24 Stunden von Exile ================================================================================ 03:00 Uhr --------- 03:00 Uhr ~~~~~~~~ „Taichi... weinst du?“ Fassungslos und doch auch total traurig blickten die blauen Augen seinen besten Freund an. Er hatte doch nicht ahnen können, dass seine Worte einen derart harten Effekt erzielen würden. Er hatte sich nur seinen Gedanken Luft gemacht. Aber jetzt, wo er seinen besten Freund so sehen musste, tat es ihm doch schrecklich Leid, dass er sich nicht wenigstens ein Bisschen zurückgehalten hatte. „Ich... es...“ „Was willst du eigentlich? Ich habe mich echt bemüht, Dinge zu finden, die uns beide Freude machen und es hat doch bisher gut funktioniert. Wieso hast du nicht einfach gesagt, dass du es nicht machen magst? Nie stellst du dich auf die Beine... du gibst immer nach... und dann beschwerst du dich im Nachhinein auch noch darüber. Ich hab sogar versucht, dir beim Backen zu helfen. Was kann ich denn dafür, dass ich zu Blöd dazu bin? Das ist doch wirklich nicht meine Schuld... und würde dir genauso viel an dieser Freundschaft liegen wie mir, wärst du ohnehin schon draufgekommen, was ich dir nicht gesagt hab. Hey, sogar dein Vater konnte sich erinnern... Du bist echt das Letzte...“ Dass die ganze Ansprache mehr traurig als wütend klang und man auch eine eher weinerliche Stimme gehabt hatte, wurde dezent ignoriert. Irgendwie taten die Worte seines besten Freundes so unheimlich weh. Wieso wollte er denn nicht bei ihm sein? War er wirklich so schrecklich? „Ich geh jetzt nach Hause... offensichtlich hast du ja keinen Bock dazu, mit mir den Tag zu verbringen...“ Nur langsam wurden die Daten verarbeitet, die ihm an den Kopf geschmissen wurden. So einen Streit hatten sie noch nie gehabt. Sie hatten sich oft geprügelt und angeschrien, aber so wie jetzt war es nie. Und eigentlich hätte er auch gut darauf verzichten können, so etwas zu erleben. Die blauen Augen starrten seinem besten Freund hinterher. Wenn er nun nichts unternehmen würde, dann würde er einfach verschwinden. Und was hätte das dann für Konsequenzen? Wahrscheinlich, dass ihre Freundschaft zerstört war oder zumindest schwer angeknackst. „Taichi, warte!“ Sofort sprang Yamato auf. Das Letzte, was er damit erreichen wollte, war seinen besten Freund zu verlieren. Gut, er war nicht wirklich ein guter Freund, aber dennoch lag ihm ihre Freundschaft am Herzen. Immerhin hatte ihm der braunhaarige Wuschelkopf schon so oft geholfen. Und nun war es wohl an der Zeit, dass er etwas davon zurück gab. „Was willst du denn noch?“ Die Worte waren nur geflüstert, während man die Hand bereits schon an der Türklinke hatte und eigentlich so schnell wie möglich flüchten wollte. Der Kopf war traurig zu Boden gesenkt. Was hatte man getan, dass es verdient hätte, so miserabel von seinem besten Freund behandelt zu werden? „Taichi... es tut mir Leid! Ich wollte dich nicht so verletzen... Lass uns etwas essen. Es wird kalt und immerhin koche ich dieses Gericht ja nur für dich. Weil es dir so gut schmeckt und es wäre schade, wenn... wenn du es jetzt nicht wenigstens probierst.“ Auch die blauen Augen wanderten zu Boden. Entschuldigen war nie so sein Ding gewesen. Was wohl auch Schuld daran war, dass er nun so wenige Freunde hatte. Aber um diese Freundschaft hier wollte er um alles in der Welt kämpfen. Zumal Taichi gewirkt hatte, dass es ihm eine Menge bedeuten würde. „Ich hab eigentlich keinen Hunger mehr...“ Der Entschuldigung wollte man nicht so recht glauben, schon allein, weil es eher selten vorkam, solche Worte von dem blondhaarigen Sänger zu hören. Meistens drehte er die Sache so um, dass man selbst ein schlechtes Gewissen bekam und sich bei ihm entschuldigte. Insofern wirkte für Taichi die ganze Situation eher seltsam. „Das glaub ich dir nicht, Taichi! Du hast noch nie dein Lieblingsessen sausen lassen. Nicht einmal als du Grippe hattest. Da bist du doch auch den ganzen Weg hierher gewankt, nur weil wir es uns schon ausgemacht hatten. Und deine Mutter war ziemlich sauer auf dich, weil du dich einfach weggeschlichen hast. Kannst du dich noch erinnern?“ Taichis Mundwinkel umspielte ein Lächeln. Ja, er wusste genau, wovon der blondhaarige Musiker sprach. Aber er hätte nie gedacht, dass er sich an so ein Detail erinnern konnte. Immerhin hatte er ja auch seinen Geburtstag vergessen und hatte die letzten zwei Monate auch so gewirkt, wie wenn ihm die Freundschaft eigentlich eher weniger bedeutet. „Mich wundert es ja, dass du dich an soetwas erinnern kannst.“ Überrascht wurde eine blonde Augenbraue gehoben. Wieso war es so verwunderlich, dass er sich an soetwas erinnern konnte? Taichi hatte damals ausgesehen, wie das Elend persönlich, aber als er dann sein Lieblingsessen vor der Nase hatte, glitzerten und strahlten seine Augen und es schien so, als würde es die Krankheit einfach so wegfegen. Leider war es nicht so und Yamato konnte seinen besten Freund dann das restliche Wochenende pflegen, da Taichi am Abend schließlich doch zusammen gebrochen war. „Soll das ein Scherz sein? Wie könnte ich vergessen, wie sehr du aufgestrahlt hast, als du das Essen gesehen hast? Immerhin ist das auch ein Grund, warum ich es immer wieder für dich koche. Ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der sich über Essen im Generellen so sehr freut wie du. Und außerdem gibt es ohnehin viel, an das ich mich erinnere. Du spukst doch eh ständig in meinem Kopf herum und ich kann kaum irgendwohin gehen, ohne dass ich nicht irgendetwas entdecke, was mich an dich erinnert. Hab keine Ahnung, wie du das geschafft hast, aber ich müsste echt verrückt sein, wenn ich dich jetzt gehen lassen würde. Ganz ehrlich... es würde uns beiden nicht gut tun... das zumindest ist meine Meinung.“ Das klang wesentlich ehrlicher als der Ausbruch, den er zuvor gehabt hatte. Und er hoffte nur, dass es auch Taichi so empfand. Dieser seufzte und dachte einen Moment nach. Irgendwie musste er seine Laune wieder heben, denn eigentlich hatte er keine Lust, diesen Tag einfach so sausen zu lassen. Nicht, nachdem er alle überreden konnte, zu tun, was er wollte. Er blickte auf und als er Yamato so nervös vor sich stehen sah, bildete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht und das Braun seiner Augen fing herausfordernd an zu lodern. „Okay... wir können essen gehen... aber...“ Yamato sah auf und seine Augenbrauen zogen sich skeptisch zusammen. „Aber was?“ Taichis Grinsen wurde eine Spur fieser und er befeuchtete seine Lippen ehe er sagte: „Aber du musst meine Erinnerungen auffrischen...“ Der blonde Musiker starrte seinen besten Freund verwirrt an. „Wie meinst du das? Was soll das heißen?“ Im Moment stand er wirklich auf der Leitung, aber es war ohnehin selten, dass er der Logik dieses Chaoten folgen konnte. „Das heißt, ich werde mich mit dir nur dann an einen Tisch setzen, wenn du mit mir ein paar Erinnerungen teilst. Mich interessiert nämlich schon, an was du dich alles so erinnern kannst.“ Das Grinsen wurde noch eine Spur breiter, als der leichte Rotschimmer auf den Wangen des jungen Musikers entdeckt wurde. Also hatte er es doch wieder geschafft, seinen besten Freund in Verlegenheit zu bringen. Aber er hatte es nicht deswegen gesagt. Eher, weil es ihn tatsächlich interessierte, was alles im Gedächtnis seines besten Freundes hängen geblieben war. Denn er erinnerte sich auch an die Grippe-Sache, was ansich schon ein Wunder war, nachdem er letztendlich fast vierzig Grad Fieber hatte. Das zumindest hatte Yamato nach dem Wochenende gemeint gehabt. Für ihn war dieses Wochenende irgendwie mit einem leichten Grauschleier bedeckt. „Meinetwegen... Kann sicher nicht schaden, über alte Zeiten zu sprechen...“ Damit drehte er sich um und ging zu dem Tisch, wo immer noch das Essen vor sich hin dampfte. Eine gute Sache hatte es, das sie solange gebraucht haben, bis sie tatsächlich essen konnten. Das Essen war nun definitiv auf eine angenehme Temperatur abgekühlt. Er beobachtete, wie Taichi gegenüber Platz nahm und seine Augen glitzernd das Gericht studierten. Schließlich nahm er sich eine ziemlich große Portion, was Yamato allerdings auch nicht im Geringsten wunderte und verkündete fröhlich: „Itedakimasu!“ Es war faszinierend, wie sehr er seinen besten Freund mit einem Essen glücklich machen konnte. Leicht den Kopf schüttelnd, nahm auch er sich etwas auf seinen Teller und sagte leise: „Guten Appetit!“ Dann begannen sie auch schon zu essen und es kehrte eine Stille ein, die nur durch das Klimpern des Bestecks unterbrochen wurde. Nur einen Moment wurde noch daran gedacht, dass man eigentlich Erinnerungen teilen wollte, aber schnell wurde dieser Gedanke verdrängt. Nicht nur, dass man sich dabei wahrscheinlich eh nur vom Essen ablenken würde, so hatte man ja doch auch noch später dazu Zeit. Immerhin hatte der Tag noch einige Stunden. ...Werbung... So... mal sehen, vielleicht schaff ich es, bald die nächsten Kapiteln hochzuladen --- einfach um den Freischaltern was zu tun zu geben. Aber die liebe Zeit >.< Vielen Dank für alle, die so lange durchhalten und geduldig warten. Ich denke an euch. Gruß Jenchan ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)