Friendship and more von Exile ================================================================================ Kapitel 1: Flashback 1 bis 3 ---------------------------- Disclaimer: *seufz* Ich mag die beiden. Leider gehören sie Toei-Animation und Bandai. Dadurch bekomme ich auch kein Geld, aber eure Freude ist mir Dank genug ^^* Kommentar: Auch das ist schon etwas länger her und war sogar schon mal hier gepostet. Naja, ich hab es jetzt nach vier Jahren wieder ausgebuddelt und weitergeschrieben. Die Geschichte hat 4 Teile, die alle etwa so lang sind, wie dieser hier. In jedem Teil sind 3 Flashbacks, die in der dritten Person erzählt werden. Alles andere ist aus Yamatos Sicht. Mehr gibt es dazu auch schon nicht zu sagen, außer, dass es zu meinen persönlichen Favoriten zählt. Ich mag die Geschichte irgendwie und würde mich über konstruktive Kritik und Kommentare freuen. Viel Spaß beim Lesen! Kapitel 1: Eigentlich waren wir ja nie wirklich gut befreundet. Obwohl manche ja behaupten, dass wir die besten Freunde wären, aber ich, und ich denke auch, dass er es so sieht, bin da ganz anderer Meinung. Nur hat man uns damals nicht gefragt. Das alles ging nun mal eher von unseren Eltern aus. Besser gesagt, meinem Vater und seinen Eltern. Ich hätte ihn damals erwürgen können, als er mir eröffnete, dass er über die Ferien arbeiten müsse und ich bei jemanden anderes, um nicht zu sagen jemanden Fremden, bleiben würde. Das war der erste große Streit, den mein Vater und ich je hatten. Da war ich gerade mal acht. Ich hab es ja auch irgendwie nicht verstehen können. Zuerst werde ich von meinem kleinen Bruder und meiner Mutter nur ein paar Jahre - fast zwei Jahre, um genauer zu sein - fortgeschleppt und muss nun mit einem Vater leben, der ständig arbeitet und dann meint dieser auch noch, dass ich zwei Monate - also acht lange Wochen - bei völlig Fremden leben müsste. Da ist es ja wohl berechtig, dass man sich ein bisschen auflehnt. Das einzige Argument, dass er hervorbrachte war ohnehin, dass es mir dort gefallen würde, weil ein Junge in meinem Alter auch noch da sein würde und, dass er der Vater sei und ich es nicht zu entscheiden hatte. Zu meinem Leidwesen hatte er ja auch Recht. Ich konnte wirklich nicht viel ausrichten mit meinen acht Jahren, aber war stolz darauf, ihm wenigstens ein schlechtes Gewissen gemacht zu haben. ~FLASHBACK~ Mit verschränkten Händen und trotzig blitzenden, kalten azurblauen Augen stand der kleine Junge mit seinen strohblonden Haaren da und rührte sich nicht vom Fleck. Etwa zwei Meter entfernt stand ein anderer Mann, der um die vierzig war und braune Haare hatte, aber ebenso blaue Augen, auch wenn sie ein wenig heller waren, als die des Jungen. Ein schweres Seufzen durchschnitt die eisige Stille, die zwischen den zwei Personen herrschte. "Yamato. Bitte. Es ist ja nicht für lange und dort hast du ja auch jemanden zum Spielen. Du wirst sehen, die Zeit vergeht wie im Flug." Der Ältere streckte einladend die Hand aus, doch der kleine Kopf des Achtjährigen drehte sich nur schweigend weg. Wieder wurde geseufz und die Hand hinuntergelassen. "Was ist daran so schlimm? Ich dachte, du bist schon ein großer Junge und du würdest es verstehen." "Wenn ich schon so ein großer Junge bin, dann kann ich ja auch alleine hierbleiben.", konterte Yamato ruhig. "Du weißt, dass das nicht geht. Dazu bist du gesetzlich gesehen noch zu jung. Aber du hast ja einen Schlüssel und Frau Yagami kann dich jederzeit hierherbringen, wenn du heimweh hast oder etwas brauchst, dass du vergessen hast." "Ich könnte nichts vergessen, wenn ich hierbleiben würde." Immer noch mieden die azurblauen Augen die hellen seines Vaters, in denen nun auch schon ein wenig Ärger loderte. Lange würde sein Geduldsfaden nicht mehr halten. "Ich mach dir einen Vorschlag, Yamato. Willst du ihn hören?", fragte er seinen Sohn ruhig und verdrehte innerlich die Augen. Er verhandelte mit seinem achtjährigen Sohn, welch Ironie. Neugierig wurde der Kopf wieder gedreht und sein Erzeuger angeblickt. "Wenn du brav bist und dich nicht so wie ein kleines Kind anstellst, verspreche ich dir, wenn ich zurückkomme, dass wir zusammen eine Woche Urlaub machen. Nur wir zwei. Na, ist das ein Angebot?" Nun wurde er misstrauisch gemustert, aber er hielt den prüfenden Blick seines Sohnes ohne Weiteres stand. "Versprichst du es?" "Ich verspreche es dir, aber es gilt nur, wenn du nun brav mitkommst und dich auch bei den Yagamis vorbildlich verhältst." "Was bekomm ich, wenn du dein Versprechen wieder nicht hältst?" Erstaunt weiteten sich die hellblauen Augen. Wie kam sein Sohn auf soetwas? Zugegeben: Er hatte schon hin und wieder ein Versprechen gebrochen, aber er hätte nie gedacht, dass es seinen kleinen Yamato so sehr gestört hatte, wo er doch immer abgestritten hatte, dass es ihm etwas ausmachen würde. Aber eigentlich hätte er es wissen müssen. Die Schuld und das schlechte Gewissen standen dem Vater richtig ins Gesicht geschrieben. Wieder seufzte er. "Ich werde es halten. Keine Sorge." "Wenn du es nicht hältst, dann will ich wieder zu Mama." "Yamato, das geht nicht." "Wieso nicht? Außerdem müsstest du dir ja darum keine Gedanken machen, wenn du deinen Part einhältst. Also?" Das war ein Argument. Sogar ein recht gutes und er wusste, dass sein Sohn ihn nicht so einfach vom Haken lassen würde. Also seufzte er noch einmal und sagte dann resignierend: "Einverstanden." Nun breitete sich ein kleines Lächeln auf dem Gesicht des blondhaarigen Jungen aus. Er streckte seinem Vater seine Hand hin, der sie ergriff: "Abgemacht. Ich werde brav sein und wenn du wiederkommst, machen wir Urlaub." Nun lächelte auch sein Vater leicht, auch wenn er kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache hatte. Sein Sohn war echt clever und er würde es über diese acht Wochen hinweg sicher nicht vergessen. "Abgemacht. Aber jetzt komm endlich. Wir sind schon spät dran." Er ließ die Hand seines Sohnes los, der noch einmal schnell in sein Zimmer lief und dann mit einem Rucksack auf dem Rücken und einer Reisetasche, die aufgestellt beinahe genauso groß wie er selbst war, hinterherziehend wieder heraus kam. Das gab nur ein zu süßes Bild ab und der gestresste Vater hatte es hart nicht in einem Lachanfall auszubrechen. Er ging zu seinem Sohn und nahm ihm die Reisetasche ab. Seine freie Hand bat er dem kleinen Blondschopf an, der ihn kurz aus großen kindlich-unschuldigen blauen Augen ansah und diese dann leicht lächelnd ergriff. ~FLASHBACK END~ Damals hatte mich mein Vater herumgekriegt und ich bereute es. Ich bereute es schon in den ersten zehn Minuten, die ich dort war. Dem Jungen, der mir als Taichi vorgestellt wurde, hätte ich unter anderen Umständen sofort das Gesicht neu modeliert. Noch nie hatte ich erlebt, dass mich ein Mensch wirklich dermaßen nerven konnte. Das Ergebnis davon war die allererste Prügelei in meinem Leben. ~FLASHBACK~ Die Fäuste waren fest geballt und in den tiefblauen Augen loderte eine unbeschreibliche Wut. Sein ganzer Körper bebte vor Zorn auf den braunäugigen Jungen, dessen Frisur man mehr als ein Vogelnest als sonst was sehen konnte. Oder als Staubwedel benützen, das war dann wenigstens ein guter Verwendungszweck. Der braunhaarige Junge bekam davon allerdings nur wenig mit, da er gerade etwas in einem Schrank suchte und dabei munter vor sich hinbrabbelte. Mit jedem weiteren Wort, dass der ebenso Achtjährige von sich gab, wuchst der Zorn in Yamato und er bereute, dass ihn sein Vater rumgekriegt hatte. Schließlich hielt er es nicht mehr aus und schrie den etwas Kleineren an: "HALT DIE KLAPPE!" Erschrocken drehte sich der Angeschriehene um und in seinen schokoladenbraunen Augen konnte man deutlich die Verwirrung lesen, die dieser Ausbruch ausgelöst hatte. "Was ist denn los? Hab ich etwas flasch gemacht? Ich habe dir doch nur erzählt, wie..." "Hast du Watte in den Ohren? Ich sagte, du sollst deine Fresse halten.", unterbrach ihn Yamato, jetzt allerdings ein wenig leiser als zuvor. Dann drehte er sich um und kniete sich zu seiner Tasche hinunter. Zuerst konnte ihn der Sohn der Yagamis nur fassungslos beobachten, doch dann wurde auch er ein wenig verärgert. "Warum bist du so gemein zu mir? Ich habe dir nichts getan. Wenn du schlechte Laune hast, lass sie nicht an mir aus." "Du redest ja immer noch.", murmelte Yamato zwischen zusammen-gebissenen Zähnen hervor und seine Hände hielten sich nun verkrampft an der Tasche fest. "Du bist echt eigenartig. Ich versteh nicht, wie meine Mutter nur zustimmen konnte, für jemanden wie dich Babysitter zu spielen." Das war nun eindeutig zu viel. Nicht nur, dass ihn dieses Etwas seit seiner Ankunft zutextete, jetzt stellte er ihn auch noch als Baby hin. Das konnte er nun wirklich nicht auf seiner Ehre sitzen lassen. Blitzartig wirbelte er herum und boxte den Jungen in den Bauch. Taichi war so überrascht, dass er den Schlag nicht abwehren konnte und sich jetzt den schmerzenden Bauch hielt. "Wehe du sagst soetwas noch einmal.", warnte ihn Yamato vor und wandte sich mit böse funkelnden Augen wieder seiner Tasche zu. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass Taichi sich so schnell von dem Schlag erholte und auf Rache sinnte. Keine Minute später lagen die beiden Achtjährigen prügelnd und sich gegenseitig beschimpfend am Boden des Zimmers. Nicht, dass viel hätte passieren können, denn weder Yamato noch Taichi hatten mit ihren acht Jahren wirklich viel Kraft allerdings würde es doch blaue Flecken geben, was die beiden allerdings im Moment nicht störte. "TAICHI!", kam auf einmal eine geschockte Stimme von der Türe und kurz darauf wurde der braunhaarige Junge von dem blondhaarigen Gast hinuntergezogen. "Taichi Yagami! Was fällt dir ein..." "Aber, Mama. Er hat doch...", fing an sich Taichi zu verteidigen, wurde aber von einem strengen Blick seiner Mutter zum Schweigen gebracht. Yamato war nun inzwischen wieder aufgestanden und funkelte Taichi kurz böse an. Demonstrativ rückte er seine Kleidung wieder zurecht und sah dann Frau Yagami versucht unschuldig an. Sie lächelte kurz aufmunternd und meinte dann: "Ihr Beiden solltet euch nicht streiten und du Taichi. Von dir hätte ich eigentlich erwartet, dass du dich vernünftig verhältst und dich nicht sofort mit einem Gast prügelst." "Aber er..." "Nichts, aber er. Man schlägt keinen Gast und nun entschuldigst du dich bei ihm und heute wirst du das Geschirr abwaschen. Vielleicht merkst du es dir ja dann." Das war ja einfach nicht zu glauben. Zuerst schrie ihn der blondhaarige Eindringling ohne Grund an, dann schlug er ihn auch noch und er durfte sich nicht einmal wehren ohne bestraft zu werden. Wieso war die Welt nur so ungerecht? Undbewusst ballten sich die Hände wieder zu Fäusten und er funkelte zum 'Gast'. "Na, wird's bald?", forderte ihn nun seine Mutter noch einmal auf, als er keinerlei Anstalten machte, sich auch nur ansatzweise zu entschuldigen. Flehend wurde noch einmal kurz zu der Frau, die sich seine Mutter nannte aufgeblickt, aber die bedeutete ihn nur, dass er weitermachen sollte. Also wandte er sich wieder dem Blonden zu. "Gomen nasai, Yamato.", wurde brav hinuntergeleihert und dabei die Augen verdreht. Yamato nickte nur leicht. "So und nun spielt noch ein wenig, während ich das Abendesse fertig mache. Und wehe ich muss euch noch einmal auseinander bringen..." Damit verließ sie das Zimmer und überließ die beiden Jungen sich selbst, die sich beide wütend anstarrten. ~FLASHBACK END~ Ein Wunder, dass wir uns doch noch mal etwas besser verstanden mit der Zeit und uns nicht vorher gegenseitig umgemetzelt hatten. Ich habe nichts gegen Taichi. Er ist ein echt netter Mensch, keine Frage. Ein Liebling von Jedermann. Er ist immer fröhlich, aufgeweckt, freundlich und hilfsbereit. Auch wenn er mit seinem Drang zum Reden und seiner Tolpatschigkeit einem in den Wahnsinn treibt. Aber man konnte mit ihm auch viel Blödsinn anstellen und man kann es noch. Er ist meisten gut drauf und Kind geblieben. Seine kindischen Aktionen mit seinen nun schon fast siebzehn Jahren können da manchmal einen echt in Verlegenheit bringen. Und dann macht es auch wiederum richtig Spaß. Aber am Liebsten mag ich seine Liebe zum Fußball, auch wenn ich persönlich diesen Sport verabscheue. Es war am ersten Morgen, den ich mit den Yagamis verbrachte, wo ich mit dieser Begeisterung für Fußball konfrontiert wurde. Zum ersten Mal wurde ich von dieser Begeisterung mitgerissen, ob ich es nun wollte oder nicht. Taichi war einfach nicht zu bremsen. ~FLASHBACK~ "Mama, darf ich in den Park fußballspielen? Bitte bitte bitte bitte. Sora und Izzy werden sicher auch da sein. Heute ist so ein schöner Tag. Biiiiittttteeee." Die schokobraunen Augen glitzerten und blickten so unschuldig. Waren groß und kamen denen eines jungen Hundes gleich. Nervös trippelten die Füsse hin und her. Einmal stand er auf dem rechten Fuß, dann auf dem Linken und dann wippte er wiederrum auf den Fersen vor und zurück, während er die in diesem Moment doch ach so liebe und nette Mutter angebettelte, wo er sie gestern Abend noch zum Teufel gewunschen hatte. Diese belächelte nun ihren energiegeladenen Sohn und nickte. "Aber nur, wenn du Yamato mitnimmst. Immerhin ist er unser Gast und..." "In Ordnung. Tschüß." Sofort rauschte er in sein Zimmer, wo Yamato saß und etwas in seinem Rucksack suchte. Aber Taichi war das mal eben gerade egal. Viel zu begeistert war er von der Tatsache, dass er Fußballspielen gehen durfte. "Yamato, komm mit.", sagte er total begeistert und zog auch schon den überraschten Blondschopf auf die Beine, wobei er auch gleich seinen Fußball in die Arme nahm. "Was? Wieso? Ich will nicht. Lass mich doch einfach in Ruhe." Er entzog sich der Hand des Braunhaarigen und wollte wieder in seinem Rucksack kramen. Doch Taichi freute sich viel zu sehr auf den Park und seine Freunde und den Fußball, als dass er sich an der schlechten Laune des blauäugigen Jungen stören konnte. "Komm schon. Du kannst das auch später suchen. Wir müssen los. Das wird sicher ganz lustig und dann lernst du auch endlich Sora und Izzy kennen und wir können..." "Halt mal die Luft an. Ich will nicht. Geh doch allein.", unterbrach ihn Yamato schon fast verzweifelt. "Geht nicht. Mama hat gesagt, du sollst mit.", grinste ihn der Braunhaarige an und ohne, dass Yamato etwas dagegen unternehmen konnte, wurde er schon aus dem Zimmer gezogen und ins Vorzimmer verschleppt, wo sich der Braunhaarige sofort die Schuhe anzog. Seufzend resignierte er und zog sich auch seine Schuhe an. Kaum hatte er sie an, wurde er auch schon wieder an der Hand geschnappt und laufend zum naheliegenden Park dirigiert, wo er schnaufend ankam. Taichi hatte ein unglaubliches Tempo drauf. Yamato blickte sich einen Moment im Park um. Es waren nicht viele hier. Nur ein paar ältere Leute, die ihren allmorgendlichen Spaziergang machten und dabei die Enten im parkintegrierten Teich fütterten. Aber Kinder waren noch keine da. Er erschrak, als plötzlich ein schwarz-weißer Lederball vor seinen Füßen landete. Geschockt blickte er zuerst auf den Ball und dann auf den Jungen, der ihn aus einigen Metern Entfernung glücklich anlächelte und ihm bedeutete, dass er zurückschießen sollte. Aber eigentlich wollte er ja gar nicht Fußball spielen. Er hasste Sport. Das bedeutete für ihn Anstrengung und Anstrengungen hasste er nun mal. Dennoch kickte er den Ball leicht zurück und ehe er sich's versah, war er auch schon in ein kleines Match involviert und wurde von dem glücklichen Lachen Taichis nur angesteckt, sodass auch er letzendlich ein Grinsen im Gesicht trug. ~FLASHBACK END~ Es war echt ein schöner Vormittag gewesen, aber Fußball mochte ich immer noch nicht und ich mag es auch heute nicht. Ich sehe allerdings gerne Taichi zu, wenn er spielt. Er hat etwas Anmutiges, wenn er über das Feld flitzt und einem Ball nachjagt. Seine Augen glitzern vor Glück und seine ganze Konzentration liegt auf dem Ball. Es sieht einfach perfekt aus, wie er alle ausspielt und schließlich den Ball mit voller Wucht ins gegnerische Tor kickt. Ich denke, er ist der beste Fußballspieler, den ich kenne. "Hey, Yama. Kuckuck. Jemand zu Hause?" Eine Hand wedelt mir vor meinem Gesicht herum und ich weiß ganz genau wem sie gehört. So eine wundervoll gleichmäßig gebräunte Haut hat nur ein Mensch, den ich kenne. Sofort schnappe ich die nervige Hand. "Lass den Quatsch, Tai. Du weißt, wie ich das hasse." Eine abwinkende Bewegung wird gemacht und leicht die Augen verdreht. "Du hasst ja alles." Dann lächelt er mich wieder an. "Hast du Lust heute was zu unternehmen? Immerhin ist ja Freitag und das bedeutet: WOCHENENDE!!!" Lächelnd schüttel ich über sein kindliches Gemüt den Kopf und blicke ihn dann an. "Was will den klein Taichilein machen?", frage ich und meine Stimme triefte nur vor Sarkasmus. "Klein Taichi will zuerst zu einem Eis eingeladen werden, dann ins Kino und zum Schluss noch zu dir und ein wenig ferngucken.", kontert er schlagfertig und zieht mich von meinem Stuhl auf. "Und wir beginnen am Besten jetzt, denn während du eine Spritztour auf einen anderen Planeten gemacht hast, hat die Schule für heute geendet. Also beweg dich, ich möchte hier nicht ewig versauern." "Hetz doch nicht so. Wir haben ja Zeit. Da fällt mir ein. Wer bezahlt das Eis eigentlich?", frage ich, obwohl ich die Antwort wusste. Es war immer ich, der das Eis bezahlen musste. "Na du, wer sonst?", grinst Taichi und stürmt im nächsten Moment auch schon aus der Klasse. Ich verdrehe nur meine Augen und gehe gemütlich hinterher. Ich hab grad keine Lust zu laufen, allerdings war da ein bekannter brauner Staubwedel andere Meinung, nachdem er kurz zurückkommt, meine Hand schnappt und mich hinter ihm herzieht. Ich kann nur schwer mit seinem Tempo mithalten und eigentlich sollte ich dafür ein Eis spendiert bekommen. "Von was hast du eigentlich vorher so geträumt?", fragt er mich schließlich, als wir beim Eissalon ankommen und uns leise einen Platz suchen, den wir dann auch im hintersten Eck bei einem Fenster finden. "Ich habe mich nur gefragt, wieso ich dich nicht schon erschlagen habe." Wieder grinst er mich an und ich grinse zurück. "Die Frage ist leicht beantwortet.", meinte er lächelnd und seine braunen Augen glitzern wieder. "Ja? Da bin ich ja mal gespannt..." Bin mal neugierig mit was er mich wieder aus der Fassung brachte. Herausfordernd funkelten meine blauen Augen und in seinen Augen kann ich lesen, dass er die Herausforderung angenommen hatte, denn in seinen Augen loderte nun ein leidenschaftliches Feuer und sein Grinsen wurde schelmisch. "Na, weil ich ein einfach liebenswert bin und niemand kann einen so lieben und unschuldigen Jungen erschlagen." BUMM. Wenn ich nicht schon gesessen hätte, dann wäre ich spätestens jetzt umgekippt. Auf soetwas kam auch nur er. Aber das Schlimme an dieser Sache war ja, dass er in gewisser Weise recht hat. Er war liebenswert und zu meinem Bedauern, war mir das ja auch klar. "Bestell lieber mal dein Eis. Denn ich will HIER nicht ewig versauern." Er grinst weiterhin und ich konnte deutlich in seinen Augen lesen, dass er sich als Sieger fühlte. Dass er mich mal wieder erwischt hatte. Ich bin froh, dass endlich die Kellnerin an unseren Tisch kommt und bereit ist, die Bestellung aufzunehmen. "Den Schokotraum, bitte." War ja klar. Er bestellte sich immer den Schokobecher. Erstens war er groß und zweitens voll von den verschiedensten Schokoladensorten. Der Becher sah ja auch echt lecker aus. Es waren nur braunfarbige Eissorten darin vertreten. Also Schokolade, Haselnuss, Nougat und Nutella. Dazu waren Schokostückchen darin verteilt. Dann war da noch Schokosauce drauf und das Häubchen von Schlagobers wurde von leichten Schokoflocken bezuckert. Und weil das noch nicht genug war, liegt als krönender Abschluss auch noch ein Stück Schokolade dort, wo eigentlich eine Cocktailkirsche oder so etwas in der Art hingehörte. Es ist Taichis Lieblingsbecher und er bestellt ihn sich seit sie ihn eingeführt haben. Ich bestelle mir nur einen Eiskakao und ein Glas Wasser. Kurz nickt uns die Kellnerin zu und geht dann unsere Bestellung aufgeben. Ein wenig später löffeln, beziehungsweise schlürfen, wir unser Eis. Wieder einmal muss ich feststellen, wie sehr dieser Eisbecher zu Taichi passte. Diesmal haben sie sogar etwas hinzugefügt. Es stecken nun zusätzlich zwei schokoüberzogene Waffelröllchen drinnen. Es sieht bezaubernd aus, besonders wenn Taichi dahinter sitzt und seine schokobraunen Augen konzentriert auf das Eis starren, ohne dass sie das Glitzern verlieren. "Was ist?", reißt mich seine Stimme plötzlich wieder in die Realität zurück und ich spüre, wie sofort das Blut in meine Wangen schoss. Verlegen drehte ich mich weg. Anscheinend hatte ich ihn angestarrt, ohne dass es mir aufgefallen war. "Äh...nichts." Sein Eis hat er schon zur Hälfe aufgegessen. Ich ja auch, allerdings ist seines doppelt so groß. Wieder nehme ich einen großen Schluck und versuche somit meine plötzlich aufgetretene Nervösität loszuwerden. Taichi ist mir dabei allerdings keine große Hilfe. Er macht es nur noch schlimmer. "Und warum bist du dann so nervös? Und immer in Gedanken? Wenn eh 'nichts' wäre, dann müsste es doch eigentlich anders sein." "Aber es ist nichts. Ich habe gedanklich ja nur festgestellt, dass dieser Eisbecher gut zu dir passt." Na bravo, jetzt habe ich es doch ausgeplaudert und dem nicht genug werde ich dabei auch noch ein klein wenig rot und blicke weg. Meine Güte, im Moment führe ich mich mehr wie ein schüchternes Mädchen als sonst was auf. Das kann ja gar nicht sein! Aber zu meiner Genugtuung: Tai wird ebenfalls rot. Das zaubert mir ja sofort ein Grinsen ins Gesicht und ich löffle ein bisschen Vanilleeis aus meinen Eiskakao. "Wie... wie meinst du das?", fragt er schließlich, ohne mich anzublicken. "Naja, der Becher hat alle Brauntöne, die du auch hast.", kommt automatisch die Erklärung und er wird um noch eine Nuance roter und lächelt dabei verlegen und sich am Kopf kratzend. "Ach, das bildest du dir nur ein." Soll ich ihm das Gegenteil beweisen? Aber sicher doch. Immerhin muss ich mir ja den Sieg zurückholen. "Wenn du mir nicht glaubst, dann frag jemanden Außenstehendes." Just in dem Moment kommt nicht zufälligerweise die Kellnerin vorbei, die ich natürlich sofort aufhalte. "Ähm... entschuldigen Sie bitte. Aber können sie uns einen Moment helfen. Sie sieht mich zwar zuerst komisch an, aber lächelt dann und stellt kurz das Tablett mit einem Eisbecher - um nicht zu sagen rein zufällig ein Schokotraum - hin und blickt mich abwartend an. Ich lächle auch kurz. "Mein Kumpel meint, dass ich Unrecht mit der Tatsache hätte, dass der Schokotraum alle Farbnuancen von ihm hat." Ich deute auf Taichi und sie macht einen prüfenden Blick. Vergleicht Taichi mit dem Becher, der voll auf dem Tablett stand. Ich warte einen Moment und frage sie dann schließlich: "Und, was meinen Sie? Hat mein Freund oder ich recht." Die Kellnerin ist noch ziemlich jung und wieder lächelt sie mich kurz an, bevor ihr Blick wieder Taichi galt. "Sie haben eindeutig Recht. Der Becher hat tatsächlich alle Farben von ihrem Freund." Mein Lächeln wird daraufhin noch breiter, während ich Taichi ansehen kann, dass er im Erdboden versinken will. Tatsächlich ist er sogar ein bisschen tiefer in den Sessel gerutscht. "Danke Ihnen." Die Kellnerin nickt nur wieder kurz und macht dann ihre Arbeit weiter, indem sie den Schokotraum zu seinem neuen Besitzer bringt. Ich sehe hingegen wieder Taichi an, der immer noch den direkten Blickkontakt mit mir meidet. "Ähm... Taichi? Alles okay? Du bist so rot im Gesicht.", ärgere ich ihn ein wenig und sehe wie er sich eine Hand vors Gesicht schlägt und wieder ein wenig höher rutscht. "Das war unnötig. Musst du mich so in Verlegenheit bringen?", fragte er mich und macht sich wieder über den Rest seines Eises her. Wenn er mich schon so fragt, ja. Ich nicke kurz aber in Wirklichkeit sind meine Gedanken schon wieder woanders. Nämlich bei dem Tag, an dem er mich zum ersten Mal so wirklich in Verlegenheit gebracht hatte, dass ich ihn am Liebsten erwürgt hätte. Es war auch in diesen zwei Monaten, allerdings ein bisschen später. So eine Woche nach meiner Ankunft bei den Yagamis in etwa. Wir waren mit seiner Mutter und seiner Schwester unterwegs. Seine Schwester Hikari, war für die Ferien bei irgendwelchen Verwandten. Ob das jetzt nun so ein Glück war, wusste ich nicht, aber Kari ist an sich ein nettes Mädchen. Viel zurückhaltender als ihr blutsverwandter braunhaariger Chaot, der.... jetzt schon sein Eis beendet hat! Verdammt, und ich hab immer noch ein Viertel von meinen vor mir. Das bedeutet wieder einmal, dass er mich hetzen wird. Immerhin wollte er ja auch noch ins Kino gehen und anschließend zu mir. Versteh gar nicht, wie ich das überhaupt zulassen kann. Naja, war ja auch egal. Zuerst einmal fertiglöffeln und schlürfen. Was mir allerdings erst jetzt auffällt, ist nicht zufälligerweise die Tatsache, dass zwischen uns Schweigen herrscht. Vorsichtig luge ich zu ihm hinüber. Anders kann ich es nicht ausdrücken, weil ich gerade den Strohalm im Mund habe und ich den Löffel in einer Hand hochhaltend ein ziemlich komisches Bild abgeben musste. Oder doch nicht? Ich bin mir da nicht mehr so sicher, weil Taichi mich immer noch ansieht, besser gesagt anstarrt. Aber bei mir ahndet er es. Wie gemein. Dennoch sage ich jetzt nichts. Mir fällt ja nicht einmal etwas ein, weil sich unsere Blicke gerade getroffen haben und es irgendwie so komisch zwischen uns knistert. So eine Situation hat es zwischen uns noch nie gegeben. Es herrschte irgendeine komische Stimmung in der Luft. Die Stille war nicht mehr unangenehm oder so. Im Gegenteil. Sie war nun beruhigend, magisch. Wie gesagt: Komische Situation. Ich wollte irgendetwas sagen. Habe sogar schon den Strohhalm aus dem Mund genommen und den Löffel sinken lassen, aber irgendwie hatte sich ein fetter Klos in meinem Hals gebildet und mein Gehirn scheint einen kleinen Aussetzer zu haben. Ich kann irgendwie nur noch diese ultra-braunen Augen sehen. Mein Herz rast und... scheiße! Diese Symptome kommen mir nur allzu bekannt vor. Schnell wende ich meinen Kopf ab, schlucke den letzten Teil meines Kakaos runter und stehe auf. "Lass...lass uns gehen." Meine Stimme zittert und so tun's meine Hände. Verdammt, was stellt Taichi nur mit mir an. Dabei kann ich nicht einmal behaupten, dass ich mich auch nur annähernd für Jungs in dieser Weise interessiere. Ich hatte auch schon mal ne Freundin. Zwar nur für eine Woche, aber ich hatte eine. Aber Taichi. Ich weiß nicht... Taichi ist etwas besonderes. Sojemanden findet man kein zweites Mal auf dieser Welt. "Yamato?" Mein Kopf wirbelt zu ihm, doch er sieht mich nicht einmal, da sein eigener Blick zu Boden geheftet ist. Eine Uhr an der Wand zeigt mir, dass es schon siebzehn Uhr ist. Ich hasse Freitage. Sie sind so lang. Immerhin haben wir bis fünfzehn Uhr Schule und das ist schon die reinste Folter. "Yamato, ich muss... ich muss dir etwas sagen. Aber ich ... nicht hier. Gehen wir gleich zu dir. Hab keine Lust mehr auf Kino." Damit war er auch schon aus dem Eissalon verschwunden und ließ mich mal wieder reichlich verwirrt stehen. Ich konnte deutlich seine Nervösität erkennen. Wie er an seiner Schuluniform gezupft hat und nicht aufgeblickt hat. So ernst habe ich ihn auch selten erlebt. Da sollte ich mich lieber beeilen. Gott sei Dank wohne ich nicht weit weg. Schnell sperre ich auf und lasse uns in die kleine Wohnung hinein. Ich kann eigentlich nicht behaupten, dass ich schlecht lebe. Immerhin habe ich viel Zeugs - um nicht zu sagen teures Zeugs -, von denen andere nur träumen und ich lebe mehr oder minder alleine hier, da mein Vater nur selten anzutreffen ist. Vielleicht auch gut so. Immerhin hatte ich so auch Freiheiten, die nur wenige andere genießen. Aber wirklich glücklich bin ich darüber nicht. Man fühlt sich schon recht alleine, wenn man immer nach Hause kommt und nie jemand da ist. Aber im Moment bin ich ja nicht alleine, obwohl ich es nach der Stille zu urteilen hätte sein können. Wir gehen in mein Zimmer. Das machen wir immer, wenn es etwas Wichtiges zu bereden gab und diese Sache schien ja sehr wichtig zu sein, wenn Mister Ich-muss-ständig-irgendeinen-Blösinn-sagen so schweigend vor mir steht. Ich deute ihm, sich auf das Bett zu setzen, während ich die Tür schließe und mich anschließend auf meinen Schreibtischstuhl pflanze und ihn einen Moment abwartend anblicke. Aber Taichi sagt nichts. "Also? Was gibts?", fange ich schließlich an, und versuche locker zu klingen. Allerdings ist es schwierig, wenn man sich innerlich vor Anspannung regelrecht zerrissen fühlt. Kurz blickt er zu mir auf, lässt aber dann wieder seinen Kopf hängen, sodass er in die gefaltenen Hände auf seiner Schoß blickt. "Ich... da ist diese Sache, die mir nicht mehr aus dem Kopf geht und ich... ich wollte..." Er lacht kurz nervös auf. "Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung, wie ich das ausdrücken soll." Ich schließe kurz mein Augen. Er tut mir irgendwie Leid. So nervös hatte ich ihn noch nie gesehen. Aufmunternd blicke ich ihn an. "Sag's einfach frei heraus. Ich verspreche dir, dass ich dir nicht den Kopf abreißen werde." "Wer weiß. Aber okay." Er richtet sich ein ein wenig auf und atmet ein paar Mal tief durch. Dann schluckt er und blickt mich direkt an. "Yamato... w-w-würdest du mich küssen?" Mein Kiefer klappt mir hinunter, meine Augen weiteten sich überrascht. Das hatte ich von allen Dingen am wenigsten erwartet... TBC... Würd mich über Kommentare wirklich riesig freuen. Und es kann sein, dass ein paar Zeitfehler drin sind. Ich arbeite an dieser Schwäche. Gruß Jenchan Kapitel 2: Flashback 4 bis 6 ---------------------------- Stumm stehe ich da. Was soll ich auch dazu sagen? Ich bin mir ja noch nicht einmal sicher, ob ich das jetzt richtig verstanden habe. Und doch.... So wie Taichi jetzt vor mir steht, besteht gar kein Zweifel, dass er genau das gesagt hat. Aber wer erwartet schon, von einem Freund - um nicht zu sagen, einem MÄNNLICHEN Freund - eröffnet zu bekommen, dass er geküsst werden wollte... von einem JUNGEN. Einem Wesen männlichen Geschlechts. Was soll man dazu schon sagen? Das macht einen nun mal sprachlos. Zumal ja unsere Gesellschaft es nicht so gerne sieht, wenn man homosexuell ist. Aber ist er das denn? Ich meine, mir ist es noch nie aufgefallen. Wenn er es wirklich ist, dann hat er es gut versteckt. Und doch kommt es mir so vor, als ob dahinter ein anderer Grund steckt. Vielleicht will er sich ja etwas damit beweisen. Oder ist es vielleicht eine Wette? Ich weiß ja, dass er Herausforderungen immer annimmt. Immer noch stehe ich stumm da und sage kein Wort. Mir fällt ja noch nicht einmal etwas Sinnvolles ein, was ich sagen könnte. Vielleicht sollte ich endlich mal anfangen, über die Frage nachzudenken. Ob ich ihn küssen würde.... hmmm.... Verdammt! Kann mir der Typ nicht einmal eine einfache Frage stellen? Ich meine, ich habe noch nie einen Jungen geküsst und ich hatte es eigentlich auch nie vor gehabt. Immerhin sind die Regeln unserer Gesellschaft ja eindeutig. Langsam wird Taichi unwohl. Was er jetzt wohl denkt? Wahrscheinlich, dass es ein Fehler war und dass es ihm leid tut und er es nie wieder tun wird. Dann wird er wahrscheinlich aus der Wohnung stürmen und ich werde Mühe haben mit ihm zu reden, weil er mir danach sicher ausweichen wird und ich weiß, dass er das mittlerweile sehr gut beherrscht. Bei den Launen, denen ich immer unterliege, ja auch kein Wunder. "Es... Yamato... es tut mir leid. Ich hätte es nicht tun dürfen. Gomen nasai..." Ich sehe gerade noch, wie eine Träne auf meinen Teppich fliegt und dort zerschellt und dann wollte er auch schon an mir vorbeilaufen und aus der Wohnung. Aber diesmal habe ich es erwartet. Schnell packe ich seinen Arm und halte ihn auf. Es war kein Fehler. Ganz und gar nicht. Er versucht sich nicht zu wehren, oder vielleicht kann er es auch gar nicht mehr. Eins steht jedenfalls fest: Ich will nicht, dass er weint und schon gar nicht wegen mir. Langsam hebe ich seinen Kopf, sodass er mir in die Augen sehen musste, und lächle ihn sanft und mitfühlend an. "Es braucht dir nicht leid zu tun, Tai. Wir sind doch Freunde, oder?" Seine Augen weiten sich leicht. Scheinbar hatte er gerade dieselbe Erinnerung wie ich. Langsam nickt er... ~FLASHBACK~ Der blondhaarige Junge war immer noch nicht begeistert von seinen Ferien, auch wenn er jetzt schon die Hälfe hinter sich gebracht hatte. Er hat die meiste Zeit nur mit dem braunhaarigen Idioten gestritten, mit dem er zwangsläufig die kostbarsten Momente seines kurzen Lebens verbringen musste. Wie auch jetzt. Eigentlich hatte er alleine in den Park gewollt, damit er endlich mal auf seiner Mundharmonika spielen konnte. Er war sicher schon aus der Übung, so lange wie er schon nicht mehr gespielt hatte. Und was passiert? Die Klette mit dem Vogelnest auf dem Kopf und etwas, das einer Taucherbrille mehr als ähnlich sah um den Hals, hatte beschlossen sich gleich mal an seine Seite zu kleben und ihn zu begleiten. Und wie wenn das nicht schon genug gewesen wäre, musste natürlich auch der Fußball mitgenommen werden. Aber diesmal würde ihn Taichi nicht dazu bringen, sich auch nur annähernd sportlich zu betätigen. Langsam schritt er den Kiesweg des Parks entlang, während Taichi schon meilenweit vorausgelaufen war. Und so wie immer landete ein schwarz- weißer Fußball genau vor seinen Füßen. Seine Hände umklammerten das kühle Metall der Harmonika in seiner Hosentasche in dem Versuch, nicht sofort einen Schreikrampf zu kriegen und Tai totzuprügeln. Demonstrativ stieg er über den Ball hinweg und schickte Taichi seinen besten Killerblick, den er draufhatte. Der kam verwirrt wieder angelaufen und schnappte sich den Ball. "Was ist denn los, Yama?", fragte er leise und aus seiner Stimme sprach die Unschuld in Person. Doch Yamato antwortete nicht. Schon allein, wegen dem Namen, mit dem er angesprochen wurde. "Yama?", konnte man es jetzt leiser und wesentlich unsicherer vernehmen. "Hau ab! Spiel von mir aus mit dir selbst Fußball, aber lass mich da raus!", brach es auf einmal aus Yamato heraus und in seinen Augen loderte ein bedrohliches Feuer. Taichi riss leicht die Augen auf. "Aber...aber...", wurde begonnen, allerdings heftig zusammengezuckt, als man laut unterbrochen wurde: "Nichts aber! Ich will endlich Ruhe vor dir haben! Du gehst mir nämlich gehörig auf die Senkel. Also hau endlich ab!!!" Taichis Gesicht verfinsterte sich leicht. "Schön, aber meine Mama hat das sicher nicht so gern. Sie sagt immer...." "Mir ist es scheißegal, was deine Mutter zu dir sagt!! Wenn du soooo an ihr hängst, dann geh doch zu ihr und mach ihr das Leben schwer, aber lass mich aus dem Spiel." Eigentlich hatte das Yamato selbst mehr wehgetan, als er es zugeben würde. Er war neidisch auf den braunhaarigen Jungen und dessen Familie. Alle waren so nett zu ihm und was hatte er? Er konnte weder seine Mutter noch seinen kleinen Bruder sehen und sein Vater war auch nie für ihn da. Nein, der verschwand lieber für zwei Monate und ließ ihn bei einer perfekten, wie es ihm schien, Familie und streute somit noch Salz in seine offenen Wunden. Dafür hasste er seinen Erzeuger. Taichi konnte sehr wohl sehen, dass etwas mit Yamato nicht stimmte. Er konnte deutlich die Betrübtheit in den blauen Opalen erkennen. Er ließ den Ball zu Boden fallen und stoppte ihn. Vorsichtig legte er ihm eine Hand auf die Schultern und sagte dabei: "Hey, Yamato. Was ist denn los?" Yamato schüttelte die Hand wieder ab und drehte sich weg. "Das geht dich nichts an.", fauchte er, aber es klang schon deutlich weniger wütend als der Ausbruch vorher. "Du weißt, dass du mir alles sagen kannst. Immerhin sind wir doch Freunde, oder?" Schlagartig drehte sich der Achtjährige um, seine Augen von der Aussage geweitet und mit einem Mal durchzuckte ihm eine Erkenntnis. Ja, sie waren Freunde und er vertraute dem braunhaarigen Jungen. Taichi lächelte sanft und schlang seine Arme um den Körper des etwas größeren Jungen, der nun leicht nickte und die Umarmung erwiderte. "Danke...", flüsterte Yamato leise und löste sich dann wieder. Mit einem schon etwas fröhlicher wirkendem Lächeln kickte er den Ball weg und meinte: "Komm, du Fußballheinzi. Lass uns eine Runde spielen." Yamato lief vor und kickte dabei immer wieder den Ball weg. Taichi war einen Moment erstarrt vor Überraschung, doch dann drehte auch er sich zu Yamato um und rannte ihm nach. "Hey, ich bin kein Fußballheinzi!", protestierte er und Yamato lachte nur. ~FLASHBACK END~ Taichi liegt immer noch in meinen Armen und hält sich an mir fest. So wie wir es damals kurz gemacht hatten, aber diesmal dauerte es länger. Ich streichle ihm leicht über den Rücken. Er scheint ziemlich aufgewühlt zu sein, denn immer noch spüre ich ab und zu, wie eine Träne auf meine Schulter tropft und von meinem Hemd aufgesogen wird. Ich frage mich, ob sich etwas ändern würde, wenn ich ihn küssen würde. Könnte dann unsere Freundschaft immer noch so sein, wie sie jetzt war? Wenn ich ehrlich bin, habe ich Angst davor, dass sich etwas ändern würde, denn ich brauche Taichi. Sehr sogar. Er hat mir schon so oft geholfen. Mich oft getröstet, auch wenn ich es nicht so gerne wollte. Und er hat mich von meinen Problemen abgelenkt. Mir wenigstens ein paar mal Spaß breitet, von dem es ja seit der Scheidung nicht mehr allzu viel in meinem Leben gab. Das nun durch eine Veränderung zu verlieren... Ich weiß nicht, ob ich es verkraften könnte. Und trotzdem reizt mich doch irgendwie die Vorstellung, seine Lippen auf meinen zu spüren und mit seiner Zunge zu spielen. Immerhin hat er ja dieses wunderbar perfekte Aussehen und ich frage mich sowieso schon seit einiger Zeit, ob seine Lippen tatsächlich so weich und zart waren, wie sie aussahen. Aber ich will doch auf Nummer sicher gehen und zuerst wissen, weshalb er überhaupt gefragt hatte und die Kosequenzen dafür klären, ehe ich mich dafür entscheide, es zu tun. "Taichi?", meine Stimme ist ruhig, obwohl in mir ein Sturm von verwirrten Gefühlen tobt, und zeigt deutlich den Ernst, den ich dieser Sache beimesse. Er löst sich jetzt langsam von mir und blickt zu Boden. Ehe ich noch irgendetwas sagen kann, beginnt er zu sprechen: "Es tut mir wirklich leid, Yamato. Ich weiß, dass..." "Stop mal, ja? Es macht mir wirklich nichts aus, dass du mich gefragt hast. Nein, ehrlich nicht. Mich würde nur interessieren, wie du auf soetwas kommst?" Ich setze mich im Schneidersitz auf mein Bett und Taichi an den Bettrand. Wir wissen beide, dass es nun ein etwas längeres Gespräch wird. Kurz schweigt er noch, doch dann seufzt er tief und fängt an zu sprechen: "Du kennst doch meine Freundin, oder?" Klar. Ayumi, wenn mich nicht alles täuscht. Ich nicke einmal kurz. "Ja sicher kenne ich sie, was ist das für eine Frage?" "Sie... sie hat mich gestern verlassen. Aber nicht einfach so. Sie..." Er hat noch nicht einmal richtig angefangen und ich bin jetzt schon verwirrt. Die Beiden haben ein echt niedliches Paar miteinander abgegeben und sie schienen beide schwer ineinander verliebt zu sein. Also verstehe ich da schon mal nicht, warum Ayu ihn plötzlich verlässt. "Warte mal, Tai. Sie hat dich verlassen? Wieso? Ich dachte sie wäre in dich verliebt?" Taichis Lippen umspielte ein Lächeln und auch ich muss schon aus Reflex heraus zurücklächeln. "Am Besten ich fange von vorne an.", meinte er und ich nicke. Das ist tatsächlich eine sehr gute Idee. "Also, sie hat mich gestern angerufen und gemeint, sie müsse unbedingt mit mir reden und da sie so ernst am Telefon geklungen hat, bin ich sofort zu ihr. Wir haben eine Weile nur so geredet und schließlich hat sie mir dann gesagt, dass sie nicht mehr eine Beziehung mit mir haben will. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr das meine Gesichtszüge entgleisen hat lassen." Er lächelt leicht gequält, was mir zeigt, dass er nicht gerade glücklich über die Situation gewesen war. "Aber wieso? Ich meine, sie muss doch einen Grund gehabt haben." Er sieht zu mir auf und lächelt. "Ja, den hatte sie und sie hat ihn mir auch erklärt. Sie hat gemeint, dass sie sich nicht mehr sicher ist, dass ich sie liebe und dass ich..." Er bricht plötzlich ab und senkt seinen Blick wieder. Irgendetwas ist da nicht in Ordnung. Wieso fällt es ihm so schwer es mir einfach zu sagen? Er verwirrt mich immer mehr, weil ich ihn ja eigentlich nicht so kenne. Er ist immer offen und aufgeschlossen. Hat nie irgendwelche Hemmungen gezeigt, alles frei heraus zu sagen oder gar irgendwelche Gefühle zu zeigen. ~FLASHBACK~ Yamato stand am Fenster von Taichis Zimmer. Taichi war noch immer in der Küche und schien mal wieder seine Mutter zu quälen und draußen prasselte der Regen auf die Erde nieder. Yamato seufzte tief. Er wäre jetzt auch gern bei seiner Mutter und bei seinem Bruder. Er vermisste sie beide. Er wünschte sich auch eine Familie, wie Taichi sie hatte. Depremiert lehnte er am Fensterbrett, wie er es auch zu Hause immer machte, wenn er alleine war. Still beobachtete er die Spuren der Tropfen, die auf das Fester prasselten und in kleinen Sturzbächen hinunterliefen. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein vor Freude strahlender Taichi stürzte ins Zimmer. Er hatte das breiteste Lächeln im Gesicht, dass Yamato je in seinem Leben gesehen hat und irgendwie machte sich ein ungutes Gefühl in seinem Magen breit. Wenn Taichi sooo fröhlich war, dann konnte das nur Unheil für ihn bedeuten. "Yama!!! Komm mit!! Schnell!" Taichi lachte fröhlich und wollte schon seinen blonden Freund mitziehen, doch instinktiv wich Yamato einen Schritt zurück und sah ihn misstrauisch an. "Wohin und Warum?" Nun warf ihm Taichi einen komischen Blick zu, als würde diese Frage total überflüssig sein. "Na, Lackenhüpfen natürlich. Und jetzt komm, bevor der Regen aufhört." Damit nahm Taichi auch schon wieder ungeniert die Hand des blonden Jungen und zog ihn in ins Vorzimmer. Yamato wehrte sich heftig. "Du glaubst doch nicht etwa, dass ich bei dem Wetter rausgeh? Das kannst dir abschminken. Ich geh da sicher nicht raus." Er verschränkte die Arme vor der Brust und drehte sich trotzig weg. Taichi blickte ihn kurz an und lächelte dann wieder breit. "Aber es macht doch so viel Spaß. Komm schon. Du bist immer so ein Muffel wenn es um die schönen Dinge im Leben geht." Böse funkelnd drehte sich Yamato um. "Das ist doch gar nicht wahr. Außerdem glaube ich nicht, dass es wirklich Spaß macht, im kalten Regen rumzulatschen und dann mit einer Erkältung im Bett zu landen. Sicher nicht, also geh von mir aus allein, aber lass mich da raus. Will ja nicht krank werden." Taichi blickte kurz betroffen zu Boden und als er wieder aufblickte zeichnete sich in seinem Gesicht schon ein stummes Flehen ab. "Bitte Yamato. Bitte bitte komm mit. Und wenn dir zu kalt wird, dann gehen wir ganz schnell wieder nach Hause, okay?" Yamato schluckte. Er hasste es, wenn Taichi ihn so ansah. Diese großen braunen Augen, die im Schein der Lampe in allen Brauntönen glänzten und dann auch noch so ein unglaubliches Flehen in der Stimme, die er insgeheim sowieso als sehr angenehm empfand. Einfach alles an Taichi wirkte nun viel viel viel zu süß, als dass man ihm auch nur die kleinste Kleinigkeit hätte abschlagen können. Aber er wollte nicht in das Wetter hinaus. Kurz ging sein Blick zum nächstgelegenen Fenster, auf das immer noch unaufhörlich die Regentropfen trommelten. Es wirkte alles so eisigkalt da draußen. "Ich... Taichi, ich will da wirklich nicht raus." Doch das, was Taichi jetzt machte, war wirklich zu fies. Seine Blick senkte sich traurig und er nickte. "Okay, dann nicht." Es klang so unglaublich enttäuscht. Er ließ seine Schultern hängen, sein Kopf richtete sich auch gegen den Boden und als er wieder aufblickte lächelte er leicht, allerdings war dieses Glitzern, dass vorher seine Augen hatten, vollends aus dem Braun verschwunden. Yamato begann zu zittern und in seiner Brust zog sich etwas schmerzhaft bei dem Anblick zusammen. Er schluckte noch einmal und noch einmal. Dann senkte auch er leicht den Blick und biss sich kurz auf die Lippen. Er wollte da nicht raus, aber... Wieder wurde ein schüchterner Blick zu dem braunhaarigen Jungen geworfen, der nun langsam begann wieder aus seinen Schuhen zu schlüpfen. Yamato seufzte. "Okay Taichi. Wir gehen da raus. Aber nur ganz ganz kurz." Schlagartig blickte Taichi auf und seine Gesicht erhellte sich. "Wirklich?" Yamato nickte unsicher. "Aber du... du willst nicht da raus und ich will dich dazu nicht zwingen.", meinte nun Taichi wieder etwas betrübter und blickte zu Boden. Yamato lächelte leicht: "Ja schon, aber ganz kurz stört sicher nicht und wenn ich dann danach gleich warm dusche, dann werd ich sicher nicht krank." Taichi lächelte nun wieder so breit wie vorher und umarmte sein blondhaariges Gegenüber spontan. "Oh danke, Yama. Danke danke danke danke..." "Ist ja schon gut. Lass es uns lieber schnell hinter uns bringen." Er drückte Taichi wieder von sich weg und bewunderte nebenbei dessen Offenheit. Dieses ungehemmte Gefühlezeigen. Yamato lächelte. Taichi war schon eine Klasse für sich. Damit schlüpfte er auch noch in den letzten Schuh und beide verließen die Wohnung. ~FLASHBACK END~ Wieder muss ich unwillkürlich bei dieser Erinnerung lächeln. Es waren die aufregendsten Ferien, die ich je hatte. Ein Blick auf Taichi jedoch wirft mich sofort ins Hier und Jetzt zurück. Er blickt immer noch verlegen auf seine Hände, die in seiner Schoß liegen. "Taichi? Was willst du sagen? Worüber war sie sich nicht sicher über dich?" Meine Stimme klingt sanft und ich lege auch noch unterstützend eine Hand auf seine Schulter, die den Kontakt auch gleich wieder verliert, als er zusammenzuckt. Scheinbar macht ihm die Sache doch sehr zu schaffen. "Schon gut, Taichi. Du musst es nicht sagen. Aber ich hoffe, du weißt, dass du mir alles sagen kannst." Er nickt leicht und lächelt dann schwach. "Sie meinte, dass ich mitunter 'anders' denke.", sagt er tonlos und ich steh mal wieder voll auf der Leitung. Was meint er mit 'anders'? Anders... anders im Bezug worauf? Ich sehe ihn wohl auch ziemlich verwirrt an, denn er lächelt verlegen. "Wie meinst du das?", frage ich leise, als er nicht die Anzeichen machte, dass er es von selbst sagen würde. Er schluckt hörbar. "Dass ich...ich... mich eventuell zu..." Ich merke, wie schwer es ihm fällt, das über die Lippen zu bringen und ich glaube, ich kann mir schon denken, was nun kommen wird. "zum gleichen Geschlecht hingezogen fühle.", beendete er ganz leise den Satz. "Und deshalb soll ich dich küssen.", schlussfolgere ich ebenso leise und blicke verlegen zur Seite. Aus den Augenwinkeln erkenne ich, dass er betroffen nickt. Aber wieso? Ist er sich denn selbst nicht sicher, ob er es ist oder nicht? "Ich habe sie zuerst einmal komisch angesehen und es geleugnet und sie meinte darauf nur, dass ich es doch mal versuchen sollte... einen Jungen küssen und so." Kann er jetzt Gedanken lesen? Naja, wir kennen uns eben viel zu gut. Aber was mach ich jetzt. Sie hat ihm echt Zweifel an seiner Sexualität eingeredet. Aber was soll schon passieren, wenn wir uns einmal küssen? Es ändert sich doch dadurch nichts oder? "Was ich nicht verstehe ist, wie sie auf diese Idee überhaupt kommt. Ich meine, du hast keine Anzeichen gezeigt, dass du dich in dieser Weise für Jungs interessierst. Zumindest ist es mir nicht aufgefallen." "Das habe ich sie auch gefragt, aber sie hat es mir nicht gesagt. Sie hatte nur gemeint, dass ich darüber nachdenken sollte und ich vielleicht selbst draufkommen würde." Er zuckt mit den Schultern. "Und ich bin gestern die halbe Nacht wach gelegen und hab mir das durch den Kopf gehen lassen. Und da bin ich dann auf die Idee gekommen, dass ich vielleicht ihren Rat beherzigen sollte. Nur bist du der Einzige, der mir eingefallen ist, der das verstehen würde und ich hätte mich auch sicher nicht getraut, einen anderen zu fragen." Dann war er also deswegen so scharf darauf, mit mir was zu unternehmen. Er hat auf die richtige Möglichkeit gewartet. Aber was mach ich jetzt? Ich gebe ja zu, dass ich es ziemlich reizvoll finde, ihn eventuell küssen zu können, aber würde es nicht alles irgendwie ändern? "Taichi...ich... weißt du? Ich weiß im Moment wirklich nicht, was ich tun soll. Ich will unsere Freundschaft nicht irgendwie kaputtmachen und sowas kann mitunter alles zerstören. Ich will dir wirklich helfen... immerhin bist du ja mein Freund, aber..." Taichi lächelt doch tatsächlich und unterbricht mich mit... mit einem Finger, den er gerade auf meine Lippen legt. So sanft... Ich schlucke und meine Augen sind ein wenig geweitet. "Schon gut. Es muss ja nicht sein, wenn du nicht willst. Aber wenn das deine einzige Sorge ist, dann kann ich dich beruhigen. Es wird sich nichts ändern." Das unausgesprochene 'Hoff ich jedenfalls' steht deutlich in seinen Augen und liegt auch in der uns umgebenden Luft schwer. Ich nicke leicht und blicke weg. "Wenn... wenn ich dir damit helfen kann, dann... dann..." Ich schlucke kurz. "Dann würd ich's tun." Warum ich so schrecklich nervös und aufgeregt bin, weiß ich nicht. Aber die Erwartung, Taichis Lippen zu spüren, lässt meinen Körper erhitzen, meine Hände zittern und mein Herz rasen. Mein ganzer Körper prickelt bei dieser Vorstellung und in mir macht sich ein eigenartiges Gefühl der Vorfreude breit. Aber ich versuche es mir nicht anmerken zu lassen. Das würde ja dann erst recht schief gehen. Wieder lächelt er mich schief an. Es sieht richtig goldig aus, wenn er das macht. Hat es schon immer. Ich kann mich auch noch genau an den Tag erinnern, wo er es zum ersten Mal gemacht hat. ~FLASHBACK~ Die blauen Augen blickten sich um. Wo hatte man ihn da schon wieder hingeschleppt? Er war doch kein kleines Kind mehr, was hatte er also hier zu suchen? Noch einmal wanderten die Augen die Umgebung ab. Taichi, er und seine Mutter standen in einer großen Halle mit für den Blonden eindeutig zu vielen Menschen. Und er war mal wieder gezwungen, mitzukommen und das nur, weil Mister-ich-wickle-alle-um-den-kleinen-Finger umbedingt hierher wollte, weil es ja gar so lustig war. Und nun musste er hier sein unter so vielen Menschen und möglichst versuchen, nicht die in ihm aufkeimende Angst und sein Unbehagen zu zeigen. Mit in den Hosentaschen vergrabenen Händen stapfte er mit gesenkten Blick hinter Frau Yagami und ihrem Sohn her. Aber das schlimmste war noch immer, dass sie einer der Älteren waren. Das war Yamato das Unangenehmste von allen, weil sie von jedem anderen Mensch hier immer irgendwie komisch angeglotzt wurden. Und er hasste es, derartig im Mittelpunkt zu stehen. "Da müssen wir hin, Mama.", rief auf einmal Taichi total begeistert und zog seine Mutter in eine Richtung. "Taichi! Jetzt sei doch nicht so ungeduldig. Wie wärs, wenn du dich mit Yamato ein bisschen umsehen gehst und sagen wir in einer Stunde wieder hier bist. Na, was sagst du dazu?" Sie hatte sich zu ihrem Sohn heruntergebeugt und ihre Hände ruhten auf der Schulter des Wuschelkopfs. Nur der blondhaarige Junge, der das ganze natürlich mitgehört hatte, war von der Sache wieder mal absolut nicht begeistert. Aber er ließ es sich nicht anmerken. Zum Schluss würde dann Frau Yagami nur sagen, dass er sich schlecht benommen hätte und dann würde die Abmachung mit seinem Vater nicht mehr gelten. Und das wollte er nicht riskieren, denn auch wenn er es nicht wirklich glaubte, dass sein Vater seine Sache einhalten würde, so hegte er doch ein wenig Hoffnung und freute sich darauf. "Okay, aber können wir nicht zwei Stunden draus machen? Biiiittteee." Yamato war schon aufgefallen, dass Taichi sehr oft diese Bettelmasche anschlug. Aber er sah ja auch wahnsinnig niedlich aus, wenn er diese Augen machte. Diesen dackelähnlichen Blick aufsetzte, dem man gar nicht erst wiederstehen konnte. "Eineinhalb Stunden. Das ist dann aber schon das Späteste." Taichi erstrahlte. Sowohl in dem Wissen, dass er wieder mal gewonnen hatte und auch, dass er nun wieder alleine mit Yamato herumspazieren konnte. Er hatte den Jungen in dem Monat, in dem er bei ihnen war, richtig lieb gewonnen und war eigentlich der Meinung, dass es Yamato auch gefiel, auch wenn der Blonde sich meistens so mürrisch gab. Er nickte brav und seine Mutter lächelte auch und wuschelte ihm einmal kurz durch die Haare, was ihr einen angewidertes Gesicht von ihrem Sohn einbrachte. "Lass das, ich bin ja kein kleines Kind mehr.", beschwerte er sich und seine Mutter lachte leicht. Unterdrückte den Drang es sofort noch einmal zu machen. Sie hatte ja auch einen allzu süßen Sohn. "Na dann geh mal. Wir sehen uns dann in eineinhalb Stunden wieder." Damit gab sie ihm einen Klaps auf den Hintern und richtete sich wieder auf. Taichi strahlte mal wieder und Yamato fragte sich echt schön langsam, wie der das machte. Taten Taichi denn nicht schon lange die Gesichtsmuskeln weh, so breit wie der immer grinste. Er hatte allerdings nun keine Zeit mehr, sich darüber Gedanken zu machen, denn es wurde schon wieder seine Hand geschnappt und durch die Menschenmasse gezogen. Wie er das hasste. War er denn wirklich noch so ein kleines Kind, dass man ihn immer an der Hand nehmen musste? Yamatos Gesichtsausdruck wurde immer finsterer und als Taichi sich umdrehte, erschreckte er darüber leicht. "Yama? Was ist denn? Warum schaust du schon wieder so komisch?" Taichi war stehengeblieben und so hatte der kleine blonde Junge endlich mal die Gelegenheit, seine Hand wieder aus Taichis Griff zu befreien. Etwas Gutes hatte es immer, wenn sie beiden alleine waren. Frau Yagami konnte nichts sagen, wenn sie stritten, denn sie sah es ja nicht. Und somit war auch gewährleistet, dass er seinen Teil der Abmachung einhielt. Sein Blick wurde um noch eine Spur finsterer. "Erstens: Du sollst mich, verdammt noch mal nicht Yama nennen. Ich habe einen vollständigen Namen. Zweitens..." Nun wurden zwei Finger hochgehalten, so dass auch Taichi schön mitzählen konnte. "...hasse ich es, wenn man mich ständig antatscht, ganz zu Schweigen davon, wenn man ständig meine Hand halten will. Also lass das ebenfalls. Wenn du willst, dass ich irgenwohin mitkommen soll, dann SAG es und mach es nicht einfach. Und drittens, hab ich absolut keine Ahnung, was du an diesem Platz so toll findest. Ich hatte mich wohl in der Annahme getäuscht, dass du auch schon acht bist. So wie du dich aufführst." Yamato atmete nun einmal tief ein, drehte sich dann um und ging einfach weg. Taichi stand immer noch wie angewurzelt da und blickte Yamato nach. Endlich reagierte er wieder. "Hey, warte Yama!!!!" Yamato fuhr herum und seine Augen blitzten bedrohlicher als zuvor. "Du sollst mich verdammt noch mal nicht so nennen, du hirnloses Vogelnest!" Taichi konnte ihn echt immer auf die Palme bringen. "Tschuldige. Aber was willst du eigentlich. Irgendwie versteh ich dich nicht. Du bist immer so gemein wenn wir alleine sind und doch bist dann auch hin und wieder so fröhlich. Wenn du immer so komisch bist, dann kann man sich doch auf gar nichts einstellen. Sag doch einfach mal, was dir gefällt, dann können wir..." Yamato funkelte ihn böse an. "Ich bin nicht komisch. Wohl eher du. Ich mein, sie dich nur an..." Taichi sah kurz an sich hinunter, wusste aber nicht, was Yamato meinte. Stattdessen blickte er wieder in die blauen Augen, diesmal war ein leicht verletzter Ausdruck in ihnen. "Warum musst du immer so gemein sein? Was hab ich dir getan. Ich versuche doch wirklich immer nur nett zu sein, aber du machst es mir echt nicht leicht. Ich hoffe, du hast dir gemerkt, wo wir uns wieder treffen. In einer Stunde sehen wir uns dann wohl wieder, nachdem du ja offensichtlich keine Lust hast, mitzukommen.", sagte Taichi leise und ging weg. Das hatte Yamato definitiv nicht gewollt, doch als er endlich die Worte gefunden hatte, die er jetzt gerne gesagt hätte, war Taichi auch schon in der Menge verschwunden. "Es tut mir leid, Taichi.", flüsterte er leise, aber auch nur, um den Schmerz in seiner Brust zu lindern. Dann machte er sich auf den Weg, den kleinen braunhaarigen Jungen wiederzufinden. Aber es erwies sich als nicht gerade einfach und er verbrachte fast eine ganze Stunde damit. Endlich erblickte er ihn draußen. Er saß auf den Stufen der Terrasse und blickte auf die dahinterliegende Wiese. Yamato atmete einmal tief durch. Er schaffte das jetzt. Immerhin war er schon groß und konnte das einsehen. Es war sicher nicht so schwer, sich zu entschuldigen. Langsam schritt er auf ihn zu. "Taichi?", sprach er ihn vorsichtig an, doch der Junge rührte sich nicht. "Hey, Taichi..." Yamato trat neben ihn wollte ihn mit der Hand antupfen, aber Taichi wich ihm aus. "Was willst du? Willst du mir jetzt auch noch sagen, dass ich dumm bin? Oh, tut mir leid, das hast du ja schon." Deutlich lag der Sarkasmus in seiner Stimme, aber man konnte auch ein leichtes Zittern und eine unsagbare Vereletztheit heraushören. Yamato senkte seinen Blick. Er konnte das jetzt. Immer wieder redete er sich das ein und trotzdem wurde es nicht leichter. Einmal atmete er tief durch. "Es tut mir leid. Ich wollte nicht..." Ja, was hatte er eigentlich damit bezwecken wollen? Er war sich da doch selbst nicht ganz sicher. Er atmete noch einmal tief durch und begann dann neu: "Du bist nicht dumm Taichi, auch wenn ich das so oft sage. Ich weiß ja selbst nicht, wieso ich das mache. Es kommt einfach so heraus, ohne dass ich es will. Aber ich meine es nicht so. Wirklich nicht. Im Gegenteil... Manchmal hast du sogar echt geniale Einfälle." Nun blickte Taichi auf und da sah es Yamato zum ersten Mal. Diesen süßen kleinen schiefen Grinser. "Danke." "Wofür? Ich habe doch..." Yamato wurde durch eine gehobene Hand unterbroche und Taichi sprang schnell auf und schenkte dem blonden Achtjährigen wieder ein strahlendes Lächeln. "Ich hatte echt schon gedacht, dass du es nicht ernst gemeint hättest, als du gesagt hast, wir wären Freunde. Und ich danke dafür, dass es nicht so ist. Denn ich mag dich...." Jetzt wurde Yamato doch ein klein wenig rot und drehte sich verlegen weg. Taichi kicherte leicht und hielt ihm die Hand hin: "Komm lass uns zurückgehen." Yamato blickte kurz auf die Hand von Taichi und dann wieder in dessen Gesicht. Dann lächelte er auch leicht und sie bahnten sich wieder einen Weg durch die Menge. ~FLASHBACK END~ Immer noch sehe ich ihn an, auch wenn meine Gedanken mal wieder zu diesem Sommer gewandert waren. Ich denke, er weiß, dass ich nicht ganz da bin, denn er sitzt einfach nur ruhig da und wartet. Ich lächle ihn an und schließe kurz die Augen. Es gibt nun kein Zurück mehr. Mein Entschluss steht fest. Ich werde es tun. "Okay, Taichi. Bist du dir sicher, dass du es willst?", frage ich ihn doch lieber zur Sicherheit noch einmal nach. Er kniet sich genau gegenüber von mir hin und nickt. Dann schließt er die Augen und wartet. Ich atme noch einmal tief durch. Jetzt werde ich meinen besten Freund küssen. Ich knie mich auch hin und blicke ihm ins Gesicht. Es ist auch nie Mut da, wenn man ihn braucht. Ich lecke mir einmal über die Lippen und schließe meine Augen. Mein Herz klopft wie verrückt und ich kann förmlich das Blut Rauschen hören. Aber das ist alles nichts gegen das Gefühl, dass mich plötzlich durchfuhr, als sich unsere Lippen trafen.... TBC *hehe* Zwei Teile folgen noch ^^** @Kameo: Danke *freu* Lass mich raten... das Kapitel hat wieder fies aufgehört. XD Danke an alle meine Leser XD Bis zum nächsten Update Jenchan ^^ *wink* Kapitel 3: Flashback 7 bis 9 ---------------------------- Verwirrt liege ich immer noch auf meinen Bett. Was da gerade geschehen ist, kann ich einfach noch nicht richtig begreifen. Ich weiß noch, dass sich unsere Lippen berührt haben und mich ein unbeschreibliches Gefühl augenblicklich durchfahren hat. Dann verschwammen auch schon meine Gedanken, als sich unsere Zungen trafen... als es wieder ein bisschen klarer geworden ist, befand ich mich plötzlich in einer liegenden Postion und Taichi war über mir. Der Atem von uns beiden ging schnell und kam nur keuchend hervor. Es lag wohl zu diesem Zeitpunkt eindeutig zu wenig Sauerstoff in der Luft. Unsere Gesichter waren nur maximal einen halben Zentimeter voneinander entfernt. Ich schloss kurz mein Augen und als ich sie wieder öffnete, waren seine stark geweitet und im nächsten Moment war er auch schon aufgesprungen und weg. Ohne, dass er noch irgendetwas gesagt hatte. Aber es war auch nicht notwendig, denn seine Augen haben alles verraten. Es ist also genau das eingetreten, was ich eigentlich nicht wollte. Es hatte sich etwas verändert. Denn nicht nur ich habe den Kuss viel zu sehr genossen, sondern auch Taichi war empfänglich dafür gewesen. Und es war der beste Kuss, den ich je in meinem Leben hatte, auch wenn es noch nicht viele waren. Aber nie hatte es sich so gut angefühlt. Mein Herz klopft immer noch viel zu schnell, auch wenn sich mein Atem ein wenig beruhigt hat und nun wieder gleichmäßig funktionierte. Nur was mach ich jetzt mit Taichi. Er ist offensichtlich nicht gerade von der neugewonnenen Erkenntnis begeistert. Okay, zugegeben... ich muss mich auch erst an die Tatsache gewöhnen, dass ich scheinbar doch ein wenig anders über Jungs, insbesondere Taichi, denke. Aber ich habe das immer schon ein bisschen gemacht... nur ist es mir nicht aufgefallen. Aber jetzt, wo ich so darüber nachdenke, habe ich eigentlich immer über Taichi Sachen gedacht, die nur verliebte Mädchen dachten. Und eigentlich habe ich vorher nicht ganz die Wahrheit gesagt, denn jetzt fällt mir auf, dass Tai auch damals immer sehr empfänglich dafür war, sich sogar sehr darüber gefreut hatte. ~FLASHBACK~ "Jetzt warte doch mal..." Eigentlich war es dem kleinen blondhaarigen Jungen schon unangenehm seinem unfreiwillig neugewonnenen Freund so nachschreien zu müssen, aber der energiegelandene Achtjährige war einfach nicht zu bremsen, wenn er einmal von einer Sache begeistert war. Der Braunhaarige drehte sich um und erkannte erst jetzt mit Schrecken, wie weit der andere eigentlich zurückgefallen war. Er seufzte und kam Yamato entgegen. "Dann beeil dich halt ein bisschen.", meinte er nur, als der Blondschopf endlich aufgeschlossen hatte. Der stemmte bei dieser Aussage seine Hände in die Hüften und sah Taichi herausfordernd an. "Weißt du denn überhaupt, wo du hinmusst?", fragte er, sich dessen bewusst, dass der braunhaarige Wuschelkopf keinerlei Ahnung hatte, wo der andere seinen eigentlichen Wohnsitz hatte. Verwirrung machte sich in den braunen viel zu großen Augen breit und er blickte sich einmal um. Dann lächelte er verlegen und kratzte sich am Kopf, was mal wieder an Niedlichkeit nicht zu übertreffen war. "Das dachte ich mir... Also solltest du dich lieber meinem Tempo anpassen, sonst verläufst du dich noch.", meinte Yamato und setzte seinen Weg fort. "Aber du brauchst so lange...", protestierte Taichi sofort und handelte sich nur einen belustigten Blick von den azurblauen Augen ein. "Nein Taichi...", schüttelte er den Kopf. "Du bist lediglich zu ungeduldig." Damit tippte er ihm auf die Brust und marschierte weiter. Taichi seufzte und bemühte sich sehr nun das Tempo vom Blondhaarigen zu halten, was ihm wirklich nicht leicht fiel. Nach einer Weile, die gerade mal fünf Minuten umfasste, wurde es Taichi wieder zu lang. "Wann sind wir denn endlich da?" "Gleich... hab ein wenig Geduld. Wenn dir was nicht passt, kannst du ja auch gerne zurückgehen... es hält dich keiner auf.", meinte Yamato nur darauf und machte sich innerlich dafür bereit, den braunhaarigen ein wenig zu ärgern, denn eigentlich waren sie schon fast vor seinem Haus. "Ich will aber nicht... immerhin muss ich doch wissen, wo du wohnst.", meinte Taichi nur und seufzte wieder. Warum beeilte sich Yamato denn nicht ein wenig. Von der Seite beobachtend erkannte Yamato sofort, dass Taichi in Gedanken versank und nutzte die Gelegenheit schamlos aus. Während Taichi einfach weiterlief, blieb er nun endlich vor seinem Wohngebäude angekommen stehen und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Schließlich konnte er ein Lachen doch nicht zurückhalten und prustete los. Aber er war in keinster Weise schadenfroh. Nein, er doch nicht. Es sah lediglich zu komisch aus. Alarmiert durch den plötzlichen Ausbruch von Yamato, bemerkte nun auch Taichi, dass Yamato schon lange stehengeblieben war. Er konnte nur zu deutlich spüren, wie die Röte in seine Wangen kroch und sie erhitzten. Dass der Blondschopf sich immer noch die Seele aus dem Leib lachte, trug nicht unbedingt dazu bei, dass er sich besser fühlte. So unauffällig wie nur möglich ging er mit leicht eingezogenem Kopf zurück zu seinem Kumpel, der sich nun die Lachtränen aus den Augen wischen musste. Schon ewig hatte er nicht mehr so gelacht. Immer noch bestens amüsiert und leicht den Kopf schüttelnd, schob er den nun sehr verlegenen und leicht schmollenden, weil er mal wieder ausgelacht wurde, Jungen ins Gebäude und brachte ihn zu seiner Wohnungstür. Das alles passierte schweigend, denn der eine war damit beschäftigt, die Selbstkontrolle zu behalten und der andere schmollte nun nur etwas mehr. Schließlich konnte man das Klimpern eines Schlüssels im leisen Korridor hören. Es war so, als würde gerade dieses Geräusch eine ganz neue Stimmung ausbreiten. Wie wenn diese Schlüssel verzaubert wären und nun ihre Magie in der Luft verteilten. Da war nichts mehr von der komischen Situation vorher übriggeblieben. Yamato schluckte leicht und spürte die erwartungsvollen Blicke der schönen schokobraunen Augen seines Freundes. Dann drehte er sich kurz lächelnd um und sagte: "So, da wären... wir." Das letzte Wort hätte er fast nicht mehr herausgebracht, weil er nun geradewegs in diese braungefärbten Opale blickte. Sein Hand lag zitternd auf dem im Schloss steckenden Schlüssel. Sein Herz hatte beschlossen ein paar Takte schneller zu klopfen und auch sein Blut raste nun regelrecht durch die Adern. Kurz umspielte wieder ein ganz zartes Lächeln die Lippen des Blondhaarigen, nur um gleich darauf wieder zu verschwinden und mit einem ernsteren Tonfall zu sagen: "Du hast wunderschön glänzende Augen, weißt du das?" Taichi drehte sich augenblicklich verlegen und leicht rot geworden weg und sagte leise mit einem wachsenden Grinsen im Gesicht. "Danke, du aber auch. Und jetzt sperr endlich auf... ich will sehen, wie du so wohnst." Das Grinsen schien nun das gebräunte Gesicht regelrecht zu sprengen und ungeduldig fing er an, mit seinen Füssen auf und ab zu wippen. Yamato wurde unwillkürlich wieder von diesem Lächeln angesteckt und musste nun auch grinsen, als er langsam den Schlüssel im Schloss herumdrehte, den braunhaarigen kleinen Chaoten allerdings keinen Moment aus den Augen ließ. Leise murmelte er zu sich selbst: "Und dein Lächeln ist noch viel viel schöner." Und mit einem letzten Auflächeln ließ er dann theatralisch die Türe mit den Worten: "Hereinspaziert!" aufschwingen, worauf sich beide den folgenden Lachkrampf nicht verkneifen konnten und mehr in die Wohnung stolperten als normal hineingingen. Und die Stimmung war mit einem Mal verschwunden, so als wäre das alles gar nicht passiert und nur die stummen Korridorwände hätten davon berichten können, denn die zwei achtjährigen Jungs amüsierten sich nun prächtig in der leeren, von Erwachsenen befreiten Wohnung. ~FLASHBACK END~ Ich verstehe gar nicht, wie ich das nur vergessen konnte. Diese Stimmung, die damals zwischen uns geherrscht hatte, hat alles gesagt. Es ist jetzt so klar zu spüren, als wäre es erst gerade eben passiert. Vielleicht ist es ja auch so. Immerhin hatte wieder diese Magie geherrscht, nur diesmal viel intensiver, als es damals gewesen war. Vielleicht hat ja auch das die Erinnerung zurückgebracht. Aber mehr Sorgen bereitet mir nun Taichi. Immerhin war er ziemlich geschockt und verwirrt, als er die Wohnung verlassen hatte. Und irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Ich hoffe nur, dass er sich in seiner Verzweiflung nichts antut. Taichi kann ziemlich impulsiv sein, wenn er mal in innere Konflikte gerät. Ich habe es selbst schon mal miterlebt, dass er dann einfach nicht mehr nachdenkt und nur noch das tut, was ihm als erstes in den Sinn kommt. Und wenn ich mich so an die Verzweiflung und den aufkeimenden Selbsthass und Selbstekel in seinen Augen erinnere, dann darf ich mit Recht behaupten, dass es keine guten Gedanken waren und vielleicht noch sind, die er da hat. Aber ich bin im Moment noch selbst viel zu verwirrt, um Taichi irgendwie helfen zu können. Immerhin hat mich ja die Sache mindestens genauso überrumpelt wie ihn, auch wenn ich schon immer solche komischen Gedanken gegenüber Taichi gehabt habe. Aber nun habe ich endlich eine Erklärung dafür, auch wenn mir die Sache im Moment nicht so wirklich gefällt. Mein Blick wandert nun einmal durch den Raum und bleibt an einem der Regale hängen, auf dem viele Ordner stehen. Aber nur einer ist mir wirklich wichtig. Und er sticht auch sofort hervor. Er ist tiefschwarz und hat mit glodenen geschwungenen Buchstaben Memory drauf stehen. Ich stehe, immer noch den Ordner fixierend, auf und gehe dort hin. Ziehe ihn vorsichtig heraus. Er ist in in weiches angenehm glattes Leder gebunden. Ich schließe die Mappe sicher in meine Arme, presse ihn regelrecht an meinen Oberkörper, damit ich sie auch ja nicht fallen lasse. Mir ist es einmal passiert und ich habe eine halbe Stunde in mich hineingejammert und mich beschimpft, dass ich so ein Tollpatsch bin. Meine Schritte lenken mich wieder zu meinem Bett, wo sich die ganze Sache vor etwa einer Stunde abgespielt hat. Vorsichtig lege ich die Mappe auf das Kissen und lege mich auf den Bauch. Dann schlage ich den Ordner einfach irgendwo auf und betrachte die eingelegten Fotos und lasse mich von den Erinnerungen durchfluten. Dann schlage ich eine andere Seite auf und meine Augen bleiben an einem bestimmten Bild hängen. Meinem persönlichen Lieblingsbild. Vorsichtig streiche ich mit einem Finger über die Stelle, wo ein achtjähriger braunhaariger Wuschelkopf mit leuchtenden Augen vor einem für ihn riesengroßen Glas voll Schokotraum sitzt. Ich lächle und tauche tief in diese Erinnerung ein. Einen der schönsten Tage meines ganzen Lebens... ~FLASHBACK~ Der braunhaarige Junge war mal wieder vollends in seinem Element. Gerade hatte er mal wieder seine absolut liebe, nette und gutmütige Mutter rumgekriegt, Eis essen zu gehen. Denn es war ja ein so schöner und heißer Tag und wer wusste schon, ob es morgen wieder so schön sein würde. Zum Leidwesen des Blondhaarigen allerdings hatte diese selbst keine Zeit und so musste er mal wieder als Anstandswauwau für den, seiner Meinung nach, zurückgebliebenen Achtjährigen spielen, der ihn nun durch die Straßen von Odaiba zum Eissalon schleifte und darüber laberte, was er sich kaufen sollte. Yamato verdrehte genervt die Augen. Als wenn ihn interessieren würde, was Taichi für Sorten gerne hatte. Der aß doch ohnehin alles, was ihm zwischen die Zähne kam. "Oder vielleicht sollte ich mir auch..." Laber, laber, laber. Yamato fragte sich echt schon, woher der nur die ganzen Themen nimmt und wie er es schaffte so lange bei einem zu bleiben. Endlich waren sie an ihrem Ziel angekommen und setzten sich hin. Dabei fiel der Blick von den blauen Augen auf die Eiskarte, auf der ein großer wundervoll dekorierter Becher abgebildet war. Darunter konnte er in großen Buchstaben lesen: NEU! Der Schokotraum... Jetzt probieren. Sofort musste er zu Taichi blicken, der in die Luft starrte und angestrengt nachdachte, was er sich nehmen sollte. Einen Finger hatte er dabei an den Mund gelegt, was ihn echt noch niedlicher aussehen ließ. "Wenn du nicht weißt, was du dir nehmen sollst, warum probierst du nicht das?" Damit hielten ihm die kleinen blassen Hände die Karte unter die Nase, die er selbst zuvor noch betrachtet hatte. Die braunen Augen weiteten sich und fingen an zu glitzern. Dann breitete sich ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht des Wuschelkopfes aus und Yamato wusste, dass er genau das Richige gefunden hatte. Er legte die Karte wieder hin und blickte sich nach einer Kellnerin um. Endlich kam eine angewatschelt und betrachtete die beiden kleinen Kinder einen Moment kritisch. Dann lächelte sie allerdings freundlich und fragte: "Und, was kann ich euch beiden bringen?" Taichi lächelte die junge Dame breit an. "Ich will einen Schokotraum." Einen Moment zögerte die Kellnerin noch, schrieb es aber dann doch auf. Dann sah sie Yamato an, der noch einmal kurz nachdachte und dann sagte: "Eine Eisschokolade." Sie schrieb es auf und ging dann ihrer Wege. Sie hatten einen Tisch etwa in der Mitte des Geschäftes und hatten somit einen guten Überblick. Dennoch waren sie so sehr miteinander beschäftigt, dass sie nicht bemerkten, dass Bekannte von Taichi ebenfalls hier waren - oder besser gesagt Freundinnen von seiner Mutter. Die allerdings hatten den kleinen braunhaarigen Knirps schon bemerkt und grinsten fröhlich vor sich hin. Sie wussten, dass sich der kleine nur ungern fotografieren ließ und sahen es als sehr gute Möglichkeit, denn Taichi war mal wieder in einen langen Monolog verfallen, den sein ,Gesprächspartner' sowieso schon nach der ersten Minute nicht mehr mitverfolgt hatte. Er war nur froh, dass er dann endlich die Kellnerin erblickt hatte, die mit ihren Bestellungen kam. Augenblicklich richtete er sich auf und auch Taichi blickte sich somit um und bekam große Augen, als vor ihm ein großes Glas voll mit sämtlichen Schokosorten vorgesetzt wurde. Seine Augen fingen regelrecht an zu strahlen, als er den Löffel mit einem sehr breiten Grinsen in seine kleinen Hände nahm und überlegte, wo er bei diesem großen Glas Schokotraum anfangen sollte. Und da war er dann. Der Blitz, der Yamato stutzig machte. Hatte er sich das nur eingebildet? Draußen waren jedenfalls keine dunklen Wolken zu sehen. Draußen waren überhaupt keine Wolken zu sehen. Verwirrt blickte er sich um, aber konnte nicht erkennen, woher dieser kurze helle Blitz gekommen war und er konnte nicht einmal sagen, was es gewesen war. Also zuckte er die Schultern und tat es als Einbildung ab. Immerhin hing er ja viel mit diesem Quälgeist rum und da konnte es doch mitunter sein, dass er vielleicht mit irgendetwas angesteckt wurde, das sein Bewusstsein beinflusste. Schon allein dieses Strahlen, dass nun von dem braunhaarigen Chaoten ausging, konnte nicht normal sein, denn es trieb dem Blonden das Lächeln, dass nun seine Lippen zierte, regelrecht ins Gesicht und klebte es dort fest. Und dabei war er eigentlich gar nicht so begeistert, sondern eher genervt, dass er schon wieder mit dem Typen Zeit verbringen musste. Er konnte ihn ja immer noch nicht so recht leiden. Er wusste einfach nicht, was er von ihm halten sollte und genau deshalb wäre es ihm eigentlich lieber gewesen, wenn er vor Taichi Ruhe gehabt hätte. BLITZ... Da war es doch schon wieder? Wieder blickte er auf und sah sich um. BLITZ. Die drei Damen grinsten ihn freundlich an und er blickte verwirrt wieder zu Taichi, der nach wie vor damit beschäftig war, den Inhalt des großen Glases runterzuschlingen. Wieder schlich sich dieses Lächeln auf sein Gesicht und ließ sich einfach nicht mehr wegmachen. Dabei wollte er ja gar nicht zeigen, wie sehr ihm die Gesellschaft des Braunhaarigen glücklich machte, aber so wie dieser hinter seinem großen Glas Schokotraum saß und strahlte, konnte er gar nicht anders als Lächeln und den Tag als glücklichsten in seinem Leben verfluchen. ~FLASHBACK END~ Einmal noch streiche ich über diese drei Fotos. Ich habe erst am Abend erfahren, dass es Freundinnen von seiner Mutter gewesen waren, die ihm zugewunken und Taichi und ihn fotografiert haben. Und irgendwie bin ich froh, dass sie es getan haben, denn dieses Bild von Taichi ist einfach göttlich. Apropos Taichi...ich sollte mir vielleicht endlich einmal Gedanken darum machen, wie es nun weitergeht. Am besten ich rufe einmal bei ihm zu Hause an, obwohl ich echt bezweifle, dass er dort sein würde. Aber es ist ja auch schon spät, wie mir mein digitaler Wecker mit seinen leuchtend roten Zahlen verrät. Ich hasse dieses Ding. Es hat mich bisher jeden Tag geweckt, ob gewollt oder ungewollt, wo ich eh so gerne schlafe und nichts tue. Aber nein, dieser Wecker musste mich immer daran erinnern, dass ich auch noch anderes zu tun hab, als in meinem Zimmer zu hocken und aus dem Fenster zu starren bis ich einschlafe. Am liebsten würde ich ihn ja dort hinauswerfen, aber es war ein Geschenk von Takeru anlässlich meines ersten erfolgreichen Konzerts und ich kann seine Geschenke einfach nicht wegwerfen oder kaputtmachen. Dazu habe ich Teeks viel zu gerne. Aber eigentlich sollten meine Sorgen nun bei Taichi liegen. Ich habe ja keine Ahnung, weshalb ich jetzt so viel abschweife. Normalerweise ist das ja eher seine als meine Art. Aber ich bin wohl schon zu viel von ihm beeinflusst worden. Vorsichtig erhebe ich mich und gehe zum Telefon, wo ich auch sofort die Nummer auswendig und schnell hinuntertippe und warte, dass jemand abhebt. Klick "Yagami hallo?" "Hallo Kari. Ist dein Bruder zufällig hier?" Ich brauche mich schon gar nicht mehr mit meinem Namen melden. Alle Yagamis wussten, dass nur ich zu solchen Zeiten anrufe und sie kannten ja auch meine Stimme. Immerhin hörte man mich ja mehr als genug im Radio. Eine kurze Pause entsteht, dann antwortet sie endlich: "Nein. Aber ich dachte, er wollte heute bei dir bleiben. Zumindest hat er das heute morgen beim Frühstück gemeint." "Schon gut. War nur eine dumme Frage..." Eigentlich wollte ich mich jetzt verabschieden und sie musste es gewusst haben, denn sie unterbricht mich einfach: "Hattet ihr etwa Streit?" Ich schlucke. Eigentlich nicht direkt. Es war ja nicht einmal eine Meinungsverschiedenheit. Also schüttle ich den Kopf, bis mir klar wird, dass sie das nicht sehen kann. "Nein hatten wir nicht. Aber mach dir keine Sorgen." "Tu ich aber... also sag mir, was passiert ist." Sie ist so ein aufgeschlossenes Mädchen und ich weiß, dass ich es ihr im Siegel der Verschwiegenheit verraten könnte, aber ich weiß auch, dass es Taichi mitunter nicht recht wäre. Also müsste ich zuerst mit Taichi sprechen, der mir entwischt ist, ehe ich ihn aufhalten konnte. Und das alles nur wegen dem großartigsten Kuss, den ich in meinem Leben bekommen hatte. Augenblicklich musste ich mir durch die Haare fahren. Das war einfach... zum Verzweifeln. "Kari.. bitte versteh mich nicht falsch.. ich würde es dir wirklich verraten, aber Taichi wäre es nicht recht. Ich werde dich morgen wieder anrufen. Es ist wirklich alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen. Und schlaf gut..." Damit lege ich auf, um zu verhindern, dass sie ihre Proteste hervorbringt. Was ich jetzt allerdings machen sollte, war mir irgendwie unklar. Also mal das ganze logisch durchdenken. Er ist auf jeden Fall mal irgendwo dort draußen. Also Jacke und Schuhe anziehen und ebenfalls gehen. Wo würde ich hingehen, wenn ich Taichi wäre. Nach allem, was geschehen ist, würde ich nachdenken wollen... Das hieß Park. Also werden meine Schritte automatisch in den Park gelenkt. Und wieder holt mich eine Erinnerung ein. Mein letzter Tag, den ich bei den Yagamis verbracht hatte. Wir waren hier im Park, weil wieder mal ein ach so schönes Wetter war. Wir haben uns gerade auf den Schaukeln unterhalten, nachdem wir fast eine Stunde lang Fußball gespielt hatten, als seine Mutter kam. ~FLASHBACK~ Beide Jungs wippten erschöpft auf den Schaukeln vor und zurück. Sie hatten jetzt mindestens eine Stunde lang gespielt, obwohl es Yamato so vorkam, als wären es mindestens zehn gewesen. Taichi plapperte mal wieder munter vor sich hin. Erzählte seinem blonden Freund schon den ganzen Tag, wie sehr ihm diese Ferien gefallen hatten und, dass sie sich wieder sehen würden und dass er immer sein Freund sein würde, egal was passieren würde. Aber eigentlich interessierte es den Blondschopf nicht, denn dessen Gedanken waren schon lange bei der nächsten Woche. Eine Woche lang würde er jetzt mit seinem Vater auf Urlaub fahren. Eine Woche lang hatte er ihn nur für sich. Und trotzdem war er leicht traurig, dass er Taichi nicht mehr sehen würde. Sein Blick ging über den Spielplatz zum Weg und diesen entlang. Es schien, als wären sie die einzigen im Park, denn Yamato konnte keine Menschenseele hier sehen, auch wenn er wusste, dass eigentlich welche da sein müssten, denn er konnte sie hören. Aber seine Gedanken hatten ihn zu sehr gefangen genommen, als dass er es hätte bewusst registrieren können. Er sah sich schon mit seinem Vater an einem schönen See und wie sie zusammen Spaß haben würden. Und trotzdem war auch ein bisschen Angst mit im Spiel. Zweifel, dass er sein Versprechen nicht halten würde. "Da seid ihr ja!" Beide Jungs schreckten sofort auf und starrten Frau Yagami an, die nun vor ihnen stand. Dann lächelten beide synchron, nur wurde Yamatos Lächeln um einiges breiter, als er hinter Frau Yagami noch jemanden erblicken konnte. Sofort sprang er auf die Füsse und lief dem älteren Mann entgegen. "Papa!!" Fröhlich warf sich der Achtjährige in die Arme des bereits schon sehr vermissten Vaters, der ihn unbeholfen aber nicht minder fröhlich auffing. "Na Großer? Warst sicher brav." Sein Sohn nickte nur überglücklich und klammerte sich an ihn. "Dann geh dich mal verabschieden, ja? Ich warte da auf dich." Lächelnd gab der ältere Ishida ihm einen Klaps und schubste ihn somit wieder zu Taichi, vor dem er nun etwas verlegen stand. Meine Güte, warum waren Abschiede immer so schwierig. Taichi lächelte ihn allerdings breit an. "Hier...für dich." Yamato blickte erstaunt auf, als ihm der braunhaarige Junge grinsend ein Geschenk hinhielt. Unentschlossen, ob er es annehmen sollte oder nicht, blickte er zu Frau Yagami, die ihn nur freundlich anlächelte und dann zu seinem Vater, der ihm nur ein aufforderndes Handzeichen und breites freundliches Lächeln gab. Dann sah er wieder Taichi an. Blickte in dessen schokoladigen Augen, die mal wieder unglaublich glitzerten und bewunderte wieder einmal, wie man nur soviel lächeln und grinsen konnte. Dann lächelte auch er schief und nahm es entgegen. "Danke. Aber ich hab gar nichts für dich." "Macht doch nichts. Ich hab auch sowas bekommen. Und außerdem sehen wir uns doch wieder und meine Telefonnummer hast du ja auch." "Danke, Taichi...." Yamato blickte kurz zu Boden. Eigentlich wollte er dem Jungen als Dank einen Kuss auf die Wange drücken, wie er es manchmal bei seinem Vater und früher auch bei seinem Bruder und seiner Mutter gemacht hatte. Aber irgendwie traute er sich auch nicht so recht. Einmal noch blickte er sich unsicher um. Dann beugte er sich schnell nach vor und drückte ihm einen kurzen, kleinen, aber sanften Kuss auf die Wange. "Es waren tolle Ferien. Bye." Er winkte schnell und drehte sich um. Immerhin sollte Taichi nicht unbedingt sehen, dass er rot geworden war, wenn auch nur leicht. Aber Taichi hätte es gar nicht sehen können, denn er war viel zu überrascht von dieser Aktion gewesen, dass er einfach starr geradeaus blickte und sich leicht über die Wange fuhr. Dann endlich löste er sich aus seiner Erstarrung und sein ohnehin breites Lächeln kehrte noch breiter in sein Gesicht zurück. Er winkte fröhlich hinterher und lachte. Auch Yamato blickte noch einmal leicht über die Schulter und lächelte. Dann war er auch schon mit seinem Vater aus dem Blickbereich der Yagamis verschwunden und erzählte ihm nun, was alles so passiert war, bis ins kleinste Detail. ~FLASHBACK END~ Langsam gehe ich über den Kiesweg, obwohl ich mich eigentlich beeilen sollte, aber irgendwie wollen meine Beine nicht. Vielleicht weil ich instinktiv wusste, dass es Taichi gut ging und er keinen Blödsinn machen würde? Vielleicht. Mein Blick wandert einmal die Umgebung ab. Kein Taichi. Vielleicht ist er ja doch woanders hingegangen. Mal überlegen... Wenn ich in dem Zustand von Taichi wäre, was würde ich außer nachdenken, noch machen wollen. Es loswerden. Irgendetwas finden, dass die Gedanken verdrängt. Da er Drogen von Grund auf ablehnte, blieb nur Alkohol über. Aber ich kann ja jetzt unmöglich alle Bars in Tokyo abgrasen auf der Suche nach einem braunhaarigen Wuschelkopf, der seine Probleme zuschütten wollte. Außerdem habe ich ja noch die Hälfte vom Park vor mir. Vielleicht denkt er ja doch nach. Langsam gehe ich weiter und blicke mich regelmäßig um. Aber im Mondlicht und in dem gedimmten, schwachen Licht der Laternen ließ sich nur schwer etwas ausmachen. Es waren einfach zuviel Schatten da, in denen man verschwinden konnte. Ich seufze und hoffe nur, dass wenigstens einmal das Glück auf meiner Seite stehen würde. Aber nachdem es das ja noch nie gemacht hat, bezweifle ich irgendwie, dass es nun so sein würde. Bin ja auch nur ein kleiner unbedeutender Jugendlicher, der ein klein wenig berühmt ist, weil er gut singen kann und verdammt gut aussieht, und der vom Leben geprägt ist. Also ein ganz normaler, depressiv veranlagter Achzehnjähriger, der sich nun auf der Suche, nach seinem noch siebzehnjährigen Noch-Freund begeben hat, um ihm zu sagen, dass alles in Ordnung war und dass man selbst auch schwul war, was ja nicht zuletzt die Tatsache ist, die dieses ganze Problem überhaupt ausgelöst hatte. Zu dumm zum Begreifen und zu blöd zum Verstehen. Nun kann ich den Ausgang schon sehen und bis jetzt hatte ich von Taichi noch keine Spur. Wo konnte er nur sein? Plötzlich bleibe ich stocksteif stehen. Ich konnte gar nicht anders, bei dem Anblick, der sich mir bot. Ein blondes Mädchen steht zu jemanden hinuntergebeugt da. Ich kenne das Mädchen. Es ist eindeutig Ayumi... überrall würde ich sie wiedererkennen. Und wenn das Ayumi war, dann ist der Typ zu dem sie hinuntergebeugt dasteht sicher Taichi. Um niemanden sonst würde sie sich mitten in der Nacht so kümmern. Nicht, nachdem sie erst gestern mit Tai Schluss gemacht hatte. Aber warum stand sie überhaupt so da und warum saß Taichi mitten am Weg? Endlich löst sich auch meine Erstarrung und ich laufe hin, werde aber wieder abprupt gestoppt, als ich Taichis lallende Stimme höre: "Yammato... lassss...mich." Mein Augen werden weit. Taichi hatte getrunken und das sicher nicht wenig, denn er konnte mich unmöglich gesehen haben. Hielt er etwa Ayu für mich? Aber wenn.. wenn das so war, dann... konnte es nicht sein, dass Taichi nur deswegen mit Ayumi zusammen gewesen war. Dass er in Ayumi mich gesehen hatte? Sinn ergeben würde es ja, aber glauben will ich es irgendwie nicht, denn dann müsste ich mir eingestehen, dass ich echt blind gewesen sein muss, es nicht erkannt zu haben. "Taichi... ich bin nicht Yamato, wie oft noch. Und jetzt steh auf, damit ich dich nach Hause bringen kann." Sie versucht wieder Taichi hochzuziehen, aber er ist zu betrunken und wenn er nicht will, dann hatte sie keine Chance. Seufzend erkennt auch sie es. Langsam gehe ich näher, meine Hände habe ich tief in meinen Hosentaschen vergraben. Ich bleibe vor Taichi stehen und blicke auf ihn hinunter. "Taichi...", spreche ich ihn leise an und er blickt auf. Sieht mich mit seinen glasigen und vom Alkohol getrübten Augen an. Und es ist das erste Mal, dass ich etwas in dem Braun erkennen kann, das auch schon vorher da war, aber ich nie bemerkt habe. Und meine Augen weiten sich bei dieser plötzlichen Erkenntnis... TBC ^_~ Tadaaa... an der Stelle stand ich vor vier Jahren schon mal XD Nur ist das die "Fehlerkorrigierte Version". Es sind immer noch genügend drin zu finden, aber ich hab keine Lust mehr, es zum 500. Mal veruchen zu korrigieren. Also lebt einfach damit ^^** @Kameo: Danke für dein liebes Kommentar *-* Ich mag solche Reviews und ich mag es, dass dir die Geschichte gefällt *G* Vielleicht liegt es daran, dass meine Geschichten im Wulst der Fanfictions, die täglich hochgeladen werden, einfach untergeht - oder die Leute, die es interessiert, sie schon woanders gelesen haben. ^^** Aber ich freu mich drüber, wenn sie dir so gut gefällt, dass du Werbung dafür machst ^///^ Das lässt mein Autorenherz höher schlagen XD Bis zum nächsten und letzten Teil *wink* Jenchan ^^ Kapitel 4: Flashback 10 bis 12 ------------------------------ Wie konnte ich all die Jahre nur so blind sein? Ich verstehe es nicht. Immer war es da.. greifbar. Es war das, was seine Augen ausmachten, jedesmal wenn ich hineinblickte. Der Grund, weshalb sie mir so sehr gefallen. Und trotzdem war ich zu blind, um das Offensichtliche zu erkennen. Taichi sitzt immer noch auf dem Boden und sieht mich an. Er erkennt mich, ich weiß es. Ich sehe es. Langsam knie ich mich hin und halte ihm meine Hand hin. So simpel diese Geste auch sein mag, ihre Bedeutung übersteigt mein derzeitiges Denken. Aber ich weiß, dass es mehr bedeutet als nur das Angebot der Hilfe. Es hat einen so viel tieferen Sinn. Ich kann ihm ansehen, dass er sich dessen auch bewusst ist. Er fängt an zu zittern und seine Augen werden um eine Spur feuchter. Langsam, wie in Zeitlupe hebt auch er seine Hand. Sie zittert stark...sehr stark. Sanft ergreife ich sie und streichle leicht darüber. Versuche sie zu beruhigen. Dann ziehe ich ihn mit einen Ruck näher, sodass er in meinen Armen landet. Ergeben liegt er in meiner Umarmung. Lässt sich von mir streicheln und beruhigen. "Ya..ma..to..." Es war sehr leise, klang müde und ausgelaugt, aber ich habe es vernehmen können. Und es klingt laut in meinen Ohren nach. Das Kribbeln, das seit er in meinen Armen liegt in meinen ganzen Körper zu spüren ist, wird bei diesen Worten nur stärker. Er hat mich erkannt. Nur was jetzt? Vorsichtig blicke ich auf und treffe blaue Augen, die beinahe genauso aussehen, wie meine. Ayumi. Hilflos blicke ich sie an und sie zuckt genauso hilflos die Schultern. Stumme Kommunikation. Ich kann das nur mit sehr wenigen Menschen. Mit Taichi funktioniert es immer perfekt. Er sieht mich nur an und weiß, was ich zu sagen habe oder was mich gerade quält. Mit Ayumi funktioniert es auf einfacherer Basis. Mit Lippenbewegungen und sonstigen Gesten. Aber das Verständnis liegt in ihren Augen. Es ist die Art wie sie mich ansieht. Mitfühlend. Sie hat es die ganze Zeit gewusst. Aber wenn sie es gewusst hat, wieso hat sie dann überhaupt mit Taichi ein Paar gebildet? Oder ist es ihr erst später klar geworden? Wahrscheinlich. Langsam bewegt sie den Mund und übermittelt mir eine Botschaft. Bring ihn nach Hause. Haha. Ich wusste gar nicht, dass sie so einen Humor hat. Ich verdrehe kurz meine Augen und sehe sie dann wieder an. Wohin soll ich ihn bitte bringen. Seine Eltern würden ihn meucheln, wenn er in so einem Zustand heimkehrt. Und bei mir? Da ist gerade mein Vater und wie er auf die Tatsache reagiert, dass sein Sohn schwul ist und seinen Freund stockbesoffen mitbringt, möchte ich ehrlich gesagt nicht so genau wissen. Aber Ayu hat Recht. Taichi muss in ein Bett gebracht werden. Denn irgendwie will ich nicht die Nacht hier verbringen nur weil Tai auf mir einpennt. Falls er das nicht eh schon lange tut, denn sein Atem ist schon sehr gleichmäßig und auch das Zittern ist nicht mehr vorhanden. Also versuche ich ihn leicht wegzudrücken und ihn anzusehen, aber er klammert sich nur noch stärker an mich. Verdammt. Wenn ich hier nicht bald wegkomme, dreh ich noch durch. Vorsichtig versuche ich mich mit Taichi in den Armen aufzurichten. Ein sehr schwieriges Unterfangen und wäre Ayumi nicht dagewesen um mir ein bisschen zu helfen, wäre es sogar unmöglich gewesen. Taichi ist ganz schön schwer und das, obwohl er eigentlich schlank ist. Das meiste sind nur die Muskeln, die er durch sein ewiges Fußballtraining aufgebaut hat. Und dieses ganze Gewicht lastet nun voll auf mir, denn Taichi steht nicht und so wie ich es mir vorher gedacht habe, ist er einfach eingepennt. Na, prima. Das bedeutet auch noch, dass ich ihn tragen darf. Ich löse seine Hände so gut es geht von mir und lege sie mir um den Hals und muss laut aufächzen als ich ihn unter den Knien hochhebe und er nun auf meinen Armen liegt. Er ist ja doch schwer. Oder ich sollte mir angewöhnen, mehr zu trainieren, falls das öfters vorkommen sollte. Ayumi begleitet mich und ich bin ihr irgendwie dankbar dafür. Ich wohne ja glücklicherweise nicht weit weg vom Park nur braucht der Weg nun doch etwas länger, da ich ständig stehenbleiben und verschnaufen muss. Taichi bekommt davon gar nichts mit. Der liegt nur friedlich an mich gekuschelt da und pennt. Hin und wieder schmatzt er auch und drückt sich noch näher. Scheinbar kann man auf mir sehr gut schlafen. Endlich stehe ich vor meiner Wohnungstür, nur wie soll ich aufsperren? Mein Schüssel ist in der Jackentasche. Ich bin froh, dass ich ihn nicht in den Hosensack gesteckt habe, wie ich es normalerweise mache. Ich sehe Ayumi kurz an und flüstere dann leise: "In meiner Jacke ist der Schlüssel." Zuerst sieht sie mich skeptisch an. Ihr scheint es unangenehm zu sein, aber schließlich tritt sich doch näher an mich heran und greift in meine Jackentasche. Ich kann ihren Atem spüren und muss kurz schlucken, was weiß ich, wieso. Schließlich zog sie das metallische Ding heraus und hielt es mir unter die Nase, was mich nur wieder die Augen verdrehen ließ. Manchmal glaub ich wirklich das blond und blau, blöd ergibt. Aber Gott sei Dank begreift sie und sperrt auf. Leise fliegt die Tür auf und ich trete ein. Mit etwas Glück schläft mein Vater ja und ich muss ihm keine Erklärung abliefern. "Matt?" Ich seufze. Nie hat man Glück, wenn man es einmal braucht. Ich dringe weiter in die Wohnung vor und Ayumi folgt mir. Sie hat netterweise die Tür hinter sich auch wieder geschlossen. Mein Vater tritt aus der Küche und sieht mich sofort verwundert an. Ich hoffe nur, Ayumi denkt weiterhin mit. Aber in diesem Punkt kann ich ihr vertrauen, denn sie tritt hinter mir hervor und begrüßt meinen Vater, der sie interessiert musterte. Währenddessen stapfe ich in mein Zimmer und lade Taichi ab. Ich befreie ihn noch schnell von seiner Jacke und seinen Schuhen und decke ihn leicht zu. Dann streiche ich ihm mehr unbewusst als klar denkend eine paar Haare aus dem Gesicht und drücke ihm einen Kuss auf die Stirn. Dann richte ich mich auf und drehe mich langsam wieder um... Hab ich schon mal erwähnt, dass mein Leben eine einzigartige Ansammlung von Beschiss ist. Warum muss mein Vater ausgerechnet jetzt in der Tür stehen und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hat er ganz genau gesehen, was ich gemacht habe. Mein Augen sind wieder mal von Geschocktheit weit aufgerissen. Ich hoffe nur, dass er immer noch so verständnisvoll ist, wie er früher zu mir war. Ich weiß noch genau, als ich damals nach den Ferien mit ihm nach Hause gegangen bin. Ich habe ihm so viel erzählt und er hat nur gelächelt und mich reden lassen. ~FLASHBACK~ Der kleine blondhaarige Junge ging fröhlich erzählend neben seinem Vater her. Die Hand hatte er seinem Erzeuger diesmal ganz freiwillig gegeben. Er war froh, seinen Papa endlich wiederzusehen. Viel zu lang schienen ihm nun die zwei Monate gewesen. Sein Vater hörte ihm lächelnd zu. Dafür, dass sich sein kleiner Junge vorher so sehr dagegen gesträubt hatte, klang er nun ziemlich begeistert. "Taichi scheint es dir ja sehr angetan zu haben.", bemerkte er nebenbei als er die Wohnungstür aufsperrte. Yamato wurde augenblicklich rot und schüttelte den Kopf. Er mochte Taichi doch gar nicht. Der Junge war immer viel zu... zu... fröhlich und auch sonst machte er immer so kindische Sachen. Außerdem... wie meinte das sein Papa überhaupt? Es klang so, als hätte es mehr zu bedeuten. Aber der kleine Achtjährige konnte damit absolut nichts anfangen. Die großen blauen Kinderaugen schauten nun zu seinem Vater auf, der ihn liebvoll anlächelte. "Was hältst du davon, wenn wir essen gehen?" Sofort begannen die Augen aufzuleuchten. Yamato fand es immer schön, wenn er mit seinem Vater essen ging. Es schmeckte dann wesentlich besser als zu Hause und er konnte viel Zeit mit ihm verbringen. Begeistert wurde genickt. "Au ja." Die Tasche und der Rucksack wurden abgelegt und auch das Geschenk, das Yamato noch immer mit beiden Händen umschlossen hatte, wurde nun behutsam auf den Küchentisch gelegt. Dann wurde wieder die Hand vom älteren Ishida ergriffen und zu Tür hinausgezogen. "Taichi hat immer ur-viel gefuttert. Ich habe mich ständig gefragt, wo der das alles hingegessen hat, weil er doch so dünn ist. Aber er macht ja auch viel Sport. Er hat mich immer mitgeschleift zum Fußballspielen..." Wieder wurde munter drauf loserzählt, während durch die Straßen von Odaiba gestiefelt wurde, um irgendwo einzukehren. "Du magst ihn ja doch sehr.", wurde Yamato kurz unterbrochen, der seitdem sie die Wohnung wieder verlassen hatten, nur noch von Taichi erzählt hatte. Abermals wurde der Blondschopf rot und duckte sich leicht. "Stimmt doch gar nicht... er hat immer nur genervt.", wurde leise von sich gegeben und sein Vater lächelte. "Und wenn er so schrecklich war, wieso hast du ihm dann ein Küsschen gegeben vorhin im Park und wieso redest du dann ständig von ihm." Forschend sahen die erwachsenen Augen seinen Sohn an und das Lächeln wurde nur noch breiter als die Farbe von Yamato nur noch intensiver wurde. Das Schweigen trug zu den unangenehmen Fragen nichts bei. Ihm fiel einfach keine Antwort darauf ein und das war ihm unangenehm. War es denn vorhin falsch gewesen Taichi einen Kuss auf die Wange zu geben, wenn dieser schon so lieb zu ihm war und ihm einfach so ein Geschenk gegeben hatte. Scheinbar konnte sein Vater auch noch Gedankenlesen, denn er meinte einfach, ihm eine Hand auf die Schulter legend: "Aber es macht nichts. Er scheint dich ja auch zu mögen." Das erleichterte natürlich Yamato schon sehr, denn immerhin hätte er es sicher nicht ertragen, wenn das als schlimm eingestuft wurde. Dann hätte das ja bedeutet, dass er seinen Part nicht eingehalten hätte und er hatte sich so sehr bemüht, um mit seinem Papa auf Urlaub fahren zu können. Und darauf freute er sich immer noch riesig, sodass das Lächeln in dem Gesicht des Achtjährigen fast nicht wegzubekommen war. ~FLASHBACK END~ Ja... er hatte es damals befürwortet, also konnte er doch jetzt auch nichts dagegen haben, oder? Immer noch sehe ich meinen Vater groß an, doch ich muss meinen Blick senken. Ich ertrage den Anblick nicht mehr länger. "Ich...ich..." Warum fällt mir nie etwas Vernünftiges ein, wenn ich es brauche? Mein Vater blinzelte kurz und stellte sich dann etwas entspannter hin, blickt mich allerdings ernst an. "Okay, Yamato... kannst du mir bitte erklären, was das alles soll?" Hinter meinem Vater steht betroffen Ayumi. Ich weiß, dass sie für all das nicht wirklich was dafür kann, auch wenn erst durch sie Taichi überhaupt darauf gekommen war. Aber früher oder später hätten wir es sowieso beide bemerkt. Ich lächele sie mitfühlend an. "Ayu... du kannst nach Hause gehen. Du hast für heute schon genug gemacht. Und macht dir keine Vorwürfe. Du kannst nichts dafür." Sie lächelt mich dankbar an und nickt dann kurz. Sie wünscht mir noch stumm viel Glück und verabschiedete sich dann von meinen Vater. Dann ist sie auch schon weg und ich muss mich alleine mit meinem Vater herumschlagen. Na bravo. Aber ich habe ja noch meine Trümpfe, wenn es zu schlimm werden würde. "Nun?" Mittlerweile sind seine Hände vor der Brust verschränkt und sein Fuß tippt ungeduldig auf den Boden. Ich muss unwillkürlich einmal schlucken. "Naja... Taichi... Taichi hat ein bisschen zuviel getrunken und... und ich habe Ayu geholfen ihn nach Hause zu bringen." Mein Vater schenkt mir einen komischen Blick. "Und hier wohnt er, oder wie darf ich das verstehen?" Ich seufze. Das wird sicher noch schwierig werden, alles zu erklären und eigentlich will ich ihm noch gar nichts von meiner jüngsten Erkenntnis erzählen. Denn irgendwie vertraue ich meinem Vater nicht mehr so sehr wie früher. Aber es ist in Ordnung. Also werde ich mal seine jüngste Frage beantworten. "Nein, er wohnt nicht hier, nur konnte ich ihn in seinem Zustand nicht zu seinem Zuhause bringen, zumal er auf mir eingeschlafen ist... oder glaubst du wirklich, dass ich ihn einfach so zum Spaß getragen habe?" Ich sehe ihn herausfordernd an, auch wenn ich mir nicht so sicher bin, ob ich das wirklich tun sollte. Denn selbst wenn er selten zu Hause ist, kann er mich immer noch erstaunlich gut durchschauen. Und ich merke, dass er es auch jetzt wieder macht. Es ist dieser eindringliche Blick, den er mir gibt, aber ich werde ihm den wahren Hintergrund nicht verraten. Ich war einfach noch nicht bereit dazu. "Das war doch sicher nicht alles, oder?", fragte er mich ernst und ich konnte ihm ansehen, dass er mich durchschaut hatte. "Das ist der Grund weshalb Taichi nun hier ist und in meinem Bett schläft." Mehr wollte er nicht wissen. Zumindest nicht, dass ich wüsste. Er sieht mich noch eindringlicher an. "Und weshalb hast du ihn dann geküsst?" Berechtigte Frage.. zugegeben. Hm... jetzt war guter Rat teuer. Am besten ich werde es auf Taichis Art versuchen. Dem Engelsunschuldsblick. Dann ein bisschen verlegen zu Boden blicken. "Ich...ähm..." Manchmal bin ich so berechnend, aber eigentlich ist es schade. Denn ich denke, dass wir uns so immer weiter auseinanderleben. Überhaupt streiten wir immer öfter. Angefangen hat wohl die ganze Sache, als er dachte, mich wieder zu versetzen. ~FLASHBACK~ "Wo wollen wir hinfahren? Vielleicht an einen See?" Der kleine Junge saß vor einer Japan-Karte und suchte schöne Plätze, die nahe Tokyo lagen. Die kleinen Finger fuhren auf der Karte Straßen entlang und blickten konzentriert auf die kleinen Symbole, die überrall zu sehen waren. "Du, Yamato..." Oh oh... das klang gar nicht gut. Die Stimme seines Vaters klang schon so komisch und eigentlich wurde er so gut wie nie bei seinem vollen Namen genannt. Vorsichtig und unsicher blickte der Blondhaarige auf und sah seinen Vater an. Er legte den Kopf leicht schief, was ihn um einige Stufen niedlicher erscheinen ließ. "Ich... es tut mir leid, aber wir können diese Woche nicht wegfahren?" Einen Moment lang sah ihn Yamato verwirrt an. "Aber es war doch abgemacht. Du hast es versprochen." "Ich weiß doch, aber es ist etwas dazwischen gekommen. Ich will ja mit dir wegfahren, aber ich muss arbeiten.", wurde mit schuldig bekennender Stimme dem Sohn erklärt. Yamato stand langsam auf. "Dann darf ich wieder zu Mama. Ich..." "Yamato, das geht nicht.", unterbrach ihn sein Vater und erntete dafür einen bösen Blick. "Das war aber die Abmachung." Der ältere Mann seufzte schwer und kniete sich zu seinem Sohn hinunter. "Ach Yamato. Ich kann wirklich nichts dafür. Die Arbeit muss gemacht werden. Oder willst du wirklich, dass ich sie verliere, nur weil ich mit dir an einen See fahre? Das wäre schade. Und du weißt, dass du nicht zu Mama kannst. Der Richter hat so entschieden und dagegen bin ich machtlos. Verstehst du das?" Der Blick von Yamato verfinsterte sich und er drehte sich um. Verschwand einfach in sein Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Dann biss er sich auf die Lippe. Es war dumm gewesen, zu glauben, sein Vater würde sich mehr um sein Kind kümmern als um die Arbeit. Er hatte bis jetzt doch immer alle Versprechen gebrochen, also wieso hatte er sich Hoffnungen gemacht. Langsam nahm er seinen Rucksack aus dem Schrank und fing an, einige Sachen einzupacken. Auch wenn sein Vater meinte, dass er nicht zu Takeru und Mama gehen konnte, so konnte er ihm doch sicher beweisen, dass es doch so war. Er musste doch einfach nur einen Rucksack packen und zu ihnen fahren. Mama würde es sicher verstehen. "Matt?" Vorsichtig wurde geklopft und der blonde Junge blickte zu Tür. Er wollte seinen Vater jetzt nicht sehen. Nicht nachdem er schon wieder ein Versprechen gebrochen hat. Also blieb er stumm und packte weiter seinen Rucksack. Er würde jetzt wieder bei seiner Mama sein. So wie es abgemacht war. Wieder wurde zur Tür geblickt, als man das leise Knarren dieser vernehmen konnte. Leise wurde eingetreten und hinter sich die Tür geschlossen. "Was willst du?" Yamato sah, wie sein Vater kurz die Augen schloss. Wahrscheinlich weil er es sehr kalt gesagt hatte. Wieder kniete der Erwachsene sich vor sein Kind und blickte ihn. "Yamato... es tut mir wirklich Leid. Wir können ein andermal fahren. Ich verspreche..." Yamato blickte ihn wütend an. Man konnte dem kleinen Achtjährigen ansehen, dass er nun wirklich stinksauer auf die Person vor ihm war. Entschlossen wurde der Rucksack geschlossen und ganz ruhig wurde gesagt: "Ich hasse dich." Dann wurde an ihm vorbeigegangen und die Tatsache, dass nun Tränen in ihm aufstiegen, sowie die Schmerzen in seiner Herzgegend wurden ignoriert. Er hatte eben gelogen. Er hasste seinen Vater nicht. Aber ihm kam es vor, als würde ihn sein Vater gar nicht lieb haben. Wieso sonst wurde ihm immer von ihm weggetan. "Yamato? Wo gehst du mit dem Rucksack hin." Auch in den Augen des älteren Ishida stand Schmerz geschrieben. Nie hätte er solche Worte von seinem Sohn erwartet. "Ich halte meine Versprechen.", antwortete er und verließ dann schnell die Wohnung. Sein Vater sollte zum Einen nicht die Tränen bemerken und zum Anderen ihn ja nicht aufhalten. Er wollte sich die Entschuldigungen nicht mehr anhören. Schnell lief er die Stufen hinunter und konnte noch die Stimme seines Vaters durch den Gang hallen hören. Aber es interessierte ihn nicht mehr. Er wollte nur noch weg. Weit weg von dem Mann, der ihm ständig so wehtat... ~FLASHBACK END~ Mein Vater sieht mich an und senkt dann auch seinen Blick. "Na schön. Wenn du nicht reden willst. Bitte. Ich zwinge dich nicht. Aber Yamato?" Ich sehe ihn wieder an. Okay... es hat leicht verletzt geklungen von meinem Vater, aber er hat sich auch selten dafür interessiert, wie verletzt ich war, wenn er nicht mit mir redete. Ich war ziemlich erstaunt als er ganz sanft weitersprach und mit so viel Liebe in seinen Augen: "Du kannst immer noch zu mir kommen, wenn du Probleme hast. Auch wenn ich selten für dich da war und oft meine Versprechen gebrochen hab, ja?" Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung. Also bin ich mal lieb und nicke. Vielleicht wird das Beichten ja doch nicht so schlimm, aber zuerst muss ich mit Taichi reden, denn immerhin weiß ich ja noch nicht einmal, wo wir beide jetzt stehen. Also werde ich ihn damit hinhalten. Vielleicht ist er dann zufriedener: "Ja. Aber ich kann es dir jetzt noch nicht sagen. Ich muss vorher noch mit Tai reden, weil ich doch nicht weiß, wie er zu der Sache steht. Also bitte frag nicht weiter, ja?" Nun lächelt er. War scheinbar doch eine gute Idee gewesen. "Okay...Du solltest vielleicht noch ein bisschen schlafen. Ich muss noch einmal kurz in die Firma und bin wahrscheinlich morgen früh wieder hier. Gute Nacht." "Ist gut." Mein Vater verlässt wieder mein Zimmer und kurz darauf kann ich auch schon die Wohnungstür vernehmen. Ich drehe mich wieder um und sehe wieder Taichi an. Er liegt nun ausgestreckt auf meinem Bett und schnarcht leise vor sich hin. Ich muss lächeln bei dem Anblick. Er sieht so wahnsinnig süß aus, wenn er so daliegt. Aber auch bei mir macht sich nun endlich die Müdigkeit breit. Ich gähne einmal kurz und dann mache ich mich daran, meine Hose und meine Socken zu entfernen und krabbele vorsichtig über Tai hinweg. Hab ich schon mal erwähnt, dass er unheimlich gut riecht? Okay... im Moment hat dieser Duft einen Touch Alkohol, aber das macht ihn nur interessanter. Okay, ich sollte mich doch wenigstens ein bisschen zusammenzureißen. Aber das ist gar nicht so einfach, denn immer noch kann ich regelrecht seine Lippen auf meinen fühlen. Und auch dieses lästige Kribbeln läuft mir nach. Nicht, dass es unangenehm ist, aber es lässt mich nicht den Körper neben mich vergessen, der... nun ein bisschen näher gerückt ist? Wieso liegt er jetzt so nah bei mir? Aber ich werde mich beherrschen. Ich schaff das. Es wäre doch gelacht, wenn ich diese Gefühle nicht unter Kontrolle bringen könnte. Dennoch muss ich zu meinem Leidwesen feststellen, dass ich ziemlich verkrampft daliege und nun wieder hellwach bin. Also atme ich ein paar Mal tief durch und versuche mich zu entspannen. Gerade, als mir meine Augen zufallen und ich endlich am Einschlafen bin muss ich Taichis Hand fühlen. Warum muss Taichi sich nur immer so viel bewegen in der Nacht? Kann er nicht einmal ruhig schlafen? Und warum zum Teufel hält er seine Finger nicht still? Diese streichelnde Bewegung auf meinem Bauch ist einfach nicht zu ertragen, für jemanden, der sowieso schon mit seiner Selbstbeherrschung kämpft. Wieso muss mich Tai auch so wahnsinnig machen. Ich wünschte, er würde jetzt aufwachen und mir sagen, dass zwischen uns alles in Ordnung ist. Oder eigentlich wünsche ich mir im Moment, dass er mich wieder so küsst, wie vorher und dann vielleicht auch noch... NEIN! Ich beherrsche mich. Solche Gedanken sind jetzt vollkommen unangebracht, zumal sie zu Reaktionen führen, die noch viel unangebrachter sind. Also ganz ruhig. Tief durchatmen und einfach ignorieren, dass....diese verdammte Hand von Taichi unter mein Shirt gewandert ist!! Gott, was macht er da? Was träumt der für einen Schrott. Er macht mich einfach wahnsinnig damit. Es ist zuviel... viel zu viel. Ohne darüber nachzudenken, nehme ich seine Hand und entferne sie wieder. Allerdings gebe ich ihr noch einen kleinen Kuss. Dann steh ich wieder auf und lege mich aufs Sofa ins Wohnzimmer. Das ist zwar wesentlich unbequemer als bei Taichi in meinem warmen Bett, aber da leidet wenigstens nicht meine Selbstbeherrschung. Jetzt kann ich endlich mal meine Augen schließen und schlafen. Zeit wird's.... Ich weiß nicht genau, wie spät es war, aber ich wurde durch ein sanftes Rütteln geweckt. Langsam öffne ich meine schweren verklebten Augenlider und versuche den Nebel aus meinem Blick zu entfernen, der meine ganzes Blickfeld zu einem bunten Klumpen verschwimmen lässt. Fast automatisch richte ich mich auf und strecke mich. Ich gähne herzhaft und schmatze bevor ich mich schlaftrunken noch einmal umblicke und schließlich Taichi sehe, der mich beobachtete. Er sieht mich eigenartig an. Und ich hab nichts besseres zu tun, als in seine braunen Augen zu starren, die immer noch leicht glasig wirken. "Was ist denn, Taichi?", frage ich leise und strecke mich noch einmal, wobei meine Knochen ziemlich laut krachen. Das Sofa ist echt nicht die bequemste Art zu schlafen. "Ich muss mit dir reden." Irgendwie kommt mir das bekannt vor. Hatten wir das heute nicht schon einmal? Aber es war ja klar... Aber warum muss es mitten in der Nacht sein? Und warum gerade dann, wenn ich eingeschlafen bin. Ich bin zwar schon zeitweise ein Nachtschwärmer, was nicht allein daran liegt, dass ich Konzerte bis spät in die Nacht gebe, aber da kann ich normalerweise davor etwas schlafen, was ja in Anbetracht dessen, dass Freitag ein langer Schultag war, ja nicht wirklich möglich war. Wobei ich glaube, dass ich einmal kurz in Geschichte eingeschlafen bin. Aber dieser Freitag zählt ja sowieso nicht, weil ich mit meinen Gedanken ja ständig in der Vergangenheit hing. Ich verziehe mein Gesicht und sehe ihn gequält an. "Muss es jetzt sein? Ich hab grad so gut geschlafen und ich bin müüüüüde..." Taichi sieht mich traurig an. Er kann es immer noch. Er weiß genau, dass ich schwach werde, wenn er mich so ansieht. Ich kann es nicht ertragen, wenn Menschen um mich herum traurig sind. Trauer trage ich in meinem eigenen Herzen schon mehr als genug. Ich seufze und stehe auf. "Na schön... gehen wir in mein Zimmer." Ich gehe voraus und Taichi folgt mir. Ich setze mich absichtlich auf den Boden, weil ich genau weiß, wenn ich mich jetzt auf das schöne kuschelige weiche Bett setze, falle ich um und schlafe ein. Das war bei mir durchaus möglich. Taichi hingegen scheint überhaupt nicht mehr müde zu sein und das obwohl er soviel getrunken hatte und auf mir eingeschlafen ist. Aber dafür blieb keine Zeit, denn Taichi hat sich bereits gesetzt und fing an zu reden. Das was, er heute nachmittag weniger geredet hatte, holte er nun auf und ich habe Mühe, ihm zu folgen, da mein Gehirn noch im Schlafmodus zu sein scheint. "Wart mal Taichi... ich kann dir nicht folgen... mein Gehirn ist noch nicht aufnahmefähig." Er sieht mich leicht betroffen an und ich nutze die Gelegenheit mein Gehirn auf Hochtouren zu bringen, indem einfach ich ein paar Sachen sage, die mir auf dem Herzen lagen. "Außerdem wollte ich eh noch ein paar Dinge sagen..." Doch ich komme nicht weit, denn Taichi kommt zu mir auf den Fußboden und ist mir wieder so nah, dass es mir die Sprache verschlägt. Ich muss mich echt zusammenreißen, dass ich ihn jetzt nicht einfach umwerfe und abknutsche. "Ich will dir das zuerst erzählen... Also, ich hatte eben einen ur schrägen Traum und ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich hab geträumt, dass Ayumi mich verlassen hat, weil sie der Meinung war, dass ich schwul bin und dann hab ich dich geküsst und..." Meine Augen haben sich stark geweitet. Wie war das? Er hat es geträumt? Aber das war sicher doch nicht nur ein Traum. Ich meine, dann hätten wir doch dasselbe geträumt und das war doch schon eher unwahrscheinlich. Ich musste einen ziemlich geschockten Eindruck machen, denn er hatte einfach so aufgehört zu erzählen und studierte einfach nur mein Gesicht. Wie soll ich denn alles ins rechte Licht rücken, wenn er gar nicht mehr weiß, dass alles wirklich passiert ist? Ich weiß, wenn Taichi weiterhin so mein Gesicht betrachten würde, dass er mich durchschauen wird und sehr schnell erkennen wird, dass alles real war. Und dann wird er sich wieder erschrecken und wieder weglaufen und das durfte einfach nicht passieren. Ich sollte also ganz schnell eine Reaktion abgeben. Aber ich kann nicht... ich konnte es damals auch nicht, bis er etwas zu mir gesagt hatte beziehungsweise etwas getan hatte... ~FLASHBACK~ Der blondhaarige Junge ging durch die dunklen Straßen und irgenwie wurde im schon mulmig. Denn so spät war er noch nie alleine draußen gewesen. Aber er musste einfach weitergehen, denn sonst kam er ja nie bei seiner Mama an. Er seufzte und blickte sich immer wieder um. Er hatte doch eigentlich gar keine Ahnung, wie er zu Fuß zu seiner Mutter und seinem Bruder kam. Er kannte doch nur den Weg zur Schule und zu Taichi. Er kam an eine Kreuzung und sah in alle Richtungen. Wenn er zu Taichi wollte, musste er geradeaus und dann die nächste links einbiegen. Aber eigentlich wollte er dort ja gar nicht hin, oder? Dennoch ging er weiter in die Richtung und als er am Gebäude hochblickte, in dem die Yagamis wohnten, konnte er in Taichis Zimmer Licht sehen. Vielleicht war es aber auch gar nicht Tais Zimmer... vielleicht war es ja das Wohnzimmer, aber auf jeden Fall bedeutete es, dass noch jemand wach war. Und er konnte sich doch etwas einfallen lassen, wieso er so spät noch da war. Langsam ging er die Treppen hinauf und blieb unschlüssig vor der braunen Tür der Yagamis stehen. Sollte er wirklich? Doch bevor er sich noch anders entscheiden konnte, hatte er bereits geklingelt und Frau Yagami öffnete die Tür. Sie war sehr überrascht, aber sie reagierte ziemlich schnell, denn sie bat Yamato sofort herein. "Was machst du denn noch so spät draußen?" "Naja...ich...äh..." Dem Blondhaarigen wollte nicht so recht etwas einfallen. Aber seine Inspiration kam schnell, als Taichi verschlafen aus seinem Zimmer kam. "Ich hab vergessen, Taichi etwas Wichtiges zu geben und mein Vater hat mir erlaubt, dass ich es ihm noch schnell bringe. Er wartet unten auf mich." Taichi rieb sich die Augen und sagte leise: "Mama, ich kann nicht schlafen. Ich habe Durst..." Er hatte seinen Freund noch nicht erblickt und seine Mutter hatte ihm sofort geantwortet: "Ich mache euch Milch warm." Endlich sah Taichi seinen blondhaarigen und blauäugigen Freund und riss die Augen auf. Yamato lächelte verlegen. "Yama! Was machst du hier." Der Wuschelkopf kam auf ihn zu und umarmte ihn. "Mama, wir sind im Zimmer drin!", schrie er in die Küche und schob den Jungen in sein Zimmer. Dort setzt er sich auf sein Bett und sah Yamato an. Er sah ihn einfach nur an und wartete. Es war dem Blondhaarigen leicht unangenehm, weil er das Gefühl hatte, dass er durchschaut wurde. "Ich...", fing er an und drehte sich erschrocken um, als er das Telefon klingeln hörte. Das war sicher sein Vater! Nun würde alles auffliegen. "Du bist von zu Hause weggelaufen, nicht wahr?", sagte Taichi leise und die blauen Augen weiteten sich und sahen wieder zu dem Braunhaarigen. "Woher...?" Taichi lächelte wehmütig, aber der blonde Achtjährige konnte deutlich die Sorge in seinen braunen Augen sehen. "Wieso läufst du weg? Dein Papa macht sich bestimmt Sorgen..." Die blauen Augen verengten sich zu Schlitzen. Als ob der Mann, der sich sein Vater schimpfte, auch nur ein wenig an ihn dachte. Er hatte doch nicht einmal eine Ahnung, dass er sich so sehr auf den Urlaub gefreut hatte und extra brav war. Allerdings konnte er nicht verhindern, dass ihm Tränen aus den Augen liefen. "Mein Papa hat mich gar nicht lieb... und... überhaupt ist deine Familie viel besser...", sagte Yamato leise und kurz darauf konnte er spüren, wie Taichi ihn in den Arm nahm und ihn versuchte zu trösten. "Dein Papa hat dich bestimmt lieb... immerhin hab ich dich ja auch lieb..." Als ob das irgendwie etwas miteinander zu tun gehabt hätte, aber bei Yamato zeigte es Wirkung und er entspannte sich leicht. Es tat schon gut, dass wenigstens sein neuer Freund in gern hatte. Und noch viel angenehmer fand er es, dass er das auch zeigte und ihn verstand... Selbst wenn er wieder zurück zu seinem Vater musste, er konnte den Braunhaarigen doch jederzeit besuchen und dann würde das sicherlich schon irgendwie klappen. Da war er sich sicher. ~FLASHBACK END~ "Das war gar kein Traum, nicht wahr?" Jetzt war es soweit. Ich schloss meine Augen und schüttelte leicht den Kopf. "Nein Tai... das war kein Traum.", bestätige ich ihm nocheinmal und schlage meine Augen wieder auf. Seine waren wieder ein bisschen größer als sonst. "Das heißt... ich hab dich wirklich geküsst?..... oh mein Gott...." Es tut schon irgendwie weh, dass er so reagierte, aber andererseits... was hatte ich erwartet? Ich hab mir ja auch meine Gedanken gemacht, als er mit der Frage rausgerückt war. Die Gesellschaft hat uns doch eingetrichtert, dass es gleichgeschlechtliche Liebe nicht geben durfte. Dass es gegen die Natur und den Glauben war. "Taichi... lass mich das erklären..." Was wollte ich ihm da erklären? Ich wusste doch selbst nicht wirklich, was da abgelaufen war. Ich erinnere mich doch nur an die leichte Berührung seiner Lippen und dann war schon mein Verstand nicht mehr da. Aber er schien dasselbe gefühlt zu haben, denn ich kann beobachten, wie er sich über seine weichen Lippen streicht. Und jetzt weiß ich, dass seine Lippen unheimlich weich sind. So sanft und seidig. Sie haben sich so toll angefühlt. Ich war definitiv über das Stadium der freundschaftlichen Gefühle für Tai hinaus. Meine Seele war hoffnungslos verloren, wenn man den ganzen Religionen glauben schenken durfte. Aber vielleicht konnte ich Taichis noch retten, obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich das überhaupt wollte. "Du hast mich heute nachmittag darum gebeten, dass ich dich küssen soll, weil Ayumi dir eingeredet hat, dass du nichts für Mädchen empfinden kannst. Aber an unserer Freundschaft hat sich nichts geändert." Ich lasse es einfach mal so im Raum stehen und warte bis Taichi die Informationen verarbeitet hatte. Ich weiß, dass er etwas für mich empfindet, aber vielleicht ist das, was ich vorhin im Park in seinen Augen gesehen habe, auch nur reines Wunschdenken von mir. Taichi saß nachdenklich vor mir. "Ich erinnere mich... der Kuss hat sich... so anders angefühlt... ganz anders als bei Ayu..." Dann sah er mir direkt in die Augen. "Wieso hat sich das so anders angefühlt? Was hast du gemacht?" Ich? Warum ich? Ich hab ihn doch nur geküsst, weiter nichts. Mal abgesehen davon ist im Endeffekt ja er auf mir gelegen, wenn ich mich richtig erinnere und er hatte mich auch vorher im Bett gestreichelt.... Oje... das waren die falschen Gedanken. Ich spüre schon wie das Blut sich in meine Wangen pumpt und mir heiß wird. "Ich hab nur getan, um was du mich gebeten hast. Aber ist es wirklich so schrecklich gewesen?" Eigentlich wollte ich die Frage nicht so stellen, aber Taichi tat ja wirklich so, als ob es das Schrecklichste auf der Welt gewesen wäre. "Ich hab doch gar nicht behauptet, dass es schrecklich war..." Ich muss meine Augen wieder schließen. Das Gespräch lief überhaupt nicht so, wie ich mir das vorstellte. Außerdem tat Taichis Reaktion doch mehr weh, als es mir eigentlich tun sollte. Ja, schon klar, dass ich endlich erkannt habe, dass ich ihn liebe, aber es hätte mir ja schon von Anfang an klar sein sollen, dass ich mir nicht allzugroße Hoffnungen machen sollte. "Aber du tust so... und außerdem, ist es denn wirklich so schlimm, dass es sich anders angefühlt hat? Immerhin darfst du nicht vergessen, dass ich ein Junge bin... und Jungs küssen nun mal anders. Wenn wir gleich wie Mädchen wären, dann würde es doch keinen Unterschied machen, ob wir mit Jungs oder mit Mädchen zusammen sind..." Jetzt hab ich mir Luft gemacht, obwohl ich das eigentlich gar nicht wollte. Ich wollte jetzt keine Grundsatzdiskussion über die Unterschiede zwischen Mann und Frau. Mal abgesehen davon, dass ich aus dem Alter schon lange raus war, wo ich über die Dinge nicht Bescheid wusste. Taichi sah mich fassungslos an. "Warum bist du so komisch... ich hab doch nie behauptet, dass es schlimm oder schrecklich war... es war halt nur anders... so wie ich noch nie gefühlt habe..." Er hatte ja keine Ahnung. Ich war so wütend... warum musste er sich auch betrinken? Ich meine, das war ja völlig unnötig. "Was weißt du schon? Du bist doch derjenige gewesen, der sich danach einfach so betrunken hat... und jetzt erinnerst du dich nur noch vage daran..." "Tut mir leid... " Hä? Was tat ihm jetzt schon wieder Leid? Ich kniff die Augen zusammen und versuchte einen Zusammenhang herzustellen, aber mein Gehirn war immer noch zu langsam, um Taichis Logik zu folgen. "Was zum Henker tut dir jetzt schon wieder leid?" Ich war im Moment wirklich voll reizbar und auch Tai schien es zu wissen denn er bemühte sich im Gegensatz zu mir, ruhig zu bleiben. "Dass ich dir so viel Probleme mache. Ich meine,..." Bevor er weitersprechen kann, unterbreche ich ihn mit erhobener Hand. Eigentlich möchte ich das Gespräch in eine andere Richtung lenken. "Ich hab da mal ne andere Frage." Taichi sieht mich neugierig an. "Spürst du den Kuss immer noch?" Jetzt hab ich ihn verwirrt, aber ich weiß nicht, wie ich es sonst ausdrücken soll. Ich habe immer noch dieses Kribbeln auf den Lippen, wenn ich ihn ansehe. Als hätte er es auf meine Lippen gebrannt. "Wie meinst du das?" "Naja..." Ich fahre mir nervös durch die Haare. "Ich kann immer noch so ein Kribbeln auf den Lippen spüren und ich hatte vorher den Eindruck, dass es bei dir auch so ist." Taichi überlegte kurz und fuhr sich wieder über die Lippen. "Hmm... schon irgendwie." "Kann ich dir noch ein Frage stellen?" Obwohl ich eigentlich nicht weiß, welche das sein sollte, aber offensichtlich weiß mein Mund mehr als mein Gehirn, weil ich scheine absolut keine Kontrolle mehr darüber zu haben, was ich spreche. Das kommt davon, wenn man mit mir ein Gespräch führen will, wenn mein Gehirn schon schläft. "Ja klar... immer doch..." Ich atme tief durch und höre mich selbst sagen: "Willst du mich nochmal küssen?" WAS!? Was stell ich ihm da für bescheuerte Fragen. Ich muss echt krank sein. Und offensichtlich habe ich damit auch ihn total aus der Fassung gebracht, denn er sieht mich groß an. "Ich weiß nicht recht..." Er überlegte und meine Ohren klingelten, als er weitersprach: "Ich würd schon gern.... aber... sieht das dann nicht so aus, als..." Scheinbar wusste er nicht, was er weitersagen sollte. Aber mein Mund konnte ihm da sicher weiterhelfen. "Was interessiert uns, wie das aussehen würde? Ich fand den Kuss vorhin toll und ich will wissen, ob das normal ist, dass es sich so anfühlt." Na, was hab ich gesagt. Mein Mund weiß besser über mich Bescheid, als mein Gehirn. Ich fühle mich auf einmal so aufgekratzt und hibbelig. Ich wünschte mir so sehr, dass er noch einmal einen Kuss wollte. Ich war richtig neugierig. "Du hast recht... uns hat das ja immer am wenigsten gestört, was andere von uns halten... und mich interessiert es ja auch ein bisschen." Er log. Ich konnte ihm anssehen, dass er mich gerade anlog. Es war nicht nur ein bisschen. Er war genauso scharf drauf wie ich. Wieso gab er das nicht zu? Aber egal... ein bisschen reichte ja, um das Experiment fortzuführen, oder nicht? Wir rutschen wieder näher und so wie schon heute nachmittag schloss Taichi seine Augen und wartete ab. Wieder legte ich meine Lippen auf seine und mich durchzuckte wieder ein Blitz. Diese Gefühle, die in mich einschossen und mich aufwühlten, waren beinahe genauso stark, wie heute nachmittag. Und das, obwohl wir uns noch nicht einmal richtig küssen. Mein Herz sprang beinahe aus der Brust, als Taichi diesmal den ersten Schritt mit der Zunge machte und wieder verliere ich langsam den Verstand. Ich schließe meine Augen und lasse nur diese atemberaubenden Gefühle auf mich wirken. Immer intensiver wird unser Kuss und ich bemerke nur am Rand, dass mir langsam der Sauerstoff ausging. Aber es fühlte sich so wundervoll an. Ich habe Angst, wenn ich mich jetzt aus dem Kuss zurückziehe, bekomme ich nie wieder einen. Doch ich brauche den Sauerstoff... und ich brauchte ihn jetzt! Keuchend löste ich mich von Taichi und machte die Augen wieder auf. Er wirkte genauso zerstreut wie ich und wir sehen uns beide an. Wir sind beide außer Atem, aber ich hab so das Gefühl, dass ich ab heute noch viele solcher Küsse bekommen würde. Denn die braunen Augen wirkten nun viel klarer, so als ob sie alles verstanden hätten. Und ihn meinem Gehirn ist nun eine Leuchtschrift angegangen, die mir schrill einhämmerte, dass ich diesen kleinen Chaoten total liebte. Langsam stehe ich auf und setze mich auf mein Bett, aber der Blickkontakt zu den braunen Meeren aus Schokolade waren immer noch aufrecht. Eigentlich war unser Gespräch damit beendet, denn wir haben uns schon verstanden. Ich starre unverwandt in seine Augen, während er aufsteht und sich zu mir an die Bettkante stellt. Ein mulmiges Gefühl breitet sich in mir aus. Nicht unangenehm, aber irgendwie schien Taichi doch leicht weggetreten. Oder er war so klar bei Verstand und wusste genau, was er wollte. In dem Fall, wenn ich die Leidenschaft deuten würde, die ich in seinen Augen wabern sehe, mich. Er kam mir näher und ich legte mich automatisch zurück, um ein wenig Abstand zu gewinnen. Bevor ich mich auf irgendein weiteres Experiment einließ, wollte ich doch ein bisschen mehr von Taichis Klarheit haben. Ich musste einfach wissen, wie wir jetzt zu der Sache standen, aber wie sollte ich das anstellen? Ich rutschte mehr Richtung Fenster, während ich immer noch unverwandt in Tais Augen sah. "Tai? Was sind wir jetzt?" Auf Taichis Gesicht bildete sich ein Lächeln: "Was wollen wir sein?" Ein Liebespaar vielleicht? Was weiß ich? Ich weiß nur, dass mein Blut brodelt und ich Mühe hab, bei Verstand zu bleiben. "Keine...Ahnung." Taichi war mittlerweile zu mir aufs Bett gekrabbelt und lag neben mir. Sah mich immer noch an und plötzlich spüre ich, wie seine Finger langsam mein T-Shirt hochschoben. Hatten wir das nicht heute Nacht schon einmal? Ich sauge scharf die Luft ein und ich habe das Gefühl, dass ich überhaupt sehr unregelmäßig atme. "Ähm... Tai?", bring ich leise hervor. "Wir sollten das klären... bevor..." Taichi hatte den Blickkontakt gelöst und beobachtete nun seine Hände, wie sie über meinen Oberkörper strichen und mich wahnsinnig machten. Ich hätte nie gedacht, dass sich seine Berührungen so extrem anfühlen konnten. So... erregend. Ich weiß, dass ich jetzt rot anlaufe. Ich spüre, wie das Blut in meinen Ohren rauscht. Taichi hat eine mehr als peinlich Reaktion heraufbeschworen. "Bevor was?", fragte er, während er weiter Kreise auf meinem Körper zog. Ich wahnsinnig werde. "Ist das nur ein Experiment, oder ... oder..." Irgendwie tat ich mir schwer damit, es über die Lippen zu bringen. Aber ich musste. Ich will nicht weiter gehen, ehe ich nicht Gewissheit habe. "Liebst du mich?" Taichis Blick schnellte zu mir hoch und ich sah ihn unsicher an. Lange sagt er nichts. Hatte sogar die Kreise eingestellt. Schließlich meinte er: "Ich denke schon..." Er denkt schon... was war das für ein Aussage? "Du denkst? Das hilft mir nicht wirklich weiter.... weißt du es denn nicht bestimmt?" Der Typ brachte mich sicherlich irgendwann noch ins Grab mit seinen Aussagen. "Wie sieht es mit dir aus?" Das war eine fiese Gegenfrage. Aber ich war mittlerweile soweit, dass ich nun auf vollem Risiko fuhr. Früher oder später würde es mir ja sowieso rausrutschen, also wieso nicht gleich hinter mich bringen. "Ich liebe dich, Taichi." Taichis Augen beginnen zu strahlen und er lächelte mich breit an, doch er sagte nichts drauf. Dabei musste ich es doch wissen. Seine Lippen schmecken süß. Er hat sie mir schon wieder zum Kosten gegeben und das ist einfach... ich glaub, ich fall auf der Stelle tot um. Als der Kuss endet sehe ich ihn verzweifelt und verträumt gleichzeitig an. Ich weiß nicht, ob er sich dessen bewusst ist, aber er hat mich voll in der Hand. Ich bin ihm bereits mit Haut und Haaren verfallen... meinem kleinen braunhaarigen Wuschelkopfchaoten. Und ich falle ihm überglücklich um den Hals, als er endlich die drei Worte sagte, die ich von ihm so gerne hören wollte: "Ich liebe dich auch!" ENDE So... das war's. Es hat mich unheimlich gefreut, dass soviele diese Geschichte gelesen und bedanke mich an dieser Stelle besonders bei allen Kommentargebern. Immerhin seid ihr, meine lieben Leser, die Motivation, dass ich mir die Hochladeprozedur bei Mexx immer wieder antu ^^*** *verbeug* Also vielen lieben Dank! Bis zum nächsten Mal... ein paar alte Stories hätte ich ja noch zum Hochladen ^.~ *wink* Jenchan XD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)