Cold as Ice von Carura (Mariku x Malik) ================================================================================ Kapitel 1: So kalt... --------------------- So kalt... Lautlos wanderte der Wind durch die kalten Flure der Wohnung. Das Schlafzimmerfenster stand offen und ein Junge mit wildem, sandblondem Haar, saß auf der Fensterbank und hielt die Augen geschlossen. Es war Winter, doch was kümmerte ihn das schon? Ein leises Seufzen kam über seine Lippen, während die Vorhänge leicht vom Wind hin und her gewiegt wurden. „Wo bist du nur…?“ Die leise Stimme, die den Mund des jungen Mannes verließ, hallte in dem leeren Zimmer wider. In diesem lag nicht viel mehr als eine Matratze. Der Teppich war grau und ein Kleiderschrank fehlte, ebenso, wie alles andere, was ein Zimmer auch nur im Entferntesten wohnlicher machte. Die dunklen Augen des jungen Mannes schweiften durch die Nacht, als würden sie etwas suchen. Unablässig huschte sein Blick die Straße entlang. Was hoffte er dort zu sehen? Noch nicht mal er selbst wusste es genau. “Malik…“ Seine leise Stimme verlor sich in dem leeren Raum, in dem er sich befand. Mariku ließ sich vom Fensterbrett herunter gleiten und schlurfte lustlos zu der Matratze, die auf dem Boden lag. Sein Leben war nicht einfach. Er war zurückgekehrt, zurück aus der Dunkelheit und jetzt lebte er in diesem Loch, welches man nicht einmal zuhause nennen konnte. Was hatte er auch anderes erwartet? Einen freudigen Empfang? Sicherlich nicht… Es war nun einige Monate her, seitdem er zurückgekehrt war. Wie es geschah, wusste er nicht, doch es war Fakt, dass er nun einen eigenen Körper besaß. „Verdammt…“ Der Ägypter schlug seine Faust in das Kissen, dessen Bezug schon leicht eingerissen war und krallte sich leicht darin fest. Als sein Hikari ihn wieder sah, wäre diesem fast alles aus dem Gesicht gefallen. Malik stand einfach nur da und starrte ihn an. Sie standen sich noch nie wirklich gegenüber, beide aus Fleisch und Blut. Mariku war etwas größer und muskulöser als er, seine Augen waren dunkler als die seines Hikaris und sein Haar, es war nicht wie Maliks, welches glatt runter hing, nein, es stand in alle Richtungen ab. Es hatte einen riesen Aufstand gegeben und Isis und Rishid waren genau so ratlos wie Malik. Immer wieder fragten sie Mariku, wie er wieder in dieser Welt erscheinen konnte, noch dazu in dieser Form, doch der Yami fand einfach keine Antwort. „Warum, verdammt?!“ Seine geschrieenen Worte erstickte er durch das Kissen, in das er sein Gesicht gepresst hatte. Schlafen konnte er ohnehin nicht und wenn, schlief er sehr unruhig. Dauernd dachte er daran was sein Hikari ihm gesagt hatte… „Denk nicht wir nehmen dich bei uns auf. Du hast hier nichts zu suchen…“ Seine Stimme war kalt und sein Blick ließ Mariku jetzt noch schaudern. Wieso fühlte er sich so? Beim Battle City Turnier war noch alles anders. Er strotze nur so vor Selbstbewusstsein, doch nun, ganz allein, im eigenen Körper, war dem nicht mehr so. In den Schatten hatte sich für ihn alles verändert. Mariku spürte Einsamkeit, an der er zu verzweifeln drohte. Doch dort war etwas, irgendwo in der Leere seines Herzens, das ihn am Leben und bei halbwegs klarem Verstand hielt. Dort war noch jemand, doch war dieser Jemand unerreichbar für ihn. Malik… War er es, der ihn zurück gebracht hatte? Mariku glaubte es, doch wieso sollte er ihn dann so behandeln? Das verunsicherte ihn. Isis und Rishid hatten für ihn eine Wohnung in der Stadt organisiert, sie selbst waren auch nach Japan gezogen, da sie sich nicht mehr um das Erbe des Pharao kümmern mussten und ihr Leben an der Oberfläche begonnen hatten. In der ersten Zeit fand Mariku sich überhaupt nicht zurecht. Das bisschen Geld das er bekam reichte grade für etwas zu Essen und das Nötigste. Das alles kümmerte ihn allerdings nicht. Er wollte nicht leben, zumindest nicht so. Was sollte er allein in dieser Welt? Mariku wusste es nicht. Er wusste gar nichts, noch nicht mal von dieser Welt, in die er da einfach geschleudert wurde. Wieso wollte Malik nicht bei ihm sein? Er war es doch, der ihn erschaffen hatte. Malik war der, in dessen Körper er herangewachsen war, genährt durch seinen Hass und seine Verbitterung, ein Leben als Grabwächter führen zu müssen. Doch Malik hatte sich beim Battle City Finale ja auch gegen ihn entschieden. Hatte ihn verraten. Wieso konnte er Malik dafür nicht hassen? In seinem Inneren war alles leer, alles. Die Dunkelheit hatte ihm all seinen Hass, Maliks Hass geraubt. Das Einzige was er in seinem Inneren spürte, war die gähnende Leere der Einsamkeit und auch Enttäuschung. Hatte er gehofft, dass Malik ihm vergeben würde? Ihn bei sich aufnehmen und ihn sogar akzeptieren würde? Nein, nicht eine Sekunde… Langsam wurde es heller im Zimmer. War es schon wieder Morgen? Wie schnell die Nächte doch vergingen und die Tage waren auch nicht länger. Lust aufzustehen hatte er allerdings nicht. Mariku fühlte auch keine Müdigkeit, die man für gewöhnlich fühlen müsste, wenn man so lange ohne Schlaf auskam wie er. Allerdings gingen an seinem Körper die Spuren der durchgemachten Nächte nicht vorbei. Man sah vor allem an den Augenringen, dass Mariku einige Zeit gänzlich ohne, oder mit nur sehr wenig Schlaf verbracht hatte. Seine Gedanken schweiften immer wieder zu seinem Hikari, der ihn völlig zu ignorieren schien. Kümmerte es Malik denn überhaupt nicht wie es ihm ging? Schließlich war er doch ein Teil von ihm gewesen. Mariku verstand es nicht. Grade als er sich umdrehen wollte und beschlossen hatte doch noch ein wenig zu schlafen, klingelte es an der Tür und ließ ihn hochschrecken. Das war auch so eine Sache. Mariku war ein wenig schreckhaft, da die Eindrücke dieser Welt nun viel stärker auf ihn einprasselten als damals, wo er sich noch in Maliks Körper befand. Nur schwer erhob sich sein ausgelaugter Körper von der Matratze. Barfuss tapste der Ägypter durch den dreckigen Flur der Wohnung. Die Tapeten schälten sich von den Wänden, doch auch das kümmerte Mariku nicht im Geringsten. Seine Hand legte sich auf die Türklinke und drückte sie langsam hinunter. Ein wenig hoffte er, dass sein Hikari vor der Tür stehen würde, doch was bildete er sich da nur ein? Malik würde niemals zu ihm kommen und wenn Mariku der letzte Mensch auf der Welt wäre und so war es auch. Isis stand mit einer Einkaufstasche vor ihm und versuchte zu lächeln, was ihr nur halbwegs gelang. War es also wieder Mittwoch… Jeden Mittwoch kam sie vorbei und brachte ihm Essen, da sie ahnte, dass Mariku nicht einkaufen ging und wenn er es doch tat, nur sehr ungern. Dazu musste er nämlich die Wohnung verlassen und das tat er nicht gern. „Hallo Mariku, kann ich reinkommen?“ Der Blonde nickte nur und ließ sie eintreten. Isis achtete schon gar nicht mehr auf den dreckigen Boden und die leeren verstaubten Regale, die an den Wänden hingen. Sie kannte es schon und wenn sie ehrlich war, war es ihr so ziemlich egal. Mariku musste selbst wissen wie er zu leben hatte, dennoch kam sie jede Woche vorbei um ihm etwas zu Essen zu bringen. Schnurstracks lief sie in die Küche und begann den Kühlschrank, der leer war, aufzufüllen. „Warst du die ganze Woche hier drin?“ Wieder ein Nicken seitens Mariku. “Es ist schönes Wetter draußen, warum genießt du nicht mal ein wenig die frische Luft?“ Mariku zuckte mit den Schultern. Er wollte einfach nicht, wieso konnte diese Frau das nicht verstehen? Jede Woche kam sie und jede verdammte Woche stellte sie dieselben dummen Fragen, die sie immer stellte. Isis bekam von ihm nie eine Antwort. „Hat Malik nach mir gefragt?“ Und dies war die Frage, die Mariku jede Woche stellte, nur das er immer dieselbe Antwort bekam. „Nein.“ „Geht es ihm gut?“, wollte Mariku weiter wissen und starrte auf die angebrannten Herdplatten seiner Einbauküche. „Ja“, antwortete Isis und sah Mariku an. Auch Mariku stellte immer die gleichen Fragen und es tat ihr leid ihn so zu sehen. Immerhin war er ein Teil von Malik, also auch ihr Bruder. Jedoch empfand sie keine geschwisterlichen Gefühle für ihn, nicht so wie für Malik. Sie hatte Mitleid, das war alles und Mariku spürte dies nur zu deutlich. „Willst du Malik sehen?“ Der Kopf des Größeren schnellte in die Höhe und ein wenig entgeistert starrte er Isis an. Das hatte sie ihn noch nie gefragt. Doch sogleich ließ er den Kopf wieder hängen. „Er will mich doch ohnehin nicht sehen…“, kam es leise über seine Lippen. Isis dachte schnell nach. Vielleicht konnte es nicht schaden ihn mitzunehmen, aber sie glaubte nicht, dass es Malik recht wäre, wenn sie ihn mit zu sich nehmen würde. Mariku war bei Malik ein empfindliches Thema. Ihr Bruder hatte sich seit der Rückkehr seiner anderen Hälfte verändert. Sehr sogar… Er redete kaum noch und wenn man nur Marikus Namen erwähnte, verschwand er aus dem Zimmer. So konnte es doch nicht weiter gehen. „Du kommst heute Abend zum Essen zu uns. Ich würde mich freuen, wenn du Ja sagen würdest.“ „Würde sich Malik auch freuen?“ Isis verstummte. Nein, Malik würde sich sicher nicht freuen, doch das konnte sie ihm ja schlecht sagen. „Ich bin mir sicher er wird nichts dagegen haben. Also kommst du?“ Der Blonde dachte einen Augenblick darüber nach. Wie gerne er seinen Hikari wieder sehen würde konnte er kaum in Worte fassen, aber was wäre wenn dieser ihm nur noch mehr Ablehnung entgegen brächte? Könnte er das verkraften? Sicher nicht. Dennoch war der Drang Malik zu sehen stärker und ein zögerndes „Ja…“, hallte durch den Raum. Isis schenkte Mariku ein Lächeln, was dieser allerdings nicht mal beachtete und sagte: „Dann sag ich Rishid er soll dich um acht abholen. Schlaf bis dahin noch etwas, du siehst müde aus.“ Sie verstaute den Rest der Einkäufe in den Schränken und faltete die Tüte zusammen. „Okay, ich geh dann, wir sehen uns heute Abend“, verabschiedete sie sich und ließ Mariku allein in der Küche zurück. Dieser konnte immer noch nicht glauben, dass er Malik wieder sehen würde. War das Aufregung was er da spürte? Oder mehr Angst? Vielleicht war es auch etwas von beidem. Dieses eine Mal wollte er Isis Rat allerdings befolgen, der Gedanke Malik wieder zu sehen ließ ihn schnell einschlafen… „Du hast was?!“, knurrte Malik, als Isis wieder zuhause war und ihm grade schonend beigebracht hatte, dass Mariku zum Abendessen kam. „Beruhig dich. Es ist doch nur ein Abend, wieso gibst du ihm keine Chance? Er hat sich geändert, glaub mir…“, versuchte sie ihren aufgebrachten Bruder zu beruhigen, jedoch ohne Erfolg. Rishid saß am Küchentisch während sich die beiden stritten, denn Malik war außer sich vor Wut. „Er wird sich nie ändern! NIE!“ „Woher willst du das wissen? Du hast ihn seit Monaten nicht gesehen!“ Das Geschrei seiner beiden Geschwister war nicht zum Aushalten. „Wenn ich mich einmischen darf. Malik, lass ihn doch diesen einen Abend mit uns verbringen. Er wird schon nicht Schlimmes anstellen.“ Der Jüngere starrte seinen Adoptivbruder einfach nur an. „Habt ihr euch alle gegen mich verschworen?“, keifte er und verließ das Zimmer. Ein lauter Knall, der von Maliks Zimmertür stammte, als dieser sie zu schlug war zu hören und es wurde ruhig. „Isis, warum hast du Mariku eingeladen?“, sprach Rishid ruhig und nahm einen Schluck von seinem Kaffee, der vor ihm auf dem Tisch stand. „Du hättest ihn sehen sollen. Er schläft anscheinend nicht mehr und jede Woche fragt er mich ob Malik nach ihm gefragt hätte und wie es ihm geht. Er vermisst ihn anscheinend.“ „Aber du wusstest doch wie Malik darauf reagieren würde, oder?“ Ein schuldbewusstes Nicken von Isis kam als Antwort. „Jetzt ist es nicht mehr zu ändern. Malik wird sich beruhigen. Wie schon gesagt, es ist ja nur ein Abend.“ Rishid stellte die leere Tasse auf den Tisch und nahm die Zeitung zur Hand. „Und wenn er sich wirklich geändert hat wie du behauptest, werden wir es ja sehen.“ Wie sauer Malik in diesem Moment war, konnte er wohl kaum in Worte fassen, doch sein Körper sprach für sich. Er zitterte am ganzen Leib um nicht laut los zu schreien. Was hatte sich Isis nur dabei gedacht? Ausgerechnet ihn lud sie zum Abendessen ein. Am liebsten würde sich Malik den ganzen Abend in seinem Zimmer verbarrikadieren, doch das würde sicherlich Ärger mit Rishid geben und das wollte er auch nicht. Gut, er würde an dem Essen teilnehmen, doch wehe sie erwarteten von ihm, dass er auch nur ein freundliches Wort an seinen Yami richtete. Das wäre zu viel der Güte. Malik würde dulden, dass sein Yami anwesend war, doch mehr konnten sie einfach nicht von ihm verlangen…. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)