In Vain von Annatar (~Unbeautiful creature~) ================================================================================ Kapitel 5: Chapter Three (Wissbegierde) --------------------------------------- Chapter Three (Wissbegierde) Und immer wieder Blicke. Immer wieder diese Blicke, dann mal wieder nichts. Wie lange ging dieses Spielchen nun schon? Dieses Spielchen, in dem Zero mit ihm spielte. Ungläubig und mit einem selbstironischen Lächeln auf den Lippen schüttelte er den Kopf. Unmöglich. Wie konnte ein Mensch ihn so faszinieren? Ihn derart aus der Fassung bringen?! „Das war es. Mehr gibt es heute nicht auf.“, seufzte der Referendar und erhob sich von seinem Stuhl, blickte in die erfreuten Gesichter der Schüler. Nur Zero schien es nicht zu interessieren. Nicht anders war zu erwarten gewesen. Der Blick war kühl auf sein Heft gerichtet, in welches er sich die Hausaufgaben abschrieb. Zero war begabt. Ja, das war er sicherlich, aber sollte er ihm eine Note für sein Sozialverhalten geben, so fiele diese wohl nicht sehr gut aus. Er sprach so gut wie gar nicht mit den anderen Schülern, beachtete die Blicke der Mädchen nicht, ebenso wenig wie die der Jungen, die im Gegensatz immer feindseliger wurden. Sie standen auf um sich abzugrüßen, danach entstand das übliche Rascheln und Kramen, als alle zusammen packten. Lachend und Scherze machend verschwanden die Mädchen, wie die Jungen. Eine einzelne Person blieb in dem Klassenraum zurück, indem sich sonst nur Karyu noch aufhielt. Es war still geworden, das Lachen verklungen. „Du solltest dich mehr melden, Zero-kun.“, durchbrach Karyu lächelnd das Schweigen und sah ihn an. Ohne die Worte zu beachten packte dieser weiter ein. Es war amüsant. Ja, Karyus sichtliches Interesse – was auch immer er an ihm fand – war amüsant, nur… Nun blickte er doch auf, seine hellen Augen weiteten sich für den Bruchteil einer Sekunde erschrocken, als er bemerkte wie nah Karyu ihm gekommen war. Wie immer hatte er ihn nicht gehört. Karyus Lächeln wurde noch eine Spur arroganter. Wie sehr er es hasste solchen Personen gegenüber zu stehen! Diesen arroganten Personen, die sich für unwiderstehlich hielten! Fast wie Sachiko-Sensei…Sie war so eine widerliche Hure… Oh ja. Er verabscheute diese Frau für ihre Billigkeit, doch bei Karyu war es anders… Ein Mal hatte er diese Seite, jedoch spürte er, dass da noch mehr war. Mehr, viel mehr, als der stets so freundliche Referendar preisgeben wollte. Da war etwas, das ihn anzog… „Hast du mich verstanden?“, fragte Karyu und blickte weiterhin ohne die geringste Scheu in Zeros Gesicht. Betrachtete weiterhin die glatte, helle Haut, die vollen Lippen. Die eisigen Gletscher Augen und die Augenbrauen, die sein Mienenspiel jedes Mal noch unterstrichen. Die kleinen, geflochtenen Zöpfchen waren ihm über das rechte Auge gerutscht und er war versucht sie ihm fort zu streichen. Karyu rannte über die Dachterrasse, ohne dass der Wind seinen Mantel auch nur zu berühren schien. Schnaufend hielt er inne, sog die kühl gewordene Luft tief in seine Lungen. Die Sonne tauchte das gesamte Gebäude in blutrot, schien das Gestein teilweise zu verschlucken, mit sich zu reißen, als wolle sie es nie wieder preisgeben. Es waren Stunden vergangen, die letzten Schüler hatten Unterrichtsschluss vor zirka 15 Minuten gehabt, nur noch ein paar saßen in der Bibliothek und er war gegangen ohne ein weiteres Wort mit Zero zu sprechen… „Zero“, flüsterte er. „Zero…“ Er musste es endlich wissen! Er musste einfach! Was faszinierte ihn so sehr an diesem Menschen? Warum begehrte er sein Blut nicht? Er, der es doch zum Leben brauchte… Es verwirrte ihn. Es war beinahe schon wie Verliebt sein… Er wollte endlich mehr über den jungen Schüler mit diesem eisigen Blick erfahren. Und das würde er diese Nacht. „Hui hui!“, machte die junge Sekretärin. „Nur noch eine halbe Stunde“, kicherte sie und streckte die Arme. Es dämmerte noch immer und wie jedes Mal erschien es ihr wie aus einem fernen Traum. Das sanfte, einlullende Licht in dieser intensiven Farbe. Da hörte sie plötzlich wie jemand an die Tür klopfte. Noch bevor sie antworten konnte, öffnete sich die Tür und ein hoch gewachsener, junger Mann stand vor ihrem Schreibtisch. Er war völlig in Schwarz gekleidet. Ein enger Rollkragenpulli, eine nicht ganz so enge schwarze Hose und das sinnlichste Lächeln, das sie jemals gesehen hatte. Ihr stockte der Atem und der Blick des Referendars ließ sie erröten, ließ ihr Herz wie wild gegen ihre zarte Brust schlagen. „Oh“, entfuhr es ihr, doch sie konnte den Blick nicht von ihm nehmen. Seine dunklen Augen schienen zu glühen, nur einige dunkelblonde Haarsträhnen verschleierten den Blick ein wenig. „Ich brauche deine Hilfe“, eine Stimme, warm und dunkel. „Gib mir die Akte von Zero Shimizu.“ Ohne zu zögern nickte sie. Das Glühen dieser Augen schien noch zuzunehmen, schien nun beinahe rot… Sie konnte gar nicht anders. Langsam erhob sie sich, ging zu dem Akten Schrank. Der Junge Mann nannte die Klasse und sie musste nicht lange suchen. Wie von Geisterhand geführt zog sie das gewünschte Objekt heraus und reichte es ihm. Jedoch machte sie dabei einen kleinen Umweg, ging um den Tisch herum und gab es ihm so. Ihre Hände zitterten, als sie die Karyus berührte. Und von ihm zu sich gezogen wurde. Es war viel zu lange her… Seit sicherlich drei Wochen hatte er verzichtet…hatte nur Tiere genommen um keine Menschen zu verletzen. Doch jetzt nicht mehr. Die Akte sank für kurze Zeit zu Boden, während Karyus feingliedrige Finger das Hemd der Sekretärin öffneten und den Kragen so weit herab zogen, dass ein weißer, geschmeidiger Hals zum Vorscheinen kam. „Uh“, machte sie und schlang die Arme um Karyu. Er ließ seine Hand in ihr Haar gleiten, griff hinein und zog ihren Kopf leicht zur Seite. Seine Lippen strichen über ihre Haut, dann hielte er es nicht mehr aus, die Begierde packte ihn und er schlug die Zähne in ihren Hals, berauschte sich an ihrem Blut bis sie bewusstlos in seinen Armen lag. Er ließ sie auf den Stuhl zurück gleiten, verschwendete keinen weiteren Blick an sie und nahm die Akte. Karyu leckte sich über die noch blutigen Lippen und lächelte dann. Mit geschickten Fingern durchblätterte er die Akte. 31.07.1980 geboren. Dann stimmte seine Vermutung also. Zero war knapp 19. „Hm…“ Huch! Was war das denn…? „Das sind also nicht deine richtigen Eltern?“, flüsterte er und setzte sich auf den dunklen Schreibtisch. „Von Dieben ermordet…? Ah…interessant…interessant…“ Dann weiteten sich seine Augen, als sein Blick über eine bestimmte Zeile strich. Eine kurzzeitige Therapie beim Psychologen. Und? Warum…? Doch da endete die Seite und alles was noch folgte waren Zeugnisse. Mehr nicht… Mehr nicht… „Nein…“ Seine Augenbrauen zogen sich gefährlich zusammen. Das konnte nicht alles sein! Das war nicht alles! Doch wo bekam er mehr her? Nur kurz musste er nachdenken, dann wusste er es. Ein undefinierbares Lächeln umspielte die rosigen, sinnlich geschwungenen Lippen. Er würde diese Nacht wohl etwas in den Archiven stöbern müssen. In denen der Kriminalpolizei von Kyoto. Chapter Three/ End Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)