Erdbeeren und Schlagsahne von abgemeldet
(Mulder, Scully und ein freier Abend.....)
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Es war 21:35 Uhr. Fox Mulder wuselte durch seine Wohnung und räumte auf, so
schnell es ging. Sie konnte jeden Moment die Tür aufschließen und hier sah es
aus wie...na ja, wir wollen uns nicht näher damit befassen, es ist eben Mulders
Wohnung.
Normalerweise war es ordentlicher. Sie sah sich regelmäßig dem Zwang
ausgesetzt, ein bisschen Ordnung zu schaffen, wenn sie hier war und das war in
den letzten Monaten sehr oft vorgekommen. Doch die vergangenen drei Wochen war
sie auf eine Reise geschickt worden. Ein schwieriger Fall war das gewesen und
ihre Kollegen offenbar vollkommen unbrauchbar. So hatte sie es zumindest am
Telefon ausgedrückt. Doch nun war es soweit: Nach einem Tag Jet-Lag auskurieren
und in Ruhe zu Hause ankommen, war sie auf dem Weg zu ihm. Sozusagen eine kleine
„Willkommen-zu-Hause“-Feier. Nur sie beide. Hoffentlich ohne Störungen...
Da ertönte auch schon das vertraute Geräusch des Schlüssels in der Tür und
gerade als er die letzte Kerze anzündete, stand sie im Wohnzimmer.
„Hey, du gibst dir ja richtig Mühe...“, grinste sie.
„Natürlich, hast du anderes erwartet?“
Er ging zu ihr und küsste sie sofort. „Immerhin warst du so lange weg...“,
flüsterte er. Sie lächelte nur und erwiderte seinen Kuss. Es dauerte nicht
lange und sie fanden sich auf dem Sofa wieder, eng verschlungen. Der Wein, der
neben ihnen auf dem Tisch stand, blieb unberührt, was eigentlich schade war,
denn Mulder hatte nicht gerade wenig dafür bezahlt. Langsam fing er an ihre
Bluse auf zuknöpfen, da setzte sie sich auf.
„Sag mal...“
„Hmmm?“ Sie spielte mit seinen Händen und saß auf seinem Bauch, sodass er
sich nicht wirklich bewegen konnte.
„Hast du zufällig...“ Sie zögerte.
„Was denn? Sag’s einfach, bei dir überrascht mich eh nichts mehr...“
„Erdbeeren und Schlagsahne?“
Er sah sie geschockt an. Verwundert über seinen Blick zog sie die Augenbrauen
hoch.
„O Gott, ich wusste, ich wollte noch irgendwas machen!“
„Was, du wolltest welche kaufen? Warum?“
„Bevor du gefahren bist, hast du irgendwann mal eine Andeutung gemacht, die
mich auf genau diese Idee gebracht hat. Das hatte ich heute eigentlich
vor...“
„Und jetzt?“
„Der Supermarkt um die Ecke hat noch zehn Minuten offen, vielleicht schaff
ich’s noch!“
Sie stand auf und er zog schnell seine Schuhe an. „Soll ich...?“
„Du bleibst schön hier sitzen und machst den Wein auf. Ich bin gleich wieder
da.“
„Danke.“ Sie küsste ihn, dann schnappte er sich sein Portmonee und den
Schlüssel und war auch schon verschwunden.
Sobald er zur Tür hinaus war, nahm sie die Flasche in die Hand. Das Etikett
verhieß Gutes, einer ihrer Lieblingsweine.
Sie sah sich auf dem Tisch um: Kein Flaschenöffner. Seufzend machte sie sich
auf die Suche, was einige Zeit dauern konnte, bei Mulders Art aufzuräumen...
Der rannte inzwischen die verlassene Straße entlang. Ein paar Straßenlampen
waren ausgefallen, doch er kannte den Weg. Dieser Supermarkt hatte ihn schon oft
gerettet... Plötzlich sauste etwas Kleines von rechts auf die Straße. Abrupt
blieb er stehen. Sofort griff er zu seinem Halfter, musste allerdings
feststellen, dass er seine Waffe nicht mitgenommen hatte. Auf der Stelle fühlte
er sich wehrloser. , schoss es ihm durch den Kopf.
Er machte einen Schritt auf das Etwas zu. Es knurrte. Dann fing es an zu
kläffen. In einem hohen, widerlichen Ton. Da erkannte Mulder den nervigen
Köter, der in dieser Straße wohnte. Normalerweise war er hinter dem Zaun.
Gefährlich war er hier draußen aber auch nicht mehr als im Garten, bei einer
Höhe von etwa dreißig Zenitmetern. Er ging weiter. Da stürzte die Töle auf
ihn los. Er holte mit dem Fuß aus, warf noch einen kurzen Blick in die
Umgebung, dass ihn auch niemand sah und trat zu. Mit einem leisen Jaulen flog
das Tier einige Meter weit, zurück in seinen Garten. Es landete auf dem Rasen
und blieb unverletzt, aber verwirrt liegen. Bevor es sich gänzlich aufgerichtet
hatte, war das Gartentor bereits geschlossen und Mulder lief weiter. Wütend
bellte es hinter ihm her und sprang hinter dem Tor auf und ab.
21:55 Uhr. Fünf Minuten. Auch Angestellte wollten Feierabend machen... So
beschleunigte er seinen Sprint und bog um die letzte Ecke. Er erwartete ein
buntes Licht, das die Anwesenheit des Supermarktes anzeigte, doch es war dunkel.
„Verdammt!“, fluchte er laut, lief zur Tür und versuchte, drinnen etwas zu
erkennen. Irgendwo ganz hinten brannte noch Licht. Ohne Bedenken klopfte er
lautstark gegen die Scheibe. Laut Uhr hatte er noch vier Minuten, also genug
Zeit, um das zu holen, was er wollte. Tatsächlich schlürfte der Chef des
Ladens heran und öffnete die Tür.
„Ja?“, sagte er langsam.
„Guten Abend, es ist 21:56 Uhr, dürfte ich noch ganz schnell was kaufen?“
„Also eigentlich...“
„Sie kriegen auch Trinkgeld.“
Der Mann stutzte. Mulder wusste, dass er nicht sehr schnell von Begriff war und
wartete. „Okay.“
„Danke, vielen Dank.“ Damit stürmte er an ihm vorbei. Erdbeeren und
Schlagsahne waren relativ schnell gefunden, trotz der erschwerenden Tatsache,
dass das Licht noch immer aus war. Schließlich stand Mulder glücklich an der
Kasse, bezahlte und drückte dem Filialleiter fünf Dollar in die Hand. Noch
bevor der irgendwas erwidern konnte, war Mulder schon aus der Tür.
Erleichtert schlenderte er zurück. Je langsamer er lief, desto mehr Wein würde
sie getrunken haben. Nicht, dass er solche Tricks noch nötig hatte, dazu waren
sie zu lange zusammen, doch schaden würde es nicht...
„Halt!“
Von einem Lidschlag auf den anderen stand plötzlich eine lange Gestalt vor ihm,
einen Arm in seine Richtung ausgestreckt. Er bemühte sich nach Kräften noch
zum Stehen zu kommen, doch trotz seines nicht besonders schnellen Tempos hatte
die regennasse Straße da anscheinend was dagegen. So geschah das
Unvermeidliche: Die beiden stießen zusammen, flogen ein kleines Stück und
landeten auf dem Boden. Mulder passierte dabei wenig, auch Erdbeeren und
Schlagsahne blieben heil, allerdings schien es der Gestalt, die er im Licht der
Laterne als jüngeren Mann identifizierte, weniger gut zu gehen. Er verzog das
Gesicht zu einer Grimasse, was Mulder unwillkürlich grinsen ließ.
„Runter von ihm!“, rief eine zweite Stimme und Mulder wurde hochgezogen.
Sobald er den Körper des Mannes nicht mehr berührte, ließ man ihn wieder
fallen und erst im letzten Moment konnte er verhindern, diesmal wirklich auf der
Straße zu landen. Dann wandte er sich dem Schauspiel vor sich zu. Der zweite
Mann, etwas korpulenter als der erste, trug einen älteren, grauen Anzug,
darüber eine ausgebleichte Jacke und eine merkwürdige, flache Mütze. Er half
dem Anderen, der sich den Hinterkopf hielt, vorsichtig auf die Beine. Dieser
erinnerte Mulder sofort an Sherlock Holmes, allerdings eher an eine billige
Kopie. Hose und Jacke waren einfach nur hässlich hellbraun, sein Mantel hatte
ein fleckiges Grau. Nur die Mütze sah genauso aus, wie man es von einem
Detektiv erwarten würde, weshalb sie auch überhaupt nicht zum Rest des Outfits
passte.
„Alles in Ordnung, Sir?“, fragte der Zweite besorgt.
„Jaja, es geht schon. Ein Indianer kennt keinen Schmerz!“
Wieder musste Mulder grinsen, versuchte aber, seine Belustigung zu verbergen,
während er sprach.
„Was sollte das, bitte? Das ist eine öffentliche Straße, hier darf
man...“
„Ey, willst du misch anmachen odda was?!“, tönte der >Holmes< in perfektem
Türkendialekt, was nur ein Augenrollen Mulders zur Folge hatte.
„Also wenn es Ihnen nichts ausmacht, ich muss weiter.“
„Ey, isch klatsch dir gleisch eine!“
„Lass mich durch, sonst klatscht’s hier gleich zweimal: Einmal klatsch ich
dein Gesicht und dann klatschst du auf den Boden, klar?!“
„Hey, hey, nun mal langsam...“
„Ah, der Herr können auch unsere normale Sprache, ich bin angenehm
überrascht. Kann ich jetzt vorbei?“
„Sie sind auf dem Weg zu Agent Dana Scully, um...na ja, gehen wir nicht näher
darauf ein.“
„Ich wüsste nicht, was Sie das angeht...“, Mulders Ton wurde langsam
aggressiver.
„Wir sollten uns erst mal vorstellen: Mein Name ist Patrick Holmes, das ist
Chuck Watson.“
„Das sind doch nicht Ihre richtigen Nachnamen, oder?“
Er stutzte kurz, schaute verlegen und fing sich wieder.
„Sie sind Agent Fox Mulder, nicht wahr?“
„Ich wüsste auch nicht, was Sie das angeht.“
„Also ja. Ich...Entschuldigung, wir sind Bundesagenten, hier, unsere
Ausweise.“ Stolz hielten sie ihm tatsächlich echte Ausweise vor die Nase,
nahmen sie aber so schnell wieder weg, dass Mulder nicht in der Lage war, ihre
richtigen Namen zu lesen.
, dachte Mulder, dem es langsam zu
bunt wurde. In seiner Wohnung, keine drei Minuten entfernt, saß eine willige
Scully auf dem Sofa, er hatte sogar mal an die Kondome gedacht und hier standen
zwei Hanseln mit offenbar falschen Angeber-Namen und wollten ihn nicht zu ihr
lassen!
„Was, zum Teufel, wollt ihr von mir?!“
„Wir sind hier, um die Schönste aller Schönen, den Engel auf Erden, die
prächtigste Rose von allen, die Intelligenteste aller...“
„Scully?“, unterbrach er Holmes im Schwärmen und brachte ihn damit aus dem
Konzept.
„Äh, was?“
„Dana Scully?“
„Ja, natürlich, wer sonst?!“
„Und was wollt ihr nun mit ihr?“
„Sie beschützen!“
„Vor was?“
„Wohl eher: vor wem!“
„Was der Sir sagen möchte“, schaltete sich Watson ein, „ist, dass wir
hier sind, um Dana Scully vor Ihren gierigen Blicken und Ihren flinken Fingern
zu schützen!“
Mulder war völlig perplex und wusste erst mal nichts zu erwidern.
Was sollte er auf so eine...er wusste nicht, ob es eine Unverschämtheit oder
eine Dummheit war, antworten?
„Tjaha! Triumph, darauf haben Sie nichts zu sagen!“
„Doch und zwar, dass das...VÖLLIGER SCHWACHSINN IST!“, schrie er. Dann
besann er sich, dass es schon nach zehn Uhr war und atmete tief durch, um sich
zu beruhigen. Er wollte dem Kleinen ja nicht gleich die Nase brechen.
„Ist es nicht! Wir haben es doch gesehen, wie Sie mit Ihren Händen... und
dem...“
„Wann gesehen?“
„Na, vorhin, in Ihrer Wohn...ups.“
„Sie beide haben uns beobachtet? Was verdammt nochmal haben Sie mit Scully zu
tun?!“
„Wir sind ihre Partner!“
Mulder lachte. „Was genau haben Sie geraucht?“
Holmes und Watson sahen sich verwirrt an. „Bitte, was?“
„Was haben Sie zu sich genommen, dass Sie solchen Bullshit von sich geben! Ich
bin Scully's Partner und sonst niemand!“
„Warum haben Sie ihr dann nicht bei ihrem letzten Fall geholfen?“
„Ah, jetzt verstehe ich. Sie sind die zwei aus San Francisco, mit denen sie in
den letzten drei Wochen zusammengearbeitet hat.“
„Sie haben es erfasst. Sie konnte auch Einiges von uns lernen...“
„Wohl eher umgekehrt...“, sagte Mulder leise und tatsächlich schienen sie
ihn nicht zu verstehen, „Okay, aber warum sind Sie jetzt hier?“
„Das haben wir doch eben gesagt, um Agent Scully vor Ihnen zu beschützen!“,
antwortete Watson genervt.
Mulder stöhnte fast noch genervter auf. „Okay, wir machen das jetzt so...“
Gespannt sahen ihn die beiden an. Aber er sprach nicht weiter, sondern rannte
los, zwischen ihnen hindurch und in Richtung seiner Wohnung.
„Bleiben Sie stehen oder ich schieße!“
„Das trauen Sie sich ja doch nicht!“, brüllte Mulder zurück und war um die
Ecke.
„Verdammt, er hat auch noch Recht...Los Watson, hinterher!“, rief Holmes und
stürmte los.
In seinem Apartmenthaus angekommen schickte er den Aufzug in den obersten Stock
und lief die Treppen hinauf. So leise wie möglich verschwand er durch die Tür
in das dritte Stockwerk und horchte. Kurze Zeit später hörte er sie lautstark
vorbei laufen. Schnell machte er sich auf zu Apartment 42 und hoffte, dass sie
ihn erst mal nicht finden würden.
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