Fremde Welten von kiyahotep (Denn nur wer in der Hölle war, kann den Himmel wirklich sehen.) ================================================================================ # 2 --- Kapitel 2 Schweigend ging Keika durch die weiten Felder, welche links und rechts von dem Weg lagen, dem er schon eine ganze Weile folgte. Den Himmelsturm hatte er schon lange hinter sich gelassen. Ab und zu war er einem Bauern oder Soldaten begegnet, aber im Moment war weit und breit niemand zu sehen. „Wird dir das nicht langsam zu blöd mir zu folgen?“ Er drehte sich nicht um, hielt den Blick gesenkt und sprach einfach vor sich hin. Auch wenn keiner zu sehen war, der ihn hätte hören können, wusste Keika doch, dass da jemand war. Der würde sich schon noch zeigen. „Oder bist du einfach nur zu feige dich zu zeigen?“ „Was glaubst du eigentlich!?“ Abrupt blieb Keika stehen, damit er nicht in den empörten Ashray reinrasselte, der plötzlich vor ihm in der Luft aufgetaucht war. Ein kurzes Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. Er hatte es gewusst, die ganze Zeit schon hatte er gewusst, dass der Prinz des Südens ihm folgte. Und es war klar, dass sich Ashray bei der kleinsten spitzen Bemerkung gegen ihn verraten würde, was ja auch wunderbar geklappt hatte. Etwas abfällig betrachtete Keika den Rotschopf und ging an ihm vorbei weiter. „Warte du Idiot. Glaubst du wirklich, dass man dich in die Dämonenwelt lässt? Der Eingang wird bewacht und da du doch verdammt viel über diese Welt hier weißt und verraten kannst, werden sie dich sicher nicht durchlassen!“ Ashray schwebte immer noch dort, wo er aufgetaucht war und funkelte Keika wütend nach, der einfach weiter ging ohne ihn weiter zu beachten. „Sag mal hörst du mir eigentlich nicht zu?“, schrie Ashray ihm beinahe hinterher. „Sie lassen dich nicht durch. Ganz sicher nicht!“ Zornig schüttelte er den Kopf. Wie konnte man diesem Dämon nur vertrauen? Er würde Teiou nicht da raus holen. Ganz sicher nicht. Keika war der, der den jungen Prinz des Ostens verraten hatte und nun wollte er sich aus dem Staub machen. Das war doch wohl eindeutig. „Lass das mal meine Sorge sein.“ Der Dämon klang ruhig und selbstsicher, was Ashray eigentlich nur noch wütender machte. Er folgte Keika mit einigem Abstand, allerdings nicht mehr unsichtbar, wie vorhin. „Und wie bitte gedenkst du das anzustellen? Von deiner Windmagie lassen die sich sicher nicht sonderlich beeindrucken.“ Er beobachtete, wie Keika sich die Kapuze seines Umhangs überzog. Was sollte das denn jetzt? „Hallo? Ich rede mit dir?“ Selbst wenn er von Keika absolut nichts hielt, so konnte der ihm doch wenigsten antworten, anstatt schweigend weiter vor ihm her zu gehen. „Das höre ich durchaus, glaub mir.“ Die Stimme des Dämons klang leicht genervt und endlich blieb er stehen. Langsam drehte sich Keika zu dem Kleineren um. Ungläubig betrachtete Ashray ihn. Das konnte nicht sein. Das ... das war nicht Keika, das war ein Mensch. Ein Mensch, mit schulterlangen schwarzen Haaren, die ihm fransig ins Gesicht hingen, und mit normaler Hautfarbe. Lediglich seine Augen schimmerten noch in dem gleichen Purpurton, wie die des Dämons. Er schüttelte den Kopf, in der Hoffnung, dass das hier nur ein Trugbild war, aber da stand immer noch der Schwarzhaarige. „Noch Fragen?“ Keika sah herablassend auf den ziemlich verwirrt dreinschauenden Ashray. ~*~*~ Ein weites Nebelfeld lag vor ihnen, umgrenzt von steilen Felsklippen. Das war also der Eingang in die Dämonenwelt. Hier war Ashray noch nie gewesen. Weiter als bis zu dem Wachposten war er nie gegangen. Warum auch? Noch ein wenig unsicher betrachtete er alles um sie, was nicht sonderlich viel war, denn durch den Nebel konnte man verdammt wenig sehen. Alles schien grau und verschwommen. Er folgte der Gestalt vor sich, die ebenfalls nur schemenhaft zu erkennen war, aber er wusste, dass es Keika war. Die Wachsoldaten hatten sie hinter sich gelassen. Ashray hatte ihnen gesagt, dass er im Auftrag des Shuten durch müsse und Keika hatte er als Gehilfen mit durchgeschleust, was für ihn als Generalfeldmarschall kein Problem darstellte, zumal Keika ja seine Menschengestalt angenommen hatte. Warum er das getan hatte, war dem Rothaarigen selbst nicht ganz klar. Vielleicht, weil Keika ihn doch irgendwie mit seiner Aufrichtigkeit überzeugt hatte, auch wenn sie vielleicht nur aufgesetzt gewesen war. Eigentlich war es doch seine Aufgabe Teiou zu helfen und darauf zu achten, dass der Dämon nicht leichtfertig Geheimnisse des Himmels ausplauderte. Keika spürte Ashray dicht hinter sich. Der hatte wieder seine nicht sichtbare Gestalt angenommen und folgte ihm auf Schritt und Tritt. Letztlich hatte er sich dazu breitschlagen lassen, Ashray mitzunehmen. Er hatte ihm aber versprechen müssen unsichtbar zu bleiben. Bisher war er ganz hilfreich gewesen. Die Wachsoldaten des Himmels hatten sie ohne Probleme durchgelassen. Keika blieb kurz stehen und sah sich um. Hier hatte sich nicht viel verändert, auch wenn Keika das letzte mal vor fast 4 Jahren hier gewesen war, als er in die Menschenwelt gegangen war, weil er es hier nicht mehr ausgehalten hatte. Der Eingang lag noch im Nebel verborgen, aber die Richtung in die sie gingen stimmte schonmal. Zielstrebig ging er auf die Felsformation zu, in der der Spalt zur Dämonenwelt lag. „Wir sind gleich da. Also sei vorsichtig“, sprach er leise und sah ermahnend in die Leere hinter sich. Erstaunlicherweise kam keine schnippische Antwort. ~*~*~ „Ey! Du da!“ Erschrocken drehte sich Keika um. Er war schon durch den Torbogen eingetreten, den die Felsen bildeten, als zwei recht klobig wirkende Gestalten auf ihn zu eilten. „Du bist doch ... Du bist doch einer der großen Magier, oder?“ Keika war zunächst völlig irritiert. Er hatte nicht damit gerechnet sofort Dämonen zu begegnen, aber das war wohl eher ein Wunschtraum gewesen. „Ihr habt recht, ich bin einer der Magier.“, antwortete er zögernd. Magier ... Ja es war lange her, dass ihn jemand so gerufen hatte. Die Angehörigen seines Stammes wurden so genannt, weil sie über ein enormes Wissen verfügten, welches den meisten Dämonen suspekt war. Wissen darüber, wie man Wunden heilte, was die wenigsten wirklich interessierte, mal davon abgesehen, dass sie es nicht kapieren würden. Aber die Magier waren dennoch hoch angesehen. „Und was wollt ihr von mir?“ Keika sah zu den beiden auf und musterte sie. Sie waren noch ein ganzes Stück größer als er selbst, obwohl er schon nicht klein war. Aus ihren Gesichtern sprach förmlich, dass sie nicht zu den Intelligentesten gehörten, allerdings schienen sie das durch pure Kraft auszugleichen. Es waren menschenähnliche Dämonen, allerdings hatten sie dennoch nicht sonderlich viel mit einem Menschen gleich. Aber sie gehörten noch mit zu den Ansehnlichen. „Ich kann mich nicht erinnern, dass der Eingang je bewacht wurde.“, versuchte es Keika erneut. „Wir machen das noch nicht lange. Aber wir bekommen eine Belohnung, wenn wir einen Himmelsbewohner bringen.“ Sie grinsten schäbig. Himmelsbewohner? Hatten sie etwa Teiou gesehen? Sollte es hier schon eine Spur geben? Und was für eine Belohnung und von wem? „Bist du ein Himmelsbewohner?“ Mit großen, begierigen Augen sahen sie ihn an. „Ich?“, fragte Keika gespielt entsetzt, „Nein. Ich war als Gefangener dort und bin nun geflohen und zurückgekehrt.“, log er ohne sich auch nur anmerken zu lassen, dass dies nicht ganz die Wahrheit war. Die beiden schienen es aber, ohne groß drüber nachzudenken, zu schlucken. Kein Wunder, so wie die auch schon aussahen. ~*~*~ „Schau mal, was ich hier habe.“ „Lass mich los du Idiot.“ Nein, das konnte doch jetzt nicht möglich sein. Keika hatte sich gerade abgewandt um weiter zu gehen, als er die dunkle Stimme von einem der Dämonen hörte und die andere gehörte eindeutig ... Ashray. Sie waren noch nicht einmal in die Tiefen dieser Welt vorgedrungen, befanden sich noch am Eingang und Ashray lies sich erwischen. Ganz toll. Langsam drehte sich Keika wieder um. Der Prinz des Südens baumelte in der Luft. Sichtbar. Er wurde am Kragen gepackt und hoch gehalten, wo er jetzt wild um sich schlug, was den viel größeren Dämon gar nicht beeindruckte. Er hielt ihn seinem Kumpel hin, der ihn auch interessiert betrachtete. So eine Erscheinung hatten die beiden wohl noch nie gesehen. „Wer bist du denn? Ein Himmelsbewohner?“ Interessiert musterten sie den Rothaarigen, der sie wütend anstarrte und immer noch versuchte sich zu aus dem Griff zu befreien. „Ha ihr Idioten, lasst mich endlich los! Ich bin A...“ „Alan.“, fiel Keika ihm ins Wort und handelte sich damit einen bitterbösen Blick Ashrays ein. „Sein Name ist Alan, er gehört zu mir. Er ist ebenfalls ein Dämon.“ Bitte, dass mussten sie glauben. Das war die einzige Ausrede, die Keika gerade einfiel. Die beiden waren nicht sehr helle und in gewissem Maße hatten Ashray ja auch Ähnlichkeit mit Keika. Gut, nur sehr entfernt. Seine Ohren waren spitz zulaufend und seine Augen leuchteten ebenfalls in einem Rotton, das war eigentlich auch schon die einzige Gemeinsamkeit. Innerlich war Keika so angespannt, dass er es kaum aushielt. Nach außen hin versuchte er ruhig zu wirken. Es schienen unendlich viele Sekunden zu vergehen, bis wieder die dunkle Stimme zu vernehmen war: „Du bist ein Dämon? So einen wie dich hab ich noch nie gesehen. Und was ist das hier?“ „Ich bin kein ...“ Er verstummte. Der klobige Kerl hatte ihm tatsächlich seine Kappe abgenommen. Sein Versuch sie noch festzuhalten scheiterte. Alle Blicke lagen auf ihm. Nicht nur die beiden Riesen starrten ihn an, auch Keika sah ihn völlig verblüfft an. Was war denn jetzt plötzlich? Er lies seine Blicke über die Gesichter der drei huschen, wobei Keikas fast wie versteinert wirkte. „Lasst ihn los, das ist doch der Beweis.“ Keika schien sich endlich wieder gefangen zu haben und kaum hatte er diese Worte gesprochen fand sich Ashray auf dem Boden wieder. Der Dämon hatte ihn einfach los gelassen und er war recht unsanft aufgekommen. ~*~*~ Ungläubig hatte Keika auf das Horn gesehen, welches sich unter Ashrays Kappe befand. Er hatte sich schon häufig gefragt, warum der Prinz immer diese Kappe trug und einmal hatte er sogar Teiou gefragt, der sich darüber allerdings ausgeschwiegen hatte. Anscheinend sollte es geheim bleiben. Keika konnte es kaum glauben. Ashray war ein Dämon. Zumindest ein Halbdämon. Er trug ein Horn. Ein Horn ... Das wies ihn doch eindeutig als Dämon aus. Die Dämonen mit Hörnern gehörten mit zu den Stärksten. Hatten gehört. Es gab diesen Klan nach Keikas Wissen nicht mehr, um so erstaunlicher war jetzt dieser Anblick. „Was starrt ihr Deppen so?“ Wütend funkelte Ashray seine drei Beobachter an. Er war unglaublich zornig. Sein Geheimnis, welches er so gut vor Keika bewahrt hatte, war nun offensichtlich. Und damit noch nicht genug. Zwei weitere Dämonen hatten es gesehen. War das nicht erniedrigend? Beschämend? Dieses verdammt Horn, welches er seit seiner Geburt trug. Er hasste es. Im Himmelreich galt es als schlechtes Omen und das hatte er von seinem Vater häufig zu spüren bekommen. Mit einem Mal sprang er auf, riss dem Dämon die Kappe aus der Hand und rannte den Gang entlang in die Dunkelheit. Tränen glänzten in seinen Augen. Er hielt diese Blicke nicht aus. Blicke von drei Dämonen. Das war doch zu viel gerade. Und dann hatte Keika ihn auch noch Alan genannt. Alan ... So hatte sein siebter Adjutant geheißen, der von einem Schramm getötet worden war. Das war nun zwar schon fast zwei Jahre her, aber nur durch seine Worte hatte Keika diese Erinnerung wieder heraufbeschworen. Ohne zu wissen wohin lief er weiter. Es war ihm gerade egal wohin. Er wollte nur möglichst weit weg von diesen Dämonen, von Keika. Seine Schritte halten von den Wänden wider und er rannte immer weiter in die Dunkelheit. ~*~*~ Endlich löste sich Keika endgültig aus seiner Starre. Dieser verdammt Prinz rannte einfach so tiefer in die Höhle. Eilig folgte er ihm und lies die beiden anderen stehen, ohne noch ein Wort an sie zu verlieren. Er musste Ashray einholen. Sonst wäre alles vorbei, bevor es überhaupt begonnen hatte. Nicht nur Teiou wäre dann verloren, sondern auch Ashray und er selbst wahrscheinlich auch. Das durfte er nicht zulassen. Das nicht ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)