24 Stunden von Exile ================================================================================ 00:30 Uhr --------- 00:30 Uhr ~~~~~~~~ Misstrauisch blickten die blauen Augen die weiße Türe an und dann wieder zu den braunen Augen seines besten Freundes, die erwartungsvoll glitzerten. „Was wollen wir hier?“, fragte der blondhaarige Sänger neugierig, wo er doch vor etwas mehr als einer Stunde dieses Ort verlassen hatte. Es war ihm schon auf den Weg hierher aufgefallen, wohin ihn sein bester Freund quasi entführte, aber er wollte es nicht so recht glauben. Taichi kicherte leicht verlegen. „Naja, ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass dein Vater heute Nacht nicht zu Hause ist.“ Wieder wurde die blonde Augenbraue skeptisch nach oben geschoben und dann nachdenklich auf die weiße Türe gestarrt. Als er heute Mittag nach Hause gekommen war von seiner Bandprobe, hatte er seinen Vater getroffen. Er hatte ihm eine gute Nacht gewünscht und grinsend gemeint, dass er heute Nacht arbeiten müsste. Also hatte wohl offensichtlich sein Erziehungsberechtigter etwas von Taichis Plan gewusst. „Du hast meinen Vater eingeweiht?“, wurde jetzte neugierig und doch etwas fassungslos gefragt und Taichi lachte nur. Seine Arme wanderten hinter den Kopf während er sich einmal ordentlich streckte. „Naaa... ich hab ihn nur gebeten, seine Schicht so umzulegen, dass er heute Nacht arbeiten muss.“ Wieder wurde er skeptisch gemustert. „Und er ist darauf eingegangen?“ Taichi nickte und lehnte sich schließlich an die kühle Mauer neben der weißen Tür. „Ich hatte gute Argumente...“ Dann legte sich eine Stille zwischen die Beiden, die mit jeder verstreichenden Sekunde nur unangenehmer wurde. Dennoch rührte Yamato sich nicht, sondern stand nur unschlüssig vor der weißen Tür. Schließlich meinte Taichi dann doch etwas ungeduldig: „Sperrst du endlich mal auf? Ich will nicht den ganzen Tag vor der Tür verbringen...“ Kurz wurde sein bester Freund angesehen und dann misstrauisch gefragt: „Oder hast du etwa den Schlüssel vergessen?“ Yamato schüttelte den Kopf und holte geistesabwesend seinen Wohnungsschlüssel aus seiner Hosentasche. „Siehst du... ich hab ihn.“, sagte er, nur um Taichi zu beweisen, dass er noch nicht so vergesslich war, wie man nun von ihm annahm. „Das ist gut... dann sperr auf!“ Der blonde Sänger seufzte und ließ die Schultern hängen. Wieso wollte sein bester Freund unbedingt hier her? In dieser Wohnung konnte man ja nichts Interessantes machen, mal abgesehen davon, dass er heute nicht zum Saubermachen gekommen war und noch so allerhand Müll herumlag. Dennoch wurde nun der Schlüssel ins Schloss geschoben und zweimal herum gedreht, sodass die Türe mit einem leisen Knarzen aufschwang. Dann lächelte er schwach und fragte leise: „Zufrieden?“ Taichi strahlte. „Absolut!“ Er stieß sich von der Wand ab und schob seinen besten Freund in dessen väterliche Wohnung. Die Schuhe wurden von den Füßen abgestriffen und der junge Sänger weiter ins Innere der Räumlichkeiten geschoben. „Du setzt dich jetzt auf die Couch.“, sagte Taichi und ging selbst in die Küche, um sich ein Glas Wasser zu genehmigen. Als er wiederkam, hatte sein bester Freund tatsächlich Platz genommen. Dennoch... glücklich wirkte er nicht. Eher nervös. Taichi betrachtete den Blondschopf eine Weile und beschloss dann in seinem Plan weiter zu gehen. Yamato würde schon daran gefallen finden. Hoffte er zumindest. Er stellte das Glas entschlossen weg und ging zu Yamato. Ohne ihn auch nur irgendwie um Erlaubnis zu fragen, legte er sich der Länge nach auf das weiche Sofa und bettete seinen Kopf auf den Schoß des jungen Stars. „Was soll das?“, fragte Yamato ziemlich irritiert und auch ein Wenig ärgerlich. Immerhin konnte man sich erinnern, dass man heute, als man sich im Spiegel begutachtet hatte, noch kein Kissen war. Taichi öffnete ein Auge und grinste Yamato an. „Na was denkst du?“ Der beste Freund wurde durch die blauen Augen eingehend betrachtet. Es war nicht wirklich unangenehm, den braunhaarigen Wuschelkopf auf seinem Schoß liegen zu haben, auch wenn man im Moment nicht so recht wusste, was man mit seinen Händen anfangen sollte. Und es konnte auch nicht im Geringsten nachvollzogen werden, warum diese Aktion gesetzt wurde. Also hoben sich die Schultern kurz und deuteten damit an, dass man dem Plan nicht folgen konnte. Das Grinsen allerdings wurde eine Spur breiter und die Stimme sagte ein Bisschen zu glücklich: „Du singst mir jetzt etwas vor und ich werde mich ein Wenig ausruhen.“ Wieder wanderte eine Augenbraue nach oben. „Wieso soll ich dir etwas vorsingen? Und was vor allen Dingen soll ich dir vorsingen?“ So gut es ging wurden die Schultern gehoben und die braunen Augen verschwanden hinter den Lidern. „Das kannst du dir aussuchen, was du singst. Aus deinem Mund klingt alles irgendwie gut...“ Das war eine Wahrheit, die Taichi für sich schon vor allen Anderen entdeckt hatte. Noch bevor Yamato wirklich berühmt geworden war. „Hmm also gut...“ Auch die blauen Opale versteckten sich nun hinter den Augenlidern und geistesabwesend wurde angefangen, mit den braunen Haaren zu spielen. In Gedanken ging man einige Songtitel durch und entschloss sich dann einfach mal anzufangen. Schon bald wurde der Raum erfüllt von der sanften Stimme des jungen Sängers, wie er Vers für Vers und Strophe für Strophe ein Lied abarbeitete. Dabei seine Finger immer mehr in dem braunen Gewirr von Taichis Haaren vergrub. Die andere Hand hatte sich sanft auf den Brustkorb des braungebrannten Jungen gelegt und registrierte das regelmäßige Pochen des Herzens. All das wurde von dem nun schon fast Schlafenden registriert, während den gesungenen Worten des besten Freundes gelauscht wurde. Man hatte zwar zuvor schon ausgiebig geschlafen, nur um auch wirklich die ganzen vierundzwanzig Stunden durchzuhalten, aber es tat dennoch gut, sich noch ein Wenig zu entspannen. Und immerhin hatten sie ja doch noch ziemlich viel Zeit über. Genauso sanft, wie die Stimme eingesetzt hatte, verklangen nun die letzten Töne und es senkte sich eine beruhigende Stille herab. Die blauen Augen kamen langsam wieder zum Vorschein und betrachteten die Gestalt, die nun auf ihm zu schlafen schien. Man war nun doch froh, dass es der beste Freund war, den man insgeheim doch mehr vermisst hatte, als man es sich selbst eingestehen wollte. Er hatte zwar eine Menge Arbeit, aber es war nie soviel gewesen, dass er nicht hätte ein paar Stunden abzweigen können. Aber irgendetwas hatte ihn immer aufgehalten, genau das zu tun. Stattdessen war er des Öfteren stundenlang in seinem Zimmer Auf und Ab gelaufen, auf der Suche nach der geeigneten Inspiration für einen neuen Song. „Taichi?“ Ein gemurmeltes Hm zeigte dem blondhaarigen Sänger, dass sein bester Freund doch noch nicht im Land der Träume zu sein schien. Ein sanftes Lächeln bildete sich auf dem fast weißen Gesicht, das selbst wenn man noch so lange in der Sonne verweilte, irgendwie nie Farbe bekommen wollte. „Mit welcher Begründung hast du eigentlich gewonnen?“ Die Worte waren nur ganz leise geflüstert, in dem Versuch auch ja nichts von der angenehmen Atmosphäre zu zerstören. „Du kannst die Bewerbung gerne lesen...“ Eine kleine Pause wurde eingelegt und schließlich öffneten sich die braunen Augen wieder und funkelten fröhlich die blauen Augen über ihnen an. „Morgen!“ Das entlockte nun sogar Yamato ein weitaus fröhlicheres Lächeln und er gab seinem besten Freund eine ganz leichte Kopfnuss. Eigentlich war es mehr ein sanftes Andocken an dessen Stirn, die sich kurz in Falten legte. Gleich darauf wurden die relativ langen und feingliedrigen Finger auch schon wieder in dem seidig weichen Braun vergraben, das sich sanft zwischen die Finger drängte und leicht den Handrücken kitzelte, während die kraulende Bewegung dem braunhaarigen Jungen immer wieder ein leises Seufzen entlockten. „Was hast du eigentlich in den zwei Monaten so alles gemacht?“ Wenn man schon hier sitzen musste, konnte man auch genauso gut, alles versuchen aufzuholen, was man in der letzten Zeit von seinem besten Freund verpasst hatte. „Ich habe viel Fußball gespielt...“ Taichi genoss sichtlich die zärtliche Behandlung und auch das leise Lachen von Yamato klang wie Musik in seinen Ohren. Das Lachen hatte er wohl am Meisten an seinem besten Freund vermisst. „Hast du eigentlich noch etwas Anderes im Kopf außer Fußball? Sollte das übrigens auf deinem Plan stehen, dann kannst du das gleich streichen.“ Taichi grinste. Er hatte tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, ein Fußballmatch in die Tagesplanung einfließen zu lassen. Aber er hatte es dann doch aus einigen Gründen weggelassen. „Du kannst dich glücklich schätzen. Das habe ich tatsächlich weggelassen. Ich weiß ja, dass du eine Niete im Ballspielen bist.“ Yamato lachte, als er augenblicklich daran erinnert wurde, wie das letzte Ballspiel zwischen ihnen ausgegangen war. Sein bester Freund war in der Notaufnahme gelandet, wegen einer ziemlich heftigen Platzwunde. Wobei der blonde Sänger immer noch alle Schuld von sich wies, denn immerhin hatte er Taichi gewarnt, dass er diese Sportarten nicht konnte. Und er hatte deutlich darauf hingewiesen, dass er eine Gefahr darstellte. „Wieso hast du dich eigentlich wirklich nie gemeldet?“ Yamato wurde aus seinen Erinnerungen aufgeschreckt und er blickte einen Moment traurig in die braunen Augen. Dann lächelte er schief und blickte auf die Seite. „Ich weiß es nicht genau. Ich hatte in letzter Zeit ziemlich viel Stress. Vielleicht lag es daran. Oder daran, dass... ich mich einfach nicht danach gefühlt habe, dir unter die Augen treten zu können. Ich hätte dir bestimmt die gute Laune verdorben, so mies, wie ich die letzten zwei Monate drauf war.“ Ein leichter Rotschimmer kroch ihm in die Wangen. Er hatte nun wirklich versucht, so ehrlich wie möglich zu Taichi zu sein und irgendwie hatte er Angst davor, wie sein braunhaariger Freund nun reagieren würde. Der richtete sich plötzlich auf und streckte sich und gähnte herzhaft. Dann sprang er auf die Beine und strahlte seinen blondhaarigen Kumpel an. „Manchmal bist du schon komisch. Aber ich bin froh, dass du immer noch mein bester Freund bist. Und jetzt gehen wir deine Sachen packen.“ „Bitte was? Welche Sachen?“ Doch Taichi hörte nicht und spazierte stattdessen einfach in das Zimmer des blonden Sängers. „Hey... was hast du vor?“, lief ihm Yamato sofort nach, dem es gar nicht gefiel, dass des braunhaarige Wuschelkopf nun drauf und dran war, sein Zimmer zu durchwühlen, dessen Aufräumaktion dann garantiert wieder an ihm hängen blieb. Taichi grinste. „Na, ich hab keine Lust immer wieder hierher zurückzukehren. Soviel Zeit haben wir nun auch wieder nicht. Also müssen wir gleich alles mitnehmen, was wir brauchen.“ Yamato seufzte. „Na schön. Du sagst mir, was ich mitnehmen soll und ich packe.“ Dann ging er auch schon an seinen Schrank und holte einen Rucksack und eine Sporttasche hervor. Er hielt beides hoch und fragt: „Den oder die hier?“ Taichi betrachtete beide Möglichkeiten und sagte dann: „Rucksack reicht. Immerhin will ich ja nicht, dass du dich zum Krüppel schleppst.“ Dann ging er im Kopf auch schon durch, was er seinem besten Freund alles einpacken ließ, wobei seine braunen Augen jedes Detail und jede Veränderung, sofern es welche gab, in diesem Raum registrierten und speicherten... ...bald gehts weiter... @miro-sama: Danke für den Kommi. Ich hoffe, ich komm etwas öfter dazu, die Kapiteln hochzuladen. Hoffe, dir hat dieses Kapitel auch gefallen ^^* Bis denne Jenchan Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)