Krieg der Wölfe von Blue ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 Der vertriebene Alpha und die wandernde Wölfin ------------------------------------------------------------------- Zanes Körper schmerzte wie die Hölle. Getrocknetes Blut vermischte sich mit frischen. Sein vorhandenes Auge starrte seinen Alpha an, an dessen Lefzen noch das frische Blut des Rüdens klebte. Seine Augen starrten ihn mit Abscheu und Verachtung an. Randur wendete sich an Greif, der teilnahmslos beim Bau seinen Alphas saß. “Und wo ist Lake?”, knurrte er ihn an. “Fort… er ins Westtal geflohen, Herr”, erwiderte der Rüde und sah ihn die giftgrünen Augen von Randur. “Es tut mir Leid, ich habe versagt.” “In Westtal also… nun dann soll sich Lava um ihn kümmern., sagte Randur gütig. “Gute Arbeit, Greif.” Der braune Rüde neigte sein Haupt und dankte Randur so für seine Güte. Zaghaft warf er einen Blick zu Zane, der ihn trotz großer Schmerzen anlächelte. Greif war verwirrt, er hatte ihn gezwungen, hierher zu kommen und seinen Sohn zusehen zu lassen, wie sie ihn bestraften, und trotzdem lächelte er seinen Sohn an. “Was wird aus ihm?”, fragte Greif Randur schließlich. “Aus Zane?”, schnaubte dieser und blickte auf den alten Wolf. “Er steht unter Bauarrest, bis ich mir etwas für ausgedacht habe.” Thuringwethil, eine grauschwarze Wölfin, die das ranghöchste Weibchen neben der Alphawölfin Neera und deren Tochter Somber war, bemerkte, dass Greif anscheinend erleichtert war, ds zu hören. Sie legte nachdenklich ihren Kopf schief, blieb aber still. Sie würde ihn später darauf ansprechen. “Greif!”, rief Randur und holte so den Rüden aus seinem Tagtraum. “Ja, Alpha?”, fragte dieser unsicher. “Wo ist Chaos?” “Chaos… den habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Mein Trupp ist ihm aber heute begegnet”, berichtete er. “Wieso lügt er?”, fragte sich Thuringwethil wieder. Sie wusste, dass Greif erst gestern mit Chaos gesprochen hatte. Er verstand sich wunderbar mit dem weißen Wolf - mehr oder weniger jedenfalls. “So… ist dieser Bastard immer noch nicht verreckt”, murmelte Randur. “Aber in Ordnung, geh' nun, Greif. Ich brauche dich zurzeit nicht.” “Sehr wohl”, sagte dieser und neigte sein Haupt. Dann trottete er davon und sah auf Deimos, der grinsend zu seinem Vater gelaufen kam. Der Anführer der Schattenwächter konnte sich beim Anblick des Rüden ein Knurren nicht verkneifen. Kein Wolf hier im Tal konnte Deimos leiden. Diesen kümmerte das jedoch nicht. Greif wollte von nun Deimos im Auge behalten, denn seit Kurzem trieb sich dieser öfters im Westtal umher, was nicht verboten, aber doch ungewöhnlich war. Lake zitterte vor Aufregung, als er durch das saftige, grüne Gras lief. Noch nie hatte er es unter seinen Pfoten gespürt oder gar gerochen. Nur von der Ferne hatte er es immer gesehen. Er wünschte, Zane würde das auch sehen können, und blieb stehen, um einen Blick zurück zu werfen. Die Grenze war schon weit weg, und doch war das Geheul der Schattenwächter noch zu hören. Der Rüde fuhr erschrocken zusammen, als er ein Knacken hinter sich vernahm. Schnell drehte er sich um und japste erschrocken auf. Da standen zwei Wölfe, genauer gesagt eine Wölfin und ein Rüde. Der Rüde war um Einiges größer als er selbst. Sein graues Fell glänzte vor Gesundheit. Die Wölfin war so groß wie Lake. Sie hatte ein dunkelbraunes Fell und ungewöhnliche orangefarbene Augen. Der Schattenwolf erschrak nochmals, als der Rüde einen Schritt auf ihn zu tat. Seine blauen Augen sahen ihn ruhig und ohne eine kleine Spur von Aggressivität an. “Jeu sei mit dir”, sagte er mit tiefer, sanfter Stimme. Lake brauchte einen Moment, ehe er den Mut fand zu antworten. “Sagus sei mit Euch.” Die Wölfin blinzelte den Rüden verwundert an. Dieser nickte ihr sanft zu. “Ich verstehe”, sprach er. “Du bist ein Schattenwolf.” “Ja, ich bin Lake.” “Freut mich. Ich habe lange keine Wölfe mehr aus Randurs Rudel gesehen.” “Ich bin kein Wolf aus dem Rudel dieses Bastards!”, kläffte Lake erbost. “Kein Grund, gleich so wütend zu werden”, mischte sich die Wölfin ein und trat an die Seite des Rüden. “Du bist also Lake. Nun, das hier ist Pride, und ich bin Larka. Wir sind Streuner.” “Pride… du bist doch...”, japste Lake. “Ich bin, wer ich bin, so wie du der bist, der du bist”, sagte Pride ruhig. Larka blickte zwischen den Rüden hin und her. Sie wusste nicht, was los war, doch es war ihr eigentlich auch egal. Sie wedelte mit der Rute, und ihre Ohre ihren zuckten leicht. “Kommt ihr zwei, wie wäre es, wenn wir jagen gehen und uns dann etwas ausruhen”, schlug sie vor. “Dann kannst du uns von deinem Rudel oder deinem ehemaligen Rudel erzählen, Lake.” Schweigend sah Lake den Rüden an. Dann nickte er stumm. Kurz streckte er seine Glieder, dann folgte er den beiden anderen Wölfen. Die Sonne ging langsam unter, und im verfluchten Tal kehrte langsam Ruhe ein. Die meisten der Wölfe schliefen schon oder mussten Wache halten. Greif lief gemütlich zu seinem Bau, der am Fluss lag. Sein Schritt war federnd und sein Kopf stolz erhoben. Lange schien es, als ob er die Gestalt, die ihm folgte, nicht zu bemerken schien. Doch mit einem Mal verschwand er hinter einem Felsen und kauerte sich dort nieder. Die Schritte wurden immer lauter, und er konnte den Atem des Verfolgers hören. Der Wolf blieb stehen und sah sich um. Er hatte Greif verloren, dabei war er sich sicher, dass er hier irgendwo sein musste. Der braune Rüde wartete, bis der andere Wolf näher kam. Schnüffelnd lief er umher. Dabei waren seine Ohren aufgestellt. Greif spannte seine Muskeln an. Er ließ den Wolf näher kommen. Mit einen Satz kam er aus seinem Versteck. Knurrend und mit gefletschten Zähne drückte er seinem Verfolger zu Boden und starrte ihn kalt an. “Du?”, rief er verwundert und ließ Thuringwethil wieder aufstehen. Die Wölfin rappelte sich auf. Sie schüttelte sich den Staub aus dem Fell und knurrte Greif an. “Ja, du musst ja nicht gleich auf mich losgehen.” “Dann schleich mir nicht so hinterher!”, keifte Greif. “So gereizt heute?” “Das geht dich nichts an!” “So… auch nicht, dass du Randur heute angelogen hast?” Der Rüde starrte die Wölfin erst ganz perplex an, dann setzte er sich und scharrte mit seiner Pfote ungeduldig im Staub umher. “Das ist eine Sache, die mich betrifft”, sagte er ruhig. “Chaos knöpfe ich mir dann schon alleine vor.” “So? Und lässt ihn entkommen wie Lake?” Thuringwethil grinste. “Komm' schon Greif, du wirst langsam weich auf deine alten Tage.” “Ich werde nicht weich”, knurrte er Rüde erbost. “Lake werde ich erwischen, und dann gnade ihm Sagus! Ich werde ihn persönlich umbringen und seinen Kopf Randur bringen!” “Tja, sagen kann man viel”, erwiderte die Wölfin und trabte davon. “Aber ob du es auch machen wirst, ist eine andere Sache.” Sie war schon ein paar Schritte gegangen, da drehte sie ihren Kopf zu Greif. “Keine Sorge, ich werde Randur diesmal noch nichts sagen.” Greif sah ihr nach und seufzte tief. “Wölfinnen, ich werde sie nie verstehen.” Etwas entfernt von Greif, in der Nähe des Jagdreviers der Schattenwölfe, liefen zwei Wölfe durch die Dämmerung. Die Sonne war schon fast am Horizonz verschwunden, und die ersten Sterne leuchteten am Himmel. Es waren eine Wölfin und ein Rüde, genauer gesagt Bruder und Schwester, die zusammen jagen gingen. Eine Weile liefen sie, ohne ein Wort zu sagen, bis die Wölfin entnervt stehen blieb. Sie blickte mit einem vielsagenen Blick auf ihren Bruder. “Was ist den jetzt schon wieder?”, fragte dieser sofort. “Was ist?! Das fragst du noch, Ray?!”, platzte es aus der Wölfin heraus. “Schau dich um, was siehst du?” “Nichts, nur das Revier unseres Rudels, Somber.” “Genau, und nichts zu fressen, seit Tagen gibt es nichts Vernünftiges zu beißen und keinen Wolf, den man zum Kampf herausfordern kann. Das ist einfach zum Kotzen!” Ray legte den Kopf schief. Er hörte kaum zu, was seine Schwester noch so vor sich hin schimpfte. Er kannte das schon. Beide waren von Grund auf verschieden. Sie waren zwar beide Randurs Nachkommen, aber vom Wesen her war Ray ganz anders als sein Vater. Er war sanfter und zeigte Respekt vor anderen Wölfen. Somber war da anders. Sie mochte es zwar auch nicht, wie Randur sich benahm, aber sie sollte trotzdem das Rudel einmal führen. Ein Geräusch ließ beide Wölfe aufhorchen. Und sie blickten zu einem Baumstamm, auf dem Deimos stand und beide belustigt ansah. “Na, ihr Verlierer? Auf der Jagd?” “Verlierer?”, knurrte Somber. “Komm' her, und ich zieh dir das Fell über die Ohren!” “Meinst du, ich bin bescheuert?”, grinste der jüngere Wolf und kratzte sich an der Flanke. “Und Ray ist mal wieder ganz woanders mit seinen Gedanken und weiß nicht, was heute alles los war.” “Was soll hier schon los sein?”, gähnte Ray. “Vater hat seine Wutausbrüche, und das Rudel führt alle seine Befehle durch.” “Und Greif tanzt ihm auf Nase herum”, sagte Somber verächtlich. “Wie immer!” “Nein, ich habe heute dafür gesorgt, dass Zane gefangen genommen und Lake verbannt wurde.” Deimos platzte fast vor Stolz auf seine Taten, und er ließ es sich nicht nehmen, dies vor seinen beiden Geschwistern zu zeigen. “Und du bist stolz auf das, was du getan hast, stimmt's?”, fragte Ray. “Mir wird das hier zu bunt”, sagte Somber. “Ich will mir den Schwachsinn von dieser elenden Ratte, die leider mit uns verwandt sein soll, nicht länger anhören! Ich gehe!” Ohne weiter drauf zu achten, ob die beiden Rüden reagierten oder nicht, ging Somber weiter und war bald verschwunden. Eine Weile streifte Somber umher. Die Sonne war nun vollständig untergegangen. Der Mond stand am Himmel. und die Sterne leuchteten auf die magere Wölfin herab. Sie blickte hinauf. Bald würde Vollmond sein. Bald würde das Rudel zusammenkommen, wie jedes Mal bei Vollmond. Sie würde zusammen zu Sagus heulen, wie es die Wölfe seit je her getan hatten, und sie würden ihn preisen. Sie würden Randur verehren, wie sie Sagus verehrten. Somber hörte ein Geräusch und sah sich um. Ein Wolf stand im Silberlicht des Mondes. Man sah nur den Schatten des anderen Tieres, und seine blauen Augen leuchteten auf. Somber begann zu knurren und spannte ihre Muskeln an. Sie war bereit, anzugreifen, wenn es sein musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)