24 Stunden von Exile ================================================================================ 03:30 Uhr --------- „Willst du ein Stück Kuchen?“, fragte Yamato, während er den Tisch abräumte. Taichi saß immer noch beim Tisch und beobachtete jede von Yamatos Bewegungen. „Nein...“ Yamato drehte sich zu seinem besten Freund um. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass der braunhaarige Wuschelkopf noch etwas sagen wollte. Aber Taichi grinste nur. „Hmm... okay...“ Er ging wieder zurück zum Tisch und setzte sich. „Was wollen wir jetzt machen?“ Taichi dachte einen Moment nach. Aber so richtig konnte er sich nicht daran erinnern, was er auf seinen Tagesplan gesetzt hatte. Also zog er das leicht zerknitterte Papier hervor und studierte es noch einmal. Die braunen Augen funkelten, als sie die eigenen Notizen lasen. „Öhm... ja...“ Er faltete den Zettel wieder und steckte ihn zurück in seine Hosentasche. „Such dir was aus!“, sagte schließlich Taichi und stand auf. „Taichi? Was steht da auf dem Zettel?“ Auch Yamato war aufgestanden und blickte nun seinen Freund misstrauisch an. Verlegen fuhr sich der beste Freund durch die braunen Haare und blickte kurz zu Boden bevor er wieder aufblickte mit einem leicht roten Schimmer auf den Wangen. „Nichts Bestimmtes...“ Nun stemmte der blonde Musiker eine Hand in die Hüfte und streckte die Hand aus. „Gib mir mal den Zettel... ich möchte mich selbst davon überzeugen.“ Grinsend schüttelte Taichi den Kopf. „Nie!“ Dann wurden seine Gesichtszüge etwas ernster und er sagte: „Aber es ist sowieso egal, was da drauf steht... weil ich habe gerade den Plan geändert. Jetzt ist Zeit für 'Wir-machen-was-Yamato-will'. Also... was willst du machen?“ Herausfordernd glitzerten die braunen Augen und Yamato seufzte. Er hatte doch keine Ahnung, was man um diese Zeit machen konnte. Eigentlich hätte er ja Lust dazu, einen Song zu schreiben. Nicht, dass er annahm, dass er es hinbekommen würde, aber es war ja schon allein der Versuch nicht möglich, da Taichi anwesend war und der würde sich sicher zu Tode langweilen. „Na komm, sag schon, was du machen willst...“, ermutigte ihn Taichi. Die blauen Augen blickten verlegen zu Boden und er flüsterte leise: „Ich würd gern einen Song schreiben...“ Dann blickte er aber blitzartig wieder auf und fügte etwas lauter und abwehrender hinzu: „Aber für dich ist es sicher langweilig. Also vergiss das wieder... am Besten...“ Taichi lachte und klopfte seinem besten Freund auf die Schultern, der ihn erschrocken anstarrte. „Okay... du kannst einen Song schreiben. Aber nur, wenn du ihn mir auch vorsingst, sobald er fertig ist, einverstanden?“ Die blauen Augen bekamen einen gequälten Glanz. „Aber ich weiß doch noch nicht einmal, ob ich überhaupt einen hinbekomme... außerdem hat mich dabei noch nie jemand beobachtet.“ Immer noch einen Arm um die Schultern von Yamato führte Taichi seinen besten Freund in dessen Zimmer und drückte ihn in den Schreibtischstuhl. „Irgendwann ist immer das erste Mal. Wenn du dich besser fühlst, werde ich mich in der Zwischenzeit still beschäftigen und dir nicht über die Schultern schauen, einverstanden?“ Yamato seufzte und erkannte, dass er eigentlich wieder einmal gar keine Chance hatte. „Ich versuch’s...“, resignierte er und rutschte mit dem Stuhl näher an seinen Schreibtisch. Er nahm ein weißes leeres Blatt zur Hand, sowie einen Kugelschreiber. Dann schloss er seine Augen und versuchte eine Melodie oder einen Text in den Sinn bekommen. Oder wenigstens irgendeine Art von inspirierenden Bildern. Doch er musste ständig daran denken, dass Taichi im Raum war und ihn beobachtete. Er konnte sich einfach nicht so wirklich fallen lassen. Schließlich drehte er sich zu seinem besten Freund um und sagte: „Ich kann das nicht... nicht wenn ich weiß, dass du hier bist... es tut mir Leid.“ Der Kopf wurde gesenkt und das Teppichmuster besonders intensiv studiert, während sich im Raum eine fast unangenehme Stille senkte. Einen Moment sah Taichi die Box mit dem Kamerazubehör an und dann wieder zu seinem besten Freund. Leise öffnete er die Box und holte den anderen Memorystick heraus und schloss sie auch gleich darauf wieder. Dann stand er auf. „Also... dann werd ich halt einfach ins Wohnzimmer gehen und ein Wenig fernsehen. Dann seh und hör ich dich nicht mehr und du kannst dich in Ruhe konzentrieren, nicht wahr?“, sagte Taichi leise und ging Richtung Türe. Yamato sah wieder auf und als sein bester Freund an ihm vorbeiging, hielt er ihn am Arm noch einmal zurück. Etwas erschrocken sahen ihn die braunen Augen an, da man doch soetwas wie ein schlechtes Gewissen hatte und die Hand schloss sich fast automatisch etwas fester um die Memorycard der Digitalkamera. „Danke... dafür hast du was gut bei mir...“ Daraufhin grinste Taichi. „Ich nehm dich beim Wort...“ Dann verließ er auch schon das Zimmer und schloss hinter sich die Türe. Einen Moment atmete er tief durch und dann wurde sein Grinsen von eben noch breiter. Also selbst wenn Yamato es herausfinden würde und dann sicherlich an die Decke gehen würde, da er es mehr als alles andere hasste, wenn man in seinen privaten Dingen herumschnüffelte, so konnte man ihn nun mit seinen eigenen Worten festnageln. Manchmal hatte Taichi das Gefühl, dass es ihm Yamato viel zu leicht machte. Immerhin hatte er bisher alles von seinem besten Freund bekommen, was er gewollt hatte, ohne dass er viel diskutieren und argumentieren musste. Er ging knapp an der Küche vorbei und schnappte sich die Digitalkamera, die er zuvor dort abgestellt hatte. Damit verzog er sich ins Wohnzimmer und tauschte auch schon die Karten aus. Es würde sicherlich interessant sein, was auf der Karte zu sehen war, denn Yamato hatte äußerst nervös und abweisend gewirkt. Also war es mit Sicherheit etwas, dass dem blondhaarigen Jungen peinlich war. Einmal wurde tief durchgeatmet und versucht diese innere Aufregung ein Wenig einzudämmen. Er zitterte schon, weil er sich so aufgekratzt und hibbelig fühlte. Und auch das stupide Grinsen wollte einfach nicht aus seinem Gesicht verschwinden. Wie ein Kind, das sich auf die Geschenke vom Weihnachtsmann freute. „Na dann... auf geht's...“, flüsterte er leise und schaltete die Kamera an. Er dachte nicht einmal mehr daran, dass er den Fernseher aufdrehen sollte, um Yamato zu zeigen, dass er nicht an der Türe lauschen würde. Viel zu neugierig war man auf die Bilder, die einem erwarteten. Der Screen erhellte sich und Taichi stellte die Funktion der Fotoansicht ein. Sofort wurde das erste Bild der Kamera geladen und die braunen Augen weiteten sich, blinzelten einen Moment und versuchten auch wirklich alles zu erfassen, was man nun zu sehen bekam. Das Bild war ein meisterhafter Schnappschuss, das musste er sich selbst eingestehen. Aber er wusste absolut nicht, wann es geschossen wurde und vor allen Dingen konnte er sich nicht vorstellen, dass es Yamato geschossen hatte. Er drückte auf einen Knopf und das nächste Bild erschien, das so ziemlich derselben Natur war, nur dass man nun einen anderen Blickwinkel hatte. Kein Wunder, dass es Yamato peinlich war und er sich darüber nicht äußern wollte. Er selbst wäre in so einer Situation sicher in Erklärungsnot gekommen. Aber was bedeutete es, dass Yamato diese Bilder hatte? Und hatte er sie wirklich selbst geschossen? Mal abgesehen davon, war die ganze Sache doch recht eigenartig in seinen Augen. Denn er hatte nie ein Anzeichen gesehen, dass sein bester Freund auf soetwas stand. Dass dessen Gedanken in diese Richtung gingen. Aber mitunter missinterpretierte er es auch einfach. Vielleicht war an der Sache gar nichts Besonderes dran. Vielleicht waren die Bilder gar nicht für ihn, sondern er bewahrte sie nur für jemand anderen auf. Wieder wurde das nächste Bild hineingeladen und diesmal kiekste Taichi erschrocken auf und warf herzklopfend und erschrocken die Kamera neben sich auf die Couch und sprang selbst auf, um einen etwas größeren Abstand von dieser zu gewinnen. DAS konnte Yamato definitiv nicht geschossen haben. Woher kamen diese Bilder? Gott, das war ja nun nicht mehr nur für Yamato peinlich, sondern auch für sich selbst wirklich keine angenehme Situation mehr. Irritiert wurde die Kamera angestarrt, die ihn auszulachen schien. Ihm zu sagen schien, dass er selbst schuld war. Wieso war er auch so neugierig? Er hätte es doch einfach lassen können auch. Aber nein, er musste ja unbedingt seine Neugierde befriedigen. Aber wer hätte auch ahnen können, dass es soetwas war? Und dann auch noch so gestochen scharfe Bilder, die keine Zweifel zuließen, dass man richtig sah. Dass man jedes Detail erfassen konnte. „Warum ich?“, flüsterte er leise und sein Gehirn ratterte. Heute war sein Geburtstag und er hatte sich für heute vorgenommen, den wirklich wahren Grund herauszufinden, weswegen sich Yamato bei ihm nicht mehr blicken ließ. War es deswegen? Was hatte Yamato überhaupt davon, solche Bilder bei sich zu haben? Immer mehr Fragen tauchten auf, auf die er keine Antwort wusste. Ihm noch nicht einmal ein Ansatz einer Antwort einfallen wollte. Aber er wusste, wenn ihn Yamato jetzt erwischen würde, dann konnte er den heutigen Tag vergessen. Vielleicht fand er später noch heraus, was es damit auf sich hatte. Vielleicht war es wirklich ein Teil des Grundes, weswegen Yamato ihn ganze zwei Monate ignoriert hat. Mit einem Mal wurde hektisch nach der Kamera gegriffen und diese abgeschaltet. Der Memorystick wurde herausgenommen und verschwand in seiner Hosentasche. Yamato würde es mitunter gar nicht auffallen, dass er nicht mehr da war. Und selbst wenn, konnte sich Taichi nicht vorstellen, dass sein bester Freund ihn darauf ansprechen würde. Nicht, nachdem er wusste, was darauf gespeichert war. Schnell wurde noch der andere Stick wieder in die Kamera geschoben und sie schließlich auf den kleinen Wohnzimmertisch gestellt. Dann nahm man die Zeitschrift und beschloss diese durchzublättern. Auch wenn man wusste, dass man sich sicherlich auf keinen dieser Artikel konzentrieren können würde, da die Gedanken weiterhin unablässig ihre Kreise in seinem Gehirn zogen. Antworten zu etwas suchten, was er noch nicht einmal annähernd begriffen hatte. Und ihm blieb nun hoffentlich genug Zeit, diese Gedanken in den Hintergrund zu drängen. Immerhin wollte man den Tag heute noch genießen und Yamato war sowieso von Grund auf eine misstrauische Person. Er hoffte und betete inständig, dass er es schaffen würde, Yamato hinters Licht zu führen. Dass sein Freund nicht herausfinden würde, was er nun alles wusste. Taichi atmete tief durch und legte sich längs auf das Sofa. Die aufgeschlagene Zeitschrift mit dem blonden Musiker als Titelbild landete auf seinem Gesicht und er flüsterte noch einmal gequält: „Warum ausgerechnet ich?“ Dann driftete er langsam ab und schlief schließlich auf Yamatos Wohnzimmercouch ein. ...on to the next chapter... Sry, dass ich so langsam im Posten bin. Dafür gibts auch gleich ein weiteres Kapitel. Und die nächsten Tage dann vielleicht gleich nochmal welche. Grüßchen Jenchan >.< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)