The quest for the mandrake von myrys84 ================================================================================ Kapitel 14: Kapitel 13 - Übers Meer ----------------------------------- Kapitel 13 Übers Meer Rean fügte sich sofort mühelos in die Gruppe von Elfen ein. Er war zwar klein und zierlich und nicht wirklich für harte Arbeit gemacht, dennoch schwang er den Besen, half in der Kombüse und tat auch sonst alles, was von ihm verlangt wurde. Doch die Elfen hatten ohnehin nicht vor, ihn allzu hart arbeiten zu lassen, obwohl er das Pensum von zweien erledigen musste. Denn Tharas litt unerwarteter Weise unter der Seekrankheit. Sobald sich das Schiff auch nur ein wenig quer legte, begannen seine Innereien zu rumoren und er konnte nichts mehr bei sich behalten. "Du musst was essen“, bettelte Rean. "Wenn du nichts isst, wirst du noch krank." "Danke, kein Bedarf. Krank bin ich schon und es würde ja sowieso nicht drin bleiben“, antwortete Tharas mit kratziger Stimme und schaute gequält zu ihm auf. Wenn seine Haut sonst schon blass war, so wirkte er jetzt fast durchsichtig und unter seinen Augen waren dunkle Ringe. "Aber wenigstens trinken musst du. Du trocknest sonst aus. Bitte, Tharas. Versuch es doch wenigstens." "Muss ja wohl…", murmelte er und nahm den Becher, den Rean ihm reichte. "Zum Wohl“, sagte er, setzte den Becher an die trockenen Lippen und trank. Es war nur einfaches Wasser, doch für seine Kehle war schon das eine Tortur. "Weißt du was? Ich frag den Koch, ob er eine Suppe kochen kann. Die kannst du trinken“, schlug Rean mit besorgter Miene vor. "Ist gut“, nuschelte Tharas. Als das Schiff kurz auf einer Welle schwankte, drehte er sich ruckartig zu Seite, schnappte sich den Eimer, den Rean ihm schon vor zwei Tagen gebracht hatte und übergab sich. "Danke“, stöhnte er, als Rean ihm ein Tuch reichte. "Siehst du, es bleibt nichts drin. Ich glaube, diese Reise überlebe ich nicht." "So ein Blödsinn. Natürlich überlebst du. Jetzt sei mal kein solcher Jammerlappen, Tharas von Arc“, sagte Soley, die mit Rean gekommen war. Sie hielt sich meistens in Reans oder Yaros Nähe auf. Bevor sie mit an Bord gekommen war hatte ihr Yaros eingeschärft, sich besser im Hintergrund zu halten, denn es herrsche der Aberglaube, dass eine Frau an Bord Unglück bringe. Deshalb solle sie lieber in der Nähe ihrer Freunde bleiben und so wenig wie möglich mit der Mannschaft in Kontakt kommen. Sie wusste, dass er Recht hatte und hielt sich daran, obwohl sie dem Steuermann der "Einhorn" nicht wirklich über den Weg traute. Er war ihr schlicht und ergreifend zu menschenähnlich. "So liebreizend wie eh und je. Geh doch und nerv Yaros, aber bitte nicht mich, ja?", sagte Tharas missgelaunt und umklammerte den Eimer etwas fester als ein erneutes Schaukeln das Schiff durchlief. Doch diesmal kam nichts. "Entschuldige. Ich mach mir doch nur Sorgen um dich“, antwortete die Fee und ihre Stimme klang wirklich besorgt. "Versuchs noch mal mit dem Trinken, bitte“, bat Rean. Tharas wusste, dass er Recht hatte und machte erneut ein paar kleine Schlucke. "Die Mannschaft macht sich bereits lustig über dich“, informierte ihn Soley. "Das hab ich von Yaros. Sie sagen, dass es eine Schande ist, dass der Sohn des schwarzen Magiers sich so von ein paar Wellen unterkriegen lässt." Es klopfte an der Tür und kurz darauf trat Yaros ein. "Wie geht's dem Patienten?", fragte er gut gelaunt. "Übel, danke der Nachfrage“, antwortete Tharas. "Na, solange du solche Antworten geben kannst, kann es gar nicht so schlimm sein“, meinte der Elf und bückte sich zu ihm. Er legte ihm eine Hand auf die Stirn und fühlte seine Temperatur. "Wenigstens hast du kein Fieber“, stellte er fest. "Aber du musst dringend trinken, glaub mir. Im Übrigen glaube ich, dass es dir gut täte, etwas an die frische Luft zu gehen." "An die frische Luft? Damit ich die Wellen kommen sehe von denen mir schlecht wird, oder was?" "Es hilft wirklich. Ob du's glaubst oder nicht. Aber ich kann dich ja schlecht raus tragen. Dazu musst du dich schon selber durchringen." "Ich denk drüber nach. Aber jetzt schlaf ich lieber noch ein bisschen“, erwiderte Tharas, gab Rean den Becher zurück, stellte den Eimer ab und legte sich hin. "Ich schau nachher noch mal rein“, sagte Yaros. "Kommst du mit, Flatterflügel?", fragte er Soley. Diese zuckte die Achseln und folgte ihm schließlich. Rean strich sanft eine Strähne aus Tharas Gesicht. "Kann ich dich alleine lassen?", fragte er. "Sicher. Ich glaube nicht, dass es besonders interessant ist, mir die ganze Zeit beim Übergeben zuzusehen. Geh ruhig“, antwortete der Magier und schloss die Augen. "Ich lass dir den Becher hier“, sagte Rean und erhob sich von Tharas Seite. Die beiden schliefen auf ausgestopften Säcken, doch sie hatten immerhin eine Kabine für sich und mussten nicht in die Mannschaftsquartiere. Yaros hatte das angesichts Reans etwas mädchenhafter Erscheinung für besser gehalten. Tharas hörte das Quietschen der Türangeln als diese geöffnet wurde und dann wie sie ins Schloss fiel. Wieder war er allein. Das Schwanken in seinem Kopf hörte allerdings auch nicht auf nachdem er die Augen geschlossen hatte. Zum wiederholten Male versuchte er, mit seinem Vater Kontakt aufzunehmen, doch es war ihm unmöglich. Anscheinend hatte sich seine Fähigkeit, mit ihm per Gedankenkraft zu kommunizieren, zusammen mit seinen Zauberkräften verabschiedet. Seit drei verdammten Tagen ging das nun schon so. Wie lange würden sie wohl noch brauchen bis sie endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatten? Vielleicht hatte Yaros ja Recht und er sollte tatsächlich einmal nach oben gehen. Später. Rean unterdessen hatte überhaupt keine Schwierigkeiten, sich an die Schwankungen zu gewöhnen. Er schlenderte fröhlich über das Deck und schaute sich um. Yaros und Soley waren am Steuerrad, also steuerte er auf sie zu. "Was glaubst du, wie lange wir noch unterwegs sind?", fragte er. "Wenn alles gut geht, sechs Tage. Aber schau mal da drüben“, antwortete der Elf und deutete nach Norden. Rean verstand sofort, was er meinte. Am Horizont begannen sich schwarze Wolken aufzutürmen. "Es sieht nach einem Sturm aus“, murmelte Yaros. "Wie schlimm wird er?", fragte Rean. "Kann ich nicht sagen. Vielleicht wird es auch nur ein kleines Unwetter. Aber diese Wolken gefallen mir gar nicht. Ich denke, es wäre besser, wir würden die Segel einholen und den Sturm abwarten. Hoffen wir, dass er nicht allzu schlimm wird…" Doch der Sturm wurde schlimm. Er dauerte die ganze Nacht über an. Die Wellen türmten sich meterhoch und warfen das Schiff hin und her wie eine Nussschale. Der Wind trieb sie unbarmherzig von ihrem Kurs ab und Yaros hatte erhebliche Schwierigkeiten, die "Einhorn" unter Kontrolle zu halten. Nachdem sich der Sturm gelegt hatte, zogen sie Bilanz. Es war ein Wunder, dass der Mast nicht abgebrochen war. Die Schäden am Schiff waren nicht weiter schlimm und konnten schnell ausgebessert werden. Drei Mann der Besatzung waren über Bord gegangen und ihre Kameraden gedachten ihrer kurz. Zusammenfassend hatte der Kapitän erklärt, hätten sie es wohl einer göttlichen Fügung zu verdanken, dass das Schiff nicht gesunken war. (Eher einer Autorin, die ihre Charas noch ein wenig länger leben lassen möchte.) Die Planken waren glitschig geworden und Rean schlingerte ein wenig, als er auf Yaros zuging, der dabei war, ihre derzeitige Position zu bestimmen. "Sind wir noch einigermaßen auf Kurs?", fragte er. "Auf Kurs? Das soll wohl ein Witz sein. Wir sind meilenweit vom Kurs entfernt. Der Sturm hat uns nach Süden abgetrieben. Ich schätze, wir brauchen mindestens einen Tag mehr, wenn nicht sogar länger“, antwortete der Elf. Doch Rean spürte die Beunruhigung, die von ihm ausging deutlich. "Da ist doch noch mehr. Nur der Umweg kann es nicht sein“, erkundigte er sich. "Stimmt“, sagte Yaros ernst. "Wir sind zu weit südlich. In diesen Gewässern gibt es Wesen, mit denen es nicht einmal die Magie der Elfen aufnehmen kann. Sie appellieren an die tiefsten, innersten Sehnsüchte und bringen damit den Tod. Weißt du, wovon ich rede?" Rean schüttelte den Kopf. "Sirenen“, antwortete Yaros. "Ich hoffe nur, dass wir keiner von ihnen begegnen, denn wenn uns der Sturm auch nicht umgebracht hat: die können es." Sie korrigierten den Kurs und segelten nach Nordwesten. Yaros Hoffnung sollte sich jedoch nicht bestätigen. Tharas war während des ganzen Sturms im Bauch des Schiffes geblieben zusammen mit Rean und Soley. Er hatte das Gefühl gehabt, das sei sein das Ende der Welt. Auch seine Freunde hatten Angst gehabt, das hatte er ihnen deutlich angesehen, doch keinem der beiden war es so überwältigend schlecht dabei gegangen. Aber wenigstens hatte er sich nicht mehr übergeben, was daran lag, dass in seinem Magen absolut nichts mehr war, das er hätte erbrechen können. Selbst nachdem sich der Sturm gelegt hatte drehte sich sein Kopf noch immer. Rean hatte beschlossen, nach oben zu gehen und sich nach den Schäden und ähnlichem zu erkundigen und war nun schon eine ganze Weile weg. Soley hingegen blieb bei Tharas um ihm wenigstens Beistand zu leisten. "Das wird schon wieder“, sagte sie. "Weißt du, vielleicht solltest du doch einmal versuchen, nach draußen zu gehen. Sieh mal, es ist ein schöner Tag, die Sonne scheint wieder und möchte dir sicher hallo sagen." "Die Sonne… Pf. Die kann mir gestohlen bleiben. Erst mal muss mein Kopf aufhören, sich im Kreis zu drehen“, konterte Tharas und spülte seinen Mund mit Wasser aus, das er mit seinen eigenen Kräutern versetzt hatte, um den fiesen Geschmack der letzten Tage loszuwerden. Dann stand er vorsichtig auf und ging wankend in der engen Kabine auf und ab. "Also vom ewigen hin- und herlaufen wird's auch nicht besser“, bemerkte die Fee und schüttelte den Kopf. "Aber mein Kopf wird frei davon. Also gut. Gehen wir kurz raus“, meinte Tharas und wankte nun nicht mehr ganz so unkontrolliert zur Tür. Als er sie öffnete traf ihn fast der Schlag. Ein furchtbarer, schriller Ton lag in der Luft. Auch Soley verzog angewidert das Gesicht. "Was ist das?", fragte sie gegen den Lärm anrufend. "Weiß ich nicht. Komm, wir finden es raus!", rief Tharas zurück und stieg nach oben an Deck. Dort angekommen traute er seinen Augen nicht. Die Mannschaft hing kollektiv am Bug des Schiffes und versuchte, etwas zu erreichen. Ihre Arme griffen ins Nichts. Einzig Yaros stand an seinem Steuerrad. Sein Blick war leer. Verzweifelt suchten Tharas Augen nach Rean. Da war er! Er stand auf dem unteren Deck und hatte ihnen den Rücken zugewandt. In Tharas Gedanken begann es zu arbeiten. Er hatte von so etwas gehört. Vor langer Zeit im Unterricht seines Vaters. "Merk dir eins, mein Sohn, " hatte er gesagt, "nichts ist so gefährlich auf See wie die Sirenen. Mit ihrem "Gesang", so nennen sie ihr Gekreische, locken sie die Seefahrer an und bringen sie dazu, ihre Schiffe auf Riffe und gegen Klippen zu lenken. Nur wahre Liebe, die Erfüllung der Sehnsüchte, die sie wecken und heftige Störgeräusche helfen gegen ihren Zauber. Besser, du fährst nie zur See. Merk dir das!" "Sirenen…", murmelte Tharas und sah sofort die Gruppe spitzer Felsen, auf welche das Schiff zusteuerte. "Was hast du gesagt?", fragte Soley. "Es sind Sirenen. Böse Wasserdämonen, die auf den Meeren ihr Unwesen treiben. Wir müssen verhindern, dass sie Yaros dazu bringen, das Schiff zwischen die Felsen da zu lenken." "Und wie? Und wieso sind wir nicht betroffen?" "Warum? Ich habe meine wahre Liebe gefunden und die ist ein Mann. Sirenen sind alle weiblich. Du bist auch eine Frau und wirst somit von ihnen nicht angesprochen. Deshalb musst du mir helfen." "Wie?" "Du kannst dich doch groß machen, oder? Jede Fee kann das." "Natürlich. Aber was…" "Tu es. Jetzt, Soley“, fuhr Tharas sie an. "Ist ja gut." Soley streckte sich. Dann drehte sie eine Pirouette und wurde während der Drehung immer größer. Schließlich reichte sie Tharas etwa bis zu Brust. "Und jetzt?", fragte sie. "Geh zu Yaros und küss ihn." "Was? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Den?" Soley war entsetzt. "Soll ich es vielleicht machen?", fragte Tharas ärgerlich. "Nein, nein. Ist ja gut, ich geh ja schon. Und was machst du?" "Ich übernehme die restliche Arbeit. Beeil dich!" So schnell er konnte lief er hinunter zum Unterdeck. Soley lief zu Yaros hinüber und zwängte sich zwischen ihn und das Steuerrad. Sie zappelte nervös herum. "Oh, verdammt, warum ausgerechnet ich und dann noch ihn?", schimpfte sie. Doch dann fasste sie sich ein Herz, stellte sich auf die Zehenspitzen, zog Yaros Kopf zu sich herunter und küsste ihn. Zuerst passierte gar nichts, doch dann spürte sie einen leichten Gegendruck. Irgendwie waren seine Lippen weicher als sie gedacht hätte. Seine Hände lösten sich vom Steuerrad und legten sich um ihre Taille. Seine Zunge leckte vorsichtig über ihre Unterlippe. /Das ist genug./, beschloss sie und löste sich von ihm, wenn auch widerstrebend. Erwartungsvoll blickte sie in Yaros Gesicht. Als sich die türkisfarbenen Augen öffneten war sie sich zuerst nicht sicher, ob es funktioniert hatte, denn sie hatten einen leicht verklärten Ausdruck. Doch dann lächelte er und sagte: "Du bist ja eine richtige Schönheit, Flatterflügel." Er beugte sich zu ihr hinunter um sie erneut zu küssen, doch sie legte ihm zwei Finger auf den Mund und drehte sich um. "Jetzt nicht“, sagte sie ernst. "Wir haben ein Problem. Schau mal nach vorne." Yaros musterte sie zuerst mit merkwürdigem Blick, doch dann sah er in die gleiche Richtung wie sie. Soley trat ein paar Schritte zurück, drehte sie sich um und schaute sich nach ihren Freunden um. Als sie sie erblickte, sagte sie leise: "Oh, Tharas…" Yaros lehnte lässig auf seinem Steuer und fragte: "Sag mal, läuft da was zwischen den beiden?" Erschreckt fuhr Soley herum und rief "Yaros, Vorsicht!" Der Elf stieß einen derben Fluch aus und riss das Steuer herum. Tharas war direkt zu Rean gelaufen. Wenn es jemanden gab, der die gesamte Mannschaft retten konnte, dann ihn. Außerdem… Er hob Reans Gesicht mit beiden Händen an. Seine Augen waren genauso leer wie Yaros. Tharas zögerte nicht lange und küsste ihn sanft. Fast sofort spürte er den vorsichtigen Gegendruck. Im nächsten Moment war die Welt um ihn herum vergessen. Es gab nur noch sie beide. Er beschloss, noch einen Schritt weiter zu gehen. Sanft leckte er über Reans Unterlippe. Die Lippen des Jungen öffneten sich und Tharas glaubte, ein leises Stöhnen zu hören. Der Kuss wurde leidenschaftlicher, fordernder. Zärtlich umspielten sich ihre Zungen und fochten schließlich einen heißen, jedoch sieglosen Kampf miteinander aus. Reans Hände suchten ihren Weg zu Tharas Rücken, wo sie sich verzweifelt an seinem Hemd festhielten. Atemlos ließen sie kurz voneinander und Tharas blickte in Reans Augen, die sich langsam öffneten. In ihnen brannte ein Feuer, das er noch nie zuvor gesehen hatte. Erneut versanken sie in einem leidenschaftlichen Kuss. Yaros riss das Steuer so hart herum, dass Tharas das Gleichgewicht verlor und stürzte. Rean landete unsanft auf ihm und ihm wurde die Luft aus den Lungen gepresst. Umständlich richtete sich der Junge auf und sah ihn mit großen Augen an. "Was ist denn passiert?", fragte er verständnislos. "Die Flöte“, sagte Tharas. "Was?" "Die Flöte, die du von Melean bekommen hast. Wo ist die?", fragte Tharas. "Hier, in meiner Tasche“, antwortete der Junge und zog das Instrument heraus. "Was ist damit?" "Spiel. Unser aller Leben hängt davon ab“, befahl der Zauberer. "Was denn?", fragte Rean, der immer noch nicht verstand, was um ihn herum passierte. "Irgendwas. Was dir gerade einfällt, nur möglichst laut." "Ist gut“, antwortete der junge Prinz und setzte die Flöte an die Lippen. Er spielte das erstbeste Lied, das ihm einfiel. Es schien Wirkung zu zeigen. Das Kreischen der Sirenen wurde lauter und ärgerlicher, doch Rean spielte weiter. Yaros lenkte das Schiff immer weiter von den Sirenenfelsen weg und schließlich kam auch die restliche Mannschaft wieder zu sich. Sie alle blickten sich verwirrt an. Soley kam zu Rean und Tharas gelaufen. Ihr Blick schwankte zwischen Stolz und Besorgnis. "Was ist denn nun passiert?", fragte Rean verwirrt. "Woran kannst du dich erinnern?", stellte Tharas eine Gegenfrage. Rean wusste es nicht genau. Er erinnerte sich, dass er mit Yaros dagestanden hatte und dann zum Unterdeck gegangen war. Dann musste er kurzzeitig eingeschlafen sein, denn er hatte wieder einen dieser Träume gehabt. Diesmal hatte sich der Traum anders angefühlt, irgendwie realer und deshalb noch schöner. Aber das konnte er Tharas doch nicht sagen. Schließlich antwortete er: "Daran, dass ich bei Yaros am Steuerrad gestanden habe." Tharas Miene verfinsterte sich. "Sirenen haben das Schiff angegriffen“, erklärte er in sachlichem Tonfall. Mit deiner Flöte haben wir ihren Gesang übertönt und konnten fliehen." "Ach so. Und sonst nichts?", hakte Rean nach. "Nein, sonst nichts“, antwortete Tharas. "Ich glaube, mir wird wieder übel. Ich gehe zurück in die Kabine." Er ging zwischen Rean und Soley hindurch geradewegs zurück zu ihrem Quartier. Dort warf er sich auf seinen Schlafsack und starrte die Wand an. Er konnte sich also nicht erinnern. Für Tharas war es der bis dahin schönste Moment seines Lebens gewesen und er hätte schwören können, dass Rean ihn mit ihm geteilt hatte. Doch anscheinend hatte er sich geirrt. Sein Herz tat weh. /Du hast dir etwas vorgemacht, du Narr. Wieso sonst hätten ihn die Sirenen in ihren Bann ziehen können? Sieh es ein: Er liebt dich nicht./, dachte er. Eine innere Kälte breitete sich in ihm aus und seine Augen wurden feucht. Er hatte keine Ahnung, dass es einfach nur Reans eigene Unsicherheit gegenüber ihm gewesen war, die ihn in Trance hatte fallen lassen. Als Rean kurze Zeit später die Kabine betrat um nach ihm zu sehen stellte er sich schlafend, doch richtigen Schlaf fand er nicht. Später hörte er den Jungen hereinkommen, schloss wieder die Augen, lauschte ihm, wie er zu Bett ging und schließlich den langen, gleichmäßigen Atemzügen, die ihm verrieten, dass Rean eingeschlafen war. Mitternacht war vorbei und die Sterne schienen hell am Firmament. Tharas hielt es in der Enge nicht mehr aus und verließ leise die Kabine. Er ging an Deck und ließ sich den Nachtwind um die Nase wehen. Ihn fröstelte ein wenig, doch er nahm es nicht bewusst wahr. Langsam ging er an der Reling entlang zum Heck. Dort ließ er sich mit einem tiefen Seufzen sinken, zog die Beine an und ließ den Kopf hängen. Der Großteil der Mannschaft war bereits schlafen gegangen also fühlte er sich unbelauscht als er traurig in die Dunkelheit der Nacht murmelte: "War es nicht erst gestern als ich Dich küsste? War es nicht erst gestern als wir uns so nahe waren wie nie zuvor? Wie ein schöner Traum, doch so vergänglich. Ich liebe dich, schon so lange, doch du wirst es nie erfahren. Es wird nie wieder geschehen." "Das war wunderschön“, sagte eine sanfte Stimme vor ihm. Tharas blickte auf und erkannte Soley, die, immer noch in Menschengröße, sanft lächelnd vor ihm stand. "Wie lange stehst du schon da?", fragte er teilnahmslos. "Lange genug um zu hören, dass an dir ein Poet verloren gegangen ist. Glaubst du nicht, du solltest diese Worte demjenigen anvertrauen für den sie gedacht sind und nicht der Dunkelheit?" Tharas seufzte, erhob sich, drehte sich von ihr weg, lehnte sich an die Reling und schaute in die Gischt, die das Schiff hinter sich herzog. Ihm war innerlich kalt und sein Herz war gebrochen. Die Tiefe zog ihn magisch an. "Du siehst aus, als wolltest du rein springen“, sagte Soley und trat ein wenig näher an ihn heran. "Das würde ich auch am liebsten. Es ist ein grässliches Gefühl, zu lieben aber nicht geliebt zu werden“, sagte er unglücklich. "Bist du dir da so sicher?", fragte die Fee. "Er sagte, er könne sich an nichts erinnern. Aber das stimmt nicht. Wir haben kurz voneinander gelassen und da hab ich in seine Augen gesehen. Er war wach und bei vollem Bewusstsein. Weißt du, was er mir damit gesagt hat? Er hat mir gesagt, dass es für ihn nie passiert ist. Er hat es mir erspart, es ihm sagen zu müssen, denn er weiß es selbst, doch er wird es vergessen und nie mehr daran denken." "Oh, Tharas“, flüsterte Soley und legte von hinten ihre weißen, schlanken Arme um ihn. "Es tut mir so Leid." Sie spürte, wie sein Körper zitterte und hörte sein Schluchzen. Rean war aufgestanden als er bemerkt hatte, dass Tharas und Soley verschwunden waren. Er ging an Deck und hielt nach ihnen Ausschau. Da sah er sie eng umschlungen im Mondlicht am Bug stehen. Ein Stachel bohrte sich tief in sein Herz. Seine Träume würden sich nie erfüllen. Tharas liebte also Soley. Ja ja, ich weiß, ich bin schon wieder mega-fies. Bitte tausendfach um Pardon^^ Ist halt einfach gut für die Dramatik. (I love cliffhangers.) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)