Chibifluch von Jei (Schuldig x Ken [mit wildest_angel]) ================================================================================ Kapitel 3: Rauswurf ------------------- 3. Kapitel - Rauswurf Einige Tage und jede Menge durch Daisuke verursachten Ärger später tönte ein schrilles Heulen in der Lautstärke eines Feueralarms durch die morgendlich ruhige Schwarzvilla. Entsetzt schreckte Schuldig in die Höhe und sah sich verwirrt um. Was war denn jetzt los? Angriff auf das Schwarzhauptquartier? Oder war ein Krieg ausgebrochen, von dem er nichts wusste? Mit einem Satz war er aus dem Bett und blieb gleich darauf wie angewurzelt stehen, als sein Blick zufällig auf das Bettchen seines Sohnes fiel, das schwach vom Mondlicht erhellt wurde. Der Kleine war knallrot im Gesicht und schrie wie am Spieß. Eilig nahm der Telepath seinen Sprössling auf und versuchte, ihn irgendwie zu beruhigen. Doch der Kleine schien sich diesmal auch nicht von der Hand seines Vaters zum Schweigen bringen zu lassen. Auch wenn er sich in der letzten Zeit an den Mann gewöhnt hatte. Er hatte die Augen fest zugekniffen und schrie so laut er nur konnte. Sein ganzer Körper war angespannt und offenbar vergaß der Kleine über sein Geschrei auch vollkommen die Atmung. Den Grund konnte man nicht sehen, wenn man nicht grade telepathische Fähigkeiten hatte, denn wie sonst sollte man erkennen, das Daisuke grade einen seiner schlimmsten Alpträume hinter sich hatte? Nagi zog sich das Kissen über den Kopf und stöhnte genervt. Doch Brad, der noch ein paar Türen weiter in seinem Bett saß und versuchte das eigentümliche Geräusch zuzuordnen, blieb nicht einfach in seinem Bett, als er verstand _was_ das war. Nicht darauf achtend, dass er nur in Shorts bekleidet sein Zimmer verließ, stürmte er über den Flur und riss die Tür zu Schuldigs Zimmer auf. Vor Schreck verstummte Dai kurz, schrie dann aber nur noch lauter und panischer. "Spinnst du!", fuhr Schuldig seinen Leader an, wobei er versuchte, das plärrende Bündel auf seinen Armen zu übertönen. "Jetzt hast du ihn erschreckt!" Das war doch echt nicht zu fassen! Kam Crawford wie ein Rachegott in sein Zimmer gestürmt und verängstigte seinen Sohn gleich noch mehr. So ein Flegel aber auch! Doch Brad interessierte es nicht. Auch er versuchte gegen das Geschrei des kleinen Biests anzukommen, womit ein prächtiges Wettbrüllen begann: „Verdammte Scheiße noch mal! Stopf ihm das Maul! Es ist halb vier Uhr morgens!!!“ Doch Daisuke wand sich und zappelte in den Armen seines Vaters, schrie aus voller Kehle und drohte die Nachbarn aufzuwecken, wenn das nicht schon längst geschehen war. Brad raufte sich das Haar. Das konnte doch nicht ewig so weiter gehen. Er hatte wegen dieses Quälgeists schon letzte Nacht nicht schlafen können. "Was soll ich denn tun, verdammt?", brüllte Schuldig aus Leibeskräften zurück. Eines musste man Dai neidlos lassen: Ein penetrant lautes Organ hatte er. Von wem er das wohl geerbt hatte? Aber das war wohl gerade nebensächlich. Hilflos sah er seinen Leader an und war schon versucht, dem Schwarzhaarigen den Kleinen entgegenzustrecken. Schließlich beschwerte sich Brad über die Lautstärke, also sollte der auch zusehen, wie er Daisuke ruhig bekam. "Du bist doch hier der Oberschlau!", brüllte er also weiter. "Dann sag mir doch, was ich tun soll!" „Was du tun sollst?“, brüllte Brad und seine Augen sprühten Funken. „Das sag ich dir!“ Er packte den Mann am Arm und zerrte ihn hinter sich her. Dabei achtete er nicht auf den Jungen, der dadurch nur noch lauter wurde und nun auch noch anfing zu heulen, als würde man ihm die Arme langsam aber sicher aureissen. Grob beförderte der Amerikaner Schuldig samt Sohn vor die Haustür. Dass beide nur spärlich bekleidet waren, war ihm scheiß egal. „Schaff das Gör hier weg, damit ich schlafen kann!“ Und damit knallte er die Haustür zu und sperrte Schuldig erfolgreich aus. Zuerst begriff Schuldig gar nicht, was hier gerade passierte. Doch als es ihm langsam dämmerte, war seine Wut darüber umso größer. "Sei mal nen Moment ruhig!", herrschte er seinen Sohn an, platzierte das kleine Bündel dann auf dem Boden, um kräftig gegen die Haustür zu hämmern. "Drehst du jetzt völlig durch!", brüllte er in voller Lautstärke durch die nächtliche Stille, wobei er gern in Kauf nahm, sämtliche Nachbarn zu wecken, die nach Dais Schreiattacke noch schliefen. Immerhin stand er hier nur in einem Hemd und Shorts, Daisuke trug nur ein Shirt und seine Windel. "Du verdammtes Arschloch, lass mich rein!", forderte er nachdrücklich, auch wenn ihm fast schon klar war, dass das kaum Erfolg haben würde. Der Amerikaner war stur. "Farf! Nagi! Macht die Tür auf!" Und Schuldig behielt Recht. Keiner machte sich die Mühe die Tür zu öffnen und als letzter Brad. Nagi dachte sich nur, dass Schuldig sicher wiederkommen würde und war dankbar, dass nun endlich Stille herrschte, wenn auch noch nicht vollkommen. Und Farf? Selbst wenn er sich erhoben und Schuldig die Tür hätte öffnen wollen, sein Leader schien kein Risiko eingehen zu wollen und schloss im Vorbeigehen einfach die Kellertür ab. Daisuke hingegen saß nun leise wimmernd und am ganzen Leib zitternd auf dem kalten Fußboden. Aus wässrigen Augen blickte er zu seinem Vater auf, der noch immer gegen die Tür schlug. „Papa…“, kam es leise von ihm und er streckte die Arme nach seinem Vater aus. In diesem Moment sah der Kleine so niedlich und harmlos aus wie noch nie und tatsächlich schwamm in seinen Augen – jetzt wo sie beide draußen in der kalten Nacht saßen – ein Hauch von Müdigkeit. Seufzend hob der Telepath den Kleinen wieder auf seine Arme und schaute ihn grübelnd an. "Jetzt haben wir wirklich ein Problem", stellte er völlig überflüssigerweise fest. Er sah, wie sein Sohn so langsam vor Kälte zu zittern begann, knöpfte sein Hemd auf und drückte den Kleinen an sich, um ihm ein wenig Wärme zu spenden. Mit einem letzten bösen Blick zur immer noch verschlossenen Haustür drehte er sich um und trabte aufs Geratewohl in die aufziehende Dämmerung. Es dauerte nicht lange und Daisuke war in den Armen seines Vaters eingeschlummert. Nichts deutete mehr darauf hin, dass er eben noch aus panischer Angst wie ein abgestochenes Schwein geschrieen hatte. Stattdessen nölte er jetzt nur noch leise vor sich, versuchte wach zu bleiben. Doch schließlich fielen ihm die blau-grünen Augen doch ganz zu und er versank gänzlich in einem ruhigen Schlaf. Zuerst einmal setzte sich Schuldig samt dem schlafenden Daisuke auf eine Bank. Auch in ihm kroch langsam eine bleierne Müdigkeit hoch. Doch die eisige Kälte, die er empfand, hielt ihn effektiv davon ab, einfach die Augen zu schließen und einzuschlafen. Ein Plan musste her. Und zwar schnell. Noch einmal tief seufzend schielte er auf den wirren, leuchtenden Schopf seines Sohnes. Das Licht der aufgehenden Sonne wurde heller und wärmer, die Strassen langsam voller. Schuldig war sich wohl noch nie in seinem Leben so bescheuert vorgekommen wie gerade eben – halbnackt, mit einen schlafenden Kind im Arm auf einer Bank am Straßenrand, wie ein Penner. Durch Zufall fiel sein Blick auf eine Blume in dem Grünstreifen vor sich und eine Idee blitzte in seinem übermüdeten Gehirn auf. Es war zwar blöd, aber vielleicht eine kleine Chance... Etwa eine Stunde später stand er, frierend, zitternd und barfuss, aber Daisuke immer noch fest an sich gepresst, vor dem Koneko und hoffte, dass der verdammte Laden bald öffnen würde. Und ausnahmsweise hatte der Telepath Glück. Nur wenige Minuten später ging auch schon Licht an und ein summender Ken kam die Treppe hinunter. Auf dem Weg zu seinem morgendlichen Training fegte er schon mal den Laden durch. Auch wenn das eigentlich jeden Abend gemacht wurde. Gestern hatte er nach seiner Schicht keine Lust mehr gehabt, also erledigte er das jetzt. Er griff zum Besen, summte dabei noch immer vor sich hin. Doch grade als er anfangen wollte, entdeckte er den halbnackten Mastermind vor der gläsernen Ladentür. Überrascht hob er die Brauen und starrte in die grünen Iriden, die ihn müde fixierten. Augenblicklich stellte er den Besen wieder zur Seite und öffnete die Tür. „Was…“ Sein Blick fiel auf den schlafenden Jungen, der sich nah an Mastermind drückte und – genau wie der Telepath – am ganzen Leib zitterte. Am liebsten wäre Schuldig einfach im Boden versunken. Das war ja so was von peinlich! Reichlich verzweifelt starrte er auf den Asphalt vor sich. "Wir sind daheim rausgeflogen...", gestand er so leise, dass er kaum die Hoffnung hatte, Ken würde ihn verstehen, "Weil der Kleine nicht zu beruhigen war." Langsam hob er den Kopf wieder und sah mit rotglühenden Wangen den Braunhaarigen an. "Hättest du vielleicht... wenigstens was zum Anziehen für uns? So können wir schließlich nirgends hin..." Oh Gott, ging es noch erbärmlicher? Ken lauschte der Geschichte des Anderen, musterte abwechselnd Schuldig und den Jungen. Allein der Anblick eines halb nackten Masterminds direkt vor ihm, war etwas, von dem er gedacht hätte, dass er es nie zu Gesicht bekommen würde – nicht außerhalb seiner nächtlichen Träume. Aber jetzt hatte er nicht nur den entblößten und um Hilfe bittenden Telepathen vor sich, sondern der hatte zu allem Überfluss auch noch ein Kind in den Armen, das ihm _verdächtig_ ähnlich sah. Hart schluckte der Weiß und sah in das müde Gesicht des Deutschen. Dann nickte er und lächelte freundlich. „Komm mit…“ Leise schlich er vor. Ihm war klar, dass es mehr als nur Ärger geben würde, wenn Aya den Schwarz entdecken würde, also musste er ihn unbemerkt in sein Zimmer bringen. Auf Zehenspitzen schlich der Deutsche hinter Ken her und betete dabei, dass sich Daisuke nicht gerade diesen Moment aussuchen würde, um aufzuwachen. Aber diesmal tat der Kleine ihm den Gefallen und schlief in aller Seelenruhe weiter. In Kens Zimmer legte er den Jungen auf dessen Bett ab, das er mit einem sehnsüchtigen Blick bedachte. Wann war er das letzte Mal so kaputt gewesen? Egal, er musste sich einfach nur umziehen und dann wieder verschwinden. In ein Hotel vielleicht, um wenigstens ein wenig zu schlafen. Und sich dann auf die Suche nach einer Wohnung machen... Ein müder, aber sehr dankbarer Augenaufschlag ging in Kens Richtung, ebenso wie ein schwaches Lächeln. Zu mehr war er im Augenblick einfach nicht mehr in der Lage. Ken schluckte leicht bei dem Blick der Telepathen und sah schnell zu dem kleinen Jungen. Aya saß in der Küche, und wenn er leise sprach, dann würde selbst der Rotschopf ihn nicht hören können. Doch Ken brachte kein Wort heraus. Stattdessen sah er noch einmal in die müden Augen Schuldigs und biss sich dann leicht auf die Unterlippe. Es dauerte unnatürlich lange, bis er endlich was in dem Schrank gefunden hatte. Entweder ließ er sich soviel Zeit, weil er nicht wusste, was er Schuldig eben sollte, oder aber, weil er nicht wollte, das der wieder ging. Doch schließlich reichte er ihm ein frisches Hemd und nahm eine kuschelige Decke aus dem Schrank. „Du kannst auch… erstmal hier bleiben und….“ Er schluckte wieder und sah zu dem Jungen. Dann wieder zu Schuldig. „…bis ihr euch wieder aufgewärmt habt meine ich… wenn du willst…“ Unsicher lächelte er Mastermind an und wickelte Daisuke in die Decke ein. Dabei fasste er den Kleinen mit Samthandschuhen an und lächelte liebevoll. Interessiert beobachtete der Orangehead den Jüngeren. Hatte er schon jemals einen seines Teams so sanft mit Daisuke umgehen sehen? Gut, Nagi hatte den Kleinen wirklich gemocht, aber selbst er war nicht so liebevoll mit ihm umgegangen, wie Ken das tat. "Du magst Kinder gern, was?", stellte er ein wenig verblüfft fest und machte sich dann an die Beantwortung der Frage: "Ich denke nicht, dass das so eine gute Idee ist... Dai ist ziemlich aufgedreht, wenn er wach ist... Ich will dich nicht in Schwierigkeiten bringen." Denn dass es die geben würde, wenn der Kleine erst einmal munter war, stand außer Frage. Ken lächelte den Jungen an und strich ihm sanft durchs Haar. Kinder? Mögen? Nein.. Er liebte sie. Und es hatte noch nicht ein Kind in seinem Leben gegeben, mit dem er nicht zu recht gekommen war. Vorsichtig und ohne den Kleinen zu wecken, legte er den Jungen wieder aufs Bett. Sanft lächelte er Schuldig an und nickte dann. „Setz dich erstmal… Ich hol dir einen Kaffee… Oder lieber ein Tee?“ Solange würde Daisuke schon noch schlafen. Und wenn nicht, ihm würde schon etwas einfallen. Auf dem Weg zur Tür nahm er noch eine Hose aus dem Schrank und legte sie neben Daisuke aufs Bett. "Kaffee...", stöhnte der Telepath, als wäre gerade sein größter Wunsch in erreichbare Nähe gerückt. Etwas Warmes konnte er jetzt auf jeden Fall gebrauchen. Dankbar nickte er Ken zu und machte sich daran, sich aus seinem schmutzigen Hemd zu schälen und das frische anzuziehen. Der schwache Duft, der von dem weichen Stoff ausging, hüllte ihn ein und brachte ihn zum Lächeln. Er schlüpfte auch in die Jeans und seufzte noch einmal leise. Ken war ein Stückchen kleiner als er - dementsprechend ulkig sah er jetzt in dessen Klamotten aus. Aber immer noch besser so, als nur in Unterhose und Hemd in der Stadt herumzuirren, entschied er. Vorsichtig, um Daisuke nicht zu wecken, setzte er sich auf die Bettkante und blickte in das entspannte Gesicht seines schlafenden Sohnes. Es dauerte eine Weile, doch dann kehrte Ken wieder zurück zu den anderen beiden. Aya hatte ihn recht sparsam angesehen, doch nach Kens mehr oder weniger erfolgreich zusammen gestammelten Ausrede, er fühle sich nicht so und würde sich noch mal hinlegen, hatte auch der skeptische Weiß-Leader nachgegeben. Ken war noch nie sonderlich gut im Lügen gewesen, doch diesmal schien er es ganz gut hinbekommen zu haben. Er schloss die Tür wieder leise hinter sich und drehte den Schlüssel um, sodass nicht irgendjemand plötzlich ins Zimmer platzen konnte. Lächelnd reichte er Schuldig eine große Tasse schwarzen Kaffee. „Die Milch ist alle… ich hoffe.. du trinkst ihn schwarz…“, murmelte er verlegen und ließ sich dann auf dem einzigen Stuhl im Zimmer nieder. Allerdings stellte er ihn so, dass er die Arme vor sich auf der Stuhllehne verschränken und Schuldig problemlos ansehen konnte. "Ja, danke", nuschelte Schuldig, der die Tasse mit aufleuchtenden Augen entgegennahm und erst einmal seine Finger daran wärmte. Er trank einen großen Schluck und genoss die Wärme, die ihn gleich darauf erfüllte. Zufrieden schloss er für eine Sekunde die Augen, jetzt fühlte er sich schon wesentlich besser. Rasch glitt sein Blick inzwischen sehr geübt über Daisuke. Okay, der Junge würde noch eine ganze Weile schlafen. Dann wanderten seine Augen zu Ken und fixierten den Weiß. "Na los, frag schon. Ich seh’ doch, dass du gleich vor Neugierde platzt." Leise musste Ken schmunzeln und musterte wieder den Jungen, dann Schuldig. „Da gibt es…wohl nicht viel zu fragen…“, meinte er dann leise. „Dass der Kleine dir wie aus dem Gesicht geschnitten ist, erklärt ja wohl alles…“ Sanft lächelte er den Jungen an. Ja… Der Kleine sah wirklich exakt aus wie Mastermind, nur eben ein wenig kleiner. „Wie heißt er denn?“, wandte er sich schließlich wieder an den Älteren der beiden. Das altbekannte schiefe Grinsen hielt wieder einmal Einzug auf Schuldigs Gesicht. "Daisuke", antwortete er einfach. "War aber nicht meine Idee. Ich wusste bis vor etwa drei Wochen nicht mal, dass ich ein Kind hab..." Dass seitdem sein Leben wie auf den Kopf gestellt war, brauchte er wohl nicht extra zu betonen. Schließlich sah man das einfach zu deutlich. Sonst würde er wohl auch nicht hier sitzen und ausgerechnet mit Ken über so etwas reden... Wieder nippte er von dem wohlschmeckenden Getränk. "Der ist gut!", lobte er den Jüngeren, um ihm wenigstens einen Teil seiner Freundlichkeit zurückgeben zu können. Ken nickte nur dankbar und schmunzelte dann leicht. „Du wusstest nicht, dass du einen Sohn hast? Und jetzt wurde er dir aufs Auge gedrückt oder wie soll ich das verstehen?“ Als das zustimmende Nicken kam, konnte sich auch Ken ein Grinsen nicht mehr verkneifen. „Mastermind und ein Kind… Welch eine Wendung…“, schmunzelte er und versuchte das aufsteigende Bauchkribbeln zu ignorieren. Seit er Schuldig vor dem Laden gesehen hatte, kam es wieder in ihm auf und wurde immer heftiger. Doch er gab sich alle Mühe, sich nicht wieder bis auf die Knochen zu blamieren wie bei ihrer letzten Begegnung. "Jaja, lach du nur!", gab der Deutsche gutmütig zurück. "Du hast ja dieses Problem nicht." Sein Gesicht verdüsterte sich leicht bei diesen Worten. Doch gleich darauf grinste er schon wieder. "Naja, ich werd mich wohl gewaltig umstellen müssen", erklärte er mehr sich selbst als Ken. "Der Kleine kann ja nichts dafür, dass seine Mutter ihn nicht mehr will..." Schulter zuckend sah er wieder Ken an, stellte dann die Tasse leise auf dem Nachtkästchen neben dem Bett ab. "Freu dich", grinste er dem anderen zu. "Ein Gegner weniger in Zukunft. Zumindest für ne Weile." Ken glaubte nicht, was er da hörte. Sein Kopf, den er gemütlich auf die Arme gebettet hatte, schnellte in die Höhe. „Du gehst nicht mehr auf Mission?“, sprudelte es aus ihm heraus und er vergaß dabei vollkommen, dass sie ja leise sein mussten. Erstens damit Aya sie nicht hörte und zweitens… Doch es war zu spät. Ein leises Quengeln kam von dem Jungen und er blinzelte, sah sich um und versuchte sich aus der Decke zu befreien. Als er das nicht schaffte, begann seine Unterlippe schon wieder verdächtig an zu zittern. "Mist!", fluchte Schuldig leise und bugsierte sich Daisuke wieder auf den Schoss, um ihn ein wenig zu beruhigen. Erst als er sicher sein konnte, dass der Kleine nicht wieder mit seinem penetranten Geschrei anfangen würde, konnte er weiter mit Ken reden. "Nein. Wie denn auch? Soll ich mir den Kleinen im Rucksack umschnallen?" Okay, damit gab er auch gleichzeitig zu, völlig allein mit dem Jungen da zu stehen. Aber auch das war eigentlich ersichtlich, wenn man ein bisschen überlegte. Auf sein Team konnte er ja wirklich nicht hoffen, wenn es um den Kleinen ging. Ken schluckte schwer, als der Kleine weiter leise quengelte, und erhob sich. „Nein.. stimmt schon…“, sagte er leise und setzte sich dann einfach neben Schuldig. Sanft nahm er Daisuke zu sich. Augenblicklich war der Kleine still und sah ihn neugierig an. „Na, Kleiner….“, lächelte Ken und hob Daisuke hoch, sah ihn von unten her an. „Du machst deinem Daddy wohl mächtig Probleme was?“ Er schmunzelte und nahm den leise kichernden Jungen in den Arm. Dann durchzuckte es ihn wie ein Blitz. Der Streit, mit dem Schuldig und Daisuke heute Morgen aus dem Haus gejagt wurden. Erschrocken sah er Daisuke an und blinzelte dann Schuldig an. „Ist er etwa…. Ich meine…“ Ein extrem schweres Seufzen brach aus den Deutschen heraus. Resignierend nickte er, war im Moment einfach zu fertig, um große Erklärungen abzugeben. "Ein verdammt starker noch dazu", brachte er endlich über die Lippen. Daisuke tat ihm jetzt schon leid. Er wusste, was es bedeutete, von anderen Kindern wegen der Andersartigkeit gemieden und gehänselt zu werden. Etwas, das er seinem Sohn gerne erspart hätte. Andererseits wollte er die Kräfte des Jungen auch nicht blocken. Eine PSI-Kraft lahm zu legen war immer gefährlich, erst recht für ein kleines Kind. Ken schmunzelte und während er sich weiter mit Schuldig unterhielt, gelang es ihm tatsächlich, den Kleinen ruhig zu halten und ihn schließlich sogar wieder zum einschlafen zu bewegen. „Naja… er hat einen guten Lehrer…“, lächelte Ken sanft und reichte den Jungen wieder an seinen Vater zurück, als dieser leicht die Arme nach Mastermind ausstreckte. „Du schaffst das schon…“, fügte er noch leise, aber sehr zuversichtlich hinzu. „Und wenn du…. irgendwann… vielleicht… Hilfe brauchst oder so…“ Er lächelte verlegen und eine leichte, kaum sichtbare Röte legte sich von neuem auf seine Wangen. „Du weißt ja, wo du mich findest…“ Fasziniert sah Schuldig zu, wie Daisuke sich bei Ken entspannte und tatsächlich wieder einnickte. Seine Miene wurde wieder nachdenklich, als er den Kleinen in Empfang nahm. Er hatte ja selbst gemerkt, wie anstrengend so ein kleines Kind eigentlich war und er bezweifelte, dass er auf Dauer wirklich immer die nötige Geduld für Dai haben würde. Sein Blick klebte an dem orangen Wuschelkopf des Jungen fest, als er sich endlich zu einer Antwort durchringen konnte: "Ich werd mir eine Wohnung suchen... Und wenn du Lust dazu hast, kannst du dich gern um Dai kümmern." Er blinzelte über sich selbst überrascht. "Zumindest ab und zu, wenn du halt Zeit hast", schwächte er seine Worte schnell ab. Ken sah den Mann an und lächelte sanft. Dann nickte er. „Ja… Gerne… Gib mir nur bescheid…“ sanft strich er durch das kurze Haar des kleinen Telepathen und war kurz versucht, sich hinab zu beugen und ihm einen Kuss aufzuhauchen. Doch grade noch rechtzeitig wurde ihm klar, dass er damit seinem eigentlichen Feind viel zu nahe kommen würde. Also zog er auch die Hand wieder zurück. „Ehm…“ Er erhob sich und kritzelte etwas auf einen kleinen Zettel. „Damit du… nicht wieder herkommen musst…“, murmelte er dann und reichte Schuldig den kleinen Zettel, auf den seine Telefonnummer geschmiert war. Daran, dass der Telepath vermutlich noch nie in seinem Leben Gebrauch von einem Telefon gemacht hatte, weil er sich schließlich viel einfacher mit anderen in Verbindung setzen konnte, dachte er gar nicht. "Danke!", lächelte der Deutsche verlegen, nahm das Stück Papier an sich und sah es einen Moment lang an. Das reichte, um die Nummer auswendig zu können. Da Ken das allerdings nicht wissen konnte, steckte er den Zettel in die Brusttasche des Hemdes, schaute den Anderen dann wieder seufzend an. "Dann sollte ich jetzt wohl besser gehen", stellte er mit einem Anflug von Schwermut fest. "Ist es okay, wenn ich dir die Decke und die Klamotten wiedergebe, wenn ich sie gewaschen habe? Wird allerdings wohl ne Weile dauern." Ihm wurde klar, welche Menge Arbeit jetzt auf ihn zukam. Eine Wohnung finden, sie einrichten und mit allem Nötigen versorgen, und sich dabei gleichzeitig um ein übermütiges Telepathenkind kümmern... Allein diese Aussicht brachte den sonst so leichtfertigen Orangehead beinahe an den Rand seiner Grenzen. Vorbei war’s mit dem unbeschwerten Leben. Ken lächelte noch immer und nickte. Dann senkte er langsam den Blick und schluckte schwer. Es konnte doch nicht so schwer sein, eine einzige Frage zu stellen. Langsam blickte er wieder in die stechenden grünen Augen und meinte dann leise: „Ich… werd dir helfen… Mit der Wohnung und so… Bis 16 Uhr habe ich noch Zeit.“ Unsicher sah er Schuldig an. „Wenn du willst, geh ich mit dem Kleinen auf den Spielplatz oder so, während du euch was suchst…“ Das Angebot war einfach zu verlockend, um so ohne weiteres abgelehnt werden zu können. "Das wär toll!", begeisterte sich Schuldig sofort, dann fiel ihm allerdings auch wieder ein, wie schwierig Daisuke mitunter sein konnte. "Aber wie willst du den Anderen erklären, dass du ein kleines Kind hier hast?" Noch dazu ließ sich die Verwandtschaft zu ihm ja nun wirklich nicht wegdiskutieren. Für Menschen, die ihn kannten - und dass die Weißjungs ihn zur Genüge kannten, war leider eine Tatsache - war auf den ersten Blick ersichtlich, wer der Vater des Kleinen sein musste. Er konnte Ken für die Freundlichkeit, die er von dem Braunhaarigen niemals im Leben erwartet hatte, doch keine Probleme bereiten. Ken schmunzelte leicht. „Ich behalte ihn doch nicht hier… Ich komm jetzt mit euch mit und warte dann mit ihm irgendwo auf dich… Die anderen werden ihn also nie zu Gesicht bekommen…“ Er erhob sich und streckte sich leicht. „Na komm… Wir sollten gehen… nicht dass Aya uns doch noch hört…“ Und tatsächlich gab Daisuke schon wieder kleine warnende Geräusche von sich, die zeigten, dass er bald wieder erwachen würde. Ken lächelte auf den Jungen hinab und ruckte dann Schuldig leicht mit dem Kopf zu, dass er ihm folgen sollte. Lautlos schloss er die Tür auf. Ebenso leise, wie er das Koneko betreten hatte, huschte Schuldig jetzt aus dem Gebäude. Nach der nächsten Ecke, von der aus sie nicht mehr zufällig beobachtet werden konnten, blieb er stehen. "Sag mal", wandte er sich an Ken. "Hast du Geld oder eine Kreditkarte dabei? Ich meine..." Er wurde knallrot. So etwas Peinliches war ihm ja noch nie passiert! "Damit er was zu essen hat und so. Ich muss meine Sachen erst aus der Villa holen." Verlegen brach er ab und wünschte sich ein weiteres Mal, dass sich der Erdboden einfach vor ihm auftun und ihn verschlingen würde. "Du bekommst es natürlich zurück!", versprach er rasch. Amüsiert und fast schon ein wenig erleichtert lauschte Ken dem Gestammel seines Gegenübers. Offenbar war er nicht der einzige, dem die ganze Situation immer noch etwas peinlich war. Mit einem Nicken zog er seinen Geldbeutel aus der Hosentasche. „Sowohl als auch…“ Langsam schlenderte er dann mit Schuldig weiter. „Dann gehen wir jetzt wohl erstmal was Frühstücken, hm?“ Sanft lächelnd blickte er zu Schuldig. „Worauf hast du Appetit?“ Da hatte Ken anscheinend was missverstanden. Doch bevor Schuldig noch richtig stellen konnte, dass er dafür eigentlich gar keine Zeit hatte, knurrte sein Magen so laut, dass er gar nicht anders konnte als ergeben zu nicken. "Mir reicht Kaffee", meinte er dann Schulter zuckend. Er wollte Kens Gutmütigkeit ja nicht ausnützen, sondern einfach nur sicherstellen, dass seinem Sohn für die Zeit, die er ihn bei dem Weiß ließ, nichts fehlte. Im ersten Moment war Ken doch enttäuscht. „Du musst nicht…“, murmelte er dann leise und biss sich auf die Unterlippe. Das fehlte jetzt noch. Endlich hatte er eine Art Kontakt zu Schuldig im Aufbau, den er sich nur erträumt hatte, und nun wurde er zu aufdringlich. „Ich kann auch... mit dem Kleinen alleine Essen gehen… Und du.. machst dich schon mal an die Arbeit…“ Und damit blieben sie vor einem Café stehen, das ein schönes Frühstück anbot. Noch einmal grummelte Schuldigs Magen sehnsüchtig vor sich hin. Doch den eigentlichen Ausschlag gab Kens leicht enttäuschte Miene. "Na, auf eine halbe Stunde hin oder her kommts jetzt auch nicht an", widersprach der Telepath deswegen und betrat das Café. Er steuerte augenblicklich einen der kleinen runden Zweiertische an. Mit einem schon recht geschulten Blick stellte er fest, dass Daisuke mittlerweile hellwach war, allerdings ausnahmsweise einmal die Klappe hielt, was den Deutschen doch schwer wunderte. Stattdessen schien der Kleine Ken zu mustern und war so beschäftigt damit, dass er nichts anderes wirklich mitbekam. Schuldig unterdrückte ein Seufzen. Was wohl nun schon wieder im Kopf seines Sohnes umging? Auch Ken setzte sich nun und beobachtete Daisuke. Leicht lehnte er sich über den Tisch und sah dem Kleinen in die Augen. Sanft stupste er ihm mit dem Finger gegen die Nase und erntete ein freudiges Lachen. „Und was möchtest du essen, kleiner Mann?“ Doch was Daisuke dazu zu sagen hatte, passte nicht so ganz. „Papa!“, quietschte er und streckte die kleinen Patschehändchen nach oben. Auch legte er den Kopf nach hinten und sah zu seinem Vater auf. Dann wurden die Arme nach Ken ausgestreckt und er versuchte, zu ihm zu kommen. Schmunzelnd lehnte sich Ken wieder zurück und besah sich das schöne Bild der beiden Orangeheads. "Ich glaube, er will zu dir", grinste Schuldig und hob den immer noch in die Decke gewickelten Jungen über den Tisch. Interessant, schoss es ihm dabei durch den Kopf, als Ken das fröhlich krähende Kind in Empfang nahm. Daisuke schien den braunhaarigen Weiß instinktiv zu mögen. Mehr, als er seine, Schuldigs, Kollegen gemocht hatte. Da hatte man wieder einmal den besten Beweis für die Unschuld eines Kindes. Immerhin hatte Dai ja keine Ahnung, dass sich sein Vater und dessen Begleiter hier in einer mehr als nur verbotenen und unerwünschten Situation befanden, die sie wohl unter normalen Umständen niemals zustande kommen lassen hätten. "Er mag dich", teilte er dem Anderen mit einem kleinen Lächeln mit; wieder einmal eine absolut überflüssige Ansage, aber das war ihm einfach so herausgerutscht. Insgeheim fragte er sich, wie und was Daisuke wohl in Ken sah. Ken nahm den Jungen auf den Schoß und kitzelte ihn leicht am Bauch, ließ ihn mit seinem Ärmel und seiner Hand spielen, während er wieder zu Schuldig aufsah. „Ja… Scheint so…“, meinte er leise und eine leichte Röte legte sich auf seine Wangen. „Aber eigentlich mögen mich alle Kinder. Frag mich nicht woran das liegt…“ In dem Moment kam auch schon eine grinsende Kellnerin an. Ken blickte auf. Doch noch ehe er etwas sagen konnte, sorgte die frech aussehende junge Frau mit nur einem Satz dafür, dass sein Gesicht die Farbe einer ausgereiften Tomate annahm: „Einen niedlichen Sohn haben Sie beide da…“ Abwechselnd blickte sie dabei von Schuldig zu Ken und wieder auf den Jungen, während sie ihren Kugelschreiber an der Schürze befestigte. „Was kann ich euch bringen?“ "Kaffee", orderte der Schwarz rasch, um die junge Frau von weiteren Sprüchen abzuhalten, die Ken anscheinend in Verlegenheit brachten. "Und eine Tasse warme Milch." Nachdem auch Ken seine Bestellung aufgegeben hatte, richtete Schuldig seine Aufmerksamkeit wieder auf den Jüngeren. "Ich werde nachher gleich mal alles, was ich so brauche, holen gehen. Eine Wohnung zu finden, wird ja wohl nicht so schwer sein..." Besonders, wenn man ein ausgeprägtes Talent dafür hatte, andere Menschen zu "überzeugen". "Ich komme dann so schnell es geht wieder her und erlöse dich von ihm. Okay?" Im Geist machte er sich schon eine Liste, was er unbedingt alles einkaufen musste, um zumindest für ein paar Tage über die Runden zu kommen. Ken schmunzelte leicht und nickte dann. „Schon okay… Er wird mir sicher nicht auf die Nerven gehen… Glaub mir…“ Liebend gerne verbrachte er seine Freizeit mit dem Jungen, in der Hoffnung, so auch näher an Mastermind ranzukommen. Mastermind… Ein leichtes, aber unglaublich glückliches Lächeln lag auf Kens Lippen. „Ich bin sicher, du bekommst das alles hin… Und das mit Daisuke schaffst du auch…“ Wieder hob er den Jungen hoch und ließ ihn von oben auf sich hinunter lachen. Ein seltsames Gefühl der Zufriedenheit und auch des Glücks breitete sich warm in Schuldig aus, als er seinen Sohn so in den Händen des Weiß beobachtete. Dass das Mädchen das bestellte Frühstück brachte, nahm er nur am Rande wahr. Geistesabwesend, da seine Aufmerksamkeit immer noch von dem herumscherzenden Gespann vor sich gefesselt wurde, griff er nach der Tasse und verbrannte sich erst einmal so richtig die Zunge, was ihn natürlich gleich wieder wütend fluchen ließ. Ein dummer Fehler, denn sofort darauf krähte Daisuke das neue Wort munter durch das kleine Lokal. Ken hob die Brauen, setzte Daisuke auf seinen Schoß und sah ihn fest und ernst an. „Fuck!“, quietsche ihm Dai entgegen und Ken schüttelte hart den Kopf. „Nein, Daisuke… So was sagt man nicht. Papa ist ein Schussel, er darf das auch nicht!“, erklärte er dem Jungen langsam und mit viel Geduld. Und Daisuke blickte zu seinem Vater und wieder zurück zu Ken, deutete dann auf Schuldig, der versuchte, seine Zunge zu beruhigen. „Schussel!“, kam es auch gleich von dem Jungen und Ken musste lachen. „Ja.. genau… Papa ist ein Schussel.“ Lachend sah er Schuldig an, hielt dabei Daisuke weiter im Arm, der vor sich hinnölte und schließlich leise und kaum verständlich seinen ersten Satz von sich gab. „Papa ist ein Schussel….“ Das war ja so was von klar gewesen! Auch wenn Schuldig in der ersten Sekunde ziemlich sauer auf Ken war, musste er gleich darauf doch einfach mitlachen. "Ihr beide seid einfach unmöglich!", brachte er in einer Verschnaufpause heraus, und es klang bei weitem nicht so böse wie das, was er sonst immer zu Ken gesagt hatte. "Nimm dich in acht, Dai", ermahnte er seinen Sohn grinsend. "Von Ken lernst du anscheinend nichts Vernünftiges!" Das breite Grinsen strafte seine Worte Lügen. Ken schmunzelte noch leicht und griff dann zu der Milch. Doch rasch stellte er fest, dass sie noch zu warm war, ließ sie also noch eine Weile stehen und brach ein Stück von deiner Waffel ab. „Na? Du auch?“, fragte er an Daisuke gewandt und hielt dem Kleinen das Stück hin. Neugierig nahm der es an und lutschte darauf herum. „Hat er überhaupt schon feste Nahrung bekommen?“, fragte er skeptisch und musterte Schuldig. Daisuke wirkte nicht, als wenn er je zum Essen hatte kauen müssen. „Öhm..." Schuldig war ein wenig überfragt. "In den letzten Wochen nicht..." Nagi hatte eine Riesenpackung Brei angeschleppt und Schuldig hatte Dai das pampige Zeug einfach verfüttert. Was der Kleine davor bei seiner Mutter bekommen hatte, entzog sich völlig seinem Wissen. "Kann er so was denn überhaupt schon essen?" Okay, es sah nicht so aus, als würde es dem Kleinen etwas ausmachen, seine drei hervorblitzenden Zähnchen benutzen zu müssen... Wieder seufzte der Telepath tief auf. Er würde wohl noch eine ganze Menge lernen müssen. Ken musste lachen. „Wenn du es ihm nicht beibringst, wird er es nicht lernen… Wie alt ist er? Ein Jahr?“ Kens Auge schien wirklich sehr geschult zu sein. Warum das so war, wusste er selber nicht so genau, aber wahrscheinlich lag es hauptsächlich daran, dass er sich oft mit jungen Müttern im Park unterhielt. „Je neugieriger sie werden, desto bereiter sind sie… Ich denke, das trifft auf alles zu…“ Ken merkte nicht mal, wie zweideutig er über den Kleinen sprach, doch er widmete sich nun auch wieder dem Jungen, half ihm beim Essen und der Kleine aß auch bereitwillig. Ganz anders wie bei Schuldig immer. Dann musterte er den Telepathen wieder und lächelte sanft, schob den Teller mit den Waffeln dann in die Mitte. „Na iss schon…“ Mehr aus Reflex als aus bewusstem Handeln griff Schuldig nach einer Waffel und schob sie sich in den Mund. "Müff", mümmelte er mit vollem Mund, bis ihm auffiel, dass das wohl ein wenig unverständlich war. Schnell schluckte er, trank Kaffee nach und setzte dann erneut an. "Ich fürchte, das wird alles nicht einfach werden, oder?" Ein wenig verloren sah er direkt in die braunen Augen seines Gegenübers. Ken erwiderte den Blick und schmunzelte dann leicht. Minimal schüttelte er den Kopf. „Nein…“, kam es leise von ihm. Er wollte wieder nach unten schauen, wollte Daisuke weiter füttern, doch die Zeit schien still zu stehen, während er Schuldig so direkt ansah. Zwischen ihnen blinzelte Daisuke hin und her. Es schien zwar unglaublich, dass er verstand was hier vor sich ging, doch wahrscheinlich war er der einzige, der die Situation _wirklich_ begriff. Mit einem schrillen Kreischen holte Daisuke die beiden wieder zurück und erinnerte vor allem Ken daran, dass auch er noch anwesend war und Hunger hatte. Überrascht blinzelte der Orangehead, als er die Realität um sich herum wieder wahrnahm, und stellte die nun leere Tasse mit einem leisen Klacken auf dem Tisch ab. Er räusperte sich leise, bevor er wieder in der Lage war, sich vernünftig zu artikulieren. "Ich geh dann mal. Ich hab ne Menge zu erledigen. Danke für das Frühstück!" Damit schob er seinen Stuhl quietschend nach hinten, stand auf, wuschelte seinem Sohn mit den ermahnenden Worten "Benimm dich, hast du verstanden!" durch die Haare und lächelte Ken noch einmal an. "Bis später dann. Und drück mir die Daumen, ja?" Was er machen wollte, wenn er keine Wohnung für sie beide fand - daran wollte er nicht einmal denken müssen. Ken lächelte nur leicht und nickte. „Natürlich… Viel Erfolg…“, kam es leise von ihm und zusammen mit Daisuke, der seinen Vater mit einem weiteren „Papa ist ein Schussel“ verabschiedete, winkte er ihm noch mal nach. „Ach! Schuldig!“, rief er dann ein wenig verlegen. „Wenn wir nachher nicht hier sind… Sind wir im Park…“, teilte er dem Anderen mit, der noch einmal kurz stehen geblieben war und sich zu ihnen umwandte. Dann machte er sich dann wieder daran, Daisuke zu füttern. Immerhin wollte er nicht den ganzen Tag in diesem Café verbringen. Und es war ja grade mal – Ken blickte zur Uhr – 8 Uhr. Er seufzte und lächelte dann wieder zufrieden. „Da haben wir ja ganz schön viel Zeit für uns, nicht wahr, Kleiner?“ Schuldig joggte in der warmen Morgensonne zurück zu seinem ehemaligen Zuhause. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, die den Telepathen beinahe wahnsinnig machte, bis er Zutritt zur Villa und zu seinem Zimmer bekam. Aber letztendlich hatte er es doch geschafft, sich umgezogen und noch vor Mittag seine Sachen ins Auto gepackt. Der Nachmittag war noch stressiger als der Vormittag, aber um halb vier hielt Schuldig die Schlüssel zu einer recht schönen, geräumigen Wohnung in der Hand. Ein wenig abgehetzt, aber durchaus zufrieden raste er zu dem Park, in dem er Daisuke und Ken finden würde. ~+~tbc~+~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)