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Everywhere is Shady

white Rap-Icon meets One Piece
von

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Contracting a Juicy Friendship

Ein freundschaftlicher Klaps auf die Schulter, er sah zur Seite und Sanji grinste ihn an: „Na, dann willkommen an Bord, Em.“ Dann ging er an ihm vorbei in die Kombüse.

Er grinste noch immer, wusste nicht recht weiter. Irgendwie freute es ihn, dass sie ihn so herzlich aufnahmen und wie selbstverständlich als Teil ihrer Gemeinschaft zu akzeptieren schienen.

„Lasst uns feiern!“, rief Lysop

„Yeah! Party!”, schrie auch Ruffy aus voller Kehle und zog ihn hoch, hackte sich bei ihm unter damit sie zusammen mit den anderen beiden tanzten.

Er lachte auf und versuchte sich an ihrem albernen Tanz. Zu seinem Glück erschien ihm der auch nicht besonders schwer. Frei nach dem Motto: Schwing ein Bein rechts in die Höh’, ein Bein links und hab viel Spaß dabei. Machte er auch einfach und lachte, hatte eben einfache eine Menge Spaß mit seinen neuen Freunden. So schnell hatte er noch nie welche gewonnen, hatten sie sich doch alle gerade erst kennen gelernt.

„Passt mal auf!“, warf er plötzlich ein, ließ sich von seinen neuen Freunden hinreißen und löste sich von Ruffy und aus ihrem Tanzkreis. Er packte mit einer Hand sein rechtes Knie, musste es dafür anwinkeln, und wackelte tanzend im Kreis, versuchte dabei, nicht auch noch sein Gleichgewicht zu verlieren. Er hatte ja ein Faible fürs Tanzen und könnte er es, wäre er sicher Breakdancer geworden. Aber dazu fehlte ihm das nötige Talent – auch wenn ihn das nicht daran hinderte, seine Begeisterung dafür kundzutun und einfach zu tanzen. Oder es zumindest zu versuchen.

Aber seine neuen Freunde schienen genauso viel Spaß damit zu haben wie er, denn sie lachten und klatschten begeistert.

So sollte das Leben sein.

Es dauerte keine zehn Sekunden, dass Ruffy und Lysop seinen Tanz ebenfalls versuchten. Ruffy hatte einen Augenblick hart mit seinem Gleichgewicht zu kämpfen und lachte nur schallend. Der kleine Elch Chopper hatte leider das Nachsehen: seine Arme und Beine waren zu kurz, aber er hatte trotzdem großen Spaß ihnen zuzusehen.

Plötzlich aber sah Marshall sich einem fast doppelt so großen, beharrten Monstrum mit rosa Hut gegenüber, das ebenfalls seinen Tanz ausprobierte und dabei ziemlich schwankte.

Erschrocken schrie er auf. Das war ja ein Monsterschiff, auf dem er gelandet war. Ein Mensch, der seine Arme meterlang dehnen konnte, ein sprechender Elch, der sich für einen Arzt hielt, und jetzt noch ein richtiges Monster?

Waren denn die anderen Menschen auch noch normal oder täuschte das nur? Würde sich jetzt sein schöner Traum in einen Alptraum verwandeln?

Er hoffte doch nicht…

Ruffy lachte noch immer, legte ihm locker einen Arm um die Schultern und sagte ganz unschuldig: „Ist doch bloß Chopper.“

„Du spinnst doch!“, gab er zurück, „Chopper war doch dieser kleine Plüschelch“, mit einer Hand deutete er Choppers alte Größe an. Skeptisch musterte er das Monster. Eins musste er zugeben, genauer betrachtet, sah das Vieh nicht wirklich gefährlich aus.

Innerhalb weniger Sekunden schrumpfte das ihn überragende Monster wieder auf niedliche Stofftiergröße zusammen und schabte beschämt und peinlich berührt mit den Hufen über die Planken.

„Das gibt’s nicht…!“, das überforderte ihn jetzt total. Schon wieder. Hier kam er echt aus dem Staunen nicht mehr raus. Das Monster war doch tatsächlich Chopper gewesen. „Wie – Wie ist das möglich?“

„Er hat doch Teufelskräfte“, erklärte Ruffy, als würde das alles erklären.

„Ja, und? Was ist das eigentlich? ‘Teufelskräfte‘?”, hackte er jetzt nach. Bisher hatte ihn das nicht interessiert. Hatte er es einfach übergangen. Hatte er ja auch sowieso keine Ahnung, worum es ging.

„Die bekommt man, wenn man ’ne Teufelsfrucht isst“, erläuterte Lysop, auch wenn ihn das kein Stück weiter brachte: „Aha?“

„Hey, was ist denn los?“, Sanji kam gerade mit den Cocktails wieder, balancierte sie lässig auf einer Hand, rauchte. „Wolltet ihr nicht feiern?“

„Ja! Party!“, Ruffy wollte sich schon einen der Cocktails schnappen, doch Sanji wehrte ihn mit einem seiner Kicks ab und überreichte erst den Damen der Crew ihre Getränke.

„Hey!“, rief Marshall, fühlte sich leicht übergangen, „Kamm mich mal wer aufklären? Was sind denn Teufelsfrüchte?“ Dabei fragte er sich, ob er wirklich von Dingen träumen konnte, von denen er noch nie etwas gehört hatte. Ob sein Unterbewusstsein sich gerade eine Erklärung ausdachte?

„Du weißt nicht, was Teufelsfrüchte sind?“, hackte Sanji kurz nach.

„Trifft man auch nicht alle Tage…“, murmelte Zoro, hatte sich sehr über Marshalls Verhalten amüsiert. Schien genau so ein Clown zu sein, wie die anderen.

Er schüttelte den Kopf: „Nein. Also?“

„Teufelsfrüchte“, ergriff Robin das Wort, „werden auch oft „geheime Früchte des Meeres“ genannt. Jede Frucht gibt es nur einmal auf der Welt und sie verleihen demjenigen, der sie isst, einzigartige Fähigkeiten. Aber wer diese Teufelskräfte besitzt, kann nicht mehr schwimmen, da er im Wasser all seine Kräfte verliert.“

Marshall sah sie ungläubig an: „Ja klar, und das soll ich glauben?“ Selbst für einen Traum war das absurd. Er war doch nicht blöd!

„Ich hab auch von einer Teufelsfrucht gegessen; der Gum-Gum-Frucht!“, erklärte Ruffy stolz und zog an seinen dehnbaren Wangen, entblößte so sein strahlendes, überbreites Grinsen. „Ich bin ein Gummimensch!“

„Sicher… Und Chopper ist ein Menschenelch, oder was?“

„Ein Elchmensch. Er hat von der Mensch-Mensch-Frucht gegessen“, erläuterte Lysop die Erscheinung seines besten Freundes.

„Naja, ich hab von der Flora-Flora-Frucht gegessen“, lächelte Robin sanft und ließ noch zwei Arme aus ihrem Ellenbogen wachsen, „Ich kann überall Hände und Füße wachsen lassen, wie Blumen.“

„Oh mein Gott…“, er wusste nicht, was er sagen sollte, von dem Ganzen halten sollte. Das war doch verrückt! Drehte er jetzt durch? Wollte ihm sein Unterbewusstsein etwas mitteilen? Dass er wahnsinnig wurde, vielleicht?

„Nimm’s locker“, schlug Zoro vor und legte lässig einen Arm um seine Schultern, „Gibt schlimmeres.“

Er sah ihn skeptisch an: „Achja? Hast du auch solche „Teufelskräfte“?

Zoro schüttelte den Kopf: „Nein, hab ich nicht nötig“, grinste leicht und zeigte auf die drei Schwerter an seiner Hüfte.

„Aber der Marimo hat gar nicht so Unrecht“, warf Sanji ein und störte ihn bei der Überlegung, wofür Zoro drei Schwerter brauchte. „Du gehörst jetzt auch zur Crew, das ist doch erst mal das Wichtige, nich’?“ Sanji grinste.

„Party! Party!”, rief Ruffy, hackte sich wieder bei Marshall und Lysop unter und fing wieder mit ihrem albernen Tanz an, warf seine Beine in die Luft.

Noch einen Moment unsicher und überfahren, zuckte er schließlich innerlich mit den Schultern. Es war doch alles nur ein Traum. Dieser Traum war schon von Anfang an ziemlich seltsam und verrückt gewesen, also musste er doch auch so weiter gehen – oder nicht? Außerdem wollte er feiern, Spaß haben und seine gute Laune genießen, die er gerade noch verspürt hatte.

Synchron mit Ruffy, Lysop und Chopper schwang auch er seine Beine wieder in die Luft und drängte alle Bedenken, Einwände und Sorgen in die hintersten, verstecktesten Winkel seines Hirns.

Sie feierten ausgelassen. Wenigstens das deckte sich mit den Hollywood-Bildern über Piraten, dass sie feierten und tranken bis sie umkippten. Der Alkohol floss reichlich und Sanji reichte immer wieder seine leckeren Cocktails und Snacks an seine Freunde aus. Sie tanzten, lachten und hatten Spaß. Sie scherzten, hatten gute Laune und freuten sich einfach ihres Lebens.

So wie er es schon so lange wieder tun wollte. Schon so lange hatte er nicht mehr so gelacht und solchen Spaß gehabt. Es war einfach herrlich. Er spürte wieder, was es hieß zu leben. Dass er es vergessen hatte, empfand er als schrecklich. Man lebte nur einmal, das sollte man genießen – so wie Piraten, diese Piraten es taten.

Immer wieder forderten ihn seine neuen Freunde auf, ihnen etwas vorzurappen, eben die Musik zum Feiern zu machen. Das tat er auch mit dem größten Vergnügen. Er kramte in seinen Hirnwindungen nach seinen guten und feierbaren Texten und fand genug. Er konnte manchmal ein sehr alberner Mensch sein und diese Musik eignete sich oft wunderbar.

Er brachte ein paar seiner Hits wie ‘Ohne mich‘ zum Besten: „…Na, das sieht wie ein Job für mich aus, also folgt mir einfach. Denn wir brauchen ’n bisschen was Kontroverses, denn es fühlt sich so leer an ohne mich! Na, das sieht wie ein Job für mich aus, also folgt mir einfach. Denn wir brauchen ’n bisschen was Kontroverses, denn es fühlt sich so leer an ohne mich!…“

Seine Freunde lachten, klatschten Beifall. Waren wohl derselben Meinung oder freuten sich einfach nur über die Musik, die er machte. Es kam das Gleiche dabei raus.

„… aber der Beat geht weiter, da-da-dum da-dum da-dah. Du verlierst dich besser in der Musik, in dem Moment, den du besitzt. Du lässt ihn besser niemals gehen! Denn du kriegst nur diesen Versuch, verpass deine Chance nicht, versag nicht. Diese Gelegenheit kriegst du nur einmal im Leben. Du verlierst dich besser in der Musik, in dem Moment, den du besitzt. Du lässt ihn besser niemals gehen! Denn du kriegst nur diesen Versuch, verpass deine Chance nicht, versag nicht. Diese Gelegenheit kriegst du nur einmal im Leben. Keine Spielchen mehr. Ich werd’ ändern, was ihr Wut nennt…“

Ohja, wie Recht er damit hatte. Trotz all der Tiefschläge hatte er damals die Chance ergriffen und sein Leben zu einem Besseren gewandt. Er konnte stolz auf sich sein, wenn er so darüber nachdachte.

„… Also, wie viel leichter wäre das Leben, wenn 19 Millionen Ärsche aufwachsen, um so zu sein wie ich? Weil ich doch niemals gewusst hab, gewusst, dass ich mal so groß rauskommen würd’. Ich hab doch niemals gewusst, gewusst, dass ich so ’nen Einfluss auf den Kleinen krieg’. Ich hab doch niemals gewusst, dass sich der wegen mir die Pulsadern aufschnippeln geht. Ich hab doch niemals gewusst, dass der dieser Schlampe ein paar knallt wegen mir… ’n Hirnschaden. Seit dem Tag an dem ich zur Welt kam. Sie haben gesagt, ich wär’ auf Drogen. Sie sagen, ich hätt’ keine Ahnung, wo’s langgeht. Aber überall, wo ich hinkomme, da spielen sie meinen Song!“

Er lachte. Er hatte Spaß. Er performte. Er tat das, was er liebte: Er rappte. Viel schöner konnte dieser Traum nicht mehr werden.

„Ich weiß nicht, warum die Welt sich weiter dreht. Immer rundherum. Aber ich wollte, sie würde stehen bleiben und mich aussteigen lassen – jetzt sofort – Okay, konzentrieren wir uns aufs Geschäft. Ich hab keine Zeit zu spielen: Was ist das? Muss wohl ein Zirkus in der Stadt sein. Lasst uns den Scheiß mit den Clowns beenden. Krieg ich ’nen Zeugen? Auf jeden Fall! Fix, beweg’ mich schnell, werd’ hier Wunder aufführ’n…“

Er liebte seine Songs mit Dre. Schade, dass er nicht mit dabei war. Das hätte bestimmt eine coole Nummer gegeben. So wie ‘Sag, was du sagst‘: „Denn was du sagst, ist, was du sagst. Sag, was du sagst, wie du es sagst, wann immer du es sagst. Nur erinner dich dran, wie du es sagst, wenn du es an die Wand sprühst. Also mit wem spielst’n, huh? Denn was du sagst, ist, was du sagst. Sag, was du sagst, wie du es sagst, wann immer du es sagst. Nur erinner dich dran, wie du es sagst, wenn du es an die Wand sprühst. Also mit wem spielst’n, huh?“

Ruffy, der Kapitän mit dem Strohhut, sah ihn ganz verdutzt an und versuchte es nachzusprechen, verhaspelte sich: „Sag, was du sagst. Sag’s, wie du es sagst und erinner dich, wer sagt… hä was?“

Er grinste: „Üb noch ein bisschen.“ Er war eben schnell mit Worten.

„Bei all dem Gras, das ich geraucht hab’ – yo, der Blunt ist für euch. An all die Leute, den’ ich auf den Schlips trat – yeah, ihr könnt mich auch mal! An all die Freunde, die ich mal gehabt hab’ – yo, mir fehlt meine Vergangenheit. Aber der Rest von euch Wichsern kann mich auch mal! Bei all den Drogen, die ich genommen hab’ – yo, die nehm’ ich immer noch. An all die Leute, den’ ich auf den Schlips trat – yeah, ihr könnt mich auch mal! Jedes Mal, wenn ich in Erinnerungen schwelg’ – yo, mir fehlt meine Vergangenheit. Trotzdem, es ist mir immer noch scheißegal. Ihr könnt mich alle mal!“

Seine Freunde brüllten mit, auch wenn sie den Text zum ersten Mal hörten. Er stand auf der Reling, balancierte sich aus und fiel trotzdem alle paar Schritte fast vom Geländer. Der Alkohol tat seine Wirkung. Er hatte noch nie sonderlich viel vertragen, auch wenn er gerne viel trank. Schade nur, dass das in seinem Traum nicht anders war.

„Alle! Kommt schon! Lasst uns alle zusammen runterkommen. Lasst uns jetzt tanzen. Wir werden ’ne gute alte Zeit haben. Hab keine Angst, es gibt nichts, worum man sich sorgen müsste. Kommt! Geht aus euch raus und tanzt den Squaredance mit mir! Ich bring euch zum tanzen, es ist eure Chance. Yeah, Junge, wackel mit dem Arsch. Ups, ich mein Mädchen, Mädchen, Mädchen, Mädchen. Mädchen, du weißt, du bist voll meine Welt. Alles klar jetzt, vergesst euch! Vergesst euch einfach, werdet verrückt, oh Baby, oh Baby!“

Endgültig sprang er von der Reling, bevor er noch wirklich ins Meer fiel. Das wollte er nicht unnötig herausfordern.

Dafür begann er wieder mit Ruffy und Lysop zu tanzen. Ein Bein nach rechts in die Luft, ein Bein nach links in die Luft. Sie lachten und grölten und tranken immer wieder von Sanjis leckeren Cocktails. Sie feierten den ganzen Abend und bis tief in die Nacht, bis sie schließlich müde und betrunken einschliefen. Sie hatten es alle gerade noch in ihre Hängematten und Betten geschafft um dort ihren Rausch auszuschlafen. Und sie schliefen alle lange und tief.

Doch auch der nächste Morgen kam, wie er immer kam. Auch wenn sie alle versuchten, den Tag später beginnen zu lassen – zumindest fast alle, wie er feststellen musste.

Der Gummijunge Ruffy sprang schon wieder fröhlich über das Deck und rief nach Frühstück. Auch Sanji schien keinen Kater von seinen eigenen guten Cocktails zu haben und kickte Ruffy immer wieder aus der Kombüse.

Er selbst hielt sich nur den angeschlagenen Kopf und stöhnte auf, als er Ruffys Geschrei hörte. Musste der Idiot so laut sein? Aber immerhin war er nicht der Einzige, der einen Kater von der Party hatte. Auch der langnasige Lysop stöhnte gequält auf, als sie sich alle an den Esstisch in der Kombüse setzten.

„Na, zu tief ins Glas gestiert?”, witzelte Zoro, dem es prächtig zu gehen schien.

Er brummte nur unausgegoren. Er hatte eindeutig zu viel getrunken. Als er das Frühstück auf dem Tisch sah, war er sich nicht sicher, ob er Hunger hatte oder ihm schlecht war. Beides irgendwie – und das war kein schönes Gefühl. Es wurde aber auch nicht besser, je länger er das Frühstück anstarrte. Und da auch alle anderen brav aßen und Sanji ihn so fordernd ansah, probierte auch er von dem ihm Vorgesetzten. Glücklicherweise behielt sein Magen das Essen sogar wirklich drin. Das erleichterte ihn ziemlich. Man wollte ja nicht wirklich vor der gesammelten Mannschaft in die Kombüse reihern, nach so einer feucht-fröhlichen Nacht nur leider viel zu wahrscheinlich.

Doch dieses Mal nicht, Schwein gehabt. Da beglückwünschte er sich fast selbst. Allerdings wusste er trotzdem sehr genau, dass er diesen Tag über nicht wirklich zu gebrauchen war. Der ganze Rest der Mannschaft schien allerdings weit weniger vom Exzess der letzten Nacht beeinträchtigt zu sein. Nicht nur, dass sie teilweise fraßen wie die Scheunendrescher, auch Namis Befehle, die Segel zu setzen und den Kurs zu treffen, wurden ohne viel Murren ausgeführt – und es beeindruckte ihn ein bisschen. Schnell waren die Seile gezogen und gespannt, an der Takelage hoch und runter geklettert und er glaubte, die Jungs mussten ziemlich fit für all das sein. Er könnte das nicht – und schon gar nicht jetzt. Aber sie machten das sicherlich jeden Tagen und auch noch mehrere Male. Sah zumindest ziemlich routiniert aus.

Doch schließlich war auch das erledigt und die Mannschaft konnte sich ausruhen und anderen Alltäglichkeiten nachgehen. Er suchte sich nur ein ruhiges Plätzchen, hatte aber schnell raus, wie klein dieses Schiffchen war. Da war nicht viel mit Ruhe.

Die Frauen lagen auf ihren Liegestühlen an Deck, genossen das gute Wetter und lasen, er setzte sich zu ihnen auf die Planken. Die Frauen schienen hier besser gestellt zu sein, dass hatte er schon gelernt. Bald scharwenzelte Sanji um Nami und Robin herum, bot ihnen Erfrischungen und Massagen an, dieses und jenes und flötete ein Liebesgeschwür nach dem anderen.

Er rollte da nur genervt mit den Augen, seufzte: „Oh Mann“, und erhob sich träge. Da musste er sich wohl ein anderes lauschiges Plätzchen suchen. Während er also über das Deck schlurfte und vor Sanjis Herzchenattacken flüchtete, entdeckte ihn Ruffy, der ihn zu einem Spiel animieren wollte. Er konnte ihn gerade so abwimmeln und lief dabei Lysop, die Langnase, in die Arme. Wollte ihm seine neuste Erfindung zeigen, wo er nun gerade da war.

In seinem Hirn stöhnte es genervt auf. Er wollte doch nur seine Ruhe. War das denn zu viel verlangt?

Knapp Lysops Anschlag entkommen, dessen neue Erfindung fast augenblicklich in dessen Hand explodierte, hatte er auch schon wieder Ruffy an der Backe: „Spiel mit mir!“

‘Alles Verrückte hier!‘, dachte er nur und flüchtete erneut, nur um drei Schritte weiter Zoro fast umzurennen, der halbnackt und verschwitzt auf dem hinteren Deck stand und – ganz offensichtlich – trainierte.

Vom Regen in die Traufe… Obwohl, er erinnerte sich, dass Zoro ein sehr schweigsamer Zeitgenosse war. Am Tag zuvor hatte ihn dessen Einsilbigkeit ziemlich verzweifeln lassen, heute könnte sie ihm gefallen.

Zoro grinste ihn an, wischte sich den Schweiß von der Stirn: „Verfolgt dich der Kindergarten, Em?“

Er nickte erleichtert: Ein Leidensgenosse. „Grausam.“

Zoro nickte kurz und schwang wieder seine Hanteln rauf und runter. „Mach’s dir gemütlich.“

Das ließ er sich natürlich nicht zweimal sagen und setzte sich, lehnte sich an die Reling und schloss die Augen. Er hatte das Gefühl, hier könnte er eine kurze (oder auch nicht so kurze) Pause machen.

Damit sollte er auch Recht behalten. Zoro jagte sowohl Ruffy als auch Lysop und Ruffy, aber auch Sanji und Ruffy in den Wind. Und machte ihm damit eine große Freude. Zoro konnte herrlich maulen und murren, stänkern und meckern, und das zu seinen Gunsten. Da machte das Zuschauen richtiggehend Spaß. Besonders wenn sich Zoro mit Sanji stritt, hatte das einen unfreiwillig komischen Charakter. Es erinnerte ihn ein bisschen an Proof und sich selbst. Proof…

Trauer und Schmerz krochen wieder seinen Körper hinauf, machten ihn klein und krank. Sein geliebter Freund hatte ihn für immer verlassen und egal wie sehr er sich das wünschte, daran änderte sich nichts. Auch diese lustigen und lebensfrohen Gesellen, die sich Piraten nannten, konnten Proof nicht wieder lebendig machen. Sie konnten es ihn nicht einmal vergessen lassen, doch das wollte er auch nicht. Nicht wirklich. Proof war sein bester Freund und er hatte ihm so viel zu verdanken, so unglaublich viel. Sein Leben, sein ganzes Leben hatte er ihm zu verdanken, wenn man es genau nahm. Umso schlimmer war für ihn dieser Verlust. Sein bester Freund war für immer fort und der Schmerz darüber lähmte ihn seelisch und körperlich. Er konnte sich kein Leben ohne ihn vorstellen, obwohl er wusste, dass es so sein musste. Hatte er es hier sogar kurzzeitig erlebt.

Sogar in seiner Haltung drückte sich die neue Trauer- und Schmerzwelle aus. Instinktiv machte er sich klein, zog seine Schultern ein und machte seinen Rücken krumm. Er wollte körperlich verschwinden um seelisch nichts mehr spüren zu müssen. Aber natürlich war das nicht möglich, dass wusste er und vor allem erlebte er es. Doch besser machte es das nicht.

„Hey Trauerkloß, so schlimm?“, witzelte Zoro, stand vor ihm und machte wohl gerade eine Trinkpause.

„Hrm“, brummte er nur, sah aber kaum hoch. Er wollte der Welt entfliehen, da war Kommunikation nicht hilfreich. Außerdem hatte er Zoro als mundfaul kennengelernt, dann sollte er dem doch weiter frönen. Aber das war bei jedem Menschen wohl immer launen- und situationsabhängig.

Zoro musterte ihn eingehend, ging sogar vor ihm in die Hocke. „Das ist nicht der Alkohol, hm?“

Er schüttelte leicht den Kopf. Natürlich nicht. Obwohl er sich gern Valium oder Vicodin einschmeißen würde, hatte das nur sehr peripher mit dem Alkohol und seinem Kater zu tun. Auch wenn er das gerne behaupten würde.

Zoro puffte ihm leicht gegen die Schulter, eine aufbauende Geste. „Mach dich nicht fertig. So schlimm kann’s schon nicht sein.“

Wieder entkam ihm nur ein Brummen, denn das bezweifelte er doch sehr. Es war schlimm, unglaublich schlimm für ihn und das auch noch ohne Besserung in Aussicht zu haben. Nur dank Proof gab es ihn und den Lebensweg, den er ging. Wäre er nicht gewesen, gäbe es seine Musik nicht und gäbe es ihn nicht als Musiker und auch nicht den Erfolg, der daran hing.

Zoro schüttelte leicht den Kopf. „Genieß die Zeit, die hier Ruhe ist“, gab er ihm einen Rat und erhob sich wieder. „Mach nicht so ein Gesicht“, brummte der Schwertkämpfer noch.

„Ey Marimo!“, rief da der Smutje Sanji, eine Zigarette zwischen den Lippen, „Lass ihn. Wenn Em schlecht drauf ist, dann ist das so. Kennst du doch.“

„Halt doch die Klappe, Suppentopf“, schoss Zoro zurück, „Geh wieder an den Herd, wie brave Weibchen.“

Kurz sah er auf. Bisher hatte er nur erlebt, wie die zwei sich angifteten. Worum es genau ging, wusste er nicht. So wie die zwei ständig wegen Nichtigkeiten aufeinander los gingen, musste da wohl etwas tiefer liegen. Entweder sehr tiefer Hass, warum auch immer sie dann hier zusammen bei dieser „Piratenbande“ mitmachten, oder eine sehr seltsame Freundschaft. Aber das war ihm im Moment ziemlich egal. Er wollte seine Ruhe. Er wollte sich nicht mit diesen Banalitäten befassen. Er hatte gar nicht den Kopf dafür und starrte wieder dunkel vor sich her.

Zoro und Sanji waren derweil bereits in eine Prügelei vertieft. Das ging bei ihnen in einem Wimpernschlag. Sie ächzten und schrien auf, rumpelten über die Planken und warfen sich aufeinander. Man hörte sie immer über das ganze Schiff, weshalb Nami, die oranghaarige Navigatorin, immer schnell auf der Matte stand und sie trennte. Bei dem Krach reagierte sie äußerst gereizt.

Dieses Mal aber nicht, denn bevor Nami sich überhaupt aus ihrem Liegestuhl erheben konnte, war er schon dazwischen gegangen. Eigentlich blieb er sitzen, aber rief einschneidend: „Könnt ihr das nicht mal lassen, verfickte Scheiße?! Das geht doch verdammt auf die Eier! Geht euch doch aus dem Weg. Fuck! Das ihr überhaupt noch hier seid und noch nicht von der Planke gejagt wurde – Ich hätte das schon längst getan! Scheiße! Haltet verdammt nochmal eure verfickte Schnauze!“

Die zwei Streithähne sahen ihn verdutzt an. Eigentlich mischte sich immer nur Nami zwischen ihre Prügeleien und das mehr als brutal körperlich. Aber dass jemand sie nur anbrüllte und anschrie, machte eigentlich niemand; weil es normalerweise auch nichts brachte. Doch diese überraschende Aktivität von ihm, ließ sie inne halten.

Er schnaubte nur leise und fummelte in seiner Baggy nach Papier und Stift. Nicht, dass er wirklich glaubte, etwas Gutes zustande zu bringen, aber ohne fühlte er sich einfach nicht wohl.

Die zwei Streithähne Sanji und Zoro ließen aber nun wirklich voneinander ab. Kurz blickten sie sich noch an, finster und praktisch bereit für eine neue Prügelei, doch taten sie es nicht und gingen auseinander. Sanji zurück in die Kombüse und Zoro sammelte seine Trainingsutensilien ein und brachte sie weg, wohin auch immer.

Ihm war das ganz egal und jetzt wollte er auch die Ruhe nicht mehr. Sie schrie in seinem Kopf, füllte ihn vollständig aus und doch brach immer wieder Schmerz und Trauer und Verzweiflung die unruhige Stille in ihm. Rastlos tobten die Worte an seinem inneren Auge vorbei, nichts greifbar an ihnen, trotzdem blieben sie viel zu lange präsent und ließen sich nicht verdrängen oder ausschalten. Warum gab es hier keine kleinen, runden Pillen, die er schlucken konnte? Es verlangte ihn doch danach.

Plötzlich hing eine Flasche Rum vor seinem Gesicht. So gedankenverloren er vor sich hingestarrte hatte, hatte er Zoro gar nicht zurück kommen gesehen. Überrascht blickte er auf, nahm einfach die Flasche an, die sogar schon geöffnet war. Alkohol stieg in seine Nase. Zoro setzte sich neben ihn und trank von seiner eigenen Flasche Rum. Ein kurzes Kopfnicken davor, das dem kleinen Blonden, ihm, galt.

Auch er nippte an der starken Spirituose, obwohl ihn eigentlich immer noch der Kater aus der vergangenen Nacht plagte. Doch seine seelischen Plagen waren größer und intensiver, als solch unbedeutende Körperlichkeiten. Er trank davon und spürte den ätzenden Geschmack in seinem Hals. Er blickte zu Zoro, der einfach nur den Kopf in den Nacken gelegt hatte und es schien, als würde er die Sonne auf seiner Haut genießen.

„Genieß die Ruhe“, sagte der Schwertkämpfer leise, „Das Abenteuer kommt früh genug.“



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