The quest for the mandrake von myrys84 ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 2 - Aus der Tiefe ------------------------------------ Möge man mir vergeben, wenn’s bis jetzt langweilig war. Aber ich versichere: Jetzt geht’s erst richtig los. Viel Spaß damit. Kapitel 2 Aus der Tiefe So machten sich die beiden Prinzen einige Tage vor dem Turnier auf den Weg nach Eredrion. Rean war außergewöhnlich schweigsam, was – so vermutete Tharas – größtenteils an seiner Angst vor dem Turnier lag. Selbstbewusstsein war nie Reans Stärke gewesen, vor allem weil er mit zwei besonders fiesen Exemplaren von großen Brüdern aufgewachsen war. Nicht, dass seine Brüder ihren kleinen Nachzügler nicht mochten. Eher war es ihnen unangenehm, dass sie ständig auf ihn hatten aufpassen müssen und sie ihn ständig wegen seiner "Schwäche" aufzogen. Rean wusste jetzt schon, dass er wieder mal verlieren würde. Dann würde er sich wieder monatelang anhören müssen, was er doch für ein Versager war. Je näher sie der Hauptstadt und damit dem Austragungsort kamen, desto stiller wurde er. Doch nicht nur er, wie Tharas feststellte. "Wie ausgestorben.", murmelte er, als sie zum wiederholten Male durch ein scheinbar komplett verlassenes Dorf ritten. "Was hast du gesagt?", fragte Rean, kurzzeitig aus seiner Niedergeschlagenheit aufmerkend. "Ich sagte, dass die Dörfer auf unserem Weg bisher wie ausgestorben waren. Findest du das nicht auch beunruhigend?" "Ach so. Nein, eigentlich nicht.", erklärte Rean. "Das ist so, weil morgen in der Stadt Markt ist. Du weißt ja selbst, dass das Land relativ klein und nicht gerade dicht besiedelt ist. Es gibt viele kleine Bauerndörfer wie das hier. Wenn dann mal was ist, wie z. B. Markt in der Stadt, dann ist das halbe Königreich unterwegs. Und der Rest geht zum Turnier, also kein Grund, sich Sorgen zu machen. Die sehen wir alle in der Stadt." Dann verfiel er wieder in Schweigen. Tharas gab sich mit der Erklärung fürs Erste zufrieden und überließ Rean seinen Gedanken, doch in ihm wuchs eine gewisse Unruhe… Am Nachmittag des nächsten Tages tauchte vor ihnen das Schloss auf. "Und, glücklich, wieder zu Hause zu sein?", fragte Tharas. "Nicht so richtig. Aber wenigstens hab ich diesmal dich dabei. Dann ist die Niederlage nicht allzu schwer zu ertragen.", antwortete Rean und lächelte seinen Freund an. Bei diesem Lächeln machte Tharas Herz einen kleinen Hüpfer, wie jedes Mal, wenn Rean ihn freundlich anblickte. Kurzzeitig war er glücklich, doch je näher sie dem Schloss kamen, desto dunkler wurden seine Gedanken. Ein unheimliches Vibrieren lag in der Luft. Rean schien nichts zu bemerken, Tharas jedoch konnte die Bedrohung fast riechen. Und dann war da noch… Abrupt hielt er sein Pferd an und verharrte reglos. Rean bemerkte die Abwesenheit seines Freundes und kam zu ihm zurück geritten. "Was ist?", fragte er verwirrt. "Hör mal…", forderte Tharas ihn auf. Rean legte den Kopf schräg und lauschte angestrengt. "Ich hör nichts.", sagte er schließlich. "Ich auch nicht.", gab Tharas zurück. "Wenn heute Markttag ist, müssten wir den Lärm längst bis hierher hören. Irgendwas stimmt nicht…" "Du hast Recht. Aber was? Was meinst du, ob was passiert ist?" Reans Miene war besorgt. "Keine Ahnung. Ich schätze, wir werden's erfahren. Komm." Er ritt im Galopp voraus, Rean folgte, und kurze Zeit später hatten sie das Tor erreicht "Wo sind die Wachen?", fragte Rean und schickte sich an, zu rufen, doch Tharas hielt ihn mit einer Handbewegung zurück. "Warte. Ich glaube, wir sollten ab jetzt nicht mehr laut miteinander sprechen. Die Pferde lassen wir hier. Je weniger Aufmerksamkeit wir erregen, desto besser." Damit stieg er ab und Rean folgte seinem Beispiel. "Was hast du vor, Tharas? Du weißt doch was, oder?", fragte er misstrauisch als er sein Pferd neben Tharas' am nächstgelegenen Baum festband. "Sagen wir's so: Ich habe da so eine Ahnung, aber jetzt, pssst." Er legte einen Finger an die Lippen und bedeutete Rean, ihm zu folgen, indem er kurz mit dem Kopf Richtung Tor nickte. Die Straßen schienen wie leer gefegt. Keine Menschenseele war zu sehen. Nicht einmal eine Katze oder ein herumstreunender Hund begegnete ihnen. Auch Vögel waren nicht zu hören. Das einzige was sie hörten war das Geräusch ihrer Schritte. "Unheimlich.", flüsterte Rean. Tharas stimmte ihm mit einem Nicken zu. /Gefällt mir nicht… Gefällt mir gar nicht./, dachte er, während er seinen Blick über die Häuserfronten und in die kleinen Gassen links und rechts von ihnen wandern ließ. Etwas Böses war in dieses Schloss eingedrungen. Ein Wesen der Finsternis, soviel konnte er mit Sicherheit sagen, doch welches, das wusste er nicht so genau. Plötzlich berührte ihn Rean behutsam an der Schulter. "Schau mal da drüben.", flüsterte er ihm ins Ohr. Tharas Blick folgte Reans Fingerzeig und jetzt sah auch er, was der Junge meinte. Im Schatten der Häuser hatte er sie fast nicht gesehen, doch nun bemerkte auch er die flinken Bewegungen entlang der Häuser. Unmengen von Spinnen liefen umher, kreuz und quer und übereinander, aus den Fenstern und Mauerritzen und aus allen sonstigen Öffnungen, die sie finden konnten, jedoch alle vom Zentrum der Stadt weg. "Merkwürdig. Ein für Spinnen untypisches Verhalten. Ich glaube, die sind ein Hinweis.", meinte Rean und Tharas nickte. Langsam aber sicher näherten sie sich dem Marktplatz, an dem alle Straßen des Ortes zusammenliefen. Noch bevor sie ihn erreicht hatten, bemerkten sie eine Silhouette zwischen den Häuserschluchten. Als sie näher kamen bemerkten sie, dass sich dieser Jemand, wer auch immer es sein mochte, anscheinend keinen Millimeter bewegte. Rean fragte sich, ob das wohl an ihrem plötzlichen Auftauchen lag. Tharas war bereits dabei, sich dem Mann, dessen Blick, entgegen Reans Erwartung, von ihnen weg in Richtung Marktplatz ging, vorsichtig zu nähern. "Was ist mit ihm?", fragte Rean leise. Tharas Augen waren schmale Schlitze, als er um den Mann herumging. "Er ist versteinert… Aber wie ist das möglich…?", murmelte er. Rean war an ihm und dem Fremden vorbei gegangen und betrat nun den Marktplatz. Tharas hörte von ihm ein entsetztes Aufstöhnen und er eilte an seine Seite. Das Bild, das sich ihm bot, war grausam. Menschen waren mitten in ihren Bewegungen erstarrt. Einige blickten überrascht, einige erschreckt. Wieder andere waren wie auf der Flucht. Es waren Alte und Junge, Frauen und Kinder und jetzt sah Rean auch die Wachen. Sie standen da mit erhobenen Waffen, doch auch sie waren wie aus Stein. Plötzlich stieß er einen gequälten Laut aus, den man als eine Mischung aus Stöhnen und Wimmern bezeichnen konnte. Er hatte unter den Soldaten seinen Vater und seine Brüder erkannt. Als er auf sie zulief, übersah er das tiefe Loch im Boden, in das er beinahe hineingefallen wäre. Tharas konnte ihn gerade noch festhalten. Wie ein riesiger Schacht war es einfach aus dem Pflaster heraus gebrochen worden, mitten in der Stadt, und reichte tief in die Erde hinein. "Da ist es raus gekommen…", mutmaßte Tharas. "Was ist da raus gekommen? Was ist in der Lage, das alles zu tun?", fragte Rean und ging langsam und vorsichtig um das Loch herum um nicht eventuell einzubrechen. Bei seinem Vater blieb er stehen und berührte sanft dessen Hand. Sie fühlte sich an wie Stein. "Sind sie tot?", fragte er leise und hatte Angst vor der Antwort. Tharas ging an ihm vorbei und betrachtete den König. Er beschattete mit der flachen Hand dessen Augen und ließ dann wieder Licht hineinfluten. Die Pupillen reagierten. "Nein, tot sind sie nicht. Nur verzaubert. Ich glaube, hier im ganzen Schloss gibt es niemanden mehr außer uns beiden, der nicht verzaubert ist." "Das kannst du nicht wissen. Was ist denn mit meiner Mutter? Die ist normalerweise im Schloss. Vielleicht lebt ja dort noch jemand?", schlug Rean vor. "Deine Mutter hat das Schloss verlassen. Sie steht da drüben.", sagte Tharas und deutete auf eine Gruppe von Frauen auf der dem Schloss zugewandten Seite des Platzes. Dort erkannte Rean tatsächlich seine Mutter, umringt von ihren Hofdamen. "Bist du dir ganz sicher?", fragte er zögernd. "Seit wir das Tor passiert haben, habe ich all meine Sinne darauf konzentriert, Lebenszeichen zu finden, doch da ist nichts.", erklärte Tharas und schaute seinen kleinen Freund mitleidig an. "Können wir gar nichts tun?", fragte Rean verzweifelt, doch Tharas war plötzlich wie erstarrt. Lediglich seine Ohren zuckten ein wenig. "Tharas, was…?", fragte er, doch dieser sagte nur: "Lauf!" "Was?" "Lauf! Es kommt! Wir müssen sofort raus hier!" Er packte Rean und zog ihn mit sich. "Schau nicht zurück, was auch immer du hörst.", sagte er und Rean gehorchte. Er war viel zu überrascht, als dass er etwas erwidern konnte. Plötzlich erklang hinter ihnen ein Geräusch wie brechender Stein, ein Zischen erfüllte die Luft, der Boden erzitterte und dann ein erklang ein lautes Platschen, wie etwas sehr schweres das auf den Boden fällt. Tharas war schlagartig bewusst, dass sie es so nicht schaffen würden. Er wusste, es gab einen Zauber, der sie aus dem Schloss heraus bringen konnte, doch hatte er ihn bisher nur bei kurzen Strecken und nur allein angewandt. Egal, er musste es riskieren, wenn er und Rean nicht als Salzsäulen enden wollten. Schnell begann er, die Beschwörung zu murmeln. Rean spürte ein kurzes Ziehen und plötzlich standen sie außerhalb des Schlosses. Noch bevor er etwas sagen konnte, hatte Tharas sich dem Schloss zugewandt und beschwörend die Arme gehoben. Seine Augen waren geschlossen und sein Gesicht hoch konzentriert. Einen Zauber hatte er geschafft, jetzt kam die nächste Herausforderung. Er atmete tief ein und aus und begann mit einer neuen Zauberformel. Aus dem Boden schien sich ein undurchdringlicher Nebel zu erheben, der sich hoch und höher auftürmte und schließlich alles bis zum höchsten Turm hinauf einhüllte. Dann war der Nebel verschwunden und Tharas knickte ein. Er atmete schwer. Rean lief zu ihm und legte ihm stützend einen Arm um die Schultern. "Was war das eben?", fragte er verwirrt. "Kommt … darauf an, … was du meinst.", keuchte Tharas. "Das, was du gerade gemacht hast, das mit dem Nebel." Tharas holte erst einmal tief Luft und als er wieder einigermaßen normal atmen konnte antwortete er: "Ich habe einen Bannkreis um das Schloss gezogen. Da kommt jetzt nichts mehr rein oder raus. Keine unvorsichtigen Menschen, die in Gefahr geraten könnten rein und kein Monster, das Leute in Stein verwandelt raus um in anderen Ländern Ärger zu machen." "Und wenn da drin doch noch jemand ist, der…", begann Rean, doch Tharas unterbrach ihn. "Da ist niemand mehr, glaub mir." "Und was machen wir jetzt?", fragte Rean unglücklich. Mit seiner Selbstbeherrschung war es dahin. Langsam setzte der Schock ein und seine Augen füllten sich mit Tränen. Tharas nahm ihn tröstend in die Arme und sagte leise: "Ich muss mich erst mal ein wenig ausruhen. Dann gehen wir zurück nach Arc. Wenn es Hoffnung auf Rettung gibt, dann weiß das nur mein Vater." Er blickte in Reans tränennasse riesige Augen und wischte ihm sanft eine Träne, die ihm über die Wange lief, weg. "Keine Sorge.", sagte er. "Er weiß Rat." Während er Rean beruhigend übers Haar fuhr, murmelte er: "Ganz bestimmt." Dann nickte er ein. Für einen Zauberer in Ausbildung, wie er einer war, waren zwei hochgradige Zauber kurz nacheinander ziemlich viel gewesen. Und, spannend? Ich hoffe es. Bei Gefallen bitte ich um Hinterlassen eines Kommentars und ggf. Weiterempfehlung an weitere mögliche Interessenten ^___^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)