the secret of my pain von abgemeldet
(JoeyXSeto)
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Kapitel 1: Glaubst du dem ersten Blick?
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So, dass ist meine erste FF mit dem Pairing JxS.
Seid bitte nicht allzu streng, ich hab mir echt Mühe gegeben. Es könnte sein,
dass die Charaktere (vor allem Seto) etwas Ooc geraten sind. Sry schon mal, aber
ich glaube es ist nicht ganz so schlimm und es gibt auch ne Erklärung
dafür(dafür müsst ihr aber die FF lesen). ^^
Die Charas gehörn mir net und ich verdien damit leider, leider auch kein Geld.
Wenn ihr Rechtsschreibfehler findet, könnt ihr euch die ausdrucken, an die Wand
hängen und euch freuen! Ich schenk sie euch, auch wenn ich versucht hab, das
schlimmste zu .vermeiden. ^^’
Ich wünsch euch viel Spaß und... ähm... wollt ich noch was sagen?... Ach ja,
die FF ist auf ca. 20 Kapis angelegt, können aber auch mehr werden. Und ein
Versprechen kann ich euch geben, ALLE KAPIS WERDEN LÄNGER ALS 5000 WÖRTER.
Seid so nett und gebt mir ein Kommi! Thx So und jetzt viel Spaß mit:
The secret of my pain.
“bla bla bla bla”
# Denk denk denk denk#
[mein Geschwafel]
Kapitel 01:
Titel: Glaubst du dem ersten Blick?
Geräuschlos vielen die weißen bauschigen Flocken vom Himmel.
Es war mitten im Februar, doch ein Ende der kalten Pracht schien noch weit
entfernt. Deswegen lag die Großstadt Domino unter einer dicken Decke weißer
Flocken. Die Seen waren zugefroren und in einer sternenklaren Nacht wie dieser
herrschte klirrende Kälte. Man konnte den Mond und die Sterne vom Himmel
funkeln sehen und der Schnee schimmerte nicht minder schön zurück, falls er
von den unzähligen Bewohnern der Millionenmetropole noch nicht zu Matsch
getrampelt worden war. Kurzum, es war eine wunderschöne, frostige und fast
schon märchenhafte Winternacht. Eben eine von diesen Nächten, die man am
liebsten unter einer kuscheligen Decke in einem warmen Bett verbringt.
Bestenfalls auch noch mit einer menschlichen Wärmflasche zum Kuscheln neben
sich.
In der Wohnung der Wheelers herrschte Stille. Einige Dielen knarrten, doch
ansonsten hätte man eine Stecknadel fallen gehört.
Diese nächtliche Ruhe wurde jedoch jäh unterbrochen. Das laute und anhaltende
Lärmen eines dieser Geräte, die sich Wecker schimpfen, ließ einen jungen Mann
mit verstrubbelten blonden Haaren und dem Namen Joey Wheeler aus dem Schlaf
schrecken. Verwirrt blickte er umher und bemerkte nach einigen Sekunden der
Orientierung, wo der Störenfried stand. Frustriert sah er auf das blaue Gerät,
das ihn in den grellsten Neonfarben anblickte und immer noch piepste. Dann
packte er es wütend und pfefferte die unschuldige Maschine mit aller Kraft an
die Wand. Nach dem unsanften Zusammenstoß mit der Zimmerbegrenzung gab der
Wecker endlich Ruhe und entlockte dem Blonden ein erleichtertes Seufzen. Müde
ließ er sich zurück in die Kissen fallen.
#Ist es denn echt schon soweit..... ich bin müde... ich will nicht in die
Schule.....#
Träge hob er seinen Arm und sah auf die Uhr an seinem Handgelenk. Er sah einmal
hin, dann blinzelte er verwirrt und sah noch einmal, diesmal genauer, hin.
Panisch tastete er nach dem Lichtschalter seiner Nachttischlampe. Nachdem die
Hälfte der Dinge, die auf seinem Nachttisch gelegen hatten, den direkten Weg
auf den Fußboden genommen hatten, fand Joey endlich den gesuchten Schalter. Er
hielt seine Uhr in den Lichtkegel und rieb sich kurz über die Augen, bevor er
noch einmal auf die Anzeige sah. Einen Moment später schüttelte er ungläubig
den Kopf und legte seine Stirn stöhnend auf den Arm.
#Das gibt’s doch nicht! Ich hab meinen Wecker falsch gestellt... Es ist VIER
UHR morgens! Ich habe mir ZWEI ganze Stunden meines kostbaren Schlafs geraubt.
DAS IST JA WOHL NICHT WAHR!#
Wütend auf sich selbst knipste er das Licht aus und drehte sich auf die Seite,
um doch noch ein wenig zu schlafen. Er würde jetzt ganz bestimmt nicht
aufstehen. Nur weil er wach war, hieß das ja noch lange nicht, dass er nicht
wieder einschlafen könnte. Aber.... das wollte ihm auch beim allerbesten Willen
nicht gelingen. Er warf sich in seinem Bett von einer Seite auf die Andere,
krallte sich in sein Kissen und rollte sich wieder rum. Dann verblieb er einige
Momente so, bis ihm die Position nicht mehr zusagte. Dieses Spielchen
wiederholte sich, bis der Blonde der Meinung war, dass es jetzt endlich sechs
Uhr sein müsste. Also rappelte er sich auf und knipste das kleine Licht an. Als
er die digitale Anzeige gesehen hatte, ließ er seine Hand schlapp fallen und
drehte sich auf den Rücken. Apathisch starrte er an die Decke, wie wenn er sie
für seine Schlaflosigkeit verantwortlich machen wollte. Plötzlich warf er sich
auf den Bauch und schlug wütend auf das Kissen ein, das genauso wenig dafür
konnte, wie die Zimmerdecke. Doch das störte Joey in dem Moment herzlich
wenig.
#Das darf doch nicht war sein!!! Es ist 4.15 Uhr! #
Mit einem resignierenden Seufzen drehte er sich zum Fenster um in seinem
Selbstmitleid zu versinken.
Einige Häuser weiter blinkte eine Weihnachtsbeleuchtung in allen möglichen
Farben und es herrschte immer noch starkes Schneetreiben. Völlig im Widerspruch
dazu stand, dass kein noch so kleines Lüftchen ging und man nicht den leisesten
Windhauch vernahm. Es war still. So still, dass man sein eigenes Herz schlagen
hören konnte.
#Jetzt kann ich sowieso nicht mehr schlafen… menno. #
Er dachte an seine Freunde und an die Geschehnisse der letzten Zeit. Es war
wirklich einiges passiert.
[Ich wollte nur anmerken, dass ich bei Yu-Gi-Oh! nicht so ganz auf dem
laufenden bin und der nächste Absatz sehr von der Handlung des Manga abweichen
kann, aber es ist ja meine FF und da kann ich machen, was ich will. XD Ich
wollte das nur mal anmerken, nicht dass ihr mich deswegen köpft.. ^^‘]
Yami wollte alle Götterkarten wiederhaben, schließlich war er ja der Pharao.
Zwei hatte er nach den ganzen Turnieren in seiner Hand, doch eine fehlte ihm
noch. Und er wusste auch, wo er sie finden konnte. genau, bei Seto Kaiba. Der
junge Geschäftsmann hätte ihm die Karte jedoch nie freiwillig gegeben, also
hatte der Junge den Brünetten herausgefordert. Dieser hatte natürlich
eingewilligt und…… verloren. Beim Duellieren stand der Brünette nur an
Stelle Nr. zwei. Eigentlich hätte das den Blonden freuen müssen, doch ihm war
ganz und gar nicht nach feiern zumute. Den er wusste, was der Brünette tun
würde. Seine Freunde freuten sich alle, dass der Firmeninhaber mal eine
Niederlage einstecken musste, doch Joey wusste, dass das nicht die einzige
Konsequenz sein würde. Und sehr zu seinem Leidwesen behielt er Recht. Der
Brünette gab Yami seine Götterkarte und drehte sich wortlos um. Alle freuten
sich, doch Yugi und alle anderen außer Joey waren sehr überrascht, als Kaiba
seine Karten lässig wegwarf und weiterging. Einfach so, ohne seinem Deck auch
nur einen Blick zu schenken. Und, bei Gott, es war kein schlechtes Deck gewesen.
Langsam waren die Karten zu Boden gesunken und hatten sich auf dem Boden
verteilt. Seine Freunde hatten spekuliert, warum der Brünette das getan hatte,
doch Joey hatte als einziger eine Antwort auf diese Frage. Er kannte den
Firmenboss durch ihre ganzen Streitereien wahrscheinlich am Besten von seiner
Clique. Der Brünette gab sich nie mit dem zweiten Platz zufrieden. Nach seinen
Maßstäben gab es für den Zweiten eben keine Silbermedaille. Und da er Yami
nicht schlagen konnte, gab er das duellieren auf. Viele hätten gesagt, dass das
verrückt sei und man es doch lieber noch mal versuchen sollte, doch Joey
bewunderte Kaiba insgeheim für seine kompromisslose Art zu Handeln. Tea war
entsetzt gewesen, dass Kaiba all seine Karten weggeworfen hatte. Die Karten
bedeuteten den Duellanten, nach ihrer und Yugis Meinung, doch etwas. Joey wusste
es jedoch besser.
#Er hat ein paar Karten in seinen Mantel gesteckt. Ich glaub es waren zwei oder
vielleicht auch drei. Welche wohl? #
Der Blonde hatte sich wie ein kleines Kind darüber gefreut, dass Kaiba doch ein
paar Karten behalten hatte, zeigte es ihm doch, dass der Brünette nicht nur aus
Eis bestand sondern auch Gefühle aufbringen konnte.
Yugi hatte die ganze Sache natürlich mitgenommen. Er war ein sehr mitfühlender
Mensch und wollte nicht, dass Kaiba wegen ihm das Duellieren aufgab. Er
versuchte mit dem Brünetten zu reden, aber er konnte nichts daran ändern. Der
eiskalte junge Mann war einfach viel zu stolz, um sich von dem Kleinen erweichen
zu lassen. Und so sehr Joey sich auch anstrengte, er konnte sich immer noch
nicht darüber freuen und er verspürte auch keine Genugtuung. Denn da Kaiba das
Duellieren aufgab, wusste der Blonde wieder ein bisschen weniger über „Mr.
Ice“. Auch wenn er das nie zugeben würde, das stimmte ihn ein wenig traurig.
Joey drehte sich in seinem Bett auf die andere Seite und seufzte leise.
Er und der unnahbare Brünette stritten sich dauernd, doch warum provozierte der
Blonde immer wieder einen Streit? Er könnte ihm doch einfach aus dem Weg gehen?
Vielleicht… ja, vielleicht wollte er einfach beweisen, dass Seto Kaiba auch
nur ein Mensch war. Nun ja, das würde er antworten, wenn ihn jemand fragen
würde. Aber auch wenn er es nicht wahrhaben wollte, tief in seinem Inneren gab
es noch einen anderen Grund… und das machte Joey doch ein wenig Angst. Er
hasste diesen kalten, unnahbaren Blick von Kaiba, da er genau wusste, dass das
nicht das Wesen des Blauäugigen war. Immer wenn sie sich stritten, flammte ein
Feuer in den blauen Augen auf. Ein wildes und beherrschendes Feuer. Auch wenn
der Brünette es hundertmal abstreiten würde, Joey wusste genau, dass das seine
wahre Persönlichkeit war. #Aber warum versteckst du sie? Warum Seto? #
Er schloss sie hinter seiner Maske aus Eis ein und der Blonde wollte einen Blick
hinter die Maske werfen. Auch wenn er versuchte, diesen Gedanken zu verscheuchen
und für immer aus seinem Kopf zu verbannen, aber das was er hinter dieser Maske
sah, in ihren Streitereien, das gefiel ihm gut, sehr gut sogar. Und meistens
fand er, dass ihm das viel zu gut gefiel…..
Doch in der letzten Zeit hatte sich das Verhalten des Brünetten geändert. Er
war nicht mehr auf Joeys Sticheleien und Provokationen eingegangen, sondern
hatte ihm die kalte Schulter gezeigt. Er war nicht mehr so reizbar und
irgendwie, auch wenn es wahrscheinlich nur Joey aufgefallen war, war er mehr er
selbst. Nur ein kleines Stück, doch Joey wollte um jeden Preis verhindern, das
dieses kleine Stück „echter Kaiba“ wieder hinter der Maske verschwand.
#Aber seit wann ist er so? #
Joeys Blick fiel wieder aus dem Fenster.
#…eigentlich…. seit es angefangen hat zu schneien…#
[das war die Einleitung. Jetzt geht’s richtig los. *Freu*]
Die Schule hatte, wie so oft, ohne den Blonden Tollpatsch begonnen. Er hatte es
nach einiger Zeit doch noch geschafft einzuschlafen und siehe da… er hatte
prompt VERschlafen.
Aber das gehörte schon zum Alltag und so stürmte der Blonde mit verwuschelten
Haaren ins Klassenzimmer ohne das seine Freunde auch nur aufsahen. Sie wussten
sowieso wer da gekommen war. Der Englischlehrer Herr Kudo würdigte Joey nur
eines kurzen, dafür aber tadelnden Blickes und wandte sich dann wieder an die
Klasse. „The grammar isn’t very difficult and…..“ fuhr Herr Kudo fort,
doch zu diesem Zeitpunkt hörte ihm Joey schon nicht mehr zu. Gelangweilt packte
er seine Englischbücher aus und bemerkte auf den ersten Blick, dass er die
Hälfte seiner Sachen vergessen hatte. Kurz linste er auf den Platz schräg vor
ihm. Eigentlich wollte er sich schon wieder wegdrehen, doch da stutzte er. Seto
Kaiba, der auf diesem Platz saß, sah eindeutig zu blass und müde aus.
#Meine Güte, womit hat der denn das Wochenende verbracht? #
Der Blauäugige hatte sich zurückgelehnt und sah den Lehrer verschlafen an,
oder es sah besser gesagt eher so aus als würde er durch den Lehrer hindurch
gucken.
Da der Rest der Klasse genau den selben Blick hatte, war Herr Kudo nach wenigen
Minuten angesäuert.
„So, weiß einer was ich gerade erklärt habe?“
Er sah wütend in die Runde.
„Muto?“ Der kleine Lehrer sah Yugi an als wollte er ihn gleich mit seinen
Blicken töten, doch der Kleine war mehr als überfordert. Er hatte wie die
meisten nicht die leiseste Ahnung.
Wie ein Todesbote schritt Herr Kudo weiter durch die Klasse.
Bei jedem Schüler, der die Antwort nicht wusste, wurde sein Blick noch
tödlicher. Joey, Tristan und Tea erging es auch nicht viel besser und sie
wussten genau, der nächste der dran war musste die Antwort wissen, sonst
könnte die Person wohl ihr Testament machen. Herr Kudo ging durchs
Klassenzimmer und er suchte sich einen Kandidaten, dem er schon immer mal eine
schlechte Zensur reinwürgen wollte. Sein Blick wanderte über die
verschiedensten Gesichter und stoppte schließlich. Ein Grinsen heftete sich auf
seine Lippen und er stellte sich genau vor Setos Tisch. „Soooooo….. Kaiba!
Worum ging es oder haben sie etwa auch keine Ahnung?“ Völlig überrascht
richtete Seto seinen Blick auf die kleine Person vor ihm und linste seitlich an
ihm vorbei zur Tafel. Das Grinsen des Lehrers wurde noch breiter. Er schien sich
schon darauf zu freuen, den Brünetten fertigzumachen.
Seto ließ sich noch tiefer rutschen und rasselte mit genervt geschlossenen
Augen die Grammatik runter. Er beachtete sogar Regeln, die sie noch gar nicht
durchgenommen hatten.
Herr Kudo hatte wohl mit einer weitaus schlechteren Antwort gerechnet und war
dementsprechend angesäuert.
Mit hochroten Kopf schrie er: „Alle die Arbeitshefte raus! SOFORT!“
Ein entnervtes Stöhnen ging durch die Klasse und machte dann einem eiligen
Rascheln Platz. Doch nachdem Herr Kudo die Aufgaben diktiert hatte, wurde es
still, schließlich ging es um eine mittelmäßige Englischnote und einige
hatten die wirklich nötig. Schließlich waren in gut anderthalb Jahren die
gefürchteten ABSCHLUSSPRÜFUNGEN!!
Manche bekamen jetzt schon Schweißausbrüche, wenn sie nur daran dachten. Dem
Firmeninhaber ging es sicher nicht so, er hatte schon nach wenigen Minuten sein
Heft abgegeben, doch Joey sah ihm an, das er sehr müde sein musste. Der
Brünette blinzelte immer öfter und rieb sich über die Augen. Keinem viel es
sonderlich auf, doch Joey beobachtete Kaiba oft. Es war einfach ein Reflex
geworden. Vor noch nicht allzu langer Zeit hatte er dauernd darauf gewartet,
dass der Firmenchef einen Fehler beging, damit er ihn provozieren konnte. Doch
jetzt? Es nützte doch nichts mehr, wenn der Inhaber der Kaiba-Corp. nicht mehr
darauf einging. Es hatte Joey manchmal wirklich geärgert, wenn der Blauäugige
so genervt war und ein langes Gesicht zog. Doch jetzt war Seto Kaiba viel
entspannter und machte manchmal sogar einen fast relaxten Eindruck. Wie wenn er
alles einfach ein bisschen lockerer angehen würde.
Die Arbeiten wurden eingesammelt und die nächste Stunde begann. Doch dazwischen
war das, was sich jeder Schüler herbeisehnte.
Bingo!
Hundert Punkte!
Die fünf Minuten Pause! Joey schlenderte zu Yugis Tisch, wo seine ganzen
Freunde standen, doch sein Blick ruhte weiterhin auf dem Brünetten, der auf
seinem Platz saß und aus dem Fenster starrte. Wieder ein sehr Kaiba untypisches
Verhalten. Normalerweise arbeitete der Brünette in den Pausen immer an seinem
Laptop oder telefonierte.
Die Unterhaltung bei Yugi ging gerade über das Wochenende.
„Und was hast du so gemacht?“ wandte sich Tristan an Joey.
„mhm?“
Joeys Blick verharrte weiter auf dem Brünetten und er war zu sehr in Gedanken
versunken, als das er Tristan gehörte hätte. Tristan sah jetzt auch in die
Richtung von Joeys Blick und sie beobachteten, wie der Firmenchef die Arme auf
dem Tisch verschränkte und seinen Kopf darauf bettete, wie wenn er schlafen
wollte.
Tristan grinste und meinte leise zu Joey: „ Das wird lustig. Pass auf!“
Verwirrt sah ihn der Blonde an, als Tristan laut zu dem Blauäugigen rüberrief:
„ Sie an, hat der Herr etwa nur neun und nicht zehn Stunden geschlafen. Eine
Runde Mitleid! Ohhh!“
„Lass das Tristan!“ fuhr ihn der Blonde daraufhin an.
Sein Kumpel war mehr als überrascht, als er das hörte, sonst war es
schließlich der Blonde, der sich mit Kaiba zoffte. Selbst Yugi war etwas
überrascht, obwohl er ihm immer sagte, dass er Kaiba aus dem Weg gehen solle.
Tea ging zu Joey und legte ihm eine Hand auf die Stirn.
„Bist du krank? Wir reden hier immerhin von Kaiba. Seto Kaiba! Deinem
Lieblingsfeind. Und jetzt verteidigst du ihn? Woher kommt denn der Sinneswandel?
Versteh das jetzt nicht falsch, ich find’s gut, es wundert mich nur.,“ Tea
sah ihn fragend an. Joey wischte ihre Hand von seiner Stirn. „Weißt du, ich
denke einfach, jetzt, wo er uns nicht mehr blöd anmacht, da sollten wir ihn
auch in Ruhe lassen, oder normal mit ihm umgehen.“ Yugi nickte zustimmend, er
mochte es schließlich nie, wenn sich jemand stritt. Tristan störte das jedoch
gewaltig, schließlich war es früher immer ihre Lieblingsbeschäftigung gewesen
sich mit dem Brünetten zu zoffen. „Guten Morgen! Wir reden von diesem REICHEN
SCHNÖSEL DADRÜBEN! HALLO? Seid ihr irre? Mit dem kann man nicht normal
reden!“ Er zeigte auf Kaiba, den das ganze nicht zu interessieren schien und
betonte die Worte „reicher Schnösel“ besonders. Außerdem schrie er sie so
laut, dass es für Kaiba völlig unmöglich war, das nicht zu verstehen. Also
richtete sich dieser gelangweilt auf, drehte sich träge zur Seite und stützte
seine Arme langsam auf der Stuhllehne ab. Genervt und äußerst gelangweilt
musterte er Tristan und meinte dann mit einer ruhigen und sachlichen Stimme: „
Taylor. Wenn du ein Problem hast, sag es und halt dann die Klappe, okay?“ Die
gesamte Klasse war sprachlos. Normalerweise hätten sie damit gerechnet, dass
Kaiba darauf eingehen würde und Tristan anmotzen würde oder ihm wenigstens
einen kalten Blick schicken würde. Aber nichts von alledem war passiert. Der
Geschäftsmann war völlig ruhig geblieben. Und das regte Tristan noch mehr auf.
Anscheinend hielt sich hier keiner mehr an die Spielregeln. Kaiba ebensowenig
wie Joey.
„Wo mein Problem liegt? DU fragst mich, ob ich ein Problem habe?“ Kaiba hob
fragend eine Augenbraue. Tristan machte ein paar Schritte auf den Brünetten zu.
„Mein Problem ist, dass du ein selbstgefälliger, eingebildeter, egoistischer,
reicher, besserwisserischer Schnösel bist! DAS ist mein Problem. Und dass du so
tust, als wärst du was besseres als alle anderen! Und das kotzt bestimmt nicht
nur mich an!“ #Ich glaube das war zuviel. Jetzt rastet Kaiba aus.# dachte
Joey, doch es kam anders. Als Tristan geendet hatte, drehte sich der
Firmeninhaber um, gähnte und meinte: „Ich hab’s zur Kenntnis genommen, dann
kannst du ja jetzt die Klappe halten und leise sein.“
„DU…..“
Tristan wollte den Brünetten am Kragen packen, doch Joey hielt ihn zurück. Zum
einen, weil er keinen Streit mehr mit Kaiba haben wollte und zum Anderen, weil
es sonst für Tristan im Desaster geendet hätte. Kaiba war ein gutes Stück
größer als er und bestimmt auch um einiges stärker. Also versuchte er Tristan
wieder zur Vernunft zu bringen.
„Was soll das, Mann?! Er macht doch gar nichts! Also lass ihn in Ruhe!“
Jetzt war es an Kaiba überrascht zu sein. Dass der Blonde ihn verteidigte,
damit hatte er ganz bestimmt nicht gerechnet. Er sah Joey an und musterte ihn
abschätzend. Dieser hielt Tristan am Arm fest und sah Kaiba in die Augen. Und
ihm viel mal wieder diese wunderschöne saphirblaue Farbe seiner Iriden auf.
Jedesmal wenn sie sich gestritten hatten, war es eine Genugtuung für ihn
gewesen, dieses wütende Lodern darin zu sehen, wie wenn er ihn mit Haut und
Haaren fressen wollte. Doch jetzt? Dieser musternde und überraschte Blick
brachte ihn völlig aus dem Konzept. Er kannte einen wütenden, einen eiskalten,
einen gleichgültigen, einen relaxten Kaiba und heute hatte er einen müden
Kaiba kennengelernt. Aber einen überraschten und völlig normal scheinenden
Kaiba kannte er nicht und er wusste nicht wirklich ob er ihn jetzt unter
„gut“ oder „schlecht“ einordnen sollte. Erst als Tristan den Blonden
wegzog, registrierte dieser wo er eigentlich war. Kaibas Augen hatten ihn
völlig in den Bann gezogen.
Die Tür wurde geöffnet und ihr Mathelehrer, der eine verblüffende
Ähnlichkeit mit einem Maulwurf hatte, betrat die Klasse [Wie meine ehemalige
Englischlehrerin^^]. Alle Schüler setzten sich auf ihre Plätze und der
Unterricht begann. Nur Tristan und Joey störten sich nicht im geringsten am
Erscheinen des Lehrers. Sie diskutierten weiter, auch wenn sie es in gedämpfter
Lautstärke taten. Aber selbst wenn ihr Mathelehrer fast blind war, taub war er,
sehr zum Leidwesen der Schüler, noch lange nicht.
„Wheeler und Taylor! Mal wieder. Jetzt reichts! Ich setzte euch auseinander.
Ein für allemal!“ Er rückte an seiner Brille rum und sah sich in der Klasse
um. „Taylor neben Gardner.“ Er deutete auf den freien Platz neben Tea und
sah sich weiter um. Dann schlich sich ein diabolisches Lächeln auf die sonst so
unbewegten Lippen des Lehrers. Er zeigte auf den Platz neben Kaiba. „Wheeler.
Du setzt dich neben Kaiba.“ Ein Raunen ging durch die Klasse, weil alle
dachten, dass das wohl keine fünf Minuten gut gehen würde, schließlich waren
Streitereien zwischen den Beiden bis vor kurzem noch an der Tagesordnung
gewesen.
Träge packte der Blonde seine Sachen und ergab sich seinem Schicksal, es hätte
schließlich auch schlimmer kommen können. Er ließ sich neben Kaiba fallen und
ließ seine Sachen auf den Tisch knallen. Der Lehrer fing nun endlich an zu
reden und kritzelte irgendwelche Formeln an die Tafel. Joey starrte gelangweilt
an die Tafel und war gerade dabei mit offenen Augen einzuschlafen, als ein
kleiner Zettel auf seinem Tisch lag. Er faltete ihn auf und sah sich die Schrift
an. Er hatte noch nie so eine Schrift gesehen. Sie war sehr spitz und
ausgesprochen gerade geschrieben. Trotzdem war es sehr ordentlich und ungeachtet
der sehr geringen Größe gut zu lesen. #Warum schreibt mir Seto ein Briefchen?
Hätte ich nicht von ihm gedacht.#
~ Warum hast du mit geholfen, Köter? ~
# Und warum nennt er mich immer Köter? #
Joey kritzelte schnell eine Antwort und schob den Zettel zurück. Man konnte in
keiner Stunde so gut Zettel schreiben wie in Mathe. Selbst in den Mathearbeiten
schrieben sie Zettel, weil ihr Lehrer nichts bemerkte und falls er doch etwas
mitbekam, dann wollte er es wohl nicht sehen.
Kaiba faltete das Stück Papier auf und sah sich die Antwort an.
~ Warum nicht? Und hör endlich auf mich Köter zu nennen! ~
Joey dachte nicht, dass er noch eine Antwort bekommen würde, schließlich war
der Brünette nicht der Gesprächigste. Er war also einigermaßen überrascht,
als der beschriebene Schnipsel wieder auf seinem Matheheft lag, das schon
ziemlich bekritzelt war.
~ Passt halt gut. Wie soll ich dich denn sonst nennen, Streuner? ~
Langsam fand Joey das Spiel lustig. Es war etwas ganz anderes ob er jetzt mit
seinen Kumpeln schrieb oder mit Seto Kaiba. Irgendwie fand er es toll, denn so
fand er vielleicht etwas mehr über den Brünetten heraus. Er nahm seinen Kulli
und suchte eine freie Stelle auf dem beschriebenen Blatt.
~ Wie wär’s mit Joey? So wie alle anderen? ~
Als Seto die Antwort las war er überrascht. Und auch wenn er es nie zugegeben
hätte, insgeheim freute ihn die Antwort. Nur damit er es nicht falsch
verstanden hatte fragte er noch mal nach.
~ Du willst, dass ich dich beim Vornamen nenne? ~
Nach wenigen Sekunden kam auch schon die Antwort. Auf den Unterricht achtete
keiner der Beiden mehr.
~ Klar, hab ich doch gesagt. Darf ich das dann auch bei dir? ~
Kaum hatte Joey den Zettel zu Kaiba rübergeworfen, da bereute er es schon
wieder. Vielleicht hatte der Brünette nur eine nette Phase und hasste ihn immer
noch. Er sah zu ihm rüber. Kaiba hatte den Zettel gelesen und schien ernsthaft
nachzudenken. Joey glaubte nicht dass es so viele Menschen gab, die das Privileg
besaßen den Blauäugigen mit Vornamen anzureden und er gehörte ganz sicher nie
zu diesen Menschen. Also machte er sich innerlich schon mal auf eine höhnische
Bemerkung gefasst, als er das Papier mit einem mulmigen Gefühl
auseinanderfaltete.
Als er die Zeilen überflogen hatte, weiteten sich seine Augen überrascht und
ein kurzes Glücksgefühl breitete sich in ihm aus. Und die Ursache dafür war
die Antwort:
~ Warum nicht, Joey? ~
#Und somit ist die Zeit der Streitereien offiziell beendet! #
[ich hab den eiskalten und super sexy Firmenchef bis jetzt immer mit „Kaiba“
betitelt, da er aber jetzt mit Joey per du ist, werde ich ab jetzt Seto
schreiben, nicht wundern]
Die restlichen vier Stunden wunderten sich seine Freunde über die auffallend
gute Laune des sowieso schon aufgedrehten Blonden. Am Nachmittag ertönte dann
endlich das erlösende Klingeln und entließ die Schüler in den wohlverdienten,
mehr oder weniger, freien Nachmittag. Alle standen auf und verabschiedeten sich
bevor sie die Klasse verließen. Joey sah zu Seto und ging langsam zu ihm. Der
Firmeninhaber war damit beschäftigt seine Tasche zu packen und bemerkte ihn
erst nicht.
„Ciao Seto.“ sagte der Blonde leise und etwas unsicher.
Der Angesprochene sah erschreckt auf und entgegnete, als er Joey erkannt hatte:
„Bis morgen… Joey.“
Es schien ungewohnt für den jungen Mann zu sein, jemanden bei Vornamen
anzusprechen. Auf dem Weg nach Hause dachte der Blonde über die neugewonnene
Beziehung zu dem Brünetten nach.
#Was erhoffe ich mir eigentlich von der Sache? Ich weiß ja, dass ich schwul
bin, aber von Seto will ich doch wirklich nicht mehr als Freundschaft… oder?
Sexy ist er schon, das muss ich ihm neidlos anerkennen…. sogar richtig
attraktiv… und diese Augen…..# Verträumt sah er auf die Straße und
realisierte was er da eigentlich dachte.
#Stop! Joey Wheeler! Was denkst du Idiot denn da?! Halloo? Du denkst über Seto
Kaiba nach, klar? Er träum dir mal nicht zuviel. Leute wie dich benutzt er doch
normalerweise als Fußabstreifer….#
Deprimiert betrat der Blonde die Wohnung und stellte fest, dass mal wieder
keiner zu Hause war.
#Egal, dann kann ich endlich mal wieder in Ruhe Baden gehen. #
Er ließ sich Wasser ein und entkleidete sich. Dann drehte er den Hahn wieder zu
und stieg in die Wanne. Er ließ sich so tief sinken, bis nur noch seine Nase
heraussah.
Eigentlich hatte er sich vorgenommen den Brünetten aus seinen Gedanken zu
verbannen...
Ohne Erfolg.
Er war keine zehn Sekunden im warmen Wasser, da waren seine Gedanken schon
wieder bei eisblauen Augen angekommen.
# Warum ist er in letzter Zeit so nett zu mir? Will er erst mit mir befreundet
sein, um mich dann richtig zu treffen? Ist das nur ne neue Masche von ihm um
mich fertig zu machen? Elender Heuchler!#
Er planschte im Wasser herum und sah deprimiert auf seine Fußspitzen.
# Aber was ist, wenn er einfach nur nett ist? Wenn er unsere Streitereien
beenden will? So wie ich?#
Nachdem Joey die Situation von allen Seiten beleuchtet hatte und zu keinem
vernünftigen Ergebnis gekommen war, außer dass er sich selbst in heftigen
Hormonschwankungen befand, stieg er aus der Wanne und trocknete sich ab.
Er zog sich seine Boxershorts an und richtete seinen Blick verstimmt auf seine
verschrumpelte Haut.
# Ich hab echt die Zeit vergessen.#
Er ließ das Wasser aus der Wanne und sprintete in sein Zimmer. Es war schon
kalt, wenn man nur in einer Boxershorts rumrannte. Müde fiel er in sein Bett.
#Elf Uhr...... ich bin so fertig....# [von was? Vom Baden? ó.Ò]
Schnell zog er die Decke um seinen vor Kälte zitternden Körper und schlief
nach wenigen Minuten ein.
Zum Glück hatte sein Vater den Wecker repariert und so schlief Joey diesmal
ohne zu VERschlafen.
Am nächsten Morgen trat Joey gut gelaunt und ausgeschlafen in die Klasse und
bekam einen Riesenschreck. Auf Setos Platz saß ein Geist. Oder der Firmenchef
hatte sich im Datum verguckt, war der Meinung gewesen, dass Halloween war und
hatte sich als Graf Dracula verkleidet. Obwohl Letzteres wohl eher
unwahrscheinlich war; also tippte Joey auf die Geisterversion.
Verwirrt setzte er sich neben den Brünetten und stupste ihn vorsichtig an, als
er auf sein Rufen nicht reagierte. Seto zuckte zusammen und sah sich überrascht
um.
# Nanu, da ist aber jemand schreckhaft.#
„Du siehst blass aus.“ sagte Joey besorgt und musterte sein Gegenüber.
„Wahnsinn, dass dir das aufgefallen ist.“ Entgegnete Seto bissig.
Die Worte des Firmenchefs waren vielleicht nicht besonders freundlich gewesen,
doch die Stimme des Brünetten hatte einen so müden Klang, dass Joey einfach
darüber hinwegsah und den Kommentar ignorierte.
Eine Stunde Japanisch mussten die Schüler über sich ergehen lassen, die
Hälfte der Klasse schlief sowieso noch. Doch ungewöhnlicherweise war auch Seto
darunter. Er hing mehr auf seinem Platz, als dass er saß und kaum hatte die
Lehrerin die Klasse verlassen, legte er seinen Kopf auf die Arme und machte
keine Anstalten sich zum Sportunterricht zu begeben.
Yugi und die Anderen hatten sich schon auf den Weg gemacht, doch Joey wollte den
Brünetten nicht allein in der Klasse zurücklassen. Nachdenklich sah er zu
Seto, der sich nicht bewegte. „Ich komm gleich nach.“ , sagte er zu Tristan
und wollte schon wieder reingehen. Doch sein Kumpel hielt ihn am Arm fest und
warnte ihn. „Pass bloß auf, dass Kaiba dich nicht übers Ohr haut. Vielleicht
will er nur dein Vertrauen um dich dann fertig zu machen!“
Darüber hatte der Blonde auch schon nachgedacht und er war zu dem Schluss
gekommen, dass so ein linkes Verhalten nicht zu seinem Seto passte. Dafür war
sich der Brünette zu schade.
Also sagte er leicht genervt zu Tristan: „Ich weiß schon was ich tue!
Außerdem sind wir nur etwas netter zueinander, okay?!“
Tristan folgte Yugi und Tea kopfschüttelnd nach draußen und Joey trat
vorsichtig zu dem Brünetten.
„Seto?“ flüsterte er leise.
Der Brünette schreckte hoch und sah sich verschlafen um.
# Er hat wirklich geschlafen?#
„Wir... ähm.... wir haben jetzt Sport, kommst du.....“ er sah den
Brünetten besorgt an. „... oder willst du nicht lieber nach Hause und dich
ausruhen?“
Nur ein schlappes Kopfschütteln war die Antwort und Seto erhob sich langsam.
„Das geht schon.“ Entgegnete er und streckte sich. Dann straffte er sein
Schultern und sie machten sich auf den Weg zur Sporthalle, die sich etwas
außerhalb befand.
Die Halle war verlassen und sie öffneten die Tür zur Umkleide. Wie nicht
anders zu erwarten waren sie die Letzten und nur noch einzelne Personen banden
sich die Schnürsenkel, um dann in die Halle zu gehen.
Der Weg an der frischen Luft hatte den Brünetten wieder wacher gemacht und er
schlüpfte elegant aus seinem schwarzen Mantel.
Schnell knöpfte er sein Hemd auf und steifte sich auch dieses vom Körper.
# Schau nicht rüber Joey! Du willst gar nicht wissen wie er gebaut ist! Nein,
nein, nein! Das willst du nicht wissen!#
Und wie er es wollte......
Er hatte nie darauf geachtet und jetzt interessierte es ihn komischerweise
brennend.
Der Blonde versuchte krampfhaft seine Neugier zu unterdrücken. Er hatte so das
Gefühl, dass der Brünette gut gebaut war,doch er wollte nicht die Beherrschung
über seine Neugier verlieren.
Und schon war es zu spät.
Er hatte doch rübergelinst. Er wollte nur einen kurzen Blick riskieren und tat
so, als würde er sich weiter anziehen, er wollte schließlich nicht wie ein
Spanner auf Seto wirken. Kaum hatte er einen Blick gewagt, vergaß er was er
eigentlich gerade tun wollte. Kurzzeitig vergaß er sogar zu atmen.
#Wie kann jemand der nur arbeitet so gut trainiert sein?#
Sein Blick wanderte nach oben.
# muskulöse Oberarme....#
Sein Blick glitt nach unten.
#Waschbrettbauch....#
Ein leichter Rotschimmer hatte sich auf sein Gesicht gelegt und er drehte sich
zur Seite.
#Warum ist mir eigentlich nie aufgefallen, dass er so verteufelt gut
aussieht?!!#
Seto hatte sich fertig umgezogen und sah jetzt seinerseits zu Joey.
Dieser hatte einen etwas zarteren Körperbau und war genauso schlank wie sein
Gegenüber.
#Das Hündchen sieht gut aus.... irgendwie.... sexy...MOMENT???? Hündchen?...
sexy???#
Seto schloss die Augen.
#Das muss der Schlafmangel sein. Genau! DAS kann nur die Müdigkeit sein!!#
Als Joey fertig umgezogen war gingen sie Beide in die Sporthalle und setzten
sich auf die langen Bänke, wo der Rest der Klasse schon versammelt war und
quatschte.
Kaum hatten auch sie Platz genommen kam der Lehrer in seinem lila
Trainingsanzug[<< Pudel > Hündchen > Joey oder wie komme ich von Hölzchen auf
Stöckchen ^^]
Mokuba gesellte sich zu seinem Bruder und stellte sich auch unter den Schirm.
„Also. Fangen wir an.“
#Mir bleibt ja nichts anderes übrig...#
„Ist die Person in die du verliebt bist größer als du?“
Da musste der Brünette nicht lange überlegen. Joey war einen guten halben Kopf
kleiner als er selbst.
„Nein.“
„Sie ist also kleiner als du?“
„ja.“
Eine Pause entstand und Moki schien zu überlegen.
„gut... ähm... mir fällt nichts ein..... ist es überhaupt eine Frau?“
Der Kurze konnte sich eine Frau an der Seite seines Bruders schlecht vorstellen,
aber Seto und schwul?
Mokuba kicherte, weil er eine so bescheuerte Frage gestellt hatte, aber sein
Kichern blieb ihm vor Überraschung im Halse stecken und das lag an Setos
Antwort.
„Nein.“
„Wie? Du... du bist schwul?“
Seto nickte nur betreten und sah zu Boden. Ein Kloß bildete sich in seinem
Hals.
#Was hab ich denn erwartet? Dass es Mokuba gar nichts ausmacht, dass sein
großer Bruder schwul ist?#
„Tut mir leid.“ Kam es Seto über die Lippen.
„Wofür entschuldigst du dich?“ fragte Mokuba verblüfft.
„Is doch nicht so wichtig.“ setzte er nach.
Auf einmal fand es sich in einer stürmischen Umarmung seines Bruders wieder.
„Meine Güte bin ich erleichtert.“
Seto war ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Er hatte sich die ganze Zeit
Gedanken gemacht, wie er es Moki einigermaßen schonend beibringt, aber der
kleine hatte da kein Problem.
„Nii-san. Du erdrückst mich...“ keuchte sein kleiner Bruder gequält.
Schnell ließ Seto ihn los und Mokuba griff nach der Hand seines Bruders, als er
sich einigermaßen erholt hatte.
„Mir ist das doch egal! Du bist mein Bruder und das ist das wichtigste! Ob du
jetzt aus Männer oder auf Frauen stehst oder auf alte Omis..... das ist mir
egal.“
Seto lächelte flüchtig zu seinem Bruder und schüttelte leicht den Kopf.
#Alte Omis. Mokuba. Also wirklich!#
Einige Zeit herrschte schweigen zwischen den Beiden nur ihre Schritte im Schnee
waren zu hören. Bis Mokuba die Stille unterbrach und fragte: „Spielen wir
weiter?“
Von dem Brünetten kam nur ein Nicken und Moki hüpfte fröhlich neben Seto
her.
Den schwierigsten teil hatte Seto ja schon überstanden, da konnte der Kleine
ruhig weiterfragen.
„Kenne ich IHN?“
#Das grenzt den Kreis der Personen schon mal ein. Ich will wissen wer es ist!#
„Ja.“
#Gut.#
„Hat er schwarze Haare?“
„Nein.“
#Duke also nicht....#
„Ist er in deiner Klasse?“
„Ja.“
#Und schon wieder ein paar weniger die in Frage kommen... Er wird sich doch
nicht... nein.... unmöglich....das ist zu absurd#
Bestürzt sah Mokuba zu seinem Bruder.
„Ist es Yugi?“ fragte er entsetzt und belustigt. Nicht das er Yugi nicht
mögen würde, aber der Kleine passte nun mal gar nicht zu seinem Bruder.
„Nein! Um Gottes Willen! Ich stehe nicht auf Kinder!“ Seto war entsetzt. Was
dachte sein Bruder bloß über ihn?
Lachend sah Mokuba in das entsetzte Gesicht des Brünetten.
„Seto! Das war ein Scherz. Was denkst du denn von mir!“
Kurze Zeit herrschte schweigen und Mokuba blies kleine Wölkchen in die Luft.
Moki schien eine Idee zu haben und sah zu seinem Bruder, der gedankenverloren in
die Leere starrte.
Nachdenklich nagte er an seiner Unterlippe und hatte nach ein paar Sekunden
einen Entschluss gefasst.
„Ist er süß?“ fragte er leise.
„ja.....“ seufzte Seto leise.
„An was erinnert er dich?“
Seto überlegte kurz, aber das einzige was ihm einfiel, waren seine
wunderschönen braunen Augen und dieser süßliche Duft den der Blonde hatte und
den er nie wieder vergessen würde.
„An Schokolade.... dunkelbraune Vollmilchschokolade....“
#Tristan?#
Leichte Schauer liefen dem Kleineren der beiden über den Rücken. Tristan und
sein Bruder? Das wäre gewöhnungsbedürftig.
„Weißt du, ob er in dich verliebt ist?“
„Nein, leider nicht....“ #Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.#
Endlich standen sie vor dem Café und Seto öffnete die Tür, während Mokuba
den Schirm schloss um seinem Bruder dann zu folgen.
Kaum hatten sie einen Fuß über die Schwelle gesetzt, da kam auch schon Herr
Higurashi auf sie zugewatschelt.
Auch wenn die Kaibas nicht mehr bestellten als der Rest seiner Gäste war es
eine gute Werbung einen der beiden zu seinen Stammgästen zählen zu können.
Das interessierte zwar weder Moki noch Seto, aber was soll’s.
Der Koloss, dem diese Café gehörte überschlug sich fast als er sprach.
„Guten tag! Die Herren Kaiba! Welch eine Freude, dass sie meinem Café wieder
die Ehre erweisen.“
„Schon gut, Herr Higurashi. Können wir uns da drüben hinsetzen?“ fragte
der Brünette und deutete auf einen Tisch, der etwas abseits stand. Dort konnte
man nicht so gut gesehen werden, hatte aber eine super Aussicht nach draußen.
„Natürlich, kein Problem.“
Seto und sein Bruder nahmen Platz und der Cafébesitzer wuselte davon.
Er lief schnurstracks in den Personalraum, indem Joey gerade Mittagspause
machte.
„Joey. Kannst du deine Pause bitte verschieben. Meine wichtigsten Gäste sind
da und ich möchte, dass du sie bedienst, klar?“ Er sah den Blonden
eindringlich an.
„Vermassle das bloß nicht!“
Joey stellte sein Getränk auf den kleine Tisch und schnappte sich seinen
Block.
„klar. Kein Problem, Chef. Wo sitzen sie?“ „Tisch dreizehn.“ Entgegnete
der Riese und machte sich auf den Weg in sein Büro um sich um die Gehälter
seiner Angestellten zu kümmern.
Joey ging auch los. Er war nicht wirklich nervös, aber gespannt war er schon.
#Wer ist das wohl? Jemand bekanntes?#
Endlich hatte er mal einen anderen Job, als irgendwelchen unbekannten Leuten den
Kaffee zu bringen. Er schritt durch das Lokal.
#Tisch elf, Tisch zwölf, dann müsste da hinter der kurve Tisch dr-#
Joey traute seinen Augen nicht. An Tisch dreizehn saß niemand anderes als sein
Lieblingsdrache und Mokuba. Schnell sprang er hinter einen buschigen Bambus, der
in einem Topf stand und guten Schutz bot.
#Was machen die Beiden denn hier?#
Joey konnte sein Glück kaum fassen.
#Danke Gott! Danke! Danke! Danke!#
Er bog die Röhrchen auseinander und lugte vorsichtig zu den Beiden. Leise
hörte er Mokubas Stimme.
„Ist er genauso alt wie du?“ fragte der Schwarzhaarige.
„Nein, ich glaube er ist ein paar Monate jünger.“ Vernahm er Setos Stimme.
Joey streckte sich um besser sehen zu können.
#Worüber reden die Beiden denn bloß?#
Neugierde machte sich in dem Blonden breit und er stellte sich wieder gerade
hin. Dann machte er sich auf dem Weg zu Tisch Nr. Dreizehn.
Als die Brüder bemerkten, wer da stand hätte ihre Reaktion nicht
unterschiedlicher sein können.
Mokuba freute sich und war ganz und gar nicht überrascht, Joey hier anzutreffen
und Seto...
.....ja... dem hatte es doch tatsächlich die Sprache verschlagen. Er starrte
den Blonden mit offenem Mund an und konnte seinen Blick nicht von ihm abwenden.
„Nii-san?“ fragte Mokuba verwirrt. Er sah seinen Bruder an und nach einer
Sekunde wich seine Verblüfftheit und machte einem breiten und wissenden Grinsen
platz.
Seto sah ihn warnend an.
“Ich weiß wer....“ flötete Mokuba belustigt.
Noch ein Blick traf ihn. Ein sehr, sehr warnender Blick.
Der Brünette wandte sich zu Joey, der immer noch vor ihrem Tisch stand.
„Du... arbeitest hier?“
Joey grinste von einem Ohr bis zum Anderen.
„Ja. Ich will meinem Vater nicht mehr auf der Tasche liegen und hab mir
deshalb nen Job besorgt.“
Okay.... das entsprach vielleicht nicht GANZ der Wahrheit, sondern eher die
geschönte Version, aber egal. Das Hündchen wollte seinen Dragon schließlich
beeindrucken und dem hart arbeitenden Brünetten nicht unter die Nase reiben,
dass er den Job notgedrungen machen musste, weil sein Vater ihm den Geldhahn
abgedreht hatte...
Verlegen sah Joey zu Boden und wartete auf eine Reaktion von Seiten Setos.
“Wow.. das hätte ich nicht von dir erwartet. Das ist toll.“ Meinte der
Brünette und sah den Blonden an.
Joey sah ihn an und spürte wie sich ein Rotschimmer auf seine Wangen legte.
„d.. danke.“
Setos Anwesenheit ließ seine Nervosität ansteigen und er sah zu Moki.
„Ich möchte gerne einen Bananenmilchshake.“ Sagte der Kleinere.
Joey zückte seinen Block für die Bestellungen, doch dank seiner Nervosität
rutschte ihm dieser aus den Fingern.
Er griff danach, aber er bekam ihn nicht mehr zu fassen. Der Block flog und
flog...
Und landete genau auf Setos Schoß.
Joey hätte sich am liebsten verprügelt oder ins nächste Loch verkrochen.
#Warum? Warum hasst mich Gott so? Warum muss das immer mir passieren und WARUM
BIN ICH SO EIN TOLLPATSCH??!!!#
Seto nahm das bekrickelte Etwas und hielt ihn Joey verlegen hin. Der Blonde
brauchte erst mal ein paar Sekunden, bis er bemerkte, was der Brünette da tat,
doch dann griff er nach dem Block. Ihre Finger berührten sich und beide zuckten
zusammen. Das sorgte dafür, dass Beide einen guten Rotton bekamen und Mokuba
noch breiter grinste. Schnell sahen sie in entgegengesetzte Richtungen und Joey
räusperte sich um die unangenehme Stille zu überbrücken. Dann zückte er
seinen Kugelschreiber und sah fragend zu Mokuba.
„Also... einen Bananenmilchshake?“
„Jep. Genau.“
Joey sah zu Seto und legte das Stiftende an seine Lippen.
Das hatte den Brünetten ziemlich aus der Bahn geworfen und er hatte nur noch
Augen für diese Lippen, die gerade jegliche Gedanken Setos weggefegt hatten.
[das ist echt ne Leistung!]
Mokuba sagte nach kurzer Zeit, mit einem leicht belustigten Unterton: „Also...
normalerweise nimmt er ein Schokomilchshake.....“
Das schien seinen Bruder wieder in die Realität zu befördern und er nickte
zustimmend.
Joey schrieb die Bestellung schnell auf und machte sich auf den Weg zur Küche.
Kaum war der Blonde weg wurde das Grinsen von Mokuba noch breiter. Fragend sah
er zu seinem Bruder und hob die Augenbrauen.
„Nii-san? Du bist in Joey verliebt?“ flüsterte er Seto zu.
Seto sah ertappt auf seine Hände und nickte nur leicht.
„Ihr seid so unendlich blöd!“ brüllte der Kleine durch das ganze Café und
fuchtelte genervt mit seinen Händen vor seinem Gesicht rum. Seto sah ihn
verwirrt und entrüstet an. „Bitte?!“ entgegnete er bissig.
„Das merkt doch ein Blinder mit Krückstock, dass ihr ineinander verliebt
seid! Nur ihr Idioten natürlich nicht!“
„.....Glaubst du?“ „Na klar!“ bekräftigte der Kleine und fiel fast vom
Stuhl.
#ich bin also wirklich verliebt... aber ich und eine Beziehung?# dachte der
Brünette traurig.
„Ihr wärt ein tolles Pärchen.“ Meinte Moki, wie wenn er die Gedanken
seines Bruders gelesen hätte.
Moki hatte sich noch keine großen Gedanken gemacht und fand das ganze ziemlich
lustig.
#Mal schauen was aus den Beiden wird.#
Joey kam wieder aus der Küche und hatte zwei Milchshake in der Hand. Lächelnd
kam er auf die Beiden zu und stellte die randvollen Gläser auf den Tisch. Kaum
war das Klacken der Gläser verstummt, legte sich eine bleierne Stille über die
Drei.
#Sag was Joey! Irgendwas!# dachte der Blonde fast am verzweifeln.
Joey hatte nicht die geringste Ahnung, was er sagen sollte, um noch ein bisschen
bei den Beiden bleiben zu können, doch sein Chef, Herr Higurashi, nahm ihm
diese Entscheidung ab.
Er wuselte gerade vorbei und sagte zu dem Blonden: „Ach Joey! Du kannst jetzt
Schluss machen. Wir sehen uns morgen, so gegen vier Uhr, ja?“
Seto war davon nicht sonderlich begeistert. Er hätte den Blonden lieber noch
ein wenig bei sich. Den Plan, Joey zu ignorieren, hatte er sowieso schon längst
vergessen.
#War ja auch ne dämliche Idee....#
Mokuba bemerkt den Missmut seines Bruders natürlich und er sagte mit einem
schelmischen Grinsen zu Joey: „Willst du dich noch her setzen?“
Joey hatte das Gefühl, als würde in seinem Magen ein Feuerwerk explodieren und
seine Glückshormone überfluteten jede Zelle seines (Nicht mehr vorhandenen)
Gehirns.
„ja... j.. ja klar... aber vielleicht..... will... dein .... Bruder ja
nicht.... das ich.. na ja...“ stotterte er vor sich ihn und sah ängstlich zu
seinem Drachen.
#Vielleicht will er mich ja nicht in seiner Nähe?#
Doch dieser lächelte ganz leicht und meinte nur: „Ich lad dich ein.“
#Wow. Joey hat aber eine gute Wirkung auf dich. Du hast heute schon drei mal den
Ansatz eines Lächeln gezeigt.. das erste mal seit..... seit.... ist jedenfalls
schon lange her.#
„Ich kommt gleich wieder. Ich zieh mich nur schnell um, ja?“ meine der
Blonde und flog schon fast zum Personalraum. Schnell knallte er die Tür zu und
riss seine Klamotten vom Hacken. Sein Kellneroutfit fand er sowieso
schrecklich.
[Wie das genau aussieht bleibt eurer Fantasie überlassen. XD]
Hastig zog er sich um, nicht dass die Beiden, oder besser gesagt Seto, keine
Lust mehr hatten zu warten und schon gingen.
#Das ist ja schon ein kleines Date! Naja, fast... aber egal. Ich habe ein DATE
mit SETO und er lädt mich ein. Juhu!#
Während er sich freute und wie ein Honigkuchenpferd grinste, kam er wieder raus
und machte sich auch einen Schokomilchshake. Dann schlenderte er betont lässig
zum Tisch Nr. dreizehn zurück.
Er setzte sich und quatschte mit Moki und Seto. Sie redeten über alles und
über nichts. Eigentlich war Mokuba neunzig Prozent der zeit am erzählen.
Er verbrachte so wenig Zeit mit seinem Bruder, dass er viel zu berichten hatte.
Über die Schule, seine Freunde und über vieles mehr.
Seto und Joey hörten ihm aufmerksam zu und konnten nebenbei die Blicke nicht
voneinander lassen.
Joey hörte Seto zwar sprechen, doch seine Worte kamen nicht bei ihm an. Viel zu
ablenkend waren Setos Hände, die mit den langen Fingern leicht gestikulierten.
#Unglaublich. Ich sitze hier und... ja... ich rede mit Seto. Ganz normal, wie
wenn wir uns schon ewig kennen würden...#
Seto bezahlte irgendwann bei Herrn Higurashi, damit er es später nicht mehr tun
brauchte. Joey sträubte sich zwar dagegen, dass Seto für ihn bezahlte, aber da
er Angestellter war, wurde es ihm kurzerhand erlassen.
Der Riese war überrascht gewesen, als er Joey an Seto Kaibas Tisch gesehen
hatte, aber sollte er sich deswegen etwa ärgern? Nein, besser hätte es doch
für ihn gar nicht sein können.
Nach einiger Zeit verabschiedete sich Mokuba. Er wollte bei einem Freund
übernachten, der nur eine Straße weiter wohnte. Seto brachte ihn die paar
Meter und kehrte wieder ins Higurashis zurück.
Wenige Augenblicke später kam das Gespräch auf duellieren und Joey konnte
seine Neugier mal wieder nicht zügeln.
Irgendwann, als er es nicht mehr aushielt, fragte er seinen Gegenüber.
„Seto. Erinnerst du dich noch an dein letztes Duell gegen Yami/Yugi?“
Ein spöttisches Auflachen kam von dem Brünetten.
„Wie wenn ich das vergessen würde.“
Joey sah verlegen zu Seite und drehte sein Glas in den Händen.
„Eigentlich geht es mich ja nichts an, aber..... welche Karten hast du damals
behalten?“
Seto sah ihn überrascht an und seine Augen blitzten für einen kurzen Moment
glücklich auf.
#Er hat es bemerkt?#
„Dir ist das wirklich aufgefallen? Dass ich einige nicht weggeworfen habe?“
„Klar. Ich bin eben sehr aufmerksam.“ Entgegnete der Blonde lächelnd.
„ja... vor allem in Herrn Kudos Matheunterricht.“
Joey sah gespielt beleidigt zur Seite und zog eine Schnute. Und er schaffte es
so tatsächlich, den Firmeninhaber zum schmunzeln zu bringen.
„Pöh. Mathe is doch was ganz anderes als.....“
der blonde brach ab und ein peinliches Schweigen legte sich über die Beiden.
Seto versuchte die Situation zu retten und fragte: „Willst du es wissen?“
„Was?“
„Die Karten!“
Joey hatte es doch tatsächlich schon wieder vergessen.
„na klar. Wenn du es mir sagen willst.“
Gespannt beobachtete er Seto, als dieser seinen Geldbeutel zückte und drei
Karten hervorzog. Er legte sie mit dem Rücken nach oben auf den Tisch und schob
sie auf die andere Seite, damit der Blonde sie erreichen konnte. Fast schon
andächtig hob das Hündchen die Hand und drehte die Karten auf die andere
Seite. Kaum sah er die Karten legte sich ein breites Lächeln auf das Gesicht
des Blonden.
#Das hätte ich mir denken können.... es hätte doch keine Karte besser zu
meinem Drachen gepasst.#
Er hielt Setos drei weiße Drachen in der Hand.
„ich weiß nicht wieso, aber ich konnte sie nicht wegschmeißen.“ Sagte der
Brünette, wie wenn er sich für sein handeln verteidigen wollte und nippte an
seinem Milchshake.
„ich weiß aber wieso.....“ Seto sah ihn verblüfft an, doch Joeys Augen
blickten verträumt zu ihm. Der blonde stütze sein Gesicht mit beiden Händen
ab und meinte lächelnd: „ Weil du auch ein Drache bist...“
„Wieso das?“
„Ganz einfach. Du hast ein Drachentatoo, außerdem glaubt man, dass du einen
gleich mit deinen Blicken erdolchst und das Feuerspucken anfängst, wenn du
wütend bist. Du hast die Augen eines Drachens und wahrscheinlich auch einen
genauso mysteriösen Charakter und...“ Joeys Stimme war bei der Aufzählung
ohnehin immer leiser geworden, doch jetzt begann er zu flüstern und beugte sich
näher zu Seto.
„... wenn du schläfst, dann siehst du genauso süß aus, wie ein schlafender
Drache und du grummelst genauso niedlich.“
Joey lächelte ihn verliebt an und Seto wurde leicht rosa um die Nase, was Joey
zum Anbeißen fand.
Er trank noch einen Schluck und meinte: „Das muss dir doch nicht peinlich
sein.“
Er stoppte, als er Setos Blick sah, der auf einmal an seinen Lippen haftete.
„Du hast da noch Milch hängen.“ Flüsterte Seto mit rauer Stimme und
deutete auf Joeys Lippen.
Der Blonde fuhr mit seinen Fingern über die Lippen.
„Weg?“ fragte er.
„Nein.“
Es folgten noch ein paar weiter, gescheiterte Versuche, bis Seto schmunzelnd
sagte: „Das kann man ja nicht mit angucken.“
Er stellte sein Glas ab und strich Joey sanft die Milch weg. Ein Glücksgefühl
breitete sich bis zur letzten Nervenfaser in Joey aus, ausgehend von der Stelle,
die Seto berührt hatte.
Das Hündchen spürte, wie sein Herz immer schneller und schneller schlug. Er
sehnte sich so nach diesen zarten Berührungen. Und dem Drachen schien es seiner
Meinung nach nicht anders zu ergehen, denn dieser zog die Hand nicht weg,
sondern fuhr langsam über Joeys Haut.
Die beiden waren wie in Trance und nahmen nichts aus ihrer Umgebung wahr.
Die anderen Gäste...
Die Kellner...
Das Café...
Der Sturm da draußen...
All das hatte an Bedeutung verloren.
Die Hand fuhr weiter nach unten und wanderte zu Joeys Hals.
Seto konnte das Blut unter der babyweichen Haut pulsieren spüren.
#So weich und warm#
Ganz im Gegensatz zu Setos kalten Händen. Joeys Blut fing an immer heftiger in
seinen Adern zu rauschen. Die hauchdünnen Berührungen und die kalten
Fingerkuppen Setos trieben ihn in den schieren Wahnsinn. Zum Glück saß er auf
einem Stuhl, denn seine Beide hatten, wie der Rest seines Körpers, größere
Ähnlichkeit mit Pudding als mit Knochen und Muskeln.
Seine Lider senkten sich genießend und als Seto seine Hand wegziehen wollte,
drückte Joey seinen Kopf noch näher an sie.
Dann hob er seine zitternde Hand und umschloss die Finger des Brünetten.
Er ließ ihre Hände vorsichtig und langsam auf den Tisch gleiten und fing an,
mit seinem Daumen sanft über Setos Handrücken zu streichen.
Er riss seinen Blick von Setos schönen, langen Fingern los und sah ihm in die
Augen.
Diese wunderschönen, fast schon unheimlich blauen Augen, die ihn auf einmal so
warm, beschützend und gleichzeitig auch schutzsuchend ansahen.
Joey fühlte sich, wie wenn er Eis wäre und in der Sonne liegen würde...
Kurz: er schmolz.
Ihm wurde leicht schwindelig und er hielt Setos Hand noch fester, um nicht in
Ohnmacht zu fallen.
#Was in Gottes Namen machen wir hier eigentlich?#
Er hätte noch Stunden so sitzen bleiben können, doch auf einmal stand Herr
Higurashi vor ihnen. Schnell rissen sie ihre Hände zurück und starrten den
Hünen entgeistert an.
„Ich wollte dir noch deinen Lohn geben.“ Entgegnete dieser, wie immer mit
einem Dauergrinsen im Gesicht.
Er deutete auf den Personalraum.
„Oder störe ich gerade?“
unsicher sah er zu dem Brünetten, der ihn mit seinen Blicken erdolchte.
„das...“ Joey musste sich räuspern, da er dank der letzten Sekunden kein
Wort mehr vernünftig artikulieren konnte.
„das ist schon okay. Ich komme.“
Unsicher stand er auf und hielt sich kurz am Stuhl fest, bis er der Meinung war,
dass er wieder einigermaßen stehen und laufen konnte.
#Was stellst du bloß mit mir an, Seto?#
Kaum waren die Beiden aus dem Blickfeld verschwunden, seufzte Seto leise und
rieb sich mit der Hand übers Gesicht.
#Was hab ich mir bloß dabei gedacht?#
Die Antwort war klar.
Er hatte gar nicht gedacht, sondern rein intuitiv gehandelt. Kaum hatte er den
Blonden berührt, war auch schon eine Welle an Emotionen über ihn
hereingebrochen.
Und er war völlig hilflos gewesen.
Es hatte sich so gut angefühlt und auch ein anderes Gefühl war in ihm
erwacht.
Und das Machte ihm Angst.
Verlangen.
In diesen paar Sekunden hatte er den Blonden nur für sich haben wollen. Er
wollte ihn in seinen Armen spüren und ich mit niemandem teilen müssen.
Er hatte immer eingeprügelt bekommen, dass Gefühle etwas schlechtes seinen und
die meisten seiner Gefühle hatte er tief in sich eingeschlossen um nie wieder
etwas zu empfinden.
So hatte er gelebt.
Der Einzige, der noch Gefühle in ihm weckte, war sein Bruder Mokuba.
Doch dem Rest der Menschheit war er immer mit Gleichgültigkeit, Ignoranz und
Desinteresse entgegengetreten. Er war unantastbar gewesen und er war so froh
darüber gewesen, so hatte ihn niemand mehr verletzen können. Er konnte nicht
noch mehr Schmerz hinter seiner Maske verstecken, es war schließlich mehr als
genug.
Doch der Blonde schaffte es mit seiner bloßen Anwesenheit, dass Seto von einer
Flut an Emotionen überrannt wurde.
Und er konnte sich nicht dagegen wehren.
Seto Kaiba war seinen Gefühlen hilflos ausgeliefert.
Jemandem schutzlos gegenüberzutreten und nur man selbst zu sein.... das war
für den Drachen unvorstellbar.
Und genau deswegen hatte er solche Angst davor Joey zu begegnen.
Er wusste in diesen Situationen nicht mehr was er tat. Wie wenn sich sein
Körper verselbstständigt hätte.
Sein verhalten widersprach seiner Lebensweise! Und zwar aufs heftigste!
Und doch handelte er nicht anders und wollte eigentlich auch nicht anders
handeln.
Völlig verwirrt stand der Brünette auf und ging langsam zur Herrentoilette.
Nur weg, von den Menschen in diesem verfluchten Café in dem er seinem Hündchen
wiederbegegnet war.
Gemächlich schloss er die Tür und drehte sich seufzend um.
Dann schlenderte er um das „Vorsicht! Frisch gewischt“ Schild und ging zu
den großen Waschbecken, die an der Wand Montiert waren.
Dort stützte er sich mit den Händen locker auf und blickte in den Spiegel.
In diesem sah er nur einen jungen Mann, mit braunen Harren und eisblauen Augen,
die ihn kalt ansahen. Der Schlaf der letzten Nächte hatte ihm gut getan und die
Augenringe waren wieder einigermaßen verschunden.
#was soll ich nur machen?#
Fragend sah er sein Spiegelbild an.
#Angenommen ich würde ihm meine Gefühle gestehen und er würde auch noch
genauso fühlen.... was ist wenn er es herausfindet? Wenn er dahinterkommt?
Würde er mich fallen lassen wie eine heiße Kartoffel?#
Resignierend und traurig sah er auf seine Hände. Er schüttelte den Kopf.
#Natürlich würde er das...#
Frustriert öffnete er den Wasserhahn und ließ die kalte Flüssigkeit über
seine Hände laufen. Nach einiger Zeit drehte er das Wasser ab, wandte sich zur
Tür und setzte sich in Bewegung.
Joey hatte sein Geld in die Tasche gesteckt und stand unschlüssig im Flur.
#Was soll ich denn jetzt machen?#
Der Blonde hatte Angst einfach wieder zum Tisch zurückzugehen.
#Vielleicht ist er schon gegangen, weil es ihm zu langen gedauert hat?#
Panisch sah er auf seine Uhr.
#Oh Gott! Ich war zehn Minuten weg. Jetzt ist er bestimmt schon nach Hause
gegangen. Nein. Nein. Nein.#
In Gedanken versunken entdeckte er die Tür zum Männerklo und rannte hinein.
Dort konnte er seine wirren Gedanken ordnen und dann zurückgehen.
Er wollte sich schon für seine Genialität beglückwünschen, dass er diesen
Einfall gehabt hatte, aber...
Falsch gedacht!
In seiner Eile war er ins Klo geplatzt und prompt auf dem Spiegelglatten Boden
ausgerutscht. Er schlingerte und verlor das Gleichgewicht. Reflexartig hielt er
sich an irgendetwas in seiner Nähe fest und erwischte prompt Setos Mantel.
Nach einem etwas unschönen fall landete das Hündchen auf etwas weichem.
Joey wollte gerade zu einer Entschuldigung ansetzen und öffnete die Augen, doch
da blieben ihm die Worten im Halse stecken.
Er lag auf Seto!
Er lag der Länge nach auf ihm drauf!
Er konnte den Herzschlag des anderen hören und er wurde immer schneller und
schneller...
...genau wie sein eigener.
+*+
Mokuba war schon einige Zeit bei seinen Freunden und sie saßen vor der
Playstation.
Doch seine Gedanken waren im Café und bei seinem Bruder geblieben. Er hatte
sich sehr für seinen Bruder gefreut, doch so langsam kamen ihm Zweifel. Er
hatte seinen Bruder immer für sich gehabt. Er hatte ihn nur mit Setos Firma
teilen müssen, aber nicht mit einem anderen Menschen.
#Was ist, wenn er jetzt sein eigenes Leben leben will. Ohne mich? Weil es zu
nervig ist, immer auf mich aufzupassen. Wenn er seine zeit lieber mit Joey
verbringt?#
+*+
Er konnte Joeys warmen Körper auf sich spüren und fühlte sein verlangen ihn
noch näher an sich zu schmiegen, doch gleichzeitig wollte er ihn
runterschubsen.
Verlangen kämpfte gegen Angst.
Zukunft gegen Vergangenheit.
+*+
#Wirst du mich vernachlässigen, Nii-san?#
+*+
Noch immer lag er auf dem Brünetten und ließ seinen Blick über ihn wandern.
Diese weiche, sanfte Haut....
+*+
#Brauchst du mich dann nicht mehr?#
+*+
...dieser muskulöse Körper....
+*+
#Schickst du mich dann weg?#
+*+
...diese Lippen....
+*+
#Wir wollten doch immer zusammenbleiben oder zählt das dann nicht mehr?#
+*+
.. aber das Beste waren diese Augen... diese wunderschönen, saphirblauen
Augen... sie zogen das Hündchen wie magisch an. Er konnte nicht widerstehen.
Er beugte sich nach unten. Immer näher und näher kam das Gesicht seines
Drachens...
Joey konnte seinen warmen Atem auf seiner Haut spüren...
+*+
Panik stieg in Mokuba auf.
#Werde ich dich verlieren?#
+*+
...Er konnte sehen, wie sich die Augen des Drachen verdunkeln und anfingen zu
funkeln, zu glitzern und jeglichen Zweifel in ihm fortwischten. Langsam fielen
ihre Lider nach unten und sie warteten gespannt auf das, was passieren würde.
+*+
#Du bist doch der Halt für mich....#
+*+
Sanft legten sich die Lippen des Blonden auf die unter ihm. Vorsichtig und
scheu... Seto konnte es nur kurz spüren. Wie die Berührungen mit einer kleinen
Feder...
immer und immer wieder.....
Joey konnte das Zittern des anderen Körpers spüren. Vorsichtig tastete sich
die Finger des Brünetten zu Joeys Hand und ihre Finger verflochten sich.
Joey ließ seine Lippen jetzt etwas länger auf Setos liegen und der Brünette
fühlte sich eigenartig.....
... irgendwie......... glücklich?
#Was machst du nur mit mir, Hündchen?#
Setos Verstand wurde von seinen Gefühlen davongetragen und er schnappte
schüchtern nach den Lippen, die sich gerade von den seinen entfernen wollten.
#Hör nicht auf....#
Sie drehten sich und jetzt lag Seto auf dem Blonden. Ihre Hände lösten sich
und Joey krallte sich in Setos Haare und drückte ihn noch näher an sich.
Joeys raue Zunge fuhr vorsichtig über die weichen Lippen des Brünetten, die
sich daraufhin unsicher einen Spalt weit öffneten. Sofort nahm das raue Etwas
seinen neuen Besitz in beschlag und erkundete das ungewohnte Terrain.
Unbekannte Gefühle schossen durch jede Nervenfaser des Brünetten...
#Was machst du nur mit mir, Joey?#
Die Gefühle prasselten wie ein Platzregen auf ihn ein.
Gefühle, die er in dieser Intensität noch nie gespürt hatte.
Geborgenheit,
Wärme,
Verlangen,
Lust,
Zuneigung,
Glück....
Und nicht zu vergessen...
Liebe.
Seine Finger fuhren über Joeys Haut und verblieben schließlich in seinem
Nacken.
Etwas sicherer drängte er die forsche Zunge zurück und kostete diesen Moment
in vollen Zügen aus.
+*+
#Bin ich dann nicht mehr die wichtigste Person in deinem Leben?#
Mokuba bekam Angst. Sein Bruder war so wichtig für ihn und der Gedanke, ihn mit
jemand anderem, als mit der Firma teilen zu müssen, war nicht wirklich
angenehm.
#Verliere ich dich an Joey?#
+*+
Ganz im Gegensatz zu seinem kleinen Bruder war sich Seto jetzt sicher. Er hatte
vorher gedacht, dass es nur Schwärmerei war, aber jetzt war er sich absolut
sicher. Seine Lippen umschlossen immer noch die des Blonden und konnten nicht
genug von ihnen kriegen.
#Ich liebe dich, mein Hündchen. Ich liebe dich.#
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ich glaub’s nicht... das zweite Kap is fertig.. ich glaub ich dreh am rad...
was für ne Arbeit.. aber was soll’s. Ich hoffe es hat noch irgendeiner bei
meiner Schreibweise in diesem Kapi durchgeblickt. ^///^ Gomen.
Irgendwie fällt mir gerade auf, dass fast das ganze Kapitel nur in
irgendwelchen Toiletten spielt.... °sich selber verprügel°
Nein! Ich Idiotin!
Egal.. ich lass euch mal in dem Glauben, dass sie jetzt zusammenkommen...
°wissend grins°
Bitte hinterlasst mir ein Kommi!
Danke schön!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Byby
Eule °v°
Kapitel 3: Schau zurück...
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Und es geht weiter....ich würde allen raten auch die Lyriks von dem Lied zu
lesen, weil das Kap gut dazu passt und ich mir Mühe beim Aussuchen gegeben hab.
Thx
Das Kap is in der Ich-Perspektive der verschiedenen Personen geschrieben... ich
fand das passt besser, das Kapi 4 wird wieder aus Erzählerpersp. geschrieben.
Ach und es is im Präsens und nicht Präteritum, das ändert sich dann auch
wieder.
^^’ Sry, dass ihr meine Schreibexperimente aushalten müsst...
Hat das jetzt überhaupt einer verstanden?
Übrigens ist das hier das erste Kap, das zum Titel der FF passt.
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Kapitel 03: Schau zurück...
+~Whisper~+
Catch me as I fall
Say you’re here and it’s all over now
Speaking to the atmosphere
No one’s there and I fall into myself
This truth drives me into madness
I know I can stop the pain if I will it all away
Don’t turn away
Don’t give in to the pain
Don’t try to hide
Though they’re screaming your name
Don’t close your eyes
God knows what lies behind them
Don’t turn out the light
Never sleep Never die
I’m frightenend by what I see
But somehow I know that there’s much more to come
Immobilized by my fear
And soon to be blinded by tears
I know I can stop the pain if I will it all away
Don’t turn away
Don’t give in to the pain
Don’t try to hide
Though they’re screaming your name
Don’t close your eyes
God knows what lies behind them
Don’t turn out the light
Never sleep Never die
Fallen angels at my feet
Whispered voices at my ear
Death before my eyes
Lying next to me I fear
She beckons me shall I give in
Upon my end shall begin
Forsaking all I’ve fallen for I rise to meet the end
~+Evanescence – Whisper+~
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++Setos Sicht:
Noch immer können meine Lippen nicht von dir ablassen. Dein Geschmack, der sich
leicht mit dem des Milchshakes vermischt hat, schmeckt so gut.
So unendlich gut.
Deine Hand rutscht langsam aus meinen Haaren und fällt mit einem leisen,
gedämpften Geräusch zu Boden.
Doch dieses unscheinbare Geräusch reicht schon um mich wieder in die Realität
zu holen.
Was tue ich hier Verrücktes?
Ich küsse dich!
Doch ich kann nicht lange darüber nachdenken und mir groß Gedanken machen,
denn deine Lippen, die sich sanft auf meine drücken und mir den Himmel auf
Erden versprechen, lassen mich alles vergessen. Ich küsse dich, wie ein
Ertrinkender... und du bist meine einzige Rettung.
Lass mich vergessen.....
Lass mich vergessen, was mir schon alles passiert ist..
Lass mich vergessen wer ich bin...
Lass mich meine Qualen vergessen, mein Leid....
Mein Geheimnis....
Deine Hände haben sich unbemerkt unter meinen Pulli gestohlen und als ich sie
dort spüre durchzuckt es mich wie ein Blitz. Alles zieht sich in mir zusammen
und Bilder schießen durch meinen Kopf....
Erinnerungen, die ich versuche zu vergessen, zu verdrängen, doch es scheint so,
als wäre mir das nicht vergönnt...
Erinnerungen brechen über mich ein....
Erbarmungslos.
Panik ergreift mich.
Nein! Bitte nicht! Ich will mich nicht erinnern!
Ich reiße mich grob von dir los und rutsche panisch und zitternd von dir weg.
Hündchen....
Es tut mir leid, aber du darfst es nie erfahren...
Ich will nicht, dass du mich verachtest..... weil ich sonst sterbe....
Ich will, dass du glücklich bist... aber mit mir kannst du es nicht werden.
Ich ertrage diese Berührungen nicht.
Sie erinnern mich an DAS was er getan hat...
Du nimmst mir damit die Luft zum atmen... und trotzdem..
...sehne ich mich danach... so sehr.
Du hast dich aufgesetzt und stützt dich auf dem kalten Fliesenboden ab.
Du siehst mir in die Augen und es fällt mir schwer deinem Blick stand zu
halten.
Hör auf mich so anzusehen! Bitte!
Dein Blick... wie wenn du in mich hineinsehen könntest.
Bitte hör auf, ich ertrage es nicht. Ich will dich anschreien, aber meine
Stimme versagt.
Hörst du nicht, wie ich innerlich schreie und trotzdem kein Laut über meine
Lippen kommt?
Du raubst mir die Kraft!
Immer noch liegt deine ganze Aufmerksamkeit auf mir und du siehst mich an.
Verwirrt.
Irritiert.
Fragend.
Doch ich werde dir keine Antwort geben! Ich kann dir keine Antwort geben.
Niemand darf es je erfahren und du schon gar nicht!
Vorsichtig hebst du deine Hand und streckst sie nach mir aus.
Du darfst mich nicht berühren!
Bitte nicht!
Wenn du das tust.. wenn ich diese zarten Hände auf mir spüre.. deine Wärme
fühle..
..., dann werde ich zusammenbrechen!
Ich werde den letzten Rest Beherrschung verlieren!
Ich werde schwach sein.....
... mich dir anvertrauen....
Wieder kriecht die Angst in mir hoch und ich rutsche weiter nach hinten um aus
der Reichweite der Hand zu kommen, bis etwas Hartes meinen Weg versperrt.
Ich kann es spüren... tief in mir.. wie ich langsam zerbreche...
den Widerstand aufgebe....
bitte....
berühr mich nicht!
Berühr mich... nicht.
Berühr mich.
Ich brauche dich!
Wieder kommst ein Stück näher und mein Herz fängt an wild zu flattern.
Unser Atem ist das Einzige, was die Stille durchbricht.
Dein Mund öffnet sich leicht und gehauchte Worte dringen in mein verwirrtes
Bewusstsein.
„Seto?“
Ein unschuldiges Wort.
Doch deine Stimme.... sie bringt mich um. Sie reißt mich auseinander.
So verwirrt und irritiert und trotzdem ist da dieses Verständnisvolle, was mich
völlig aus der Bahn wirft.
Ich kann nicht mehr.
Alles beginnt sich zu drehen, wie auf einem Schiff, mitten im schlimmsten
Hurrikane.
Ich beginne am ganzen Körper zu zittern.
Ich will weg.
Weg von dir!
Du Teufel!
Du Engel!
Deine sanften Berührungen, die ich brauche und doch nicht ertrage.
Deine verständnisvolle Stimme, die mir so gut tut und mich gleichzeitig
auseinanderreißt.
Deine Augen, die mir Geborgenheit versprechen und mich aufspießen!
Du bist wie eine Droge.
Du tötest mich und trotzdem brauche ich dich!
Ich würde es nicht ertragen wenn du gehst und trotzdem will ich von dir weg.
Ich bin verrückt, oder?
Ich kann nicht normal sein, denn...
Ich brauche dich!
Doch da ist diese Ungewissheit!
Die Angst.
Du darfst mein Geheimnis nie erfahren.
Du darfst nie dahinterkommen!
Ich will mich nicht mehr daran erinnern!
Es ist vorbei!
...aber wenn es vorbei ist, warum lässt es mich dann nicht los?
Ich will keine Angst mehr haben...
... Angst davor, dass du mich verachten könntest.
Dass du mich wie etwas Beschmutztes behandeln könntest. Denn so fühle ich
mich...
.. beschmutzt.
Beschmutzt und wertlos.
Du willst doch nichts Wertloses, oder?
Und deswegen darf ich dir nicht zu nahe kommen!
Wenn ich dich erst habe und weiß wie wunderschön diese Gefühl ist... von dir
geliebt zu werden...
und ich dich dann verliere....
... dann werde ich sterben!
Panik ergreift mich plötzlich. Wie bist du so nah gekommen? Du warst viel zu
schnell für mich. Ich habe dich gar nicht bemerkt und jetzt sitzt nur
Zentimeter vor mir.
Sanft hebst du die Arme und willst mich in eine beschützende Umarmung ziehen.
Mir ist zum Heulen zumute.
Warum weißt du so genau, was ich brauche?
Wenn du mich umarmst, dann werde ich dir alles erzählen.. dann werde ich
brechen...
Alles zieht sich in mir zusammen. Das muss ich irgendwie verhindern.
„Nein.“
War das meine Stimme?
Ich wollte doch schreien! Doch das Einzige, was über meine bebenden Lippen
kommt ist ein ängstliches Wimmern.
Ich nehme meine ganze Kraft zusammen und springe auf.
Raus aus diesem Café. Raus auf die Straße.
Weg. Weg von dir.
[ Und jetzt dasselbe noch mal aus Joeys Sicht. Ich hoffe das war jetzt nicht zu
verwirrend geschrieben... °///° Gomen. ^^’ ]
++Joeys Sicht:
Ich kann mein Glück noch gar nicht begreifen. Ich spüre deine weiche, warme
Zunge, wie sie meinen Mund in Besitz nimmt und meinen ganzen Körper kribbeln
lässt.
Wie machst du das?
Wie bringst du die Schmetterlinge in meinem Bauch dazu zu randalieren, als
würde gerade das heißeste Rockkonzert der Geschichte abgehen?
Wie schaffst du es mir, mit einem einzigen Blick, die Kehle zuzuschnüren und
mir den Atmen zu rauben?
Und die Hauptfrage:
Wie schaffst du es diese Hitze in mir zu wecken, die mich von innen heraus
verbrennt?
Meine Hand rutscht aus deinen seideweichen Haaren und landet mit einem leisen
Geräusch auf dem Boden.
Du stockst plötzlich in deinen Bewegungen, doch ich werde dich nicht gehen
lassen!
So schnell wirst du mich nicht los!
Ich presse meine Lippen auf deine und unser Spiel beginnt von neuem.
Wie ein Ertrinkender küsst du mich und katapultierst mich so in die höchsten
Höhen.
Und das auf dem nassen Boden eines Klos!
Eines öffentlichen Klos!
Unglaublich!
Doch etwas verändert sich. Du scheinst mit dir zu ringen.
Was ist?
Plötzlich lösen sich deine Lippen von meinen und als ich die Augen öffne sehe
ich, wie du panisch von mir wegrutschst.
Hat dir der Kuss den nicht gefallen? Doch, sonst hättest du früher
aufgehört.
Das kann es nicht sein.
Dein Blick ist verwirrt und, ganz ehrlich, auf mich machst du den selben
Eindruck wie ein verletztes Tier.
Panisch, verwirrt und verzweifelt.
Mein Blick ruht auf dir, doch du versuchst unserem Blickkontakt zu entkommen.
Deine Arme schlingen sich beschützend um deinen zitternden Körper, doch das
scheinst du gar nicht wahrzunehmen.
Was ist los?
Deine Lippen öffnen sich, doch kein Laut verlässt deinen Mund.
Was ist los? Seto?
Langsam setze ich mich vollends auf und sehe zu dir.
Erst klammerst du dich an mich, wie wenn ich deine einzige Rettung wäre und
jetzt?
Was ist los?
Fragend sehe ich dich an.
Du wirkst so verloren.
Das kann doch nicht nur der Schreck sein, weil du realisiert hast, dass wir uns
küssen, oder?
Vorsichtig strecke ich meine Hand nach dir aus.
Ich will dich berühren, will wissen was mit dir ist, doch du rutschst weiter
weg und stößt verwirrt gegen die Wand.
Du willst dich nicht von mir berühren lassen und doch sehe ich, dass du das
brauchst.
Du wirkst weggetreten und deswegen fange ich an mit leiser Stimme zu sprechen.
„Seto? Was ist? Geht es dir nicht gut? Seto?“
Langsam scheinst du mich wieder wahrzunehmen.
„Seto?“ frage ich noch einmal und versuche dich nicht noch weiter zu
verschrecken.
Meine Stimme klingt verwirrt, verständlicherweise, und trotzdem versuche ich
dir mit Verständnis zu begegnen.
Du tust nichts ohne Grund und gerade wenn du dich so verhältst muss es dafür
doch eine Begründung geben, oder?
Als ich dich angesprochen habe scheint das etwas in dir ausgelöst zu haben.
Du willst es doch...
Die Wärme...
Die Geborgenheit...
Du kämpfst mit dir!
Aber worum.....?
Glaub ja nicht, dass ich es nicht sehe!
Wie du dich zusammenkrampfst und stärker zitterst.
Du scheinst den Tränen nahe zu sein.
Deine Augen sind trocken, aber trotzdem siehst du aus, als würdest du weinen.
Ein kleines Häufchen Elend.
Und das tut weh.
Denn du bist doch stark!
Das bist du doch?
Natürlich, sonst würdest du das alles doch gar nicht aushalten!
Die Firma und dein Bruder... das sind zwei Dinge die sehr viel Aufmerksamkeit
brauchen und dich bestimmt viel Kraft kosten.
Ich will dich wieder stark sehen!
Ich will wissen, was dir zu schaffen macht!
Langsam komme ich auf dich zu. Ich weiß es.
Du brauchst jetzt eine Umarmung. Das erkennt man doch!
Glaub mir, dann sieht alles schon wieder viel besser aus.
Sanft hebe ich die Arme um dich zu mir zu ziehen, da scheinst du erst zu
realisieren, wie nah ich dir bin.
Angst steht in deinen Augen.
Wovor?
Vor mir?
Du kriegst nur ein zaghaftes, brüchiges „Nein...“ über deine bebenden
Lippen, dann rappelst du dich auf und rennst raus.
Ich sitze hier und versuche zu verstehen, was gerade passiert ist....
Was ist mit dir?
Der Abend hat viele Fragen beantwortet, aber eine Sache hat er mir ganz deutlich
gezeigt.
Seto...
Du brauchst jemanden an deiner Seite....
Du brauchst Geborgenheit!
Und ich werde nicht eher aufgeben, bis ich dir diese Geborgenheit geben darf!
Du kannst mir ruhig glauben, Seto, ich bin schlimmer als eine Klette! Ab jetzt
werde ich immer für dich da sein! Ich werde dir folgen, wie ein Hund seinem
Herrchen!
Und irgendwann... wirst du mir vielleicht so weit vertrauen, dass du mir sagst,
was heute mit dir los war... und wenn ich mein ganzes Leben lang warten muss!
Ich werde nicht aufgeben, denn.....
Ich liebe dich!
++Setos Sicht:
Ich renne und renne und renne.
Immer geradeaus.
Wie weit? Ich weiß nicht.
Vielleicht laufe ich schon die ganze Nacht oder ich bin erst seit ein paar
Minuten unterwegs.
Mein Atem geht hastig und ich sehe mich verwirrt um. Ich bin in irgendeiner
dieser vielen dunklen und dreckigen Seitenstraßen Dominos. Und schon die ganze
Zeit versuche ich mir einzureden, dass es die richtige Entscheidung war zu
verschwinden.
Es würde nur Probleme bringen!
Ich müsste mich erinnern...
Alle würden erfahren, dass ich schwul bin...
Nicht zu vergessen, die seelische Belastung für Mokuba.
Und wenn du es herausfindest und mich dann verachtest...
...Ich würde sterben.....
Außerdem, wenn alle erfahren, dass ich schwul bin, dann verliere ich
schlimmstenfalls Mokuba! Japaner sind Homosexuellen gegenüber nicht gerade
tolerant. Besonders diese Art von Leuten, die in Jugendämtern arbeitet!
Alles spricht dagegen!
Ich darf nicht zu dir!
Ich soll nicht mit dir zusammensein!
Ich kann es nicht!
.....ich will aber.....
Langsam und kraftlos lehne ich mich an die Wand und sehe in den Himmel. Schon
wieder fällt Schnee.
Ich möchte bei dir sein.
Ich möchte nichts mehr, als... dich.
Langsam beruhige ich mich wieder. Schnee hatte schon immer eine beruhigende
Wirkung auf mich.
Ich weiß nicht wieso.
Einerseits hasse ich Schnee, weil er unweigerlich mit Weihnachten verbunden ist,
was mal wieder dazu führt, dass ich mich unheimlich einsam fühle, wenn ich
allein in meinem Bett liege und nicht schlafen kann.
Andererseits liebe ich die kalten Flocken.
Sie sind so kalt und zart. Wenn sie genügend sind und es kalt genug ist, dann
können sie die Menschen töten. Doch wenn es warm wird, dann sind sie so
zerbrechlich. Eine einzelne warme Hand reicht um sie zu zerstören.
Sie erinnern mich ein wenig an mich selbst.
Wie bin ich nur so kalt geworden?
Mit einem traurigen Gesichtsausdruck ziehe ich meinen Mantel näher um mich und
stapfe durch Domino, bis ich etwas außerhalb der Stadt bin und auf einem
kleinen Hügel angekommen bin. Dort bleibe ich stehen und sehe über die Stadt.
Selbst jetzt, nach Mitternacht, schläft diese Stadt nicht. Autos bevölkern die
breiten Straßen und Lichter brennen in den Bürogebäuden. Es gib unzählige
Wolkenkratzer in Domino, doch einer ist mit Abstand der Höchste.
Ein leichtes Lächeln ziert meine Lippen, als ich auf das hohe Gebäude mit
meinem Logo sehe.
KC.
Die Kaiba-Corp.
Das Lächeln verschwindet, als ich an den beschwerlichen Weg denken muss, der
mit diesem Erfolg verbunden war.
Ich hatte eine sehr schöne Kindheit, sie war bloß mit sechs Jahren schon zu
Ende.
~Rückblick~
Es war ein schöner Sommertag.
Eine kleine Familie, bestehend aus vier Personen, war gerade bei einem
sonntäglichen Ausflug.
Eine kleiner Junge, der wie es schien, gerade laufen konnte und schwarze Haare
hatte, wirbelte mit ungeheurer Energie durch die Gegend und sah sich jedes noch
so kleine Detail seiner Umwelt an. Dabei wurde er von einem älteren Jungen mit
eisblauen Augen beobachtet. Der Junge schien etwas ruhiger als sein kleiner
Bruder zu sein, doch auch er wirkte wie ein normales Kind. Hinter den Beiden
liefen zwei Personen, die unverkennbar die Eltern sein mussten. Eine junge Frau
mit eisblauen Augen und dunkelbraunen Haaren. Sie war schlank und wunderschön.
Ihr ältester Sohn, Seto, sah ihr zum verwechseln ähnlich. Auch er würde
später wohl eine Schönheit werden.
Neben ihr lief ein groß gewachsener Mann mit grauen Augen und schwarzem Haar.
Kurzum, zu diesem Zeitpunkt waren sie eine kleine, glückliche Familie.
Das sollte sich aber in wenigen Minuten ändern....
„So ihr zwei! Ich gehe mal eben zum Bäcker und kaufe was zu essen. Seto,
Schatz, du passt bitte solange bis ich wieder da bin auf Mokuba auf,
versprochen?“
„Ja, klar!“
Doch ihre Mutter würde nicht wiederkommen....
Sie ging auf die Straße und wurde von einem heranrasenden LKW erfasst.
Der Laster, der anscheinend außer Kontrolle geraten war, raste in ein Wohnhaus
und der Tank wurde durch den Aufprall entzündet.
Setos Vater stand da und war unfähig sich zu rühren. Seto hatte sich
geistesgegenwärtig Mokuba geschnappt und ihn fest an sich gedrückt.
„Was ist?“ wimmerte der Kleine ängstlich, während er sich an seinen Bruder
schmiegte.
„Mach die Augen nicht auf... mach sie bloß nicht auf, Moki! Verstanden?!“
So standen die Beiden lange da.
Seto, der den Blick nicht von dem Geschehen nehmen konnte und Moki, der seinen
Kopf tief in den Klamotten seines Bruders vergraben hatte.
Lange nach der Explosion, die ihre Mutter wahrscheinlich endgültig getötet
hatte, standen sie da, ohne sich zu rühren.... bis die Rettungskräfte kamen
und versuchten zu retten, was noch zu retten war.
Doch für die junge Frau kam jede Hilfe zu spät...
Als die verkohlte Leiche geborgen wurde brach Setos Vater endgültig zusammen
und auch Seto verstand, dass seine Mutter tot war.
Doch das Schlimmste kam erst, als sie wieder zu Hause waren. Ihr Vater war
völlig außer sich.
„AUF EUER ZIMMER! SOFORT!“
Ihr Vater hatte sie noch nie angeschrieen, dementsprechend geschockt waren die
Beiden auch.
Schnell nahm Seto seinen Bruder auf den Arm und rannte in ihr Zimmer.
Und somit war es an dem kleinen Brünetten seinem Bruder zu erklären, dass ihre
Mutter nicht wiederkam und sich nicht zu sehr anmerken zu lassen, wie traurig er
war. Schließlich war Mokuba noch viel zu jung, um zu verstehen, was passiert
war.
Ihr Vater bekam in der nächsten Zeit immer größere Probleme.
Er trank zuviel und kam nicht über den Tod seiner Frau hinweg. Deswegen verlor
er auch nach kurzer Zeit seinen Job.
Doch die größten Schwierigkeiten hatte er mit Seto.
Dass der Kleine so große Ähnlichkeit mit der frisch Verstorbenen hatte, war
für seinen Vater fast nicht erträglich, doch das schlimmste war Setos
Intelligenz. Er wollte immer alles ganz genau wissen.
Diese ewige Fragerei:
Was ist das?
Wie geht das?
Warum?
Wieso?
Sein Vater rastete immer öfter aus. Seto versuchte ihn von Mokuba fernzuhalten,
doch dafür bekam er immer den ganzen Ärger ab und musste immer öfter die
Launen seines Vaters ertragen.
Irgendwann zog sein Vater einen Schlussstrich und setzte die Beiden an der
nächsten Straßenecke aus.
Das Jugendamt nahm sich ihrer an und sie kamen in ein Waisenhaus. Als eine
Beamte bei ihrem Vater vorbeifuhr, fand sie nur eine leere Wohnung vor. Seto und
Mokuba durften sich ein paar ihrer Sachen holen, dann zogen sie ins Waisenhaus.
Ihr Vater wurde nie wieder gesehen...
~ Rückblick ende~
Ich bin immer noch auf diesem bescheuerten Hügel. Es hat die ganze Zeit
geschneit, deswegen hängen kleine Eiszapfen in meinen Haaren und kleben sie so
zusammen. Meine Lippen sind dank der Kälte bestimmt auch schon blau.
Doch nach Hause will ich nicht gehen.
Wieso auch! Wegen dem bisschen Kälte?
Lächerlich!
Mir ist sowieso immer kalt.
Woran das liegt?
Ich weiß nicht...ich friere auch nicht wirklich....
Ich fühle mich bloß kalt.
Ich habe selbst neben einer voll aufgedrehten Heizung kalte Hände...
Ich friere von innen. Meine innere Kälte.
Joey...du bist der Einzige, der mich wärmen kann.
Bei dem ich wieder auftaue...
Diese Kälte in mir...die schon so lange immer stärker wird.
Mit dem Tod meiner Mutter hat es begonnen und im Waisenhaus ist es dann
weitergegangen...
~Rückblick~
Mokuba und Seto lebten schon einige Monate in dem Waisenhaus. Viele hatten sich
schon für Seto interessiert. Seine Intelligenz und seine ruhige Art machten ihn
auf Anhieb für die Erwachsenen sympathisch. Doch er wollte partout nicht ohne
seinen Bruder adoptiert werden.
Eines Tages hörte er ein Gespräch mit, dass er wohl nie wieder vergessen
würde.
Er war gerade auf dem Weg zu seinem Zimmer, indem Mokuba bestimmt schon
wartete, doch als er Stimmen aus dem Raum der Heimleiterin vernahm, blieb er
stehen.
Die Leiterin und eine der Betreuerinnen unterhielten sich über ihn.
„Was sollen wir bloß machen?“ fragte die Betreuerin, doch von der Anderen
kam nur Schweigen.
„Er ist unglaublich intelligent! Hier kann er nur einen Hauptschulabschluss
machen! Das ist doch Schwachsinn! Er muss endlich adoptiert werden. Ob er will
oder nicht! So kann das nicht weitergehen!“ Die Frau schien völlig außer
sich.
Die Heimleiterin fing an zu sprechen.
„Nun ja... er will aber nicht ohne seinen Bruder adoptiert werden.“ Sprach
sie langsam und sachlich.
„Er machte den anderen Kindern Angst! Er ist ein sehr verschlossenes Kind und
er ließt Bücher, die er nicht mal Ansatzweise verstehen dürfte, anstatt mit
Gleichaltrigen zu spielen!“ zischte die Betreuerin erbost.
„Mokuba würde ohne ihn zu Grunde gehen! Er braucht seinen Bruder! Aber sie
haben Recht. Es wird Zeit, dass er adoptiert wird. Mit, oder ohne Mokuba!“
Mit schreckgeweiteten Augen rannte er in sein Zimmer. Er durfte Mokuba nicht
verlieren! Er musste schnellstens eine Lösung finden!
„Was ist denn Nii-san?“ fragte der Jüngere verwirrt.
Doch Seto konnte nicht antworten. Er schloss den Kleinen zitternd in die Arme
und ließ ihn nicht mehr los.
Einige Tage später kam dann die Chance auf die Seto gewartet hatte..
... und zwar in Form von Gozaburo Kaiba.....
Er hatte eindeutig Interesse an dem intelligenten Jungen, doch auf die Forderung
auch Mokuba zu adoptieren wollte er anfangs nicht eingehen. Zwei Kinder waren
dann doch zuviel... aber wenn man mal so darüber nachdachte...
Seto forderte ihn zu einem Schachspiel heraus und Gozaburo nahm an. Als er
verloren hatte, grinste der Firmenchef noch, denn selbst wenn er gewonnen
hätte, wäre er auf Setos Forderungen eingegangen.
~Rückblick ende~
Damals wusste ich noch nicht, warum er so scheinheilig gegrinst hat, dafür
weiß ich es jetzt umso besser.
Der Wind pfeift immer noch um mich und wühlt meine Gedanken weiter auf.
Anscheinend werde ich heute keine Ruhe mehr finden...
Gozaburo hatte alles geplant.... gut, im Schach hat er wirklich verloren, aber
das ist ihm nur zu Gute gekommen.
Mokuba war das perfekte Druckmittel um mich unter Kontrolle zu halten...
... um mich zum Schweigen zu bringen...
~Rückblick~
Nachdem der kleine Junge das Spiel gewonnen hatte, blieb dem Firmenmogul nichts
anderes übrig, als auf die Forderung einzugehen. Doch nicht ohne noch gehörig
Profit daraus zu ziehen. Seto war schließlich der perfekte Ersatz für seinen
leiblichen Sohn, der durch die Strapazen gestorben war. Doch wenn man um Etwas
kämpfte, das einem mehr bedeutete als alles andere, dann war es doch gleich
viel leichtersich anzustrengen.
Als das Spiel zu ende war, führte ihn der Geschäftsmann in einen leeren Raum,
denn von dem folgenden Gespräch sollte nie jemand etwas erfahren. Der Raum war
klein, quadratisch und sonst unbenutzt.
Die Wände waren grau, genauso wie die Decke und der Boden. Also alles andere
als einladend.
Seto musste sich setzten und Gozaburo Kaiba baute sich vor ihm auf.
~Rückblick ende~
Damals habe ich einen Pakt geschlossen,
...mit dem Teufel persönlich...
Und ich würde es wieder tun!
Es war die Einzige Möglichkeit, Mokuba eine glückliche Kindheit zu schenken
und ihn bei mir zu behalten.
~Rückblick~
Gozaburo sah zu dem Jungen hinunter und musterte ihn skeptisch.
Dann fing er an mit tiefer und sicherer Stimme zu sprechen.
„ich habe vor kurzem meinen Sohn verloren.. meinen einzigen Sohn....“
Selbst bei diesen Worten blieb er völlig emotionslos.
„Du wirst an seine Stelle treten. Das bedeutet für dich nur eine einzige
Sache. Lernen, lernen, lernen!
Du bist überdurchschnittlich intelligent und ich will, dass du auch in vielen
Jahrzehnten als der Beste Geschäftsmann giltst, nach mir, versteht sich.
Das bedeutet jedoch einen langen und beschwerlichen Weg für dich. Du brauchst
nicht denken, dass es einfach ist ein Geschäftsmann zu sein. Glaub mir, das ist
der härteste Job der Welt. Deswegen wirst du mir gehören, damit ich dich
darauf vorbereiten kann. Du wirst mir mit Körper und Seele gehören! Ich darf
alles mit dir tun und du musst meinen Befehlen gehorchen! Verstanden?!“
Er legte eine kurze Pause ein und Seto nickte zögerlich.
„Als Ausgleich werde ich deinen Bruder in Ruhe lassen... er wird eine
sorgenfreie, unbeschwerte und schöne Kindheit haben.“
Wieder folgte eine Pause. Dann stahl sich ein diabolisches Lächeln auf die
Gesichtszüge des Firmenchefs.
„Aber... wenn du nicht spurst oder dich meinen Befehlen widersetzt, dann muss
das wohl auf Kosten deines Bruders gehen, verstanden. Das gilt natürlich nicht,
wenn du es nicht schaffst. Wenn es dich überfordert und du nicht alles gibst,
dann werde ich mir eine hübsche Bestrafung für dich ausdenken......“
Als er von der Bestrafung sprach, glänzten seine Augen ungewöhnlich und wurden
unheimlich dunkel.
„Bist du damit einverstanden?“ kam die sachliche und doch drängende Frage.
„Ja.“
Ein einziges Wort,...
.... das sein Schicksal besiegelte.
Er gehörte Gozaburo.
Die beiden Jungen zogen in die große Villa der Kaibas.
Doch während Mokuba zu einem fröhlichen, unbeschwerten Junge heranwuchs, wurde
aus seinem Bruder eine kalte, emotionslose Arbeitsmaschine.
[okay, das war ein bissl hart, aber es passt gut.]
~Rückblick ende~
Die Nacht ist weiter fortgeschritten und ich stehe immer noch auf diesem Hügel.
Meine Beine werden langsam schwer und leichte Müdigkeit überfällt mich. Kein
Wunder, ich bin auch schon seit fast 24 Stunden auf den Beinen.
Mokuba hat es nie bemerkt. Er hat nie erfahren, was ich geopfert habe und dafür
bin ich wirklich dankbar.
Wegen meiner Zeit bei Gozaburo verstehe ich die Prüfungsangst der Idioten in
meiner Klasse nicht.
Was passiert euch denn schon bei einer schlechten Leistung?
Ein ernstes Gespräch?
Eine Ohrfeige?
Es gibt viel schlimmeres...
Aber ich habe es trotzdem ausgehalten, denn dafür durfte sich Moki normal
entwickeln, wie jedes andere Kind.
Auch wenn ich und meine Persönlichkeit der Preis war, den ich zahlen musste.
Die kalte Luft bildet kleine Wölkchen um meinen Mund und ich lege die Arme noch
näher um mich.
Kälte hin oder her, erfrieren will ich dann doch nicht.
Erinnerungen, die ich schon lange verdrängt habe, brechen hervor und
überfallen mich unvorhergesehen. Wieder legt sich ein trauriger Schleier über
mein Gesicht, als diese Bilder vor meinem inneren Auge erscheinen.
~Rückblick~
Seit sie bei Gozaburo wohnten, hatte Seto einen Privatlehrer.
Einen sehr strengen Privatlehrer.
Sein Tagesplan war auch nicht gerade Kinderfreundlich.
Er musste punkt fünf aufstehen und zwei Stunden Sport treiben.
Gozaburo wollte schließlich nicht, dass er zu der Sorte Geschäftsmann
gehörte, der nur in seinem Büro saß und aus Haut und Knochen bestand.
Nach dem Sport und einem kurzen Frühstück hatte er Unterricht. Sie waren erst
ein paar Monate hier und Seto sprach schon fließend English und Französisch.
Zurzeit lernte er Mandarin. Und es würden noch viele Sprachen folgen.
Nach dem Mittagessen musste er weiterlernen. Jetzt waren Mathe, Allgemeinwissen,
Informatik und Management an der Reihe.
Um acht Uhr abends durfte er eine Stunde mit seinem Bruder verbringen und
dann...
Hausaufgaben.
Selbst am Wochenende hatte er nur selten ein paar Stunden frei und bis spät in
die Nacht zu schuften war keine Seltenheit.
Seto war wissbegierig und er saugte Alles wie ein Schwamm auf, aber manchmal war
es einfach des Guten.
Ein müder und ausgelaugter Seto sah auf die Uhr. Kurz vor acht.
Nur noch wenige Minuten und er durfte endlich zu seinem Bruder. Die einzige
Stunde am Tag, auf die er sich wirklich freute.
Kaum war der Zeiger auf der acht, sprang Seto auf und rannte zum Zimmer des
Kleinen. Er wollte jede Sekunde ausnutzen.
Moki wartete schon ungeduldig auf seinen Bruder.
Er wollte unbedingt Mikado spielen, also erfüllte Seto ihm diesen Wunsch.
Der Schwarzhaarige erzählte und erzählte, doch Seto war nicht wirklich bei der
Sache.
Er musste noch so viel erledigen...
„Seto? Warum verbringst du immer nur so wenig Zeit mit mir?“
Der Brünette schreckte zusammen.
„Mhm, was?“
Das machte den Kleine richtig sauer. Erst hatte sein Bruder keine Zeit mehr und
jetzt hörte er ihm nicht mal mehr zu!
„Du bist so blöd! Du hast nie, nie, nie Zeit und dann hörst du mir nicht
mehr zu! Wo ist der Seto hin, den ich mag?? ICH WILL ÜBERHAUPT KEINEN BRUDER
MEHR!!“ schrie er erbost und rannte aus dem Zimmer.
Das war zuviel...
Seto hielt es nicht mehr aus. Er tat das alles nur für seinen Bruder... und das
war der Dank?
Das war es, was er für seine Strapazen bekam?
Stumme Tränen rannen über sein Gesicht. Er versuchte krampfhaft sie
zurückzuhalten, aber sie brachen aus ihm heraus.
Gozaburo hatte es ihm verboten.
Er durfte weder lachen noch weinen.
Und jedes Mal, wenn er es nicht verhindern konnte, wurden die Strafen
härter...
Doch diesmal konnte er es nicht verhindern.
Leise Schluchzer ließen seinen Körper erzittern und er vergrub sein Gesicht in
den Händen, damit man es nicht hören konnte.
Er wusste nicht wie lange er schon auf dem Boden kauerte und heulte, als Mokuba
wieder ins Zimmer geschlichen kam.
Als Seto seinen Bruder vermerkte, setzte er sich langsam auf und fragte mit
tränenerstickter Stimme: „ Brauchst du mich wirklich nicht? Du bist doch mein
Bruder.“
Setos Stimme war immer leiser geworden, während er sprach und er sah traurig
und schluchzend zu Mokuba.
Moki kroch näher und legte seine kurzen Ärmchen um den Größeren.
„Hör auf zu weinen, Nii-san, bitte...“ flüsterte er.
„Ich tu das doch nur für dich..“ wimmerte sein Bruder ebenso leise.
„Wieso?“ kam die überraschte Frage.
„Wenn ich nicht lerne, dürfen wir nicht hier bleiben.“ Antwortete Seto und
wischte sich die Tränen weg.
Das war vielleicht nicht die ganze Wahrheit gewesen, aber er wollte Mokuba nicht
belasten. Der Kleine sollte es gut haben und sich nicht um ihn Sorgen.
„Spielen wir noch ne Runde?“ fragte Mokuba um das Thema zu wechseln.
Seto nickte nur und schluckte die restlichen Tränen runter. Sein Lehrer oder
Gozaburo konnten jede Minute kommen und dann durften sie nichts bemerken.
Nach kurzer Zeit musste Seto wieder gehen. Müde machte er sich auf den Weg in
sein Zimmer und fing an seine Hausaufgaben zu erledigen.
Das Licht seines Schreibtisches würde noch viele Stunden brennen...
~Rückblick ende~
Die Sonne erscheint langsam am Horizont und ich fühle mich steif wie ein Brett.
So kalt war mir schon lange nicht mehr, doch ich bemerke es nur kurz.
Jetzt, wo ich angefangen habe mich zu erinnern, kommen mir viele solcher Tage
ins Gedächtnis...
Also Gozaburo mich geschlagen hat, weil ich über meinen Hausaufgaben
eingeschlafen bin.
Als Gozaburo mein Programm geklaut hat und es zu Geld gemacht hat....
Als ich einen Tag frei bekommen habe und eigentlich zum Konzert meiner
Lieblingsband wollte... und Mokuba mich solange genervt hat, bis ich den Tag
dann doch mit ihm verbracht habe...
Ich erinnere mich an viele Tage aus dieser Zeit, doch dann durchzuckt mich eine
andere Erinnerung.... etwas, an das ich schon seit Jahren nicht mehr gedacht
habe..
Etwas das ich unter allen Umständen vergessen wollte!
Sie überfällt mich...
... diese eine Erinnerung..
Ich, wie ich lache, als ich an Mokuba denken muss, wie er mal wieder furchtbar
tollpatschig war.
Gozaburo, der genau in dieser Sekunde ins Zimmer kommt und sieht, dass ich lache
und Gitarre spiele, anstatt zu lernen.
Ich will weg, doch er erwischt mich am Arm...
Wie alt war ich?
Nicht älter als zwölf....
Meine Erinnerungen sind nur verschwommen und blitzen nur für Sekunden auf.
Wie in einem Albtraum...
Gozaburo packt mich...
Schlägt mich...
Er kommt näher..
„NEIN!“
Unbewusst schlinge ich die Arme um meinen Kopf.
Ich will mich nicht erinnern!
Viele Dinge sind verschwommen und fast vergessen und das sollen sie auch
bleiben.
Bilder zucken durch mich.
Gefühle.
Schreckliche Dinge.
Ich renne und renne ohne wahrzunehmen was links und rechts von mir ist.
Das Einzige was ich höre ist mein eigener Atem, der schnell und hastig in
meinen Ohren rasselt.
Nur verschwommen nehme ich wahr, dass ich vor einer Türe stehe.
Ich bin also wieder zuhause...
Panisch hacke ich die Pin- Nummer ein und werfe die Türe schwungvoll hinter mir
ins Schloss.
Wie wenn ich meine Erinnerungen aussperren könnte...
Zum Glück ist niemand da...
Der Mantel rutscht von meinen bebenden Schultern und bauscht sich um meine
Füße.
Mein Hals zieht sich zu!
Ich bekomme keine Luft mehr!
Ich fühle mich so dreckig.
Vor Ekel schüttle ich mich und schnappe nach Luft.
Ich kann seine Berührungen immer noch fühlen...
sie sind immer noch da, wie Brandmale.
Ich kann nicht atmen.
Die Schuhe landen in der Ecke und ich stolpere die Treppe hoch.
Alles beginnt sich zu drehen...
~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~ Filmriss ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~
Als ich wieder zu mir komme, sitze ich unter der voll aufgedrehten Dusche.
Alle Lichter sind an und warmes Wasser rinnt über meinen keuchenden Körper.
Verwirrt drehe ich den Kopf und sehe mich um.
Meine Kleider kleben nass an mir.
Mein Hemd ist aufgerissen und die Knöpfe verschwinden gerade langsam im
Ausguss. Vermischt mit einer roten Flüssigkeit.
Blute ich?
Egal, hauptsache ich fühle mich endlich besser...
Das Wasser wäscht die Erinnerungen von mir und ich beruhige mich allmählich.
Nur seine widerwärtige Stimme und seine Worte klingen noch in meinem Ohr nach.
„Das werde ich ab jetzt immer machen, wenn du Gefühle zeigst verstanden? Und
wenn du irgendjemandem davon erzählst, dann ist dein Bruder dran.“ hatte er
mir damals ins Ohr geflüstert und es in mein Gehirn gebrannt.
Ich hätte dich nicht vor ihm beschützen können...
...also habe ich geschwiegen..
...und er hat dich nie berührt, Ototo-chan...
Müdigkeit kriecht in mir hoch und ich öffne träge die Augen.
Zitternd hebe ich die Hand und drehe das warme Wasser ab. Dann stehe ich
vorsichtig und steif auf und versuche aus der Dusche zu klettern.
Gut, ich falle mehr, als dass ich gehe, aber ich bin wenigstens draußen. Mein
ganzer Körper bebt, als ich mich am Waschbecken hochziehe und mich im Spiegel
betrachte.
Ich sehe aus wie eine Leiche. Meine Gesichtsfarbe ist nicht von den Fließen zu
unterscheiden.
Weiß.
Rotes Blut läuft über meinen Hals. Ich habe mir anscheinend mit meinen
Fingernägeln den Hals und den Nacken aufgekratzt um seine Berührungen
wegzuwischen.
Ausgerechnet den Nacken, obwohl ich da doch so empfindlich bin.
Ich stolpere aus dem Badezimmer und schäle mich aus meinen Klamotten, die wie
eine zweite Haut auf mir kleben, während ich in mein Schlafzimmer wanke.
Kaum bin ich dort angekommen, ziehe ich mir eine Boxershorts und einen Pulli
über den zitternden Körper und torkle zum Bett.
Ich lasse mich in die weichen Kissen fallen und zieh die Decke über mich. Die
Lampen sind alle noch an, aber ich werde sie ganz bestimmt nicht abschalten.
Dank der Wärme höre ich bald auf zu zittern und werde immer müder.
Was ist bloß los mit mir?
Ich habe so lange nicht daran denken müssen..
.. und es war noch nie so schlimm wie heute...
Warum habe ich mich nicht unter Kontrolle gehabt?
Seit Gozaburos Tod musste ich nicht einmal daran denken.. und jetzt kommst du,
Hündchen, und förderst das Alles wieder zu Tage.
Joey... bitte... beschütz mich vor den Dämonen meiner Vergangenheit.
Ich halte viel aus.
Ich bin stark.. aber in dieser Hinsicht bin ich schwach.
Endlich übermahnt mich der erlösende Schlaf und ich sinke in die angenehme
Schwärze.
++Mokubas Sicht:
[Juhu!!!! Auf meinem PC sind es jetzt hundert Seiten!!! Natürlich nicht nur
diese drei Kapitel, ich hab ja schon spätere Kapis fertig aber trotzdem! °
sich voll freut° HUNDERT Seiten... und ich muss noch sooo viel schreiben..
omg....]
Es ist ein schöner Tag. Heute Nacht hat es ja ziemlich gestürmt, aber jetzt
scheint wieder die Sonne und bringt den Schnee zum schmelzen.
Eigentlich bleibe ich sonst noch länger bei meinen Freunden, wenn ich dort
übernachtet habe, aber heute musste ich einfach schon früher nach Hause
kommen.
Schnell renne ich die Einfahrt hoch.
Ich habe mir Sorgen gemacht.
Seto... ob du wohl zu Hause bist?
Hoffentlich... was ist, wenn du bei Joey bist und keine Lust hast wieder nach
Hause zu kommen?
Ich öffne die Türe ruckartig und sofort bildet sich ein Kloß in meinem Hals.
Irgendwas ist anders...
Seto... du bist hier, das sehe ich.
Die Mantel liegt auf der Erde und deine Schuhe hast du in die Ecke geworfen.
Aber... du bist doch sonst so ordentlich??
Die Angst lässt mich die Stufen hochspringen.
Verwundert stelle ich fest, dass überall die Lichter an sind.
Was ist los?
Wieso hast du sie nicht ausgemacht?
Dann biege ich in den Flur, der vom Badezimmer zu deinem Zimmer führt.
Sofort fällt mein Blick auf die Klamottenspur, die sich bis zu deiner Türe
zieht.
Das ungute Gefühl in meiner Magengegend wird stärker.
Ich male mir die verrücktesten Dinge aus, doch als ich noch mal hinsehe, fällt
mir auf, dass dort nur deine Klamotten liegen.
Sofort werde ich ruhiger und öffne erleichtert die Tür und schleiche zu deinem
Bett, denn du schläft wohl noch.
Dann jagt der Schreck durch meinen Körper und ich quietsche erschreckt auf.
Nii-san!
Du siehst ja aus schlimmer aus als ein Toter.
Ich war wohl zu laut, denn du öffnest schwerfällig die Augen und siehst mich
an.
Dein Blick ist so anders.
So warm.
Wann habe ich das letzte mal so einen liebevollen Blick von dir bekommen?
„Hey... Moki...“ flüsterst du leise und setzt dich schwerfällig auf.
Dann siehst du auf die Uhr und fragst mich mit verschlafener Stimme: „Warum
bist du schon so früh da?“
Toll!
Das schaffst auch nur du.
Der erste Satz, den du an mich richtest, bringt mich schon in Verlegenheit.
Wie machst du das?
Hast du einen Radar im Kopf, der dir sagt, was du mich fragen sollst, oder was?
Das ist unheimlich!
Ich bin sowieso viel zu schlecht im Lügen, als das ich dir was vormachen
könnte, also krieche ich nervös zu dir, um dir zu sagen, was mich schon so
früh nach Hause getrieben hat.
++Setos Sicht:
Mein Schädel brummt...
Die letzte Nacht war wirklich alles andere als erholsam und ich bin todmüde.
Trotzdem sehe ich, wenn dich etwas bedrückt, Moki.
Was ist los?
Du setzt dich neben mich auf Bett und ich lege meinen Arm beschützend um dich.
„Was ist los?“ frage ich dich sanft, aber direkt, weil du anscheinend nicht
weiß, wie du anfangen sollst. Leise suchst du nach den richtigen Worten.
„Zwischen dir.. und Joey.... was ist da?“ fragst du bedrückt.
Das kommt überraschend.
Darüber machst du dir Gedanken, kleiner Bruder?
Ernsthaft?
Lange denke ich nach und suche nach der passenden Antwort, doch mit fällt
einfach nichts ein.
„ich.. liebe ihn... aber, ach... ich weiß nicht...“ setze ich an, verstumme
jedoch, als du mich schockiert ansiehst.
Wieso?
„Was.. was würdest du alles für Joey aufgeben?“ fragst du leise und ich
kann ein leichtes Zittern aus deiner Stimme raushören.
Was würde ich für Joey aufgeben...
..dafür, dass er glücklich ist...
... dafür, dass es ihm gut geht...
Die Antwort ist schnell gefunden!
„Ich würde Alles für ihn aufgeben...“
Du verkrampfst dich in meinen Armen.
„Alles... außer dich..!“
Du entspannst dich und kuschelst dich näher an meine Brust.
„Was hast du denn gedacht? Du bist mein kleiner Bruder und ihr seid die beiden
wichtigsten Menschen in meinem Leben.“
Du nickst, aber man sieht, dass du mit der Antwort nicht zufrieden bist.
„Was ist denn los, Moki? Du hast dich doch gestern noch so darüber
gefreut!“ frage ich dich.
Langsam bin ich wirklich genervt. Sag doch einfach, was du willst!
„Ich will dich einfach nicht verlieren.“ Wimmerst du leise und Tränen
rollen über dein Gesicht.
Hey...
Hör auf zu weinen.
Du weißt doch, dass ich das nicht ertrage.
Sanft streiche ich dir die Tränen weg und drücke dich fester an mich.
„Hey... wie kommst du auf die Idee, dass du mich verlieren könntest?“ frage
ich leise und sanft.
Du schlingst die Arme um meinen Hals und fängst an zu schluchzen.
„Du hast doch dann überhaupt keine Zeit mehr für mich, wenn du mit Joey
zusammen bist.“
Das ärgert mich.
Muss ich denn immer zurückstecken?
Kann ich nicht einfach mal machen, was ich will?!
„Na hör mal! Erstens wird aus mir und Joey höchstwahrscheinlich sowieso
nichts und Zweitens bin ich ja nicht dein Besitz! Du wirst mich schon noch
teilen können!“
Kaum habe ich diese Worte ausgesprochen, tun sie mir auch schon wieder leid. Das
war eindeutig viel zu schroff.
„Ich.. Mokuba... das“ versuche ich zu retten was noch zu retten ist, aber du
bist schon aufgesprungen und rennst in dein Zimmer.
Dir jetzt zu folgen würde sowieso nichts bringen. Du brauchst jetzt erst mal
ein bisschen Zeit für dich.
Schlapp lasse ich mich zur Seite kippen.
Warum geht Alles schief?
Ich bin müde, mein Schädel brummt und ich fühle mich einfach nur beschissen.
Ich bin gestern vor Joey weggelaufen, hatte eine einfach nur schreckliche nacht
und jetzt auch noch das!
Warum verstehst du das denn nicht, Moki?
Ich weiß, ich verbringe zu wenig Zeit mit dir... und glaub mir, dass bereitet
mir Schuldgefühle, aber die Firma ist mir wichtig.
Sie ist mein Lebenswerk!
Mein Traum!
Meine einzige Möglichkeit Gozaburo zu übertrumpfen.
Er sagte immer, dass ich nie eine so erfolgreiche Firma leiten würde wie er.
Und deswegen arbeite ich so hart!
Ich will doch nur von diesem Monster loskommen!
Ich will seine Worte als Lügen strafen!
Und Joey... nach gestern will er mich sowieso nicht mehr...
... was auch nur zu verständlich ist.
Es würde sowieso nur Probleme bringen.
Ich würde es nicht aushalten, wenn er dahinter kommen würde.
Ein leises Klopfen dringt an mein Ohr.
Moki tritt ein und bleibt verlegen vor meinem Bett stehen.
„Mokuba, es tut mir wirklich leid.“ Flüstere ich und sehe ihn Schuldbewusst
an.
Wir sollten uns nicht streiten Mokuba... ich will das nicht.
„Mir auch...“ nuschelst du schniefend.
Tränenspuren zieren dein niedliches Gesicht und ich ziehe dich wieder zu mir.
Du willst nicht, dass ich mit Joey zusammenkomme, oder?“ frage ich mit
trauriger Stimme, als du wieder neben mir sitzt.
Du blickst zur Seite und flüsterst: „Doch...“
Mit einer Antwort zauberst du einen verwirrten Blick auf mein Gesicht.
„Aber...“
Tut mir leid, aber das verstehe ich wirklich nicht.
„Du bist doch glücklich mit ihm...“
Du schaust zu mir hoch und wischt dir die letzten Tränen weg.
„Und ich will, dass du glücklich bist. Wir können ja ganz viel zu dritt
unternehmen! Ich mag Joey ja!“
„Weißt du, aus mir und Joey wird nichts...“ flüstere ich und kann den
traurigen Unterton nicht aus meiner Stimmer verbannen.
„Wieso?“ fragst du prompt.
Ich hole tief Luft und sage: „ich bin gestern weggelaufen, als wir uns
geküsst haben...“
Fassungslos siehst du mich an.
„Seto? Wieso...?“ fragst du mit großen Augen.
Betreten sehe ich zur Seite.
„ich... hatte einfach..... Angst..... und jetzt will er sicher nichts mehr von
mir wissen.“
Mokuba ist die einzige Person, der ich jemals gesagt habe, dass ich vor etwas
Angst habe und er schüttelt nur lächelnd den Kopf.
Ich finde das gar nicht zum Lachen.
„Seto.. wenn er dich wirklich liebt, dann lässt er sich von so was nicht
entmutigen... du kennst doch Joey!“
Ein Lächeln huscht über mein Gesicht...
Ja Joey...
Du bist wirklich hartnäckig...
...vielleicht sogar hartnäckig genug um meine Zweifel zu besiegen und mir zu
helfen...
wer weiß...
vielleicht...
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Ich bin endlich mit dem dritten Kap fertig... fix und fertig.... °furchtbar
müde desu°
Auf Korekturlesen hab ich jetzt keinen Bock mehr, also seit nachsichtig. Wenn
ihr einen schlimmen Fehler findet, könnt ihr mich ja drauf aufmerksam machen.
thx
Nya, bidde immer schön Kommis da lassen.
°alle ganz doll knuddl°
°Flausch°
chu
Eule °v°
Kapitel 4: ...und nach vorne.
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Sry, dass es so lang gedauert hat, ich war extrem im Stress, aber jetzt isses ja
da. ^^
Viel Spaß damit und ganz, ganz lieben, vielen dank an meine Kommikritzler:
SethyCat
SweetKagomeChan
naya01
Pancratia
vulkanier2
SatoRuki
touga-chan
mrdaily
Moehre
ich hab euch ganz doll lieb!
Kapitel 04:
~+~Titel: ... und nach vorne.~+~
Seit den letzten Geschehnissen waren nun schon vier Tage vergangen, in denen
sich die beiden Verliebten nicht begegnet waren. Seto hatte genügend Arbeit um
sich dahinter verstecken zu können, außerdem hatten viele seiner
Geschäftspartner nur Vormittags Zeit. Tja... da blieb ihm dann wohl nichts
anderes übrig, als nicht zur Schule zu gehen.
Die anderen beiden Tage war er mit seinem Stellvertreter, Alex Lancet, auf
Geschäftsreise in Frankreich gewesen. Paris war schon eine wunderschöne
Stadt.
#Da würd ich gern mal mit Joey hinfahren....#
Schon wieder waren seine Gedanken bei dem Blonden, wie so oft in den letzten
Tagen, auch wenn er mit allen Mitteln versucht hatte, ihn aus seinen Gedanken zu
verbannen.
Eigentlich war es ihm, bis auf ein paar Aussetzer, ganz gut gelungen.
Die schwarze Limousine bahnte sich ihren Weg durch die verschneiten Straßen
Dominos. Müde sah der junge Geschäftsmann aus dem verspiegelten Fenster und
seufzte leise. Die Sonne war schon vor Stunden untergegangen und die Sterne
glitzerten am Firmament.
Träge streckte der Brünette die Beine aus und unterdrückte ein Gähnen, das
sich aus seiner Kehle schleichen wollte.
Es war mal wieder einer dieser Tage gewesen, die ihm 130 % abverlangt hatten. Es
hatte Probleme gegeben und zwar so weit das Auge reichte!
Erst Computerschwierigkeiten, die dafür gesorgt hatten, dass die ganze Kaiba-
Corp. in Panik geraten war, bis Seto ein Machtwort gesprochen hatte und sich
selbst um dieses Problem gekümmert hatte. Dann noch Ärger mit der Lieferung,
die mal wieder viel zu spät eingetroffen war und zu guter Letzt hatte auch noch
sein Kunde rumgemotzt.
Wie ihn so was ankotzte!
Nicht zu vergessen, dass er anscheinend nur von inkompetenten Fachidioten
umgeben war, die alle erst zu ihm rannten, bevor sie irgendetwas taten...
schrecklich!
Wie wenn er nicht schon genügend Probleme hätte!
Zum Beispiel Mokuba, der ihm gleich eine Standpauke ersten Grades halten
würde.
Und warum?
Genau, er war schon wieder viel zu spät.
Er hatte eigentlich um zehn Uhr zu Hause sein wollen, um den Kleineren ins Bett
zu bringen, aber dann war ihm die Graphikabteilung dazwischen gekommen und hatte
ihn genervt, obwohl das ja mal gar nicht sein Bereich war. Konnten die sich denn
nicht an ihren Abteilungsleiter wenden und den zu Tode nerven?
Na ja, wie dem auch sei, jetzt war es schon elf und Seto hatte demzufolge eine
Stunde Verspätung... und war noch lange nicht zu Hause angekommen...
#Es tut mir ja auch Leid... aber heute war es echt viel....#
Sein Kopf brummte und ein unangenehmes Pochen ließ seine Laune noch weiter in
den Keller sinken. Müde schlang er seine Arme um den Körper und sah missmutig
aus dem Fenster.
Auch wenn er sich nichts anmerken ließ, die ganze Arbeit der letzten Tage
machte ihm schon zu schaffen. Gut, er war daran gewöhnt, aber das änderte
nichts daran, dass er sich ausgelaugt und matt fühlte.
Sein Blick folgte dem eintönigen Straßenverlauf.
Schnee...
Überall war dieses Zeug, das sich in den letzten Tagen zu brauner Matsche
verklumpt hatte und keinen wirklich einladenden Anblick bot.
Überall nur braun...
Braun, braun, braun...
... Moment, da hinten lag doch was im Straßengraben, oder täuschte sich der
Brünette?
Seto kniff die Augen zusammen und wischte mit der Hand über die beschlagene
Scheibe.
Er hatte sich nicht getäuscht!
Nur, dass da im Graben nicht etwas lag, sondern jemand.
„Halten sei an! Sofort!“ wies er seinen Chauffeur an.
Normalerweise war er ja nicht besonders menschenfreundlich, aber die Fahrt ins
Krankenhaus war eine gute Entschuldigung, dass er zu spät war. Vielleicht
würde er so, mit etwas Glück, Mokubas Standpauke entgehen.
Gelangweilt stieg er aus und trat näher an den leblosen Körper, der da lag.
Seine Miene wandelte sich von teilnahmslos zu verwirrt und endete schließlich
in einem schockierten Gesichtsausdruck.
Seine Gesichtszüge entglitten und Seto musste Schlucken um seiner wachsenden
Panik Herr zu werden.
#Das kann nicht war sein! Bitte nicht!#
Zum ersten Mal stand Seto Kaiba da und war absolut nicht Herr seiner Selbst.
„Joey...“ krächzte er leise.
Dort lag er,...
sein blonder Engel....
Mitten in der Matsche und dem Schmelzwasser lag er und war gerade dabei aus
seiner kurzzeitigen Ohnmacht zu erwachen.
Als Seto wieder bei sinnen war, sprang er hastig zu dem Hündchen und ließ sich
neben ihm in die Matsche fallen.
Vorsichtig zog er den durchgefrorenen Körper aus der Kälte und in seine Arme.
Dann nahm er Joeys Hinterkopf in eine Hand, damit sein Kopf nicht sofort nach
hinten kippte, da der Blonde noch nicht wach genug war um das Gewicht selbst zu
halten.
„Joey? Joey.... Hey... was soll denn das?… werd wieder wach! Hörst du
mich?“ versuchte Seto den Blonden wieder wacher zu kriegen, da nur Joeys
Augenlider flackerten, sonst aber nichts darauf hinwies, dass der Blonde wach
war.
Der Drache wandte sich zu seinem Chauffeur, der noch neben der Limousine stand.
„Rufen sie meinen Hausarzt an! Er soll in die Villa kommen! SOFORT!“
Der Fahrer nickte kurz angebunden und bückte sich zu dem Telefon, das im Wagen
angebracht war.
Seto wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Blonden zu, der zaghaft blinzelte
und die Augen öffnete. Der Brünette ließ ihn kurz los, um aus seinem dicken
Wintermantel zu schlüpfen und um den vor Kälte bibbernden Körper vor sich zu
legen. Kaum hatte er Joey in das warme Kleidungsstück gehüllt, drückte ihn
der Brünette ängstlich an sich. Joey blinzelte verwirrt, als er die wohltuende
Wärme um sich spürte.
„k...kalt...“ kam zwischen den klappernden Zähnen hervor und Joey schmiegte
sich so nah wie möglich an den wärmespendenden Körper.
„Keine Angst! Gleich wird dir wieder warm! Okay? Bleib wach! Du darfst jetzt
bloß nicht einschlafen!“ flehte Seto den Blonden an, der gerade im Begriff
war die Augen zu schließen. Vorsichtig strich er mit seiner Hand über das
Gesicht um das dreckige Wasser von der Haut zu entfernen. Dann stand er auf und
ging langsam zum Wagen.
Panik stieg in ihm auf, als er auf die blauen Lippen seines Lieblings sah.
Was war passiert und was war, wenn sein Hündchen schon zu lange in der Kälte
gelegen hatte?
#STOP! Hör auf dir solche Horrorszenarien auszudenken. Panikmache bringt dich
nicht weiter. Jetzt ist einen kühlen Kopf bewaren angesagt!#
Leicht löste er sich von dem Blonden, um ins Auto einzusteigen, die Tür zu
schließen und die Heizung voll aufzudrehen. Dann zog er den wimmernden jungen
Mann wieder zu sich um ihm zusätzliche Wärme zu spenden.
Die Limousine steuerte zielsicher und schnell durch die Straßen Dominos,
während Seto versuchte seine konfusen Gedanken zu ordnen. Während er sanft und
beruhigend durch Joeys nasse Haare strich, kreisten seine Gedanken nur um eine
Frage:
Warum lag Joey mitten in der Nacht in einem nassen und kalten Straßengraben?
Noch dazu bewusstlos!
Er schien keine schweren äußeren Verletzungen zu haben und auch Trunkenheit
konnte der Brünette ausschließen. Was war also dann passiert?
„Joey...“ flüsterte er angsterfüllt und sah auf das kleine Häufchen Elend
in seinen Armen. Joey schien wieder wegzudämmern und Seto verpasste ihm einen
fast schon liebevollen Klaps, damit der Blonde nicht wegdriften konnte. Denn
bevor Joey schlafen und sich ausruhen konnte, würde er ihn erst mal von seinem
Arzt, Yudai Iwaza, untersuchen lassen.
Joey hob den Kopf ein Stück und blickte sich verwirrt um. Dann vergrub er sein
Gesicht in Setos Halsbeuge und zog den Mantel näher um sich.
Tief atmete er ein und sah kurz hoch zu seinem Retter.
„Seto...“ hauchte er leise auf die Haut des Brünetten.
Der heiße Atem strich über die dünne Haut am Hals und ließ Seto auf einer
Welle aus Gefühlen davon treiben.
Wärme und Geborgenheit machten sich in ihm breit und seine Augen schlossen sich
wie von selbst.
#Was machst du bloß für Sachen Hündchen?#
Aber die Frage hätte er sich genauso gut selber stellen können...
Es saß dreckig und nass in seinem Straßenkreuzer, mitten in der Nacht
wohlgemerkt, hatte ein ebenso nasses und dreckiges Hündchen im Arm und fühlte
sich bis auf die Sorge um Joeys Gesundheitszustand pudelwohl.
Er fuhr mit seiner Hand durch Joeys feuchte Haare und drückte dessen Kopf an
seine Schulter.
Wieder durchlief den Blonden ein zittern, doch das hatte diesmal andere Gründe
als die Kälte...
Langsam rollte der Wagen am Tor vorbei und über den Kiesweg, bis zur
Eingangstüre der Villa.
Dort stand Mokuba und Yudai Akari, der Hausarzt der Kaibas, und warteten schon
angespannt. Die Nachricht, dass der Hausarzt herbestellt wurde, hatte den
Kleinen der Kaibas in Panik versetzt.
Ging es seinem Bruder gut?
War er krank?
Und warum war es so dringend?
Kaum war die Tür des Wagens offen, da griff der Brünette unter die Kniekehlen
und den Rücken des Blonden und hob ihn langsam aus dem Wagen. Draußen war es
um einiges kälter und Joey kuschelte sich noch näher an den jungen Firmenchef
um sich zu wärmen. Dieser sprang leichtfüßig die Treppe hoch und trat ins
Haus. Kaum hatte Yudai gesehen, dass es nicht um Seto ging, sondern um den
halb-erfrorenen Jungen in seinen Armen, dirigierte er seinen Chef ins
Badezimmer. Sie mussten den Jüngeren schnellstmöglich wieder warm bekommen.
Seto hastete die Treppe in den ersten Stock hinauf und folgte dem Doc ins
Badezimmer. Er spürte, dass sich Joeys Finger ängstlich in sein Hemd krallten,
je länger sie unterwegs waren.
#Wer trägt mich da?...#
Angst machte sich in dem Blonden breit.
Konnte er seinem Retter vertrauen?
Er war viel zu fertig um die Augen zu öffnen und die Person zu erkennen und
fragte sich ob er vielleicht Recht hatte und es tatsächlich Seto war, der ihn
gefunden und mitgenommen hatte.
Verzweifelt versuchte der Brünette das Hündchen zu beruhigen.
„Keine Angst... ich bin’s.... Seto... gleich ist dir wieder wärmer,
versprochen!“
Langsam entspannte sich der verspannte Griff der Hände, obwohl Setos Worte
nicht bis zum Verstand des Blonden vorgedrungen war. Allein die Stimme des
Brünetten war es, die Joey beruhigte.
Kaum waren sie im Badezimmer angekommen schälten sie den Blonden aus den
klammen Stoffbahnen. Seto bekam ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Wenn
das jemand bei ihm versuchen würde, dann würde er sterben, soviel war sicher.
Doch Joey half ihnen sogar bereitwillig und ließ sich wenig später ( nur in
Boxershorts, nicht dass ihr denkt... nja... XD) ins warme und angenehme Wasser
gleiten. Er bibberte zwar immer noch, aber das warme Wasser tat ihm sichtlich
gut und der Blonde seufzte leise auf.
„Seto? Was ist passiert?“ fragte Yudai ernst und sah den Brünetten fragend
an, während sie Joey aufwärmen ließen.
„Ich weiß nicht....“ antwortete der junge Firmenchef verwirrt und
nachdenklich.
„Ich hab ihn so gefunden... in einem Straßengraben nicht weit von seiner
Arbeitstelle.“ setzte er nach.
Setos Blick ruhte die ganze Zeit auf dem zitternden Blonden, der langsam wieder
etwas Farbe ins Gesicht bekam und nicht mehr aussah wie eine Leiche.
Yudai beobachtete das ganze mit einem Lächeln und meinte nach ein paar Minuten:
„Komm, holen wir ihn wieder raus, das war genug. Wir sollten ihn lieber ins
Bett schaffen.“
Der Brünette nickte nur geistesabwesend und krempelte die ohnehin schon nassen
Ärmel seines Hemdes hoch. Dann packte er den Blonden vorsichtig unter den
Achseln und zog ihn aus dem Wasser. Als Joey die fremden Hände spürte öffnete
er die Augen einen Spalt weit und sah verwirrt nach oben. Langsam kamen seine
Sinne wieder und er war wieder in der Lage seien Umgebung wahrzunehmen.
#Seto...#
Er hatte also doch Recht gehabt. Es war tatsächlich sein Drache gewesen , der
ihn vorhin gefunden hatte. Der Brünette hob ihn ohne jeglichen Kraftaufwand auf
den Badewannenrand und Joey streckte seine Arme schwach nach oben um sie um den
Hals den jungen Firmenleiters zu schlingen. Dann zog er sich näher an ihn und
bettete seinen Kopf, der ihm auf einmal tonnenschwer vorkam auf die Schulter des
Älteren. Seto zuckte kurz zusammen, als sich Joey an ihn schmiegte, doch
schließlich legte er die Arme stockend um den vor Kälte zitternden Körper und
zog ihn vorsichtig auf seinem Schoß.
„Ganz ruhig, Hündchen, jetzt ist alles in Ordnung..“ flüsterte er sanft
ins Ohr des Jüngeren.
Seto griff nach einem Handtuch und begann den Blonden abzutrocknen. Erst
versuchte er die Arme und den Oberkörper trocken zu kriegen, dann wandte er
sich den Haaren zu. Joey genoss die sanften Berührungen sichtlich und als Seto
an Joeys Füßen angekommen war, war der Blonde eingeschlafen. Ganz im Gegenteil
zu dem Brünetten, der war eher noch nervöser geworden und sein Atem hatte sich
immer weiter beschleunigt, je mehr von Joeys Haut er unter seinen Fingern
spürte. Gerade als er fertig war wandte sich der Doc wieder an ihn:
„Seto?“
Der Brünette zuckte zusammen, er hatte vollkommen vergessen, dass Yudai auch
noch im Raum war.
„Könntest du bitte eine Boxershorts von dir holen, seine sind total
durchnässt.“
Seto sah ihn kurz verwirrt an, nickte dann aber.
Yudai zog den schlafenden Joey zu sich, damit Seto aufstehen konnte. Kaum hatte
Seto den Raum verlassen, fing er an zu lächeln.
# Wer hätte gedacht, dass Seto schwul ist. Egal, hauptsache er wird mit dem
Blondchen hier glücklich.#
Nach kurzer Zeit kam Seto mit einer schwarzen Boxershorts in der Hand wieder.
Dann drückte er dem Älteren das Stück Stoff in die Hand. Doch als sich der
Doc daran machte, Joey die nassen Sachen endgültig auszuziehen, drehte sich
Seto ruckartig um und nuschelte etwas von: „Ich zieh mich um.“, während er
fluchtartig den Raum verließ.
#Ihn hat’s tatsächlich erwischt...#
Seto stand verwirrt vor seinem Schrank.
#Was war das denn eben?#
Seto hatte sich auf einmal so ‚komisch’ gefühlt. Wie wenn ein Blitz in ihn
eingeschlagen hätte.
Den Blonden fast nackt zu sehen, ließ sein Herz ungewöhnlich schnell schlagen
und ließ Hitze durch jede seiner Nervenfasern jagen.
Doch er hatte sich auch unwohl gefühlt. Eine leichte Angst war in ihm
hochgekrochen und er hatte die Flucht ergriffen.
Kopfschüttelnd zog er sich das nasse Hemd vom Körper und hüllte sich
stattdessen in ein dunkelblaues T-Shirt.
Die schwarze Anzughose rutschte von ihm und machte die Sicht auf zwei lange,
schlanke Beine frei.
Seto überlegte kurz und zog eine bequeme, beige Hose aus seinem Kleiderschrank.
Kaum war er fertig, hörte er auch schon Yudais Stimme aus dem angrenzenden
Badezimmer.
„Seto? Hilft du mir mal bitte?“
Der Brünette war mit ein paar Schritten im Badezimmer und musste schlucken.
Auch wenn er blaue Lippen hatte, Kratzer seinen Körper zierten und seine Haare
noch verwuschelter waren als sonst, Joey war einfach wunderschön anzusehen.
Inzwischen war es mitten in der Nacht und Mokuba schlief endlich, nachdem er
sich von dem ersten Schreck erholt hatte.
Der Brünette hob sein schlafendes Hündchen hoch und trug ihn vorsichtig ins
Gästezimmer an der anderen Seite des Flurs. Als er ihn vorsichtig abgelegt
hatte, wurde der Blonde in einen dicken Pyjama gepackt und unter eine dicke
Decke gesteckt. Dann legte er noch eine Wärmflasche, die Yudai ihm gegeben
hatte neben den Blonden und drehte die Heizung im Gästezimmer auf. So konnte
hoffentlich nichts mehr schief gehen.
Seto setzte sich auf die Bettkante und sah seinen blonden Engel vorsichtig an.
Der Blonde hatte glücklicherweise schon wieder etwas Farbe im Gesicht und auch
das Blau seiner Lippen war zurückgegangen. Joey hatte sich tief in die Decke
vergraben und schlief friedlich.
Der Doc war gerade dabei Joeys Fuß zu verarzten, als er Seto über dessen
Gesundheitszustand informierte.
„Er hat ein paar leichte Prellungen, einen verstauchten Fuß, Schürfwunden
und eine leichte Unterkühlung. Lange hat er da nicht gelegen, trotzdem hätte
es weitaus schlimmer ausgehen können. Ich nehme mal an, dass er von einem Auto
oder so angefahren wurde und dann bewusstlos im Straßengraben liegengelassen
wurde.“
Seto nickte nur abwesend und sah den Blonden müde an. Jetzt, wo er sich vom
ersten Schreck erholt hatte merkte er wieder, wie müde und fertig er eigentlich
war.
Seit gestern morgen um fünf Uhr, bis heute Nacht um 11 Uhr hatte er
durchgearbeitet. Jetzt war es schon ein Uhr nachts und seine Augen waren kurz
davor einfach zuzufallen.
Mit siebzehn Jahren brauchte auch ein Seto Kaiba noch ein paar Stunden Schlaf.
[Wie wenn sich das später ändern würde. ó_Ò]
Yudai stand langsam auf.
„Ich komme morgen noch mal wieder um nach ihm zu sehen... und Seto... geh
schlafen!“ mahnte er den jungen Firmenchef, während er sich zur Tür wandte.
Seto nickte nur träge und bemerkte im Augenwinkel, wie Yudai das Zimmer
verließ und nach Hause ging. Seto saß immer noch auf dem Bett und beobachtete
den Blonden.
#Du hast so eine beruhigende Wirkung auf mich... wie es wohl ist, die ganze
Nacht neben dir zu schlafen? Ich werde es wohl nicht erfahren...#
Träge setzte er sich vor das Bett, da sich Joey tief unter die Decke verkrochen
hatte und man nur aus diesem Winkel sein Gesicht erkennen konnte. Der Blonde sah
so unglaublich friedlich aus, wenn er schlief.
Seto legte seinen Kopf auf den Händen auf und setzte sich bequemer hin. Immer
wieder fielen ihm die Augen vor Erschöpfung zu, bis er, genau wie Joey,
eingeschlafen war.
Am nächsten Morgen:
Eine Gestalt, die anscheinend genug geträumt hatte, bewegte sich leicht und
kuschelte sich noch einmal tief ins Kissen, bevor sich die Lider hoben und zwei
schokobraune Augen zum Vorschein kamen und sich verwirrt umsahen.
#Wo bin ich denn hier gelandet?# fragte er sich im Stillen, als er das Zimmer
bewunderte, in dem er erwacht war.
Verwirrt drehte sich Joey um, als er ein unwilliges Grummeln hörte. Sofort
hatte er ein verzaubertes Lächeln auf den Lippen und er ließ sich zurück ins
Kissen fallen.
#Seto...#
Erst jetzt bemerkte er, dass ihm jeder Knochen im Körper wehtat. Langsam kamen
die Erinnerungen an den gestrigen Abend zurück. Trotzdem lächelte er noch und
sah auf den braunen Schopf, der an der Bettkante ruhte.
#Meine Güte, ist das denn nicht furchtbar unbequem?#
Langsam glitt sein Blick über den Arm, der Setos Kopf als Unterlage diente und
freute sich, dass ausgerechnet ER ihn gefunden hatte.
Ausgerechnet Seto.
Domino hatte so viele Einwohner und er hatte das Glück von seinem Drachen
gefunden zu werden.
Leise seufzte er auf.
#Was hattest du so spät eigentlich noch draußen zu suchen? Solltest du da
nicht eigentlich bei Mokuba sein? Und warum warst du nicht in der Schule?#
Fragen über Fragen, doch der Brünette war nicht gewillt sie zu beantworten.
Er schlief seelenruhig weiter und störte sich nicht an der Hand, die jetzt
durch seine Haare fuhr. Man konnte eines von Setos Augen sehen. Die Lider waren
geschlossen, doch er wirkte nicht entspannt und ruhig. Sein Gesicht hatte einen
angespannten Ausdruck und dunkle Schatten lagen unter den Augen. Sanft fuhr Joey
mit seinen Fingerspitzen über die dunklen Ringe.
#Du hast ja schon wieder Augenringe, Seto...#
Der Schlafende erwachte dank dieser sanften Berührung und hob verschreckt den
Kopf. Dann rieb er sich die Augen.
„Noch so müde?“ fragte Joey mit einer belustigten Stimme.
Wieder zuckte Seto zusammen und sah verwirrt zu dem Blonden.
„Was machst du denn hier?“ fragte er verwirrt und verschlafen.
Ein kleines Gähnen stahl sich auf seine Lippen und Seto blinzelte müde in
Joeys Richtung. Anscheinend hatten ihm die paar Stunden Schlaf bei weitem nicht
gereicht.
„Du solltest noch ein Wenig schlafen, du bist ja noch todmüde.“ Stellte
Joey fest und besah sich das Gesicht des Firmenchefs. Seto hatte den Abdruck
seines Arms auf der Wange und seine Haare standen verstrubbelt in alle
Richtungen ab, außerdem schien er sowieso schon fast zu schlafen, da er den
Kopf wieder auf seine Arme gebettet hatte.
„Wieso das denn?“ fragte Seto im Halbschlaf.
„Wenn du wach wärst, dann könntest du dich daran erinnern, dass du mir das
Leben gerettet hast, weil ich sonst erfroren wäre und dass du mich dann mit zu
dir nach Hause genommen hast. Da du aber die Frage stellst, was ich hier tue,
nun ja, da dachte ich, dass du vielleicht noch nicht so ganz da bist.“
entgegnete Joey mit einem vor Sarkasmus triefenden Unterton in der Stimme und
setzte sich leicht auf.
„Mhm... stimmt....“ murmelte der Brünette in seinen Arm.
„Hast du’s echt vergessen?“ fragte Joey überrascht, doch er bekam keine
Antwort.
Der Brünette hatte sich anders hingesetzt und war schon wieder eingeschlafen.
#Das geht aber schnell, Seto.# dachte Joey belustigt und warf einen Blick auf
Kaibas Uhr, die auf dem Tischen neben dem Bett stand. Leicht verblüfft legte er
sich wieder hin.
#Es ist ja erst halb sieben? Seit wann werde ich so früh wach? Na ja, egal, da
kann ich ja noch ein bisschen dösen.#
Also nahm er Setos Hand in seine, legte sich nahe an den Brünetten und war nach
wenigen Minuten auch eingeschlafen.
Eine halbe Stunde später stapfte Mokuba ins Zimmer seines Bruders, da er nicht
beim Frühstück gewesen war. Erst kam er spät in der Nacht nach Hause, brach
seine Versprechen und dann besaß er die Frechheit nicht mal beim Frühstück zu
erscheinen. Wütend riss er die Türe auf und sah sich um.
Kein Seto zu entdecken.
Das Bett sah auch ziemlich unbenutzt aus.
#Wo steckt der schon wieder?#
Mokuba war mittlerweile wirklich wütend, denn auch im Arbeitszimmer war sein
Nii-san nicht. Resignierend ging er in Joeys Zimmer um zu sehen ob der Blonde
schon wach war, damit er wenigstens etwas Gesellschaft hatte.
#Seto ist bestimmt schon in die Firma gefahren...#
Kaum war er in den Raum getreten musste er unweigerlich lächeln. Seto saß am
Rand des Bettes und Joey hatte sich in einem Halbkreis um ihn gelegt. Außerdem
hatte der Blonde die Hand seines Bruders mit den Fingern umschlossen. Beide
schliefen friedlich und Mokuba schloss die Türe leise.
#Ich hab doch gewusst, dass du nicht so schnell aufgibst Joey.#
Dann ging er zum Telefon und rief Setos Stellvertreter an um ihm mitzuteilen,
dass Seto heute leider nicht in der Firma erscheinen konnte. Als er das erledigt
hatte, legte er noch einen Zettel neben Seto um ihm zu sagen, dass er ruhig
weiterschlafen konnte, falls er wach werden sollte und einen Gedanken daran
verschwendete in die Firma zu gehen.
Danach packte er seine Tasche und ließ sich in die Schule fahren. Seto war ja
wegen geschäftlichen Dingen die ganze Woche entschuldigt und für Joeys Artest
hatte Yudai gesorgt.
Dieser war es auch, der um halb neun vor dem Bett stand und aus dem Lächeln
nicht mehr rauskam.
#Sieh an, es gibt also doch jemanden der dich zum schlafen bringt, Seto.#
Yudais Lächeln verflog langsam.
#Auf mich hört er ja nicht.#
Er nahm seine Tasche, drehte sich um und verließ das Zimmer unverrichteter
Dinge wieder.
#Ich sehe später nach dem Jungen.#
Kaum hatte der Arzt das Zimmer verlassen, wachte Seto auf. Komischerweise hatte
er keine Schmerzen, auch wenn er in dieser ungewöhnlichen Lage geschlafen
hatte. Er fühlte sich eher ausgeschlafen und geborgen. Dieses unwohle Gefühl
war weg, dass ihn Morgen für Morgen dazu brachte aufzuschrecken und sich
orientierungslos und sich schon fast ein wenig panisch umzusehen.
Alle Bücher, die er darüber gelesen hatte, bezeichneten solch ein Verhalten
als paranoid. Er hatte aber auch allen Grund paranoid zu sein. Er hatte viele
Feinde und es gab einen ganzen Haufen Menschen, die ihn gerne unter der Erde
sehen würden.
Außerdem...
... manche Dinge hinterlassen ihre Spuren...
Nur langsam wurde Seto wacher und er sah sich blinzelnd um, nachdem er den Kopf
gehoben hatte.
Joey!
Er lag genau neben ihm.
Zu nah!
Viel zu nah!
Wieder spürte er eine leichte Panik und ein Kloß bildete sich in seiner
Kehle.
Zitternd sprang er zurück und landete prompt auf allen vieren. Seine Beine
hatten nach dieser Nacht beschlossen ihren Dienst zu verweigern und so lag er
auf dem weichen Teppich. Überraschend neben jemandem aufzuwachen und sich so
nah neben ihm wiederzufinden war zu ungewohnt für den Brünetten. Das hatte zu
dieser Kurzschlussreaktion geführt und er hatte eine Menge Lärm verursacht.
Joey hatte Setos Aktion auch registriert und wachte leicht grummelnd auf.
#Ich muss mich von dir lösen Hündchen. Es ist besser, wenn du dich von mir
fernhältst... mit mir kannst du nicht glücklich werden...#
Der Blonde richtete sich auf und sah verwirrt über die Bettkante.
„Was’n los?“ fragte er seinen gegenüber verschlafen.
„Nichts. Ich hab mich nur erschreckt.“ Murrte der junge Firmeninhaber.
Schnell stand er auf und setzte sich mit steifen Gelenken auf die Bettkante.
„Was ist passiert?“ fragte er mit neutraler Stimme und sah den Blonden an.
„Naja, du bist aus dem B-.“ setzte Joey mit freudig glucksender Stimme an,
doch er wurde unsanft und genervt von Seto unterbrochen.
„Meine Güte Wheeler! Das meine ich doch nicht! Ich rede von gestern!“
Bei dem Wort Wheeler war Joey zusammengezuckt.
Warum nannte ihn der Brünette wieder beim Nachnamen?
Warum war er so unfreundlich?
Wohin war der nette und liebevolle Seto verschwunden?
Hatte er sich die letzte Zeit nur eingebildet und hatte Seto sich nur
verstellt?
Kleinlaut fing er an zu berichten.
„Ich.. ich war auf dem Weg nach Hause und da bin ich über die Straße
gegangen, plötzlich kam ein Auto, dass ich überhaupt nicht bemerkte hab. Dann
hat mir alles wehgetan und ich bin zur Seite geflogen. Das nächste an was ich
mich erinnern kann ist, dass du mich gefunden hast.“
„Aha.“ Mit dieser einsilbigen Antwort erhob sich der Brünette und verließ
den Raum ohne Joey noch einmal anzusehen. Der Blonde saß auf dem Bett und sah
geschockt und irritiert auf die Tür, durch die diese Gestalt verschwunden war,
die zwar wie Seto aussah, aber nichts mit der Person zu tun hatte, die er kennen
und lieben gelernt hatte.
Was war mit dem Seto passiert, der ihn gestern gefunden und umsorgt hatte?
Was war mit dem Seto passiert, den er so sehr liebte?
Warum war er verschwunden und hatte wieder Platz für die kalte, unnahbare
Maschine gemacht, die ihn nur verletzte?
Traurig ließ sich der Kranke in die Kissen fallen und schlief nach einiger Zeit
mit einer Träne im Augenwinkel ein.
Seto stand wie paralysiert draußen vor der Tür. Eigentlich hatte er gedacht,
dass er den Blonden bei sich haben wollte und dass er es doch versuchen könnte.
Doch die Panik, die er eben hatte, hatte ihn wieder auf den Boden geholt. Das
war nicht das, was er sich für den Blonden wünschte. Sein Hündchen sollte
jemanden haben mit dem er glücklich werden konnte und der in der Lage war
seinem blonden Engel die Liebe zu geben, die er verdient hatte.
Und dafür war er wohl mehr als nur ungeeignet.
Er zuckte bei fast jeder Berührung, die nicht von Mokuba ausging, zusammen,
hatte Angst vor körperlicher Nähe, arbeitete viel zu viel, hatte demzufolge
nie Zeit und besaß, was Beziehungen anging, absolut keine Erfahrung.
Langsam ließ er sich auf den Boden sinken und lehnte sich an die Wand.
Joey konnte sich noch hier auskurieren, das war er ihm schuldig, doch dann
musste der Blonde aus seinem Leben verschwinden und sich jemanden suchen, der in
der Lage war ihm das zu geben, was er verdient hatte. Joey sollte jemanden
bekommen, der hübsch und intelligent war, ihm zeigen konnte, wie viel ihm der
Blonde bedeutete und bei dem sich Joey geborgen und sicher fühlen konnte.
Jemanden, der einen blonden Engel wie Joey verdient hatte.
Jemanden perfektes.
Und er war schließlich alles... nur nicht perfekt.
[Seto sollte man mal aufklären, glaub ich... -_-]
Seufzend stand der Brünette auf und schlurfte ins Arbeitszimmer um sich
abzulenken. Leise ließ er die Türe ins Schloss fallen, ging durch das Zimmer
und öffnete die großen Fenster.
Er ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen und holte den Computer aus dem
Stand-by-Modus.
Der Rechner war nie ganz aus.
Wozu auch?
Seto verbrachte sowieso die meiste Zeit mit arbeiten. Kaum sah er auf den
Bildschirm musste er seufzen.
Da arbeitete man drei Tage durch, flog um die halbe Welt und trotzdem warteten
noch 50 Mails auf einen.
#Was soll’s. Das lenkt mich wenigstens ab.#
Also machte er sich lustlos ans bearbeiten.
Joey wurde unsanft aus seinem traumlosen Schlaf gerissen. Jemand rüttelte an
seiner Schulter. Na schönen Dank auch, wie wenn er nicht schon genügend
Schmerzen hätte.
Träge öffnete er die Augen und sah sich verwirrt um. Blinzelnd entdeckte er
den Doc, der sich über ihn gebeugt hatte.
„Wer sind denn sie?“ fragte Joey verblüfft.
„Ich bin Yudai, der Hausarzt der Kaibas und ich werde mal sehen, was du dir
alles angeknackst hast. Du wurdest von einem Auto angefahren, oder?“ fragte er
und besah sich Joeys Fuß.
Joey nickte bloß verschlafen als Antwort und rieb sich über die Augen. Als er
wieder einigermaßen wach war fragte er leise: „Wo ist Seto?“
Yudai löste den alten Verband und seufzte.
„Er hat sich in seinem Arbeitszimmer verschanzt und schuftet.“
Joey sah deprimiert aus dem Fenster.
„Au.“ Er zuckte zusammen, als ein Schmerz seinen Fuß durchfuhr. Der Doc
setzte eine nachdenkliche Miene auf.
„Dein Fuß und vor allem dein Gelenk hat einiges abgekriegt. Du wirst wohl
einige Tage im Bett verbringen müssen, wenn du bald wieder vernünftig laufen
willst. Eine Verstauchung und angerissene Sehnen, damit ist wirklich nicht zu
spaßen!“
„Wie viel Uhr ist es?“ fragte Joey abwesend. Ihm war es nur Recht, wenn er
noch eine Weile hier bleiben musste.
#Wann kommt Seto wieder hier her?#
„Es ist 4 Uhr nachmittags.“ Antwortete Yudai kurz angebunden und machte sich
daran Joey weiter zu untersuchen.
„Du hast eine leichte Unterkühlung und ein bisschen Schnupfen, aber dafür,
dass du im Schnee lagst geht es dir aufgesprochen gut.“ Meinte er aufmunternd.
Joey nickte nur teilnahmslos, denn ihm war sein Gesundheitszustand im Moment
ziemlich egal.
#Wo steckt Seto?# Das war die einzige Frage, die er sich stellte.
Er setzte sich auf und sah Yudai abschätzend an.
Außerdem meldete sich so langsam sein Magen wieder. Das Hündchen hatte seit
über einem Tag nichts mehr gegessen und dass sein Verdauungstrakt das nicht gut
fand, tat er auch laut kund.
Yudai lächelte und meinte: „Ich lass dir gleich was zu essen bringen. Du bist
ja schon ganz ausgehungert.“
Dann verschwand er aus dem Zimmer um in die Küche zu gehen und hinterließ
einen verwirrten Joey.
Der hatte nämlich gerade und sehr zu seiner Verblüffung bemerkt, dass er einen
fremden Pyjama anhatte.
Kurz roch er daran und ließ sich in zurück in die Kissen fallen. Ein Lächeln
legte sich auf die Lippen des Blonden.
#Seto...#
Den Geruch hätte er überall wiedererkannt. Das war eindeutig ein
Kleidungsstück des Brünetten. Das konnte er schon allein daran erkennen, dass
die Ärmel und die Hosenbeine ein Stück zu lang für ihn waren und auch die
Schultern viel zu weit für ihn waren. Aber der Pyjama hatte genau die richtige
Größe, dass sich Joey darin einkuscheln konnte. Dieses Stück Stoff hatte
schon auf Setos Haut gelegen.
#Warum bist du nicht hier bei mir, mein Drache? Warum bist du so kalt und
abweisend? Du geht’s mir doch schon wieder aus dem Weg!#
Dass er nicht aus dem Bett durfte machte die Sache auch nicht leichter. So
konnte er Seto nicht suchen gehen. Er musste warten und darauf hoffen, dass der
Brünette von allein kam.
#Ich muss ihn irgendwie dazu bringen mir zu vertrauen. Er hat sich heute morgen
ziemlich erschreckt, als ihn berührt habe... Was soll ich denn machen?#
Niedergeschlagen sah der Blonde aus dem Fenster und zog die Decke näher um
seinen Körper. Ihm war immer noch ein bisschen kalt, nachdem er da im Schnee
gelegen hatte eigentlich auch kein Wunder.
Er schloss die Augen wieder und döste gelangweilt vor sich hin. Nach kurzer
Zeit öffnete Mokuba die Tür und trat mit einem dampfenden Teller Suppe in den
Händen ein. Der Duft schwebte zu dem Blonden und brachte ihn dazu die Augen zu
öffnen. Das Wasser lief ihm förmlich im Mund zusammen und er setzte sich auf.
„Hi Joey. Na, geht’s dir wieder besser?“ fragte Mokuba freundlich und sah
ihn besorgt an, während er sich neben den Kranken aufs Bett setzte.
„Mhhh... besser, aber ich hab riesigen Hunger!“ entgegnete Joey, grabschte
nach dem Teller und fing an zu essen. Mokuba beugte sich zum Telefon und
speicherte seine Nummer ein.
„Ich geh jetzt in mein Zimmer , Hausaufgaben machen, wenn du noch was brauchst
dann ruf mich an. Meine Nummer hab ich dir hier eingespeichert.“ Meinte er im
gehen und deutete auf das Telefon. Dann war der Kleine auch schon weg, doch das
störte Joey nicht im geringsten, er war mit seiner Suppe beschäftigt.
Die nächsten 24 Stunden waren furchtbar langweilig für den Blonden.
Er durfte nicht aufstehen und bekam das Essen ans Bett. Außer den Angestellten
der Kaibas und dem Doc hatte sich niemand blicken lassen, also verbrachte der
Blonde die Zeit damit faul zu dösen und den Fernseher nebenher laufen zu
lassen.
Weder Mokuba noch Seto waren in sein Zimmer gekommen.
Wo war der Brünette bloß?
Am Abend darauf kam der Jüngere der beiden Kaibas zu Joey, um ihn ein bisschen
aufzuheitern und abzulenken. Kurz spielten sie Duell Monsters, doch nach wenigen
Minuten setzte Mokuba vorsichtig zu einem Gespräch an.
Fast schon beiläufig fragte er: „Zwischen dir und meinem Bruder.... was
läuft da?“
Joey sah ihn überrascht an, doch Mokuba wich seinem Blick aus. Nachdenklich
beobachtete er den Kleinen. Wie viel wusste er?
„Na ja... ich mag deinen Bruder....“ wich er Mokubas Frage aus.
„Liebst du ihn oder magst du ihn bloß?“ kam sofort die unangenehme
Gegenfrage von dem Jüngeren, während er seine Karten zur Seite legte.
„Warum... warum interessiert dich das?“ fragte Joey unsicher und legte seine
Karten auch weg. Mokubas direkte Art zu Fragen verunsicherte ihn.
„Weil ich absolut nicht will, dass du meinen Bruder verletzt!“ entgegnete
Mokuba mit warnender Stimme und sah Joey tief in die Augen, wie wenn er dort die
Antwort auf seine Frage finden würde.
Der Blonde guckte verwirrt zu dem Schwarzhaarigen.
„Wie kommst du da drauf, dass ich so was tun würde?“ fragte er den Jungen
verblüfft.
Mokuba sah ihm tief in die Augen und fing mit leiser Stimme an zu sprechen:
„Joey.... ich weiß, dass Seto dich sehr mag und ... viel für dich
empfindet.“ Eine kurze Pause entstand und Mokuba flüsterte schon fast.
„Wahrscheinlich sogar mehr, als er für Irgendjemanden sonst empfindet...“
Ein kleines, von Joey unbemerktes Lächeln stahl sich auf die Lippen des
Blonden.
„Hör auf zu grinsen!“ wurde er von Mokuba angezischt und wurde so wieder
auf den Boden der Tatsachen geholt.
„Am Anfang hab ich dich fast dafür gehasst.“ gestand der Kleine beschämt.
„Aber M-.“
„Lass mich ausreden!“ fuhr ihn Mokuba an.
„Ich hab eingesehen, dass Seto glücklich ist, wenn er bei dir sein kann und
das ist gut so... weil ich will, dass er nicht immer so traurig ist und deswegen
werde ich versuchen, euch beiden zu helfen. Ihr seid noch nicht zusammen,
oder?“ fragte Mokuba den Blonden und sah ihn belustigt an. Joeys Verhalten
hatte seine Frage eigentlich schon beantwortet. So wie er immer auswich, wenn es
um seine Gefühle für Seto ging.
Joey schüttelte zur Bestätigung Mokubas Vermutung resignierend den Kopf. Der
Schwarzhaarige setzte sich neben ihn, sah von unten in die braunen Augen und hob
den Finger drohend.
„Ich warne dich nur ein Mal! Wenn du versuchst mir meinen Bruder wegzunehmen
oder wenn du ihn unglücklich machst, dann werde ich dir das nie verzeihen!
Verstanden?!“
Joey nickte nur und schluckte.
#Manchmal ist Mokuba seinem Bruder beängstigend ähnlich... wo die Beiden doch
sonst so unterschiedlich sind.#
„Ich werde das ganz bestimmt nicht versuchen. Seto wäre ohne dich auch nicht
glücklich, dafür bist du ihm zu wichtig. Er würde nie zulassen, dass du zu
kurz kommst. Versprochen.“ versuchte er Mokuba zu überzeugen.
Dieser nickte und Joey hielt ihm die Hand hin.
„Also... wieder Freunde?“
Der Kleine schlug ein und lächelte den Blonden an.
„Und? Wie läuft’s bei euch so?“ fragte er neugierig.
Damit entlockte er Joey ein tiefes Seufzen und der Blonde krallte sich traurig
in sein Kissen.
„Leider gar nicht gut... Aber was soll ich denn bloß machen? Er geht mir aus
dem Weg und ist sogar vor mir weggelaufen....“
Leichte Gekränktheit sprach aus Joey und Mokuba seufzte gedämpft, während er
näher an den Blonden rutschte.
Leise setzte der Jüngere zu einem Erklärungsversuch an.
„ Weißt du, als Gozaburo uns adoptiert hat, da hat Seto sich stark
verändert. Er ist kalt geworden, wahrscheinlich, weil er so viel arbeiten
musste und eigentlich keine Zeit mehr für sich hatte. Deswegen hat er auch
keine großen Erfahrungen mit Beziehungen gemacht und auch keine wirklichen
Freunde gefunden. Und irgendwie...“
Mokuba machte eine Pause und schien nach den richtigen Worten zu suchen.
„...hat er ...Berührungsängste entwickelt...“
Joey nickte langsam, denn das erklärte wirklich einiges. Es war eine so
einfache Erklärung... warum musste er von einem 10 Jahre alten Jungen darauf
hingewiesen werden? Eigentlich war es doch offensichtlich gewesen... und auch
die Gründe, die Mokuba angeführt hatte, schienen einleuchtend zu sein.
Nach einer kurzen Zeit der Stille fing Mokuba wieder an zu sprechen. Mit leiser,
fast schon flüsternder Stimme erzählte er und Joey konnte erkennen, dass ihm
dieser Bericht nicht so leicht viel, wie das zuvor Gesagte. Es schien ein
wohlgehütetes Geheimnis des Jüngeren zu sein, denn er zierte sich erst ein
wenig.
„Weißt du Joey... erst ist es mir nicht aufgefallen oder ich habe es einfach
nur verdrängt, aber manchmal.....“
Er legte eine Pause ein und sah den Blonden abschätzend an, wie wenn er in
seinem Gesicht erkennen wollte, ob er weitersprechen konnte, oder ob es besser
war sein Geheimnis für sich zu behalten.
„Warum zögerst du?“ fragte Joey nach einem Moment des Wartens.
Wieder senkte Mokuba den Blick und sah angestrengt auf seine Fingernägel.
„Ich weiß nicht, ob ich es dir erzählen kann.... weil ich nicht will, dass
du Seto damit konfrontierst und ihn so verletzt oder ihn in Verlegenheit
bringst, verstehst du?“ nuschelte er leise.
#Jetzt wird’s aber interessant...#
Joey rutschte zu ihm rüber.
„Und deswegen willst du es mit nicht erzählen.“
Es war eher eine Feststellung als eine Frage gewesen und doch schien sich Mokuba
uneins zu sein.
„Nein.... eigentlich will ich es dir deswegen sogar eher erzählen... weil du
ihm sonst weh tust ohne es eigentlich zu wissen...“
Wieder blickte Mokuba zur Seite und schien nach der richtigen Entscheidung zu
suchen.
Joey setzte langsam an und wurde immer entschlossener, je weiter er gesprochen
hatte.
„Meinst du nicht, dass du es mir dann eigentlich sagen musst?... Um deinen
Bruder zu schützen? Ich... liebe ihn und ich würde Seto niemals weh tun
wollen... verstehst du?“
Ein zaghaftes Nicken folgte und Mokuba seufzte leise, bevor er sich an Joeys
Schulter lehnte und leise anfing zu sprechen: „Manchmal... wenn ich ihn umarme
und er in Gedanken war oder mich nicht gesehen hat, dann zuckt er zusammen und
sieht mich so komisch an... ich weiß nicht wie ich seinen Blick beschreiben
soll... ich seh ihn sonst nie so... irgendwie panisch...“
Mokuba musste selbst ein wenig schmunzeln, als ihnen beiden auffiel, wie wenig
glaubwürdig es auf Andere schien, wenn man von Seto Kaiba und Panik in einem
Satz sprach, doch sie wussten es beide besser.
„... er beruhigt sich erst, wenn er mich erkannt hat. Mit der Zeit hat er
immer besser gelernt es zu verstecken, aber ab und zu bemerke ich es trotzdem.
Nur ganz selten und schwach, aber es ist immer noch da... ich habe leider nicht
die leiseste Ahnung, woher das kommt, aber du darfst ihn zu nichts drängen...
er musst immer die Chance haben, dass er selbst entscheiden kann ob er in deiner
Nähe sein will oder nicht. Versprichst du mir das?“
„Natürlich.“ Sagte der Blonde voller Überzeugung. Er wollte den Brünetten
nie zu etwas zwingen und er fühlte sich um einiges wohler, jetzt, wo er um
dieses Wissen reicher war.
Doch er wurde sofort wieder niedergeschlagener, als er an die letzte Begegnung
mit dem Brünetten dachte.
„Und was soll ich jetzt machen? Er geht mir konsequent aus dem Weg.“
jammerte der Verletzte entmutigt und ließ die Arme hängen. Mokuba lächelte
nur und meinte: „Glaub mir, es macht ihn doch selber wahnsinnig, dass du hier
bist, er sich aber vor dir versteckt und nicht bei dir ist. Das wird so an ihm
nagen, dass er wieder hier auftaucht, wenn er sich unbeobachtet fühlt.“
Kurz dachte Joey nach und piepelte an seinen Fingernägeln herum.
„Nehmen wir mal an, das passiert wirklich so wie du gesagt hast... und dann?
Was ist wenn er wieder so kalt ist? Wenn er einfach abhaut?“
Ein wenig Angst und Pessimismus schwang in Joeys Stimme mit und er blickte
deprimiert aus dem Fenster. Draußen war es schon fast stockdunkel.
„Dass wär echt nicht so gut...“
Kurz umhüllte Stille die Beiden und jeder ging seinen Gedanken nach.
„Ich hab’s!“ rief Mokuba und sah hoffnungsvoll zu Joey.
„Du musst ihn einfach vor die Wahl stellen! Wenn er dir nur was vorgespielt
hat und das zwischen euch beenden will, dann lass ihn verschwinden, aber wenn da
doch was war, dann soll er bleiben.“
„Mhm...“ Richtig überzeugt klang der Blonde noch nicht.
#Und wenn es wirklich nur gespielt war?#
„Glaub mir... Seto spielt nicht mit Gefühlen, nur manchmal muss man ihn eben
zu seinem Glück zwingen.“
Mokuba war immer noch begeistert von seiner Idee.
Zaghaft nickte der Blonde.
#Was soll’s. Schlimmer kann’ s eh nicht mehr werden....#
„Wo ist Seto denn?“ fragte er nachdem einige Sekunden verstrichen waren.
„Er ist seit gestern Abend in der Firma...“ entgegnete Mokuba zerknirscht.
Joey sah ihn ungläubig an.
„So lange?“ kam die skeptische Frage, als er seine Stimme wiedergefunden
hatte. Für Joey war es undenkbar so lange zu arbeiten, doch von Mokuba erntete
er nur ein verblüfftes Gesicht.
„Glaub mir, das ist normal... aber ich nehme an, dass er diesmal erst nach
Hause kommen wird, wenn er vor Müdigkeit fast umkippt.“ seufzte der Kleine
niedergeschlagen.
„Wieso?“ Joey setzte einen fragenden Blick auf und brachte Mokuba dadurch
zum schmunzeln.
„Joey... denk doch mal nach... wenn er nicht hier ist, dann bist du nicht in
der Nähe und es fällt ihm leichter dich aus seinen Gedanken zu verbannen.
Verstehst du?“ erklärte er es dem Blonden.
Joey nickte, musste dann aber niesen und hielt sich die Rippen. Niesen und
angeknackste Rippen vertrugen sich nicht so besonders gut. Mokuba bedachte ihn
mit einem besorgten Blick.
„Du solltest dich ausruhen. Ich nehme an, dass Seto vor Morgen nicht
wiederkommt, also mach’s dir bequem und entspann dich. Ich geh jetzt auch ins
Bett, gute Nacht Joey.“
Und schon war er aufgesprungen und machte sich auf den Weg in sein Zimmer. Joey
sah auf die Uhr und war verblüfft, wie spät es schon war. Er war so auf sein
Gespräch mit Mokuba fixiert gewesen, dass er völlig übersehen hatte, wie
spät es eigentlich schon war.
Er legte sich wieder hin und sah gedankenverloren aus dem Fenster. Doch seine
Verletzungen und seine Erschöpfung ließen ihn nach wenigen Minuten
einschlafen.
Der nächste Tag war genauso langweilig und ereignislos wie der davor.
Joey erholte sich ausgesprochen gut und außer der angeknacksten Rippe und
seinem Fuß schien nichts weiter passiert zu sein, wie ihm Yudai bestätigte.
Also war das heutige Programm klar. Er lag in seinem Bett, las, sah fern oder
döste zeitweise vor sich hin. Immer in der Hoffnung, dass ein gewisser
blauäugiger Drache wieder bei ihm auftauchte.
Aber es passierte einfach nicht...
Joey lag auf dem Bett und lauschte angestrengt.
Er hörte viel...
Das leise Zwitschern der Vögel vor dem schönen Panoramafenster...
Mokuba, wie er die Tür zu seinem Zimmer schwungvoll zuwarf und das leise
Rascheln und Knistern der Decke, wenn er sie näher um seinen Körper zog.
Aber das Geräusch, auf das er so sehnsüchtig wartete, das er sich
herbeisehnte, das drang leider nicht an sein Ohr.
Kein Klacken der Tür, dass ihm die Ankunft seines Lieblingsdrachen ankündigte
und demzufolge auch kein Mokuba, der die Treppen hinunterstürmte, um seinen
Bruder in die Arme zu schließen... nichts... schon den ganzen Tag nicht.
#Wann kommt er denn endlich wieder?#
Auch wenn der Blonde versuchte sich selbst vom Gegenteil zu überzeugen, aber er
vermisste den jungen Firmeninhaber sehr. Er war schon seit fast drei Tagen nicht
mehr hier erschienen. Falls Mokuba mit seiner Theorie recht behielt und das
wurde langsam immer wahrscheinlicher, dann hatte sich der Brünette hinter
tonnenweise Arbeit verkrochen und versuchte sich durch Übermüdung und hungern
umzubringen, um ja nicht an Joey zu denken.
#Ach ja... vielleicht kommt er morgen wieder...# dachte der Blonde frustriert,
als er sich von einer Seite zur Anderen wälzte.
Anschließend seufzte er noch einmal genervt und rappelte dich auf. Es war schon
wieder Zeit zum Schlafengehen. Also schleppte er sich mit schmerzverzerrtem
Gesicht ins Badezimmer. Schnell griff er nach seiner Zahnbürste und fing an
seine Zähne zu schrubben. Irgendwann stoppte er und sah traurig in den Spiegel.
Vor seinem geistigen Auge sah er seinen Drachen, wie er hinter ihm stand und
sich im Pyjama und leicht verstrubbelten Haaren die perlweißen Zähne putze.
Wie er Joeys Blick erwiderte und ihn von hinten in seine Arme schloss.
Wie in einer ganz normalen Beziehung...
Lächelnd schloss Joey die Augen und träumte kurz vor sich hin. Doch als er sie
wieder öffnete verblasste das Lächeln langsam und machte einen traurigen Blick
platz, da er einsehen musste, dass Seto nicht da war und er allein in dem
Badezimmer stand, das ihm auf einmal so grau und leblos erschien.
#Warum kann es nicht einfach so sein? Warum können Seto und ich kein Paar
werden?#
Vorsichtig humpelte er zurück und kämpfte gegen das leichte Schwindelgefühl
an, das sich in ihm ausgebreitet hatte. Sein, wenn auch unfreiwilliger,
Aufenthalt im Straßengraben hatte anscheinend doch noch ein paar Nachwirkungen.
Joey stellte den Radiowecker auf halb neun, da er nicht wieder den ganzen Tag
verschlafen konnte. Müde und niedergeschlagen ließ er sich in die Kissen
sinken.
#Vielleicht kommt er ja morgen wieder...# dachte er noch hoffnungsvoll, bevor er
ins Land der Träume abdriftete.
Seto saß in seiner Limousine und widerstand dem Drang zu schreien nur mit
äußerster Selbstbeherrschung. Er wollte all das in die Welt hinausschreien,
was ihm im Moment zu schaffen machte, ihn nervte und fasst schon in den Wahnsinn
trieb. Und er meinte nicht den permanenten Druck seiner Vergangenheit.
Er redete von den letzten Tagen.
Der Brünette hatte einfach keine Kraft mehr. Er hatte geschuftet und sich fast
zu Tode geackert. Er hatte sich von schwarzem Kaffee ernährt und sein
Schlafpensum auf 0 heruntergesetzt. Alles nur um nicht an Joey zu denken und
nicht in die Versuchung zu geraten zu ihm zu gehen.
Und was war jetzt?
Es war zwei Uhr, mitten in der Nacht wohlgemerkt und die Sterne funkelten von
oben auf den Brünetten herunter. Und was hatte Alex Lancet, sein Stellvertreter
gemacht? Er hatte ihm gesagt, dass es in den nächsten Stunden nichts mehr zu
tun gäbe und hatte ihn nach Hause geschickt oder bessergesagt er hatte ihn
gezwungen zu gehen.
Einerseits wurde er jetzt mit Joey konfrontiert, aber er war dem Älteren auch
dankbar, weil er vor Müdigkeit schon nicht mehr klar denken konnte.
Seto zog den Mantel noch näher um sich, weil er furchtbar fror, denn sein
Körper hatte nicht mehr genügend Energie um die Körpertemperatur aufrecht zu
erhalten. Kein Wunder eigentlich, wenn man seit mehr als 70 Stunden auf den
Beinen war und einem vor Erschöpfung schon Übel wurde. Setos Kopf wurde von
einem rasenden Pochen durchzogen und seine Finger zitterten leicht, auch wenn er
selbst nicht wusste, ob das an der Kälte oder an seiner Übermüdung lag. Immer
öfter fielen die tiefblauen Augen zu, da der Besitzer nicht mehr die Kraft
hatte sie offen zu halten und trotzdem hatte er nicht vor sofort ins Bett zu
gehen. Jetzt konnte er, da der Blonde mit Sicherheit schlief, kurz zu ihm und
ihn beobachten, auch wenn es ihm dann noch schwerer fallen würde den Blonden zu
vergessen...
Joey bei sich zu Hause zu wissen und nicht bei ihm sein zu können trieb Seto
langsam aber sicher in den Wahnsinn, deshalb kostete es ihn eine Menge
Selbstbeherrschung nicht laut zu schreien und wenn der Blonde schlief und ihn
nicht bemerkte war es ja nicht so schlimm, wenn er sich kurz an seinem Anblick
erfreute.
Setos Kopf neigte sich langsam an die Lehne und er sah nach draußen. Dunkelheit
hatte sich ausgebreitet, als sie in das Viertel fuhren in dem die Kaiba-Villa
stand. Hier beschränkte sich das Licht auf ein paar Laternen, denn das Flimmern
und Blinken der Leuchtreklamen hatte der Wagen schon hinter sich gelassen.
Kaum waren die Reifen zum Stillstand gekommen raffte sich der Brünette auf und
öffnete die Tür der Limousine. Er stieg aus und stützte sich auf die
Karosserie, während er seine Aktentasche holte. Der schwarze Wagen rollte in
die Garage und Seto ging die Treppe hinauf. Die kühle Luft tat ihm gut und es
fiel ihm wieder etwas leichter die Lider zu heben.
Normalerweise hätte er seinen Chauffeur um diese Zeit nicht mehr gerufen, da er
seinen Führerschein schon in den USA gemacht hatte. Doch er war nicht mehr in
der Lage gewesen ein Auto zu steuern, schon gar nicht unfallfrei.
Endlich öffnete sich die große Tür und die Dunkelheit der Eingangshalle
empfing den Brünetten. Der Mantel rutschte von seinen Schultern und seine
Schuhe wurden mit einer matten Bewegung in den Schuhschrank gestellt. Mit müden
und schleppenden Schritten stolperte er die Treppe hoch und blieb vor dem
Gästezimmer stehen.
Da drin lag er. Die Person nach der sein Herz verlangte. Sein blonder Engel.
Setos lange Finger lagen unschlüssig auf der Klinke. Dann schloss er die Augen
und wartete eine Sekunde. Sollte er wirklich reingehen? War das die richtige
Entscheidung? Er wollte Joey nicht verletzen, also war es das Beste, wenn er
sich von dem Blonden fernhielt, aber war es auch das Beste für ihn selbst....?
Nachdem er einen Augenblick verharrt hatte, öffnete er die Tür leise und
betrat das Zimmer. Sofort schlug ihm eine angenehme Wärme entgegen und seine
Augen entspannten sich dank des silbrig, schummrigen Lichtes des Mondes.
Die milchigen Strahlen ließen Joeys blonde Strähnen schimmern und Seto setzte
sich lautlos wie eine Wildkatze in Bewegung. Nach ein paar geschmeidigen
Schritten war er an dem breiten Bett angekommen und nahm leise auf einem der
weichen Kissen platz. Sanft streckte er die Hand nach dem Blonden aus, zog sie
aber wieder zurück, nachdem er kurz gezögert hatte. Zu groß war die Angst,
dass der Blonde erwachte oder sich einfach in Luft auflöste. Das sonst so
beherrschte Gesicht des Brünetten verzog sich und er sah mit schmerzgefüllten
Augen auf den Blonden.
#Du darfst es nie erfahren... das ich weder deine Gefühle für mich, noch deine
Aufmerksamkeit verdient habe. Ich bin jemandem wie dir einfach nicht würdig...
Vielleicht hatte mein Vater ja recht, als er gesagt hat, dass ich unnormal
wäre...#
Müde legte sich Seto neben seinen Liebling und sog dessen Duft tief in seine
Lungen. Er musste sich alles von dem Blonden bis ins kleinste Detail einprägen,
da er den Anderen nie wieder sehen durfte... nie mehr...
#Ich liebe dich Joey... wer hätte gedacht, dass ich jemals lieben könnte...
auch wenn mir die Eigenschaft genommen wurde, Liebe zu zeigen... wahrscheinlich
vernachlässige ich Moki auch, ohne dass ich es merke...#
Immer wieder fielen dem Firmenchef die schmerzenden Augen zu und sein Körper
wurde immer schwerer. Die Wärme des Anderen hatte ihn wie ein schützender
Kokon umhüllt und hatte seinen Körper mit Geborgenheit durchflutet. Das neue
Gefühl war so angenehm... so beruhigend... ein Gefühl, das Seto vermisst
hatte, obwohl er es nicht einmal vor sich selbst zugeben wollte. Joey war so
hübsch und sah im fahlen Licht unglaublich unschuldig und zerbrechlich aus.
Unschuld... eine Sache, die Seto nicht mehr für sich beanspruchen konnte.
Die Lippen des Blonden waren leicht geöffnet und schimmerten feucht und
verboten. Seto konnte nicht wiederstehen. Er hatte alles andere um sich herum
schon lange vergessen und es zerriss ihn fast, da er sich vorgenommen hatte sich
von dem Blonden fernzuhalten, obwohl er ihn so sehr liebte.
#Du musst jemanden finden der dir die Liebe geben kann, die du verdienst... Du
musst schnellstmöglich aus meinem Leben verschwinden. #
Seto sah den Blonden an und ließ seinen Finger über die perfekt geschwungenen
Lippen gleiten... hauchzart... und doch stieg das Verlangen in ihm noch ein
einziges Mal von diesen verbotenen Lippen zu kosten.
Wieder verzog sich sein Gesicht unter seelischen Qualen.
#Ich bin so ein elender Egoist... jetzt will ich dir auch noch einen Kuss
stehlen...#
Nur federleicht legten sich die zartrosa Lippen des Firmeninhabers auf die
seines Gegenübers. Doch allein diese Berührung reichte um Joey im Schlaf
wohlig seufzen zu lassen. Ein gehauchtes ‚Seto’ verließ seine Lippen und
der Blonde rutschte näher an den Brünetten.
Seto hingegen fiel es immer schwerer nicht aufzuspringen und zu schreien.
Warum?
Warum hatte er erst von diesen Lippen gekostet, obwohl er doch genau wusste,
dass er es nie wieder konnte und durfte. In der Sekunde in der er die Lippen
Joeys berührt hatte, war ihm klar geworden, dass er süchtig nach dessen
Geschmack war... es war das Beste gewesen, was Seto je gekostet hatte...
unbeschreiblich und mit nichts zu vergleichen. Sein ganzer Körper war in diesem
Bruchteil einer Sekunde so leicht gewesen... so leicht wie noch nie zuvor...
alles war wie weggewischt.
Seine Vergangenheit und alles andere war ausgeblendet worden..
Genau wie bei ihrem ersten Kuss, doch der war so unwirklich gewesen, dass er
gedacht hatte, dass das allein seiner Fantasie entsprungen war. Jetzt hatte er
den Beweis.... das war das absolut unwirklichste, ungewöhnlichste... und beste
Erlebnis, das er je gehabt hatte...
Wenn man etwas nicht kennt, dann fällt es ja noch einigermaßen leicht darauf
zu verzichten, aber so...
Das war genauso, wie wenn er einen Blick ins Paradies geworfen hätte und man
ihm dann die Tür vor der Nase zuknallte.
#Wie soll ich denn jemals aufhören mir zu wünschen, dass du hier bist, wenn
ich weiß, wie wunderschön deine Anwesenheit ist...#
Aber er durfte nicht bei Joey sein. Er würde ihn doch nur verletzten, weil er
sich so schwer mit menschlicher Nähe tat. Und der Blonde sollte sich nicht
einsam fühlen, schon gar nicht wegen ihm, dass war er gar nicht wehrt.
#Ich kann dir einfach nicht die Liebe geben, die du verdient hast... ich würde
dir nur wehtun... ich würde dir nicht gut tun. Und ich will doch, dass du
glücklich bist.#
Seine seelischen Schmerzen wurden mit jeder Sekunde schlimmer. Joey lag nur
wenige Zentimeter neben ihm und sah so wunderschön aus.
Wie wäre es wohl....
So was durfte der Brünette nicht mal denken!
Aber rein theoretisch...
Wie wäre es wohl, wenn die Beiden eine Beziehung hätten?
Allein bei der Frage zog sich alles in seinem Körper zusammen und er versuchte
das Gefühl zu ignorieren und sachlich und objektiv darüber nachzudenken. Das
konnte er doch sonst auch immer!
Natürlich, es konnte schrecklich werden, mit einem Meer von Joey Tränen.
Aber....
Was wäre, wenn es nicht so kommen würde?
Was wäre wenn der Blonde glücklich würde?
Sein eigenes Glück schloss Seto aus, da eine Beziehung zu Joey mit Erinnerungen
verbunden wäre, daher würde es vielleicht zu einer Linderung seiner Schmerzen
führen, aber Glück.....
Was war das überhaupt?
Wann hatte er das letzte Mal so gefühlt?
Und würde Joey glücklich werden, wenn sie zusammen wären?
Was wäre, wenn der Blonde jede Nacht neben ihm lag und seine Alpträume
vertrieb und er neben ihm aufwachen würde?
Erst jetzt bemerkte der junge Firmeninhaber, dass er am ganzen Körper zitterte
und er schloss die Augen kurz um sich zu beruhigen. Langsam und tief atmend fuhr
er sich durch die braune Haarpracht.
An so was durfte er nicht denken, er war sowieso schon kurz davor, die
Beherrschung zu verlieren. Gerade als er sich aufrichten wollte um so die
Notbremse zu ziehen, spürte er eine sanfte Berührung an seiner Hand. Er zuckte
zusammen und drehte sich um.
Joey lag da und hielt seine Hand. Einfach so... einfach so.... mit einem
Lächeln auf den Lippen.
Vorsichtig ließ dich der Brünette zurückfallen um den Anderen ja nicht zu
wecken.
#Dann muss ich halt warten, bis er losgelassen hat.#
Lautlos griff er nach der Decke und zog sie über seinen frierenden Körper.
Sein Kopf war viel zu schwer und fiel kraftlos auf das weiche Kissen. Die Lider
bedeckten die brennenden Augen und langsam hörte sein Körper auch auf zu
zittern und wurde zum Austausch bleischwer.
Er spürte Joeys Nähe und dessen Wärme, die ihn wie einen schützenden Mantel
umhüllte.
War das Bett eigentlich schon immer so kuschelig und gemütlich?
Sanft strich Joeys Daumen im Schlaf über Setos Hand und der Brünette rollte
sich unbewusst zusammen.
Wie sehr er diese Geborgenheit vermisst hatte......
Es war, wie wenn in seinem Inneren Ruhe eingekehrt wäre.
Er hatte immer das Gefühl gehabt, dass seine Seele nach etwas rief... etwas
oder jemand, der seine Wunden heilen konnte...
Und jetzt war es nach so langer Zeit wieder still...
Joeys Ausstrahlung und seine Anwesenheit hatte sich wie ein Verband über die
blutenden Wunden seines Herzens gelegt und er konnte endlich entspannen, einzig
und allein aus dem Grund, dass seine Seele das gefunden hatte, wonach sie so
lange gesucht hatte....
... Joey.
Sanft kitzelten die ersten Sonnenstrahlen das Gesicht des Blonden und holten ihn
sanft aus dem Land der Träume. Aber Joey wollte noch nicht aufwachen. Er hatte
so einen schönen Traum gehabt... Seto war wieder zurückgekommen und war bei
ihm geblieben, die ganze Nacht. Und es war so verdammt real gewesen...
Er konnte die große Hand immer noch in seiner spüren.
Wärme umfing ihn und trotz aller Bemühungen trieb er wieder an die Oberfläche
seines Bewusstseins.
Kaum hatte er die Augen zaghaft geöffnet, musste er auch schon verwirrt
blinzeln.
Doch keine zwei Sekunden später wurden seine Mundwinkel wie von selbst zu einem
glücklichen Lächeln angehoben.
Er lag wirklich da..... sein Drache... endlich war er wieder bei ihm.
Seine schlanken Finger waren mit denen des Blonden verwoben und ein müder aber
entspannter Zug lag auf seinem Gesicht. Auch Setos Lider zuckten, doch es schien
so, als wäre der Brünette noch im Halbschlaf.
„Seto?...“ flüsterte der Blonde schon fast ehrfürchtig.
War das real?
War er nicht in einem Paralleluniversum seines Wunschdenkens gelandet?
War Seto wirklich da?
Seto grummelte leise und kuschelte sich noch mehr in die Decke ein.
Joey schmunzelte kurz und legte seine Arme vorsichtig um den Älteren. Die Stirn
des Brünetten ruhte an Joeys Halsbeuge und der Firmenchef seufzte leise.
„Ich hab mich so nach dir gesehnt, mein Drache....“ flüsterte Joey sanft in
sein Ohr und fuhr durch die seidigen, halblangen Strähnen.
Wie durch Watte drangen diese Worte zu Seto und er konnte es nicht glauben. Das
war einfach undenkbar.
#Ich muss träumen.... niemand würde sich nach mir sehnen... wie absurd....
ausgerechnet nach mir.#
Seto spürte den leichten Druck, den Joeys Arm durch die Umarmung verursachte,
doch er dachte, dass auch das nur Einbildung sei.
Aber selbst, wenn auch das nur Einbildung war, es war das erste Mal, dass er
eine Umarmung spürte, die nicht von seinem Bruder ausging und die er trotzdem
genoss.
Keine Panik, die in ihn aufstieg.
Keine Angst, die ihm den Atem nahm.
Keine Erinnerungen, die die Wunden seines Herzens weiter aufrissen und ihm den
Verstand raubten.
Nur Wärme, die ihn umhüllte und Zufriedenheit, die seinen ganzen Körper
erfasst hatte und sich unaufhaltsam in ihm ausbreitete.
Dazu kam noch das Gefühl, dass er absolut sicher war.
Zum ersten Mal seit unendlich langer Zeit hatte Seto keine Angst von seinen
Erinnerungen heimgesucht zu werden. Langsam trieb er dem Schlaf in die Arme, mit
einem Lächeln und einem gehauchten ‚Joey’ auf den Lippen. Dieser strich
weiter über die braunen Haare und sah zufrieden auf das kleine Lächeln,
welches immer noch nicht von Setos Gesicht gewichen war.
Nach zwei Stunden in denen Joey nur dagelegen und den regelmäßigen Atemzügen
Setos gelauscht hatte, kam wieder leben in den Brünetten. Er rollte sich
genießend zusammen und wollte sich ausgiebig strecken, doch da stieß er gegen
den Blonden, der keine zehn Zentimeter von ihm entfernt lag. Joey hatte jedoch
nicht die Absicht Seto gehen zu lassen, schließlich hatten sie noch das ein
oder andere zu klären.
Kaum lag sein Arm an Joeys Brust zuckte der Brünette zusammen.
Er wurde von jemandem umarmt! Schnell riss er die Augen auf und sah in Joeys
Gesicht.
Oh mein Gott!!! Er war wirklich bei dem Hündchen eingeschlafen! Er musste weg
und zwar schnell, sonst würde er nicht mehr ohne den Blonden auskommen. Sein
Atem beschleunigte sich und er sträubte sich gegen Joeys sanften Griff. Seine
Finger krallten sich in den Pyjama des Blonden und er kniff die Augen zusammen.
„Lass mich los!“
Er wollte die sanften Finger nicht spüren, die beruhigend über seinen Rücken
strichen. Er wollte nicht von dieser Geborgenheit durchströmt werden.
Aber eigentlich wollte er nur eine Sache nicht spüren....
Diesen unbändigen Wunsch sich an Joeys Brust zu schmiegen und es mit allen
Sinnen zu genießen.
#Ich muss mich von ihm fernhalten... ich bin so ein Egoist! Ich kann sein Glück
doch nicht hinter meins stellen.....#
„Lass mich los!“ flüsterte er noch einmal, diesmal mit einem panischen
Unterton in der Stimme.
„Nein.“ entgegnete Joey ruhig und gelassen.
„Wieso?“ hauchte der Brünette.
„Weil du dich doch gar nicht wehrst. Wenn du nichts für mich empfindest, dann
geh... aber wenn da doch irgendwas außer Hass zwischen uns ist, ...dann
bleib....“
Joey hatte sich über den Brünetten gebeugt und hatte ihm die letzten Worte ins
Ohr gehaucht.
Das hinterließ in Seto ein reinstes Chaos und alles begann sich zu drehen.
Einerseits war es die perfekte Möglichkeit um von Joey wegzukommen, aber...
Er konnte nicht gehen. Er liebte sein Hündchen doch....
Obwohl er gedacht hatte, dass er damals alle Gefühle verloren hatte um seine
Seele zu retten... um nicht verrückt zu werden... um zu überleben.
Aber es sah ganz so aus, als wäre noch ein kleines bisschen Liebe
übriggeblieben oder war es nur wiedergekommen?
Langsam öffnete Seto seine Augen und sah in die schokobraunen Augen, die ihn
voller Liebe ansahen.
„Seto...“ hauchte Joey in sein Ohr und strich sanft über seinen Rücken.
Im Nachhinein wusste er nicht, wo er den Mut hergenommen hatte, aber ganz
langsam beugte er sich nach vorne und bette seinen Kopf an Joeys Halsbeuge.
Sanft wurde er näher an den Blonden gedrückt und krallte sich in den seidigen
Stoff, der Joeys Körper umhüllte. Erst als er tief einatmete bemerkte er, wie
stark er zitterte. Joeys andere Hand war in die Haare des Brünetten geglitten
und strich langsam durch die seidigen Strähnen.
„Shhh... ganz ruhig...“ Joey versuchte Seto zu beruhigen und ein Lächeln
lag auf seinen Lippen.
#Seto hat wirklich ganz schöne Berührungsängste...#
„Siehst du, so schlimm ist es gar nicht...“ flüsterte Joey und hauchte
einen Kuss auf Setos Haare.
Der Drache sah dem Blonden kurz in die Augen und drehte sich dann verlegen von
ihm weg.
„Weißt du, ... ich .. ich.. wegen der Sache letztens...“ stammelte er
völlig untypisch für sich und versuchte Joey irgendwie zu erklären, was mit
ihm los gewesen war.
Er stoppte, als sich ein Finger auf seine Lippen legte.
„Du musst mir nichts erklären... Mokuba hat mir schon etwas über deine
Berührungsängste erzählt....“
Betreten wich der Drache den Blicken des Anderen aus. Er hatte es also doch
nicht geschafft seinen Bruder zu täuschen. War er denn so ein schlechter
Bruder?
„Hey, schau mich an...“ flüsterte Joey und drehte Setos Kopf wieder zu
sich.
„Das muss dir weder peinlich noch ungenehm sein... Das ist okay... du musst es
halt nur langsam angehen....“
Seto lächelte sanft und vergrub sein Gesicht in den Kissen.
„Danke...“
Einerseits war ihm durch Joeys Worte ein Stein vom Herzen gefallen, doch es
hatte ihn andererseits nur noch tiefer ins Chaos gestürzt.
#Was soll ich denn jetzt tun?#
Kurze Zeit lagen sie da und keiner sagte ein Wort, bis der Radiowecker anging
und eine angenehme Melodie durch den Raum schwebte.
Ich schau dich an und du bist unbeschreiblich schön,
Ich könnte ewig hier sitzen und dich einfach nur ansehen,
doch plötzlich stehst du auf und du willst gehen
Joey musste schmunzeln. Das passte irgendwie gut zu ihrer derzeitigen
Situation.
Bitte geh noch nicht,
Ich weiß es ist schon spät,
Ich will dir noch was sagen
Ich weiß nur nicht wie es geht,
Bleib noch ein bisschen hier
Und schau mich nicht so an
Weil ich sonst ganz bestimmt überhaupt gar nichts sagen kann
Auch auf Setos Gesicht war ein kleines Lächeln zu sehen und ihre Finger
verflochten sich wie von selbst.
Ich weiß selber nicht was los ist,
Meine Knie werden weich,
Im Film sieht es so einfach aus,
Jetzt bin ich kreidebleich,
Ich weiß nicht was ich sagen soll ,
Mein Gott jetzt gehst du gleich!
Bitte geh noch nicht,
Bleib noch ein bisschen hier,
Ich muss dir noch was sagen,
Nur die Worte fehlen mir,
Bitte geh noch nicht,
Ich weiß es ist schon spät
Ich will dir noch was sagen,
Ich weiß nur nicht wie es geht
Beide hatten die Augen geschlossen und lauschten nur dem leisen Lied. Joeys Arm
hatte sich um Setos Körper gelegt und strich wieder vorsichtig über dessen
Rücken.
Ich dachte immer
dass es leicht wär,
Ich dachte immer
das ist doch kein Problem.
Jetzt sitz ich hier,
Wie ein Kaninchen vor der Schlange
Und ich fühl mich wie gelähmt.
Ich muss es sagen,
Ich weiß nur noch nicht wie,
Ich muss es dir sagen,
Jetzt oder Nie.
Bitte geh noch nicht,
Am besten gehst du nie.
Ich hab’s dir schon so oft gesagt in meiner Fantasie.
Bleib noch ein bisschen hier
Bitte geh noch nicht
Was ich versuche dir zu sagen ist: Ich Liebe Dich!
Ich weiß nicht wie es geht!
Sie hatten das ganze Lied über geschwiegen und Joey öffnete vorsichtig die
Augen.
War jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt?
Es musste endlich etwas geschehen, so konnte es nicht weitergehen. Sie mussten
endlich eine Entscheidung treffen und da es nicht so aussah, als würde Seto den
ersten Schritt machen.... dann musste er das halt übernehmen!
Wie es geht….Wie es geht…Wie es geht….
Die letzten Töne waren verklungen und der Wecker schaltete sich wieder aus.
Stille breitete sich im Zimmer aus und Joey sah abwägend auf Setos entspanntes
Gesicht.
„Hey Seto?“ fragte er nervös um sich Gehör zu verschaffen.
„Mhm?“ fragte dieser mit geschlossenen Augen und kuschelte sich tiefer in
die Kissen.
„Ich liebe dich....“
Tada!!!!! Ich habs geschafft!!!!! Ich hab das Kapitel fertig!!!! Puh... ohne
meine neuen Boxen hätt ich das wohl nicht überlebt, aber jetzt bin ich nach
stundenlanger Arbeit endlich fertig und ich hab auch schon mit dem fünften Kapi
angefangen! XD
Also....Ich bin wie immer für alles offen! Kommis, liebe und kritische, sind
immer gern gesehen, da ich immer besser werden will um euch in Zukunft noch
bessere FFs liefern zu können. °nie zufrieden mit sich is°
Also bis denne
Chu
Eule °v°
Kapitel 5: Spürst du...
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Titel: spürst du...
„Was?“
Verwirrt riss Seto die Augen auf. So etwas durfte Joey nicht sagen!
Was sollte er denn jetzt machen?
Das war völliges Neuland für den Brünetten. Was sollte er denn jetzt
antworten?
„Hör auf!“ fuhr er den Blonden an.
„Womit?“ kam die leicht verwirrte Frage von Joey.
„Mir zu sagen, dass du mich lieben würdest...“
„Wieso das denn?“ fragte das Hündchen und sah auf seinen Drachen, der immer
noch in seinen Armen lag. Seto kniff die Augen zusammen und versteckte sein
Gesicht in Joeys Pyjama.
„Weil ich sonst anfange dir zu glauben... und es wäre das Beste für dich,
wenn du es nicht ernst meinst.“
Wütend schob ihn der Blonde von sich weg.
Mit lodernden Augen sah er ihn an und zischte: „Wie kommst du denn auf die
Idee?! Warum um Himmels Willen wäre das besser?“
Seine anfängliche Wut war schon während er gesprochen hatte zu Verwirrung und
Verzweiflung geworden und er sah Seto forschend an.
Wie kam sein Drache nur auf solche Ideen?
Betreten sah Seto zur Seite und stütze sich auf einen Arm auf. Dann strich er
sich die verlegten Haare aus dem Gesicht und fing leise an zu sprechen, während
sein Blick auf einen Punkt in der Leere gerichtet war.
„Ich... ich bin einfach so unerfahren was Beziehungen angeht und ich denke...
dass du glücklicher bist, wenn wir nichts miteinander zu tun haben. Ich meine,
du... kennst mich doch.“
Ein kleines, verbittertes Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
„Ich bin nicht gerade das, was man als nett und umgänglich bezeichnen würde.
Ich bin abweisend und kalt anderen Menschen gegenüber und ich glaube nicht,
dass sich das so schnell ändern ließe. Bis vor kurzen kamen selbst aus deinem
Mund nur Worte wie Eisberg und arroganter Eiswürfel, wenn du an mich gedacht
hast...“
Joey griff wieder nach der Hand des Anderen und ein kleiner Seufzer stahl sich
über seine Lippen.
„Seto...“
Seine Worte klangen sanft aber tadelnd und er schüttelte leicht den Kopf.
„Ich habe meine Meinung über dich doch schon lange geändert...“
„Das meine ich auch gar nicht... ich bin mir nur manchmal nicht sicher, wie
ich mit anderen umgehen soll. Immer genau dann, wenn ich eigentlich nett sein
will... und ich merke immer wieder, wie wenig mir das gelingt. Ich glaube
einfach nicht, dass ich den Menschen in meiner Umgebung gut tue. Wie soll ich
denn bitte ein halbwegs guter Freund sein, wenn ich das Gefühl habe, noch nicht
mal ein guter Bruder zu sein.“
Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, lag er auch schon mit dem Rücken auf
dem Bett, einen furchtbar wütenden Joey über sich.
Zornige braune Augen bohrten sich in seine und die vollen Lippen des Blonden
hatten sich zu einem Strich verengt.
„Wie kannst du so etwas nur DENKEN!!!“
Joey musste tief einatmen um den perplexen Brünetten nicht anzuschreien.
„Mokuba liebt dich genauso sehr, wie du ihn! Ihr seid Geschwister und ich
kenne niemanden, der sich aufopfernder um seinen kleinen Bruder kümmert, als du
es tust.“
„Meinst du?“ kam es unsicher von Seto.
„Natürlich...“ flüsterte Joey und rollte sich neben den Brünetten.
Wieder sahen sie sich in die Augen und Seto wollte gerade etwas sagen, als sich
ein langer Finger zärtlich über seine Lippen legte und ihn zum Schweigen
brachte.
„Du hast deinen Standpunkt schon klargemacht, jetzt bin ich dran, okay?“
Seto hatte die Augen genießend geschlossen, als sich der Finger über seine
Lippen gelegt hatte und er rollte sich zu einer Kugel zusammen.
Jede Berührung des Blonden tat ihm so gut... stockend nickte er und Joey begann
zu sprechen.
„Ich weiß, was ich früher über dich gesagt habe, aber ich musste mein
Urteil revidieren... Du kannst sehr nett und liebevoll sein, dass merkt man
sofort, wenn man beobachten kann, wie sorgsam du mit Mokuba umgehst... Du
versteckst dich nur hinter deiner Maske.“
Wie auf Knopfdruck wurde Setos Blick traurig.
„Hey... das ist nicht schlimm..., weil ich einer der Menschen bin, die ab und
zu mal einen Blick dahinter werfen dürfen. Weißt du, auch wenn du
komischerweise genau das Gegenteil denkst, aber allein deine Anwesenheit macht
mich glücklich und wenn du den Raum betrittst habe ich das Gefühl, als würde
sich die Luft zwischen uns aufladen und knistern. Du bist das Beste, was mir in
meinem ganzen bisherigen Leben passiert ist und ich will alles mit dir teilen.
Ich will einfach immer bei dir sein.“
Ein Pause trat ein und Seto griff langsam nach Joeys Hand. Ihre Finger
verflochten sich und Joey biss sich auf die Unterlippe.
Leise fragte er: „Und? Was sagst du?“
Seto wartete noch kurz, seufzte auf und schloss die Augen.
„Ich weiß, dass das jetzt ziemlich egoistisch und sadistisch klingt und ich
hasse mich echt dafür, aber ich muss dich darum bitten. Du weißt ja, dass ich
immer gerne alles in der Hand habe und mich nur ungern von einer Sache
überrumpeln und aus dem Konzept bringen lasse, aber jetzt ist alles außer
Kontrolle geraten und mir schwirren tausend Dinge gleichzeitig im Kopf herum.
Also... würdest du mir bitte ein bisschen Zeit zum Nachdenken geben? Ich... ich
mag dich sehr, sehr gern und es ist so...“
Seto fuchtelte mit der Hand in der Luft rum und schien nach dem geeigneten Wort
zu suchen.
„Es ist so... anders wenn du bei mir bist.... ich fühle anders, verhalte mich
anders und bin viel mehr ich selbst als bei irgendeiner anderen Person. Du
bringst mich wirklich furchtbar durcheinander und ich muss mich jetzt erst mal
wieder ordnen.... ist das okay für dich?“
Joey lächelte nur warm, als er Setos Bitte hörte. Wenn das alles war, dann
brauchte er sich ja keine Sorgen machen.
„Klar, kann ich denn noch hier bleiben?“
Kaum hatte er diese Frage gestellt, war es wieder da.
Dieses wunderschöne, schiefe Lächeln.
„Wenn du mich noch aushältst?“ entgegnete Joeys Drache und Joey sah ihn
fasziniert an.
Er hatte schon Setos kaltes, arrogantes Lachen gehört, sein kleines, aber
ehrliches Lächeln gesehen und heute war noch ein weiteres, noch viel schöneres
Lächeln dazugekommen.
Dieses freche, atemberaubende, schiefe Lächeln in das sich Joey gleich noch mal
verliebt hatte.
Erst jetzt vielen ihm die Schatten auf, die noch immer unter Setos azurblauen
Augen lagen.
„Du solltest noch ein wenig schlafen...“
Seto schüttelte nur den Kopf und meinte mit müder Stimme: „Heute ist Freitag
und Mokuba hat schulfrei, irgend so ein pädagogischer Tag oder so, jedenfalls
frühstücke ich lieber mit ihm. Ich muss meine Abwesenheit wieder gut
machen.“
Schwerfällig erhob er sich aus dem Bett und streckte sich ausgiebig. Als er an
der Tür angekommen war, drehte er sich noch einmal um und fragte: „Soll ich
dir was zu essen mitbringen?“
Joey winkte ab und rieb sich müde über die Augen.
„Danke Seto, aber ich komm nach.“
Verblüfft sah ihn der Brünette an.
„Darfst du überhaupt schon aufstehen?“ fragte er prüfend.
Wortlos deutete der Blonde auf die Krücken, die am Bett lehnten.
„Dann bis gleich.“ Verabschiedete sich Seto.
#Die Krücken sind mir ja noch gar nicht aufgefallen... vielleicht hat sie Yudai
heute morgen vorbeigebracht. Ach egal....#
Seto gähnte verstohlen und schloss die Holztüre hinter sich. Kaum hatte er den
Raum verlassen, da ließ sich der Blonde aufs Bett zurückfallen.
#Was für ein Tag... und es ist noch nicht mal zwölf Uhr. Was wohl noch so
passiert?# fragte er sich und sah mit verträumtem Blick nach draußen. Die
Sonne schien zwar, doch ihr fehlte die Kraft um den restlichen Schneematsch
verschwinden und die Temperaturen steigen zu lassen.
#Zu welchem Ergebnis Seto wohl kommt? Jetzt, wo er darüber nachdenken kann...#
Natürlich hatte Joey ein flaues Gefühl, wenn er daran dachte, dass er in nicht
allzu ferner Zukunft vor Seto stehen würde und dieser ihm sagen würde, was er
für den Blonden empfand. Vielleicht schon heute oder morgen oder doch erst in
ein paar Wochen. Aber es war gut so...
Er hatte es dem Brünetten einfach sagen müssen und jetzt fühlte er sich gut,
da er wusste, dass er das erste Mal in seinem Leben etwas absolut richtig
gemacht hatte.
Schließlich musste auch Seto irgendetwas für ihn empfinden, sonst hätte er
ihn nicht geküsst, soviel war klar.
Nun stand auch er auf und rückte seine Klamotten zurecht, bevor er zu den
Krücken griff und sich auf den Weg ins Esszimmer machte. Nachdem er durch ein
scheinbar endloses Geflecht aus Gängen gehumpelt war, kam er endlich an und
öffnete die Tür. Doch am Tisch saß nur Mokuba, der sich ein Brötchen
schmierte.
Von Seto fehlte jede Spur.
#Ach, der kommt bestimmt noch...# dachte er sich und setzte sich dem Jüngeren
gegenüber.
„Morgen Joey“ wurde dem Blonden zwischen zwei Bissen zugemurmelt und Mokuba
grinste ihn an.
„Seto ist wieder da.“ Entgegnete Joey nur und griff auch nach einem
Brötchen. Mokuba nickte nur gedankenverloren und sah kauend aus dem Fenster.
Nach einer Sekunde stockte er und sah ruckartig zu Joey.
„Seto ist wieder zu Hause?“ fragte er glücklich und sah mit freudig
leuchtenden Augen zur Tür.
„Ja, er ist heute Nacht wiedergekommen“ wurde Mokuba von Joey informiert,
während sich der Blonde sein Brötchen schmierte.
Gerade wollte er den ersten Biss machen, als die Tür leise geöffnet wurde und
Seto eintrat. Er hatte sich umgezogen und trug jetzt eine Jeans und einen
schwarzen, dünnen Pulli. Sofort war Mokuba aufgesprungen und warf sich seinem
Bruder in die Arme. Kurz drückte Seto den Kleinen an sich, dann setzten sich
die Beiden. Kaum hatte der Brünette angefangen zu essen, bekam er auch schon
die bösen Blicke seines Bruders ab.
„Seto! Warum warst du so lange weg? Du siehst furchtbar müde aus, hast du
wieder nächtelang nicht geschlafen?“ fragte er besorgt und sah seinen Bruder
forschend an.
Seto seufzte leise und blickte entschuldigend zu Mokuba.
„Ich weiß, dass du das nicht magst... tut mir leid... aber am Wochenende bin
ich da, also lass uns was unternehmen.“
Abschätzend knabberte Mokuba an seiner Unterlippe und blickte zwischen Joey und
Seto hin und her.
„Versprochen? Nicht, dass wieder was dazwischen kommt. So wie letztes Mal, als
Alex in letzter Minute angerufen hat und du dann doch keine Zeit hattest!“
„Versprochen! Großes-Bruder-Ehrenwort!“
Mit dieser Antwort war Mokuba allen Anschein nach zufrieden und er lehnte sich
entspannt zurück, doch Joey war erst jetzt richtig interessiert.
#Wer ist Alex?#
Auch wenn er es nicht wollte, aber Eifersucht hatte sich in ihm breitgemacht.
Wer war dieser Alex und wie stand er zu Seto?
War er Seto so wichtig, dass er sogar einen Tag mit Mokuba ausfallen ließ, nur
wegen eines Anrufs?
Verbrachten sie viel Zeit miteinander?
Ein trauriges Gefühl durchströmte seinen Körper, als ihm klar wurde, wie
wenig er eigentlich über seinen Drachen wusste. Abrupt wurde er aus seinen
Gedanken gerissen, als ein Handyklingelton erklang. Der Brünette stellte sein
Glas zur Seite und kramte in seiner Hosentasche. Nach wenigen Sekunden hatte er
sein Handy gefunden und klappte es auf.
„Kaiba.“ Meldete er sich mit geschäftlichem Ton.
Am anderen Ende war eine tiefe Stimme zu hören, die zwar gehetzt, aber auch
belustigt klang. Seto seufzte auf und erhob sich.
„Jetzt noch mal ganz langsam Alex. Was ist los?“
Joey horchte interessiert auf. Da war also dieser Alex am Apparat und er schien
schlechte Nachrichten zu haben, denn Seto zog die Augenbrauen verstimmt zusammen
und tigerte im Esszimmer auf und ab.
„Was?!“ fauchte der Brünette und allmählich sah er wirklich wütend aus.
Seine Lippen pressten sich aufeinander und er lehnte sich an die Wand an.
„Alex...“ Es war mehr ein Zischen als ein gesprochenes Wort und Seto fuhr
sich durch die Haare.
„Ich bin vor zwölf Stunden gegangen und jetzt DAS!!!! Wie konnte das
passieren? Also wirklich. Muss ich vorbeikommen oder reicht es, wenn ich’s dir
schicke?“
Wieder war ein Murmeln am anderen Ende der Leitung zu hören und der Brünette
schloss die Augen.
„Ich weiß selber, dass du mir verboten hast vor Montag wieder aufzutauchen,
aber was kann ich dafür, dass wir nur von Inkompetenten umgeben sind.“
Inzwischen hatte sich Seto auf den Weg in sein Arbeitszimmer gemacht und fuhr
den PC hoch.
„Ganz locker Seto. Du hast ja die Sicherungskopie der Akte mitgenommen, also
ist ja nichts verloren gegangen, als sie im Schredder gelandet ist.“
Beschwichtigte Alex den jungen Firmenchef.
Dieser hatte die E-Mail geschrieben und schickte sie mit einem Knopfdruck ab.
„Ich hab sie geschickt, schau mal nach.“ Sagte er und wartete einen
Augenblick.
„Ah, da ist sie schon. Vielen Dank Seto.“ Entgegnete Alex erfreut.
„So. Und jetzt entspannst du dich mal und verbannst die Arbeit aus deinem
Gedächtnis. Vor Montag will ich dich hier in der Kaiba-Corp. nicht sehen, damit
das klar ist! Nimm dir den Montag am Besten auch noch frei.“
Seto lachte entrüstet auf.
„Na klar! Du kommst ja auch so gut ohne mich klar!“
„Hey! Höre ich da etwa Sarkasmus in deiner Stimme?“ fragte Alex überrascht
und lachte, während man im Hintergrund die Geräusche des Druckers hören
konnte. Nach kurzer Zeit war das Gespräch beendet und Seto ging zurück zu Joey
und Mokuba. Langsam machte sich die Müdigkeit wieder bemerkbar. Die letzte
Nacht hatte nicht wirklich gereicht um sich zu erholen und trotzdem hatte er
schon lange nicht mehr so gut geschlafen.
Traumlos und tief.
Ausnahmsweise.
Sonst war sein Schlaf eher mit einem Dämmerzustand zu vergleichen, der immer
wieder von Albträumen durchzogen war.
Träume, in denen er gejagt wurde, ohne zu wissen warum und von wem. Deswegen
schlief er meistens auch nur wenig und schlecht.
Aber heute Nacht?
Er hatte nicht geträumt und sich auf eine unbestimmte Weise beschützt
gefühlt.
Endlich war er angekommen, öffnete die Tür und trat ein. Die Beiden hatten
schon zu ende gegessen und Mokuba sah ihn fragend an.
„Was ist denn los?“
„Ach nichts, nur ein paar Problemchen.“ Meinte Seto mit einer abwertenden
Geste.
Mokuba sah ihn abwägend an.
„Du bleibst aber schön hier, verstanden?“
Der Brünette wuschelte ihm durch Haar.
„Keine Sorge. Bis Montag keine Arbeit, das hab ich doch versprochen. Ich hab
ihm nur ne Akte geschickt, die in den Vernichter geraten ist.“
„Ach so.“ Mokuba sah erleichtert aus und trank noch einen Schluck Kakao.
„Wer hat denn angerufen?“ fragte Joey und versuchte so desinteressiert und
normal wie möglich zu klingen. Seto sah ihn trotzdem überrascht an und wollte
gerade antworten, als ihm Mokuba ins Wort fiel.
„Alex ist toll! Ich mag ihn. Er ist total witzig und er verbietet Seto zum
Glück manchmal zu arbeiten.“
#Mokuba scheint ja echt begeistert zu sein, aber wer ist das denn nun?#
„Er ist mein Stellvertreter. Alex Lancet, er ist gebürtiger Amerikaner, wohnt
aber schon seit Jahren mit seiner Familie in Japan und ist so knapp 30, schätze
ich.“
Sofort entspannte sich Joey und lehnte sich zurück. Was er da wieder gedacht
hatte...
“Und warum hast du ihn eingestellt? Für so einen Job ist er ja noch jung. Ich
meine normalerweise sind Stellvertreter immer uralte Säcke mit Erfahrung.“
Fragte der Blonde.
„Er hat schon für meinen Stiefvater gearbeitet.“ Antwortete Seto knapp.
„Ach, und weil er so gut mit ihm klargekommen ist hast du ihn eingestellt.“
schlussfolgerte Joey.
„Nein. Ich hab ihn eingestellt, weil er Gozaburo Kaiba gehasst hat wie die
Pest und der Ansicht war, dass er ein Arschloch ist, dass fand ich sehr
sympathisch.“
~+~
Drei Stunden später- es war inzwischen früher Nachmittag- saß Joey bei Mokuba
und sie spielten Playstation. Seto war in sein Zimmer verschwunden und lag auf
seinem Bett. Er war unglaublich müde und wollte eigentlich nur noch schlafen,
doch es schwirrten zu viele Gedanken wie schillernde Schmetterlinge in seinem
Kopf herum.
Sein Zimmer kam ihm auf einmal unfreundlich vor und er ging ein Stockwerk
höher. Dort war der Wintergarten, den er und Mokuba oft zum Relaxen
gebrauchten.
Die Wände waren in Rottönen gehalten und die Decke und eine Seitenwand war
verglast. Den größten Teil des Raumes nahm eine Matratze, auf der eine Unmenge
an Kissen und Decken verteilt war, in Anspruch. Normalerweise war Mokuba hier
oder sie kuschelten gemeinsam. Auch eine Sache, die er in letzter Zeit viel zu
sehr vernachlässigt hatte und die er nachholen musste.
#ich muss mir was für Mokubas Geburtstag überlegen. Ein Geschenk, das das
wieder gutmacht...#
Der Brünette drehte die Heizung hoch und ließ sich in die Kissen fallen. Mit
einem griff zur Fernbedienung schaltete er die Stereoanlage ein und der laute
Bass ließ den Boden vibrieren. Im Hause Kaiba war alles sehr gut isoliert,
sonst hätte man die Musik wohl noch im Erdgeschoss gehört und Mokuba währe
nach wenigen Sekunden dagewesen, um sich wegen der Lärmbelästigung zu
beschweren.
Der Brünette entspannte sich sichtlich und räkelte sich kurz und genüsslich
in den Kissen.
Wie lange war das schon her?
Dass er einfach die Anlage aufgedreht hatte und die Langeweile in vollen Zügen
genossen hatte?
Sein Blick führte nach draußen, wo die Wolken hastig über seinen Kopf
hinwegzogen. Die lauten Klänge halfen dem Firmenchef wieder etwas Klarheit in
seine Gedanken zu bringen, aber eigentlich brauchte er nicht groß über Joeys
Worte nachzudenken...
Er wusste schon jetzt, dass er ohne den Blonden nicht mehr auskam.
Er war wirklich verliebt, bis über beide Ohren verliebt.
Dieses Gefühl, beschützt zu schlafen und in einer liebevollen Umarmung zu
erwachen, war unglaublich gewesen. Joey war seine ganz persönliche Sonne. Er
brachte wieder Licht und Wärme in die ewige Nacht, die seine Vergangenheit
über Seto gebracht hatte. Mit Joey an seiner Seite kam ihm alles nur halb so
schlimm vor und wenn er ihm einfach nicht erzählte was damals passiert war,
dann konnte er auch nicht deswegen von ihm verachtet werden.
Er durfte einfach kein Wort darüber verlieren und aufpassen, dass hatte die
letzten Jahre, seit es passiert war, doch auch gut funktioniert.
[na wenn er meint...ich wäre mir da nicht so sicher...]
Der Bass hämmerte monoton weiter und Seto rollte sich zusammen. Die Wärme
floss wie Wasser um seinen Körper und geleitete ihn sanft ins Reich der
Träume.
~+~
Leichtes Rütteln ließ Seto wieder erwachen und das Erste, was er wahrnahm war,
dass irgendjemand die Musik ausgemacht hatte. Blinzelnd drehte er sich um und
sah Joey, der neben ihm auf einem Kissenhaufen saß.
„Na Dornröschen? Wieder wach?“
Joey grinste ihn an und Seto streckte sich, während er ein unwilliges Grummeln
von sich gab. Die Decke lag noch über ihm und die Wärme, die sich darunter
gebildet hatte, war wirklich mehr als einladend um noch ein bisschen
weiterzuschlafen oder zu dösen. Fast zufällig viel der Blick des Brünetten
nach draußen und er stellte entsetzt fest, dass es stockdunkel war.
Immer noch schläfrig drehte er sich zu Joey und fragte: „Wie viel Uhr ist es
eigentlich?“
„Halb zehn.“ Kam die glucksende Antwort.
„Mokuba ist schon im Bett und weil wir dich nicht finden konnten, hab ich mich
noch mal auf die Suche gemacht und dich dann hier endlich gefunden. Du hast dich
aber auch gut versteckt!“
Joey grinste Seto breit an und erntete dafür nur einen warnenden Blick.
„Was hast du eigentlich gemacht?“ fragte Joey interessiert und drehte sich
auf den Bauch.
„Ich hab nachgedacht...“ nuschelte Seto und streckte sich noch einmal, bevor
er die Arme wieder schlapp in die Kissen fallen ließ.
„Ach? Und worüber?“
Das Hündchen stützte seinen Kopf auf den Armen ab und rutschte näher an den
Brünetten.
„Über uns...“ flüsterte Seto leise und drehte sein Gesicht zu Joey.
In dem Blonden zog sich alles ängstlich zusammen. Vorsichtig und mit einem
gewissen Abstand legte er sich neben Seto. Die Beiden sahen sich in die Augen
und Joey sagte ebenso leise: „Ich hoffe, dass du zu dem Ergebnis gekommen
bist, dass nichts falsches an UNS ist.“
Setos Augen sahen ihn intensiv an und bereiteten dem Blonden ein leichtes
Schwindelgefühl.
„Wenn du bei mir bist, dann verlieren Richtig und Falsch ihre Bedeutung...“
Nur gehaucht kamen diese Worte an Joeys Ohren an und trotzdem jagten sie ihm
einen Schauer über den Rücken. Sanft und behutsam strich Seto eine blonde
Strähne aus dem schönen Gesicht und sprach genauso leise weiter.
„Joey... du bist so unbeschreiblich... du bist etwas ganz besonderes. Du bist
wunderschön und wirkst wie ein Engel, wenn du dich bewegst. Deine Stimme ist in
meinen Ohren so wohltuend und honigsüß und du hast eine beruhigende Wirkung
auf mich. Egal was passiert, wenn du da bist, dann ist alles so viel leichter...
Alles was mich erdrückt fällt von mir ab und ich kann viel mehr ich selbst
sein, als bei anderen Personen.“
Ein Pause entstand und Seto sah auf Joeys Finger, die er sanft in den seinen
hielt.
„Aber... wenn ich nicht nur meine Rolle spiele und mich nicht hinter meiner
Maske verstecke, dann weiß ich gar nicht wie ich mich verhalten soll... ich
komme mir furchtbar hilflos vor. Da fühle ich mich immer wie ein Wesen von
einem anderen Stern, das sich wahnsinnig bescheuert benimmt. Und weil du so
unglaublich bist und ich nicht weiß was ich machen soll, dachte ich, dass ich
nicht gut genug für dich bin. Aber ich habe eine Sache vergessen... nämlich,
dass ich ohne dich nicht mehr existieren kann. Ich brauche dich so sehr... Du
bist wie eine Sonne an meinem grauen Horizont aufgegangen und bist in mein Leben
eingeschlagen wie ein Meteorit. Du hast alles in gleißendes Licht getaucht und
sogar die Luft zum brennen gebracht. Du hast mit deiner positiven
Grundeinstellung wieder Licht in die Nacht meiner Existenz gebracht und dafür
bin ich dir unendlich dankbar. Du hast mich nach langer Zeit wieder mit Wärme
erfüllt und wenn du jetzt gehen würdest, dann würde ich erfrieren, weil ich
mich nicht selbst wärmen kann. Ich bin also ziemlich egoistisch, wenn ich sage,
dass ich dich bei mir haben will. Ich kann einfach nicht mehr ohne dich.“
Scheu lächelten sie sich an und Seto atmete tief durch, bevor er weitersprach.
„Das Einzige, was ich damit sagen will ist... ich liebe dich, mein
Hündchen.“
Jetzt wurde das Lächeln auf Joeys Gesicht noch breiter und man sah förmlich
wie ihm ein Stein vom Herzen fiel.
„Wow. Das ist unglaublich...“ hauchte er ungläubig.
„Was? Dass ich hier so einen Müll von mir gebe?“ sagte Seto mit einem
nervösen Lächeln.
#Vielleicht hat er es sich doch anders überlegt und meint jetzt auch, dass es
ohne mich besser ist.....#
„Nein....“
Ein verklärter Ausdruck trat auf Joeys Gesicht und er sagte: „So was Schönes
hat mir noch nie jemand gesagt.“
Kurz schwiegen sie, bis Joey leise, schon fast flüsternd dazu ansetzte etwas zu
fragen: „Also... ich liebe dich... und du liebst mich... sind wir.. na ja...
sind wir dann so etwas wie ein Paar?“
Fast schon schüchtern richtete er diese Frage an den Brünetten und sah scheu
nach unten.
„Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als mit dir zusammen zu sein
Joey.“
Sofort richteten sich die braunen Augen wieder auf seinen Gegenüber und wurden
von zwei tiefblauen, vor Liebe nur so strahlenden Seelenspiegeln gefangen
genommen. Ein leichtes Frösteln durchlief das Hündchen, auch wenn er nicht
angeben konnte wieso...
Er überkreuzte die Arme und lächelte Seto an.
„Ist dir kalt?“ fragte Seto einfühlsam, da ihm Joeys Schaudern nicht
entgangen war.
Joey nickte und sah Seto überrascht an, als dieser seine Decke einladend
anhob.
„Willst du dich ein bisschen aufwärmen?“
Vorsichtig kroch Joey unter die Decke und blieb zehn Zentimeter von Seto
entfernt liegen. Die angenehme Wärme seines Drachens umhüllte ihn und ließ
bald auch seine Augen zufallen. Unbemerkt verflochten sich ihre Finger und sie
schlummerten beide zufrieden mit sich und der Welt ein.
~+~
Am nächsten Morgen wachte Joey durch das grelle Sonnenlicht auf, das direkt in
sein Gesicht schien und sogar durch seine geschlossenen Lider drang. Unwillig
vergrub er sein Gesicht tiefer in sein Kissen um der erbarmungslosen Helligkeit
zu entgehen.
Moment...
War das überhaupt ein Kissen?
Verschlafen blinzelnd öffnete der Blonde seine Augen und sah auf das Etwas, auf
dem er seinen Kopf diese Nacht gebettet hatte. Es war sowieso viel zu hart und
unnachgiebig für ein Kissen gewesen.
#Vielleicht bin ich aus dem Bett gefall-#
Verblüffung machte sich in ihm breit und er schloss die Augen, jedoch nur um
sie gleich darauf noch einmal zu öffnen.
Doch das Ergebnis blieb wunderlicherweise das selbe.
Sein Kopf war tatsächlich an eine muskulöse Männerbrust gedrückt gewesen.
Bedächtig hob er den Kopf und sah nach oben. Durch den Schleier aus seiner
verwuschelten Mähne konnte er Setos schlafendes Gesicht erkennen.
Sie hatten wohl nachts doch noch ein wenig gekuschelt.
Setos Arme lagen besitzergreifend um ihn und auch ihre Beine waren miteinander
verflochten. Der Kopf des Brünetten war nach vorne gebeugt und berührte fast
die obersten Strähnen von Joeys blonder Mähne. Dessen Finger hatten sich
wiederum in das T-Shirt des Drachen gekrallt und sein Kopf war nachts
anscheinend in die Halsbeuge des Älteren gerutscht.
Joey rutschte etwas nach oben und er begann mit einer Hand durch die braunen
Strähnen zu fahren. Seine Hand glitt weiter nach unten und fuhr über die
perfekt geschwungenen Augenbrauen bis zum Nasenrücken. Seine Reise über Setos
zarte Haut ging weiter und er fuhr den Kieferknochen federleicht nach.
Seine Finger stoppten erst in der Bewegung, als Seto die Augen langsam öffnete
und Joey verschlafen und liebevoll anlächelte.
„Morgen.“ Flüsterte er und schloss die Augen wieder. Joeys Hand fuhr noch
einmal über Setos Kieferknochen und fragte dann: „Wollen wir aufstehen?“
„Nein... es ist viel zu gemütlich hier...“
Der Brünette zog Joey näher zu sich und strich sacht über dessen Rücken.
„Ist es denn okay, wenn ich so nah bei dir liege?“ fragte Joey, da er Seto
nicht bedrängen wollte. Dieser nickte jedoch nur und legte seine Stirn an die
des Blonden.
„Ich glaube ich hab mich daran gewöhnt, schließlich liegst du ja schon die
ganze Nacht so... aber trotzdem danke für deine Rücksicht“
„Und schon sind es zwei Menschen, die mit dir kuscheln dürfen...“
Seto grinste ihn nur schief an und stupste Joey scheu mit seiner Nase an.
„Fühl dich geehrt Hündchen...“
Die blauen Augen ruhten auf dem Blonden, als dieser seine Finger über Setos
Hals bis zu dessen Haaransatz gleiten ließ. Doch kaum hatten seine Fingerkuppen
den Haarflaum flüchtig berührt und waren über die Nackenhaut gefahren, da
schlossen sich die Augen und eine merkliche Gänsehaut breitete sich auf Setos
Haut aus.
„Was ist?“ hakte Joey verunsichert nach.
„Nichts...“ nuschelte Seto.
„Ich bin im Nacken nur sehr empfindlich...“ hauchte er und wurde leicht
rot.
#Wann bin ich das letzte Mal in diesen Genuss gekommen?#
Joey gluckste belustig auf, als er noch einmal um Setos Nacken fuhr und spürte,
wie sich Setos Körper anspannte und der Brünette die Luft zwischen den Zähnen
einsaugte. Joey fuhr so lange mit seiner langsamen Folter fort, bis sich Seto
zusammengerollt hatte und den Kopf genießend gegen Joeys Hand drückte. Erst
dann zog er die Hand zu sich zurück ohne Setos Nacken nur einmal richtig
berührt zu haben.
Der Brünette öffnete die Augen und zischte: „Du kleiner Sadist.“
Den kleinen Hauch Enttäuschung konnte Joey trotz der geringen Lautstärke
heraushören und er ließ seine Hand langsam und genießend zurückgleiten.
Sanft streichelte er über die Haut und fing schließlich an den Brünetten dort
zu kraulen, während er die Regungen Setos genau verfolgte. Fasziniert
beobachtete er, wie der Drache aufseufzte und sich der Körper des Älteren
völlig entspannte. Langsam sanken die Lider nach unten und Setos Hände, die
sich zuvor zu Fäusten geballte hatten, lockerten sich und zuckten leicht.
„Wie süß.“ Rutschte es Joey unwillkürlich raus und er musste lächeln.
„Ich bin nicht süß!“ antwortete der Brünette sofort mit einem bissigen
Unterton.
„Nein...natürlich nicht mein Drache...“ hauchte Joey und seine Stimme
triefe nur so vor Ironie.
„Sag ich doch...“ murmelte Seto nur noch, da er schon döste und Joeys Worte
gar nicht richtig wahrgenommen hatte. Er schien sogar fast zu schlafen, da sein
Atem flacher wurde und er völlig ruhig und entspannt neben dem Hündchen lag.
Nach wenigen Minuten, in denen Joey die ersten zarten Sommersonnenstrahlen
genoss, kam Mokuba ins Zimmer und kroch auf die Matratze. Als er die Szene vor
sich sah grinste er den Blonden wissend an und wollte ihn fragen, wie es denn
jetzt um die Beiden stand. Kurz lag der Blick auf seinem Bruder, der
augenscheinlich schlief und so beugte sich Mokuba näher zu Joey, damit ihn
dieser auch flüsternd verstehen konnte, schließlich wollte er seinen Bruder
nicht wecken. Doch eben dieser lag ihm bei seinem Vorhaben im Weg , also beugte
er sich über ihn und legte eine Hand auf Setos Seite um sich abzustützen. Seto
zuckte stark zusammen, da er nicht mit einer Berührung gerechnet hatte und
drehte sich blitzartig um. Durch die Wucht wurde Mokuba zur Seite geworfen und
landete quietschend auf der Matratze, während er geschockt von seinem Bruder
angestarrt wurde.
„Meine Güte... hast du mich erschreckt Seto!“ piepste der Kleine und setzte
sich wieder auf. Auch Seto fiel in die Kissen zurück und man sah deutlich, wie
schnell sich seine Brust hob und senkte.
„Was schleichst du dich auch so an. Du weißt doch, dass ich das hasse!.“
Fuhr Seto seinen Bruder ungehalten an.
„Ich hab gedacht du schläfst!“ verteidigte sich der Kleine, der den
tadelnden Ton in Setos Stimme nicht überhört hatte.
„Was ist denn?“ fragte Joey um das Thema zu wechseln.
„Das Frühstück ist fertig und ich wollte euch holen.“
„Wir sind schon so gut wie da!“ grinste der Blonde, der erst jetzt bemerkte,
was er für einen Hunger hatte. Also hüpfte er zu seinen Krücken, bevor sich
Seto überhaupt aufgerichtet hatte.
„Kommst du endlich? Sonst ist nichts mehr übrig, bis du da bist!“
Grummelnd stand der Angesprochene auf und ging auch ins Esszimmer. Schon vor der
Türe hörte er, wie sich die Beiden über das Essen hermachten.
#Wie kann man bitte so verfressen sein?#
Es setzte sich und stellte mit leichter Überraschung fest, dass die Beiden
schon beim zweiten Brötchen waren. Nachdem er dem Treiben eine Weile zugesehen
hatte spürte er Mokubas Blicke auf sich und blickte müde zu ihm.
„Seto.... ESSEN!!!!“ wurde er grob angeschnauzt.
„Ganz ruhig... ich bin ja schon auf dem Weg...“ murmelte der Brünette,
schlenderte zum Kühlschrank und nahm sich einen Joghurt.
Joey sah verblüfft von einem zum anderen und fragte schließlich: „Was war
denn das?“
Mokuba seufzte bloß und fing an zu sprechen, während Seto bloß seine Zeitung
aufschlug und nicht daran dachte zu essen.
„Das ist eigentlich ganz einfach... ich meine, Seto mag zwar sonst
einigermaßen schlau zu sein, aber wenn er eine Sache nicht kann, dann ist es
auf seine Gesundheit zu achten. Er hat einfach so gut wie nie Hunger und
frühstückt selten, deswegen zwinge ich ihm wenigstens einen Joghurt rein!“
#Mmh... die Aktien stehen gut...#
„Also wirklich! Wie kann man denn keinen Hunger haben???“ Joey war
schockiert und biss herzhaft in sein Brötchen.
Seto sah weiter auf die Aktienkurse.
#Naja, die nächsten Tage sollten wir noch abwarten, nicht dass die Aktion in
die Hose geht...#
Still wurde weitergegessen und von dem Brünetten sah man bloß die Zeitung, die
den Rest verdeckte.
#Also, wenn...#
„Seto? Was ist eigentlich mit heute?“ fragte Mokuba mit unschuldiger Stimme
und zwang Seto so seine Zeitung kurz zur Seite zu legen.
„Ja... was hast du dir denn überlegt?“ fragte er und bekam prompt den noch
ungeöffneten Joghurt und einen Löffel in die Hand gedrückt, den er mit
äußerstem Missfallen musterte.
„Also, ich will in den neuen Zoo, der am Stadtrand gebaut wurde. Und jetzt
iss!“
„Na dann steht das Programm für heute ja fest.“ Entgegnete sein Bruder und
löffelte unwillig den Becher aus, während Mokubas Grinsen von einem Ohr zum
anderen zu gehen schien. Doch je besser Mokubas Laune wurde, desto schlechter
wurde die des Blonden, denn der kleine Wirbelwind wollte sicher nicht, dass er
mitkam und Seto die ganze Zeit in Beschlag nahm.
„Ich mach mir dann hier einen schönen Tag...“
„Willst du denn nicht mitkommen?“ fragte Mokuba, als er die enttäuschte
Miene seines Bruders sah, denn der war von Joeys Aussage alles andere als
angetan.
„Doch.. aber du siehst Seto so selten, da dachte ich einfach, dass du ihn mal
für dich haben wolltest.“
Man sah deutlich, wie sich Setos Augenbrauen bei dieser Aussage verärgert
zusammenzogen, doch Joey ignorierte das gekonnt.
„Wir können ihn ja teilen.“ Meinte Mokuba und grinste in die Runde auch
wenn es nicht wirklich ernst gemeint schien.
„Gut! Aber ihr müsste langsam gehen, mit den Dingern hier bin ich nicht
besonders schnell.“
Joey deutete auf die Krücken, die an der Tischplatte lehnten.
#Ich nehm sowieso nur eine mit... die Dinger sind vielleicht unpraktisch...#
Wieder kehrte Stille ein, die nur von Setos Schlürfen unterbrochen wurde, da
sich der junge Firmenleiter einen Kaffee gemacht hatte um endgültig wach zu
werden. Der Brünette war wieder völlig in seine Zeitung vertieft und bemerkte
so nicht, dass sich Joey die Tasse nahm und einen kleinen Schluck der
dunkelbraunen Flüssigkeit trank.
„Bäh!“
Mit angeekeltem Gesicht hüpfte Joey in die Küche und spuckte das bisschen
Kaffee aus. Der Rest des Heißgetränks folgte und verschwand gluckernd.
„Hey! Warum schüttest du meinen Kaffee weg? Was soll das?“
Ein Eisblick wurde auf Joey abgefeuert, den er mit loderndem Blick erwiderte.
„Das war das pure Grauen! Das war SCHWÄRZESTER Kaffee! Willst du in zehn
Jahren einen Herzinfarkt kriegen?“
Mit genervt verschränkten Armen lehnte sich der Brünette nach hinten und
seufzte.
„Nicht schon wieder dieses Thema...“ stöhnte er.
„Wieso schon wieder? Bis eben wusste ich das ja noch nicht mal!“
rechtfertigte sich das Hündchen und sah verwirrt zu Mokuba.
„Er hat vollkommen Recht Seto! Ich sage dir schon seit Ewigkeiten, dass du
keinen schwarzen Kaffee trinken sollst und Yudai sagt das schließlich auch!
Dann regst du dich immer viel zu schnell auf!“
Eine Ader an Setos Stirn find an bedrohlich zu pochen, anscheinend war das Thema
nicht zum ersten Mal aufgekommen.
„Jetzt nervt nicht. Okay, ich trinke meinen Kaffee nur noch mit Milch. Seid
ihr jetzt zufrieden?“
Weder Mokuba noch Joey schienen ihm das abzunehmen, aber für Seto hatte es den
angenehmen Effekt, dass die Debatte zuende war. Er sah auf seine Uhr und meinte
dann: „Ich denke es ist das Beste, wenn wir so gegen elf losfahren, also mach
dich rechtzeitig fertig, Moki.“
„Jep!“ murmelte Mokuba und stopfte sich schnell den Rest seines Frühstücks
in den Mund, bevor er in sein Zimmer rannte. Nachdem auch die beiden Älteren
fertig waren, schnappte sich Joey seine Krücken und sie machten sich auf den
Weg in ihre Zimmer. Joey ins Gästezimmer und Seto in sein eigenes. Kaum hatte
sich die Tür geschlossen zog er sich das Oberteil über den Kopf und entledigte
sich auch der Hose, denn bevor sie losgingen wollte er noch duschen. Kurz sprang
er unter die Dusche und schlüpfte in seine schwarze Hose, während er sich die
Haare trocken rubbelte. Joey hatte sich auch geduscht, doch er hatte es
vorgezogen sich die Haare doch zu föhnen. Erst danach, also viel zu spät, war
ihm aufgefallen, dass er außer einer Boxershorts keine frischen Klamotten mehr
hatte. Sein Vater war auf Geschäftsreise, also konnte ihm der auch nichts
vorbeibringen. Kurz überlegte der Blonde, bis er sich entschlossen in einen
Bademantel hüllte und sich auf den Weg zu Seto machte.
#Vielleicht kann ich mir ja was von ihm leihen...#
Leise öffnete er die Tür, doch Seto hätte ihn sowieso nicht bemerkt, da der
Blonde schon von Weitem die läuten Klänge der Anlage hören konnte. Kaum hatte
er einen Blick in das Zimmer riskiert, blieb die Zeit scheinbar stehen und Zeit
und Raum lösten sich auf.
Da stand er.
Die Person über die er schon mehr wusste, als der Rest der Menschheit und
trotzdem wusste er noch viel zu wenig über den undurchsichtigen Brünetten.
Früher war es ihm egal gewesen, was er dachte oder wer er war. Er hatte sich
nur mit dem vermeintlichen Eisklotz namens Seto Kaiba gestritten. Und jetzt?
Jetzt wollte er alles über eben diesen Seto wissen. Er wollte seine warme Seite
näher kennenlernen, wollte wissen an was er dachte, was er tat, aber viel mehr
interessierte ihn noch was Seto berührte, was ihn bewegte...
Und genau in diesem Moment wurde ihm bewusst, wie viel von Seto für ihn noch im
Dunkeln lag und noch entdeckt werden musste.
Seto stand nur mit Shorts bekleidet im Zimmer, rubbelte sich die Haare trocken,
während er leicht, fast nicht wahrnehmbar, zum Takt wippte und seine Lippen
stumm den Text formten. Der Drache zeichnete sich gut auf der hellen Haut ab,
die sich straff über die Muskeln spannte. Mit einer flüssigen Bewegung warf
der Brünette das Handtuch auf sein Bett und drehte die Musik leiser. Endlich
öffneten sich die blauen Augen und sahen ihn intensiv durch die feuchten
Strähnen an und zuckte zurück, als er das Hündchen erkannte.
„Wie siehst du denn aus?“ forschte Seto belustigt nach.
Bei dieser Frage färbten sich Joeys Wangen rot und er betrat den Raum.
„Ich hab nichts Frisches zum Anziehen und da dachte ich, dass du...“
stammelte Joey und er sah beschämt zur Seite, doch Seto lächelte ihn nur
leicht an.
„Du musst dich doch nicht dafür entschuldigen. Schließlich hattest du hier
keine Klamotten dabei, also werde ich dir was leihen, nicht dass du den ganzen
Tag im Bademantel rumlaufen musst.“ Entgegnete der Brünette.
Mit schnellen Schritten ging er zu seinem Schrank und zog einen Pulli hervor.
Joey wollte sich schon bedanken, doch Seto zog sich das Stück Stoff selber
über den Kopf.
„Und ich?“ Joey sah seinen Drachen leicht irritiert an. Lächelnd kam der
Drache auf den anderen zu und hauchte einen scheuen Kuss auf dessen Lippen.
„Bist du nicht schon alt genug um dir deine Klamotten selbst auszusuchen?“
Unsicher setzte sich der Blonde in Bewegung und schritt zum Schrank.
„Und ich darf mich einfach so bedienen?“ fragte er vorsichtig.
„Tu dir keinen Zwang an. Die kleinen Sachen liegen weiter hinten. Ich warte
draußen auf dich, bis gleich.“ Mit diesen Worten verschwand der Brünette
durch die Tür und hinterließ Joey unschlüssig vor dem großen Schrank.
#Seto läuft doch fast immer in den selben Klamotten rum. Warum hat er dann so
viele verschiedene Sachen?#
Er streckte sich und kramte ein enges, weißes T-Shirt und eine bequeme
Stoffhose hervor. Prüfend hielt er die Sachen vor sich und schien schließlich
mit seiner Wahl zufrieden zu sein. Joey schälte sich aus dem Bademantel und
schlüpfte in Setos Klamotten. Zugegeben, sie passten vielleicht nicht perfekt,
aber besser als nichts war es allemal. Schnell griff er nach seinen Krücken und
öffnete die Tür, doch Seto schien schon nach unten gegangen sein, denn er
konnte ihn nirgends entdecken.
#Was soll’s ich werde ihn schon noch finden...#
Humpelnd ging er weiter und sah sich aufmerksam um, nicht, dass er sich jetzt
auch noch verlief, was bei den Ausmaßen des Hauses kein Wunder gewesen wäre.
Als er an der großen Haupttreppe angekommen war, konnte er Mokuba und Seto
endlich sehen. Der kleine Wirbelwind stand schon fertig angezogen an der Tür
und sein Drache stand auf dem Treppenabsatz und sah leicht und verträumt
lächelnd zu Joey, während er ihm den Arm hinstreckte, damit er sich daran
festhalten konnte. Das Hündchen achtete nur auf diese unerwartete, nette Geste
und achtete nicht auf die Treppen.
Und, wie konnte es anders sein, prompt kam er mit seiner Krücke falsch auf und
rutschte ab. Joeys Augen weiteten sich erschreckt und er fiel nach vorne. Zwar
konnte er sich noch abfangen und vor einem schlimmen Sturz bewahren, doch nur
indem er sich an Seto krallte und ihn mit sich riss, wenn auch ungewollt. Als
sie die Treppe heruntergekullert waren und der Flug vorbei war, wunderte sich
das Hündchen, warum er nicht auf dem harten Boden gelandet war. Vorsichtig
öffnete er die Augen und sah in Setos schmerzverzogenes, starres Gesicht.
„Oh Gott! Seto, ist alles okay? Hast du Schmerzen? Das tut mir leid.“
Schnell sprang er zur Seite und Seto setzte sich steif auf, während er sich die
Hand auf den Hinterkopf presste.
„Das tut mir so leid.“ Beteuerte Joey und sah Seto reuig an, während Mokuba
bestürzt zu den Beiden rannte..
#Warum passiert so was immer mir?#
Joey war fast am verzweifeln und krabbelte hinter den Brünetten, der die Luft
zischend durch die aneinander gepressten Lippen erweichen ließ.
„Warte, ich schau nach ob was passiert ist.“
Sanft, aber bestimmend zog er die Hand weg und strich durch die seideweichen
Haare, auf der Suche nach eventuellen Verletzungen. Er untersuchte den gesamten
Hinterkopf, konnte aber glücklicherweise nichts entdecken, dafür fand er aber
etwas anderes und zwar an Setos weichen Ohren.
Ungläubig keuchte er auf.
„Du hast ja Ohrlöcher!“
Fast andächtig strich er über Setos Ohrläppchen und setzte sich grinsend vor
den Brünetten.
„Was ist?“ fragte Setos sanft forschend, da sich sein Kopf anscheinend
wieder von dem Sturz erholt hatte.
„Machst du einen Ring rein? Nur einmal?“ fragte Joey vorsichtig.
„Nein.“ war die ungewohnt frostige Antwort, die Joey zu hören bekam.
„Bitte... bitte...“ bettelte der Blonde und setzte seinen Hundeblick auf,
während er näher an seinen Drachen rutschte. Dieser schien kurz nachzudenken,
hatte aber eine Lösung, wie er Joey von seinem Vorhaben abbringen konnte,
gefunden, denn ein schiefes Grinsen legte sich auf seine Lippen und er meinte:
„Leider geht das nicht Joey... Wir haben so was nicht.“
Joeys Enthusiasmus verschwand schlagartig und seine Mundwinkel senkten sich
traurig. Doch da machte Mokuba Setos Triumph zunichte.
„Einen haben wir noch.“ Sagte er sachlich, doch auch in seiner Stimme hörte
man Neugier mitschwingen. Die Köpfe der beiden Älteren drehten sich sofort zu
ihm.
„Bitte was?!“
Seto hob eine Augenbraue missbilligend, doch in Joeys Augen glimmte neue
Hoffnung und er sah erwartungsvoll zu Mokuba.
„Holst du ihn bitte?“ fragte Joey und Mokuba nickte, während er sich schon
auf den Weg zu irgendeinem Zimmer in dem riesigen Haus gemacht hatte. Seto sah
ihm verblüfft nach.
„Seit wann haben wir einen Ohrring?“ fragte er mehr sich selbst und wartete
mit Joey auf seinen Bruder. Endlich kam dieser aus dem Gang gehüpft und hielt
einen kleinen Stecker in der Hand. Mit äußerster Vorsicht nahm Seto das kleine
Ding und drehte es zwischen den Fingern. In seinen Augen spiegelte sich ein
Hauch von Schmerz und seine Lippen pressten sich zusammen, dennoch war ein Hauch
Überraschung auf seinen Zügen auszumachen. Fragend sah er Mokuba an und er
konnte die leichte Wut in seiner Stimme nur schlecht überspielen.
„Woher hast du den?!“ Die Frage klang harsch und man merkte, dass sich der
Brünette nicht mit einer Ausrede zufrieden geben würde.
„Eigentlich dachte ich, dass ich ihn schon vor einigen Jahren weggeschmissen
hätte.“ Bohrte Seto weiter.
„Ja... aber du hast ihn früher immer getragen und als wir zu Gozaburo kamen,
da wolltest du ihn auf einmal wegschmeißen. Ich fand das traurig und da hab ich
ihn wiedergeholt und versteckt.“ Verteidigte sich Mokuba.
Joey hatte den Ohrring an sich genommen und betrachtete ihn. Es war ein
silberner Stecker, in den ein kleiner, unverschämt blauer Stein eingearbeitet
war. Das Licht fiel auf das Schmuckstück, als Joey es andächtig zwischen den
Fingern drehte und brach sich in den unterschiedlichsten, strahlenden
Blautönen. Er erschien einfach und war sicher unauffällig, doch in der
Kombination mit Setos Augen musste es unbeschreiblich schön sein.
Vorsichtig stellte er sich neben Seto und meinte: „Na los, mach ihn rein!“
„Nein.“ Wurde er sofort abgekanzelt.
Bittend sah er den Brünetten an.
„Tust du’s für mich?“ fragte er mit zuckersüßer Stimme und nach kurzem
Überlegen und einem tiefen Blick in die bettelnden, schokobraunen Hundeaugen,
gab sich Seto dann doch geschlagen.
Ein „Ach- was- soll’s“ grummelnd, grabschte Seto nach dem Stecker und
stach ihn durch das hauchfeine Loch in seinem Ohrläppchen.
„Zufrieden?“ fragte er Joey mit hochgezogenen Augenbrauen, der jetzt neben
ihn trat. Ein kleiner Kuss wurde auf seine Lippen gehaucht und Joeys Hand fuhr
vorsichtig zu dem kleinen Stecker. Missmutig sah der Brünette in den Spiegel
und ließ seine Miene starr werden. Joey war fasziniert.
Der Stecker trat wie prophezeit dezent in den Hintergrund, unterstich das
Azurblau seiner Augen aber umso mehr.
„Das sieht echt gut aus. Umwerfend!“ meinte Joey anerkennend und war hin und
weg, doch Seto sah nicht überzeugt aus.
„Das sieht schwul aus.“ war der einzige, für seine Verhältnisse niveaulose
und trotzige Kommentar zu dem er sich hinreißen ließ.
Auf einmal fing Mokuba an glockenhell zu lachen, während Joey sich fragte, ob
Seto auch jemals so unbeschwert lachen konnte.
„Aber Seto...“ gluckste der Kleine und ließ lachend zum Auto.
„Du bist doch schwul.“
Jetzt fing auch der Blonde an zu lachen und wollte Mokuba mit seinen Krücken
folgen, als er von seinem Drachen am Arm festgehalten wurde.
„Geh schon mal zum Auto, Mokuba. Wir kommen gleich nach.“ wies er seinen
Bruder an.
„Beeilt euch aber!“ erschallte die Antwort durch den Türrahmen, dann waren
die Beiden alleine und eine kurze Stille kam über sie. Seto sah auf einmal mit
ernstem Gesicht zu Joey.
„Bevor wir gehen können, müssen wir noch eine Sache klären, Joey.“ Sagte
er mit tiefer, ruhiger Stimme und Joey schlang wie von selbst einen Arm um Setos
Hals.
Er sah in den Spiegel und legte seinen Kopf an die Schulter des Größeren.
Stockend legten sich zwei Arme um seine Hüfte und er sog seine Lungen mit Setos
herbem Duft voll, bis auch wirklich die letzte Ecke gefüllt war.
Seto atmete tief ein und fing langsam an zu sprechen.
„Unsere Beziehung... wir sollten vorsichtig sein und es nicht überall
hinausposaunen.“
Leicht angesäuert ruckte der Kopf des Jüngeren hoch und er sah Seto forschend
in die Augen.
„Wegen der Firma?“ fragte er und ein warnender Unterton schwang in seiner
Stimme mit. Setos Antwort war nur ein leises Glucksen und er sprach mit
geduldiger Stimme weiter.
„Joey...Das ist mir egal! Ich mache nur Geschäfte mit diesen Menschen, da ist
meine und ihre sexuelle Orientierung nicht von Bedeutung. Außerdem kann es sich
niemand leisten keine Geschäfte mit mir zu machen.“
Der Drache spannte sich unbewusst an und der Firmenchef in ihm war deutlich zu
erkennen.
„Zugegeben, die Öffentlichkeit fände das sicher sehr interessant...“
„Also ist es wegen der Presse?“ fragte Joey wütend.
Das Hündchen wurde ein Stück von Seto weggedrückt und der Brünette nahm
seinen Kopf zärtlich zwischen die Hände, damit ihm Joey in die Augen sehen
musste.
„Joey! Wenn es der richtige Zeitpunkt wäre, dann würde ich der ganzen Welt
erzählen wie sehr ich dich liebe und dass ich niemand anderen an meiner Seite
haben will- niemals- ich werde immer nur dich wollen.“
Setos Augen nahmen Joey gefangen und nahmen seinen Verstand auf eine weite
Reise, während die Wirklichkeit wie Wasser zerfloss und nur noch Seto und ihn
existieren ließ. Das Hündchen trat näher an Seto und verteilte
Schmetterlingsküsse auf seinen Lippen. Dann zog er seinen Kopf zurück und
stupste Setos Nase an, bevor er die Augen schloss und seine Stirn an Setos
Schlüsselbein platzierte.
„Was ist denn dann der Grund?“ fragte Joey noch einmal, doch diesmal
verständnisvoll und sanft. Der Drache beugte sich nach unten und flüsterte in
Joeys Ohr.
„Ich bin leider noch nicht volljährig, was einige Probleme mit sich bringt...
Die Geier vom Jugendamt meinten ich wäre viel zu jung um der
Erziehungsberechtigte für ein Kind zu sein und warten nur auf die Gelegenheit
um mir das Sorgerecht für Mokuba abzusprechen. Und deswegen will ich ihnen
nicht den winzigsten Nährboden für ihr Misstrauen bieten, schließlich ist
Japan ein äußerst konservatives Land und einem Homosexuellen, noch dazu
Minderjährigen, würde das Sorgerecht schneller weggenommen werden, als ich
mich umdrehen kann.“
Kurz herrschte Stille und Seto schien auf eine Äußerung von Joeys Seite zu
warten, der schließlich verständnisvoll nickte. Der Grund war in seinen Augen
mehr als einleuchtend.
„Also kein Kuss im Zoo?“ fragte er wehmütig.
Seto nickte geknickt und meinte: „Alles was man unter guter Freundschaft
verstehen könnte ist okay, aber mehr ist leider noch nicht machbar.....
hey...“
Joey sah traurig auf den Boden. So einleuchtend es war, dass sie es geheim
halten mussten, aber jetzt war er so glücklich und durfte dieses Gefühl nicht
mit der ganzen Welt teilen, obwohl genau das sein größter Wunsch war.
„Du weißt doch, dass ich dich trotzdem über alles liebe, oder?“ riss ihn
Setos leise und rauchige Stimme aus seinen Gedanken und alle trüben Gefühle
waren verschwunden.
Was machte es schon, wenn er es niemandem sagen durfte, hauptsache er wusste,
dass dieser unglaubliche Mann wirklich ihn liebte, ihn und niemand anderen.
Sofort machte sich ein warmes Gefühl in ihm breit und er hauchte einen Kuss auf
Setos Lippen.
„Ich weiß, mein Drache. Ich liebe dich doch auch.“
Dann nahm er Setos Hand, schnappte sich eine Krücke und sie schlenderten
langsam nach draußen ins warme Sonnenlicht.
Mokuba wartete schon ungeduldig im Auto und so waren sie nach kurzer Zeit schon
unterwegs.
Der schwarze Ferrari , der elegant und trotzdem unauffällig wirkte, schoss
geräuschlos durch die Straßen und der Blonde im Innenraum sah ängstlich zu
Seto, der hinter dem Steuer saß, als hätte er nie etwas anderes gemacht.
„Du bist doch erst 17, wieso fährt du?“ hakte er verwirrt nach.
„Ich hab meinen Führerschein mit 16 in den USA gemacht. Da fährst du ein
paar Runden um den Block und damit hat sich die Sache.“ Meinte Seto, als wäre
es die normalste Sache der Welt und für ihn war es mit Sicherheit auch so.
„In den USA, na klar!“ kam es ironisch von Joey.
Sicher bog der Wagen ab und Mokuba meldete sich von hinten zu Wort.
„Woher hast du eigentlich den Stecker, Seto?“
„Das weißt du nicht mehr?“ fragte Seto leicht verwundert, doch ohne seinen
Blick von der Straße abzuwenden.
„Sollte ich es denn wissen?“ kam es nun genauso erstaunt von Mokuba.
Seto sah in den Rückspiegel und hielt an einer roten Ampel.
„Du warst wahrscheinlich noch zu jung.“
Setos Stimme war immer neutraler geworden und er machte so deutlich klar, dass
er nicht die geringste Lust verspürte das Thema zu vertiefen. Doch das war für
die beiden anderen nur noch ein Grund mehr um weiterzubohren.
„Woher hast du ihn?“
„Ist das denn so wichtig?“ kam es schon etwas frostig und unterkühlt von
Seto und man sah, wie er seine Zähne zusammenbiss und sich die Haut an seinen
Kieferknochen spannte.
„Es interessiert uns halt.“ Warf das Hündchen ein und wurde sofort von Moki
unterstützt.
„Ja! Wir wollen die ganze Geschichte hören!“
Ein spöttischer Laut war zu hören und Seto drehte sich mit funkelnden Augen zu
den Beiden. Wütendes Blau durchbohrte sie förmlich und der Drache zischte:
„Ihr wollt die ganze Geschichte hören?“
Beide nickten und Seto schüttelte ungläubig den Kopf. Der Brünette drehte
sich wieder in Fahrtrichtung und blickte starr auf die Straße. Dann atmete er
tief ein und fing an zu sprechen.
„Der Stecker...“ Fahrig fuhr er über sein Ohr. „...hat mal unserer Mutter
gehört. Als sie gestorben ist, bei dem Unfall....“ Wieder entstand eine Pause
und Seto bog ein weiteres Mal ab. „...na ja, dass hat unseren Vater sehr
verändert und um nicht mehr an sie und an die damit verbundenen Schmerzen zu
denken, hat er alles was von ihr war oder mit ihr zu tun hatte weggeschmissen
oder verschenkt.“
Seto stoppte an dieser Stelle mit seiner Erzählung und Joey mutmaßte: „Und
dir hat er den Stecker geschenkt.“
Ein freudloses Lachen war zu hören und Seto sah zur Seite.
„Nein.“ Stellte Seto nüchtern und doch ein wenig verächtlich fest und die
Verwirrung bei Mokuba und Joey wurde noch größer.
„Aber wie bist du an den Stecker...“ setzte Joey an, bevor Seto die Hand hob
und ihn zum Schweigen brachte.
„Denk doch mal nach... er hat alles weggegeben, was ihn auch nur im
entferntesten an sie erinnert hat und wenn ich ALLES sage, dann meine ich das
wörtlich!“
Joeys Augen wurden größer und er schüttelte ungläubig den Kopf.
„Seto sah unserer Mutter sehr ähnlich. Selbe Haarfarbe, selbe Augenfarbe, die
selben Gesichtszüge..... ich kann mich zwar nicht an sie erinnern, aber wir
haben noch ein Foto.“ Warf Moki ein.
„Und wie...?“ Der Blonde deutete auf den Stecker, da er noch zu geschockt
war um einen vernünftigen Satz zu formulieren und Seto erzähle weiter, immer
noch mit emotionsloser Stimme, was das ganze in Joeys Augen noch schrecklicher
machte.
„Er hat uns eines Abends an irgendeiner Straßenecke ausgesetzt und da hat er
mir den Stecker in die Hand gedrückt, mit den Worten ich solle sehen wie ich
selber zurechtkäme... Seitdem habe ich ihn glücklicherweise nie wieder gesehen
und hab mich von da an selbst um Mokuba gekümmert.“
Eine betretene Stille trat ein und Seto atmete einmal tief durch, bevor er sich
wieder entspannt setzte und die emotionslose Maske von ihm abfiel.
„Jetzt wisst ihr es ja. Könne wir uns dann wieder mit der Gegenwart
beschäftigen und Vergangenes ruhen lassen?“
Es waren keine Widerworte zu hören und so kamen sie nach wenigen Minuten am Zoo
an.
Als Seto am Abend den Tag noch einmal an sich vorbeiziehen ließ, stahl sich
sofort ein kleines Lächeln auf sein Gesicht. Er erinnerte sich nicht mehr an
eine besondere Szene oder einen besonderen Moment, denn es war alles von einem
einzigen Gefühl weggespült worden.
Glück.
Das Glück hatte sich für die Dauer dieses Tages in seinem Körper breitgemacht
und jede Zelle seines Körpers erfüllt und ihn durchströmt wie flüssiges
Feuer.
Joey und Mokuba hatten ihn mit dem Gefühl erfüllt, dass er wieder eine Famille
hatte. Eine sehr kleine vielleicht, aber was machte das schon?
Er konnte sich nur noch an das atemberaubende, honigsüße Lächeln seines
Hündchens erinnern und an das unschuldige und glückliche Grinsen seines
Bruders, wenn er ihn wieder bei der Hand zu irgendeinem Tier geschleift hatte.
Die beiden hatten förmlich um die Wette gestrahlt und irgendwann hatten sich
seine Finger doch mit Joeys verflochten, doch nur, damit der Blonde mit seiner
Krücke mehr Sicherheit hatte, war doch klar.
Jetzt, am Abend, als er in seinem Bett lag und in Joeys schlafendes Gesicht sah,
der sich in gebührendem Abstand zu Seto gelegt hatte, da fragte er sich, wie es
wohl wäre, wenn jeder seiner Tage so erfüllt von den Beiden wäre.
„Danke.“ Flüsterte er leise und strich sanft über Joeys Wange.
#Du und Mokuba... ihr tut mir so gut... vielen Dank...#
Joey bekam von alledem nichts mit. Er verarbeitet den Tag in seinen Träumen und
diese handelten von Seepferdchen. Die kleinen Tiere, die auch Kaiba hießen und
einer Sage zufolge verlorene Drachenkinder waren.
Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht, denn jetzt träumte er von seinem
verlorenem Drachenkind mit den unergründlichen, blauen Augen, die ihn immer
wieder in ihren Bann zogen.
~+~~~~~~~~
Juhu!!!!! Ich habs geschafft!!!!!
Hat überhaupt jemand das hier gelesen? Ich weiß, ich war lange abwesend....
sry, dass tut mir Leid (oder wart ihr am Ende sogar noch froh darüber? ó.Ò)
Naja, Kapitel 6 ist schon fertig, aber das Abtippen nimmt bei mir immer die
meiste Zeit in Anspruch. Dafür bitte ich noch mal um Entschuldigung....
Dafür kriegt ihr aber einen Vorgeschmack auf Kapitel 6, schließlich war das
hier nur ein Lückenfüller. XD
Also, hier isses:
„Ich hasse es ein Kaiba zu sein!!!! Und weißt du auch wieso? Weil ich seit
wir Kaibas sind einen ignoranten, eiskalten Bruder habe, dem es anscheinend
Spaß macht, mir mein Leben zu versauen!!!!“
Sooooo...... bis dann!
Kapitel 6: ...die Ablehnung?
----------------------------
Kapitel 6:
Seufzend saß der Blonde in der Limousine. Es war Montag und das hieß für ihn
und für Seto, dass es Zeit für die Schule und ihre täglichen Pflichten war.
Für den Brünetten war es sicher kein Problem den versäumten Stoff
nachzuholen, doch Joey stand vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Der Frühling
war endlich da, doch Joey konnte sich nicht so recht daran erfreuen, denn die
wärmere Jahreszeit war auch mit der Zeit der Notengebung verbunden.
#Zum Glück ist die Abschlussprüfung erst nächstes Jahr...#
Er und Seto hatten sich erst einmal darauf geeinigt, dass sie es niemandem
erzählten, Joey hatte Seto jedoch soweit erweicht, dass er es nicht leugnen
musste, falls seine Freunde von alleine darauf kamen. Seinem Vater würde er es
bis auf weiteres sowieso verschweigen.
„Bis gleich Seto.“ Sagte der Blonde und drückte seinem Drachen einen Kuss
auf die Wange. Die Schule war nur eine Straße weiter und deswegen stieg Joey
aus. Wenn sie gemeinsam ankamen, dann würde das nur zu einer Vielzahl an
Gerüchten führen und das war ja genau das, was sie verhindern wollten.
Mit den Krücken machte er sich auf den Weg und war auch verhältnismäßig
schnell, da er schon ein bisschen Übung hatte. Seto hatte erst gemurrt, da er
nicht wollte, dass Joey in seinem angeschlagenen Zustand laufen musste, aber es
ging nun mal nicht anders.
Als er im Klassenzimmer ankam, saß Seto schon auf seinem Platz und schenkte ihm
nur einen kurzen Blick.
Ganz anders seine Freunde, die sofort auf ihn zustürmten und ihn mit Fragen
bombardierten.
„Joey, was ist denn passiert?“
„Und wo warst du die ganze letzte Woche?“
Tea und Yugi sahen auf seine Krücken und musterten den Blonden besorgt. Tristan
beäugte ihn jedoch nur belustigt und fragte: „Mann, warst du wieder zu dumm
zum laufen?“
Sie setzten sich und Joey fing unter den gespannten Blicken seiner Freunde an zu
erzählen.
„Ich wurde angefahren und dabei hab ich mir einiges angeknackst. Deswegen
musste ich auch die ganze letzte Woche im Bett verbringen und durfte nicht in
die Schule.“ Erklärte er und musterte seine Freunde, um herauszufinden, ob
sie ihm seinen leicht gelogenen Teil in der Erklärung glaubten.
„Du warst die ganze Woche zu Hause?“ fragte Tea skeptisch.
„Ja? Wieso fragst du? Wo hätte ich denn sonst sein sollen?“
„Wenn es nach Kaiba ginge, dann wärst du in der Hundeschule.“ Merkte
Tristan mit einem schiefen Seitenblick auf Seto an und rettete Joey damit
unbewusst. Der Blonde zwang sich ein Lächeln über Tristans Scherz ab und Joeys
Freund drehte sich nun gänzlich nach Seto um. Verwirrt runzelte er die Stirn.
„Der ist heute irgendwie noch seltsamer als sonst... normalerweise hätte er
die gute Chance dich zu ärgern sofort genutzt.“ Meinte er nachdenklich.
„Ach, is doch nicht so wichtig, er war in letzter sowieso netter...“
„Ich weiß, aber so viel Nettigkeit bringt den Eiswürfel noch um. Das ist
doch nicht mehr normal....“ wetterte Tristan weiter.
„Lasst Se- Kaiba doch in Ruhe! Der ist doch unwichtig.“ Versuchte Joey das
Thema zu beenden.
Tea nickte zustimmend und meinte: „Hast ja Recht. Warum bist du denn nicht ans
Telefon gegangen? Wir haben dich angerufen!“
Yugi sah ihn mit großen, durchdringenden Augen an.
„Wir haben schon gedacht, dir wär sonst was passiert, weil du dich nie
gemeldet hast.“
Langsam geriet Joey ins Schwitzen. Er musste seine Freunde anlügen, obwohl er
doch gerade das vermeiden wollte. Lügen war eine Sache, die der Blonde nun mal
gar nicht konnte und dann sollte das ganze auch noch glaubwürdig sein.
„Unser Telefon war kaputt, das hat nicht funktioniert....“
Jetzt schaltete sich auch Tea ein.
„Wir sind sogar bei dir vorbeigefahren und haben geklingelt, aber es hat
niemand aufgemacht. Selbst deine Nachbarn wussten nicht, was mit dir los ist.“
Setzte sich nach und bedachte Joey mit einem skeptischen Blick.
Kurz überlegte das Hündchen und sagte dann: „Da war ich dann wahrscheinlich
beim Arzt, ich musste mir ja so ein bescheuertes Artest für die Schule besorgen
und meine Nachbarn.... die kriegen sowieso nie was mit.“
„Ach so.“
Ihr Lehrer betrat die Klasse und so machte sich Joey auf den Weg zu seinem
Platz, der ja glücklicherweise genau neben Seto war. Kurz trafen sich ihre
Blicke, bis ihr Mathelehrer, Herr Gotoh, anfing zu sprechen.
„Ach... Herr Kaiba und Wheeler... wie schön, dass sie beide wieder meinem
Unterricht beiwohnen können. Ich hoffe, sie haben den Stoff der letzten Woche
nachgeholt.“
Wie auf Kommando lief es Joey kalt den Rücken runter. Seine Schulsachen waren
die ganze Zeit über unberührt geblieben.
Herr Gotoh war an die Tafel gegangen und schrieb zwei Aufgaben an.
„Ich habe für heute eine Lernkontrolle geplant. Herr Kaiba und Wheeler, wenn
sie doch bitte anfangen...“ sagte er mit einem breiten Lächeln.
#Wie kann man nur die ganze Zeit lächeln, wenn man seine Schüler quält...#
schoss es Joey unwillkürlich durch den Kopf und er suchte nach einem Fluchtweg,
da er nicht den leisesten Schimmer hatte, was er eigentlich machen sollte.
Mit einem ergebenen Seufzer machte sich Joey daran aufzustehen, doch eine
große, kalte Hand legte sich auf seine Schulter und drückte ihn sanft auf
seinen Platz zurück.
„Er hat sich verletzt und darf seinen Fuß nicht so stark belasten, sollte
nicht jemand anders an die Tafel kommen?“
Es war eher ein Befehl als eine Frage, die Seto an ihren Lehrer richtete, als
er an die Tafel schritt und elegant nach der Kreide griff.
Herr Gotoh ging zu Joey und musterte die Krücken, die an seinem Pult lehnten
genauso eindringlich, wie den bandagierten Fuß des Blonden.
Er schien zu überlegen, doch ein Blick in Setos kalte, harte Augen genügte um
ihn davon zu überzeugen, jemand anderen auszuwählen.
„na gut.. ähm...“
Suchend glitt sein Blick über die Schülerreihen und er rief einen ihrer
Mitschüler nach vorne. Joey konnte sein Glück noch gar nicht fassen und er
ließ sich tiefer in seinen Stuhl sinken.
#Danke Seto... mein Retter vor dem Untier namens Mathe...#
Verwirrt sah der Lehrer zu Seto und grinste ihn an.
„Warum sitzen sie denn schon? Können sie die Aufgabe nicht lösen? War der
Stoff zu schwer?“
Genervt kreuzte Seto die Arme.
„Ich bin fertig.“
~+~
Nachdem sie die Informatikstunde bei Frau Ohya, die wie immer eine Katastrophe
gewesen war, hinter sich gebracht hatten, standen sie endlich in der Pausenhalle
und erfreuten sich der freien Zeit. Die Clique um Yugi setzte sich auf eine
Bank, die keine fünf Meter von Seto entfernt stand.
Der Brünette tat dasselbe wie jede Pause... er saß alleine auf einer Bank,
hatte seinen Laptop vor sich gestellt und arbeitete.
Langsam nahm Joey seinen Blick von Seto und lenkte seine Aufmerksamkeit auf das
Gespräch, das entstanden war.
„Seit wann setzt sich Kaiba für andere ein?“ fragte sich Tea und warf einen
skeptischen Blick auf den Brünetten. Auch Tristan erschien das Verhalten ihres
Mitschülers sonderbar.
„Wir durften einem Wunder beiwohnen, glaubt mir, das passiert so schnell nicht
wieder. Mr. Eisklotz steigt niemals ein zweites Mal aus seiner Gefriertruhe, nur
um Joey zu helfen.“
Bei Tristans Worten musste Joey schlucken. Solche Dinge hatte er schön des
öfteren gehört, sie waren ja auch schon aus seinem eigenen Mund gekommen und
jetzt machte es ihm so viel aus. Ein eigenartiges Gefühl des Respekts breitete
sich in ihm aus, als er daran dachte, wie neutral und beherrscht Seto immer
blieb, obwohl er immer so angegriffen wurde. Naja, der Brünette war ja auch
nicht besonders nett zu seinen Mitschülern, also beruhte das ganze auf
Gegenseitigkeit. Mit nur einem Unterschied.
Seto war alleine und hatte sich mit fast der gesamten Schule angelegt.
Trotzdem verletzten ihn die Worte seiner Freunde, schließlich redeten sie da
über die Person, die ihm in seinem Leben am wichtigsten war und gleichzeitig
machten sie ihn wütend. Seine Freunde kannten den Firmenchef gar nicht und
hatten sich nie die Mühe gemacht ihn kennen zu lernen, wie konnten sie sich
dann ein solch schlechtes Urteil erlauben?
„Jetzt hört auf! Ich fand das einfach nur nett! Also echt. Wenn er
unfreundlich ist, dann ist es nicht richtig und wenn er freundlicher ist, dann
passt es euch auch nicht. Wie soll er es denn dann richtig machen?!“ Joey
deutete auf seinen Drachen und seine Stimme war ungewollt immer lauter geworden.
Gut, er wusste, dass sein Verhalten ihr kleines Geheimnis wohl sicher nicht
geheimhalten würde, aber da stand ihm sein Temperament etwas im Weg. Wenn sein
Drache so angegriffen wurde, dann konnte er gar nicht anders, als ihn zu
verteidigen.
Seine Freunde erstarrten und sahen Joey gleichfalls verwundert, wie entsetzt an.
Irritiert sah Joey in die Runde.
„Was... was ist?“ fragte er stotternd.
„DU verteidigst Kaiba?“ fragte das einzige Mädchen in der Gruppe mit
großen Augen und ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen.
„Magst du ihn?“ fragte sie ihn und grinste hinterlistig.
#Jetzt wird’s brenzlig. Ganz toll, Joseph Jay Wheeler, dass du aber auch nie
die Klappe halten kannst!#
Genau nachdem das Mädchen gefragt hatte klingelte es, Seto klappte seinen
Laptop zu und erhob sich. Ihre Informatiklehrerin kam jedoch gerade vorbei und
hielt ihn auf, daher war er genau in Hörweite, was Joey gar nicht passte.
Er hoffte inständig, dass Seto wusste, dass er das nur sagte, damit ihr
Geheimnis nicht ans Licht kam.
#Tut mir leid mein Drache.#
„Also wirklich, ich und Kaiba mögen. Das ist ja wohl der gefühlsloseste
Eisschrank, den es gibt! Warum sollte ich ihn auch nur ansatzweise nett finden?
Ich weiß ja auch nicht, was sich der Typ dabei gedacht hat, aber das möchte
ich auch gar nicht. Es ist mir echt egal was er macht. Ich hasse diesen reichen,
egozentrischen und rechthaberischen Pinkel genauso sehr wie er mich auch
hasst!“
#Nämlich gar nicht... alles andere empfinde ich für ihn, aber Hass ist nicht
darunter.#
Obwohl Setos Gesichtszüge steinhart blieben und keine Regung zu erkennen gaben,
konnte er in den eisblauen Augen einen Anflug von Trauer und Gekränktheit
erkennen, als sie sich auf den Weg in den Klassenraum machten.
Der Brünette schien durch Joeys Äußerung etwas aufgewühlt, denn er achtete
nicht auf den Flur vor sich und die Anderen, die seinen Weg kreuzten. Auch
Tristan schien mit seinen Gedanken wo anders zu sein und schon waren die Beiden
ineinander gelaufen. Sofort und reflexartig wurde Tristan von Seto weggeschoben,
bevor dieser überhaupt verstand, mit wem er da gerade zusammengestoßen war.
Ihre Blicke trafen sich und Tristans wütender Blick wurde von zwei eiskalten
und emotionslos erscheinenden Augen erwidert.
„Kannst du nicht aufpassen? Hast du keine Augen im Kopf?“ keifte Tristan.
„Ich denke ich besitze Augen und du anscheinend auch, wie man unschwer
feststellen kann. Ich bin mir nur nicht sicher ob du die Deinigen auch benutzen
kannst, sonst hättest du ja einfach mal auf den Weg achten können und dich
einen Meter neben mich platzieren können, anstatt in mich reinzurennen.“ Gab
Seto kühl zurück.
„Ach? Das war also meine Schuld?“ fragte Tristan entrüstet, doch Seto ging
gar nicht auf ihn ein.
Tristan trat noch einen Schritt näher an Seto heran, der aber nur den Kopf
schüttelte und sich wegdrehte.
„Hey! Bleib stehen!“ schrie Tristan und bewegte Seto dazu noch einmal nach
hinten zu blicken.
„Wieso? Ich rede nicht mit Leuten, deren IQ unter der Raumtemperatur liegt.“
Seine Stimme war nicht herablassend, aber das überhebliche Lächeln, das sich
auf Setos Lippen legte sprach Bände. Er wusste genau, dass er seinem
Mitschüler überlegen war und machte auch gar keinen Hel daraus. Doch Joey
bekam langsam Angst. Er kannte Tristan gut und dieser war schon rot vor Wut. Es
würde nicht mehr lange dauern und er würde sich zu etwas hinreißen lassen,
was er später vielleicht bereute.
„Das reicht!“ sagte Joey mit fester und lauter Stimme und stellte sich
zwischen die beiden Streithähne. Doch da hatte Tristan schon zum Schlag
ausgeholt und konnte nicht mehr abstoppen. Eigentlich hatte er auf Setos Gesicht
gezielt, doch jetzt stand an dieser Stelle Joey im Weg.
Joey schloss reflexartig die Augen und machte sich auf den Schlag gefasst, doch
nichts geschah...
Nach ein paar Sekunden öffnete er vorsichtig die Augen einen Spalt weit und
konnte einen starken, muskulösen Arm erkennen, der den Schlag abgefangen hatte.
Verwundert blinzelte er und bemerkte, dass Seto sein Handgelenk diesem Schlag
ausgesetzt hatte, um ihn davor zu bewahren. Langsam senkte sich der Arm und Seto
funkelte Tristan an.
„Ich wusste ja, dass du gemeingefährlich bist Taylor, aber dass du selbst bei
deinen Freunden nicht halt machst, das ist mir neu!“ zischte er erbost.
„Und mir ist es neu, dass du deine Feinde beschützt!“ konterte Tristan.
Seto wollte gerade etwas erwidern, als eine weibliche, erzürnte Stimme
erklang.“
„Taylor, Wheeler und Kaiba! Mal wieder! Was sollte das denn eben? Haben sie
ihre Streiterein von der verbalen Ebene auf die physische verlegt?!“ fragte
Frau Tendo wütend.
Joey öffnete den Mund, wurde aber sofort unterbrochen.
„Ich will nichts hören, ich kann es mir denken. Wheeler, sie begleiten Kaiba
zum Schularzt und Taylor, sie gehen in die Klasse, ich bin diese Streitereien
endgültig leid!“
„Ich muss nicht zum Arzt Frau Tendo, das war nicht so schlimm.“ Versuchte
sich Seto zu retten. Schnell schnappte sich die junge Lehrerin Setos linke Hand
und besah sich die Stelle an der Tristans Schlag getroffen hatte genau. Setos
Miene war unbewegt, doch Joey sah, wie sich seine andere Hand zu einer Faust
ballte und die Knöchel weiß hervortraten.
„Ich denke es ist wirklich besser, wenn wir beim Arzt vorbeischauen.“
Stellte Joey vorsichtig fest und zog die verletzte Hand von Frau Tendo weg.
„Na wenigstens Wheeler ist noch vernünftig. Begleitest du ihn bitte?“
fragte sie den Blonden und betrat die Klasse, nachdem dieser genickt hatte.
„Komm Seto, gehen wir.“
Schweigend gingen sie um die Ecke und blieben dann wie auf Kommando beide
stehen.
„Danke für die Rettung...“ flüsterte der Blonde und wollte seinem Schatz
die Arme um den Hals legen, als seine Arme gepackt wurden und Seto ‚nicht
hier’ in sein Ohr flüsterte, während er auf die Kamera deutete, die an der
Wand angebracht war.
„Hat man denn hier nirgends seine Ruhe und ein bisschen Privatsphäre?“
murrte das Hündchen genervt und verzog das Gesicht.
„Ich glaube auf dem Dach sind wir ungestört.“ Sagte Seto und sah aus dem
Fenster.
Der Brünette wollte sich schon auf den Weg dorthin machen, als Joey ihn am Arm
packte und ihn umdrehte.
„Nicht so schnell mein Freund, wir wollten in die andere Richtung zum
Schularzt, erinnerst du dich?“
„Es tut aber nicht weh.“ Versuchte sich der andere herauszureden, doch das
schien nicht sehr überzeugend auf Joey zu sein, der nach Setos Hand griff.
Schnell versuchte dieser seine verletzte Hand aus der Reichweite des Blonden zu
bringen, doch Joey hatte sie schon gepackt und drehte sie leicht. Er wollte
schließlich nicht noch mehr kaputtmachen.
„Das tut also gar nicht weh?“
Er beugte die hand weiter nach hinten.
„Hündchen, könntest du das bitte las-.“
Ein Knacksen war zu hören und Seto atmete hörbar aus, während Joeys Blick auf
seinem Gesicht ruhte, das jegliche Farbe verloren hatte.
„Hat’s wehgetan?“ fragte Joey vorsichtig und erntete nur ein Nicken.
Seto hatte die Zähne zusammengebissen und presste seine Hand an den Körper.
Der Schmerz war von seiner Hand aus durch seinen ganzen Körper gezogen und so
langsam war sogar Seto davon überzeugt, dass es besser war einmal bei dem Arzt
vorbeizuschauen.
„Tut mir leid.“ Hauchte Joey und sah Seto entschuldigen an.
„Tut es sehr weh?“ fragte er und strich sanft über das Gelenk, welches
langsam anschwoll und schmerzhaft aussah.
„Schon okay.“ Meinte Seto nur und sie schritten weiter durch die Gänge.
Kaum waren sie an der Krankenstation angekommen , musste sich der Brünette auf
eine dieser Plastikliegen setzten und seinen Arm zur Untersuchung ausstrecken.
Die langen Finger der anderen Hand hatten sich um den Rand der Liege gelegt und
waren zu einer Faust geschlossen, Seto schien diese Behandlung also nicht sehr
gerne über sich ergehen.
Unauffällig legte Joey seine Hand auf die seines Freundes und strich vorsichtig
mit dem Daumen über den Handrücken, während er es sich auch auf der Liege
bequem machte.
Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf das Gesicht des Jüngeren, als er
bemerkte, wie sich Setos Griff lockerte und er sich entspannte.
„Da haben sie sich das Handgelenk aber ordentlich angeknackst. Eine leichte
Verstauchung und eine Sehnenüberdehnung, also das hatte ich bis jetzt erst
selten.“ Meinte der Arzt nachdenklich und griff nach einem Verband, während
er zu Seto sagte: „ Machen sie bitte die Uhr ab. Die Hand muss bandagiert
werden.“
Seto nickte nur und löste den Zeitanzeiger vorsichtig von seinem Handgelenk.
Der Arzt legte den kühlenden Verband an und sprach gleichzeitig weiter: „Der
Verband muss mindestens drei Tage dranbleiben und sie sollten es vermeiden die
Hand zu bewegen oder stark zu belasten.“
Nachdem sie sich bedankt und verabschiedet hatten, schnappte sich Joey seine
Krücken und sie machten sich auf den Weg nach draußen. Schnell verschwanden
sie auf das Schuldach, denn auf die zweite Stunde Japanisch konnten sie beide
getrost verzichten. Oben angekommen setzten sie sich beide auf den Boden und
Seto lehnte sich an die Wand an, während Joey lieber seine Schulter als Kissen
benutzte. Vorsichtig hob das Hündchen die bandagierte Hand an und legte sie in
seinen Schoß. Sanft strich er darüber und sah gedankenverloren auf den
Verband.
Er genoss es hier oben zu sitzen und seinen Drachen für sich zu haben, doch er
hatte das Gefühl, dass etwas zwischen ihnen stand. Die Art des Schweigens, das
sich über sie gelegt hatte, gefiel ihm nicht.
„Was ist los?“ fragte er leise und ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihm
aus.
„Nichts. Wie kommst du darauf.“ Kam es knapp und allein die Art, wie Seto
antwortete lies darauf schließen, dass es etwas gab, was den Brünetten gerade
beschäftigte. Setos Blick war nach vorne gerichtet, sein Blick verlor sich im
Nichts und sein Körper war verspannt an dem Mauerwerk angelehnt.
„Woran denkst du?“ versuchte Joey es noch einmal.
„An die Pause vorhin...“ flüsterte er leise und hatte sich immer noch von
Joey abgewandt.
#Da ist also das Problem.# ging dem Hündchen ein Licht auf.
Joey wollte gerade etwas zu seiner Verteidigung sagen, als sich Seto abrupt zu
ihm drehte und ihn mit seinen blauen Augen festnagelte.
„Warum hast du das gesagt?! Warum hast du gesagt, dass du mich hasst?!“
platzte es ungehalten auf Seto heraus und Joey sah in seinen Augen, dass ihn das
trotz alledem verletzt hatte.
„Hey... Schatz... das hab ich doch anders gemeint...“ hauchte Joey
versöhnlich in Setos Ohr.
„Ich habe gesagt, dass ich dich genauso sehr hasse wie du mich... und du
liebst mich, also liebe ich dich auch...“ setzte er nach.
Nachdenklich sah der Brünette ihn an und entspannte sich dann etwas.
„Ich finde es scheußlich, dass wir uns verstellen müssen.“ Seufzte er nach
einiger Zeit und schloss erschöpft die Augen, während er das Gesicht verzog.
Joey nickte und begann wieder über Setos Handrücken zu fahren und die langen
Finger zu streicheln.
„Tut’s noch sehr weh?“ fragte er besorgt und drehte den Kopf zu seinem
Drachen.
Seto beugte sich zu ihm und küsste ihn sanft. Dann setzte er sich wieder auf
und grinste ihn schief an.
„Jetzt nicht mehr.“
Das Hündchen seufzte bei diesem schönen Lächeln auf und Joey, als auch Seto
schlossen die Augen um die Sonne zu genießen.
Nach einiger Zeit wurde Joey hibbelig und drehte sich zu Seto. Dann streckte er
sich um zu Setos Ohr zu kommen und flüsterte leise: „Drache?“
„Mhm?“
„Meinst du nicht, dass es auffällig ist, wenn wir so lange wegbleiben?“
Nein, wieso? Wir sind beide verletzt und du brauchst mit den Krücken sowieso
viel länger, außerdem hatte der Arzt heute so viel zu tun, dass wir so lange
warten mussten, ganz einfach.“ Reimte sich Seto zusammen und machte keine
Anstallten wieder in den Unterricht zu gehen.
Der Brünette schloss die Augen wieder und Joey hob den Kopf von seiner Schulter
um sich jetzt richtig bei seinem Drachen einzukuscheln. Schüchtern kam er zu
dem Brünetten, lehnte sich an ihn und platzierte eine Hand vorsichtig auf
dessen Brust.
„Ist das okay oder soll ich mich weiter weg legen?“ fragte er leise, da er
Seto auf keinen Fall das Gefühl geben wollte, dass er ihn drängen wollte.
Seto hatte sich zwar angespannt, legte aber trotzdem einen Arm um sein Hündchen
und flüsterte ihm leise ins Ohr: „Das is schon in Ordnung, ich gewöhne mich
langsam daran.“
Kurz küssten sie sich und Joey streckte seine Beine müde von sich.
„Hündchen?“
Joey grummelte kurz, damit Seto wusste, dass er ihm zuhörte, denn zum reden war
er zu faul.
„Kann ich dich morgen Abend besuchen?“ fragte er. „Ich will nicht nach
Hause und Mokuba hat mir verboten so lange zu arbeiten.“
Jetzt war der Blonde neugierig und er hob den Kopf interessiert ein Stück.
„Wieso das denn?“ wollte er interessiert wissen.
„Mokuba wird morgen elf und er hat seine ganze Klasse eingeladen...“
erklärte Seto. „und bei aller Liebe, aber ein Haufen Kinder sind zu viel für
mich.“
„Willst du nicht aufpassen?“ murmelte Joey und kuschelte sich tiefer bei
seinem Drachen ein.
„Die machen das schon und ich kann sowieso nicht verhindern, dass sie das
halbe Haus verwüsten.“
„Was bei euch ja eine ganze Zeit beansprucht.“ Lächelte der Blonde.
„Ja und außerdem bin ich sein Bruder und nicht sein Sittenwächter.“ Meinte
Seto. „Wenn er gerne mal alles zu Klump verarbeiten will, dann soll er das
machen, meine Zimmer schließe ich ja ab, dass wäre dann doch zu viel des
Guten. Außerdem achte ich ja sonst darauf.“
Wieder herrschte Stille und Joey streckte seine Hand träge nach einem
Schmetterling aus, der vorbeiflog.
„Also, kann ich bei dir vorbeischauen, oder ....willst du ...das nicht
.....oder...“ geriet Seto ins straucheln, als Seto nichts mehr sagte.
„Seto...“ versuchte Joey ihn wieder etwas zu beruhigen. „Du kannst immer
bei mir vorbeischauen... mein Vater ist eh nicht da, er ist mal wieder auf
Geschäftsreise.“
Leise Musik schwebte durch die Luft, was darauf schließen ließ, dass
irgendeine Klasse gerade Musikunterricht hatte. Nach einiger Zeit setzte sich
Joey auf und fuhr sich durch die verstrubbelten Haare.
„Langsam wird’s unbequem.“ Stellte er fest. „Ich leg mich anders
hin.“
Das Hündchen krabbelte auf Setos Beine zu, der das aber nur mit einem
irritiertem Blick quittierte.
„Was... was macht du da?“
Unsicherheit war in seiner Stimme zu hören und er zog die Beine ein Stück an.
„Ey! Ausstrecken!“ war das Einzige, was Seto zu hören bekam und leicht
irritiert gehorchte er dem Befehl und ließ seine Beine wieder gerade auf dem
Betonboden nieder. Sofort konnte er beobachten, wie der Blonde seinen Kopf auf
seinen Oberschenkeln niederließ. Wie auf Knopfdruck wurde Seto rot und ein
leicht beschämter Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. Das wurde aber sofort
von Joey registriert, weil er seinen Drachen die ganze Zeit gemustert hatte und
er rutschte ohne ein Wort zu sagen näher zu Setos Knien, um ihn nicht
einzuengen und um ihm zu zeigen, dass er sich bei ihm sicher fühlen durfte.
#Glaub ja nicht, dass ich das nicht bemerken würde. Ich weiß, wie weit ich bei
dir gehen kann Seto, keine Angst...#
Entspannt schlossen sich die braunen Augen und seine Hand fuhr über den rauen
Betonboden, bis seine Fingerkuppen auf Setos Hand stießen und vorsichtig über
die kalten Finger fuhren. Dann legte er seine gesamte Hand auf Setos und strich
weiter beruhigend darüber. Der größere Körper entspannte sich und Seto
drehte seine Hand vertrauensvoll um, damit Joey seine Finger in die Innenfläche
seiner Hand schmiegen konnte.
Seto konnte gar nicht in Worte fassen, wie sehr er diese einfachen Berührungen
genoss. Selbst eine Hand, die auf seine Schultern klopfte, was ja eigentlich
eine völlig normale Geste darstellte, war neu für ihn und bescherte ihm ein
mulmiges Gefühl. Doch bei Joey wurde es immer besser. Auf eine ungewohnte Art
und Weise schaffte er es, dass Seto seine Hemmungen ab und zu nicht beachtete
und einen kleinen Schritt nach vorn wagte um seine Maske irgendwann endgültig
loszulassen. Dennoch, bis dahin war es noch ein weiter Weg, obwohl Seto sein
Hündchen schon wie die Luft zum atmen brauchte. Doch das wusste Seto wohl eher
als Joey... wieder musste sich der Brünette zur Ordnung rufen.
#Ich darf ihm nichts sagen! Es ist doch viel besser, so wie es jetzt ist. Er
würde mich von sich stoßen und das wäre mein Todesurteil.#
„Mhm..“ gab der Blonde genießend von sich und legte seine Beine über die
Krücken. „Irgendwie würde ich jetzt gerne schlafen...“
„Dann mach es doch einfach.“ Gab Seto ebenso entspannt zurück. „Ich weck
dich in ein paar Minuten wieder.“
Joey grummelte nur kurz zustimmend und auch Seto schloss die Augen. So langsam
gefiel ihm die Langeweile doch.
Als Joey wieder erwachte war ohrenbetäubender Lärm zu hören und es klang fast
so, als wäre die gesamte Schule in Aufruhr. Träge hob er den Kopf und blickte
entrückt zu Seto, der jetzt auch langsam die Augen öffnete.
„Wie... wie viel Uhr ist es?“ fragte der Blonde schlaftrunken und rieb sich
die Augen.
Seto kramte noch etwas steif in seiner Tasche und zog seine Uhr hervor, während
der Lärm langsam abebbte.
„Es war vor einer Minute Schulschluss.“ Sagte er trocken und Joey sah ihn
fassungslos an.
~+~
Tea, Yugi und Tristan gingen gerade aus der Sporthalle, als sie einen lauten
Schrei hörten. Yugi seufzte leise und sah in Richtung Schuldach, da der Laut
von dort gekommen war.
„Das hat sich stark nach Joey angehört.“ Stellte er fest. „Er hat
bestimmt die Zeit vergessen, nachdem er Kaiba wieder losgewesen ist.“
Tea und die Anderen blieben nicht weit vom Haupeingang entfernt stehen.
„Lasst uns auf unseren Chaoten warten, er muss ja hier vorbeikommen, wenn er
aus der Schule will.“ Meinte Tristan nur und stellte seine Tasche seufzend auf
den Boden.
~+~
„Oh mein Gott! Die Lehrer werden uns töten! Wir haben Japanisch und Sport
verpasst!“
Hastig sprang der Blonde auf und schnappte sich seine Krücken. Seto ließ es um
einiges ruhiger angehen und erhob sich langsam.
„Na und?“ fragte Seto und strich sich die Haare nach hinten. „Für
Japanisch haben wir eine gute Entschuldigung und bei Sport hätten wir sowieso
nicht mitmachen können. Du, weil du auf Krücken unterwegs bist und ich dank
Taylor.“
Der Drache richtete sich jetzt endgültig auf, streckte sich ausgiebig und
strich sich den Schmutz von seinem langen, schützenden Mantel.
„Kommst du?“ fragte er dann lieb, während Joey nur nickte und sie sich
gemeinsam auf den Weg nach unten machten. Eingesperrt wollten sie dann doch
nicht werden.
Der Brünette legte seinen Arm um Joey um ihm mehr Sicherheit beim Laufen zu
geben und sie traten durch die große Eingangspforte ihrer Schule.
Als die drei Wartenden ihren Freund erblickten, wollten sie schon zu einer
netten Begrüßung ansetzen, stocken aber abrupt. Da stimmte doch was nicht.
Warum war Kaiba noch bei ihrem Kumpel?
Warum lag Kaibas Arm um Joey ohne, dass dieser lautstark Protest anmeldete und
WARUM wurde der Eisklotz von Joey geküsst?
Der Blonde ließ von Seto ab und ein Schreck jagte durch seinen Körper, denn er
hatte seine Clique erst jetzt bemerkt. Er wurde rot und wartete ängstlich auf
die Reaktion seiner Freunde. Natürlich waren ihm seine Freunde wichtig,
genauso, wie er sehr viel auf ihr Urteil und ihre Meinung hielt, aber eine Sache
war für ihn jetzt schon klar. Egal, was sie sagen würden, es würde nichts an
seiner Beziehung zu Seto ändern. Nichts würde ihn von der Seite seines
Drachens bringen, außer dieser wünschte es.
Doch die Reaktion seiner Freunde hätte nicht unterschiedlicher ausfallen
können. Yugi war zwar verwirrt, doch er lächelte schon wieder und schien das
ganze mit seiner positiven Art eher als etwas Gutes zu sehen. Tea konnte sich
ein breites Grinsen kaum verkneifen, da sie so etwas schon seit einiger Zeit
vermutet hatte, aber doch nie damit gerechnet hätte, dass sie wirklich Recht
behalten würde. Und jetzt hatte sie einen Gesichtsausdruck, der einem förmlich
ins Gesicht lachte «Siehst du, ich habs von Anfang an gewusst.»
Nur Tristan setzte eine abweisende, nichtssagende Miene auf und verkreuzte die
Arme abweisend.
„Und wann hattest du vor uns das zu sagen?“ fragte er seinen Kumpel
schroff.
„Aber Tristan...“ versuchte Tea ihn zu beschwichtigen. „ Das war doch
heute offensichtlich oder glaubst du im Ernst, dass Kaiba seinen Arm freiwillig
in deinen Schlag hält, nur um ‚seinen Feind’ zu schützen? Und Joey hätte
dich früher sicherlich eher unterstützt, als dazwischenzugehen.“ Auch Yugi
nickte zustimmend, nur Tristan sah störrisch zur Seite.
„Also ich finde, dass er uns eine Erklärung schuldig ist. Und zwar nur unter
uns, ohne den da!“ zischte er und zeigte fast schon angewidert auf Seto, ohne
ihm in die Augen zu sehen.
„Das liegt nicht in deinem Ermessen! Ich gehe nur, wenn Joey das möchte.“
Gab der Brünette, der bis jetzt noch nichts gesagt hatte, kühl und emotionslos
zurück. Von der lieben Art, mit der er Joey begegnete, war nichts mehr zu
spüren und Joey wusste, dass sein Drache wieder seine Maske aufgesetzt hatte.
Entschuldigend sah der Blonde zu seinen Freunden und seufzte leise.
„Ihr habt ja Recht. Ihr seid meine Clique und meine Freunde und ich muss euch
das wirklich erklären, das ist schließlich euer gutes Recht und da sage ich ja
auch nichts gegen...“meinte er versöhnlich. „Wartet ihr einen Moment?“
bat er noch und drehte sich zu Seto. Versöhnlich legte er seine Hand auf dessen
Brust und griff mit der anderen nach den langen, kalten Fingern.
„Es ist wirklich besser, wenn ich das mir ihnen alleine kläre, ich glaube sie
hören mir sonst gar nicht zu...“ sagte er leise und sah seinem Liebling tief
in die Augen. „Ich kann und will dich zu nichts zwingen, Schatz, aber ich
würde dich wirklich darum bitten, dass du mich das alleine regeln lässt...“
flüsterte er und wollte eigentlich noch mehr sagen, doch da lag auch schon ein
Finger quer über seinen Lippen und stoppte seinen Redefluss liebevoll, während
sich ein kleines Lächeln auf die harten Züge des Brünetten legte.
„Schon okay, ich versteh das schon und wenn du das wünscht, dann komme ich
deiner Bitte sehr gerne nach... Soll ich vor der Schule auf dich warten?“
fragte er sanft, schließlich wollte er ihn nicht ganz alleine lassen, doch Joey
schüttelte nur entschlossen den Kopf.
„Das musst du nicht, es wird wahrscheinlich etwas länger dauern und du hast
sowieso immer so viel zu tun, dass du die paar Minuten sicher dringend
brauchst.“ Entgegnete der Blonde und lächelte seinen Drachen an, der jetzt
leicht ertappt den Blick senkte.
„Aber wenn du willst, dann ist das kein Problem, ich kann meine Arbeit ja auch
später erledigen.“ Sagte er schnell, nicht das Joey dachte, dass ihm seine
Arbeit wichtiger war als er, doch der hatte das schon verstanden und schenkte
seinem Gegenüber nur ein noch breiteres Lächeln.
„Das ist schon okay für mich Seto, glaub mir, ich weiß schon, dass du deine
Arbeit für mich genauso warten lassen würdest, wie du es für Mokuba tust.“
Der Drache nickte und beugte sich noch näher zu seinem Hündchen.
„Erzähl ihnen so viel wie du für richtig hältst.“ Flüsterte er leise in
dessen Ohr. „Sie müssen ja nicht alles wissen.“
Joey nickte verständnisvoll und drückte dem anderen einen sanften Kuss auf.
„Ich liebe dich.“ Hauchte Seto, drehte sich nach der ebenso liebevollen
Erwiderung um und ging zum Schultor ohne sich noch einmal nach Joeys Freunden
umzudrehen.
Der Blonde drehte sich mit einem ziemlichen Kloß im Hals um und sah zu seinen
Freunden.
„Also... wollen wir uns da hinten hinsetzen?“ fragte Joey vorsichtig und
stützte sich auf seine Krücken. Seine Freunde setzten sich auf die Bank,
während es sich der Blonde auf der Tischtennisplatte gemütlich machte, damit
er seinen Freunden gegenüber saß.
„Was... was wollt ihr wissen?“ fing Joey leicht verunsichert an, denn er war
vielleicht manchmal ziemlich tollpatschig, aber er wusste genau, dass er hier
entweder seine Freunde für sich gewann oder sie im schlimmsten Fall für immer
verlor.
Tea war die Erste, die ihre Neugierde nicht mehr zügeln konnte und so das Eis
brach.
„Was... was empfindest du für ihn? Bist du dir wirklich sicher, dass du ihn
liebst, oder was denkst du dir dabei?“ fragte sie gespannt, schließlich war
der Brünette gerade nicht da und es konnte ja auch sein, dass Joey ihn nur
ausnutzen wollte.
Der Angesprochene sah kurz auf den Boden und sah in die Runde, als er eine
Antwort gefunden hatte.
„Ihr wisst ja, dass ich auf Jungs stehe, also muss ich euch das ja nicht
erklären.“ Fing er an. „Und was Seto angeht... ich liebe ihn wirklich von
ganzem Herzen.“
Tristan schnaubte verächtlich und wollte schon Einspruch herheben, doch Joey
hob abwehrend die Hände.
„Bitte lass mich aussprechen. Ich weiß, dass ich schon des öfteren gesagt
habe, dass ich jemanden liebe, aber diesmal ist es anders. Für andere hab ich
vielleicht mal geschwärmt oder hab sie toll gefunden und das gleich mit Liebe
verwechselt. Aber mit Seto... geht das viel tiefer... Ich hab mich noch nie so
gefühlt. Das ist wie wenn etwas durch mein Leben gerauscht wäre und alles auf
den Kopf gestellt hätte. Alles was mir wichtig war, steht jetzt in einem ganz
anderem Licht und es hat irgendwie meine Seele und mein Herz verändert. Wie
wenn meine Sicht der Dinge jetzt ganz anders ist, weil ich ihn besser kenne.“
Tea seufzte und auch Yugi sah ihn mit einem verklärten Blick an, aber von
Tristan kam nur ein empörtes Schnauben.
„Du wirst aufs Maul fliegen Mann!“ machte er seinem Ärger Luft. „Echt, du
bist so verknallt in den Typen, dass du selbst deine Freunde vergisst? Oder
warum hast du uns nichts gesagt?“
Wütend blickte er den Blonden an und verschränkte die Arme abweisend.
Beschämt zupfte Joey an seinem Ärmel und sah geknickt zur Seite. Es war
wirklich nicht besonders nett von ihm gewesen, seine Freunde nicht ins Vertrauen
zu ziehen, aber sie mussten ihn auch verstehen. Sie kannten die Beweggründe
nicht und wussten nicht warum er es getan hatte, schließlich würde er seine
Freunde nie ohne Grund außen vor lassen.
„Ich weiß, ich hätte es euch sagen müssen, aber... bitte glaubt mir, ich
konnte es nicht.“ Sagte er leise.
„Und wieso nicht?“ wurde das Hündchen von Tristan angefahren. „Hat Kaiba
etwa gesagt, dass er es geheimhalten will?!“ zischte er verächtlich und auch
die beiden anderen sahen ihn eher skeptisch an.
„Ja, das ist ihm lieber.“ Seufzte Joey leise und sah zu Boden.
Tristan sprang wutentbrannt auf und erhob die Stimme um einiges.
„Joey! Kapierst du denn gar nichts?! Er benutzt dich doch nur! Wenn er dich
wirklich lieben würde, was ich mir sowieso nicht vorstellen kann, dann würde
er es doch nie geheimhalten! Du bist so verblendet, dass du gar nicht bemerkst,
dass er nur mit dir spielt und sich jetzt sicher ins Fäustchen lacht!“ schrie
Tristan und konnte einfach nicht verstehen, warum Joey das nicht endlich einsah.
„Er war, ist und bleibt immer ein Arschloch! Sieh es ein oder hat er dir so
eine Gehirnwäsche verpasst?!“
Wütend blitzten ihn Joeys braune Augen an und er baute sich vor Tristan auf.
„Du solltest nicht immer über Dinge reden, von denen du nicht den Hauch einer
Ahnung hast!“ zischte er und versuchte sich zu beruhigen, da er sich sonst nie
vernünftig mit seinen Freunden unterhalten können würde. Doch auch die
vernünftige Tea und der gutgläubige Yugi sahen nicht sehr überzeugt aus.
„Weißt du, es klingt wirklich nicht so besonders toll, wenn er ohne einen
Grund die Sache einfach geheimhalten will Joey.“ Versuchte Tea auf Joey
einzureden. „Vielleicht bist du nicht objektiv genug... wir wollen ja nur dein
Bestes und wir wollen nicht, dass Kaiba dich verletzt...“ sagte Tea
vorsichtig, doch Tristan nickte sofort und sah Joey tief in die Augen.
„Sag ich doch! Kaiba hat soviel Tiefgang wie eine Pfütze! Eine eingefrorene
Pfütze!“ wetterte er weiter, doch der Blonde beachtete ihn gar nicht und sah
auf den Boden, bis er sich ein Herz fasste und tief durchatmete.
„Er will Mokuba nicht verlieren, dass ist der Grund!“ sagte er aus heiterem
Himmel und brachte damit seine Freunde dazu sofort zu verstummen. Drei verwirrte
Augenpaare richteten sich auf ihn und seine Worte schienen ihre Wirkung nicht zu
verfehlen.
„Was.. Wie... aber was meinst du damit, was hat das mit Mokuba zu tun? Warum
sollte er ihn denn deswegen verlieren?“
Tristan schnaubte und meinte nur: „Vielleicht hat der Kleine ja nicht wie sein
Bruder jegliche Menschlichkeit verloren und will nicht, dass Joey so von seinem
Bruder ausgenutzt wird. Is doch klar, dass Kaiba ihn verlieren würde, wenn er
das rauskriegt, schließlich ist der Kleine nicht dumm!“
„Jetzt halt doch mal den Rand!“ wurde er von Joey angeschnauzt. „Mokuba
weiß natürlich, dass wir zusammen sind und sicher fällt es ihm nicht leicht,
dass zu akzeptieren, aber es geht um etwas anderes! Mokuba weiß nichts davon
und ihr dürft es ihm auch nicht erzählen, sonst würde er sich nur zu viele
Sorgen machen und dass ist es schließlich wovor Seto ihn schützen will! Seto
ist ja noch keine 18 und schon so eine Kleinigkeit reicht und ihm wird das
Sorgerecht für Mokuba weggenommen. Das hieße, dass Mokuba in ein Waisenhaus
käme und sicher bald adoptiert würde. Die beiden zu trennen würde sowohl
Mokubas Untergang als auch Setos Untergang bedeuten, die beiden brauchen
einander zu sehr. Also muss ich euch bitten, dass ihr nicht überall
rumerzählt, dass ich mit Kaiba zusammen bin, versprochen?!“
Nach dieser Ansprache herrschte betretenes Schweigen und Joey sah seine Freunde
eindringlich an.
„Versprochen?“ fragte er noch einmal, diesmal aber mit mehr Nachdruck.
„Ja, ja natürlich.“ Sagte Yugi, der als Erster seine Stimme wiedergefunden
hatte, aber auch Tea und sogar Tristan nickten.
Yugi sprach weiter und beteiligte sich jetzt auch an der Diskussion, die sie
gerade führten.
„Joey.. ich mein,... wow... ich freu mich echt für dich, dass du jemanden so
liebst, aber bist du dir sicher, dass Kaiba auch so empfindet.“ Sagte er so
diplomatisch wie möglich. „Nicht, dass ich Kaiba was unterstellen will, aber
er zeigt seine Gefühle nun mal nur bei seinem Bruder und das macht es sehr
schwer ihn einzuschätzen. Verstehst du, was ich damit sagen will?“
Ein kleines Lächeln stahl sich auf Joeys Lippen und er sah Yugi an. Sein Freund
hatte wirklich eine gute Menschenkenntnis, wenn er nur dachte, dass Seto seine
Gefühle nicht zeigte und nicht gleich davon ausging, dass er gar keine hatte.
„Ich weiß, was du meinst...“ sagte er und Yugi entspannte sich sichtlich,
schließlich war das Letzte was er wollte, dass Joey ihn missverstand. „Er tut
sich wirklich sehr schwer, was Gefühle angeht, aber wenn man versucht ihn zu
verstehen und ihn ganz normal behandelt, dann ist er ganz anders wenn man mit
ihm alleine ist. Das hat mich am Anfang auch sehr überrascht und deswegen
wollte ich immer mehr von ihm wissen und habe erst gar nicht bemerkt, dass ich
mich in ihn verliebt habe...“ sagte er und lächelte seine Freunde
versöhnlich an.
Tea und Yugi waren mit dieser Erklärung vollauf zufrieden, einzig Tristan
wollte den Teufel noch an die Wand malen. Abweisend stand er da und tippte
wütend mit der Fußspitze auf den Boden.
„Joey.. wir reden hier von Kaiba, vergiss das nicht! Weißt du eigentlich auf
was und vor allem auf WEN du dich da einlässt?“ fragte er den Blonden
nachdrücklich.
„Ja. Ich weiß auch, dass Seto nicht irgendwer ist und sicher ist vieles in
seinem Leben sehr gewöhnungsbedürftig, aber hey, ihr kennt mich, ich schaff
das schon.“ Lächelte Joey und schien wirklich voller Tatendrang.
Tristan schüttelte nur den Kopf und schien sich ernsthafte Sorgen um Joeys
Zurechnungsfähigkeit zu machen.
„Warum er? Warum ausgerechnet Kaiba?!“ fragte er verzweifelt und fasste sich
an den Kopf. „Es gibt doch so viele tolle, nette und hübsche Männer und
Frauen! Warum willst du denn bloß Kaiba?! Ich meine...“ Er suchte nach den
passenden Worten und fuchtelte wild mit den Armen durch die Gegend. „Ich kann
einfach nicht verstehen, was ihn in deinen Augen so begehrenswert macht! Was
hebt ihn vom Rest der Menschheit ab, außer, dass er so viel Kohle hat, dass es
für 100 Leben reichen würde und seine Ignoranz gegenüber dem Rest der
Menschheit?!“ Tristan ließ sich wieder auf die Bank fallen und sah Joey
fragend und verwirrt an, denn er konnte seinen Freund auf einmal nicht mehr
verstehen.
„Ich glaube nicht, dass du das nachvollziehen kannst Tristan, aber ich
versuche es dir zu erklären.“ Meinte der Blonde verständnisvoll, denn er
wäre an Tristans Stelle sicher auch sehr geschockt. „Wenn ich bei ihm bin,
dann fühle ich mich so eigenartig. Er strahlt nach außen so eine Sicherheit
aus und wenn man bei ihm ist, dann fühlt man sich entweder eingeschüchtert
oder man fühlt sich, wie in meinem Fall, geborgen und sicher. Sein Wesen und
seine vielschichtige Persönlichkeit faszinieren mich und bei euch bin ich
aufgedreht und das ist auch gut so, keine Frage, aber sobald er da ist, werde
ich ruhiger und kann viel selbstsicherer durchs Leben gehen, ich weiß auch
nicht, dass ist so schwer zu beschreiben. Und.. ich will alles über ihn
wissen... ich kenne viele Menschen, aber niemand ist so wie er... ich will immer
bei ihm sein und sehne mich nach ihm, sobald er nicht mehr da ist. Ich will,
dass er glücklich ist und dass es ihm gut geht... ich liebe ihn und ich würde
alles für ihn tun, weil ich weiß, dass er genau dasselbe auch für mich tun
würde. Ich kann es zwar nicht beweisen, aber ich fühle es. Worte reichen
dafür einfach nicht um zu beschreiben, welches Gefühl mich ausfüllt, wenn ich
nur an Seto denke.“
„Ich versteh es nicht...“
Tristan schüttelte den Kopf und rieb sich über die Augen.
„Tut mir leid Joey, aber ich kann es einfach nicht verstehen...“
Völlig ratlos sah er zu dem Blonden.
„Wie ist es nur dazu gekommen? Wie konntest du dich bloß in deinen
schlimmsten Feind verlieben?“
Fassungslosigkeit sprach aus seiner Stimme.
„Ich werd es euch alles erzählen, aber können wir uns bitte schon mal auf
den Weg machen? Ich will heute auch noch irgendwann nach Hause.“ Meinte Joey
und so standen sie auf und gingen Richtung Ausgang.
Joey fing an zu erzählen und redete von dem mysteriösen Kerl mit den
eiskalten, blauen Augen, den sie vor so langer Zeit in der Mittelschule das
erste Mal gesehen hatten. Er ging über die Jahre voller Streitereien zu den
Tagen an denen sie sich durch die verschiedensten Situationen nähergekommen
waren. Vieles über Seto und dessen Leben verschwieg er, da er sich sicher war,
dass es seinem Drachen niemals Recht wäre, wenn er das alles ausplaudern
würde. Denn diese Seite zeigte er nur seinem Bruder und seinem Hündchen....
~+~
Die erste Vögel zwitscherten und läuteten einen wunderschönen, sonnigen
Dienstagmorgen ein. Auch im Hause Kaiba erwachte das Leben und zwar in Form
eines kleinen Jungen. Doch er wachte nicht normal auf, wie an jedem anderen Tag,
nein, heute wurde er von seinem Bruder wachgekitzelt, denn heute hatte Mokuba
Kaiba Geburtstag.
„Aufstehen! Oder willst du den ganzen Tag verschlafen, du kleines
Murmeltier?“
Müde rieb sich der Kleine die Augen und Seto setzte sich neben ihn auf das
Bett.
„Setooo.... lass mich schlafen, nur noch fünf Minuten...“ nuschelte er und
versuchte sich noch einmal in das Kissen zu kuscheln.
„Na hör mal Moki. Du willst doch nicht deinen ganzen Geburtstag verschlafen,
schließlich wird man nur einmal im Leben elf Jahre alt.“ Sagte er und strich
seinem kleinen Schatz über die Haare. Doch kaum hatte Mokuba realisiert, um was
es eigentlich ging, war er auch schon auf gesprungen und saß gerade in seinem
Bett.
„Stimmt! Heute ist mein Geburtstag!“
Sanft wurde er von seinem Bruder zu sich gezogen und fand sich in einer
liebevollen Umarmung wieder, die er viel zu selten für ein Kind genießen
durfte.
„Alles, alles Liebe und Gute zu deinem Geburtstag Ototo-chan.“ Flüsterte
Seto und wurde auch von Moki geknuddelt.
„Danke Nii-san.“
“So. Und jetzt machst du dich mal fertig und ich kümmere mich um das
Frühstück, was hältst du davon?” fragte der Brünette und entließ Moki aus
seiner Umarmung.
Kaum hatte sich der Kleine fertiggemacht – was heute unerwartet schnell ging
–rannte er auch schon in die Küche, da er Seto dort vermutete. Und
natürlich hatte er Recht, denn der Drache saß schon auf einem der Stühle und
rührte lustlos in einem Kirschjoghurt herum. Statt eines Kaffees stand heute
etwas vor ihm, was sehr starke Ähnlichkeit mit einem Kakao hatte. Normalerweise
wäre Mokuba das alles sofort aufgefallen und er hätte sich einen Kommentar
sicher nicht verkneifen können, aber heute fesselte etwas anderes seine gesamte
Aufmerksamkeit. Ein gelber, fast orangefarbener Briefumschlag, der extra auf
seinem Teller lag, damit er ihn auch ja nicht übersah. Langsam und seine Augen
nicht abwendend setzte er sich und nahm den Umschlag vorsichtig in seine Hände.
Fast andächtig strich er über die Schrift, die nur von seinem Bruder stammen
konnte und musterte jeden Buchstaben genau. Vorfreude war eben doch die
schönste Freude und er zögerte diesen Moment so lange wie möglich hinaus.
„Für Moki.“ War dort in dieser schönen, spitzen Schrift seines Bruders zu
lesen, also handelte es sich hier wirklich um sein Geburtstagsgeschenk!
Ein warmes Gefühl der Zuneigung durchflutete ihn, als er von Setos tiefer
Stimme aus seinen Träumen gerissen wurde.
„Was ist? Willst du denn gar nicht wissen, was drin ist?“ fragte Seto
vorsichtig und sah leicht verunsichert aus, doch Mokuba lächelte nur warm und
er zog die Lasche aus dem Briefumschlag. Im Inneren des Umschlag befanden sich
anscheinend nur zwei Stück Papier und Mokuba zog sie verwirrt heraus. Bei
näherer Betrachtung entpuppten sie sich allerdings als Flugtickets deren Ziel
noch nicht angegeben war.
„Was.. was ist das?“ fragte Mokuba und sah Seto an.
„Wonach sieht es denn aus?“ fragte Seto leicht schmunzelnd und stellte
seinen Becher zur Seite.
„Nach Flugtickets?“ fragte Mokuba scheu, nicht dass er sich doch getäuscht
hatte.
„Ja, genau.“ Bestätigte der Brünette die Vermutung des schwarzhaarigen
Wirbelwindes und hatte ihn nach einer Millisekunde auf seinem Schoß sitzen,
während ihn der Kleine fast erdrückte.
„Danke Seto.“ Sagte Mokuba und gab seinem Bruder einen Kuss auf die Wange.
„Weißt du...“ fing Seto an und wuschelte Mokuba durchs Haar. „In letzter
Zeit ist mir aufgefallen, dass ich dich sehr vernachlässigt habe... das tut mir
wirklich leid und ich wollte dich so um Entschuldigung bitten. In den
Sommerferien nehme ich mir zwei Wochen wirklich frei und wir können irgendwo
hinfliegen und Urlaub machen. Nimm mir den Laptop und das Handy und den
Terminplaner weg, ich hab mir vorgenommen gar nicht zu arbeiten und nur Zeit mit
dir zu verbringen, was hältst du davon? Dann können wir das nachholen, was in
der letzten Zeit zu kurz gekommen ist, was ich nicht geschafft habe.“
Mokuba drehte sich um, griff nach den Tickets, die eigentlich nur symbolischen
Zweck hatten, da Seto seine Privatmaschine hatte und kein Ticket brauchte um
rund um die Welt zu fliegen, und lehnte sich wieder bei seinem Bruder an.
„Es sind ja nur zwei Tickets.“ Stellte er fest und erntete einen
verblüfften Blick von Seto.
„Ja und?“ Fragte der Brünette etwas verwirrt.
#Worauf will er denn jetzt hinaus?# fragte er sich im Stillen und musterte
Moki.
„Willst du Joey gar nicht mitnehmen?“ fragte Mokuba und sah seinen Bruder
gespielt unschuldig an. Leise seufzte Seto auf und sah Mokuba tief in die
blaugrauen Augen. Sein kleiner Bruder sah ihn mürrisch und bockig an und senkte
irgendwann den Blick zu Boden. Es gab niemanden, der Setos Augen lange
standhalten konnte, genauso wenig, wie es jemandem gelang Mokubas Bettelblick zu
entkommen.
„Ich hab schon gemerkt, dass du ihn nicht immer gerne dabeihast Mokuba.“
Meinte er mit ernster Stimme. „Aber er ist mir wichtig geworden und ich will
bei ihm sein, genauso wie ich bei dir sein will, weil ich ohne dich nicht
glücklich bin, verstehst du? Und deswegen dachte ich, dass es wahrscheinlich
gut wäre, wenn wir mal was zusammen machen. Nur wir zwei, so als Ausgleich
dafür, dass Joey öfter da ist und mich in Beschlag nimmt.“
„Nur wir beide?“ fragte Mokuba noch einmal nach und sah seinen Bruder
fragend an.
„Ja, nur du...“ Er stupste Mokuba an und zeigte dann auf sich. „und
ich...“
Nachdem das geklärt war und sie mit dem Frühstück fertig waren, gingen sie
beide zum Auto um in die Schule zu fahren. Auch wenn Mokuba Geburtstag hatte,
Seto nahm seine Pflichten als Erziehungsberechtigter sehr ernst. Vor Mokubas
Schule hielten sie an und Seto wünschte seinem Bruder einen schönen Tag
schließlich würden sie sich erst abends wiedersehen.
Der Schultag zog an Seto vorüber ohne Eindruck zu hinterlassen. Joeys Freunde
ließen ihn in Ruhe, was ihm persönlich gut passte, nur Tristan moserte noch
ein wenig und warf ihm immer wieder wütende Blicke zu, was den Brünetten aber
nicht im Geringsten interessierte. Sollte er doch machen was er wollte.
Nach der Schule war er noch ein ‚wenig’ arbeiten gewesen. Ihm war da eine
ganz gute Idee gekommen, aber er glaubte nicht wirklich, dass das ganze
funktionierte. Naja, darum würde er sich später kümmern.
Er hatte früher als sonst schlussgemacht und trotzdem stand die Sonne schon
tief am Horizont, während er sich auf dem Weg zu Joey befand. Seto freute sich
schon darauf sein Hündchen wiederzusehen und sprang beschwingt die Treppe hoch,
als er in dem Mehrfamilienhaus angekommen war. Er war noch nie bei Joey zuhause
gewesen und hatte sich von seinem Navigationsgerät zielsicher hierher steuern
lassen. Auf dem Weg begegnete er nur einer alten Frau, die gerade durch die
Eingangstüre trat, also konnte er sich das Klingeln auch sparen. Er betrat das
Gebäude und nur der völlig perplexe Blick der Frau folgte ihm. Seto Kaiba war
in diesem leicht heruntergekommenen Haus eben doch nicht alltäglich.
Seine schwarze Aktentasche hatte er immer noch in der Hand, als er klingelte, da
er sich nicht durchringen konnte sie im Auto zu lassen, die Verträge und Akten
darin waren einfach zu wichtig. Endlich wurde die Tür geöffnet und Seto
blickte in ein freudig lächelndes Gesicht. Sein Hand wurde gepackt und er wurde
wortlos in die kleine Wohnung gezogen, bevor sich die Tür wieder leise schloss.
Erst jetzt stahl sich auch auf Setos Gesicht ein Lächeln und scheu legte er
seine Arme locker um Joeys Hüften. Der Blonde hob seine Arme und legte sie um
Setos Hals. Sanft stieß Stirn gegen Stirn und zarte Küssen wurden getauscht.
„Wie war dein Tag?“ wisperte Joey so leise wie ein Windhauch in Setos Ohr.
„Anstrengend - wie immer..... wie war’s mit deinen Freunden?“ fragte der
Drache besorgt und schloss die Augen.
„Ich denke sie haben’s akzeptiert.... in der Schule können wir uns aber
leider immer noch nicht sehen, sonst hätte ich es dir schon heute morgen
erzählt. Naja, nur Tristan schient sich nich so ganz damit abfinden, aber egal,
der kommt auch wieder runter.“ Meinte Joey und schob Seto zum Sofa, wo dieser
seinen Aktenkoffer auch gleich auf den Beistelltisch stellte. Geknickt sah er
nach unten und Joey strich ich vorsichtig über die Schulter.
„Was ist?“ fragte er liebevoll besorgt, als er Setos Niedergeschlagenheit
bemerkte.
Seufzend ließ sich der Größere auf das Sofa fallen.
„Tut mir leid.....“ flüsterte er leise.
„Was tut dir denn leid?“ fragte der Blonde vorsichtig und setzte sich nah
neben Seto.
„Du hattest noch nie auch nur ansatzweise Streit mit deinen Freunden und dass
du jetzt Probleme mit ihnen hattest, dass war nur meine Schuld...“ seufzte der
Brünette niedergeschlagen.
„Seto....“ flüsterte Joey nur beschwichtigend und legte seine Arme um ihn.
„Warum gibst du denn immer dir die Schuld? Warum denkst du denn, dass es immer
alles deine Schuld ist? Das ist nun mal so und ändern kann und will ich es
nicht. Tristan beruhigt sich wieder und alles ist in Ordnung...... du wirst
sehen!“ versuchte Joey seinen Schatz zu beruhigen, den das Ganze
komischerweise sehr mitnahm.
„Ich hol uns jetzt was zu trinken und du entspannst dich, okay?“ sagte Joey
liebevoll und machte sich auf den Weg in die Küche, während sich Seto den
Mantel von den Schultern schob.
Joey kam gerade wieder, als Seto seinen Kopf auf die Lehne legte und entspannt
in die Kissen sank. Joey stellte die zwei Gläser und die Flasche Wasser auf den
Tisch, bevor er sich die Decke schnappte und sich an Seto kuschelte.
„Warum hast du denn deinen Aktenkoffer nicht in der Firma gelassen?“ fragte
Joey, während er die Decke über ihnen ausbreitete.
„Ach der....“ meinte Seto ohne die Augen zu öffnen und machte eine
wegwerfende Handbewegung. „Ich hab in der Firma nicht alles geschafft und hab
mir die restliche Arbeit mit nach Hause gekommen. Das muss morgen unbedingt
fertig sein, aber ich bin beim besten Willen nicht mehr dazu gekommen. Also mach
ich das heute Abend....“
#Oder heute Nacht...# fügte er in Gedanken hinzu.
„Heute Abend solltest du lieber Zeit mit Mokuba verbringen und nicht
arbeiten...“ warf Joey ein.
„Du hast Recht.... ich sollte wirklich lieber arbeiten, wenn er schon im Bett
ist.... ich bin wirklich kein so besonders guter Bruder.“ sagte Seto und
schien das Ganze wieder falsch zu interpretieren.
„So meinte ich das doch gar nicht, Seto...... „ belehrte Joey ihn und fuhr
durch sein Haar. „wenn Mokuba schläft, dann solltest du auch mal Zeit für
dich haben und schlafen gehen. Du kannst mir nicht erzählen, dass es gut für
dich ist, wenn du nie schläfst und deine Bedürfnisse immer hinter deine Arbeit
stellst!“
„Es geht nun mal nicht anders....“ rechtfertigte sich der Brünette.
„Doch, mach es doch einfach jetzt!“ warf Joey ein und sah Seto lieb an.
Seto sah ihn geschockt an und geriet ins stocken.
„Aber... ich... ich kann doch jetzt nicht arbeiten.... ich meine, dass ....ich
will doch nicht...“ versuchte er sich zu erklären und wurde leicht rot, da er
nur bei Joey solche Probleme hatte über Dinge zu reden, die ihm gegen den
Strich gingen. Schließlich wollte er dem Blonden nicht vor den Kopf stoßen und
war, was Gefühle anging, unerfahren und dementsprechend unsicher.
„Was meinst du denn, Schatz? Was willst du denn nicht?“ half Joey ihm und
setzte sich leicht auf um Seto anzusehen.
„Ich will dich doch nicht hinter meine Arbeit stellen... ich will dich doch
nicht vernachlässigen oder......“ sagte er hastig und wurde liebevoll von
einem Finger gestoppt, der sich einfach über seine Lippen legte.
„Seto... das ist doch gar kein Problem... wenn ich dir das anbiete, dann habe
ich da kein Problem mit und außerdem ist es ja nur mal ne Ausnahme. Und ich
weiß ja, dass ich dir wichtig bin, schließlich hast du die Arbeit auch schon
oft genug unbearbeitet gelassen um mir zu helfen, als es mir nicht gut ging...
und ich bin sowieso müde und kuschel mich einfach bei dir ein.... dann fühle
ICH mich ganz sicher nicht vernachlässigt.“ Beruhigte er seinen Drachen und
lehnte sich entspannt an ihn, während Seto seinen Koffer öffnete und einen
Haufen Papier zum Vorschein brachte.
Leises Rascheln war zu hören und durch den monotonen Atem und die angenehme
Wärme und Sicherheit, die Seto ausstrahlte, war das Hündchen auch schon bald
eingeschlafen.
Als Joey wieder aufwachte, sah er zuerst den Fußboden. Das lag nicht daran,
dass er vom Sofa gefallen war, sondern er hing in einer gewagten Position,
nämlich genau an der Sofakante und eigentlich, rein physikalisch gesehen,
hätte er schon Bekanntschaft mit dem harten Untergrund machen müssen. Und
nachdem er sich leicht orientiert hatte, erkannte er auch, was ihn vor einem
Absturz rettete. Ein muskulöser Arm lag um seinen Bauch und hielt ihn in einem
starken Griff. Vorsichtig setzte Joey sich auf und sah, dass Seto anscheinend
auch eingeschlafen war und seine Papiere im ganzen Zimmer verteilt waren. Durch
die Bewegungen neben sich fing nun auch der Brünette an zu blinzeln, rieb sich
über die Augen und setzte sich leicht desorientiert auf.
„Sind wir eingeschlafen?“ fragte er noch etwas neben sich stehend, als er
seine Papiere wieder einsammelte und sie neu ordnete.
„Sieht ganz so aus.“ Gähnte das Hündchen und steckte sich. „Wie weit
bist du denn?“
„Fast fertig, denke ich.“ Kam die knappe Antwort und der Drache zückte
einen Stift um zwei Verträge zu unterschreiben, bevor er sich noch ein paar
Blätter nahm und sie überflog. Schnell unterstrich er sich eine Stelle und
machte sich auch schon daran, die Sachen wieder einzupacken.
„So, dass war genug für heute.“ Seufzte er und setzte sich wieder richtig
hin.
Joey hatte aber andere Pläne mit ihm und zog ihn schwach zu sich nach unten,
damit Seto entscheiden konnte, ob er sich zu ihm legen wollte oder doch lieber
etwas auf Abstand blieb. Erst sträubte sich der Brünette, doch als er
bemerkte, wie leicht und vorsichtig der Griff war, ließ er sich ohne Gegenwehr
nach unten ziehen. Schnell stützte er seinen Kopf auf seinem Arm ab und legte
seine Beine wieder auf das Sofa.
„Sag mal Schatz, wie lange arbeitest du eigentlich immer? Nicht, dass ich dich
überwachen will oder so, aber so langsam interessiert es mich doch...“
wisperte Joey auf Setos Lippen, bevor er auch noch einen Kuss auf sie hauchte.
„Naja....“ Seto sah nachdenklich zur Seite. „Das lässt sich in Stunden
sicher schlecht sagen.... eigentlich bin ich fast immer mit der Arbeit
zugange... meistens fahre ich ja schon gleich nach der Schule in die Firma oder
esse eben noch mit Mokuba zu Mittag. Abends fahr ich eigentlich immer so nach
Hause, dass ich den Kleinen noch ins Bett bringen kann... und dann hab ich
meistens noch was zu erledigen. Die Zeit in der Firma reicht nie, um meine
Arbeit so zu machen, wie ich es gerne tun würde. Da die Schulpflicht für mich
nicht aufgehoben ist, muss ich ja viele Stunden an sinnvoller Arbeitszeit in der
Schule verbringen und die Sache es abends und am Wochenende aufzuholen,... dass
funktioniert auch nicht so besonders, schließlich ist bis dahin noch mehr neue
Arbeit da.“ Überlegte er laut und sah nachdenklich nach oben, während die
Augen seines Hündchens immer größer wurden.
„Kannst du bitte mal eine ungefähre Stundenzahl sagen?“ stöhnte Joey
entsetzt und ließ seinen Kopf auf Setos Brust fallen.
„Okay... lass mich kurz überlegen, ich geb dir nen Durchschnitt... wenn es
was Wichtiges ist arbeite ich sowieso meistens durch, auch wenn Mokuba dann
immer tagelang bitterböse auf mich ist. Also, normalerweise sind das so an
die..... 60 Stunden die Woche.....“ überschlug Seto die Zahl und schien dabei
nicht im Geringsten zu übertreiben, während Joeys Gesichtsausdruck von
ungläubig zu entsetzt und schließlich zu völlig fassungslos wechselte.
„Bist du eigentlich irre?“ fragte er entgeistert. „Hallo? Du bist doch
auch noch Schüler und hast im nächsten Jahr Abschlussprüfungen! Wann machst
du denn deine Hausaufgaben und deine hammer Referate? Du bist doch ein
Musterschüler, wie machst du das denn? Nicht nur ich würde bei so einer
Belastung total am Rad drehen!“
Joey war wirklich ziemlich aufgebracht und fuchtelte wild mit den Armen durch
die Gegend.
„Ich mach die Hausaufgaben meistens nachts oder im Auto....“ versuchte Seto
seinen Freund zu beruhigen, hatte aber gar keinen Erfolg, denn wenn Joey sich
einmal in Rage geredet hatte, dann konnte dass einige Zeit dauern bis er sich
vollständig beruhigt hatte.
„Mann... und da soll sich noch einer beschweren, dass Schüler zu lange
arbeiten müssen.... DAS ist WAHNSINN, Seto! Wenn man da jetzt noch die guten 30
Schulstunden dazupackt.... Willst du dich denn umbringen? Hast du denn nichts
besseres mit deiner Zeit vor?“ fragte Joey immer noch völlig ungläubig und
sah nicht diesen leichten Anflug von Trauer an seinem Liebling.
„Ich hab halt nichts anderes kennengelernt...“ murmelte der Drache leise und
seine Stimme wurde leicht rau.
Joey setzt sich sofort auf und sah entschuldigend zu seinem Schatz.
„Seto.... Es tut mir leid, ich wollte damit wirklich keine alten Wunden wieder
aufreißen, schließlich kann ich dein vorheriges Leben schlecht
nachvollziehen...“
Betreten sah Seto zur Seite und wich dem Blickkontakt zu Joey aus.
„Schon okay....“ meinte er nur und hatte sich schon fast wieder gefangen,
als Joey sein Kinn nahm und es nach oben zog, damit er in die geliebten, blauen
Augen blicken konnte.
„Ausgerechnet du solltest deinen Blick nicht aus Scham senken.... dafür bist
du doch viel zu Stolz mein Drache...“ sagte er ernst und beugte sich dann
näher zu seinem Ohr. „Und außerdem sieht man deine wunderschönen, kantigen
Kieferknochen viel besser, wenn du dein Kinn mal wieder etwas höher trägst.“
Wisperte er und sofort legte sich eine leichte Röte über das andere Gesicht.
Mit Komplimenten konnte Seto einfach nicht umgehen.
„Aber wenn du darüber reden möchtest, wie es dir ergangen ist und du ein Ohr
zum zuhören brauchst, dann kannst du immer zu mir kommen, okay?“ sagte er
aufrichtig und sah Seto tief in die Augen, die auf einmal so leidend waren,
obwohl sein restliches Gesicht keine Gefühlsregung zuließ.
„Können wir das Thema nicht einfach auf sich beruhen lassen?“ fragte er
bittend und die Frage wurde natürlich mit einem Nicken beantwortet und mit
einem Zungengefecht besiegelt, dass der Drache begann, nachdem er sanft von
Joeys Nase angestoßen wurde..
„Ich liebe dich, du elender Workaholic.“ Hauchte er zärtlich zwischen den
Küssen, die er auf den sanften Lippen platzierte.
Gerade als er seine Lippen wegziehen wollte, schnappte der Brünette danach und
zog Joeys Kopf zärtlich, aber bestimmend zu sich. Die Lippen des Hündchens
teilten sich und Setos Zunge strich fast andächtig über die Zahnreihen, bis er
von der Wächterin dieser Höhle zu einem Kampf herausgefordert wurde. Mit jeder
Sekunde, die sie züngelnd dalagen, wurde ihr Herzschlag schneller und ihre
Körper pressten sich unbewusst aneinander. Lange lagen sie so da und küssten
sich, bis sie beide nach Atem rangen und sich mit ihren Fingern in den Stoff
krallten, den der andere am Körper trug.
Wenig später lagen sie einfach nur nebeneinander, genossen die Zweisamkeit und
redeten über alles und nichts.
Seto hatte sich entspannt auf den Rücken gelegt und redete, doch Joey hörte
die schöne Bassstimme nur noch von sehr weit weg und schien auch den Sinn der
Worte nicht mehr zu verstehen. Er hatte all seine Sinne einer einzigen Aufgabe
gewidmet, nämlich Setos Hemdknopf langsam und genüsslich zu öffnen. Kaum war
er damit fertig, schob er eine Hand durch den entstandenen Spalt und legte sie
vorsichtig auf Setos warme Haut. Sofort hörte Seto auf zu sprechen und sein
Körper versteifte sich ängstlich.
„Was... was machst du da?“ fragte er verunsichert und sah zu Joey. Dieser
hob die andere Hand, während er sich mit dem Ellebogen abstützte und strich
sanft über Setos Wange.
„Keine Sorge... ich wollte nur wissen, wie sich diese herrliche Haut
anfühlt.“ Meinte der Blonde und versuchte dabei so liebevoll wie möglich zu
klingen, damit sich Seto wieder etwas entspannte und erkennen konnte, dass er
ihm nichts böses wollte.
Seto schluckte angespannt und das mulmige Gefühl in seiner Magengrube
verursachte ihm immer stärkeres Herzklopfen. Und so wummerte es auch leicht
unter Joeys Fingerkuppen, der daraufhin sanft anfing über Setos Haut zu
streichen um ihn zu beruhigen und ihm zu zeigen, dass er sich bei ihm wirklich
sicher fühlen durfte.
Für Seto war es eben immer ein Warnzeichen gewesen, wenn ihn jemand berührt
hatte und er hatte sich dann immer schleunigst verdünnisiert, weil meistens
Schmerzen die Folge gewesen waren. Es war also kein Wunder, dass der Drache
Angst hatte.
Doch als ein paar Minuten verstrichen waren und nichts weiter passiert war, als
dass er weiterhin in den Genuss dieser Zärtlichkeit kam und der Blonde wirklich
nichts weiter tat, als ihm lieb über die Bauchmuskeln zu streicheln, da
entspannte sich der Brünette etwas und die Augen fielen ihm langsam zu,
während ein Seufzen seinem Mund entfloh.
Auch sein ängstlich schlagendes Herz beruhigte sich und ein leichtes Lächeln
legte sich auf Joeys Lippen.
Lange lagen sie einfach nur auf dem Sofa ohne ein Wort zu sagen, hauchten sich
gegenseitig Schmetterlingsküsse auf Gesicht und Hals und erkundeten scheu die
fremde Haut.
Bis auf einmal ein Klingelton zu hören war und sich der Drache grummelnd
aufsetzte. Immer noch leicht genervt griff er nach seinem Handy und lehnte sich
wieder bei Joey auf dem Sofa an. Kaum hatte er sich gemeldet sah er verwundert
auf die Uhr.
„Entschuldige Ototo-chan, ich hab die Zeit vergessen.... ja, ich weiß, wie
viel Uhr es ist und wann ich zu Hause sein wollte.... Nein... Nein, ich bin
nicht in der Firma.... Nein... Ja...Ich bin bei Joey.“ Eine Pause trat ein und
Seto erhob sich schwerfällig um im Zimmer auf und ab zu tigern. „Ja.. ja, is
ja gut Kleiner... ja ich mach mich auch gleich auf den Weg... bis gleich...“
Genervt klappte Seto sein Handy zu und drehte sich mit einem entschuldigenden
Blick zu Joey.
„Entschuldige Joey, aber mein kleiner Bruder will irgendetwas ‚super- mega
Wichtiges’ mit mir besprechen und ich hab ihm eigentlich versprochen schon vor
einer Stunde zu Hause zu sein.“ erklärte der Brünette und griff langsam zu
seinem Mantel, während seine Stimme beim Sprechen an Sarkasmus nicht zu
übertreffen war. Anscheinend schien er nicht sehr viel von Mokubas Aktion zu
halten, aber was sollte er schon machen, schließlich war er ja sein Bruder und
musste gut für ihn Sorgen.
„Na dann lass dich nicht aufhalten.“ Meinte Joey schmunzelnd und reichte
seinem Schatz den Aktenkoffer.
„Mokuba hat ja schon Recht. Um halb zehn sollte sein großer Bruder wirklich
langsam mal zu Hause sein.“ Ergänzte das Hündchen und sah sich etwas
unschlüssig um. Sofort ließ Seto die Schultern hängen und zog Joey zu sich.
Was dachte sein Hündchen denn? Etwa, dass es ihm Spaß machte zu gehen?
„Ich hab doch gesagt, dass es mir leid tut.“ Entschuldigte er sich noch
einmal und beugte sich zu Joeys Ohr. „Wenn es nach mir ginge, dann würde ich
erst morgen früh wieder nach Hause fahren, aber wir wissen beide, dass es nicht
geht. Bitte gib Mokuba etwas Zeit....“
Lange standen sie an der Tür und küssten sich, bis Joey sie irgendwann doch
öffnete und Seto wehmütig hinterher sah.
„Wir sehen uns doch morgen in der Schule, nicht wahr mein Drache?“ fragte er
leise und sah Seto fragend an. Nicht, dass Seto einen Termin hatte und nicht in
die Schule kam. Liebevoll strich Seto die wuscheligen Haare seines Hündchens
zur Seite und hauchte nur leise: „Natürlich Hündchen.“ bevor er sich
umdrehte und verschwand.
Als er in seinem Auto saß, war Seto dann doch etwas angesäuert. Sein kleiner
Bruder konnte sein blaues Wunder erleben, wenn es nicht wirklich wichtig war,
was er mit ihm besprechen wollte. Natürlich nahm er den Wunsch seines Bruders
ernst und hörte sich auch an, was Mokuba wollte, aber er war ja nicht der Hund
seines Bruders, nach dem man nur zu rufen brauchte und er schon alles stehen und
liegen ließ, nur um zu seinem Herrchen zu laufen.
Kaum stand er vor der Tür wurde sie auch schon aufgerissen und Mokuba strahlte
ihn honigsüß an.
„Komm rein.“ Ertönte die glockenhelle Stimme und schon wurde sein Bruder in
die Eingangshalle gezerrt. Kaum hatte er sich den Mantel und die Schuhe
ausgezogen, da machte sich Seto auf den Weg in sein Arbeitszimmer und stellte
den Aktenkoffer ab, soviel Zeit musste dann doch sein.
„Seto?“ kam die vorsichtige Frage und Mokuba trat ins Arbeitszimmer.
Hibbelig stand er da und hüpfte von einem Fuß auf den anderen.
„Hast du jetzt Zeit? Ich muss wirklich mit dir reden, es is mir voll super
wichtig.“
Seto sah ihn an und musste mal wieder über die Wortwahl seines Kleinen
schmunzeln, während er den Kopf auf die Hände stützte.
„Okay. Komm, wir setzen uns ins Wohnzimmer.“ Schlug der Brünette also vor,
doch Mokuba wurde bei diesem Vorschlag ziemlich rot im Gesicht.
„Das Wohnzimmer ist keine so gute Idee...“ murmelte Mokuba leise und Seto
atmete hörbar aus.
„Welches Zimmer habt ihr nicht verwüstet?“ fragte er resignierend.
„Lass uns doch einfach hier bleiben.“ Meinte der schwarzhaarige Wuschel und
setzte sich mit einem versöhnlichen Grinsen auf das Sofa. Seto folgte ihm und
ließ sich neben seinem Bruder in die Polster fallen.
„Und? War’s schön heute?“ fragte Seto nach einiger Zeit, da Mokuba
anscheinend nicht wusste, wie er anfangen sollte.
„Ja, wir hatten total viel Spaß!“ meinte er freudig und fing an zu
erzählen. „Wir waren im Pool“
#Also muss ich da wohl neues Wasser reinfüllen lassen..#
„ und haben Playstation gespielt.“
#Deswegen konnten wir nicht ins Wohnzimmer... hoffentlich ist die chinesische
Vase nicht kaputt...#
„Und wir waren draußen!“
#Dann muss ich ja auch noch einen Gärtner mehr einstellen......#
Mokuba bemerkte nichts von den Gedankengängen seines Bruders und kam jetzt zu
dem eigentlichen Grund, warum er Seto wieder nach Hause bestellt hatte.
„Da haben mir die anderen dann auch erzählt, was sie in den Osterferien, also
in einer Woche machen wollen. Sie wollen nämlich mit einer Freizeit wegfahren.
Alle meine Freunde für zwei Wochen!“ sagte er und beobachtete seinen Bruder
argwöhnisch.
„Und?“ fragte Seto nicht minder lauernd.
Jetzt fing Moki an nervös an seiner Unterlippe zu kauen.
„Also...“ seufzte er. „naja... ich wollte dich fragen, ob... ich da
vielleicht mitfahren kann? Ryoga hat mir die Anmeldung und alles andere
dagelassen und es sind auch noch Plätze frei hat er gesagt! Darf ich mitfahren
Seto? Bitte!“ bettelte Mokuba und sah mit einem bittenden Blick zu Seto, der
ihn aber gar nicht beachtete sondern nach dem Prospekt griff, den ihm der Kleine
hinhielt. Der Brünette schlug das Blatt auf und schob die Augenbrauen skeptisch
zusammen.
Das Sicherheitsrisiko war riesig. Zwei Erwachsene, die auf eine Horde Kinder
aufpassten und wahrscheinlich auch nicht immer ein Augen auf Mokuba haben
würden. Es wäre furchtbar leicht Mokuba unter diesen Umständen zu entführen.
Und das war ja auch schon oft genug passiert, seine Sorgen waren nicht
unbegründet und er handelte auch nicht wirklich aus Übereifer. Leicht
schüttelte er den Kopf und blickte seinen Bruder entschuldigend an, der ihn
immer noch erwartungsvoll musterte.
„Jetzt sag schon ja. Bitte Nii-san.” Versuchte er es noch einmal, diesmal
drängender und mit einem Blick, dem Seto sonst nie widerstehen konnte.
„Mokuba...“ seufzte der Brünette und suchte nach den richtigen Worten.
#Wie soll ich ihm das denn schonend beibringen?#
„Weißt du wie gefährlich das ist?“ fragte er vorsichtig und blickte Mokuba
tief in die Augen.
„Es ist nicht gefährlicher, als über die Straße zu gehen.“ Nörgelte Moki
und erdolchte seinen Bruder bockig mit seinen Blicken.
„Doch, dass ist es mit Sicherheit und das weißt du auch.“ Meinte Seto
feststellend.
„Na und? Das ist mir total egal!“ wurde zurückgezischt.
„MIR aber nicht!“ konterte Seto sofort und schnitt seinem Bruder das Wort
ab. „Hier in Domino bist du sicher und niemand käme auf die dumme Idee dich
zu entführen. Auf einer Freizeit wäre das ein Leichtes, sogar für den
größten Deppen!“
#Was soll das denn Seto? Ich will doch nur mit meinen Freunden wegfahren, warum
macht er denn jetzt so einen Aufstand deswegen?#
„Du bist total übervorsichtig! Du bist doch auch in der ganzen Welt
unterwegs!“ warf ihm der Kleine an den Kopf.
„Das ist doch was ganz anderes...“ seufzte Seto und vergrub sein Gesicht
kurz in den Händen. „Ich kann auf mich selbst aufpassen.
„ACH! Und ich kann das nicht, oder was?“ rief der Schwarzhaarige etwas
lauter und sprang vom Sofa auf um sich vor Seto aufzubauen.
„Das habe ich nicht gesagt, bitte bleib doch sachlich Moki.....“ sagte der
Ältere ruhig. „Aber ich bin nun mal dein Erziehungsberechtigter und muss auf
dich aufpassen.“
#na ganz toll! Ich bin echt schon alt genug um auf mich selber aufpassen zu
können!#
„Aufpassen ist ja schön und gut, aber du übertreibst es! Ich bin kein Baby
mehr!“ rief Mokuba erbost und ballte die Hände zu Fäusten.
„Mokuba....“ versuchte Seto ihn mit leiser Stimme zu beruhigen. „Was soll
das denn? Du reagierst total über... du bist nun mal ein Kaiba und daran kannst
du nichts ändern... und das bringt Risiken mit sich. Du musst vorsichtiger sein
als deine Mitschüler, weil du ein besseres Ziel bist... und deswegen will ich
nicht, dass du auf diese Freizeit mitfährst... schau mal, die geht doch genau
in das Gebiet, in dem du schon mal entführt wurdest...“ versuchte der Drache
seinem Bruder die Situation zu erklären.
#Ich mache mir doch nur Sorgen um dich, ich will dir doch nicht wehtun. Warum
kannst du das denn nicht verstehen, Mokuba?#
#Warum? Warum ist er so? Er will doch nur nicht, dass ich bei meinen Freunden
bin! Ich darf das nicht aber er darf natürlich immer zu Joey und muss gar nicht
mehr nach Hause kommen! Das ist so gemein! Warum tut er mir weh? Jetzt dürfen
alle mitfahren und ich nicht! Da bin ich doch das Gespött der gesamten
Klasse!#
„Du bist ein Kaiba und musst dich daran gewöhnen, dass du nicht alle Sachen
machen kannst...“ meinte Seto und brachte das Fass so zum überlaufen. Mokuba
war wütend, enttäuscht und traurig. Er fühlte sich schlecht, weil sein Bruder
so an Joey hing und er dachte, dass er ihm nichts mehr bedeuten würde und jetzt
das! Der Kleine hatte zum ersten Mal das Verlagen Seto zu verletzen und er
kannte ihn gut genug um es auch zu schaffen.....
#Das kriegst du zurück!#
„Ich will mich aber nicht daran gewöhnen! Ich hab nie darum gebeten ein Kaiba
zu sein! Ich HASSE es!“ schrie Mokuba und Seto sah ihn geschockt an.
-Stille-
Nachdem sich der Brünette einigermaßen gefangen hatte flüsterte er leise:
„So denkst du also darüber.....“
Sein Blick war erst tieftraurig gewesen, wurde aber sofort eiskalt. Mokuba
bemerkte nur den kalten Ausdruck in seinen Augen und dachte, dass es dem Drachen
gleichgültig war was er sagte...
#Warum bist du so geworden? Aber ich werde es schon schaffen, dass du traurig
bist! Dann kannst du mal sehen wie ich mich fühle!#
„Ja! So denke ich darüber! Und weißt du auch wieso? Weil ich seid wir Kaibas
sind einen kalten, egozentrischen, lieblosen, ignoranten Bruder habe, dem es
anscheinend Spaß macht, anderen alles zu vermiesen!“ schrie der
Schwarzhaarige seinen Bruder an.
Kalt sah Seto ihn an und versteckte seine Gefühle hinter seiner Maske. Als sein
Bruder ihn als lieblos bezeichnet hatte, war seine Fassung verschwunden und auch
er erhob die Stimme.
„ACH? Glaubst du also, mir hat es Spaß gemacht zu Gozaburo zu gehen? Glaubst
du ich bin so, weil das mein Charakter ist? Du hast keine Ahnung, wie man sich
verändert, wenn man immer nur lernt und nichts anderes tut! Ich musste immer
irgendwie für dich sorgen, selbst, als ich so alt war wie du jetzt! Glaubst du,
dass war leicht? Denkst du wirklich ich bin aus reiner Freude so unnahbar
geworden? Wenn du das denkst, dann hab ich mich aber ganz schön in dir
getäuscht Mokuba! Und ich habe immer versucht dir ein guter Bruder zu sein,
aber so einfach ist das nicht!“
#Es war sogar scheiß schwer... du glaubst gar nicht, was ich alles für dich
getan habe, also sag nicht, dass ich egozentrisch bin... sag nicht, dass ich
lieblos bin... sag das nicht, schließlich warst du immer der Einzige, dem ich
so viel Liebe entgegengebracht habe...#
„Du hast doch keine Ahnung wie es ist alleine da zu stehen und sich um alles
zu kümmern...“ flüsterte Seto leise und sah zu Boden. Die braunen, seidigen
Haare fielen nach vorne und man sah seine Augen nicht und konnte auch nicht
sehen, was gerade in ihm vorging.
„Der Versuch ein guter Bruder zu sein ist aber ganz schön in die Hose
gegangen.“ Zischte Mokuba und sah ihn wütend an. „Wenn ich ein Einzelkind
wäre und du nicht mehr leben würdest, dann hätte ich jetzt Kohle bis zum
Abwinken und könnte auf die Freizeit gehen, weil ich von einer netten Familie
adoptiert worden wäre und nicht mit jemandem wie dir unter einem Dach leben
müsste!“ schrie Mokuba weiter und realisierte den Inhalt seiner Worte gar
nicht mehr, so sehr hatte er sich reingesteigert. Er wollte Seto nur noch
versetzten, so wütend und traurig war er.
„Du hasst mich also?“ fragte Seto mit einem frostigen Ton und sah nicht
auf.
#Warum berührt es dich nicht, wenn ich so etwas zu dir sage? Warum bist du
nicht traurig! Ich will sehen, dass du so etwas fühlen kannst!#
„JA! Ich HASSE dich! Ich wünschte, ich hätte keinen Bruder! Warum kannst du
nicht einfach verschwinden?“ zischte er mit dem bösesten Ton, den er zustande
brachte.
Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, trat eine grausame Stille ein und Seto
hob langsam den Kopf.
Tiefverletzte, traurige und gebrochene saphirblaue Augen trafen auf Graublaue,
die sich entsetzt weiteten.
Erst jetzt, als er seinen Bruder so sah, verstand Mokuba was er gerade gesagt
hatte. Zu dem Menschen, der ihm eigentlich am meisten bedeutete.
„Seto.. ich... es...“ stammelte er, als sich der Brünette steif aufrichtete
und das Zimmer verließ. Langsam und abwesend schritt der Größere die Treppe
hinunter und zog sich mechanisch Schuhe und Mantel an.
„Seto? Was machst du da Nii-san?“ fragte Mokuba wimmernd und schritt
vorsichtig hinter seinem Bruder her.
Die Tür wurde geöffnet und Seto schritt nach draußen.
„Bleib hier!“ rief Mokuba panisch.
„Wieso? Das ist es doch, was du wolltest, oder? Ich verschwinde aus deinem
Leben, dass wolltest du doch...“ sprach der Brünette gefühllos und ohne sich
noch einmal umzudrehen. Dann schloss sich die Tür und eine bleierne Stille
legte sich über das große Haus. Mokuba sank auf die Knie und sah zitternd zu
Boden, bevor er anfing heftig zu weinen.
„NEIN! DAS war es ganz bestimmt nicht, was ich wollte...“ heulte er und
vergrub sein Gesicht in den Armen. „Es tut mir so leid Nii-san. Was habe ich
nur getan?“ schluchzte er weiter und Tränen rannen über sein Gesicht, doch
es war kein Seto mehr da um sie wie die Jahre davor zu trocknen und ihn zu
trösten....
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Muhahahahaha... ich habs geschafft, dass ´bisher längste Kapitel is da! Auch
wenn ich mich eigentlich kurz fassen wollte... hat aber nicht geklappt.....
Egal, die nächsten 4 Wochen bin ich in Urlaub und da hab ich keinen PC, also
kann ich auch nicht abtippen, auf das nächste Kapi müsster also noch warten!
XD
Kapitel 7: ...die Eifersucht?
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Es geht los!!!!!!!
Setos Sicht:
Schritt für Schritt. Ich laufe durch die Straßen und zum ersten Mal... weiß
ich einfach nicht mehr weiter... wo soll ich hingehen, was soll ich machen? Ich
wusste doch immer, was ich als nächstes tun musste und jetzt bin ich so
hilflos...
Verwundert sehe ich mich um und ziehe den Mantel näher um mich. Doch auch das
nächtliche Domino kann mir nicht aus meiner Ratlosigkeit helfen und so laufe
ich ziellos weiter.
Ziellos.....
Was war schon das Leben, wenn man keine Ziele hatte... aber selbst jemand der
keine Ziele hatte, fühlte sich besser als ich. Ich weiß ja nicht mal was ich
als nächstes machen soll und ich habe auch eigentlich gar nicht die Kraft
irgendetwas zu machen.
Ein Gefühl raubt mir meine ganze Kraft.... es frisst mich von innen auf, das
Einzige vor dem ich immer solche Angst hatte und immer noch habe...
Einsamkeit....
Und ausgerechnet mein Schutz davor stützt mich jetzt in den tiefsten
Abgrund...
Mokuba... warum habe ich nur nie gemerkt, was ich nur für ein Idiot bin,... was
du von mir denkst...
Lebe ich denn so fernab der Realität?
Aber was macht das schon, im Moment habe ich ja nicht mal Kraft um darüber
nachzudenken....
Wofür kämpfen?
Wofür stark sein?
Wofür schweigen und alles ertragen?
Wofür arbeiten?
Wofür Zeit nehmen?
Wofür leben... wenn nicht für Mokuba?
In meine Depressionen versunken merke ich nicht, wie mich meine Füße an die
Schnellstraße führen, oder bessergesagt ÜBER die Straße.... auf die Brücke,
die sich wie ein Todesengel über die nächtlich dunkle Straße spannt.
Ist das vielleicht die Lösung?
Habe ich denn nicht lange genug gekämpft?
Darf ich jetzt endlich sterben und meiner Vergangenheit entkommen?
Es gibt doch sowieso niemanden für den ich noch leben könnte... oder?
Wie in Trance hebe ich die Füße und bemerke erst nach einiger Zeit, dass ich
auf dem kleinen Streifen zwischen dem Abgrund und dem Geländer stehe...
Ein klarer Gedanke ist schon nicht mehr möglich und meine Augen schließen
sich. Langsam lösen sich meine Hände und ich taumle leicht im Wind, der hier
oben weht.
Sollte ich nicht kämpfen?
Mit welcher Kraft denn Seto?
Stimmt, ich habe schon viel zu lange keine eigene Kraft mehr und jetzt kann ich
sie auch nicht mehr aus meiner Liebe zu Mokuba schöpfen.
Leb wohl, Ototo-chan.... ich liebe dich sehr...
Gerade als ich mich nach vorne fallen lassen will um meine Existenz zu beenden,
dringt ein leiser, eindringlicher Laut an meine völlig überreizten Sinne.
Ein... Bellen...
Das war eindeutig das Bellen eines Hundes, das da von dem etwas weiter
entfernten Häuserblock zu mir herüberweht.
Reflexartig schließen sich meine Finger um die Brüstung und meine Augen weiten
sich schreckgeweitet.
Hündchen... Joey...
Nur noch dieser eine Gedanke flutet mein Gehirn und gibt mir genügend Kraft um
mich auf die Brücke zu kämpfen und zitternd bis zu deiner Wohnung zu torkeln.
Das ist die letzte Chance... wenn du jetzt nicht da bist, dann ist alles
vorbei...
Ich hatte es so vergessen, dass ich doch ZWEI Menschen habe, die ich liebe...
Joey...
Bitte... sei zu hause, ich habe keine Kraft mehr um hier weg zu kommen....
Zitternd lege ich meine ganze Hand auf die Klingel und drücke sie tief in die
Einfassung. Es ist mir so egal, ob ich so den ganzen Häuserblock wecke,
hauptsache diese Tür öffnet sich endlich. Nach schier endloser Zeit ertönt
der Summer und ich kann erleichtert in den Flur stolpern.
Wie ein Irrer fange ich an gegen deine Tür zu Prügeln und leises Schluchzen
ist zu hören. Mein Schluchzen? Egal.
Bitte mach doch auf...
Bitte sei doch da, nur heute...
Sei nur heute Nacht für mich da und halt mich...
Ich verspreche, dass ich immer stark sein werde und immer für dich da sein
werde... aber lass mich heute nicht alleine, nicht diese Nacht, nicht hier....
Ich hab nie um Hilfe gebeten und ich wollte immer alles alleine schaffen, aber
jetzt?
HILF MIR!
Nichts... nichts ist zu hören....
Leere breitet sich in mir aus und ich drehe mich von deiner Wohnungstür weg.
Sollte ich jetzt nicht besser gehen? Doch irgendetwas hält mich noch hier,
lässt mich nicht gehen... ich drehe mich um und auf einmal ertönt deine
verschlafene Stimme aus dem Lautsprecher.
„Wer ist da?“
Wie gut es tut deine Stimme zu hören...
„Hallo?“ fragst du noch einmal und erst jetzt haste ich zu dem kleinen
Gerät und lehne mich an die Wand.
„Ich bin’s.“ Sage ich und bin über meine kraftlose und raue Stimme
überrascht. Doch anscheinend bin nicht nur ich überrascht sondern auch du,
denn es entsteht eine Pause und, mein Gott, ich kann dein Gehirn förmlich bis
hier hin arbeiten hören.
„Seto?“ fragst du ungläubig. „Weißt du wie viel Uhr es ist?“
In deiner Stimme ist Unmut zu hören, klar, ich wäre auch nicht so besonders
gut drauf, wenn man mich mitten in der Nacht aus dem Bett klingeln würde.
„Mitten in der Nacht wahrscheinlich, ich weiß nicht....“ antworte ich müde
und ehrlich.
... ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie viel Uhr es ist... lass mich rein...
bitte....
Eine unangenehme Pause tritt ein, was überlegst du denn solange, mach doch die
Tür auf...
Als deine Stimme das nächste Mal zu hören ist, hat sich einiges verändert.
Hellwach und besorgt fragst du: „Was ist passiert?“
Wow... war es meine Stimme oder meine Antwort, die dir gesagt hat, dass etwas
bei mir ganz und gar nicht in Ordnung ist?
„Lass mich rein... bitte... mach doch die Tür auf Joey...“ flüstere ich
und lege meine Hand auf den kalten Stein der Wand.
Ist es denn so schwer auf den Summer in der Küche zu drücken und die Türe zu
öffnen?
Endlich springt die Türe auf und ich bin noch keine zwei Schritte in deine
Wohnung gegangen, als du schon vor mir stehst und mich besorgt musterst.
Jetzt fällt die ganze Spannung von mir ab und ich merke, wie meine Beine weich
werden.. alles ist so egal... du bist da... das ist doch alles was zählt, wird
mir in diesem Moment bewusst und ich könnte mich dafür verfluchen, dass ich
mich vor ein paar Minuten noch töten wollte.
Deine Arme legen sich um mich und alles beginnt sich zu drehen... wie gut das
tut...
Als du dich ein wenig von mir löst, sitzen wir schon in deinem Zimmer und mein
Mantel und meine Schuhe sind schnell verschwunden. Sofort bist du wieder bei mir
und musterst mich mit einem für mich im Moment undeutbaren Blick.
Nach kurzer Zeit beendest du meine Ratlosigkeit und ziehst mich wieder zu dir.
Ich weiß nicht, ob du mich nicht nur kurz drücken wolltest, doch ich lehne
mich schutzsuchend bei dir an.
Ich brauche deine Nähe so.....
„Was ist denn passiert? Du bist ja leichenblass...“ murmelst du und ich
vergrabe mich noch mehr bei dir, bevor ich genug Kraft habe um dir davon zu
berichten...
„Ich hab mich mit Mokuba gestritten und er hat mir mal gesagt, was er
eigentlich so von mir hält....“
Die Worte kommen schwer über meine Lippen, denn erst jetzt, wo ich davon
erzähle, werden die Worte greifbar... Mokubas Ausraster war wie ein böser
Traum gewesen, der mich in den Grundfesten erschüttert hatte und jetzt.......
ist es die bittere Realität....
Allgemeine Sicht:
Stumm saß Joey da und lauschte Setos Bericht. Was für eine Nacht...
„Er meinte er will keinen so kalten Bruder wie mich haben und dass ich doch
sterben und verschwinden soll, weil er mich nicht braucht und mich nicht
will.“
Immer öfter bricht Setos Stimme und nachdem er geendet hatte, hob er den Blick
um Joeys Reaktion zu sehen. Doch im Gesicht des Blonden sah er nur Überraschung
und Fassungslosigkeit.
„Seto... Du weinst ja... du weinst ja....“ flüsterte er und zog Seto an
seine Brust, der sich ungläubig die Nässe von der Wange wischte und auf seine
Hände starrte. Das Hündchen bemerkte sofort, dass das wohl zuviel für seinen
Drachen war und er das gar nicht mehr realisieren konnte, also zog er ihn nur
noch näher an sich und wiegte ihn sanft hin und her. Weiter liefen einsame,
stumme Tränen über die fast weiße Haut und verloren sich irgendwo.
„Er war ziemlich unter der Gürtellinie...“ flüsterte der Brünette und
schien durch sein Geheule doch peinlich berührt zu sein.
Joey war mit der Situation leicht überfordert. Noch nie hatte er Seto so erlebt
und so hielt er ihn einfach nur in den Armen und gab ihm etwas Halt. Und nach
einiger Zeit verschwand die Einsamkeit und machte Setos Liebe zu Joey Platz, bis
er sich entspannte und in einen tiefen Schlaf des Vergessenes fiel.
Eine halbe Stunde später saß Joey an seinem Bett, in dem Seto lag und das
Hündchen sah den Brünetten nachdenklich an. Da stand wohl ein ernstes
Gespräch mir Mokuba an. Die Zeit verstrich, doch an Schlaf war auch um vier Uhr
nicht zu denken. Joey döste gerade ein, als das Telefon klingelte und ihn so
wieder aufschreckte. Unwillig stand der Blonde auf und tapste in den Flur und
zum Telefon.
„Joey Wheeler...“ meldete er sich schlaftrunken nachdem er abgenommen
hatte.
„Hi Joey... hier ist Mokuba....“ meldete sich Setos Bruder kleinlaut und
eine peinliche Pause entstand. „.. ist Seto bei dir?“ fragte der Kleine
besorgt und rückte nun endlich mit der Sprache raus.
„Wir hatten totalen Zoff und dann ist er weggelaufen und ich wollte mich bei
ihm entschuldigen...“ plapperte Moki, wurde aber unterkühlt von Joey
unterbrochen.
„Ich wheiß.“ Seufzte er und rieb sich die Augen. „Seto ist hier.“
„Kann ich ihn sprechen? Holst du ihn her?“ kam es erleichtert vom anderen
Ende der Leitung.
„Nein.“
Stille trat ein und man konnte Mokubas Verblüffung förmlich fühlen, mit
dieser Antwort hatte er anscheinend nicht gerechnet und war aus dem Konzept
gekommen.
„Wie nein?“ fragte er schließlich überrascht. „Warum denn nicht?“
„Er schläft und außerdem hast du ihm heute schon weh genug getan meinst du
nicht?! Da braucht er erst mal ne Pause.“ Meinte der Blonde mit leicht
tadelnder Stimme.
„Ich weiß...“ entgegnete der Jüngere weinerlich. „Ich wollte unbedingt
auf diese Freizeit, ich hab mich so gefreut und dann sagt er einfach so nein...
Ich war so sauer auf ihn, ich wollte, dass er auch traurig ist, ich wollte
meinem BRUDER wehtun!“ schluchzte Moki. „ Was hab ich nur getan?“
Ein wenig Mitleid hatte Joey jetzt doch und er setzte sich mit dem Hörer am Ohr
auf den Boden.
„Was hast du eigentlich gesagt, Kleiner?“ fragte er leise und schon wieder
sehr viel versöhnlicher. Mokuba hatte sich mit seinen Schuldgefühlen schon
genug bestraft.
„Wieso willst du das denn wissen?“ nuschelte der Schwarzhaarige am anderen
Ende der Leitung und zog schniefend die Nase hoch.
„Weißt du... ich will dir nicht noch ein schlechteres Gewissen machen,
schließlich habt ihr ja beide zu diesem Streit beigetragen, aber... ich halte
Seto für einen wirklich starken Charakter, der einiges aushält und...“ Eine
Pause entstand und der Blonde seufzte resignierend. „Er hat geweint... er
war... völlig am Ende und ich bin mir wirklich nicht sicher, ob nicht was
schlimmes passiert wäre, wenn ich nicht zu Hause gewesen wäre.“ Flüsterte
er und biss sich auf die Unterlippe.
Dieses Gespräch fiel auch Joey nicht so besonders leicht. Am anderen Ende der
Verbindung war erst ungläubiges Keuchen zu vernehmen, dann lautes Schluchzen
und schließlich nur noch leises Wimmern.
„Joey...“ schniefte Mokuba nach einiger Zeit. „Warum ist das so gekommen?
Warum hab ich so verletzende Dinge zu ihm gesagt? Warum hat er seine Gefühle
nicht eher gezeigt. WARUM SIND WIR SO DUMM GEWESEN?!“
„Ich weiß es nicht...“ seufzte Joey leise. „Wir müssen uns schnell ne
Lösung einfallen lassen.“
„Ich weiß nicht mehr was ich machen soll... sonst war Seto immer da, wenn ich
Schwierigkeiten hatte und jetzt steh ich ganz alleine da und ER ist mein
Problem... kannst du.... mir nicht helfen?“ wimmerte der Kleine und schien am
Ende seines Lateins zu sein.
„Ich mach dir mal nen Vorschlag... Morgen früh lässt du dich von eurem
Chauffeur herbringen... ihr müsst euch so schnell wie möglich versöhnen, aber
jetzt braucht dein Bruder wirklich Ruhe und du musst glaub ich auch erst mal
wieder runterkommen.... das wird schon wieder, glaub mir.“
„Ja.“ Mokis Stimme klang sehr deprimiert und Joey hatte wirklich Mitleid mit
Setos Bruder. Es war bestimmt nicht leicht mit elf Jahren allein dazustehen und
sich Sorgen um die wichtigste Person in seinem Leben zu machen.
„Das wird schon... ich hab schon mit ihm geredet und glaub mir... er ist nicht
sauer auf dich...“
„Ich weiß.
Jetzt war es an Joey perplex zu sein, mit dieser Antwort hatte er nun wirklich
nicht gerechnet.
„Woher weißt du das denn?“ fragte er und kratzte sich am Kinn.
„Er ist nie wirklich wütend auf mich... er ist verletzt und dass ist für
mich viel schlimmer...“
„Ihr müsst euch aussprechen... am besten morgen früh.“ Sagte Joey nur und
wollte jetzt eigentlich nur wieder zu Seto ins Bett.
„Okay... ich komme morgen so um acht vorbei...“ nuschelte Moki und Joey
überlegte kurz.
„Morgen ist aber Schule...“ merkte er an.
„Glaubst du im ERNST, dass ich in die Schule gehe, wenn ich so einen Streit
mit Seto hatte?! Ich will einfach nur bei ihm sein und mich wieder mir ihm
versöhnen, okay?!“ wurde der Blonde angefahren und Joey nickte verstehend.
„Okay... bis dann und zerbrich dir nicht zu sehr den Kopf, es wird schon
wieder...“ versuchte er den Wuschel aufzubauen.
„Hoffentlich hast du Recht... Gute Nacht Joey“ dann war nur noch
regelmäßiges Tuten zu hören und der Blonde legte auch auf. Langsam schlurfte
er zurück ins Zimmer und streckte sich ausgiebig. Leise schlich er zum Bett und
strich liebevoll eine Strähne aus dem entspannten Gesicht des Brünetten. Seto
hatte sich zu einer kleinen Kugel zusammengerollt und lag in seinem engen
T-Shirt und der weiten Stoffhose auf dem schwarzen Laken. Vorsichtig, um den
müden Drachen nicht zu wecken, schob er seine Hand unter den schönen Kopf und
hob ihn leicht an um ein Kissen darunter zu legen. Dann breitete er noch seine
Decke über ihnen aus und ließ sich schläfrig von der Wärme einlullen.
Genießend kuschelte er sich an Setos Brust und er musste bei dem Gedanken, dass
sie morgen nicht in die Schule musste, unwillkürlich lächeln. Endlich schlief
auch er ein und lauschte dem regelmäßigen Herzschlag neben sich.
Am nächsten Morgen um sieben Uhr:
Langsam erwachte das Hündchen und blinzelte leicht, als er zum ersten Mal am
heutigen Tag die Augen öffnete. Muffelte kuschelte er sich weiter bei seinem
Schatz ein und genoss die Wärme unter der flauschigen Decke. Seto war zwar
angenehm warm, dafür waren seine Hände kalt wie immer, als Joey sie an seinem
Rücken fühlte. Nach einigen Minuten öffneten sich die braunen Augen halb und
sahen seinen Drachen liebevoll an. Vorsichtig fuhr seine Hand durch die braune
Haarpracht und strich sie zärtlich zur Seite um die ebenmäßigen Gesichtszüge
seines Freundes zu sehen. Grummelnd rollte sich der Brünette weiter zusammen
und rutschte unbewusst näher an den Blonden. Joeys Hand streichelte ihn sanft
und kraulte ihn dann beruhigend im Nacken. Behäbig erwachte der Firmenboss
durch das Kraulen und öffnete seine Augen einen Spalt weit. Zwei eisblaue Augen
sahen ihn müde und schläfrig an.
„Guten Morgen, mein Drache...“
„Morgn...“ wurde lieb zurückgegrummelt und Seto kuschelte sich noch mal
ganz tief bei Joey ein.
„Wie hast du geschlafen?“ fragte der Blonde ganz lieb, aber trotzdem bekam
er nur ein Grummeln als Antwort.
„Was ist los?“ fragte der Blonde und strich seinem Liebling sanft über dem
Kopf.
„Ach.. nichts...“ versuchte Seto sich rauszureden.
„Das glaube ich dir nicht.“ Entgegnete das Hündchen ruhig und strich weiter
durch das samtige Haar. „Ist es wegen Mokuba?“
„...“
-Treffer-
Seto fing langsam an zu zittern und krallte sich an Joeys T-Shirt fest. Man
konnte genau sehen, wie er um seine Beherrschung kämpfte, denn seine Lippen
pressten sich fest aufeinander und er schloss die Augen kurz.
„Shhh... ganz ruhig Seto...Das wird wieder... glaub mir...“ versuchte Joey
ihn zu beruhigen, doch er hatte keinen besonders großen Erfolg, Seto zitterte
immer noch und vergrub sein Gesicht tiefer in dem Kissen.
„Es war doch immer alles gut und jetzt... ich wollte... ich hab doch... ich
dachte, ich hätte immer das Beste für ihn getan und.... warum sagt er das zu
mir... ich meine, ich wollte doch nur...“ murmelte Seto und seine Stimme brach
wieder. Apathisch lag er auf dem Bett und sah mit seinen tiefblauen und stark
geweiteten Augen auf Joey. Doch er schien ihn gar nicht wahrzunehmen, sondern
blickte förmlich durch ihn hindurch.
„Und jetzt hasst er mich...“ wisperte er leise und rau, während sich seine
Fingernägel in den Nacken krallten.
„Nicht. Nicht! SETO!“ haspelte Joey und zog dessen schon leicht
blutverschmierte Finger von dessen empfindlichen Nacken weg. Abwesend starrte
der Brünette auf seine Finger und schüttelte den Kopf.
„Warum?...Warum ist das alles so passiert?... ich fühle mich so leer... ohne
Mokuba...“ flüsterte er und seine Fingernägel krallten sich wieder tief in
seine Handgelenke, ohne es wirklich zu realisieren.
„Seto! NICHT! Du blutest ja schon!“ schrie der Blonde fast.
#Was ist denn jetzt mit ihm?# fragte er sich panisch. Fest umklammerte er die
geschundenen Gelenke des Brünetten und presste den wie Espenlaub zitternden
Körper an sich.
„Ganz ruhig... ganz ruhig....“ murmelte er Seto ins Ohr und hielt den
zitternden Körper fest in den Armen.
„Warum kratzt du dich denn, Schatz?“ fragte er zögerlich, als sich Seto
halbwegs beruhigt hatte.
„Weil... ich... ich weiß nicht, ich hab mich so leer gefühlt... irgendwie
war alles weg und der Schmerz... hat die Leere in mir vertrieben...“ sagte
Seto und versuchte seine Fassung wiederzufinden.
„Hast du das schon öfter gemacht?“ fragte Joey besorgt, aber keineswegs
vorwurfsvoll.
„Nein.“ Murmelte Seto, sah Joey aber nicht in die Augen, niemals hätte er
zugegeben, dass er sich schon mal gekratzt hatte.
[Ich erinnere an Kapitel 3 ; ) ]
„Ich hab noch nie so die Beherrschung verloren... tut mir leid... ich will dir
wirklich keine Umstände machen...“ meinte Seto reuig und nichts erinnerte
daran, dass er vor wenigen Augenblicken noch so nah an einem Nervenzusammenbruch
stand.
#Das waren fast schon erste Anzeichen eines Borderline- Syndroms... pass bitte
auf dich auf Seto...#
„Schon okay... ist ja nichts passiert, mein Drache... ich liebe dich.“
Wisperte das Hündchen Seto ins Ohr und strich ihm sanft über den Rücken.
„Ich liebe dich auch...“ nuschelte der Brünette müde und ließ sich wieder
tiefer und entspannter in die Kissen fallen, während Joey einen kleinen
Verbandskasten holte und die kleinen Kratzer sofort verarztete.
Keine fünf Minuten nachdem sie sich wieder hingelegt hatten, klingelte es an
der Tür und Joey sah fest auf Seto.
„Das wird Mokuba sein...“ meinte er und setzte sich auf.
„um mir zu sagen, wie sehr er mich hasst...“
„um sich bei dir zu entschuldigen und dich nach Hause zu holen.“ Berichtigte
Joey ihn und ging den Flur.
„Glaub mir, das wird schon.“ Versuchte er den verschreckten Drachen zu
beruhigen, bevor er die Wohnungstür öffnete. Davor stand ein, für sein Alter,
recht großer Junge mit großen, rotgeweinten Augen und sah Joey bittend an.
„Joey...“
„Na komm rein Kleiner.“ Flüsterte der Blonde versöhnlich und schloss Moki
kurz in die Arme. Dann trat Setos Bruder vorsichtig in die Wohnung ein, blieb
aber abrupt stehen, als sein Bruder, noch völlig verstrubbelt, in den Gang
trat. Zitternd ließ sich der Brünette auf den Boden fallen und sah Moki tief
an.
„Nii-san.“ Heulte der schwarzhaarige Wuschel und schlich auf seinen Bruder
zu, der den Blick traurig auf den Boden senkte.
„Es tut mir so leid, ich war so schrecklich zu dir... Nii-san...bitte...“
flehte Moki und sah auf den Größeren, der regungslos auf dem Teppich kauerte.
Er blickte auf Mokubas Füße, während sich der Kleine auf die Knie fallen
ließ.
„Bitte verzeih mir doch Seto... du steckst immer zurück und dann sage ich so
schreckliche Dinge zu dir...“
Endlich hob Seto den Kopf und sah Moki in die Augen, bevor er tief seufzte und
die Augen kurz schloss. Dann öffnete er die Arme ein Stück und blickte seinen
Bruder fest an.
„Und... willst du dich noch von mir knuddeln lassen, Ototo-chan?“ fragte er
brüchig und schon sprang Mokuba in seine Arme und krallte sich schluchzend an
die breiten Schultern.
„Ich liebe dich doch, großer Bruder... entschuldige bitte....“ maunzte er
verheult.
„Aber du musst dich nicht dauernd entschuldigen, jetzt muss ich das mal
machen... es tut mir leid, wenn du dich eingeengt gefühlt hast... ich will,
dass du ein gutes Leben hast und dass du glücklich bist.... ich liebe dich
sehr....“
Nachdem er geendet hatte, strich er dem Jüngeren über den Rücken und schob
ihn ein Stück von sich weg.
„Wenn du zu dieser Fahrt willst, dann lasse ich dich fahren. Ich will doch
nur, dass dir nichts passiert, aber ich darf dich schließlich auch nicht deinen
Freunden vorenthalten... aber...bitte... BITTE pass gut auf dich auf, ja?“
sagte Seto leise und man bemerkte, wie viel Überwindung ihn diese Worte
kosteten.
„Ich pass doch immer auf mich auf...“ schmunzelte Mokuba und setzte sich auf
Setos Beine.
„Das ist gut. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn dir was passiert. Ich
will doch nur, dass du glücklich bist, mein Kleiner...“
Dankbar sah Mokuba ihn an, während man Joey in der Küche aufräumen hörte.
Dieses Gespräch ging ihn wirklich nichts an, also ließ er die Beiden lieber
allein, bis wieder alles in Ordnung war.
„Vergiss aber nicht auch mal selber glücklich zu sein...“ hauchte der
Schwarzhaarige seinem Bruder zu und ließ sich von Setos starken Armen
drücken.
„Versprichst du mir was?“ fragte Seto leise, als er sich mit Mokuba im Arm
aufrichtete. Als er ein leichtes Nicken an seiner Schulter spürte sprach er
weiter.
„Lass uns bitte nie wieder so streiten... wir sind doch Brüder und wir
brauchen uns doch!“
„Du brauchst mich?“ fragte Mokuba verwirrt und sah auf.
Seto hatte doch Joey, da brauchte er ihn doch nicht mehr... was wollte er denn
dann noch mit ihm?
„Natürlich brauche ich dich.“ Meinte der Brünette fest und drehte seinen
Kopf zu Mokis Ohr.
„Du bist meine einzige Familie. Du gibst mir Kraft, wenn es mal hart auf hart
kommt und dafür werde ich dir ewig dankbar sein. Dich kann niemand
ersetzen!“
Erleichtert spürte der Brünette, wie sich sein Bruder noch näher an ihn
schmiegte.
„Können wir jetzt nach Hause gehen?“ Fiebste Moki und versteckte sich
weiterhin bei Seto, anscheinend war ihm das Ganze doch ziemlich peinlich.
Kurz sah Seto zu Joey, doch er sah schon in seinem Blick, dass er überhaupt
kein Problem damit hatte, dass sie jetzt einfach so gingen. Lieb lächelte ihn
das Hündchen an und drückte ihm seinen Mantel in die Hand. Mit einigen Mühen,
da sein Bruder partout nicht von seinem Arm runter wollte, zog er sich die
Schuhe an und ging zur Türe, hörte aber nie auf seinem Kleinen vorsichtig
über den Rücken zu streichen und ihn zu beruhigen. Aus einem Abschiedskuss
wurde dann leider auch nichts, da war Mokuba doch im Weg, also hauchte der
Blonde einen Schmetterlingskuss auf die Wange seines Drachens und drückte die
große Hand einmal liebevoll, bevor er die Tür öffnete und sich leise von
Mokuba verabschiedete. Eine leise Erwiderung später war Seto aus der Wohnung
getreten und schritt langsam den Gang entlang. Leise hörte Joey noch ihre
Stimmen und lehnte sich am Türrahmen an.
„Was hast du denn im Nacken gemacht?“ fragte Moki leise und strich über die
kleinen Pflaster.
„Nichts... nur aufgeschürft, mach dir mal keine Sorgen....“ war das Letzte,
was Joey hörte, bevor er die Türe schloss und es still in der Wohnung wurde.
#Um Moki mach ich mir keine Sorgen, wenn die sich wieder streiten sollten, aber
Seto hat nicht die stabilste Psyche. Wer hätte gedacht, dass er so ein
sensibler, feinfühliger Mensch sein kann?#
[So... der Rest von diesem Kapitel ist schon etwas älter.... um genau zu sein,
war es das erste, was ich jemals zu dieser FF geschrieben habe... >.< auch
wenn’s schon leicht überarbeitet ist, an manchen Stellen gefällts mir nicht
so, also seid bitte nicht so streng... thx XP]
Es war Spätfrühling und es waren Osterferien, als ein junger, gutaussehender
Geschäftsmann aus dem Fenster sah und sich die verspannten Schultern rieb. Er
wirkte geschafft und überarbeitet, doch gelang es ihm seine Müdigkeit so gut
wie möglich zu überdecken und hinter seiner Maske zu verstecken. Dennoch, die
Augenringe unter seinen eisblauen Augen mit den dunklen Wimpern, die konnte er
nicht vertuschen. Vor der verspiegelten Glastüre herrschte geschäftiges
Treiben und lautes Tippen, Klackern, Rufen und Rascheln drang an Setos Ohr. Die
Kaiba-Corp. war geschäftig... so wie er... so wie immer. Wie gerne hätte er
jetzt Ruhe, für nur zwei wundervolle Minuten., doch das war ihm leider nicht
vergönnt. Er sah wieder hinaus aus dem großen Fenster und seufzte zum
wiederholten Mal. Der wolkenverhangene Himmel hellte seine Laune auch nicht
gerade auf. Feine Regenspuren bildeten sich auf der Scheibe und er schloss
erschöpft die Augen. Seit zwei Wochen arbeitete er nun schon ununterbrochen.
Zum Glück hatten die Ferien begonnen, da musste er sich wenigstens nicht mit
der Schule rumschlagen. Es war sowieso unsinnig und absolut unnötig. Er saß
jeden verdammten Tag auf diesem harten Holzstuhl und bekam Wissen vorgesetzt,
das er schon längst hatte. In Informatik hatten sie vor einiger Zeit E-Mail
Adressen angelegt. Er hatte mindestens zwanzig davon, wenn das überhaupt
reichte. Kein Hacker hatte es je geschafft sein Sicherheitssystem zu überwinden
und dann musste er sich von inkompetenten Lehrkräften das Internet erklären
lassen. Aber nein, er durfte das Abitur nicht einfach so schreiben.
Was für eine unglaubliche Zeitverschwendung.
Von dem Schaden an seinen Nerven mal ganz zu schweigen.
Seto lenkte seine Gedanken zu einem anderen Thema. Er schrieb gerade an einem
revolutionären Programm. Eigentlich war es nur eine Spinnerei gewesen, bis der
Brünette gemerkt hatte, wie genial seine Idee eigentlich war. Das Programm
würde seine Firma zur weltweiten Nummer eins machen, nun ja, eigentlich war er
das ja schon, aber so konnte ihn absolut niemand mehr gefährden. Ein
flüchtiges Lächeln stahl sich auf das sonst so unbewegte Gesicht des Chefs der
Kaiba-Corp. Dann dauerte es bestimmt nicht mehr lange und er würde sein Ziel
endlich erreichen. Sein Triumph über Gozaburo war nun nicht mehr unerreichbar,
sondern schon fast zum greifen nah. Er würde es schaffen, endlich besser in der
Firmenführung zu sein... Seine einzige Chance von seiner Vergangenheit
loszukommen. Das Lächeln gefror jedoch augenblicklich, als die Tür aufgerissen
wurde.
Was für eine Frechheit!
Selbst sein Stellvertreter Alex Lancet, ein gebürtiger Amerikaner, klopfte
kurz, bevor er eintrat um einen riesigen Stapel Akten und Verträge auf Setos
Schreibtisch zu platzieren oder mit ihm zum nächsten Meeting zu gehen.
Aber er konnte sich schon denken, wer ihn da wieder störte.
Und er behielt Recht.
Wie immer.
Dieter Krick stand in seiner Tür. Ein mittelgroßer, ungefähr 25-jähriger
Mann mit schütterem Haar und einer Brille, die moderne Menschen nur aus
schlechten Vierziger-Jahre Filmen kannten. Er arbeitete seit einer Woche bei der
Kaiba-Corp und hatte schon zwei Kaffee verschüttet, einen wichtigen Vertrag
geschreddert und eine Akte verlegt.
Keine gute Bilanz.
„Äh, äh.....“
Seto konnte sich einen Seufzer nicht verkneifen und das obwohl er sich doch
sonst so gut unter Kontrolle hatte.
„Ich...ich...“,Dieter setzte noch einmal an.
„Ich soll ihnen von Herrn Lancet diese Akten bringen, er benötigt ihre
Unterschrift.“ Dieter legte die Akten vorsichtig auf den Schreibtisch, drehte
sich ungelenk um und blieb dann unschlüssig stehen. Er legte den Kopf leicht
schief und drehte sich mit einem
ich-lecke-ihre-Schuhe-wenn-sie-es-wünschen-Blick zu seinem Chef um.
Der Mann war einer der wenigen Menschen, die es schafften die Laune von Seto
Kaiba nur mit ihrem Anblick unter den Nullpunkt zu jagen.
„Was ist denn noch?“, fauchte der Drache gereizt.
„Soll ich ihnen einen Kaffee-.“
„Nein! Wenn ich einen Kaffee will werde ich mir einen holen. Und jetzt
verlassen sie bitte mein Büro! Sie sehen doch, ich habe zu arbeiten.“
zischte Seto seinen Angestellten an.
Dieser stolperte rückwärts aus dem modern eingerichteten Büro und schloss
hastig die Tür.
# Warum hat Alex nur so einen Arschkriecher eingestellt? Und warum gebe ich
jedem Angestellten zwei Monate Bewährungszeit bevor ich ihn rausschmeiße?#
Während er sich selbst verfluchte, unterschrieb er schnell die Verträge, die
ihm der Amerikaner hatte bringen lassen. Kaum war er damit fertig, fuhr er mit
seinem Sessel zum PC und schrieb das Programm weiter. Nur er kannte es in voller
Länge, selbst Alex hatte nur Ausschnitte gesehen. Doch es würde alles
revolutionieren. Es war eine Software, die alles beschleunigte.
Satellitenbilder, die Wochenlang übertragen wurden, brauchten nur noch wenige
Stunden, Daten die Stunden, ja Tagelang übermittelt wurden, waren innerhalb von
Sekunden am Bestimmungsort. Das Internet konnte von er ganzen Welt benutzt
werden, ohne dass es die kleinste Verzögerung gab. 3-D Bilder und Hologramme
waren bald an jedem PC möglich. Einfach genial.
Und es würde Geld bringen.
Viel Geld und eine Menge neuer Geschäftspartner.
Das Patent würde er auch gleich anmelden lassen, sobald er fertig war und es
war fast geschafft.
Die Idee war ein echter Geniestreich.
Nun, sie war eines Seto Kaibas würdig.
Seine langen, schmalen Finger flogen über die Tastatur. Zwei Stunden später
kamen sie wieder zum Stillstand. Völlig erschöpft lies sich der junge
Firmenchef in seinen Sessel zurücksinken. Seine Hände fuhren über sein müdes
Gesicht und durch seine vollen, schokobraunen Haare. Sein Gesicht verzog sich
unter Schmerzen und er stützte seinen Kopf auf den Händen ab, die Ellenbogen
auf dem Tisch.
#Mann, hab ich Kopfschmerzen.#
Er rieb sich mit der Hand über die Augen, während er mit der Anderen nach
seinem Telefon tastete. Der Brünette drückte auf die Kurzwahltaste neben der
Joeys Name stand und wartete. Das Tuten, das keine zwei Sekunden später zu
hören war, lies Seto zusammenzucken und er wartete geduldig bis sein Liebling
endlich ans Telefon ging.
**
Unser Blondchen lag gerade auf seinem Bett, hatte sich in seine Decke gekuschelt
und langweilte sich. Seine Haare hingen verstrubbelt in das schöne Gesicht und
ein absolut angeödeter Blick glitt durchs Zimmer. Er wusste ja, dass dieses
blöde Programm fertig werden sollte, aber das war einfach zu viel. Seto hatte
die letzten Nächte durchgearbeitet und war selbst am Telefon kaum bis gar nicht
ansprechbar gewesen.
#Liegt ihm nichts mehr an mir? Ist es ihm denn egal, ob wir uns sehen oder
nicht?# Seufzend und deprimiert vergrub der Blonde sein Gesicht in einem Kissen
und rührte sich nicht mehr. Wenig später wurde die Stille von einem schrillen
Klingelton durchbrochen. Joey hob seinen Kopf ruckartig und sah zu seinem
Nachttisch. Sein Handy leuchtete und es war eindeutig Setos Nummer auf dem
Display zu sehen. Schnell grabschte er nach dem kleinen, vibrierenden Ding und
nahm das Gespräch an.
„Hallo mein Drache.“
„Hallo mein Hündchen...“
Setos Stimme klang übermüdet. Joey machte sich so langsam wirklich Sorgen.
„Wie geht’ dir?“, fragte er deswegen besorgt.
„Muss gehen...“ nuschelte sein Schatz in den Hörer.
„Eigentlich hab ich angerufen, weil ich dich was fragen wollte.“ Eine kurze
Pause entstand, Seto schien mit sich zu kämpfen.
„Joey? Kannstu bitte in der Firma vorbeikommen?“ war Setos müde und
bittende Stimme aus dem Telefon zu hören.
Joey war echt überrascht. Er hatte die letzten zwei Wochen immer wieder gefragt
ob er ihm helfen sollte oder in die Firma kommen sollte und war jedes Mal
abgewiesen worden.
Also musste Seto bestimmt am Ende sein, schlussfolgerte er.
„Klar. Ich komme und greif dir ein bisschen unter die Arme. Ich kann ja Akten
durch die Gegend schleppen oder so.“
„Oder du könntest mir Gesellschaft leisten... Ich fühl mich nicht so
besonders.“
Jetzt schlugen bei Joey sämtliche Alarmglocken an. Wenn Seto so etwas sagte,
dann stand er wohl kurz vorm Zusammenbruch.
„Seto? Du machst jetzt ne Pause und ich bin in zehn Minuten bei dir.
Kapiert?“
„Danke. Hey,... ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch, du elender Workaholic.“ Entgegnete der Blonde
liebvoll, jedoch mit einem leicht tadelndem Unterton.
Dann war nur noch Tuten in der Leitung zu vernehmen. Joey sprang aus dem Bett
warf sich in seine Klamotten und war nach zwei Minuten, die er im Badezimmer
verbracht hatte auch schon auf dem Weg zu dem riesigen Wolkenkratzer von dem das
Zeichen der Kaiba-Corp. auf ihn hinunterblickte.
**
Seto hatte sich zurückgelehnt und wartete auf sein Hündchen. Der Regen
prasselte an die Scheiben, denn das Wetter war wirklich nicht so besonders gut.
Hier, im achtzigsten Stock, pfiff der Wind heftig um das Gebäude und wenn man
die Augen schloss konnte man das Wetter förmlich fühlen. Der Firmenchef
schloss die Augen, die vom vielen arbeiten am PC schon brannten.
#Wenigstens um Moki muss ich mir keine Sorgen machen. Der ist ja seit einer
Woche im Ferienlager.#
Seto hatte seinen kleinen Bruder nur schweren Herzens fahren lassen,
schließlich war die Welt für einen jungen Kaiba nicht ganz ungefährlich. Doch
erstens konnte er ihn ja nicht vor allem beschützen und zweitens wollte er sich
auch nie wieder so mit seinem Bruder streiten. Niemals wieder.
So drifteten seine Gedanken langsam ab, während er wartete.
Joey betrat gerade den Wolkenkratzer und nahm den Aufzug in den 80. Stock,
nachdem er die verschiedensten Sicherheitsbereiche passiert hatte. Er hatte
einen Ausweiß von Seto, also ging das sehr schnell und ohne großes Warten.
Normalerweise wurde man gefilzt, überprüft und gemeldet, doch Joey wurde dank
des Ausweises einfach reingelassen, nachdem man ihn registriert hatte. Er
schritt durch das Großraumbüro in dem unzählige Angestellte saßen und in
einem unglaublichen Tempo arbeiteten. Überall wurde kopiert, getippt,
telefoniert oder anderen Arbeiten nachgegangen. Dazwischen wuselte Alex Lancet
und rief Anweisungen durch die Gegend oder bekam Akten und Verträge von allen
Seiten in die Hand gedrückt. Eine kurze Geste und ein Lächeln in Richtung Joey
und schon war er wieder verschwunden.
#In der Firma schläft wohl nie einer.#
Joey ging auf Setos Bürotür zu. In die Verspiegelung waren die Initialen
seines Drachens eingraviert.
SK.
„Halt!“
Er wurde zurückgerufen, als er die Tür zu Setos Büro öffnen wollte.
„Wo wollen sie denn hin?“
Und wer war es?
Genau.
Dieter Krick.
„Ich will zu Herr Kaiba. Sieht man doch.“ Sagte Joey verblüfft und musterte
seinen Gegenüber.
„Er sagte aber, dass er nicht gestört werden will. Und ich würde ihnen
raten, dass auch zu befolgen!“ bekam er nur frostig an den Kopf geworfen.
„Lassen sie das mal schön meine Sorge sein. Tschüüüs!“
Dann drehte er sich um und ging in Setos Büro.
Dieter lies er stehen wie bestellt und nicht abgeholt, doch das kümmerte ihn
nicht im geringsten. Als Joey eintrat bot sich ihm ein Anblick, der wirklich
angsteinflössend und sehr besorgniserregend war. Seto saß abgespannt und mit
zurückgelegtem Kopf in seinem Sessel umgeben von Dokumenten, Verträgen, Akten,
Karteikarten, Zetteln und anderem Kram. Joey trat nah vor seinen Drachen bis
ihre Gesichter nah voreinander waren. Der junge Firmeninhaber hatte ihn nicht
bemerkt, also flüsterte er leise: „Seto?“ Seto schlug die Augen auf und
schlang, als er seinen Freund erkannt hatte, ohne ein Wort zu sagen die Arme um
den Nacken des Anderen. Dann vergrub er sein Gesicht in Joeys Halsbeuge und
schmiegte sich an.
#Wenn er so verschmust ist, dann geht’s ihm wohl echt nicht so super....#
Ein erschöpftes Seufzen kam von Joeys Drachen, als das Hündchen ihn umarmte
und auf den Boden zog. Seto saß jetzt auf Joeys Schoß und klammerte sich
förmlich an ihn.
„Ich hab solche Kopfschmerzen...“ nuschelte Seto brüchig in Joeys
Halsbeuge.
„Meine Güte, ich hab schon Leichen gesehen, die gesünder ausgesehen haben
als du!“ kam es tadelnd und doch besorgt von dem Blonden.
Joey trug seinen Schatz mehr schlecht als recht zum Sofa und setzte ihn
vorsichtig ab. Dann ging er kurz raus und sah Dieter gerade vorbeigehen. Er
winkte ihn eilig her.
„Hey, sie da. Holen sie mal bitte ein Aspirin, Set-, äh Kaiba hat starke
Migräne.“
Dieter ging mit geducktem, schiefgelegtem Kopf und seinem Rattenblick auf den
Blonden zu.
„Kennst du unseren Chef etwa persönlich?“ fragte er lauernd, da ihm Joeys
Versprecher nicht entgangen war. Joey sah ihn überrascht an.
#Was will der denn von mir? Der.. nein.... der steht doch wohl nicht auf Seto?#
„Was geht sie das an? Und jetzt holen sie das Aspirin oder haben sie mir nicht
zugehört? Ich glaub nicht, dass ihr Chef froh darüber wäre, wenn ich ihm
sage, dass sie sich nicht bewegt haben um sein Aspirin zu holen.“
Dieter schlurfte los, aber nicht ohne Joey mit kritischen Blicken zu mustern.
Dieser ging kopfschüttelnd wieder ins Büro und stellte sich besorgt hinter
Seto.
„Dich kann man echt nicht alleine lassen. Ist dir deine Gesundheit denn so
egal?“
Dann öffnete er den obersten Knopf des Hemdes und fing an Setos Schultern
vorsichtig zu massieren.
#Kein Wunder, dass du solche Kopfschmerzen hast, bei den Verspannungen.#
„Danke...“
„Heute Nacht schläfst du in deinem Bett, kapiert? Und zwar nicht nur ein oder
zwei Stunden. So geht das nicht! Du bringst dich noch um!“ versuchte Joey
wenigstens ein wenig sauer auf seinen Drachen zu sein, mal wieder nur mit wenig
Erfolg.
Joeys geübte Finger kreisten auf Setos verspannten Muskeln und lockerten sie so
wenigstens ein bisschen.
Seto nuschelte: „Aber nur wenn du da auch schläfst...“
Ein leichtes Grinsen war auf Setos roten, schmalen Lippen zu erkennen, denn er
liebte es nun mal, neben seinem Hündchen einzuschlafen.
„Klar, ich muss ja aufpassen, dass du nicht wieder arbeitest.“ Flüsterte
der Blonde in Setos Ohr. Wieder war ein leises, gepeinigtes Stöhnen vom Inhaber
der Kaiba-Corp. zu hören.
„Was ist?“ fragte sein Hündchen.
„Mein Kopf...“ jammerte der Brünette mit geschlossenen Augen und hatte
anscheinend nichts dagegen sich ein bisschen von Joey umsorgen zu lassen, was er
aber warscheinlich niemals zugegeben hätte.
Joeys Hände wanderten zu den Schläfen und massierten dort sorgfältig weiter.
„Jahhhh. Genau da. Mhhhhm.“
Seto genoss es sichtlich von Joey verwöhnt zu werden und lehnte sich entspannt
zurück. Die Tür wurde leise geöffnet und Dieter trat ein. In seiner Hand war
ein Glas Wasser und eine Schachtel Aspirin +C.
[Schleichwerbung! Vorsicht!!!!! XD]
Joey stockte und hielt schließlich inne.
„Mach weiter.... bitte“ forderte sein Drache unwillig und griff nach Joeys
Händen um sie wieder an seine Schläfen zu führen. Also begann Joey von Neuem
Seto zu massieren.
Dieters Blick blieb an dem geöffnetem Hemd des Drachens hängen und dieser
verschlingende Blick gefiel Joey gar nicht.
#Hey, du Arsch. Hör auf meinen Drachen mit deinen Blicken auszuziehen! Erstens
mag ich das ganz und gar nicht und zweitens mag Seto das noch weniger!#
Joey wurde richtig sauer und tötete den Widersacher mit seinen Blicken. Seto
war eindeutig sein Revier, da hatte niemand so zu gucken! Ein bewundernder Blick
okay... das fand er toll, aber das ging ihm echt zu weit. Der Brünette bekam
davon nichts mit, da er die Augen geschlossen hatte und versuchte, dass dumpfe
Pochen aus seinem Kopf zu verbannen. Dieters Blicke wanderten über den gesamten
Körper seines Chefs. Kopf, Hals, Schultern, Oberkörper, Unterleib, Beine....
Spätestens bei den Bauchmuskeln wurde es Joey zu bunt.
#Jetzt schau mal genau hin. Was du nur in Gedanken tust werde ich jetzt machen.#
Mit einem Grinsen Richtung Dieter Krick ging Joey in die Knie, legte sein
Gesicht mit der Wange an Setos und fuhr mit seinen Fingern über den flachen
Bauch seines Drachens. Er konnte zwar spüren, wie sich Seto leicht anspannte,
also fuhr er nur ganz leicht über den schlanken Körper.
Dieter stellte das Glas mit einem Knall auf den Tisch. Seto schreckte hoch,
schloss die Augen aber gleich wieder um nicht mit dem Anblick seines
inkompetenten Angestellten konfrontiert zu werden. Der Störenfried ging langsam
hinaus und schoss mordlüsterne Blicke zu Joey. Dieser sah ihm grinsend
hinterher und warf die Tablette ins Wasser, wo sie sich auch sofort zischend und
blubbernd auflöste. Er gab Seto das Glas in die Hand. Kaum hatte der Brünette
das Gefäß mit der sprudelnden Flüssigkeit in der Hand, trank er es in einem
Zug leer.
„Soooooo, und jetzt ist EINE STUNDE Pause angesagt.“
„Aber...“
Joeys Hand schoss blitzschnell in den empfindlichen Nacken seines Setos und
begann ihn dort zu kraulen.
„Kein Aber, mein Drache...“ raunte er.
Setos Kopf legte sich nach hinten und er öffnete leicht den Mund. Doch anstatt
einer Erwiderung kam nur ein leises Seufzen über seine Lippen. Dann entspannte
sich sein Körper, seine Augen wurden fast gänzlich geschlossen und er fiel
nach ein paar Minuten in einen erholsamen Dämmerzustand.
#... das ist unglaublich süß! Ich liebe diese empfindliche Stelle in seinem
Nacken....es ist zwar nicht besonders nett das auszunutzen, aber Seto muss man
manchmal zu seinem Glück zwingen.#
Regelmäßiger Atem drang an sein Ohr und er löste sich von seinen Gedanken.
Seto lag auf dem Sofa, den Oberkörper entspannt an sein Hündchen gelehnt und
warscheinlich so relaxt wie selten. Joey hatte ihn zwischen seine Beine gelegt
und Setos Kopf zu sich gedreht, damit der Brünette wenn er aufwachte sofort
wusste, dass es Joey war, der ihn da in den Armen hielt. Schließlich wollte er
den Drachen an seine Nähe gewöhnen und ihn nicht verschrecken. Setos Arme
lagen locker neben ihm und seine Beine waren leicht angewinkelt. Doch es
vergingen nur wenige Minuten in trauter Zweisamkeit, da riss Dieter schon wieder
die Bürotür auf und trat mit ein paar Akten ein. Völlig entgeistert sah er zu
seinem Chef und sein Unterkiefer schien ins Bodenlose zu fallen. Er drehte eine
Runde um das Sofa und wurde dabei von Joeys genervtem Blick begleitet. Die eine
Hand des Blonden kraulte sanft den Nacken seines Drachens, der auf einmal so
verschmust war, was Joey aber keinesfalls störte. Vielmehr genoss er es,
schließlich entschädigte ihn das für die letzte Zeit, die Seto ja nur mit
seiner Arbeit verbracht hatte. Die andere Hand lag auf der Brust des Brünetten
und markierte somit Joeys Revier.
„Sollten wir nicht einen Arzt rufen? Herr Kaiba sieht nicht gut aus.“ Fragte
Dieter leise.
#Nein, das ist mir ja noch gar nicht aufgefallen.# stöhnte der Blonde in
Gedanken.
[Huch? Ironie? Sarkasmus? bei Joey? o.O ...Oh mein Gott! Was tue ich hier! XD]
Joey verzog genervt das Gesicht und rollte mit den Augen.
„Er hat ja auch die letzte Zeit fast durchgearbeitet und es ist nicht leicht
hier alles am laufen zu halten. Da ist es doch vollkommen normal, dass er
völlig übermüdet ist, oder?“ entgegnete er genervt und fuhr mit seiner Hand
durch Setos Haare.
#Und jetzt verpiss dich, du elender Störenfried, bevor du Seto weckst und er
dich in Scheibchen schneidet.#
Seto schien glücklicherweise wirklich im Reich der Träume angekommen zu sein,
denn sein Atem ging langsam und seine Augen waren entspannt geschlossen, also
musste sich Joey darum noch keine Sorgen machen. Dieter kam in seiner
rattenähnlichen Art näher und blieb an der Sofalehne stehen.
„Kennst du den Chef denn gut?“
Er machte eine weit ausladende Geste, die wahrscheinlich auf Joeys Hände deuten
sollte, die ihre Standorte nicht geändert hatten und es in den nächsten
Minuten auch nicht vorhatten.
„Ja, wir stehen uns näher, auch wenn es sie nichts angeht.“ Meinte Joey
grinsend.
#Und wie nah! Da kommst du nicht mal in tausend Jahren hin.#
In Dieters Augen leuchtete die pure Eifersucht und eine Hand ballte sich zur
Faust. Dann verschwand er wieder und Joey hatte endlich Zeit seinen Drachen zu
bewundern. Die sonst so blauen Augen, die jedes mal aufs neue erstaunlich waren,
auch wenn man glaubte sie zu kennen. Jetzt lagen jedoch die Lider auf den
eisblauen Pupillen und verschlossen sie entspannt. Die langen, dunklen Wimpern,
die schöne Nase, der schmale, rote Mund... Ein absolutes Meisterwerk... Er
stach jedes Model um Längen aus, fand der Blonde und seufzte. Das war mit dem
muskulösen und athletischen Körper auch kein Wunder. Joeys Arm hob sich
automatisch und seine Finger fuhren vorsichtig über Setos Gesicht. Wie wenn er
Angst hätte, dass er etwas kaputt machen könnte. Seine Hand wanderte weiter zu
den halblangen, schokobraunen Haaren, die sein Gesicht umrahmten.
#Er ist wirklich mehr als eine Sünde wert....#
Seto fuhr sich oft mit einer leicht eitlen Geste durchs Haar um seine Frisur
zurecht zu rücken. Jetzt hingen einige Strähnen wirr in sein Gesicht und Joey
strich sie sanft und liebevoll nach hinten. Dann griff er in das volle, seidige
Haar und vergrub sein Gesicht darin.
#Und den darf ich wirklich behalten?..... das Leben ist echt schön...#
Die Verspiegelung der Glaswände war ein einer Stelle unterbrochen( Dieter hatte
eine Tasse fallen lassen, war beim aufsammeln der Scherben ausgerutscht und
hatte mit dem Ellenbogen ein Stück aus der Verspiegelung rausgeschlagen. Die
Stelle war aber klein genug, dass es noch niemand bemerkt hatte.) und dort stand
Dieter und starrte ins Büro seines Chefs. Aus diesem Blickwinkel sah er aber
nur die Rückseite des Sofas und die Köpfe von diesem Joey und von seinem
gutaussehenden Chef. Jetzt streckte er seinen Hals um etwas sehen zu können und
beobachtete jede von Joeys Bewegungen mit zusammengekniffenen Augen.
#Wenn der Chef aufwacht dann schmeißt er diesen Typen achtkantig raus. Und wer
wird da sein um ihn wieder zu beruhigen und ihm zu helfen, wenn er diesen
Komiker vor die Tür gesetzt? Ich! Dann wird mir mit Sicherheit dankbar sein.
Muhahahahaha Hoffentlich wacht er bald auf, ich ertrage es nicht das dieser,
dieser TYP meinem Chef so nah sein kann.#
Dieter kochte vor Wut und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Doch es kam
anders als er es sich erhoffte.
Seto erwachte langsam unter Joeys Streicheleinheiten und er drückte seinen Kopf
grummelnd noch näher an seinen Schatz. Bei Umarmungen hatte er keine
Berührungsängste mehr und auch Küsse waren kein größeres Problem... nur
manchmal zuckte er noch zusammen, jedoch ohne, dass es von Joey bemerkt werden
würde. Dann drehte er sich in Joeys Umarmung um und legte sich mit seinem
ganzen Gewicht auf den Kleineren, damit dieser nach hinten auf das Sofa
zurücksank. So waren sie unbewusst aus Dieters Blickfeld verschwunden, der es
einfach nicht fassen konnte. Sein Chef hatte nichts unternommen, rein gar
nichts.
NEIN!
Er war auch noch darauf eingegangen. Aber er würde ihm schon noch zeigen,
welche Qualitäten er hatte.
Wütend stapfte Dieter davon und ging seiner Arbeit nach.
Seto lag zwischen Joeys Beinen und stützte sich leicht ab, damit er nicht auf
dem Blonden lag, während er den Hals seines Schatzes mit Küssen und Bissen
liebkoste.
Seto Kaiba das All-around-Genie. Der Alleskönner.
#Seto..... hör auf... ich will nicht, dass das so ausartet... sonst gehen wir
zu weit für dich...#
Das erste Seufzen entwich Joeys Lippen und Seto grinste in den Kuss, den er
gerade auf Joeys Hals platzierte ohne zu wissen, was er da anrichtete. Gerade
als er sich über Joey beugte um seine Lippen zu liebkosen, klopfte es an der
Türe. Die Beiden sprangen elektrisiert auseinander und Seto rief den
Störenfried herein. Es war Alex, der die Verträge abholen wollte. Der
Brünette stand seufzend auf und reichte sie ihm. Der Blonde saß auf dem Sofa
und versuchte seinen Blutdruck, den Seto hochgetrieben hatte, auf Normalmaß zu
bringen, was ihm aber nicht so ganz gelingen wollte.
„Wie weit bist du?“, fragte der gebürtige Amerikaner und wies mit einer
Kopfbewegung zum PC.
„Noch ungefähr eine Stunde, dann bin ich fertig. Willst du einen Blick
reinwerfen?“
Alex bejahte diese Frage natürlich und setzte sich neugierig neben den
Brünetten, der die diversen Passwörter eingab. Dann lehnte er sich grinsend
zurück und sah zu, wie Lancets Blick von Verständnislosigkeit zu
Ungläubigkeit und dann zu Bewunderung wechselte, bis er sich kreidebleich
zurücklehnte.
„Und?“ wollte Seto seine Meinung hören.
„Und? Das... das ist mehr als genial, das... das...“
Unfassbar aber wahr. Alex hatte es die Sprache verschlagen.
„Wenn du dafür das Patent angemeldet hast, können alle, die hier arbeiten,
einpacken und ewig von dem Geld leben, was das hier bringt.“
„Yep. Auch wenn wir das natürlich nicht tun werden.“
Seto beugte sich wieder über seinen Rechner und schrieb weiter, während Alex
ungläubig den Kopf schüttelnd das Büro verlies.
„Joey? Schatz?“
„Jaha.“ Meldete sich der Angesprochene verliebt.
„Kannst du mir nen Kaffee holen?“ fragte Seto lieb und sah bittend zu Joey.
„Klar. Schon unterwegs, mein Drache. Aber nur ausnahmsweise“
Joey schlenderte raus ins Großraumbüro und trabte mit Setos Tasse zum
Automaten.
Ein schwarzer Kaffee, wie immer, auch wenn Joey ihn so langsam zum Milchkaffee
bekehrte, aber heute brauchte der Brünette wohl doch seinen geliebtes schwarzes
Gift.
#Dieses pure Zeug ist einfach nichts für seine Nerven.#
Während die braune Flüssigkeit mit einem Brummen aus der Maschine floss, kam
Dieter auf ihn zu und kippte natürlich „aus Versehen“ eine Tasse Kaffee
über Joeys weißen Wollpullover.
„Oh. Entschuldige.“ Grinste Dieter ihn an. Joey sah perplex in das feixende
Gesicht und ballte die Hände zu Fäusten.
“Hey! Was sollte das?” giftete er den Älteren an.
Dieter trat an ihn heran und zischte. „Dein Seto gehört schon bald mir...“
#Hatte ich also recht mit meiner Vermutung.# dachte der Blonde grimmig.
„Wovon träumst du eigentlich nachts?! Nie im Leben!“ Gab er patzig
zurück.
„Das werden wir ja sehen.“
Dieter drehte sich um und ging feixend.
#Du willst Krieg? Du kriegst Krieg! Seto ist meins, du Schwachkopf!#
Dann grabschte er nach dem Kaffee und ging fluchend zurück, während er
versuchte die braunen Flecken aus seinem Pulli zu kriegen. Er drückte die Türe
auf und reichte Seto den Kaffee, als er wieder bei ihm angekommen war.
„Danke.“
Er wollte gerade einen Schluck trinken, ließ die Tasse aber wieder sinken, als
er einen Blick auf Joey geworfen hatte. Verblüfft sah er den Blonden an.
„Was hast du denn gemacht?“ fragte er belustigt.
„Kaffee verschüttet...“ nuschelte sein Gegenüber nur ausweichend.
#Ich werde dich nicht bei Seto verpetzen, du Arsch. Das regeln wir
untereinander.#
Seto stand in der Zwischenzeit auf und nahm kopfschüttelnd seine Schlüssel.
Dann schloss er eine Schublade an einem der vielen Regale auf und zog einen
seiner Lieblingspullis raus.
„Ich hab hier ein paar Klamotten, falls ich mal wieder länger arbeiten muss
und was Neues brauche. Zieh den an.“, erklärte er und legte den Schlüssel
zurück auf den Schreibtisch.
Er ging zu Joey und reichte ihm den wunderschönen, weichen Kaschmirpulli in
blau. Nachdem Joey sein Gesicht darin vergraben hatte und den Geruch seines
Drachens, der noch daran haftete, eingeatmet hatte, zog er sich seinen
verdreckten Pulli über den Kopf. Er stand jetzt mit nacktem Oberkörper in
Setos Büro. Das Hündchen wollte sich gerade wieder anziehen, als er eine Hand
spürte, die sanft und vorsichtig über seine Haut fuhr. Ganz langsam und schon
fast schüchtern tasteten sich die Fingerkuppen über die samtene Haut seines
Rückens und trotzdem jagte er Joey kleine Blitze durch den Körper. Jede
Nervenfaser wurde von diesem warmen Gefühl durchflutet, während Joey da stand
wie eine Salzsäule. So eine Atmosphäre war noch nie zwischen ihnen
entstanden...
Und mit Sicherheit wusste Seto genauso wenig wie der Blonde, wie er sich
verhalten sollte. Langsam kam wieder Leben in den etwas Jüngeren und er tastete
nach Setos anderer Hand, die nicht damit beschäftigt war über seinen Rücken
zu streichen. Seto trat einen Schritt näher an den Blonden heran und Joey schob
seine Finger zwischen Setos.
Dann spürte er heißen Atem an seinem Ohr.
„Hündchen.... weißt du eigentlich, wie wunderschön du bist?.....“
Eine leichte Röte legte sich über Joeys Gesicht und er schloss die Augen
seufzend.
Das hatte er doch schon des öfteren von anderen Leuten gehört, warum reagierte
er jetzt so darauf?
„Danke...“ hauchte er leise und bemerkte erst jetzt, dass der Pulli aus
seiner Hand gerutscht war und sich um seine Füße zu einem kleinen Häufchen
aufbauschte.
„Wofür bedankst du dich?“ fragte der Brünette genauso leise um die
unbekannte Stimmung nicht zu zerstören.
„Na für das Kompliment.....“
Ein leises Glucksen kam als Antwort und Seto hörte nicht mit seiner liebevollen
Behandlung auf.
„Du kannst mir doch nicht erzählen, dass du das nicht schon x-tausend -mal
gehört hast.“
„Doch... aber bei dir bedeutet es mir sehr viel mehr....“
Jetzt war es an Seto rot zu werden und er hauchte einen kleinen Kuss in den
Nacken seines Freundes.
„Du weißt gar nicht wie sehr ich dich in den letzten Tagen vermisst habe.....
entschuldige, dass ich so wenig Zeit hatte und so unfreundlich war.“ Sagte der
Brünette leise und man merkte, dass es ihm nicht leicht fiel diese Worte
auszusprechen.
#Meine Nähe hat ihm also doch gefehlt und ich hatte schon Zweifel. Wie dumm von
mir...#
Langsam drehte sich der Blonde um und fuhr mit seiner Hand über Setos Hals, um
sie dann auf dessen Schulter ruhen zu lassen.
„Schon okay.... ich kann dir sowieso nicht lange böse sein, also lasse ich es
lieber gleich!“
Nur wispernd kamen diese Worte bei Seto an und trotzdem reichte es um die blauen
Augen zum leuchten zu bringen. Der Brünette zog sein Hündchen noch ein Stück
näher zu sich und verteilte schüchterne Schmetterlingsküsse auf dessen
Gesicht. Ein glückliches Lächeln haftete schon seit geraumer Zeit auf Joeys
Lippen und er schoss unter dieser zärtlichen Behandlung zum wiederholten Male
die Augen.
#Seto hat solche Angst davor und ist in Liebesdingen trotzdem so unglaublich....
so wunderbar sanft und liebevoll.... vielleicht ja gerade deswegen?#
Joey konnte wirklich nur Mutmaßungen anstellen, doch das wollte er in dieser
Sekunde gar nicht. Zu sehr flatterten die Schmetterlinge in seinem Bauch und
nahmen seinen Verstand mit auf die Reise. Nur noch die sanften Lippen und die
samtenen Fingerkuppen auf seiner Haut waren da..... es war, wie wenn Joey in
eine ihm völlig fremde Welt eingetaucht wäre...
Langsam öffnete er die Augen und sah in Setos blaue Iriden. Und da geschah es
schon wieder. Sein Herz setzte aus und er wurde von diesen Seelenspiegeln
gefangen ohne dass er sich dagegen wehren konnte. Noch nie hatten Setos Augen so
gebrannt. Die beiden blauen Meere schienen zu lodern und hielten ihn in einem
Strom aus Feuer, Eis und Liebe gefangen.
„Seto....“
Seine Stimme war nicht mehr als ein leises Wispern gewesen und er schlang die
Arme um den Hals seines Drachens. Er hatte nicht lange darüber nachgedacht, so
wie er es sonst immer tat. Nein, diesmal hatte er einfach aus einer Intuition
heraus gehandelt. Vorsichtig beugte er sich nach vorne und flüsterte leise drei
geliebte Worte in Setos Ohr.
Genauso leise kam die liebevolle Erwiderung und endlich trafen sich ihre Lippen
zu einem kleinen Kuss. Immer und immer wieder legten sich die Lippen
aufeinander, nicht weil sie mit Erregung erfüllt waren, sondern nur, weil sie
einander liebten.
Die schöne Stimmung wurde jedoch jäh zerstört, als das Telefon klingelte.
„Die Arbeit ruft...“ flüsterte Joey deprimiert.
„Wie immer...“ war Setos Antwort, als er langsam von ihm abließ und zum
Telefon schritt.
Joey zog sich an und setzte sich aufs Sofa, bis sich seine Gedanken sortiert
hatten und die Schmetterlinge wieder zur Ruhe gekommen waren. Als Seto nach
geraumer Zeit immer noch in einer ihm völlig fremden Sprache telefonierte, ging
er raus um Alex etwas zu helfen. Und dieser konnte seine Hilfe nur zu gut
gebrauchen, schließlich hatte man als Stellvertreter Seto Kaibas genügend
Kleinkram zu erledigen, den er gut bei Joey abladen konnte.
Seto telefonierte noch eine halbe Stunde mit einem Geschäftspartner, dann
schrieb er das Programm endlich zu ende, denn bevor er das nicht erledigt hatte
konnte er unter keinen Umständen nach Hause fahren und sich richtig erholen.
Seine Gedanken würden doch nur bei der Arbeit hängen.
Nach einer Stunde war er fertig und lehnte sich abgespannt zurück. Denn obwohl
er sehr zufrieden mit sich war, fühlte er sich trotzdem schlecht und alles
andere als topfit. Seine Hände hatten begonnen zu zittern und Müdigkeit hatte
endgültig Besitz von seinem Körper ergriffen. Es war ihm schon die ganze Zeit
schwer gefallen sich zu konzentrieren, doch er hatte seine körperliche
Erschöpftheit einfach ignoriert. Jetzt schien sich sein Körper für diese
Behandlung zu rächen, indem er noch heftiger reagierte.
#Nur noch ganz wenig, dann bin ich fertig... fix und fertig...#
Seto beauftragte sein Sicherheitssystem, das Programm im Innersten des
Hauptrechners zu sichern und eine Kopie in die Tresorräume zu bringen, dann
besorgte er sich alle Rechte an dem Programm und das Patent, welches auch in den
Tresor kam.
Danach zitterten seine Hände noch stärker als vorher und er ballte seine
Finger zu Fäusten, damit es nicht so auffiel. Sein Kopf dröhnte wieder
bestialisch, aber er hatte es endlich geschafft dieses Programm fertig zu
kriegen. Der Brünette stand wackelig auf und stützte sich auf der Glasplatte
seines Schreibtisches auf. Plötzlich drehte sich alles um ihn und seine Muskeln
wechselten zwischen völlig verspannt zu total haltlos. Seto wollte einen
Schritt nach vorn machen, doch seine Knie gaben nach und er fiel der Länge nach
zu Boden. Alles um ihn drehte sich immer heftiger und er wurde von starkem
Zittern geschüttelt.
*+*
Joey trat gerade wieder ein, weil er mit allem was er erledigen sollte fertig
war. Sofort registrierte er, dass irgendwas nicht in Ordnung war und er blickte
suchend durch den Raum, als er Seto nicht an seinem Schreibtisch ausmachen
konnte.
Das Hündchen sah Seto dann endlich, während dieser sich gerade wieder
aufrichten wollte, was ihm allerdings nicht wirklich gelang. Augenblicklich
stürzte Joey zu dem Brünetten und kniete sich besorgt neben ihn.
„Was ist denn passiert?“ fragte er besorgt und lieb.
Joey zwang Seto ihm in die Augen zu sehen, doch dessen Blick wirkte abwesend und
dämmernd.
„Meine Knie haben nachgegeben...“sagte Seto matt und er versuchte erneut
halbwegs auf die Beine zu kommen. Doch sein Arm knickte wieder unter dem Gewicht
seines Körpers ein und er hielt sich den Kopf. Joey legte seinen lahmen Drachen
seitlich auf den Boden und griff mit einer Hand fahrig zum Telefon.
„Alex? Rufen sie bitte einen Arzt. Seto hatte gerade einen Kreislaufkollaps,
also beeilen sie sich bitte!“ Fiebste er in den Hörer, als er endlich die
Kurzwahltaste zu Alex Handy gefunden hatte.
Langsam wurde der Blonde panisch und er wandte seine Aufmerksamkeit wieder zu
dem Brünetten. Seto schien wegzudämmern und sein Atem verunregelmäßigte
sich. Also kniete Joey sich hin und legte Setos Kopf vorsichtig auf seinen
Schoß.
Er strich ihm durchs Haar und versuchte ihn und damit sich selbst zu beruhigen.
„Ganz ruhig Seto. Es wird alles wieder gut, aber du darfst nicht wegnicken.
Schön wach bleiben. Hast du gehört?!“ betete das Hündchen runter.
„Ich....kann.....mich..... nicht..... bewegen.......“ kam es stockend von
seinem Drachen, dessen Körper wohl gerade einen Generalstreik angefangen hatte
und jegliche Funktion verweigerte.
„Du hast zu viel gearbeitet und das ist jetzt die Quittung. Keine Panik, Alex
ruft gerade einen Arzt.“
Kaum hatte er das gesagt kam der zweite Mann in der Kaiba-Corp. , dicht gefolgt
von Dieter Krick, ins Büro gestürmt und erfasste die Situation sofort.
#Ich wusste, dass er sich eines Tages total übernehmen würde.# schoss es dem
Amerikaner durch den Kopf und er hastete durch den Raum.
Alex kniete sich hinunter und sagte mit besorgter Stimme: „Der Arzt meinte er
ist in zwei Minuten da... und er sollte nicht bewusstlos werden... also halt ihn
wach.“
Alex Sicherheit gab auch Joey wieder etwas Ruhe, nur Dieter stand geschockt
hinter ihnen und konnte nichts mir sich anfangen.
Alex sah hin angesäuert an und meinte: „Sie gehen runter und warten auf den
Arzt, dann bringen sie ihn hier hoch und dann... ARBEITEN sie wieder!“
„Natürlich!“
Dieter rannte fast hinaus und Joey wandte sich wieder zu dem Drachen auf seinem
Schoß. Aber.... dessen Augen waren geschlossen!
Joey verpasste ihn eine schallende Ohrfeige und rüttelte unsanft an ihm.
„SETO!“ schrie er ihn panisch an.
Langsam sah man die blauen Pupillen wieder, auf denen zurzeit ein Schleier lag.
„Ich bin so müde...“ Setos Stimme war fast nicht zu hören und der Atem des
Brünetten ging unnatürlich langsam.
Die Tür wurde geöffnet und der Arzt trat ein. Ein Mann von ungefähr 35 Jahren
und einer Brille. Nach einem Nicken in die Runde untersuchte er Seto kurz und
seine Miene wurde immer düsterer. Er legte dem Firmenchef ein
Blutdruckmessgerät um und wartete.
„Ohh, 60 zu 90. Das ist heftig. Wahrscheinlich totale Erschöpfung....“
murmelte er vor sich hin und sein Blick fiel auf das Sofa. „Am Besten legen
wir ihn erst mal da hoch. Sie da nehmen bitte seine Beine.“ Befahl er und
zeigte auf Dieter, dann wandte er sich an Alex und bat ihn freundlicher Setos
Oberkörper zu halten. Joey bewegte sich schon ganz selbstverständlich zu Setos
Kopf und hielt ihn ganz vorsichtig fest. Sie hatten den Großen gerade
hochgehoben, als Dieter Setos Beine wegrutschten und sie polternd auf den
Beistelltisch krachten. Obwohl er bewusstlos war entwich dem Brünetten ein
schmerzvolles Aufkeuchen und er verzog das Gesicht.
„Können sie denn nicht aufpassen?!“ zickte Joey und auch der Arzt sah ihn
wenig begeistert an.
Wortreich entschuldigte sich der Angestellte und war auf einmal doch ganz froh,
dass sein Chef nicht wach war, sonst hätte er jetzt wohl eine Kündigung an der
Backe.
Geschäftig krempelte der Arzt Setos Hemdärmel hoch und zückte eine Spritze.
„Mal schauen, ob eine Infusion reicht um ihn wieder ins hier und jetzt zu
bringen.“ Seufzte er und konnte über so viel Selbstzerstörung nur den Kopf
schütteln. Langsam leerte er die Spritze in Setos Arm und legte ein Kissen
unter die langen Beine um sie ein bisschen höher zu legen. Monoton strich Joey
über Setos Wange und suchte ein Anzeichen dafür, dass sein Drache wieder wach
wurde. Doch nichts geschah, außer dass Setos Atem wieder etwas regelmäßiger
wurde. Nach weiteren fünf Minuten machte der Arzt ein resignierendes Gesicht
und zog noch eine kleine Ampulle mit einer klaren Flüssigkeit aus seiner
Tasche. Vorsichtig schraubte er den Verschluss auf und holte eine neue Spritze
aus seinem ausgebreiteten Etui.
„Ich hatte ja eigentlich gehofft, dass es auch anders geht, aber jetzt kann
ich es echt nicht mehr ändern... wenn er noch länger bewusstlos bleibt,
dann... kann das ziemlich böse werden....“ murmelte er mehr zu sich selbst,
doch Joey schluckte schwer an diesen Worten.
Wieder senkte sich die Nadel in Setos Muskeln und erst war keine Reaktion zu
sehen, doch dann...
... atmete der Drache um einiges tiefer und Schweißtropfen bildeten sich auf
seiner Stirn. Irgendwann verließ ein leises Wimmern seine Kehle und er wollte
sich von einer Seite auf die andere werfen, doch Alex hielt ihn vorsichtig fest.
Sonst hätte er sich mit Sicherheit aus Versehen verletzt und so hielt Joey auch
den Kopf des Brünetten.
„Was passiert mit ihm?“ hauchte er und sah panisch auf Seto, der sich unter
dem Griff wand und atmete als würde er Leistungssport betreiben und Marathon
laufen.
„Die Inhaltsstoffe jagen seine Körperfunktion hoch und schützen ihn so vor
einem Herzstillstand, außerdem wacht er so schneller wieder auf. Ich hatte
eigentlich gehofft, dass das nicht nötig sein würde....“ erklärte der
Arzt.
„Wieso?“ fragte das Hündchen weiter und fuhr beruhigend durch die braunen
Haare.
„Weil das ganze sehr viel Energie kostet und sein Immunsystem schädigt.“
Redete er weiter, unterbrach aber, als Setos Wimmern lauter wurde und Zittern
den jungen, kräftigen Körper durchfuhr.
Minutenlang wand sich der Firmenchef unter Muskelkrämpfen und schien schnell am
Ende seiner Kraft angekommen zu sein, da sein Körper ohne Gegenwehr
durchgeschüttelt wurde und Schmerzlaute seine Kehle verließen.
Einige Minuten dauerte Setos Qual noch an, bis sich seine Muskeln endlich
entspannten und seine Lider begannen zu flackern. Kurze Zeit später hoben sie
sich und müde, ozeanblaue Augen jagten verwirrt durch den Raum, ohne eine
Information aufzunehmen. Sofort schloss Seto seine Augen wieder und seufzte
geschafft auf, während er völlig entspannt in Joeys Armen hing.
„Es ist vorbei, ganz ruhig.....“ flüsterte dieser sanft.
Benommen öffnete der Brünette die Augen und hob zitternd den Kopf.
„Was ist passiert?“ murmelte Seto noch leicht neben sich und bekam vom dem
Arzt sofort eine Antwort.
„Ihr Körper hatte überhaupt keine Energie mehr und hat die Notbremse
gezogen, indem er sie einfach ruhiggestellt hat. Ich musste ihre
Körperfunktionen hochjagen, sonst hätte es mit etwas Pech zum Herzstillstand
kommen können. Ein Burn-out Syndrom, wie es im Lehrbuch steht. Und zwar unter
Extremfälle“
#Ich hätte dich verlieren können....# schoss es Joey durch den Kopf, doch er
konnte sich die Ausmaße dieses Gedankens gar nicht vorstellen, zu schrecklich
war allein die Vorstellung einen so geliebten Menschen zu verlieren.
„Joey...?“ fragte der Brünette langsam klarer werdend in die Runde und
bemerkte erst jetzt den liebevollen Blick, den er zugeworfen bekam.
„Ich bin da, mach dir da mal keine Sorge...“ flüsterte Joey beruhigend.
#Ich weiche nicht mehr von deiner Seite.#
Der Arzt wandte sich wieder an den Brünetten, nachdem er seine Utensilien in
die Tasche gepackt hatte.
„Ihr Körper ist jetzt völlig am Ende, also lassen sie sich nach Hause
bringen und entspannen sie. Vorher bleiben sie aber noch zehn Minuten auf dem
Sofa liegen. Sonst kommen sie nicht mal bis zur Tür ohne umzukippen. Und für
die Zukunft kann ich ihnen wirklich nur raten sich ein wenig mehr Ruhe zu
gönnen. Ich weiß, dass das in ihrem Beruf sicherlich schwierig ist, aber beim
nächsten Mal haben sie vielleicht nicht mehr so viel Glück.“
Noch während der Arzt redete, schob Alex Joeys Rivalen vor die Türe und sie
arbeiteten weiter, schließlich brauchte Seto jetzt in erster Linie Joey und ein
bisschen Ruhe...
„Sie sollten aufpassen. Ihr Immunsystem ist fast auf Null runtergefahren, da
kann Stress, Überarbeitung, Übermüdung und der gleichen zu Virusinfektionen
und Schlimmerem führen.“ Zählte er auf. „Also ruhen sie sich in der
nächsten Zeit besonders aus, sonst sind sie bald ernsthaft krank.“ Dann
verließ der Doc das Büro und gab Setos Sekretärin die Rechnung für seine
Dienste.
Kaum war das Büro verschlossen ließ sich der Blonde neben Seto nieder und
kuschelte sich nah an den schweißnassen Körper, weil dieser fröstelte und
anscheinend dringend etwas Nähe und Streicheleinheiten brauchte.
„Zum Glück geht’s dir wieder gut, mein Schatz.“ Murmelte er, während er
eine dünne Decke über sie zog und Seto durch die Haare kraulte.
„Wie geht’s dir, Süßer?“
Wenn es Seto nicht so gut ging, hatte Joey eine starke Neigung dazu ihm
Kosenamen zu geben.
„Ich bin so müde, meine Beine tun weh.... und mir’s schwindelig....“
entgegnete Seto mit einem gequälten Lächeln und ließ sich bereitwillig in
Joeys Arme ziehen. Er hätte, auch wenn er es nicht gewollt hätte, gar nicht
die Kraft gehabt sich gegen irgendetwas zu wehren, außerdem fühlte er sich bei
Joey sicher und geborgen.
#Das wirst du bereuen, du hast meinem Drachen wehgetan.# schwor sich Joey in
Gedanken, als er an eine gewisse Szene dachte, von der Setos Schmerzen in den
Beinen stammte. Und schon wieder war ein Punkt zu der Liste, warum er Dieter
Anex nicht leiden konnte, hinzugekommen. Währendessen war Seto friedlich
eingeschlafen und hatte seinen Kopf tief in Joeys Halsbeuge vergraben. Schlaff
lag sein Körper da und er schlief wie ein Murmeltier, ohne die kleinste
Regung.
„Wie soll ich dich denn jetzt nach Hause bringen, mein Drache?“ flüsterte
Joey liebevoll, als er das bemerkte.
Alex trat leise ein, nachdem er zaghaft geklopft hatte.
„Wie geht’s ihm?“ flüsterte er besorgt und trat näher.
Die Frage musste Joey nicht beantworten. Das Bild, dass sich Setos
Stellvertreter bot, sagte alles. Der Brünette lag da, hatte sich tief vergraben
und sein Mund war ein wenig geöffnet. Joey fand das einfach nur zu süß.
„Am besten fahrt ihr jetzt nach Hause. Ich trag ihn nach unten, dann müssen
wir ihn nicht aufwecken, schließlich braucht er den Schlaf ja dringend.“
Er griff dem Boss der Kaiba-Corp. unter die Kniekehlen und hinter den Rücken.
Setos Kopf kippte schlaff nach vorne und seine Arme lagen in seinem Schoß, als
er von der einzigen Person in der Kaiba-Corp. hochgehoben wurde, die ihn gut
tragen konnte, schließlich war er für einen Japaner ungewöhnlich groß und
dadurch auch ziemlich schwer.
Joey schnappte sich Setos Unterlagen, seinen schwarzen Mantel und folgte Alex.
Als sie aus dem Büro traten herrschte sofort Totenstille, jeder hatte
automatisch die Arbeit eingestellt und starrte auf das ungewöhnliche Bild. Es
war schließlich ein seltener Anblick, dass der Chef schlafend durch das
Gebäude getragen wurde. Eigentlich war es das allererste Mal. Doch nach Alex
Blicken gingen sie alle schleunigst ihrer Arbeit nach.
An Setos Limousine angekommen lies Lancet Seto auf die Rückbank gleiten und
auch Joey stieg hinten ein. Dann setzte sich das Fahrzeug in Bewegung und der
Chauffeur schlug den Weg Richtung Kaiba-Villa ein. Das Hündchen legte Setos
Kopf auf seinen Schoß, damit er es bequemer hatte und deckte die muskulöse
Gestalt mit seinem Mantel zu.
#Ich muss ihn mal fragen ob er trainiert...#
Er spielte verträumt mit Setos Haarsträhnen und lächelte liebevoll als Seto
im Schlaf brummte. Etwas später waren sie vor der eindrucksvollen Villa
angekommen.
Mit vereinten Kräften schafften Joey und der Angestellte der Kaibas den jungen
Mann vom Auto ins Bett. Der Fahrer verabschiedete sich und Joey machte sich
daran Seto zu entkleiden. Er knöpfte ihm langsam das Hemd auf und war immer
darauf bedacht seinen Drachen nicht zu wecken. Er war gerade dabei dessen
schwarze Anzughose in die Ecke zu schmeißen, da wachte Seto auf. Er war
ziemlich benommen, also deckte Joey ihn zu und wollte ihm noch einen
Gute-Nacht-Kuss geben, als Seto ihn umarmte und schwach zu sich zog.
„Bleib hier...“ nuschelte Seto schlaftrunken.
Joey legte sich neben ihn und wartete bis Seto wieder ins Reich der Träume
abgeglitten war. Eigentlich sollte er ja aufstehen, er musste nach Hause, aber
es war so schön warm und kuschelig neben Seto...
Und so weich...
#Nur 5 Minuten....ganz kurz......#
Und schon war er eingeschlafen.
Mitten in der Nacht wachte Joey auf. Seto warf sich von einer Seite auf die
Andere und war ziemlich blass um die Nase.
„Was ist, Seto? Liebling?“ fragte Joey müde.
„Ich fühl mich komisch...“ flüsterte Seto.
#Der Arzt hatte doch gewarnt, dass es noch schlimmer kommen kann.# fiel es dem
Blonden wieder ein.
Joey nahm Seto in den Arm und streichelte ihm sanft über den Rücken.
„Besser?“
Er spürte ein mattes Kopfnicken an seiner Schulter. Nach ein paar Minuten war
Seto wieder eingeschlafen und sein kraftloser Körper wurde von Joey gehalten.
+*+
Sanfte Sonnenstrahlen leckten über die Haut des jungen Firmeninhabers. Doch
dieser rührte sich keinen Millimeter.
Sein Gesicht blieb regungslos und sein Kopf war tief in die weichen Kissen
vergraben. Einen Arm hatte er schützend um sich geschlungen, die andere Hand
lag im Nacken seines Hündchens. Seine Beine waren mit Joey verwoben und sie
waren in eine dünne Decke gewickelt über der noch eine dickere Daunendecke
lag. Auch wenn der Drache noch seelenruhig schlief, das Hündchen hatte genug
geträumt.
Er öffnete langsam die Augen und sah sich verschlafen um. Dann fiel sein Blick
auf Seto, der entspannt neben ihm schlummerte und ein liebevolles Lächeln legte
sich auf seine Lippen.
„Schlaf schön weiter, mein Seto-chan.“ Flüsterte er, als er Seto mit dem
Handrücken über das Gesicht fuhr. Er konnte ein entspanntes Seufzen vernehmen.
Doch dann drang etwas ganz anderes an sein Ohr und das klang gar nicht gut. Der
Klingelton seines Handys.
#Wahrscheinlich mein Vater, der mal wieder wissen will wo ich stecke# dachte er
grimmig.
Joey beugte sich vor und ging ans Handy.
„Ja..“ nuschelte er verschlafen.
„Hallo Joseph...“hörte man eine vorwurfsvolle Stimme am anderen Ende.
#Wie oft hab ich ihm eigentlich schon gesagt, dass er mich Joey nennen soll?#
Durch den Klingelton geweckt, öffnete jetzt auch Seto seine Augen und setzte
sich müde auf, um mit verschlafen verschleiertem Blick umherzusehen. Doch dann
fiel das Sonnenlicht genau auf seine Augen und er lies sich zurück aufs Bett
fallen. Ein unzufriedenes Brummen kam aus dem Kissen, in dem Seto sein Gesicht
vergraben hatte.
Joey war nun ziemlich genervt. Jetzt war sein Seto, der den Schlaf doch so
brauchte, aufgewacht.
„Was ist denn Dad?“ fragte er gereizt und strich sich die Haare aus dem
Gesicht.
„Ich wollte wissen wo du dich schon wieder rumtreibst.“ Kam die abwehrende
Antwort. Anscheinend hatte Chiaki Wheeler den leichten Vorwurf in der Stimme
seines Sohnes bemerkt.
„Ich bin bei nem Freund von mir, dem’s nicht gut geht.“
„Joseph...“ kam die mehr geseufzte Erwiderung.
#Joey! Joey! Joey! Verdammt noch mal!#
„...morgen bin ich schon wieder weg. Auf Geschäftsreise. Meinst du nicht da
solltest du noch Zeit mit mir verbringen? Und nicht bei deinen Freunden sein?“
sagte sein Vater tadelnd.
„Na hör mal, Seto geht’s nicht gut, da kann ich ihn doch nicht alleine
lassen!“
„Meine Güte, können sich seine Eltern denn nicht um ihn kümmern?“
Langsam wurde sein Vater gereizt.
„Er lebt allein.“ Kam die trockene und knappe Antwort.
„Du kommst jetzt jedenfalls nach Hause oder du hast bis nächstes Jahr
Hausarrest.“
Dann wurde aufgelegt und Tuten ersetzte die Stimme seines Vaters.
#Tyrann# schoss es Joey unwillkürlich durch den Kopf und er pfefferte sein
Handy in die Kissen.
Seto war wieder leicht eingedämmert, als Joey ihm einen Abschiedskuss geben
wollte. Doch da schlang Seto seine Arme kraftlos um Joeys Nacken. Dieser lies
sich bereitwillig neben Seto fallen.
„Willst du schon gehen?“ nuschelte Seto leise an Joeys Hals.
„Gleich...“
Joeys kraulte Seto, bis dieser wieder eingeschlafen war. Dann erhob er sich und
verlies die Kaiba-Villa, jedoch nicht ohne Seto vorher durch die Haare zu
streicheln und zu sehen ob er wirklich gehen konnte.
Wenig später lief er schweren Herzens durch die nassen Straßen Dominos. Der
Himmel war immer noch wolkenverhangen, wie die letzten Tage auch und es würde
sich wohl so schnell nichts daran ändern. Nach ein paar Minuten stand er vor
einem Mehrfamilienhaus, das eigentlich mal wieder einen neuen Anstrich
bräuchte.
Dort wohnte er, zusammen mit seinem sehr konservativen Vater der Reiche, Schöne
und Intelligentere als er nicht leiden konnte. Mit Ausnahme seiner Ex-Frau(
Joeys Mutter), die war sehr intelligent und er liebte sie trotzdem. Nun ja,
Joeys Vater hasste alles was außergewöhnlich war und aus der Reihe tanzte.
Deswegen waren er und Joey oft im Streit. Den Joeys Freunde waren alle
Außergewöhnlich. Bakura, Yugi, Duke... die waren ja alle nicht normal, aber
Seto war ja wirklich die Krönung. Der jüngste und erfolgreichste Firmenchef
Japans, Notendurchschnitt 1.0 und er sah auch noch gut aus. Verdammt gut
sogar...
Joeys Gedanken drifteten zu weniger jugendfreien Dingen ab und er musste sich
selbst ermahnen.
#Hoffentlich rastet mein Vater nicht sofort aus, wenn er Seto kennenlernt.#
dachte Joey schweren Herzens als er die Wohnungstüre aufschloss und eintrat.
FFFFFFFFFFFeeeeeeeeeeerrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrtttttttttttttttiiiiiiiiiiiiiiiiiggggggggg
Moar!
Auf zum nächsten Kapitel. >.<
P.S. Sooo... hier grüß ich mal Yin (meine allerbeste Freundin, meine Ehefrau,
meine Großmeisterin und das Allerwichtigste!), Biss (das andere untrennbare,
unzerstörbare, radioaktive Stück Sondermüll) und den kleinenRennhamster (die
letzte Irre, die mich beim Teakwondo immer umbringt)
Also, wenn ihr das gelesen habt, dann fühlt euch von dem Kobold geknuddelt!
(und schreibt mir nen Kommi! XP *Mhwhwhwhwhwhwhwhwhhwhwhwhw*)
Kapitel 8: ... den Stress?
--------------------------
Soooooooooooo... es geht los! Ich freu mich schon auf eure Kommis, die ich
hoffentlich bekommen. *ganz Kommigeil geworden ist+ XP
-.------------------
Als Seto nach einiger Zeit wieder erwachte spürte er sofort, dass etwas, oder
bessergesagt jemand fehlte. Langsam streckte er sich um die Müdigkeit zu
vertreiben, rollte sich dann aber doch gleich wieder zu einer kuscheligen Kugel
zusammen. Eigentlich war er ja noch viel zu müde um aufzustehen und es war auch
sehr gemütlich hier. Kraftlos fuhr sich der Drache über das Gesicht und
stoppte an seiner Stirn. Fluchend verzog er das Gesicht, denn seine Stirn war im
Vergleich zu seinen Wangen viel zu warm. Verhalten stöhnte Seto auf, als er
sich aufsetzte und sein ganzer Körper schmerzte. Anscheinend war jeder einzelne
Muskel in seinem Körper noch von gestern verkatert. Verschlafen blickte er an
sich herunter und bemerkte, dass sein Schlafanzug an seiner Haut klebte. Es war
also keine sehr entspannte Nacht gewesen. Nachdem der Brünette sich endlich
aufgerafft hatte, schlurfte er grummelnd ins Badezimmer und beförderte fast den
gesamten Inhalt des Medizinschranks auf den Boden, bevor er die Aspirin gefunden
hatte und gleich zwei mit Wasser runterspülte. Minuten lang stützte er sich
auf dem Waschbecken ab und wartete geduldig, bis der leichte Schwindel
abgeklungen war.
Die Stille in der Villa war fast schon unheimlich, denn schließlich war weder
der chaotische Joey, noch sein kleiner, aber auch lauter Wirbelwind Mokuba da.
Nach einiger Zeit spritzte sich der Brünette ein wenig Wasser ins Gesicht und
ging wieder etwas klarer ins Schlafzimmer zurück. Vorsichtig, um sich nicht
noch mehr wehzutun, zog er sich frische Klamotten an und legte sich auf sein
Bett um den gestrigen Tag zu rekonstruieren. Er konnte sich noch daran erinnern,
dass er sich ausruhen sollte und so ein Zeug.
#Und was soll ich jetzt machen, wenn ich schon nicht arbeiten darf und mich
ausruhen soll?#
Traurig drehte er sich zur Seite und starrte aus dem Fenster.
#Da fühl ich mich mal so schlecht und dann bin ich hier auch noch ganz
alleine... ja super....#
Seto lauschte der Stille, die fast schon erdrückend auf ihn wirkte und die
Einsamkeit breitete sich in ihm aus. Gerade wollte er sein Gesicht deprimiert im
Kissen vergraben, als sein Handy klingelte. Schnell griff er danach und klappte
es auf.
„Ja? Kaiba?“ meldete er sich froh über diese Abwechslung.
„Hi Seto. Hier ist Alex.“ Meldete sich sein Stellverstreter und klang nicht
besonders freudig.
„Was gibt’s denn?“
„Du musst sofort in die Firma kommen!“
Kurz stutzte Seto und machte sich langsam Sorgen.
„Du weißt, dass ich mich grundsätzlich nicht vor Arbeit drücke, aber der
Arzt hat mir doch ausdrücklich verboten auch nur an Arbeit zu denken.“ Merkte
Seto an und hielt sein Handy ans andere Ohr.
„Ich würde dich wirklich nicht bitten, wenn es nicht äußerst wichtig wäre,
oder?! Seto, hier ist, entschuldige, die totale Kacke am Dampfen.“
„Alex, also ich halte dich wirklich für kompetent genug um mit jedem Problem
fertig zu werden...“ meinte der Brünette und schien von Alex Rede nur leicht
beeindruckt.
Auflachen am anderen Ende der Leitung.
„Das dachte ich auch Seto. Aber das ist zu groß, da kannst nur du uns
rausholen, ich krieg’s nicht hin.“
#Vielleicht lenkt mich die Arbeit ja ab, außerdem hab ich ja auch noch
Aspirin... ich kann meine Firma wegen so ein bisschen Krankheit ja nicht einfach
den Bach runtergehen lassen...#
„Okay... ich zieh mich eben um und...“
„Nein!“ wurde er sofort von Alex unterbrochen.
„Komm so wie du bist und wenn du noch im Bademantel bist, KOMM HER!“
„Okay.“ Meinte Seto nur, klappte sein Handy zu und lief in die Halle,
nachdem er sich gerade noch Zeit genommen hatte seine Schuhe anzuziehen.
Hastig schnappte er sich seine Schlüssel und ging zu seinem Auto.
Der schwarze Ferrari glitt lautlos durch die Straßen und Seto konzentrierte
sich mehr als sonst auf den Verkehr. Mit zwei Aspirin im Blut Autozufahren war
wohl doch keine so gute Idee gewesen. Leicht verschwamm seine Umgebung und er
trat hart auf die Bremse.
#Die Ampel war doch rot, oder?“
Mit schreckgeweiteten Augen starrte er nach vorne, als der 20-Tonnen-LKW nur
wenige Zentimeter vor der Motorhaube vorbeibretterte. Tief atmete der Brünette
ein, schloss kurz die Augen und fuhr mit äußerster Vorsicht weiter. Als er in
der Tiefgarage der Kaiba-Corp. auf seinem Stellplatz angekommen war, zog er sich
noch schnell den Mantel über die Schulter, knallte die Autotüre zu, seufzte
genervt und setzte schließlich eine undurchsichtige, kalte Maske auf.
Mit abweisendem Blick betrat er den Eingangsbereich und bekam nur ein ‚Lancet-
sama wartet oben auf sie.’ zugerufen, bevor er mit wehendem Mantel verschwand.
Auf seinem Weg nach oben wurde er mit großen Augen begutachtet, wann kam es
denn auch schon mal vor, dass Seto Kaiba in einer löchrigen, ausgewaschenen
Jeans, einem schwarz- rot gestreiftem Pulli und schwarzen Chucks zur Arbeit kam.
Der schwarze Mantel machte das Ganze nur noch eindrucksvoller und rundete seine
Erscheinung auf eine ungewöhnliche Art und Weise ab.
Als er in seinem Büro angekommen war, stockte ihm der Atem. Alex saß vor
seinem PC, was ja auch nicht weiter ungewöhnlich war, wenn er nicht 10 Jahre
älter ausgesehen hätte und ihm die Sorge nicht so ins Gesicht geschrieben
gestanden hätte. Müde ließ sich der Brünette auf einen Schreibtischstuhl
fallen und sah zu seinem Gegenüber, der ihn besorgt musterte.
„Scheiße...“ murmelte Alex leise und fuhr sich übers Gesicht. „Jetzt
bekomm ich auch noch Schuldgefühle...“
„Warum?“ fragte Seto verwirrt und lehnte sich zurück.
„Du siehst krank aus und normalerweise würde ich dich jetzt nach Hause
bringen lassen...“ sagte Alex leise und sah wirklich besorgt aus.
„Wenn du sagst, dass das Problem so schwerwiegend ist, dann hättest du mich
sogar vom Sterbebett wegholen dürfen... außerdem war mir sowieso schon
langweilig.“ Meinte der Brünette nur leichtfertig und zuckte mit den
Schulter. Dann strich er sich genervt die Haare aus dem Gesicht, nicht mal für
Haare kämmen hatte er sich zeitgenommen, deswegen sah er jetzt, seiner Meinung
nach, viel zu jugendlich aus auch wenn ihm dieser lockere Stil eigentlich besser
gefiel als der ewig starre Geschäftmann.
„So solltest du öfter rumlaufen.“ Bemerkte Alex beiläufig und entlockte
Seto, der sich gerade einen Kaffee holte, ein flüchtiges Lächeln.
„Also, wo liegt denn das Problem?“ fragte der Drache interessiert und lehnte
sich mit geschlossenen Augen zurück.
„Ein Hacker.“ Kam es kurz angebunden und Seto seufzte an diesem Tag zum
wiederholten Mal.
„Ich erspare mir jetzt das Geschwafel über unsere Firewall, ja?“ begann er
und trank einen Schluck Kaffee. „Dieser Hacker hat es also geschafft mein
Sicherheitssystem zu knacken?“ fragte er und leichte Überraschung war zu
hören.
„Nein.“ Lachte der Ältere auf. „Dein System KANN man nicht überwinden...
aber er hatte irgendwoher die Zugangscodes.“ Kam es schließlich resigniert.
„Okay... wer hat die alles und kommt als Spion in Frage?“ wollte Seto
wissen. Normalerweise hätte er das auch selber gewusst, aber heute wollte er
wirklich so wenig wie irgendwie möglich nachdenken und sich anstrengen.
„Wir haben die Codes und dann noch... acht weitere, fähige Mitarbeiter, alle
in höheren Positionen, davon sind fünf schon seit Jahren bei uns... Du hast
sie eingestellt, als du die Firma übernommen hast.“ Zählte Alex schnell auf
und Seto nickte nur. Seine blauen Augen musterten seinen Gegenüber und man sah
förmlich, wie sein Gehirn arbeitete.
„Schön und gut... aber das hättest du auch alles selber managen können und
in 24 Stunden haben wir neue Codes, also wo ist da der Haken? Wo ist das
wirkliche Problem?“ fragte er leise und konzentriert.
„Er kann jederzeit hier reinkommen, unser ganzes internes System schrotten und
wichtige Dokumente klauen. Er hat die Einstellungen der Codes geändert, ich
konnte ihn nicht aufhalten, ich hab programmiert und programmiert, aber es hat
nichts funktioniert...“ Alex machte eine kurze Pause und ließ die neuen
Informationen erst mal bei Seto sacken, bevor er weitersprach. „Das heißt,
dass wir die Codes erst in drei Tagen wieder ändern können, vorher nicht an
die Einstellungen rankommen und er in der Zwischenzeit auf unserer System
zugreifen kann.“
„Verstehe.“ Unterbrach ihn der junge Firmenchef und faltete die Hände
nachdenklich zusammen. „Ich muss ihn also erwischen, ihn aufhalten.... am
besten noch ausschalten und den Standort, also die ID seines Rechners ausfindig
machen.“ Überlegte er laut und verkreuzte die Arme.
„Genau... unsere gesamte Programmierabteilung hat es schon versucht, aber es
hat alles nichts genützt, wir sind ihm letzte Nacht und heute morgen einfach
nicht beigekommen. Wenn du ihn jetzt auch nicht aufhalten kannst, was ich
erstens nicht hoffe und zweitens auch nicht glaube, dann kann der
Geschäftsspionage im ganz großen Stil betreiben und uns um Jahre
zurückwerfen.“ Stellte Alex die ungemütliche Horrorversion vor. „Unsere
Firewall erkennt es noch, wenn er sich wieder Zugang verschafft und dann liegt
das alles nur in deiner Hand. Ohne Netz und doppelten Boden. Ein Fehler und wir
sind vielleicht weg vom Fenster.“ Sagte der Amerikaner und lehnte sich
zurück.
„Na dann mal an die Arbeit.“ Entgegnete Seto scheinbar völlig ungerührt
und schaltete seinen PC ein.
„Ich kümmere mich um den Hacker.“ Flüsterte er leise, wandte seinen Blick
aber nicht vom Bildschirm ab. „... und du findest mir den Spion. Ich will
keinen Maulwurf in meiner Firma haben, der auch noch ungeschoren davonkommt.“
Zischte er bedrohlich und sah auf.
Alex nickte nur und ging um den Schreibtisch zu Seto, anstatt das Büro zu
verlassen. Langsam legte er seine Hand flach auf Setos Stirn und runzelte seine
eigene besorgt. Tief seufzte er auf und sah Seto abschätzend und besorgt an.
„Schau mir mal in die Augen.“ Bat er und Seto hob seinen Blick.
„Du hast total glasige Augen... Mann... eigentlich gehörst du unter ne dicke
Decke in ein Bett und nicht an den Schreibtisch...“ seufzte Alex und
schüttelte den Kopf.
„Wir können da dran auch nichts ändern. Das bisschen Fieber haut mich schon
nicht um.“ Meinte der Angesprochene bloß und schien sich nicht sehr um seine
Gesundheit zu sorgen.
„Du solltest das nicht so auf die leichte Schulter nehmen.“ Warnte ihn der
Amerikaner. „Ich schicke lieber mal jemanden los, der dir ein fiebersenkendes
Mittel holt.“ Murmelte er leise und verschwand aus dem Büro.
Vor Kälte zitternd hüllte sich der Brünette tief in seinen Mantel und machte
sich daran, die Weiten des Kaiba-Corp. Netzes nach Spuren zu durchsuchen. Jeder
hatte eine bestimmte Art zu programmieren und es war sicher nicht schlecht, wenn
sich der Brünette schon mal ein bisschen schlau machte und ein paar Fangnetze
für den Hacker spannte.
Nach einiger Zeit betrat Alex den Raum, eine warme Decke und ein Glas in der
Hand. Steif schälte Seto sich aus dem Mantel und hüllte sich schnell in die
Decke, die seinem frierenden Körper dann doch mehr Wärme spendete.
„Hier.“ Murmelte Alex und drückte seinem jungen Chef ein Glas mit einer
leicht milchigen Flüssigkeit in die Hand. Langsam trank der Brünette und
wandte sich, als Alex gegangen war, wieder dem Bildschirm zu.
Sie hatten da wirklich ein Problem der größeren Sorte, der Hacker schien doch
ein Profi zu sein, aber für Seto gab es grundsätzlich kein Problem, was nicht
auch irgendeine Lösung hatte.
#Er hat bestimmt irgendwo einen Fehler gemacht... oder irgendeine Spur
hinterlassen, die mich weiterbringt...# dachte er konzentriert, rieb sich kurz
über die Augen um wieder wacher zu werden und suchte weiter.
Stunde um Stunde verging und die Sonne war auf der anderen Seite der
Fensterfläche angekommen, als sein Handy klingelte.
„Kaiba?“ meldete er sich nach einigen Sekunden leise und strich sich die
Strähnen aus dem Gesicht.
„Hi! Ich bin’s, Joey!“ meldete sich das Hündchen hellwach und anscheinend
bei bester Laune.
„Hi.“ Flüstere Seto geschafft, mit einem seltenen Lächeln auf den Lippen.
„Wie geht's dir denn?“ fragte der Blonde leicht besorgt und machte eine
kleine Pause, bevor er weitersprach. „Ich hab bei dir zuhause angerufen, aber
da ist niemand ans Telefon gegangen. Hast du geschlafen? Ich hab dich doch jetzt
nicht geweckt, oder?“ fragte der Blonde glucksend, da er ja noch fest davon
ausging, dass sein Drache mit Sicherheit zu Hause war, brav im Bett lag und sich
ausruhte.
„Nein... Alex hat mich heute Mittag angerufen und mich in die Firma
bestellt.“ Grummelte Seto müde und hielt sich das Telefon ein Stück vom Ohr
weg, als er einen lauten Aufschrei am anderen Ende hörte.
„WAAAAS?! Moment.... hat der Arzt gestern nicht so was gesagt, wie... DU
SOLLST DICH GEFÄLLIGST AUSRUHEN UND NICHT ARBEITEN??!! HAST DU SCHON MAL WAS
DAVON GEHÖRT? ICH GLAUBE BEI DIR HACKTS WOHL!!!!“ schrie Joey wutentbrannt
und fluchte dann leise über soviel Unvernunft.
„Ja... ich weiß...“ versuchte Seto den Anderen zu beruhigen. „Aber es ist
ein echter Notfall...“
„DAS IST MIR SO EGAL! DU HAST SIE DOCH NICHT ALLE; WILLST DU DICH DENN
UMBRINGEN?!“
„Hier ist einiges im Argen und... sei bitte nicht sauer, aber ich werd wohl
die nächsten paar Tage nicht wieder nach Hause kommen. Ich muss wirklich hier
bleiben, bis sich das geregelt hat, dass ist spätestens in drei Tagen...“
Seto machte eine Pause und seufzte müde. „Ruf Alex gleich an... der wird dir
die ganze Sache erklären... dazu bin ich jetzt doch zu müde, ja?“ fragte er
lieb und trank noch einen Schluck Kaffee.
„Mach ich...“ Der Blonde machte eine kurze Pause und sammelte sich
anscheinend wieder, doch so ganz wollte ihm das dann doch nicht gelingen. „Du
wirst dich noch zu Grunde richten.“ Lachte das Hündchen verzweifelt und echte
Besorgnis sprach aus seiner Stimme. Nachdem er einmal tief ein und aus geatmet
hatte, richtete er eine Frage an Seto. Doch es war weniger eine Frage, sondern
eher eine Ankündigung, die keinen Widerspruch duldete.
„Morgen hab ich den ganzen Tag Zeit, also schau ich gleich morgens in der
Firma vorbei, hast du das verstanden?!“
#Und wehe du sagst, dass du zu beschäftigt bist.# schoss es dem Blonden
unwillkürlich durch den Kopf und er zog angesäuert die Augenbrauen zusammen.
Setos Antwort überraschte ihn dann doch, aber sie veranlasste ihn nur dazu,
sich noch mehr Sorgen um seinen Drachen zu machen, denn eigentlich war es Seto
nur Recht, dass er in die Firma kam, wenn es ihm wirklich schlecht ging.
„Das wäre echt nett.“ Seufzte der Brünette fertig. „Stress ist ja schön
und gut, aber jetzt ist es grad wirklich ein bisschen viel, also kann du mich
gern vom Arbeiten abhalten, mein Hündchen.“ Meinte Seto erschöpft, da er die
Absichten des Blonden doch so langsam erahnen konnte.
„Wehe ich komme morgen in die Kaiba-Corp. und finde dich wieder halb tot und
mit riesigen Augenringen vor... dann kannst du dir aber ne saftige Strafe
abholen!“ drohte Joey und Seto warf einen prüfenden Blick in den Spiegel.
#Also die Augenringe hab ich jetzt schon...# dachte er resigniert und wandte
sich frustriert ab.
„Und was ist das für eine Strafe?“ fragte er leise und lehnte sich weiter
in einem Stuhl zurück, während er entspannend die Augen schloss.
„Ich werde den ganzen Tag bei dir bleiben, mich um dich kümmern und dir
Vorträge halten, wie dämlich du eigentlich bist!“ raunte Joey leise und Seto
lächelte wieder.
„Wir sehen uns morgen...“ meinte das Hündchen dann wieder versöhnlicher.
„Und Seto? Versprich mir bitte, dass du nicht die ganze Nacht wach bleibst...
schlaf ein bisschen und morgen kümmere ich mich dann um dich... ja?“
flüsterte er und machte sich ziemliche Sorgen um die Gesundheit seines
Drachens.
„Okay... versprochen.... ich freu mich schon auf dich...“ hauchte der
Brünette und legte den Kopf müde zur Seite.
„Ich liebe dich... gute Nacht...“ wisperte der Blonde und beendete das
Gespräch, nachdem er die liebevolle Erwiderung des Drachens gehört hatte.
Kurz sah Seto auf das Telefon und legte es schließlich zur Seite, er hatte ja
noch einiges zu tun...
Kurz sah er auf die Uhr und machte sich dann wieder an die nicht enden wollende
Arbeit. Seine Konzentration ließ zwar schon sehr zu wünschen übrig, aber er
hatte trotzdem ein paar Programmierstrukturen gefunden, die ihm wirklich
weiterhalfen und ihn nicht mehr vor eine schier unlösbare Aufgabe stellten.
#Wenn nur diese dämlichen Kopfschmerzen nicht wären...# dachte er frustriert
und versuchte das anhaltende Pochen, was ihn seit geraumer Zeit nervte, zu
ignorieren.#
Er ließ einige Momente verstreichen, drehte sich dann mit dem Stuhl um und sah
mit halb geöffneten Augen nach draußen über Domino und seine beeindruckende
Skyline. Es war schon später Abend und die letzten Sonnenstrahlen fielen durch
die großen Scheiben in sein Büro. Fröstelnd zog der Brünette die
heruntergerutschte Decke wieder näher um sich und betrachtete den roten
Streifen am Horizont.
#Fünf Minuten Pause kann ich mir nach dem Tag ruhig mal gönnen...# dachte er
erschöpft und versuchte dieses neuaufkommende fiebrige Gefühl von sich
abzuschütteln.
Gerade als er sich wieder seiner Arbeit zuwenden wollte, wurde die Tür
geöffnet und prompt wurde Setos Laune um einiges schlechter.
#Und ich hatte echt gehofft, dass ich heute meine Ruhe vor dem Typen habe...#
grummelte der Brünette in Gedanken.
Dieter Krick stand in der Tür und sah schleimig lächeln in das Büro, während
er seine Hornbrille zurechtrückte.
„Was ist denn?“ fragte der Firmenchef sogar einigermaßen neutral, da er zu
sehr damit beschäftigt war seine Konzentration nicht völlig zu verlieren, als
dass er seinen Angestellten anzicken konnte. Sofort wurde dessen Grinsen breiter
und er trat in das geräumige Büro.
„Lancet- sama schick mich...“ meinte er und wollte wohl wichtig erscheinen,
da er sich bei diesen Worten sehr aufplusterte. „Er meinte ich sollte sie
fragen, ob ich ihnen was bringen kann...“ sagte er freundlich und sah Seto
erwartungsvoll an.
#Na vielen Dank auch, Alex.... musstest du ausgerechnet den schicken?#
#Ich kann auch noch ganz andere Sachen für dich machen.... Das wirst du schon
noch merken....#
Kurz überlegte Seto, ob er ihn nicht einfach rauswerfen sollte, verwarf diese
Idee aber und sah in sich gekehrt auf seine Tastatur.
„Sie könnten mir ein Aspirin, irgendetwas zu trinken und was zu essen
besorgen, ich hab wahnsinnigen Hunger und Durst.“ Wies Setos seinen
Angestellten desinteressiert an und wandte sich wieder dem flimmernden
Bildschirm zu.
#So, jetzt no-#
Gerade als er weiterarbeiten wollte wurde er von dem inkompetenten Mitarbeiter
in seinen Gedankengängen unterbrochen.
„Soll es irgendetwas bestimmtes sein?“ fragte er schleimig und mit einem
Dauergrinsen, was den Brünetten wahrscheinlich sogar im entspannten Zustand den
letzten Nerv geraubt hätte.
„Nein...“ entgegnete er also betont freundlich und versuchte sich endlich
wieder auf seine Arbeit zu konzentrieren.
Dieter schien durch diese Missachtung seiner Person wohl nicht sehr erfreut,
denn er knallte auf dem Weg nach draußen die Tür so laut zu, dass Seto
zusammenzuckte und sich verzweifelt seufzend den pochenden Schädel hielt, bevor
er seine Schläfen rieb.
#Wie mich dieser Typ doch nervt... warum muss der immer hier irgendwo
rumhängen, ich begegne meinen Angestellten doch sonst nicht so häufig... der
Typ ist echt schlimmer als ne Klette.# dachte er gereizt und legte eine Hand auf
den vor Hunger grummelnden Magen.
#Wann hab ich eigentlich das letzte Mal was gegessen?# fragte er sich in
Gedanken und ihm fiel auf, dass das schon erschreckend weit zurücklag. Er
konnte sich die letzten Tage jedenfalls nicht daran erinnern.
Auch wenn Dieter sonst eher nicht besonders zuverlässig war, wenigstens diesmal
machte er seinen Job gut und kam nach ungefähr zehn Minuten wieder in Setos
Büro geschlichen.
#Endlich... ich bin am Verdursten...# schoss es dem Brünetten unwillkürlich
durch den Kopf, als ein Glas Wasser mit einer Tablette, ein Tee und ein
Brötchen vorsichtig auf seinem Schreibtisch abgestellt wurden. Ein Seufzer
entwich ihm und er trank schnell einen Schluck.
„Vielen Dank.“ Sagte der Firmenchef völlig untypisch und sorgte so
unbewusst für ein noch breiteres Grinsen auf dem Gesicht des Anderen.
#Er hat sich bei mir bedankt!# frohlockte Dieter in Gedanken und musterte seinen
attraktiven Chef eindringlich.
„Kann ich sonst noch was für sie tun?“ fragte er mit einem Unterton in der
Stimme, der Seto nicht weiter auffiel, andere Menschen aber sicher in höchste
Alarmbereitschaft versetzt hätte. Der Drache überlegte kurz, schüttelte dann
aber den Kopf.
„Nein, aber sie können jetzt auch Feierabend machen.“ Entgegnete Seto um
ihm klar zu machen, dass er seine Ruhe haben wollte.
#Schade... ich hätte noch ganz andere Dinge für dich getan.# dachte Dieter mit
einem dreckigen Grinsen im Gesicht, während er das Büro verließ.
#Warum läuft es mir eigentlich immer kalt den Rücken runter wenn dieser Typ
grinsend in meinem Büro steht?# fragte sich der Brünette in diesem Moment
plötzlich, schob diesen Gedanken aber als Spinnerei zur Seite und entschied
sich, jetzt mal eine richtige Pause zu machen. Das Glas Wasser mit der
Kopfschmerztablette trank er in einem Zug leer, nahm die Teetasse in die Hand
und wärmte sich die vor Kälte schon steifen Finger, während er erfreut
feststellte, dass das hämmernde Gefühl in seinem Kopf nachließ und er wieder
einen einigermaßen klaren Gedanken fassen konnte.
Vorsichtig trank er den ersten Schluck der heißen Flüssigkeit und war dankbar
für die wohltuende Wärme, die sich jetzt in ihm ausbreitete.
Gerade als er den letzten Bissen seines Brötchens gegessen hatte und sein Magen
nicht mehr ganz so laut grummelte, wurde die Tür geöffnet und ein etwas
zuversichtlicher Alex betrat den Raum. Leicht lächelnd ließ er sich in einen
Stuhl fallen und besah sich Seto von oben bis unten mit musterndem Blick.
„Du siehst nicht gesund aus...“ stellte er fest und lehnte sich weiter
zurück.
„So fühle ich mich auch...“ grummelte der Brünette müde und sah seinen
Stellvertreter erwartungsvoll an.
„Kommst du gut voran?“ fragte dieser ausweichend und Seto nickte leicht.
„Es wird... wenn der Hacker morgen früh herkommen sollte, dann kann er sich
auf einiges gefasst machen. Mit dem werd ich schon fertig.“ Meinte der
Brünette selbstsicher und rieb sich über die Augen.
„Ich bin auch schon ziemlich weit gekommen...“fing Alex an und steckte sich.
„.. aber ich hab wahrscheinlich erst morgen Gewissheit ob meine Vermutung
stimmt, schließlich arbeiten diese dummen Behörden und die Firmen, mit denen
ich reden muss nachts nicht und scheinen es nicht für nötig zu halten mit uns
zu kooperieren.“ Brachte er Seto leicht angesäuert auf den neusten Stand,
anscheinend hatte er heute schon einige unerfreuliche Gespräche geführt.
„Dann mach doch jetzt Feierabend.“ Schlug Seto vor. „Ich muss ja sowieso
hier bleiben, falls der Hacker auftaucht, aber das heißt ja nicht, dass du auch
hier rumhängen musst.“ Meinte der junge Firmenleiter, erntete aber nur einen
sehr skeptischen Blick seitens Alex.
„In deinem Zustand... meinst du wirklich, dass es da eine gute Idee ist, dich
hier alleine zu lassen? Mit einer handvoll Angestellter?“
Genervt seufzte Seto auf.
„Die werden mich schon nicht in Stücke reißen... ich bin schon ein großer
Junge und kann auf mich aufpassen... also gute Nacht Alex...“
Der Angesprochene zuckte nur mit den Schultern und verließ also einige Minuten
später das Büro. Schließlich sollte seine Familie auch mal wieder was von ihm
haben, er war schließlich genauso selten zu Hause wie Seto.
Eine Stunde später herrschte Totenstille in der Kaiba-Corp., nur im obersten
Stockwerk brannte noch gedimmtes Licht. Seto saß immer noch vor seinem PC und
hackte schnell auf die Tasten ein. Endlich wusste er, worauf der Hacker scharf
war. Seine ganzen Attacken waren nur darauf gerichtet gewesen, den Hauptrechner
zu knacken und sein neues Programm und die Neuerungen der Kaiba-Corp. zu
stehlen.
Leise seufzte der geschaffte Brünette auf und wischte sich den leichten
Schweißfilm von der Stirn. Dieses Fieber nervte ihn noch zu Tode. Kurz
unterbrach er seine Arbeit und sah auf die Uhr.
#Schon 12 Uhr?# stellte er überrascht fest, denn er hatte über der ganzen
Arbeit gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit doch vergangen war.
#naja, die Nacht ist ja noch lang.# dachte er sich erschöpft, als ihm die
ganzen Sachen in den Sinn kamen, die er noch dringend erledigen musste. Und so
arbeitete er weiter und stellte seine Boxen lauter, damit er auch die Warnung
seines Sicherheitssystems nicht überhören konnte, falls der Hacker auftauchen
sollte. Immer wieder fielen ihm die Augen zu und Hitzewellen schüttelten ihn,
gefolgt von Kälteschauern. Zu allem Überfluss waren auch noch die
Kopfschmerzen zurückgekommen und leichter Schwindel plagte ihn, wenn er sich zu
schnell bewegte. Nach einiger Zeit, in der es ihm fast nicht mehr möglich
gewesen war die Augen aufzuhalten, geschweige denn zu Arbeiten, schaltete er den
Bildschirm aus und drehte die Boxen noch lauter, damit er einen etwaigen Alarm
auch im Schlaf nicht verpassen würde. Mit müde gesenkten Lidern sah er wieder
auf die Uhr und löschte das Licht.
#3 Uhr... ich glaub, jetzt kann ich mir bis morgen früh echt mal ne Pause
gönnen...#
Vorsichtig und mit zitternden Knien schlurfte er zum Sofa und legte sich
ächzend hin. Eigentlich hätte er zum bequemen Schlafen die Lehnen abmachen
müssen, da er doch etwas zu groß war und sich ein Kissen holen müssen, doch
das war ihm jetzt viel zu anstrengend. Der Raum drehte sich leicht und das
Fieber schlug wieder kräftiger zu, als der Brünette in einen unruhigen, von
Albträumen durchzogenen Schlaf fiel.
~+~
Nach einer für Seto fiel zu kurzen Zeit rüttelte jemand unsanft an seiner
Schulter und holte ihn langsam aus seinen sowieso nicht allzu schönen Träumen.
Mühsam und noch schwerfälliger als sonst hob er die Lider und erkannte nach
kurzem Geblinzel zwei Gesichter, die ihn besorgt ansahen.
„Morgen Seto...“ wurde ihm entgegengehaucht und Joey strich den Schlafsand
aus den Augen des Morgenmuffels.
„Was denkst du dir eigentlich immer, du Masochist?!“ fragte der Blonde mit
tadelndem Unterton und musterte seinen Drachen von oben bis unten.
„Joey... bitte versteh doch, es ist wirklich wich-.“ Begann der Brünette,
unterbrach sich aber, als er seine raue Stimme bemerkte und räusperte sich
leicht.
„Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, Lancet- san hat mir das Problem
schon erklärt. WAS ABER NICHT HEIßT; DASS ICH DAS GUT FINDEN WÜRDE, WAS DU
HIER WIEDER MACHST! Du gehörst zu deinem Arzt, nach Hause und in dein Bett.“
zischte Joey böse und schickte Seto einen wütenden Blick, während er ihm eine
Hand prüfend auf die Stirn legte.
„Du glühst ja.“ Wisperte er besorgt und jegliche Wut schien mit einem Mal
verraucht, als er die schweißnassen, brauen Haare zur Seite strich und noch mal
nachfühlte.
„Schön liegen bleiben.“ Wies er seinen Drachen an und hastete in das kleine
Badezimmer, das an das Büro angeschlossen war. Kurz hörte man Rascheln und
Wasserrauschen, dann kam Joey mit einem Waschlappen und einer mit Wasser
gefüllten Schüssel wieder. Alex hatte die ganze Zeit nur stumm daneben
gestanden und verließ das Zimmer, da er den angeschlagenen Seto ja in guten
Händen wusste. Das Hündchen kniete sich wieder neben das Sofa, befeuchtete den
Lappen und fuhr Seto über die Stirn um den Schweiß zu entfernen und ihn etwas
zu kühlen.
„Wie viel Uhr ist es?“ gähnte der Brünette müde und schloss die Augen
wieder.
„Fast sieben Uhr.“ Entgegnete der Blonde nach einem Blick auf die Uhr.
„YOU’VE GOT A MESSAGE!“ dröhnte es ohrenbetäubend aus den Boxen und Seto
sprang laut fluchend auf.
„Diese beschissenen Boxen, so ein verdammter...“ schimpfte er, stoppte und
stützte sich auf die Tischplatte auf, bevor er sich langsam und mit
geschlossenen Augen auf den Stuhl sinken ließ.
„Was ist?“ fragte Joey, bekam jedoch nur einen tiefen Seufzer als Antwort.
Besorgt richtete er sich auf und stellte sich hinter den Stuhl, sodass er Seto
ohne Probleme umarmen konnte. Vorsichtig und beruhigend fuhr er durch die
seidigen, braunen Haare und wartete einige Augenblicke, bevor er erneut fragte:
„Was ist denn los, mein Drache?“
„Mir ist auf einmal total schwindelig geworden und alles hat sich gedreht...
ich wusste grad nicht mal mehr, wo oben und unten ist.“ Flüsterte Seto leise
und atmete tief ein. Der Blonde fuhr mit seinen Händen durch die Haare und
strich langsam den Hals entlang, bevor er Setos Ohr ganz nahe kam.
„Spürst du das hier?“ wisperte das Hündchen ganz fürsorglich und Seto
bejahte diese Frage ebenso leise, wie sie gestellt worden war.
„Hier ist oben...“ flüsterte Joey leise glucksend und erntete nur ein
gequältes Seufzen von Seto.
„Danke auch...“ sagte er und zog die Luft noch ein paar Mal tief in die
Lungen, bevor er die Augen wieder zaghaft öffnete.
„Entschuldige... Geht’s wieder?“ fragte Joey diesmal ernst und liebevoll,
während er Seto die Decke holte und sich dieser darin einwickelte. Nur ein Arm
ragte aus dieser Deckenkonstruktion hervor, der nach der Maus griff und den Ton
leiser stellte, schließlich wollte er nicht, dass ihnen bei jeder E-Mail die
Ohren abfielen, er war ja jetzt einigermaßen wach.
„Ganz toll... jetzt ist mir auch noch schlecht.“ Nörgelte Seto und öffnete
die Mail genervt.
„Interessant?“ fragte der Blonde wenig erpicht, doch der Brünette
schüttelte den Kopf.
„Nein, die ist mal wieder völlig unwichtig...“ grummelte er und zog sich
die Decke übers Kinn. Leise seufzte er auf und rieb sich den verspannten
Nacken. Es war wohl doch keine gute Idee gewesen so ganz ohne Kopfkissen auf dem
harten Sofa zu schlafen und sich so stark zusammenzurollen.
„Also...“ fing Joey sinnierend an, setzte sich auf die Schreibtischplatte
und machte einen Schmollmund.
„So wie ich das verstanden habe und ich geh mal davon aus, dass Lancet- san
mir das richtig erklärt hat... musst du doch eigentlich nur abwarten bis der
Hacker kommt....“
„Genau... worauf willst du hinaus?“ unterbrach Seto seine lauten
Überlegungen genervt und schnitt ihm das Wort ab.
„Du musst nur hier in der nähe des PCs bleiben und warten...“ redete der
Blonde weiter.
„Ja und?“ zickte Seto schlecht gelaunt und schloss die Augen wieder.
„Dann legst du dich jetzt hier hin, ruhst dich aus und lässt dich von mir
umsorgen.“ Grinste das Hündchen, ohne auf Setos Genörgel zu achten und zog
ihn vom Stuhl auf die Füße.
„Das hört sich gar nicht so schlecht an.“ Murmelte der Brünette wieder
etwas versöhnlicher gestimmt und ließ sich langsam aufs Sofa sinken. Gut
gelaunt stellte Joey die Lehnen waagerecht damit sich Seto richtig hinlegen
konnte und sich nicht völlig verdreht zusammenquetschen musste, bevor er
summend zu den Schränken hüpfte.
„Hast du hier irgendwo ein Kissen?“ flötete er energiegeladen und riss
wahllos einen Schrank auf in dem sich aber nur Akten befanden, die ihm dank
seines Schwungs auch gleich alle entgegenkamen und auf dem Boden landeten.
„Sag mir BITTE, dass das NICHT die Akten waren...“ stöhnte Seto genervt auf
und vergrub das Gesicht im Sofa.
„Doch... ich befürchte schon...“ Fiebste Joey und lächelte nervös,
während er versuchte das Chaos ein wenig zu kaschieren.
„Die sortierst du gleich wieder schön nach Alphabet, klar?!“ grummelte der
Drache fiebrig, während er die Decke näher um sich zog. Er fühlte sich heute
noch schlechter als gestern und wollte eigentlich nur hier liegen bleiben und
sich ja nicht bewegen.
„Klar, klar. Mach ich mein Schatz.“ Sagte Joey nur frohgemut und fand
schlussendlich das gesuchte Kissen und als Zugabe noch einen schön dicken
Kaschmirpulli für Seto, da dessen Sachen nach dieser Nacht doch etwas
mitgenommen waren.
„hier, zieh den an.“ Wies er den Brünetten an und drückte ihm den Pulli in
die Hand, die gerade so unter der Decker hervorlugte.
„Ich hol dir jetzt ein fiebersenkendes Mittel. Du ziehst dich in der Zeit
bitte um und legst dich schön da hin.“ Flüsterte das Hündchen, während er
die nassen Strähnen von der heißen Stirn strich. Zustimmendes Grummeln seitens
Setos war zu vernehmen und so verließ Joey mit schnellen Schritten das Büro,
damit er bald wieder bei Seto war.
Nach wenigen Minuten hatte er die gesuchten Sachen gefunden und kam wieder in
den Raum. Dort fand er Seto seltsam auf den Bauch gedreht vor, wie er
schweratmend döste und das Kissen neben sich gar nicht registrierte. Seinen
Pulli hatte er einfach auf den Fußboden gepfeffert und sich tief in den
Kaschmirpulli eingehüllt, der jetzt sein halbes Gesicht verdeckte. Sanft wurde
der Kranke von dem Blonden angestupst und mit einem mehr als besorgten Blick
bedacht, als er sich schwerfällig und tollpatschig aufrichtete.
#Unter normalen Umständen würde ich dich jetzt nach Hause schleifen und zu
deinem Arzte befördern... und dir das Aufstehen strengstens verbieten... und
jetzt?... Jetzt kann ich nur Schadensbegrenzung betreiben und dabei zusehen, wie
du dich zu Grunde richtest.# dachte der Blonde seufzend, während Seto das Glas
mit dem fiebersenkenden Mittel artig austrank.
„Leg dich wieder hin...“bat Joey leise, woraufhin sich der Drache wieder auf
das Sofa fallen ließ und heftig gähnte.
„Auf den Rücken, Seto...“ meinte das Hündchen nur besserwisserisch, da
sich der Brünette wieder auf den Bauch gelegt hatte, was in seiner Verfassung
nicht gerade gut war. Ohne zu antworten leistete der Kranke dem sanften Befehl
folge und drehte sich ohne Gegenwehr um. Fürsorglich hob Joey Setos Kopf an und
platzierte das kuschelige rote Kissen darunter, das bis jetzt noch nicht
beachtet worden war.
„Das hätt ich auch noch selber gekonnt...“ murmelte Seto leise und zog die
Decke weg, bevor er leicht aufstöhnte und den Kopf zur anderen Seite kippen
ließ. Joey wollte ihn gerade wieder zudecken, als Seto ihn unterbrach und sich
den neuen Schweiß von der Stirn wischte.
„Nicht... mir ist so warm...“ wimmerte Seto halb dösend und Joey legte ihm
mit einer besorgten Miene einen kalten Waschlappen auf die Stirn.
„Besser?“ fragte der Blonde und Seto bejahte leise, ohne zu bemerken, dass
das Hündchen die Decke wieder über seine Brust gezogen hatte.
#Dich hat’s echt ganz schön erwischt....# dachte er ernsthaft besorgt und
strich seinem Freund durch die schweißnassen Haare. Seto hatte die Augen
geschlossen und atmete schwer.
„Durst...“ hauchte er zwischen zwei tiefen Atemzügen und öffnete die Augen
einen Spalt weit.
„Könntest du mir vielleicht... was zu trinken holen?...“ fragte er lieb und
Joey machte sich sofort auf die Suche, schließlich war er ja gekommen um seinen
Schatz zu umsorgen.
Nach circa fünf Minuten kam er wieder vor Setos Bürotür an, mit einer vollen
Wasserflasche in der Hand und jeder Menge sorgenvoller Gedanken im Kopf. Doch
die wischte er schnell weg, als er einen Schemen durch die milchige Scheibe
ausmachen konnte und die Tür genervt öffnete.
#Er sollte doch liegen bleiben, was macht er de..# dacht er, stoppte aber, als
er sah, dass er gar nicht Seto war, der da im Büro herumlief und so viel Lärm
machte.
Die Gestalt drehte sich zu dem Blonden und schon sah er in Dieters glubschende
Augen, die ihn ungläubig ansahen. Der Angestellte stand verloren in dem Büro
seines Chefs und klammerte sich an die Akten, die er unterm Arm trug. Die
wässrigen Augen sahen geringschätzend in die Schokobraunen und wandten sich
dann zu Seto, den er schon die ganze Zeit beobachtet hatte und mit begehrenden
Blicken bedachte.
#Der schon wieder...# schoss es Joey grimmig durch den Kopf und ging zu Seto,
der die beiden Menschen in seinem Büro noch gar nicht bemerkt hatte.
„Hier, dein Trinken.“ Meinte er nur und stupste Seto leicht an.
Kurz wurden die blauen Augen geöffnet und Seto setzte sich mühsam auf, nachdem
er sich müde über die Augen gefahren war. Dankbar nahm er die Flasche entgegen
und leerte sie mit zwei kräftigen Zügen vollständig.
#Du warst ja kurz vorm Verdursten.# stellte Joey überrascht fest und drehte
sich wieder zu Dieter, der sich verhalten geräuspert hatte um auch wieder ein
bisschen Aufmerksamkeit von Seto zu bekommen.
„Wo soll ich die Akten hinlegen, Kaiba- sama?“ fragte er betont freundlich
und ignorierte Joey völlig.
„Legen Sie die... einfach auf meinen Schreibtisch...“ murrte Seto müde und
lahm, während er den angewärmten Waschlappen von seiner Stirn strich, den Joey
auch sofort an sich nahm und in die Schüssel mit kaltem Wasser legte. Dieter
schlurfte gehorsam zu dem großen Schreibtisch und streckte schon den Arm aus um
die Akten abzulegen, doch da stolperte er über eine winzige Teppichfalte und
versuchte sich an der Tischplatte festzukrallen, was ihm aber mit den Akten in
der Hand nicht gelang. Also knallte er mit den Armen auf der Glasplatte auf und
beförderte während seines Fluges alles mit lautem Gepolter auf den Boden. Mit
schreckgeweiteten Augen verfolgte Seto, wie seine Unterlagen, sein Laptop, seine
Maus und sein Handy auf den Boden krachten. Sogar den Bildschirm hatte Dieter
mitgerissen und er knallte laut auf dem Teppich auf. Dann war es unheilvoll
still, nur vereinzelte Blätter, die es hochgewirbelt hatte, schwebten nach
unten.
„Das... das tut mir leid...“ stotterte der tollpatschige Angestellte, als er
sich wieder aufgerichtet und das Chaos bemerkt hatte. Wütende, eisblaue Augen
erdolchten Dieter förmlich und der Brünette richtete sich bedächtig auf.
„Raus...“ forderte er ruhig, zu ruhig....
„Aber ich..“ fing Dieter an und deutete hastig auf das Chaos, doch Seto
ließ ihn gar nicht zu Wort kommen.
„Raus oder ich vergesse mich!“ zischte er auf einmal so bösartig, dass der
eingeschüchterte Angestellte rückwärts aus dem Büro stolperte.
Tief atmete Seto ein und lehnte sich wieder an der Sofalehne an. Dann ließ er
den Kopf langsam und erschöpft nach hinten kippen und seufzte leise.
„Ich räum das gleich auf, ja?“ flüsterte Joey sanft und dirigierte Seto
mit sanfter Gewalt in eine waagerechte Position. Liebevoll platzierte er den
kalten Waschlappen wieder auf Setos Stirn und strich seinem Drachen eine Weile
fürsorglich durch die Haare. Nach einiger Zeit stand er auf und baute Setos
Schreibtisch wieder einigermaßen auf, bevor er sich daran machte die ganzen
Verträge zu sortieren und die Akten zu ordnen. Nach etwa zehn Minuten des
Aufräumens warf der Blonde wieder einen Blick zu Seto und musste feststellen,
dass dieser die Decke schon wieder von seiner Brust zur Seite gezogen hatte und
mit leicht geöffnetem Mund schweratmend döste. Kopfschüttelnd schritt das
Hündchen zum Sofa und zog die wärmende Decke über den fiebernden Körper,
bevor er den Waschlappen wieder ins Wasser tunkte und Seto den hauchdünnen
Schweißfilm vom Gesicht wischte. Dank dieser Berührung wurde Seto wieder etwas
wacher und öffnete die Augen einen Spalt weit.
„Joey.. danke... dass du hier bist...“ murmelte Seto fiebrig und sah den
Blonden mit verklärtem Blick an.
„Kein Problem..:“ flüsterte Joey und bedachte Seto mit einem sorgenvollen
Blicken.
#Zum Glück sind Ferien... dann kann ich die ganze Zeit bei dir bleiben und ein
bisschen auf dich aufpassen...# dachte er sich, während Seto die Decke bis zum
Haaransatz zog, sodass nur noch ein Büschel brauner Haare und ein nasser Lappen
von ihm zu sehen waren.
„Krieg ich deine Hand?“ fragte der Kranke gedämpft und schon wieder stark
schläfrig.
Joey antwortete gar nicht, sondern schob seine Hand einfach unter die Decke.
Nach einigem Geraschel wurde seine Hand ganz schwach von eiskalten Fingern
umschlossen und Joey schob seine andere Hand auch unter die Decke um sanft über
Setos Seite zu streichen. Ein leichtes Schaudern hatte den Deckenberg schon vor
einigen Minuten erfasst, doch erst jetzt konnte das Hündchen spüren, wie sehr
Seto eigentlich zitterte.
„Mir ist kalt... mach doch die Kühlung aus...“ murmelte der kranke Drache
im Fieber.
#Weißt du eigentlich wie brütend heiß dein Körper ist und dass du starkes
Fieber hast... und da ist dir kalt?!# fragte Joey in Gedanken und hielt weiter
seine Hand, während er den rasselnden Atemzügen lauschte.
#Die ganze Arbeit macht dich kaputt.... # dachte der Blonde weiter und hob
seinen Blick, als die Tür geöffnet wurde und Alex den Raum betrat.
„Wie geht's ihm?“ fragte Setos Stellvertreter besorgt, als er auf das
Häufchen Elend auf dem Sofa blickte.
„Gar nicht gut...“ seufzte Joey sorgenvoll.
#Du solltest eigentlich im Krankenhaus sein, bei dem was du alles hattest...
damit ist schließlich gar nicht zu scherzen. Nur weil du so bekannt bist und im
Krankenhaus keine Ruhe hättest, heißt das doch gar nichts... schließlich hast
du einen der besten Ärzte... du solltest zu Hause sein und dich von dem
umsorgen lassen... und nicht hier auf irgendeinen hirnverbrannten Hacker warten,
der dir das Geschäft vermiesen will.# grummelte Joey besorgt und strich weiter
über Setos Handrücken.
„Warum musste dieser verdammte Hacker auch ausgerechnet jetzt auftauchen, wo
Seto eigentlich absolute Ruhe braucht...“ fluchte Alex ungehalten und ließ
sich auf einen Stuhl fallen.
„Wenigstens haben wir jetzt ein Problem weniger.“ Seufzte er dann
erleichtert und streckte sich steif.
„Haben sie den Spion gefunden, Lancet-san?“ fragte Joey interessiert und zog
eine Hand unter der Decke hervor, mit der er jetzt den warmen Waschlappen nahm
und abermals kühlte, bevor er ihn wieder auf Setos überhitzter Stirn
platzierte. Dankbar seufzte der Brünette auf und das Hündchen strich ihm sanft
durch die feuchten Haare.
„Nenn mich doch Alex, Joey, schließlich werden wir uns ja noch öfter sehen,
wo du doch jetzt mit Seto zusammen bist.“ Sagte der Amerikaner und sah
sorgenvoll auf seinen jungen Chef.
„Okay, danke Alex... aber hast du denn jetzt was gefunden?“ hakte Joey noch
einmal nach.
„Ja... ich hab den Maulwurf gefunden... es war ein etwas älterer Herr in
unserer Führungsebene, der vor drei Monaten verstorben ist. Ich bin auch eher
durch Zufall darauf gekommen, weil ich einen Standardcheck bei den Ämtern
gemacht habe... die waren aber nicht sehr kooperativ.“
Verwirrt sah Joey ihn an und zog die Augenbrauen nach oben.
„Wie soll das denn gehen? Ich bin vielleicht nicht ganz so intelligent wie
Seto, aber dumm bin ich nicht und dass Tote noch arbeiten können ist mir
neu..“ bemerkte er sehr skeptisch und schickte dem anderen einen fragenden
Blick.
Alex schüttelte nur schmunzelnd den Kopf und erklärte die Sache näher.
„Er hatte einen Zwillingsbruder, der sich schon vor einigen Jahren der
Kriminalität zugewandt hat. Dieser hat seinen Platz eingenommen und wollte so
das große Geld machen. Hat sich wohl für besonders schlau gehalten, aber
daraus ist ja nichts geworden. Der einzige Haken an der Sache ist, das er keine
Ahnung hat, wer der Hacker ist. Sie waren angeblich immer anonym“
„Das hilft Seto also gar nichts...“ seufzte Joey und Alex nickte mit einem
Blick auf seinen unruhig schlafenden Chef.
„Ich kümmere mich dann mal um die restliche Arbeit, nicht, dass das alles
liegen bleibt.“ Verabschiedete sich der Amerikaner und schlich leise aus dem
Zimmer. Vorsichtig zog Joey auch die andere Hand unter der Decke hervor, stand
auf und kippte die Fenster ein Stück, um wieder etwas frische Luft in den
stickigen Raum zu lassen. Melancholisch ließ er seinen Blick über die Dächer
der Stadt schweifen, drehte sich aber um, als Seto leise nach ihm rief. Mit
sanftem Blick kam er zurück, kniete sich vor das Kopfende des Sofas und zog die
Decke von Setos Gesicht weg.
„Joey...“ murmelte der Drache weggetreten und schien zwischen Schlaf und
Wachsein zu wandern.
„Ich bin doch da...“ hauchte er beruhigend in Setos Ohr, während er den
Lappen wieder wechselte und ihm sanft über das Gesicht strich. Jetzt schob er
die Decke weiter nach unten und eine Hitzewelle schlug ihm entgegen.
#Dein ganzer Körper glüht ja...# stellte Joey geschockt fest und zog auch den
schon durchnässten Pulli ein wenig vom muskulösen Körper seines Freundes.
Zärtlich strich er mit einem nassen Tuch den Schweiß von der unnormal warmen
Haut und deckte den Brünetten wieder zu.
#Ich glaube was Fiebersenkendes würde dir ganz gut tun...# überlegte er und
holte schnell ein Glas Wasser und eine Tablette, die sich zischend und blubbernd
auflöste.
„Seto?“ fragte er leise, bekam aber keine groß erkennbare Reaktion.
Leicht stupste er ihn an und jetzt öffneten sich die Augen einen Spalt breit,
die ihn dämmernd mit blauen, fieberverschleiernden Iriden ansah.
„Trink das.“ Wies das Hündchen ihn an, aber Seto grummelte nur
unverständliches und vergrub sich im Kissen.
„Wenn du es nicht freiwillig machst, dann muss ich wohl grob werden“ drohte
Joey und stupste Seto noch einmal an. Wieder ohne Reaktion... nur ein leises
genervtes Grummeln.
„Du bist dir also sicher, dass du das nicht trinken willst?“ fragte Joey
noch einmal eindringlich und hielt dem Brünetten das Glas unter die Nase.
Seto nickte und bemerkte nicht, wie sich ein süffisantes Grinsen auf die Lippen
des Blonden legte.
„Dann muss ich dich wohl dazu zwingen.“ Stellte er fest und platzierte das
Glas auf dem Beistelltisch. Plötzlich drehte er Seto auf den Rücken und kniete
sich so über ihn, dass sich der perplexe Brünette nicht mehr wehren konnte.
„Was?!“ fragte dieser verwirrt und sah Joey ziemlich zickig an, als dieser
das Glas in die eine Hand nahm und mit der anderen seine Handgelenke festhielt.
„Ich trinke es trotzdem nicht.“ Brummelte Seto widerspenstig und sah das
Hündchen böse an.
#Warum kann er mich nicht einfach schlafen lassen?#
„Du kannst mich nicht zum trinken zwingen!“ moserte er weiter und presste
die Lippen störrisch aufeinander.
#Das werden wir ja sehen...# dachte Joey innerlich grinsend und drehte das Glas
so, dass man gut daraus trinken konnte. Dann nahm er selbst einen Schluck in den
Mund und schlagartig änderte sich Setos sturer Blick in einen verwirrten.
„Was wird das denn jetzt? Trinkst du das Gesöff selb- Mhhhmmmm.“
Joeys Lippen pressten sich mitten im Satz auf Setos, der verschreckt
zusammenzuckte, als die Flüssigkeit in seinen Mund floss. Seine Lippen waren
durch die des Blonden versiegelt und so blieb ihm nichts anderes übrig, als
schließlich doch alles von dem übel schmeckenden Zeug zu schlucken. Erst
nachdem auch alles verschwunden war löste sich Joey von ihm und nahm diesmal
etwas mehr von der Flüssigkeit in den Mund. Hustend lag Seto unter ihm und
begann gerade mit einer Schimpftirade, als er wieder mundtot gemacht wurde.
Jegliche Gegenwehr war vergebens, erstens, weil er unter Joey lag und ziemlich
mies festgehalten wurde, außerdem hatte er sowieso nicht mehr die Kraft sich
gegen irgendetwas zu wehren. Er wollte nur seine Ruhe wiederhaben, um sich vor
dem Rest der Welt in den Kissen verstecken zu können. Abermals spürte er die
Flüssigkeit in seinem Mund und wieder endete das ganze in einer, diesmal
weniger heftigen Hustenattacke.
Beim dritten Mal stellte der Blonde verwundert fest, dass sein Gegenüber
aufgehört hatte sich zu wehren und ausnahmsweise ganz ergeben der Dinge harrte
die da kommen mussten, ohne sich noch groß dagegen aufzubäumen. Also kippte
Joey den Rest in seinen Mund und ging diesmal etwas sanfter zu Werke. Lieb
leckte er über die Lippen und bat um Einlass, bis sich die anderen Lippen
teilten und er ohne Hinderung die Flüssigkeit in Setos Mund laufen lassen
konnte. Er wartete artig, bis er bei dem Drachen ein Schlucken gespürt hatte,
bevor er ihn noch einmal, diesmal ein wenig entschuldigend küsste. Jetzt
entließ er ihn auch aus dem für Seto sicher unangenehmen Klammergriff und
beobachtete, wie sich der Brünette sofort zusammenrollte und sein Gesicht unter
dem Kissen versteckte, während er sich unter der Decke vergrub.
„Siehst du? Es hätte auch einfacher gehen können.“ Meinte Joey nur und
legte Seto wieder das Tuch auf die Stirn, nachdem er das Kissen unter Seto
Gemurre ein Stück entfernt hatte. Zustimmendes Grummeln war zu vernehmen und
der Brünette rollte sich so stark ein, dass nicht mehr zu erkennen war, wie er
eigentlich lag, da nur noch Decke zu sehen war, die sich leicht hob und senkte.
Joey saß einfach nur daneben, ließ Seto Kraft tanken und registrierte nach
einiger Zeit erleichtert, dass das Fieber ein wenig zurückgegangen war.
Fürsorglich strich er Seto über den Rücken und hielt seine Hand, doch sonst
ließ er ihn in Ruhe und sorgte dafür, dass er die nächsten Stunden ungestört
Schlafen konnte.
Aber am Abend war es dann endgültig vorbei mit der Erholung und der Ruhe...
Seto war gerade wachgeworden und trank mal wieder eine ganze Flasche mit einem
Zug, als ein unüberhörbares, nerviges Piepen den Raum erfüllte und die
angenehme Stille zerteilte.
Sofort war für Seto jedes Fieber oder Erschöpfung vergessen und er setzte sich
hochkonzentriert auf seinen Schreibtischstuhl um in Windeseile eine Vielzahl an
Fenstern zu öffnen.
„Ist das der Hacker?“ fragte das Hündchen nichtsahnend und hüpfte durch
Zimmer auf den Brünetten zu, als Alex die Tür öffnete und eintrat.
„Er ist endlich da.“ Sagte der Amerikaner ohne Begrüßung.
„Und was machst du jetzt Seto?“ fragte Joey unwissend, wurde aber leise von
Alex unterbrochen.
„Sprich ihn bitte nicht an, sonst ist seine Konzentration im Eimer und die
braucht er dringend.“ Flüsterte Setos Stellvertreter und schob den Blonden
nach draußen auf den Flur damit der Brünette seine Ruhe hatte.
„Und was sollen wir jetzt machen?“ richtete Joey eine Frage an Alex, der nur
die Hände in die Hosentaschen schob und grinste.
„Abwarten und Teetrinken würde ich sagen.“ Meinte er nur trocken und gab
der Sekretärin Anweisung, dass Seto auf keinen Fall gestört wurde und alles,
was keinen Aufschub duldete, an ihn weitergeleitet wurde.
„Wir können uns eigentlich nur vor meinen PC setzen und dabei zusehen, wie
entweder unser System geschrottet wird und Seto ein paar Jahre umsonst
gearbeitet hat oder er den Hacker zu Kleinholz verarbeitet und mir seine ID
schickt, damit ich das nachverfolgen lassen kann.“ Erklärte Alex und holte
ihnen zwei Tassen Kaffee. Danach schlenderte er mit dem Blonden in sein Büro
und warteten gespannt, dass Seto sich meldete.
Der hatte auch erst mal keine Probleme, denn er schaffte es mehrmals den Hacker
fast in die Enge zu treiben. Aber irgendwie schaffte es dieser doch immer wieder
sich aus seiner programmierten Falle zu befreien. Nach etwa drei Stunden
bemerkte der Drache, wie er seine körperliche Erschöpftheit nicht mehr ganz
unterdrücken konnte, denn seine Hände begannen leicht zu zittern und eine
Hitzewelle nach der anderen durch seinen Körper jagte.
Kurz war er unkonzentriert, was sich der andere auch gleich zu nutze machte und
Seto in seiner Programmierung um einiges zurückwarf. Leise fluchte der
Brünette und versuchte krampfhaft das starke, fiebrige Gefühl und die
Kopfschmerzen zu ignorieren. Zu allem Überfluss war da noch dieses Stimmchen in
seinem Kopf, was ihm die ganze Zeit erzählte, wie schön es doch sein könnte
jetzt in seinem Bett zu liegen und sich umsorgen zu lassen.
Wieder verging einige Zeit des eifrigen Arbeitens in der sich die Beiden ein
hitziges Gefecht in den Weiten des Kaiba-Corp.- Netzes lieferten. Urplötzlich
rollte eine Welle des Schwindels über Seto und sein Blick verschwamm. Kein
anderer Mensch würde sich solch einer Belastung aussetzen, aber Seto würde
sicher nicht schlappmachen, nicht jetzt...
Die Kopfschmerzen flammten erneut auf und ein schmerzvolles, gepeinigtes
Aufkeuchen entrann seiner Kehle.
„Scheiße...“ fluchte er und schlug mit der Hand auf die Tischplatte. Kurz
ballte er die Faust so fest, dass seine Knöcheln weiß hervortraten und stierte
fiebrig, aber entschlossen auf seinen Bildschirm.
Und wieder meldete sich das Stimmchen, das ihn netterweise darüber aufklärte,
dass sein Körper diese Behandlung wohl nicht mehr lange mitmachen würde und er
dann froh sein könnte, wenn er nicht auf die Intensivstation musste oder
bessergesagt, dass die Intensivstation nicht zu ihm kam. Hitze und Kälteschauer
wechselten sich weiterhin ab und stürzten den Drachen von einem Extrem ins
andere.
Fast die ganze Nacht verging und Setos Atem wurde immer schwerer und rasselnder.
#Lass ihn doch bitte endlich einen kleinen Fehler machen...# flehte er in
Gedanken und strich sich verzweifelt die schweißnassen Haare aus dem Blickfeld.
Kurz kniff er die Augen zusammen, als sein Blickfeld begann zu flimmern und sein
Atem wurde immer gequälter, als er weiterprogrammierte.
Als die Sonne schließlich wieder am Horizont erschien glänzten Setos Augen
fiebrig und sein Körper wurde immer öfter vom Schüttelfrost erfasst.
#Es ist so heiß...# schoss es ihm durch den Kopf, doch er konnte der Hitze, die
seinen ganzen Körper zu umgeben schien, nicht entfliehen. Schweiß lief über
den ganzen Körper des Brünetten und er sah mit halb geöffneten Augen und
flimmerndem Blick auf den Screen. Seine Finger stoppten plötzlich und seine
ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf ein kleines Fenster, was sich gerade auf
dem Bildschirm geöffnet hatte. Seine Brust hob und senkte sich in kurzen
Abständen und sein Pulli klebte schon völlig durchnässt an seiner Haut, als
ein kleines, siegessicheres Lächeln über sein Gesicht huschte und Seto wie
besessen weiterprogrammierte, jedoch ohne darauf zu achten was der Hacker
eigentlich so machte.
#Das ist es... die Idee ist zwar gewagt... aber das ist die letzte Chance...
lange halt ich das nicht mehr durch...#
Endlich wollte er die Entertaste drücken um die Sache zum Laufen zu bringen,
als sich sein Körper unter Fröstelschauern zusammenkrampfte und ein
gepeinigtes Aufkeuchen zu hören war, während er seine Arme um den stark
zitternden Körper schlang. Mit zusammengekniffenen Augen presste der Brünette
seine heiße Stirn auf die schockierend kalte Tischplatte und wartete darauf,
dass sich sein Körper wieder beruhigte. Doch die leise, bohrende Stimme in
seinem Inneren flüsterte, dass das jetzt wohl die Quittung war und es nicht
mehr besser werden würde. Seto hatte es eindeutig übertrieben, schließlich
war mit einem Burn-Out-Syndrom nicht zu spaßen, aber nein, er musste sich ja
weiter quälen...
#Na komm schon, du wirst doch jetzt so kurz vor dem Ziel nicht aufgeben... sonst
kannst du deine Firma in die Tonne kloppen.# spornte er sich in Gedanken an, bis
er schließlich genügend Energie zusammen hatte um die Entertaste zu drücken.
Die Sekunden verstrichen und Seto stierte mit weit aufgerissenen Augen auf den
Bildschirm.
#Jetzt mach schon... das Programm hatte keine Fehler. Das weiß ich!# flehte er
und anscheinend hatte jemand ein Erbarmen mit ihm, denn eine Zahlenreihe
erschien.
#Fast geschafft....# dachte der Drache und kämpfte mit letzter Kraft gegen die
aufkommende Schwärze an, die ihm und vor allem der Stimme in ihm sehr
verlockend erschien. Seine Konzentration, und mit ihr auch gleich sein Verstand
verabschiedeten sich langsam und eine neue Attacke des Fiebers ließ ihn
aufstöhnen, als er die Zahlenreihe, die ID des Hackers, kopierte und an Alex
schickte, damit der den Rest veranlassen konnte.
#Geschafft, der ist weg...# war das letzte, was sein schon umnebeltes Gehirn
noch registrierte, bevor es ihn am ganzen Körper schüttelte und Schwindel und
Übelkeit ihn wie einen Schlag trafen.
Schnell presste Seto eine Hand auf den Mund, einerseits um den Schrei zu
vermeiden, der sich aus seiner Kehle stehlen wollte, andererseits um die
Übelkeit niederzukämpfen.
Rasselnd zog er den Atem ein und ließ sich tiefer in den Stuhl sinken. Er
stemmte sich mit letzter Kraft gegen den Schwindel, doch die Dunkelheit legte
sich unaufhaltsam über ihn und das Stimmchen rief sie immer näher.
#Wäre es denn nicht wirklich schön sich jetzt von der Realität
zurückzuziehen?# Fragte sie und Seto kam nicht umhin ihr Recht zu geben....
seine Umgebung war auf einmal so unerträglich... Laut und hell.... und
kalt....
Gepeinigt stöhnte er auf und saugte die Luft kraftlos in seine Lungen, bevor
ihn seine letzte Energie verließ und er halb besinnungslos vom
Schreibtischstuhl auf den Boden sank.
Ein paar Sekunden lag er zitternd, kraftlos und fiebernd dort, bis die Tür
schwungvoll geöffnet wurde und ein nichtsahnender Dieter, entgegen aller
Anweisungen, das Büro betrat.
Er stand da eine gute halbe Minute und glubschte ungläubig auf seinen Chef.
Nach zehn weiteren Sekunden kniete er sich neben das zitternde Häufchen Elend
und fragte nervös: „Kaiba-sama?“
Nur ein Aufkeuchen kam als Antwort und Seto lag weiterhin kraftlos zitternd auf
dem Boden.
#Er ist mir völlig ausgeliefert....# schoss es dem Angestellten durch den Kopf
und er streckte die Hand nach dem Brünetten aus. Doch als seine Finger an Setos
Haut angekommen waren, stoppte er in der Bewegung und sah mit einem undeutbaren
Blick auf die flimmernden Augenlider des Drachen.
#Ich warte lieber, ich will ja schließlich, dass er es auch bemerkt....# mit
diesem Gedanken zog er die Hand zurück und blickte zur Türe, nicht dass ihn
jemand gesehen hatte.
#Ich muss Hilfe holen, sonst habe ich vielleicht gar nichts mehr von ihm.#
dachte er, als Seto aufkeuchte und stark zuckte.
Panisch rannte der Angestellte aus dem Büro um schnellstmöglich jemanden zu
benachrichtigen.
Er sprintete gerade durch die Gänge, als er Joey und Alex in die Arme lief.
„Gut dass ich Sie treffe!“ schnaufte er völlig von der Rolle, nachdem er
sich nur knapp vor einem Sturz bewahrt hatte.
„Wir haben jetzt keine Zeit!“ zischte Joey und wollte sich schon an ihm
vorbeidrängeln, als Dieter ihn am Arm festhielt.
„Es ist aber wichtig!“ piepste er und holte tief Luft.
Genervt blickte der Blonde den anderen an und riss sich aus dessen Griff los.
#Ich will zu Seto verdammt. Warum hat er sich nicht gemeldet, als es vorbei war,
warum hat er nur die ID geschickt.... da stimmt doch was nicht!#
„Also, machen sie schnell, was ist denn?“ fragte Alex nicht minder genervt
und Dieter sah panisch mit seinem Rattenblick von einem zum anderen, während
sich Alex Augen wütend verdunkelten und er seinen Pferdeschwanz über die
Schulter warf.
„Es... es geht um Kaiba-sama.... er ist in seinem Büro und...“ fing er an,
wurde aber von Joey unterbrochen.
„Ja und?“ zischte der Blonde frostig und tippelte mit seinen Fingern auf
seinem Unterarm.
„.... und er ist bewusstlos glaube ich......“
„WAS?!“ schrie der Blonde panisch und gleichzeitig wütend auf.
„Warum sagen sie das denn nicht gleich?“ fragte Alex nicht minder wütend
und hetzte hinter Joey her, der zu Setos Büro rannte.
Schnell riss er die Tür auf und hastete mit ängstlich geweiteten Augen zu
Seto. Die zitternden Hände vor den Mund gepresst schritt er zu seinem Drachen
und hob dessen Kopf leicht an. Schwer wog er in seinen Händen und Joey sah, wie
sich die dunkel untermalten Augen einen Spalt öffneten.
„Seto.“ Schluchzte das Hündchen leise, während er den zitternden Körper
zu sich zog und Seto wie eine Puppe in seine Arme legte.
„Willst du dich denn umbringen....? Ist dir dein Leben denn so wenig wert?“
hauchte der Blonde, als die beiden anderen Männer den Raum betraten. Dieter
beugte sich sofort nach unten und glubschte Seto an, während Alex eine Decke
über diesem aufbreitete und zum Telefon griff.
Der Brünette verschwand fast unter der Decke und seine Lippen bebten, als er
röchelnd nach Atem rang.
„Er sieht gar nicht gut aus.“ Bemerkte Dieter besonders geistreich, als Seto
die Augen leicht öffnete und wieder etwas klarer wurde, da Joey ihn mit einem
kalten Tuch im Gesicht verwöhnte.
Doch kaum war sein vernebelter Blick natürlich als erstes auf Dieter gefallen,
zuckte er erschrocken zusammen und drängte sich intuitiv nach hinten, direkt in
Joeys Arme. Augenblicklich wurde der orientierungslose Drache fest in die Arme
geschlossen, was Dieter mit einem Blick bedachte, dass man denken konnte, er
hätte in eine unreife Zitrone gebissen.
„Du solltest ihn loslassen, er kriegt bestimmt fast keine Luft mehr.“ Sprach
der Angestellte monoton, doch Seto krallte sich hilfesuchend an den anderen
Körper vor sich.
„Shhh..... ganz ruhig....“ redete Joey ängstlich auf seinen vor
Erschöpfung zitternden Freund ein und drückte den müde weggeknickten Kopf an
seine Schulter, wo er auch gleich die wahnsinnige Hitze spürte, die von Seto
ausging.
„Joey“ wisperte der Brünette völlig am Ende und leises Schluchzen verließ
seine Lippen.
#Was machst du bloß für Sachen... Du bist ja vollkommen am Ende! Lass mich
jetzt bloß nicht hängen, mein Seto# flehte das Hündchen, bevor er Seto
stärker umarmte.
„Ja?“ fragte er leise und beugte sich näher zu Seto, da dessen Worte fast
unverständlich leise waren.
„Ich verbrenne... es ist so heiß..... lass es doch aufhören.... bitte“
flehte der Drache flüsternd und spürte nur am Rande, dass sich etwas kaltes
auf seine Stirn legte.
Er lag fest in Joeys Armen, dass war das Wichtigste, selbst wenn er jetzt starb,
denn genauso fühlte es sich zurzeit an. Immer mehr schwand seine letzte Kraft
und er registrierte träge die Dunkelheit, die schleichend auf ihn zugekrochen
kam. Sein Stimmchen lockte sie immer näher und auch ihm war klar, dass sein
Körper nichts mehr leisten konnte... wahrscheinlich nicht einmal mehr in Joeys
Armen zu liegen...
Alex Stimme drang in seinen Verstand und meinte irgendetwas von ‚Arzt’ und
‚wach bleiben’, doch diesen Dingen maß Seto keine Bedeutung mehr bei. Seine
Lider lasteten tonnenschwer auf seinen Augen und er musste sich anstrengen um
die Stimmen um sich noch zuzuordnen. Die Hitze fraß sich förmlich durch ihn,
raubte ihm den letzten Funken Energie und irgendwann hatte er dem
Schüttelfrost, dem Fieber und dem Schwindel nichts mehr entgegenzusetzen. Ohne
dass er sich dagegen auflehnen konnte, krampfte sich sein Körper zusammen und
immer heftigeres Zittern kam noch dazu.
Diesmal war es Joeys Stimme, die zu ihm hindurchdrang, etwas von wach bleiben
erzählte und für Setos Geschmack viel zu laut war.
Doch warum sollte er sich der Dunkelheit nicht hingeben?
Er sehnte sich doch nur nach ein bisschen Ruhe und Entspannung.... er konnte
einfach nicht mehr, außerdem hatte ihn die Bewusstlosigkeit schon fast zu sich
gezogen und sein gepeinigter Körper sehnte sich die vergessende Dunkelheit
herbei.
Warum sollte er sich dann nicht ergeben?
Immer weiter schloss sich die Schwärze um ihn und dem Brünetten entfuhr ein
erlöstes Seufzen. Ohne Gegenwehr ließ er zu, dass ihn die Schwärze langsam
aus Joeys Armen, die ihn noch an diese Welt hielten, holte, ihn einhüllte und
ihn endgültig sanft mit ihren Schwingen umarmte, bevor sie ihn in ihr dunkles
Reich trug, damit er die Last der Realität hinter sich lassen konnte.....
-.---------------------------
FERTIG!!!!!!!!!!
JUHU!!!!!
Und schon wieder ein Kapi fertig, ich bin echt stolz auf mich. Ich hoffe es hat
diesmal nicht so lange gedauert und ich muss mich an dieser Stelle mal für die
ganzen Unannehmlichkeiten beim letzten Kapi entschuldigen. XD
Es ist ja ein wenig drunter und drüber gegangen, dank dem lieben Mexxe....
naja, was soll’s, vielen Dank an meine ganzen lieben Kommischreiber, für euer
Lob und eure Kritik beim letzten Kapi, ich werds mir zu Herzen nehmen.
Kapitel 9: Behüte mich...
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Soho, hier ist es also, mein Kapitel neun... ich nerv euch jetzt mit ein
bisschen Vorgelaber, aber das müsst ihr jetzt ertragen.
Dieses Kapitel ist eine sehr schöne Stelle in meiner FF, finde ich jedenfalls.
Sie ist so ein Ruhepol zu den ganzen eher depressiven, fröhlichen oder
traurigen Kapiteln, die noch folgen werden. (Keine Sorge, es ist nicht das
letzte Kapitel, wo sich die Beiden in den Armen liegen. xD)
Jedenfalls hat es mir zu Anfang schon sehr gut gefallen, deshalb habe ich es
auch schon vorher geschrieben (nach Kapitel sieben), also sind mir mal wieder
einige Formfehler unterlaufen, die ich jetzt nicht mehr machen würde. Ein,
zwei, drei Stellen habe ich umgeschrieben, aber wie gesagt, seid bitte nicht so
streng, ich denke, dass mein Schreibstil zum jetzigen Zeitpunkt besser ist, was
man an den nächsten Kapis hoffentlich sehen wird.
Lange Rede, kurzer Sinn, viel Spaß mit Kapitel neun, von ‚the secret of my
pain’:
Kapitel neun:
Seto wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, bis er aus der Dunkelheit
auftauchte und seinen Körper wieder wahrnahm. Er wusste nicht, wie lange er
sich von der Realität zurückgezogen hatte, aber um ehrlich zu sein, war sein
Wunsch wieder ins Leben zurückzukehren nicht besonders groß.
Sein Körper war ein einziges Wechselspiel aus warm und kalt, hatte jegliche
Ausgeglichenheit verloren und schien immer noch an den Folgen von Setos rabiater
Behandlung zu nagen. Langsam tastete sich der Drache daran seinen Körper wieder
funktionsfähig zu machen, denn er konnte seine einzelnen Körperteile nicht
einmal mehr richtig spüren. Zurzeit fühlte er sich mehr wie ein umnebelter
Geist in einem toten Körper, aber das konnte doch nicht sein, oder?
Warum sollte er noch einigermaßen denken können, wenn er doch tot war? Absolut
absurd.
Nach einiger Zeit spürte Seto ein Brennen.... ein Brennen ziemlich weit oben...
das mussten seine Augenlider sein! Vorsichtig, aber mit all seiner Konzentration
versuchte der Drache seine Augen zu öffnen, doch es schien, als sei er dazu
nicht mehr fähig. Jetzt vernahm er ein anhaltendes, lautes Pochen, was sich da
bei ihm eingeschlichen hatte. Das kannte er so stark aber gar nicht.... ein
beruhigendes lautes Wummern in ihm.
War das sein Herzschlag?
Wann hatte er zum letzten Mal so still dagelegen und seinem Herz beim Schlagen
zugehört?
Das war schon ewig her... hatte er sich überhaupt jemals so intensiv mit sich
selbst beschäftigt?
Zu seiner Schande musste er sich gestehen, dass ihm sein Körper bis jetzt immer
Recht egal gewesen war.... und jetzt hatte er die Quittung. Seine Muskel waren
in den Generalstreik getreten und keine einzige Sehne des Brünetten ließ sich
bewegen.
Nach kurzer Zeit hörte er ein weiteres, tiefes Geräusch, was aber nicht ganz
so regelmäßig war, wie sein Herzschlag. Ein Atmen.... nachdem einige
Augenblicke vergangen waren, wurde Seto klar, dass das sein eigener Atem war.
Er hatte wirklich jegliches Zeitgefühl verloren, doch ab und zu konnte er eine
andere Präsenz neben sich ausmachen. Jedoch war es niemand, der ihm unbekannt
war, denn er verspürte keine Angst, obwohl er diesem Menschen schutzlos und
hilflos ausgeliefert war, nur die Geborgenheit in sich war da...
Warum sollte er diesen Zustand dann auch verlassen?
Warum war seine Seele überhaupt aus der Dunkelheit entflohen?
War da nicht irgendetwas?.... An irgendetwas musste er sich doch erinnern...
irgendetwas, was ihn schon die ganze Zeit malträtiert hatte und dauernd in
seinen Kokon der Ruhe gekrochen war, ihm beunruhigte Gefühle beschert hatte..
aber was nur?
Immer schwerer wurde es seine Gedanken festzuhalten, doch da war etwas an das er
sich erinnern musste.
Langsam kroch die wohltuende Dunkelheit zu ihm und sein Geist wurde wieder von
ihr eingehüllt. Jetzt fiel es Seto wieder ein, er wollte zu irgendjemandem,
aber zu wem?... zu wem nur? ..
er war so müde...
so unendlich müde...
müde.
Seine Gedanken entglitten ihm und er fiel zurück in die erlösende Dunkelheit,
die ihn schon die ganze Zeit rief.
~+~
Seit Seto in Joeys Armen das Bewusstsein verloren hatte, waren nun schon drei
Tage vergangen, doch kein Zeichen der Besserung war zu sehen. Der Krankenwagen
hatte sie hier her gefahren und Seto in die Obhut seines Arztes Yudai Akari
geben. Seitdem war Joey nicht von seiner Seite gewichen und hatte versucht ihm
trotz allem Geborgenheit zu geben. Zu schrecklich war das Gefühl gewesen, dass
sein Drache in seinen Armen gelegen hatte und er es förmlich hatte fühlen
können, wie das Leben aus ihm schwand. Minutenlang hatte Joey geglaubt, dass
sein Drache sterben würde... ihn verlassen würde....
Doch nun lebte er.. mehr oder weniger jedenfalls, denn so oft Yudai es ihm auch
beteuerte, es konnte doch nicht normal sein, dass jemand drei Tage bewegungslos
dalag, nicht mal einen Finger rührte und so flach atmete, dass es schon fast
ein Wunder war, dass es ihn gab. Jede Minute die verstrich nährte Joeys Angst
um den Drachen und er wusste erst jetzt, wie zerbrechlich sein Glück eigentlich
war...
#Du wirst nie wieder so viel Arbeiten, dass es dich fast tötet... und wenn ich
mich den Rest meines Lebens hier mit dir einsperren muss.# dachte er
resignierend und fand diese Idee in anbetracht der Tatsache, dass sein Vater
alle zwei Minuten bei ihm anrief und Streit suchte, doch sehr verlockend. Und
heute gab es noch einen weiteren Grund der Realität den Rücken zu zukehren.
Mokuba würde aus seinem Ferienlager zurückkommen und wenn er Seto so sah...
völlig bewusstlos... Der Blonde hatte ihn zwar vorgewarnt, dass es seinem
Bruder nicht so gut ging, aber wer wusste schon wie Mokuba reagierte... würde
er sich Vorwürfe machen oder Joey dafür verantwortlich machen? Was würde er
sagen? Würde er große Angst um seine einzige Familie haben? Es gab so viele
Möglichkeiten und Joey hoffte eigentlich nur, dass Seto wieder wach war, wenn
der Kleine bei ihm erschien.
Müde schob der Blonde diese Gedanken zur Seite und sah aus dem Fenster.
. Das Wetter hatte sich wie zum Spott gebessert und die Sonne lugte manchmal
zwischen den Wolken hervor. Sie konnte sich anscheinend nicht entscheiden, ob
sie den Frühling einleiten sollte, oder ob sie sich lieber noch etwas hinter
den Wolken verstecken wollte. Das Hündchen nahm sein Buch, dass er sich zur
Ablenkung geholt hatte und ging wieder zu seinem Seto.
Yudai hatte ihm ja gesagt, was er tun sollte, wenn sein Drache wieder unter den
Lebenden verweilte, wann auch immer dieser Zeitpunkt kommen sollte.
Er schlurfte die Treppe hoch und bog in den langen Flur, in dem sich Setos
Privaträume befanden. Darunter auch sein Schlafzimmer, dass er fast nie
benutze, schließlich kam der Firmeninhaber nur selten zum Schlafen.
Joey öffnete leise die Tür und abgestandene Luft schwappte ihm entgegen. Der
Blonde schlich zur Balkontüre und öffnete sie leise. Kurz blickte er nach
draußen über seine Heimatstadt Domino, dann ging er zum Bett. Neben der
riesigen Schlafstätte stand ein Sessel, in dem Joey die letzten zwei Tage
verbracht hatte.
Er sah wieder zum Fenster. Die hellblauen Vorhänge bauschten im lauen
Frühlingswind auf und ein angenehmes Licht durchflutete das Krankenzimmer.
Joey wendete sich zu seinem Drachen und seufzte. Setos Lage hatte sich nicht
verändert seit er gegangen war. Er lag immer noch auf dem Rücken, den einen
Arm auf der Brust und den Anderen gestreckt neben sich. Sein Kopf war in Joeys
Richtung gekippt und seine Beine waren leicht zur Seite geknickt.
#Er wird immer blasser,... kein Wunder, er hat seit drei Tagen nichts mehr
getrunken oder sich wenigstens bewegt.#
Jegliche Farbe war aus dem Gesicht des Firmenchefs gewichen und er war weiß wie
Porzellan. Seine Augen wirkten eingesunken, wie wenn er sie schon lange nicht
mehr benutzt hätte. Alles in Allem sah er zerbrechlich und schwach aus und das
machte Joey Angst. Sein Dragon war so unglaublich stolz, kraftvoll und eisig,
obwohl er auf der anderen Seite so liebevoll und schutzsuchend sein konnte...
Ich habe einen Schatz gefunden
Und er trägt deinen Namen
So wunderschön und wertvoll
Und mit keinem Geld der Welt zu bezahlen
Und jetzt traute sich das Hündchen nicht einmal ihn zu berühren, aus Angst er
könnte unter seinen groben Händen zerbersten. Setos Stirn war die letzten zwei
Tage leicht fiebrig gewesen, aber der Arzt meinte, dass das Fieber erst richtig
durchbrechen würde, wenn Seto wieder wach war.
#Na ganz toll!#
Joey war von dieser Miteilung nicht wirklich begeistert gewesen und fragte sich,
was noch auf sie zukommen würde.
Keine zwei Sekunden später war Seto so kalt, dass Joey dachte, er würde
erfrieren und so ging das jetzt schon zwei ganze Tage.
Immer im Wechsel.
Kälte.
Hitze.
Kälte.
Joey hatte nur einen Wunsch. Er wollte, dass Seto wieder gesund war und zwar so
schnell wie möglich. Er wollte ihn wieder umarmen, ihn küssen, mit ihm reden,
ihm ein Lächeln abringen oder sich einfach nur in seinen meeresblauen Augen
verlieren.
Du schläfst neben mir ein
Ich könnt dich die ganze Nacht betrachten.
Sehn wie du schläfst, hörn wie du atmest
Bis wir am Morgen erwachen.
Seit zwei unendlichen Tagen hatte er diese wunderschönen Augen nicht gesehen.
Es erschien Joey wie eine Ewigkeit und noch länger. Das Buch wog schwer in
seinen Händen, doch er konnte sich nicht dazu durchringen es aufzuschlagen und
zu lesen. Gemächlich fuhren seine Finger über den Einband, bis er die Lektüre
zur Seite legte.
Viel lieber ging er seiner Beschäftigung der letzten zwei Tage nach. Er
beobachtete Seto. Er hatte sich jeden Gesichtszug ins Gedächtnis gebrannt um
sie ja niemals zu vergessen. Vorsichtig griff er nach Setos kalter Hand und
umfasste sie locker. Sein Daumen strich sanft über die langen Finger.
#Bitte wach wieder auf...#
+~+
Langsam lichtete sich die Dunkelheit um den Drachen, doch es schien als würden
seine Gedanken wie dicker Nebel durch sein Gehirn wabern. Innerliche Kälte
hatte sich ausgebreitet und Seto fühlte sich alleine, aber das war ja nicht das
erste Mal in seinem Leben so. Es fiel ihm schwer Gedanken festzuhalten... doch
dann spürte er etwas.
Jemand streichelte sanft über seine Hand. Wer war da bei ihm? War er denn nicht
allein? Seto klammerte sich an das Gefühl, diese sanften Berührungen an seiner
Hand.
#Wer...?#
Sein Verstand fing langsam wieder an zu arbeiten und auch die Schmerzen kehrten
zurück. Er wollte die Augen öffnen, doch Zentnergewichte schienen an seinen
Lidern zu hängen.
Sie waren so schwer..... so schwer... und sein Kopf pochte schmerzhaft.
Die Dunkelheit rückte wieder näher und die Berührung entglitt seinem
umnebelten Geist. Doch dann drang eine undeutliche Stimme zu ihm, als er am
Rande des Bewusstseins wandelte.
„wach auf....... brauche dich....... bitte“
Wer war das? War das etwa an ihn gerichtet?
„Seto...“
Wer rief da nach ihm?
Langsam kam wieder Leben in seinen Körper, die beklemmende Dunkelheit wurde
zurückgedrängt und er konnte wieder einigermaßen klar denken. Die Stimme war
nun deutlicher und sie schien wirklich verzweifelt und schluchzend.
„Bitte, bitte wach auf, Seto, ich brauche dich doch so, bitte komm zu dir.“
schluchzte die Stimme.
Er spürte etwas nasses an seiner Hand. Weinte die Stimme etwa um ihn? Aber wer
war es denn bloß? Wer brauchte ihn?
„Ich liebe dich Seto.“
Und da fiel es dem Drachen wie Schuppen von den Augen.
#Joey#
Seto musste wieder wach werden, sofort, er musste für Joey da sein, ihn
trösten, ihn sehen, und zwar JETZT.
Er sammelte seine restliche Kraft und hob schwerfällig seine Augenlider, doch
seine Umgebung erschien verschwommen.
Joey hielt die Hand seines Drachens und sagte immer wieder, wie sehr er ihn
brauchte. Irgendwann waren ihm die Tränen in die Augen gestiegen und er hatte
seiner Verzweiflung freien Lauf gelassen. Warum auch nicht, es beobachtete ihn
ja keiner. Er blickte zu Seto auf und sah wie dieser gerade die Augen öffnete.
Trotz der Tränen stahl sich ein glückliches Lächeln auf seine Lippen, als er
dem benommenen Firmenchef sanft den Schlafsand aus den Augen wischte, damit
dieser besser sehen konnte. Seto sah sich orientierungslos um, bis er erkannte
wo er war.
„Seto! Endlich!“ flüsterte Joey. Er konnte es irgendwie noch nicht fassen.
„Joey...“ Setos Stimme war nicht mehr als ein leises, heißeres Krächzen.
Seine blassen und spröden Lippen formten sich zu einem schwachen Lächeln.
„Wie fühlst du dich, mein Schatz?“
„Frag nicht...“ hauchte Seto und erwiderte den Druck auf seine Hand sanft.
Sein Körper fühlte sich steif an, wie wenn er ihn lange nicht benutzt hätte.
Joey griff nach der Medizin, die der Hausarzt ihm gegeben hatte und setzte Seto
vorsichtig auf. Sein Drache war zu geschwächt um das Glas zu halten, also
führte Joey es zu seinem Mund und lies ihn langsam trinken.
„Du brauchst jetzt erst mal absolute Ruhe. Du hast dich in der Firma fast zu
Grunde gerichtet, du Selbstmörder!“ schluchzte das Hündchen leise und erst
jetzt bemerkte er, dass Tränen der Erleichterung über seine Wangen liefen.
„Wie lange...“ Seto musste die Augen schließen, da seine Lider schwer wie
Blei geworden waren. „...hab ich geschlafen?“
„Du hast drei Tage lang nicht mal den kleinen Finger bewegt. Ich hatte solche
Angst um dich.“ Fiebste Joey und wusste nicht, ob er Seto berühren konnte
ohne ihm Schmerzen zuzufügen. Dabei wollte er ihm so gerne wieder nahe sein.
„Joey... mir ist was seltsames passiert...“ hauchte der Drache rau und
öffnete seine Augen einen kleinen Spalt, sodass man das Blau seiner Augen nur
erahnen konnte.
„Was denn?“ fragte der Blonde, während er sich die Tränen wegwischte und
sich neben Seto legte.
„Ich hab ihn wieder gespürt... nach so langer Zeit hab ich ihm wieder
zugehört... mein Herzschlag.... früher lag ich immer im Bett und es war so
beunruhigend still... aber jetzt war er wieder da...“ murmelte er mit einem
Lächeln auf den rauen, trockenen Lippen.
Auch auf Joeys Lippen legte sich ein Lächeln.
„Seto... hast du denn nie gelernt deinem Herzen zuzuhören? Sich hinzusetzen
und nur seinem Herz zuzuhören ist so entspannend und beruhigend.... sonst
kannst du dich doch gar nicht ausgeglichen fühlen, wenn du nicht auf dein
eigenes Herz hörst...“ schniefte das Hündchen und strich federleicht über
Setos Haut.
„Ich hab mir nie Zeit dafür genommen...“ hauchte Seto. „Aber du hast
Recht, es ist wirklich beruhigend...“
„Aber es gibt nur eine Sache, die einem alle negativen Gefühle nimmt...“
Rau lachte der Drache auf und blickte sein Hündchen abgeklärt an.
„Das gibt es nicht... das glaube ich nicht...“ flüsterte er nur, doch Joey
schüttelte nur sanft den Kopf.
„Ich beweise es dir.... hast du noch nie einem liebenden Herzen beim schlagen
zugehört?“ fragte er, wartete aber die Antwort nicht ab, sondern legte Seto
auf die Seit und platzierte sich so unter ihm, dass er ihn in den Armen halten
konnte, aber der Kopf des Drachens auf seiner Brust lag.
Setos Augen schlossen sich und man sah, wie er sich mit jedem Herzschlag mehr
entspannte und sein Gesicht weicher und lockerer wurde.
Dieser verbitterte Zug um seinen Mund verschwand das erste Mal und der Ansatz
eines Lächelns setzte sich an seine Stelle.
#Wann habe ich das letzte Mal so gefühlt? Habe ich mich jemals schon so geliebt
gefühlt...? Was machst .....?“ doch da wurden seine Gedanken fortgespült und
nur der Schlag von dem liebenden Herzen unter ihm war zu hören.
Langsam legte das Hündchen seinen Arm über den Drachen und spürte, wie die
negativen Gefühle wie Giftstoffe aus Setos Körper entfernt wurden und mit
seinem Herzschlag verpufften.
Hast es wieder mal geschafft, mir den Atem zu rauben
Wenn du neben mir liegst, dann kann ich es kaum glauben
Dass jemand wie ich, so was Schönes wie dich
Verdient hat
#Ich wache über deinen Schlaf, mein Seto.#
Der laue Frühlingswind fuhr um die Beiden und man konnte den nahenden Sommer
schon riechen.
#Das wird unser erster gemeinsamer Sommer... unser Sommer, Seto...#
Leises Vogelzwitschern drang an sein Ohr und sein Körper entspannte sich. Er
spürte Setos ruhigen und gleichmäßigen Atem an seiner Brust.
Ein.
Aus.
Ein.
Aus.
Und langsam lies diese monotone Melodie und der gemeinsame Klang ihrer Herzen
auch ihn in den Schlaf sinken.
~+~
Nach zwei ruhigen Stunden wurde die Tür leise geöffnet und ein älterer, gut
aussehender Mann trat ein, dicht gefolgt von einem kleinen, etwa zehn-jährigen
Jungen mit strubbeligen, schwarzen Haaren und grau-blauen Augen.
Sie betraten das modern eingerichtete, lichtdurchflutete Zimmer. Es hatte
bodenlange Fenster und es befanden sich ein Bett, natürlich zwei mal zwei
Meter, eine Stereoanlage mit riesigem CD-Regal, ein Bücherbord und ein kleiner
Tisch darin. Mehr Einrichtung brauchte Seto in seinem Schlafzimmer nicht da er
ja noch zwei weitere Zimmer zu seiner Verfügung hatte und zweitens hatte er
sowieso nie Zeit zum Schlafen. Das ganze Zimmer war in hellblau gehalten. In
einer Ecke verstaubten zwei Überbleibsel aus einer vergangenen Zeit, Setos
Gitarren. Eine klassische und eine E-Gitarre plus Verstärker.
Natürlich gab es im Hause Kaiba keinen Staub, doch er hatte jedem bei
Todesstrafe verboten seine beiden Heiligtümer anzufassen, also hatte sich im
Laufe der Jahre eine dünne Schicht angesammelt.
Leise traten die beiden Störenfriede ein und der kleine Mokuba ging unsicher
zum Bett seines Bruders.
„Seto? Joey?“
Der Mann, es war der Arzt der Kaibas, trat ans Bett heran. Er rüttelte leicht
an Joeys Schulter, doch als Antwort bekam er nur ein gereiztes Brummen.
Wer wagte es da ihn zu wecken? Er wollte doch nur hier weiterschlafen...
bei Seto...
Er atmete tiefer um wieder einzuschlafen, da wurde etwas nasses und kaltes in
sein Gesicht geklatscht. Jäh setzte er sich auf und blickte sich verwirrt nach
dem Übeltäter um. Vor ihm auf dem Bett saß ein breit grinsender Mokuba.
Genervt nahm Joey den nassen Waschlappen aus seinem Gesicht, den der Kleine
netterweise dort platziert hatte.
„Morgen Joey! Es war total super, aber ich hab euch ziemlich vermisst... was
ist mit meinem Bruder? Wie geht’s Seto? Was ist eigentlich passiert?“
Wie bei einem Wasserfall sprudelte das Alles innerhalb von Sekunden aus dem
Kleinen raus, der besorgt zu seinem großen Bruder sah.
Joey lächelte den Wirbelwind breit an und seufzte: „Ich hab dich auch
vermisst. Aber Seto geht’s immer noch nicht so gut, also lass ihn schlafen und
sei lieb zu ihm, damit er bald wieder ganz gesund ist.“
„Aber er war doch fast noch nie krank?! Was hat er denn angestellt? Ist was
passiert?“ fragte Mokuba leicht panisch und man konnte eindeutig die Sorge
hören, die in seiner Stimme mitschwang.
„Ich glaube, wenn er nicht einen so robusten Körper hätte, dann wäre das
noch um einiges schlimmer ausgefallen... er hat erst bis zum Umfallen gearbeitet
und als er eigentlich schon ins Bett gehört hätte, kam so ein Hacker und hat
ihn drei Tage in der Firma gehalten.... tja, das war zuviel.. also ist er
zusammengeklappt und muss seit ein paar Tagen im Bett bleiben...“ lieferte das
Hündchen die etwas geschönte Kurzfassung. Er wollte Mokuba ja nicht damit
schocken, dass sein Bruder drei Tage bewusstlos gewesen war und die ganzen
Geräte und Infusionen an die man ihn gehängt hatte erst vor wenigen Stunden
verschwunden waren.
„Echt... da fahre ich einmal weg und dann so was... Seto ist echt noch nicht
alt genug um alleine klarzukommen...“ muffelte Moki und rutschte näher zu
seinem Bruder, der ihn erst nicht bemerkte, aber sich nach einiger Zeit leicht
einrollte. Ein leises Grummeln war zu vernehmen und die Augenlider hoben sich
wie in Zeitlupe. Nach einem verwirrten Orientierungsblick fiel Setos Augenmerk
auf das liebevoll lächelnde Gesicht seines Bruders und er hob matt die
Mundwinkel.
„Hey, Kurzer. Na, wie geht’s dir?“ flüsterte Seto müde.
„Gut, aber was ist mit dir, Nii-san?“
„Mach dir mal keine Sorgen, das wird schon wieder, Ototo-chan.“
„Gut.“ Sagte Mokuba und sah trotzdem nicht besonders zufrieden aus.
Eine Pause entstand und Mokuba sah seinen Bruder, der leicht rote Wangen hatte,
einschätzend an.
„Versprochen?“ fragte er unsicher.
„Versprochen.“ Antwortete sein Bruder verschlafen. „und jetzt pack erst
mal aus, Moki.“
„Okay.“
Und schon war der kleine Wirbelwind verschwunden und man hörte lautes Getrappel
auf dem Flur und eine knallende Türe.
Seto schloss die Augen wieder, dann spürte er die warme Hand Yudais auf seiner
Stirn.
Er kannte ihn gut. Er war ja schon fast ein Familienmitglied. Als Seto ein Kind
war, hatte er sich oft um seine Verletzungen gekümmert, wenn Gozaburo
ausgerastet war, ihn geschlagen hatte oder andere Dinge mit Seto getan hatte.
Doch er hatte damals nur seine äußerlichen Wunden heilen können, umso mehr
freute sich der Doc also, dass Seto glücklich war.
Yudai machte erst ein nachdenkliches und dann ein besorgtes Gesicht.
„Was ist?“, fragte Joey und ein dicker Kloß schien sich in seinem Hals zu
bilden, der ihm schier die Luft zu nehmen schien.
„Er hat Fieber und das nicht zu knapp... ein bisschen zu hoch. Na ja, mal
sehen.“ Murmelte er.
Er zog ein Fieberthermometer au seiner Tasche und schob es Seto in den Mund.
Eine quälend lange Minute verging.
#jetzt pieps doch endlich. SO hoch kann es doch nicht sein!#
Joey saß wie auf Kohlen, denn Seto war wirklich nicht besonders gesund aus.
Kleine Schweißperlen standen auf Setos Stirn und seine Augen schimmerten
fiebrig.
Endlich piepste dieses Ding und der Arzt nahm es an sich, um die Anzeige lesen
zu können. Joey streckte sich um auch etwas sehen zu können.
-- 38,9 °C - -
„Und jetzt?“ Joey sah panisch zu seinem Drachen, der schwer atmend und mit
flackerndem Blick auf dem Bett lag.
#Wie kann man denn so schnell so hohes Fieber bekommen?#
„Nichts und jetzt.“
„Bitte?“ kam es ungläubig.
Das Hündchen traute seinen Ohren nicht. Er sah verblüfft zum Doc.
„Wir sollen NICHTS tun? Ja, aber, aber, aber....“
„Lass ihn fiebern Joey. Dann wird er schneller wieder gesund. Fieber ist etwas
Gutes. Es wäre schlimmer wenn er keins hätte.“
#Soll ich mich jetzt auch noch freuen, oder was?#
Der Doc drückte ihm das Fieberthermometer in die Hand.
„Du musst alle halbe Stunde fiebermessen und erst wenn es über 41 °C ist,
dann unternehmen wir was, vorher nicht.“
Normalerweise hätte Seto schon längst lautstark protestiert, dass hier über
ihn geredet wurde, als wäre er nicht anwesend, doch da er nichts sagte, musste
es ihm wirklich schlecht gehen.
Joey sah zu seinem Seto und wandte sich wieder zum Arzt.
„Und ich soll mich jetzt hier hinsetzen und abwarten?“
„Genau. Ach ja, er wird wohl Fieberträume kriegen. Versuch ihn zu beruhigen,
aber versuch nicht ihn zu wecken, dass würde sowieso nicht klappen...“
Nachdenklich ging der Doc hinaus.
#Hoffentlich träumt Seto nicht von dem was sein Stiefvater getan hat... oder
von dem ich zumindest annehme, dass er es getan hat...#
Joey legte sich wieder zu Seto. Es war ihm egal, ob er sich wohlmöglich
ansteckte. Er wollte alles mit seinem Schatz teilen. Die schönen Zeiten genauso
wie die Schlechten. Und natürlich auch die Krankheiten...
Du bist das Beste, was mir je passiert ist.
Es tut so gut, wie du mich liebst
Vergess den Rest der Welt
Wenn du bei mir bist
Joey presste seinen Drachen an sich. Er konnte die Hitze spüren, die von ihm
ausging.
„Du bist heiß Seto.“
Der Angesprochene grinste müde und entgegnete flüsternd: „Danke...“
„Ich meinte dein Fieber. Du glühst wie ein Hochofen... du sollst doch
aufhören deine Gesundheit auf die leichte Schulter zu nehmen.“
Seto hatte ihn anscheinend gar nicht gehört, denn er stöhnte erschöpft auf
und atmete stoßweise. Joey sah ihn panisch an, als Seto leicht zu zittern
anfing.
„Seto?“ fragte er vorsichtig.
„Halt mich...... fest, Joey......“
Setos Körper zitterte wie Espenlaub.
„...bitte....“
Du bist das Beste, was mir je passiert ist.
Es tut so gut, wie du mich liebst
Ich sag’s dir viel zu selten
Es ist schön, dass es dich gibt.
Joey presste ihn noch näher an sich, der langsam in einen Dämmerzustand viel,
da er am Ende seiner Kräfte schien. Immer mehr Schweißtropfen bildeten sich
auf der ebenmäßigen Stirn und die schokobraunen Haare klebten an seinem Kopf.
Setos heißer Atem strich über Joeys Haut und dessen Finger fuhren über den
Rücken des Kranken. Setos Atem wurde schneller und unregelmäßiger. Sein Mund
war leicht geöffnet um den lebensnotwendigen Sauerstoff einzuatmen. Nach einer
halben Stunde steckte Joey dem Brünetten das Fieberthermometer in den Mund.
Wieder verging eine Minute des quälenden Wartens.
-- 40,1°C - -
Setos Atem ging so schnell, als würde er gerade Marathon laufen und sein Pyjama
klebte an der schweißnassen Haut.
„Joey.... Joey... wo bist du?....“ murmelte er und warf sich zitternd von
einer Seite auf die Andere. Joey rutschte hinter Seto her und zog ihn wieder in
seine schützende Umarmung. Er drückte Setos Kopf an seine Schulter und
spürte, wie sich zitternde Finger in sein T-Shirt krallten.
Er glühte, sein ganzer Körper schien zu brennen, schien nur noch aus Lava zu
bestehen... er wollte, dass es ein Ende hatte.
Der Drache rang nach Atem und fühlte sich völlig ausgeliefert.
Seto hatte das Gefühl, dass sich jemand auf seinen Brustkorb gesetzt hatte, so
schwer viel es ihm einigermaßen einzuatmen, ohne einen Hustenanfall zu kriegen.
Er fühlte sich schrecklich und wieder griff die Bewusstlosigkeit mit schwarzer
Hand nach ihm. Bevor sie ihn erreicht hatte, hörte er eine leise Stimme, die
sich ihren Weg wie durch Watte zu seinem Gehirn bahnte. Ein leises Flüstern von
ganz weit weg. „Ich bin da, mein Liebling, ich bin bei dir. Ganz ruhig...“
Dein Lachen macht süchtig
Fast so als wär es nicht von dieser Erde
Auch wenn deine Nähe Gift wär
Ich würd bei dir sein, solange bis ich sterbe.
Dann wurde es schwarz. Die Ohnmacht hatte ihn erfasst.
**
Plötzlich stand er mitten in einem schwarzen Raum und suchte etwas oder
jemanden. Er schrie verzweifelt den Namen seines kleinen Bruders. Suchte er etwa
ihn? Es schien so. Er konnte ihn nicht finden.
Wo war er?
War er gegangen?
**
Joey spürte wie Seto anfing noch stärker zu zittern und etwas murmelte, das er
aber, auch bei der größten Anstrengung, nicht verstehen konnte. Sanft und
beruhigend strich er ihm durchs nasse Haar und flüsterte leise: „Shhhh, ich
bin doch da. Hörst du? Alles wird gut.“
**
Seto fühlte sich so verlassen. Sein kleiner Bruder war weg.
Einfach so weg.
Die Person für die er seine Kindheit und sein Glück geopfert hatte. Die
Person, für die er alles gegeben hatte und auch wieder alles geben würde.
Wellen der Einsamkeit brachen über ihm ein und er war unfähig einen Gedanken
zu fassen, so wurde er von seinen Gefühlen übermahnt.
Doch da war wieder diese beruhigende Stimme, die in sein Bewusstsein drang. Die
Stimme, die ihm sagte, dass sie bei ihm war. Gerade als er sich an diese Stimme
klammern wollte, entglitt sie ihm wieder und der schwarze Raum um ihm
zersplitterte um einem neuen Platz zu machen.
Er stand in einem völlig weißen Raum. Doch er wirkte nicht besser. Er rief ein
bedrohliches Gefühl in Seto hervor und etwas versuchte aus seinem
Unterbewusstsein zu ihm vorzudringen. Er kämpfte mit aller Macht um diese
Erinnerung zu verdrängen, doch er schaffte es nicht.
Blutspritzer erschienen an der Wand.
Sie waren mit Tränen vermischt.
Mit seinen Tränen, die er vor vielen Jahren geweint hatte, die jedoch nie
wieder hervor gekommen waren, denn der Drache hatte sie hinter einer Wand aus
Eis eingesperrt.
Das Blut lief an den Wänden hinunter, bis sie dunkelrot gefärbt waren. Er sah
sich panisch um und drehte sich suchend im Kreis.
Wo war er hier?
Plötzlich spürte er die Anwesenheit einer Person hinter sich. Panik jagte
durch seinen Körper und jeder einzelne Muskel spannte sich an.
Es war so wie immer. Er rannte und rannte, doch er schien nicht von der Stelle
zu kommen. Etwas oder jemand jagte ihn. Er rannte und rannte, wurde immer
weitergetrieben. Und plötzlich hatte Seto das Gefühl, als würde sich eine
Klaue um seinen Körper legen, die ihm die Luft aus den Lungen trieb. Er wollte
wegrennen, sich umdrehen, die Gestalt sehen, der er so hilflos ausgeliefert war,
doch sein Körper gehorchte ihm nicht. Nicht mal seinen kleinen Finger konnte er
bewegen, so gelähmt war er von dieser Panik.
Langsam und gemächlich schlangen sich zwei dicke, starke Arme um seinen starren
Körper. Kalter Atem wanderte über seinen Nacken zu seinem Ohr und Seto bekam
vor Grauen eine Gänsehaut. Seine Augen waren vor Panik geweitet, als er eine
tiefe Stimme an seinem Ohr hörte.
„Erinnerst du dich an mich?“ röchelte die Stimme in Setos Ohr.
„An jene Nacht? Das wird dich ewig verfolgen und mit dieser Erinnerung werde
ich das auch tun. Bis an dein Lebensende. Du wirst dich nie davon freimachen
können.“
Heiseres, bösartiges Lachen drang an sein Ohr.
Seto wollte das nicht hören, er wollte es endlich vergessen können.
„Das wird dich nie loslassen. Egal wie lange du davor wegläufst.“
Endlich erwachte Seto wieder aus seiner Starre.
#Gozaburo!#
Seto zitterte vor Panik, als die Erinnerungen endgültig über ihm
hereinbrachen.
Wie ein unendlicher Ozean vergruben sie ihn unter sich und ließen ihn
zusammenklappen wie ein Kartenhaus.
Zu lange hatte er dem Druck standgehalten.
Zu lange hatte er die Last auf seinen Schultern gelassen und tief in seinem
Inneren wusste er schon lange, dass es irgendwann so weit kommen musste....
Tonnenschwerer Druck breitete sich um ihn aus und die Wogen schwappten über ihm
zusammen.
Er wollte schreien, doch kein Ton kam über seine bebenden Lippen.
Er wollte sich losreißen, doch er wurde nur noch näher an seinen Peiniger
gezogen.
Ihm wurde schlecht und es existierte nur noch ein Gedanke, als er Gozaburo an
seinem Rücken spüren konnte.
#WEG!#
**
Joey fragte sich was los war. Sein Dragon zitterte unkontrolliert am ganzen
Körper und hatte die Arme um den Kopf gelegt, als wolle er nichts mehr hören
und sehen.
Als wolle er nichts mehr mit seiner Umwelt zu tun haben, weil er sie nicht mehr
ertragen konnte. Seine Fingernägel krallten sich hinter seinen Ohren fest in
seine Haut
„Nein...“ wimmerte der Brünette immer wieder und holte dazwischen Luft, wie
ein Ertrinkender.
Joey wollte ihn näher zu sich ziehen, doch da erwachte Setos Körper wieder zum
Leben. Panisch wehrte er sich gegen den Griff und schubste Joey zitternd und
schreiend zur Seite.
„FASS MICH NICHT AN!“
Durch Setos Schreie aufgeschreckt riss der Doc nach wenigen Sekunden die Tür
auf.
„Das musste ja so kommen.“
„Was ist denn?“ fragte Joey panisch.
„Ein Fiebertraum muss wohl schlimmer ausgefallen sein als im Normalfall...“
Joey saß geschockt neben Seto, der immer noch niemanden an sich ranließ und
schwer atmend auf dem Rücken lag.
„Okay. Dann müssen wir wohl zu härteren Methoden greifen. Ich hatte ja
gehofft, dass das nicht nötig wäre.“
Er zog eine Spritze und ging zu Seto. Joey wollte schon sagen, dass sein Drache
panische Angst vor Berührungen zu haben schien, doch da war es schon zu spät.
Yudai hatte den muskulösen Arm Setos im festen Griff. Dieser wehrte sich heftig
und der Doc bekam ihn einfach nicht unter Kontrolle.
„Joey? Hilf mir mal!“ keuchte er angestrengt.
Der Brünette wehrte sich mit aller Kraft gegen den Griff des Arztes, doch
Krankheit und Fieber hatten zu viel Kraft gekostet. Als Joey ihn auch noch
packte, verstärkte er seine Gegenwehr, doch nach einer Minute ergab er sich und
eine stumme Träne rann über seine Wangen. Er hatte den Mund weit geöffnet und
rang unregelmäßig nach Atem. Panisch zitterte sein Körper, als dieser von
Joey fixierend aufs Bett gedrückt wurde. Immer mehr Tränen bahnten sich ihren
Weg über Setos Wangen.
„Es tut mir leid, mein Drache... so leid.“
Auch dem Hündchen rann eine Träne über das Gesicht. Als Seto ruhig war,
beförderte der Doc das fiebersenkende und beruhigende Mittel in die Vene des
sonst so starken Firmeninhabers.
Nach einer halben Stunde hatte sich Seto wieder beruhigt und sein entspannter
Körper hob und senkte sich unter fast regelmäßigen Atemzügen.
Wach war Seto nicht, doch er rief leise nach seinem Joey.
„Hündchen?“ hauchte er so leise, dass man sein Ohr fast vor seinem Mund
haben musste um etwas zu verstehen.
„Ich bin hier, Schatz. Ich bin hier.“
Setos Verstand schien für ein paar Augenblicke klarer zu werden, denn er
drückte sich an Joey und einzelne Schluchzer entwichen ihm. Doch sie hielten
nicht lange an, ebbten schließlich ab und Setos Körper lag schlaff in Joeys
Armen, dann versank er in einen tiefen Schlaf. Joey hielt Seto in den Armen und
strich beruhigend über den schweißnassen Rücken seines Drachens. Er verstand
nicht, was gerade passiert war. Er sah nur die Tränenspuren auf Setos Wangen.
Früher hätte er Jeden, der gesagt hätte, dass es etwas gab, dass den
Firmenchef zum Weinen bringen könnte, ausgelacht und als einen Spinner
bezeichnet. Doch er wurde wieder einmal eines Besseren belehrt. Seto Kaiba, der
unnahbare und unerschütterliche Eisklotz, der jedes Problem meisterte, schien
also doch eine verletzliche Seite mit einem dunklen Geheimnis zu haben...
Er hatte sich nicht getäuscht.
Schon damals nicht, als Seto einfach weggelaufen war...
Er hatte seine Berührungsängste hingenommen ohne nach einem Grund zu
fragen....
Doch was verbarg sich dahinter?
War es wirklich etwas, was man einfach so darauf schieben konnte, dass der
Brünette früher so wenig mit anderen zu tun gehabt hatte?
War das wirklich alles?
Joey beschloss im Stillen Seto nicht darauf anzusprechen und so noch mehr Wunden
wieder aufzureißen. Irgendwann würde er es ihm schon von allein sagen, wenn er
ihm genügend vertraute oder es war doch nichts weiter als ein Fiebertraum
gewesen... vielleicht...
Forschend sah er seinen Drachen an, doch er fand keine Antwort auf seine Frage.
Er zog den Schlafenden noch näher zu sich und vergrub sein Gesicht in dessen
Haaren.
#Was hat dir nur solche Angst gemacht, mein Schatz? Wer soll dich nicht
anfassen?#
Zwei Stunden wachte er über Setos Schlaf, doch der Drache schlief ruhig und so
tief wie ein Stein. Also stand er leise auf und ging nach unten. Nach all den
Sorgen und dem Schrecken würde ihm ein bisschen Gesellschaft gut tun. Er ging
die Treppe runter und streckte sich ausgiebig. Dann schlug er den Weg nach links
ein und kam nach einer kleinen Weltreise im Wohnzimmer an.
#Hey, ich bin angekommen ohne mich zu verlaufen!#
Mokuba hockte auf dem Sofa und sah fern. Yudai saß entspannt neben ihm und
leistete dem Jungen Gesellschaft. Beide sahen kurz auf, als Joey die Tür
öffnete. Mokuba wollte gerade etwas sagen, als das Handy des Docs klingelte. Es
war seine Frau, die wissen wollte, wann er wieder zu Hause war und wie es seinem
Chef ging. Also ging er kurz auf den Flur und schloss die Türe hinter sich.
Joey setzte sich sofort auf seinen, jetzt freien Platz neben Mokuba.
#Tja, so schnell kann’s gehen. Weggegangen, Platz vergangen.# dachte er leicht
schadenfroh, während sich ein kleines Grinsen auf sein Gesicht stahl und er auf
den Fernseher blickte.
Nach einiger Zeit wurde er seitlich von Moki angestupst, der ihn mit großen
Augen ansah und scheinbar schon einige Zeit eine Frage auf der Seele brennen
hatte.
„Was ist denn Moki?“ fragte der Blonde interessiert und der schwarzhaarige
Wuschel senkte den Blick, bevor er sich wieder zu Joey wandte und ihn jetzt mit
sehr besorgter Miene beobachtete.
„Wie geht’s Seto? Geht’s ihm immer noch so schlecht?“
Beruhigend fuhr ihm das Hündchen durch dir Haare.
„Mach dir mal nicht zu viele Sorgen, Kleiner. Es sieht alles schlimmer aus als
es ist. Dein Bruder ist ein robustes Kerlchen, außerdem ist Fieber gut für
ihn, das heißt er wird auf alle Fälle wieder gesund... Glaub mir in ein,
vielleicht auch zwei Wochen ist er wieder so gesund wie eh und je.“ Sprach er
optimistisch und versuchte Mokuba, aber auch sich selbst ein wenig aufzubauen.
Trotzdem senkte der Kleine den Blick traurig und seufzte leise auf.
„Joey... ich mach mir Vorwürfe... weißt du, er tut immer alles für mich und
macht sich dauernd Sorgen, was zwar nervig ist, aber er will halt nur das Beste
für mich und das weiß ich ja auch... aber jetzt hab ich irgendwie das Gefühl,
als hätte ich ihn im Stich gelassen. Ich hätte bei ihm sein müssen, um ihn
vom Arbeiten abzuhalten oder einfach um bei ihm zu sein, so wie er es immer bei
mir macht, wenn es mir schlecht geht. Aber ich war nicht da....“ murmelte Moki
und Joey konnte zum wiederholten Mal das starke Band spüren, was die beiden
Brüder verband, wenn sich selbst der kleine Bruder so für das Wohl des anderen
verantwortlich fühlte.
„Glaub mir, dass hättest du nicht. Es war ein Notfall und da hat er seine
Gesundheit wieder mal hinten angestellt.....“ sagte Joey und leichtes
Missfallen war in seiner Stimme zu hören. „Dinge passieren nun mal, daran
können wir nichts ändern... aber wir können daraus lernen... weißt du, wir
sollten das nicht so einfach hinnehmen, im Sinne von ‚Es ist passiert, aber
jetzt können wir auch nichts mehr daran ändern.’ Wir müssen Seto von seiner
Arbeit wegholen und ihm irgendwie klarer machen, dass sein Körper ein
wertvolles Gut ist und er nicht so schlecht damit umgehen darf.“
Moki nickte und im Stillen schworen sie sich, Seto nach Kräften zu
unterstützen und auch mal ein Machtwort zu sprechen, falls der junge
Unternehmer wieder auf so dumme Gedanken kam. Dann richteten sie ihre
Aufmerksamkeit wieder auf den Fernseher, wo gerade die Nachrichten über die
Bildschirmfläche flimmerten.
„Und jetzt zur Börse. Die Aktien sind weiter gestiegen, doch der einzige
Wirkliche Sieger ist die Kaiba-Corp.. Sie konnte heute die höchsten Gewinne
einfahren. Der Firmenchef, Seto Kaiba, wird in Japan ja als der beste
Geschäftsmann des Jahrhunderts bezeichnet, doch so langsam scheint diese
Nachricht in der ganzen Arbeitswelt verbreitet zu sein. Wir werden gespannt auf
die Weiterentwicklung dieses Konzerns schauen.
Kommen wir nun zum Wetter: Heiter bis wolkig. In den nächsten Tagen werden die
Höchstwerte bei 10 bis 15 Grad liegen...“
Ein Stockwerk über den Beiden wachte Seto fröstelnd auf. Seine Wärmequelle
namens Joey war verschwunden und hatte stechenden Schmerzen platzgemacht. Sein
Körper hatte wohl entgültig genug von der Überlastung und protestierte
lauthals. Nur vage erinnerte er sich an seine Fieberträume, bis ihm dieses
Wissen ganz entglitt.
Steif zog er die wärmende Decke näher um seinen kühlen Körper und befreite
eine Hand matt aus dem Deckenberg. Ohne allzu großen Elan streckte sich der
Drache nach dem Fieberthermometer, was auf dem Nachtisch lag, doch dieses
Vorhaben unterbrach er schnell, als durch die Bewegung der Schmerz in seinem
Bauch zu explodieren schien. Er hatte zwar schon die ganze Zeit Hals- und
Kopfschmerzen, doch in anbetracht dieser neuen Flut war das nebensächlich. Sein
Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen und rebellierte, er hatte anscheinend
auch etwas an Setos ungesundem Lebensstil auszusetzen. Zusammengekrampft warf er
sich von einer Seite auf die andere, doch keine Position linderte seine Pein.
Übelkeit stieg in ihm hoch, bis ihm nichts anderes mehr übrig blieb, als mit
letzter Kraft aufzustehen und ins Bad zu stolpern, dass an sein Schlafzimmer
angeschlossen war. Der Schmerz nahm ihm kurz die Sinne und er musste sich an der
Türklinke festkrallen um eine unerfreuliche Bekanntschaft mit dem Fußboden zu
vermeiden. Der Weg zur Toilette erschien ihm unheimlich weit und zum ersten Mal
verfluchte er sich für die großen Maße seiner Villa. Trotzdem erreichte er
das Klo bevor sein Magen die Arbeit verweigerte und er sich würgend übergab.
Sein Magen krampfte sich immer wieder zusammen, sodass Seto nach einiger Zeit
schon Sternchen sah und nur noch Magensäure hochwürgen konnte. Einige Minuten
später ließ er sich kraftlos gegen die Wand fallen und rutschte auf den Boden.
Die Schmerzwellen hatten endgültig von ihm Besitz ergriffen, Übelkeit und
Schwindelgefühl zwangen ihn dazu die Augen zu schließen und ein Schmerzlaut
entwich ihm, als er wieder würgen musste, obwohl es nichts mehr gab, was den
Weg aus seinem Magen finden konnte.
#Joey...wo steckst du?#
Nach den Nachrichten lief eine Kindersendung, die Mokuba mit voller
Konzentration verfolgte, doch der Doc und Joey waren eher gelangweilt.
„Joey, du solltest hoch zu Seto gehen und mal sehen wie’s ihm geht. Nicht,
dass etwas nicht stimmt.“ Meinte Yudai nach einiger Zeit.
„Ja, okay.“
Joey streckte sich kurz und stand dann auf. Schnell machte er sich auf den Weg
zu Setos Schlafzimmer und öffnete leise die Tür, um seinen Drachen nicht zu
wecken. Er lugte zum Bett und erstarrte, denn da war kein friedlich schlafender
Seto mehr.
Da war niemand!
Suchend sah er sich um und entdeckte die offene Badezimmertüre. Ein Geräusch
drang an sein Ohr und er ging schnell auf den schmalen Lichtkegel zu.
#Was ist das für ein Geräusch? Das hört sich an, wie... Würgen?#
Panisch öffnete er die Tür und sah Seto, der sich anscheinend alle Organe aus
dem Körper kotzen wollte.
„Oh Gott, Seto!“
Schnell kniete er sich zu seinem Drachen und hielt ihm die Haare aus dem
Gesicht.
„Was ist mit dir los?“
„Es... tut.... so weh....Joey....“
Setos Gesicht verzog sich unter Schmerzen und er presste seine Arme auf den
Bauch.
„Dein Magen?“
Ein schwaches Nicken kam als Antwort und Seto atmete keuchend aus.
Dann schlang er die Arme noch fester um sich und übergab sich aufs Neue ins
Klo, obwohl nur noch ein letzter Rest Magensäure in ihm sein konnte. Joey hielt
hastig die halblangen, braunen Haare zurück und drückte die Spülung.
„Ich bin gleich wieder da, ich hol nur schnell Yudai-san, okay?“
Er sprintete nach unten und nahm die Kurven so schnell, dass er sich beinah alle
Knochen gebrochen hätte.
Seto lies seinen Kopf gegen die kalten Fließen sinken. Zu seinen Magenkrämpfen
hatten sich noch hämmernde Kopfschmerzen gesellt. Die Kühle milderte das
Pochen in seinem Schädel ein wenig und er seufzte erleichtert.
#Das tut gut...#
Der Raum schien sich langsam zu drehen und Seto schloss erschöpft die Augen.
Kurz darauf drangen schnelle Schritte an sein Ohr. Müde blickte er zur Tür und
erblickte zwei große und eine kleine Gestalt. So genau sah er es aber nicht, da
die Schmerzen seine Wahrnehmung trübten. Alles um ihn drehte sich und schien zu
schwanken.
„Wie geht’s dir?“
„Was hast du? Seto?“
„Seto?“
„Was ist los?“
Das war in seinem derzeitigen Zustand zu viel. Wie sollte er denn auf so viele
Fragen antworten, wenn alles schwankte und er vor Schmerzen keinen klaren
Gedanken fassen konnte?
Yudai bemerkte schnell, dass sie so nicht viel weiter kamen. Seto brauchte in
seinem Zustand etwas Zeit um die Fragen zu beantworten.
Joey und Moki bestürmten den kranken jungen Mann weiter mit Fragen ohne zu
merken, dass sie Seto so völlig überforderten.
„STOP!“ erhob der Arzt die Stimme. Augenblicklich verstummten die Jüngeren
und drehten sich zu ihm um. Nur von Seto war ein erleichtertes Seufzen zu
hören. Der Doc beugte sich näher zu dem Brünetten, der die Augen wieder
geschlossen hatte um sich vor dem grellen Licht zu schützen, was jetzt das
Badezimmer erleuchtete. Yudai rüttelte leicht an ihm, doch von Seto kam keine
Reaktion, außer dass sich seine Hände noch tiefer in den Pulli krallten. Also
gab er ihm einen leichten Klaps auf die Wange.
„Hey. Seto?“ fragte er sanft.
Schwerfällig hob Seto die Lider und sah sich orientierungslos um. Der Doc hob
sein Kinn an und zwang ihn so, ihm in die Augen zu sehen.
„Was. Ist. Los?“ fragte er langsam und betont, da man Seto ansah, dass er
sonst kein Wort verstanden hätte.
Eine kurze Pause entstand, bis der Blauäugige leise flüsterte: „Mir ist...
übel.... und mein Bauch tut höllisch weh....“
Wieder verzog er das Gesicht und kniff die Augen zusammen, als ihn erneut eine
Schmerzwelle heimsuchte. Der Doc holte eine Tablette und zwang Seto dazu sie mit
etwas Wasser hinunter zu spülen. Nach einigen Minuten des Wartens klärte sich
der Blick des Firmenchefs und seine Hände lockerten ihren Griff in seinem
Pulli.
„Bringen wir ihn wieder ins Bett, Joey.“ Sagte der Doc tonlos.
Die Beiden nahmen jeweils einen Arm und zogen Seto hoch. Dieser stöhnte
gequält auf, doch Joey und Yudai schleppten ihn erbarmungslos zum Bett. Dort
angekommen legten sie ihn mit größter Vorsicht ab und der Doc suchte ihm ein
Schmerzmittel, da sich Seto unter Schmerzen wand und sich zu jedem Atemzug
quälte. Moki stand daneben und sah fassungslos zu seinem Bruder.
Der Brünette spürte einen kurzen Stich in seinen Arm und kurz darauf fiel es
ihm immer schwerer einen klaren Gedanken zu fassen. Doch das nahm er nur zu
gerne in Kauf, denn gleichzeitig nahmen diese bestialischen Schmerzen ab und
sein Körper wurde von bleierner Müdigkeit erfasst. Er war gerade am
wegdämmern, als er auf einmal etwas unglaublich angenehm Warmes an seinem Bauch
fühlte. Sein Körper entspannte sich vollkommen und er war nicht mehr in der
Lage auch nur den kleinen Finger zu bewegen, als eine Decke über seinen Körper
gelegt wurde. Sein Geist driftete ab und nach wenigen Sekunden war er mit einem
entspannten Gesichtsausdruck eingeschlummert. Nichts an der Haltung des
Firmeninhabers lies darauf schließen, dass er bis vor wenigen Minuten starke
Schmerzen gehabt hatte.
Dein Verlassen würde Welten zerstörn
Doch daran will ich nicht denken
Viel zu schön ist es mit dir
Wenn wir uns gegenseitig Liebe schenken
Betank’ mich mit Kraft
Nimm mir Zweifel von den Augen
Erzähl mir tausend Lügen, ich würd sie dir alle glauben
Doch ein Zweifel bleibt
Dass ich jemand wie dich verdient hab.
Joey ging bedächtig zum Bett und legte sich vorsichtig neben Seto. Der Doc sah
ihn abschätzend an und meinte schließlich: „Joey, willst du etwa auch krank
werden? Dann haben wir hier gleich zwei Kranke. Ich glaube nämlich, dass sich
Seto auch eine ziemliche Erkältung eingefangen hat.“
„Egal.“ Entgegnete Joey mit emotionsloser Stimme, während er mit seinen
Fingern durch die Haare seines Drachens fuhr.
Kopfschüttelnd über so viel Unvernunft ging der Arzt aus dem Zimmer und schob
Mokuba mit sich hinaus.
#Werd bitte wieder gesund Seto... wenn du so krank bist hab ich solche Angst um
dich.#
„Schlaf dich schön wieder gesund, ja?“ flüsterte er und glitt mit seinen
Fingern weiter nach unten über die Stirn zu Setos Wange. Sanft streichelte er
seinen Drachen dort weiter und rutschte lautlos ein Stückchen näher an ihn,
damit er seine Wärme spüren konnte. Zum Glück nur seine normale Körperwärme
und kein Fieber mehr. Erleichtert legte das Hündchen einen Arm um Seto, doch
dessen unregelmäßige Atemzüge machten ihm noch etwas Sorgen, aber das war mit
etwas Glück nur eine Nebenwirkung der Spritze. Joey fing gedankenverloren an
Seto im Nacken zu kraulen. Dieser brummte genüsslich im Schlaf und riss Joey
somit aus seinen Gedanken. Ein kleines Lächeln stahl sich auf Joeys Lippen, als
er wieder zu Seto sah der sich zusammengerollt hatte und seine
Streicheleinheiten unbewusst genoss.
#Auch wenn du es nicht wahrhaben willst, aber du bist verdammt süß Seto.#
Du bist das Beste, was mir je passiert ist
Es tut so gut, wie du mich liebst
Vergess den Rest der Welt
Wenn du bei mir bist
Stundenlang lag Joey neben seinem schlummernden Drachen, beobachtete ihn und
wartete angespannt auf jeden Atemzug.
Langsam kam der Abend, denn der große Park der Villa wurde in die
unterschiedlichsten Rottöne getaucht, da die Sonne schon den Horizont streifte
und wie eine rote Gottheit dort thronte und ihr Reich überschattete. Lautes
Grillenzirpen vermischte sich mit dem abendlichen Gesang der Vögel und sorgte
für eine entspannte, beruhigende Stimmung, die an Schönheit ihresgleichen
suchte.
Doch für all diese Dinge hatte Joey keinen Blick, ihm war es egal wie das
Wetter war, denn die milde Abendluft animierte ihn nicht im geringsten dazu sich
nach draußen zu setzten. Er verharrte in dem Zimmer und rührte sich nicht vom
Fleck.
Seine Augen ruhten auf Setos Körper, auf seinem Gesicht, einfach auf ihm.
Selbst wenn er es gewollt hätte, er war nicht imstande seinen Blick von ihm zu
nehmen. Langsam lullte ihn die Wärme und die Dunkelheit ein und er schlief
friedlich und mit seinem Schatz in den Armen ein. Selbst sein Handy konnte ihn
in dieser Nacht nicht wecken. Aber es wäre sowieso unwichtig gewesen. Nur sein
Vater, der mal wieder wissen wollte, wann sein Söhnchen denn endlich nach Hause
kam.
Am nächsten Morgen wachte Joey auf und hob unwillig seine Lider. Der Lärm von
draußen hatte ihn geweckt. Doch seine Laune verbesserte sich schlagartig, da er
als erstes in Setos schlafendes Gesicht sah.
#So sollte doch jeder Tag anfangen...# dachte er verträumt und rieb sich
verschlafen die Augen.
Er sah wieder zu Seto. Dessen Mund war leicht geöffnet und er lag völlig
entspannt neben ihm. Die braunen Haare hingen ihm ins Gesicht und standen in
fast jede Richtung ab. Ruhiger Atem strich Joeys Haut und Seto machte einen
friedlich schlafenden Eindruck.
Joey rutschte näher an ihn und hob seine Hand, bevor er mit seinen Fingerkuppen
über das Gesicht des Älteren fuhr. Erst strich er die Strähnen beiseite und
fuhr kurz darauf Setos Konturen nach. Seine Finger setzten ihre Reise über
Setos Gesicht fort, denn Joey konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als
seinen Drachen mit allen Sinnen zu erfahren und zu erkunden.
Ein leises Schmatzen war zu hören und Seto rollte sich völlig entspannt
zusammen. Unwillig brummte der Drache und wachte kurz darauf dank Joeys
liebevollen Berührungen endgültig auf. Träge öffneten sich seine Augen und
gaben den Blick auf zwei saphirblaue, schimmernde Ozeane frei, von denen Joey
schon in so mancher Nacht geträumt hatte. Sie konnten kalt sein, diese Meere,
doch jetzt strahlten sie nur so vor Wärme und Joey freute sich um so mehr, da
er wusste, dass dieser Blick nur ihm galt.
#Meins.#
Joey schenkte ihm dafür ein Lächeln und fuhr in seiner Bewegung fort. Bei
ihnen waren keine Worte mehr nötig und doch flüsterte Joey ein leises ‚Guten
Morgen’ in das Ohr seines Drachens. Eine fast unhörbare Erwiderung wurde in
seine Richtung gehaucht und Joey sah liebevoll zu Seto, der seine Augen wieder
geschlossen hatte. Joey schob die in zwischen kalte Wärmflasche zur Seite und
drehte Seto mit sanfter Gewalt auf den Rücken, da dieser bis gerade eben noch
auf der Seite gelegen hatte. Doch für den jungen Firmeninhaber schien diese
Behandlung kein Grund zu sein die Augen zu öffnen. Träge ließ er die Prozedur
über sich ergehen und auch als Joey ihn zu sich zog machte er keine Anstalten
sich zu rühren. Die einzige wahrnehmbare Bewegung war ein leichtes Rutschen in
Joeys Richtung. Joeys Hand griff ihre alte Beschäftigung auf und wanderte
langsam zu Setos Hals. Müde hob dieser auch seine Hand und vergrub sie in den
Haaren seines Hündchens. Joey strich mit seinen Fingern nach unten und kam auf
Setos Brustkorb zur Ruhe. Bedächtig drehte er zwei Knöpfe aus ihren Löchern
und fuhr unter den dünnen, seidigen Stoff. Er war froh, dass Seto nicht mehr
unter diesen Berührungen zusammenzuckte, doch mehr hatte der Brünette nicht
zugelassen, aber das war Joey einerlei.
#ich hab Zeit... ich warte solange du willst....#
Wieder bekamen seine Finger die samtweiche und doch feste Haut zu spüren und
sein Daumen fuhr sanft darüber. Ein gelöstes Seufzen entwich Seto, nachdem er
sich kurz angespannt hatte und sein Kopf kippte wieder in Joey Richtung. Seine
Stirn lag knapp vor der des Hündchens, welches jetzt die Augen schloss um die
Nähe des Drachens in vollen Zügen genießen zu können. Allein Joeys
Anwesenheit und die sanften Berührungen schienen Seto die Schmerzen und die
Anstrengungen der letzten Tage vergessen zu lassen. Er sah eindeutig gesünder
aus, als am Tag zuvor, auch wenn sein Gesicht immer noch blass war und er einen
müden und geschwächten Eindruck vermittelte. Joey hörte wie Setos Atem
flacher und gleichmäßiger wurde und sich die Hand in seinen Haaren
entspannte.
#Hat es dir so viel Kraft abverlangt?#
Ein Lächeln huschte über seine Lippen, als er die Augen öffnete und einen
schlummernden Seto vor sich sah.
#Schlaf solange bis du wieder ganz gesund bist, mein Schatz.#
Du bist das Beste, was mir je passiert ist
Es tut so gut, wie du mich liebst
Ich sag’s dir viel zu selten
Es ist schön, dass es dich gibt.
Die nächsten Tage verliefen Ereignislos. Seto schlief sich die meiste Zeit
gesund und der Doc sah von Zeit zu Zeit nach ihm. Joey war zwar noch manchmal
bei ihm, doch er war den Großteil des Tages damit beschäftigt mit Mokuba zu
spielen um ihn von Seto fernzuhalten. Der brauchte seine Ruhe und Moki war
zufrieden solange er Joey für sich hatte. Trotzdem hatte das Hündchen, sehr zu
Mokubas Missfallen, versucht so oft wie möglich bei Seto zu sein.
Am einem Spätvormittag ungefähr eine Woche später wachte Seto einigermaßen
ausgeschlafen auf. Die letzten Tage hatte er sich eher in einem Dämmerzustand
befunden, als dass er wach gewesen war. Doch nun fühlte er sich gut und fast
gesund. Soweit er sich erinnern konnte hatte er die letzten vier oder fünf Tage
nur mit schlafen verbracht und ab und zu etwas getrunken wenn Joey ihn dazu
gezwungen hatte. Aber jetzt war der Platz neben seinem Bett, sehr zu seiner
Verwunderung, leer. Also stand Seto etwas wackelig auf, streckte sich ausgiebig
und gähnte. Dann schlurfte er steif zu seinem Schrank und zog seinen
Lieblingspulli raus. Es war doch reichlich kalt, wenn man gerade aus dem warmen
Bettchen kam. Nachdem er sich eingemummelt hatte, tapste er verschlafen in die
Küche.
#Erst mal nen Kaffee zum wach werden...# dacht er gähnend.
Der Brünette öffnete die Türe und lugte in die große Küche. Keiner war zu
sehen. Also ging er in den Raum und ging zur Kaffeemaschine.
Nachdem er die dampfende Tasse in den Händen hielt ging er zum Fensterbrett und
setzte sich darauf. Eine seiner Angewohnheiten, die nur Moki kannte. Verträumt
sah er nach draußen und nippte an seinem Getränk. Sein Blick richtete sich
nach oben und er sah, dass die Sonne schon fast am Zenit angekommen war.
#Es ist fast Mittag... Wo sind die denn alle?#
Es war zu leise für die späte Stunde. Aber das war Seto egal. Er freute sich
darüber, selbst wenn er sonst selber laut Musik hörte, heute brauchten seine
Ohren und vor allem seine Nerven noch etwas Schonung.
Zwei Minuten später.....
hörte man aus dem oberen Stockwerk ohrenbetäubendes Klappern, Scheppern und
das schrille und laute Lachen von zwei Stimmen.
#Das war ja klar....#
Seto hatte sich schon gedacht, dass die Beiden spielten. Einen anderen Grund
für Ruhe, als ein Versteckspiel, gab es bei Kaibas nicht.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Mokuba stürzte dicht gefolgt von Joey
in die Küche. Schreiend und quietschend flüchtete Moki vor dem Größeren und
schlug mit der Hand gegen den Kühlschrank.
„Juhu! Ich hab gewonnen, Joey!“
„Könnt. Ihr. BITTE. Wo. Anders. Spielen?“ fragte der Drache mit
schneidender und eisiger Stimme.
Mokuba und Joey hatten das Gefühl als wäre die Raumtemperatur um mindestens
zehn Grad gefallen.
„Wieso?“ fragte Mokuba unwissend und Seto sah jetzt mehr als wütend aus.
Der Kleine suchte sich schon einen geeigneten Fluchtweg, er kannte die
Wutausbrüche seines Bruders nur zu gut. Da wollte er nicht im selben Haus,
geschweige denn im selben Raum sein. Doch sein Bruder war anscheinend nicht
wirklich sauer und er entkam einer Strafe. Er erntete nur einen strafenden
Blick, dann wandte Seto sich zu Joey.
Mokuba atmete erleichtert auf, setze sich mit einer Unschuldsmine auf einen
Stuhl und beobachtete das Geschehen.
Joey war die ganze Zeit wie erstarrt gewesen und hatte Seto angestarrt. Dieser
musterte das Hündchen nun, legte den Kopf schief und hob eine Augenbraue.
„Alles in Ordnung?“ fragte er nach einiger Zeit, da sich Joey immer noch
nicht bewegt hatte.
Endlich kam wieder Leben in den Blonden.
„Seto! Wie geht’s dir? Du bist ja wieder wach!“
Völlig aus dem Häuschen hüpfte das Hündchen um Seto und fragte schließlich
noch mal: „Wie geht’s dir?“
„Gut.“ Sagte der Drache mit einem diabolischen Lächeln auf den Lippen.
Wenn sich mein Leben überschlägt
Bist du die Ruhe und die Zuflucht
Weil alles, was du mir gibst
Einfach so unendlich gut tut
Seto grabschte nach Joeys Kragen und zog das verblüffte Hündchen zu sich.
„Was...?“
Doch zu mehr kam er nicht, den Seto schnappte nach seinen Lippen und begann ihn
besitzergreifend zu küssen. Joey keuchte überrascht in den Kuss und erwiderte
ihn mit dem gleichen Feuer.
Seto legte seine Hand in Joeys Nacken und presste ihn noch näher an sich. Seine
Zunge stieß spielerisch gegen die Zähne seines Hündchens und bekam sofort
Einlass.
#Wie schaffst du das nur? Seto... Was machst du bloß mit mir?#
Joey drängte sich noch mehr an seinen Drachen und setzte sich auch auf die
Fensterbank.
„Na, so wie das aussieht geht’s dir wieder besser, oder Nii-san?!“ Joey
und Seto gingen elektrisiert auseinander und sahen zu einem grinsenden Mokuba,
der immer noch auf einem Stuhl saß und keinen Ton von sich gegebnen hatte.
Nach einer Sekunde des Schweigens kam wieder leben in Seto und er zischte:
„Mo.Ku.Ba!!!!“
Setos Stimme klang mehr als bedrohlich und Moki rannte raus, auch wenn er sich
ein kurzes lachen nicht verkneifen konnte.
Wenn ich rastlos bin
Bist du die Reise ohne Ende
Deshalb leg ich meine kleine, große Welt
In deine schützenden Hände
Seto beruhigte sich aber schnell wieder und meinte nach einer kurzen Zeit der
Stille: „Ich glaube ich bin wieder gesund.“
„Du musst dich aber noch schonen mein Schatz, nicht das du es gleich wieder
übertreibst!“
Joey nahm Setos Hand und ihre Finger verflochten sich ineinander. Dann stand
Joey auf und zog Seto hinter sich her. Sie verließen die Küche und trödelten
eng umschlugen ins Wohnzimmer. Dort brannte schon der Kamin und tauchte das
ansonsten dunkle Zimmer in ein angenehmes rot- gelb. Eine mollige Wärme
breitete sich über Setos Haut aus und ein wohliges Seufzen entwich ihm. Joey
nahm in der Zwischenzeit auf dem Sofa Platz und lehnte sich seitlich an. Dann
legte er die Füße hoch und spreizte seine Beine, damit der Brünette
dazwischen Platznehmen und sich an ihn schmiegen konnte. Setos Kopf bettete das
Hündchen an seiner Schulter und der Drache schloss die Augen. Das Aufstehen
hatte ihn doch mehr Energie gekostet, als er zu Anfang angenommen hatte, auch
wenn er das nicht zugeben wollte. Dennoch hatte es Joey bemerkt und Setos
Körper dankte es ihm. Er dämmerte aufgrund der Wärme und der sanften
Streicheleinheiten Joeys schnell weg und es schien ihn nicht in mindesten zu
interessieren, dass es erst Mittag war. Das Hündchen kraulte Seto durch die
Haare und er spürte mit großer Zufriedenheit, wie sich der muskulöse Körper
entspannte und einschlief.
Selbst nach drei Stunden hatte sich nichts an ihrer Sitzposition geändert und
es schien auch keinen der Beiden zu stören.
Du bist das Beste was mir je passiert ist
Es tut so gut, wie du mich liebst
Vergess den Rest der Welt
Wenn du bei mir bist.
Du bist das Beste was mir je passiert ist
Es tut so gut wie du mich liebst
Ich sag’s dir viel zu selten
Es ist schön, dass es dich gibt
// Das Beste- Silbermond//
+++
Und wieder ist ein Kapi fertig....
Und ich war diesmal wirklich verhältnismäßig schnell. Jaja, okay, ich hab ja
auch nur ein paar alte, meinen Ansprüchen nicht genügenden Stellen geändert,
aber dafür das ich eine Woche auf Abschlussfahrt war ist das doch eine
beachtliche Leistung (Man beachte bitte die normale Zeit, die ich brauche um ein
Kapi onzustellen) Aber ich denke wirklich, dass ich mich verbessert habe, was
die Zeit angeht, also lasst mir doch bitte einen kleinen Kommi da, ja? Danke
schon mal! ^^
chu
Eule °v°
Kapitel 10: Erkennst du... Teil I
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Kapitel 10: Erkennst du... Teil I
Nach einigen mehr oder weniger erholsamen Stunden Schlaf wachte Joey durch ein
leichtes Rütteln und störendes Licht wieder auf. Aber eigentlich hatte er eher
Lust einfach weiterzuschlafen. Seto lag schwer auf seiner Brust und strahlte
eine angenehme Wärme aus. Vor dem Hündchen stand ein müde aussehender Mokuba,
doch Joey dachte nicht im Traum daran die Augen auch nur einen Spalt weit zu
öffnen. Wieder stupste ihn der Jüngere an.
„Noch fünf Minuten....“ nuschelte der Blonde.
„Joey.... wach ahauf!“ quengelte Mokuba.
Endlich öffnete der Blonde widerwillig die Augen und bemerkte verschlafen, dass
er ja immer noch auf dem Sofa saß ,oder besser gesagt lag, einen friedlich
schlafenden Seto in den Armen. Seine Finger begannen wie von selbst den jungen
Firmeninhaber zu streicheln und er blickte müde zu dem Schwarzhaarigen, der in
einem süßen blauen Pyjama vor ihm stand.
„Wie viel Uhr isses?“ fragte Joey und rieb sich die Augen.
„drei Uhr nachts.....“ antwortete dieser und gähnte.
„Mhm.... dann sollte ich wohl auch langsam schlafen gehen...“
„Und Seto?“
„Den bringe ich jetzt auch gleich ins Bett.“
Joey blickte auf Seto, der trotz des Lärms und des grellen Lichts einfach
weiterschlief.
Mokuba seufzte. „Du brauchst es gar nicht erst versuchen. Er schläft wie ein
Stein. Ich hab ihn nicht wachgekriegt!“
Der Junge sah schmollend zu seinem großen Bruder.
„da kann ich nicht schlafen und er wacht nicht mal auf. Das ist voll
mies.“
„Hey Kurzer, dein Bruder war krank, da darf er so lang und so tief schlafen
wie er will, okay?!“
„ja, aber wie willst du ihn jetzt ins Bett kriegen?“
[XD Schön zweideutig...]
„Ich trag ihn einfach.“ Entgegnete Joey und grinste selbstsicher.
#Er hat mich ja auch schon mit Leichtigkeit durch die Gegend geschleppt, da werd
ich das die paar Meter auch noch schaffen.#
Das Wohnzimmer lag genau neben Setos Schlafzimmer. Mokubas Kinderzimmer war ans
Ende des Gangs gelegt worden, da Seto immer kurz vor dem Ausrasten gewesen war,
wenn Mokis Freunde da waren und der Krachpegel dementsprechend anstieg. Nun
lagen die beiden Zimmer weit genug voneinander entfernt, dass sich keiner der
Beiden gestört fühlte.
Joey stand jetzt etwas ungelenk auf um den Drachen nicht doch noch zu wecken.
Dann griff er unter dessen Kniekehlen und legte den anderen Arm um Setos
Rücken. Mokuba sah dem ganzen Treiben eher skeptisch zu. Joey hob seinen
Drachen hoch und stolperte ächzend aus dem Zimmer. Setos Kopf lehnte an seiner
Schulter und er schien nichts von der nächtlichen Aktion zu bemerken. Joeys
Arme wurden immer länger und er hatte Angst , dass er den Brünetten fallen
lassen würde.
#Wie konnte mich Seto nur so leicht tragen? Ich muss ihn WIRKLICH fragen, ob er
trainiert.#
Mokuba rannte mit kleinen Schritten hinter ihm her und öffnete schnell die
Tür, bevor Joey dort ankam. Dieser rannte mehr zum Bett, als dass er ging und
ließ Seto mehr als unsanft fallen. Der Drache brummte jedoch nur unzufrieden,
rollte sich ein und schlief weiter.
Joey saß schwitzend und nach Atem ringend auf der Bettkante. Nachdem sich sein
Körper wieder einigermaßen erholt hatte, sah er zu Mokuba.
„Warum bist du eigentlich nicht schon längst im Bett?“
„War ich ja... aber ich konnte nicht schlafen.“ jammerte der Kleine.
„Och, Moki...“ seufzte der Blonde.
Er wollte gerade etwas sagen, als Mokuba ihn mit seinem Hundeblick ansah und
leise fragte: „Kann ich heute Nacht nicht bei euch bleiben? Bitte!“
Joey sah ihn hin und her gerissen an, konnte seinem Blick dann aber doch nicht
widerstehen.
Also lächelte er ihn an und entgegnete: „na gut. Dann komm her.“
Joey klopfte aufs Bett und Moki hüpfte schnell zu ihm. Das Hündchen kuschelte
sich an Setos Rücken, während Mokuba an Setos Brust lag und sich an seinen
großen Bruder schmiegte. Joey legte seinen Arm um die Beiden und schlief kurze
Zeit darauf auch ein.
Am nächsten Tag war das Hündchen der Erste, der die Augen verschlafen
öffnete. Schlaftrunken setzte er sich auf und sah sich blinzelnd und mit
verstrubbelten Haaren um. Ein paar Sekunden später begann auch Mokuba sich zu
regen.
„Morgen....“ nuschelte der Kurze und rieb sich gähnend die Augen. Joey sah
auf die Uhr und musste dann gleich noch einmal hinschauen.
#Was??! Schon 13 Uhr? Kein Wunder, dass mein Magen so knurrt.#
Seto schlief einfach weiter und störte sich nicht im geringsten an seiner
Umgebung. Mokuba schien darüber verärgert, denn er hüpfte auf seinen Bruder,
bevor Joey reagieren konnte, um ihn davon abzuhalten.
Seto zuckte zusammen und grummelte genervt. Dann zog er sich das Kissen über
den Kopf und nuschelte schlaftrunken: „Noch fünf Minuten...“
„Seeettooooo......“
Mokuba krabbelte, nachdem sich sein Bruder immer noch nicht bewegt hatte, zu
seinem Ohr und schrie: „AUFWACHEN!“
Seto richtete sich ruckartig auf und hielt sich die Ohren zu. Sein
Gesichtsausdruck war sehr, sehr verärgert. Mokuba schlich sich schon mal
vorsichtshalber zur Tür. Seto saß auf dem Bett, schloss die Augen und murmelte
etwas vor sich hin. Joey sah ihn etwas irritiert an.
„Seto-chan?“
„...19, 20....So, jetzt geht’s wieder.“ Seufzte der Drache müde, was
einen noch verwirrteren Blick seitens Joeys nach sich zog.
„Äh, was war denn das eben?“
Mokuba setzte sich wieder auf die Bettkante, da er es jetzt für ungefährlicher
hielt, dann krabbelte er zu seinem Bruder. Er warf sich in dessen Arme und
nuschelte etwas, dass sich wie eine Entschuldigung oder etwas ähnliches
anhörte. Dann drehte sich der Kleine und lehnte sich an die Brust seines
großen Bruders. Seto schlang die Arme um Mokuba und sah wieder zu Joey. So
süß Joey diese Szene auch fand, eine Antwort auf seine Frage wollte er
trotzdem.
„Warum hast du bis zwanzig gezählt, Seto?“
Der Angesprochene wollte gerade antworten, als ihm sein kleiner Bruder zuvor
kam.
„Er ist früher immer ziemlich schnell ausgerastet und da hat ihm jemand
geraten, er soll solange zählen, bis er niemanden mehr um die Ecke bringen
will. Was war noch mal das höchste.... ich glaub das war, als ich den Eimer
Lack über die neue Limousine geschüttet hab, da hast du bis 40 gezählt.“
Seto seufzte leise, als er sich an dieses Fiasko erinnerte. Mokuba bekam einen
rosa Schimmer auf die Wangen, aber ein kleines Grinsen konnte er sich dann doch
nicht verkneifen.
„Du bist aber nicht mehr so ganz auf dem neusten Stand, Moki. Das höchste bis
jetzt war 60.“
Mokuba sah ihn entsetzt an.
„Wann? Wieso? Weshalb?“
„Ein äußerst INKOMPETENTER Mitarbeiter hat einen sehr wichtigen Vertrag
geschreddert, den er eigentlich nur kopieren sollte. Ich war ganz kurz davor ihn
gleich mit zu schreddern!“
Leichte Wut stand in Setos Gesicht, doch diese verflog schnell, als er einen
Guten- Morgen- Kuss von Joey bekam.
#Wetten es war dieser bescheuerte Typ, der auf Seto steht?#
Der junge Firmenchef, der davon nichts wusste, sah seinen Liebling müde an und
gähnte ausgiebig. Mokuba sah ihn fassungslos an.
„Och, Seto. Bist du etwa immer noch nicht ausgeschlafen? Du hast doch so
lange gepennt, wie kannst du denn dann noch müde sein?“
„Könnt ihr bitte ein bisschen leiser sein... ich hab noch ziemliche
Kopfschmerzen...“ grummelte Seto und verzog das Gesicht um seine Worte zu
unterstreichen.
Der Brünette rieb sich die Augen und ließ sich schlapp zurück in die Kissen
fallen.
#So ganz auf der Höhe bin ich echt noch nicht...#
Joey sah ihn kurz an und schien dann eine Idee zu haben. Er gab Seto einen
flüchtigen Kuss und sagte: „Ruh dich aus, okay?“
Seto nickte nur, ohne wirklich auf Joeys Worte zu achten und Joey schnappte sich
den Kleinen um mit ihm das Zimmer zu verlassen.
„Ich hab eine Idee, Mokuba, hilfst du mir dabei? Ich will Seto
überraschen.“
„Klar! Was denn?“
„Wir beide machen jetzt was zu essen und dann überraschen wir deinen Bruder
mit einem tollen Frühstück im Bett für uns alle. Na was sagst du?“
Der Schwarzhaarige war natürlich sofort Feuer und Flamme. Er zog Joey förmlich
hinter sich her und hüpfte in die Küche. Dann holte er ein Tablett, während
Joey die Brötchen aufschnitt und Milch auf den Herd stellte. Nachdem sie die
Milch durch die ganze Küche gespritzt hatten und alles vollgekrümelt war,
waren sie mit ihrem Werk zufrieden. Joey schenkte nur noch schnell die Milch ein
und gab Kakaopulver dazu, bevor er sich auf den gefährlichen Weg von der Küche
zu Setos Schlafzimmer machte. Nachdem er die Treppe hinter sich gelassen hatte
ging er langsam durch den Gang. Mokuba lief glücklich vor und öffnete
quietschend die Tür.
Joey folgte ihm grinsend und sie schlichen leise zum Bett. Seto hatte sie
anscheinend noch nicht bemerkt, denn er lag am äußersten Rand seines großen
Bettes und hatte die Arme seitlich von sich weg nach rechts gestreckt. Er schien
vor sich hinzudämmern, denn sein Kopf war tief in die Kissen vergraben. Sein
Brustkorb hob und senkte sich unter ruhigen Atemzügen und seine Haare hingen
verstrubbelt in sein Gesicht. Joey stellte das Tablett vorsichtig und mit einem
sanften Lächeln ab, bevor er sich neben den Drachen setzte und ihn mit einem
leicht besorgten Blick bedachte. So sah man Seto Kaiba schließlich nicht alle
Tage und außer ihm und Mokuba bekam ihn sowieso niemand in dieser Situation zu
sehen. Joey beugte sich zu ihm und fuhr Seto durch die seideweichen,
dunkelbraunen Haare.
„Aufwachen.“ Flüsterte er sanft in dessen Ohr, bevor er dem Älteren sanft
in die Ohrmuschel biss.
Seto brummte und zog seine Arme matt zu sich, bevor er verschlafen seine Augen
öffnete und Joey verwirrt ansah.
„Frühstück ist fertig.“ sagte das Hündchen liebevoll und hielt seinem
Drachen einen Toast vor die Nase.
„Frühstück im Bett?“ fragte der junge Mann ungläubig und gähnte.
„Was ist daran so ungewöhnlich?“
Jetzt war es an Joey seinen Liebling verwirrt anzusehen, doch Moki klärte ihn
auf, nachdem er zu den Beiden gekrabbelt war.
„Seto hat noch nie im Bett gefrühstückt. Nur ich durfte das ausnahmsweise
mal, wenn ich krank gewesen bin.“
Die Aussage brachte den Blonden zum grinsen, schließlich liebte er es mit Seto
neue Sachen auszuprobieren, sein Drache war dann immer besonders süß.
„Dann ist das also eine Premiere. Na dann...“
Das Hündchen griff sich einen Toast und hielt ihn Seto unter die Nase. Dieser
wollte gerade in das mit Kirschmarmelade beschmierte Etwas beißen, als Joey den
Toast wieder wegzog und vom Bett sprang. Dann lief er zum CD- Regal und fing an
mit zusammengekniffenen Augenbrauen zu suchen.
„Ein gelungenes Frühstück im Bett kann nicht ohne die passende Musik
stattfinden.“ Sagte er mit einer oft erprobten Oberlehrerstimme. Mit
fachmännischer Miene begutachtete er Setos Sammlung und die war nicht gerade
klein. Überrascht wanderten seine Augen über die CD- Rücken.
#Nanu? Nur Rock? Ich hätte eher gedacht, dass Seto Klassik hört, aber jetzt wo
ich darüber nachdenke...... Rock passt viel besser zu meinem Drachen... Mmh...
was haben wir denn da?.... Nirvana.... passt nicht... my chemical romance...
auch nicht…. Green Day… nö…sex pistols, the offspring, die Ärzte…
alles nicht das richtige#
Joey suchte noch ein wenig weiter, doch er fand nichts was ihm passte. Seufzend
gab er auf.
#Was soll’s, Radio tut’s auch.#
Das Hündchen krabbelte zum Radio und schaltete es nach einigen Fehlversuchen
an. Eine ruhige Melodie erklang und Joey erhob sich zufrieden. Er ging zurück
zu den beiden Kaibas und ließ sich auf das Bett sinken. Mokuba wartete schon
ungeduldig. Das ganze Essen war vor seiner Nase und er traute sich nicht
anzufangen, das war für den Kleinen mit Folter gleichzusetzen.
„Darf ich anfangen? Darf ich? Darf ich?“ bettelte er schließlich.
Hibbelig sah er zu den beiden Großen, die nur nickten. Also fing er an zu essen
und ein Brötchen nach dem anderen verschwand in seinem Mund. Seto würdigte das
leckere Essen mit keinem Blick, sondern sah Joey fest mit seinen tiefblauen
Augen an. Das Hündchen ertrank fast in diesen Augen und war unfähig sich zu
bewegen. Er hatte das Gefühl, als hätte jemand auf die Stoptaste gedrückt und
alles um ihn herum ausgeschaltet. Nur diese beiden Ozeane, die ihn ansahen,
existierten zurzeit. Der Firmeninhaber unterbrach den Blickkontakt nach einiger
Zeit und griff nach dem Toast.
#Die Beiden haben sich ja richtig Mühe gegeben.#
Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht, bevor er seinen Blick wieder
auf seinen Schatz richtete.
#Er sieht mich ja immer noch so abwesend an...#
Seto hob den Toast zu seinem Mund und biss langsam hinein. Er kaute ihn
genießend und sah gedankenverloren an Joey vorbei. Dann schloss er die Augen
wieder und biss erneut in den Toast.
#Das ist echt lecker.#
Er hob seine Lider wieder und leckte sich genießerisch über die Lippen.
Joey hatte seinen Blick nicht von Seto abwenden können. Er liebte es einfach
ihn zu beobachten und sein Blick haftete an dessen Mund. Reflexartig kopierte
seine Zunge die Bewegung und fuhr über die schmalen Lippen. Seto streckte sich
aus und legte sich nah an sein Hündchen. Sanft küsste er dessen Hals und
vergrub seine Hand in dessen Haaren. Mokuba war sowieso viel zu sehr mit Essen
beschäftigt, als dass er irgendetwas mitbekommen hätte. Das Herz des
Hündchens schlug um einiges schneller, als er den warmen Atem an seiner
Halsbeuge spürte. Nachdem sich Seto ein kleines Stückchen von ihm entfernt
hatte konnte Joey wieder in die blauen Augen sehen, aber sie hatten sich
verändert. Das war einer der Gründe, warum der Blonde seinen Drachen so sehr
liebte. Manchmal konnte er einen Blick hinter seine Maske werfen. Er wusste,
dass Seto ein eiskalter Geschäftsmann sein konnte, aber manchmal konnte er in
seinen Augen etwas ganz Anderes sehen. Seine Augen hatten dann einen ganz
besonderen Glanz, der ihn sofort in seinen Bann zog und sie schienen zu lodern.
Dann konnte er einen Blick auf den Seto werfen, den sein Drache wohl schon vor
langer Zeit hinter einer Eiswand eingesperrt hatte. Und dieser Seto gefiel ihm.
Er war wild, feurig und weckte eine Lust in dem Blonden, die er so intensiv noch
nie gespürt hatte. Aber diese Seite war dunkel, wie wenn sie von irgend etwas
gefesselt würde.
#Warum hast du dich eingeschlossen? Was hat dich dazu gebracht?#
Der Blonde konnte nicht wirklich glauben, dass Seto einfach so seine Maske aus
Eis trug. Es musste doch einen Grund haben... irgendeinen....
Er küsste seinen Drachen und drückte ihn auf die Matratze. Keine Sekunde
später waren ihre Zungen wieder in einem heißen Kampf miteinander verbunden.
Mokuba schnappte sich das Tablett und verschwand lautlos aus dem Zimmer.
Auch wenn er noch jung war, er wusste wann der beste Zeitpunkt war um mit dem
Frühstück zu verschwinden um es alleine essen zu können.
Joey entfernte sich leicht von Seto, doch dieser bäumte sich auf und schnappte
nach seinen Lippen. Und so begann der Kuss von Neuem.
#Was hast du für ein Geheimnis?#
Langsam fuhr Joeys Hand unter Setos Pulli, in dem dieser die Nacht verbracht
hatte und zog ihn über dessen Kopf. Wieder konnte er aufkommende Angst in Setos
Augen sehen. So wie jedes Mal, wenn sie sich so nahe kamen.
#Du brauchst keine Angst haben. Ich werde warten, solange bis du dazu bereit
bist. Und wenn ich mein ganzes Leben warten muss.#
Sanft platzierte er einen Kuss auf dessen nackter Brust und spürte die
Gänsehaut, die sich auf dieser bildete.
„Du solltest dir was Frisches anziehen. Der hier ist etwas geknautscht.“
Während er sprach hielt er den Pulli hoch. Sofort entspannte sich Setos Körper
und er zog Joey zu sich. Jetzt war es an dem Blonden eine Gänsehaut zu kriegen,
als sein Oberkörper auf dem muskulösen Brustkorb des Brünetten zum liegen kam
musste er sich doch sehr zusammenreißen.
# Seto ist heiß...#
Er schmiegte sich noch etwas näher an den Drachen. Ein kleines Lächeln huschte
über sein Gesicht und er schob seine Arme unter den Rücken des Ältern.
#Alles meins...#
„Du solltest mal wieder mehr mit Mokuba machen, jetzt, wo du wieder gesund
bist. Ich glaube er vermisst das.“
Ein zustimmendes Grummeln war unter ihm zu hören.
„Da gibt es nur ein Problem...“
Der Brünette legte den Kopf zur Seite und schien ernsthaft nachzudenken, was
Joey etwas überraschte.
„Was denn für ein Problem?“
„Ich kann leider nichts mit Moki machen.“
Für diese Aussage bekam er von Joey einen verwirrten und verwunderten Blick.
„Und warum? Er ist dein Bruder. Du solltest schon etwas Zeit mit ihm
verbringen.“
Seto drehte seinen Kopf wieder in Joeys Richtung und der Blonde konnte erkennen,
dass sein Gegenüber kurz davor war zu grinsen.
„Weißt du, da hat sich so ein süßes, aber auch schweres Hündchen auf mir
platziert und deswegen kann ich leider nicht aufstehen.“
„Wuahhhh. Du Idiot!“
Joey hatte einen rosa Schimmer ins Gesicht bekommen und er sah gespielt
beleidigt zur Seite.
„Willst du etwa sagen, dass ich dick bin?“
„Klar.“
Joey sah ihn entsetzt an, doch der Blauäugige schmunzelte immer noch.
„Du bist so dick, dass man die Rippen schon fast gar nicht mehr erkennen kann.
Du hast ja schon fast Normalgewicht.“
Wütend tippte Joey auf Setos Brust.
„Ich habe Normalgewicht! Entschuldige, dass ich nicht so einen muskulösen
Body wie du habe, bei dem jeder schwach wir- HEY!“
Seto hatte ihn an den Armen gepackt und sich mit ihm zusammen gedreht. Das
perplexe Hündchen lag jetzt unter ihm und sah verwirrt in zwei blaue Saphire.
„So, du sagst also, dass ich gut gebaut bin?“ hauchte der Brünette
ungläubig, wenige Millimeter von Joeys Haut entfernt.
„Ja... schon“ kam die geflüsterte Antwort, da es dem Blonden durch diese
Aktion die Sprache verschlagen hatte.
„Danke.“ #Auch wenn ich meinen Körper verabscheue....#
Dann spürte der Jüngere zarte Küsse, die auf seine Haut gehaucht wurden. Es
war fast nichts zu spüren und doch jagte ein Schauer durch seinen Körper. Kurz
nachdem er genießend die Augen geschlossen hatte, fanden die Zärtlichkeiten
auch schon ein Ende.
„Du hast recht, ich sollte mehr mit Mokuba machen. Ich werd gleich mal runter
gehen und ihn fragen was er machen will.“
Mit diesen Worten stand er auf und streckte sich. Dann schlenderte er zu seinem
Schrank, der wahrscheinlich der Traum aller Frauen war.
Der Schrank war groß, sehr groß sogar.
Joey hatte sich in der Zwischenzeit wieder auf den Bauch gedreht und sog jede
einzelne Bewegung seines Schatzes in sich auf.
#Meins... nur meins#
Seto stand grübelnd da und schien sich nicht für eins seiner vielen
Kleidungsstücke entscheiden zu können. Wieder konnte Joey einen kurzen Blick
auf sein Tatoo erhaschen. Ein Drache, ein weißer Drache, was denn sonst.
#Es hätte wirklich nichts anderes gepasst. #
Sosehr Joey sich auch bemühte, aber immer wenn er Seto mit diesem Drachen auf
dem Arm sah, war es um ihn und seinen Verstand geschehen. Seto sah damit einfach
so … männlich aus.
[Insider… sry musste sein XD]
Der Brünette hatte sich endlich entschieden und zog einen engen schwarzen Pulli
aus dem Schrank. Schnell schlüpfte er in das Kleidungsstück und gab Joey noch
einen kurzen Kuss. Dann verließ er das Zimmer um seinen kleinen Bruder zu
suchen. Heute hatte er sich ernsthaft vorgenommen etwas mit ihm zu unternehmen
und wenn Mokuba nur fernsehen wollte.
Kaum hatte Seto das Zimmer verlassen, verfiel der Blonde in Träumereien.
#Warum hast du solche Angst vor körperlicher Nähe? Du kuschelst und schmust so
gern und kannst besser küssen als jeder andere, also warum hast du dann Angst,
wenn es um mehr geht?. . .#
Nach einer Weile des Träumens raffte er sich doch auf und suchte seine
Klamotten zusammen, die er in der Nacht einfach irgendwohin geworfen hatte, da
er doch zu müde gewesen war um sich damit zu befassen. Während er versuchte in
seine Hose zu kommen, dachte er weiter nach.
#Egal was es ist…. ich liebe ihn. #
Als er fertig war ging er ins Badezimmer und besah sich im Spiegel. Wütend
betrachtete er eine Strähne, die vorwitzig abstand und ihm schier ins Auge
sprang. Nach einigen missglückten Versuchen, sein Haar zu bändigen, die
allerdings nur dazu geführt hatten, dass noch mehr Strähnen hinzu gekommen
waren, gab er schließlich auf und ging aus dem Zimmer.
#Ich sollte es lassen, ich krieg meine Haare sowieso nicht ordentlich. #
Kaum stand er vor der Tür hörte er schon ohrenbetäubendes Geschrei.
#Eindeutig Mokuba. #
Also folgte er dem Lärm und stand nach kurzer Zeit vor der Tür zu einem der
Wohnzimmer.
Die beiden spielten Playstation und hatten gerade ein Match zu ende. Den Tisch
hatten sie etwas an die Wand gerückt, damit die Beiden mehr Platz hatten. Auf
den Bäuchen liegend hatte sie ihren Blick auf den Bildschirm fixiert, doch Moki
sah alles andere als zufrieden aus.
„Menno, du hast schon wieder gewonnen, Nii-san… „
„Du wirst mich in hundert Jahren nicht besiegen, auch wenn du besser geworden
bist, das muss ich zugeben.“ entgegnete sein Bruder gespielt selbstgefällig.
„Werd ich wohl!“
„Träum weiter.“ kam die Antwort, zusammen mit einem Piekser in die Seite
für Mokuba.
Daraufhin sprang Moki auf Setos Rücken und eine kurze Rangelei entstand. Joey
stand daneben und konnte nur den Kopf schütteln.
#Eigentlich war ich doch der kindische in unserer Beziehung. #
Die beiden Kaiba- Brüder standen wieder auf ihren Beinen, doch es war nur eine
kleine Verschnaufpause. Seto dachte, dass Moki aufgab und drehte sich weg um
seinem dröhnenden Schädel eine kleine Pause zu gönnen. Darauf hatte der
Kleine nur gewartet, denn er sprang auf den Rücken seines Bruders. Er wollte,
dass er umkippte und auf dem Boden landete. Das klappte auch ganz gut, Mokuba
hatte nur eine Sache nicht bedacht, wenn Seto nach hinten kippen würde, dann
läge er wohl unweigerlich darunter. Seto gab ein würgendes Geräusch von sich
und kippte, wie nicht anders zu erwarten, langsam nach hinten. Schnell drehte er
sich im Fall, um nicht auf seinem kleinen Bruder zu landen, hatte aber deswegen
keine Zeit mehr sich abzufangen. Und so knallte er mit dem Brustkorb auf die
Tischkante. Joey hatte dieser Szene, die innerhalb von Sekundenbruchteilen zu
ende war, mit weit geöffneten Augen beobachtet. Er wollte Seto warnen, aber da
war es schon zu spät. Der Brünette lag zusammengekrümmt auf dem Boden und
hustete unter Schmerzen. Moki saß halb auf ihm, da er noch gar nicht realisiert
hatte, was passiert war. Also packte Joey ihn kurzerhand und setzte den Kleinen
zur Seite. Er kniete sich neben Seto, der immer noch nach Luft schnappte.
„Seto?“ Außer einem schmerzverzerrten Gesichtsausdruck bekam er keine
Antwort, deswegen zog er seinen Drachen in seine Arme und lehnte sich an der
Wand an. Sanft fuhr er Seto durchs Haar und versuchte ihn zu beruhigen, denn der
Schmerz hatte den Brünetten kurzzeitig geschockt. In dieser Position verharrte
er, bis sein Schatz wieder zu Atem gekommen war und sich dessen Finger nicht
mehr ganz so stark in seinen Pulli krallten.
Dann fragte er besorgt: „Geht‘s? Hast du Schmerzen?“
„Meine… Rippen…“ keuchte der Brünette leise und legte seine linke Hand
auf die Brust.
Joey flüsterte beruhigend: „Das geht gleich vorbei, ein, zwei Minuten, dann
müssten die Schmerzen weg sein. „
Moki stand verlegen daneben und entschuldigte sich die ganze Zeit leicht
panisch, das hatte er nun wirklich nicht gewollt.
„Das ist… nicht so schlimm Moki…“ versuchte Seto zu sagen, auch wenn
seine Stimme etwas gepresst klang.
Der Kleine rannte aus dem Zimmer und schien mehr von der Sache mitgenommen zu
sein als sein Bruder.
Setos Schmerzen klangen langsam ab und er wollte schon zu seinem kleinen Bruder
laufen, doch Joey hielt ihn weiter in seinen Armen fest.
„Was?“ Seto sah zu Joey, doch dieser fuhr mit seiner Hand unter Setos Pulli.
Der Brünette zuckte zusammen und erstarrte augenblicklich.
#Nanu... Was ist denn los, Seto?# dachte der Blonde überrascht, da er nun doch
nicht mit einer so heftigen Reaktion gerechnet hatte.
Er versuchte seinen Drachen zu beruhigen, während er sich über alle Rippen
arbeitete um nach möglichen Verletzungen zu fühlen.
„Shh.... ganz Ruhig. Ich will doch nur überprüfen ob du dir nichts getan
hast. Du brauchst keine Angst haben.“
„Hab ich nicht.... du hast nur kalte Hände....“ flüsterte Seto. Doch sein
abwesender, kalter Blick, seine verkrampfte Körperhaltung und seine brechende
Stimme sagten dem Blonden etwas ganz anderes.
Joey fuhr über Setos Körper und genoss es diese Haut zu spüren, schließlich
war es etwas besonderes, wenn sie sich so nah waren. Seto entspannte sich nach
kurzer Zeit auch wieder und schloss die Augen müde. Joey zog seine Hand zurück
und legte sie locker auf den weichen Pulli.
„Alles okay?“ fragte er besorgt und gab seinem Drachen einen kurzen Kuss auf
die Wange. Der Kuss war völlig ohne Verlangen. Der Blonde wollte Seto nur
zeigen, dass er ihn liebte und ihn nicht gleich wieder verschrecken.
„Klar.“ Antwortete der Brünette und gab Joey seinerseits einen Kuss. Dann
stand er auf und zog Joey auf die Füße. Seto verließ den Raum und kaum war er
im Flur, sprintete er fast in die Küche.
#Was ist denn in den gefahren?# schoss es Joey verblüfft durch den Kopf.
Doch dann hörte er den Grund schon, denn aus der Küche drang leises Weinen.
Das Weinen eines kleinen Jungen.
Mokubas Weinen.
Seto kniete sich zu ihm und zog das verheulte Häufchen Elend in seine Arme.
„Hey, warum weinst du, Moki?“ flüsterte er sanft und wiegte seinen Bruder
beruhigend ihn und her.
Seine Hand strich über den kleinen Rücken und er hörte aufmerksam zu, als
Mokuba schluchzend antwortete.
„ich.. hab dir.. weh getan.... und das wollte ich doch nicht!... Das... tut
mir... so Leid und jetzt bist du bestimmt sauer auf mich. Dabei war ich so
glücklich... dass wir wieder was zusammen gemacht haben“
Seto schüttelte ungläubig den Kopf und sagte: „Ich bin doch nicht wütend
auf dich, kleiner Bruder. Das war ein Unfall. Es ist okay, mir ist doch gar
nicht passiert. Es ist alles noch dran.“
Er schob Moki ein Stück von sich weg und wischte ihm die Tränen von den
Wangen.
„Und jetzt beruhig dich wieder Ototo-chan.“
„Okay...“
Moki zog die Nase hoch und lächelte Seto dann auch schon wieder an.
„Ich geh in mein Zimmer okay?“
Der Brünette nickte nur und Moki hüpfte fröhlich in sein Zimmer.
# Meine Güte. Der Kleine hat ganz schöne Stimmungsschwankungen. In einem
Moment todunglücklich und im nächsten lacht er schon wieder. Verrückt...#
Joey schüttelte den Kopf und trat neben Seto.
„Mokuba ist nicht sehr lange über etwas traurig, mhm?“
„Ja, und ich bin sehr froh darüber...“
#Denn sonst hätte er sich früher viel zu oft Sorgen um mich gemacht.#
Seto lächelte verbittert und sah auf einmal sonderbar traurig aus. Er sah genau
in Joeys Augen und der Blonde hatte das Gefühl als könnte er tief in die Seele
seines Drachens schauen. Doch was er da sah, jagte ihm den Schrecken bis ins
Mark.
„Seto...“ hauchte er, da er nicht mehr in der Lage war, einen Satz zu
artikulieren. Der Blick des Brünetten war daran Schuld. Dieser Blick war ein
einziger schmerzvoller Hilfeschrei gewesen, wie wenn etwas die Seele des
Brünetten gefangen halten und quälen würde. Er sah noch einmal forschend in
diese saphirblauen Augen, doch sein Drache hatte sich auch schon wieder gefangen
und der Blick war verschwunden.
War es etwa nur eine Einbildung gewesen?
Seto stand auf und sah Joey wieder völlig normal und fragend an.
Das war einfach zu viel für den Blonden.
Er sah immer wieder seinen Drachen mit diesem schmerzgeprägten Blick vor sich,
immer und immer wieder.
Was war es für ein Geheimnis, dass der Brünette hütete, warum sagte er ihm
nichts?
Er wollte weg, weg von Seto.
Er wollte allein mit seinen sich im Kreis drehenden Gedanken sein, oder sich
zumindest davon ablenken. Er drehte den Kopf zur Seite und meinte mit leiser
Stimme: „Ich sollte nach Hause gehen. Es ist schon ziemlich spät und mein
Vater hat sowieso schon rumgemeckert wo ich wieder stecke. Ich muss ihm ja noch
helfen, wegen dem Besuch von meiner Mutter und meiner Schwester... Ich meine,
ich seh sie so selten und...“
Joey kam sich so schrecklich lächerlich vor.
Er suchte tatsächlich nach einem einigermaßen einleuchtenden Grund um von
Seto wegzukommen?
Was war denn nur mit ihm los?
Er liebte seinen Drachen mit den eisblauen Augen doch!
„Schon okay, Joey. Das versteh ich... viel Spaß beim Vorbereiten.“
Setos Blick war nicht wirklich überzeugt, da er Joeys Verhalten sehr wohl
bemerkt hatte, aber er dachte sich nichts dabei. Er brachte sein Hündchen noch
zur Tür und verabschiedete sich mit einem kurzen Kuss. Die Tür schnappte zu
und Joey stand im Sonnenlicht. Schnell drehte er sich um und lief mit hastigen
Schritten vom Kaiba- Anwesen. Er versank völlig in seinen Gedanken, doch seine
Füße trugen ihn wie von selbst nach Hause.
# Warum hat Seto so traurig geguckt? Wie wenn seine Seele schreien würde...
Das hab ich mir doch nicht nur eingebildet! Aber er war so schnell wieder
normal... wie wenn er nur kurz die Kontrolle verloren hätte und etwas aus
seiner Erinnerung hervorgekommen wäre... Hat er ein Geheimnis oder hab ich
Halluzinationen?#
Als er vor der Haustür stand wischte er diese Gedanken genervt beiseite.
#Es bringt doch sowieso nichts darüber nachzudenken! Ich zerbreche mir wieder
den Kopf und komme zu keinem Ergebnis!#
Mit diesem Gedanken schloss er die Tür auf und trat in die Wohnung. Gerade als
er seinen Mantel auszog hörte er seinen Vater schon rufen.
„Ach? Der junge Herr kommt auch mal wieder nach Hause. Ich hab schon gedacht
ich sehe dich erst an meinem Sterbebett wieder! Welche Ehre, dass du mal wieder
vorbeischaust!“
„Krieg dich wieder ein! Seto war krank!“ antwortete der Blonde bissig.
Er knallte den Schlüssel auf den Tisch und sein Vater erschien im Türrahmen.
„Seto war krank!“ äffte ihn sein Vater nicht minder genervt nach.
„Ha. Ha. Wie lustig du doch heute wieder bist! Tut mir leid, aber meine
Freunde sind mir nun mal wichtig!“
„Aha. Du warst also bei Seto... und wie heißt er weiter?“
Joey sah seinen Vater Chiaki genervt an.
„Kaiba. Seto Kaiba.“
“WAS? Mann….”
Sein Vater lehnte seinen Kopf völlig sprachlos und geplättet an den Türrahmen
an. Dann fing er an zu lachen.
„Was ist so lustig?“ zischte Joey gereizt.
„ DER Seto Kaiba! Das ist einfach zu komisch! Wie wenn ein so stinkreicher
Pinkel, wie dieser Kaiba ausgerechnet DEINE Hilfe brauchen würde, wenn er krank
ist! Der kann sich doch jeden Arzt der Welt leisten! Und kauft nebenher noch die
Firma auf, in der ich arbeite, ja schönen Dank auch!“
Bei der Beleidigung seines Schatzes zuckte Joey zusammen und er hatte den
starken Drang seinem Vater an die Gurgel zu gehen. Dieser sah seinen Sohn immer
noch fassungslos an.
# Seto braucht mich... aber auf eine andere Weise als du denkst, Dad... was ist
denn los mit dir... sonst reagierst du doch ein wenig gelassener?# Seufzend
drehte er sich um und ging in sein Zimmer. Dank seinem Vater waren seine
Gedanken schon wieder bei seinem Drachen. Er schlug die Tür zu und drehte den
Schlüssel um.
„HEY! JOEY! Ich rede mit dir! Verdammt!“
#Ich rede aber nicht mit dir Dad...#
Trübsal blasend lies sich der Blonde auf sein Bett fallen.
#Morgen ist wieder Schule... und das ohne meinen Drachen... der muss sich ja
noch schonen... ach ja#
Und schon war er eingeschlafen....
Am nächsten Tag:
Joey betrat gut gelaunt die Klasse. Seine Freunde hatten sich um Yugis Platz
versammelt. Nach den Ferien hatten sie sich viel zu erzählen. Duke, Tristan,
Bakura, sie waren alle da.
„Hey ho, Muchacho!“ wurde der Blonde begrüßt.
„Na, wie waren deine Ferien?“
„Einsame Spitze!“
#Ich war ja auch die meiste Zeit bei meinem Seto. Da konnten es ja nur tolle
Ferien werden, auch wenn er krank war.#
Er gesellte sich zu seinen Freunden und fragte: „Und? Was habt ihr so
gemacht?“
Yugi war der Erste der ihm antwortete und er lächelte verträumt als er
berichtete.
„ich war mit Atemu in Ägypten. Er studiert ja jetzt Ägyptologie.“
Tristan war als nächstes dran. Verlegen kratzte er sich am Kopf.
„Also, ich hab eigentlich gar nichts gemacht...“
Duke sah ihn beleidigt und angesäuert an und verpasste ihn eine Kopfnuss.
„Was quatschst du für’n Müll, Mann. Das stimmt überhaupt nicht! Du bist
mit mir um die Häuser gezogen.“
Tristan zuckte mit den Schultern.
„Sag ich doch, wir haben nichts gemacht.“
Die Beiden sahen sich an und brachen in lachen aus. Es waren noch zwei Minuten
bis zum Unterrichtsbeginn und so langsam trudelte auch der Rest der Klasse ein.
Tea stürmte in den Raum und machte somit alle auf sich aufmerksam. Sie stellte
sich vor die Jungs und präsentierte ihnen ihr neues Outfit. Sie hatte die
Ferien in Europa verbracht und sich von oben bis unten neu eingekleidet. Alle
pfiffen und machten der Brünetten Komplimente, was wohl an dem tiefen
Ausschnitt lag, als an ihren Klamotten an sich.
Joey war eher gelangweilt, auch wenn er es nicht offen zeigte um Tea nicht zu
beleidigen. Fünf Sekunden, bevor die Stunde begann kam auch noch ein junger
Mann mit braunen Haaren und saphirblauen Augen in den Klassenraum. Die Mädchen
seufzten schwärmend und Joey fiel die Klappe.
#Er sollte sich doch schonen?!#
Seto setzte sich ungerührt auf seinen Platz neben Joey und stellte seine Tasche
neben sich. Keine zwei Sekunden später kam ihr Mathelehrer auch schon mit einem
breiten Grinsen in die Klasse gerauscht.
„Ich hoffe ihr habt alle über die Ferien gelernt, denn ihr werdet jetzt eine
Arbeit schreiben.“ Ein Aufstöhnen ging durch die Klasse. Joey war kurz vor
einem Nervenzusammenbruch.
# Scheiße! Ich hab überhaupt nicht gelernt! Ich hab mich ja um meinen kranken
Drachen gekümmert und hab’s voll verpennt.#
Die Blätter wurden verteilt und alle außer Joey fingen an zu schreiben.
#Mathe... ich kapier gar nichts... wofür braucht man diesen Mist mit den ganzen
Zahlen? Das ist so unsinnig. Warum soll ich berechnen, welches Volumen eine
Pyramide hat?#
Der Blonde hatte nicht die leiseste Ahnung, was er da eigentlich machen sollte,
also versuchte er einfach mal ein bisschen zu raten, vielleicht bekam er ja noch
ein paar Gnadenpunkte. Nach einer Stunde des mühsamen Geschreibsels warf er
einen verstohlenen Blick zu seinem Drachen, der sich entspannt zurückgelehnt
hatte und schon seit geraumer Zeit fertig schien.
Wütend starrte das Hündchen sein Blatt an, wie wenn er es hypnotisieren
wollte, damit es sich von alleine ausfüllte. Doch dieser Gefalle wurde ihm
nicht getan und so war es, als es nach quälend langer Zeit endlich klingelte,
immer noch fast leer.
Nun hatten sie die nächsten zwei Stunden frei, da der Lehrer die Arbeiten
korrigieren wollte, ohne dabei seine Freizeit zu verschwenden.
Kaum hatten sie den Schulhof erreicht ließen sich alle Schüler irgendwo fallen
und genossen die freie Zeit. Nur einer setzte sich an einen Tisch, breitete
seine Unterlagen und seinen Laptop aus, bevor er wieder mal anfing zu arbeiten.
#Ich muss wirklich darauf achten, dass er nicht so viel arbeitet... jetzt wäre
zum Beispiel die richtige Zeit um sich mal zu entspannen, damit ihm so was wie
letztens nie wieder passiert...#
Joey stand noch einige Minuten in der Sonne und hatte die Hoffnung, dass Seto
auch den lauen Wind bemerkte, der über den Schulhof wehte und seinen Laptop
ausmachte, doch als der Brünette einfach weiterarbeite ohne den Kopf auch nur
zu heben, setzte er sich in Bewegung und schritt zu seinem Schatz.
Auf dem Weg blieb sein Blick mal wieder an Setos Händen hängen. Er liebte
diese breiten, sehnigen Hände mit den langen Fingern einfach.
#In welche Höhen könnten einen diese Finger wohl treiben?# fragte er sich und
war über sich selbst überrascht.
Seit wann hatte er denn solche Gedanken?
Kaum hatte er den Platz erreicht, ließ er sich neben dem Älteren der beiden
Kaibabrüder fallen und legte seine Hand auf dessen Arm. Langsam und ohne ein
Wort zu sagen ließ er seine Hände tiefer gleiten, bis er Setos Finger erreicht
hatte. Die hellen Hände wurde umschlossen und von der Tastatur weggezogen.
„Du sollst dich doch noch schonen...“ meinte der Blonde nur und sah Seto
eindringlich in die eisblauen Augen.
„Es ist aber so viel Arbeit liegengeblieben und außerdem bin ich doch jetzt
ausgeruht...“ murrte der Größere leicht angesäuert, da er so unverschämt
unterbrochen wurde.
„Und das soll auch so bleiben. Ich will nie wieder neben dir liegen müssen
und die ganze Nacht auf jeden Atemzug warten müssen, weil du mir fast unter den
Fingern wegstirbst...“ flüsterte Joey und bemerkte, wie Setos Blick wieder
weicher wurde. „Ich möchte lieber mit dir entspannen und bei dir sein...“
Seufzend nickte Seto und schloss den Laptop wieder.
„Na gut, das kann auch bis heute Nachmittag warten....“ meinte er resigniert
und lehnte sich weiter nach hinten.
„So, und jetzt machst du mal fünf Minuten die Augen zu...“
Ohne Widerworte fügte dich der Drache seinem Schicksal und schloss ergeben die
Augen. Abwartend wurde er beobachtet, denn anfangs war Setos Miene noch etwas
genervt, doch nach und nach entspannte sich seine Haltung und er rutschte etwas
tiefer. Joey schloss seine Augen und genoss einfach Setos Anwesenheit. Nach
ungefähr zehn Minuten sprach ihn eine leise, tiefe Stimme von der Seite an, die
nur dem Drachen gehören konnte.
„Joey?.....“ fragte er wispernd und brachte den Blonden, der sich fühlte,
als wäre er gerade erst aufgewacht, dazu die Augen zu öffnen.
„Spürst du diesen leichten Wind?“ fragte der Brünette weiter und sorgte so
dafür, dass sich ein leichtes Lächeln auf Joeys Gesicht legte.
Er fühlte den Wind nämlich nicht nur, nein, er konnte ihn auch sehen...
Wie er verspielt durch Setos Haar wirbelte und die schokobraunen Strähnen über
den geschlossenen Augen verteilte, nur um dann weiter unten an der Kleidung des
Brünette zu zerren und ihn noch entspannter aussehen ließ, als er sowieso
schon war.
„Ja...“ antwortete Joey und jetzt öffnete auch Seto langsam die Augen,
während sich ein seltenes, echtes Lächeln auf sein Gesicht legte und sogar bis
zu seinen sonst so traurigen Augen vordrang.
„Schade...“ hauchte Seto leise und sah melancholisch auf die Bäume, die
sich im stetigen Wind leicht bewegten.
„was denn?“ wurde prompt die Gegenfrage gestellt, woraufhin sich der
Brünette mit halb geschlossenen Augen zu dem Blonden drehte.
„Dass wir hier in der Schule sind...“ hauchte er rau um die Stimmung nicht
zu zerstören.
Joey schwieg, da er dachte das wäre alles, doch als Seto weitersprach jagten
schlagartig Blitze durch seinen Körper und ein völlig neues Gefühl des
Verlangens entfachte sich in ihm... so etwas hatte er noch nie von Seto
gehört...
... von dem beherrschten Seto.... der anscheinend wirklich eine etwas wildere
Seite hatte....
„Ich habe auf einmal das tiefe Bedürfnis dich zu küssen bis wir keinen Atem
mehr haben...“ wisperte er mit vibrierender Stimme und spannte seinen Körper
an.
Leicht eingeschüchtert sah er zu Joey, als dieser nach fast einer Minute immer
noch nichts gesagt hatte, doch dann stand Joey auf und beugte sich zu seinem
Schatz.
„In zwei Minuten auf dem Klo...“ murmelte er, schließlich war es die
einzige Möglichkeit sich in der Schule zu küssen, sie mussten letztendlich ja
sehr auf Geheimhaltung achten.
Kaum war der Blonde verschwunden stand auch Seto auf und machte sich schnellen
Schrittes auf den Weg... er wusste nicht woher dieses starke Gefühl in ihm kam,
doch er brauchte jetzt ganz dringend einen Kuss....
Als sie die Toilette betreten hatten wollte Joey etwas sagen, aber so viel Zeit
wurde ihm gar nicht gelassen...
...Seto griff nach der Krawatte von Joeys Schuluniform und zog ihn in die
nächste Kabine, während er seine Lippen verlangend auf die seines Gegenüber
presste. Erst verfielen sie in einen leidenschaftlichen Zungenkampf, in dem sie
sich gegenseitig anstachelten und nicht mehr voneinander lassen konnten, bevor
Seto etwas Tempo rausnahm und sie sich vorsichtig und sinnlich küssten bis es
gongte und die Pause zuende war. Wenig später saßen sie wieder in ihrem
Klassenraum und jeder ging seiner Beschäftigung nach. Joey saß da und ließ
seinen Blick durch die Reihen schweifen, während Seto sich eher untypisch in
seinen Stuhl gelümmelt hatte und sich entspannt durch die Haare fuhr. Aus
vielen Mädchenmündern entwich ein Seufzen und auch Joeys Blick verklärte
sich. Dann drehte er sich allerdings um und bemerkte überrascht, wie viele
weibliche Augenpaare auf seinen Drachen gerichtet waren. Er war nicht wirklich
eifersüchtig , schließlich wusste er, dass Setos Herz nur für ihn schlug und
diese Blicke erfüllten ihn eher mit Stolz und Genugtuung.
#Alles meins# dachte er, während er sich grinsend nach vorne drehte.
Überrascht zuckte er zurück, als ihr Mathelehrer plötzlich vor ihm stand.
„Wheeler. Sie haben überhaupt keinen Grund zu grinsen! Sie haben ihren
eigenen Rekord gebrochen. Glückwunsch! Ein glattes F-!“
#Das hätte ich mir ja denken können...#
„Sie sollten wirklich Nachhilfe nehmen, Wheeler. Und zwar bei jemandem der
Mathe um einiges besser versteht als Sie.“
Herr Gotoh hatte wirklich ein außergewöhnliches Talent Joey fertig zumachen,
auch wenn er mit völlig ruhiger Stimme sprach, doch allein der Inhalt seiner
Worte ärgerte den Blonden. Ohne etwas davon mitzubekommen tapste der Mann, der
wirklich starke Ähnlichkeit mit einem Maulwurf hatte und das nicht nur wegen
seiner Sehbehinderung, weiter, während er die restlichen Hefte verteile.
„Taylor E, Muto C-, Gardner D, Kaiba A+...“
Ein genervtes Aufstöhnen ging durch die Klasse. Alle waren froh wenn sie kein E
hatten und dann so was. Und wie konnte man in so einer schweren, noch dazu
unangekündigten Arbeit ein A+ schreiben? Das schaffte wirklich nur Seto
Kaiba...
Joey saß einfach nur frustriert da und versuchte verzweifelt einen Grund zu
finden, wie es jemand mit Setos Belastung schaffen konnte einen Schnitt von 1.0
zu halten. Das Hündchen war eindeutig überfragt.
Die nächsten Stunden verliefen ereignislos und zogen an Joey vorbei ohne einen
Eindruck zu hinterlassen. Er saß auf seinem Platz und verbrachte die Zeit damit
in Mathedepressionen versunken zu Seto rüberzustarren. Die Zeit zog sich wie
Gelee und als Joey schon gar nicht mehr darauf gehofft hatte klingelte es
endlich. Sie packten gerade ein, als Joeys einigermaßen wiederhergestellte
Laune wieder zerstört wurde. Herr Gotoh platze noch einmal in die Klasse.
„Da nur drei Leute eine einigermaßen akzeptable Note haben werden wir die
Arbeit morgen noch einmal schreiben. Ich hoffe für euch, dass sie dann um
einiges besser ausfällt. Einen schönen Tag noch alle zusammen.“
Damit war Joeys Laune noch schlechter als sie sowieso schon gewesen war und er
schlurfte mürrisch neben Seto nach draußen.
„Was ist los?“ fragte der Drache, dem die schlechte Laune seines Hündchens
natürlich nicht verborgen geblieben war, als sie in einem verlassenen Teil des
Parks war, der an die Schule angegliedert war.
„Nichts.“ Muffelte Joey und sah zu Boden.
„Lüg mich bitte nicht an.“ Entgegnete Seto nur kopfschüttelnd und musterte
sein Gegenüber wachsam.
Ein Seufzen entwich Joey bevor er sich zu Seto drehte und ihn mit wütenden
Augen ansah.
„WIE machst du das?! Wieso bist du so verdammt gut in der Schule? Warum
schreibst du immer so gute Noten und ich büffle und büffle und nichts kommt
dabei rum?!“ erhob Joey seine Stimme, bis er Seto fast schon anschrie ohne es
wirklich zu wollen, doch er war so frustriert, dass er unbedingt ein Ventil
brauchte.
„Und wenn ich die Prüfung morgen vergeige bin ich so gut wie tot! Wenn ich
keine gute Note in Mathe habe, werde ich nicht versetzt und dann bringt mich
mein Vater um!“ murmelte er, während er sich, peinlich berührt von seinem
Ausraster, von Seto wegdrehte und gleich darauf spürte wie sich zwei Arme um
ihn legten.
„Was hat Goto-san noch mal gesagt?” fragte Seto vollkommen ruhig und brachte
Joey durch die Erwähnung dieses verhassten Namens wieder auf 180.
„Was weiß ich?!“ zischte er wütend und versuchte sich aus Setos Umarmung
zu lösen, doch der Brünette hielte ihn wie in einem Schraubstock fest.
„Denk nach.“ Wurde er mit Engelsgeduld aufgefordert.
„Dass ich nichts zu grinsen habe?“ fragte der Blonde sarkastisch und wollte
sich weiter aus der Umklammerung befreien.
„Nein, dass du Nachhilfe bei jemandem nehmen solltest.“ Kam die leise
Erwiderung.
Schlagartig hielt Joey still und riss die Augen auf.
Natürlich...
Warum war er denn da nicht selber drauf gekommen?
Hastig drehte er sich in Setos Umarmung und musterte die strahlenden blauen
Augen um sicherzugehen, das er das auch wirklich richtig verstanden hatte.
„Du...?“ hauchte er ungläubig, wurde dann aber unterbrochen.
„Klar, wir gehen jetzt zu mir und ich bring dir Mathe bei, dann schreibst du
mindestens ein C, okay?“
„Ja sicher, aber ich muss noch meinen Dad anrufen und... musst du nicht in die
Firma?“
„Heute Abend ist noch ein Meeting, aber vorher sag ich einfach ab,
schließlich ist das nur Papierkram, den kann auch mal jemand anderes machen.“
Seto ließ sich auf eine Bank fallen und zog Joey gleich mit sich, der nun
unfreiwillig auf dem Schoß des Brünetten saß, mit dieser Position aber kein
Problem hatte. Joey lehnte sich entspannt und besänftigt in Setos Arme und
legte seinen Kopf an Setos Schulter, während er sein Handy hervorholte. Als er
wählte konnte er Setos Hände spüren, die vorsichtig über seine Kleidung
fuhren und als sein Vater endlich abnahm hatten sich seine Finger auch schon die
das Gesicht seines Drachens verirrt und fuhren die kantigen Gesichtszüge nach.
„Wheeler?“
„Hi, ich bin’s Joey. Du, ich wollt nur sagen, dass wir morgen ne Mathearbeit
schrieben und ich deswegen noch zu nem Freund gehe um mit ihm zu lernen, ja?“
„Na gut, aber heute Abend bist du wieder da, schließlich kommen deine Mutter
und deine Schwester zu Besuch. Und wehe du treibst dich wieder mit diesem Kaiba
rum.“
„Jaja...bis dann. Bye.“
Seufzend legte er auf und kuschelte sich noch einmal bei Seto ein, bevor er sich
erhob.
„Gehen wir?“ wurde er von einer tiefen Stimme gefragt und drehte sich
automatisch mit einem liebevollen Blick um.
Seto stand da, hatte in der einen Hand seine Tasche, die andere in der
Hosentasche und grinste ihn schief an.
#Ich will dich nie verlieren Seto.. Hoffentlich weißt du das...#
„Ja.“
-----#--------#--------#-------#---------#---------#----------#---------#-
Uff, der erste Teil vom zehnten Kapitel ist also fertig, obwohl es eher der
Abspann zu Kapitel neun ist. Im nächsten Teil wird es sehr dramatisch. Freut
euch drauf!
Hel,
Eule °v°
Kapitel 11: Erkennst du... Teil II
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Erkennst du.... Teil II
Langsam rollte die schwarze Limousine die Einfahrt der schönen Villa hoch und
kam geräuschlos vor der Eingangstüre zum stehen. Ohne Hast schritt Seto dicht
gefolgt von Joey die Treppe hoch und öffnete die Türe mit dem zwölfstelligen
Pin ohne einmal Nachdenken zu müssen. Eine ungewöhnliche Stille empfing sie
und das Gebäude schien seltsam verlassen.
„Ist Moki noch in der Schule?“ fragte der Blonde also, bekam aber ein
Kopfschütteln als Antwort.
„Nein, aber er wollte am Nachmittag noch einen Freund besuchen, deswegen kommt
er wahrscheinlich erst heute Abend wieder.“ Erläuterte der Brünette und
drehte sich am Treppenabsatz schließlich um.
Gedankenversunken blickte Joey nach oben.
#Heißt das wir sind alleine?#
„Wo willst du lernen?“ fragte Seto und riss das Hündchen aus seinen
Überlegungen.
„Im Wohnzimmer.“ Kam die schnelle Antwort, die Seto aber nur ein Seufzen
entlockte.
„Noch unpräziser geht's wohl nicht mehr. In welchem Wohnzimmer?“
„Äh... in dem neben deinem Schlafzimmer?“ kam es unsicher zurück und Joey
fragte sich still wie viele Wohnzimmer dieses Gebäude eigentlich besaß.
„Okay, dann komm mit.“
Ohne etwas zu sagen gingen sie nach oben und stellten ihre Schultaschen
schlussendlich in dem großen Raum ab.
„Möchtest du etwas trinken?“ fragte der Drache und schien sich in seiner
Rolle als Gastgeber noch etwas unsicher zu fühlen, schließlich war das hier
kein Geschäftsessen.
„Jep, wär nett.“
„Ähm, was möchtest du denn? Wir haben Apfelschorle, Wasser, Orangensaft,
Cola, dank Mokuba, oder willst du lieber...“
Ein Finger legte sich über seine Lippen und Joey lächelte ihn sanft an.
„Ich nehme einfach einen Orangensaft Seto.“ flüsterte der Blonde und Seto
nickte, bevor er sich schnell auf den Weg in die Küche machte.
Unter den schiefen Blicken eines der Dienstmädchen holte er zwei Gläser und
eine Flasche Orangensaft, doch nach einem eher frostigen Blick ging sie wieder
ihrer Arbeit nach, wunderte sich aber dennoch seit wann ihr Chef die Arbeit
seiner Angestellten übernahm und es sich nicht einfach bringen ließ.
Zügigen Schrittes lief der Brünette wieder hoch und stellte die Sachen auf den
Boden. Joey hatte die Zeit schon mal genutzt um seine Sachen auszupacken, aber
so richtig motiviert sah er nicht aus.
Ohne darauf zu achten setzte sich Seto im Schneidersitz neben ihn und fragte
startbereit: „Okay, womit wollen wir anfangen?“
„Müssen wir denn wirklich schon anfangen zu arbeiten?“ muffelte der Blonde
und rutschte näher zu Seto.
Verwirrung sprach aus dem Blick des Brünetten, doch als sich Joeys Lippen
unvorbereitet auf seine legten zuckte er zusammen. Den Kuss ließ er zu, doch
als sich die Hand seines Gegenübers auf seinen Bauch legte wand er sich schnell
aus dem Kuss und rutschte von Joey weg.
„Was ist?“ fragte der Blonde verdattert, als er seinen Freund einen halben
Meter von sich weg wiederfand.
„Nichts. Wir sollten bloß langsam mal anfangen zu arbeiten, sonst kommen wir
doch zu nichts mehr.“ Versuchte Seto sich rauszureden und gleichzeitig das
Zittern seiner Stimme zu unterdrücken.
„Okay... fangen wir an.“ Gab der Blonde nach und schlug sein Physikbuch auf.
Die Sonne schien kräftig durch die große Glasfront in das Zimmer und es wurde
immer heißer, bis schließlich auch der sture Seto nachgeben musste und seine
obersten Hemdknöpfe öffnete, auch wenn es nur wenige Zentimeter waren, die man
jetzt sehen konnte, war es sichtbar, wie unwohl er sich dabei fühlte.
Kurz schüttelte er den Kopf und griff sich nun das Mathebuch, um sich weiter
mit Joeys Lerndefiziten zu beschäftigen.
„So, ich werde dir jetzt mal schnell ein paar Sachen erklären, also mach dir
lieber Notizen, sonst hast du das ganze heute Abend schon wieder vergessen oder
ich muss alles fünfmal erklären.“
Also kramte Joey einen Block und einen Stift hervor und lauschte Seto, der jetzt
ruhig und strukturiert anfing zu sprechen.
Er redete, fuchtelte zwischenzeitlich mit einem Stift durch die Luft und
krickelte zur Erläuterung im Mathebuch rum.
„... ganz einfach, du hast hier den Logarithmus, den du einfach in die normale
Schreibweise umwandelst, dann noch den Term umstellen und die Funktion
rausfinden. Dann kannst du auch schon den Graphen zeichnen...“ Und Joey
schrieb und schrieb ohne Setos Redefluss einmal zu unterbrechen.
„... a² + b² = c² mehr ist das nicht, ist doch einfach zu merken, oder
nicht?“
Der Brünette sprang vom Satz des Thales zu Pythagoras, von dort zum
Bruchrechnen um sich irgendwann bei Bruchtermen wiederzufinden. Joeys Blick und
seine Aufmerksamkeit hingen die ganze Zeit an Setos Lippen, bis eine kleine
Schweißperle sich von seiner Schläfe löste und sich auf die Reise von seinen
Wangenknochen über seinen Hals machte. Wie hypnotisiert beobachtete das
Hündchen das Geschehen und blendete Setos Stimme bis zu einem wohltuenden
Hintergrundgeräusch aus. Sein Blick wanderte die schlanken Arme hinunter und
verweilte eine Weile auf den schönen, großen Händen, die wieder in der Luft
gestikulierten. Und wieder war da dieses Gefühl, welches er schon die ganze
Zeit versuchte zu unterdrücken, das sich aber doch immer wieder einschlich.
Was war heute bloß los mit ihm?
Schon die ganze Zeit geisterte die Frage in ihm, wie es wohl wäre Seto etwas
näher zu kommen und mal einen Schritt weiter zu gehen... aber er wusste ja
nicht, wie der Brünette reagieren würde.... er wusste schließlich um die
Berührungsängste seines Drachens auch wenn er sich nicht sicher war, wie stark
sie wirklich waren und wann sich Seto einfach nur zusammenriss um sie nicht
offen zu zeigen.
Langsam drang Setos Stimme wieder in sein Bewusstsein und er schreckte hoch, als
ihn der Brünette ansprach.
„Joey? Du machst jetzt bitte die Aufgaben im Mathebuch, ja?“
„Okay....“ stimmte Joey zu, nachdem Seto die Aufgaben eingekringelt hatte.
Mit leicht eingeschüchterten Gesichtsausdruck nahm der Blonde seinen Bleistift
zwischen die Finger und fing an sich in die Aufgaben einzufinden, doch schon
nach ein paar Sekunden gab er entnervt auf.
„Seto... ich spüre deinen Blick die ganze Zeit auf mir ruhen, kannst du nicht
bitte irgendwo anders hinsehen, du bringst mich wie immer total aus dem
Konzept.“
Verwirrt schrak der Brünette hoch und sah Joey irritiert an.
„Das verstehe ich nun wirklich nicht....“
„Ich erklär’ dir gleich...“ nuschelte sein Gegenüber und machte sich
wieder über die Aufgabenstellungen her.
Nach gefühlten sechzig und realen zehn Minuten war der Blonde dann auch endlich
fertig und besah sich stolz sein Werk.
Fast eine Seite voller Zahlen und anderem Geschreibsel, die er seinem Schatz
stolz unter die Nase hielt.
„Hier!“
Mit einem skeptischen Blick wurde der Zettel angenommen und Seto schüttelte
schon nach drei Sekunden den Kopf. Immer wieder folgte ein missgelaunter, bis
schwer schockierter Laut, der dem Blonden langsam aber sicher das Gefühl gab in
Mathe eine nichtskönnende Niete zu sein.
Schließlich nahm der Brünette den roten Stift wieder runter und sah Joey über
den Blattrand tadelnd an.
„Also.... die erste Aufgabe ist eigentlich richtig gerechnet, aber du hast es
irgendwie geschafft die falschen Werte abzuschreiben, wodurch dein Ergebnis
natürlich totaler Nonsens ist. Tja... bei der zweiten Aufgabe sind dir mal
wieder Flüchtigkeitsfehler unterlaufen, falsche Einheiten und so weiter....
mhm.... tja... das hast du auch falsch gemacht, aber das ist alles nichts, was
man nicht verhindern könnte, wenn man etwas ordentlicher schreiben würde und
sich etwas mehr Zeit nehmen würde.“
Nach diesem Monolog starrte Joey ihn einfach nur noch an und schien völlig
fassungslos zu sein.
„Was?!“ kam die leicht gereizte Frage, denn jemand wie Seto Kaiba wurde
nicht gerne angestarrt, auch nicht von seinem Hündchen.
„Und DAS ist alles? Wegen so wenig Fehlern machst du so einen Aufstand? Ich
bin so ein Genie, so wenig Fehler hatte ich ja noch nie!“ frohlockte der
Blonde und streckte sich auf dem Fußboden aus.
„Ähmm... naja, wie auch immer...“ war Setos einziger Kommentar dazu, bevor
er Mathe zur Seite legte und seine Aufmerksamkeit wieder auf Joey richtete.
„So und warum bist du nun in den Klausuren und im Unterricht so unaufmerksam?
Eigentlich kannst du es ja jetzt, aber dir passieren immer solche Fehler, die ja
eigentlich nicht nötig sind.... obwohl ja kein Fehler nötig ist, aber das ist
wieder was anderes. Also?“
„Seto...“ seufzte der Blonde ungläubig. „Also wenn du so naiv bist, dann
ist das wirklich zu süß.. kannst du dir das denn nicht denken?“
Doch nur ein komplett verwirrter Gesichtsausdruck zeigte sich bei Seto und man
konnte förmlich sehen, wie es bei dem Brünetten arbeitete, doch er schien auf
kein vernünftiges Ergebnis zu kommen.
„Okay.... ich erklär’s dir... das ist nur deine Schuld... Du machst mich
nun mal total wahnsinnig und ich kann einfach nur noch an dich denken. Du bist
so schön und toll und ... ach was weiß ich noch alles... und da kann ich mich
nicht auf so profane Dinge wie Mathe konzentrieren.“
Setos Unterkiefer war einfach ohne weiteres nach unten geklappt und seinem
Gesicht war deutlich anzusehen, dass das eine Situation war, mit der sein
berechnendes Gehirn nicht fertig wurde.
Er wollte gerade stotternd irgendetwas von sich geben, doch jeder Versuch eine
Frage zu stellen wurde von Joey abgewürgt, indem er den Brünetten einfach
küsste.
Überrumpelt konnte sich Seto gar nicht dagegen wehren, dass die stürmische
Zunge in seinen Mund kam und sich eine vorwitzige Hand unter sein Hemd schob.
Sein Herz schlug hektisch in seiner Brust und er spürte die Panik in sich
aufwallen, trotzdem erwiderte er den Kuss und ließ zu, dass sich Joeys Hand bis
zu seiner Brust schob und es ihm fast die Luft abschnürte.
#Was soll das? Joey... bitte.... hör auf....#
Erinnerungsfetzen jagten durch sein Gehirn, bis er keinen klaren Gedanken mehr
fassen konnte und der Situation hilflos ausgeliefert war. Joey bemerkte davon
nichts und war einfach nur mit dem umstand zufrieden, dass sich Seto
ausnahmsweise nicht vehement gegen Berührungen wehrte.
Gerade als der Blonde seine Hand auf den Schritt seines Gegenübers legen wollte
öffnete sich die Türe und Mokuba streckte seinen Kopf in den Raum, war
natürlich zur Folge hatte, dass Joey von Seto abließ und sich schnell
aufrichtete.
Der Brünette blieb wie versteinert auf dem Boden sitzen und stand dann langsam
und bedächtig auf.
„Was... was machst du denn hier?“ stotterte das Hündchen und blickte
verwirrt auf den kleinen Wirbelwind hinunter.
„Ich wollte nur kurz hallo sagen, weil ich jetzt wieder zu Hause bin.“
Antwortete er und schickte einen frostigen Blick zu Joey. Dann wandte er sich an
seinen Bruder, der immer noch kein Wort gesagt hatte.
„Seto? Ist alles in Ordnung, du siehst blass aus.“
Der Brünette sah zur Seite und krallte seine Finger in die Stuhllehne, bevor er
sich zu Moki drehte und ein leicht gepresstes ‚klar’ hervorbrachte.
„Ich bin gleich wieder da.“ Hörten die beiden noch, bevor der Drache fast
schon fluchtartig den Raum verlies und den Flur überquerte um sich im
Badezimmer einzuschließen. Kaum hatte er den Schlüssel im Schloss umgedreht,
sank er auf die harten Fließen und fing an hemmungslos zu zittern.
Nach Luft röchelnd rollte er sich zusammen und sackte haltlos zur Seite weg,
während ihn immer neue, weit verdrängte Erinnerungen heimsuchten.
„Lass mich doch endlich in Ruhe... lass mich doch endlich in Frieden...“
wimmerte der Brünette immer wieder und seine Finger krallten sich in seine
Kopfhaut.
Viele Minuten vergingen, bis sich der Drache wieder einigermaßen unter
Kontrolle hatte und die Dämonen seiner Vergangenheit wieder in seiner Seele
verschlossen hatte.
Im Wohnzimmer durfte sich das Hündchen in der Zwischenzeit eine Standpauke
anhören, die sich gewaschen hatte.
„...was denkst du dir eigentlich dabei? Ich hab dir doch gesagt, dass er
Berührungsängste hat, wie kannst du ihn denn dann so anfassen?! Hast du nicht
gesehen wie er gezittert hat?! Ich hab dir doch gesagt, dass du vorsichtig sein
solltest, aber nein, der Herr Wheeler weiß es natürlich gleich wieder besser!
Ich würd dich am liebsten-.“
„Hör auf Moki... du klingst schon wie dein Bruder früher ....“ unterbrach
ihn der Blonde leise in seinen Vorwürfen und seufzte tief.
„Ich dachte halt nicht, dass es so schlimm ist, dass er es nicht sagt, wenn es
ihm zu viel ist...“
„Joey... also das hätte ich dir auch vorher sagen können... ich weiß auch
nicht, aber wenn es um körperliche Dinge geht, dann ist Seto ganz anders als er
sonst immer ist....“ flüsterte der Kleine und zuckte mit den Schultern.
Sie schwiegen sich an bis sich die Tür öffnete und ein blasserer Seto als
vorher eintrat, der sich erst mal aufs Sofa fallen ließ.
„Was starrt ihr mich so an?!“ fauchte er ungehalten, was dazu führte, dass
Moki sich umdrehte und den Raum verließ. Im Türrahmen blieb er jedoch noch
einmal stehen und drehte sich zu den Älteren um.
„Ich lass euch mal allein. Ich bin dann in meinem Zimmer, ja?“ und
verschwand nachdem sein Bruder das zur Kenntnis genommen hatte.
„Seto...“ fing der Blonde zaghaft an, nachdem die Türe ins Schloss gefallen
war und setzte sich auf das Sofa neben seinen Drachen.
„Warum... warum sagst du es mir denn nicht, wenn es dir zu schnell geht und
dir zu viel ist...?“ fragte er leise und strich sanft über Setos Arm.
Die Antwort war stoisches Schweigen und ein leichtes Zittern, welches Setos
Körper durchfuhr.
„Warum hast du solche Berührungsängste? Was ist dir denn passiert, dass du
solche Angst vor körperlicher Nähe hast?“ bohrte er weiter, schaffte es aber
nur, dass sich Tränen in den Augen des unnahbaren Firmeninhabers sammelten.
„Okay... okay, ich bin ja schon ruhig, Liebling. Beruhig dich erst mal...“
ruderte der Blonde zurück und legte einen Arm vorsichtig um das zitternde
Häufchen Elend.
Minutenlang saßen sie einfach nebeneinander und Joey spürte, wie die Spannung
in Setos Körper nachließ und er sich fast unmerklich in die Kissen sinken
ließ.
„Du wirst den richtigen Zeitpunkt schon finden... ich vertraue dir...“
Lange saßen sie da und ließen die Stille die unangenehme Stimmung
verschwinden. Nach einer Weile schloss der Drache die Augen und lehnte sich bei
Joey an, der das als Zeichen dafür wertete, dass es seinem Liebling wieder
besser ging.
„Lass uns doch noch ein wenig lernen, du hast es nötig....“ kam der abrupte
Themenwechsel Setos, der aufstand und sich wieder dem Mathebuch zuwand.
Joey konnte nur lächeln und nicken, als ihm ein riesiger Stein vom Herzen viel,
dass der Brünette ihm nicht böse war.
#Ich liebe dich Seto...#
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JUHU!!!!!!!! Ich hab ENDLICH nach so langer Zeit wieder weitergeschreiben. Falls
irgendeiner das Kapi gelesen hat, bin ich sehr dankbar. Aber am meisten müsst
ihr --- danken, schließlich ist es ihre Schuld, dass ich wieder schreibe!
Hel,
Eule °v°
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