauchte er und knallte seine Tür zu. Daisuke blinzelte ihn viel sagend an, doch Ken grummelte nur leise. „Der kann mich mal… wenn er sich nicht entschuldigt…“ Doch Daisuke unterbrach ihn laut: „NEIIIIN!“ Ken sah ihn an und hob die Brauen. „Was nein? Er soll sich nicht entschuldigen?“, fragte er nach, stellte eine Tasche neben Daisuke aufs Bett und begann seine Sachen zu packen. Bis Schuldig wieder da war, würde er in dessen Wohnung wohnen, egal was Aya davon hielt. „NEIIIIN!!!“ Bockig hinderte Daisuke ihn daran noch mehr Sachen in die Tasche zu packen indem r einfach alles was Ken hinein tat, wieder herauszog und auf den Boden warf. Okay, es sah tatsächlich so aus, als hätte sich Ken in die Schmollecke verzogen. Leise seufzend stieg Aya die Stufen nach oben und öffnete vorsichtig Kens Tür. Einen Augenblick lang beobachtete er seinen Kameraden und dessen "Ziehkind" mit schief gelegtem Kopf. "Ken?", sprach er den Anderen von hinten ruhig an, rechnete aber weder mit einer Antwort, noch damit, dass sich der Brünette zu ihm umdrehen würde. "Ist ER dir das wirklich wert?" Dabei ließ er allerdings offen, wen er denn nun meinte: Daisuke oder dessen Vater. Und grade weile Aya es offen ließ und Ken grade ziemlich resigniert versuchte wieder alles in die Tasche zu stopfen, wirbelte er schließlich herum. Irgendwas in ihm war dagegen Aya anzuschreien, obwohl ihm grade wirklich danach war. Dennoch blieb er ruhig. „Sie sind es mir beide wert…“, sagte er schließlich und hielt ein Shirt von Daisuke in der Hand. Der streckte die Beine nach vorne, hielt sich an den eigenen kleinen Füßen fest und lachte herzhaft, wippte ein wenig auf dem Bett rum. Ken sah zu ihm, lächelte und sah wieder zu Aya. Ayas Blick fiel auf Daisukes muntere Aktion und dadurch huschte wieder ein kleines Lächeln über seine Lippen. Ein wenig ernster wandte er sich danach wieder Ken zu. "Ich hab mich mit einem Takatori im Haus abgefunden, ich werde mich auch mit einem Schwarzsprössling abfinden können", erklärte er dem Anderen in aller Ruhe und ohne besondere Emotion in der Stimme. Was er eigentlich damit sagen wollte, war etwas ganz anderes, aber er hoffte, er würde es nicht wirklich aussprechen müssen. Noch dazu, weil er gar nicht wusste, woher dieser plötzliche Stimmungsumschwung überhaupt kam. Oder besser: er wusste es, verdrängte es aber. Seufzend ließ sich Ken neben Dai aufs Bett sinken und verhinderte grade noch, dass dieser noch vorne runterpurzelte. „Schön…“, murmelte er dann nur und hob Dai auf seine Arme, trat mit ihm auf Aya zu. Quietschend strahlte der kleine Aya an. „Er tut ja auch keinem von uns was…“, lächelte er dann und Dai streckte die kurzen Ärmchen nach Aya aus. „Und er mag dich…“ Schon kletterte Dai, ohne dass Ken etwas unternehmen konnte, zu Aya auf den Arm und zupfte wieder an dessen Haarsträhnen. „Engchen fliiiieg?“ "Jetzt nicht", antwortete der Weißleader dem kleinen Telepathen beiläufig, behielt den Jungen aber auf seinem Arm. Er sah Ken fest in die Augen, die wie gewohnt ausdrucksvoll leuchteten. "Ich hoffe wirklich, er enttäuscht dich nicht", sagte er still und ernst, wobei es diesmal keine Frage war, wen er meinte. Ein weiteres Mal erschien das kleine Lächeln auf seinen Zügen. "Bedank dich bei dem kleinen Teufel da", informierte er Ken. "Wenn er mich mit seiner Telepathie auch nicht völlig einwickeln kann, hat er doch dafür gesorgt, dass mir einiges klar wird." Grinsend piekte er dem quietschenden Bündel auf seinem Arm in den Bauch. "Der ist jetzt schon besser als sein Vater..." Ken schmunzelte leicht. „Ja… Wenn ich ihm das erzähle..“, grinste er frech und zwinkerte Dai dann zu. Als der herzhaft gähnte, nahm Ken ihn wieder im empfang und packte ihn ins Bettchen. „Schlafenszeit du kleiner Killer… Anstrengende Mission war das…“, lächelte er sanft und deckte den Jungen zu. Daisuke bekam noch einen Gutenachtkuss und dann löste sich Ken schließlich, verließ zusammen mit Aya das Zimmer. „Ehm… danke…“, murmelte er dann noch leise ohne Aya anzusehen. Ein knappes Nicken war Ayas einzige Antwort. Ihm war immer noch nicht wohl bei dem Gedanken, einen derart starken Telepathen im Koneko zu haben. Andererseits: Was wollte Dai mit seinen kaum eineinviertel Jahren schon groß ausplaudern? Außerdem war Aya klar, dass er seinen Kameraden kaum von dem Telepathenpärchen fernhalten konnte, wenn der das nicht wollte. Der Weißleader hoffte, dass Ken erwachsen genug war, um sie nicht wirklich zu verraten. Denn dann würde auch noch so viel Verständnis den Braunhaarigen nicht mehr retten können. ~*~tbc~*~ Kapitel 13: Erlösung -------------------- 13. Kapitel – Erlösung Die nächsten Tagen schleppten sich nur so dahin. Langsam und träge und mit einem immer schlechter gelaunten Ken. Tag und Nacht, zu den verschiedensten Uhrzeiten, hatte er nun schon versucht den Deutschen zu erreichen. Doch nichts. Er hatte versucht mental nach ihm zu schreien, hatte versucht ihm eine SMS nach der anderen zu schicken. Doch sein Handy schwieg ihn nur an. Keine Antworten auf seine SMS, in denen er jeden Tag erzählte, was passiert war, wie Dai seine neuen Wörter lernte und immer sicherer zu Fuß war. Von der Mission hatte er berichtet und davon wie er sich hinterher mit Aya gestritten hatte, davon, dass nun alle Bescheid wussten. Und immer wieder schrieb er, dass er Schuldig vermisste und dass er sich freute, wenn der wieder in Tokyo war. Doch keine Antworten kamen… als wenn der Telepath einfach… verschwunden wäre. Vielleicht würde Schuldig nicht mehr zurückkommen? Vielleicht hatte er genug von Daisuke und von ihm, davon dass Dai sie immer gestört hatte und davon dass das Vater sein so viel Verantwortung mit sich trug. Als Ken sich in dem Gedanken verhedderte, dass Schuldig sich vielleicht nie wieder melden würde, kullerten ihm auf einmal ein paar Tränen über die Wangen. Er saß in seinem Zimmer am Fenster, Dai schlief, alle viere von sich gestreckt, in seinem Bett und der Vollmond tauchte das Zimmer in ein silbriges Licht. Plötzlich begann Ken zu frieren. Eisige Kälte kroch aus seinem Inneren empor und schrie nach Schuldig, schrie danach, dass der Telepath endlich zurückkommen und bei ihm sein sollte. So oder ähnlich vergingen auch noch die nächsten drei Tage. Kein Zeichen von Schuldig. Als Ken eines Morgens dann müde und deprimiert ins Bad taperte, war er sehr froh, dass Omi den Kleinen heute Nacht bei sich gehabt hatte und auch versprochen hatte, sich den Vormittag über um Dai zu kümmern. So würde Ken mal wieder dazu kommen, Sport zu machen… Morgen war der Tag, an dem Schuldig eigentlich zurückkehren sollte und mit jeder Stunde hatte Ken mehr Angst, dass der Telepath nicht kam… Er hatte niemandem von diesen Ängsten erzählt, auch Omi nicht. Doch jeder im Haus, auch Dai, merkte dass es Ken nicht gut ging. Aber der Braunhaarige verbarg es so gut es nur ging, besonders dann wenn Aya in der Nähe war. Er würde seinem Leader nicht die Genugtuung geben, recht gehabt zu haben. Den ganzen Tag über behielt Ken sein Handy im Auge. Ein Zeichen, ein Geflüster, irgendetwas? Doch das Handy schwieg, sodass Ken manchmal schon das Gefühl hatte, es sei kaputt. Also verbrachte er den Nachtmittag stumpf damit, mit Omi den Laden zu schmeißen, während Aya im Wohnzimmer saß und ein Auge auf Dai warf… ~+~ Schuldig hatte in Amerika jeden Versuch Kens, ihn anzurufen, mitbekommen, und jede SMS des Braunhaarigen mit zitternden Händen gelesen. Doch er brachte es nicht über sich, ihm zu antworten. Er sehnte sich so sehr nach seinem Sohn und auch nach Ken, dass es ihm schon körperlich weh tat. Wie hätte er DAS in einer SMS sagen sollen? Und wenn er Ken angerufen hätte... wäre glasklar gewesen, wo das wieder geendet hätte. Noch dazu war der Telepath immer noch ein wenig angefressen über den Ausgang ihres letzten Telefonates. Es war wirklich nicht grade berauschend, kurz vor der Erlösung ein "Hng... Yohji!" zu hören und dann nur noch das Tuten der unterbrochenen Leitung. In den ersten Tagen hatte er nicht gewusst, ob er Ken überhaupt jemals wieder sehen wollte. Ihre Mission war gut verlaufen, so gut, dass sie - auf sein Drängen hin - sogar einen Tag eher als geplant nach Japan zurückkehrten. Allerdings war es schon fast zwei Uhr morgens, als sie endlich aus der Flughafenhalle in die hell erleuchtete Dunkelheit Tokyos traten. Schuldig beorderte das nächstbeste Taxi zu sich, sprang hinein und ließ sich nach Hause bringen. Endlich! Endlich wieder daheim! Schon auf der Fahrt überkam ihn allerdings ein seltsames Gefühl der Einsamkeit. Niemand würde auf ihn warten... Seufzend und ungewohnt nachdenklich betrat er seine Wohnung, stellte seine Tasche einfach ab, ohne auch nur einen Gedanken ans Auspacken zu verschwenden, und stellte sich an das Panoramafenster. Blicklos sah er auf die herrliche Skyline, seine Gedanken wurden dabei einzig von Ken beherrscht. Erst sein Magenknurren riss ihn aus der Lethargie. Er griff zum Telefon und war automatisch schon dabei, Kens Nummer zu wählen, als er sich einen Narren schimpfte. Er würde den Weiß sicher nicht noch einmal mitten in der Nacht aus dem Schlaf reißen... Noch dazu konnte Ken auch nichts gegen seinen, Schuldigs, Hunger tun. Jedenfalls nicht gegen _diesen_ Hunger... Über sich selbst den Kopf schüttelnd, wählte er die Nummer eines Pizzaservices. Und tatsächlich dauerte es nicht lange und Schuldigs Hunger sollte gestillt werden. Während einige Kilometer entfernt ein zutiefst trauriger und deprimierter Ken in seinem Bett lag und den Mond anstarrte, klingelte es bei Schuldig an der Haustür und der braunhaarige Pizzabote zückte schon mal die Rechnung der ausgelieferten Bestellung. Schuldig öffnete die Tür und prallte atemlos zurück. Im ersten Moment hatte er gedacht, Ken stünde vor ihm. Mit flackerndem Blick, zitternden Knien und einem lodernden Gefühl, das in seinem Magen einfach explodieren wollte, bat er den überraschten jungen Mann in seine Wohnung. Den Blick, mit dem der Telepath die Gestalt des Pizzaboten musterte, hätten sowohl Ken als auch Daisuke eindeutig erkannt... Und nicht nur die beiden. Auch dem jungen Mann, der nun eintrat und Schuldig noch einen prüfenden Blick zuwarf, entging das nicht. „Das macht dann 1678 Yen…“, kam es fast schon in einem anzüglichen, wenn auch leicht austestenden Ton von dem Kleineren und ohne den Blick von den hypnotisierenden Augen des Deutschen zu nehmen, stellte er die Pizza auf den Tisch neben sich, legte die Rechnung darauf. Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, zog Schuldig Geld aus seiner Hosentasche und hielt es dem Anderen hin. Als der danach griff, ließ der Telepath nicht wie erwartet los, sondern zog ihn an dem Papierstück zu sich. Der Hunger auf Pizza war Geschichte, der Hunger der anderen Art wütete jetzt in ihm und ließ ihn alles andere vergessen. ~+~ Grade war Ken am Wegdösen gewesen, da zuckte er wie von der Tarantel gestochen hoch und starrte in die Dunkelheit. Oder besser gesagt in das, was vor seinen Augen noch von Dunkelheit übrig war. Zuerst hatte er gedacht es wäre ein Wunschtraum gewesen, ein ersehntes Flehen ins Leere, dass er Schuldig und sich sah. Ein Traum davon, wie Schuldig gierig über ihn herfiel. Doch dann hatte er es erkannt. Das war nicht er gewesen. Und er schlief auch noch nicht, also war es kein Traum. Viel mehr war es so etwas wie eine Vision. Langsam glitt sein Blick zum Bett Dais. Es war leer. Ach ja… der Kleine schlief wieder bei Omi. Ken wischte sich übers Gesicht, versuchte die Bilder von Schuldig und dem Fremden zu vergessen. Doch sie verschwanden nicht. Und wenn…. Ken sprang auf und hatte das Gefühl sich in seinem Leben noch nicht so schnell angezogen zu haben. Schuldig war zurück! Er angelte nach seinem Handy und wählte die Nummer. Niemand nahm ab. Doch wenigstens meldete sich nicht wieder die Mailbox. Er legte wieder auf, schnappte sich seine Jacke, in der sich alles wichtige befand und rannte los. Die Bilder wollten nicht verschwinden und inzwischen hallte Schuldigs Stöhnen in seinem Kopf wieder. ~+~ Eine Viertelstunde später schrie der Deutsche überrascht auf und schnappte nach Luft - allerdings war das keine Folge der ersehnten Erleichterung. Im Eifer des Gefechts war er mitsamt seinem kleinen Lover von der Couch auf den Boden gefallen. Bei dem Sturz war er auf dem Rücken aufgekommen, den er sich in Amerika schon angeknackst hatte. Beißender Schmerz fraß sich durch seinen Körper und raubte ihm den Atem. Wütend fluchte er vor sich hin, während er den Anderen von sich schob. Von Lust war keine Spur mehr, dafür tat der Nerv, den er sich eingeklemmt hatte, einfach zu weh. Von dem Deutschen vollkommen zur Schnecke gemacht, verzichtete der Pizzabote dann auch darauf, ihm wieder auf die Beine zu helfen. Stattdessen zog er sich hastig wieder an, schnappte sich sein Geld und machte sich vom Acker. Auf der Treppe stieß er fast mit einem Mann zusammen, der ihm nicht ganz unähnlich war, doch er sagte nichts, schloss nur noch seine Hose und rannte die Treppe ganz hinunter. Ken starrte dem Mann nach, der da grade mit offener Hose und rotem Gesicht aus Schuldigs Wohnung gekommen war. Das war doch… Langsam trat Ken in die Wohnung ein, sah wie Schuldig sich mühsam wieder auf die Beine hievte. Da stand er, mitten im Wohnzimmer mit nichts an als seiner Haut, zerzausten Haaren und schmerzverzerrtem Gesicht. „WER war das?!“, fauchte er auch so gleich und kämpfte sichtlich damit nicht die Kontrolle zu verlieren. Schuldig war so damit beschäftigt, den Schmerz niederzukämpfen und nach Luft zu schnappen, dass er Ken erst registrierte, als der ihn ansprach - oder doch eher anschrie. Stöhnend und mit verzerrtem Gesicht richtete er sich endlich ganz auf und drehte sich vorsichtig zu Ken um. Wenigstens gab ihm das Zeit, sich seine Antwort zu überlegen. "Ich freu mich auch, dich zu sehen", brachte er atemlos und schwach heraus. "Hast du Hunger? Da liegt Pizza..." Er kannte die Schwäche des Anderen für Mafiatorte und ihm selbst war der Appetit gehörig vergangen... "Und schrei hier nicht so rum, es ist gleich drei Uhr nachts!", erinnerte er den Weiß. Doch sowohl die Uhrzeit als auch die Pizza konnten Ken grade gestohlen bleiben. Er schloss laut die Tür hinter sich und sah Schuldig wütend an. „Ich kümmre mich um deinen Sohn, riskiere alles, damit du nach Amerika kannst, fütter Daisuke durch und schlepp ihn sogar selber mit auf Mission und du meldest dich plötzlich nicht mehr!! Verdammt, ich hab mir Sorgen gemacht!! Und jetzt erfahre ich von DEINEM Sohn, dass du statt dich endlich zu melden und Bescheid zu geben, dass du zurück bist und dass du wohl auf bist, lieber mit einem verfluchten _Pizzaboten_ rumvögelst???! Das kann doch nicht dein Ernst sein!!“ "Klar, das nächste Mal ruf ich um zwei Uhr nachts bei dir an, um dir zu sagen, dass ich wieder da bin!", giftete Schuldig sofort zurück. "Damit du wieder meckern kannst, dass ich dich aufwecke, oder wie? Dass du dich mit Dai hast rumärgern müssen, tut mir schrecklich leid! Es wird nicht wieder vorkommen. Du hättest mir auch gleich sagen können, dass das so schlimm für dich ist! Außerdem wär ich an deiner Stelle lieber ganz still! Wer hat denn mit Yohji eine flotte Nummer in der Küche geschoben, du oder ich?" Auf die anderen Vorwürfe ging der Orangehead erst mal nicht näher ein; er war nicht in der Stimmung, zuzugeben, wieso er sich bei dem Braunhaarigen nicht mehr gemeldet hatte. Er machte einen unbedachten Schritt auf Ken zu und ging zischend in die Knie, als dabei wieder rotglühender Schmerz durch seinen Körper zuckte. Zuerst starrte Ken den Anderen nur verdattert an. Als dieser allerdings zusammensackte, waren seine Reflexe schneller als sein Gehirn. Noch ehe Schuldig auf dem Boden aufkam, hatte Ken ihn abgefangen. „Was?? Ich hatte doch nichts mit…“ Doch er brach und starrte Schuldig an. Die Szene von ihrem letzten Telefonat flammte in ihm auf und er meinte endlich zu verstehen was los war. „Nein… nein ich hatte nichts mit Yohji.. ich bitte dich… der ist…hach…“ Er winkte nur ab und half Schuldig dann, sich aufs Sofa zu setzen, fuhr sich übers Gesicht und atmete durch. „Er ist reingeplatzt… In die Küche… als ich…“ Ken wurde rot und er wusste nicht wieso. Schuldig wusste doch, _was_ er da grade getan hatte. "Ach ja? Das hatte sich aber ganz anders angehört!", verteidigte er seinen Standpunkt. Eigentlich war ihm trotz des Schmerzes zum Lachen. Ken hatte nichts mit Yohji gehabt, in dem Punkt glaubte er dem Weiß. Aber genauso wenig hatte er den Pizzaboten vernascht. Der kleine 'Unfall' war geschehen, bevor sie richtig zur Sache gekommen waren... "Wo hast du eigentlich Dai gelassen?", erkundigte sich der Telepath, dem soeben aufging, dass er gerade zum ersten Mal mit Ken völlig allein war - mitten in der Nacht. Ken war immer noch rot und zog eine Braue hoch. Er hatte noch immer das Gefühl, dass Schuldig ihm nicht glauben wollte. „Bei Omi…“, meinte er nur, musterte Schuldig weiter. „Ich hatte wirklich nichts mit ihm, Schu… Er ist reingeplatzt und hat sich praktisch auf mich gestürzt… Ich hab ihn zur Sau gemacht und das wars… und dann hab ich dich nicht mehr erreicht und…“ Ken brach ab. Das Funkeln in Schuldigs Augen und das leichte Lächeln, dass sich aufgrund seines Gestammels auf die Lippen des Telepathen geschlichen hatte, ließen ihn verstummen. Schuldig legte die Hand in Kens Nacken und zog ihn langsam zu sich. Dabei ignorierte er gekonnt das brennende Ziehen in seinem Körper. Kurz bevor seine Lippen Kens berühren konnten, stoppte er. "Ich hab mit dem Pizzajungen auch nicht wirklich gevögelt", nuschelte er lächelnd. "Aber wir wären jetzt grad mal allein... Ich weiß nur nicht, in wie weit ich mich rühren kann. Es wird wohl an dir hängen bleiben, dir zu holen, was du willst." Dabei sah er fest und mit deutlichem Verlangen in die braunen Augen seines Gegenübers und hoffte, dass es wirklich so einfach werden würde... Und es war so einfach. Die dunkle Stimme seines Gegenübers machte ihn schier wahnsinnig. Und endlich hörte er sie nicht nur übers Telefon. Ken zögerte nicht mehr. Kaum dass Schuldig ausgesprochen hatte, presste er seine Lippen auf die des Anderen und drückte ihn doch etwas schwungvoller als geplant nach hinten. Doch er löste sich nicht, sorgte dafür, dass Schuldig gemütlich lag und küsste ihn mit ungebändigtem Verlangen. Endlich… endlich war Schuldig wieder da und endlich konnte er ihm nah sein – so nah wie noch nie. Erleichtert aufatmend schlang der Telepath seine Arme fest um seinen Lover und erwiderte den Kuss mit einer Leidenschaft, die ihn selbst überraschte. Seine Hände wanderten fahrig über Kens Rücken, schoben das Shirt des Kleineren nach oben, um endlich die blanke, warme Haut berühren zu können. Leises Stöhnen mischte sich von seiner Seite aus in den Kuss, als er wirklich realisierte, was hier gerade geschah. Und das schönste daran: niemand konnte sie jetzt noch davon abhalten, endlich miteinander zu schlafen! Die Hände des nackten Mannes machten ihn noch heißer. Er hatte das Gefühl aus allen Poren zu schwitzen, doch eine Gänsehaut zog sich über seine weiche Haut. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Breitbeinig kniete er sich über Schuldig, löste den Kuss dann schließlich und richtete den Oberkörper auf. Langsam und neckisch zog er sich das Shirt über den Kopf und warf es bei Seite, offenbarte Schuldig somit einen gut trainierten und gebräunten Körper. Aber lange hielt Ken das so nicht aus. Seine Lippen sehnten sich nach denen des Anderen und so beugte er sich wieder vor, leckte Schuldig flehend über die Lippen um den Gegenpart hervorzulocken. Seine Augen waren halb geschlossen und er beobachtete den Telepathen aus seinen braunen lustverschleierten Iriden. Atemlos hatte Schuldig dem herrlichen Schauspiel zugesehen, das Ken ihm bot. Als er ein weiteres Mal die Zunge des Jüngeren an seinen Lippen spürte, erwachte in ihm der Spieltrieb. Neckend versank er mit Ken in einem wilden, berauschenden Kuss, den er aber nur wenige Sekunden andauern ließ, zog sich dann wieder zurück, um den Braunhaarigen anzusehen und das Spiel von vorn beginnen zu lassen. Imme wieder erhaschte er Schuldigs Lippen. Ken wurde unruhiger und begann nach der Unterlippe des Älteren zu schnappen. Seine Finger suchten sich ihren Weg über die schöne Brust des Telepathen und immer wenn der Kuss andauerte, rieb sich Ken provokant an Schuldigs Hüfte. Zog sich der Telepath zurück um den Kuss zu lösen, hielt Ken auch die Hüfte wieder still. So einfach würde er sich doch nicht von einem gehandycapten Telepathen fertig machen lassen. Leicht zwickte er dem Mann in die Brustwarzen, massierte sie zwischen den Fingerspitzen und streichelte leicht darüber. Leider schien Ken viel zu genau zu wissen, was er tun musste, um Schuldig in den Wahnsinn zu treiben. Wenn er gekonnt hätte, hätte sich Schuldig wie eine Schlange unter Kens Reizungen gewunden. So aber blieb ihm nur, immer lauter zu stöhnen, wenn der Andere wilde Stromstösse durch seinen Körper jagte. Als er das nächste Mal den Kuss unterbrach, landeten seine Hände im Schritt des Jüngeren und knöpften ungeduldig dessen Hose auf. Gleich darauf glitt eine Hand in die Öffnung und traf auf heißes, hartes Fleisch, um das sie sich sofort fest legte. Die andere wanderte zurück zu Kens Rücken, um dort den störenden Stoff nach unten zu schieben, soweit es möglich war. Ken stöhnte laut auf. Nun konnte er nicht mehr an sich halten. Ein kehliges Keuchen kam von ihm und er bewegte seine Hüfte gegen die Hände des Anderen. Immer wieder sah er in das schöne Gesicht unter sich und stöhnte gegen die feuchten Lippen des Telepathen. Es fühlte sich einfach unglaublich an. „Hng….Ha~… Schu…“, presste er hervor, wich vor der massierenden Hand zurück und hielt Schuldigs Handgelenk fest. Seine Selbstbeherrschung war nicht die beste und unter keinen Umständen wollte er _jetzt_ kommen. Er schob die Hände des Telepathen weg, stellte sich aufs Sofa und zog die Hose ganz aus, wobei er fast einen Abgang machte. Doch er konnte sich grade noch halten. Mit einer erregten Röte im Gesicht kniete er sich wieder über den Mann und küsste ihn abermals gierig, rieb sein heiß pulsierendes Fleisch gegen das Schuldigs und stöhnte wieder gegen die verführerischen Lippen. Der Deutsche verdrehte vor Lust die Augen, sein Atem strömte unkontrollierbar über die Lippen. Unbeherrscht zog er Ken wieder an sich, um ihn hungrig und hart zu küssen und ihn so das ganze Verlangen spüren zu lassen, das in ihm brodelte wie ein ausbruchsbereiter Vulkan. Allerdings hatte er seinen Verstand noch soweit beisammen, dass er zu der kleinen Tube greifen konnte, die er vorsorglich unter der Couch platziert hatte - für alle Fälle... Eilig schraubte er die Tube auf, drückte eine kleine Menge des glitschigen Inhalts heraus und landete danach zielsicher mit den eingegelten Fingern zwischen Kens Pobacken. Sanft und doch aufreizend massierte er das feuchte Gel in die weiche Haut des Muskels, tippte dabei immer wieder auch den Muskelring selbst an, bis er sich plötzlich für ihn öffnete und sein Finger bis zum ersten Gelenk in der berauschenden Enge verschwand. Ken hatte das Gefühl, dass seine Kraft nach und nach schwand. Mit jeder Sekunde die Schuldig ihn an dieser empfindlichen Stelle berührte. Seine Arme geben nach und er sackte mit der Brust auf die des Telepathen. Doch seine Hüfte reckte er den Fingern entgegen, wand sich vor Lust auf dem Anderen und verbiss sich mit einem dunklen Grollen in dessen Schulter, als er endlich den ersten Finger in sich gleiten spürte. „Mehr….“, presste er hervor, drängte sich gegen den Finger, sodass er automatisch ein wenig tiefer glitt. „Hng…“ Mit rauer Zunge leckte er fast schon bettelnd über die linke Brustwarze seines Lovers und biss leicht hinein. Aus hungrigen Augen sah Ken zu dem Mann auf. „Tiefer….“ Das war auch für Schuldig beinahe zuviel. Aufkeuchend schob er einen zweiten Finger in die unbeschreibliche Hitze und gab Ken, was der sich wünschte. Mehr aus Versehen als aus Absicht streifte er dabei den Sweetspot des Kleineren und merkte an dessen wildem Aufschrei, wie nahe er sich schon an der Grenze befand. Ohne zu überlegen entzog der Telepath seinem Lover die Finger und raunte heiser: "Den Rest wirst du selber machen müssen..." Ken musste erstmal wieder zu Atem kommen und versuchte dabei die Sternchen vor seinen Augen wegzublinzeln. Schwer atmend stemmte er sich hoch, sah den Anderen an und streichelte sanft aber neckisch über Schuldigs volle Länge. Ohne noch etwas zu sagen oder zu überlegen, führte er sie zu seinem nicht sonderlich gut geweiteten Eingang. Es war ihm egal. Er wollte Schuldig – JETZT! Und das bekam er auch. Den Kopf leicht in den Nacken drückend, ließ er sich auf die unglaublich harte Erregung seines Geliebten sinken. Er drückte den Rücken durch, stöhnte wieder laut auf. Er hatte das Gefühl jeden Moment ersticken zu müssen, denn der Sauerstoff, den er versuchte einzuatmen, wurde gleich zum Stöhnen gebraucht. Seine Lungen hatten nicht viel davon und auch sein Hirn nicht. Ein angenehmes Schwindelgefühl machte sich in ihm breit und aus blitzenden Augen sah er schließlich zu Schuldig hinab, bewegte leicht die Hüfte. „Oh Gott!“ war alles, was Schuldig heraus brachte, als Ken sich auf ihn setzte und er diese Enge an seinem besten Stück zu spüren bekam. Nach Luft schnappend legte er den Kopf in den Nacken, stöhnte langgezogen auf, als Ken sich zu bewegen begann. Fast schon grob umklammerte er die Hüften seines Gespielen und unterstützte so dessen Takt. Wie von Sinnen fühlte er, wie er mit jeder Abwärtsbewegung des Anderen noch tiefer in ihn tauchte, und hatte das Gefühl, jeden Moment vor Lust platzen zu müssen. Schon jetzt ballte sich vernichtende Energie in seinen Lenden zusammen und ließ den Telepathen beben. „Hng…“ Ken hatte keine Luft mehr zum Stöhnen. Er schnappte nach Atemluft, bewegte sich aber weiter auf Schuldig und wurde dabei immer leidenschaftlicher. Schneller und mutiger ließ er die Hüfte sinken, schob sie dabei immer mal leicht vor oder zurück. Oh ja… das war gut. Endlich. Er krallte sich in die Brust des Anderen. Inzwischen rann ihm der Schweiß über die Brust, ließ seinen Körper im schwachen Licht schimmern. Hitzewellen machten sich in ihm breit und schossen immer zielstrebiger und schneller in seine Körpermitte. Seine Erregung erzitterte leicht und pulsierte wie wild, sehnte sich nach Erlösung, wobei er immer aufs Neue versuchte Schuldig noch tiefer in sich aufzunehmen. Den Kopf immer noch überstreckt und leicht zur Seite gedreht, griff der Orangehead nach dem zuckenden Glied seines Lovers und fing an, es hart im Einklang mit dessen Stößen zu massieren. Jedes Mal, wenn er sich wieder vollständig in Ken befand, wuchs der Feuerball in ihm an und katapultierte ihn in eine noch höhere Sphäre. So gut es ihm möglich war, veränderte er den Winkel, in dem er in den Braunhaarigen glitt, bis ein röchelndes Ächzen ihm verriet, dass er genau die richtige Stelle getroffen hatte. Schuldig hob seinen Kopf an, um seinem Lover mit flackerndem Blick in die Augen sehen zu können. "Ken...", war alles, was er akustisch noch zustande brachte. Doch es reichte um Kens Blick zu erhaschen. Dunkel sah er zu dem Mann hinab und der Anblick, zusammen mit der enormen Härte in seinem Inneren und der kräftigen Hand an seinem eigenen Glied, gab ihm den Rest. Ohne den Blick von Schuldig zu nehmen, stöhnte er wieder laut auf, als sich endlich die gewaltige Energie in ihm befreien konnte und er sich lang und heiß über den Bauch und die Brust Schuldigs entlud. Jeder Muskel in ihm zog sich zusammen wie noch nie, sodass die Enge die Schuldig nun umschloss, fast unerträglich war. Woher Schuldig die Kraft für den ungezügelten Aufschrei nahm, wusste er selber nicht, aber er hallte laut durch die Wohnung. Ken kesselte ihn schmerzhaft ein, reizte ihn dadurch bis zur Unerträglichkeit, massierte die gesamte Länge mit den sich zusammenziehenden Muskeln. Die Lust in dem Orangehaarigen ließ sich nicht mehr kontrollieren, tief in Ken versenkt explodierten seine Lenden und er ergoss sich in unendlichen Sekunden heiß und unglaublich heftig in seinem Gespielen. Keuchend und nach Atem ringend sackte Ken auf dem Deutschen zusammen. Er genoss das Gefühl den Telepathen noch immer in sich zu spüren, genoss das Zucken seines gereizten Eingangs und dass er jeden seiner Muskel noch immer zittern fühlte. Eine Gänsehaut zog sich angenehm über seinen ganzen Leib und für einen Moment hielt Ken es nahezu für unmöglich, die Augen zu öffnen. „Wow…“, hauchte er gegen die verschwitzte Haut seines Lovers. DAS war soeben der beste Orgasmus seines Lebens gewesen. Dem konnte der Telepath nur beipflichten. Die nur langsam nachlassenden Nachbeben seines Höhepunktes mit einen genüsslichen Brummen untermalend, legte er seine Arme um Ken und drückte ihn an sich. /Das war mit das Beste, das ich je erlebt habe/, erzählte er Ken auf seine ganz persönliche Art, da er zum Sprechen gerade eindeutig nicht in der Lage war. Dafür wanderten aber seine Finger zärtlich über die feuchte Haut des Weiß und der Blick, mit dem er Ken ansah, sagte mehr als tausend Worte. Ken erwiderte den Blick sanft und lächelte glücklich. Er strich durch die weichen Strähnen des langen Haares und setzte einen Kuss auf Schuldigs Kinn. „Was dagegen, wenn ich bis morgen früh bleibe…?“, hauchte er dann leise, leckte über die salzige Haut an Schuldigs Schlüsselbein und grinste leicht. „Dann… haben wir noch ein wenig Zeit uns auszuruhen…. Und holen dann morgen Daisuke ab…“ Fragend sah er Älteren an, zog mit der Fingerspitze sanfte Kreise auf dessen Brust. "Klar", lächelte Schuldig erschöpft, schloss die Augen wieder und genoss einfach nur die Nähe und die Geborgenheit, die Ken ihm vermittelte. Doch obwohl er müde und mehr als nur zufrieden war, schaltete sich sein Denken wieder ein. Und damit kam die Angst. Die Angst, sich zu verlieben, sich binden zu wollen und im Endeffekt doch nur alles zu verlieren. Wie schon einmal... Nein, das wollte Schuldig nicht noch einmal erleben. Er hatte Ken gehabt, seine Neugier war gestillt, und damit hatte es sich. Es würde keine Wiederholung geben. Überhaupt war es wohl das Beste, wenn er Ken nicht mehr ganz so oft sah. Es hatte ihm völlig gereicht, wie sehr er den Weiß in Amerika vermisst hatte. Seine Sehnsucht und die Tatsache, dass er in Gedanken stets bei dem Braunhaarigen war und dadurch unkonzentriert gewesen war, hätte ihn ohnehin beinahe das Leben gekostet. Nach dem Aufstehen würde er mit dem Anderen zum Koneko fahren, Daisuke abholen und mit seinem Sohn nach Hause gehen. Allein. Durch diesen Entschluss beruhigt, fielen Schuldig die Augen zu und er schlief friedlich ein. ~*~tbc~*~ Kapitel 14: Schwarz bei Weiß – oder: Yohjis Eifersucht ------------------------------------------------------ 14. Schwarz bei Weiß – oder: Yohjis Eifersucht Als Ken am nächsten Morgen aufwachte, fand er sich auf dem Fußboden wieder. Es war wohl keine so gute Idee gewesen auf dem Sofa zu schlafen. Doch als er sich aufgesetzt und seinen Nacken einmal knacken lassen hatte, sah er, wie der Deutsche noch immer seelenruhig auf dem Sofa lag und schlief. Lächelnd richtete er sich auf und streckte sich, setzte einen Kuss auf Schuldigs Stirn und verschwand leise ins Bad. Erstmal eine Dusche. Vor sich hinträumend stand Ken unter dem heißen Wasser und summte leise vor sich hin. Verschlafen und wegen des Jetlags mit leichten Kopfschmerzen wachte Schuldig auf. Zuerst wusste er gar nicht, wo er sich überhaupt befand oder warum er das Geräusch der Dusche hörte. Dann jedoch fiel ihm alles auf einmal wieder ein. Er war zu hause und hatte die Nacht mit Ken verbracht - eine sehr leidenschaftliche Nacht, die sie beide sich unendlich herbeigesehnt hatten. Damit war auch das laufende Wasser im Bad erklärt: das konnte dann ja wohl nur der Weiß sein. Morgenmufflig vor sich hingrummelnd kämpfte sich Schuldig von der Couch hoch und zuckte sofort zusammen. Genervt verdrehte er die Augen. Seinem Rücken ging es also noch nicht wirklich besser... Missmutig hievte sich der Telepath in die Höhe, um sich in der Küche wenigstens einen starken Kaffee zu gönnen und so seine Lebensgeister dazu zu bringen, so zu tun, als wären sie vorhanden. Als Ken wieder aus der Dusche und aus dem Bad kam, hatte er die Kaffeemaschine schon gehört. Mit einem Handtuch um der Hüfte und sich mit einem anderen die Haare trocken rubbelnd, kam er schließlich ebenfalls in die Küche und setzte einen Kuss zwischen die Schultern des Anderen. „Morgen…“, lächelte er, musterte Schuldigs Stehweise. „Immer noch dein Rücken? Du stehst so komisch…“, stellte er fest und besah sich Schuldigs Rücken genauer, ohne ihn anzufassen. "Mhm", gab Schuldig vage zurück und drehte sich vorsichtig zu seinem Lover um. "Du siehst fertig aus", stellte er nach einem kurzen Blick schmunzelnd fest. "Du bist wohl gar nichts gewöhnt, was?" Während er ein weiteres Mal in den dunklen Augen versank, begann es in seinem Magen erneut zu kribbeln und zu prickeln, so dass er fast unruhig zu zappeln anfing. Ken musterte sein Gegenüber ein wenig eingeschnappt. „Ich hab auf dem Boden geschlafen…. Daran liegt’s…“, verteidigte er sich und stellte sich nah vor den Größeren. „Und zur Not… musst du mich eben an mehr gewöhnen…“, hauchte er und setzte sanfte Küsse auf das Schlüsselbein des Deutschen, streichelte ihm sanft über die Seiten und sah ihn aus leuchtenden braunen Augen an. "Wieso machst du sowas?", erkundigte sich der Telepath ehrlich interessiert. "Wenn du nicht bei mir schlafen magst, hättest du dich auch ins Bett legen können..." Kurz grinste er über das verlockende Angebot. "Na, das kannst du aber jederzeit haben", zwinkerte er dem Kleineren zu. "Schließlich sollst du ja irgendwann mal ne ganze Nacht durchhalten!" Was für Müll redete er hier eigentlich gerade? Stirn runzelnd sah Ken den Anderen an. „Nächstes Mal schlafen wir gleich im Bett und nicht auf dem Sofa… Bei dem schicken Bett, das du dir gekauft hast…“, meinte er nur und küsste sich weiter über die weiche Haut am Hals des Telepathen, leckte leicht bis zum Ohr hoch und knabberte leicht daran. „Außerdem bin nicht ich es, der sich nicht bewegen kann, Hübscher…“ Das war ja klar gewesen. Aber sowas von! Schuldig schnaubte erbost auf. "Warte nur, _bis_ ich mich wieder richtig bewegen kann!", grummelte er vor sich hin. "Dann wirst du dich aber anschauen!" Nicht dass die vergangene Nacht schlecht gewesen wäre - im Gegenteil - aber es war halt doch was anderes, wenn man richtig mitmachen konnte. Ein reichlich unverschämtes Grinsen erschien auf Schuldigs Gesicht. "Du könntest mich jetzt aber auch noch ein wenig massieren, vielleicht geht's dann besser", schlug er doppeldeutig vor. Ken musste wieder grinsen. „Mh… ja das könnte ich machen…“, hauchte er anzüglich. Seine Hand glitt nach Hinten, streichelte sanft über die schmerzende Stelle am Rücken. Die andere fuhr über den Bauch des Telepathen abwärts und streichelte mindestens genauso sanft über die Körpermitte des Mannes. Dabei sah er in die schönen grünen Augen seines Geliebten und leckte ihm provozierend über die Lippen. Vorsichtig begannen beide Hände zu massieren. „Gleich hier…?“ Ja, genau so hatte der Orangehead sich das vorgestellt... Laut sog er die Luft ein, um sie gleich darauf in einem leisen Aufkeuchen wieder auszustoßen. Wie von selbst fielen seine Augen zu und er spürte das bekannte Ziehen im Lendenbereich. Ken turnte ihn unbestreitbar an und wusste obendrein auch noch, was er tun musste, damit er, Schuldig, auch nicht den Hauch einer Chance hatte, dem Braunhaarigen zu widerstehen. Nicht dass er das überhaupt gewollt hätte... Unwillkürlich drückte sich der Telepath nach vorn gegen die streichelnden Finger. Ein leichtes Grinsen legte sich auf Kens Lippen und er begann neckisch Schuldigs Spitze zwischen den Fingern zu massieren. Langsam küsste er sich dabei dessen Brust hinunter, bis er auf den harten Fliesen des Küchenfußbodens zum Knien kam. Eine Hand noch immer am Rücken des Telepathen, glitt die andere nun weiter nach hinten, massierte leicht Schuldigs Hoden und schob dessen Beine dabei weiter auseinander. Seine Lippen begaben sich auf direktem Wege auf Schuldig Erregung zu. Sanft küsste er sich an ihr entlang und leckte dann langsam aber sinnlich den Schaft hinauf bis zur Spitze. Dabei blickte er aus seinen treuen braunen Hundeaugen zu dem Mann auf. Oh Gott! Obwohl Ken noch nicht mal wirklich etwas getan hatte, pulsierte in Schuldig unbarmherzig wilde Erregung auf. Kaum merkliches aber trotzdem gut spürbares Zittern überlief ihn. Nach mehr verlangend vergrub er beide Hände in den braunen Haaren und hielt Ken auf diese Weise fest, während es sich den weichen Lippen entgegendrückte. Ken schloss die Augen und öffnete die Lippen für Schuldig. Hart drang dessen Glied in seine feuchte warme Mundhöhle ein. Die Zähne mit den Lippen abschirmend, umspielte er die heiße Erregung mit flinker Zunge und krallte sich leicht in die Hüfte seines Lovers, während er noch immer Schuldigs Hoden massierte. Leicht drückte er den Rücken durch, schob die eigenen Beine ein Stück auseinander und sorgte so dafür, dass das weiche Handtuch, das bis eben noch seine Körpermitte verdeckt hatte, zu Boden rutschte. Leidenschaftlich und mit leichten Schmatzgeräuschen bewegte er den Kopf gegen Schuldig, passte sich dem vorgegebenen Rhythmus an und machte immer wieder Schluckbewegungen, wenn sich Schuldig tief in seinem Rachen befand. Wenn es nach Schuldig gegangen wäre, hätte Ken ewig so weitermachen können. Theoretisch jedenfalls. Praktisch jedoch hatte ihn der Braunhaarige schon nach nicht mal drei Minuten so weit, dass er es nicht mehr aushielt. Stöhnend zog der Telepath sich aus der warmen Umklammerung und riss seinen Lover auf die Beine. Hastig drehte er ihn um, damit er sich am Tisch abstützen konnte, spreizte die festen Backen weit auseinander und versenkte sich mit einer kräftigen Bewegung tief in den Anderen. Für den Bruchteil einer Sekunde kniff er die Augen zusammen, weil ihm schon wieder ein rotglühender Stich durch den Rücken raste. Doch Schuldig ignorierte das diesmal so gut es ging. Jetzt wollte er Ken vor Lust wimmern hören... Quälend langsam und doch bestimmend hart stieß er in die berauschende Enge. Ken keuchte überrascht auf und fand sich dann auch schon mit der Brust auf dem Tisch wieder. „Hng…“ Doch er kam nicht mehr dazu etwas zu sagen, denn schon kam ihm ein lautes Stöhnen über die Lippen. Er kniff die Augen zusammen, krallte sich in den Tisch und warf den Kopf nach hinten. Seine Beine glitten weiter auseinander, gaben Schuldig mehr Platz und zeigten, wie willig der Japaner war. Als Ken den Schmerz einigermaßen überwunden hatte, begann er sich schwer atmend gegen Schuldig zu bewegen, wollte ihn immer noch tiefer in sich spüren. Und der Telepath gab seinem Lover, was der wollte. Er rammte sich immer wieder so tief es ihm möglich war in den heißen Körper, bis er sich durch Kens hervorragende Vorarbeit nicht mehr beherrschen konnte. Aufstöhnend verströmte er sich tief in den Kleineren, zog sich dann aber sofort zurück und drängte drei Finger durch die geweitete, glitschige Öffnung. Da Ken ja von der ganzen Sache noch nicht viel gehabt hatte, würde der jetzt seine Erlösung anders bekommen... Entschlossen rieb Schuldig über die angeschwollene Prostata des Jüngeren, schloss dabei die andere Hand fest um die hochaufragende, pulsierende Härte seines Gespielen und massierte sie im gleichen Takt, in dem er mit den Fingern in ihn stieß. Ken zischte auf, als er den heißen Samen spürte. Doch er hatte nicht viel Zeit, sich zu fangen und zu Atem zu kommen, stattdessen grollte wieder sein dunkles Stöhnen durch die Wohnung und er wand sich mehr und mehr unter der fast schon groben Behandlung des Älteren. „Hng… haa~“ Seine Hüfte bewegte sich zuckend und unkontrolliert gegen die verwöhnenden Hände, doch Ken hatte sich gar nicht mehr unter Kontrolle. Hart kratzte er über das helle Holz des Tisches, hinterließ dabei tiefe Kratzer auf der teuren Tischplatte und stöhnte immer wieder auf. Das Spiel seiner Muskeln unter der verschwitzten Haut war eine wahre Augenweide und die Klänge seines Stöhnens unverkennbar. „Hng.. Schu!“, presste er hervor. Doch auch er konnte sich nun nicht mehr halten, so sehr er es auch genoss und so gern er es auch noch fortgesetzt hätte. Mit einem lauten Aufschrei spannte er sich an und warf den Kopf nach hinten, während er sich stoßweise über die Hand des Deutschen ergoss und sein Samen auch auf Tisch und Boden landete. Das war ein Anblick, den Schuldig definitiv immer wieder erleben wollte. Alle Überlegungen von zuvor bei Seite schiebend, wirbelte er seinen Lover wieder zu sich herum, warf die Arme um ihn und überfiel ihn mit einem leidenschaftlichen und doch liebevollen Kuss. Sein Herz machte dabei glückliche Purzelbäume und Wärme breitete sich in ihm aus. Ken konnte bestimmt fühlen, was in ihm vorging, da musste er es nicht auch noch aussprechen. Ken war noch immer außer Atem. Doch er genoss den Kuss, erwiderte ihn mit derselben liebvollen Leidenschaft und drückte sich gegen den Mann, schlang die Arme um dessen Nacken und seufzte wohlig auf. Er wollte den Kuss lösen, wollte das sagen, was Schu nicht über die Lippen brachte, doch der Telepath entließ ihn nicht aus dem Kuss. Seine Hände streichelten sanft über den verschwitzten Körper des Anderen und er drängte sich so nah es nur ging an ihn. //Ich liebe dich…. So sehr….// Schuldig empfing Kens Gedanken klar und deutlich. Ihm stockte für einen Moment der Atem und er unterbrach den Kuss jetzt doch. Ein Lächeln, das den ernsten Blick trotzdem nicht aus den grünen Augen vertreiben konnte, huschte über das entspannte Gesicht des Älteren. "Ich weiß", antwortete er lapidar, obwohl ihm bewusst war, was Ken eigentlich hatte hören wollen. Aber irgendetwas in ihm sperrte sich dagegen, die verhängnisvollen drei Worte auch nur zu denken, geschweige denn zu sagen. Ken sah in die schönen Augen seines Gegenübers und schmunzelte leicht, senkte dann fast schon enttäuscht den Blick. „Na das hoff ich doch…“, wisperte er leise und setzte noch einen Kuss auf die feuchte Brust des Anderen. Dann löste er sich langsam, lächelte Schuldig noch einmal an und zog ihn dann hinter sich her ins Bad. „Noch eine Dusche für uns zwei und dann holen wir deinen Sohn ab…“ Auch wenn Schuldig noch ein wenig außer Atem war und sich auch von Kens Anblick noch nicht ganz losreißen konnte, legte sich schon wieder ein breites, dreckiges Grinsen über seine Lippen. Soso, duschen also. Na, dabei würde es doch sicher nicht bleiben... Folgsam trabte er hinter Ken her, froh, dass der nicht auf eine Erwiderung seines Liebesgeständnisses bestanden hatte. Bis er soweit war, würde es wohl noch ein wenig dauern. Oder auch länger... Ken ließ Schuldig erst los, als sie im Bad waren. Er stieg unter die Dusche und schaltete das Wasser ein, sah den Deutschen dabei auffordernd an. „Na komm schon… das warme Wasser wird deinem Rücken gut tun…“, sagte er und drehte das Wasser noch wärmer, sodass es fast schon heiß über seinen Körper rann. Er schloss die Augen, legte den Kopf nach hinten und hing in Gedanken noch immer an Schuldigs Erwiderung auf sein Geständnis. Es schmerzte, doch Ken sagte nichts mehr dazu, versuchte es zu verdrängen. ~+~ Etwa drei Stunden und noch ein paar heiße Erlebnisse später stand Schuldig mit Ken in der Nähe des Koneko. "Und wenn wir den Quengel einfach bei Omi lassen und du dafür bei mir bleibst?" Hoffnungsvoll sah der Telepath seinen Lover an. Die Zeit mit Ken und ohne Dai war viel zu schön gewesen und der Orangehead wollte sich gar nicht vorstellen, wieder ständig von dem Kleinen bei diversen Aktivitäten gestört zu werden. Wann würden sie mit dem Energiebündel von Kleinkind wohl das nächste Mal Zeit für eine aufregende Liebesnacht haben? Ken schmunzelte nur leicht und schüttelte den Kopf. „Ich glaube kaum, dass damit einer der Beteiligten wirklich glücklich wäre…“, sagte er und zwinkerte Schuldig zu. „Na komm…“ Und damit schnappte er sich einfach die Hand des Telepathen und zog ihn mit sich. Alle hier wussten, wessen Sohn der Kleine war und Ken hoffte, dass sich auch Aya schon darauf vorbereitet hatte, dass Schuldig hier eines Tages aufkreuzen würde. Wenn nicht… Ja… Was wenn nicht? Sie würden es gleich erfahren. Ohne Schuldig loszulassen, führte er ihn mit durch den Laden, wo momentan niemand war, und die Treppe hinauf in die Wohnung. „Omi??“, rief er und schaute in die Küche. Schuldig dachte für einen Moment, dass ihm das Herz stehenbleiben würde. Ken zog ihn anscheinend ohne nachzudenken einfach in die Wohnung der Weiß - sozusagen mitten in die Höhle des Löwen... Der Telepath zuckte zusammen, als der Fußballer dann auch noch laut durch die ganze Wohnung nach Omi rief. Der Blonde zuckte im übrigen ebenso zusammen, als er seinen Kopf aus einem Zimmer streckte und sich dem Schwarz gegenüber sah. Doch Omi hatte sich sofort wieder im Griff und ließ sich seine Nervosität nicht anmerken, als er die Tür zu seinem Reich einladend öffnete und Ken samt dessen Lover einließ. Ken grinste nur. Er hatte durchaus registriert, dass seinem besten Freund für ein paar Sekunden die Gesichtszüge entglitten waren. Doch er war sich sicher, dass Omi wohl am besten mit Schuldigs Anwesenheit klarkommen würde. „Na, Kleiner…“ Er wuschelte Omi durchs Haar und lächelte ihn an. „Hat Dai sich benommen?“ „NEIIIN!“, quietschte es auch sogleich vom Bett des Weißjüngsten zu ihnen hinüber und lachend sah Dai die beiden an. „Papaaaaaa!“ Er streckte die Arme nach Schuldig aus und strahlte ihn erfreut an. Ken schmunzelte nur und ließ nun Schuldigs Hand los, damit der zu seinem Sohn konnte. Die Freude, seinen Sohn wieder zusehen, hielt sich bei Schuldig tatsächlich die Waage mit der Enttäuschung, mit Ken nun nicht mehr allein sein zu können. Er warf seinem Schatz noch einen letzten, wehmütigen Blick zu, strahlte dann aber sein Kind an, als er auf ihn zukam, um ihn hochzunehmen. "Na, du!", begrüßte er seinen Sprössling, wuschelte ihm dabei durch die wilde Mähne. "Warst du brav zu Ken und Omi? Was hast du so gemacht?" Daisukes Antworten, nämlich "Nein!" und "Aya ärgern!" brachten den Deutschen zum Lachen. Ken beobachtete lächelnd die Szene zwischen Vater und Sohn und lehnte sich seitlich an den Türrahmen. Dann blickte er zu Omi, der die Szene eben so beobachtete wie Ken bis eben noch. „Alles klar? Du siehst etwas müde aus, hat er dich nicht schlafen lassen?“, fragte er dann und schmunzelte leicht. Doch Omi musterte Ken nur verärgert und schüttelte den Kopf. „Der Knirps hat die ganze Nacht ruhig durchgeschlafen und heute Morgen sogar fast ohne Sauerei gegessen…“, erklärte er. Doch seinem Blick war zu entnehmen, dass er dennoch leicht gereizt war und die beiden anderen wohl nicht ganz unbeteiligt an dem Grund dafür waren. Daisuke giggelte vergnügt auf den Armen seines Vaters, strampelte ein wenig und patschte sich lachend in die Hände. Er wusste schließlich den Grund, warum Omi so angefressen war und ließ zur Erklärung die Bilder, die er in der Nacht und am Morgen empfangen und an den Blonden weitergegeben hatte, in den Köpfen von Ken und Schuldig aufblitzen. Natürlich bekam auch Omi wieder einen guten Teil ab, was dafür sorgte, dass sich seine Miene weiter verdüsterte. "Wie wäre es, wenn ihr ihm das mal abgewöhnt?", fauchte der junge Weiß. "Oder glaubt ihr, es macht mir Spaß, eine Liveübertragung von euch beim Vögeln zu bekommen?" Und das ja nicht nur einmal... Warnend funkelte Omi den kleinen Telepathen an, um ihn davon abzuhalten, den Anderen auch noch seine Reaktion auf dieses Spektakel zu übermitteln. Ken wurde puterrot und verbarg das Gesicht in den Händen. „Ach du Scheiße…“, murmelte er nur und versuchte die Bilder zu verdrängen, um eine sichtliche Veränderung in seiner Körpermitte zu vermeiden. „Daiiii!“, kam es resigniert von ihm und er sah den Kleinen auch an. „Was ist bloß los mit dir??“ Ken konnte mehr oder weniger nachvollziehen wie sich Omi fühlte, immerhin hatte auch er von Dai eine gewisse Übertragung bekommen. Verzweifelt sah er Schuldig an. „Mach doch was… Er ist dein Sohn…“ "Witzbold!", knurrte Schuldig. "Was soll ich denn deiner Ansicht nach machen?" Allerdings sah er den Jungen strafend an, ohne auch nur eine Spur von Verlegenheit zu zeigen. "Hör sofort auf damit!", giftete er den immer noch kichernden Kleinen an. Zufällig fiel sein prüfender Blick auf Omi, der immer noch aussah, als würde er neben sich stehen. "Und du tu nicht so mädchenhaft. Dir hat's ja auch gefallen!" Was zur Folge hatte, das nicht nur Ken, sondern auch Omi einer Ampel auf Dauerrot ernsthafte Konkurrenz machte. Es dauerte noch eine ganze Weile bis Dai endlich aufhörte alle anwesenden zu konfrontieren. Zu allem Überfluss hatte er dann auch noch Omis Aktionen offenbart, was Kens allgemein schon zu hohen Blutdruck noch mehr in die Höhe getrieben und Omi aus dem Zimmer vertrieben hatte. Grummelnd stellte sich Ken vor seinen Lover und hinter Dai, wuschelte dem Jungen durchs Haar. „Du holst dir deinen eigenen Einfluss, was? Na wenn du nicht schwul wirst, weiß ich auch nicht…“, murmelte er verlegen und küsste den Kleinen kurz auf den Kopf. Dann begann er Dais Sachen einzusammeln, führte Schuldig mit in sein Zimmer, wo er die restlichen Spielsachen und Klamotten in die Tasche stopfte. Reichlich schweigsam folgte Schuldig Ken in dessen Zimmer. In einen Punkt hatte der Brünette auf jeden Fall recht: Daisuke war ein starker Telepath, der ganz dringend lernen musste, was er mit dieser Kraft anfangen durfte und was nicht. Aber zuallererst würde er, Schuldig, erst einmal zusehen müssen, dass er die starke latente Verbindung, die Dai zu ihm hatte, unterbrechen konnte. Es ging einfach nicht an, dass der Kleine jedes intime Detail mitbekam... Nachdenklich half er Ken, die Sachen seines Sohnes einzusammeln. „Alles klar?“, fragte er dann und musterte Schuldig prüfend, weil der ziemlich in Gedanken versunken schien. Doch Daisuke antwortete für seinen Vater: „Neiiiiin!“, kam es scheinheilig von ihm und er grinste – grinste so wie man es von Schuldig kannte, wenn etwas genau so lief wie er es wollte. „Ach du…“, schmunzelte Ken und stupste Daisuke auf die Nase. „Dich hab ich nicht gefragt!“ Erschrocken sah der Orangehaarige auf. "Was? Ja...", meinte er seufzend. "Ich hab nur gerade überlegt, was ich mit Dai am besten anstelle. So geht das wirklich nicht weiter..." Ratlos sah er in die braunen Augen seines Liebsten und zuckte die Schultern. "Na komm", forderte er Ken dann auf. "Überlegen wir daheim weiter." Ken lächelte. ‚Daheim’… Es klang einfach schön wenn Schuldig so mit ihm über seine Wohnung sprach. Vielleicht würde er es tatsächlich noch schaffen, irgendwann bei dem Schwarz einzuziehen. Ohne ein Wort zu sagen, nickte er nur, stellte Dais Tasche ab, nahm Schuldig den Kleinen ab und setzte ihn aufs Bett. Wortlos stellte er sich so wieder vor Schuldig, strich ihm durchs Haar und verschloss sanft dessen Lippen zu einem liebevollen Kuss. Dabei ignorierte er Dais neugierigen Blick. Aber der Kleine blieb still. Erst als im nächsten Moment Yohjis Stimme erklang, zuckte Ken zusammen und wirbelte herum. „Aha… Also doch. Mastermind…“ Der Weißälteste lehnte lässig am Türrahmen, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und musterte Schuldig mit todbringender Miene, die Ayas Blick Konkurrenz machte. „Dann nehme ich an, warst _du_ auch der anonyme Anrufer von neulich Nacht, der unseren Ken so aufgegeilt hat?!“ "Was dagegen?", konterte Schuldig kühl und herablassend, musterte den ältesten Weiß aber kritisch. "Das nächste Mal lässt du aber deine Drecksfinger von ihm, verstanden?" Definitiv, Schuldig hatte es gar nicht gern, wenn irgendwer seinen Liebsten anfasste. Anders gesagt: Er war stockeifersüchtig. Yohji grinste nur und sah kurz zu Ken, der schon wieder eine leichte Röte im Gesicht hatte. „Ach… Ihm hat’s gefallen. Also lass es nur seine Sorge sein wer ihm die Erlösung schenkt…“ Ken schluckte und funkelte Yohji wütend an. „Halt die Klappe, Yohji!“, fauchte er und schnappte sich Dais Tasche. Der Junge quengelte leise und rutschte vom Bett. Auf wackligen Beinen kam er zu seinem Vater und zupfte an seinem Hosenbein. "Ach, hat es das?", antwortete Schuldig trocken. Seine Augen wanderten von Yohji zu Ken und blieben fragend an dem Fußballer hängen. Er schwieg einen Moment, sah dann den Älteren wieder an. "Du wirst keine weitere Gelegenheit mehr zu sowas bekommen, Kudou", warnte er ihn vor. "Und ich würde dir raten, es erst gar nicht zu versuchen!" Yohji grinste nur triumphierend und sah Ken noch mal an. Viel sagend zog er kurz eine Braue hoch und verließ dann ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Ken schluckte nur noch mal. „So ein Schwachsinn…“, grummelte er gereizt, war aber immer noch leicht rot im Gesicht. Er warf sich Daisukes Tasche über die Schulter und wandte sich zum gehen. „Lass uns gehen…“ Das Gesicht des Telepathen verzog sich, während er Yohji nachstarrte. Dieser arrogante Lackaffe hatte ihm gerade noch gefehlt... Als Ken sich an ihm vorbei schob, packte er dessen Schulter und wirbelte ihn zu sich herum. "Du gehörst zu mir!", knurrte er dem Weiß dunkel und mit aufblitzenden Augen an. Daisuke, der immer noch an seinem Hosenbein herumzupfte, ignorierte er. Erschrocken zuckte Ken zusammen und sah in das strenge Gesicht des Telepathen. Der Blick gefiel ihm gar nicht. „Na hör mal… Erstens brauchst du mich nicht so ansehen. Ich bin ganz deiner Meinung und weiß auch nicht was für Scheiße Yohji da schon wieder von sich gibt. Und zweitens…“ Er löste den groben Griff von seiner Schulter und stellte sich näher zu Schuldig, hauchte ihm einen Kuss auf den Hals. „…siehst du in ihm wirklich eine Konkurrenz? Ich bitte dich, Schu….“ Leicht lächelte er zu dem Mann auf. Irgendwie tat es gut, Schuldig der Art eifersüchtig zu sehen. Dennoch hatte er das Verlangen, dem Mann diese Eifersucht zu nehmen. "Er hatte dich immerhin vor mir", grummelte der Orangehead noch immer nicht wirklich besänftigt. "Und er will dich. Wer weiß, was ihm noch alles einfällt." Das beißende Gefühl in seinen Eingeweiden gefiel Schuldig selbst nicht, aber er konnte - zumindest im Moment - nichts dagegen machen. So sehr er auch Angst vor einer Bindung hatte, so wenig wollte er Ken verlieren. Vor allem nicht an jemanden wie Yohji. Grob griff er mit allen zehn Fingern in Kens Haare, zog dessen Kopf nach hinten und biss ihn spürbar, aber nicht schmerzhaft, in den Hals. Ken keuchte auf und krallte sich an Schuldig. Seine Augen schlossen sich automatisch und heiße Blitze schossen in seine Körpermitte. Es war unglaublich wie empfindlich er war. „Hng.. Schu…“, keuchte er leise und kniff leicht die Augen zusammen. Doch er wehrte sich nicht, war nicht sicher, ob dieser Biss nun strafend oder erregend sein sollte – oder gar beides? Hart schluckte er und im nächsten Moment wurde sein Kopf durchzogen von starken Schmerzen. Und nicht nur seiner. Dai hatte offenbar beschlossen, dass ihm nicht genug Aufmerksamkeit zu Teil wurde und machte sich so bei den beiden Männern wieder bemerkbar. Augenblicklich ließ Schuldig von Ken ab und drehte sich bedrohlich langsam zu seinem Sohn um. Sein Blick funkelte giftgrün auf, als er sich in den des Jungen bohrte. Was zwischen den beiden vorfiel, ließ sich nur erahnen. "Du machst das nicht mehr mit mir!", warnte der Schwarz. "Und mit Ken auch nicht!" Zufrieden sah der Deutsche, wie sein Sprössling auf einmal blass wurde. Gleichzeitig ließen die Kopfschmerzen nach, dafür verzog Daisuke das Gesicht. "Nicht schön, was?", hakte Schuldig triumphierend nach. "Ich bin immer noch stärker als du. Und ich werde dir diese Spiele austreiben. Also lass es am besten gleich." Ken beobachtete das ganze und schluckte wieder. „Schu… Ich glaub das reicht…“, wisperte er dann leise, spürte die Spannung zwischen Vater und Sohn. Daisuke sah gar nicht gut aus. Schließlich kippte der Kleine weinend zur Seite und hielt sich den Kopf, spielte ganz offenbar die Mitleidskarte aus, statt sich zu wehren. „Schu!!“ Ken löste sich von dem Mann und hob den Jungen auf den Arm. „Hör auf, verdammt!!“ "Noch lange nicht!", fauchte der Ältere erbost. "Es reicht mir langsam! Aber sowas von!" Erst als er selbst keinerlei Schmerzen mehr spürte und durch eine schnelle Überprüfung festgestellt hatte, dass es Ken ebenso ging, zog er seine geistigen Finger von Daisuke zurück. Mitleidslos sah er seinen Sohn an, dem große Tränen über die Wangen kullerten. "Wetten, dass du dir das ganz schnell abgewöhnst?", giftete er den Kleinen an. Ohne auf eine Antwort zu warten, hob er die Tasche auf, die Ken zuvor fallen lassen hatte, und stolzierte aus dem Zimmer. „Nein…“, grummelte Daisuke nur noch. Ken schüttelte nur den Kopf und folgte Schuldig schließlich. Noch bevor die drei das Weißquartier verlassen hatten, trafen sie auf Aya. Ken seufzte resigniert. Das hatte jetzt noch gefehlt. Aya trat aus der Küche und stieß fast mit Schuldig zusammen, erstarrte dann und gaffte den Schwarz an, als wenn er vor einem Geist stehen würde. „WAS tust du denn hier??“, knurrte er dann und besah sich kurz die Tasche in dessen Hand, dann Ken, wie er mit Daisuke auf dem Arm stehen blieb. "Nach was sieht es denn aus, Fujimiya?", erwiderte Schuldig eindeutig genervt. "Und wenn du mir aus dem Weg gehst, bist du uns auch gleich los." So, nun war er also mit allen Weiß zusammengetroffen - und lebte überraschender Weise noch. Unsanft schob er den Rothaarigen, der immer noch wie angewurzelt stand, aus dem Weg. Die Wut über Dais Aktion war immer noch nicht verraucht und der Telepath brauchte dringend ein Ventil, um nicht einfach in die Luft zu gehen. Unsicher lächelte Ken seinen Leader an, der ihnen baff nachsah. Noch er sagte nichts mehr, sondern ließ sie gehen. Ken war verwundert, dass auch er nicht zurückgehalten wurde. Doch Dai lächelte ihn sanft an und so war ihm klar, wem er das zu verdanken hatte. „Danke, Kleiner…“, hauchte er und küsste Dai auf die Stirn. Dann folgte er dem immer noch gereizten Schuldig und hakte sich schließlich bei ihm unter, während er Dai mit dem anderen Arm trug. Mit einer Laune, die immer noch auf Gewitter stand, verließ Schuldig mit Ken und Daisuke das Koneko. Kaum befanden sie sich auf der Straße, nahm der Orangehead seinem Lover den Kleinen ab und sah den Jungen strafend an. "So, mein Sohn!", murmelte er ihm bedrohlich zu. "Ab jetzt läuft das alles ein wenig anders. Egal was du anstellst, du wirst es von mir doppelt zurückbekommen, bis du weißt, was sich gehört." Dass Daisukes Augen sich bei seinen Worten mit Wasser füllten, übersah er ebenso wie die plötzliche Blässe Kens. Ken stand da und starrte die beiden an. Ihm war als wenn ihm gleich die Luft weg bleiben würde. Leise japste er. „Schuldig…. Das kannst du nicht machen… Ich meine… Das muss doch auch anders gehen!“, schaltete er sich gleich ein. Über Dais Wangen kullerten schon die Tränen und er strampelte bockig, streckte die Arme wieder nach Ken aus und wand sich in den Armen seines Vaters. Die unbeherrschbare Wut, die immer noch in ihm tobte, gepaart mit der brennenden Eifersucht auf Yohji, brach nun endgültig aus Schuldig heraus. Er wirbelte zu Ken herum und funkelte ihn zornig an. "Sag du mir nicht, was ich zu tun und zu lassen habe!", schrie er ihn mitten auf der Straße an. Die Passanten, die sich um sie herum befanden, hätten ihm nicht gleichgültiger sein können. "Wenn dir nicht passt, wie ich meinen Sohn erziehe, verschwinde doch zu deinem Yohji und lass dich von ihm durchvögeln. Er wartet ja nur drauf!" Das hatte jetzt zwar so rein gar keinen Zusammenhang, aber es zeigte ein weiteres Mal sehr deutlich, wie sehr die Sache mit dem ältesten Weiß in Wirklichkeit an dem Deutschen nagte. Ken zuckte zusammen. Ihm wurde augenblicklich heiß und bei Schuldigs Worten war ihm, als wenn der Ältere ihm einen Dolch in die Brust jagte. Seine Augen blitzten auf und ehe er es sich versah, sauste seine Hand auch schon auf das Gesicht des Telepathen zu und landete mit einem lauten KLATSCH auf dessen Wange. Nur Sekunden später zeichnete sich Kens Hand rot auf der Wange Schuldigs ab. Doch Ken brachte kein Wort mehr heraus. Die Tränen zurückhaltend wie ein kleines betrogenes Schulmädchen, warf er Dai noch einen Blick zu, der nun noch lauter weinte, und rannte dann einfach zurück ins Koneko. "Halt den Mund!", fauchte Schuldig Daisuke an. Seine linke Gesichtshälfte brannte wie Feuer und konnte doch das Übelkeit erregende Gefühl in seinem Inneren nicht überdecken. In der letzten Sekunde hielt er sich davon ab, Ken hinterherzulaufen und ihn zurück zu holen. Stattdessen schüttelte er in einer arroganten Geste seine Haare über die Schulter, drehte sich wieder um und stieg in seinen Wagen. Nachlässig setzte er Daisuke auf den Beifahrersitz und gurtete den Kleinen an. Mit laut aufröhrendem Motor und quietschenden Reifen fuhr er los. Nein, das würde er sich auch von Ken nicht gefallen lassen... ~*~tbc~*~ Kapitel 15: Keeeeeeeeeeeen! --------------------------- 15. Kapitel – Keeeeeeeeeeeen! Ken war am Ende. Er hatte sich die letzten zwei Tage in seinem Zimmer eingeschlossen, hatte nicht mal Omi rein gelassen, geschweige denn mit irgendjemandem gesprochen. Er hatte nicht gegessen und nur den angebrochenen Liter Wasser getrunken, den er noch im Zimmer gehabt hatte. Ken kam sich so dämlich vor. Seit dem ‚Zwischenfall’ mit Schuldig verkroch er sich in seinem Zimmer und heulte sich die Augen aus. Und wie es seine Charakterzüge von ihm verlangten, suchte er den Fehler bei sich. Er hätte Schuldig nicht zurechtweisen dürfen. Er hätte ihn nicht mit ins Koneko nehmen dürfen. Er hätte Yohji nicht so nah an sich ran lassen dürfen. Wahrscheinlich hätte er am besten auch noch sein Liebesgeständnis sein lassen müssen. Er war wieder viel zu voreilig gewesen. Und jetzt? Jetzt war Schuldig weg… In der Zwischenzeit war der Schwarz kurz vor dem Durchdrehen. Schon seit der ersten Stunde, die er alleine mit Daisuke zu Hause gesessen hatte, sehnte er sich nach seinem Lover; nach dessen fröhlicher Art, nach dem warmen Lachen, nach den liebevollen Blicken und kleinen Berührungen. Gleich am selben Abend noch hatte Schuldig versucht, Ken anzurufen, musste jedoch feststellen, dass der sein Handy ausgeschaltet hatte. Nervös tigerte er im Wohnzimmer auf und ab, wobei er von Daisuke, der immer noch schmollte, geflissentlich ignoriert wurde. Die ganze Nacht lang probierte der Schwarz, seinen Geliebten zu erreichen, um sich bei ihm zu entschuldigen. Ohne Erfolg. Schuldig war schon drauf und dran, eine mentale Verbindung aufzubauen, ließ es allerdings sein, als ihm aufging, welche Entfernung zwischen ihm und Ken lag. Am nächsten Tag wurde es noch schlimmer für den Telepathen. Daisuke bockte und schmollte, ließ sich nicht einmal von ihm anziehen, sondern forderte trotzig immer nur nach Ken. Endlich ließ sich der Orangehaarige herab, im Koneko anzurufen, doch er bekam nur einen feixenden Yohji an den Apparat, der nach einigen spöttischen Antworten wieder auflegte. Völlig fertig sank Schuldig auf der Couch in sich zusammen. Was zur Hölle hatte er nur angestellt? Und - noch bessere Frage - wie sollte er aus diesem Schlamassel wieder rauskommen? Daisuke hatte es sich vor ihm auf dem Fußboden bequem gemacht. Auch sein Lachen war gestorben, seit Ken nicht mehr da war. Er spielte mit grummeliger Miene mit einem kleinen Fußball herum, den Ken ihm gekauft hatte. Jedes andere Spielzeug war für ihn uninteressant geworden. Immer wieder warf er seinem Vater böse Blicke zu und grummelte wieder leise. Als dann auch noch das Telefon klingelte, zuckte er hoch. „Papa Keeeeen!“, rief er erfreut. Doch es war nicht Kens Nummer, die auf dem Display stand, sondern Nagis. Ein paar Sekunden überlegte Schuldig, ob er überhaupt ans Telefon gehen sollte, nahm dann aber seufzend den Hörer auf. Er wandte Daisuke den Rücken zu, damit der nicht auch noch seine enttäuschte Miene mitbekam. "Nags, was gibts?", meldete er sich leise; zu leise, um durchklingen zu lassen, was in ihm vorging. Das war einzig und allein seine Sache. Nagi brauchte nichts davon wissen, wie schlecht es ihm im Moment ging. Und vor allem nicht, wer der Grund dafür war. Aber Nagi wollte nicht mal was Besonderes. Er wollte sich lediglich nach Schuldigs Wohlbefinden erkundigen. Die kurzen Antworten, die er bekam, stellten ihn nicht sonderlich zufrieden, doch er fragte nicht weiter, wusste, dass er das nicht durfte und dass er damit Schuldig wohl nur noch mehr reizen würde. „Und wie geht’s Daisuke“, fragte der Jüngere dann vorsichtig. "Frage nicht!", stöhnte der Telepath gequält. "Der macht mich fertig..." Wie auf Kommando plärrte Daisuke in diesem Moment in voller Lautstärke los: "Keeeeeeeeeeeeeeeeeen!" Schuldig verdrehte die Augen. Ganz toll, das hätte Nagi auch gehört, wenn er taub gewesen wäre. "Papa Schussel!", schimpfte er laut vor sich hin. "Scheiße!" Schuldig warf einen strengen Blick über die Schulter zu seinem Sohn, was den allerdings nicht sonderlich beeindruckte. Die blaugrünen Augen des Kleinen funkelten mindestens ebenso wütend zurück. Na, zumindest setzte Dai keine Telepathie mehr ein, um seinen Vater zu überzeugen, dass er Mist gebaut hatte. Nagi konnte sich am anderen Ende der Leitung das Lachen nur schwer verkneifen. „Aha… Na das klingt ja interessant…“, grinste er frech und machte es sich gemütlich. „Und wer ist Ken?“ Dai wollte im Hintergrund einfach keine Ruhe mehr geben. Schließlich ging er sogar soweit, den kleinen Ball nach seinem Vater zu werfen. „Papa Keeeeen!“, kreischte er wieder und schüttelte sich erbost, um deutlich zu machen, dass er diese Situation sehr missbilligte. Schuldig sollte nicht mit Nagi telefonieren, sondern mit Papa Ken. Nun war der Telepath ganz schön in der Zwickmühle. Er wollte sich nicht verraten, aber Nagi anlügen eben auch nicht. "Naja, Ken eben. Wie viele Kens kenn ich denn?" Böse Fangfrage, woher sollte Nagi das schließlich wissen? "Gib endlich Ruhe, verdammt, ich erwisch Ken nicht!", knurrte er nebenbei sein Söhnchen an. Zum Glück konnte Nagi durch das Telefon nicht sehen, wie bedrückt er bei diesen Worten aussah. Nagi schmunzelte wieder. „Na was weiß ich denn?“, fragte er amüsiert. „Kann ich dich besuchen kommen? Vielleicht bekomm ich den Kleinen ruhig…“ Eine Weile schwieg er, dann fügte er noch hinzu: „Außerdem… vermiss ich dich… Es ist stink langweilig hier ohne dich…“, gestand er und schloss kurz die Augen. Schuldig überlegte kurz. Es wäre wirklich nicht schlecht, wenn Nagi herkommen würde. Dai hatte sich immer gut mit ihm verstanden und vielleicht hatte der junge Telekinet ja eine beruhigende Wirkung auf das inzwischen heulende Energiebündel. "Ich vermiss dich auch, Kleiner", erklärte er Nagi mit einem schwachen Lächeln. Wie gern würde er das zu jemand anderem sagen... Er nannte seinem Kollegen die Adresse und fügte fast schon resigniert an: "Beeil dich, bevor ich hier noch zum Mörder werd..." Nachdem er aufgelegt hatte, ließ er sich zurück auf die Couch fallen und seufzte schwer. Daisuke lag mittlerweile am Boden und war krebsrot im Gesicht vor lauter Schreien. Zusätzlich strampelte er mit den kurzen, pummeligen Beinchen in der Luft herum. Kurz: der Telepathensprössling hatte einen Trotzanfall erster Klasse. Und auch als Nagi zwanzig Minuten später endlich klingelte, hatte sich Daisuke immer noch nicht beruhigt. Erst als die Türklingel sein Geschrei unterbrach, verstummte er abrupt. Doch nur wenige Sekunden später ging es weiter. Offenbar hatte ein kurzes mentales Tasten gereicht um festzustellen, dass es nicht Ken war, der da vor der Tür stand. Er rollte sich über den Boden, lag nun auf dem Bauch und schlug mit den Fäusten auf den Boden. „Keeeeeeeeeen!!!“, plärrte er und große Krokodilstränen kullerten ihm weiter über die Wangen. Schuldig öffnete Nagi die Tür und ließ ihn einen ersten Blick auf das kreischende Bündel werfen. Es war deutlich zu erkennen, dass die enorme Lautstärke, die Dai an den Tag legte, gewaltig an den Nerven des Deutschen zerrte. Statt einer vernünftigen Begrüßung brachte der Telepath nur noch ein schwaches "Gott sei Dank bist du da... Tu was!" über die Lippen. Daisukes Psychoterror zeigte wirklichen Erfolg. Blass und zitternd stand der Orangehaarige neben seinem Sohn, der sofort wild um sich schlug, wenn er ihm auch nur zu nahe kam, und immer wieder lauthals nach Ken rief. Nagi schloss die Tür hinter sich und grinste. „Na kleiner Mann…“, begrüßte er auch gleich den immer noch schreienden Daisuke. Doch der Junge verstummte jäh, als er plötzlich vom Boden abhob und langsam auf Nagi zusegelte. Grinsend besah sich der Telekinet den verwirrten Jungen. „Na glaubst du, dass du und dein Dad die einzigen sind, die was können?“ Nagi grinste und ließ Daisuke eine Rolle in der Luft machen, fing den Jungen dann auf und knuddelte ihn erstmal. „Keeen…“, murmelte Daisuke mit etwas heiserer aber nicht mehr lauter Stimme. Nagi zog die Brauen hoch und sah Schuldig fragend an. „Sagst du mir jetzt, wer dieser Ken ist?“ Dass es sich dabei eventuell um einen gewissen Weiß handeln könnte, zog Nagi gar nicht in Betracht. Außerdem waren ihm die Namen der Feinde schon immer egal gewesen. Stille. Göttliche Stille... Schuldig sah Nagi anhimmelnd an und schnaufte erleichtert durch. "Er gibt Ruhe!", nuschelte er schwach, schloss dabei überglücklich die Augen und legte den Kopf in den Nacken. In dieser Haltung machte er sich an die Beantwortung von Nagis Frage, der immer noch abwartend und mit Dai auf dem Arm vor ihm stand. "Ken..." Er räusperte sich kurz, hob den Kopf wieder an und schaute verlegen in die sturmgrauen Augen seines jüngeren Teamkollegen. "Du kennst Ken", erklärte er leise, überlegte, wie er diese Neuigkeit, dass sein Sohn einem Weiß hinterher heulte, dem Telekineten am besten verkaufen konnte. "Ach, Mist!", schimpfte er mit sich selbst. Was sollte dieses ganze Rumgestotter eigentlich? "Siberian." Nagi und Daisuke starrten beide auf den Mann, der da auf dem Sofa saß und zurücksah. Nagis Denken raste, doch er schien das eben Erfahrene noch nicht ganz einordnen zu können. Langsam drehte sich Daisukes Kopf und der Kleine sah Nagi direkt an. „Papa Schussel!“, stellte er dann sachlich klar und deutete auf mit einem der kleinen Finger auf seinen Vater. „Papa Ken weg!“ Nagi entglitt jeder Gesichtszug, als die Realität dann endlich in seinem Kopf einrastete. „SIBERIAN?!“, platzte es aus ihm heraus und er starrte abwechselnd Vater und Sohn an. „Das ist nicht euer Ernst, oder?“ Bei dieser Reaktion sank Schuldig sichtlich in sich zusammen. "Naja", begann er, die ganze Situation zu erläutern. "Als Brad mich... uns rausgeworfen hat, hat doch keiner von euch auch nur einen Finger gerührt, uns zu helfen. Und ich musste doch mit Dai irgendwohin..." Es kam ihm selbst unglaublich vor, was er damals in seiner Verzweiflung getan hatte. Aber immerhin hatte Ken ihm geholfen. Und das nicht nur in einer Hinsicht. Der Weiß war schließlich immer da gewesen, wenn er ihn gebraucht hatte - auf welche Art auch immer. Nagi ließ sich mit Dai auf den Sessel sinken. „Du bist ausgerechnet zu Weiß?“, wiederholte er skeptisch. Ausgerechnet der stolze Telepath war aus Verzweiflung diesen Schritt gegangen? Schuldig kam doch genug rum und kannte doch genug andere Leute. Wieso also ausgerechnet Weiß?? Daisuke quengelte wieder leise und Nagi begann leicht mit den Beinen zu wippen. „Er hat dich aufgenommen…? Und dir geholfen??“ Nun musste Nagi kühl schmunzeln. „Der ist aber auch dumm…“ "Hey!", protestierte der Telepath sofort. "Er ist gar nicht dumm!" Dass er sich dabei ebenso kindisch anhörte wie sein Sohn, ging ihm nicht auf. "Er ist total süß und niedlich und..." Abrupt brach er ab. Das war ja die reinste Teenie-Schwärmerei! Schuldig lief knallrot an - eine Seltenheit bei ihm. Doch dann setzte sich sein Stolz wieder durch und er blickte Nagi trotzig an. "...und ich hab`s versaut!", gab er seufzend zu. Auch wenn es die Wahrheit war, es tat trotzdem weh. Nagis Augen wurden immer größer. „Du hast dich in einen Weiß verliebt…“, hauchte er leise und schüttelte leicht den Kopf. „Das gibt’s doch nicht…“ Er blickte zu Dai hinunter und sah den Kleinen an. „Dein Papa ist wirklich ein Schussel…“, meinte er und blickte dann wieder auf. „Und jetzt ist es aus mit euch und Daisuke vermisst ihn? Was hast du dir nur dabei gedacht?? Hast du wirklich geglaubt, dass DAS was werden könnte?“ Er seufzte wieder und fuhr sich durchs Haar, musterte Schuldig dann und sah, wie geschafft und bedrückt er war. Resigniert erbarmte er sich dann dazu nicht weiter auf dem Deutschen rumzuhacken und ersparte sich jede weitere Predigt. „Und wie hast du es versaut?“ "Es war doch gar nicht geplant", konterte Schuldig betrübt, strich sich die vorwitzigen Haare aus dem Gesicht und schielte Nagi vorsichtig an. Toll, und wie sollte er jetzt erklären, dass er sich wie der letzte Depp aufgeführt hatte? Dass er Ken zu Unrecht beschuldigt und beleidigt hatte, war ihm schon in dem Moment klar gewesen, in dem er seine vorlaute Klappe aufgerissen hatte. "Ich hab ihm gesagt, er soll sich von Yohji... Balinese... vögeln lassen." Geknickt ließ Schuldig die Schultern hängen. „Keeeeeeeeeeeeeeeeen!“, kreischte Daisuke auch schon und funkelte seinen Vater wieder böse an. Nagi zuckte zusammen bei dem Schrei. „Na und wieso gehst du nicht einfach zu ihm und entschuldigst dich? Ich meine, wenn du es fertig bringst, bei Weiß um Hilfe zu bitten, dann sollte das ja wohl auch noch drin sein, oder?“ Nagi konnte nicht verhindern, dass in seiner Stimme ein gewisser Sarkasmus widerhallte. „Du gibst doch sonst nicht so schnell auf…“ Wieder seufzte der Telepath theatralisch auf, glarte dann den Jüngeren böse an. "Entschuldigen? ICH? Wovon träumst du nachts?" Schuldig schloss die Augen und schüttelte den Kopf. "Ich hab schon versucht, ihn zu erreichen", gab er endlich zu. "Aber er geht nicht ans Handy und am normalen Telefon erwisch ich ihn auch nicht." Das ganze war einfach eine schrecklich verfahrene Situation. Dementsprechend resigniert fühlte sich Schuldig auch. Nagi knurrte leise und erhob sich. Mit Dai auf dem Arm baute er sich dann vor Schuldig auf und glarte zurück. „Du standest einmal bei ihnen vor der Tür, um dir Hilfe zu holen!! Jetzt hast du Siberian verletzt und bist zu _feige_ noch mal hinzugehen um dich zu entschuldigen??“ Er schnaubte abfällig und ditschte Schuldig mit der Hand gegen die Stirn. „Du bist echt ein Schlappschwanz, Schuldig! Wenn es nur darum geht, dass es für dich leichter wird, bringst du jeden Stand, aber sobald es um das Wohl eines anderen, geht ziehst du den Schwanz ein??“ „Jaa!“, dokumentierte Dai das von Nagi gesagte und verschränkte die Arme, glarte ebenfalls zu Schuldig hinab und machte mit seinem Blick den beiden anderen schon fast Konkurrenz. Trotz des Verbotes, klinkte sich Dai wieder in den Kopf seines Vaters. Bilder blitzten auf. Vom lachenden Ken, von sämtlichen Situationen die sie zu dritt erlebt hatten. Der Einkauf, Kens Hilfsbereitschaft, alles tauchte nun klar und deutlich vor Schuldigs innerem Auge auf. Ein ziemlich böser Tiefschlag, aber auch die Wahrheit, wie der Telepath zähneknirschend zugeben musste. Er blinzelte die Tränen, die ihm Daisukes Erinnerungen unwillkürlich in die Augen trieben, fort und drehte demonstrativ den Kopf zur Seite. "Dai, hör auf!", befahl er mehr automatisch als bewusst. Als er Nagi wieder anschaute, stand ein Entschluss in den grünen Augen. Wortlos erhob er sich, ging an Nagi vorbei zur Tür, wo er sich noch einmal kurz umdrehte. "Passt du ne Weile auf ihn auf?", wollte er von dem Telekineten wissen. Allerdings wartete er nicht mehr auf eine Antwort, sondern zog einfach die Tür hinter sich zu. Nagi sah dem Mann nach und lächelte leicht. Auch Dai strahlte nun und quietschte erfreut. „Na dann machen wir uns jetzt wohl mal einen schönen Tag, während deine Eltern wieder zueinander finden, was?“ Daisuke grinste ihn an und schnappte sich auch sogleich seinen Ball. ~+~ Schuldigs Weg führte ihn schnurstracks zum Koneko. Als er durch das Schaufenster spähte und nur Yohji und Omi entdeckte, verdüsterte sich seine Miene sofort. Es half alles nichts, er würde sich wohl zuerst einmal mit Kudou auseinandersetzen müssen... Tief durchatmend betrat er den Laden, in dem wieder einmal eine Horde Mädchen ihr Unwesen trieben und ihm fast augenblicklich ihre schmachtende Aufmerksamkeit schenkten. Ungeduldig schob er sich durch die Menge, bis er vor dem ältesten Weiß stand. "Wo ist Ken?", fragte er statt einer Begrüßung, duellierte sich dabei mit dem kalten Blick aus Yohjis moosgrünen Augen. Yohji schnalzte nur mit der Zunge und musterte Schuldig von oben bis unten. Sein Blick war mehr als abwertend. „Er schläft und ruht sich von unserer Nacht aus…“, grinste Yohji dann frech. „Sieh es ein, Schwarz… Du hast verloren!“, zischte er noch und wandte sich dann grinsend ab, um ins Lager zu verschwinden. Omi blitzte Schuldig nur wütend an. Er hatte Yohjis Antwort nicht verstanden und konnte deswegen dazu nichts sagen. Doch er baute sich nun vor dem Telepathen auf und sah ihn streng an. „Ich weiß nicht, was du ihm getan hast, aber ich weiß, dass es ihm dank dir verdammt beschissen geht!! Also verpiss dich! Ich will dich hier nicht mehr sehen. Und die anderen auch nicht!“ Am liebsten wäre Schuldig jetzt einfach ausgerastet. Doch er beherrschte sich mühsam, ballte die Hände zu harten Fäusten und starrte Omi wütend an. Dann brach dieses Gefühl ein und eine Art Hilflosigkeit machte sich in ihm breit. Aufgebend senkte er den Kopf und schüttelte ihn leicht, drehte sich um und schlurfte aus dem Laden. Nein, das hatte so keinen Sinn; über Kens Freunde würde er nicht mehr an ihn herankommen. Weiß schirmten ihn zu gut ab... Desorientiert stand der Telepath auf der Straße und sah sich verwirrt um. Automatisch lief er los, seine Gedanken drehten sich nur um den Fußballer und das, was Yohji gesagt hatte. Hatte sich Ken tatsächlich sofort in Yohjis Bett geworfen? Dann war es wohl besser, jeden Traum, den Braunhaarigen zurückzuholen, endgültig zu begraben. Völlig in solche und ähnliche Überlegungen versunken, fand sich Schuldig plötzlich in einem kleinen Park wieder. Wie er hierher gekommen war, war ihm ein Rätsel. Geschafft und sich innerlich wie tot fühlend setzte er sich auf eine Bank, starrte blicklos vor sich hin und seufzte wieder. Wie sollte er das nur Daisuke beibringen? Ein paar Meter weiter nur, unter einem Baum im Gras, war ein durchtrainierte und leicht gebräunter Körper zu sehen. Ken trug nur seine Trainingshose und war bis eben noch alleine in dem gemütlichen kleinen Park gewesen. Keuchend zählte er seine Liegenstütze leise mit. „97… 98… 99… 100…“ Als das Gras bei 100 Liegestützen noch einmal seine verschwitzte Brust kitzelte, stieß er sich so hart wieder vom Boden ab, dass er auf die Beine kam, schnappte sich sein Wasser und trank gierig die halbe Flasche leer. Im Bett? Bei Yohji? Nein… Ganz sicher nicht. Stattdessen war Ken schon seit gut anderthalb Stunden in diesem Park und trainierte, versuchte alles andere zu vergessen und wieder auf die Beine zu kommen. Aus den Augenwinkeln nahm der Telepath Bewegungen wahr und drehte langsam den Kopf, obwohl ihn nicht wirklich interessierte, was da los war. Doch als er Ken erkannte, stockte ihm der Atem und sein Herz übersprang schmerzhaft einen Schlag. Wie in Trance stand er auf und schritt auf den Braunhaarigen zu, der sich eben vom Boden abstieß. Schuldig sah aus, als hätte er ein Gespenst gesehen, als er vor seinem Liebsten stand, ihn wortlos ansah und wartete, bis der die Wasserflasche absetzte und die Augen wieder öffnete. Und als Ken die Flasche wieder sinken ließ und sich kurz darauf auch schon mit dem Telepathen konfrontiert sah, zuckte er zusammen und trat augenblicklich einen Schritt nach hinten. Sein Blick verdüsterte sich wieder und er funkelte den Mann leicht an. Nein… Noch mal würde er sich nicht so dumm geben. Er würde sich nicht noch mal von seinen Gefühlen blenden und von Schuldig benutzen lassen. Denn das war etwas, was Ken in den letzten Tagen aufgegangen war. Schuldig hatte ihn als Babysitter gebraucht und dass dann auch noch ein Fick drin gewesen war, hatte ihm auch noch gefallen. Kühl wandte er sich ab, schraubte die Flasche zu und fuhr sich einmal kurz mit dem Handtuch über die Brust, um den Schweiß wegzubekommen. „Lass mich in Ruhe…“, sagte er monoton und setzte sich dann in Bewegung. Einfach weiter ein paar Runden durch den Park laufen und dann ab in den See. Nein, das glaubte Schuldig jetzt nicht! Entgeistert blinzelte er Ken hinterher, als der ihn einfach stehen ließ. Das ging doch nicht! Die Augen verdrehend setzte sich der Telepath in Bewegung. Das gab dem Wort 'Nachlaufen' eine völlig neue Bedeutung, fiel ihm ein, während er sich anstrengte, den Weiß einzuholen, der ein schönes Tempo vorlegte. "Bleib stehen, verdammt! Ich will mit dir reden!", japste der Schwarz nach wenigen Minuten atemlos. Doch Ken legte nur noch einen Zahn zu. „Was an den Worten ‚Lass mich in Ruhe!’ hast du nicht verstanden, Schwarz?!“, kam es nur mit der bekannten Feindseligkeit von dem Japaner, der weiter seine Runden drehte. Er würde nicht den Fehler machen und sich jetzt von dem Anderen einsülzen lassen, um ihm dann womöglich auch noch zu verzeihen und dann wieder einfach nur benutzt zu werden. Selbst Yohji war feinfühliger im Umgang mit ihm als Schuldig. Warum also sollte er sich JETZT noch auf den Schwarz einlassen? Schuldig blieb schnaufend stehen und hielt sich die Seite. Verdammt, er sollte vielleicht doch etwas mehr für seine Fitness tun... Seine Augen blitzten giftgrün auf, als er Ken hinterher donnerte: "Ich sagte, du sollst stehen bleiben!" und gleichzeitig in dessen Verstand griff, um seinen Willen mittels Telepathie durchzusetzen. Er hielt Ken in festem mentalen Griff, während er langsamer auf ihn zukam. "So ist das schon viel besser", stellte er fest, als er, immer noch nach Luft schnappend, vor Ken stand und ihn ernst ansah. "Hör mir doch erst mal zu, bevor du vor mir davon läufst!" Sein Blick wurde flehend und sehnsüchtig. "Dai vermisst dich..." In Gedanken klatschte sich der Telepath an die Stirn. Das war mit Sicherheit genau das, was Ken nicht hören wollte... Knurrend blieb Ken stehen und starrte den Mann an. „Lass mich los, Schuldig!“, sagte er scharf und im nächsten Moment wurde sein Blick noch düsterer. „Ach… Dann sag ihm, ich geh mal mit ihm Eis essen… Aber jetzt lass mich los! Ich bin beschäftigt…“ Er wehrte sich gegen den mentalen Griff des Mannes. „Oder hast du schon wieder die Schnauze voll von ihm und kommst alleine nicht mehr klar? Brauchst du deinen Babysitter wieder?“ Er grummelte leise, seine Augen sprachen Bände. Er war wütend und noch immer verletzt. Und momentan sicher nicht in der Lage sich sagen zu lassen, dass er wieder als Babysitter herhalten sollte. "Nein", widersprach der Orangehaarige schell. "Keinen Babysitter. Ich will... meinen Freund zurück." Offen und ehrlich schaute er in die braunen Augen, deren warmen Blick er so vermisst hatte. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er noch deutlicher wurde. "Ich will den Mann zurück, in den ich... ohne den ich nicht mehr sein mag." Na, das war zwar noch nicht ganz das, was er sagen wollte, aber es kam dem schon verdammt nahe. In Kens Gesicht zeigte sich nicht mal eine Regung. Kein leichtes warmes Leuchten seiner Augen, keine Entspannung und keine Freude. Nichts änderte sich an seinem emotionslosen Gesicht. „Das reicht mir nicht, Schuldig. Ich bin nicht dein kostenloser Babysitter, egal wie viel Honig du mir ums Maul schmierst…“ Sein Blick wurde noch fester, die kalte Maske noch herausfordernder. „Wenn das alles war… könntest du mich dann jetzt bitte loslassen?“ So langsam platzte dem Deutschen der Kragen. Was wollte Ken denn noch hören? Abrupt entließ er den Jüngeren aus seinem Griff und beobachtete mit wachsendem Entsetzen, wie der sich von ihm wegdrehte. Okay, dann musste er jetzt wohl wirklich in den sauren Apfel beißen... "Ken? Bevor du jetzt gehst und alles aus ist, wollte ich dir nur noch eines sagen. Ich liebe dich. Und es tut mir leid, was ich neulich zu dir gesagt habe. Ich weiß, dass es unfair war, aber ich war so schrecklich eifersüchtig..." Betrübt ließ er den Kopf hängen, wollte nicht zusehen müssen, wie sein Geliebter ihn verließ. Doch Ken war nicht weit gegangen. Grade mal vier Meter hatte er sich von Schuldig entfernen können, als er endlich hörte, was er hören wollte. Sein Herz raste und hart schluckte der Japaner. Langsam hob er das Gesicht wieder und starrte nach vorne. Dann lächelte er und drehte sich wieder um, sah wie betrübt Schuldig aussah. Langsam kam er wieder zu ihm, blieb vor ihm stehen. „Ja…“, kam es dann leise von ihm und er stupste Schuldig gegen die Brust, stupste ihn immer weiter nach hinten und ging dabei mit. „Ja… es war unfair… und ja du warst mehr als nur eifersüchtig!“ Er lächelte noch immer und in seinen Augen war wieder das bekannte und vertraute warme Leuchten. „Also wirst du… in Zukunft lernen müssen mir zu vertrauen… oder alleine mit Daisuke klarkommen…“ Er schmunzelte leicht und es war deutlich zu sehen, dass er ein wenig scherzte. „Idiot…“, raunte er noch leise, packte Schuldig am Hemd und zog ihn zu sich. Leidenschaftlich presste er seine Lippen auf die des Telepathen und schloss die Augen. Schuldig atmete zittrig durch, als er endlich Kens Lippen auf seinen fühlte. Schnell schlang er seine Arme um den Kleineren, damit der gar nicht auf die Idee kommen konnte, sich von ihm zu lösen. Erst nach einer halben Ewigkeit zog er sich behutsam zurück und lächelte seinen Liebsten glücklich an. "Komm!", meinte er leise. "Komm mit nach Hause. Unser Sohn wartet auf uns..." Die Worte verzauberten Ken mehr denn je. Glücklich lächelte er und nickte. Schnell hatte er seine Sachen eingesammelt und ging Arm in Arm mit Schuldig den Weg entlang. „Was meinst du? Ob Aya was dagegen hat, wenn ich bei zwei Telepathen einziehe und mit dem Feind das Bett teile?“, grinste er dann und sah seinen Geliebten fragend an. „Oder wird Dai ihn überzeugen können??“ ~*~Owari~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)