Genesung von ZMistress ================================================================================ Kapitel 10: Abrechnung ---------------------- Abrechnung Die kalte Luft knisterte von dem Aufruhr. Wände zersprangen und das Kreischen von zersplitterndem Holz mischte sich mit dem schrillen Heulen des Windes und dem Zischen des Regens. Völlig verängstigt verbarg Megumi ihr Gesicht in ihrem Ärmel und die betäubenden Echos und der beißende Gestank von Schießpulver stürmten auf ihre Sinne ein. Sie fuhr zusammen und unterdrückte einen Schrei als ein Fass in der Nähe in einer Explosion von Wasser zerbarst. Zerfetzte Stücke des Dachs regneten auf sie herab als sie sich an das Gebäude hinter ihr presste. Sie spürte hinter sich eine Bewegung ihrer Freunde, doch als sie den Kopf danach drehte, schrie ihr Sanosuke zu sie solle unten bleiben. Sie gehorchte nur zu gerne. Undeutlich hörte sie wie Ken-san nach Kaoru und Yahiko rief und zu ihrer Erleichterung antworteten beide von weiter vorn. Oder von was sie für weiter vorn hielt. Es war schwer zu sagen. Ihr Orientierungssinn war durcheinander geraten und sie wusste nicht ob sie es ertragen konnte, so unter Beschuss zu sein. Sie war noch nie in einer Schlacht gewesen, hatte sich in ihren wildesten Albträumen nicht vorstellen können wie das sein würde. Die Kämpfe, die sie ausgefochten hatte, waren auf einem einfacheren Spielfeld gewesen. Es waren Kräftemessen der Willenskraft gewesen, Wettbewerbe der List, die mit Intellekt und Täuschung ausgefochten wurden. Dieser verheerende physische Angriff, dem jegliche Raffinesse fehlte, war etwas, auf das sie nicht im geringsten vorbereitet war. Als sie vor einem weiteren Geschoss von Gott weiß woher zusammenzuckte, schalt sie sich innerlich dafür, dass sie gedacht hatte, sie würde hiermit fertig werden, dass sie es abgelehnt hatte, von ihren Freunden zurückgelassen zu werden. Sie wünschte sich wirklich sie wäre jetzt bei Sae. Megumi gehörte hier nicht hin. Wie Sanosuke gesagt hatte. Sie war nur eine Last. Sie quietschte erschrocken auf als etwas sie leicht an der Schulter berührte und sah auf um Yahiko zu entdecken, der in dem Lärm unhörbare Worte mit den Lippen formte und ihr winkte ihm zu folgen. Kaoru war dicht hinter ihm und huschte tief gebückt hinter einer Reihe Kisten entlang. Wie hatten sie es geschafft zu ihr zu kommen? Wie hatten sie das gemacht ohne in Fetzen gerissen zu werden? Megumi streckte einen zitternden Arm aus und der Junge ergriff ihre Hand und drückte sie beruhigend. Sie zwang sich selbst dazu, sich zu bewegen auch wenn ihre Instinkte sie anschrien sich hinzukauern, sich hinter einem Stapel Fässer so klein wie möglich zu machen und zu versuchen zu verschwinden. Sie biss sich auf die Lippe und brachte ihre Füße dazu, sich zu bewegen und dem Jungen, der sie hinter sich her zog, zu folgen. Sie sprinteten von einem geschützten Platz zum nächsten. Während sie lief, bemerkte sie, dass Okina und Goro hinter ihr waren. Sie hatte keine Ahnung woher die beiden so plötzlich aufgetaucht waren, aber sie war dankbar, dass sie da waren. Sie fühlte sich nun nicht so ungeschützt. Es dauerte höchstwahrscheinlich weniger als eine Minute bis sie das Tor des verlassenen Gebäudes erreicht hatten, das Sanosuke ausgesucht hatte, aber es schien ihr eher wie Jahre oder sogar ein ganzes Leben. Wie sie den Eingang gefunden hatte, ging über Megumis Verstand, aber sie stolperte hinter dem Jungen hinein und folgte ihm in einem letzten Kraftakt als er hindurch rannte und einen leeren Hof überquerte bis sie das Haus, dass tiefer in dem Komplex lag, erreichten. Nachdem sie durch einen zweiten, inneren Eingang gekommen waren und ihr der Junge bedeutete, dass es nun sicher war anzuhalten, brach sie zu einem kleinen Häufchen Elend zusammen. Megumi verbarg ihr Gesicht in den Händen und versuchte ihre zitternden Schultern dazu zu bringen ruhiger zu werden und ihren keuchenden Atem zu verlangsamen. Der Klang der Schüsse war glücklicherweise gedämpft und als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten, nahm ihre Umgebung Gestalt an. Sie waren in einer Art aufgegebenem Warenhaus. Die stehende Luft war modrig und feucht. Die Bodenbretter knarrten. Tische, Stühle, reihenweise leere Regale, verstreute Kisten aus denen verschimmeltes Stroh fiel. Die Umrisse wurden langsam deutlich, schwach erleuchtet von dem Licht der benachbarten Gebäude, das durch eine Reihe hoher Fenster an den Wänden des Warenhauses fiel. Zu Megumis großer Erleichterung, waren alle ihre Freunde anwesend. Sanosuke hockte beim Eingang und sah aufmerksam über den Hof zu dem äußeren Torweg. Ken-san saß neben ihm an die Wand gelehnt. Okina und Goro waren auf der gegenüberliegenden Seite und hielten ebenfalls Wache. Und Yahiko und Kaoru waren weiter drinnen bei Megumi und hockten zusammen hinter einem umgestürzten Tisch. Sie konnte niemanden wirklich deutlich sehen, aber sie schienen größtenteils unverletzt. „Wurde jemand getroffen?“, fragte Okina leise, der ihre Sorge teilte. Megumi war dankbar, nur negative Antworten zu hören. „Megumi, bist du in Ordnung?“, fragte Kaoru leise und besorgt. Megumi sah zu dem Mädchen auf und wurde sich bewusst, dass nur sie nicht auf Okinas Frage geantwortet hatte. „Ja, es geht mir gut“, sagte sie und war überrascht, dass ihre Stimme recht fest geklungen hatte. Sie sah das Mädchen vor ihr mit neuem Respekt an. Kaoru – die leichtfertige, alberne, kleine Kaoru – war völlig gefasst und ruhig, während Megumi, die sich sonst von den Geschehnissen nicht aus dem Gleichgewicht bringen ließ, sich bemühte nicht durchzudrehen. „Wie machst du das?“, fragte Megumi leise. „Hast du gar keine Angst?“ „Doch. Sehr“, antwortete das Mädchen. „Ich bin außer mir vor Angst.“ Ihrem Tonfall konnte Megumi entnehmen, dass Kaoru lächelte. Megumi machte ein verzweifeltes, kleines Geräusch, das als Lachen durchgehen konnte und schlang die Arme um die Knie. „Ist hier drin irgendetwas, das wir gebrauchen können?“, fragte Sanosuke. Megumi brauchte einen Moment um sich darüber klar zu werden, dass er von Waffen sprach. Sie sah sich um und hörte ein leises Rascheln als Kaoru und Yahiko den Raum erkundeten. Die Stimme des Mädchens war offensichtlich enttäuscht. „Ich fürchte, hier ist nichts. Vielleicht ein paar Tischbeine um-“ „Battousai!“, grüßte sie eine Stimme von der Straße jenseits des äußeren Tores. Sie spannten sich an und warteten besorgt, was wohl als nächstes kommen würde. Wie Megumi schließlich erkannte hatten die Schüsse aufgehört und eine unheimliche Stille legte sich auf den Hof. Die hohen Mauern der umstehenden Häuser und eine Reihe riesiger Bäume hinter dem Warenhaus sorgten dafür, dass der kleine Hof vor dem Wind, der draußen durch die Straßen tobte, relativ geschützt war. Doch den Regen konnte nichts abhalten. Das fortlaufende Klopfen von großen Tropfen auf die dreckigen Steine war alles, was man vom Hof hören konnte. Megumi kniff die Augen zusammen und versuchte nach draußen in die Dunkelheit jenseits des Türrahmens zu spähen. „Battousai!“, kam wieder der Ruf. Ihr Herzschlag beschleunigte sich als sie dutzende schattenhafte Gestalten ausmachte, die durch den äußeren Torweg hereinkamen und sich zu beiden Seiten des hölzernen Vorbaus, der den Hof umgab, verteilten. Sie hielten auf etwa halbem Weg an, versteckten sich hinter Stützbalken oder hockten sich hinter Kistenstapeln. „Was wollt ihr von Himura-san?“, rief Okina von der Tür aus. „Wir wollen mit Battousai sprechen! Wir werden nicht schießen, wenn er herauskommt!“ „Schwachsinn!“, gab Sanosuke gereizt zurück. „Was sollte dann der Scheiß da hinten? War das für das Feuerwerk beim Gion-Fest? Da seid ihr einen Monat zu früh!“ „Sano...“ Ken-sans Stimme war milde tadelnd. Gedämpft wurden Befehle geblafft, dann gab es bei den feindlichen Soldaten etwas Geraschel und Unruhe als sie – zu Megumis ungläubiger Überraschung – abrupt ihre Waffen senkten. Bei den Männern, die sich unter dem Vordach befanden, wurden Lampen entzündet und auf hohe Sockel gesetzt. Das Licht der Flammen von der feuchten Luft und dem bisschen Wind, der es bis in den Hof geschafft hatte. In den beleuchteten Halbkreis trat eine einzige Gestalt und stand allein mitten auf dem Platz. Das Leuchten hinter ihm ließ nur seine Silhouette erkennen. Er trug keine Schusswaffe und schien nur mit einem Schwert bewaffnet zu sein. „Das war damit ihr nicht abhaut“, sagte die Gestalt. Megumi erkannte Komagata Yoshis Stimme. „Glaubt ihr denn wirklich, ihr wärt alle unbeschadet da raus gekommen, wenn wir richtig auf euch gezielt hätten? Wir wollen Battousai.“ Die Stimme war kalt und hart. „Der Rest von euch ist unwichtig. Wenn er hier heraus kommt, verspreche ich euch, dass der Rest von euch nicht verletzt wird.“ In der Dunkelheit des Zimmers bewegte sich Ken-san. „Kenshin, was zur Hölle tust du?“, flüsterte der Straßenkämpfer scharf als der Rurouni begann sich zu erheben und sich dabei an der Wand abstützte. „Ich muss--“ „Nein! Kenshin! Bist du verrückt? Denk nicht einmal daran da raus zu gehen“, schnitt ihm der Straßenkämpfer das Wort ab. Er packte den Rurouni am Arm. „Lass los, Sano.“ Kenshin löste die Finger des Straßenkämpfers von ihm und ignorierte das Fluchen des jüngeren Mannes. Er schaffte es allein zu stehen und machte einen Schritt Richtung Tür. Er blieb stehen als Kaoru – die sich schneller bewegte als es Megumi jemals gesehen hatte – sich plötzlich zwischen ihn und den Ausgang stellte. „Mach das nicht, Kenshin...“, sagte sie und legte ihm vorsichtig die Hände auf die Brust. „Kaoru-dono. Ich muss mit Komagata-dono reden.“ Seine Stimme war sanft, aber die Überzeugung in seinem Tonfall ließ keine Argumente zu. „Wenn du das musst, dann kommen wir alle mit dir Ken-san!“ Megumi blinzelte. Die Worte waren aus ihrem Mund geschlüpft, bevor sie sich selbst darüber klar wurde, was sie tun würde. Aber sobald sie sie gesagt hatte, war ihr völlig klar wie sie vorgehen würde und sie stand auf und gesellte sich zu Kaoru, die Ken-san noch immer den Weg versperrte. „Genau“, stimmte Yahiko mit ein. „Wir gehen all und du kannst uns nicht aufhalten.“ Kenshin sah sie an und sein Gesichtsausdruck war in der Dunkelheit nicht zu erkennen. Aber die Haltung seiner Schultern änderte sich ein wenig und Megumi wusste, dass sie gewonnen hatten. Wie Yahiko gesagt hatte, war der Rurouni nicht in der Lage sie davon abzuhalten mitzukommen. Vorsichtig gingen sie hintereinander aus der Tür hinaus und standen unsicher auf dem Hauptvorbau des Warenhauses. Ihnen gegenüber standen die schattenhafte Männer, die sie umzingelt hatten. Auf ein unsichtbares Signal hin traten mehrere der Fackelträger auf sie zu und erhellten die andere Hälfte des Hofs, so dass man endlich in dem goldenen Licht Gesichter ausmachen konnte. Komagata Yoshi betrachtete sie stumm von dem Platz aus, an dem er stand. Er beobachtete sie für lange Zeit und kurz sanken dabei seine Augen von ihren Gesichtern auf Hüftebene. Megumi folgte dem Blick des Mannes. Sie spannte sich an und schnell sah sie besorgt an dem Rurouni empor. Kenshin blutete. Ein tief rubinroter Fleck von der nicht verheilten Wunde in seiner Seite verdunkelte den regendurchweichten Stoff seines blauen Gis und sickerte in seine grauen Hakama. Ein leises Zischen von Sanusuke und ein Luftschnappen von Kaoru sagten Megumi, dass auch sie Ken-sans Zustand bemerkt hatten. Kenshin, der die Sorge seiner Freunde scheinbar nicht bemerkte, trat von ihnen weg und ging langsam in den Ring von Fackellichtern zu Komagata. Er blieb stumm und erlaubte dem jungen Mann als Erster zu sprechen. „Es ist Zeit für die Abrechnung, Battousai“, sagte der junge Mann leise. „Wir“, er deutete mit einer ausholenden Bewegung auf seine Kameraden, „sind was von Lord Shishios Armee übrig geblieben ist. Wir wollen Rache für ein Verbrechen, Battousai. In unseren Augen hast du dein Leben verwirkt.“ Nein, dachte Megumi und konnte doch nur hilflos zuschauen. Wann würde es jemals enden, fragte sie sich. Wieder und wieder wurde Ken-san gezwungen sich den Geistern seiner Vergangenheit zu stellen. Und jetzt, so bald nach seinem letzten Kampf ohne die Möglichkeit sich wieder zu erholen, ging es schon wieder los. Wieder einmal war jemand aus Ken-sans Vergangenheit auf Rache aus und wieder einmal war der Rurouni gezwungen, sich zu überlegen, wie er mit dem Herausforderer fertig werden sollte ohne ihn zu töten oder selbst getötet zu werden. „Shishio Makoto musste aufgehalten werden“, sagte Kenshin leise. „Ich hatte gehofft, dass es ohne seinen Tod gehen würde.“ Komagata Yoshi hob eine Augenbraue. „Wer hat von Lord Shishios Tod gesprochen? Meine Männer und ich sind wegen meiner Schwester hier. Komagata Yumi.“ Ken-san blinzelte. Und zum ersten Mal sah Megumi wie seine Gelassenheit ins Wanken geriet. „Was?“, sagte er schwach. „Du hast meine Schwester getötet, du herzloser Teufel“, sagte der junge Mann mit täuschen abgeklärtem Tonfall. „Und dafür wirst du dich mit deinem Leben verantworten, Battousai.“ Megumi starrte ihn an. Sie hatten falsch gelegen. Sie hatten alle völlig falsch gelegen. Die ganze Zeit hatten sie geglaubt, dass die Feinde Rache für ihren Herrn Shishio wollten, aber der wahre Grund für ihren Zorn war der Tod einer einzigen Frau, dieser Komagata Yumi, von der Kenshin gesprochen hatte. Aber Ken-san hatte die Frau nicht getötet, dachte Megumi verwirrt. Shishio war es gewesen. „Komagata-dono, ich habe Eure Schwester nicht getötet“, sagte der Rurouni mit einem Stirnrunzeln. „Mach dir nicht die Mühe zu lügen, Battousai. Es wird dir jetzt nicht mehr helfen“, sagte der junge Mann voller Abscheu. Seine Augen wurden schmal. „Jahrelang haben wir von Lord Shishios neuem Japan geträumt. Jahrelang haben wir mit Hochdruck trainiert um diesen Traum wahr zu machen. Du hast uns all das an einem einzigen Nachmittag genommen, Battousai. Du hast mir meine Träume genommen. So seltsam das klingt, aber das kann ich akzeptieren. Es ist eine schmerzhafte und schwierige Wahrheit, aber ich kann sie als Teil von Shishio-samas Lehren akzeptieren. Wer stark ist wird leben. Wer schwach ist wird sterben. Annehmbare Konsequenzen deines Kampfs mit Lord Shishio. Er hat verloren. Deshalb muss er, so sehr es mir missfällt das zu denken, der Schwächere gewesen sein.“ Yoshi zog sein Schwert. „Aber du hast mir an diesem Tag auch meine Familie genommen. Und das kann ich nicht akzeptieren. Der Tod meiner Schwester war nicht notwendig für das letztliche Ergebnis des Kampfes. Was hat dir ihr Tod gebracht? Sie war ein unbeteiligter Zuschauer! Du konntest ihren Tod nicht einmal als ,Nahrung' benutzen wie sich Lord Shishio so oft ausgedrückt hat. Ihr Tod war bedeutungslos“ Die Stimme des jungen Mannes zitterte vor Emotionen. „Aus diesem Grund. Nur aus diesem Grund... In den letzten einundzwanzig Tagen habe ich an nichts anderes gedacht als daran, dich zu vernichten!“ „Jetzt warte mal einen Moment! Das stimmt doch alles nicht!“ Sanosuke ballte vor Wut die Fäuste. „Kenshin hat Yumi nicht getötet! Er würde nie eine wehrlose Frau töten!“ „Ach nein? Es wäre nicht das erste Mal“, gab der junge Mann zurück. Megumi schnappte nach Luft. Sanosuke blinzelte auf die Erwiderung hin und sah zum Rurouni hinüber. Aus dem Augenwinkel konnte Megumi sehen, dass auch Kaoru Kenshin ungläubig und erschrocken ansah. Ken-sans Kopf war gesenkt und er machte keine Anstalten Komagta-sans Behauptung zurückzuweisen. Ein Teil von Megumi wusste, dass es sehr wahrscheinlich war, dass Ken-san in seiner Vergangenheit als Hitokiri Frauen getötet hatte, und dass sie von so einer Enthüllung nicht überrascht sein sollte, aber es so offen ausgesprochen zu hören, ließ sie frösteln. „Das spielt keine Rolle“, fing Sanosuke neu an. Seine Stimme war gedämpft, aber sein Kinn schob sich noch immer trotzig vor und machte klar genug: Auf keinen Fall würde der Straßenkämpfer klein beigeben. „Alles was ich weiß ist, dass ich da war. Ich habe den Kampf gesehen. Und dein eigener Herr Shishio war derjenige, der Yumi getötet hat, nicht Kenshin!“ Yoshis Augen blitzten bei diesen Worten. Bei den Männern hinter ihm erhob sich ein zorniges Gemurmel. „Shishio? Shishio hat meine Schwester getötet, die Frau, die er mehr als alles andere geliebt hat“, sagte er rundweg ungläubig und seine Stimme war leise und drohend. „Du erwartest, dass ich das glaube.“ „Ja, das tue ich! Und wenn du mir nicht glaubst, dann sage ich es noch mal. Damit!“ Sanosukes Hand ballte sich zur Faust. „Idiot!“, flüsterte Megumi dem Straßenkämpfer hitzig zu. „Du machst sie nur noch wütender. Und du kannst diese Hand noch nicht benutzen!“ Aber Sanosuke hörte nicht zu. Der Straßenkämpfer schob sich bereits die Ärmel hoch, um für den Kampf bereit zu sein. „Halt dich da raus, Junge“, warnte eine neue Stimme. „Das geht dich nichts an.“ „Ihr bedroht meinen Freund. Natürlich geht mich das was an!“, sagte der Straßenkämpfer als ein ernster, grauhaariger Mann sich näherte und ins Licht trat, wo er ein paar Schritte von Komagata entfernt stehen blieb. Alle Augen richteten sich auf den Neuankömmling als er seine Waffe hob und genau auf den Straßenkämpfer anlegte. Megumi hatte ihn zuvor nicht bemerkt, aber er musste die ganze Zeit still in den Schatten gestanden haben. „Wir sind nicht ohne Ehre“, sagte der grauhaarige Mann. „Unser Kampf ist nur mit dem Hitokiri Battousai. Wir wollen dem Rest von euch keinen Schaden zufügen. Ihr habt beim Aoiya gut gegen uns gekämpft und gewonnen. Wir stellen dieses Ergebnis nicht in Frage und wir wünschen keine weitere Schlacht. Komagata-san wird allein gegen den Battousai kämpfen. Einer gegen einen, in einem ehrenhaften Zweikampf. Was immer ihr von uns glaubt, wir sind keine Bösewichte. Wir sind bereit fair zu bleiben.“ Sano schnaubte und konnte sich kaum beherrschen. „Was ist daran fair?“, knurrte er. „Kenshin blutet und kann kaum stehen und ihr wollt ihn zu einem Zweikampf zwingen?“ „Wenn man den Ruf des Hitokiri bedenkt“, sagte der alte Mann grimmig, „sind so die Gewinnchancen recht ausgeglichen.“ Die Mitglieder von Shishios früherer Armee bewegten sich unruhig hinter Komagata und dem Neuankömmling. Megumi wurde plötzlich klar, dass sie trotz Kenshins Zustand Angst vor ihm hatten. Komagatas Hand ruhte auf seinem Schwert während er wartete und dem älteren Mann erlaubte für ihn zu sprechen. Megumi bemerkte, dass der junge Mann trotz seines augenscheinlichen Selbstvertrauens das Heft seiner Waffe unnötig fest hielt. Seine Knöchel traten weiß hervor. „Nun, Battousai?“, fragte Yoshi. „Akzeptierst du unsere Bedingungen?“ „Nein.“ Alle sahen den Rurouni überrascht an. Komagatas Gesicht verhärtete sich und seine Lippen wurden schmal. „Kitada-san“, sagte er zu dem grauhaarigen Mann. Der Ältere gab ein kaum wahrnehmbares Handzeichen und plötzlich hoben all die Männer ihre Schusswaffen wieder und zielten auf Megumi und ihre Freunde. „Yoshi!“, protestierte der Polizist Goro. Megumi fuhr zusammen. Sie hatte beinahe ganz vergessen, dass der andere junge Polizist hinter ihr stand. „Yoshi, was tust du?“ Yoshi sah seinen Freund an und verzog das Gesicht aus was wie aufrichtiges Bedauern aussah, aber er machte keine Anstalten sich zu rechtfertigen oder den Befehl zurück zu ziehen. „Du hast hierbei keine Wahl, Battousai“, sagte der grauhaarige Krieger, Kitada. „Wir hatten gehofft, dass du freiwillig gegen uns kämpfen würdest, aber wenn das für unsere Rache nötig ist, dann soll es eben so sein. Du wirst gegen uns kämpfen.“ Kenshin senkte den Kopf und zog das Sakabatou. Der Rurouni versuchte es mit einem letzten Appell. „Was Sanosuke gesagt hat, ist wahr, Komagata-dono. Da war ein Mann, ein Anhänger von Lord Shishio, der den Kampf mitangesehen hat. Er hatte braunes Haar und trug westliche Kleidung. Ich vermute, dass er die Zerstörung von Shishios Unterschlupf überlebt hat. Habt Ihr nicht mit ihm gesprochen? Hat er Euch nicht erzählt, was wirklich geschehen ist?“ „Er ist nirgendwo zu finden“, sagte Yoshi. „So weit ich weiß, kann er genauso gut in der Hölle schmoren.“ Er hielt sein Schwert mit festem Griff vor sich. „Und du kannst ihm da gleich Gesellschaft leisten, Battousai!“ Damit griff der junge Mann den Rurouni an. Und der Zweikampf begann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)