Krieg der Wölfe von Blue ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 Das heilige Tal ------------------------------------ Ein großer See glitzerte in der warmen Sonne wie tausend kleine Diamanten. Sanft kräuselte sich das Wasser, als der Wind darüber strich. Am Ufer des Sees, der von Trauerweiden umsäumt war, deren kleine Äste die Wasseroberfläche berührten, tobten einige Welpen ausgelassen herum. Sie liefen um die Wette und kämpften spielerisch gegeneinander, alles war friedlich. Keine Spur von Krieg oder Hass. Auf einem Felsen, etwas abseits von den anderen Wölfen, lag ein großer Wolfsrüde, dessen goldenes Fell in der Sonne glänzte. Immer wieder zuckte das mächtige Tier im Schlaf unruhig zusammen. “Vater…”, winselte er und fuhr sich im Schlaf mit der Pfote über die Schnauze. “NEIN!“ Mit einen Ruck wachte er auch und starrte ins Leere. Zwei Welpen, die nahe bei ihm gespielt hatten, kamen neugierig auf ihn zu. Noch bemerkte der Rüde sie nicht und ließ seinen Kopf auf die Vorderpfoten sinken. “Diesen Traum habe ich ja schon lange nicht mehr gehabt”, sagte er leise und bemerkte dann die beiden Welpen. “Alles in Ordnung, Alpha?”, fragte das kleine Weibchen und wedelte mit der Rute. “Du hast im Schlaf gesprochen, Alpha”, erklärte der kleine Rüde. “Ja, alles in Ordnung… ich hatte nur einem Albtraum”, sagte der Rüde beschämt. Er streckte genüsslich seine Glieder und erhob sich dann. “Helios!”, rief eine Stimme, und eine ältere Wölfin trat zu dem Alpha. Ihr braunes Fell war zwar teilweise schon leicht grau, aber ihre grünen Augen schauten klar wie die Augen einer jungen Wölfin den Rüden an. “Stören die zwei dich?” “Hallo, Isis.”, sagte Helios sanft und stupste die zwei Welpen zärtlich mit der Schnauze an. “Nein, das tun sie nicht.” “So… dann ist es ja gut”, erwiderte die Wölfin. Ihr Blick traf den ihres Alphas, und sie sah ihn besorgt an. “Ist irgendetwas passiert?” “Nein, ich meine, ja. Ich weiß aber nicht, ob es etwas Schlimmes ist.” Helios setzte sich auf, und die beiden Welpen sahen ihn mit großen Augen an. “Wieder dieser Traum?”, fragte Isis. “Nein, diesmal war es ein anderer, ich sah einem mageren goldenen Wolf, der gegen einem anderen mageren Wolf kämpfte. Dieser war schwarz und hatte stechend grüne Augen, sie machten mir Angst.” “Das klingt nach Randur. Aber wieso kannst du ihn so gut beschreiben? Du hast ihn doch nie gesehen.” “Ich weiß es nicht.” “Kommt Randur hierher?”, fiepte einer der Welpen. “Nein, Natu”, antwortete Isis sanft. “Er weiß nichts von diesem Tal und auch nicht von unserem Rudel, du bist hier sicher.” “Wirklich?”, fiepte der andere Welpe. “Ja, ganz sicher, Faye. Doch nun lauft zu eurer Mutter, sie wartet schon auf euch.” Die Wölfin sah zu, wie die beiden zu ihrer Mutter rannten, die sie bereits erwartete. Sie leckte über das weiche Fell der zwei und führte sie dann fort von dem See. Isis drehte sich zu ihrem Alpha und stupste ihn kurz an. “Geh zu Zylo, er wird dir sicher sagen können, was das zu bedeuten hat.” “Meinst du wirklich, er kann mir helfen?”, fragte Helios. “Ja, das kann er sicher”, lächelte sie. “Oder ich schicke dich zu Avalon.” “Blo? nicht!”, rief der Rüde und sprang auf. “Bis ich meine Frage stellen kann, hat er mir sein halbes Leben erzählt, und diese Geschichte kenne ich schon in und auswendig.” “Dann geh zu Zylo, der erzählt nicht so viel”, grinste Isis und lief davon Helios sah ihr nach und seufzte missmutig auf. Drei Jahre war er alt und erinnern konnte er sich an gar nichts mehr. Nur, dass er hier in diesem Tal wieder zu sich gekommen. Die Wölfe, die hier lebten, nannten das Tal das "heilige Tal", denn nach einer Sage wurde hier die große Göttin Jeu geboren und soll auch hier gestorben sein. Die Wölfe hier verehrten die Göttin sehr und lebten nach ihren Gesetzen. Helios war erstaunt gewesen, dass es neben dem damaligen Alpha noch sieben weitere Wölfe gegeben hatte, die die Weisen genannt wurden. Diese und der Alpha ernannten ihn einfach von einem Tag zum anderen zum neuen Alpah des Rudels und überließen ihm die Führung. Bis heute verstand Helios das nicht, und er suchte des Öfteren nach einer Antwort auf diese Frage, doch er bekam sie nicht. Also blieb er, und so langsam wurde das Sonnenrudel seine Heimat. Helios machte sich auf und suchte dann den Weisen Zylo, der ihm sicher sagen konnte, was dieser Traum zu bedeuten hatte. Im Südtal war zur Mittagszeit alles friedlich. Die Wölfe lagen in den Schatten der Bäume und waren zufrieden mit ihrem Leben. Sie vergaßen für kurze Zeit, dass Randur im Nachbartal Pläne schmiedete, um sie zu vernichten. Vor seinem Bau lag Saphir in der Sonne, neben ihm lag eine Wölfin, die so alt war wie er selbst. Auch die Fellfarbe war gleich, nur dass sie vom Kopfansatz bis zur Rute einen weißen Strich auf dem Rücken hatte. Sie hieß Aviar und war Saphirs Zwillingsschwester. Gemeinsam genossen sie den Tag. Blue spähte vorsichtig um einem Baum und beobachtete die beiden Wölfe genau. Die Wölfin war zu einem kräftigten und hübschen Wolf heran gewachsen. Sie zeigte oft, dass sie nicht auf den Kopf gefallen war und zu Recht die Nachfolge ihrer Eltern antreten würde. Sie wartete noch eine Weile und dann schlich sie vorsichtig an den beiden Wölfen vorbei, die fest schliefen. Blue grinste und lief dann mit erhobenen Kopf weiter, ohne zu bemerken, dass Saphir gerade träge ein Auge geöffnet und seine Nichte entdeckt hatte. Leise und ohne Aviar zu wecken, folgte Saphir ihr einige Meter, bis er merkte, was sie vorhatte. Blue steuerte auf die Grenze zum Südtal zu, sie wollte ins Nachbartal hinüber gehen. “Wohin des Wegs, junge Wölfin?”, fragte er in einem scharfen Ton. Blue erstarrte in ihrem Lauf und schluckte, ehe sie sich zu Saphir umdrehte, der sie böse ansah. “Nun… ich wollte mich umsehen”, sagte Blue und schlug mit ihrer Rute nervös hin und her. “Und das im verfluchten Tal?”, fragte der Rüde. “Ich wollte halt etwas Anderes sehen als das Südtal”, gab die Wölfin trotzig zurück. “Blue, wie oft habe ich dir schon gesagt, dass dieses Tal verboten ist?” Blue setzte sich auf ihre Hinterläufe und begann nachzudenken. “So um die zehnmal… heute.” Saphir seufzte und kratzte sich dann mit dem Hinterlauf hinter dem Ohr. “Ich frage mich, nach wem sie kommt”, dachte er. “Sie muss nach Shadow geraten, Ice ist zu vernünftig.” Die Rüde räusperte sich und stand auf. “Komm, Blue.” “Wohin?”, fragte die junge Wölfin aufgeregt. “Zu deinen Eltern.” Blue schluckte und legte schuldbewusst ihre Ohren an. “Muss das denn sein?” “Ja, Strafe muss sein.” Aviar hob verschlafen ihren Kopf, als Saphir an ihr vorbeilief. Dicht hinter ihm war ihre Nichte, die niedergeschlagen aussah. “Wohin wollt ihr, Bruder?” “Zu Shadow und Ice”, erkläte Saphir und sah zu ihr. “Blue wollte aus dem Tal verschwinden.” Blue grummelte vor sich hin und schlug missmutig mit der Rute hin und her. “So ist das also”, lächelte die Wölfin sanft. “Ich komme mit.” “Super! Auch noch Zuschauer!”, stöhnte Blue und folgte dann wieder ihrem Onkel. Shadow lag zusammen mit Ice vor seinem Bau und genoss die Sonne. Die braune Wölfin sah auf, als Saphir mit Aviar an seiner Seite auftauchte. Sachte stupste sie ihren Gefährten an. “Wach auf, wir bekommen Besuch.” Der Rüde gähnte herzhaft und blinzelte verschlafen seine Geschwister an. “Saphir, Aviar, schön, euch zu sehen. Was führt euch zu dieser Stunde zu uns?” “Blue, du bist ja auch dabei”, sagte Ice freundlich, als sie ihre Tochter hinter Saphir erblickte. “Hast du wieder was angestellt?” Die Wölfin trat schüchtern hinter ihrem Onkel hervor und ging zu ihren Eltern. Ice war zu ihr gekommen und leckte ihr sanft über die Schnauze. Shadow sah zu seinem Bruder, der auf einmal seine Endscheidung zu bereuen schien. “Was hat sie diesmal getan?” “Wer?", fragte Saphir verunsichert. “Blue natürlich, du bringst sie nicht umsonst hierher.” “Nun, sie hat sich in der Nähe der Wächter herumgetrieben”, log er. “Sie hat auf die Rüdem eine magische Anziehungskraft, und ehe sie da Unruhe in die Truppe bringt, dachte ich, dass sie lieber bei euch sein sollte.” Shadow grinste und stieß seinen Bruder in die Seite. “Soso, immer so pflichtbewusst.” “Shadow, es ist Krieg, und wir müssen bereit sein”, sagte Saphir sofort. “Ich weiß, aber komm mal mit, Bruder. Ich will auf Patrouille gehen, und du sollst mich begleiten. Wir müssen reden.” “Wenn es sein muss.” Aviar sah zu, wie ihre beiden Brüder zusammen losgingen, und wandte sich zu Ice und Blue hin. Blue lag betrübt neben ihrer Mutter und starrte einen Marienkäfer an, der an einem Grashalm herumkletterte. “Du bist ja sehr still”, stellte ihre Mutter fest. “Ist etwas passiert, Blue?” Die Wölfin hob ihren Kopf und sah die beiden älteren Wölfinnen an. “Ja, Mutter, wieso kämpfen wir?” “Wie kommst du denn jetzt auf so etwas?”, fragte Ice verwirrt. “Diese Frage schwebt mir schon lange im Kopf herum. Ich verstehe es nicht. Wir könnten doch mit Randur nund seinem Rudel in Frieden leben.” “Mit Randur?”, fragte Aviar und schüttelte ungläubig ihren Kopf. “Das würde nie gut gehen.” “Ja, Aviar hat Recht”, bestätigte Ice. “Randur ist noch dickköpfiger als Shadow und würde sich nie unterordnen.” “Wieso muss er sich unterordnen? Er und Vater könnten doch zusammen die Rudel führen.” “Beide zusammen? Mach' keine Witze. Shadow und Randur sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht”, sagte ihre Mutter und blickte sie sanft an. “Du verstehst es jetzt noch nicht, aber wenn du das Rudel führst, wirst du verstehen, warum es so ist.” “Wenn das so ist, dann will ich das Rudel gar nicht führen!”, dachte Blue wütend, erhob sich dann und lief von ihrer Mutter und ihrer Tante fort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)