Der Wolf im Tümpel von Tsutsumi ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Autor:Tsutsumi Teil:1/1 Disclaimer: Charaktere und Story gehören nicht mir. Und Geld sehe ich für sowas noch immer nicht. Warnung: sappy´ger Schreibstil, Kitsch Kommentar: Im September, glaube ich, für Nyx-chan geschrieben und auf Wunsch der einzelnen Dame jetzt auch auf Animexx erhältlich. Der Wolf im Tümpel Irgendwo stiegen Glühwürmchen auf. Aus Büschen, aus der wilden Wiese weiter hinten, abseits der Straße und des Hügels. Sie saßen selbst in den Bäumen, blinkten auf und erloschen wieder, wie grüngelbe Autoblinker, stumm und sanft. Eiji hatte so etwas noch nie gesehen. Japan rühmte sich zwar für seinen strengen Naturschutz und seine wilden, naturbelassenen Gebiete; doch er hätte sich zuvor nicht träumen lassen, dass er für Glühwürmchen in einen „dreckigen Industriestaat“ hatte reisen müssen. Der alte Pick-up, den Max irgendwo aufgetrieben hatte und mit dem sie gemeinsam geflüchtet waren aus Ashs Revier, stöhnte ächzend in die Nacht hinein. Sein Motor kühlte noch immer ab. Eiji fühlte sich beinahe beruhigt von dem metallischen, rostigen Seufzen und biss noch einmal in den Maiskolben, den er langsam und bedächtig vor sich heraß. Mais hatte er bisher nur aus der Dose gekannt, behandelt und benutzerfreundlich. Aber dieser hier hatte sämtliche, winzige Schälchen und Fasern an den Körnern, die ihm immer wieder zwischen den Zähnen hängenblieben und die er verschämt versuchte, mit einem Zahnstocher zu lösen, was nicht sonderlich elegant aussah. Die Tatsache, dass Junichi bei derselben Aktion genauso versagte, beruhigte ihn nicht unbedingt. Sie waren geflüchtet. Wie ein Netz waren all diese Leute auf einmal da gewesen, hatten geschossen und geschrien und Eiji hatte nicht schnell genug mit den anderen flüchten können. Dann war Max von irgendwoher gekommen, hatte sie eingeladen und war nur gerast. Zwei Tage durchgängig. In der letzten Nacht hatte Eiji nicht mehr in seiner Muttersprache geträumt. Zwischen den Sternen, die er im Traum gesehen hatte, hatte sich immer wieder ein Name manifestiert, so fix wie die Himmelskörper selbst; Dino Golzine. Es knackte im Gebüsch und einige verschreckte Grillen hörten auf zu zirpen. Die Dunkelheit verbarg Ashs müdes, festes Gesicht, als er auf die Japaner zugestapft kam. „Helft mir mal.“ Er sprach leise. „Max ist in ´nen Wassergraben gefallen.“ Sie hörten ihn schon von Weitem, spuckend und schnäuzend, und dann war da Wasserplatschen, welches nach unkontrollierten Schlägen und Spritzern klang, wie wenn Kinder im Schwimmbad herumplanschten. Als sie durch die Büsche stiegen, konnten sie im Schein des Mondes und der Glühwürmchen das kleine Wasserloch erkennen, in dem Max wie ein halbtoter Ochse strampelte und fluchte und lallte. Es war weniger ein Graben als ein pures, natürlich geformtes Loch, eine große Vertiefung, in der sich Regenwasser gesammelt zu haben schien. „Ich ertrinke!“ , spuckte Max schwerfällig. „Jetzt helft mir doch mal!“ Seine Haare waren nass, schütter, standen zu Berge wie bei den zerstreuten Professoren in den Comics, die Eiji früher immer gelesen hatte. Er sprang hinzu, stutzte und zog sich das Hemd über den Kopf, um in den Graben zu springen und Max zu helfen, als er Ashs warme Hand auf seiner nackten Schulter spürte. „Lass.“ Von der anderen Seite des Wasserlochs her starrte Junichi, der besorgt stillstand, seit dem Augenblick, in dem Ash gesprochen hatte, stutzend. Sein Blick glitt durch die Dunkelheit zu den Jungs herüber und blieb schließlich an Ash hängen. Mit einem leichten Erschaudern spürte Eiji wie sie sich alle blind nach Ash richteten. „Aber er ertrinkt doch!“ , protestierte er leise und zeigte mit zitterndem Finger auf Max, der stöhnend und plätschernd vor sich hinröchelte. „Tut er nicht.“ Ash folgte mit dem Blick Eijis Finger. Um den Wassergraben tanzten Glühwürmchen herum und beleuchteten das Szenario auf eine bizarre Art und Weise. „Das Wasser geht ihm gerade mal bis zum Bauchnabel!“ Sie waren nur kurzzeitig in Sicherheit. Kein Wunder, welche Ganoven würden auf die Idee kommen, dass sich ihre Gejagten in irgendeinem Bundesstaat an einem sumpfigen, dreckigen Wasserloch, dreißig Meter neben dem Highway aufhalten würden? Als Eiji genauer hinsah und im Schein der leuchtenden Insekten, die über die Wasseroberfläche schwebten, erkannte er Max´ vollkommen erschöpftes Gesicht. Der Mann hatte dunkle Ringe unter den Augen, verzerrte Lippen. Speichel hing in seinen Mundwinkeln. Erst jetzt bemerkte Eiji das Schwanken und die unkoordinierten Bewegungen des vermeintlich Untergehenden. Max war sternhagelvoll. „Und jetzt komm da endlich raus, alter Sack!“ Ash knurrte. Die Art, wie er seine Augen zu Schlitzen gekniffen hatte und sich sein Mund zu einem schmaleren Strich verzogen hatte, ließ Eiji halb zurückweichen. Ash war ärgerlich. Max spuckte erneut als er sich schwankend vorlehnte und versuchte, aus dem Wasserloch zu steigen. Als das Wasser sich einigermaßen beruhigt hatte, sah Eiji, dass es wirklich nicht sonderlich tief war. Erst jetzt konnte er sich auch erklären, wie Max es geschafft hatte, in das einzige Wasserloch im Umkreis von fünfzig Kilometern zu fallen. Und wie Glühwürmchen hierherkamen. „Bier hat er hinten auf der Ladefläche gehabt.“, knurrte Ash verdrossen und schaute Max´ erbärmlichen Versuchen, an den schlammigen, glitschigen Rändern hochzukommen, zu. Junichi war es schließlich, der dem Betrunkenen eine Hand hinhielt um ihn rauszuziehen. Max murmelte ununterbrochen. „Mein Gott, bin ich blau! Ich glaube, mir is´ schlecht!“ „Kein Wunder!“, murmelte Junichi zurück und klopfte Max tröstend auf die nasse Schulter. „Komm, gehen wir was trinken!“ Max schwankte durch die Büsche. „Noch ein Bier?“ „Nein, mein Lieber. Klares Wasser!“ Ihre Stimmen verloren sich im Geäst der Bäume, als die beiden Männer zurück zum Auto liefen. Eiji schaute ihnen verblüfft hinterher. Und zugleich empfand er Scham und Hilflosigkeit, ob nun für Max oder gegenüber Ash. Er wusste es nicht. „Er ist geflüchtet.“, sagte er schließlich in die Stille hinein, die zwischen dem leisen Gluckern des Wassers und den zirpenden Grillen hing. „Du hast dafür Verständnis?!“ Ashs Stimme klang steinhart. Es ist zu verstehen, dachte Eiji sanft. Für beide Seiten. Sich mitten auf der Flucht zulaufen zu lassen, das war unverantwortlich. Inmitten eines Bandenkriegs zwischen Angst um Kind und Frau und Freunden und der Trauer um Griffin einmal die Flucht nach oben in andere Sphären ergreifen zu wollen, war verständlich. Er dachte an seinen Traum von letzter Nacht. „Wenn Dinos Leute kommen, hängt er mir nur an und ist nicht zu gebrauchen.“, sagte Ash leise und ungnädig. „Ich hab´ keine Lust, mich für einen zu opfern, der sich mit Drogen zukippt nur weil er nicht mit den Umständen klarkommt.“ Ash starrte auf die nun glatte Oberfläche des Tümpels. Wie kleine Irrlichter schwebten die Glühwürmchen darüber. Ihr Licht spiegelte sich im Wasser wider. „Ich weiß.“, sagte Eiji sanft. „Ich glaube nur, er ist müde. Und hat Angst.“ Aus der Ferne hörte man ein raues Geräusch, eine sich überschlagendes, ersticktes Würgen. Max entledigte sich in aller Idylle seines Abendessens. „Ash, hast du keine Angst? Du musst doch auch müde sein. Gerade du.“ Nur langsam löste sich Eiji mit dem Blick vom Graben. Als er Ash anschaute, musste er ein Grinsen unterdrücken. Auf dem Haarschopf seines Gegenübers hatte sich ein Glühwürmchen niedergelassen. „Boah, ist mir schlecht!“, fluchte Max aus der Ferne. Ash sagte gar nichts. Das war in diesem Augenblick wahrscheinlich das einzig Richtige. Was auch immer er in dieser Sekunde gesagt hätte, es hätte lächerlich gewirkt, mit Max´ Würgen im Hintergrund und dem leuchtenden Punkt in den Haaren. Und Ash wirkte nie lächerlich. Er legte langsam einen Arm um Eijis noch immer nackte Schulter und lehnte sich halb an ihn. Eiji konnte sich nicht erklären, ob es aus Sinn für Romantik war, aus Erschöpfung oder aus irgendeinem anderen Grund. Er spürte nur Ashs starkes Wesen an sich, der sprichwörtliche Luchs, der an ihm zu verschnaufen schien. Und im nächsten Moment verstummte Max weiter vorne. „Ich bin nicht müde.“, raunte Ash. „Mit dir an meiner Seite bleibe ich wach solange es nötig ist.“ Und irgendwo stiegen die Glühwürmchen weiter auf. Sie saßen in den Bäumen, blinkten auf und erloschen wieder, wie grüngelbe Autoblinker, stumm und sanft. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)