Bittersüßes Geständnis von SilverMoon21 ================================================================================ Kapitel 20: Scherben -------------------- Zärtlich streichelte Tom über das lackierte Holz seiner Gitarre, berührte mit seinen schlanken, feingliedrigen Fingern die Saiten und zupfte sachte daran. Es gab ihm ein Gefühl von tiefer Vertrautheit ihren kalten Körper an seinem zu spüren. Toms Gedanken standen still, doch die Gitarre, die er so sehr liebte, weckte in ihm Hoffnung. Noch war nicht alles verloren, noch konnte er die Leere, welche Bill in ihm hinterlassen hatte, ertragen. Da waren kein Schmerz und keine Tränen, denn der Schmerz hatte ihn längst abstumpfen lassen und alle Tränen waren bereits vergossen. Aber diese Leere … sie breitete sich in Tom aus, und Tom fühlte sich, als würde er innerlich sterben. Für ihn war es schlimmer als der Schmerz, denn mit dem Schmerz hatte er umgehen können. Die Sonne, die vor seinem Fenster stand, wanderte und brach sich an der Fensterscheibe, welche die Strahlen auf Toms Gesicht warf. Geblendet zog er seinen Kopf zurück und rieb sich über die geröteten Augen. Er sah müde aus, denn er hatte seit Tagen kaum geschlafen. Seit der Nacht, in der Bill ohne ein Wort zu sagen gegangen war, hatte er nichts anderes getan, als das zu tun, was man ihm sagte. Tom gab Interviews, spielte Gitarre und versuchte so gut es ihm möglich war, den Eindruck zu vermitteln, dass es ihm so blendend wie eh und je ging, aber anscheinend hatte er nicht das gleiche schauspielerische Talent dazu wie Bill. Es war keine Woche vergangen, als in den Zeitungen schon die ersten Mutmaßungen über die Schatten unter seinen Augen und der blassen Gesichtsfarbe standen. „Ist Tom krank“ oder „Wird Tom von Tokio Hotel der Stress zu viel“ waren einige der Schlagzeilen gewesen, doch übertroffen wurden diese Schlagzeilen von einem zweiseitigen BILD-Spezial mit dem Titel „Tom Kaulitz – Unglücklich verliebt?“ Es war das Management, welches Tom diese Ausgabe der Zeitung brachte und Tom war schockiert. Im ersten Moment war da der Schreck, jemand könnte irgendwie erfahren haben, dass zwischen Bill und ihm nicht nur brüderliche Gefühle herrschten und ein Blick in Bills Gesicht, der mindestens ebenso schockiert aussah, ließ ihn erkennen, dass sein Bruder das Selbe dachte. Erst die dummen Sprüche von Georg und Gustav beruhigten ihn wieder und zu viert lassen sie den Artikel. Frankfurt – Tom, der Gitarrist der Band Tokio Hotel, ist schon seit Tagen blass und unkonzentriert bei Proben, bei einem Auftritt in „WETTEN DASS“ hat er sich sogar verspielt! In diversen Interviews war er auffallend ruhig, obwohl er sich in den letzten Monaten immer stärker aus dem Hintergrund gekämpft hat. Ist der Gitarrist krank? Diese Frage stellen sich derzeit wohl hunderte, zumeist weibliche Fans und wir können sie beantworten. Nein! Laut Information aus Toms näherem Bekanntenkreis soll er derzeit unglücklich verliebt sein. Wir haben das Mädchen getroffen, welches das Herz von Tom gestohlen haben soll. Sophie S. (21) aus Köln hat Tom bei dem letzten Gig von Tokio Hotel in Frankfurt getroffen… Was dann folgte war ein endloser Bericht darüber, wie Tom Sophie kennen gelernt haben sollte, wann sie zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten und als absoluter Schocker, wie Sophie erzählte, sie wäre von Tom sogar schwanger gewesen, hätte das Kind aber leider verloren. Sämtlichen Bandmitgliedern war bei diesem Artikel der Spaß vergangen, denn zufälligerweise wussten alle, dass diese Sache von vorne bis hinten erlogen war. Tom hatte in Frankfurt kein einziges Groupie mit ins Hotel genommen, da er erkältet gewesen war und fiebrig im Bett gelegen hatte. Außerdem war der letzte Frankfurt Auftritt schon Monate her und nahm dem Artikel daher schon die Grundlage. Wieso sollte er jetzt, nach Monaten unter Liebeskummer leiden? Tom konnte sich noch nicht einmal bewusst an Sophie erinnern. Das Fan Foto, welches ihn und Sophie gemeinsam zeigte, war nur der Beweis, dass sie eines von unzähligen Mädchen gewesen war, mit denen die anderen und er sich fotografieren lassen haben. Solche Fotos waren Bestandteil ihres Jobs, mehr nicht. Tom war sauer, bis er sämtliche Lügen gelesen hatte und zwar richtig! Das war kein einfaches Flunkern mehr, das hier war unverschämt. Er hatte noch nie ein Mädchen geschwängert, weil er sich sehr wohl mit Verhütungsmitteln auskannte. Ein Kind wäre im Moment eines der unbrauchbarsten Dinge in seinem Leben. Er musste erst mal seine Gefühle und sein Privatleben auf die Rolle bekommen, und dazu gehörten zurzeit definitiv keine Frauen. Das Management und die einzelnen Bandmitglieder waren sich einig, dass irgendjemand für diesen Artikel bluten würde und mit Sicherheit war das nicht Tom. Wenn die Bild-Zeitung nicht schon am nächsten Tag eine Berichtigung drucken würde, dann konnten sie mit einer saftigen Strafe rechnen. Aber ein Gutes hatte der Artikel, denn für einen Tag lang schien der Konflikt zwischen den Brüdern vergessen und sie gingen ganz normal miteinander um. Doch bereits am nächsten Morgen holte Tom die Realität ein. Die Kälte zwischen ihnen war geblieben. Ein letztes Mal zupfte Tom an den Saiten seiner Gitarre und mit einem tiefen Seufzen hörte er auf und legte die Gitarre beiseite. Fast schon wehmütig glitt sein Blick über ihren roten Lack. Das Bedürfnis sie wieder in die Hand zu nehmen, wieder für einige Momente den Stillstand in seinem Kopf zu genießen wuchs, doch Tom widerstand. Es war an der Zeit für ihn, sich umzuziehen, denn heute Abend hatte sie wieder einen Auftritt, doch zum Glück war es nur ein kleiner, bei einer Sendung in einem der dritten Programme. Tom stand gerade hinter der Schranktür, um sich seine Klamotten auszusuchen, als die Zimmertür aufging. „Tom?“ Toms Körper versteifte sich ganz automatisch. Bills Anwesenheit vertrieb die Leere und füllte seinen Kopf mit diesem Chaos, das ihn schier wahnsinnig machte. „Was gibt’s, Bill?“ „Wie lange brauchst du? Der Wagen kommt in einer halben Stunde.“ „Nicht lange.“ Es war für Tom merkwürdig, sich mit Bill so zu unterhalten. Das Gespräch war neutral und sie sahen sich nicht an. Auch wenn Tom Bill den Rücken zugekehrt hatte, so wusste er doch, dass Bill ihn nicht direkt fixierte mit seinem Blick, denn seinem Bruder fiel es ebenso schwer ihn anzusehen, wie umgekehrt. „O.K., ich sag unten Bescheid.“ Bill ging wieder und zog die Türe hinter sich zu. Erleichtert atmete Tom auf. Erst jetzt bemerkte er, dass er die meiste Zeit die Luft angehalten hatte. Entschlossen schüttelte Tom den Kopf. Das Chaos, die Gefühle, er musste es unter Kontrolle bekommen. Er musste seine Gedanken für ihren Job klären und er musste… Er musste es irgendwie hinbekommen, dass Bill ihm verzieh, denn er hatte Bill bereits verziehen und es war an der Zeit, dass Bill die Leere in ihm wieder mit Liebe füllte. oooOOOooo Bill fühlte sich nicht gut. Er hatte Kopfweh und ihm taten alle Glieder weh. Der Auftritt im Fernsehstudio war eigentlich keine große Sache gewesen. Ein Song, 5 Minuten Geplauder und schon saßen sie wieder im Auto und fuhren die drei Stunden Autobahn nach Hause. Bill wusste nicht, weshalb er sich so erschöpft fühlte, doch da ihr Zeitplan in letzter Zeit relativ locker gewesen war, konnte er sich nicht überarbeitet haben. Das einzig Aufreibende war tatsächlich Toms angebliche Affäre gewesen, doch inzwischen war die Sache geklärt. Sophie S. hatte öffentlich eingeräumt, dass es eine Lüge gewesen war und Toms Ansehen war in den Augen der Fans wieder hergestellt. Also war die Angelegenheit erledigt. Bill hatte jedoch die dumpfe Vermutung, er könne krank werden. Etwas was ihm überhaupt nicht gelegen kam und so hoffte er, dass es nur Schlafmangel war. Ebenso wie Tom hatte er in den letzten Wochen viel zu wenig geschlafen und wahrscheinlich aus genau den gleichen Gründen. Ihn belasteten seine Gefühle für Tom, doch noch mehr plagten ihn Schuldgefühle darüber, wie er Tom benutzt hatte. Er hatte mit seinem Bruder geschlafen und ihn liegen lassen, ohne ein Wort zu sagen. Bill wusste was es für Tom bedeutet haben musste und dennoch war er in diesem Moment so … so wütend gewesen. Er hatte sich an diesem Tag die Tränen aus dem Leib geheult und sich dann in eine Rage hineingesteigert, die sich in einer Sekunde auf die andere in brennend heiße Lust verwandelt hatte. Als die letzte seiner Tränen vergossen war, war in ihm langsam das Bild von Tom in der Badewanne aufgetaucht. Er war wütend geworden und wollte dieses schöne Bild zerstören, er wollte Tom zerstören und auch wenn er die halbe Nacht auf diesen Moment gewartet hatte, er hatte sich seine Rache geholt. Er hatte Tom gefickt – in mehr als einer Hinsicht. Hatte sich genommen, was er wollte, was er brauchte und war gegangen. Einfach so. Doch nun wurde Bill von der Schuld erdrückt. Mit jedem Blick, den er auf Tom warf, ob offen oder heimlich, sah er die Zerstörungskraft seines Handelns. Bill war nicht stolz darauf, wenngleich er ein bestimmtes Maß an Genugtuung verspürte. Endlich wusste Tom, wie es war, wenn einem das Herz aus dem Leib gerissen wurde. Für seine verletzten Gefühle war das Leid von Tom Balsam. Aber der Teil von ihm, der Tom noch so unglaublich liebte, bereute und litt mit dem Bruder. Bill wusste, er musste über seinen Schatten springen, doch er konnte nicht. Er hatte verschiedene Anläufe gewagt, doch sie endeten immer an der Tür zu Toms Zimmer, die Hand gehoben, bereit zum klopfen. Allerdings schaffte er es kein einziges Mal und nach einigen Tagen war er auch soweit, dass er sich eingestand, woran es lag. Es lag nicht an seiner mangelnden Bereitschaft eine Versöhnung einzuleiten, sondern daran, dass er auf Tom wartete. Bills Wunden wollten geleckt werden und erst dann konnte er in der Lage sein, sich um die Toms zu kümmern. „Wir sind da!“, sagte der Fahrer und riss Bill aus seinen Gedanken. Kurz wunderte er sich darüber, wie er so hatte in seine eigene Welt versinken können, verabschiedete sich dann aber von Gustav und Georg und stieg mit Tom aus. Doch kaum, dass er mit beiden Beinen vor dem Auto stand, wurde ihm schwindlig. Für einen Moment verschwamm das Bild ihres Hauses und er sah nur noch Sterne tanzen. Er bemerkte nicht, wie er leicht schwankte und wie Toms Blick besorgt auf ihn fiel. So plötzlich jedoch, wie das Schwindelgefühl gekommen war verschwand es wieder und gemeinsam mit Tom ging er ins Haus. Alles war dunkel und ruhig. Anscheinend schlief seine Mutter schon. Aus reiner Gewohnheit ging Bill ins Wohnzimmer. Seine Jacke ließ er über die Lehne des Sessels und seinen Rucksack direkt davor fallen. Einen Augenblick genoss er das Gefühl wieder zu Hause zu sein, dann drehte er sich um. Tom stand dicht bei ihm und unwillkürlich erhöhte sich sein Puls. „Was willst du?“ „Geht es dir gut?“ Einen Sekundenbruchteil dachte Bill, Tom meinte seine generelle Gefühlslage, doch dann ging ihm auf, dass Tom sehen musste, dass er erschöpft war. „Ja, klar. Ich muss nur ins Bett.“ Mit diesen Worten wollte Bill an Tom vorbeischlüpfen, doch Tom hielt ihn am Arm fest. „Ich meins ernst, Bill.“ „Ich auch und jetzt lass mich los!“ Sofort bereute Bill den scharfen Tonfall seiner Stimme, er hatte nicht vorgehabt Tom so anzufahren, doch Bill bemühte sich dennoch sich seine Reue nicht anmerken zu lassen. „Gut“, fauchte nun auch Tom, „dann geh doch ins Bett. Mir egal, wenn du abkratzt!“ Ruckartig wurde Bills Arm losgelassen und ebenso ruckartig drehte sich Bill um – ein Fehler! Offenbar war die Drehung zu schnell gewesen, denn abermals kam Bill ins Schwindeln. Er tastete nach dem nächsten, großen Gegenstand um sich Halt zu verschaffen und wartete ein paar Sekunden, bis das Schwindelgefühl abgeklungen war. „Alles O.K.?“ wurde er sanft gefragt und erst da merkte Bill, dass er sich an Tom krallte. Ungefragt und mit einer Wucht, die Bill schier wieder umgehauen hätte, drangen verschiedene Emotionen in ihn ein. Sehnsucht nach Toms Körper, der Geruch seiner Haut, der ihn dazu brachte ewig in Toms Armen versinken zu wollen. Liebe, die ihn zwang seine Augen auf Toms zu richten und mit ihnen zu verschmelzen. Dann registrierte Bill, wie sich ihre Gesichter immer näher kamen, fast schon konnte er den Geschmack von Toms Lippen auf den seinen schmecken, als er ohne Warnung seinen Kopf zur Seite riss und laut nieste. Fortsetzung folgt… Ok, das war’s mal wieder von mir. Kritik, Lob, Heiratsanträge und Morddrohungen könnt ihr mir in einem Kommi hinterlassen. ^____~ Liebe Grüße euere Silver Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)