24 Stunden von Exile ================================================================================ 04:00 Uhr --------- „Taichi, ich bin fertig. Wenn du...“ Energievoll war der blondhaarige Musiker aus seinem Zimmer gekommen und blieb jetzt verdutzt stehen. In seinem Wohnzimmer auf der Couch lag sein bester Freund mit einer Zeitschrift auf dem Gesicht und schien offensichtlich gar nicht mitbekommen zu haben, dass er angesprochen worden war. Die blauen Augen betrachteten die schlafende Gestalt einen Moment und aus den Augenwinkeln konnte er die Kamera sehen, die Taichi auf den Wohnzimmertisch gestellt hatte. Mit einem Lächeln wurde diese ergriffen und ihr durch einen Knopfdruck Leben eingehaucht. Als schließlich das Display hell erleuchtet war und anzeigte, dass man loslegen konnte, wurde auch schon der beste Freund anvisiert und abgedrückt. Sofort gefror das Bild am Display und man betrachtete es zufrieden. Dann wurde die Zeitschrift vorsichtig vom Gesicht des Schlafenden gezogen in der vagen Hoffnung, dass dieser dardurch nicht aufwachen würde. Und tatsächlich schien diesen nichts in seiner Ruhe stören zu können und es wurden noch ein paar Fotos geschossen. Immerhin hatte es Taichi ja selbst erlaubt, dass man nachher auch welche von ihm machen durfte. Plötzlich schrillte das Telefon und dem blonden Musiker wäre beinahe die Digitalkamera aus der Hand geflutscht. Sein Griff verfestigte sich einen Moment um das Gerät und er kniff die Augen zusammen, um seinen Herzschlag ein paar Takte hinunter zu schrauben. Dann rannte er sofort zum Telefon und hob ab, nachdem es bereits zum zweiten Klingeln angesetzt hatte. Es galt eigentlich zu vermeiden, den besten Freund aus dem Schlaf zu wecken, denn immerhin sah er doch zufrieden aus, so wie der da im Wohnzimmer lag. „Ishida, hallo?“, meldete er sich relativ leise und fragte sich bereits insgeheim, wer um vier Uhr Früh auf die Idee kam, bei irgendwem anzurufen. Immerhin war es Schlafenszeit für die meisten Bürger dieser Nation. „Aah... Yamato... wie gehts dir?“ Die blauen Augen blinzelten, da man die Stimme der Frau am anderen Ende der Leitung nicht wirklich zuordnen konnte. Sie kam einem zwar bekannt vor, aber irgendwie poppte in der Erinnerung gerade kein Bild dazu auf. „Ähm... wer spricht bitte?“, fragte er zögernd auf die Gefahr hin, dass er sich blamieren würde. Aber er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, wer diese Frau war. „Oh... entschuldige. Du warst ja schon lange nicht mehr hier. Hier ist Frau Yagami, Taichis Mutter.“ Sofort legte sich in seinem Kopf ein Schalter um und auf einmal poppten sogar eine ganze Menge Bilder auf und die Stimme wurde sofort gespeichert. Yamato fragte sich, wieso seine Neurosynapsen nicht gleich so reibungslos funktioniert hatten. „Ja, stimmt, es ist schon lange her. Mir geht es soweit gut...“, kam er auch sofort auf die Frage zurück und hielt seine Stimme immer noch bedeckt, um nicht zuviel Krach zu machen. „Das freut mich zu hören. Ist Taichi da?“ Die Frage klang in seinen Ohren recht dämlich, da Frau Yagami doch sicher wusste, dass ihr Sohn heute den ganzen Tag mit seinem besten Freund verbringen würde. Aber er wusste auch, dass die Frage lang nicht so gemeint war, wie sie angekommen war. „Taichi schläft gerade...“, antwortete er deswegen in der Hoffnung, dass es tatsächlich das war, was seine Gesprächspartnerin hören wollte. „Oh... das ist schade. Ähm... kannst du ihn vielleicht wecken? Ich müsste ihm ziemlich dringend etwas sagen.“ Die blauen Augen versteckten sich kurz hinter den Lidern und er seufzte schwer. Eigentlich hatte er seinen besten Freund ja nicht aufwecken wollen, weswegen man ja auch wie ein Irrer zum Telefon gerast war. Aber andererseits konnte man ja auch einer Mutter nicht verweigern, mit ihrem Sohn zu sprechen. „Einen Moment, ich versuche ihn zu wecken... aber Sie wissen ja, wie er manchmal sein kann.“ Das entlockte Frau Yagami ein leises Lachen. Ihr Sohn schlief meistens wie ein Stein, aber es gab auch ganz einfache Tricks, wie man ihn letztendlich sofort aus dem Schlaf reißen konnte. Und auch der blondhaarige Sänger kannte diese Tricks so ziemlich alle. Denn es war früher nicht selten vorgekommen, dass er seinen besten Freund aus einem ziemlich tiefen Tiefschlaf holen musste. Er drückte einen kleinen Knopf und aus dem Hörer klang nun dudelnd Musik. Immerhin musste Frau Yagami nicht wissen, wie er letztendlich den braunhaarigen Wuschelkopf aus dem komaähnlichen Zustand holte. Er hatte nämlich im Moment keine Lust, es irgendwie vorsichtig anzugehen und beschloss gleich die effektivste Variante des Weckdienstes zu verwenden. Er nahm die rechte Hand seines besten Freundes und zog einmal kräftig daran. Damit segelte der Schlafende auch schon eher unelegant zu Boden und schreckte beim Aufprall auch sofort aus dem Schlaf und blickte sich sofort verwirrte und hektisch um. Man konnte deutlich gestammelte Fetzen von unzusammenhängenden Fragen hören: „Wie... hä... was? Wo? wie?“ Die Gesichtszüge des braunhaarigen Jungen zeigte ein deutliches Fragezeichen und die braunen Augen, die verwirrt glänzten, blieben schließlich auf den Beinen des besten Freundes hängen und wanderten eher langsam aufwärts, bis sie schließlich beim grinsenden Gesicht angekommen waren. „Telefon für dich...“, sagte er knapp und drückte Taichi das weiße Schnurlostelefon in die Hand. Dann machte er leise lachend auf dem Absatz kehrt, schnappte sich die Kamera, die er kurzfristig wieder abgestellt hatte und verschwand in seinem Zimmer. Die braunen Augen blickten ihn einen Moment verdutzt nach und im eben demselben Ausdruck schließlich das Telefon an. Dann seufzte er, drückte auf den Knopf und meldete sich. „ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG!!!“, wurde auch gleich so laut ins Telefon gebrüllt, dass die mobile Telefoneinheit sofort einigen Abstand zum nun klingelnden Ohr bekam. Dann grinste er. Offensichtlich war es nun kurz nach vier Uhr morgens. „Danke schön... aber es wär doch wirklich nicht nötig gewesen extra anzurufen.“ Aber dennoch freute er sich wahnsinnig darüber, denn es war der erste Glückwunsch am heutigen Tag. Alle, die er davor bekommen hatten, zählten nicht wirklich, weil sie ja viel zu früh gewesen waren. „Natürlich war es notwendig. Immerhin bist du ja jetzt achtzehn! Und wie fühlst du dich?“ Taichi legte den Kopf schief und stand dann auf. Ihm taten irgendwie alle Knochen weh, was wohl an der unsanften Landung lag. Er streckte sich kurz, wobei einige Knochen tatsächlich ein Ächzen und Knacken von sich gaben und grinste dann wieder. „Soweit gut....“ Dann ließ er sich gähnend auf die Couch fallen und antwortete: „Nur ein Wenig müde.“ „Yamato hat erwähnt, dass du schläfst... und was habt ihr schon so alles gemacht? Hat er dir schon zum Geburtstag gratuliert?“ Taichi seufzte. „Wir haben was zu Essen gemacht und Kuchen gebacken... aber er scheint sich irgendwie nicht daran zu erinnern, dass ich heute Geburtstag habe...“, sagte der Älteste der Yagami-Kinder leise und klang sehr traurig. Es wurmte ihn, dass sein bester Freund sich seinen Geburtstag nicht gemerkt hatte. Und das nach all den Jahren. „Das tut mir Leid. Aber er hat ja noch Zeit, nicht wahr? Ich bin mir sicher, er wird dir heute noch gratulieren. Hast du vor, heute auch hier vorbei zu kommen oder soll ich die Geschenke zu deiner kleinen Party bringen?“ Taichi wurde hellhörig. Er hatte eigentlich nicht erwartet, dass er noch extra Geschenke bekam, nachdem er schon so viel verlangt hatte. „Ich bekomme Geschenke? Das ist ja cool. Bring sie zu der Party... ich komm erst sehr spät nach Hause, falls es sich überhaupt ausgeht.“ Er rutschte unruhig auf dem Sofa herum und konnte es kaum noch erwarten, seine Geschenke aufzumachen. Immerhin hatte er sich für dieses Jahr gar nichts gewunschen. Zumindest nicht, dass er sich erinnern würde und damit war es eine totale Überraschung, was es wohl diesmal sein würde. „Werd ich machen! Ich wünsch dir noch einen schönen Tag, mein Schatz. Und sei nicht traurig. Yamato wird sich schon noch erinnern. Spätestens auf der Party.“ Taichi grinste. Ja, spätestens da würde er es wissen. Und spätestens da, wurde er auf jeden Fall bestraft dafür, dass es ihm nicht früher eingefallen war. „Da hast du Recht. Danke, Mom!“ Seine Mutter lachte leise und hätte jetzt ihrem Sohn am Liebsten durch die Haare gewuschelt. „Keine Ursache. Bis später und passt auf euch auf!“ Frau Yagami konnte es nicht lassen, ihrem nun volljährigen Sohn immer noch darauf hinzuweisen, dass er auch ja Acht gab. Immerhin wusste sie, dass er zeitweise nicht nachdachte und einfach handelte. „Machen wir... Yamato ist ja bei mir! Bis später dann!“ Damit trennte er auch schon die Leitung mit einem Knopfdruck und ein breites Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Die Entdeckungen vor seinem kurzen Schlummer schien er bereits vergessen zu haben... zumindest für den Moment. Er stand wieder auf und ging zu Yamatos Zimmer, aus dem sanfte Gitarrenklänge kamen. Vorsichtig und leise öffnete er die Türe und lehnte sich dann schließlich in den Türrahmen und beobachtete Yamato beim Spielen. Er saß auf dem Bett und hatte die Augen geschlossen, während er seinem Instrument Note für Note entlockte. Irgendwann fielen Taichi schließlich doch die Augen zu und er lauschte nur noch der angenehmen Melodie. Plötzlich brach allerdings das Lied ab und langsam kamen auch die braunen Opale wieder zum Vorschein und erkannten sofort, dass sie von blauen Augen gemustert wurden. „Fertig telefoniert?“, fragte Yamato leise und durchschnitt damit die entstandene Stille. Taichi nickte nur und fragte schließlich leise: „Der Song fertig?“ Yamato blinzelte einen Moment und nickte dann vorsichtig. „Gut, dann sp...“ „Aber...“, unterbrach ihn sofort der blondhaarige Musiker und sah seinen besten Freund an. „Ich spiele ihn dir nicht jetzt vor. Außerdem muss ich noch ein paar Fehler ausbessern.“ Nun war es Taichi, der einen Moment blinzeln musste. „Aha... und wann hast du vor ihn mir vorzuspielen?“ Yamatos Kopf legte sich schief und er zuckte die Schultern. Dann stand er auf und stellte seine Gitarre auf die Seite. „Was wollte deine Mutter von dir?“, fragte er schließlich, um vom Thema abzulenken. Er hatte leider nichts von dem Gespräch zwischen seinem besten Freund und dessen Mutter verstehen können. Taichi kratzte sich leicht verlegen am Kopf und gab ein unsicheres Lachen von sich. „Nichts wichtiges!“, sagte er schließlich leise und drehte sich um, um das Zimmer seines besten Freundes zu verlassen. Dennoch konnte er deutlich die durchbohrenden Blicke von Yamatos blauen Augen spüren. „Nichts wichtiges also... mhm... das glaub ich dir nicht!“ Er ging die paar Schritte auf Taichi zu und legte ihm einen Arm auf die Schulter. „Du verheimlichst mir etwas...“ Taichi drehte sich um und sah ihm fest in die Augen. „Ich verheimliche dir viel. Weil manche Dinge einfach nicht so wichtig sind, dass man sie besprechen muss. Und... ich hab jetzt Lust, Fußballspielen zu gehen.“ Damit drehte er sich um und ging in die Eingangshalle. Ließ Yamato einfach so stehen. „Taichi?“ Yamato war ihm nachgegangen und sah ihn leicht traurig an. Der braunhaarige Wuschelkopf sah abwartend auf. „Tut mir Leid, dir das jetzt sagen zu müssen...“ Er legte wieder eine Hand auf Taichis Schulter. „Glaube mir, ich sage das nur, weil ich dein bester Freund bin und ich denke, dass du es von mir erfahren solltest...“ Taichis Blick wurde skeptisch und misstrauisch. „Du bist einfach nur krank in der Birne... lass dich mal untersuchen!“ Damit drehte sich der junge Musiker auch schon wieder um und ging zurück in sein Zimmer. „Hey...“ Taichi sah ihm nach und versuchte immer noch herauszufinden, was sein bester Freund damit gemeint hatte. Und vor allen Dingen, warum er schon wieder so gemein zu ihm war, auch wenn er behauptete, es nur gut zu meinen. „Was meinst du damit?“ Er stand nun wieder auf der Türschwelle zu Yamatos Zimmer und starrte den Rücken seines besten Freundes an. „Na was wohl? Es ist jetzt fast halb fünf in der Früh und du willst Fußball spielen gehen. Mal abgesehen davon, dass wir den Ball nicht sehen werden, weil es draußen immer noch zappenduster ist, wie hast du dir das vorgestellt?“ Taichi blinzelte. „Na wie wohl? Wir gehen zum Fußballplatz und spielen. Und zu deiner Information... da gibt es ne Flutlichtanlange. Und du kommst doch mit, oder?“ Nun wurde der braunhaarige Fußballfreak nervös. Immerhin wusste er ja, dass Yamato überhaupt nicht gerne Fußball spielte. Außerdem hatte sein bester Freund ja schon vorher bekundet gehabt, dass er keinen Fußball spielen würde. Er hatte es zwar nicht am Plan stehen, aber er hatte nun so wahnsinnige Lust darauf. „Ich weiß nicht...“ Nachdenklich blickten die blauen Augen auf die Kamerabox, die immer noch auf seinem Bett stand. Irgendetwas fehlte. Aber er konnte jetzt nicht genau sagen, was es war. Auf jeden Fall eine Kleinigkeit. „Ähm... ist alles in Ordnung?“, fragte Taichi, der nun irgendwie das Gefühl bekam, dass diese Aussage nicht gerade eine Antwort auf seine Frage gewesen war. Und die Reaktion von Yamato bestätigte das nur. Erschrocken drehte sich der Blondhaarige um und starrte seinen besten Freund einen Moment verwirrt an. Dann lächelte er leicht und schenkte der Box wieder einen nachdenklichen Blick. „Hmm... ich hab das Gefühl, dass etwas fehlt...“ Dann zuckte er allerdings die Schultern und schloss die Box. „Ich bin sicher nur wieder mal ein Bisschen paranoid.“ Er schob sie wieder auf sein Regal über dem Bett und ging an Taichi vorbei. „Komm, lass uns gehen!“ Den Rotschimmer und das Zittern seines besten Freundes, der sich einen Moment ertappt gefühlt hatte, bemerkte er nicht... ...ich beeil mich >.<... Sou... ich will den Freischaltern nicht zuviel aufhalsen. Also bis zum nächsten Kapitel... ich versuch es nun stetiger zu machen ^^*** ~Hochladmuffel~ *wink* Jenchan ^^*** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)